Die Zeit umdrehen von Schnuckelpunk (Die Vergangenheit lässt uns nicht los) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es war einer dieser typischen Herbstabende, an dem Regen selbst das schale Licht der Straßenlaternen zu verschlucken schien. Die Straße lag verlassen da, nur ein paar einzelne Betrunkene versuchten sich hier und da in einem Hauseingang unter zu stellen. Der Regen prasselte auf eine zerbeulte Blechdose. Das Haus hinter dieser war das schäbigste der ganzen Straße, quietschend schwang ein trostloses Messingschild über dem Eingang, auf dem kaum leserlich „Zum tropfenden Kessel“ geschrieben stand. Ein Knall, und ein Mann erschien auf der Türschwelle, seine dunklen Haare wurden sofort von Wind und Regen durcheinander gebracht und schnell suchte er Schutz in der Wärme, die dieser versteckte Pub ihm bieten konnte. Der Schankraum war voll, lärmend saßen die verschiedensten Gestalten an den alten Holztischen. Hexen mit turmhohen Hüten, kleine Zauberer mit langen Bärten, hier und da ein misstrauischer Kobolt und selbst ein dreiäugiger Oger saß in einer Ecke am Feuer. Sie alle saßen vor kleinen Gläsern, großen Humpen und hier und dort wurde Brot herum gereicht. Der Dunkelhaare trocknete seine Brillengläser an seinem schwarzen Pullover ab und steuerte direkt auf den Tresen zu. Recht, neben der Theke, war die dunkelste Ecke des Pubs. Und genau dorthin setzte er sich. „Das Gleiche wie jeden Abend...Mr..Smith?“ Da war sie. Wie jeden Abend. Die langen blonden Locken hochgesteckt, damit diese sie hinter dem Tresen nicht bei der Arbeit störten. Er nickte nur, bemerkte, wie spöttisch sie den Namen aussprach. Sie wussten beide, dass es nicht sein wirklicher Name war. Sie wussten beide, wie er wirklich hieß. Sein Name war Harry James Potter. Sie stellte ihm ein großes Glas goldener Flüssigkeit hin und ließ ihn in Ruhe. „PITY!“ rief jemand aus der Mitte des Raumes. „BESORG UNS NOCH EIN PAAR BIER!“ Harry seufzte, nahm einen Schluck von dem Feuerwiskey vor ihm, der längst nicht mehr in seiner Kehle brannte. Wie hatte Tom, der zahn- und haarlose alte Wirt seiner Tochter nur einen solch fürchterlichen Namen geben können? Und wie viel Mitleid musste sie mit dem Mann haben, dass sie seit fünf Jahren diesen Pub übernommen hatte, seit er zu alt war um das Geschäft zu stemmen? Sie machte die Bier fertig, zwinkerte ihm zu. Kurz zuckte ein Lächeln über seine Lippen. Er wusste, dass er heute wieder der letzte Gast sein würde. Dann würde er ihr wieder über die knarzende Treppe hinauf in ihre winzige Dachwohnung folgen. Sie würden sich in den Laken wälzen, die nie zurechtgemacht waren, er würde sich wieder in ihren Haaren verheddern, mit den Händen über ihren Körper fahren und versuchen soviel von ihr zu schmecken, nur um nicht mehr denken zu müssen. Später würde sie sich eine Zigarette anzünden, die Locken zurückwerfen und ihm sagen, dass er duschen solle. Sie würde ihm unter die Duschen folgen, ihm zuraunen, dass es so nicht weiter gehen dürfe. Nur um sich wieder an ihm zu reiben. „Grüß Ginny von mir.“ Waren stets ihre Worte zum Abschied, die ihn wieder aus dem Pub treiben würden. Er wusste, er würde sich dafür hassen, wenn er wieder vor ihrer Haustüre stand, wenn Ginny schlafend im Bett lag und er sich neben sie fallen lassen würde. Aber er konnte nicht anders. Wenn er in dieser winzigen Wohnung lag, war die Welt da draußen weit weg. Wenn er sich in ihr versenkte, war es, als wäre er irgendjemand. Nicht Harry Potter. Nicht der Retter der Zauberer. Nicht Schuld an dem Tod all dieser Menschen. Fred. Lupin. Tonks. Mad Eye. Sirius... „Ein weiteres Glas Mister Smith?“ Er zog sich an. Seine Haare waren noch nass vom Duschen. Sie hatte sich bereits eine Leggins übergezogen, ihr Oberkörper steckte in einem viel zu großen kariertem Hemd. „Wem hast du es geklaut?“, fragte Harry. Sie lachte und Augen, fast so grün wie seine funkelten verschwörerisch. „Ich verrate es dir nicht, nachher schläfst du dann nicht mehr mit mir.“ Er seufzte, doch versetzte es ihm trotzdem einen Stich. Es sollte ihm egal sein. Sie schwiegen sich an. Hässliches Schweigen, wie immer wenn sie sich verabschiedeten. Hässliches Schweigen, dass beim nächsten Mal vergessen sein würde. Sie brachte ihn zur Tür. Er wusste welche Worte jetzt kommen würden. „Wenn du eine Sache in deinem Leben rückgängig machen könntest... was wäre es?“ Er hatte sich geirrt. Er starrte sie an. „Ich sollte gehen.“ Er drehte sich um. „Grüß Ginny von mir.“ „Ich würde Sirius retten.“ Er disappariete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)