Der Vogel aus Sand und Wolken von wilnaah ================================================================================ Kapitel 15: Unter Menschen und doch alleine ------------------------------------------- Kumogakure, 02.04. Es war der zweite Tag an der Akademie und es war ganz anders als am Vortag. An diesem Tag ging es bereits richtig los, so erzählte es Mira zumindest Shin in der Pause. „Wir haben schon die Fingerzeichen geübt und Geschichte hatten wir heute auch schon. Das war lustig, es sind die gleichen Geschichten die Omi immer erzählt hat“, meinte Mira. Sie saß mit Shin unter einem Baum und aß ein paar Reisbällchen. „Omoi sagt ich bin ein Streber in Geschichte“, meinte Mira und war sich nicht sicher ob das gut oder schlecht war. „Das ist gut“, klärte Shin sie auf. „Immerhin weißt du schon etwas.“ „Ja aber bei den Fingerzeichen tue ich mich noch schwer“, kam von Mira etwas enttäuscht. Shin schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln und ging auf etwas anderes ein. „Wer ist eigentlich Omoi?“ Daraufhin wurde Mira rot, musste aber grinsen. „Ich glaube wir sind Freunde.“ „Du glaubst?“ „Ich… ich weiß nicht. Er hat nicht gesagt, ob wir Freunde sind oder nicht, aber ich glaube wir verstehen uns“, murmelte Mira. „Wo sind deine Freunde?“ Diese Frage hatte sie schon gestern gestellt und bekam auch heute dieselbe Antwort. Gar keine. Shin sah weg. „Ich denke wir sollten wieder zurück in die Klasse. Die Pause ist gleich aus.“ „Aber du hast meine Frage nicht beantwortet“, kam von Mira. Shin war schon aufgestanden und Mira folgte ihm bis ins Schulgebäude wo sie wieder Omoi über den Weg lief, der sie kurz aufhielt. „Warst du wieder mit deinem Bruder zusammen?“, fragte er neugierig was sie in der Pause gemacht hat. „Ja“, murmelte Mira abwesend und versuchte Shin weiter zu verfolgen. „Wohin gehst du? Wir müssen da entlang“, meinte Omoi, was Mira gut ignorierte. Sie folgte Shin weiter, vorbei an ihrer Klasse und näher zu seiner. Omoi lief ihr nach. „Wenn wir nicht rechtzeitig in der Klasse sind bekommen wir ärger… und wenn wir ärger bekommen, dann schmeißen die uns vielleicht aus der Schule raus und können nie Ninja werden.“ „Ach was, das wird schon nicht passieren, Omoi“, sagte Mira und zog ihn mit sich. „Shin beantwortet meine Frage nicht, also muss ich selbst drauf kommen“ Die beiden standen vor der Klassentür in die Shin gegangen ist. Die Tür hatte weiter oben nur ein kleines Fenster, da könnte Mira hindurchsehen, wenn sie doch nur größer wäre. Kurz sah sie sich um, fand aber nichts wo sie draufsteigen konnte um hindurch zu sehen und Shin beobachten zu können. Sie wollte nun unbedingt wissen, wer seine Freunde waren. „Omoi, heb mich hoch. Kannst du das?“ Er legte den Kopf schief und stutzte seine Lippen. Aber nach kurzem Zögern tat er um was er gebeten wurde. Er hob Mira ein Stückchen hoch, so dass sie durch das kleine Fenster in der Tür schauen konnte. Dort sah sie die älteren Schüler. Die meisten tratschten noch mit ihren Freunden, aber keiner von denen war Shin. Mira brauchte ein bisschen bis sie ihren Bruder endlich in der letzten Reihe in der Ecke gefunden hatte. Alleine. Er redete mit niemandem, starrte nur aus dem Fenster. Wieso? Wo waren seine Freunde? Die anderen redeten doch auch noch mit einander. „Mira, ich kann dich nicht mehr lange halten“, murmelte Omoi. „Bisschen