Der Vogel aus Sand und Wolken von wilnaah ================================================================================ Kapitel 9: Der erste Tag alleine -------------------------------- Kumogakure, 07.06. Die Kälte weckte Mira an diesem Morgen auf. Sie spürte wie neben ihr jemand die Decke zur Seite schmiss und das machte ihr eine Gänsehaut. Verschlafen nahm sie die Decke und deckte sich wieder ganz zu, so dass es schön warm wurde. „Hey, Mira-chan“, hörte sie eine Stimme. Sie blinzelte gegen das Licht, welches vom Fenster kam und ein Schatten breitete sich vor ihr aus. Es war Shin. Mira gab ein murren von sich und rollte sich wieder ein. „Du bist ja eine richtige Schlafmütze“, kam es schon von Shin und er rüttelte an ihr. „Ok, ok“, murmelte Mira und setzte sich auf. Sie schüttelte kurz ihren Kopf um wach zu werden, es half. Schon kurz darauf war sie munter. In den zwei Wochen, die sie nun in Kumo verbracht hatte, war sie öfters bei Shin, als in ihrem eigenen Bett geschlafen. Ihm machte es aber nichts aus. Er schien sich zu freuen, wenn jemand sich mit ihm beschäftigte. Egal ob es nun Yugito oder Mira war. Die Aufmerksamkeit gefiel ihm sehr und daher schlug er Mira auch nichts ab. Mira ging in die Küche und stellte einen Hocker zum Küchentresen, dann kletterte sie hinauf. Anders konnte sie ihr Frühstück sonst nicht erreichen. Als sie ihren Toast gemacht hatte, ging sie zum Tisch, wo Shin bereits aß. „Kannst du mir da etwas drauf streichen?“, fragte Mira. Shin blickte sie kurz an, dann nickte er und grinste. Er nahm ihren Toast und gab ihr Butter drauf. Mira setzte sich dann nur mehr hin und aß. Sie genoss es solange sie nicht alleine war, aber Shin würde bald wieder in die Schule müssen und Yugito war schon wieder auf einer Mission. Mira bekam ein mulmiges Gefühl, als Shin fertig gegessen hat. „Musst du wirklich schon gehen?“, fragte Mira. „Ja. Ich komm aber gleich nach der Schule wieder und dann können wir zusammen etwas machen, wenn du willst“, meinte Shin. „O-ok“ „Vergiss nicht. Oma Ima geht es nicht gut, deswegen bleibst du schön zu Hause. Das schaffst du, nicht? Onee-chan hat dir alles erklärt.“ „Ja. Ich darf nur im Notfall zur Oma gehen.“ „Genau und ich bin ja bald wieder da“, sagte Shin. Er tätschelte Mira noch den Kopf, dann verließ er das Haus. Yugito war schon seit gestern weg, auf einer Mission. Für Shin war es etwas ganz normales, auch wenn er sich etwas schwer tat, weil er nun auch auf ein kleines Mädchen aufpassen musste. Mira dagegen machte es schon etwas aus. Sie blieb alleine zurück, nachdem Shin gegangen war. In einer großen und viel zu stillen Wohnung. Sie hatte ein mulmiges Gefühl. Es war schon fast ein Bauchweh, aber sie wusste, dass sie nicht lange alleine war. Shin würde bald wieder kommen. Die Kleine setzte sich ins Wohnzimmer und sah sich ein Bilderbuch an, dass sie von der Oma bekommen hatte. Da waren sogar ein paar Zeichen drinnen. Die Oma hatte ihr bereits erklärt, dass man sie Kanji nennt, aber Mira kannte nur eines. Das für Katze. Es war das erste, das ihr die Oma gezeigt hatte. Sonst konnte Mira sich nur die Bilder ansehen. Es ging um einen Ninja, der auf einer Mission war. Mira stellte sich oft vor, dass es Yugito wäre, die gegen Bösewichte kämpfte. Irgendwann würde auch Shin gegen diese Bösewichte kämpfen. Nach einer halben Stunde wurde Mira langweilig. Mira sah sich um. Die Wohnung war still und leer. Unheimlich. Es fühlte sich nicht gut an, alleine zu sein… Mira legte ihr Bilderbuch weg und beschloss raus zu gehen und das Dorf zu erkunden. Sie wollte sich von diesem Gefühl ablenken. Shin hatte ihr schon vieles gezeigt in den letzten zwei Wochen. Sie waren schon überall im Dorf gewesen. Mira wusste schon wo die Akademie war und wo der Raikage arbeitete. Auch das Krankenhaus kannte sie und den Weg zur Oma und nach Hause wusste sie auch. Sie zog sich ihre Schuhe an und machte sich auf den Weg. Sie war neugierig was es sonst so gab. Bis jetzt war sie noch nie ganz alleine im Dorf herumgewandert und daher ging sie zuerst Nobu suchen. Mira ging einmal um das Haus, dann in den kleinen Wald nebenan, wo sie schließlich auf die Katze traf, die gerade etwas aß. Mira lief auf sie zu. „Nobu“, sagte sie und winkte der Katze zu. Sie