Imas - Ein Gott für alle Fälle von federfrau ================================================================================ Kapitel 3: Immer Ärger mit Menschen II -------------------------------------- Ferris sah wütend hinüber zu Imas, welcher sich gerade mit dem jungen Mädchen unterhielt, das sich zuvor in ihr Gespräch eingemischt hatte. Wenn er etwas noch mehr hasste, als sich in der Menschenwelt zu befinden, dann waren das neugierige Menschen. Menschen die ihre Nase in Dinge steckten, die sie rein gar nichts angingen. Genauso wie es hier und jetzt der Fall war. Wie konnte Imas auch nur so dumm sein und diesen beiden von seiner wahren Identität erzählen? Hatte er denn aus den Geschehnissen von damals gar nichts gelernt? So kam es Ferris jedenfalls vor. Am liebsten wäre er auch gleich wieder in den Himmel zurückgekehrt doch dies war unmöglich, da Ferris nicht freiwillig hierher kam, sondern durch eine Beschwörung eines Gottes. In diesem Fall Imas. Und der würde das Band das er durch die Beschwörung zwischen ihnen beiden geknüpft hatte wohl kaum schnell wieder aufheben. Das hieß im Klartext: Ferris konnte nur in den Himmel zurück, wenn Imas es ihm ausdrücklich befahl. Was, wenn man von der jetzigen Situation ausging, mehr als unwahrscheinlich war. Sich jedoch mit Imas darüber zu streiten würde ihm vermutlich ebenfalls nicht besonders, bis gar nichts, bringen. Daher musste er sich nun vermutlich erst einmal, so schwer es ihm auch fallen mochte, zusammen reißen. Und das obwohl Geduld nun wirklich nicht das war, womit er im Übermaß gesegnet war. Ferris seufzte genervt. Dann sah er sich um. Wie es aussah befanden sie sich an einem Schrein oder Tempel. Besonders verwunderlich war das nicht, schließlich konnten die meisten Götter nicht einfach irgendwo gerufen. Das galt auch für Imas obgleich er, mit seinen dreihundertvierzig Jahren, als ein recht junger Gott war. Wenn man Imas Alter in Menschenjahre umrechnen würde wäre er vermutlich Mitte bis Ende zwanzig. Genau wusste Ferris es allerdings nicht, das Alter eines Gottes war immer schwer nachzurechnen. Besonders weil die betreffenden Götter gern mal dabei schummelten. In diesem Punkt waren sie wohl nicht sehr viel anders als die Menschen. Der Unterschied bestand nur darin, dass es bei Menschen einfacher herauszufinden war, ob sie logen oder nicht. »Er ist also kein Priester, ja? Und was ist er dann?«, stirnrunzelnd sah Sami Imas an, als sie mit ihm etwas abseits von Ferris und Aoshi stand. »Er ist jemand der ...«, Imas hielt kurz inne. Sollte er ihr tatsächlich davon erzählen? Es widerstrebte ihm schon etwas. Andererseits: Es war jetzt eigentlich egal. Schließlich hatte er am heutigen Tag innerhalb kurzer Zeit bereits die wichtigsten Regeln, die für die Götter galten, gebrochen. Was machte es da schon aus, wenn er Sami von Ferris Identität erzählte? Ferris selbst war schließlich sowieso schon wütend auf ihn - was aber vermutlich mehr daran lag, dass dieser sich in der Menschenwelt befand und Ferris Menschen auf den Tod nicht ausstehen konnte. Imas grinste unwillkürlich. »Er ist jemand der was?«, fragte Sami ungeduldig. »Oder ist es etwa so schlimm, dass du es mir nicht erzählen willst?« Imas schüttelte den Kopf. »Unsinn. Schlimm ist es nicht. Nur hege ich den leisen Verdacht, dass du mir eventuell nicht glauben könntest. Immerhin muss es in den Ohren eines Menschen ziemlich seltsam klingen.« »Du meinst noch seltsamer, als die Tatsache, dass du behauptest ein Gott zu sein?