noch“, murmelte Mira, in diesem Moment traf sie Shins Blick und sie erschreckte sich so sehr, dass Omoi und sie hinfielen. „Au“, murmelte Omoi. „Das hätte schief gehen können. Du hättest dir den Hals brechen können und dann…“ Jedoch wurde er unterbrochen, als die Tür aufging. Shin lugte hinaus, als er Mira und Omoi sah, trat er hinaus und schloss die Tür hinter sich. „Mira, was machst du hier? Du solltest in deiner Klasse sein“, tadelte Shin sie gleich. Er reichte Omoi und dann Mira die Hand und half ihr auf. Sie wurde rot als ihr Bruder so auf sei herabsah. „Ich…äh“, machte Mira und überlegte kurz. „Spionierst du mir nach?“, erriet Shin, was ihn allerdings ganz und gar nicht erfreute. „N-Nein“, machte Mira, es hörte sich aber mehr nach einer Frage, als einer Antwort an. Shin sah doch ziemlich wütend auf sie hinab, bis Omoi Mira an der Hand nahm. „Wir sollten jetzt wirklich los, Sensei Akito fragt sich noch wo wir bleiben“, drängte er und zog Mira mit sich. Sie folgte ihm und warf nur kurz einen Blick über ihre Schulter, um nach Shin zu sehen. Der begab sich aber auch sehr schnell wieder in seine Klasse. Vor Miras und Omois Klassenzimmer angekommen, ging Mira voran und öffnete leise die Tür. Zu ihrem Pech war der Lehrer auch schon da und starrte die beiden, zu spät gekommenen Schüler, tadelnd an. „Wo wart ihr?“, fragte er und hörte sich nicht mehr so nett wie sonst an. „Wir haben uns verlaufen“, meinte Omoi schnell, was ein leises kichern in der Klasse auslöste. Sensei Akito seufzte kurz und bat die beiden Kinder dann auf ihren Platz. „Puuh…“, machte Mira erleichtert und grinste frech, dass ihr Sensei, Omois kleine Notlüge geglaubt hat. „Danke, Omoi. Gut dass dir so etwas eingefallen ist.“ Er nickte darauf kurz und grinste neben Mira. Danach konzentrierten sich beide wieder auf den Unterricht. Am frühen Nachmittag war der Unterricht schließlich zu Ende und Mira packte schon ihre Sachen in ihren orangen Rucksack ein. „Die Hausaufgaben sind bis Morgen zu machen“, wiederholte Sensei Akito noch einmal, während die Hälfte der Klasse bereits raus gerannt war. Mira und Omoi ließen sich Zeit, besonders Omoi tat das. Daher durfte Mira auf ihn warten, bis er endlich bereit war auch die Klasse zu verlassen. Er warf sich seinen Rucksack um seine Schulter und beide machten sich auf den Weg. „Bis morgen, Sensei Akito“, verabschiedete sich Mira, als sie die Klasse verließ. „Bis morgen, Mira“, erwiderte er. „In welche Richtung musst du?“, fragte Omoi als sie draußen, vor dem Akademie-Gebäude waren. „Da lang“, zeigt ihm Mira mit ihrem Finger, in Richtung Dorfmitte. „Cool. Gehen wir zusammen?“ „Ich wollte noch auf Shin warten.“ „Oh… na gut. Dann bis morgen.“ „Bis morgen“, verabschiedete Mira sich grinsend und Omoi setzte sich in Bewegung. Mira dagegen richtete ihnen Blick wieder auf die Schule und wartete… Es verging noch eine halbe Stunde, die Mira unter einem Baum vor der Schule verbrachte und einen Stein vor sich hin und her kickte. Dann hörte sie das Läuten und sie sah auf. Jetzt sollte Shin auch aus haben und Mira suchte schon zwischen den Schülern nach ihm. Sie ging wieder auf den Ausgang der Schule zu, wo die älteren Schüler sie auch ab und zu ein wenige weg drängten, als diese eilig die Schule verließen. Unter ihnen war nichts von Shin zu sehen. Etwas enttäuscht stand Mira da, als der Strom abnahm. Wo war er nur? „Mira…“, murmelte eine Stimme und Mira erblickte endlich Shin. Sie wollte schon zu grinsen beginnen, dass aber ganz schnell wieder verschwand. Shin sah sie kurz an, ging dann aber rasch an ihr vorbei. „Warte, Shin“, murmelte Mira und lief ihm schnell nach, um ihn einzuholen. „Was ist denn los?