blickte auf, nahm ihre Beute und verschwand schnell hinter einem Busch, als sie Mira auf sie zulaufen sah. Etwas enttäuscht sah Mira der Katze nach, wie sie verschwand. Anscheinend wollte sie nicht spielen. Es war komisch, nur mit Shin konnte Mira sie streicheln. Mira grübelte kurz woran das liegen könnte, ließ es dann aber, als sie einen Vogel am Baum entdeckte. Mira kannte diesen Vogel bereits. Er hatte braunes Gefieder, aber eine Feder auf dem rechten Flügel war weiß und stach heraus. Er kam jeden Tag her und „spielte“ mit Nobu, aber der Vogel spielte Unfair. Er flog immer wieder auf den Baum, Nobu konnte ihn dann nie erwischen, weil er sich nicht traute hinauf zu klettern. Mira sah hoch, als der Vogel am Ast saß und sein Gefieder pflegte. Vielleicht würde sie ihn ja erwischen. Mira kletterte hoch. Ast zu Ast. Immer höher. Fast hatte sie den Vogel erreicht als er sie plötzlich ansah. Direkt in die Augen. Mira hielt inne und starrte zurück. Dann kam ein zwitschern vom Vogel und er flog davon. Mira kletterte noch höher, wollte ihn einholen, doch er war schon weg. Sie konnte sehen, wie er zu einem der großen Berge, die um das Dorf standen, flog. Mira blieb noch eine Weile auf dem Baum, genoss den Wind und die Aussicht. Von da oben konnte sie auf den Marktplatz des Dorfes sehen und die Leute beobachten. Trotzdem würde man sie zwischen den Ästen nicht entdecken können. Sie mochte es von oben auf den Marktplatz hinabzublicken. Schließlich kletterte sie runter und verließ den kleinen Wald. Sie ging durch einige Gassen, bis sie zu einem Spielplatz kam. Er war voll mit Kindern. Sie schienen ziemlichen Spaß zu haben, aber trotzdem zögerte Mira. Sie war nicht sicher, ob sie einfach so auf diese Kinder zugehen konnte. Letztendlich wandte sie sich ab und ging weiter. Das Dorf war riesig, stellte Mira fest. Es gab so viele Orte, die man ihr noch nicht gezeigt hatte und Menschen die hier herumgingen. Mira folgte dem Strom und kam schließlich zu großen Tor. Sie folgte den Händlern die das Dorf wieder verließen und kam in einen Wald. Mira sah sich um und stellte fest, dass er um einiges größer war, als der Wald hinter ihrem Haus. Interessant. Sie kam vom Weg ab und begann das unbekannte Gebiet außerhalb des Dorfes zu untersuchen. Kein einziges Mal sah Mira zurück. Dafür war das, was sie vor sich sah, zu interessant. Es waren so viele Bäume, Steine und kleine Lichtungen mit Wiese. Als sie durch eine dieser Wiesen ging bewegte sich plötzlich etwas im hohen Gras. Mira verengte ihre Augen und wurde aufmerksam. Sie war still, wie ein Tier, das sich tot stellte. Und plötzlich lief ein Hase so nah an Mira vorbei, dass sie sich erschreckte und auf ihrem Hintern landete. „Autsch“, murmelte sie und versuchte wieder aufzustehen, doch hielt sie plötzlich wieder inne, als sie Stimmen hörte. Menschen. Mira stand im Gras und sah sich um, woher sie die Stimmen gehört hatte. Aber da war niemand. Sie drehte sich ein paar Mal im hohen Gras, bevor sie erkannte, dass sie alleine war. Da war- „Was machst du hier, Kleines?“, sprach jemand. Bevor Mira noch reagieren konnte wurde sie an den Armgelenken genommen. „Was-?“, begann Mira und sah im nächsten Moment einem Mann ins Gesicht. Sie machte einen großen Schritt zurück und wollte sich losreißen, aber er hielt sie weiterhin fest. „Lass mich los!“ „Du, liebes Mädchen, hast unser Mittagessen verscheucht“, knurrte der Mann. Er war jung, vielleicht neunzehn Jahre alt. Sein Kamerad war etwa im selben Alter. Beide hatten Umhänge an und einen Bartansatz. Ihre Klamotten waren an manchen Stellen zerrissen und ihre Stiefel mit Schlamm bespritzt. Sie mussten schon länger unterwegs sein. „Lasst mich in Ruhe“, schrie Mira schon fast und versuchte sich noch immer loszureißen. Sie zog, aber alles was sich änderte war, dass der Mann ihre Hand fester umklammerte. „Bleib ruhig“, meinte der Typ. „Was hast du mit ihr vor? Wir können so ein kleines Mädchen nicht gebrauchen“, kam von seinem Kollegen. „Sie sieht nicht gerade aus, als ob sie viel Geld bei sich hätte. Meinst du nicht?“ „Ah… für die Kette bekommen wir schon ein bisschen.“ Mira griff mit ihrer freien Hand schnell nach dem Anhänger. „Das ist meins. Das bekommt ihr nicht!