Der Vogel aus Sand und Wolken von wilnaah ================================================================================ Kapitel 1: Vergessenes ---------------------- An diesem Tag, änderte sich vieles. Doch der Weg der zwei Menschen, dessen Leben dieser Tag veränderte, würde sich irgendwann wieder kreuzen. Die Sonne ging schon langsam unter, trotzdem war es noch wahnsinnig warm draußen. Ein warmer Wind blies und ein kleines blondes Mädchen lief durch die Straßen des Dorfes. Es war bereits Nachmittag und Mira hatte nicht mehr viel Zeit, um mit ihrer Freundin zu spielen. Wenn die Sonne untergegangen war, musste sie heim. Trotzdem ging Mira immer nur am Nachmittag erst raus, denn die Sonne war zu Mittag viel zu stark und prallte unbarmherzig auf das Dorf mitten in der Wüste hinab. Sunagakure. Es war das Einzige, das Mira kannte. Die Sonne, die Wüste, den Sand und die Kakteen. Und vor allem den Wind, der ihr jedes Mal ihre Haare zerzauste. Als sie hoch sah, konnte sie keine einzige Wolke am Himmel sehen und kaum ein Vogel verirrte sich so weit in die Wüste hinein. Es war ihre Heimat und in dem Kopf der Fünfjährigen, war es ihre ganze Welt. Mira klopfte an der Tür, wo ihre beste Freundin wohnte und eine Frau machte auf. „Ist Ani-chan da?“, fragte Mira aufgeregt und ohne Zögern. Sie freute sich schon so sehr darauf endlich zu spielen. „Ja, komm rein. Sie macht noch ihre Hausaufgaben fertig“, erklärte die Mutter von Miras Freundin, Aniko. Mira lief ins Wohnzimmer, wo Aniko, ein braunhaariges Mädchen, mit eisblauen Augen, über ihre Zettel büffelte. Sie saß an einem kleinen Tisch, auf einem Teppich. Der Raum war nicht groß und auch nicht sehr gut beleuchtet, da die Fenster so klein waren. Dafür war es aber angenehm kühl im Vergleich zu der Hitze, die draußen herrschte „Das ist doch viel zu schwer“, murrte Aniko. Sie lehnte sich genervt zurück und merkte erst dann, dass Mira da war. Schnell sprang sie auf. „Mama, ich geh mit Mira spielen“, rief Aniko schnell zu ihrer Mutter und drängte Mira schon wieder in Richtung Haustür. Auch sie hatte bereits ein Grinsen auf, bis… „Bleib, Aniko!“, kam es von ihrem Vater, der noch bevor Aniko mit ihrer Freundin flüchten konnte, das Wohnzimmer betrat. Beide Mädchen waren wie zu Eis erstarrt und rührten sich nicht. „Hausaufgaben“, murrte er nur in einem tiefen Ton. Er starrte auf die beiden Mädchen hinab. Er hatte die gleichen Augen wie Aniko, allerdings fand Mira seine Augen genau so kühl wie die Farbe. Anikos dagegen, waren immer freundlich und warm, trotz des kühlen Hellblaus. Sie war anders. „Hab‘ ich schon gemacht“, meinte Aniko und schon drängte sie Mira weiter hinaus, bis sie endlich aus dem Haus waren. „Immer muss ich diese blöden Hausaufgaben machen“, murrte Aniko leise und doch erleichtert, dass ihr Vater ihr die Lüge geglaubt hatte. Mira grinste nur und dachte nicht mehr lange an Anikos, etwas unheimlichen, Vater. „Ich freue mich schon, wenn ich endlich in die Schule gehen darf“, meinte Mira glücklich zu ihrer ein Jahr älteren Freunden, während die beiden durch die Straßen Sunas liefen. Aniko warf noch einen kurzen Blick zurück zu ihrem Haus, wandte sich dann aber Mira zu. „Pah… das ist langweilig. Aber deine Mama lässt dich wahrscheinlich auch auf die Ninja-Akademie gehen, die ist bestimmt lustiger als die Schule, in die ich gehe.“ Aniko schien an diesem Tag mürrisch zu sein, aber Mira ließ sich nicht von ihr anstecken. „Schauen wir am Spielplatz vorbei?“, fragte Mira. Aniko seufzte darauf nur. „Klar, können wir machen. Vielleicht treffen wir sogar andere zum spielen“, meinte Aniko. Die beiden schauten also dort vorbei, allerdings war dort niemand, was den beiden aber auch nichts machte. Sie machten sich wenig Gedanken darüber, auch wenn es ungewöhnlich war. Mira begann zu grinsen und wollte schon auf die Schaukel zulaufen, bis sie den Grund dafür sah, wieso niemand am Spielplatz war. Mira erstarrte vor Schreck und machte im nächsten Moment eine Kehrtwende. Sie rannte an Aniko vorbei, die ein paar Sekunden brauchte, bis sie merkte, wieso Mira weglief. Aniko lief ihrer Freundin hinterher. „Warte, Mira-chan. Der kommt eh nicht nach. Ich glaube nicht einmal, dass Gaara uns gesehen hat.“ Zwei Mal bog Mira um eine Ecke und blieb erst dann keuchend stehen. Ihr Herz raste, nicht nur wegen dem rennen. Diese türkisen Augen, seine Augenringe rundherum – unheimlich! Und der Sand, den er immer einsetzte. Dieser verdammte Sand, den er einsetzte, um anderen weh zu tun. Mira konnte sich nur zu gut vorstellen, wie es ist, wenn man von dem rauen Sand festgehalten wird und er sich immer enger um einen schurrt. Er rieb schmerzhaft an der Haut und irgendwann bekommt man keine Luft mehr. Sie konnte praktisch die Schmerzen an ihrer Hüfte spüren, wo sich eine Narbe befand. „Ich hätte dich schon vor ihm beschützt, der hätte dir nicht noch einmal etwas getan“, murrte Aniko und musste natürlich wieder groß reden, für jemanden, der nicht einmal Ninja werden würde. Sie holte Mira wieder zurück in die Realität. Mira sah auf, sagte aber nichts dazu. Aniko versuchte ihre Freundin wieder aufzuheitern. „Lass uns zur Mauer gehen und dort klettern. Vielleicht finden wir etwas“ „Ok“, murmelte Mira und sah noch einmal zurück. Nur um sicher zu gehen, aber keiner Verfolgte sie. Beide liefen zur Mauer, kletterten und fanden sogar alte Keramikscherben im Sand, die sie ausbuddelten. Schnell hatte Mira den Jungen vergessen. Sie wollte auch gar nicht lange an ihn denken. Es dauerte nur ein paar Minuten und es waren nicht nur die Schuhe der beiden, die voller Sand waren – aber wen juckte das schon? Die beiden ignorierten den Sand auf ihrer Kleidung und den Haaren. Für sie war es normal und es störte sie nicht. Sie lebten schließlich hier. Es wurde windiger, dunkler, aber weder Mira noch Aniko scherten sich darum. Ihre Haarsträhnen hatten sie hinter ihre Ohren gesteckt, damit sie nicht zu sehr störten. Aniko hatte ihre braune Mähne generell immer zusammengebunden. Einen aufkommenden Sandsturm hätten die beiden nicht bemerkt, selbst als sie die unbequeme Atmosphäre spürten. Eine Unheimliche Stille legte sich für einige Momente über das Dorf, welches die beiden Kinder ignorierten, oder nicht einmal bemerkten. Aber diesmal war es kein Sandsturm. Ein Brüllen. So laut, dass die Erde zu beben begann. So furchtbar, dass man eine Gänsehaut bekam. Mira und Aniko zuckten zusammen und hielten sich dann die Ohren zu. Mit weit aufgerissenen Augen sahen sich die beiden an. Sie mussten kein Wort wechseln, um zu wissen, dass sie schnell nach Hause rennen sollten. Egal, was dieses Brüllen war und woher es kam, beide wussten, dass es gefährlich war. Mira und Aniko rannten schnell durch die Gassen, so schnell wie ihre Beinchen sie trugen. Als Mira fast daheim war, kam ihr schon ihre Mutter entgegen. „Mira, alles ok?“ „Was ist das?“, fragte Mira ängstlich und zeigte mit ihrem Finger über die Häuser. „Das ist ein riesiges Monster“, rief Aniko laut und schockiert. In dem Moment kamen Anikos Eltern. „Kazekage-sama sagt, wir sollen zu der Mauer, zu den Verstecken. Der Jinchuriki nicht mehr im Griff“, sagte Anikos Vater zu Miras Mutter, Minami. Diese nickte knapp. „Mama, was passiert hier?“, fragte Mira. Ihre Mutter nahm sie hoch. Aniko und ihre Eltern waren schon im nächsten Moment weg und hatten sich in Sicherheit gebracht. Miras Mutter lief dagegen in eine andere Richtung, während Mira sich an das Tuch, welches ihre Mutter um den Hals trug, festklammerte. „Schön ruhig bleiben, meine Kleine. Dir passiert schon nichts“, versuchte Minami ihre Tochter zu beruhigen. Ihre Stimme war so sanft, wie es Mira gewohnt war. „Kazekage-sama hat dieses Vieh bestimmt bald unter Kontrolle.“ Minami kam zu ihrem Haus, wo sie Mira absetzte. Die Kleine war noch immer etwas unruhig, doch auf ihre Mutter war verlass. „Schau aus dem Fenster und Schrei, wenn der Bjuu zu nahe kommt“, sagte Minami streng und in Eile, während sie ins Wohnzimmer ging. Nur selten hatte Mira ihre Mutter so erlebt. Mira verstand die Hälfte des Satzes gar nicht. Was war ein Bijuu? Trotzdem ging sie zum Fenster und achtete auf das große Untier, das Miras Heimatdorf gerade zerstörte. Es war aber noch weit von ihrem Haus entfernt. „Mama?“, fragte Mira unsicher. Irgendwo spürte das Kind, dass etwas nicht stimmte. Sie sah sich um, in ihrem Haus und merkte erst jetzt, dass sie alleine hier drinn mit ihrer Mutter war. „Wo sind Oma und Opa?“, fragte Mira als ihre Mutter wieder kam. Sie hatte eine Tasche am Rücken, die Minami bereits vor Wochen, für den richtigen Moment vorbereitet hatte. Der war nun gekommen. „In Sicherheit“ „Tante Miyuki auch?“ „Natürlich. Wir sollten jetzt gehen“ „Zu ihnen?“, fragte Mira, bekam aber keine Antwort. Minami packte ihre Tochter, nahm sie hoch und verließ das Haus. Wahrscheinlich für immer. Minami sah zurück, doch nur für einen Moment, dann blickte sie zu dem Monster, dass ihr Dorf zerstörte. Das war der Augenblick auf den sie die letzten Wochen schon gewartet hatte. Eine Situation, die ihr ermöglicht ihr Dorf heimlich zu verlassen und ihr Wunsch wurde erfüllt. Kurz musste sie grinsen, doch es verschwand recht schnell, als sie daran dachte, dass der Ichibi bestimmt einige Menschenleben kostete. Sie schob den Gedanken beiseite. Ab dieser Nacht, sollte sie keinen Gedanken an den Ichibi oder auch nur an einen Menschen aus Suna verschwenden müssen. Minami rannte zur Mauer die Suna umgab. Sie lief in Richtung Tor, hoffend, dass die Ninjas mit dem Ichibi beschäftigt waren. Es war tatsächlich nur einer, der noch dort war. Minami setzte ihre Tochter ab. Versteckt und Geschützt in einer Nische der Mauer, die das Dorf umgab und schützte. „Warte hier. Ich bin gleich wieder da“, murmelte Miras Mutter. Mira nickte gehorsam und drängte sich weiter in die Nische. Sie hatte Angst und wusste nicht, was passieren würde. Doch die Nische war sicher und nur ihre Mutter würde sie finden hier. Keiner sonst könnte ihr etwas antun. Es dauerte glücklicherweise gar nicht lange bis ihre Mutter wieder auftauchte. Mira wurde wieder hochgenommen, glücklicherweise. Egal was gerade passierte, Mira war einfach nur froh bei ihrer Mutter zu sein und klammerte sich fest an sie. „Du bist da rot“, murmelte Mira und patschte auf das Gesicht ihrer Mutter. „Lass das, Mira“, sagte ihre Mutter ernst. Minami zögerte nicht und rannte. Sie rannte in die Wüste. Kilometer von Sunagakure entfernt, mitten in der Wüste, stoppte Minami. Endlich. Sie warf einen Blick zurück. In der Dunkelheit konnte man nicht einmal mehr die Mauern von dem Dorf erkennen. „Wieso sind wir weg gegangen?“, fragte Mira besorgt. Langsam machte sogar Minami ihr Angst, aber dann bückte sich ihre Mutter zu ihr runter. „Wir gehen deinen Vater besuchen“, sagte Minami in der sanften Stimme, die Mira wieder beruhigte. Bei der Erwähnung ihres Vaters änderte sie ihre Miene und wurde neugierig und wusste nun endlich, wieso das alles passierte. Sie verreisten also. „Papa?“, fragte Mira und begann zu grinsen. Sie wusste nun, dass alles ok war. „Ja, kannst du dich noch an ihn erinnern? Es ist ganz schön lange her, dass du ihn das letzte Mal gesehen hast“, sagte Minami und lächelte ihre Tochter an. „Komm, wir haben einen sehr langen Weg vor uns“ Minami nahm ihre Tochter an der Hand und sie gingen weiter durch die kühle Wüste. „Wo ist Daddy? Kommt er her?“, fragte Mira. „Wir gehen zu ihm. Er ist im Reich des Blitzes. Das ist ziemlich weit weg, aber wenn wir erst einmal dort sind, dann wird es sicher ganz toll“, murmelte Minami mit einem Grinsen. Auch Mira musste lächeln. Sie freute sich darauf, ihren Vater zu sehen, von dem ihre Mutter schon so viel Tolles erzählt hat. Mira begab sich auf eine Reise und es würde länger dauern als erwartet, bis sie wieder nach Hause zurückkehren würde. Kapitel 2: Der 18. Mai ---------------------- Kumogakure, 18.05. Langsam kam Mira zu sich, doch konnte sie sich nicht erinnern eingeschlafen zu sein. Es war dunkel, doch im nächsten Moment wurde es heller, als ob die Sonne auf ihr Gesicht strahlen würde. Die Stimmen um sie herum wurden deutlicher. Benommen verstand sie, was jemand sprach: „Onee-chan, was wenn sie nicht aufwacht?“ „Sie wird aufwachen.“ „Wann?“ „Bald“, hörte Mira die Stimmen. Sie lag auf etwas weichem, einem Bett. Die Matratze gab auf der einen Seite kurz nach und Mira spürte wie etwas ganz nah neben ihr war. „Lass das, Shin!“ Mira spürte etwas auf ihren Wangen und drehte ihren Kopf weg. „Schau, Onee-chan! Sie lebt!“ „Sie hat schon die ganze Zeit gelebt.“ Nun öffnete Mira langsam die Augen und blinzelte. Für andere beginnt ihr Leben mit der Geburt, sie können sich nicht an ihren ersten Tag auf der Welt erinnern. Für Mira begann ihr Leben an diesem Tag und sie würde diesen Tag nicht so schnell vergessen. Es war schon fast Sommer. Der achtzehnte Mai. Mira blinzelte noch ein paar Mal bis die Umrisse scharf wurden. Zwei tiefblaue Augen sahen sie an und sie zuckte zusammen. Ein Junge! Es war nur ein Junge. Keiner sagte ein Wort. Mira starrte den Jungen nur an. Diese tiefblauen Augen und schwarzen Haare, regten in Miras Erinnerung… absolut gar nichts. Sie kannte ihn nicht. Als sie den Jungen genug angestarrt hatte, sah sie sich ihre Umgebung an. Es war ein weißes Zimmer und sie lag auf einem Bett, daneben war ein brauner Tisch und am Bettende ein paar Holzstühle. Der Geruch, den Mira nun wahrnahm war sehr komisch. Er hatte etwas frisches und doch konnte sie etwas darin ermitteln, dass nicht ganz so angenehm war. Mira konnte es aber nicht zuordnen und schnupperte noch ein bisschen, bevor sie es aufgab. Das alles kam Mira auch nicht bekannt vor. Der Junge saß direkt neben ihr und eine blonde, junge Frau stand gleich neben ihrem Bett. „Shin, hol schnell eine Schwester“, sagte die Frau zum Jungen. Mira war noch schlaftrunken und hatte keine Ahnung wo sie war. Müde rieb sie sich ihre Augen und machte sich zu diesem Zeitpunkt noch kaum irgendwelche Gedanken. Sie war beschäftigt genug mit den vielen neuen Eindrücken. Die Schwester, die herein kam, hatte eine dunkle Hautfarbe, aber helle Haare. Sie lächelte Mira freundlich an. Erst jetzt fühlte sich Mira mulmig und unruhig. Alles war so fremd. „Hallo, ich bin Mimi. Kannst du mir deinen Namen sagen, Kleines?“, fragte sie Mira. „M…Mira“, sagte sie und zog die Decke höher, als wollte sie sich verstecken. „Du brauchst keine Angst zu haben, Mira. Du bist in einem Krankenhaus in Kumogakure. Kannst du dich erinnern was passiert ist?“ „Nein. Ich weiß nicht“, sagte Mira nur, ihr Blick fiel aber auf den Jungen und die Frau am Bettende. ‚Wer sind diese Menschen nur?‘ „Kannst du mir sagen, wo du her kommst?“ „Ich weiß nicht“, sagte sie. „Kannst du mir deinen Nachnamen sagen?“ Wieder schüttelte Mira den Kopf. „Wie heißt deine Mama?“ Mira dachte angestrengt nach, doch wieder konnte sie nur den Kopf schütteln und langsam kamen ihr die Tränen. Sie konnte keine dieser Fragen beantworten. Wieso nur? Es machte ihr Angst und sie begann zu weinen. „Oje, oje.“ Die Krankenschwester tätschelte Mira. „Nicht weinen, Kleines. Alles wird wieder gut“, sagte sie. „Du brauchst nicht weinen.“ Ihre Stimme beruhigte Mira ein wenig. Mira fuhr mit ihren Händen über ihr Gesicht und wischte die Tränen weg und versuchte nicht mehr zu weinen. „Gut so. Ich gebe dem Arzt bescheid, dass du wach bist“, sagte die Schwester und Mira nickte nur. Nachdem sie gegangen war, fiel Miras Blick wieder auf die Frau und den Jungen. Der Junge saß schon wieder am Bettende, doch rutschte er bald zu Mira hoch. „I-Ich bin Shin“, sagte der Junge schüchtern, „und das da ist Yugito.“ Mira sah zuerst Shin an, dann Yugito. „Yu-gi-to…“, Mira probierte, wie sich der Name aussprechen ließ. Er klang schwer, aber es war ganz leicht ihn auszusprechen. „Wer seid ihr?“, murmelte Mira leise und sah dabei die Frau an. „Keine Sorge, vor uns brauchst du keine Angst haben, wir sind Freunde. Wir haben dich gefunden. Weißt du wirklich nicht was passiert ist?“, fragte Yugito die kleine Mira. Sie schüttelte aber nur den Kopf. „Du warst in einen Fluss gestürzt, gar nicht weit von hier“, erklärte sie Mira ruhig, als ob alles in Ordnung wäre. Für einen Moment fühlte es sich auch wirklich so an, als Mira nur auf Yugitos Stimme hörte. „Ich schätze du könntest im Wald gewesen sein und von den Klippen abgestürzt sein. Du hattest Glück, dass wir dich gefunden haben.“ „Ich hab sie gefunden“, meldete sich Shin voller Stolz, als ob Mira ein wertvoller und gesuchter Gegenstand gewesen wäre. Mira sagte die ganze Geschichte nichts. Sie konnte sich kein bisschen erinnern, in einem Wald gewesen zu sein. Wurde sie hier belogen? Wieder wurden ihre Augen feucht und sie schniefte. Sie wollte zu jemandem, sie brauchte jemanden… nur wen? „Oh nein“, murmelte Yugito. Shin kam auf Mira zu und tätschelte vorsichtig ihren Kopf. Es tat gut und tröstete Mira ein wenig. Als sie dann zu ihm auf sah grinste er. „Du bist kleiner als ich. Wie alt bist du? Ich bin acht“, sagte er. „Ich weiß nicht“, sagte Mira. Sie klammerte sich an die Decke. ‚Wie alt bin ich?‘ Diese Frage hallte in ihrem Kopf wieder. Wieso konnte sie nicht einmal so eine simple Frage beantworten? Mira sah auf ihre Finger. Ein Gefühl sagte ihr, dass sie diese Zählen musste, um zu wissen, wie alt sie war. Sie wusste zumindest das. Nur wie weit musste sie ihre Finger zählen? Es schien Shin zu enttäuschen, dass sie keine Antwort auf seine Frage hatte. Unsicher sah er zu Yugito. „Sie wird sich bestimmt bald wieder an alles Erinnern können“, sagte Yugito. „Wieso kann sie sich nicht mehr erinnern?“, fragte Shin. „Sie ist in den Fluss gefallen und fast ertrunken. Wir können froh sein, dass sie noch lebt.“ Dann öffnete sich die Tür vom Krankenzimmer und ein Arzt kam herein. Yugito redete mit ihm über etwas, dann kam er auf Mira zu. „So Mira, jetzt werden wir dich noch einmal untersuchen, ok? Ich werde jetzt mit diesem Stethoskop deinen Herzschlag abhören.“ Mira nickte und sah unsicher zu den anderen beiden rüber. Yugito nickte ihr zu, was Mira ein kleines bisschen Sicherheit gab. Das Stethoskop war kalt als es ihre Haut berührte aber Mira zuckte nicht einmal. Danach sah sich der Arzt ihren Hals und Mund, ihre Ohren und die Augen an. Er musterte Mira nach irgendwelchen Verletzungen, doch sie hatte nur ein paar blaue Flecken und kaum etwas Ernstes. Eine Narbe auf der Hüfte fiel ihm auf, aber die musste Mira, laut dem Doktor, bereits vor dem Sturz in den Fluss gehabt haben. Besonders lange dauerte die Untersuchung aber nicht. „Onee-chan“, sagte Shin, als der Arzt mit Mira fertig war und sich mit Yugito unterhielt. „Onee-chan!“ Shin zupfte an ihrem Ärmel, erst dann sah sie zu ihm. „Können wir sie nicht behalten?“, fragte er und zeigte auf Mira. Yugito lachte kurz. „Sie ist doch keine Katze“, sagte sie zu ihm. „Bitte, ich passe auch auf sie auf. Du weißt, dass ich das kann. So wie bei Nobu“, sagte Shin, aber Yugito sprach wieder mit dem Arzt. Der Arzt ging bald wieder und Shin kam wieder auf Miras Bett. „Was ist das für eine Kette?“, fragte er Mira dann. Mira sah hinab und konnte sehen, dass etwas um ihren Hals hing, das sie bis jetzt nicht bemerkt hatte. „Ich weiß nicht. Aber es sieht schön aus“, sagte Mira. Es war ein Stein, hellblau, fast Türkis und er glänzte. Wenn man genauer hinsah, dann sah es sogar so aus, als ob im Stein blauer Rauch sich bewegen würde. Es war schön, aber Mira wusste nicht, wieso sie so etwas um den Hals trug. Sie war einfach da, genauso wie Mira einfach da war. „Shin, komm. Wir sollten nach Hause gehen“, sagte Yugito dann. Mira starrte sie an. Sie waren die einzigen die sie kannte und jetzt wollten sie Mira alleine lassen? Als Yugito sich von dem Mädchen wegdrehten, setzte sich Mira ganz auf und wollte mit ihnen gehen, schnell, bevor sie weg waren. „Keine Angst, Mira-chan“, sagte Shin und tätschelte sie, bevor er vom Bett runter sprang. Mira verzog nur ihr Gesicht und wollte mit ihnen gehen. Shin hielt inne und sah sie an. Yugito dagegen versuchte Mira zurückzuhalten. „Du kannst nicht mit uns mit. Du musst noch hier bleiben. Die Ärzte müssen sicher gehen, dass du keine Schäden davongetragen hast.“ „I-ich weiß nicht… geht nicht weg“, murmelte Mira ängstlich. „Wir sehen morgen nach dir“, meinte Shin dann. „Versprochen?“ „Ja, wir sehen morgen nach dir“, sagte Yugito und drängte Shin hinaus. Mira zuckte, als sie rausgingen, rührte sich aber dann nicht vom Bett. Stille. ‚Wer bin ich?‘ „Mira“, sagte die Kleine laut. Aber wer war Mira? Was machte sie? Woher kam sie? Mira legte ihre Hände auf ihr Gesicht. Versuchte ihr Gesicht zu fühlen. Das war sie. Das war Mira. Mit den Fingern strich sie über ihre Wangen und über ihre kleine Nase. Bis zu ihrer Stirn und dann über ihre Haare. Die kleine Stupsnase, diese weiche Haut und die hellen blonden Haare, das war Mira. Und trotzdem, blieb diese Person für das kleine Mädchen unbekannt. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Die Schwester kam ein wenig später, um nach Mira zu sehen. Sie brachte ihr etwas zu Essen und einen Plüschtiger mit dem Mira spielen konnte, aber Mira starrte nur weiter auf ihre Finger. Sie wusste, sie musste sie nur zählen. Nur wie weit? „Geht es dir gut?“, fragte sie Mira besorgt. Mira sah sie mit ihren großen dunkelbraunen Augen an. „Wie alt bin ich?“, platze es Mira schon verzweifelt heraus. Vielleicht konnte die Krankenschwester es Mira sagen. Irgendwer musste doch eine Antwort haben. „Du bist ungefähr fünf Jahre alt“, sagte sie zu Mira, als ob es die einfachste Frage der Welt gewesen wäre. „Fünf… das darf ich nicht vergessen“, sagte Mira. Es war ihr wichtig. Dieser Junge – Shin – hat sie das gefragt, es war eine Frage die sie beantworten konnte. Zumindest eine konnte sie beantworten. Die Schwester holte einen Stift heraus. „Gib mir deine Hand“, sagte sie und Mira gab sie ihr. Sie drückte den Stift gegen Miras Haut und zeichnete etwas rauf. „So, das ist die Zahl Fünf. Siehst du? Wenn du es vergisst, schau einfach auf deinen Arm und du wirst dich erinnern.“ Mira grinste glücklich. „Wie weit muss ich dafür zählen?“, fragte sie gleich ganz enthusiastisch und hielt der Schwester ihre Finger hin. „Du musst die Finger einer Hand zählen. Eine Hand hat fünf Finger.“ Mimi ging es mit Mira durch und nahm ihre Finger. „Eins“, sie berührte ihren Daumen, „zwei“, dann den Zeigefinger, „drei“, war der Mittelfinger, „vier und fünf“, und Mimi berührte Miras Ringfinger und den kleinen. „Konntest du es dir merken?“, fragte die Schwester. Mira sah zu ihr hoch und blickte sie für einige Augenblicke an. Fünf Jahre hatte Mira bereits auf dieser Welt verbracht und trotzdem war der heutige Tag, ihr erster. Sie konnte sich an nichts als diesen Tag erinnern, so etwas sollte ihr nicht noch einmal passieren. „Nie wieder werde ich etwas vergessen.“ Kapitel 3: Ein neues Zuhause ---------------------------- Kumogakure. 19.05. Es war früh, als die blonde Frau aufwachte. Es klopfte an ihre Tür. „Yugito“, kam es von der anderen Seite der Tür. Es war Shin, der schon so früh wach war. Yugito sah auf ihren Nachkasten, das neben ihrem Bett war, auf dem eine Uhr stand. Es war acht Uhr. Erst acht und Shin war natürlich schon wach. Die junge Frau setzte sich auf, strich durch ihre Haare, die noch ganz zerzaust waren und zog sich etwas über. Dann öffnete sie die Tür ihres Schlafzimmers. „Was brauchst du, Shin?“, fragte sie ihn, während sie aus ihrem Schlafzimmer hinaus lugte. Es kam selten vor, dass er sie so früh weckte. „Wir haben Mira versprochen, sie noch zu besuchen.“ „Ja, wir gehen sie noch besuchen. Lass mich erst etwas essen“, meinte Yugito und streckte sich. Sie tapste aus ihrem Zimmer bis in die Küche und machte sich einfachen Toast mit Butter zum Frühstück. Sie setzte sich zum Tisch, wo man bereits sehen konnte, dass jemand bereits gegessen hatte. „Shin!