“ Ganz plötzlich blieb Shin stehen und blickte zu Mira hinab. Sie fühlte sich gar nicht gut. Er blickte ernst und so ernst, hatte er sie noch nie angeblickt. Sofort bekam Mira Bauchweh. „Weißt du wie verantwortungslos es war, dass du heute mir in die Klasse gefolgt bist? Du hättest ärger bekommen können und es ist erst der zweite Schultag.“ „Aber ich wollte nur… du hast meine Frage nicht beantwortet“, murmelte Mira stur. „Ich muss dir nichts beantworten“, meinte Shin etwas zu energisch. Mira sah zu Boden. Sie wusste, dass es dumm war, zu spät zu kommen nur wegen einer Frage. Aber dank Omoi hatte sie keinen Ärger bekommen. Es war doch alles gut, wieso regte sich Shin so sehr auf? Der Weg nach Hause war ruhig. Mira wagte es nicht mehr etwas zu sagen und wollte nicht mehr von Shin angefahren werden. Keiner der beiden sprach auch nur ein Wort. Doch irgendwann war es dann schon so unangenehm und Mira musste etwas sagen. Sie konnte nicht ihre Klappe halten, wenn Shin doch so böse auf sie war, allerdings wollte sie auch nicht, dass er sie anfuhr. Nicht noch einmal. „Shin“, wagte es Mira zu sagen. Er drehte sich um und hatte noch immer einen Mürrischen Blickt aufgesetzt. Eigentlich war sie kurz davor ihm zu sagen, dass es echt mies von ihm war sich so zu verhalten. Sie wollte doch nur etwas herausfinden, aber dann würde sie Shin vielleicht verletzen oder sie würden streiten. „Ich muss noch wohin“, brachte sie nur heraus und drehte sich sofort in die andere Richtung. Sie rannte einfach weg von Shin und ließ ihn alleine, bevor sie irgendeinen Krach haben konnten. Verwirrt blickte er ihr nach, vielleicht sogar traurig, doch Mira drehte sich nicht um. Sie rannte weiter, bis sie Shin nicht mehr sehen konnte. Wohin könnte sie jetzt gehen? Sie konnte jetzt nicht einfach heim, wo Shin war. Mira fürchtete, er würde nur noch mieser gelaunt sein, jetzt wo sie ihn auch noch stehen gelassen hatte. Schließlich beschloss sie den Hügel hinauf zu gehen. Dort oben hatte sie noch ein Ziel. Es war ein Anwesen, das Mira im letzten Jahr kennenlernen durfte. Wie gewohnt, klopfte sie an dem Tor an, bis jemand aufmachte. Ein dunkelhaariger Mann blickte auf sie hinab. „Mira“, murmelte er. „Hallo, Akira-san“, begrüßte sie den Mann. Seine dunklen Augen ruhten auf ihr und zeigte ein kleines Lächeln. „Willst du dir wieder die Vögel ansehen?“, fragte er. Yugitos Vater hatte eine strenge Stimme. Manchmal, wenn Yugito böse auf Mira hatte sie Ähnlichkeit mit ihrem Vater. Aber ansonsten war ihre Stimme sanft. So sanft wie die ihrer Mutter. „Ja, bitte.“ Mira zog ihre Schuhe aus und durfte dann schon das Haus betreten. Sie kannte den Weg schon und ging in das Wohnzimmer. Dort saß Sora mit einem kleinen, bunten Vogel. „Mira“, entdeckte sie die Kleine. „Hallo“, wurde sie von Mira begrüßt, die sofort ein Auge auf den Vogel geworfen hatte. „Der ist ja süß“, meinte Mira und ging auf Sora und den Vogel zu. „Bist du alleine gekommen?