Der Vogel aus Sand und Wolken von wilnaah ================================================================================ Kapitel 6: Eltern ----------------- Kumogakure, 21.05. Es war noch früh am Morgen, jemand an Mira rüttelte. Diese murrte nur und wollte erst gar nicht ihre Augen öffnen. „Aufstehen, Mira-chan“, sagte Shins laute Stimme. Viel zu laut, für diese frühe Stunde. Aber Mira verkroch sich nur weiter unter die Decke bis auch die ihr genommen wurde. Sie jammerte kurz und blinzelte verschlafen. „Ich mag nicht aufstehen“ „Komm schon, Schlafmütze!“, sagte Shin putzmunter. Mira grummelte etwas vor sich hin, was Shin zum Lachen brachte. „Wieso muss ich schon aufstehen?“, fragte Mira. Sie hatte ihre Augen noch halb zu und ihre Haare waren komplett zerzaust. Selbst für jemanden wie Shin müsste es eindeutig sein, dass Mira noch nicht in der Lage war, das Bett zu verlassen – er ignorierte es trotzdem, indem er ihre Hand packte und ihr half sich aufzusetzen. „Alles ok mit dir? Du hast schlecht geschlafen“, meinte Shin „Nein, ich hab gut geschlafen. Ich mag es neben dir“, meinte Mira unschuldig. Shin neigte ungläubig den Kopf und schüttelte ihn dann um seine Gedanken zu vergessen. „Was ist?“, fragte Mira nach. „Nicht so wichtig.“ „Sag es mir!“ Mira hüpfte aus dem Bett und ging auf Shin zu. „Bitte.“ „Naja… du hast in der Nacht gesagt, dass ich dich in Ruhe lassen soll“, meinte Shin, was Mira verwirrt drein blicken ließ. „Hab ich nicht“, meinte sie dann. „Doch hast du. Dabei hab ich gar nichts gemacht.“ „Du hast nur geträumt“, meinte Mira dann und war davon überzeugt. So etwas würde sie doch nie sagen. Vor allem, würde sie sich erinnern. Niemals wollte Mira etwas wieder vergessen. Shin sah unsicher drein und versuchte sich zu erinnern, ob es nun ein Traum war oder in Wirklichkeit passiert war. „Mhm… na gut“, meinte Shin, schüttelte den Kopf und ließ das Thema fallen. Er schob Mira aus seinem Zimmer und lief dann aufgeregt in die Küche. Mira folgte ihm, doch wunderte sie sich wieso er so aufgeregt war. „Was ist mit ihm nur?“, fragte Mira, als sie endlich die Küche betrat und Shin herumhüpfte wie ein Gummiball. Yugito aß am Esstisch etwas und hatte für Mira auch etwas gemacht. Diesmal war es kein Toast, aber Mira konnte nicht sagen was es war. Misstrauisch begutachtete sie die runden Dinger auf ihrem Teller. „Das ist gut, Mira. Sind nur Mochi“, sagte Shin, als er merkte wie Mira dreinsah. Vorsichtig kostete das kleine Mädchen etwas von den Mochis. Sie nahm noch ein zweites in die andere Hand, was Shin grinsen ließ. Doch nicht lange, dann hatte Shin schon wieder etwas ganz anderes im Kopf und starrte Yugito an. „Wann kommen sie?“, fragte Shin aufgeregt und ließ seine Beine vom Sessel schaukeln. „Ein paar Stunden dauert es noch, denk ich“, meinte Yugito. „Wer kommt?“, fragte Mira Yugito, als beide Shin beobachteten. „Seine Eltern kommen ihn heute besuchen“, erklärte Yugito. Ein bis zwei Mal kamen Hana und Sho vorbei um nach ihren Sohn zu sehen. Yugito passte ja schließlich nur auf Shin auf, weil Hana sie überreden konnte. Die beiden kannten sich schon lange, von daher konnte Yugito ihrer Freundin keinen Gefallen ausschlagen. Selbst diesen großen nicht. „Eltern?