“, rief Yugito nach ihm. Er kam schnell in die Küche gerannt. Yugito warf ihm einen Blick zu und er verstand sofort. „‘tschuldige“, murmelte er, nahm schnell seinen Teller und räumte ihn zumindest in das Abwaschbecken. Die Küchentheke war auf der anderen Seite des Raumes. Danach ging er auf Yugito zu und hielt ihr etwas hin. Sie wurde aufmerksam und ließ von ihrem Toast ab. „Ein Brief?“, fragte sie. Shin zuckte mit den Schultern „Der Postmann hat gesagt, der ist für dich. Vielleicht hat dir Mama geschrieben?“ Der kleine Junge wurde nun schon aufgeregter, als er an seine Eltern dachte. Yugito lächelte nur und öffnete den Brief. „Hana schreibt, dass sie in drei Tagen herkommen würden“, erzählte Yugito, als sie den kurzen Brief ihrer Freundin durchlas. Shins Eltern versuchten zumindest alle zwei Wochen bei Yugito vorbeizusehen, die auf ihn aufpasste. Er grinste natürlich glücklich darüber. Allerdings nicht lange, dann wechselte Yugito das Thema. „Zieh dich an, wir sollten noch Mira besuchen gehen. Vielleicht ist schon jemand gekommen, um sie zu holen.“ „Oh, das geht nicht. Ich muss mich noch verabschieden“, meinte Shin und rannte schnell los, um sich anzuziehen. Auch Yugito machte sich auf ins Bad, wusch sich und bürstete sich ihre Haare. Dann band sie diese mit einem Band zusammen. Shin wartete bereits ungeduldig an der Tür auf Yugito und zusammen machten sie sich auf den Weg ins Krankenhaus. Nicht weit weg, von Yugitos Wohnung war bereits das Krankenhaus schon zu sehen. Sie betraten es und Yugito erkundigte sich noch schnell einmal, wo genau Miras Zimmer lag. Shin dagegen kannte die Richtung noch ohne jemanden zu fragen und lief schon los. „Mira-chan!“, rief er, als er sie am Gang draußen entdeckte. Sie drehte ihren Kopf in die Richtung, den sie gerade so aus ihrem Krankenzimmer herausgesteckt hatte und entdeckte Shin und Yugito. „Wir sind in einem Krankenhaus, Shin, sei nicht so laut“, mahnte Yugito Shin, während einige Patienten und Krankenschwestern sich schon umdrehten. Mira lächelte glücklich, als die beiden auf sie zukamen. „Ich weiß jetzt auch wie alt ich bin“, erklärte Mira stolz. „Ist es dir eingefallen?“, fragte Yugito neugierig. „Nein. Mimi hat gesagt, dass ich fünf bin, da schau“ Mira zeigte Yugito und Shin was Mimi auf ihre Hand geschrieben hatte. „Dann bist du wirklich jünger als ich“, meinte Shin und sah auf das kleine, blonde Mädchen hinab. Sie gingen alle wieder ins Zimmer. Mira krabbelte auf ihr Bett und zeigte ihren Plüschtiger Shin und Yugito. „Onee-chan? Sieht so deine Katze aus?“, fragte Shin sie und zeigte ihr den Plüschtiger. Yugito lachte kurz. „Fast“, sagte sie, während sie sich auf einem der harten Holzstühle niederließ „Ihr habt eine Katze?“, fragte Mira die Beiden. Freudig begann Shin zu erklären: „Onee-chan hat eine Katze in ihr.“ „In ihr?“ „Ja, sie ist groß und gefährlich. Aber du brauchst keine Angst haben, solange sie in Onee-chan ist, tut sie uns nichts.“ Das war Miras erste Beschreibung von dem Bijūu, dem Nibi. Yugito wurde von Mira angestarrt, als ob sie versuchen würde, die Katze zu sehen. Kurz runzelte sie die Stirn und zog an einer ihrer Haarsträhnen. „Ich kann die Katze nicht sehen“, sagte Mira schließlich, kniff die Augen zusammen und sah Yugito noch angestrengter an. „Natürlich nicht. Sie ist in Onee-chan. Das kann man nicht sehen“, erklärte Shin. Yugito musste über Miras enttäuschten Gesichtsausdruck schon fast lachen. Wie oft kam es schon vor, dass jemand enttäuscht war, dass der Bijuu in Yugito drin war und nicht zu sehen war? „Kommt sie da manchmal auch raus?“, fragte Mira. „Na, hoffentlich nicht“, meldete sich Yugito. „Wieso nicht?“ „Weil dieses Kätzchen ganz schön gefährlich ist“, sagte sie zu Mira. Diese rieb sich den Kopf. Man konnte deutlich erkennen, wie verwirrt das kleine Mädchen war. Yugtio dagegen amüsierte es sehr, wie Mira reagierte. So neugierig und unschuldig. Aber sie hatte keine Ahnung wie gefährlich ein Biju werden konnte. Nur kurze Zeit später kam ein Mann herein. Er war kein Arzt. Er hatte eine dunkle Hautfarbe und helle Haare, genau wie diese eine Krankenschwester. Yugito stand sofort auf als sie ihn sah, während Mira und Shin mit dem Plüschtiger spielten, den Mira von der Krankenschwester bekommen hatte. „Darui? Gibt es Neuigkeiten?“ „Wir haben eine Meldung rausgegeben für die nähere Umgebung, aber bis jetzt hat sich noch keiner gemeldet“, sagte der Mann. „Mhm…“, machte Yugito besorgt, „sie war bestimmt nicht alleine unterwegs. Wenn man sie angegriffen hat, dann könnte es schon sein, dass ihre Begleiter“, Yugito senkte ihre Stimme „tot sind. Räuber und Kriminelle sind keine Seltenheit. Wenn ihre Eltern tot wären, dann müsste es doch noch trotzdem andere Verwandte geben. Oder vielleicht sind sie selber in einem Krankenhaus, nur in einem anderen.“ „Hab ich schon nachgesehen. Da hab ich niemanden Gefunden.“ „Kann doch nicht sein, dass niemand nach ihr sucht.“ Yugito seufzte. Was sollte sie nun tun? Sie hatte dieses Mädchen hier her gebracht und hatte damit gerechnet, dass jemand nach ihr suchen würde. „Na gut. Ich hab sie gefunden, ich kümmere mich um sie, bis irgendein Verwandter sich meldet.“ Yugito fühlte sich verantwortlich, immerhin hatte sie die Kleine gefunden. Wer sonst, sollte auf Mira aufpassen? Im Krankenhaus konnte sie auch nicht ewig bleiben. Und so hatte zumindest Shin immerhin jemanden zum Spielen. „Gut. Dann kümmerst du dich um sie?“, wollte Darui noch einmal bestätigt bekommen. „Ja, ich mach das schon. Gib mir Bescheid, sobald sich jemand gemeldet hat, oder ihr etwas gefunden habt.“ „Mach ich.“ Damit verschwand Darui und Yugito setze sich wieder auf den Sessel, neben dem Bett. Mira und Shin spielten noch immer mit dem Plüschtier. Bevor Mira das Krankenhaus noch verlassen konnte, wurde sie untersucht. Als der Arzt kam, neigte Mira kurz den Kopf und sah Yugito fragend an. „Er untersucht dich nur Mira. Es passiert nichts“, beruhigte Yugito sie. Mira zog an einer Haarsträhne, vertraute Yugito aber. Es war ein komisches Gefühl. Yugito kannte diese Mädchen erst seit gestern und schon hörte sie auf sie. Doch es brachte sie zum Lächeln. Der Arzt hörte Miras Herz und ihre Lungen ab, sah noch mal ihre Ohren an und überprüfte ihre Reflexe. Reine Routine. Danach nickte er Yugito zu, als Zeichen, dass er fertig war. Diese beugte sich dann zu Mira. „Also Mira, bis deine Eltern oder ein Verwandter sich bei uns meldet, wirst du bei mir wohnen, ok?“ „Meine Eltern?“ „Ja, deine Mama oder dein Papa. Ich bin sicher, sie machen sich schon sorgen um dich“, sagte Yugito. „Wohin gehen wir?“, fragte Mira sichtlich nervös, doch wurde sie durch Shins freudiger Reaktion abgelenkt. „Ja, wir können sie behalten!“, sagte er glücklich, Yugito stoppte ihn. „Sie wird nur so lange bei uns bleiben, bis ihre Eltern sie abholen kommen“, tadelte Yugito ihn. Trotzdem blieb Shin aufgeregt und klatschte glücklich in die Hände. „Ich bekomme eine kleine Schwester!“, sagte er fröhlich. Yugito korrigierte ihn nicht. Das machte Shin immer. Sobald er mit jemanden etwas öfter unternahm, betrachtete er diese Person gleich als Schwester oder Bruder, so wie er es bei Yugito auch getan hatte. Am frühen Nachmittag war Mira dann in ihrem vorübergehenden Zuhause angekommen. Bereits auf dem Weg hier her, konnte Mira ihren Kopf gar nicht oft genug drehen und ihr neues Zuhause wollte sie ganz genau erkunden. Es war eine Wohnung im zweiten Stock eines kleinen, hellblauen Hauses. Yugito gab ihr für die Zeit, die Mira hier wohnen würde, ein eigenes Zimmer. Dort standen ein Bett, auf der gegenüberliegenden Seite ein Tisch und ein Kasten für ihre Kleidung aus Holz. Auch die Wände waren recht dunkel in diesem Zimmer. So hatte das Zimmer eine warme Ausstrahlung, doch trotzdem fand es Mira etwas unangenehm. Dafür war das einzige Fenster in ihrem neuen Zimmer recht groß, auch wenn ein Baum davor stand. Ansonsten war nicht mehr viel darin zu sehen, da Yugito und Shin eigentlich kein drittes Zimmer brauchten und es daher auch nie benutzten. Mira erkundete das Zimmer, sah in die Kästen und in die Schubladen des Schreibtisches. Doch bis auf ein paar alte Bücher, fand sie dort nichts. Dann setzten Mira und Yugito die kleine Tour durch die Wohnung fort. Mira ließ sich nichts entgehen, sah unter Stühle und hinter Regale. Jeder Schrank wurde genau unter die Lupe genommen. Sie wollte alles in dieser Wohnung sehen und nie mehr vergessen. Schließlich kamen sie in die Küche. Yugito machte Mira und Shin etwas zu Essen und sie setzten sich an den Tisch, der mit einer Seite an der Wand stand. Auf der anderen Seite konnte man die Küchentheke sehen. Auch hier war alles aus dunklem Holz gemacht. Shin saß bereits am Esstisch und nutze ihn aber solange nicht gegessen wurde als Schreibtisch. Er hatte irgendwelche Zettel dabei, die Mira sich ansah. „Was ist das?“, fragte Mira ihn. „Meine Aufgabe.“ „Aufgabe?“ „Ja. Ich geh schon auf die Ninja-Akademie.“ Shin klang sehr stolz. Mira nickte, dann wurde es kurz still. „Was sind Ninjas?“, fragte Mira plötzlich, worauf sie von Shin einen fast schockierten Blick einheimste, was Yugito zum Grinsen brachte, als sie zu den beiden sah, wie sie sich unterhielten. „Du weißt nicht was ein Ninja ist?“, fragte er erstaunt. „Das sind die, die uns vor den bösen beschützen. Onee-chan ist ein Ninja. Sie ist sehr wichtig für unser Dorf, auch weil sie die Katze in sich hat.“ Schon wieder diese Katze... doch Shin redete weiter, ohne auf Miras fragendes Gesicht Rücksicht zu nehmen. „Wenn unser Dorf angegriffen wird, dann verteidigen sie uns. Irgendwann werde ich auch ein Ninja, ich kann sogar schon ein Jutsu.“ „Ein Jutsu?“, fragte Mira und Yugito versuchte sich in dem Moment nicht die Finger zu verbrennen, als sie ein Kichern unterdrücken musste. „Ja, schau“, Shin stand auf, „ich zeig es dir“ Er machte schnell Fingerzeichen und Mira versuchte vergeblich sich diese zu merken. „Kage Bunshin no Jutsu!“, rief er und plötzlich machte es puff! Neben ihm tauchte ein Geschöpf auf, das ihm ziemlich ähnlich sah, wenn auch etwas kränklich. Es wankte ein wenig hin und her, bis es schließlich in sich zusammenfiel. Diesmal konnte sich Yugito nicht zurückhalten und sie musste laut los lachen, als sie Shins misslungenen Schattendoppelgänger sah. Mira dagegen war begeistert und klatschte in die Hände. „Das ist ja toll“, sagte Mira. Shin wurde rot an den Ohren, als er Mira so begeistert sah und setzte sich wieder an den Tisch, um seine Hausaufgaben weiter zu machen. „Wenn du auch ein Ninja wirst dann können wir beide zusammen auf Mission gehen. Aber zuerst muss man die Akademie besuchen, so wie ich. Deswegen haben mich meine Eltern auch zu Onee-chan geschickt“, erklärte Shin. „Wo sind deine Eltern?“ „Die Wohnen im nächsten Dorf. Nicht weit von hier, aber ich mag nicht immer so lange zur Schule gehen, also haben meine Eltern Onee-chan gefragt, ob ich hier wohnen darf, damit ich nicht so weit gehen muss.“ „Ach so“, sagte Mira und beobachtete ihn noch eine Weile wie er aufs Papier kritzelte. Man konnte erkennen, dass sie über etwas nachdachte, doch Yugito, die Mira beobachtete, konnte nicht genau sagen worüber. Schließlich schien Mira auch aufzugeben und fragte Shin: „Kann ich auch etwas rauf Zeichnen?“ „Nein“, sagte er knapp. Schließlich musste er Papier und Stift weglegen, um für das Essen Platz zu machen. Mira aß nur vorsichtig die heiße Suppe und legte sehr schnell den Löffel weg. Allerdings aß sie dafür genug von dem Hühnchen mit Curry. Yugito setzte sich auch zu den Beiden und aß etwas. Allerdings sehr langsam und wenig, denn sie beobachtete das kleine Mädchen, dachte nach. Vielleicht konnte ihr irgendein Ort einfallen, woher sie kam. Leider kannte sie keinen Ort, wo Miras hellblonde Haare und ihre braunen Augen typisch waren. Es hätte jeder sein können. Mira würde also kaum von einem berühmten Clan oder einer berühmten Familie abstammen, denn keiner von Miras Eigenschaften passten zu einem Clan den Yugito kannte. Wäre doch zu einfach gewesen. Vielleicht konnte sich Yugito noch an ihre Großmutter wenden, sie kannte die Merkmale der Clans in der Nähe besser… „Onee-chan, hilfst du mir nachher beim Training mit den Shuriken?“, meldete sich Shin und riss Yugito aus ihren Gedanken. Er hatte sein Essen offensichtlich schon beendet und war schon aufgesprungen. „Mach ich. Mira kann ja mitkommen und zusehen“, sagte Yugito und Mira blickte mit großen Augen auf. Nachdem sie gegessen hatte und alles weggeräumt war gingen sie auf einen Trainingsplatz, der nicht weit von der Wohnung war. Rundherum waren riesige Felsen und viele Bäume. Und mitten drin, wo die drei sich aufhielten eine Wiese. Dort stellten sie sich vor einem Baum hin, der bereits eine Zielscheibe oben drauf hatte. Yugito holte ihre Shuriken heraus und zeigte sie Mira. „Nicht anfassen, die sind scharf und könnten dich verletzten“, sagte sie. Die Shuriken waren dunkelgrau, schon fast schwarz und glatt. Sie sahen aus wie Sterne mit vier Spitzen. „Was macht man mit denen?“ Mira wollte sie unbedingt anfassen. „Man wirft sie, um sich zu verteidigen und anzugreifen“, erklärte Yugito, stand auf und gab sie Shin. Sie stellte sich ein paar Meter vor Mira hin und sah Shin zu, wie er die Shuriken gegen einen Baum warf – mehr oder weniger. „Ich will auch“, sagte Mira schließlich, als Shin jubelte weil er getroffen hatte. „Das ist nichts für dich“, sagte Yugito. „Wieso nicht? Shin darf auch. Ich kann das auch“ „Shin ist älter und er geht auf die Akademie, Mira“, erklärte ihr Yugito ruhig und Mira sah Yugito trotzig an. Yugito zog die Brauen hoch und sah Mira streng an, worauf sie keinen mucks mehr machte. Gut so. Die Wolken zogen sich über den Himmel und es wurde dunkler. Das beendete ihr kleines Training. Shin sah müde aus und wollte daheim sofort ins Bett. Selbst Mira war schon vom Zusehen müde geworden. Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass es so viel Neues zu entdecken gab. Yugito schickte die beiden kleinen ins Bett, nachdem sie sich umgezogen und gebadet hatten. Sie legte Miras Kleidung und auch ihre Kette, in ihr Zimmer auf den Sessel neben dem Tisch, während Mira, im Pyjama, vor dem Bett stand. „Na los, ins Bett mit dir, Mira“, meinte Yugito. Mira folgte brav, sah Yugito aber noch besorgt an. „Was ist denn los, Mira?“, fragte sie und ging auf Mira zu. „Wann kommen meine Eltern? Werden sie mich hier finden? Wissen sie dass ich hier bin?“ Mira sah Yugito mit wässrigen Augen an. Den ganzen Tag, hatte sie keine Fragen über ihre Herkunft oder ihre Eltern gestellt, was Yugito nicht wunderte. Sie hatte genug Ablenkung. Aber jetzt kam die Ruhe und damit auch die Gedanken und Fragen. Yugito tätschelte ihren Kopf. „Mach dir keine Sorgen. Wenn ich oder irgendwer aus dem Krankenhaus von ihnen Kontaktiert werden, dann sagen wir ihnen dass du hier bist. Sie werden dich bald holen kommen.“ „A-aber was, wenn sie nicht her kommen? Wirst du dann meine Mama sein?“, fragte Mira. Yugito konnte ein schnauben nicht unterdrücken. Sie war erst achtzehn Jahre und konnte gerade so, auf ein Kind aufpassen und Shin war dabei noch pflegeleicht. „Sie werden dich bestimmt holen und wenn nicht, kann ich… deine Schwester sein, wenn du willst. So wie für Shin“, sagte sie nachdem sie kurz überlegt hat. Konnte sie denn etwas anderes zu Mira sagen? „Ok“, sagte Mira und wischte sich, mit der Hand über ihre Wangen. „Kann ich dann bei meiner Schwester schlafen?“ „Bei mir? Mhm… na gut, aber nur heute Nacht“, sagte sie. Einem fast weinendem Kind konnte Yugito nichts abschlagen. Besser sie schlief ruhig bei ihr, als dass Mira die ganze Nacht weinen würde. Mira begann dieser Fremden bereits mehr zu Vertrauen, als Yugito es sich in so einer kurzen Zeit vorstellen hätte können. Es war irgendwie ein schönes Gefühl, dass jemand Yugito vertraute nach all den Jahren. Kapitel 4: Was ist ein Bijū? ---------------------------- Kumogakure, 20.05. Es war dunkel und es roch nach Wald. Nach Moos, nasser Erde und nach Laub, dass von den Bäumen gefallen war. Mira konnte nur dunkle Gestalten sehen. Es war furchteinflößend. Sie rannte hinter einen Baum und versteckte sich. Versuchte es, doch es war schnell und stand im nächsten Moment wieder hinter ihr. Es sah nicht aus wie ein Mensch, noch hatte es eine Form. Es war wie Rauch, aber doch fest. Als es näher kam bekam Mira Panik, versuchte noch schnell wegzurennen, doch schon war sie im tiefschwarz des Wesens gefangen. Die Luft blieb ihr weg und Mira schrie auf, als ob es helfen würde. Als ob irgendjemand ihr noch helfen könnte. Sie spürte wie es an ihr zerrte- nein, es rüttelte sie. Im nächsten Moment schlug Mira ihre Augen auf. Die Umgebung hatte sich schlagartig verändert. Es war heller, durch den Mond, der in das Zimmer schien. Mira schrie leise auf, als sie neben sich wieder eine dunkle Gestalt sah, aber diese sah nun einem Menschen ähnlicher. „Beruhig dich Mira, ich bin es nur“, sagte sie, bis Mira klar wurde, dass es nur Yugito war. Das kleine Mädchen keuchte und ihre Augen wurden wieder wässrig, bis ihr Tränen über die Wangen rannten. „Wo bin ich?“, fragte sie verwirrt. „Was ist passiert?“ „Du hast nur schlecht geträumt“, versuchte Yugito der Kleinen zu erklären. „Alles ist vorbei, es ist wieder gut. Leg dich hin.“ Mira zögerte, genau wie Yugito. Doch schließlich drückte Yugito sie sanft wieder ins Kissen und deckte sie wieder zu. „I-Ich hab Angst, dass es wieder kommt“, murmelte Mira leise, als Yugito sich auch wieder hingelegt hatte. Müde drehte sie sich zu Mira. „Es kommt nicht mehr wieder. Schlaf wieder“, meinte sie nur müde und schloss ihre Augen. Mira konnte es im Mondschein sehen. Die Kleine presste die Lippen aufeinander und beobachtete Yugito noch eine Weile. Im Mondlicht sahen ihre blonden Haare sogar noch ein wenig heller aus. Allerdings waren sie nicht so hell wie Miras. Es drängte Mira schon fast ihre Nase zu berühren, aber sie ließ es. Sie wollte Yugito nicht noch einmal aufwecken. Es dauerte ein wenig, bis Miras Müdigkeit stärker war, als die Angst vor noch so einem Alptraum. Die Sonne strahlte in das Zimmer, heller als der Mond der letzten Nacht. Es war grell und Mira wurde davon geweckt. Verschlafen rieb sich Mira ihre Augen und begutachtete dann die fremde Umgebung. Sie lag alleine in einem großen Doppelbett. Ein Blick zur anderen Seite und Mira konnte sehen, dass dort jemand geschlafen hatte. Die Kleine hatte sich aufgesetzt und wollte langsam aufstehen. Verwirrt und alleine ging sie aus dem Zimmer, neugierig was sie erwartet. Sie kam in einen Gang und dann in ein Wohnzimmer. Diese Räume waren beide leer, aber in der Küche konnte Mira Geräusche hören. Vorsichtig und leise schlich sich Mira in die Küche und dort entdeckte sie die einzigen zwei Menschen, die sie kannte. Yugito stand schon angezogen da und las sich gerade etwas durch. Sie sah aus, als ob sie gleich irgendwohin gehen würde. Shin aß gemütlich sein Frühstück und saß noch im Pyjama da. Beide sahen auf, als Mira eintrat. „Morgen“, begrüßte Yugito das kleine Mädchen. Mira sah Yugito mit großen Augen an. „M-Morgen“, murmelte Mira. Dann fiel ihr Blick auf Shin, der eine Gitarre in der Hand hielt und an den Seiten zupfte. Immer wieder sah er auf den Zettel vor ihm und versuchte die Noten nachzuspielen, was ihm gelang – mehr oder weniger. Als er aufsah grinste er Mira an, dann begann er wieder zu üben. „Es hört sich nicht gut an“, meinte Mira schließlich, nachdem sie Shin zugehört hatte. „Ich mach das auch noch nicht lange. Mein Onkel hat es mir letzten Sommer angefangen beizubringen“, erklärte Shin etwas abwesend. „Komm her. Setze dich“, sagte Yugito zu Mira. Einen Moment zögerte Mira, doch folgte sie. Yugito gab Mira einen Teller mit Toast und Butter. „Kann dir leider nicht mehr machen, da ich auf eine Mission muss“, sagte Yugito knapp. Mira sah ihre neue große Schwester zuerst fragend an, dann biss sie erst in den Toast. Er war noch warm und die Butter schmolz. Mira mochte den Geschmack nicht wirklich, wollte aber nichts sagen. „Onee-chan?“, meldete sich Shin. „Was macht eigentlich Mira, wenn niemand Daheim ist?“ Yugito hielt inne und fluchte kurz auf. „Mist…“, murmelte Yugito. „Mira, kannst du denn schon alleine hier bleiben?“ Mira starte die junge Frau nur an und fragte sich still, konnte sie denn so lange alleine bleiben? Sie wusste es nicht. Sie war noch nie alleine. Yugito runzelte ihre Stirn. „Na gut. Shin, mach dich fertig und sei nicht zu spät. Mira, du kommst mit mir mit. Ich bring dich zu meiner Oma. Holst du sie dann bitte ab, wenn du mit der Schule fertig bist, Shin?“ „Mh…“, machte er zuerst, „ok“, sagte Shin schließlich und sprang vom Sessel, um sich fertig zu machen. Mira saß ein wenig verloren da und beobachtete die beiden. Schließlich musste sich Mira auch anziehen und sich fertig machen. Shin hatte ihr ein paar alte Sachen gegeben, da Mira nichts hatte. Nur ihre Kette konnte sie von ihren Sachen anziehen, der Rest war schmutzig. Eine einfache kurze Hose und ein T-Shirt, doch einem Kind war es egal, was es an hatte und wie es aussah, solange man sich frei bewegen konnte. „Erinnere mich, dass wir dir noch Sachen kaufen gehen müssen. Nur ein paar. Bestimmt holen deine Eltern dich auch bald ab“, murmelte Yugito und drängte Mira aus der Wohnung. Die beiden machten sich auf zu einem kleinen Anwesen auf einem Hügel. Mira war schon vom Aufstieg total erschöpft geworden, doch Yugito hetzte sie weiter, bis zwischen die Felsen. Dort hatte man einen wunderschönen Ausblick auf einen See und das kleine Anwesen, von Yugitos Großmutter stand dort. Vor der Haustür angekommen, klopfte Yugito. Kurz warteten sie, bis eine alte Frau aufmachte. Sie hatte einen langen und prachtvollen Kimono mit einem Blumenmuster und mit vielen Tüchern an. Eine ungewöhnliche Kombination, trotzdem … Mira gefiel es sehr. „Yugito“, stellte die alte Frau fest. Ihr Gesicht strahlte Herzlichkeit aus, doch ihre fest zusammengebundenen, grauen Haare, ließen auch eine gewisse strenge von ihr ausgehen. Nachdem Yugito ihrer Großmutter Ima in einer sehr kurzen Form erklärt hatte, wieso Mira hier war, konnte Mira in das Haus eintreten. Yugito verabschiedete sich sehr schnell und Mira konnte ihr nur nachsehen. Jetzt hatte auch Yugito sie alleine gelassen. Mira fühlte sich sehr unwohl. Eine Weile sah Mira noch dorthin, wo Yugito hingelaufen war, doch dann drängte Yugitos Oma Mira ins Haus. Die Frau war schon so alt, dass sie einen Gehstock brauche. „Komm mit, Kleines“, sagte die Frau mit brüchiger Stimme. Mira folgte ohne einen Mucks zu machen. Sie gingen durch einen dunklen Gang. Es fiel kaum Licht hinein und die Lichter waren alle aus. Das dunkle Holz machte den Gang noch dunkler. Mira machte große Augen, als sie an einem Glaskasten mit verschiedenen Masken vorbei ging. Danach kam ein Katana, dass an der Wand hing und Miras Aufmerksamkeit bekam. Nur ein paar Sekunden später und schon trat Mira in das Wohnzimmer ein. Es sah freundlicher aus, als der erste Eindruck des Hauses. Das Wohnzimmer war altmodisch und auf den Kästen sah man alte Vasen die mit einem aufwändigen Muster verziert waren. Die Teppiche waren weich und hatten auch verschiedene Muster, genau wie die Vasen. Das ganze Wohnzimmer roch nach „alt“, fand Mira. Es sah alles alt aus und daher ordnete sie auch den Geruch als „alt“-Geruch ein. „Komm, mein Kind“, sagte die alte Frau sanft. Sie zeigte, dass Mira sich auf das Sofa setzten konnte. Mira setzte sich und war überrascht, wie weich das Sofa war. „Möchtest du etwas trinken?“, wurde Mira gefragt. „Nein, danke“, sagte Mira. „Etwas essen?“ „Nein“, sagte Mira kopfschüttelnd und lehnte ab. „Gut. Gut“, machte Yugitos Oma und starrte Mira an, was ihr ein ungutes Gefühl bereitete. Als sie aber zu reden anfing, wandte sie sich ab. „Yugito meinte, dass du dich an nichts mehr erinnern kannst. Sie sagte, dass du nicht einmal weißt woher du kommst.“ Mira blieb still, da sie nicht wusste, was sie darauf antworten sollte. Wieder wurde Mira von der alten Frau gemustert. „Nun… was möchtest du machen?