Ein neues Leben von Amaruk ================================================================================ Kapitel 1: Awakening -------------------- Ein lautes Prasseln war in der Dunkelheit zu hören. Es klang fern und so, als wäre es nicht wirklich da, doch es war er einzige Anhaltspunkt. Plötzlich wurde es lauter und klarer. Dazu kam auch ein gewaltiger Krach, wie Donner. Regnet es? Langsam öffnete Ino die Augen und erblickte sogleich eine, graue, kalte, aber immerhin trockene Decke aus Fels. Verwundert drehte sie den Kopf nach links und sah dort einige Behälter, in denen man anscheinend Verschiedenes mischte. Daneben befand sich ein Stapel trockenes Holz, ein eiserner Topf und eine Pfanne, Essschüsseln und ein paar zusammengelegte Kleidungsstücke, alle in Schwarz. Außerdem entdeckte sie noch zwei Taschen, die aber leer zu sein schienen. Danach drehte sie ihren Kopf nach rechts. Dort erblickte sie den Eingang, der zu diesem Unterschlupf führte. Es handelte sich um eine Höhle, in der anscheinend jemand lebte. Und dieser Jemand saß vor dem Eingang an die Wand gelehnt und starrte ernst in den strömenden Regen hinaus. Er hatte lange, blonde Haare, die oben zu einem Zopf zusammengebunden waren. Die linke Seite seines Gesichtes wurde von langen Strähnen verdeckt, die das Mädchen ein wenig an ihre eigenen erinnerte, nur waren diese länger. Seine mandelförmigen, blauen Augen wirkten elegant, frech und auch eiskalt. Noch nie hatte Ino so viele Beschreibungen auf einmal für einen einzigen Blick gefunden. Ein kalter Schauer lief ihr bei diesem Anblick den Rücken hinunter. Der Mann trug ein ärmelloses, schwarzes Hemd, das ab der Brust dunkelgrau war und ein Netzmuster hatte. Passend dazu hatte er noch eine lange, schwarze Hose an, die von einem schwarzen Gürtel zusammengehalten wurde. Das Mädchen hielt den Atem an. Sie kannte diesen Mann. Er gehörte zu den Akazukis, zu der Organisation, die es auf ihren Freund Naruto abgesehen hatte, zu der auch der langhaarige, mit den zwei Strichen im Gesicht gehörte: Itachi. Diese Organisation verschwand dann schließlich, als Itachi zu ihnen ins Dorf kam. Er behauptete, dass alle tot waren, aber was machte dann dieser Mann hier? Sollte er dann nicht schon seit Jahren tot sein? Schon einmal hatte sie gegen diesen Mann kämpfen müssen. Damals hatten sie, obwohl sie in der Überzahl waren, nur haarscharf den Sieg errungen. Sein Genkai war bei ihnen allen gefürchtet, denn es konnte gewaltigen Schaden anrichten. Leise setzte sie sich auf und entdeckte erst jetzt, dass der schwarze, lange Mantel mit den roten Wolken, das Markenzeichen der Akazukis, wie eine Decke auf sie gelegt worden war. Vor ihren Füßen befand sich die Schlange aus Ton, die sie umwickelt hatte. Doch lange dachte sie nicht darüber nach, sondern griff an ihren Rock, wo sie immer zwei Kunais versteckt hielt. Man wusste ja nie, wozu sie einmal gut sein würden. Doch die Waffen waren verschwunden. Stattdessen drehte sich Deidara mit dem Gesicht zu ihr und sah sie ausdruckslos an. „Endlich aufgewacht, hm?“, fragte er deutlich desinteressiert. Eigentlich wunderte er sich über sich selbst, dass er sie mitgenommen hatte. Sie würde ihm wahrscheinlich sowieso nur ein Klotz am Bein sein und herumzicken, wie es für gewöhnlich alle Mädchen taten. Als er den verschreckten Blick der Blonden und das darauf folgende suchende Umherschweifen mit den Pupillen bemerkte, konnte er sich ein höhnisches Lächeln dennoch nicht verkneifen. „Suchst du etwas DAS hier, un?