“, fragte Mira. Sie wurde aufgeregt und nervös. Dann würde sie sehen, was Eltern waren und wie ihre sein würden. „Deine Kommen bestimmt auch bald“, wollte Yugito die Kleine beruhigen. „Wenn sie nicht kommen, was passiert dann?“, fragte Mira besorgt. „Mhm...“ „Kann ich dann hier bleiben?“ „Ich… ich weiß nicht. Wir werden sehen. Es wird schon nicht so weit kommen“, meinte Yugito, aber Shin klatschte in seine Hände. „Mira darf dann hier bleiben?“ Er grinste, worauf ihn Yugito tadeln musste. „Shin, du willst doch nicht, dass Mira ihre Eltern nie wieder sieht?“ „Ah…“, er hielt inne und sagte darauf nichts mehr. „Wenn sie mich nicht holen kommen, dann werde ich ein Ninja“, sagte Mira entschlossen. Yugito blickte sie überrascht an. „Ein Ninja?“ „Ja. Oma Ima hat gesagt als Ninja reist man sehr viel. Dann kann ich sie suchen gehen“, erklärte Mira. Yugito lächelte und wuschelte ihr durch die Haare. „Das ist eine gute Idee“, sagte sie. Hoffentlich, würde Mira nicht von ihren Hoffnungen enttäuscht. Mira und Shin beschlossen schließlich aus dem Haus, in den kleinen Wald nebenan zu gehen, nachdem sie fertig gefrühstückt hatten. Es war eigentlich kein richtiger Wald, nur ein paar wenige Bäume und Büsche, doch für Mira und Shin war es ihr eigener Wald. Dort fanden sie Nobu, die es gerade auf einen Vogel, der gelandet war, abgesehen hatte. Mira und Shin näherten sich langsam und still, um die Katze nicht bei der Jagd zu stören. Schließlich sprang die Katze und verfehlte den Vogel knapp. Der landete auf einem Ast auf dem Baum. Nobu sah hoch und tappte mit ihren Pfoten an den Baumstamm, doch sie kletterte nicht hoch. „Na los, Nobu. Du musst hinauf klettern!“, wollte Mira die Katze ermutigen. Die Katze wollte nicht. Sie starrte nur auf den Vogel am Ast und Miaute, dass er gefälligst wieder runter kommen solle. „Komm schon Nobu, das ist doch nicht so schwer“, sagte Mira und wollte es ihr vormachen. „Mira, pass auf. Du kannst da nicht hochklettern“, mahnte Shin sie. Er hob Nobu hoch und damit verstummte ihr Miauen auch. Die Katze wusste, dass Shin immer etwas zu Essen für sie hatte. Mira kletterte weiter auf den Baum und hielt sich an den Ästen fest. Doch bevor sie, noch weiter hochklettern konnte, flog der Vogel davon. Mira sah ihm enttäuscht zu, wie er in den Himmel aufstieg und bald weg war. Schließlich kletterte Mira langsam und vorsichtig wieder runter. Shin tat Nobu wieder zu Boden und half Mira, bevor sie ausrutschte. „Du solltest nicht darauf klettern, das ist gefährlich!“ „Es ist doch nichts passiert“, sagte Mira trotzig. „Hast du etwas Angst?“ „Blödsinn“, sagte Shin nur und wandte sich ab. „Dann klettere hinauf“, kam frech von Mira. „Nein. Ich will Nobu füttern“ „Du hast Angst“ „Und wenn schon, was macht das schon?“ „Uhm…“, machte Mira nachdenklich. Sie dachte wirklich darüber nach und versuchte angestrengt seine Frage zu beantworten. Zumindest diese sollte sie beantworten können, wenn sie schon auf all die anderen keine Antwort hatte. „Ich… ich weiß nicht“, murmelte sie traurig und gab auf. Nie konnte sie jemandes Frage beantworten. Schon im Krankenhaus konnte sie das nicht. „Vergiss es. Komm, gehen wir Nobu füttern“, schlug Shin vor. „Na los, vergiss die Frage. Es war auch eine ganz blöde.