Einem fernen Tage von Silberfrost ================================================================================ Kapitel 62: vergeben kannst --------------------------- Kōhei lehnte mit verschränkten Armen an der verschmorten Fichte und starrte in die frühe Morgensonne. Er hatte in der Nacht nicht geschlafen. Vorgeblich, um Wache zu schieben, doch was nützte das noch? Sicher, Fürst Hayato hätte persönlich und mit Masukos falschem Schädel bewaffnet aus dem Brombeerdickicht springen und ihnen den Garaus machen können - doch das war nun wirklich absurd. Der Fürst verließ den Hof seit geraumer Zeit nur ungern, nahm selten bis nie an Schlachten teil und würde es sich nicht nehmen lassen, ein Exempel zu statuieren, wenn er von den Machenschaften seines ältesten Sohnes erfuhr. Öffentlichkeitswirksam, nicht an einem Waldrand im Nirgendwo. Nein, Shisuna hatte die Latte der Unmöglichkeiten schon sehr hoch angesetzt. Mit einem größeren Unheil rechnete wahrlich niemand mehr, aber an Schlaf war dennoch nicht zu denken. Nicht, wenn alles darauf hindeutete, dass die Drachen in wenigen Stunden West und Süd vernichten wollten. Kōhei hatte sich die Gesamtsituation erneut vor Augen geführt, als er Shippō in die Geschehnisse eingeweiht hatte: Saburōs Opposition zu seinem Vater und die verbotene Abwesenheit vom Hof, die er mit allen Mitteln zu kaschieren versucht hatte. Die Geiseln, die Fürst Hayato gegen ihn in der Hand hielt, sowie die Bedeutung des Vogels, den Saburō entsandt hatte. Außerdem den Marschbefehl, der vorsah, dass sie sich auf die Seite des Siegers schlagen sollten - eines Siegers, der ihnen in jedem Fall feindlich gesinnt sein würde. Denn die Drachen hatten ihre Absicht offen dargelegt und die Beziehungen zum Westen waren längst nicht so neutral wie stets behauptet wurde. Der Junge war schockiert gewesen. In erster Linie von seinem Fürsten, der ehrlose Befehle erteile und seinen Sohn ganz unmöglich behandle. Aber auch von Kōhei selbst, der für einen Despoten arbeite, der schwangere Frauen und Kleinkinder als Geiseln nahm. Pflicht und Dienst waren in Shippōs Augen keine stichhaltigen Argumente, dennoch war auch er geblieben. Stiller als üblich und mit einer Enttäuschung und Wut durchsetzt, dass Kōhei ihn lieber nicht ansehen wollte. Er hasste es, zu enttäuschen. Besonders auf diese Weise. Es wäre leichter gewesen, wenn Shippō ein südlicher Loyalist gewesen wäre. Einer dieser Jungen, für die der Dienst an Fürst und Heer alles war. Doch er war das Gegenteil: Zu frei aufgewachsen, um sich überhaupt um Befehlsketten und Pflicht zu scheren und zu fremd am Hof, um die Konsequenzen solchen Denkens zu fürchten. Das überraschte Kōhei nicht, aber es schmerzte. War es doch, als spiegle Shippō all die Zweifel und Vorwürfe, die ihn in dunkelsten Momenten selbst verfolgten. Personifizierter Selbsthass. Es war zum Davonlaufen. Angestrengt atmete er durch und sah erneut über die entfernten Felder. Es blieb zu hoffen, dass die Überstellung der Truppen mit einem neuen Befehl einher ging. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass sein Fürst ihm neue, teils sogar gegenläufige Befehle zum Vorangegangenen erteilte. Sei es Taktik oder neue Erkenntnis. Auch Kōhei hatte noch in der Nacht, mit deutlichem Abstand zu Saburōs Vogel, eine Nachricht entsandt, die den Fürsten über das Zusammentreffen mit Shisuna und dessen Drohungen informierte. Sie würde niemals rechtzeitig ankommen, aber das war kein Grund diese Informationen unter den Tisch fallen zu lassen. Zumal sie ihm vielleicht den Hals retten konnten. Die formelle Übergabe der Befehlsgewalt ließ dieses Mal jedoch auf sich warten. So knapp vor der Schlacht hatte er sie bislang nur selten erhalten. Hatte der Fürst bereits erfahren, dass Saburō bei ihm war und entschieden, dass Kōhei damit jedwedes Vertrauen verloren hatte? „Geduld“, sagte Saburō, als habe er seine Gedanken gelesen. „Das Schreiben wird kommen. Du bist immerhin sein Liebling.“ Kōhei schloss die Augen und zählte stumm bis zehn, um nicht etwas sehr hässliches zu erwidern. „Keine Eifersucht“, versicherte der schwarze Fuchs, als er zu ihm aufgeschlossen hatte. „Ich habe darüber nachgedacht. Seine Zuneigung bedeutet mir so wenig wie dir. Wir fürchten beide nur den Moment, wenn wir keinem Zweck mehr dienen.“ „Der eine mehr, der andere weniger.“ Saburō sah ihn nicht an. „Da bin ich nicht sicher.“ Der Erbe verspannte sich, als ein vager Fleck am Horizont zu einem Vogel wurde - und stutzte, als es eine Drossel war, die flog, als habe sie in der Nacht mit drei Hauskatzen gerungen und nur knapp überlebt. „Hat mein Vater Humor, von dem ich nicht wusste?“ „Die ist von Jirō.“ Ein Stück vor Kōhei zerplusterte der Vogel in ein gutes Dutzend Federn und gleich zwei Rollen Bambuspapier, die ungezielt zu Boden trudelten. Kōhei hob die erste auf. Sie war nur mit einem Band zusammengebunden und in Jirōs grober Schrift und einzigartiger Orthografie verfasst. General. Inu nicht an front. verschoben? rücken in West vor u. warten auf euch. karte hinten. etwa beim markierten X. Nachricht vom Fürst kam gestern zu mir, ist für euch. Schicke sie weiter. Hochachtungsvoll, Jirō Die Rechtschreibung kümmerte Kōhei einen Dreck, solange Jirō so aufmerksam war, die Nachricht trotz seiner begrenzten Verwandlungsfähigkeiten über die Ebenen zu schicken statt mitten durch das Feindgebiet. So viel Voraussicht hatte er sich von ranghöheren Mitgliedern der Ratsarmeen manches Mal gewünscht. Saburō hatte die andere Nachricht aufgefangen und reichte sie ihm. Das Papier war hochwertiger und zeigte das ungebrochene Siegel des Südens. Fürst Hayato nahm also an, er reise mit der Armee. Kōhei atmete durch und brach das Siegel. Da ich davon ausgehe, dass Ihr inzwischen die Ebenen erreicht habt, erachte ich es als sicher, Euch zu kontaktieren. Ihr werdet Euch in der Schlacht auf Seiten des Ostens stellen. Ein Sieg der Inu ist in Anbetracht der speziellen Situation der Drachen nahezu ausgeschlossen. Fürst Shisunas Korrespondenz ist in ihrer Feindseligkeit