“ Es war unbehaglich hier und Mira wünschte sich wieder bei Yugito und Shin daheim zu sein. „Ich… weiß nicht. Was ist das?“, fragte Mira und zeigte auf ein kleines Päckchen mit Karten. „Es ist ein Kartenspiel. Möchtest du das ausprobieren? Ich kann es dir beibringen.“ „Ok“, machte Mira. Yugitos Großmutter holte eine kleine Schachtel aus der sie Hanafuda-Karten herausholte. „Ich zeige dir wie man mit ihnen Spielt“, sagte die alte Frau und legte sechs der Karten offen auf den Tisch. Dann gab sie Mira Karten in die Hand. Sie waren sehr schön, musste Mira feststellen. Blumen und blühende Bäume waren darauf. „Das Spiel, das ich dir beibringe heißt Koi Koi“, erklärte ihr die Großmutter. Mira wurde nun interessierter und neugierig auf das Kartenspiel. Der Vormittag verging mit dem Kartenspiel sehr schnell und ab und zu erzählte Yugitos Oma ein paar Geschichten aus alten Zeiten. Mira hörte der alten Frau aufmerksam zu, als sie von Shinobis und Kriegen erzählte. Mira wusste, das Shin auch ein Shinobi werden wollte und es schien ihm auch Spaß zu machen. Die Geschichten der Oma hörten sich auch sehr spannend und aufregend an. Es hörte sich so an, als ob man als Shinobi die ganze Welt bereisen könnte. Die alte Frau erzählte über alte Clans, aus anderen Nationen. Berühmte wie die Senju und die Uchiha aus Konoha. Danach durfte Mira etwas über die sieben Shinobi-Schwertkämpfer aus Kirigakure hören. Auch von Kumogakure, in dem Dorf wo Mira nun lebte, bekam sie vieles zu hören. Die Oma erzählte von dem Krieg, als die Kumo-Shinobi eine Erbin aus dem Hyuuga-Clan, der aus Konoha kam, entführen wollte und von den Jinchūriki die in Kumo lebten. Kumo war eines der Dörfer, das zwei Bijūs besaß. „Jinchūriki?“, fragte Mira verwirrt. „Ein Jinchūriki ist eine Person, die einen Bijū in sich trägt. So wie Yugito, den Nibi hat. Das solltest du wissen, wenn sie dich schon aufgenommen hat, Kind“, erklärte die alte Frau. Mira dachte kurz nach. „Onee-chan hat eine Katze. Das hat Shin gesagt“, meinte Mira. „Das ist der Bijū. Der Nibi. Weißt du wieso, man ihn Nibi nennt?“ Mira schüttelte den Kopf und war neugierig auf mehr. „Nun…der Nibi hat zwei Schwänze“, erklärte die Oma. „Insgesamt gibt es neun Bijūs“ „Woah neun?“ Die Großmutter nickte. „Sie haben alle eine unterschiedliche Schweif-Zahl. Du musst einfach nur Zählen. Es beginnt bei einem Schweif, Ichi. Deswegen heißt der Bijū mit einem Schweif auch Ichibi. Der Nibi hat zwei. Wie viel hat der Sanbi, Mira?“ „Ichi, ni, san…“, zählte Mira. „Drei“ „Richtig. Insgesamt gibt es neun Bijūs. Der Ichibi ist in Sunagakure“, erklärte die Oma. „Wo ist Sunagakure?“ „Weit, weit weg. Es ist ein Dorf mitten in der Wüste“ Mira konnte sich das ausgesprochen gut vorstellen, wie es dort aussehen konnte. Der ganze Sand und der Wind, der durch die Haare wehte… Sie musste lächeln. Dort würde sie gerne einmal hingehen. „Und sieht der Ichibi auch aus, wie eine Katze?“ „Nein. Alle Bijūs sehen unterschiedlich aus. Den Ichibi könnte man mit einem riesigen Maderhund vergleichen“, sagte die Oma. „Ich war einmal in Sunagakure. Ich kannte noch den ersten Jinchūriki in dem der Ichibi versiegelt wurde“ Die Frau klang sehr stolz. „Wo sind die anderen Bijūs?“, fragte Mira neugierig. „Der Nibi, lebt in Yugito und gehört Kumo. Der Sanbi gehört Kirigakure und war in den vierten Mizukage versiegelt. Er war ein schrecklicher Kage. Durch ihn gab man Kirigakure auch den Namen ‚ Das Dorf des Blutnebels‘“ „Was hat er getan?“ „Er war sehr streng mit seinen Ninjas. Man musste sehr vorsichtig sein, denn der vierte Mizukage brauchte nur Zweifel an der Loyalität zu haben und schon hat er sie umgebracht.“ Mira verzog daraufhin ihr Gesicht. Das war schrecklich. Sie würde nicht wollen, dass jemand sie töten will, nur weil jemand Zweifel hegt. Die Großmutter setzte mit den anderen Bijūs fort, um Mira nicht ganz zu verschrecken. „Der Yonbi gehört zu Iwagakure. Bei wie viel Schwänzen sind wir?“ Wieder begann Mira zu zählen. „Ichi, ni, san, yon. Vier Schwänze“ „Gutes Mädchen. Der Gobi gehört auch Iwagakure. Der Rokubi, zu Kiri. Der Nanabi, zu Takigakure, das ist ein sehr kleines Dorf. Der Hachibi gehört wieder uns, also Kumogakure. Weißt du den Namen des Jinchūriki?“ Mira schüttelte den Kopf. „Es ist der Bruder vom Raikage, also merk dir den Namen: Killer B“ „Killer B“, wiederholte Mira brav, um ihn sich zu merken. „Gut. Und errätst du wie der letzte der Bijūs genannt wird?“ „Ähm…“ Mira dachte kurz nach und Zählte leise ihre Finger. „Ichi, ni, san, yon, go, roku, nana, hachi, kyū… bi? Kyūbi?” “Richtig. Der Kyūbi, ist der mit neun Schwänzen und lebt in Konohagakure“ „Heißt das, dass der Kyūbi der stärkste ist?” „Es heißt, umso höher die Anzahl der Schwänze ist, umso mehr Chakra besitzen die Biester, damit müsste der Kyūbi auch der Stärkste sein.“ Mira sah die Oma fasziniert an. Doch kurz darauf wurden die beiden Unterbrochen, als es an der Haustür klopfte. Kapitel 5: Fragen ----------------- Kumogakure, 20.05. Es war Mittag als Shin endlich die Akademie verlassen konnte. Er sah kein bisschen zu den anderen Schülern zurück und verabschiedete sich von keinem. Sondern rannte geradewegs zu dem Anwesen von Großmutter Ima. Als Shin dort ankam, atmete er durch, bevor er anklopfte. Dann wartete er, bis die Tür von einer alten Frau geöffnet wurde. „I-Ich soll Mira abholen, hat Onee-chan gesagt“, murmelte Shin leise und sah zu Ima hoch. „Hast du denn gar keine Manieren mehr und begrüßt mich nicht?“, sagte die alte Frau und klopfte mit ihrem Gehstock leicht gegen seinen Schädel. Shin stöhnte kurz auf und rieb sich den Kopf. „T-Tut mir leid“, murmelte Shin und machte einen Schritt zurück. Doch schon im nächsten Moment kam Mira aus dem Haus, die ihn angrinste. „Shin!“ „Wie war dein Tag, Mira?“ „Ganz toll. Großmutter Ima hat mir ganz viel erzählt. Sie hat gesagt, an welchen Orten sie schon waren und das war…“, Mira machte kurz Pause, und grinste, „so cool“, sagte sie voller Begeisterung. „Als Ninja geht man an so viele Orte. Ich will auch an so viele Orte gehen. Dann würde ich vielleicht schneller mein Zuhause finden“, meinte Mira und sah zu Ima hoch. Shin nickte darauf nur und sagte besser nichts. Die alte Frau konnte manchmal eine richtige Plaudertasche sein, wenn es um altes Zeug ging. Aber Mira schien ihr da nicht unähnlich zu sein… „Wir sollten dann nach Hause gehen“, er wandte sich an die alte Frau. „Vielen Dank, dass du auf Mira aufgepasst hast.“ Dabei verbeugte er sich respektvoll. Noch einen Schlag wollte er von ihr nicht. Er stupste Mira an, die auch verstand und sich auch verbeugte und sich damit bedankte. Danach nahm Shin Mira an der Hand und tapste eilig davon. „Wohin gehen wir? Wieso gehst du so schnell?“, fragte Mira verwirrt und sah zurück zum Anwesen. Shin hatte ein schnelles Tempo drauf, so dass die Kleine schnell aus der Puste kam. „Tut mir leid. Ich mag Oma Ima nicht. Sie schlägt mich immer mit diesem blöden Stock“, beschwerte Shin sich und rieb sich den Kopf. Erst als er merkte, dass Mira ihm gar nicht mehr hinterher kam wurde er langsamer. Plötzlich hörten Mira und Shin ein grummeln. Beide sahen sich kurz an. „Was war das?“, fragte Mira und klang schon fast verängstigt. Shin griff sich auf den Bauch und musste verlegen grinsen. „Ich hab Hunger“, meinte er. Tatsächlich hatte er seit diesem Morgen kaum etwas gegessen. Er schluckte, als er an die leckeren Onigiri dachte, die ihn daheim erwarteten. Kurz leckte er sich über die Lippen, als ob er es schon schmecken könnte. „Puuh… ich hatte schon Angst bekommen“, meinte Mira die zu lachen anfing. Shin schüttelte den Kopf und beide gingen weiter. Schnell, damit sie endlich essen konnten. Für Shin und Mira hatte Yugito die Reisbällchen hergerichtet und nachdem beiden endlich aufgegessen hatten, waren die Hausaufgaben dran. Der Nachmittag wollte gar nicht vergehen. Shin war mit seinen Hausaufgaben beschäftigt und Mira konnte von daher nur aus dem Fenster sehen. Sie sah oft aus dem Fenster, war Shin aufgefallen. Mira beobachtete draußen die Menschen, die Reis und Fisch am Markt kaufen. Von hier aus hatte man auf den Marktplatz eine gute Aussicht. „Was ist, Mira?“, fragte er schließlich, nachdem er ihrem Blick ein Weilchen gefolgt war und auch nur aus dem Fenster gesehen hatte. „Ich… ich weiß nicht“, murmelte sie und zog an ihrer Haarsträhne. „Was machen eigentlich Eltern?“ Was für eine Frage war das? Shin legte seinen Stift weg und sah Mira mit gerunzelter Stirn an. Jeder wusste, was Eltern waren. Man musste es doch nicht nachfragen – aber ihm fiel ein, dass Mira sich nicht erinnern konnte. Man hatte ihr gesagt, dass ihre Eltern sie holen kommen würden, aber sie wusste nicht einmal wer ihre Eltern waren. Wenn sie diese nicht kannte, dann waren es doch Fremde. Und Shin wollte Mira nicht zu Fremden lassen, die sie nicht kannte… Doch als Mira ihn ansah, versuchte er ihre Frage zu beantworten, während sie ihn geduldig anstarrte. „Na, das ist doch ganz einfach. Eltern…ähm…“, sagte er. Wie beschreibt man was Eltern machen? Mira begann zu kichern, weil Shin so ratlos dreinsah. Doch schließlich fand er eine Antwort. „Eltern kümmern sich um einen. Sie waren schon immer da, denke ich“, meinte Shin und dachte an seine Eltern zurück. „Sie geben dir Essen und trösten dich, wenn du traurig bist. Manchmal verbieten sie dir etwas, dann sind sie böse. Aber eigentlich sind sie ganz ok.“ „Ist dann Yugito auch eine Mama?“ „Nein. Eine Mama ist… die bringt dich auf die Welt“ „Wie bringt sie mich auf die Welt?“, fragte Mira. Shin neigte den Kopf und dachte nach. Ja… wie denn eigentlich? „Du stellst zu viele Fragen“, sagte Shin und wandte sich von Mira ab, aber sie ließ nicht locker. „Deine Eltern sind nicht hier…“, begann Mira langsam. „Sie wohnen in einem anderen Dorf“, murmelte Shin abwesend und versuchte sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. „Ich bin nur hier, weil ich ein Ninja werden will. Eigentlich komm ich gar nicht von hier.“ „Woher kommst du dann her?“ „Es ist ein kleines Dorf, man nennt es Kanogawa“, erklärte Shin, als ob es sich dabei um eine kinderleichte Frage handeln würde. Es war eine ganz gewöhnliche Frage für ihn. Etwas besorgt sah Shin sie an. „Du wirst bestimmt bald wieder daheim sein, Mira. Dort wo du hingehörst“ „Wirst du mitkommen?“, fragte Mira. „Nein.“ „Wieso nicht?“ „Weil das hier mein zu Hause ist, ich gehöre hier hin.“ Shin blieb still und die beiden sahen sich an. Mira begann an ihrer Haarsträhne zu ziehen. Wo gehörte sie hin? Shin merkte schnell, dass er etwas gesagt hatte, dass die Stimmung sinken ließ. Schnell räumte er seine Papiere und Stifte zusammen. „Lass und raus gehen. Ich zeige dir das Dorf“, meinte Shin. Er zeigte ihr sein zu Hause. Das Dorf war für zwei kleine Kinder groß und bot so vieles. Draußen wehte eine leichte Brise und der Himmel war zum Großteil mit Wolken bedeckt. Aber es war keineswegs kalt. „Wo gehen wir jetzt hin?“, fragte Mira. „Ich zeig dir ein paar Sachen.“, meinte Shin und ging die Straße entlang. Mira folgte dicht hinter ihm und drehte ihren Kopf, so oft sie nur konnte. „Siehst du dort? Das ist die Akademie für Ninjas“, erklärte Shin. „Dort gehst du in die Schule?“ „Genau. Und das daneben, ist wo der Raikage arbeitet.“ Mira folgte der Richtung in der sein Finger zeigte und konnte ein Gebäude aus dem großen Felsen herausragen sehen. „Woah“, machte Mira und sah hoch. Der Felsen war größer als die anderen in Kumo und man konnte die Spitze nicht einmal sehen, weil die Wolken sie bedeckten. Aber… „Was ist ein Raikage?“ Shin blieb abrupt stehen und starrte Mira an. „Er ist der stärkste Ninja in diesem Dorf. Er teilt auch die Missionen aus, die die Ninjas bekommen und ist für vieles verantwortlich.“ „Verstanden“, kam von Mira, die es sich versuchte zu merken. „Großmutter Ima hat von ihm geredet. Er hat auch einen Bruder, nicht?“ „Genau.“ Etwas überrascht blickte Shin sie an. Es wunderte ihn, dass sie sich das gemerkt hatte, nachdem die alte Frau immer so viel erzählte. „Kann man in das Haus da auch reingehen?“, fragte Mira und zeigte auf das Kagegebäude. „Wenn man ein Ninja ist dann ja, aber wir können da nicht einfach hinein gehen“, antwortete Shin. „Wieso nicht?“ „Na weil… wir dürfen nicht. Das ist so.“ Shin rieb sich am Kopf und versuchte sich nicht von ihren ständigen Fragen nerven zu lassen. Danach zeigte Shin Mira noch den Trainingsplatz, den sie schon von ihrem ersten Tag bei Yugito kannte und einen See. Danach machten sie sich auch schon wieder auf den Weg heim. Vor der Haustüre angekommen, wartete eine Katze. Shin lächelte sie an. Mira beobachtete ihn, als er sich hinunterbeugte um die Katze zu streicheln. „Ich bring dir gleich dein Essen“, sagte Shin zur Katze. Mira beobachtete das Tier misstrauisch, bis Shin mit ein bisschen Fleisch kam und es der Katze gab. Dann streichelte er sie wieder und sah zu Mira. „Das ist Nobu. Du kannst sie streicheln, solange sie isst“, erklärte Shin. Vorsichtig beugte sich Mira auch hinunter und berührte das Fell der Katze. Es war weich und hatte ein Tigermuster. Sie war Braun-Grau. „Ist das die Katze, die ihr habt?“, fragte Mira. Shin begann zu lachen. „Nein. Ich hab dir doch gesagt, dass die Katze in Yugito ist. Das ist eine andere. Die ist viel freundlicher als Yugitos Nibi“ Erst jetzt begann Mira wirklich den Zusammenhang zu verstehen, was Shin im Krankenhaus gemeint hatte und was Yugitos Oma gesagt hatte. Es wurde Abend und Yugito kam endlich nach Hause. Shin und Mira waren beide schon sehr müde und bereiteten sich wieder aufs schlafen vor. Mira ging in ihr Zimmer. Gestern noch hatte sie bei Yugito geschlafen und sie wollte heute wieder. Jedoch ließ sie Yugito nicht. Unsicher krabbelte Mira in ihr kühles Bett und starrte in Richtung Fenster zu dem großen Schatten der davor war. Ein Baum, ein unheimlicher noch dazu. Die Äste und Blätter bewegten sich, wie dieser Schatten von letzter Nacht. Mira verkroch sich unter der Decke, versuchte zu schlafen. Sie konnte aber nicht. Wenn sie unter der Decke lag, war es zu heiß um zu schlafen, doch wenn Mira ihren Kopf raus steckte bekam sie Angst als der Baum von draußen einen unheimlichen Schatten ins Zimmer warf. Schließlich stand sie auf und ging ins Wohnzimmer, dort verweilte sie kurz und dachte nach. Wohin sollte sie jetzt gehen? Plötzlich öffnete sich eine Schlafzimmertür und Mira zuckte heftig zusammen. Aber es war nur Shin, der aufs Klo musste. Er blieb stehen, als er Mira sah. „Kannst du nicht schlafen?“, fragte er. „Nein.“ „Oh… das ist blöd“, meinte Shin schüchtern und wollte etwas sagen, doch Mira kam ihm zuvor. „Kann ich… kann ich bei dir schlafen?“, frage sie unsicher. Kurz herrschte Stille. „Ja, geh schon mal in mein Zimmer“, sagte Shin, da er noch vorher schnell aufs Klo musste. Mira betrat den Raum und setzte sich dann auf das Bett. Dieses war warm und nicht so kalt, wie das in ihrem Zimmer. Außerdem hatte Shin vor seinem Fenster nicht so einen unheimlichen Baum stehen. Als Shin zurückkam kuschelte er sich ins Bett. „Komm, Mira-chan“, sagte er und hielt die Decke auf, damit Mira sich zu ihm kuscheln konnte. Mira lächelte, als sie die Wärme spürte, die von Shin ausging. Das war angenehm. Shin bewegte sich noch ein bisschen, bis er die richtige Schlafposition für ihn gefunden hatte. Es war jedoch nicht so einfach eine zu finden, wenn plötzlich noch jemand im Bett lag. Schließlich drehte er sich von Mira weg. Mira kuschelte sich an Shins rücken und beide konnten fast sofort Schlaf finden. Kapitel 6: Eltern ----------------- Kumogakure, 21.05. Es war noch früh am Morgen, jemand an Mira rüttelte. Diese murrte nur und wollte erst gar nicht ihre Augen öffnen. „Aufstehen, Mira-chan“, sagte Shins laute Stimme. Viel zu laut, für diese frühe Stunde. Aber Mira verkroch sich nur weiter unter die Decke bis auch die ihr genommen wurde. Sie jammerte kurz und blinzelte verschlafen. „Ich mag nicht aufstehen“ „Komm schon, Schlafmütze!“, sagte Shin putzmunter. Mira grummelte etwas vor sich hin, was Shin zum Lachen brachte. „Wieso muss ich schon aufstehen?“, fragte Mira. Sie hatte ihre Augen noch halb zu und ihre Haare waren komplett zerzaust. Selbst für jemanden wie Shin müsste es eindeutig sein, dass Mira noch nicht in der Lage war, das Bett zu verlassen – er ignorierte es trotzdem, indem er ihre Hand packte und ihr half sich aufzusetzen. „Alles ok mit dir? Du hast schlecht geschlafen“, meinte Shin „Nein, ich hab gut geschlafen. Ich mag es neben dir“, meinte Mira unschuldig. Shin neigte ungläubig den Kopf und schüttelte ihn dann um seine Gedanken zu vergessen. „Was ist?“, fragte Mira nach. „Nicht so wichtig.“ „Sag es mir!“ Mira hüpfte aus dem Bett und ging auf Shin zu. „Bitte.“ „Naja… du hast in der Nacht gesagt, dass ich dich in Ruhe lassen soll“, meinte Shin, was Mira verwirrt drein blicken ließ. „Hab ich nicht“, meinte sie dann. „Doch hast du. Dabei hab ich gar nichts gemacht.“ „Du hast nur geträumt“, meinte Mira dann und war davon überzeugt. So etwas würde sie doch nie sagen. Vor allem, würde sie sich erinnern. Niemals wollte Mira etwas wieder vergessen. Shin sah unsicher drein und versuchte sich zu erinnern, ob es nun ein Traum war oder in Wirklichkeit passiert war. „Mhm… na gut“, meinte Shin, schüttelte den Kopf und ließ das Thema fallen. Er schob Mira aus seinem Zimmer und lief dann aufgeregt in die Küche. Mira folgte ihm, doch wunderte sie sich wieso er so aufgeregt war. „Was ist mit ihm nur?“, fragte Mira, als sie endlich die Küche betrat und Shin herumhüpfte wie ein Gummiball. Yugito aß am Esstisch etwas und hatte für Mira auch etwas gemacht. Diesmal war es kein Toast, aber Mira konnte nicht sagen was es war. Misstrauisch begutachtete sie die runden Dinger auf ihrem Teller. „Das ist gut, Mira. Sind nur Mochi“, sagte Shin, als er merkte wie Mira dreinsah. Vorsichtig kostete das kleine Mädchen etwas von den Mochis. Sie nahm noch ein zweites in die andere Hand, was Shin grinsen ließ. Doch nicht lange, dann hatte Shin schon wieder etwas ganz anderes im Kopf und starrte Yugito an. „Wann kommen sie?“, fragte Shin aufgeregt und ließ seine Beine vom Sessel schaukeln. „Ein paar Stunden dauert es noch, denk ich“, meinte Yugito. „Wer kommt?“, fragte Mira Yugito, als beide Shin beobachteten. „Seine Eltern kommen ihn heute besuchen“, erklärte Yugito. Ein bis zwei Mal kamen Hana und Sho vorbei um nach ihren Sohn zu sehen. Yugito passte ja schließlich nur auf Shin auf, weil Hana sie überreden konnte. Die beiden kannten sich schon lange, von daher konnte Yugito ihrer Freundin keinen Gefallen ausschlagen. Selbst diesen großen nicht. „Eltern?“, fragte Mira. Sie wurde aufgeregt und nervös. Dann würde sie sehen, was Eltern waren und wie ihre sein würden. „Deine Kommen bestimmt auch bald“, wollte Yugito die Kleine beruhigen. „Wenn sie nicht kommen, was passiert dann?“, fragte Mira besorgt. „Mhm...“ „Kann ich dann hier bleiben?“ „Ich… ich weiß nicht. Wir werden sehen. Es wird schon nicht so weit kommen“, meinte Yugito, aber Shin klatschte in seine Hände. „Mira darf dann hier bleiben?“ Er grinste, worauf ihn Yugito tadeln musste. „Shin, du willst doch nicht, dass Mira ihre Eltern nie wieder sieht?“ „Ah…“, er hielt inne und sagte darauf nichts mehr. „Wenn sie mich nicht holen kommen, dann werde ich ein Ninja“, sagte Mira entschlossen. Yugito blickte sie überrascht an. „Ein Ninja?“ „Ja. Oma Ima hat gesagt als Ninja reist man sehr viel. Dann kann ich sie suchen gehen“, erklärte Mira. Yugito lächelte und wuschelte ihr durch die Haare. „Das ist eine gute Idee“, sagte sie. Hoffentlich, würde Mira nicht von ihren Hoffnungen enttäuscht. Mira und Shin beschlossen schließlich aus dem Haus, in den kleinen Wald nebenan zu gehen, nachdem sie fertig gefrühstückt hatten. Es war eigentlich kein richtiger Wald, nur ein paar wenige Bäume und Büsche, doch für Mira und Shin war es ihr eigener Wald. Dort fanden sie Nobu, die es gerade auf einen Vogel, der gelandet war, abgesehen hatte. Mira und Shin näherten sich langsam und still, um die Katze nicht bei der Jagd zu stören. Schließlich sprang die Katze und verfehlte den Vogel knapp. Der landete auf einem Ast auf dem Baum. Nobu sah hoch und tappte mit ihren Pfoten an den Baumstamm, doch sie kletterte nicht hoch. „Na los, Nobu. Du musst hinauf klettern!“, wollte Mira die Katze ermutigen. Die Katze wollte nicht. Sie starrte nur auf den Vogel am Ast und Miaute, dass er gefälligst wieder runter kommen solle. „Komm schon Nobu, das ist doch nicht so schwer“, sagte Mira und wollte es ihr vormachen. „Mira, pass auf. Du kannst da nicht hochklettern“, mahnte Shin sie. Er hob Nobu hoch und damit verstummte ihr Miauen auch. Die Katze wusste, dass Shin immer etwas zu Essen für sie hatte. Mira kletterte weiter auf den Baum und hielt sich an den Ästen fest. Doch bevor sie, noch weiter hochklettern konnte, flog der Vogel davon. Mira sah ihm enttäuscht zu, wie er in den Himmel aufstieg und bald weg war. Schließlich kletterte Mira langsam und vorsichtig wieder runter. Shin tat Nobu wieder zu Boden und half Mira, bevor sie ausrutschte. „Du solltest nicht darauf klettern, das ist gefährlich!“ „Es ist doch nichts passiert“, sagte Mira trotzig. „Hast du etwas Angst?“ „Blödsinn“, sagte Shin nur und wandte sich ab. „Dann klettere hinauf“, kam frech von Mira. „Nein. Ich will Nobu füttern“ „Du hast Angst“ „Und wenn schon, was macht das schon?“ „Uhm…“, machte Mira nachdenklich. Sie dachte wirklich darüber nach und versuchte angestrengt seine Frage zu beantworten. Zumindest diese sollte sie beantworten können, wenn sie schon auf all die anderen keine Antwort hatte. „Ich… ich weiß nicht“, murmelte sie traurig und gab auf. Nie konnte sie jemandes Frage beantworten. Schon im Krankenhaus konnte sie das nicht. „Vergiss es. Komm, gehen wir Nobu füttern“, schlug Shin vor. „Na los, vergiss die Frage. Es war auch eine ganz blöde.“ „Ich… na gut“, meinte Mira und versuchte das schlechte Gefühl von sich abzuschütteln. Erst am Nachmittag kamen Mira und Shin nach Hause zurück, sie hatten beide ganz vergessen, dass Shins Eltern ja zu Besuch kommen würden. Als die Kinder ins Haus eintraten hörten sie schon, dass Yugito nicht alleine zu Hause war. Shin fiel es in dem Moment wieder ein und aufgeregt rannte er in die Küche. Mira blieb noch immer Vorraum und dachte kurz nach. Jetzt würde sie bald Eltern sehen... das machte sie nervös. Wie werden sie wohl sein? Mira konnte es nicht erwarten herauszufinden. „Komm schon, Mira-chan“, sagte Shin und wartete, bis sich nachkam, „meine Eltern sind da.“ Mira zögerte nicht mit ihm in die Küche zu laufen. Da waren Yugito und noch zwei Menschen in der Küche auf die Shin sofort zu rannte. Die Frau mit den hellen braunen Haaren umarmte Shin zuerst, dann tätschelte der Mann neben der Frau Shins Kopf. Mira sah dem ganzen aus einem Meter Abstand zu. Shin erzählte ihnen glücklich was er die letzten Tage erlebt hat. Mira zog an einer ihrer Haarsträhnen und sah nur zu. Dann wandte sich Shin Mira mit einem Grinsen zu. Er nahm ihre Hand und zog sie zu seinen Eltern. „Ich hab jetzt einen Freund gefunden. Das ist Mira. Sie lebt jetzt auch hier“, erklärte Shin seinen Eltern Hana und Sho. „Hallo, Mira“, sagte Hanna freundlich. Mira sah zu Shin der noch immer grinste. Auch sie brachte ein Lächeln zustande. „Du bist ein süßes Mädchen, Mira. Shin, pass gut auf sie auf.“ Er nickte lächelnd. „Ich hab Mira gestern schon das Dorf gezeigt und heute waren wir in unserem Wald. Dort haben wir Nobu getroffen“, erzählte Shin. Er grinste die ganze Zeit, merkte Mira. Anscheinend schien er wirklich sehr erfreut zu sein, dass seine Eltern da waren. Nur kurz fragte sich Mira ob sie sich auch so glücklich fühlen würde, wenn endlich ihre Eltern kommen würden. Den restlichen Nachmittag und Abend sah Mira Shin zu wie er die ganze Zeit bei seinen Eltern war und ihnen alles zeigte was er in dieser Woche in der Akademie gelernt hatte. Besonders sein Vater machte einen stolzen Gesichtsausdruck. „Wir haben das Jutsu der Verwandlung durchgenommen. Das hat aber noch keiner geschafft und es ist wirklich schwer“, erzählte Shin. „Wenn du es nicht kannst, dann musst du üben, Shin“, sagte Sho. „Uhm… übst du mit mir dann? Ich weiß nicht mehr genau wie“, murmelte Shin schüchtern. Mira konnte verstehen wieso Shin vor seinem Vater so schüchtern wirkte. Mira machte er auch ein wenig Angst. Der Mann war groß und Muskulös. Und hatte sogar Narben im Gesicht. „Na Mira, willst du es nicht auch versuchen?