Will-o'-the-Wisp von anyadulacre (A little Romantasy) ================================================================================ Kapitel 1: Adiemus ------------------ 1.Kapitel Das Licht der Sonne drang langsam durch das dichte grüne Blätterdach, und warf lange Schatten auf den mit Moos überwachsenen Boden. Langsam erwachte der Wald zu neuem Leben, die ersten Tiere wagten sich nach der langen Nacht aus ihrem Bau heraus, die Dunkelheit wich zurück um dem neuen Tag Platz zu machen. Vögel begannen in den Baumkronen ihr Morgenlied anzustimmen. Die Bäume des Waldes waren groß und mächtig, so als könnte nichts auf der Welt sie jemals zerstören. Die Kraft die von ihnen ausging war alt, so alt wie die Welt selbst. Als ich aufwachte, wusste ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Der Boden war feucht, hart und kalt. Das war nicht mein weiches Bett in dem ich lag. Vorsichtig öffnete ich die Augen, der erste Gedanke der mir in den Sinn kam war: Wo um alles in der Welt bin ich ? Es dauerte eine Zeit bis ich begriff was passiert war. Ich musste im dunkeln vom Weg abgekommen sein, war dann einen Abgrund hinunter gestürzt und hatte daraufhin mein Bewusstsein verloren. Jetzt lag ich im Wald auf einer kleinen Lichtung. Rechts von mir, ragte eine steile Felswand auf. Ich konnte von Glück reden, dass ich mir anscheinend nichts gebrochen hatte. Langsam rappelte ich mich auf, mein Körper schmerzte, aber es war auszuhalten. Die Lichtung war umgeben von Bäumen, da ich mich in einem Wald befand war das denkbar kein großes Wunder. Aber was sollte ich jetzt tun? Den Weg zurück gehen, den ich gekommen war konnte ich nicht, da ich beim besten Willen nicht wusste, wie ich die Felswand hinaufgelangen sollte. Also musste ich wohl oder übel solange durch diesen verdammten Wald marschieren, bis ich den richtigen Weg fand oder noch besser auf jemanden traf, der mir den Weg zeigen konnte. Gesagt, getan. Leider gestaltete sich das ganze nicht so einfach wie ich es gerne gehabt hätte. Der Boden war an vielen Stellen mit Dornensträuchern bewachsen, die sich immer wieder in meiner Kleidung verhakten und mich zum stehen bleiben zwangen. Oder ich stieß auf einen Bach, den es dann galt zu überqueren. So kam ich nur langsam voran. Meine Beine taten weh und ich war mir sicher, dass ich mir schon ein paar Blasen gelaufen hatte, zu allem Überfluss hatte ich auch noch furchtbaren Hunger. Einmal pflückte ich mir ein paar Beeren von einem der Sträucher, aber das machte auch nicht wirklich satt. Ich hatte das Gefühl, dass ich immer tiefer in Wald gelangte, statt hinaus. Vereinzelt huschten Eichhörnchen durch das Geäst und ab und zu lief mir ein Reh über den Weg. Als ich schon fast aufgehört hatte daran zu glauben, dass meine Odyssee jemals ein Ende hätte, lichtete sich der Wald vor mir. Voller Hoffnung nahm ich noch einmal all meine Kräfte zusammen und ging schneller. Ich wollte endlich raus hier! Plötzlich nahm der Wald ein abruptes Ende und vor mir erstreckte sich ein endloses, düsteres Moor. Langsam stieg die Angst in mir hoch. Ich hatte schon zahlreiche Geschichte über Menschen gehört, die spurlos im Moor verschwunden waren. Krampfhaft versuchte ich nachzudenken. Sollte ich umkehren? Doch dann entschloss ich mich, dass es besser wäre, wenn ich am Waldrad entlang ging, so hatte ich wenigstens eine gewisse Orientierung. Zu meinem Pech dauerte es nicht mehr lange, bis