Der Vogel aus Sand und Wolken von wilnaah ================================================================================ Kapitel 11: Vertraute Geister ----------------------------- Kumogakure, 09.06. Ein Shuriken flog durch die Luft und landete in der Wand. Mira jubelte auf. Doch Shin war dagegen gar nicht begeistert. „Du kannst damit nicht im Haus spielen“, tadelte er sie sofort. Er kletterte auf die Couch und holte den Shuriken aus der Wand. „Wieso denn nicht?“, fragte Mira. „Es ist doch nichts passiert.“ „Doch, da ist ein kleines Loch in der Wand. Onee-chan darf nicht sehen, wie du mit den Shuriken spielst. Schon gestern war das eine blöde Idee.“ „Das war lustig“, meinte Mira. Sie ging grinsend auf Shin zu, der von der Couch gehüpft war, mit dem Shuriken in der Hand. Dann nahm Mira ihm den ab. „Gib her!“, sagte Shin lauter. Er griff nach dem Shuriken, der von Mira geklaut wurde, doch sie wich aus und lachte. „Fang mich doch“, sagte sie und lief schon um die Couch. „Mira“, murrte Shin, doch er ließ sich auf ihr Spielchen ein. Beide Kinder liefen einmal durch das ganze Wohnzimmer, dann in den Gang. Mira wollte in die Küche, doch als sie sich in diese Richtung wandte, öffnete sich die Schlafzimmertür Yugitos. Mira konnte nicht mehr bremsen und rannte geradewegs in Yugito. Diese keuchte erschrocken auf, als sie Mira spürte. „Was soll denn das?“, fragte sie ruhig, noch fast verschlafen. „Wieso bist du denn so früh auf?“ „Ich…“, begann Mira zögerlich und blickte zu Yugito hoch. Schnell gab Mira ihre Hände mit dem Shuriken hinter ihren Rücken und versuchte so unschuldig, wie sie nur könnte zu Yugito hochzublicken. „Wir haben nur abfangen gespielt“, meinte Mira und tappte nervös mit dem Fuß. Yugito zog die brauen hoch. Auch wenn sie gerade erst aufgestanden war, war deutlich zu erkennen, dass mehr dahinter war. „Was versteckst du vor mir?“, fragte Yugito und wollte um Mira herum gehen, doch diese drehte sich mit ihr mit, so dass sie nie Yugito den Rücken kehrte. „Zeig schon!“, befahl Yugito. Doch in dem Moment machte Mira einen Schritt nach hinten und war bereit davonzulaufen und ihr Spielchen mit Yugito fortzusetzen, doch Yugito war schneller. Sie packte Mira an der Hand und schon konnte man den Shuriken in der Hand sehen. „Y-yugito…“, murmelte Mira. Doch Yugito verzog ihren Mund. „Lass es los“, sagte sie ruhig, jedoch mit einer ziemlichen strenge. Man konnte eindeutig heraushören, dass Yugito wütend auf Mira war. Mira tat wie man ihr befahl. „Ich hab dir gesagt, du bist zu jung dafür. Und herumrennen tun wir damit schon gar nicht. Verstanden?“ „Aber es ist doch nichts passiert. Und ich wollte doch nur üben. Damit ich so stark wie du werde!“, sagte Mira laut. Yugito hielt inne und blickte das kleine Mädchen an, wie es sie entschlossen anblickte. Diese braunen Augen glänzten zu ihr hoch. Sie wollte es wirklich. Wie war das noch schnell? Shuriken waren nichts für kleine Kinder. Und doch hatte vor Jahren ein kleines Mädchen genauso mit den Shuriken gespielt. Das Mädchen hatte es gehasst, dass man plötzlich meinte, dass sie nichts mehr durfte. Yugito kniete sich zu der kleinen nieder. „Ich werde dir beibringen, ok?“ Yugitos Stimme war wieder sanfter. Von einem Moment auf den anderen. Etwas verwirrt blickte Mira sie an, doch nickte sie. Yugito stand auf und fuhr sich durch die Haare. Für einen Moment wäre sie fast jemand geworden, der sie gar nicht sein wollte. Nie. Sie würde Mira nicht verbieten etwas zu tun, wenn sie es doch wirklich wollte. So viel Freiheit sollte man einem Mädchen lassen. „Na komm, mach dich fertig“, sagte Yugito zu Mira. „Jetzt?“ „Ja.