“, fragte Yugito und schubste Mira näher zu Shin. „Ich kann das nicht“, murmelte Mira leise. „Macht nichts. Zumindest die Fingerzeichen kannst du dir ja merken. Ist eine gute Übung für später. Vielleicht willst du ja auch einmal Ninja werden“, meinte Yugito. Mira nickte und ging mutig auf Shins Vater zu. „Kannst du mir auch zeigen wie das geht?“ fragte Mira mutig den Mann, aber Shin unterbrach die beiden. „Ich kann das! Die Fingerzeichen weiß ich noch. Schau, Mira“ Shin formte ein Zeichen mit seinen Fingern. „Das ist Hitsuuji“, erklärte er. „Aber das Jutsu der Verwandlung fängt nicht damit an“, warf der Vater ein. „Ach ja“, murmelte Shin und fuhr sich durch die Haare. Nun waren sie komplett zerzaust. Hana musste kichern und wollte ihm schon seine Haare glattstreichen. „Mama, ich will Mira etwas zeigen. Du störst“, murrte Shin. Yugito und Hana mussten grinsen. Mira sah zu wie Shin mürrisch drein sah, während seine Mutter sich darum bemühte, dass seine Frisur ordentlicher aussah. Ein eigenartiges Gefühl bildete sich in Miras Bauch. Mit großen Augen beobachtete sie Shins Mutter, als sie von ihrem Sohn ab ließ und sich wieder auf ihren Platz am Esstisch setzte. „Hey, Mira, schau her“, sprach Shin und Mira widmete ihre Aufmerksamkeit sofort wieder ihm. „Gut, mach mir nach“ Mira nickte. „Das Jutsu der Verwandlung fängt mit… Uma an, genau.“ Er machte das Fingerzeichen. Mira machte es ihm nach. „Dann Inu.“ Wieder machte er es vor. „Dann… Hitsu- nein I und dann kommt U und Hitsuji“, sagte Shin und spickte zu seinem Vater der ihm recht gab, in dem er Shin zunickte. Das machte Shin schon um einiges Sicherer. „Ok. Und jetzt musst du es schnell machen“, erklärte Shin Mira. „Schnell?“ „Ja, schau.“ Shin machte nun die Fingerzeichen schneller hintereinander. Mira versuchte es, kam aber schon beim zweiten Zeichen durcheinander. „Äh… was kommt nach dem zweiten?“ „Inu“, sagte Shin und wiederholte die Zeichen. „Uma, Inu, I, U, Hitsuji“ Mira sah verwirrt auf ihre Hände, dann sah sie unsicher zu Yugito. Sie war sich nicht sicher, ob sie das so schnell, wie Shin schaffen würde. „Es macht nichts wenn du es noch nicht kannst, Mira“, beruhigte Yugito sie schnell. „Shin ist drei Jahre älter als du und hat daher auch schon mehr Erfahrung damit. Du lernst das noch früh genug.“ „Ich will auch in die Schule. Ich will auch so wie Shin sein“, sagte Mira. Shin sah Mira mit großen Augen an, dann grinste er verlegen. Mira sah Shin und seinem Vater danach lieber nur mehr zu und setzte sich neben Yugito, die mit Hana sprach. Eine Weile wurde sie ignoriert bis Yugito ihr Aufmerksamkeit schenkte. „Alles ok mit dir, Mira?“ „Ich… ja“, murmelte sie leise. Es war ja auch alles ok. Es fühlte sich nur komisch an, dass Shin seine Eltern hier hatte und die sich um sie kümmerten. Zögerlich lehnte sie Mira gegen Yugito, sie war sich nicht sicher, ob Yugito das zuließ, aber am Ende sagte die Frau nichts zu Mira. Auch Hana wurde still und blickte kurz zu Yugito. „Sie hat dich gern“, murmelte sie grinsend zu ihrer Freundin. „Anscheinend.“ Kurz wuschelte Yugito durch Miras Haar, was sie kurz grinsen ließ. Dann versuchte Mira wieder ihre Haare glatt zu streichen. „Das mag ich nicht“, murmelte Mira fast schon kichernd. „Tja, damit musst du leben“, antwortete Yugito mit einem Lächeln. Mira nahm es als Scherz und kuschelte sich weiter zu ihr. Kapitel 7: Alpträume -------------------- Kumogakure, 22-23.05. Mira ging spät schlafen. Sie putzte sich ihre Zähne und legte ihre Kette zum Schlafen ab. Dann ging sie durch den Gang und konnte von dort ins Wohnzimmer blicken. Shins Eltern waren abgereist. Er war bereits schlafen gegangen, nur mehr Yugito war da und las noch etwas. Wahrscheinlich bereitete sie sich wieder auf eine Mission vor. Mira wusste, dass in den Schriftrollen oft etwas wichtiges Stand, die Yugito mit sich brachte. „Gute Nacht“, murmelte Mira als sie kurz das Wohnzimmer betrat. „Nacht“, meinte Yugito abwesend und noch immer in die Schriftrolle vertieft. Mira blieb da stehen, wo sie vorher gestanden hatte und machte keinen Schritt von Yugito weg. Sie sah Yugtio weiter an. Erst nach ein paar Minuten wurde das auch Yugito bewusst. „Brauchst du noch etwas?“ Mira grinste und ging auf Yugito zu. Sie kletterte neben ihr auf das Sofa. „Was liest du da? Ist das wichtig?“, frage Mira neugierig. Yugito zögerte, doch zeigte Mira dann die Schriftrolle, bewusst, dass Mira nicht lesen konnte. „Ja, das ist sehr wichtig. Es sind Informationen für meine Mission morgen.“ „Was steht da drin?“ „Das darf ich dir nicht sagen, Mira“, meinte Yugito und Mira wiederstand dem drang sie weiter danach zu nerven. „Bist du dann lange weg?“ „Nein. Nur einen Tag.“ „Mhm…ich mag das nicht, wenn du weg bist“, sagte Mira. „Ich komm ja bald wieder und du bist nicht alleine. Meine Großmutter passt wieder auf dich auf und Shin holt dich nach der Schule ab.“ Mira sah kurz zu Yugito auf. „Ich muss wieder zu der alten Frau?“ „Mochtest du es nicht bei ihr?“, fragte Yugito. „Ich weiß nicht. Sie hat mit mir Koi-Koi gespielt, das war lustig. Und dann hat sie mir ganz viel erzählt“, meinte Mira und kam zu dem Schluss, dass sie sich darauf freute. „Ich mag ihre Geschichten. Sie hat mir über Bijuus erzählt.“ Yugito grinste kurz. „Ja, sie erzählt gerne Geschichten. Und wenn du jetzt brav schlafen gehst, dann wird sie dir morgen bestimmt auch welche erzählen.“ Daraufhin hüpfte Mira vom Sofa, verabschiedete sich von Yugito für diese Nacht und ging in ihr Zimmer. Dort kuschelte sie sich wieder in die Decke, doch als sie den Baum vor ihrem Fenster sah, wurde sie wieder unruhig. Daher stand sie auf und ging in dem dunklen Zimmer zum Fenster. Dort zog sie die Vorhänge einfach zu, so dass sie diesen Baum nicht mehr sehen musste. Zufrieden starrte sie kurz auf diese, bevor sie wieder in ihr Bett kroch, wo sie nicht mehr von dem unheimlichen Baum vor ihrem Fenster gestört wurde. Schließlich konnte sie ihre Augen schließen und schlafen. Es kam ihr vor, wie ein Moment, als sie auf der Erde lag. In einem Wald. Wieder einmal. Sie kannte diese Umgebung schon und Mira hatte nicht vergessen, was da letztes Mal auf sie gewartet hatte. Sie wusste, dass sie weg musste. Ihre kleinen Beinchen trugen sie bis zu einer Felswand, wo sie einen Spalt fand in dem sie sich verstecken konnte. Dort quetschte sie sich rein und nachdem sie den engen Eingang hinter sich gebracht hatte, wurde die Höhle groß genug für ein Mädchen wie sie. Mira setzte sich in die hinterste Ecke in der Höhle und hoffte dass Shin oder Yugito sie fanden. Irgendwer musste ihr doch helfen. Als Mira das nächste Mal aufsah stockte ihr der Atem. Der Eingang der Höhle verdunkelte sich. Es wurde pechschwarz. „Nein. Geh weg! Lass mich in Ruhe!“, rief Mira. Es war wieder dieses Wesen und es stand direkt vor ihr. Es hatte keinen Geruch, Mira fühlte weder warm noch kalt. Dann packte es ihre Hand. Mira kreischte kurz auf und versuchte sich los zu reißen. „Geh weg!“, begann sie zu weinen und versuchte sich noch immer loszureißen, von diesem Ding. Das Schwarz von ihm schlang um ihren Arm und zerrte an ihr, hielt sie fest. Danach verwandelte sich das schwarz in Eis. Es war nicht kalt und auch nicht warm, aber es fror Miras Hand ein. Mira sah hoch, dort wo bei Menschen das Gesicht war. Bei dem Wesen, war es allerdings auch nur schwarz. Von ihrem Arm aus, breitete sich das Eis aus. Bis zu ihrer Schulter, dann zu ihrer Brust und von dort hinunter. Als sie ihre Zehen nicht mehr bewegen konnte, ging das Eis auch zum Hals hoch und zum Mund, so dass sie nicht mehr atmen konnte. Sie spürte wieder ein rütteln. Mira schlug die Augen auf und war wieder im Dunkeln, ohne Eis und ohne dieses Wesen. Sie saß aufrecht in ihrem Bett und rieb ihre Augen, die vom grellen Licht geblendet wurden. Jemand hatte das Licht in ihrem Zimmer angemacht. „Alles ok, Mira?“, fragte eine bekannte Stimme. Eine Stimme, die Mira lieber als alles andere auf der Welt hörte, weil sie dadurch wusste, dass ihr Alptraum vorbei war. „Nee-chan“, brachte die Kleine nur heraus, als sie Yugito sah. Sie fiel ihr gleich um den Hals und begann zu weinen. „Da war wieder dieses Ding und es hat mich zu Eis gemacht“, erzählte Mira schluchzend. „Schon ok, alles vorbei. Es ist schon wieder weg.“ „Es kommt immer wieder“, nuschelte Mira. „Kann ich bei dir schlafen?“ „Ausnahmsweise, ja. Aber du musst ruhig bleiben, verstanden?“ „Ja mach ich“, sagte Mira und wischte sich ihre Augen trocken. Es beruhigte sie schon sehr, dass sie bei Yugito schlafen durfte. Mira krabbelte aus ihrem Bett und folgte Yugito schnell in ihr Zimmer. Dort wusste sie bereits, wo ihr Platz war und kuschelte sich dort rein. Yugito legte sich neben Mira, auf die andere Bettseite hin, drehte sich von ihr weg und machte von da an keinen Mucks mehr. Mira dagegen blieb wach. Sie war müde, blieb aber wach. Noch einmal würde sie diesem Wesen nicht begegnen wollen. Doch bereits nach kurzer Zeit wollten ihr auch die Augen zu fallen. Mira drehte sich zum Fenster, wo der Mond nur schwach rein schien. Doch es war zumindest hell und das hielt Mira wach, wenn auch nicht für lange. Das kleine Mädchen schreckte hoch, als sie kurz eingenickt war, dann spickte sie kurz zu Yugito hinüber, ob sie diese aufgeweckt hatte. Aber sie schlief noch. Gegen Mitternacht wurde es dann für Mira schwer sich wach zu halten. Sie kämpfte gegen den Schlaf, der ihre Augen schwer werden ließ und sie zwang diese zu schließen. Doch immer wieder riss die sich wieder aus dem Halbschlaf. Irgendwann beschloss Mira aufzustehen, anstatt sich im Bett zu langweilen. Sie wollte nicht wieder zu Eis werden! In dieser Nacht, machte Mira kein Auge mehr zu. Es war Shin der als erstes wach wurde. Nachdem er sich angezogen hatte, ging er ins Bad schnell auf das Klo und danach in Richtung Küche. Auf dem Weg dorthin kam er durch das Wohnzimmer, wo er auf Mira traf. „Eh…“, kam von ihm und er hielt inne, als er die Blonde, mit fürchterlich zerzaustem Haar auf dem Sofa liegen sah. Ein Arm hing von dem Sofa und Mira sah sehr mitgenommen und müde aus. „Was machst du hier, Mira?“, fragte Shin. „Mhm?“, machte sie und richtete sich auf. „Was ist mit dir? Bist du hier eingeschlafen? Du sieht nicht gut aus.“ „Ich hab nicht geschlafen“, murmelte Mira und setzte sich müde auf. Sie rieb sich ihre Augen, um wacher zu werden. „Hattest du wieder Alpträume?“ „Ja“, murrte Mira nur gequält. Shin sah sie mit großen Augen an. „Du hättest bei mir auch schlafen können“, meinte er dann. „Ich hab bei Yugito geschlafen, aber ich hatte trotzdem Angst…“ „Da brauchst du doch keine Angst haben. Du weißt Onee-chan ist ein Ninja und stark. Sie kann dich vor allem beschützen“, sagte Shin. Mira musste ein wenig lächeln. Das hatte sie ganz vergessen. Yugito wäre stärker als dieses Wesen, natürlich! Shin machte für sich und Mira danach ein Frühstück und als Yugito zu ihnen stieß, aßen die beiden schon am Esstisch in der Küche. Yugito war bereits angezogen für ihre Mission, hatte ihre Haare zusammengebunden und gönnte sich nur ein kleines Frühstück. „Mira, zieh dich an, wir müssen gleich los“, meinte sie dann. Mira sprang vom Sessel und lief in ihr Zimmer, wo sie sich aus ihrem Kleiderschrank ein paar Kleidungsstücke suchte. Es war wieder alte Kleidung von Shin, wieder ein Shirt und eine Hose. Danach ging Mira schnell ins Bad, putzte ihre Zähne und vergaß nicht, sich ihre Halskette wieder umzuhängen. Nur eine Viertelstunde später war sie komplett fertig und wartete bereits mit Schuhen an den Füßen, bei der Haustür auf Yugito. Dann machten sie sich auf zur Großmutter, die auf Mira den Vormittag über aufpassen würde. Yugito drängte Mira auf die Straße und ging mit Tempo voran. „Komm schon, Mira“, kam von Yugito als die Kleine hinterher hängte. „Ich komm ja schon.“ Mira riss sich zusammen und lief los, bis sie Yugito einholte. „Du bist langsam heute.“ „Du bist schnell“, konterte Mira frech. Yugito zog die Brauen hoch. „Du siehst auch nicht gut aus“, meine sie, als sie Mira genauer betrachtete. „Hast du in der Nacht geschlafen, oder hattest du noch Alpträume?“ Beide blieben mitten auf der Straße stehen und Yugito beugte sich zu Mira runter. „Ich… ich wollte nicht mehr schlafen“, nuschelte Mira und wurde rot im Gesicht. „Angst vor dem schwarzen Mann?“ „Das ist kein schwarzer Mann… das ist nicht einmal ein Mensch“, wehrte sich Mira laut. „Schon gut, Mira. Du solltest bei meiner Oma aber zumindest ein bisschen schlafen.“ „Aber dann kommt es wieder und verwandelt mich zu Eis.“ „Tut er ganz bestimmt nicht. Ich sag meiner Oma, dass sie dafür sorgen soll.“ „Versprochen?“ „Ja, bestimmt“, versicherte Yugito ihr und damit setzten sie den Weg fort. Bei der Oma angekommen, umarmte sie Yugito noch einmal zum Abschied. So hatte sie es auch bei Shins Eltern gesehen. Man umarmte sich zum Abschied. Yugito hielt kurz inne und war überrascht von Mira, allerdings konnte sie die Kleine nicht zurückweisen. Die Großmutter beobachtete das ganze an der Tür und grinste Yugito an. „Sie scheint dir zu vertrauen“, meinte sie mit ihrer brüchigen Stimme. „Wen sollte sie denn sonst vertrauen? Sie kennt doch keinen“, erwiderte Yugito. „Du musst Oma noch sagen, dass mich das Ding nicht in Eis verwandeln soll“, rief Mira dazwischen, bevor Yugito das noch vergessen würde. „Stimmt“, machte Yugito und wandte sich zu ihrer Großmutter. „Mira hat Alpträume und traut sich gar nicht mehr zu schlafen. Vielleicht könntest du ihr zeigen, wie man böse Geister vertreibt.“ Kurz zwinkerte Yugito der alten Frau zu, die darauf nur lächelte. „Das ist kein Problem. Komm, Mira.“ Mira und Yugitos Großmutter verabschiedeten sich und verschwanden dann ins Haus. Die beiden gingen wieder durch den dunklen Gang, den Mira schon kannte. Im Wohnzimmer wurde es heller und sie setzten sich gleich auf das Sofa. „Gut, Mira. Du legst dich hin und schläfst nun ein bisschen“, sagte die alte Frau und reichte Mira eine verzierte Decke, damit sie sich zudecken kann. „Und du wirst die bösen Geister vertreiben?“, fragte Mira. Die Großmutter zeigte auf die Wand, wo man Zettel sehen konnte, auf denen etwas geschrieben stand. „Diese Zettel sind von einem Priester gesegnet und verhindern, dass böse Geister auch nur ins Haus kommen. Schlaf ruhig“, meinte die Oma. Mira sah stutzig zu den Zetteln und konnte nicht glauben, dass so etwas gegen böse Geister hilft. Allerdings war sie viel zu müde um sich großartige Gedanken darüber zu machen. Sie wickelte sich in die Decke ein, die genauso alt roch, wie alles andere hier und schloss die Augen. Sie zögerte bis sie sich endlich entspannte und in einen tiefen Schlaf fiel. Kapitel 8: Erbstück ------------------- Kumogakure, 23.05. Man konnte sehen, wie müde die kleine Mira war, nachdem sie nur wenige Minuten brauchte, um auf dem Sofa von Ima einzuschlafen. Die alte Dame wartete noch eine halbe Stunde bis sie fand, dass Mira tief genug schlief, dann setzte sie sich neben Mira hin und sah sich das Mädchen genauer an. Schon beim letzten Mal hatte sie vorgehabt sie genauer zu betrachten, aber jetzt hatte sie eine bessere Möglichkeit. Vom Sofasessel aus beobachtete Ima das Mädchen wie ein Adler und versuchte nach Merkmalen zu suchen, die ihr verraten könnten, woher das Mädchen kam. Doch es war nun einmal ein gewöhnliches Mädchen – mit einer Kette um den Hals. Die Alte beugte sich vor und holte den Stein der Kette so nach vor, dass sie ihn sich genau ansehen konnte, ohne Mira zu wecken. Es war ein wundervoller hellblauer Stein, der im Inneren zu leben schien. Es war, als ob man Rauch im Inneren bewegen sehen konnte, etwas, dass die alte Frau sehr an Chakra erinnerte. Wenn man Chakra sehen würde, dann könnte sie es sich in dieser Form besonders gut vorstellen. ‚Bestimmt wertvoll‘, dachte sich die Frau. ‚Und selten auch noch.‘ Ima hatte noch nie so einen Stein gesehen und konnte ihn auch nicht zuordnen. Es war kein Saphir und auch kein anderer Edelstein. Kein Kristall und kein Diamant. Als die Frau ihn in ihre alten und schrumpeligen Finger nahm, zuckte Mira kurz, wachte aber nicht auf. Gut so. Zwischen den Fingern fühlte es sich kalt und glatt an. Sie strich noch ein paar Mal mit den Fingern über das kalte Material, dann ballte sie eine Faust um den Stein. Doch der fühlte sich weiterhin kühl an. ‚Merkwürdig‘, dachte sich die Großmutter und grübelte nun eine Weile vor sich hin. Schließlich kam sie zu dem Entschluss, dass es eindeutig ein Familienerbstück sein musste. Nur von welcher Familie? Sie stand auf und ging zum Regal, dass voller Bücher war. Es waren alte und gebrauchte Bücher. Manche waren staubig und in einem schlechten Zustand. Andere waren abgenutzt vom vielen Lesen. Das Buch, welches die Dame suchte, war ein dickes und schweres. Eines, das sie öfters las und sie mochte es sehr. „Die Linien der Clans und Familien“, hieß es. Sie nahm es wieder mit zu ihrem Platz und blätterte es durch, während Mira schlief. Das Buch begann mit den berühmten Clans und Familien, die es in Kumogakure gab, darunter fiel auch die Familie des Raikage, genauso wie ihre eigene Familie. Die alte Frau kannte diesen Teil auswendig und wusste, dass sie darin nichts zu diesem Schmuckstück von Mira finden würde. Daher musste Mira wohl aus einem anderen Dorf stammen. Ein paar Seiten später, kam das nächste große Dorf. Konohagakure. Da begann die Dame etwas langsamer zu blättern und sah sich genau an, was über die Clans und Familien geschrieben wurde. Auch hier begann man mit dem berühmtesten Clan zuerst. Dem Senju Clan, der Clan des ersten Hokage. Danach kamen die Uchiha, bei denen sich die Großmutter sicher war, dass Mira keine war. Das konnte man schon am ersten Blick an den Haaren und Augen erkennen. Sie blätterte weiter und auf der nächsten Seite kam der Hyuuga Clan. Auch bei diesem war es unwahrscheinlich, dass Mira von ihnen abstammte. Es folgten noch weitere, doch nirgends war ein hellblauer Stein als Familienerbstück verzeichnet. Weder in Suna, noch in Kiri, noch in Iwa gab es so eine Familie verzeichnet. Daraus musste die Frau schließen, dass Mira aus einer kleineren Familie stammen musste, oder diese Kette Diebesgut war. Zumindest wertvoll war diese Kette auf jeden Fall. Mira schlief lange und daher verging der Vormittag auch ruhig. Auch als Shin sie abholen wollte, schlief Mira noch. Die alte Frau ließ ihn in das Haus und bot ihm im Esszimmer etwas zu essen an. Shin nahm es dankbar an, blieb aber Still. „Wenn du Mira nicht aufwecken willst, kann sie noch da bleiben und schlafen. Du kannst sie ja später abholen“, meinte die alte Dame zu Shin. „O-Onee-chan hat aber gesagt…“, begann er leise und etwas schüchtern. „Ich glaube, es macht nichts, wenn Mira später heim kommt“, sagte die Großmutter zu Shin. Der beugte sich noch einmal über den Teller und aß alles auf, was ihm die Frau angeboten hatte. Als er fertig war, trug er seinen Teller brav weg und bedankte sich bei Yugitos Oma. „Ich hole Mira später ab, wenn es ok ist, das sie noch hier bleibt“, murmelte er. „Natürlich.“ Shin nickte darauf nur mehr und verließ das Haus, nicht ohne bei Mira noch einmal vorbeizuschauen. Bis zum späteren Nachmittag war Ruhe. Mira schlief noch immer und die alte Dame vertrieb sich die Zeit mit dem Lesen von anderen Büchern, bis wieder jemand an ihrer Tür klopfte. Schwer stand die Frau auf um zur Tür zu gehen und sie zu öffnen. Yugito und Shin standen diesmal beide vor der Tür. „Du bist bereits von deiner Mission zurück?“, war die Begrüßung der Alten an Yugito. „Ja. Ist Mira schon wach?“ „Nein, sie schläft noch, aber vielleicht sollte sie jemand mal aufwecken.“ Damit sah sie zu Shin, der sofort verstand und sich auf den Weg ins Wohnzimmer machte, um Mira zu wecken. Als beide Frauen alleine waren, begann Yugito zu reden. „Also hatte sie keine Alpträume hier?“ „Nein, hatte sie nicht.“ „Merkwürdig…“, machte Yugito und kratzte an ihrem Kinn. „Vielleicht habt ihr wirklich böse Geister in eurer Wohnung“, meinte die Großmutter grinsend. Darauf musste Yugito kurz kichern. Allerdings wurde von ihrer Oma schnell zu einem ernsteren Thema gewechselt. „Mira muss aus einer interessanten Familie kommen.“ Yugito hielt inne und sah nun ernster drein. „Hast du etwas gefunden?“ „Nein. Leider nicht, aber ich denke, dass die Kette die sie trägt, ein Erbstück ist und wahrscheinlich auch sehr wertvoll.“ Damit machte die alte Frau eine Andeutung. „Ich soll die Kette verkaufen?“, fragte Yugito, hatte aber mit so etwas schon gerechnet. „Wenn die Kleine länger bei dir bleibt, dann muss doch jemand für das aufkommen, was sie verbraucht. Für Shin kommen seine Eltern schließlich auch auf.“ „Das mit Shin ist etwas anderes. Ich bin mir sicher, dass sich bald jemand melden wird von Mira.“ „Und wenn nicht?“, fragte ihre Großmutter. „Dann… ich finde schon jemanden.“ „Du könntest die in ein Waisenhaus stecken.“ „Wenn keiner kommt, dann wird das wahrscheinlich auch der Fall werden“, seufzte Yugito. Bei dem Gedanken wurde ihr ungut. Eigentlich würde sie das gar nicht wollen. In dem Moment kam Shin wieder zur Tür, mit Mira an der Hand. Er sah Yugito mit großen Augen an, Mira dagegen folgte ihm noch ganz verschlafen. „Du hast gesagt, sie darf bei uns wohnen“, murmelte Shin, der anscheinend, das letzte gehört hatte. „Mira wohnt bei uns, bis sie jemand abholen kommt“, erklärte Yugito Shin noch einmal. „A-aber, was wenn keiner kommt?“ Für einen Moment herrschte Stille. Ihr Blick fiel von Shin auf Mira, dann tauschen sie und ihre Großmutter Blicke aus. „Darüber reden wir, wenn es soweit ist“, meinte Yugito dann. „Wir sollten heimgehen. Kommt, ihr beiden und verabschiedet euch von meiner Großmutter.“ Shin winkte stumm und Mira murmelte noch ziemlich verschlafen ein „Wiedersehen“. Zuletzt drehte sich Yugito zu ihrer Großmutter, während die Kinder schon vorausliefen. „Ich habe deinen Eltern von Mira erzählt“, meinte Ima leise. Daraufhin verdrehte Yugito schon die Augen. „Sie machen sich sorgen. Shin war vielleicht einfach, aber auf zwei Kinder in diesen Alter aufzupassen ist anstrengend.“ „Ich schaffe das schon“, meinte Yugito und tat es ab. Sie wollte eigentlich nicht über ihre Eltern sprechen. „Mira und Shin vertrauen mir. Ich kann sie nicht einfach abschieben“, meinte Yugito schließlich, während sie ihrer Großmutter in die Augen sah. Sie wusste nicht, wie wertvoll dieses Vertrauen für Yugito war. Dann drehte sich auch Yugito weg. „Danke fürs aufpassen“, meinte Yugito kühler und ging. Sie gingen zusammen durch das Dorf. Als sie zur Wohnung gingen und Mira fand sehr schnell ihre Energie wieder. Zu viel sogar. Sie kannte den Weg bereits, rannte voraus und dann wartete sie wieder auf Yugito und Shin. Dann lief sie wieder voraus, bis sie daheim angekommen war und vor der Tür warten musste, da sie keinen Schlüssel hatte. „Kommt schon!