« Sami zog eine Braue in die Höhe. »Der ich ja auch bin«, sagte Imas und blickte sie abschätzig an. »Was du mir trotz meiner Machtdemonstration vorhin wohl immer noch nicht abnimmst. Ganz zu schweigen, von der Beschwörung von Ferris.« »Womit wir wieder beim Thema wären«, erinnerte Sami ihn. »Wer oder was ist also Ferris?« Noch einmal blickte Imas sie an. Dieses Mal jedoch nicht abschätzig, sondern vielmehr neugierig. Dann räusperte er sich kurz. »Imas ist eine Seele, die alleine nicht den Weg in das Jenseits gefunden hat, was nebenbei nichts gutes ist. Doch zu seinem Glück, auch wenn er das vermutlich nicht ganz so sieht, haben die Götter des Himmels beschlossen seine Seele vom ziellosem umherwandern zu erretten und zu einem Götterdiener ernannt also zu jemandem, der dazu da ist den Göttern zu dienen, wie der Name schon vermuten lässt. Etwas was für die meisten verlorenen Seelen als Ehre gilt. Aber Ferris war schon immer anders und niemand mit einem leicht umzugehenden Charakter.« »Dann hat er deshalb so schlechte Laune?« Imas schüttelte den Kopf. »Nein, nicht unbedingt. Er kann es nur nicht besonders leiden sich in der Menschenwelt aufzuhalten«, erklärte er. »Davon abgesehen haben Ferris und ich eine Art Vorgeschichte ...« »Eine Vorgeschichte?«, hakte Sami nach. »Allerdings«, Imas nickte. »Die jedoch tut nichts zur Sache und werde ich dir daher nicht erzählen. Ich habe so schon viel zu viel Ärger am Hals.« Sami blickte kurz hinüber zu Aoshi und Ferris. Letzterer sah aus, als ob er Samis Freund am liebsten mit seinen Blicken erdolchen wurde. Imas Formulierung das Ferris »niemand mit einem leicht umzugehenden Charakter« war, traf wohl zu. Trotzdem. Ferris sollte eine verlorene Seele sein? Jemand, der den Göttern diente? Das klang alles doch sehr weit her geholt. »Du glaubst mir nicht«, sagte Imas in genau diesem Moment. Sami zuckte zusammen. Natürlich hatte Imas Recht. Wie sollte sie auch? »Gar nicht wahr«, widersprach sie trotzdem. »Ich denke nur das ...« »Natürlich ist es wahr«, fiel Imas ihr ins Wort. »Lügen ist zwecklos. Vor allem weil du nicht nur schlecht darin bist, sondern ich es auch fühlen kann«, teilte er ihr mit. Sami entschloss sich, nach kurzem überlegen, vorerst nicht nachzufragen, was genau er damit meinte. Alles andere würde sie wahrscheinlich nur noch mehr verwirren. Und darauf hatte sie keine Lust. »Ich denke, es wäre am besten, wenn wir wieder zurückgehen«, sagte sie schließlich. Imas nickte. »Da magst du recht haben«, stimmte er ihr zu. »Auch wenn es Götterdienern verboten ist Menschen zu töten. Es sei denn sie handeln auf ausdrücklichen Befehl ihres Herrn.« Das beruhigte Sami, nach allem, was sie gehört hatte, nicht besonders. Denn auch wenn es, wie Imas behauptete, nicht erlaubt war Menschen zu töten, sie war überzeugt davon, dass Ferris einen Weg finden würde um Aoshi einzuschüchtern. »Ferris kennt auch Wege Menschen und auch andere Wesen zu verletzen, ohne dass man es ihnen von außen anmerkt«, teilte Imas ihr mit. »Ein weiterer Grund, weshalb wir zu ihnen zurück gehen sollten, wenn du mich fragst.« »Ich verstehe immer noch nicht, warum du ihnen von all dem erzählt hast«, meinte Ferris wenig später. »Immerhin geht sie das alles doch gar nichts an.« Imas seufzte. »Hast du es immer noch nicht verstanden Ferris? Ich und du werden eine Weile hierbleiben müssen. Und ich habe keine Lust, die ganze Zeit hier weiter herum zu lungern.« Ferris schnaubte missfällig. »Nun, dir bleibt wohl kaum eine andere Lösung«, er sah zu Sami und Aoshi. »Oder irre ich mich?