“, meinte er und hielt demonstrativ zwei Kunais in die Höhe. Entsetzt starrte Das Mädchen auf die beiden Waffen, die der Mann nun hochhielt. Das waren ohne Zweifel ihre. Es war zum verzweifeln. Jetzt saß sie ja tatsächlich mit diesem Irren in dieser Höhle fest und hatte keine Ahnung, wo sie sich befand. Noch dazu schüttete es draußen wie in Strömen und versperrte ihr dadurch eine klare Sicht auf ihre Umgebung. Trotzdem würde sie sagen, dass sie sich in einem Gebirge befand, was ihr aber auch nicht viel weiter half. Es gab eine menge Gebirgsketten um Konoha und jede von diesen konnte es sein. Sie müsste sich die Landschaft genauer ansehen, bevor sie etwas aussagen konnte, doch sie bezweifelte, dass der Blonde das zulassen würde. Sie fand es ja schon seltsam, dass er sie noch nicht umgebracht hatte, aber was nicht ist, konnte ja noch werden und darum wollte sie so schnell wie möglich einen Ausweg aus ihrer Situation finden. „Wir sind hier in einer ziemlich rauen Gegend mit vielen Monstern und Räubern. Ich an deiner Stelle würde es mir also zwei Mal überlegen, ob ich von hier abhauen will, yeah.“, sagte der Mann, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Danach erhob er sich schweigend und steckte dabei ihre zwei Kunais in seinen Gürtel. Entsetzt wich Ino zurück, als er auf sie zu kam. „Was will er von mir?!“, fragte sie sich ängstlich und hielt sich schützend den Arm vor den Körper. Dieser zeigte an ihr aber kein Interesse. Ruhig ging er an der Blonden vorbei und holte etwas Holz, das er in der Nähe des Ausganges zu einem Stapel schlichtete. Danach entfachte er noch ein Feuer und setzte sich davor. Das flackernde Licht erhellte sofort den gesamten Raum, wobei es düstere Satten an die Wand warf. Nun konnte Ino alles in dieser Höhle erkennen. Mit Ausname des Holzes und einiger wenigen, weiteren Sachen schien alles aus Ton gefertigt worden zu sein. Wahrscheinlich von Deidara selbst, da vieles seinem Stiel entsprach, wenn auch nicht unbedingt seiner „Kunst“. Seiner Meinung nach war Kunst etwas Vergängliches, etwas, das nur von kurzer Dauer war. Darum sprengte er seine Kunstwerke alle sofort in die Luft. Da er das bei diesen Dingen nicht tat, war wahrscheinlich nur deswegen, weil er sie noch brauchte. Staunend betrachtete sie die verschieden Gegenstände, darunter auch ein kunstvoll angefertigtes Tonregal, in dem einige Schüsseln und Flaschen, ebenfalls aus Ton, standen. Man merkte, dass der Blonde sein Handwerk verstand. Wenn er es nicht ständig in die Luft jagen würde, wäre sie sicher schön anzusehen. Nun blickte das Mädchen wieder zu dem Mann, der unablässig ins Feuer starrte. Sie wusste, dass er wachsam blieb und sie, wenn auch unauffällig, beobachtete. Sie durfte sich also keinen falschen Schritt erlauben. Langsam zog sie ihre Beine an ihren Körper an und umklammerte sie mit ihren Armen. Danach legte sie ihren Kopf darauf. So verharrte sie in ihrer Position und beobachtete den Ninja vor ihr. Sie wagte es nicht, irgendeinen Laut von sich zu geben, da sie nicht wusste, wie er darauf reagieren würde. Der Blonde schien nicht sonderlich gute Laune zu haben, denn wenn sie an ihre letzte Begegnung dachte, wo er die ganze Zeit über gelächelt und dumme Sprüche geklopft hatte, wirkte er im Moment sehr ernst und still. Nachdenklich richtete sie ihren Blick nun wieder woanders hin. Was sollte sie nun machen? Wie kam sie wieder lebend hier heraus? Sie wusste es nicht. Sie musste einen unachtsamen Augenblick abwarten, um fliehen zu können. Egal, wie weit sie von Konoha entfernt war, sie würde den Weg schon irgendwie wieder finden. Bis dahin konnte sie aber nur abwarten und hoffen, dass der ehemalige Akazuki nicht die Absicht hatte, sie bald umzubringen. Innerlich schluchzte Ino richtig über ihre momentane Situation. Sie hatte Angst, große Angst. Am liebsten wäre sie jetzt zu Hause und würde wieder an der langweiligen Theke stehen, um Blumen zu verkaufen. Mit aller Macht versuchte sie, die in ihr aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Jetzt Schwäche zu zeigen, wäre nicht gut. Sie hoffte inständig, dass Deidara das Zittern ihres Körpers der Kälte in der Höhle zuschrieb, denn sie wusste, das es deutlich zu sehen war. Deidara hingegen tat so, als bemerke er von all dem nichts. Es war ihm völlig egal, wie sich das Mädchen im Moment fühlte. Sollte sie doch Angst vor ihm