“, rief Mira Shin und Yugito munter zu. Shin begann dann auch zu rennen und war auch weit vor Yugito an der Tür. Kapitel 9: Der erste Tag alleine -------------------------------- Kumogakure, 07.06. Die Kälte weckte Mira an diesem Morgen auf. Sie spürte wie neben ihr jemand die Decke zur Seite schmiss und das machte ihr eine Gänsehaut. Verschlafen nahm sie die Decke und deckte sich wieder ganz zu, so dass es schön warm wurde. „Hey, Mira-chan“, hörte sie eine Stimme. Sie blinzelte gegen das Licht, welches vom Fenster kam und ein Schatten breitete sich vor ihr aus. Es war Shin. Mira gab ein murren von sich und rollte sich wieder ein. „Du bist ja eine richtige Schlafmütze“, kam es schon von Shin und er rüttelte an ihr. „Ok, ok“, murmelte Mira und setzte sich auf. Sie schüttelte kurz ihren Kopf um wach zu werden, es half. Schon kurz darauf war sie munter. In den zwei Wochen, die sie nun in Kumo verbracht hatte, war sie öfters bei Shin, als in ihrem eigenen Bett geschlafen. Ihm machte es aber nichts aus. Er schien sich zu freuen, wenn jemand sich mit ihm beschäftigte. Egal ob es nun Yugito oder Mira war. Die Aufmerksamkeit gefiel ihm sehr und daher schlug er Mira auch nichts ab. Mira ging in die Küche und stellte einen Hocker zum Küchentresen, dann kletterte sie hinauf. Anders konnte sie ihr Frühstück sonst nicht erreichen. Als sie ihren Toast gemacht hatte, ging sie zum Tisch, wo Shin bereits aß. „Kannst du mir da etwas drauf streichen?“, fragte Mira. Shin blickte sie kurz an, dann nickte er und grinste. Er nahm ihren Toast und gab ihr Butter drauf. Mira setzte sich dann nur mehr hin und aß. Sie genoss es solange sie nicht alleine war, aber Shin würde bald wieder in die Schule müssen und Yugito war schon wieder auf einer Mission. Mira bekam ein mulmiges Gefühl, als Shin fertig gegessen hat. „Musst du wirklich schon gehen?“, fragte Mira. „Ja. Ich komm aber gleich nach der Schule wieder und dann können wir zusammen etwas machen, wenn du willst“, meinte Shin. „O-ok“ „Vergiss nicht. Oma Ima geht es nicht gut, deswegen bleibst du schön zu Hause. Das schaffst du, nicht? Onee-chan hat dir alles erklärt.“ „Ja. Ich darf nur im Notfall zur Oma gehen.“ „Genau und ich bin ja bald wieder da“, sagte Shin. Er tätschelte Mira noch den Kopf, dann verließ er das Haus. Yugito war schon seit gestern weg, auf einer Mission. Für Shin war es etwas ganz normales, auch wenn er sich etwas schwer tat, weil er nun auch auf ein kleines Mädchen aufpassen musste. Mira dagegen machte es schon etwas aus. Sie blieb alleine zurück, nachdem Shin gegangen war. In einer großen und viel zu stillen Wohnung. Sie hatte ein mulmiges Gefühl. Es war schon fast ein Bauchweh, aber sie wusste, dass sie nicht lange alleine war. Shin würde bald wieder kommen. Die Kleine setzte sich ins Wohnzimmer und sah sich ein Bilderbuch an, dass sie von der Oma bekommen hatte. Da waren sogar ein paar Zeichen drinnen. Die Oma hatte ihr bereits erklärt, dass man sie Kanji nennt, aber Mira kannte nur eines. Das für Katze. Es war das erste, das ihr die Oma gezeigt hatte. Sonst konnte Mira sich nur die Bilder ansehen. Es ging um einen Ninja, der auf einer Mission war. Mira stellte sich oft vor, dass es Yugito wäre, die gegen Bösewichte kämpfte. Irgendwann würde auch Shin gegen diese Bösewichte kämpfen. Nach einer halben Stunde wurde Mira langweilig. Mira sah sich um. Die Wohnung war still und leer. Unheimlich. Es fühlte sich nicht gut an, alleine zu sein… Mira legte ihr Bilderbuch weg und beschloss raus zu gehen und das Dorf zu erkunden. Sie wollte sich von diesem Gefühl ablenken. Shin hatte ihr schon vieles gezeigt in den letzten zwei Wochen. Sie waren schon überall im Dorf gewesen. Mira wusste schon wo die Akademie war und wo der Raikage arbeitete. Auch das Krankenhaus kannte sie und den Weg zur Oma und nach Hause wusste sie auch. Sie zog sich ihre Schuhe an und machte sich auf den Weg. Sie war neugierig was es sonst so gab. Bis jetzt war sie noch nie ganz alleine im Dorf herumgewandert und daher ging sie zuerst Nobu suchen. Mira ging einmal um das Haus, dann in den kleinen Wald nebenan, wo sie schließlich auf die Katze traf, die gerade etwas aß. Mira lief auf sie zu. „Nobu“, sagte sie und winkte der Katze zu. Sie blickte auf, nahm ihre Beute und verschwand schnell hinter einem Busch, als sie Mira auf sie zulaufen sah. Etwas enttäuscht sah Mira der Katze nach, wie sie verschwand. Anscheinend wollte sie nicht spielen. Es war komisch, nur mit Shin konnte Mira sie streicheln. Mira grübelte kurz woran das liegen könnte, ließ es dann aber, als sie einen Vogel am Baum entdeckte. Mira kannte diesen Vogel bereits. Er hatte braunes Gefieder, aber eine Feder auf dem rechten Flügel war weiß und stach heraus. Er kam jeden Tag her und „spielte“ mit Nobu, aber der Vogel spielte Unfair. Er flog immer wieder auf den Baum, Nobu konnte ihn dann nie erwischen, weil er sich nicht traute hinauf zu klettern. Mira sah hoch, als der Vogel am Ast saß und sein Gefieder pflegte. Vielleicht würde sie ihn ja erwischen. Mira kletterte hoch. Ast zu Ast. Immer höher. Fast hatte sie den Vogel erreicht als er sie plötzlich ansah. Direkt in die Augen. Mira hielt inne und starrte zurück. Dann kam ein zwitschern vom Vogel und er flog davon. Mira kletterte noch höher, wollte ihn einholen, doch er war schon weg. Sie konnte sehen, wie er zu einem der großen Berge, die um das Dorf standen, flog. Mira blieb noch eine Weile auf dem Baum, genoss den Wind und die Aussicht. Von da oben konnte sie auf den Marktplatz des Dorfes sehen und die Leute beobachten. Trotzdem würde man sie zwischen den Ästen nicht entdecken können. Sie mochte es von oben auf den Marktplatz hinabzublicken. Schließlich kletterte sie runter und verließ den kleinen Wald. Sie ging durch einige Gassen, bis sie zu einem Spielplatz kam. Er war voll mit Kindern. Sie schienen ziemlichen Spaß zu haben, aber trotzdem zögerte Mira. Sie war nicht sicher, ob sie einfach so auf diese Kinder zugehen konnte. Letztendlich wandte sie sich ab und ging weiter. Das Dorf war riesig, stellte Mira fest. Es gab so viele Orte, die man ihr noch nicht gezeigt hatte und Menschen die hier herumgingen. Mira folgte dem Strom und kam schließlich zu großen Tor. Sie folgte den Händlern die das Dorf wieder verließen und kam in einen Wald. Mira sah sich um und stellte fest, dass er um einiges größer war, als der Wald hinter ihrem Haus. Interessant. Sie kam vom Weg ab und begann das unbekannte Gebiet außerhalb des Dorfes zu untersuchen. Kein einziges Mal sah Mira zurück. Dafür war das, was sie vor sich sah, zu interessant. Es waren so viele Bäume, Steine und kleine Lichtungen mit Wiese. Als sie durch eine dieser Wiesen ging bewegte sich plötzlich etwas im hohen Gras. Mira verengte ihre Augen und wurde aufmerksam. Sie war still, wie ein Tier, das sich tot stellte. Und plötzlich lief ein Hase so nah an Mira vorbei, dass sie sich erschreckte und auf ihrem Hintern landete. „Autsch“, murmelte sie und versuchte wieder aufzustehen, doch hielt sie plötzlich wieder inne, als sie Stimmen hörte. Menschen. Mira stand im Gras und sah sich um, woher sie die Stimmen gehört hatte. Aber da war niemand. Sie drehte sich ein paar Mal im hohen Gras, bevor sie erkannte, dass sie alleine war. Da war- „Was machst du hier, Kleines?“, sprach jemand. Bevor Mira noch reagieren konnte wurde sie an den Armgelenken genommen. „Was-?“, begann Mira und sah im nächsten Moment einem Mann ins Gesicht. Sie machte einen großen Schritt zurück und wollte sich losreißen, aber er hielt sie weiterhin fest. „Lass mich los!“ „Du, liebes Mädchen, hast unser Mittagessen verscheucht“, knurrte der Mann. Er war jung, vielleicht neunzehn Jahre alt. Sein Kamerad war etwa im selben Alter. Beide hatten Umhänge an und einen Bartansatz. Ihre Klamotten waren an manchen Stellen zerrissen und ihre Stiefel mit Schlamm bespritzt. Sie mussten schon länger unterwegs sein. „Lasst mich in Ruhe“, schrie Mira schon fast und versuchte sich noch immer loszureißen. Sie zog, aber alles was sich änderte war, dass der Mann ihre Hand fester umklammerte. „Bleib ruhig“, meinte der Typ. „Was hast du mit ihr vor? Wir können so ein kleines Mädchen nicht gebrauchen“, kam von seinem Kollegen. „Sie sieht nicht gerade aus, als ob sie viel Geld bei sich hätte. Meinst du nicht?“ „Ah… für die Kette bekommen wir schon ein bisschen.“ Mira griff mit ihrer freien Hand schnell nach dem Anhänger. „Das ist meins. Das bekommt ihr nicht!“, sagte Mira laut und mutig. Es war das Einzige, das ihr gehörte. Es zeigte, dass irgendwo, irgendwann sie einmal jemanden hatte und dass sie einmal ein Zuhause hatte. Als der Mann ihre kleine Hand entfernen wollte, begann sie zu kreischen. Laut, dass es die Vögel in der Umgebung aufschreckte. Schnell ließ der Mann von der Kette ab und hielt ihr den Mund zu. „Sei still!“, befahl er ihr, doch selbst bei diesem Tonfall wollte Mira nicht aufgeben. Sie atmete schwer und schnell. Diese Menschen wollten eindeutig nichts Gutes. Trotzdem war Mira nicht bereit ihre Kette herzugeben. Es war ihre. Ihre ganz alleine, dachte sie stur und verbissen. Kein bisschen dachte sie daran, zu was diese Männer fähig waren. Die Dummheit, eines kleinen Kindes. Mira biss in die Hand des Mannes, der ihr den Mund zuhielt. Fest. So dass er sie zu Boden stieß und zu Fluchen begann. Solche Wörter hatte Mira ihr Leben noch nicht gehört – aber ihre Leben war auch noch nicht sonderlich lang gewesen. Mira wollte sich aufrappeln, doch im nächsten Moment rief jemand: „Bleib unten!“ Es war eine strenge und angespannte Stimme. Mira erkannte sie dadurch kaum, doch als sie in die Richtung sah, aus der die Stimme kam, sah sie eine blonde, junge Frau. Doch bevor Mira noch erleichtert aufatmen konnte, flog ein Shuriken dicht an ihr vorbei und sie duckte sich. Die beiden Räuber, die Mira noch vorher bedroht hatten, entfernten sich von dem kleinen Mädchen. Onee-chan ist ein Ninja, sie bekämpft die Bösen. Es war Yugito die sich beide Männer schnappte. So schnell, dass Mira ihr gar nicht folgen konnte. Diese saß noch immer im hohen Gras und konnte nur zusehen, wie Yugito den beiden Männern Feuer unterm Hinter machte – und das wortwörtlich! Sie setzte ein Feuerjutsu ein und im nächsten Moment drückte sie beide auf dem Boden. „Was wisst ihr über die Kette, die das Mädchen trägt?“, fragte Yugito ohne zu zögern. Währenddessen eine andere blonde Frau auf Mira zuging und ihr aufhalf. Als Mira sie fragend anblickte, antwortete sie schon. „Mein Name ist Samui“, sagte sie nur und war etwa im gleichen Alter, wie Yugito. Mira nickte nur darauf, wandte aber ihre Aufmerksamkeit gleich wieder zu Yugito und den Räubern. „Wir wollten sie nur verkaufen um an Geld zu kommen“, meinte der Mann, der vorher Miras Kette stehlen wollte. „Was sollten wir denn wissen?“ In dem Moment hörte sich der Mann gieriger an, als vorher. Yugito drückte sie fester gegen die Erde. Doch bekam Yugito nicht die Antwort, die sie erhofft hatte. Diese Männer wussten nichts. Weder über Miras Halskette, noch etwas über das kleine Mädchen selbst. Nichts, dass Yugito geholfen hätte, Mira heim zu bringen. Es waren nur zwei einfache Räumer, die sich bei jedem glänzendem Ding gleich Geld erhoffen. Wie enttäuschend… Samui trat nach vorn und half ihrer Teampartnerin die beiden Räuber zu fesseln. Danach ging Yugito auf Mira zu und beugte sich zu ihr hinunter. „Geht es dir gut? Haben sie dir etwas getan?“ „Nein“, murmelte Mira verwirrt. Eine Erleichterung strömte durch sie hindurch, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. „Oh. Nicht weinen. Alles ist gut. Es ist nichts passiert“, versuchte Yugito sie zu beruhigen. „Was ist mit ihr?“, fragte Samui, während sie die beiden Räuber noch festhielt. „Ich glaube, sie hat sich nur erschreckt“, meinte Yugito. Sie gingen zurück ins Dorf, wo am Tor Shin bereits wartete. Er machte ein besorgtes Gesicht, doch als er Mira sah, begann er gleich zu lächeln. „Alles ok?“ „Ja, ihr geht es gut“, meinte Yugito. „Sie hat sich im Wald nur verlaufen und war auf zwei Räuber gestoßen“, erklärte Yugito. Shin umarmte Mira schnell. „Yugito hat die beiden richtig vermöbelt“, meinte Mira, die sich mittlerweile wieder beruhigt hatte und absolut begeistert von Yugitos Fähigkeiten war. „Ich hab gesagt Onee-chan ist stark“, erwiderte Shin nur. „Ich will auch so stark werden. Irgendwann, werde ich ganz bestimmt ein Ninja!“, meinte Mira. Es war bewundernswert, wie mutig Yugito war. Sie hatte keine Sekunde gezögert, als sie sah, dass Mira in Gefahr war. Nie würde Yugito zögern um einen geliebten Menschen zu verteidigen. Das war es, was Mira sich auch vornahm. „Ich will andere auch beschützen, so wie du Onee-chan!“ Kapitel 10: Shuriken Training ----------------------------- Kumogakure, 08.06. Der vorige Tag war so anstrengend gewesen, dass Mira gleich nachdem sie heimgekommen ist, mit den Sachen die sie an hatte Müde in ihr Bett fiel und durchschlief. Sie schlief wirklich durch, ohne jegliche Alpträume, die sie sonst nachts plagten. Als Shin an diesem Tag nach der Schule heimkam, wartete Mira schon sehnlichst auf ihn. Gleich nachdem er seine Schuhe im Vorraum ausgezogen hatte, kam sie schon auf ihn zu gerannt und grinste glücklich. „Du bist nicht rausgegangen heute?“, fragte Shin. „Nein“, murmelte sie. Shin blickte auf das Buch in der Hand und streckte seine Hand danach aus. Mira gab es ihm, ohne ein Wort. „Das ist von Oma Ima. Sie hat es mir geschenkt als ich hier her kam und an der Ninja-Akademie begann“, erzählte Shin und schlug die erste Seite auf. Es war ein Bilderbuch, mit kaum Text drinnen und daher für Mira eigentlich perfekt geeignet. „Es geht um einen Ninja“, erklärte Shin, der sich sicher war, dass man auch ein bisschen lesen musste um es zu verstehen. „Ja ich weiß“, sagte Mira. „Er sucht die Katze, einer alten Frau.“ Etwas überrascht blickte Shin sie an. „Yugito hat mir heute, bevor sie gegangen ist das Buch gegeben und hat mir gesagt was der Titel ist“, erzählte Mira. Shin sah auf den Titel. „Die verschwundene Katze“, las er laut vor. „Das da ist das Kanji für Katze“, meinte Mira und deutete auf das Kanji im Titel. „Das stimmt“, murmelte Shin überrascht. „Onee-chan hat dir das gezeigt?“ „Oma Ima hat es mir schon einmal gezeigt. Aber Yugito hat gesagt, du sollst das Essen warm machen, wenn du da bist“, fiel Mira ein. „Gut, ich hab eh schon so einen großen Hunger“, meinte Shin und ließ auch seine Tasche auf den Boden fallen. Er achtete nicht darauf ob sie im Weg stand oder nicht, er hatte Hunger und wollte nur etwas zwischen seine Zähne bekommen. Er ging in die Küche und Mira folgte ihm neugierig. Es gab Gyōza, die Shin für sich und Mira warm machen konnte. Während des Aufwärmens, fiel Shin allerdings noch etwas ein. „Ach ja“, murmelte er und sprang vom Sessel hinunter, den er gebraucht hatte um an das Essen zu kommen, „ich hab‘ noch was für dich“, meinte Shin. Mira sah ihn mit großen Augen an und man konnte sehen, dass sie versuchte ruhig zu bleiben. Ihre Neugier war geweckt. „Was ist es?“ „Hier.“ Shin kramte nur kurz in seiner Hosentasche und hielt Mira dann ein Lederarmband hin. „Das haben wir heute in der Schule gemacht. Ich dachte, du willst eines. Ich hab‘ auch eins“, murmelte Shin und sah nun weg, als ob es ihm peinlich wäre. „D-du musst es nicht annehmen… ich dachte nur…“ „Das ist cool!“, rief Mira und nahm es in die Hand. „Wir beide haben das gleiche.“ „Ja, so wie ein Freundschaftsarmband.“ Zufrieden - fast schon erleichtert blickte Shin Mira an, als sie versuchte es sich um den Arm zu binden. „Ich helf‘ dir“, murmelte Shin, nachdem er beobachtete wie hilflos Mira mit dem Armband war. Er nahm ihren Arm und band es ihr um. Beide bewunderten es kurz und Shin musste grinsen. Es war schön jemanden zu haben, der sich so begeisterte dafür. Es fühlte sich gut an, dass Mira so reagierte. Sehr gut sogar. Nachdem das Essen aufgewärmt war, schnappten Shin und Mira es sich und machten sich auf zum Trainingsplatz wo Shin, wie schon so oft, Shuriken werfen übte. Wie immer setzte Mira sich am Rand hin, als Zeitvertreib hatte ihr Yugito ein Buch mit vielen Bildern gekauft, das Mira sich wieder durchsehen konnte. Auch in diesem waren Zeichen drinnen. Yugito hatte sie Mira erklärt was sie hießen, doch Mira konnte sich nicht alle merken. Sie sahen schwierig aus. Auch Shin wusste was diese Zeichen bedeuteten, er war ein guter Leser. Mira sah auf, als Shin drei Mal die Zielscheibe in der Mitte traf, jubelte sie und klatschte in die Hände. „Darf ich jetzt auch mal?“, fragte sie ihn aufgeregt. Er sah Mira kurz nachdenklich an. „Onee-chan sagt du bist zu klein dafür“, sagte er. „Bitte, Onii-chan“, bettelte Mira und sagte mit Absicht „großer Bruder“ zu ihm, damit er sie ließ. „Ich bin auch ganz, ganz vorsichtig“ Shin biss sich kurz auf die Lippen, dann musste er Schmunzeln. „Okay. Ich zeig dir wie man es macht“, sagte er. „Ja!“, rief Mira und schmiss ihr Bilderbuch zur Seite. „Du musst aufpassen, du darfst den Rand nicht berühren, sonst schneidest du dich“, erklärte ihr Shin. Er zeigte ihr wie man einen Shuriken hielt, ohne dass man sich verletzte. Mira war recht vorsichtig und traute sich zuerst gar nicht es richtig anzugreifen. „Du musst dich ein bisschen schräg hinstellen… so…“ Er nahm Miras Schultern und rückte sie so hin, wie es nach seiner Meinung nach richtig war. Shin genoss es richtig, dass er Mira etwas beibringen konnte, das stärkte sein Selbstbewusstsein. „Ja. Genauso. Und jetzt musst du nur mehr werfen. Ziel auf die Scheibe dort“, sagte er und zeigte in die Richtung. Mira warf, doch kam nur halb so weit, wie sie sollte. Shin lachte, als der Shuriken in der Erde stecken blieb. „Das macht nichts. Es ist dein erstes Mal. Probiere es einfach noch einmal.“ Mira warf noch ein zweites Mal, doch auch das war nicht besser. Beim dritten Mal schnitt sich Mira an der Kante des Shuriken ein wenig auf und ließ ihn vor Schreck zu Boden fallen. „Au!“, jammerte sie und ihre Augen wurden feucht. Erst, als sie das Blut gesehen hatte, spürte sie auch den Schmerz. „N-nicht weinen, Mira. Das ist doch nur ein kleiner Kratzer. Schau, mir passiert das auch öfters“, sagte er und zeigte ihr seine Hände. Aber es interessierte Mira nicht, sie beachtete nur ihre blutende Hand. Shin stand neben ihr und wusste nicht recht, was er mit einem weinenden Kind anstellen sollte. Kurz fuhr er sich durch seine Haare und kratzte sich am Hinterkopf. Schließlich beschloss er Miras Hand zu nehmen und ihren blutenden Finger in den Mund zu nehmen. Mira hielt kurz die Luft an vor Schreck, weil er es so plötzlich tat. „W-was tust du?“, fragte sie ihn und beruhigte sich langsam wieder. Er lenkte sie von ihrem blutenden Finger ab. Erst nach einer Minute ließ er Mira wieder los. „Siehst du? Schon hat es aufgehört“, sagte er erleichtert. Mira blickte drauf und er hatte Recht. Es blutete nicht mehr. „Komm gehen wir besser heim“, meinte Shin dann, der nicht noch einmal wollte, dass Mira zu weinen begann. Yugtio hatte schon Recht, als sie sagte, dass Mira noch zu jung dafür war. Die zwei kamen am Spielplatz vorbei wo andere spielten, anscheinend auch ein paar von Shins Klassenkameraden. Aber Shin wollte nicht stehen bleiben und zog Mira weiter, bis sie um eine Ecke bogen, in die nächste Gasse. „Wir hätten dorthin gehen können“, kam von Mira. Sie würde nur zu gern mit den anderen Spielen, wusste aber nicht genau, ob sie auch so nett waren wie Shin. „Nein. Die mag ich nicht“, meinte Shin und ging weiter die Gasse entlang. Doch Mira hatte ihren eigenen Willen und machte was sie wollte. „M-Mira!“, rief er ihr nach und schon lief er ihr hinterher. Dann stießen Mira und Shin auf zwei Jungs, die nur ein bisschen älter als Shin waren. Abrupt blieb Shin stehen und wollte umdrehen, als diese nach ihm riefen. Er zuckte zusammen und drückte Miras Hand fester. Shin spürte wie sein Herz schneller schlug. Nicht die… „Oh, Shin. Mit wem tust du denn da Händchen halten?“, sagte der eine und der andere lachte. Shin sagte nichts sondern machte nur einen Schritt zurück. Shin konnte Miras Hand in seiner zucken spüren, als sie näher kamen. Mit der anderen ballte er eine Faust. Er wollte nicht, dass Mira Angst bekam. Nicht nachdem gestrigen Vorfall auch noch. „Mira, komm schnell“, sagte Shin leise und zog sie weiter, doch die zwei Jungs kamen ihnen näher. „Geht weg!“, rief Mira laut. „Lasst uns in Ruhe!“ Einer von den Jungs packte Mira und sie schrie kurz auf. „Du bist gemein, lass mich los! Du blöder…!“, rief Mira laut und wehrte sich. „Lasst sie in Ruhe!“, rief Shin. Es sah aus, als ob Shin gleich auf die Jungs losgehen würde, doch er zögerte. „Als ob du etwas machen könntest. Du bist doch der größte Angsthase, den es gibt!“, sagte einer der Jungs lachend. Shin hatte Angst, aber er musste Mira helfen. Sie bewunderte ihn doch so sehr, da durfte er doch nicht versagen. Er war auf dem Weg ein Ninja zu werden und Ninjas zeigten keine Furcht! Shin ballte seine Fäuste und lief schreiend auf die Jungs zu, schnappte sich einen von ihnen und beide fielen zu Boden. Mira begann zu weinen. Der Junge hatte ihren Oberarm fest im Griff und es tat langsam weh. Sie versuchte sich von ihm zu befreien, mit Tritten und sogar beißen versuchte sie es, aber sein Griff verstärkte sich nur und es tat nur mehr weh für Mira. Mira suchte Shin, der am Boden lag. Sie wollte zu ihm. „Onii-chan!“, rief Mira und versuchte zu ihm zu kommen, aber sie wurde noch immer fest gehalten. Als Shin Mira weinen sah, stand er schnell wieder auf und lief mit den Kopf voraus in den Jungen der Mira festhielt. Alle drei flogen um, doch Shin war als erster wieder auf zwei Beinen und zog seine „kleine Schwester“ hoch. Der andere Junge schnappte nach Shin, aber Shin schlug ihn mitten ins Gesicht. Mira wollte schon Jubeln, als Shin sie befreite. „Lauf Mira!“, rief Shin ihr zu und sie rannte so schnell sie ihre Beine trugen. Mira sah nur kurz zurück, um zu wissen, ob Shin hinter ihr war. Er packte ihre Hand und zog sie mit sich. Bis die Zwei wieder unter Menschen waren trauten sie sich nicht langsamer zu werden. Shin sah immer wieder zurück, aber die Jungs kamen ihnen nicht hinterher. Mira erholte sich langsam von dem Schock und Shin klopfte ihr begeistert auf den Rücken. Mira sah hoch zu Shin und war so froh, so einen starken Bruder zu haben. Er hatte sie verteidigt. „Ich hab ihn geschlagen, hast du das gesehen?“, sagte er stolz. „Das nächste Mal wenn sie dich anrühren hau ich sie Windel weich!“, sagte Shin und seine große Klappe wollte gar nicht mehr aufhören. Doch es machte Mira nichts, da sie ihm alles glaubte und sich darüber freute, dass er so cool war. „Wieso haben die uns wehgetan?“ „Weil sie dumm sind“, bekam Mira nur als Antwort, was beide zum Lachen brachte. Beide kamen endlich nach Hause und zogen ihre Schuhe aus. Shins Klamotten waren alle dreckig, weil die Jungs ihn in den Dreck geschubst hatten und auch Mira hatte einiges abbekommen. Yugito war schon daheim und erschrak als sie Mira und Shin so sah. „Was ist denn mit euch passiert?“, fragte Yugito erschrocken. „Diese Drittklässler waren es“, erklärte ihr Shin. „Nicht schon wieder. Ist euch etwas passiert?“, fragte Yugito und sah Mira besorgt an. Miras Oberarm war ein wenig rot, als Yugito sie ansah, aber sonst hatte sie nichts. Auch Shin hatte nicht mehr als den Dreck abbekommen. „Diese miesen, kleinen Kinder…“, fluchte sie. „A-Aber Onii-chan hat sie geschlagen und wir konnten wegrennen“, sagte Mira stolz zu Yugito, worauf sie Shin mit großen Augen ansah. „Du?“, fragte sie an Shin gewandt. „J-ja, ich hab sie geschlagen“, sagte er stolz. „Sie haben Mira-chan wehgetan.“ Yugito konnte ihre Begeisterung nicht verstecken. „Seit wann bist du so mutig, Shin?“, fragte sie und grinste. Daraufhin wurde er rot. „Ich…äh…“, machte er nur und sah verlegen auf seine Finger. „Hey, Onee-chan. Kann ich auch wie Shin werden? Ich will auch ein Ninja sein und Shuriken werfen. Ich kann das schon fast, Shin hat es mir gezeigt“, sagte Mira. Shin hatte sie verteidigt und sie bewunderte ihn dafür. Mira sah zu Shin auf, immerhin war er ihr großer Bruder. Yugito war nun weniger begeistert, und sah Shin streng an. Sie verschränkte ihre Arme und Shin wusste, dass er gleich ärger bekommen würde. „Mira ist noch zu jung um mit Shuriken zu spielen“, tadelte Yugito den kleinen Shin. „A- Aber sie wollte und wir haben aufgepasst“, sagte Shin. Von der Schnittwunde, die sich Mira zugezogen hatte, erzählte keiner von den beiden etwas Yugito. Weder Mira noch Shin erwähnten davon etwas, da beide nicht noch mehr ärger wollten. Yugito sah die zwei kleinen noch eine Weile an, dann zuckte sie nur mit den Schultern. „Solange nichts passiert ist“, sagte sie schließlich und ließ das Thema mit den Shuriken fallen. Es wurde sehr spät als Shin an diesem Abend schlafen gehen wollte. Als er die Tür zu seinem Zimmer aufmachte, konnte er schon sehen, dass jemand sich in seinem Bett eingerollt hatte. „Die Monster waren wieder da“, murmelte Mira leise und verschlafen, als sie merkte, das Shin vor ihr stand. „Ich beschütze dich. Genauso, wie von denen heute. Ich werde schließlich ein Ninja und ein Ninja zeigt vor nichts Furcht.