“ „Super“, sagte Mira und sprang kurz vor Freude in die Luft. „Shin, du könntest auch bisschen Trainieren gehen“, meinte Yugito zu ihm, der die ganze Zeit still in einer Ecke stand. „Mach ich“, sagte er und eilte genau wie Mira es tat in sein Zimmer. Yugito ging ins Bad um sich die Haare zu machen. Danach ging es schon los. Die Drei machten sich auf zu der Wiese neben ihrem Haus, die sie oft als Trainingsplatz nutzten. „Nimm die“, sagte Yugito und drückte Shin drei Shuriken in die Hände. Mira wollte sie ihm schon aus der Hand nehmen, aber er wich ihrem Griff aus. Währenddessen ging Yugito zu einem Baum und zeichnete mit Kreide eine Zielscheibe darauf. Danach ging sie zu Seite und rief Shin zu: „Werfe mal.“ Shin stellte sich ordentlich hin und nahm nur einen der Shuriken in die linke Hand. Er holte mit seinem Arm aus und warf gezielt auf den Baum mit der Zielscheibe. Er traf einen der äußeren Ringe. „Das sieht gut aus, Shin“, lobte Yugito ihn. „Jetzt lass Mira mal dran.“ Yugito gab ihr einen Shuriken ganz vorsichtig in die Hand. „Geh ein Stück weiter nach vorne.“ Yugito drückte ihr sanft gegen den Rücken, damit sie ein paar Schritte näher ging. „Gut.“ „Ich habe Angst, dass ich mich schneide“, meinte Mira leise und dachte dabei an den Tag zuvor. „Das vergeht mit der Zeit. Viele schneiden sich am Anfang und dann bekommt man sowieso eine Hornhaut, die nicht mehr so leicht zu durchdringen ist“, meinte Yugito nur schroff. „Versuch auf die Mitte zu zielen“ „Ok“, meinte Mira. Yugitos Worte waren nicht gerade beruhigend, aber vor Yugito wollte sie nicht wie ein kleines Weichei wirken. Also holte sie aus, wie Shin es vorher getan hatte. Fest warf sie den Shuriken gegen den Baum und traf ihn sogar! „Ja, ich hab es geschafft!“, meinte Mira glücklich. „Gut gemacht“, meinte Yugito die grinste und auf den Shuriken im unteren Teil des Baumes blickte. Weit weg von der Zielscheibe, aber immerhin hatte Mira den Baum getroffen. Als Yugito den Shuriken herauszog aus dem Baum, konnte sie sehen, dass jemand auf sie zu kam und sofort richtete sie sich auf. „Was gibt es, Darui?“, fragte sie gleich. Mira und Shin gingen beide neugierig auch auf ihn zu. „Raikage-sama hat nur kurz etwas mit dir zu bereden, wegen der nächsten Mission.“ „Ok, ich komme“, meinte Yugito. Die Shuriken gab sie wieder Shin. „Mira darf sie erst wieder anfassen, wenn ich da bin. Verstanden?“ „Ja.“ „Lass dich nicht von ihr überreden“, meinte Yugito zu Shin. Er blickte etwas beschämt zu Boden, aber nickte. „Gut so. Wir sehen uns später. Dauert bestimmt nicht lange“, verabschiedete Yugito sich von den Beiden vorerst. Mira und Shin blickten ihr beide nach und bereits als Yugito außer Hörweite war, lehnte sich Mira weiter zu Shin. „Du lässt mich schon, oder?“ „Nein!“, machte Shin laut. „Nee-chan hat gesagt ich soll dich nicht lassen. Und gestern hast du dir ja auch weh getan.“ „Aber heute hab ich es sogar schon geschafft den Baum zu treffen.“ „Nein, Mira.“ „Ach Shin, komm schon.“ „Du kannst mir zuschauen und daraus auch lernen.“ „Onii-chan“, machte Mira, in der Hoffnung dass er dadurch weich wurde. Für einen Moment ruhten seine Augen auf ihr und er Atmete durch. Doch anstatt ihr einen Shuriken zu geben, blieb er hart. „Nein.“ „Ach“, machte Mira. „Nee-chan hat gesagt-“, begann Shin zu seiner Verteidigung. „Ja, ich weiß schon. Ich setz mich einfach dort drüben hin und schau dir zu“, meinte Mira halb schmollend. Shin sah ihr noch nach, wie sie sich hinsetzte. Erst als sie zu ihm sah, begann er zu trainieren. Bestimmt eine halbe Stunde sah Mira ihm zu, bis sie sich auf den Rücken legte und lieber die Wolken beobachtete. In Kumogakure gab es so viele. Große, kleine, welche die Formen hatten, die Mira an etwas erinnerten. Dann erblickte sie einen Vogel, der unter den Wolken flog. Mira rappelte sich hoch und folgte ihm mit ihrem Blick. Er war groß und braun. Anders, als die Vögel hier. „Er landet“, murmelte Mira zu sich selbst. Ohne Zögern stand sie auf und lief zu dem Hügel, den der große Vogel ansteuerte. Shin merkte gerade so, dass Mira die Wiese verließ. „Hey! Mira! Wohin gehst du?