« Wirklich widersprechen konnte Imas dem nicht. Imas sah hinüber zu Sami. Andererseits, wenn er genau darüber nachdachte, könnte er doch eigentlich auch ... »Nein«, unterbrach Ferris ihn in seinen Gedanken. »Auf gar keinen Fall. Nur über meine Leiche.« »Muss ich dich daran erinnern, dass du technisch gesehen schon tot bist?«, fragte Imas amüsiert. »Von daher also ist deine Bedingung durchaus erfüllt. Meinst du nicht auch?« Ferris funkelte ihn an. »Du weißt ganz genau, wovon ich spreche. Also tu nicht so, als wäre das Gegenteil der Fall.« Imas verdrehte die Augen. »Wenn du unbedingt darauf bestehst, kannst du von mir aus gerne hierbleiben. Zumindest, so lange du kommst sobald ich nach dir rufe.« Ferris murmelte etwas unverständliches vor sich hin. Imas beschloss dass es besser, nicht zu wissen, um was es sich handelte. Denn manchmal war eine Frage, auch eine Frage zu viel. So wie Ferris gerade gelaunt war, war es keine gute Idee dessen Geduld auf die Probe zu stellen. Auch wenn Imas als Gott über mehr Macht verfügte. Aber herausfordern wollte er trotzdem lieber nichts. Ganz besonders jetzt. Zudem gab es ohnehin wichtigere Dinge zu klären. Wie zum Beispiel die Frage nach einer Unterkunft. Denn wenn Imas auf etwas keine Lust hatte, dann war das nicht nur Ferris nicht zu reizen, sondern auch woanders schlafen zu können als in einem Schrein eines Gottes, den er nicht kannte. Immerhin war keiner der Götter auf ihn gut zu sprechen. Was zugegeben nicht verwunderlich war nach seinem Fehltritt von vor zweihundert Jahren. Andererseits waren zweihundert Jahre, zumindest in den Jahren der Menschen gerechnet, nicht gerade wenig. Doch leider neigten einige Götter dazu nachtragend zu sein. Da er jetzt aber beschwört wurde, konnte ihm zum Glück keiner vorwerfen, dass er den Himmel unerlaubt verlassen hatte. Das hätte nämlich wirklich Ärger geben können. Vermutlich würde er diesen nun trotzdem bekommen. Vor allem wenn man bedachte, wie viele Regeln er gebrochen hatte. Doch darum würde er sich dann kümmern, wenn es so weit war. Und das war nicht jetzt. »Sami, ich finde wirklich, dass wir so langsam gehen sollten«, meldete sich, sehr zur Überraschung aller, Aoshi zu Wort. »Außerdem geht uns das hier alles nichts an.« Ferris nickte. »Da kann ich dir nur Recht geben, Mensch.« »Einen Moment noch«, hielt Imas Sami zurück. »Wo wohnst du eigentlich?« »Warum willst du das wissen?«, Sami musterte ihn von oben bis unten. »Davon abgesehen gibt es keinen Grund, warum ich es dir erzählen sollte. Denn du bist nicht nur ein Fremder, der behauptet ein Gott zu sein ...« »Ich behaupte es nicht nur, ich bin es auch!«, fiel Imas ihr verärgert ins Wort. »Oder glaubst du mir das etwa immer noch nicht? Selbst nachdem ich es dir so herausragend bewiesen habe?« »Von was für Beweisen reden wir hier genau?«, das war wieder Ferris. »Imas?« Imas seufzte. »Ich habe die Zeit angehalten«, erklärte er. »Aber wirklich nur kurz! Also kein Grund zur Panik.« »Kein Grund zur Panik?«, wiederholte Ferris ungläubig. »Verdammt nochmal Imas! Ist dir eigentlich klar, was du getan hast? Du hast ...« »Ja, ja. Ich weiß«, Imas verzog das Gesicht. »Und jetzt sei bitte etwas leiser wütend auf mich. Es muss schließlich nicht unbedingt jeder mithören.« Nun war es Ferris, der seufzte. Und natürlich war ihm klar, dass Imas mit »jeder« nicht Sami oder Aoshi meinte. Sondern vielmehr den Gott, welchem der Schrein hier gehörte. »Mit Menschen hat man echt nichts als Ärger«, knurrte er trotzdem. »Also was ist. Irgendeine Idee was wir jetzt machen?« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)