“ Mira lächelte kurz. Sie wollte aufhören Angst vor den Monstern zu haben. Kapitel 11: Vertraute Geister ----------------------------- Kumogakure, 09.06. Ein Shuriken flog durch die Luft und landete in der Wand. Mira jubelte auf. Doch Shin war dagegen gar nicht begeistert. „Du kannst damit nicht im Haus spielen“, tadelte er sie sofort. Er kletterte auf die Couch und holte den Shuriken aus der Wand. „Wieso denn nicht?“, fragte Mira. „Es ist doch nichts passiert.“ „Doch, da ist ein kleines Loch in der Wand. Onee-chan darf nicht sehen, wie du mit den Shuriken spielst. Schon gestern war das eine blöde Idee.“ „Das war lustig“, meinte Mira. Sie ging grinsend auf Shin zu, der von der Couch gehüpft war, mit dem Shuriken in der Hand. Dann nahm Mira ihm den ab. „Gib her!“, sagte Shin lauter. Er griff nach dem Shuriken, der von Mira geklaut wurde, doch sie wich aus und lachte. „Fang mich doch“, sagte sie und lief schon um die Couch. „Mira“, murrte Shin, doch er ließ sich auf ihr Spielchen ein. Beide Kinder liefen einmal durch das ganze Wohnzimmer, dann in den Gang. Mira wollte in die Küche, doch als sie sich in diese Richtung wandte, öffnete sich die Schlafzimmertür Yugitos. Mira konnte nicht mehr bremsen und rannte geradewegs in Yugito. Diese keuchte erschrocken auf, als sie Mira spürte. „Was soll denn das?“, fragte sie ruhig, noch fast verschlafen. „Wieso bist du denn so früh auf?“ „Ich…“, begann Mira zögerlich und blickte zu Yugito hoch. Schnell gab Mira ihre Hände mit dem Shuriken hinter ihren Rücken und versuchte so unschuldig, wie sie nur könnte zu Yugito hochzublicken. „Wir haben nur abfangen gespielt“, meinte Mira und tappte nervös mit dem Fuß. Yugito zog die brauen hoch. Auch wenn sie gerade erst aufgestanden war, war deutlich zu erkennen, dass mehr dahinter war. „Was versteckst du vor mir?“, fragte Yugito und wollte um Mira herum gehen, doch diese drehte sich mit ihr mit, so dass sie nie Yugito den Rücken kehrte. „Zeig schon!“, befahl Yugito. Doch in dem Moment machte Mira einen Schritt nach hinten und war bereit davonzulaufen und ihr Spielchen mit Yugito fortzusetzen, doch Yugito war schneller. Sie packte Mira an der Hand und schon konnte man den Shuriken in der Hand sehen. „Y-yugito…“, murmelte Mira. Doch Yugito verzog ihren Mund. „Lass es los“, sagte sie ruhig, jedoch mit einer ziemlichen strenge. Man konnte eindeutig heraushören, dass Yugito wütend auf Mira war. Mira tat wie man ihr befahl. „Ich hab dir gesagt, du bist zu jung dafür. Und herumrennen tun wir damit schon gar nicht. Verstanden?“ „Aber es ist doch nichts passiert. Und ich wollte doch nur üben. Damit ich so stark wie du werde!“, sagte Mira laut. Yugito hielt inne und blickte das kleine Mädchen an, wie es sie entschlossen anblickte. Diese braunen Augen glänzten zu ihr hoch. Sie wollte es wirklich. Wie war das noch schnell? Shuriken waren nichts für kleine Kinder. Und doch hatte vor Jahren ein kleines Mädchen genauso mit den Shuriken gespielt. Das Mädchen hatte es gehasst, dass man plötzlich meinte, dass sie nichts mehr durfte. Yugito kniete sich zu der kleinen nieder. „Ich werde dir beibringen, ok?“ Yugitos Stimme war wieder sanfter. Von einem Moment auf den anderen. Etwas verwirrt blickte Mira sie an, doch nickte sie. Yugito stand auf und fuhr sich durch die Haare. Für einen Moment wäre sie fast jemand geworden, der sie gar nicht sein wollte. Nie. Sie würde Mira nicht verbieten etwas zu tun, wenn sie es doch wirklich wollte. So viel Freiheit sollte man einem Mädchen lassen. „Na komm, mach dich fertig“, sagte Yugito zu Mira. „Jetzt?“ „Ja.“ „Super“, sagte Mira und sprang kurz vor Freude in die Luft. „Shin, du könntest auch bisschen Trainieren gehen“, meinte Yugito zu ihm, der die ganze Zeit still in einer Ecke stand. „Mach ich“, sagte er und eilte genau wie Mira es tat in sein Zimmer. Yugito ging ins Bad um sich die Haare zu machen. Danach ging es schon los. Die Drei machten sich auf zu der Wiese neben ihrem Haus, die sie oft als Trainingsplatz nutzten. „Nimm die“, sagte Yugito und drückte Shin drei Shuriken in die Hände. Mira wollte sie ihm schon aus der Hand nehmen, aber er wich ihrem Griff aus. Währenddessen ging Yugito zu einem Baum und zeichnete mit Kreide eine Zielscheibe darauf. Danach ging sie zu Seite und rief Shin zu: „Werfe mal.“ Shin stellte sich ordentlich hin und nahm nur einen der Shuriken in die linke Hand. Er holte mit seinem Arm aus und warf gezielt auf den Baum mit der Zielscheibe. Er traf einen der äußeren Ringe. „Das sieht gut aus, Shin“, lobte Yugito ihn. „Jetzt lass Mira mal dran.“ Yugito gab ihr einen Shuriken ganz vorsichtig in die Hand. „Geh ein Stück weiter nach vorne.“ Yugito drückte ihr sanft gegen den Rücken, damit sie ein paar Schritte näher ging. „Gut.“ „Ich habe Angst, dass ich mich schneide“, meinte Mira leise und dachte dabei an den Tag zuvor. „Das vergeht mit der Zeit. Viele schneiden sich am Anfang und dann bekommt man sowieso eine Hornhaut, die nicht mehr so leicht zu durchdringen ist“, meinte Yugito nur schroff. „Versuch auf die Mitte zu zielen“ „Ok“, meinte Mira. Yugitos Worte waren nicht gerade beruhigend, aber vor Yugito wollte sie nicht wie ein kleines Weichei wirken. Also holte sie aus, wie Shin es vorher getan hatte. Fest warf sie den Shuriken gegen den Baum und traf ihn sogar! „Ja, ich hab es geschafft!“, meinte Mira glücklich. „Gut gemacht“, meinte Yugito die grinste und auf den Shuriken im unteren Teil des Baumes blickte. Weit weg von der Zielscheibe, aber immerhin hatte Mira den Baum getroffen. Als Yugito den Shuriken herauszog aus dem Baum, konnte sie sehen, dass jemand auf sie zu kam und sofort richtete sie sich auf. „Was gibt es, Darui?“, fragte sie gleich. Mira und Shin gingen beide neugierig auch auf ihn zu. „Raikage-sama hat nur kurz etwas mit dir zu bereden, wegen der nächsten Mission.“ „Ok, ich komme“, meinte Yugito. Die Shuriken gab sie wieder Shin. „Mira darf sie erst wieder anfassen, wenn ich da bin. Verstanden?“ „Ja.“ „Lass dich nicht von ihr überreden“, meinte Yugito zu Shin. Er blickte etwas beschämt zu Boden, aber nickte. „Gut so. Wir sehen uns später. Dauert bestimmt nicht lange“, verabschiedete Yugito sich von den Beiden vorerst. Mira und Shin blickten ihr beide nach und bereits als Yugito außer Hörweite war, lehnte sich Mira weiter zu Shin. „Du lässt mich schon, oder?“ „Nein!“, machte Shin laut. „Nee-chan hat gesagt ich soll dich nicht lassen. Und gestern hast du dir ja auch weh getan.“ „Aber heute hab ich es sogar schon geschafft den Baum zu treffen.“ „Nein, Mira.“ „Ach Shin, komm schon.“ „Du kannst mir zuschauen und daraus auch lernen.“ „Onii-chan“, machte Mira, in der Hoffnung dass er dadurch weich wurde. Für einen Moment ruhten seine Augen auf ihr und er Atmete durch. Doch anstatt ihr einen Shuriken zu geben, blieb er hart. „Nein.“ „Ach“, machte Mira. „Nee-chan hat gesagt-“, begann Shin zu seiner Verteidigung. „Ja, ich weiß schon. Ich setz mich einfach dort drüben hin und schau dir zu“, meinte Mira halb schmollend. Shin sah ihr noch nach, wie sie sich hinsetzte. Erst als sie zu ihm sah, begann er zu trainieren. Bestimmt eine halbe Stunde sah Mira ihm zu, bis sie sich auf den Rücken legte und lieber die Wolken beobachtete. In Kumogakure gab es so viele. Große, kleine, welche die Formen hatten, die Mira an etwas erinnerten. Dann erblickte sie einen Vogel, der unter den Wolken flog. Mira rappelte sich hoch und folgte ihm mit ihrem Blick. Er war groß und braun. Anders, als die Vögel hier. „Er landet“, murmelte Mira zu sich selbst. Ohne Zögern stand sie auf und lief zu dem Hügel, den der große Vogel ansteuerte. Shin merkte gerade so, dass Mira die Wiese verließ. „Hey! Mira! Wohin gehst du?“ „Komme gleich“, rief Mira zurück, doch achtete sie nicht weiter auf ihn. Shin seufzte und lief ihr hinterher. Sie liefen am Waldrand entlang, bis es bergauf ging und sie endlich bei einer Wiese ankamen. Mira blickte zurück und konnte sehen, dass Shin etwas Abstand zu ihr hatte, doch in dem Moment, war ihr dieser große Vogel wichtiger. Er würde schon aufholen. Also lief sie auf die Wiese, wo sie auf eine Frau traf, die den Vogel auf dem Arm hatte und ihn fütterte. „Hallo“, sagte Mira um sich bemerkbar zu machen. Gelassen blickte die Frau zu Mira, als ob sie das Kind schon vorher bemerkt hatte. „Hallo“, sagte sie zurück. Es war eine ruhige Stimme, die Mira gleich sympathisch fand. „Was ist das für ein Vogel? Ich habe so einen großen noch nie hier gesehen.“ Ohne Scheu ging sich noch ein bisschen auf die Frau mit dem Vogel zu, doch hielt sie doch noch am Ende ein paar Schritte Abstand. „Er ist ein Raubvogel. Ein Adler um genauer zu sein.“ „Ist er so etwas wie Ihr Haustier?“ „Nein, nicht ganz“, antwortete die Frau. „Er ist ein vertrauter Geist“ „Ein was?“, frage Mira verblüfft. Ein Geist? Hatte sie das gerade richtig gehört? „Ein vertrauter Geist“, wiederholte die Frau. Als Mira jedoch ganz verwirrt dreinblickte, erklärte sie es ihr genauer. „Vertraute Geister schließen meistens einen Pakt mit den Ninjas und arbeiten im Kampf mit ihnen zusammen. Wir beschützen und gegenseitig und helfen einander.“ „Ooh“, machte Mira, „dann sind Sie ein Ninja? Genau wie Onee-chan!“, meinte Mira erfreut. „Genau.“ Die Frau wandte sich zu ihrem Vogel. „Akio, lande auf dem Boden.“ Der Vogel tat, wie ihm befohlen wurde und landete im Gras, vor Miras Füßen. Das kleine Mädchen machte große Augen, als der Vogel vor ihr landete. Er war halb so groß, wie sie, trotzdem war es eine beachtliche Größe im Vergleich zu den anderen Vögeln. „Er ist noch sehr jung, deswegen Trainiere ich hier mit ihm“, erklärte die Frau. „Jung? Heißt das er wächst noch?“ „Ja. Er wird irgendwann groß genug sein, um auf ihn fliegen zu können.“ „Woah. Das klingt wirklich cool“, meinte Mira. Die Frau lächelte nur und begann in ihrer Tasche zu kramen. „Hier“, sagte sie zu Mira und reichte ihr ein kleines Fleischstück. „Was soll ich damit?“, fragte Mira, jedoch nahm sie es entgegen. „Füttere ihn.“ „Oh“, machte Mira. Sie bückte sich weiter zu dem Vogel hinunter, so dass sie ihm in seine gelben Augen sehen konnte und streckte ihre offene Hand, mit dem Fleischstück ihm entgegen. Der Adler pickte es ihr vorsichtig aus der Hand. Mira musste kichern. „Er ist süß“, meinte Mira schließlich. Sie beobachtete den Vogel noch, bis er fertig gegessen hatte, dann stand die Frau auf und auch er begann mit den Flügeln zu schlagen und hob ab. Mira beobachtete ihn nur gespannt, wie er abhob. „Sie sind schön, nicht?“, meinte die Frau leise. Ihre blonden Haare wehten im Wind, ehe sie sich die einzelnen Strähnen aus dem Gesicht strich. „Mira“, hörten sie dann in der Ferne. „Onee-chan“, stellte Mira fest, als sie zurück blickte und Yugito über die Wiese kommen sah. Shin ging hinter ihr her. „Wir könnten jetzt weiter machen“, meinte Yugito, als sie Mira näher kam. „Was machst du denn hier…?“ Doch Yugito wurde mit jedem Wort leiser, als sie die Frau hinter Mira erblickte. „Mutter“, stellte Yugito fest. Kapitel 12: Yugitos Vergangenheit --------------------------------- Kumogakure, Jahre zuvor Verblasst waren diese Erinnerungen vor Yugitos fünften Geburtstag. Es war normal, dass man früher oder später an Dinge aus der eigenen Kindheit nicht mehr erinnert. Aber manches vergisst man einfach nicht. „Yugito!“ Sie hörte die Stimme ihres Vaters. Schon immer eine sehr strenge Stimme, doch an diesem Tag, war er strenger. Sie blickte zur Seite und sah ihn schon kommen. „Du sollst nicht mit den Shuriken spielen.“ „Aber du hast gesagt ich darf doch!“ „Nein, jetzt nicht mehr.“ Sie war jung. Und sie hatte keine Ahnung was passieren würde. „Du bist zu jung dafür.“ Der Wandel machte Yugito stutzig „Aber du hast doch gesagt ich darf. Wieso jetzt nicht?“ „Wir müssen auf dich aufpassen. Komm jetzt.“ „Wohin gehen wir?“, fragte Yugito. „Raikage-sama will dich sehen.“ „Mich?“, fragte Yugito erstaunt. Ihr Haus war groß und ruhig. Wie immer, aber diesmal war es fast erdrückend. Ihr Vater führte sie in den Gang. Von dort, konnte man zur Haustür oder zur Küche weiter, wo ihre Mutter auf Yugito wartete. Genau wie Yugito, hatte sie eine helle Haut und blonde Haare. Normal war ihre Mutter sanft und glücklich, doch ihr Gesicht sah besorgt aus. Verwundert blickte Yugito sie an. „Viel Glück und pass auf dich auf, meine Liebe“, sagte ihre Mutter. Und Yugito wusste nicht, dass es wahrscheinlich die letzte Umarmung ihrer Mutter sein würde. Alles war so merkwürdig an diesem Tag. Als ob jeder wüsste, dass etwas passieren würde, nur Yugito nicht. „Mir geht es gut, Mutter“, meinte Yugito nur ruhig. Sie blickte zu ihrem Vater auf, der bereits an der Haustür stand. Er reichte ihr nicht wie sonst seine Hand. Also folgte sie ihm einfach so aus dem Haus. Draußen war ein kleiner Hof, der noch zu ihrem Haus gehörte. Dort warteten zwei dunkelhäutige Ninjas. Wortlos folgten sie Yugito und ihrem Vater, wie sie den Hof durch ein Tor verließen. Die kleine Yugito blickte beide an, fragte aber nicht, wieso sie mitkamen. Es war nicht allzu ungewöhnlich, dass sie ihren Vater mit anderen Ninjas sah. Yugitos Vater führte sie um ihr eigenes Anwesen, genau in die entgegengesetzte Richtung zum Dorf. „Wohin gehen wir?“, fragte Yugito schließlich. Es platzte ihr einfach heraus, doch war es ihr wirklich ein Rätsel wohin ihr Weg ging. Wenn nicht ins Dorf, wohin dann? Wollte Raikage-sama sie nicht sehen? „Vertrau mir, Yugi-chan. Du brauchst keine Angst haben“, sagte ihr Vater zu ihr. „Ok“, meinte Yugito und sie vertraute ihm voll und ganz. Er war immerhin ihr Vater. Es dauerte lange bis sie endlich ankamen. Mittlerweile war es auch schon dunkel geworden. Sie mussten einen Berg hinaufsteigen, was ihr Vorankommen deutlich verlangsamte. Doch dann erreichten sie eine Ebene und dort entdeckte man einen alten Tempel, der mehr Verlassen als sonst was aussah. Yugito versuchte sich an ihren Vater zu halten, der mit ihr kaum ein Wort geredet hatte. Er schien sogar angespannter zu werden. Als sie diesen Tempel erreicht hatten, klopfte ihr Vater drei Mal, bevor man sie hinein ließ. Sie schritten in einen großen Raum, in denen schon einige Menschen auf sie zu warten schienen. Jetzt machte sich in Yugito wieder Unsicherheit bereit. „Yugito“, sagte eine bekannte Stimme. Die Kleine blickte auf. „Oma-Ima“, stellte sie fest. Ihre Großmutter bückte sich zu ihr hinunter und umarmte ihre Enkelin fest. „Was auf dich zukommt wird nicht leicht, aber du wirst es schaffen.“ „Was?“ Als ihre Großmutter Yugitos Blick sah, blickte sie zu ihrem Schwiegersohn. „Ihr habt es ihr noch nicht gesagt?“ „Nein. Es würde sie nur verängstigen“, erwiderte Yugitos Vater. „Was gesagt? Was passiert hier?“ Fast schon flehend, blickte Yugito ihren Vater an. Dieser seufzte nur. Schließlich war es nur ihre Großmutter, die Yugitos Hand nahm, doch bevor sie sprechen konnte wurden sie unterbrochen. Ein großer Mann kam auf sie zu, mit weißen Haaren und dunkler Haut. „Raikage-sama“, begrüßte Yugitos Vater ihn. Dieser nickte nur und blickte gleich zu Yugito. „Das ist sie?“ „Ja.“ „Sicher, dass sie es bändigen kann?“, fragte der Raikage. Sie war noch so jung und zart. „Sie kann es. Unsere Familie wurde nun schon das vierte Mal dazu auserwählt.“ „Davon hat es einer nicht geschafft“, meinte der Raikage abfällig. „Sie wird es“, warf ihre Großmutter ein. „Sie braucht Training, aber sie ist ein ruhiges und sanftes Kind. Und stark im inneren.“ „Gut“ Der Raikgae wandte sich von ihnen ab und blickte auf der anderen Seite. Auch Yugitos Aufmerksamkeit und die der anderen galten nun einem Mann der dort hereingebracht wurde. Zwei Ninjas führten ihn in Ketten herein. Sein Oberkörper war frei und dort auf seinem Bauch sah man dunkle Male. „Oma-Ima, was passiert hier?“, fragte Yugito. „Was machen die mit Onkel? Wieso ist er in Ketten?“ Yugitos Großmutter blickte kurz zu ihrem Schwiegersohn, dann zu Yugito. „Er hat vor kurzem unser Dorf in große Gefahr gebracht.“ Yugito blickte ihn an. Er? „Du erinnerst dich an die blauen Flammen.“ „Ja“, meinte Yugito. „Das war er. Dafür wird er… bestraft.“ „Was?“ Yugito blickte zu ihrem Vater hoch. Wie konnte er da einfach so stehen und nichts tun? Es war ihr Onkel! „Ich habe dir schon einmal erzählt“, erklärte ihre Großmutter weiter, „unsere Familie stammt von einer mächtigen Linie ab.“ „Ja, die des Feudalherrn.“ „Richtig. Und genau so, wie in der Familie des Raikage, wählt man dort immer ein Mitglied aus, der eine ganz besondere Aufgabe hat.“ „Sie müssen das Dorf beschützen“, sagte Yugito ganz automatisch. Sie kannte diese Geschichte bereits. „Genau. Dafür bekommen sie auch eine spezielle Gabe, aber wenn sie diese Missbrauchen oder nicht kontrollieren können, dann bringen sie das Dorf in Gefahr. Wenn sie das tun, dann werden sie zum Tode verurteilt.“ „Wieso kann man ihnen die Gabe nicht einfach wegnehmen?“, fragte Yugito traurig. „Sie sterben, wenn man ihn die Gabe wegnimmt. So oder so, sie sterben. Daher musst du aufpassen, Yugito.“ „Was?“ „Du wirst die Nachfolgerin deines Onkels sein. Sie haben dich ausgewählt, um unser Dorf zu beschützen.“ „Nein“ Yugito begriff es jetzt. „Ich will nicht. Ich kann nicht. Wenn ich versage, werde ich auch sterben.“ „Du wirst nicht versagen. Du bist stark und klug. Selbst für dein Alter. Yugito, du schaffst das“, sagte ihre Großmutter eindringlich. „NEIN!“, rief Yugito laut. Sie riss sich von ihrer Großmutter los, doch bereits im nächsten Moment wurde sie von den zwei Ninjas, die sie begleitet hatten gefasst. „Nein! Lasst mich los!“ Sie schrie und zappelte. „Vater!“ Yugito streckte ihre Hand nach ihm aus, doch er griff nicht nach ihr. „Vater, bitte. Hilf mir.“ Er macht nichts. Wieso? Es war eine Falle in die man sie gelockt hatte. Ihr Vater, ihre Mutter… alle. „Yugito, beruhige dich“, sagte ihre Großmutter schließlich. Sie drückte dem Kind fest gegen den Rücken, bis Yugito für einen Moment keine Luft bekam. Doch sie wurde ruhiger. Sie konnte nicht mehr schreien oder sich ruckartig bewegen. Auch wenn sie es wollte. „Bringt sie zum Tisch“, konnte sie die Großmutter hören. Ihre Stimme war brüchig. Yugito wurde auf den Tisch gelegt. Es war ein Steintisch… mehr ein Altar. Selbst durch ihre Kleidung fühlte Yugito die Kälte. Sie zitterte kurz auf und beobachtete alles. Ihre Großmutter rief zwei große Vögel hervor und stellte sich drei Meter entfernt von Yugito auf. Gegenüber von Yugito wurde ihr Onkel hingebracht. Mehr oder weniger. Die beiden Wächter zerrten ihn eher, denn er wehrte sich. Doch als er merkte, wie sinnlos es war, schrie er auf: „Lasst mich am Leben! Es passiert nie wieder, ich kann ihn kontrollieren. Bitte“ Für einen Moment hörte Yugito nur das rascheln seiner Ketten, doch dann wieder: „Bitte! Mutter, bitte. Du kannst sie das nicht machen lassen!“ Er schrie, weinte. Wenn Yugito fähig gewesen wäre ihre Hände zu bewegen, hätte sie sich ihre Ohren zugehalten. Es war schrecklich, sie wollte das nicht hören. Noch während er schrie, begann es. Einer der Vögel holte eine große Schriftrolle hervor und übergab sie Yugitos Großmutter. Yugito konnte ihr Gesicht nicht sehen, war sich aber für einen Moment sicher, dass etwas Glitzerndes zu Boden fiel. Vielleicht eine Träne… Doch sie ging auf ihren eigenen Sohn zu, legte die Hand auf die Rolle und dann schlug sie fest auf den Bauch von Yugitos Onkel. Er schrie auf, als ob es schmerzen würde und das war genug. Yugito mochte sich nicht bewegen können, aber Tränen sickerten doch irgendwann durch ihre Augen. Sie fühlte, dass jetzt sie dran war. Sie fühlte es wirklich, wie plötzlich etwas sie umhüllte. Etwas Rotes. Ihre Großmutter kam nun auf sie weiter zu. Ihre Augen waren geschlossen, doch sie wusste, wohin sie trat. Yugito fühlte einen Druck, in ihrer Brust, in ihrem Bauch. Eigentlich überall. Es tat schon fast weh, aber sie schrie nicht auf. Sie weinte leise. Dann wurde es Stil. Ihr Onkel hatte aufgehört zu schreien. Erdrückende Stille, die vielleicht sogar Stunden anhielt und Yugito nicht atmen ließ. Oder war es einfach nur die Tatsache, dass diese rote Aura um sie herum, ihr die Luft wegnahm? Eigentlich war es ihr egal, es sollte einfach nur vorbei sein. Und dann… hörte es endlich auf. In dem Moment, als auch das letzte bisschen dieser roten Aura verschwand, atmete Yugito auf. Sie holte tief und hörbar Luft und verschluckte sich dabei sogar etwas. Hustend versuchte sie sich aufzusetzen. Doch selbst, als sie ihre Hände endlich bewegen konnte, war es wie brennendes Feuer auf ihrer Haut. Yugito jammerte auf, bevor ihre Großmutter zu ihr kam. „Es ist vorbei, meine kleine. Alles ist gut. Ruh dich aus.“ Und dann – schwarz. Yugito schlief ein, wie auf Knopfdruck. Stunden später wurde aus dem Schwarz erst wieder Licht und langsam kam Yugito zu sich. Sie blinzelte ein paar Mal und fand sich in ihrem Zimmer wieder. Ihr erster Gedanke: Ein Traum? Doch im nächsten Moment fühlte sie etwas. Es war komisch und schwer zu beschreiben. Es klang sogar verrückt… aber sie fühlte sich nicht allein. Beobachtet sogar. Das junge Mädchen drehte ihren Kopf ein paar Mal, sah aber niemanden. Trotzdem kam sie nicht drum rum. „Jemand da?“, fragte sie. Und dann war es plötzlich, als ob etwas in ihren Gedanken zu ihr Sprach. „Ein neues Gefäß, das irgendwann mich nicht mehr aushält…“ Es war eine weibliche Stimmte. Yugito konnte das Wesen sehen. Nicht in ihrem Zimmer. Eher in ihren Gedanken, wenn man es so beschreiben konnte. Doch nicht einmal diese Beschreibung passte genau. Es waren diese blauen Flammen, die Yugito schon einmal gesehen hatte. Das war diese „Gabe“ von der alle sprachen? Damit sollte Yugito nun das Dorf beschützen. Doch sie hatte Angst. Sie hatte nicht gewusst, dass es sprechen konnte. „Du bist die Gabe?“, fragte Yugito. Sie musste diese Wörter nicht einmal laut aussprechen. „Den kleinen Kindern wird es immer Schmackhafter gemacht einen Bijuu versiegelt zu bekommen“, sagte das Katzenartige Wesen aus blauen Flammen. Yugito konnte es sehen, in ihrem Kopf. Als ob sie direkt diesem Wesen gegenüberstehen würde. Sie hatte Angst und würde am liebsten wieder losweinen, doch, dass es redete lenkte sie dann doch etwas ab. „Bijuu?“, fragte Yugito. „Ich bin ein Bijuu und du bist nur das Gefäß, das mich davon abhalten soll, das Dorf zu zerstören. Man nennt solche Gefäße auch einen Jinchuriki.“ Yugito blickte die Katze wütend an, doch dann wandte sie sich ab. Sie wollte der Katze nicht mehr zuhören. Sowieso wurden sie von einem Klopfen aus der realen Welt unterbrochen. „Mama!“, sagte Yugito aufgeregt. Plötzlich überkam sie alles, was sie gestern Nacht erlebt hatte. „Mama, die wollten Onkel töten.“ „Ich weiß.“ „Sie haben es getan?“ „Ja.“ „Wieso hast du das zugelassen?“, fragte Yugito. Schmerzen erfüllten ihre Brust. „Es musste sein.“ „Wieso hast du zugelassen, dass sie mich nehmen. Ich will diese Gabe nicht. Ich will nicht sterben.“ „Beruhige dich, Yugito“, sagte ihre Mutter, aber ihre ansonsten so ruhige Stimme zitterte. Wieso hatte sie plötzlich Angst? War es wegen Yugito? Wegen der Katze? Ihre Mutter stellte das Essen auf Yugitos Nachkästchen. „Du wirst nicht sterben“, sagte ihre Mutter schließlich. „Wie konntest du das zulassen? Ihr alle!“ Yugito schmiss die Suppenschale von ihrem Nachttisch, als ihr die Tränen kamen. Ihre Mutter stand vor ihr, wie ein Stein. Ihre weit aufgerissenen Augen lagen auf Yugito. Wieso blickte ihre eigene Mutter sie so an? Kapitel 13: Rate, wer über Mauern klettert ------------------------------------------ Kumogakure, 09.