“, fragte Sora. „Ja“, meinte Mira schon ganz abwesend. Sora blickte ihren Mann, der hinter Mira hereingekommen war etwas traurig an, dann wandte sie wieder zu Mira. „Du könntest ja einmal Yugito mitnehmen, wenn du herkommst“, meinte Sora dann leise. „Sie mag nicht. Sie ist eine Katze, sagt sie immer“, erzählte Mira, „und Katzen fressen Vögel. Es wäre nicht gut, wenn sie herkommen würde, sagt sie immer. Außerdem bin ich schon groß genug, um alleine herzukommen.“ Etwas stolz blickte Mira zu Sora hoch. „Das bist du“, sagte sie mit einem kleinen traurigen Lächeln. „Alles in Ordnung mit dir?“ „Ja… naja… Shin ist wütend auf mich…“, sagte sie traurig. „Ich hab ihn gefragt, ob er mir seine Freunde vorstellt aber er will einfach nicht“, platzte es Mira heraus. „Dann bin ich ihm gefolgt und jetzt ist er böse deswegen.“ „Oh“, machte Sora leise. „Gib ihm ein bisschen Zeit. Er beruhigt sich schon. Du kannst ja inzwischen hier bleiben.“ Schließlich übergab Sora ganz vorsichtig Mira den Vogel. Er hatte einen roten Kopf und war sonst ganz grün. Mira mochte diese auffälligen Farben sehr. Und während Mira unter Akiras Aufsicht den Vogel hielt, konnte Sora für sie einen Tee machen. Meistens blieb Mira nicht lange. Sie sah nur nach ein den Vögeln, trank ihren Tee und verabschiedete sich auch schon wieder. So auch jetzt. Als der Tee fertig war, war es Zeit heimzugehen. Zu Shin, der hoffentlich sich ein wenig beruhigt hatte. Mira kam daheim an, wo sie wie gewohnt auch ihre Tasche fallen ließ, die Mira die ganze Zeit herumgeschleppt hatte. Danach ging Mira ins Wohnzimmer, leise, als ob sie etwas zu befürchten hätte. Aus der Küche konnte sie Essen schon riechen. Shin hatte etwas aufgewärmt. Hoffentlich war das ein gutes Zeichen. „Shin?“, rief sie vorsichtig durch die Wohnung „Was?“, fragte er, aus der Küche. Er klang noch immer leicht gekränkt. Mira blieb stumm, ging in die Küche und setzte sich zum Tisch, wo Shin für sie bereits einen Teller hergerichtet hatte. Still aß sie ihr Essen auf, genauso wie Shin. Es war eine bedrückende Stille, die sich über die beiden gelegt hatte und nur manchmal warf Mira ihrem großen Bruder einen Blick zu. Er sah bedrückt aus, etwas besorgt. Es war nicht der starke und selbstbewusste Shin, den Mira so sehr bewunderte. Doch Shin blieb Shin, ob nun schüchtern und zurückhaltend oder selbstbewusst und stark. Dass er so wütend war, als Mira ihn in der Klasse gesehen hatte. Dass er ihrer Frage aus dem Weg ging und dass er immer mit Mira zusammen war, machte Mira eines klar. Shin war alleine. Als sie das realisierte blickte sie auf und starrte Shin an. Auch er blickte auf, als er Miras Blick merkte. Für einige Momente sahen sie sich beide an, doch nicht lächelnd, wie sie es sonst taten. Trotzdem wussten sie, was der andere dachte. Mira wusste, dass ihr Bruder bemerkt hatte, dass sie seinen kleinen Fehler kannte. Dass, was er verstecken wollte und vor Mira nicht zeigen wollte. Doch schlussendlich zuckte Mira nur mit ihren Schultern. Sie hatte Shin von dem Zeitpunkt bewundert, als er sich für sie eingesetzt hatte. Wie Yugito es einmal getan hatte. Mira hatte nie darüber nachgedacht, was für Fehler Shin hatte. Es war ihr so egal. Sie bewunderte ihn dafür, dass er so war, wie er nun einmal war. Er war ihr Bruder und darauf war sie stolz. Beide kamen im Stillen überein, dass sie nicht darüber sprachen und weiter machten, als ob alles ganz normal wäre. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)