“ „Komme gleich“, rief Mira zurück, doch achtete sie nicht weiter auf ihn. Shin seufzte und lief ihr hinterher. Sie liefen am Waldrand entlang, bis es bergauf ging und sie endlich bei einer Wiese ankamen. Mira blickte zurück und konnte sehen, dass Shin etwas Abstand zu ihr hatte, doch in dem Moment, war ihr dieser große Vogel wichtiger. Er würde schon aufholen. Also lief sie auf die Wiese, wo sie auf eine Frau traf, die den Vogel auf dem Arm hatte und ihn fütterte. „Hallo“, sagte Mira um sich bemerkbar zu machen. Gelassen blickte die Frau zu Mira, als ob sie das Kind schon vorher bemerkt hatte. „Hallo“, sagte sie zurück. Es war eine ruhige Stimme, die Mira gleich sympathisch fand. „Was ist das für ein Vogel? Ich habe so einen großen noch nie hier gesehen.“ Ohne Scheu ging sich noch ein bisschen auf die Frau mit dem Vogel zu, doch hielt sie doch noch am Ende ein paar Schritte Abstand. „Er ist ein Raubvogel. Ein Adler um genauer zu sein.“ „Ist er so etwas wie Ihr Haustier?“ „Nein, nicht ganz“, antwortete die Frau. „Er ist ein vertrauter Geist“ „Ein was?“, frage Mira verblüfft. Ein Geist? Hatte sie das gerade richtig gehört? „Ein vertrauter Geist“, wiederholte die Frau. Als Mira jedoch ganz verwirrt dreinblickte, erklärte sie es ihr genauer. „Vertraute Geister schließen meistens einen Pakt mit den Ninjas und arbeiten im Kampf mit ihnen zusammen. Wir beschützen und gegenseitig und helfen einander.“ „Ooh“, machte Mira, „dann sind Sie ein Ninja? Genau wie Onee-chan!“, meinte Mira erfreut. „Genau.“ Die Frau wandte sich zu ihrem Vogel. „Akio, lande auf dem Boden.“ Der Vogel tat, wie ihm befohlen wurde und landete im Gras, vor Miras Füßen. Das kleine Mädchen machte große Augen, als der Vogel vor ihr landete. Er war halb so groß, wie sie, trotzdem war es eine beachtliche Größe im Vergleich zu den anderen Vögeln. „Er ist noch sehr jung, deswegen Trainiere ich hier mit ihm“, erklärte die Frau. „Jung? Heißt das er wächst noch?“ „Ja. Er wird irgendwann groß genug sein, um auf ihn fliegen zu können.“ „Woah. Das klingt wirklich cool“, meinte Mira. Die Frau lächelte nur und begann in ihrer Tasche zu kramen. „Hier“, sagte sie zu Mira und reichte ihr ein kleines Fleischstück. „Was soll ich damit?“, fragte Mira, jedoch nahm sie es entgegen. „Füttere ihn.“ „Oh“, machte Mira. Sie bückte sich weiter zu dem Vogel hinunter, so dass sie ihm in seine gelben Augen sehen konnte und streckte ihre offene Hand, mit dem Fleischstück ihm entgegen. Der Adler pickte es ihr vorsichtig aus der Hand. Mira musste kichern. „Er ist süß“, meinte Mira schließlich. Sie beobachtete den Vogel noch, bis er fertig gegessen hatte, dann stand die Frau auf und auch er begann mit den Flügeln zu schlagen und hob ab. Mira beobachtete ihn nur gespannt, wie er abhob. „Sie sind schön, nicht?“, meinte die Frau leise. Ihre blonden Haare wehten im Wind, ehe sie sich die einzelnen Strähnen aus dem Gesicht strich. „Mira“, hörten sie dann in der Ferne. „Onee-chan“, stellte Mira fest, als sie zurück blickte und Yugito über die Wiese kommen sah. Shin ging hinter ihr her. „Wir könnten jetzt weiter machen“, meinte Yugito, als sie Mira näher kam. „Was machst du denn hier…?“ Doch Yugito wurde mit jedem Wort leiser, als sie die Frau hinter Mira erblickte. „Mutter“, stellte Yugito fest. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)