-10.06. „Mira, komm“ Ein eiskalter Wind wehte über die Wiese, auf der Yugito, Mira, Shin und Yugitos Mutter mit ihrem Vogel standen. Mira zögerte und blickte von Yugito, zu deren Mutter. „Mutter?“, wiederholte Mira leise, was Yugito noch vorher herausgerutscht war. „Yugito“, murmelte die Frau ruhig. „Wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Du hättest uns besuchen kommen sollen.“ Ihr Blick wurde sanft und auch etwas traurig. Vielleicht sogar schuldbewusst? „Vielleicht ein anderes Mal“, meinte Yugito kühl. „Mira, komm jetzt“, sagte Yugito nun strenger zu Mira. „Aber ich will die Vögel sehen“, meinte Mira, doch als Shin ihr auch noch zuwinkte, dass sie kommen sollte, tat sie es. Nur kurz wandte sie sich noch an die Frau. „Danke, dass ich Ihren Vogel füttern durfte.“ Dann folgte sie Yugito und Shin. „Yugito!“, konnte man die Frau noch nachrufen hören. Doch diese Ignorierte es. Als Mira, Shin und Yugito aus der Hörweite der Frau waren, war es Mira, die als erste die Stille brach. „War das wirklich deine Mutter?“ „Ja“, murmelte Yugito. Sie blickte kurz zurück auf den Weg, doch die Frau war nicht mehr zu sehen. „Wieso mussten wir dann gehen? Haben wir noch etwas vor?“ „Wir wollten doch noch mit den Shuriken trainieren.“ „Ja aber…“, machte Mira. Yugito blieb stehen. „Ich mochte diese Vögel. Können wir sie nicht ansehen gehen?“ „Nein“ „Wieso?“ „Weil ich es dir sage“, meinte Yugito schroff. Mira atmete durch und zog an ihren Haaren. Sie trainierten noch ein wenig zusammen, doch man merkte schnell, dass für heute die Begeisterung aller irgendwie verflogen war. Daher dauerte es auch nicht lange bis sie heimgingen und den restlichen Tag auch eher ruhig verbrachten. Erst spät am Abend öffnete Mira die Tür zu Yugitos Schlafzimmer. „Mira? Was ist denn? Kannst du nicht schlafen?“ Ihre Stimme klang wieder ruhiger und sanfter, so wie es Mira von ihr gewohnt war. „Ein bisschen“, meinte Mira, sah Yugito aber nicht in die Augen. „Ich mag es nicht, wenn man mich anlügt“, meinte Yugito leise. „Komm her.“ Mira ging auf Yugitos Bett zu und setzte sich. „Was ist denn?“ Mira blickte zu ihr hoch. „Wieso magst du deine Mama nicht?“ „Das… ist kompliziert“, meinte Yugito. „Ich will es wissen.“ „Du bist viel zu neugierig“, tat es Yugito ab. „Geh in dein Bett. Hopp!“ Sie schubste Mira sanft vom Bett. Mira drehte sich noch kurz zu Yugito um, fragte aber nicht mehr. Sie ging in ihr Zimmer, in ihr kaltes Bett. Sie mochte es nicht. Nicht nur, das kalte Bett, sondern auch, dass Yugito ihr nicht sagte was los war. Die Frau schien doch ganz nett. Und Shin meinte doch, dass Mütter ganz ok sind. Wieso also mochte Yugito ihre eigene Mutter nicht? Mira überlegte und konnte nur zu einem Entschluss kommen. Wenn Yugito ihre Eltern nicht mochte, konnten sie keine guten Menschen sein. Yugito würde nie jemanden einfach so hassen. Sie war der netteste und freundlichste Mensch den Mira kannte. Schließlich war diese Nacht eine Ausnahme. Mira konnte in dieser Nacht nicht nur wegen ihrer Alpträume nicht schlafen, aber auch war sie neugierig. Neugierig auf die Vögel und wieso Yugito ihre Mama nicht mochte. Schließlich stand sie dann auf und ging zu Shin, als nichts mehr half. Wie schon öfters ging sie einfach in sein Zimmer und legte sich zu ihm. Er murrte nur und drehte sich von ihr Weg. Gleichzeitig machte er für Mira Platz. „Shin?“ „Mmmh“, machte es nur. „Weißt du wieso Yugito ihre Mama nicht mag?“ Nichts kam. Mira rüttelte ein wenig an ihm und stellte die Frage noch einmal. Sie konnte es einfach nicht lassen, weil sie Yugito noch nie so gesehen hatte. „Weil sie gemein sind“, meinte er leise und müde. „Aber sie schien mir ganz nett.“ „Ich hab dir doch schon mal gesagt, dass Eltern manchmal gemein sein können.“ „Aber du hast auch gesagt, dass sie eigentlich ganz ok sind“, erwiderte Mira. „Und du magst deine Mama auch, obwohl sie manchmal gemein war, oder?“ „Ja, aber das ist etwas anderes. Schlaf jetzt.“ Als Shin schon zu murren anfing, hielt Mira auch endlich die Klappe. Trotzdem…sie konnte nicht schlafen. Als es schließlich hell draußen wurde, blickte Mira müde zum Fenster. Es war ruhig und selbst Shin war noch nicht wach. Aber sie schon. Es ließ ihr einfach keine Ruhe. Und dann sah sie direkt vor dem Fenster plötzlich einen Vogel vorbeifliegen. Mira setzte sich sofort auf. War das dieser Vogel von Yugitos Mutter? Schnell und leise zog sie sich etwas Richtiges an und verließ die Wohnung. Doch als sie rausging, konnte sie keinen einzigen Vogel sehen. Nicht mal die kleinen Spatzen. Doch Mira suchte weiter und ging die Treppen hinab, bis sie auf dem Weg war, der sie wieder auf den Hügel brachte, wo Mira den Vogel gestern getroffen hatte. Und dann endlich… „Da ist er!“, sagte Mira zu sich selbst und folgte ihm, wie er weiter flog. Sie musste tatsächlich wieder zu dem Hügel hochlaufen und dann sogar noch ein Stückchen weiter bis sie vor einer Mauer stand. Der Vogel konnte ungehindert hinter den Mauern landen, während Mira nicht weiterkam. Sie stand nur davor und sah sich um, wie sie am besten auf die andere Seite kam. Alles andere, war ihr nun egal. Nachdem Mira ein Stückchen weiter ging, entdeckte sie einen Baum, auf den sie klettern konnte. Er war hoch, aber ging über die Mauer. Mira schnappte sich den ersten Ast und zog sich hoch, dann kam der nächste und sie stieg weiter hoch. Schließlich erreichte sie endlich die Mauer und konnte auf ihr stehen. Auf der anderen Seite, konnte sie ein nettes kleines Haussehen und einen großen Garten, mit einem Teich. Es war hoch. Mira überlegte ob es nicht zu hoch war, um einfach von der Mauer zu springen. Sie balancierte über die Mauer, bis sie eine Stelle fand, wo die Steine der Mauern heraussahen und wo auch kleine Löcher waren. Da konnte Mira hinabklettern. Sie drehte sich um und versuchte vorsichtig hinab zu kommen. Mira setzte einen Fuß in ein Loch, hielt sich mit den Armen an den Steinen der Mauer fest und konnte langsam hinunterklettern. Schließlich landete sie am Boden, in dem weichen Gras des Gartens. Sie drehte sich und schlich zur Hausmauer, bis zur Ecke und sah dort in den restlichen Garten. Dort stand ein ungewöhnlich großer Vogel, der sein Gefieder putzte. Mira lehnte sich wieder zurück, damit sie nicht entdeckt wurde. Sie machte vorsichtig ein paar Schritte zurück, bis sie gegen etwas stieß. Er war ungewöhnlich weich, dachte sich Mira im ersten Moment. Als sie dann aber zurücksah, machte sie große Augen. „Waah!“, stieß sie laut aus. Sie sprang weg und landete unglücklicherweise auf ihren Hintern. Sie sah nur Federn zuerst, doch dann blickte sie hoch, bis zwei große, gelbe Augen sie anstarrten. Der riesige Vogel legte den Kopf ein bisschen schief. Er war bestimmt drei Köpfe größer als Mira. Dann schnappte er nach ihr. Sie wich aus, doch nicht lange, da hatte der Vogel schon sie am Shirt gepackt und hob sie hoch. „Lass mich los! Lass mich!“ Mira strampelte und versuchte runterzukommen, aber der Vogel ging schön langsam um die Ecke des Hauses, bis zur Veranda, wo gerade eine Frau herauskam. „Was ist hier los?“, fragte sie. Der große Vogel legte Mira vor ihren Füßen ab und sie blickte dann hoch zu der Frau, Yugitos Mutter. „Kleines“, murmelte sie überrascht. Mira sprang schnell auf und schritt von dem großen Vogel weg. „Sie ist über die Mauergeklettert und eingebrochen“, sagte der Vogel. Mira hielt inne und für einen Moment konnte sie nicht glauben, was der große Vogel sagte. „Wieso kannst du reden?“, fragte Mira ganz überrascht. Alle Angst vor dem Vogel hatte sie in Neugierde und Staunen verwandelt. „Geh, Mika“, sagte Yugitos Mutter. „Ich mach das schon.“ Sie hatte ein amüsiertes Grinsen aufgesetzt, das Mira ganz verwirrte. Ihr Blick dagegen würde etwas finsterer und misstrauischer. „Komm rein, Mira“, sagte die Frau. Sie winkte Mira zu und langsam machte Mira auch ein paar Schritte auf sie zu und folgte ihr schließlich. Doch Mira blieb aufmerksam und sah sich in dem großen Haus um. Sie blieb auch gleich stehen, nachdem sie durch die Tür getreten war. Stille legte sich über sie, während die Frau durchs Wohnzimmer ging. Doch als sie merkte, dass Mira stehengeblieben war, blieb sie auch verwundert stehen. „Kommst du?“, sagte die Frau. „Nein“, antwortete Mira. Sie holte tief Luft. „Ihr seid nicht gut. Ich wollte nur die Vögel sehen.“ Mira drehte sich wieder um und trat hinaus. Yugitos Mutter ging ihr hinterher. „Was hast du gesagt?“ „Ich wollte nur die Vögel sehen“, antwortete Mira ihr. „Vorher.“ „Ich geh nicht in das Haus von bösen Menschen“, meinte die kleine Mira ruhig. Schon fast kühl. „Wieso denkst du, wir sind böse Menschen?“, fragte Yugitos Mutter und bückte sich, um Mira in die Augen sehen zu können. „Yugito mag euch nicht. Sie würde nie jemanden nicht mögen, wenn derjenige nicht böse wäre“, sagte die Kleine. Yugitos Mutter zog die Brauen hoch. „Hat Yugito etwas erzählt?“ Jetzt wurde Mira misstrauisch und machte noch einen Schritt zurück. Nein, sie wusste nichts. Yugito hatte ihr gar nichts erzählt, aber Mira wusste, dass sie Yugito vertrauen sollte. „Sie hat mir nichts gesagt, aber Yugito hat immer recht“, meinte Mira schließlich und verschränkte die Arme. Und obwohl Mira nicht gerade freundlich dreinblickte, lächelte Yugitos Mutter. „Weißt du, Yugito ist früher auch immer über die Mauer geklettert. So wie du. Nur ist sie ausgebrochen, nicht eingebrochen.“ Mira runzelte ihre Stirn. „Wirklich?“, fragte Mira. „Du hast etwas von ihr“, meinte die Frau. Das änderte Miras Stimmung doch ein wenig und sie ließ ihre Arme wieder hängen. Dass sie mit Yugito verglichen wurde, bedeutete ihr doch etwas und es machte sie irgendwie glücklich. „Wie heißt du?“, fragte Mira schließlich. Es war eine Frage, die zeigen sollte, dass Mira nicht mehr ganz so wütend auf diesen Menschen war. „Sora“, sagte sie. „Das bedeutet Himmel“, meinte Mira leise. „Kluges Mädchen“, meinte Sora. „Komm, ich zeig dir die Vögel, wenn du dir schon die Mühe gemacht hast. Geh schon mal zu dem kleinen Haus dort, ich komme gleich nach.“ Sora zeigte auf ein kleines Häuschen am anderen Ende des Gartens. Mira rannte schon vor und wartete dort auf Sora, die ging kurz in das Haus zurück, bevor sie aufholte. Sora öffnete für Mira die Tür zu dem Haus. Als sie eintrat waren da riesige Vogelkäfige auf der Seite, in der kleine, bunte Vögel herumflatterten. In der Mitte des Raumes konnte man andere Nester sehen. Große Nester und ohne Gitter davor. Neben den Nestern gab es eine kleine Box mit viel Heu darin. Es quickte. „Oh“, machte Mira schon als sie das hörte. Sie ging darauf zu und entdecke kleine Küken. „Die sind süß“, meinte Mira grinsend. „Ja, nicht wahr?“, antwortete Sora. Mira wollte sie kleinen Vögel schon berühren, aber Sora hielt sie davon ab. „Besser du lässt sie, sonst wird die Mutter noch wütend.“ Sora zeigte gleichzeitig nach oben, wo auf dem Ast ein großer Raubvogel hockte. Er war nicht so groß, wie die anderen, die Mira hier schon getroffen hatte, aber trotzdem recht groß. „Kann der Vogel auch sprechen?“, fragte Mira. „Nein“, meinte Sora. „Wieso nicht? „Komm, ich erkläre es dir draußen“, meinte Sora und führte Mira wieder hinaus aus dem Haus. Draußen erklärte sie weiter: „Die Vögel, die wir hier haben, sind meistens Botenvögel oder Vögel, die wir auf Missionen benutzen um Dinge zu Transportieren oder in Kontakt mit anderen zu bleiben. Es sind keine vertrauten Geister. Vertraute Geister dagegen können sprechen. So wie Mika.“ „Das heißt es gibt zwei Sorten?“ „Ja. Die vertrauten Geister leben im Land der Feder und helfen und im direkten Kampf.“ „Oh“, machte Mira, während sie wieder zum Haus zurückgingen. Auf der Veranda angekommen wurden sie von einem lauten Klopfen an der Haustür unterbrochen. „Da ist sie ja“, sagte Sora und lächelte sanft, was schon glücklich und aufgeregt. „Warte hier, Mira.“ Sora ging schnell zu Tür und Mira setzte sich währenddessen auf der Veranda hin. Ein paar Meter weg von ihr, stand der große Vogel, der sie entdeckt hatte. Sie beobachtete ihn, genau wie er sie. Doch während Mira den Vogel nur so anstarrte, spürte sie, wie sich die Stimmung änderte. Es war als ob die Luft wärmer werden würde. Mira blickte zurück und sah Yugito, die sie mit einem ihrer strengsten Blicke ansah. „Oh“, machte Mira nur. „Oh?“, wiederholte Yugito. „Was machst zu hier?“ Sie versuchte ihre Stimme ruhig zu halten, aber ein kleines bisschen zitterte sie. „Ich wollte… ich wollte die Vögel sehen“, sagte Mira. „Mira, du kannst nicht einfach irgendwo einbrechen. Komm, wir sollten gehen.“ „Warte“, sagte Mira noch zu ihr. Sie blickte von Yugito zu Sora und wieder zurück. Dann zu dem großen Vogel. Nach einer kurzen Stille, in der Mira überlegte, was sie sagen sollte, begann Sora das Wort zu erheben. „Ihr könntet noch auf einen Tee hierbleiben?“, fragte sie. Yugito blickte ihre Mutter an. Misstrauisch. „Mira scheint die Vögel zu mögen, sie könnte öfter herkommen“, sagte Sora, als Yugito sie nur anblickte. Oh, für Mira klang es in ihren Ohren toll, wenn sie öfters herkommen könnte. Doch Yugito blieb noch immer still. Sie blickte zu Mira die grinste und dann seufzte sie nur. Es waren Jahre vergangen, in denen Yugito ihre Eltern ignoriert hatte. Vielleicht – und nur vielleicht – sollte sie ihnen eine Chance geben… Kapitel 14: Der erste Tag an der Akademie ----------------------------------------- Kumogakure, 01.04., ein Jahr nachdem Mira in Kumo gefunden wurde. Miras Alter: 6 Jahre „Hat man mich vergessen? Gab es überhaupt jemanden, der mich kannte oder war ich schon immer alleine? Wo kam ich her, oder gab es nie einen Ort, den ich mein Zuhause nennen konnte?“ Daran dachte Mira schon lange nicht mehr. Es war die Zeit gekommen, an der sie solche Gedanken bei Seite schob, aber nicht vergaß. Nie würde Mira vergessen, dass sie nicht hier her gehörte, aber trotzdem war sie in Kumogakure, bei Yugito und Shin glücklich. Es war das, was sie kannte. Nach einem Jahr in Kumo könnte man sagen, dass dieser Ort, dieses Dorf und diese Menschen so etwas wie ein Zuhause geworden sind. Sie liebte es hier und sie liebte die Menschen, die für sie eine Familie waren. Shin und Yugito. Mira war an diesem Morgen schon sehr früh auf. Es war untypisch für sie, aber sie war einfach zu aufgeregt, um zu schlafen. Außerdem wurde sie wieder von einem ihrer Alpträume heimgesucht, auch das trug dazu bei, dass Mira lieber wach blieb und gegen den Schlaf kämpfte. Allerdings war der eigentliche Grund für ihr Wach-Sein ein besserer. Heute war der Tag an dem sie an der Ninja Akademie begann. Daher stieg sie schon aus dem Bett, bevor Shin gekommen war, um sie zu wecken und zog sich an. Energiegeladen hüpfte Mira in die Küche um etwas zu essen, während Shin dagegen gerade erst Hundemüde aus dem Zimmer kam. „Du solltest nicht so herumhüpfen, Mira-chan“, murrte er nur. Mira drückte ihm auch einen Teller mit Reis in die Hand. „Du hast mir Frühstück gemacht?“, fragte er verwundert. „Ja. Ich bin schon so aufgeregt“, meinte Mira und gönnte sich selbst einen Happen Reis aus ihrer Schüssel. „Das sieht man“, meinte Shin und setzte sich zum Tisch. Nicht viel später kam Yugito herein. „Na Mira? Heute ist dein erster Tag.“ „Das wird bestimmt super“, sagte Mira freudig. Auch sie bekam ein Frühstück und begann zu grinsen, als sie Mira so sah. „Irgendwann werde ich auch so stark wie du oder Shin.“ Daraufhin musste Yugito lachen. „Bestimmt.“ Mira aß ihr Frühstück viel zu schnell auf, so dass sie sich auch verschluckte und Yugito ihr auf den Rücken klopfen musste. „Iss nicht so schnell. Du hast noch Zeit“ Mira beeilte sich trotzdem und wartete dann schon ungeduldig auf Shin, mit dem sie zusammen zur Akademie gehen würde. Shin musste grinsen, als er die Blonde so aufgeregt sah. Sonst war sie doch immer so ruhig. Es war untypisch, aber auch ganz lustig mit anzusehen. „Gut. Ich bin fertig“, meinte Shin und sprang vom Sessel. „Können wir jetzt gehen?“ „Ja, warte. Ich muss noch meine Sachen zusammenpacken“, entgegnete Shin. Mira folgte ihm und half ihm, damit er schneller war. Beide Kinder verabschiedeten sich von Yugito und machten sich dann auf den Weg zur Schule. Es war noch früh und wunderbar kühl. Mira mochte es, auch wenn sie sich manchmal wünschte, dass die Sonne doch öfters scheinen könnte. Der Himmel war meistens voller Wolken in Kumogakure. Nicht umsonst hatte nannte man es das Dorf, versteckt unter den Wolken. Den Weg zur Akademie kannte Mira ja bereits. Schon oft hatte war sie mit Yugito hier her gekommen um Shin nach der Schule abzuholen. Die kleine Blonde fühlte sich aufgeregt. Ab jetzt würde sie genauso zur Schule gehen, wie all die anderen Kinder und wie Shin. Sie würde diese coolen Jutsus lernen von denen Shin ihr schon manche gezeigt hatte. Mira konnte ihr Grinsen nicht verkneifen. Nachdem Shin und Mira das Dorf halb durchquert hatten, kamen sie an ihrem Ziel an. „Ich begleite dich noch in deine Klasse“, sagte Shin. „Gehen wir nicht in die gleiche?“, fragte Mira. Ihr Grinsen wurde schwächer. „Nein. Ich bin ja schon älter und kann schon mehr. Du bist bei den Erstklässlern. Hast du noch den Zettel wo alles oben steht?“ Mira gab ihn Shin. „Das heißt, dass ich gar nicht mit dir trainieren werde?“, fragte Mira nach. „Wir können am Nachmittag zusammen trainieren“, meinte Shin und sah sich den Infozettel an. „Wir müssen dorthin“ Shin zeigte mit dem Finger auf einen anderen Gang und bog ein. Mira tapste ihm schnell nach. „Ich hab Angst alleine“, meinte Mira leise. „Du bist nicht alleine. Da werden andere sein. Du wirst bestimmt Freunde finden.“ „Hast du viele Freunde? Ich kenne deine gar nicht“, kam Mira erst jetzt in den Sinn. Shin antwortete nicht auf die Frage. „Wir sind da“, sagte er nur und blieb vor einer Tür stehen. Mira sah noch einmal unsicher zu ihrem Bruder auf, er klopfte ihr auf die Schulter. „Dir passiert nichts. Du schaffst das. Wir sehen uns in der Pause, ok?“ „Ok“, murmelte Mira, warf Shin noch einen letzten Blick zu und betrat ihre Klasse. Im Zimmer war es laut, die anderen redeten miteinander, saßen bereits auf den Plätzen. Mira fühlte sich unsicher, die anderen schienen sich alle bereits zu kennen. Woher? Sie fragte sich, wieso sie die Einzige war, die keinen kannte, aber die anderen waren alle schon Freunde. Mit einem mulmigen Gefühl verzog sie sich in die dritte Reihe ganz in die Ecke und legte erst einmal ihre Tasche ab. Dann sah sie sich um. Die Klasse war voll und auch die anderen waren aufgeregt, das konnte man merken. Aber vor allem, waren die anderen größer als Mira. Das verunsicherte sie noch mehr. Bei Yugito und Shin, verstand sie es, wieso sie größer waren. Die beiden waren älter. Aber diese Kinder hier, sollten doch in Miras alter sein, oder nicht? Als Mira wieder neben sich sah, zuckte sie zusammen. „W-Woher kommst du?“, stotterte sie, als sie den Jungen neben sich plötzlich erblickte. Sie war sich sicher, dass er vorher noch nicht da war. „Was meinst du, woher ich komme? Ich komm von hier“, meinte er. Er hatte helle Haare und eine dunkle Haut. Nichts Ungewöhnliches in Kumo. „Du hast mich erschreckt“, meinte Mira und griff sich auf die Brust. „Ich wusste nicht, dass ich so furchteinflößend bin, hoffentlich hab ich dich nicht so sehr erschreckt, dass dein Herz zu schnell zu rasen angefangen hat… dann könntest du umkippen… und ich hab keine Ahnung was ich tun musst und wenn ich nichts tun kann, dann stirbst du…“ Kurz verlor sich der Junge in seinen Gedanken. Mira legte den Kopf schräg, grinste aber. „Mir geht es gut, ich kippe schon nicht um“, beruhigte sie ihn. „Wie heißt du?“ „Omoi“, meinte der Junge. „Ich bin Mira. Kennst du hier schon jemanden?“ „Nein. Ich bin alleine hier, hab noch keine Freunde. Hoffe aber dass ich welche finde, wer will schon ohne Freunde sein? Dann würde ich einsam sein und die anderen würden mich ausschließen. Irgendwann würden sie mich komisch finden.“ „Verstehe“, unterbrach ihn Mira, bevor er noch weiter seine unheimlichen Gedanken aussprechen konnte. „Ich kenne auch noch keinen. Mein Bruder geht hier zur Schule, aber er ist schon älter, deswegen geht er in eine andere Klasse“, erzählte Mira. „Ich bin schon aufgeregt, du nicht?“ „Ein bisschen“, murmelte Omoi. Mira lächelte ihn an, hoffte in ihn einen neuen Freund gefunden zu haben. Immerhin, ganz alleine war sie nun nicht mehr. Er musterte Mira für einen Moment. „Du siehst müde aus“, meinte er schließlich und deutete auf die Ringe um Miras Augen. „Ja, ich schlafe schlecht, aber das ist schon okay. Ich bin daran gewöhnt“, sagte Mira. Es gab tatsächlich selten eine Nacht, die Mira durchschlafen konnte. Es war normal für sie, wenn auch ärgerlich. „Die Augenringe sind komisch“, meinte Omoi. Mira plusterte darauf ihre Wangen auf. „Sind sie nicht!“, erwiderte sie stur. „Es ist normal, wenn man wenig schläft.“ „Mh“, machte Omoi überrascht, auf Miras unerwartete Reaktion. „War nur eine Feststellung“, meinte er dann leise. Nicht viel später kam der Lehrer herein. Er war jung, hatte genauso eine dunkle Haut wie Omoi, aber er hatte braune Haare und nicht so helle. Sensei Akito machte einen netten Eindruck und Mira fühlte sich gleich wohler, als sie sein freundliches Gesicht sah. Von Shin hatte sie ab und zu gehört, dass die Lehrer gar nicht freundlich waren, aber dieser machte gar nicht so einen schlechten Eindruck. „Ich bin Sensei Akito und werde euch ab heute Unterrichten. Wenn ich eure Namen aufrufe, dann meldet ihr euch bitte und erzählt mir kurz etwas von euch, verstanden?“ Die Klasse nickte und der Sensei begann bei A, wie Akiwichi Miyo. Das Mädchen meldete sich gleich. „Ich bin Miyo und…“, kurz hielt sie inne und sah unsicher in die Klasse, „und ich liebe es Shuriken zu werfen. Meine große Schwester trainiert mit mir immer“, erzählte sie. Mira fiel dieses Mädchen erst jetzt auf. Sie schien sehr schüchtern zu sein und versteckte sich in der letzten Reihe. Später kam ein Junge namens Sota Oishi dran, der sich sogar noch schüchterner verhielt. „I-Ich bin Sota“, murmelte er leise, „ich lese gerne und mag Pflanzen“ Er redete schnell, damit er es gleich hinter sich hatte. Irgendwann kam auch der Junge neben Mira, Omoi, dran und zum Schluss ein Junge namens Haruka Yuge. Er war schon anders, mutiger und lauter. Mira grinste bei seinem Selbstbewusstsein. Das erinnerte sie irgendwie an Shin. Dann waren alle dran gekommen nur Mira nicht. Sie wartete geduldig bis der Lehrer fragte: „Hab ich jemanden vergessen?“ „Mich. “ Kurz blickte der Lehrer suchend in der Klasse herum, bis er die kleine Mira endlich sah. Als Mira sich meldete und die Hand hob, wurde sie von den anderen angestarrt, was sie rot werden ließ. „Dein Name?“ „Mira“, war die Antwort der Blonden. „Wie noch?“, fragte der Lehrer. Darauf hielt Mira inne und zog sich verärgert an einer Haarsträhne. „Ich weiß meinen Nachnamen nicht“, sagte Mira sicher. Die Klasse begann zu murmelt. Mira konnte noch hören wie zwei Mädchen in der Reihe sich darüber lustig machten, dass sie ihren Nachnamen nicht wusste. Aber woher sollte sie aber? Sie kannte ihre Eltern nicht. „Oh, du warst ganz unten in der Liste. Dein Nachname ist wirklich nicht eingetragen“, meinte der Sensei und kratzte sich verwirrt am Hinterkopf. „Darf ich dich fragen, wieso?“ „Ich kenne meine Eltern nicht.“, meinte Mira nur, als ob es das normalste der Welt wäre. Für sie war es das ja auch. „Verstehe. Und der Name deiner Pflegeeltern?“ „Ich wohne bei Yugito Nii“, erklärte Mira. „Ah, gut. Dann verstehe ich“, meinte Akito, schien aber trotzdem noch etwas verwirrt. Kurz sortierte er den Papierkram, versuchte sich wieder zu orientieren und sein Unterrichtsmaterial zu finden. Es dauerte ein paar Minuten. „Du hast gar keinen Nachnamen?