“, sagte Mira laut und mutig. Es war das Einzige, das ihr gehörte. Es zeigte, dass irgendwo, irgendwann sie einmal jemanden hatte und dass sie einmal ein Zuhause hatte. Als der Mann ihre kleine Hand entfernen wollte, begann sie zu kreischen. Laut, dass es die Vögel in der Umgebung aufschreckte. Schnell ließ der Mann von der Kette ab und hielt ihr den Mund zu. „Sei still!“, befahl er ihr, doch selbst bei diesem Tonfall wollte Mira nicht aufgeben. Sie atmete schwer und schnell. Diese Menschen wollten eindeutig nichts Gutes. Trotzdem war Mira nicht bereit ihre Kette herzugeben. Es war ihre. Ihre ganz alleine, dachte sie stur und verbissen. Kein bisschen dachte sie daran, zu was diese Männer fähig waren. Die Dummheit, eines kleinen Kindes. Mira biss in die Hand des Mannes, der ihr den Mund zuhielt. Fest. So dass er sie zu Boden stieß und zu Fluchen begann. Solche Wörter hatte Mira ihr Leben noch nicht gehört – aber ihre Leben war auch noch nicht sonderlich lang gewesen. Mira wollte sich aufrappeln, doch im nächsten Moment rief jemand: „Bleib unten!“ Es war eine strenge und angespannte Stimme. Mira erkannte sie dadurch kaum, doch als sie in die Richtung sah, aus der die Stimme kam, sah sie eine blonde, junge Frau. Doch bevor Mira noch erleichtert aufatmen konnte, flog ein Shuriken dicht an ihr vorbei und sie duckte sich. Die beiden Räuber, die Mira noch vorher bedroht hatten, entfernten sich von dem kleinen Mädchen. Onee-chan ist ein Ninja, sie bekämpft die Bösen. Es war Yugito die sich beide Männer schnappte. So schnell, dass Mira ihr gar nicht folgen konnte. Diese saß noch immer im hohen Gras und konnte nur zusehen, wie Yugito den beiden Männern Feuer unterm Hinter machte – und das wortwörtlich! Sie setzte ein Feuerjutsu ein und im nächsten Moment drückte sie beide auf dem Boden. „Was wisst ihr über die Kette, die das Mädchen trägt?“, fragte Yugito ohne zu zögern. Währenddessen eine andere blonde Frau auf Mira zuging und ihr aufhalf. Als Mira sie fragend anblickte, antwortete sie schon. „Mein Name ist Samui“, sagte sie nur und war etwa im gleichen Alter, wie Yugito. Mira nickte nur darauf, wandte aber ihre Aufmerksamkeit gleich wieder zu Yugito und den Räubern. „Wir wollten sie nur verkaufen um an Geld zu kommen“, meinte der Mann, der vorher Miras Kette stehlen wollte. „Was sollten wir denn wissen?“ In dem Moment hörte sich der Mann gieriger an, als vorher. Yugito drückte sie fester gegen die Erde. Doch bekam Yugito nicht die Antwort, die sie erhofft hatte. Diese Männer wussten nichts. Weder über Miras Halskette, noch etwas über das kleine Mädchen selbst. Nichts, dass Yugito geholfen hätte, Mira heim zu bringen. Es waren nur zwei einfache Räumer, die sich bei jedem glänzendem Ding gleich Geld erhoffen. Wie enttäuschend… Samui trat nach vorn und half ihrer Teampartnerin die beiden Räuber zu fesseln. Danach ging Yugito auf Mira zu und beugte sich zu ihr hinunter. „Geht es dir gut? Haben sie dir etwas getan?“ „Nein“, murmelte Mira verwirrt. Eine Erleichterung strömte durch sie hindurch, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. „Oh. Nicht weinen. Alles ist gut. Es ist nichts passiert“, versuchte Yugito sie zu beruhigen. „Was ist mit ihr?“, fragte Samui, während sie die beiden Räuber noch festhielt. „Ich glaube, sie hat sich nur erschreckt“, meinte Yugito. Sie gingen zurück ins Dorf, wo am Tor Shin bereits wartete. Er machte ein besorgtes Gesicht, doch als er Mira sah, begann er gleich zu lächeln. „Alles ok?“ „Ja, ihr geht es gut“, meinte Yugito. „Sie hat sich im Wald nur verlaufen und war auf zwei Räuber gestoßen“, erklärte Yugito. Shin umarmte Mira schnell. „Yugito hat die beiden richtig vermöbelt“, meinte Mira, die sich mittlerweile wieder beruhigt hatte und absolut begeistert von Yugitos Fähigkeiten war. „Ich hab gesagt Onee-chan ist stark“, erwiderte Shin nur. „Ich will auch so stark werden. Irgendwann, werde ich ganz bestimmt ein Ninja!“, meinte Mira. Es war bewundernswert, wie mutig Yugito war. Sie hatte keine Sekunde gezögert, als sie sah, dass Mira in Gefahr war. Nie würde Yugito zögern um einen geliebten Menschen zu verteidigen. Das war es, was Mira sich auch vornahm. „Ich will andere auch beschützen, so wie du Onee-chan!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)