“ „Ich… na gut“, meinte Mira und versuchte das schlechte Gefühl von sich abzuschütteln. Erst am Nachmittag kamen Mira und Shin nach Hause zurück, sie hatten beide ganz vergessen, dass Shins Eltern ja zu Besuch kommen würden. Als die Kinder ins Haus eintraten hörten sie schon, dass Yugito nicht alleine zu Hause war. Shin fiel es in dem Moment wieder ein und aufgeregt rannte er in die Küche. Mira blieb noch immer Vorraum und dachte kurz nach. Jetzt würde sie bald Eltern sehen... das machte sie nervös. Wie werden sie wohl sein? Mira konnte es nicht erwarten herauszufinden. „Komm schon, Mira-chan“, sagte Shin und wartete, bis sich nachkam, „meine Eltern sind da.“ Mira zögerte nicht mit ihm in die Küche zu laufen. Da waren Yugito und noch zwei Menschen in der Küche auf die Shin sofort zu rannte. Die Frau mit den hellen braunen Haaren umarmte Shin zuerst, dann tätschelte der Mann neben der Frau Shins Kopf. Mira sah dem ganzen aus einem Meter Abstand zu. Shin erzählte ihnen glücklich was er die letzten Tage erlebt hat. Mira zog an einer ihrer Haarsträhnen und sah nur zu. Dann wandte sich Shin Mira mit einem Grinsen zu. Er nahm ihre Hand und zog sie zu seinen Eltern. „Ich hab jetzt einen Freund gefunden. Das ist Mira. Sie lebt jetzt auch hier“, erklärte Shin seinen Eltern Hana und Sho. „Hallo, Mira“, sagte Hanna freundlich. Mira sah zu Shin der noch immer grinste. Auch sie brachte ein Lächeln zustande. „Du bist ein süßes Mädchen, Mira. Shin, pass gut auf sie auf.“ Er nickte lächelnd. „Ich hab Mira gestern schon das Dorf gezeigt und heute waren wir in unserem Wald. Dort haben wir Nobu getroffen“, erzählte Shin. Er grinste die ganze Zeit, merkte Mira. Anscheinend schien er wirklich sehr erfreut zu sein, dass seine Eltern da waren. Nur kurz fragte sich Mira ob sie sich auch so glücklich fühlen würde, wenn endlich ihre Eltern kommen würden. Den restlichen Nachmittag und Abend sah Mira Shin zu wie er die ganze Zeit bei seinen Eltern war und ihnen alles zeigte was er in dieser Woche in der Akademie gelernt hatte. Besonders sein Vater machte einen stolzen Gesichtsausdruck. „Wir haben das Jutsu der Verwandlung durchgenommen. Das hat aber noch keiner geschafft und es ist wirklich schwer“, erzählte Shin. „Wenn du es nicht kannst, dann musst du üben, Shin“, sagte Sho. „Uhm… übst du mit mir dann? Ich weiß nicht mehr genau wie“, murmelte Shin schüchtern. Mira konnte verstehen wieso Shin vor seinem Vater so schüchtern wirkte. Mira machte er auch ein wenig Angst. Der Mann war groß und Muskulös. Und hatte sogar Narben im Gesicht. „Na Mira, willst du es nicht auch versuchen?“, fragte Yugito und schubste Mira näher zu Shin. „Ich kann das nicht“, murmelte Mira leise. „Macht nichts. Zumindest die Fingerzeichen kannst du dir ja merken. Ist eine gute Übung für später. Vielleicht willst du ja auch einmal Ninja werden“, meinte Yugito. Mira nickte und ging mutig auf Shins Vater zu. „Kannst du mir auch zeigen wie das geht?