es Dunkel wurde. Irgendwann lies ich mich erschöpft an einen Baumstamm sinken. Verzweiflung machte sich in mir breit und ich hatte Angst nie mehr nach Hause zu finden. Mittlerweile war es stockdunkel und ich konnte nicht einmal mehr meine Hand vor Augen sehen, was meine Situation nicht unbedingt verbesserte. Allmählich fing ich es an zu bereuen, dass ich nicht auf meinen Bruder gehört hatte, dann wäre ich jetzt nicht hier. Mutterseelenallein, zu Tode erschöpft und völlig verängstigt. Die erste Träne rollte über meine Wange, und ich konnte und wollte sie nun nicht mehr zurück halten. Durch meinen Tränen verschleierten Blick sah ich auf einmal ein Licht, das sich langsam näherte. Verwirrt kniff ich die Augen zusammen und versuchte zu erkennen wer oder was dort genau war. Plötzlich stockte mir der Atem, immer mehr Lichter tauchten in der Dunkelheit auf. Kleine Flammen in allen nur erdenklichen Farben schwebten über dem Moor. Es war wunderschön und für einen Augenblick vergaß ich meine Angst. Ein kleines blaues Licht war anscheinend sehr neugierig, denn es kam ganz nah zu mir. Völlig fasziniert streckte ich die Hand danach aus, und berührte es. Es war ganz warm und lebendig, wie ein kleiner Herzschlag. Ich umfasste es mit beiden Händen behutsam. Auf einmal blendete mich ein gleißendes Licht, schützend hielt ich mir die Hand vor Augen. Als ich sie wieder herunternahm traute ich meinen Augen nicht. Alle Lichter waren verschwunden und vor mir lag ein weißhaariger Junge im Gras der ein seltsames bläuliches Licht ausstrahlte. Unfähig, irgendetwas zu sagen oder zu tun, starrte ich ihn an. Er schlug die Augen auf und unsere Blicke trafen sich. „Wer bist du ?“ Seine Stimme war klar und ganz anders als alle Stimmen die ich jemals gehört hatte. „Äh...ich bin Iona.“ immer noch war ich völlig durcheinander. „Und was bist du?“, fragte er weiter. Verständnislos sah ich ihn an. War das nicht offensichtlich? „Ein Mensch, und wer oder was bist du, wenn ich fragen darf?“ Doch der Junge gab mir keine Antwort sondern starrte mich nur mit großen Augen an. „Ich habe noch nie mit einem Menschen geredet...aber das liegt daran dass die meisten uns nicht verstehen...warum verstehst du mich?“ Er wirkte mittlerweile genauso verwirrt wie ich. „Warum sollte ich dich nicht verstehen? Du redest doch ganz normal mit mir...“- „Nein, du redest normal mit mir. Wir Irrlichter sprechen nicht die Sprache der Menschen. Nur Elfen und Kobolde wissen wie das geht.“ Plötzlich traf es mich wie ein Schlag. „Dann ist es also wahr? Wenn man ein Irrlicht fängt verwandelt es sich in einen Menschen und man hat einen Wunsch frei ?“ - „Du hast mich doch gar nicht gefangen! Außerdem weiß ich gar nicht wie man einen Wunsch erfüllt !Verwandle mich sofort zurück !“ Er war aufgesprungen und starrte mich zornig an. „Natürlich habe ich dich gefangen! Ich habe dich mit beiden Händen festgehalten. Außerdem habe ich keine Ahnung wie ich dich zurück verwandeln soll!“ In seinem Kopf ratterte es. „Aber...du hast mich doch in einen Menschen verwandelt, warum weißt du dann nicht, wie ich wieder meine eigentliche Gestalt annehmen kann?“ weder ich noch er schien zu verstehen, was hier gerade passierte. Ein halbnackter, bläulich leuchtender Junge, der eigentlich ein Irrlicht war, stand mir gegenüber und starrte mich vorwurfsvoll an. Jedem, dem ich das erzählen würde, hätte mich für Verrückt erklärt oder hätte mich ausgelacht. Vielleicht war das ganze ja nur ein Traum...Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und versuchte ihn zu berühren. „Hey, Pfoten weg! Ich lass mich nicht nochmal von dir an tatschen, beim nächsten Mal bin ich dann ein Brownie !“ erschrocken zuckte ich zurück und ich spürte wie ich rot wurde. Nein, das war definitiv kein Traum. „Was?“ verständnislos sah ich in an. „Denkst du etwa, ich habe Lust ein Brownie zu sein? Das ist total nervig! Ständig müssen sie für die Menschen die Drecksarbeit machen und alles was man dafür bekommt, ist eine Schale ranziger Milch. Igitt!“ angewidert verzog er das Gesicht. Ich konnte nicht anders als loszulachen, es war echt zu komisch wie er vor sich hin schimpfte, obwohl ich keinen blassen Schimmer hatte, von was er redete. „Hey, das ist echt nicht lustig!“ sein vorwurfsvoller Ton brachte mich nur noch mehr zum lachen. Beleidigt drehte der Junge sich um, und ging davon. Da ich nicht nochmal alleine sein wollte, beeilte ich mich ihn einzuholen. „Tut mir leid. Das war doch nicht böse gemeint!“ versuchte ich ihn zu beschwichtigen. Doch er ignorierte mich und ging einfach weiter. „Bitte sag mir wenigstens wo wir hin gehen...“- „Wo du hin gehst weiß ich nicht, aber ich gehe zu Elana, sie hilft mir, anstatt über mich zu lachen.“ sauer blieb er stehen und drehte sich zu mir um. „Wer ist Elana? Ein Brownie?“ - „Du machst es schon wieder! Warum machst du dich über mich lustig?“ der Blick durch seine eisblauen Augen schienen mich zu durchbohren. „Ich mache mich doch gar nicht über dich lustig! Woher soll ich wissen, wer oder was Elana ist?!“ Jetzt war es an ihm, mich verständnislos anzuschauen. „Du weißt nicht wer Elana ist?“ fragte er ungläubig. Ich schüttelte nur den Kopf. „Und was ein Brownie ist, weiß ich auch nicht.“ Nicht mehr, fügte ich noch in Gedanken hinzu. „Ist das dein Ernst? Okay, dann sind Menschen dümmer als ich dachte...“ - „Und Lichter sind unverschämter als ich dachte!“ konterte ich. „Warum? Ich sage nur die Wahrheit... Elana ist die Hüterin des Waldes, sie ist so alt wie die Wälder selbst und sie ist unendlich weise. Sie weiß bestimmt, wie ich wieder zurückverwandelt werden kann. Und Brownies sind kleine Erdgeister die zur Familie der Kobolde gehören, sie kümmern sich in der Nacht um den Haushalt und die liegen gebliebene Arbeit der Menschen, während diese seelenruhig in ihren Bettchen schlafen. Zum Dank stellen die Menschen ihnen eine Schüssel mit Milch hin. Aber wie gesagt, ich will kein Brownie sein, also wehe du verwandelst mich in eins!“ - „Schon gut, ich habe nicht die Absicht, dich in irgendetwas zu verwandeln. Aber könnten wir uns vielleicht irgendwo hinlegen, bis es morgen wird? Ich bin todmüde und wenn es dunkel ist finden wir deine Elana sowieso nicht.“ Bevor er protestieren konnte, lies ich mich auf den Boden nieder und lehnte mich gegen einen Baumstamm. „Eins würde ich schon noch gerne wissen ...Wie heißt du eigentlich? Oder haben Irrlichter keine Namen?“- „Natürlich haben Irrlichter Namen, aber es bringt bestimmt Unglück wenn ein Mensch meinen Namen kennt.“ erwiderte er trotzig. „Na schön, dann nenne ich dich eben einfach nur Irrlicht...“ Damit rollte ich mich in meinen Mantel ein und schloss die Augen. Das letzte was ich hörte bevor ich einschlief war ein leises Flüstern. „Aiden, ich heiße Aiden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)