überdeutlich und vollkommen unangemessen. Erwartet keine Freundlichkeit und er wird Euch nicht enttäuschen. Begegnet dem Osten mit allem gebührenden Respekt. Haltet Euch an die Panther. Ich vertraue auf Euer diplomatisches Geschick, um bestehende Zweifel und Anschuldigungen gewinnbringend zu zerstreuen. Gebt ihnen darüber hinaus keinen Grund, weniger als unsere absolute Unterstützung zu erwarten. Ich übergebe Euch hiermit die Befehlsgewalt über die Armeen der Ratsmitglieder. Truppen aus Izumi, Harima und Settsu erwarten Euch an der Front. Der Osten rechnet mit einer Stärke von zweihundert Mann. Ich zweifle nicht daran, dass Ihr auch diese Situation mit dem nötigen Feingefühl handhaben werdet. Eine Unterschrift verwendete er nur in Korrespondenz mit anderen Reichen, aber die schnörkellose, unauffällige Handschrift war Kōhei vertraut. Er wollte das Schreiben bereits wieder zusammenrollen, als er Tinte am unteren Rand bemerkte. Zögerlich strich er das eingerollte Ende glatt. Darüber hinaus entrichtet meinem Sohn meine Grüße und lasst ihn wissen, dass ich ihm in meiner Großzügigkeit - und um seine angeschlagene Konstitution wissend - drei Tage für die Rückreise an meine Seite zugestehe, bevor ich mich auch seiner anderen Lieblinge annehmen werde. Wenn er wenigstens eines seiner Kinder jemals lebendig in den Armen halten will, täte er gut daran sich zu beeilen. Er starrte auf das Papier und fühlte sich schrecklich leer. Betäubt von dem Wissen um den Schmerz, der folgen würde, und dem unglücklichen Los, dessen Überbringer zu sein, sah er langsam auf. Saburō erwiderte seinen Blick. Mit einer unnatürlichen Ruhe nahm er all den Horror auf, der sich auf Kōheis Zügen widerspiegeln musste und verzog selbst keine Miene. „Wer?“ „Das sagt er nicht eindeutig.“ „Wen hat er getötet, Kōhei?“ „Das Mädchen, fürchte ich.“ Es war schwer zu ertragen. Mitanzusehen, wie er um Fassung rang. Noch schlimmer, als er scheiterte und sich blinzelnd abwandte. „Mein aufrichtiges Beileid.“ Kōhei verneigte sich vor ihm und trat zurück. Shippō hatte sich auf seinem Lager aufgerichtet und musterte sie. Kōhei schüttelte den Kopf und wünschte, er könnte sich so offen von all der Last befreien wie Shippō, der aufsprang und einen Ast von sich trat, während Kōhei an seinen Gefühlen zu ersticken drohte. Schweigend dirigierte er den Jungen in den Wald, um Saburō Raum zu lassen. Was hätte er sonst schon tun können? Er konnte ihm genauso wenig den Schmerz nehmen wie er Shippōs Wut lindern konnte. Der hielt sich auf Abstand und sagte kein Wort. Kōhei wäre es lieber gewesen, wenn er ihn angeschrien hätte. Als Saburō zu ihnen aufschloss, wirkte er ausgezehrt und müde. Seine Augen waren gerötet, aber er gab sich Mühe, ruhig zu klingen. „Darf ich es sehen?“ Kōhei reichte ihm beide Papiere. Er las sie ohne jede Regung, las das Schreiben des Fürsten ein zweites Mal und schnippte schließlich mit den Fingern. Ein Hauch seiner Aura flammte kurz auf, verblasste sofort wieder und Kōhei wurde das Gefühl nicht los, dass gerade ein nun unnützes Rotkehlchen irgendwo auf dem Weg in den Süden in Flammen aufgegangen war. „Er weiß, dass ich hier bin. Er wird dich bestrafen, nicht töten. Dafür bist du zu wichtig. Aber du kannst besser lügen als ich. Bis zum Erhalt des Schreibens könntest du glaubhaft versichern, nichts von der Verfänglichkeit meiner Anwesenheit gewusst zu haben. Er hat mich schon vorher zu dir geschickt - warum hättest du es dieses Mal hinterfragen sollen?“ Die Schilderung traf Kōhei unvorbereitet. Er brauchte einen Moment um zu verarbeiten, dass Saburō zuerst ihn bedachte. Wirkte er wirklich so selbstsüchtig oder wollte Saburō nur die schmerzlichen Punkte überspielen? „Werdet - ich meine, wirst du gehen?“ „Wozu?“, Saburō rollte die Nachrichten zusammen. „Auf Akashi heißt es, Hayato könne ohne Yōki Illusionen schaffen. ‘Komm zurück, dann rettest du deine Familie’, ‘gehorche und du wirst Gnade finden’. ‘das Schicksal deiner Liebsten liegt in deiner Verantwortung.’ Alles Illusionen. Entweder man hat die Reste meiner Familie bereits in Sicherheit gebracht oder sie sind ohnehin verloren. Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass er es bei einer Leiche belassen wird, bis ich zurück bin. Und wenn ich zurück bin, was dann?“ Er wäre tot oder schlimmeres, das wussten sie beide. Die Jahre hatten ihn körperlich gezeichnet. Wie lange, bis auch alles andere ausgezehrt und kränklich wirkte? „Ich würde diese Mauern nie wieder lebendig verlassen. Wenn ich gehorche, rette ich niemanden. In der Schlacht vielleicht schon.“ Er reichte Kōhei die Papierrollen. „Ich gehöre Euch, General. Verfahrt mit mir, wie Ihr wünscht.“ Kōheis schluckte. Saburō am Boden zu sehen, schnürte ihm die Kehle zu. Es passte nicht zu ihm. Ebenso wenig wie diese schäbige Kleidung, der gelöste Verband an seinem Hals oder die hervorstehenden Knochen. Nichts davon. Wäre er damals in dieser Verfassung vor Akashis Küste vom Pferd gestiegen, hätte Kôhei ihm keine Woche am südlichen Hof gegeben - und das war wohlwollend geschätzt. Manch einer war schneller unter dem Klima dort zusammengebrochen. Doch hier war er: Vier Jahre später und immer noch nicht gebrochen. Und dann verlangte er das? Nein. Augenhöhe war schlimm genug - aber keinesfalls darunter. „Machen wir uns nichts vor: Du taugst nicht zum Soldaten. Im Befolgen von Befehlen bist du miserabel.“ Saburō blieb einen Moment stumm. „Du willst mich nicht?“ „Seit wann kümmert dich das?“ Er zögerte, dann lächelte er matt. „Danke.“ Sasagamine war eine abgelegene Berglandschaft mit dichten Wäldern, Seen und Freiflächen. Während letztere so ruhig da lagen wie an jedem anderen Tag, war in den Wäldern schon vor Stunden die Hölle ausgebrochen. Kōhei schloss die Augen und atmete bewusst, spürte die Auren, die um sie herum flackerten und erstarben und verfolgte den Aufprall von Stahl und Klauen, Körpern und Erde. Der Geruch von Blut und Brand schwängerte die Luft. Es war eine der weitläufigsten Schlachten, die er je erlebt hatte und nicht zuletzt, weil es keine Koordination zu geben schien. Es gab keine Linien, keine klaren Grenzen - nur ein dichtes Durcheinander von Stahl, Fleisch und Blut. Gruppen und Einzelkämpfer die auf Sicht den nächsten Gegner auswählten, kämpften, weiterzogen. Kōhei ließ eines der frisch abgerissenen Blätter durch die Hand gleiten. Er rieb an der Oberfläche bis sie wächsern wurde und verstärkte ein weiteres Mal den Sichtschild um sie herum. Am Fuße der mächtigen Eiche, in der sie lagerten, rollte ein Brennendes Rad vorüber. Das Gesicht im Zentrum des Dämons zu einem hämischen Lachen verzogen, setzte es das Unterholz in Brand und versuchte, eine Gruppe Inu einzukreisen. Shippō starrte mit großen Augen zu dem entfachten Waldbrand hinab, den Kōhei durchaus wahrnahm - jedoch nur als eine von zig sekundären Sorgen. Die Eiche war hoch, der Sichtschutz stabil und wenn es allmählich warm wurde, konnten sie immer noch verschwinden. Es gab dringlichere Fragen als ein kleines Feuer. Kōhei das Blatt aus der Hand gleiten. Es trudelte gen Boden, doch ehe es die Flammen erreichte, leuchteten winzige Schriftzeichen grellgrün auf und das Blatt verwandelte sich in einen eilends davonfliegenden Zaunkönig. Saburō verfolgte das Geschehen ausdruckslos. Als jedoch kurz darauf ein unförmiger Spatz in Kōheis Hand plumpste und sogleich wieder zu einem Ahornblatt wurde, vertiefte sich eine Furche auf der Stirn des Erben. „Jirōs Stärken liegen in der Tat woanders.“ Kōhei, der schon dankbar war, dass ihm mittlerweile keine trudelnden Enten mehr gesandt wurden, überging den Kommentar und las die Nachricht. „Keine Drachen in Ost, Süd und Nord. Der Westbericht steht aus.“ „Gehen wir mal davon aus, dass der dasselbe Ergebnis bringt.“ Damit hatte Saburō vermutlich recht. Dutzende Arten von Dämonen waren versammelt. Clans, von denen Kōhei nicht gedacht hatte, sie jemals auf einem Schlachtfeld zu sehen, und solche, die ohnehin keine Schlägerei ausließen. Allein die Anzahl an Oni war beeindruckend. Doch was fehlte waren die großen Namen: Drachen, Wölfe, ja sogar Katzen. Gemäß dem Fall, dass sie sich nicht als Farnkraut tarnten oder hinter Sichtwällen und Federn verbargen wie die Kitsune, hatte Kōhei von ihnen noch nichts zu sehen bekommen. Die Inu mussten sich schrecklich einsam und unterfordert fühlen inmitten all dieser niederrangigen Fußsoldaten, die ihren Angriffen so schutzlos ausgeliefert waren wie Lämmer. Lämmer mit dem Selbstverständnis eines Bären immerhin, denn das wilde Clangemisch schien allen Ernstes der Ansicht, etwas ausrichten zu können und ging sogar mit einer Art Taktik gegen die Hunde vor, die vielleicht sogar Früchte hätte tragen können - wenn die Hunde nur mitgespielt hätten. Doch die waren in diesem Chaos in ihrem Element. Und zwar in einem Maße, das die koordinierten Gegnergruppen von jeder Information ihrer Verbündeten abschnitt. Ohne Überblick nahm diese zusammengewürfelte Allianz Erfolg an, wo Niedergang war. In einem Baum vier Meter über dem Geschehen und mit etwas Ausblick auf das Treiben, mochte man beinahe Mitleid mit ihnen haben. Es lag nicht besonders viel Ehre darin, verborgen von einem Sichtschutz über eine Schlacht zu urteilen, an der man eigentlich teilhaben sollte. Andersherum würden die Kitsune mit diesem Verhalten kaum jemanden überraschen. Den Tag an dem der Süden alle Illusionen und Verwandlungen einstellte und ‘ehrbar’ kämpfe, wie es West und Nord wohl proklamiert hätten, würde Kōhei nicht mehr erleben. Unter anderem, weil er es niemals befohlen hätte. Er sollte mit den Panthern kooperieren, aber wenn die sich nicht zeigten, konnte er auch getrost in der Eiche bleiben und seine Männer schonen. Irgendwo musste ein Haken sein. Ein Faden, den er bisher übersehen hatte. Das war ihm bereits am Vorabend bewusst geworden, nachdem Shisuna sie mit seiner Anwesenheit beehrt hatte. Die Nachricht des Fürsten war ebenso nicht ohne Unterton gewesen. Doch jeder klare Gedanke war in Saburōs persönlichen Sorgen und Shippōs Wutausbrüchen erstickt worden. Jetzt, am Rande der tobenden Schlacht, lag die Situation in all ihrer Absurdität vor ihm. Auch wenn er den Hof gern im weitesten Abstand zu sich wusste, bereute er, dass die Ratssitzungen der vergangenen Jahre ohne ihn stattgefunden hatten. Insbesondere, da er in der Regel das einzige Ratsmitglied war, das am Ende im Feld stand. Zwar erforderte das stumpfe Ausführen von Befehlen, das derzeit von ihm erwartet wurde, kein tiefgehendes Wissen, doch es hätte ihn ungemein beruhigt und wahrscheinlich auch seine Taktik beeinflusst, wenn die Lage nicht so undurchsichtig gewesen wäre. Fürst Shisunas Korrespondenz ist in ihrer Feindseligkeit überdeutlich… . Haltet Euch an die Panther. Der Fürst hatte geahnt, dass Shisuna ihnen drohen würde. Warum hatte er sie dann dennoch hierher gesandt, wo gleich mehrere unsterbliche Drachen nach ihren Leben trachteten? Kōhei war nicht naiv, was seinen Fürsten betraf. Er traute Hayato zu, seine Männer in den sicheren Tod zu schicken, um an anderer Stelle Vorteile einzustreichen. Jedoch vorzugsweise die Truppen der Ratsherren und nicht seine eigene Palastgarde. Dass er sie sandte und Kōhei angewiesen hatte, die Panther wie rohe Eier zu behandeln… er würde mit einem der Panther-Geschwister sprechen müssen, um die Lücken zu füllen. Vorher waren das alles nur vage Gedankengänge und Luftschlösser. Von Wenn und Könnte hatten sie in letzter Zeit eindeutig genug gehabt - auch wenn so einige davon nun verblasst waren. So schmerzlich Hayatos Nachricht auch gewesen sein mochte, hatte sie auch viele Eventualitäten ausgelöscht und gegen eine kalte Gewissheit getauscht. Hoffnungen zu begraben, schaffte unter Umständen auch Freiheit für bislang nur zögerlich bewanderte Pfade. Zumindest wenn man die Kraft fand, sich aus dem Tief zu erheben - und genau da war er noch nicht sicher. Saburō wirkte gefasst, aber er war ungewöhnlich in sich gekehrt. Noch vor einigen Jahren hatte Kōhei ihm den Besitz eines Gewissens zu gern abgesprochen. Um Saburō und seinen Vater in eine andere Sphäre zu erheben, in der es per Definition keine Grausamkeit gab, sondern nur rücksichtslose Entscheidungen zum Wohle aller. Der Gedanke, dass die Führung mit all dem Leid am Ende einen Zweck verfolgte, war beruhigend - mehr aber auch nicht. Heute wünschte er, dass Saburō ein wenig mehr dieser Dystopie der Skrupellosigkeit entsprach. Zu seinem eigenen Wohl und weil er als Daiyōkai in diesem Unterfangen ein Trumpf war. Wenn das gelang, würde er der Strafe des Fürsten mit der Gewissheit entgegentreten, das Leben seiner Männer geschützt zu haben. Denn einer Strafe würde er nicht mehr entgehen, dessen war er sich sicher. Saburō hatte das trotz aller Emotionen schneller durchschaut als er, dem erst nach einer Weile aufgefallen war, warum sich der Erbe so ausdrücklich bedankt hatte, obwohl er zuvor immer einen Dreck darauf gegeben hatte, ob Kōhei seine Gesellschaft gut hieß. Selbst wenn es Kōhei gelang, den Fürsten davon zu überzeugen, dass er Saburōs Anwesenheit schlicht nicht hinterfragt hatte, wäre das Argument spätestens nach Erhalt des Schreibens hinfällig. Der Fürst erwartete zwar nicht, dass Kōhei gelang, woran er selbst scheiterte - nämlich seinem Erben einen Befehl zu erteilen, der tatsächlich befolgt wurde - und hatte deshalb auch nur die Weitergabe einer Nachricht verlangt, doch er würde sehr wohl darauf reagieren, wenn Saburō dennoch in seiner Nähe blieb - in der Nähe des Bindegliedes zwischen Fürst und Armee. Hayato musste neuerdings schon sehr blind sein, wenn er nicht ahnte, warum Saburō so ein außerordentliches Interesse an der Gesellschaft seines Generals hegte. Und damit Kōhei auch ja lernte, dass diese Nähe für ihn keineswegs wünschenswert oder geduldet war, würde Hayato dafür Sorge tragen, dass er in Zukunft besser darauf achtete, mit wem er sich umgab - ob er dabei nun eine Wahl hatte oder nicht. Kinder fassten eben seltener ins Feuer, wenn sie sich einmal ordentlich verbrannt hatten. Doch auch das war Zukunftsmusik und damit eigentlich ein Luxus, den er sich gerade nicht geleistet hätte, wenn ein Teil seines Geistes nicht unablässig mit der Frage beschäftigt gewesen wäre, wie er nach der Schlacht zwischen Hayato und Saburō fortbestehen konnte. Das klobige Wort ‘Entscheidung’ drängte sich dabei immer wieder in den Vordergrund und er stopfte es ebenso grob in den hintersten Winkel seines Verstandes. Erst einmal mussten sie das hier überleben. Mit so wenigen Verlusten wie möglich. Wenn die Anwesenheit des Noch-Erben wenigstens dafür gut war, war es eine Strafe wert. Das musste man sich nur oft genug einreden. Blieb nur die Frage, wie er seine Truppen aus dem aufgesperrten Maul der Drachen ziehen sollte. Wo also steckten die vermaledeiten Katzen? „Saburō. Wie erholt fühlst du dich?“ Der dunkle Silberfuchs wandte seine Aufmerksamkeit vom Geschehen ab. Er hielt die Arme vor der Brust verschränkt und Kōhei glaubte, Verwunderung in seinem Blick zu sehen, ehe er sie hinter einer ausdruckslosen Maske verschwinden ließ. „Wie kann ich dir behilflich sein?“ „Sieh dich für mich um.“ Es war unwahrscheinlich, dass die Panther einen Illusionisten hatten, der Saburōs Fähigkeiten überstieg. Ihr letzter Daiyōkai war seit Jahrhunderten tot und wenn er Shunran richtig einschätzte, hätte sie vielleicht gerade mit ihm selbst mithalten können - das hieß, bevor Minoru ihr das halbe Gesicht zerrissen und damit das räumliche Sehen genommen hatte. Der Silberfuchs schenkte ihm ein schiefes Lächeln, neigte den Kopf und erhob sich auf Rabenschwingen in die Luft. Kōhei spürte Shippōs Blick auf sich und weigerte sich eine Weile, darauf einzugehen, bis er schließlich doch den Kopf wandte. „Ja?“ „Was ist das zwischen Euch?“ „Wie bitte?“ „Seit wann seid Ihr und er so- ich meine… habt Ihr das nicht gesehen? Er amüsiert sich, dass Ihr ihn herumscheucht.“ „Natürlich tut er das.“ Bei Unsicherheit auf Humor zurückzugreifen, war naheliegend. Außerdem war es der sicherste Weg, die Situation zu entschärfen, die in jedem anderen Fall eine Anmaßung mit entsprechenden Konsequenzen gewesen wäre. Es war Saburōs Wunsch gewesen, sich auf Augenhöhe zu erniedrigen - am Tiefpunkt seiner Hoffnungen sogar darunter. Und bei aller Weitsicht, die der Erbe bisher an den Tag gelegt hatte, glaubte Kōhei dennoch, dass er sich an diese Konstellation erst einmal gewöhnen musste. Es kam sicher nicht häufig vor, dass er seinen Vornamen hörte. Shippō überzeugte das nicht. „Ich dachte, Ihr könntet ihn nicht ausstehen.“ Kōhei schwieg. Dass er seine Meinung gegenüber seinem Schüler so offen nach außen getragen hatte, war nichts als ein weiterer Beweis für sein Versagen als Lehrer. Eine Aura ließ ihn die Aufmerksamkeit in den Wald zurücklenken. Zu seiner Überraschung verließ auch Shippō seine Warte und landete vor ihm auf dem Ast, um besser sehen zu können. Als Kōhei die auffallend rote Kleidung des Han’yōs bemerkte, wusste er, woher Shippōs Interesse rührte -und dass er wohl daran getan hatte, keinen Kampf mit dem Halbblut anzuzetteln. Das unscheinbare Stück Altmetall war nun ein mannsgroßes Schwert in Form eines Reißzahns und pflügte meterweit durch Waldboden und Gegnergruppen. Das Brennende Rat zerbarst in glimmende Splitter, Feinde flohen und Feuerwände erstickten, wo das Yōki ihnen jegliche Energie entzog. Es war lange her, dass Kōhei Tessaiga im Einsatz gesehen hatte und auch wenn das da nicht Tōga war, musste er nicht unbedingt näher an diese Waffe heran als nötig. Er sah zu Shippō, der das Schwert und seinen Besitzer mit einem ganz anderen Ausdruck bedachte. „Wir sollten an ihrer Seite sein“, sagte der Junge. „Ich verstehe es immer noch nicht. Dann kann der Westen uns eben nicht leiden. Na und? Es ist Sesshōmaru. Der mag so ziemlich niemanden. Ist ja nicht so, als wäre das etwas persönliches.“ Kōhei biss sich auf die Zunge. Er hatte sich geweigert, seine Verbindung zu Minoru und dessen Geschichte mit dem Süden zu teilen. Es war eine gefährliche Wahrheit, die Hayato ausmerzen wollte. „Sagen wir einfach, es ist äußerst persönlich.“ „Dann sollten wir die Drachen in unserem eigenen Interesse angreifen. Niemand hat gesagt, dass wir dem Westen helfen müssen. Wir haben nur denselben Feind. Gegen Untote haben wir auch miese Chancen, gut, aber jetzt töten sie uns auch. Was hält uns also davon ab?“ Als er vor Shippō eine Darlegung von Pflicht und Befehlen begann, die es nötig machte, den Anweisungen von Fürst und Rat zu folgen, wurde dessen Miene mit jedem Wort ungläubiger. Kōhei wechselte den Ansatz. „Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass Fürst Hayato über Informationen verfügt, die wir nicht haben. Er hat sicher nicht umsonst darauf bestanden, dass wir ungeachtet der Drachen mit den Panthern verhandeln.“ „Blödsinn. Am Ende bleiben die Drachen unsterblich. Habt Ihr gehört, was die im Osten angerichtet haben? Ich bin vielleicht in vielem jung und unerfahren, aber so jemandem gibt man nicht die Hand.“ Kōhei hatte sich nicht träumen lassen, binnen eines Tages Shisuna in Menschengestalt zu überstehen und gleich darauf den Schulterschluss zwischen seinem Schüler und Saburō mitzuerleben. Wäre der Silberfuchs nun hier gewesen, hätte er dem Jungen vermutlich längst nicht als so lästig empfunden wie noch vor wenigen Tagen. Er schauderte. Das war nicht gut. Er konnte Saburō nicht einmal vorwerfen, den Jungen mit seinen Meinungen beeinflusst zu haben. Sie hatten kaum gesprochen und schon gar nicht über so verfängliche Themen. Es war Shippō selbst, dessen Moralvorstellungen und Verbindungen Überlegungen zu Tage förderten, die besser niemand laut vernahm. Aber brauchte es das wirklich noch? Kōhei sah auf das Halbblut, dessen Familie aufgeschlossen hatte. „Geh zu ihnen, wenn du möchtest.“ Verdutzt sah Shippō auf. „Auf einmal?“ „Vielleicht ist es das sicherste für dich“, erkannte Kōhei. „Ob es ein Danach gibt, kann ich nicht sagen, aber ich werde mich für einige Dinge verantworten müssen. Du warst zu nah an dem Kōtaishi und mir. Ich mag vor der endgültigen Konsequenz gefeit sein, aber du hast für den Fürsten keinen Wert. Für mich schon, und das macht es nur gefährlicher.“ „Er würde mich töten, um Euch zu verletzen?“ „Er würde dich sehr wahrscheinlich nicht suchen lassen. Schon gar nicht in den Ebenen. Das kostet zu viel Mühe für einen Akademieabsolventen, dessen Namen er nicht einmal kennt. Diese Leute können dich beschützen. Tessaiga ist mächtig und die bloße Andeutung einer Verbindung zum Westen dürfte ihm auch die letzte Lust nehmen, sich mit dir zu befassen.“ „Das ist Desertation.“ „Ich entlasse dich aus meinem Dienst und dem der Armee.“ „Das könnt Ihr?“ Kōhei hob vielsagend eine Braue. „Ich verstehe“, bemerkte Shippō trocken. „Es kümmert ihn wohl nicht, wer oder wie viele in seinem Himmelfahrtskommando sterben. Das überlässt er Euch.“ „Shippō.“ „Was? Ihr habt mich gerade entlassen. Ich kann über diesen Mann, der meinen Namen nicht kennt und mich töten lassen würde, sagen, was immer ich will. Ich bin ihm nichts schuldig.“ Kōhei betrachtete ihn, widersprach jedoch nicht. Es wäre dumm gewesen, mit ihm zu diskutieren, wenn er sich gerade entschlossen hatte, dem Süden den Rücken zu kehren. Das war sicherer für ihn. „Saburō-sama war nicht begeistert, als Ihr mir neulich eine Entlassung angedroht habt“, sagte Shippō, während er das Halbblut beobachtete. „Weil er Sorge hatte, dass ich jemandem erzähle, dass er bei Euch ist?“ „Ja.“ „Verstehe. Dann ist das wohl jetzt egal.“ Er klang verletzt. „Das sollte keine Strafe sein. Auch vorgestern nicht“, sagte Kōhei. „Ich habe mich dir gegenüber in den letzten Tagen unmöglich benommen. Gereizt und unaufmerksam. Das tut mir leid. Aber meine Nähe hat dich nicht nur das Wohlwollen deiner Kameraden gekostet, sondern dich auch in eine sehr gefährliche Lage gebracht. Ich will nicht, dass du meinetwegen zu Schaden kommst.“ Shippō sah auf und musterte ihn lange. Dann wandte er sich wieder dem Wald zu, wo seine Familie gerade weiterzog. Er jedoch rührte sich nicht. „Shippō-“ Bevor er fortfahren konnte, kehrte der Rabe zurück. Kōhei wartete, bis Saburō auf einem Ast neben ihm gelandet war und sich aufgerichtet hatte. An dessen Miene konnte er bereits ablesen, dass der nicht nur Farnkraut gefunden hatte. Saburō hatte mit seiner Einschätzung richtig gelegen. Wäre Kōhei selbst geflogen, wäre auch ihm die Illusion um den Maulbeerbusch aufgefallen, der keiner war. Sobald man selbst mit Illusionen arbeitete, kannte man die Schwachstellen. Doch dieses Werk hätte er auch ohne die minimale Windschiefe und Schnittfehler erkannt. Die Aura war für ihn so deutlich zu spüren, dass er nun sicher sein konnte, ihr überlegen zu sein. Dennoch verbeugte er sich knapp. Des guten Willens wegen und weil ihr Stand es gebot. „Es ist lange her.“ „Verehrtester General.“ Shunran ließ das umliegende Trugbild fallen, warf ein größeres über sie, das Kōhei lieber in einigen Metern Abstand nochmals abschirmte. Der ein oder andere Inu mochte im Kampf gegen Panther mit Illusionen rechnen und wenn dieser jemand Ryouichi sein sollte, war heute nicht der Tag, an dem Kōhei die Frage klären wollte, wer von ihnen dem anderen überlegen war. Sie hatte das bemerkt und zerknüllte ein Ahornblatt in ihren Händen, als wolle sie das Leben aus ihm herauspressen. Das entstellte Gesicht verzog sich noch ein Stück mehr. Wenn er darüber hinweg sah, dass Minoru einen Grund gehabt haben musste, um sie anzugreifen, hätte ihr Zustand Mitleid verlangt. Shunran war herausragend gewesen. Das bot viel Platz nach unten - und der Fall hatte sie nicht nur körperlich gezeichnet. Er konnte nachempfinden, wie beängstigend und erniedrigend es war, sich nicht mehr auf die eigenen Fähigkeiten verlassen zu können. Er selbst hatte schon oft Verletzungen davongetragen, die sein räumliches Sehen eingeschränkt hatten. Zum Glück nur vorübergehend. Doch er hatte die Zeiten gehasst. Er verbeugte sich abermals, wollte sich entschuldigen, doch sie unterbrach ihn. „Nein, entschuldigt Euch nicht. Nicht Ihr. Meine Geschwister übertreffe ich immer noch, deswegen sprechen sie mir gut zu, aber Euch kann ich nichts vormachen. Ich bin defekt. Euch muss ich es nicht erklären.“ „Nein. Auch wenn ich protestiere, dass Ihr so hart mit Euch ins Gericht geht. Ihr seid immer noch besser als die meisten.“ „Der höflichste Fuchs des Landes. Das wird sich wohl nie ändern.“ Sie lächelte. Wieder einmal wurde Kōhei bewusst, dass sie die angenehmste der Geschwister war. Karan Temperament hatte sicher seinen Teil dazu beigetragen, dass sie ihr Ende zwischen den Kiefern von Rumoi no Nobu gefunden hatte. Wo sie hitzig gewesen war, war Tōran unterkühlt. Die Älteste der vier hatte Kōhei immer mit Abneigung bedacht, weil ihre jüngste Schwester ihn mit einer Wärme empfing, die sie sonst nur für die Familie vorbehielt. Es gab noch Shuran, Shunrans Zwillingsbruder, der in der Statur und Gemüt Jirō ähnelte - ein Baum von einem Krieger, der rohe Waffengewalt vorzog. Aber Kōhei konnte sich nicht erinnern, dass er ihn in all den Jahrhunderten mehr als zehn Sätze gesprochen hätte - womit er das absolute Gegenteil zu seiner Zwillingsschwester bildete. Shunran hatte auf jeder Veranstaltung Kōheis Nähe gesucht, als die Zusammenkünfte der Reiche noch häufiger gewesen waren. Die Ähnlichkeit ihrer Begabungen ermöglichte unverfängliche Gesprächsthemen und Anmerkungen, die sonst niemand verstand und das hatte sie stets genossen. Im Gegensatz zu den Füchsen hatten die Panther einen geringeren Kontingent an Illusionisten und kaum jemanden, der ihr darin gleich kam. Dass sie daher seine Gesellschaft suchte, hatte ihn nie verwundert. Allerdings war er auch nicht so weltfremd zu bemerken, dass ihre Aufmerksamkeit über die Jahre nicht ihren Fähigkeiten geschuldet war. „Ich bin sehr erleichtert, Euch zu sehen“, sagte sie. „Wir sind mit all den Yōkai in der Überzahl, aber das muss gegen Inu nichts heißen.“ Man hätte annehmen sollen, dass unsterbliche Drachen in der Hinterhand jede Sorge beschwichtigten, die irgendein Krieg aufwerfen konnte. Zumindest wenn man davon absah, dass diese Zeitgenossen auch zu ihren Verbündeten ein eher problematisches Verhältnis pflegten. Bislang hatte er sich ihr gegenüber stets zurückhaltend gezeigt, um keine falschen Erwartungen zu befeuern. In diesem Fall jedoch stand die Gewissheit höher als der formelle Anstand und wenn er ein tieferes Gespräch wagen konnte, dann mit ihr. „Ich weiß nichts über Eure Truppenstärke, aber ich kenne meine. Und auch wenn ich erahne, dass wir den Inu gemeinsam schwer zusetzen könnten, beruhigt mich das wenig, wenn wir alle am Ende der Gnade Shisunas ausgesetzt sind.“ Die Offenheit ließ sie sprachlos zurück. Shunran sah ihn mit großen Augen an, bis sie schließlich den Kopf schief legte. „Stellt Ihr Shisunas Wohlwollen in Frage?“ „Ich muss nicht in Frage stellen, was nachweislich nicht existiert.“ Sie seufzte. „Lasst mich raten: Er hat Euch eine Drohung geschickt?“ „Besser: Er kam persönlich.“ Ihre Miene verfinsterte sich. „Verfluchter Salamander. Wenn er nicht so nützlich wäre, würde ich ihn gern wieder in sein Grab befördern. Euch vor der Schlacht zu drohen - so ein jähzorniger Mistkerl. Für ihn zählen nur Drachen und auch das nur in Abstufungen. Wenn es nach ihm ginge, würde er alle anderen niedermachen. Aber er darf nicht.“ „’Darf’?“,wiederholte Kōhei ungläubig. „Ich glaube kaum, dass er um Erlaubnis fragen wird, bevor er uns am Ende der Schlacht mit zu den Leichen wirft.“ „Zu den Leichen? Aber nein!“ Sie lachte, als hätte er einen besonders pikierlichen Witz erzählt. „Macht Euch darüber keine Gedanken. Das zu entscheiden liegt nicht in seiner Macht.“ Kōhei war so perplex, dass er den Ausdruck der Überraschung nicht kaschieren konnte. „Tut es nicht?“ Sie schüttelte lächelnd den Kopf. Das war absurd. Hätte jemand berichtet, die Drachen hätten einen Weg gefunden, die Sonne am Aufgehen zu hindern, hätte Kōhei es nicht unbedingt geglaubt, aber ausgeschlossen sicher auch nicht. Man wusste nie, was in diesen geschuppten Schädeln vor sich ging - weder was ihre Gedanken noch ihre Möglichkeiten betraf. Dass also etwas außerhalb ihres Einflusses liegen sollte… „Ihr wollt mir weiß machen, Ihr hättet Shisuna in der Hand? Ihr überfallt seit Jahren keine Menschendörfer mehr. Wenn ich das richtig deute, braucht er Euch und Eure Opferlämmer nicht mehr, um gegen den Tod gefeit zu sein. Ich respektiere den Versuch, aber mich mit dieser Finte in Sicherheit zu wiegen, ist doch sehr kühn.“ Sie blinzelte ungläubig. „Dachtet Ihr, wir seien so närrisch, einen Drachen aus dem Grab zu holen, ohne die Versicherung, dass er tut, was man ihm sagt? Das wäre doch schrecklich gefährlich, nicht?“ ‘Gefährlich’ war eine äußerst harmlose Umschreibung. Aber die Vorstellung, dass sie die Drachen kontrollierten - Shisuna kontrollierten! - war so abwegig, dass sie alle bisher die Dummheit der Katzen als bewiesen angesehen hatten, ohne auch nur einen Gedanken an die Möglichkeit einer Absicherung zu verschwenden. „Unmöglich. Was habt Ihr-?“ Sie schüttelte den Kopf. Diese Art von Gespräch mochte sie billigen, eine Erklärung gab sie deswegen noch lange nicht. „Shisuna hält nichts von unserem Bündnis und es widert ihn an, dass er an unsere Vorstellung gebunden ist und Euch nichts anhaben kann. Er würde es sicher gern sehen, wenn Euch seine Drohung auffrisst oder zu Entscheidungen verleitet, die Euch angelastet werden - tote Füchse, während er seine Hände in Unschuld wäscht. Er ist wütend, dass Ihr Euch so spät an unsere Seite gestellt habt und würde es gern vergelten.“ „Nur er, ja?“ Sie sah ihn an, als habe er ihr soeben persönlichen Verrat vorgeworfen und legte eine Hand an seinen Arm. „Unterstellt mir keine Finten gegen Euch, Kōhei. Warum sollten wir Euch tot sehen wollen? Natürlich hätten wir uns die Hilfe früher erhofft. Aber es stand immer außer Frage, auf welcher Seite ihr kämpfen würdet. Fürst Hayato hasst den Westen. Er hat seine eigenen Bestrebungen gegen Sesshōmaru geführt, nicht wahr? Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen, wie ein verwahrloster Welpe meine Verwandlung durchschauen konnte. Die Illusion obendrein. Im Westen war er nicht und dort wäre er damit auch nicht in Berührung gekommen. Im Süden allerdings …“ Sie machte eine Pause und betrachtete ihn. Nicht, weil sie ahnte, dass ausgerechnet Kōhei dem „verwahrlosten Welpen“ alles beigebracht hatte, was vonnöten gewesen war, um ihr Gesicht zu zerfleischen, sondern weil sie wusste, dass Fürst Hayato ihn in vielerlei Belangen ins Vertrauen zog. „Verwandlungen und Illusionen haben wir reichlich. Es mangelt uns allerdings an Hunden. Selbst wenn er so verwahrlost war, wie Ihr sagt, wäre er bei Hofe wohl aufgefallen.“ Er hätte ihr gerade heraus ins Gesicht lügen können, aber für den Fall, dass sie die Beziehungen zum Osten erhalten mussten, war es klüger, eine Hintertür offen zu lassen. Sie war zu klug, das Ungesagte zu überhören, tat jedoch, als habe sie an seiner Aussage keinen Haken erkannt. Ein Ausgleich für die zurückgehaltenen Informationen, die auch sie hütete. „Es ist auch einerlei“, räumte sie schließlich ein und strich ihren Kimono glatt. „Wenn ich mit ihm fertig bin, wird niemanden mehr kümmern, wo er herkam.“ „Dafür müsstet Ihr ihn aber erst einmal haben“, erwiderte Kōhei. Dass sie Vergeltung üben wollte, hatte er erwartet. Allerdings war es etwas anderes, die Worte ausgesprochen zu hören. Mit dieser Leichtigkeit, dieser Vorfreude… er lockerte die Schultern, ehe seine Muskeln sich gänzlich verspannten. Sie lächelte süßlich und wedelte mit dem Ahornblatt in ihrer Hand. Erst jetzt erkannte Kōhei die Nachricht, die mit feinen Katzenklauen darauf eingeritzt worden war. „Ich habe ihn doch schon längst.“ ☾ Minoru trat aus dem Unterholz zu den anderen. Kaito riss gerade Shiokiri aus dem Fleisch eines gefallenen Oni und wich nur knapp der Keule eines weiteren Muskelberges aus, ehe Hisokas Naginata dem Gegner den Rücken durchbohrte. Hisoka mochte es als Ehre bezeichnet haben, Minoru zu begleiten, aber auch das war kaum mehr als eine von Pflicht untermauerte Floskel gewesen und Kaito hatte die sicher nicht mit einbezogen. Dennoch arbeiteten sie besser zusammen als erwartet. Was unterm Strich bedeutete, dass Hisoka seine Abneigung gegen den Halbdämon nach Bemühen verbarg und sich sogar dazu herabließ, ihm im Kampf beizustehen. Bonuspunkte, weil er es schweigend tat. Es war offensichtlich, dass sein Vater ihn nur mitgeschickt hatte, weil ein Halbblut die Nähe des Fürstensohnes einstrich, während die Ehre an seiner Familie vorbeizog. Hätte er geahnt, dass Kaito ihn beim Vornamen nannte, wäre Empörung noch eine verhaltene Reaktion gewesen. Minoru wischte die Klauen am Ärmel ab und zog mehrere Tengu-Federn aus seinen Haaren. Die einst weiße Seide war blutverschmiert und der geflochtene Zopf hing lose über seinen Rücken. Er spürte Hisokas Blick und sah auf. Umgehend widmete der sich seiner Naginata, wischte das Blut von der Klinge und setzte den Marsch fort. „Glückwunsch“, bemerkte Kaito leise, als Hisoka weit genug entfernt war. „Er hat hochoffiziell Angst vor dir.“ „Unsinn.“ Unsicherheit vielleicht, eine Menge Verachtung, aber mit Sicherheit keine Angst. Höfische Grundlagen gaben ihm einen trittsicheren Boden, doch es war ihm anzumerken, dass er nicht recht wusste, wie er mit ihnen umgehen sollte. Minoru war jünger als er - sicher um ein halbes Jahrhundert -, gab sich mit minderem Blut ab, zog sein Schwert nicht, wenn er es vermeiden konnte und war ihm dennoch formell überstellt. Kaito war in dieser Hinsicht anderer Meinung. „Er sieht nicht alle Tage, wie ein gewöhnlicher Hund einem Tengu die Flügel stutzt, ehe er ihm das Genick bricht. Oder wie ein Oni zu Boden kracht, nachdem man ihm die Kehle herausgerissen hat. Ich übrigens auch nicht.“ „Du missverstehst, wie sehr ich mich in seinen Augen erniedrige.“ „Ich missverstehe gar nichts und wenn er nur einen Schritt weiter denkt, hat er auch allen Grund sich einzunässen.“ „Es wird aber keinen Schritt weiter geben.“ Kaito grinste. „Das weiß er doch nicht.“ Minoru schüttelte seufzend den Kopf, musste aber feststellen, dass es eine angenehme Abwechslung war, wenn nach zwei Tagen mal jemand anderes als Zielscheibe für Kaitos Gehässigkeit diente. Sie folgten Hisoka durch den immer noch dichten Wald. Der kannte sich in dem Gebiet besser aus und sein Vorgehen ließ vermuten, dass er in der Vergangenheit häufiger Meldegänge erledigt hatte, bei denen er Feinden aus dem Weg gegangen war. Das war unter Inu nicht unbedingt üblich, aber ein guter Weg für ehrgeizige Väter, ihre Söhne früh in die Truppen aufzunehmen, ohne sie übermäßigem Kampfgeschehen auszusetzen. Die Zeiten hatte Hisoka mit Sicherheit längst hinter sich gelassen, aber alte Gewohnheiten starben eben langsam. Sie hatten auf ihrem Weg nur drei Gruppen von Gegner bekämpfen müssen und waren mindestens doppelt so vielen aus dem Weg gegangen. Ganz zu Kaitos Unmut, der wenig davon hielt, irgendjemanden am Leben zu lassen, der ihm kurz darauf wieder in den Rücken fallen konnte. Auch dass Minoru ‘nur den Botenjungen’ spielte und Tenseiga zu seinem Vater bringen wollte, passte ihm nicht. Er hätte es vorgezogen, die Drachen selbst ausfindig zu machen und die reparierte Waffe zu testen. Allerdings waren sie noch nicht dazu gekommen, sich über diesen Punkt zu streiten, denn von den Echsen fehlte bislang trotz ihrer Größe jede Spur - und das gefiel keinem von ihnen. Minoru war nicht erpicht darauf, einem Drachen zu begegnen, bevor sie Tenseiga abgeliefert hatten, doch ein Unheil, das man sah, war eines, das man einschätzen konnte. So blieb ihnen nichts weiter als zu hoffen, nicht von den Drachen überrascht zu werden, während sie sich einen Weg durch den Wald bahnten - und das zog sich in die Länge. Takeru hatte eine Jagd herbeigesehnt, aber das hier fühlte sich bereits jetzt stumpf an und vermittelte ihm weder Sinn noch Vorankommen. Kaito mochte darin aufgehen, aber je mehr sie so abschlachteten, desto eher wurde Minoru klar, dass Ryouichis Einschätzung zutraf: Er war zum Angriff bereit, wenn es nötig war, aber Genugtuung zog er nicht daraus. Nach dem Vermeiden von Auseinandersetzungen kam nur wieder