haben. Das ersparte ihm nur unangenehmes Gezeter. Gelangweilt stocherte er mit einem Stock im Feuer herum und hielt es so am brennen. Ab und zu legte er noch ein paar Scheite nach. Danach setzte er sich davor hin und starrte wieder in den Regen hinaus, wobei er wachsam auf jedes Geräusch der Bewegungen seiner Gefangenen achtete. Das Wetter spiegelte wirklich seine Inneren Empfindungen wieder: düster, kalt und trostlos. Dabei wusste er selbst nicht einmal genau, warum. Der Verlust der Organisation hatte ihn damals sehr mitgenommen, obwohl er die Mitglieder eigentlich nicht wirklich leiden konnte. Besonders Itachi war ihm zuwider. Doch trotzdem vermisste er sie und ganz besonders Sasori und Tobi. Zugegeben, Tobi war nicht wirklich einfach gewesen mit seiner ständig nervigen Art und Sasori hat immer genörgelt, aber ohne die beiden fühlte er sich irgendwie einsam. Die ganze Nacht hindurch beobachtete Ino ihren Entführer, der sich seit dem Feuermachen keinen einzigen Millimeter mehr gerührt hatte. Sie konnte nicht einmal sagen, ob er wach war oder schlief, da sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Sie selbst fühlte sich furchtbar müde. Sie war es normalerweise ja gewohnt, lange auf zu bleiben, doch die Ereignisse hatten sie sehr erschöpft. Trotzdem traute sie sich nicht zu schlafen. Wer wusste, was der Blonde dann machen würde. Sie könnte eine Gelegenheit zur Flucht verpassen. Schließlich regte sich Deidara und legte einige Scheite nach, wodurch die Glut, die vom Feuer in der Nacht noch übrig geblieben war, wieder zu brennen begann, wenn auch nicht ganz so stark. Danach stand er auf und holte einige Behälter, zwei Schüsseln und einen Topf mit langen Beinen hervor. Die Behälter und die Schüsseln stellte er neben dem Feuer ab, während er mit dem Topf nach draußen ging. Verwundert sah ihm Ino nach. War der wirklich so nachlässig, dass er ihr so eine Gelegenheit zur Flucht gab? Das konnte sie sich irgendwie nicht vorstellen. Immer noch schüttete es wie aus Eimern und das Mädchen konnte nicht genau erkennen, wohin der Mann verschwunden war. Sie war sich sicher, dass er noch in der Nähe war, also musste sie sich beeilen. Leise schlich sie zum Ausgang und sah sich um. Ihre Vermutung bewahrheitete sich. Deidara war nicht weit von der Höhle entfernt. Er hockte mit dem Rücken zu ihr vor einem reißenden Bach, den das Mädchen durch den strömenden Regen nicht wahrgenommen hatte, und füllte den Topf mit Wasser. „Es hat keinen Zweck, also verschwinde wieder in die Höhle, un.“, meinte der Blonde ruhig ohne sich zu ihr umzudrehen. Danach erhob er sich und schritt an ihr vorbei zu dem Feuer. In dieser kurzen Zeit, wo er draußen gewesen war, war er bereits stark durchnässt worden und das Mädchen fragte sich, ob ihm nicht kalt war. Doch dem schien das nichts auszumachen. Er stellte den Topf über das Feuer, wobei sich die verlängerten Beine als sehr praktisch erwiesen, da man dadurch kein zusätzliches Gestell mehr benötigte. Danach öffnete er einen der Behälter und schüttete kleine, längliche Körner hinein: Reis. Schließlich gab er noch einen Deckel hinauf und setzte sich dann wieder an die Wand. Die ganze Zeit über stand Ino am Eingang der Höhle und sah den Ninja dabei zu, was er machte. Dieser holte aus einer weiteren Box ein getrocknetes, längliches Blatt heraus und begann dieses zu kauen. Nach einer kurzen Weile ging das Mädchen wieder weiter in das Innere, wo sie sich erneut an die Wand setzte und den Mann beobachtete. Viel anderes konnte sie im Moment nicht machen. Schließlich öffnete Deidara nach ungefähr zwanzig Minuten den Topf und sah sich den Reis darin an. Er schien zufrieden zu sein, denn er legte den Deckel bei Seite und nahm noch den dritten und letzten Behälter zur Hand. Darin befanden sich einige, trockene Gräser, die leicht nach Zimt dufteten. Davon nahm er einige, zerbröselte sie und mischte sie unter den Reis. Er holte noch schnell einen Schöpfer und begann dann eine Schüssel mit Reis zu füllen. Unschlüssig beobachtete das Mädchen den Blonden, wie er den Reis in die Schüssel füllte. Ihr Magen meldete sich, doch sie traute sich nicht wirklich zu fragen, ob sie auch etwas haben durfte. Also wartete sie, was weiter passierte. Auf einmal sah der Mann zu ihr, was sie erschrocken zusammenzucken ließ. „Du heißt Ino, oder, un?