“ fragte Mira mutig den Mann, aber Shin unterbrach die beiden. „Ich kann das! Die Fingerzeichen weiß ich noch. Schau, Mira“ Shin formte ein Zeichen mit seinen Fingern. „Das ist Hitsuuji“, erklärte er. „Aber das Jutsu der Verwandlung fängt nicht damit an“, warf der Vater ein. „Ach ja“, murmelte Shin und fuhr sich durch die Haare. Nun waren sie komplett zerzaust. Hana musste kichern und wollte ihm schon seine Haare glattstreichen. „Mama, ich will Mira etwas zeigen. Du störst“, murrte Shin. Yugito und Hana mussten grinsen. Mira sah zu wie Shin mürrisch drein sah, während seine Mutter sich darum bemühte, dass seine Frisur ordentlicher aussah. Ein eigenartiges Gefühl bildete sich in Miras Bauch. Mit großen Augen beobachtete sie Shins Mutter, als sie von ihrem Sohn ab ließ und sich wieder auf ihren Platz am Esstisch setzte. „Hey, Mira, schau her“, sprach Shin und Mira widmete ihre Aufmerksamkeit sofort wieder ihm. „Gut, mach mir nach“ Mira nickte. „Das Jutsu der Verwandlung fängt mit… Uma an, genau.“ Er machte das Fingerzeichen. Mira machte es ihm nach. „Dann Inu.“ Wieder machte er es vor. „Dann… Hitsu- nein I und dann kommt U und Hitsuji“, sagte Shin und spickte zu seinem Vater der ihm recht gab, in dem er Shin zunickte. Das machte Shin schon um einiges Sicherer. „Ok. Und jetzt musst du es schnell machen“, erklärte Shin Mira. „Schnell?“ „Ja, schau.“ Shin machte nun die Fingerzeichen schneller hintereinander. Mira versuchte es, kam aber schon beim zweiten Zeichen durcheinander. „Äh… was kommt nach dem zweiten?“ „Inu“, sagte Shin und wiederholte die Zeichen. „Uma, Inu, I, U, Hitsuji“ Mira sah verwirrt auf ihre Hände, dann sah sie unsicher zu Yugito. Sie war sich nicht sicher, ob sie das so schnell, wie Shin schaffen würde. „Es macht nichts wenn du es noch nicht kannst, Mira“, beruhigte Yugito sie schnell. „Shin ist drei Jahre älter als du und hat daher auch schon mehr Erfahrung damit. Du lernst das noch früh genug.“ „Ich will auch in die Schule. Ich will auch so wie Shin sein“, sagte Mira. Shin sah Mira mit großen Augen an, dann grinste er verlegen. Mira sah Shin und seinem Vater danach lieber nur mehr zu und setzte sich neben Yugito, die mit Hana sprach. Eine Weile wurde sie ignoriert bis Yugito ihr Aufmerksamkeit schenkte. „Alles ok mit dir, Mira?“ „Ich… ja“, murmelte sie leise. Es war ja auch alles ok. Es fühlte sich nur komisch an, dass Shin seine Eltern hier hatte und die sich um sie kümmerten. Zögerlich lehnte sie Mira gegen Yugito, sie war sich nicht sicher, ob Yugito das zuließ, aber am Ende sagte die Frau nichts zu Mira. Auch Hana wurde still und blickte kurz zu Yugito. „Sie hat dich gern“, murmelte sie grinsend zu ihrer Freundin. „Anscheinend.“ Kurz wuschelte Yugito durch Miras Haar, was sie kurz grinsen ließ. Dann versuchte Mira wieder ihre Haare glatt zu streichen. „Das mag ich nicht“, murmelte Mira fast schon kichernd. „Tja, damit musst du leben“, antwortete Yugito mit einem Lächeln. Mira nahm es als Scherz und kuschelte sich weiter zu ihr. 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