“, fragte Omoi gleich neugierig. Auch diese zwei Mädchen vor ihr, die vorher getuschelt hatte, drehten sich nun zu Mira zurück. „Nein“, meinte Mira und ärgerte sich, dass es für die anderen etwas so besonderes war. Für sie war es normal und unverständlich, wieso die anderen das komisch fanden. „Wieso nicht?“, fragte eines der Mädchen. „Sagte ich doch schon. Ich kenne meine Eltern nicht.“ „Wieso das?“ „Weil…das ist nun einmal so. Ihr stellt zu viele Fragen“, meinte Mira. Glaubten die, dass Mira es nicht auch liebend gern wissen wollte? Sie hasste es, wenn sie Fragen nicht beantworten konnte. Die ersten beiden Stunden waren spannend und Aufregend für Mira, obwohl es noch nicht einmal wirklicher Unterricht war. Danach ging es in die Pause, wo Mira Shin traf. Er wartete auf sie bereits unter einem Baum, in einer Ecke. Mira sah zu Omoi, der neben ihr ging. „Da drüben ist mein Bruder. Ich geh mal zu ihm, wir sehen uns dann wieder in der Klasse“, meinte Mira und lief zu Shin. Der grinste sie schon an. „Du hast schon Freunde gefunden?“ „I-ich glaube“, meinte Mira und wurde rot, musste aber grinsen. „Wo sind deine Freunde?“ „Ich… äh…“, machte Shin kurz und sah zur Seite. „Ist nicht so wichtig. Hab ihr schon etwas gelernt?“, versuchte er vom Thema abzulenken. „Nein. Noch nicht. Wir haben uns vorgestellt und dann hat Sensei Akito noch geredet. Ich hab mich aber gar nicht vorstellen können.“ „Wieso nicht?“ „Sensei Akito hat mich vergessen, weil ich ganz unten auf der Liste stand. Nur weil ich nicht weiß, wie mein Nachname ist“, murrte Mira. „Oh. Aber du kannst das ja noch nachholen“, versuchte Shin Mira aufzumuntern. „Wieso hab ich keinen Nachnamen? Alle anderen haben einen. Sensei Akito meinte auch das ich einen haben müsste.“ „Äh…“, machte Shin und dachte nach. Dass Mira immer nur solche schweren Fragen stellen musste… „Alle anderen haben auch Eltern. Wieso bin ich die Einzige?“ „Meine Eltern leben doch auch weit weg und sind nicht hier.“ „Aber du hast einen Nachnamen“ „Ja, weil ich meine Eltern kenne“ „Ich will meine auch kennen“, schmollte Mira. Shin neigte den Kopf, dann schüttelte er ihn. „Du brauchst keinen. Du bist Mira, einfach nur Mira. Reicht das nicht?“ Daraufhin murrte Mira nur nachdenklich. Die restliche Pause verbrachten beide sehr ruhig, bis es wieder in den Unterricht ging. Kapitel 15: Unter Menschen und doch alleine ------------------------------------------- Kumogakure, 02.04. Es war der zweite Tag an der Akademie und es war ganz anders als am Vortag. An diesem Tag ging es bereits richtig los, so erzählte es Mira zumindest Shin in der Pause. „Wir haben schon die Fingerzeichen geübt und Geschichte hatten wir heute auch schon. Das war lustig, es sind die gleichen Geschichten die Omi immer erzählt hat“, meinte Mira. Sie saß mit Shin unter einem Baum und aß ein paar Reisbällchen. „Omoi sagt ich bin ein Streber in Geschichte“, meinte Mira und war sich nicht sicher ob das gut oder schlecht war. „Das ist gut“, klärte Shin sie auf. „Immerhin weißt du schon etwas.“ „Ja aber bei den Fingerzeichen tue ich mich noch schwer“, kam von Mira etwas enttäuscht. Shin schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln und ging auf etwas anderes ein. „Wer ist eigentlich Omoi?“ Daraufhin wurde Mira rot, musste aber grinsen. „Ich glaube wir sind Freunde.“ „Du glaubst?“ „Ich… ich weiß nicht. Er hat nicht gesagt, ob wir Freunde sind oder nicht, aber ich glaube wir verstehen uns“, murmelte Mira. „Wo sind deine Freunde?“ Diese Frage hatte sie schon gestern gestellt und bekam auch heute dieselbe Antwort. Gar keine. Shin sah weg. „Ich denke wir sollten wieder zurück in die Klasse. Die Pause ist gleich aus.“ „Aber du hast meine Frage nicht beantwortet“, kam von Mira. Shin war schon aufgestanden und Mira folgte ihm bis ins Schulgebäude wo sie wieder Omoi über den Weg lief, der sie kurz aufhielt. „Warst du wieder mit deinem Bruder zusammen?“, fragte er neugierig was sie in der Pause gemacht hat. „Ja“, murmelte Mira abwesend und versuchte Shin weiter zu verfolgen. „Wohin gehst du? Wir müssen da entlang“, meinte Omoi, was Mira gut ignorierte. Sie folgte Shin weiter, vorbei an ihrer Klasse und näher zu seiner. Omoi lief ihr nach. „Wenn wir nicht rechtzeitig in der Klasse sind bekommen wir ärger… und wenn wir ärger bekommen, dann schmeißen die uns vielleicht aus der Schule raus und können nie Ninja werden.“ „Ach was, das wird schon nicht passieren, Omoi“, sagte Mira und zog ihn mit sich. „Shin beantwortet meine Frage nicht, also muss ich selbst drauf kommen“ Die beiden standen vor der Klassentür in die Shin gegangen ist. Die Tür hatte weiter oben nur ein kleines Fenster, da könnte Mira hindurchsehen, wenn sie doch nur größer wäre. Kurz sah sie sich um, fand aber nichts wo sie draufsteigen konnte um hindurch zu sehen und Shin beobachten zu können. Sie wollte nun unbedingt wissen, wer seine Freunde waren. „Omoi, heb mich hoch. Kannst du das?“ Er legte den Kopf schief und stutzte seine Lippen. Aber nach kurzem Zögern tat er um was er gebeten wurde. Er hob Mira ein Stückchen hoch, so dass sie durch das kleine Fenster in der Tür schauen konnte. Dort sah sie die älteren Schüler. Die meisten tratschten noch mit ihren Freunden, aber keiner von denen war Shin. Mira brauchte ein bisschen bis sie ihren Bruder endlich in der letzten Reihe in der Ecke gefunden hatte. Alleine. Er redete mit niemandem, starrte nur aus dem Fenster. Wieso? Wo waren seine Freunde? Die anderen redeten doch auch noch mit einander. „Mira, ich kann dich nicht mehr lange halten“, murmelte Omoi. „Bisschen noch“, murmelte Mira, in diesem Moment traf sie Shins Blick und sie erschreckte sich so sehr, dass Omoi und sie hinfielen. „Au“, murmelte Omoi. „Das hätte schief gehen können. Du hättest dir den Hals brechen können und dann…“ Jedoch wurde er unterbrochen, als die Tür aufging. Shin lugte hinaus, als er Mira und Omoi sah, trat er hinaus und schloss die Tür hinter sich. „Mira, was machst du hier? Du solltest in deiner Klasse sein“, tadelte Shin sie gleich. Er reichte Omoi und dann Mira die Hand und half ihr auf. Sie wurde rot als ihr Bruder so auf sei herabsah. „Ich…äh“, machte Mira und überlegte kurz. „Spionierst du mir nach?“, erriet Shin, was ihn allerdings ganz und gar nicht erfreute. „N-Nein“, machte Mira, es hörte sich aber mehr nach einer Frage, als einer Antwort an. Shin sah doch ziemlich wütend auf sie hinab, bis Omoi Mira an der Hand nahm. „Wir sollten jetzt wirklich los, Sensei Akito fragt sich noch wo wir bleiben“, drängte er und zog Mira mit sich. Sie folgte ihm und warf nur kurz einen Blick über ihre Schulter, um nach Shin zu sehen. Der begab sich aber auch sehr schnell wieder in seine Klasse. Vor Miras und Omois Klassenzimmer angekommen, ging Mira voran und öffnete leise die Tür. Zu ihrem Pech war der Lehrer auch schon da und starrte die beiden, zu spät gekommenen Schüler, tadelnd an. „Wo wart ihr?“, fragte er und hörte sich nicht mehr so nett wie sonst an. „Wir haben uns verlaufen“, meinte Omoi schnell, was ein leises kichern in der Klasse auslöste. Sensei Akito seufzte kurz und bat die beiden Kinder dann auf ihren Platz. „Puuh…“, machte Mira erleichtert und grinste frech, dass ihr Sensei, Omois kleine Notlüge geglaubt hat. „Danke, Omoi. Gut dass dir so etwas eingefallen ist.“ Er nickte darauf kurz und grinste neben Mira. Danach konzentrierten sich beide wieder auf den Unterricht. Am frühen Nachmittag war der Unterricht schließlich zu Ende und Mira packte schon ihre Sachen in ihren orangen Rucksack ein. „Die Hausaufgaben sind bis Morgen zu machen“, wiederholte Sensei Akito noch einmal, während die Hälfte der Klasse bereits raus gerannt war. Mira und Omoi ließen sich Zeit, besonders Omoi tat das. Daher durfte Mira auf ihn warten, bis er endlich bereit war auch die Klasse zu verlassen. Er warf sich seinen Rucksack um seine Schulter und beide machten sich auf den Weg. „Bis morgen, Sensei Akito“, verabschiedete sich Mira, als sie die Klasse verließ. „Bis morgen, Mira“, erwiderte er. „In welche Richtung musst du?“, fragte Omoi als sie draußen, vor dem Akademie-Gebäude waren. „Da lang“, zeigt ihm Mira mit ihrem Finger, in Richtung Dorfmitte. „Cool. Gehen wir zusammen?“ „Ich wollte noch auf Shin warten.“ „Oh… na gut. Dann bis morgen.“ „Bis morgen“, verabschiedete Mira sich grinsend und Omoi setzte sich in Bewegung. Mira dagegen richtete ihnen Blick wieder auf die Schule und wartete… Es verging noch eine halbe Stunde, die Mira unter einem Baum vor der Schule verbrachte und einen Stein vor sich hin und her kickte. Dann hörte sie das Läuten und sie sah auf. Jetzt sollte Shin auch aus haben und Mira suchte schon zwischen den Schülern nach ihm. Sie ging wieder auf den Ausgang der Schule zu, wo die älteren Schüler sie auch ab und zu ein wenige weg drängten, als diese eilig die Schule verließen. Unter ihnen war nichts von Shin zu sehen. Etwas enttäuscht stand Mira da, als der Strom abnahm. Wo war er nur? „Mira…“, murmelte eine Stimme und Mira erblickte endlich Shin. Sie wollte schon zu grinsen beginnen, dass aber ganz schnell wieder verschwand. Shin sah sie kurz an, ging dann aber rasch an ihr vorbei. „Warte, Shin“, murmelte Mira und lief ihm schnell nach, um ihn einzuholen. „Was ist denn los?“ Ganz plötzlich blieb Shin stehen und blickte zu Mira hinab. Sie fühlte sich gar nicht gut. Er blickte ernst und so ernst, hatte er sie noch nie angeblickt. Sofort bekam Mira Bauchweh. „Weißt du wie verantwortungslos es war, dass du heute mir in die Klasse gefolgt bist? Du hättest ärger bekommen können und es ist erst der zweite Schultag.“ „Aber ich wollte nur… du hast meine Frage nicht beantwortet“, murmelte Mira stur. „Ich muss dir nichts beantworten“, meinte Shin etwas zu energisch. Mira sah zu Boden. Sie wusste, dass es dumm war, zu spät zu kommen nur wegen einer Frage. Aber dank Omoi hatte sie keinen Ärger bekommen. Es war doch alles gut, wieso regte sich Shin so sehr auf? Der Weg nach Hause war ruhig. Mira wagte es nicht mehr etwas zu sagen und wollte nicht mehr von Shin angefahren werden. Keiner der beiden sprach auch nur ein Wort. Doch irgendwann war es dann schon so unangenehm und Mira musste etwas sagen. Sie konnte nicht ihre Klappe halten, wenn Shin doch so böse auf sie war, allerdings wollte sie auch nicht, dass er sie anfuhr. Nicht noch einmal. „Shin“, wagte es Mira zu sagen. Er drehte sich um und hatte noch immer einen Mürrischen Blickt aufgesetzt. Eigentlich war sie kurz davor ihm zu sagen, dass es echt mies von ihm war sich so zu verhalten. Sie wollte doch nur etwas herausfinden, aber dann würde sie Shin vielleicht verletzen oder sie würden streiten. „Ich muss noch wohin“, brachte sie nur heraus und drehte sich sofort in die andere Richtung. Sie rannte einfach weg von Shin und ließ ihn alleine, bevor sie irgendeinen Krach haben konnten. Verwirrt blickte er ihr nach, vielleicht sogar traurig, doch Mira drehte sich nicht um. Sie rannte weiter, bis sie Shin nicht mehr sehen konnte. Wohin könnte sie jetzt gehen? Sie konnte jetzt nicht einfach heim, wo Shin war. Mira fürchtete, er würde nur noch mieser gelaunt sein, jetzt wo sie ihn auch noch stehen gelassen hatte. Schließlich beschloss sie den Hügel hinauf zu gehen. Dort oben hatte sie noch ein Ziel. Es war ein Anwesen, das Mira im letzten Jahr kennenlernen durfte. Wie gewohnt, klopfte sie an dem Tor an, bis jemand aufmachte. Ein dunkelhaariger Mann blickte auf sie hinab. „Mira“, murmelte er. „Hallo, Akira-san“, begrüßte sie den Mann. Seine dunklen Augen ruhten auf ihr und zeigte ein kleines Lächeln. „Willst du dir wieder die Vögel ansehen?“, fragte er. Yugitos Vater hatte eine strenge Stimme. Manchmal, wenn Yugito böse auf Mira hatte sie Ähnlichkeit mit ihrem Vater. Aber ansonsten war ihre Stimme sanft. So sanft wie die ihrer Mutter. „Ja, bitte.“ Mira zog ihre Schuhe aus und durfte dann schon das Haus betreten. Sie kannte den Weg schon und ging in das Wohnzimmer. Dort saß Sora mit einem kleinen, bunten Vogel. „Mira“, entdeckte sie die Kleine. „Hallo“, wurde sie von Mira begrüßt, die sofort ein Auge auf den Vogel geworfen hatte. „Der ist ja süß“, meinte Mira und ging auf Sora und den Vogel zu. „Bist du alleine gekommen?“, fragte Sora. „Ja“, meinte Mira schon ganz abwesend. Sora blickte ihren Mann, der hinter Mira hereingekommen war etwas traurig an, dann wandte sie wieder zu Mira. „Du könntest ja einmal Yugito mitnehmen, wenn du herkommst“, meinte Sora dann leise. „Sie mag nicht. Sie ist eine Katze, sagt sie immer“, erzählte Mira, „und Katzen fressen Vögel. Es wäre nicht gut, wenn sie herkommen würde, sagt sie immer. Außerdem bin ich schon groß genug, um alleine herzukommen.“ Etwas stolz blickte Mira zu Sora hoch. „Das bist du“, sagte sie mit einem kleinen traurigen Lächeln. „Alles in Ordnung mit dir?“ „Ja… naja… Shin ist wütend auf mich…“, sagte sie traurig. „Ich hab ihn gefragt, ob er mir seine Freunde vorstellt aber er will einfach nicht“, platzte es Mira heraus. „Dann bin ich ihm gefolgt und jetzt ist er böse deswegen.“ „Oh“, machte Sora leise. „Gib ihm ein bisschen Zeit. Er beruhigt sich schon. Du kannst ja inzwischen hier bleiben.“ Schließlich übergab Sora ganz vorsichtig Mira den Vogel. Er hatte einen roten Kopf und war sonst ganz grün. Mira mochte diese auffälligen Farben sehr. Und während Mira unter Akiras Aufsicht den Vogel hielt, konnte Sora für sie einen Tee machen. Meistens blieb Mira nicht lange. Sie sah nur nach ein den Vögeln, trank ihren Tee und verabschiedete sich auch schon wieder. So auch jetzt. Als der Tee fertig war, war es Zeit heimzugehen. Zu Shin, der hoffentlich sich ein wenig beruhigt hatte. Mira kam daheim an, wo sie wie gewohnt auch ihre Tasche fallen ließ, die Mira die ganze Zeit herumgeschleppt hatte. Danach ging Mira ins Wohnzimmer, leise, als ob sie etwas zu befürchten hätte. Aus der Küche konnte sie Essen schon riechen. Shin hatte etwas aufgewärmt. Hoffentlich war das ein gutes Zeichen. „Shin?“, rief sie vorsichtig durch die Wohnung „Was?“, fragte er, aus der Küche. Er klang noch immer leicht gekränkt. Mira blieb stumm, ging in die Küche und setzte sich zum Tisch, wo Shin für sie bereits einen Teller hergerichtet hatte. Still aß sie ihr Essen auf, genauso wie Shin. Es war eine bedrückende Stille, die sich über die beiden gelegt hatte und nur manchmal warf Mira ihrem großen Bruder einen Blick zu. Er sah bedrückt aus, etwas besorgt. Es war nicht der starke und selbstbewusste Shin, den Mira so sehr bewunderte. Doch Shin blieb Shin, ob nun schüchtern und zurückhaltend oder selbstbewusst und stark. Dass er so wütend war, als Mira ihn in der Klasse gesehen hatte. Dass er ihrer Frage aus dem Weg ging und dass er immer mit Mira zusammen war, machte Mira eines klar. Shin war alleine. Als sie das realisierte blickte sie auf und starrte Shin an. Auch er blickte auf, als er Miras Blick merkte. Für einige Momente sahen sie sich beide an, doch nicht lächelnd, wie sie es sonst taten. Trotzdem wussten sie, was der andere dachte. Mira wusste, dass ihr Bruder bemerkt hatte, dass sie seinen kleinen Fehler kannte. Dass, was er verstecken wollte und vor Mira nicht zeigen wollte. Doch schlussendlich zuckte Mira nur mit ihren Schultern. Sie hatte Shin von dem Zeitpunkt bewundert, als er sich für sie eingesetzt hatte. Wie Yugito es einmal getan hatte. Mira hatte nie darüber nachgedacht, was für Fehler Shin hatte. Es war ihr so egal. Sie bewunderte ihn dafür, dass er so war, wie er nun einmal war. Er war ihr Bruder und darauf war sie stolz. Beide kamen im Stillen überein, dass sie nicht darüber sprachen und weiter machten, als ob alles ganz normal wäre. Kapitel 16: Eifersucht eines einsamen Jungen -------------------------------------------- Kumogakure, 03.04. Es war dunkel als Shin aufwachte. Er sah auf die Uhr. Fast schon drei Uhr in der Nacht und es war so dunkel draußen, wie sonst zur keiner Zeit. Müde fuhr er sich durch die Haare und spürte neben sich seine Schwester, die friedlich schlief. Ach ja, Mira schlief wieder einmal bei ihm. Aber diesmal war sie so ruhig, im Vergleich zu sonst. Auch in dieser Nacht hatte sie sich wieder aufgedeckt, aber sie schlief ruhig. Ihre Atmung war ruhig, sie zuckte nicht und trat auch nicht. Das war es, was Shin aufgeweckt hatte. Diese Ruhe. Es war ungewöhnlich, dass Mira nicht irgendwann in der Nacht aufwachte. Sie hatte immer Alpträume, aber heute nicht. Das kam selten vor, doch es war gut. Shin deckte sie wieder zu, nachdem das Mädchen sich aufgedeckt hatte und drehte sich dann auf die andere Seite, um wieder in den Schlaf zu sinken. Als der Wecker läutete war Shin pünktlich eine Minute vorher schon wach und genoss noch das bisschen Zeit, dass er noch hatte, um im Bett zu liegen. Doch nicht lange, dann setzte er sich auf und rüttelte an dem Mädchen neben ihm, dass es endlich aufwachte. „Komm schon, Mira“, murmelte Shin müde und streckte sich. Er stieg über sie drüber, da er derjenige war, der innen geschlafen hatte und schlürfte zum Schrank. Bevor er sich aber umziehen konnte… „Mira, komm schon“, sagte er noch einmal, worauf die Blonde endlich reagierte. „Ich bin wach, ich bin wach“, murmelte sie. Sofort hatte sie sich aufgesetzt und blinzelte ihn an. Kurz streckte sie sich, dann wanderte sie aus Shins Zimmer, damit er sich umziehen konnte und auch Mira musste sich für die Schule heute fertig machen. Shin zog sich um, dann ging er in die Küche, wo er auf Yugito traf. Er setzte sich zum Esstisch, wo auch sie gerade ihr Frühstück einnahm und er begann zu essen. Mira kam nicht viel später in die Küche und summte glücklich. Sowohl Shin als auch Yugito sahen zu ihr. „Du bist ja munter heute“, meinte Yugito, als sie Mira sah. „Sie hat gut geschlafen“, meldete sich Shin mit vollem Mund. Er schluckte runter, bevor er weiter sprach: „Mira hat die ganze Nacht durchgeschlafen, ohne einen Alptraum.“ „Tatsächlich?“, meinte Yugito und blickte Mira an. „Das passiert nicht oft.“ Darauf blickte Mira Yugito neugierig an, setzte sich dann aber auch zu ihnen auf den Tisch und begann zu Frühstücken. „Gestern war ein anstrengender Tag, ich war so müde. Vielleicht deswegen“, murmelte Mira. „Genau. Sie hat sich nicht mal wirklich umgezogen, sondern gleich in mein Bett gelegt“, erzählte Shin. Er nahm noch den letzten bissen von seinem Frühstück ein, dann sprang er auf. „Kommst du, Mira? Wir müssen los.“ Daraufhin verschluckte sich Mira kurz und begann zu husten. Yugito klopfte ihr auf den Rücken bis es besser wurde. „Ich komm ja schon“, murmelte Mira, die anscheinend die Zeit ganz übersehen hatte und hastig ins Wohnzimmer lief um ihre Schulsachen zu holen. Nicht lange, da verabschiedeten sich Mira und Shin von Yugito und liefen zum Akademiegebäude. Dort trennten sich auch ihre Wege vorerst. „Bis später, Shin“, verabschiedete sich Mira, als sie einen weißhaarigen Jungen sah und ließ Shin im Gang des Akademiegebäudes zurück. „Bis später“, konnte Shin noch murmeln, doch war er sich nicht sicher, ob Mira das noch gehört hatte. Sie war schon davon gelaufen, zu ihren Freunden. Shin dagegen machte sich alleine auf den Weg in sein Klassenzimmer. Es war noch recht früh und deswegen war auch noch kaum sonst jemand in der Klasse. Das war gut so. Shin mochte es, wenn er ein wenig alleine sein konnte und die Ruhe vor dem Sturm genießen konnte. Jeder Schultag war ein Sturm. Doch die Pause war ein kleiner Lichtblick inmitten von den hohen und lauten Wellen. Die Zeit verging nur langsam und Shin sah auf die Uhr. Es waren schließlich nur mehr fünf Minuten, bis die Schulglocke läutete. Noch fünf Minuten und Shin versuchte so unauffällig, wie nur möglich aus seiner Tasche, seine Pausen-Box heraus zu holen. „Hey!“, sagte Shins Ninjutsu- und Geschichtslehrerin sofort laut. Shin zuckte zusammen und ließ seine Box wieder zurück in die Tasche gleiten. In dem Moment war es, als ob ihm ein Kloß im Hals stecken würde. Hatte sie ihn erwischt? Shin blickte vorsichtig auf und sah, dass die Lehrerin glücklicherweise, nicht ihn gemeint hat, sondern einen Klassenkameraden, der das Gleiche im Sinn hatte. „Fünf Minuten hältst du noch aus. Schreibt euch die Hausaufgaben auf“, meinte die Lehrerin ernst. Mit einem leisen und erleichternden Stöhnen nahm sich Shin einen Stift und einen Zettel für die Aufgabe. Wieder einmal hatte sie ihnen viel zu viele Hausaufgaben aufgebrummt, doch – ENDLICH – konnte man das lang ersehnte läuten hören. Ab diesem Zeitpunkt konnte die Lehrerin so streng sein, wie sie nur wollte, die Schüler würden trotzdem in ihre wohlverdiente Pause marschieren. Shin fischte seine Box wieder aus der Tasche und rannte ja schon fast aus der Klasse. Erst kurz am Gang wurde er langsamer und machte sich groß, um Mira zu finden. In der Menge war es gar nicht so leicht und Shin wurde hinaus gedrängt. „Shin“, konnte er eine bekannte Stimme vernehmen und schon begann Shin zu grinsen. Er sah Mira gleich am Eingang auf ihn warten. Sie winkte ihm überdeutlich zu, damit man die Kleine in der Menge sehen konnte. „Du brauchst nicht so einen Aufstand machen, Mira. Ich hab dich doch schon längst gesehen“, meinte Shin und griff nach ihrem Arm, um ihr Winken zu stoppen. Es würde zu viel Aufmerksamkeit auf sie ziehen. „Omoi wartet auf uns am Trainingsplatz. Dort wollen heute welche einen kleinen Wettbewerb machen, hat er gesagt“, erzählte Mira gleich. „Ah…“, machte Shin zögerlich, „wäre es nicht besser, wenn wir uns dorthin setzen?“ Er zeigte auf eine Ecke unter zwei Tannenbäumen. „Willst du den Kampf denn gar nicht sehen? Alle gehen dorthin, meinte Omoi.“ „Ähm…“, murmelte Shin und blickte auf Mira hinab, die ihn schon bei der Hand gepackt hatte und mit sich zog. Sie erwähnte ihren neuen Freund Omoi ja recht oft. Dabei fühlte sich Shin ganz und gar nicht wohl. „Wir sollten da wirklich nicht hin. Wir dürfen nicht kämpfen, außerhalb des Unterrichts. Willst du jetzt bereits ärger bekommen?“ Mira blickte ihren Bruder an und blinzelte. „Alle sind dort“, meinte Mira trotzig, als ob es ihr egal wäre, wenn sie ärger bekommen würde und ließ Shin keine Zeit um ihm zu widersprechen. „Komm schon! Es wird doch bestimmt lustig“, sie lief voran und folgte den anderen Kindern, die sich auf den Trainingsplatz begaben. Shin dagegen rührte sich nicht und sah nur, wie Mira in der Menge verschwand. Er folgte ihr nicht, sondern drehte sich um und marschierte gemütlich zu einem Baum, neben dem eine niedrige Mauer war, auf die er sich setzen konnte und endlich seine Pause genießen konnte. Gerade hatte er sie ausgepackt und wollte in sein saftiges Hühnchen-Sandwich hineinbeißen, als er aus dem Augenwinkel jemanden bemerkte. Sofort wandte er sich zu dem Jungen, der nur zwei Meter entfernt von ihm saß. Auch der andere Junge blickte ihn mit seinen grünen Augen kurz an, doch keiner der beiden sagte etwas. Ein wenig unruhig rutschte Shin auf seinem Platz herum, doch versuchte er ihn dann zu ignorieren und seine Pausenbrot zu Essen. Doch er spürte die Blicke des anderen Jungen. Was machte er hier? Shin hatte ihn noch nie gesehen. Ob er neu hier war? Aber wieso war er nicht, wie all die anderen auf dem Trainingsplatz und sah denen beim Kämpfen zu? Schließlich hatte Shin innerhalb von drei Minuten sein Essen gegessen und stand hastig auf. Damit machte er sich auf Mira am Trainingsplatz zu suchen. Doch als er aufstand, nahm er bereits Tumult wahr. Er konnte sehen, wie einer der Lehrer bereits dazwischen gegangen war und die Schüler verteilten sich langsam wieder. In dem Moment läutete die Glocke und verkündete, das Ende der Pause. Erst als er das letzte Läuten für den heutigen Tag vernahm, traf er endlich wieder auf Mira, als sie das Schulgebäude verließen. Draußen, gleich neben dem Eingang der Akademie fand Shin sie zusammen mit Omoi. „Mira, da bist du ja“, sagte Shin erleichtert und ignorierte Omoi komplett. „Hi Shin. Omoi, das ist mein Bruder. Shin, das ist Omoi. Ich sitze neben ihm in der Klasse.“ Omoi lächelte kurz freundlich, während Shin gleich die Arme verschränkte. „Wir sollten heim gehen“, meinte Shin und packte Mira bei der Hand. „Oh, warte Shin“, begann Mira und riss sich von ihm los. