Die Abenteuer von Rezzle di Cassaforte von Animanga ================================================================================ Kapitel 4: Ein ganz gewöhnliches Frühstück ------------------------------------------ Als Xavier erwachte, war der neue Tag bereits angebrochen. Er lag in seinem überraschend bequemen Bett im Gasthaus. Gegenüber von ihm lag Rezzle, wie üblich nackt, auf dem Sofa. Ohne sich großartig davon stören zu lassen, machte er sich einen Kaffee. Zwar war bereits ein halber Tag seit seinem ziemlich anstrengenden Kampf gegen Rouge vergangen, jedoch fühlte sich Xavier immer noch sehr ausgelaugt. Er setzte sich, mit der dampfenden Tasse in der Hand an den niedrigen Tisch im Wohnzimmer, und wollte soeben sein Frühstück beginnen, als ihm auffiel, dass es keines gab. Also trank er hastig seinen Kaffee aus, woraufhin er sich die Zunge verbrannte, zog schnell seine Kleidung an, und machte sich mit knurrendem Magen auf den Weg zum nächsten Bäcker. Dort angekommen, kaufte er sich mit seiner letzten Beute ein paar Brötchen. Wieder im Gasthaus, erwartete ihn ein sichtlich verpennter Rezzle. „Morgen.“ „Du siehst aus als hättest du deinen Rausch ausgeschlafen.“ „Liebenswürdig.“ „Gut, ich will mal nicht so sein!“, rief Xavier, der gerade seine Tüte über dem Tische ausleerte, und Rezzle daraufhin ein Brötchen zuwarf. Dieser fing es natürlich auf, anstatt es jedoch hinunterzuschlingen, brutzelte er es ordentlich durch. Als er jedoch in das weniger gebräunte, dafür mehr verkohlte Brötchen reinbiss, erzeugte er damit eine gewaltige Rußwolke. „Man, bist du verrückt?!“, schrie Xavier, dem die Rußwolke frontal ins Gesicht geklatscht ist, hustend und keuchend. Die Tränen in den Augen, und nach Luft ringend, humpelte er ans Fenster, um frische Luft zu schnappen. „Junge, Junge, jetzt sei doch kein Waschlappen. Wer sich mit mir abgibt, der muss so einiges aushalten können.“ Jetzt hatte Rezzle ihn. Xavier kann es nicht leiden, wenn ihn jemand einen Waschlappen nennt. Er zückte sein Messer, und hielt es in seiner gewohnten Haltung vor sich. „Wollen wir doch sehen, wer hier ein Waschlappen ist!“ Er überprüfte kurz, welcher Chrysal eingesetzt war, und wandte sich dann an Rezzle. In der üblichen Haltung hielt er sein Messer in der rechten Hand vor sich, die Klinge auf Rezzle gerichtet, sein rechtes Bein nach vorne gesetzt. Rezzle machte den ersten Zug, und trat den Tisch in Richtung Xavier. Dieser wich zur Seite aus, und versuchte etwas Gewagtes. Mit seiner freien Hand griff er nach dem an ihm vorbeifliegenden Tischbein, drehte sich damit einmal im Kreis, und schleuderte diesen zurück. Trotz seines scheinbar schmächtigen Körpers war dieser Wurf ein Klacks für ihn. Rezzle streckte daraufhin seinen Arm geradeaus, und ließ Blitze hindurch schießen, mit welchen er den Tisch einfach in der Mitte spaltete. Doch während Rezzle sich mit dem Tisch begnügte, stürmte Xavier nach vorne, und tauchte zwischen den beiden auseinanderfliegenden Hälften auf. Er richtete sein Messer auf Rezzles nackte Brust, dieser jedoch versuchte es mit seiner weiterhin blitzenden Hand zu blocken. Doch das sah Xavier bereits voraus. Würde er das Messer jetzt auch nur streifen, wäre es das für Xavier gewesen, doch dieser ließ seine Waffe fallen, zückte sogleich seine Pistole rammte sie Rezzle in die Seite, und drückte ab. Eine Feuerkugel fuhr in seinen Körper, und er schoss zur Seite, wo er mit dem Schrank an der Wand kollidierte. Dieser hielt natürlich nicht stand, und zerbrach mit einem lauten Knacks in seine Einzelteile. Der Aufprall war dabei so heftig, dass Splitter umherflogen, und Xavier sein Gesicht bedecken musste. Rezzle schien einen Moment ausgeknockt zu sein, fasste sich jedoch nach kurzer Zeit wieder, und richtete seinen schweren Körper auf. Seine Hüfte war verbrannt, und in seinem Rücken steckten Splitter. Auch sonst hatte er nicht gerade wenig abbekommen, denn an manchen Stellen rann Blut aus seinem Körper, und tropfte zu kleinen Pfützen auf den Boden. Rezzle stand einen Moment da, und ließ seinen Nacken laut knacksen, wobei ihm ein leises Fluchwort entwich. Xavier schaute gebannt und leicht ängstlich zu, denn er wusste, dass er einen ziemlich großen Fehler begangen hatte. Rezzle kramte in seiner Tasche rum, wobei Xavier jetzt erst auffiel, dass Rezzle tatsächlich eine Hose anhatte. Er holte einen Wasser-Chrysal heraus, und drückte ihn auf seine Wunde an der Hüfte. Der Chrysal begann zu leuchten, und entfaltete seine heilende Wirkung. „Nicht lustig!“, raunte Rezzle dabei, und Xavier musste unwillkürlich schlucken. Der Schweiß tropfte von seinem Kinn, und das nicht, weil ihm heiß war. Doch unerwarteter Weise ging der kräftige Mann zu Boden.   Als Rezzle aufwachte, war das erste was ihm auffiel ein Schlachtfeld. In der Ecke der Haufen, der wohl mal ein Schrank war, und eine Reihe von Splittern entfernt der halbe Tisch. „Au?“, erwiderte Rezzle mit leicht kratziger Stimme auf den Anblick. Er blickte sich weiter um, und bemerkte, einen schlafenden Xavier neben sich auf dem Boden, er selbst lag auf der Couch. Rezzle stupste den jungen Mann an, und wollte sagen, er solle aufwachen, jedoch brachte Xavier sich bereits selbst dazu. Als Xavier den verletzten Mann anblickte, sprang er sofort auf, und begann sich mit aller Kraft zu entschuldigen. „Es tut mir Leid es tut mir Leid es tut mir Leid …“, der Schwall wollte kaum enden. „Jetzt mach mal halblang. Du hast mir ziemlich eins auf den Deckel gegeben, aber so schlimm war es auch nicht!“ „Nicht schlimm? DU bist einfach zusammengebrochen, hattest eine blutende Wunde, und hast zwei Stunden geschlafen! Das ist für einen Übermenschen in jeder Hinsicht falsch!“ „Ich und Übermensch? Ich bin auch nicht unkaputtbar.“ „Sheesh, ich bin jedenfalls froh, dass es dir noch gut geht.“ „Nur wird mein Plan fürs erste wohl auf Eis liegen.“ „Huh? Wie lange denn?“ „Nun… einen Tag vielleicht?“ „Ernsthaft? Ich dachte länger.“ Trotz seiner Antwort bedachte Xavier Rezzle mit einem eher unberührten Gesichtsausdruck. Wahrscheinlich hatte er sich schon längst an solche Überraschungen gewöhnt. „Wie viel Uhr haben wir etwa?“, fragte Rezzle, und brach damit das Schweigen, das einzig heile in diesem Raum. „Ähm … es dürfte etwa Mittag sein. Wieso fragst du?“ „Also habe ich wirklich nur so kurz geschlafen. Wie dem auch sei, es wäre das Beste, du suchst mir schnell eine Heilung.“   Eine Einkaufsrunde später saßen Rezzle und Xavier gegenüber am Tisch, Rezzle presste sich einen weiteren Wasser-Chrysal auf seine Wunde. Die beiden hielten Kriegsrat, Rezzle musste schließlich seinen Plan in die Tat umsetzen. „Also.“, begann er. „Wenn alles gut geht, bin ich bis morgen geheilt. Das heißt, bis dahin bin ich relativ passiv an allen Aktionen beteiligt, da ich allerdings nicht viel Zeit habe, musst du auch deinen Teil beitragen, dafür habe ich dich schließlich an Land gezogen.“ „Ich habe dich das nie gefragt, aber was willst du eigentlich von diesem Schloss?“ „Das … bleibt ein Geheimnis. Zumindest bis ich es habe. Nicht, dass wir abgehört werden, und sie meinen Plan erfahren. Ich habe eigentlich bisher ziemlich gut vorgesorgt, jedoch fehlen mir ein paar Kleinigkeiten, und die musst du mir besorgen.“ „Ich darf also Botenjunge spielen … Gut! Schreib mir eine Einkaufsliste, und ich hole, wonach du verlangst.“ „Also… eigentlich brauche ich keine Sachen, sondern eher Personen. Jemanden, der ein Ablenkungsmanöver spielen könnte etwa. In der Stadt ließe sich so jemand sicher finden. Sie sollte sich aber gut verteidigen können, falls es dicker kommen sollte.“ „Hmm. Gut, dann mache ich mich auf die Suche.“ Xavier stand auf, und ging in Richtung Tür. Ich frage mich so langsam, was dieser Typ eigentlich vorhat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)