“, fragte er das eingeschüchterte Mädchen. „Ähm....ja.“, antwortete diese leise. „Komm her und iss. Ich habe nämlich keine Lust, mir später dein Genörgel anhören zu müssen, dass du Hunger hast, un. Und wehe, du beschwerst dich, yeah.“ Er reichte ihr die Schüssel und zwei Essstäbchen und nahm sich dann selbst etwas aus dem Topf. Misstrauisch beobachtete Ino den Blondhaarigen noch eine Weile, um sich zu vergewissern, dass der Reis auch ja nicht vergiftet war, doch der nahm ihn ohne Bedenken zu sich, was das Mädchen beruhigte. Weder in ihren Reis, noch in ihre Schüssel hatte er zusätzlich etwas hinein getan und was im Topf war, aß auch er, also schien alles in Ordnung zu sein. Trotzdem aß sie vorsichtig und langsam, denn der Reis war noch heiß. Sie musste zugeben, dass es gar nicht so schlecht schmeckte. Es war sogar recht gut. Die Gräser, die der Mann hinzu gemischt hatte, hinterließen einen angenehmen Nachgeschmack im Mund. Einige Zeit verstrich, in der keiner etwas sagte. Schließlich fasste das Mädchen aber doch all ihren Mut zusammen und wendete sich an ihren Entführer. „Sag mal, Deidara-kun, darf ich dir eine Frage stellen?“ „Das hast du jetzt sowieso schon getan.“, meinte der Blonde und sah zu dem Mädchen, das unter seinem stechenden Blick zusammenzuckte. „Was willst du, hm?“ „Warum hast du mich entführt und hier her mitgenommen?“, fragte es eingeschüchtert. Der Blick des Blonden verfinsterte sich, was seine Gefangene noch mehr verängstigte, doch er blieb nach wie vor ruhig. „Ich habe dich als Geisel genommen, um lebendig aus dem Dorf verschwinden zu können, yeah.“ „U-und warum hast du mich hier her mitgenommen? Du hättest mich doch auch irgendwo absetzten können.“ „Oder mich umbringen.“ Doch diese Gedanken behielt das Mädchen erst einmal für sich. „Weil sie mich verfolgt haben. Hätte ich dich abgesetzt, hätten die mich garantiert irgendwo überfallen, un.“ „Und was hast du nun mit mir vor?“ Der Mann seufzte. „Das weiß ich noch nicht genau. Vielleicht bringe ich dich zurück, wenn sich die Lage etwas beruhigt hat oder ich bring dich um. Vielleicht mache ich auch etwas ganz anderes, ich habe mich noch nicht entschieden, un.“ Bei dem zweiten Beispiel musste Ino heimlich schlucken. Sie hoffte innig, dass er sich nicht DAFÜR entscheiden würde. Schließlich seufzte der Mann bei ihrem Gesichtsausdruck erneut. Anscheinend hatte er ihr gerade einen Schrecken eingejagt, doch was soll’s. „Willst du noch etwas, hm?“, fragte er das Mädchen, die im ersten Moment anscheinend nicht wusste, wovon er redete. Dann schüttele sie aber den Kopf. Der Appetit war ihr gehörig vergangen. Der Blonde zuckte mit den Schultern. „Dann gib die Schale her.“ Er nahm die Schüssel entgegen, die ihm zögernd überreicht wurde und ging dann nach draußen, wo er sie bei strömenden Regen im Bach abspülte. Den restlichen Reis ließ er noch im Topf und stellte diesen an eine Kühle stelle, wo er nicht so schnell schlecht wurde. Kalt schmeckte der er schließlich genau so gut wie warm. Eine kurze Weile beobachtete Ino den ehemaligen Akazuki noch beim werken und schloss dann die Augen. Sie fühlte sich auf einmal so wahnsinnig müde. Sie dachte sich noch, dass sie es nicht dürfe, doch dann war sie schon eingeschlafen. Erleichtert atmete Deidara auf, als er merkte, dass das Mädchen schlief. „Das Mittel hat endlich gewirkt.“ Vorsichtig hob er sie hoch und legte sie auf seine Matte, wo er sie noch mit seinem Mantel zudeckte. Danach verließ er mit einigen Behältern die Höhle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)