der alte Pragmatismus. Keine Vorfreude, kein Hochgefühl. Nichts das tiefer griff. Vielleicht hatte der Generalleutnant ihn deswegen zu Tōtōsai geschickt: Weil er als Krieger so wenig taugte wie kein anderer Inu. Gerade richtig für ein Schwert, das gegen lebendiges Fleisch so nützlich war wie ein stählerner Knüppel. Er fuhr mit der Hand über Tenseigas Griff und schämte sich. Er wollte der Klinge nicht mit Missachtung begegnen. Tenseiga war in diesem Kampf mehr wert als jede noch so scharfe Waffe. Wichtiger als das Bakusaiga seines Vaters und all die mit Aura verwobenen Klingen der anderen zusammen. Doch nachdem man nun Parallelen zwischen ihm und der Klinge gezogen hatte, fiel es ihm schwer, dieselbe Hochachtung für Tenseiga zu empfinden, die ihm zuvor unbegreiflich gemacht hatte, warum sein Vater diese Waffe so sehr verachtete. Eine Gedanke traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht, doch er schob ihn schnellstmöglich beiseite. „Kein guter Zeitpunkt, um Tagträumen nachzuhängen.“ Minoru fuhr zusammen. Kaito hatte angehalten und musterte ihn. „Alles in Ordnung?“ „Ja.“ Nein. Die Situation hatte ihn viel zu sehr im Griff. Die ständig urteilenden Augen; insbesondere Hisoka, der seinem Vater jeden Schritt melden würde. Das fortwährende Töten kleiner Gruppen. All die Gedanken, die durch seinen Kopf schossen… Kaito hatte recht. Es war nicht der richtige Moment, um sich von alledem einnehmen zu lassen. „Pause?“, fragte der. Minoru schüttelte den Kopf. Es mangelte ihm nicht an Erholung, sondern an Selbstdisziplin. Mühsam versuchte er Gedanken und Emotionen beiseite zu schieben, die seine Wahrnehmung trübten. Es dauerte eine Weile, bis ihm dies gelang und er erkannte, dass die Situation ihn überfordert hatte, seit sie auf die ersten Yōkai getroffen waren. Vermutlich schon vorher. „Was für einen scheiß Umweg ist das eigentlich?“, knurrte Kaito. „Wenn ich Abschaum töten wollte, müsste ich nicht an die Front marschieren.“ Damit hatte er nicht ganz unrecht. In den eigenen Gedanken zu kreisen hatte sich wie eine Ewigkeit angefühlt. Aber wie lange war es wirklich gewesen? Minoru warf einen Blick zur Sonne, die über ihnen auf das Blattwerk niederbrannte und den Zenit überschritten hatte. Nur neun streunende Gegnergruppen in einer guten Stunde - eine Stunde näher am Zentrum des Geschehens. Nachdenklich fuhr er mit der Zunge über die Zähne und schmeckte dem fremden Blut nach. Hatte er in der Neuzeit vergessen, wie wichtig es war, jetzt zu sein? Aufmerksam, misstrauisch, vorsichtig? Er zog einige Blätter vom Ast einer Eiche und ließ sie durch die Finger wandern, zupfte das Gewebe von den Blattadern und schob es sich in den Mund. Kauend lauschte er in den Wald. Der Schlachtenlärm kam unweigerlich näher. Klirrender Stahl, der Geruch von Rauch, Blut und verschiedenen Dämonen, verhaltener Vogelgesang. Die völlige Abwesenheit der Echsen bereitete ihm Unbehagen. Ebenso hatte er bei all der Vielfalt an Gegnern nicht eine einzige Katze gesehen. Es war als meide der Osten seinen eigenen Krieg. Keine Drachen, keine Panther. Keine Verbündeten und nicht eine einzige Leiche auf ihrem Weg. Immerzu Wald, dicht und unberührt. Genug Feindkontakt, um sie beschäftigt zu halten und abzustumpfen und doch… es war zu einfach. Vor lauter Luftschlössern und drohenden Drachen hatte er das Offensichtliche übersehen und den Blick für das kleinere Übel verloren: Panther-Illusionen. Als Hisoka vor ihnen langsamer wurde und die Richtung wechseln wollte, schnalzte Minoru mit der Zunge. Der Krieger fuhr zusammen und verengte Angesichts der gezogenen Waffe die Augen. Er nickte zu dem nahenden Trupp hinüber, als sei der Minorus Wahrnehmung entgangen. Dieser deutete jedoch mit der Spitze des Katana unmissverständlich auf die Dachse. Kaito nahm Shiokiri aus der Scheide, zögerte jedoch. „Warum auf einmal?“ „Keine Diskussion.“ Wenige Minuten später schritt Minoru durch eine Ansammlung von Leichen. Neben dem leblosen Körper eines Dachses ging er in die Hocke und legte eine Hand an die blasse Wange. Die Haut war noch warm, die Augen starrten schwarz in die Leere und spiegelten den blauen Sommerhimmel. Ungeniert strich er durch die klaffende Schnittwunde am Hals und durchtrennte beiläufig ein weiteres Gefäß. Als er sich erhob, waberte ein roter, warmer See in seiner Hand. Er schwenkte die Flüssigkeit in der Sommerhitze und leckte das erkaltete Blut von der Handfläche. Es war lau, noch unerwartet flüssig und schmeckte schal. Kein Wunder: Es gab vermutlich wenige, die aus dem Stehgreif Textur und Geschmack von erkaltetem Blut nachahmen konnten. Hisokas Miene schwankte zwischen Entsetzen und Ekel. Kaito jedoch trat näher an ihn heran. „Erklärst du mir das jetzt bitte?“ Minoru gebat ihm mit einer Hand zu warten. „Hisoka.“ Der Krieger beäugte ihn misstrauisch. „Kōtaishi?“ Vermutlich hätte man ihn eleganter prüfen können, aber Minoru verstand sich nicht auf gekünstelte Halbwahrheiten. „Sind die Truppen meines Onkels bereits eingetroffen?“ „Osamu-sama? Ich glaube nicht, dass Echizen ausrückt.“ „Der Generalleutnant hat es ihm befohlen, oder etwa nicht?“ „Befohlen? Kōtaishi, ich will Euch wahrlich nicht beleidigen, aber ich fürchte, selbst der Generalleutnant kann Echizen nicht-.“ „Schon gut.“ Ein Panther hätte vermutlich nicht so einfach auf familiäre Verbindungen und interne Zusammenhänge reagieren können. Kaito wurde ungeduldig. „Minoru. Spuck’s aus.“ „Du hattest recht. Wir sollten längst mitten in der Schlacht sein.“ Minoru wischte die Hände achtlos an der Seide ab, dann zog er erneut sein Katana. „Sie treiben uns wie eine Herde Kühe. Ein paar echte Gegner für Spurhalten und Beschäftigung, ein paar Illusionen, um uns umzulenken.“ „Bist du sicher?“ „Es ist ein Sichtwall. Geräuschdurchlässig. Ich weiß nur nicht, wo er beginnt.“ Aber nach Takerus Berichten von seiner Gefangennahme bei den Panthern und dem, was Kōhei ihm über Illusionen beigebracht hatte, wusste er sehr wohl, wessen Handschrift das hier war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)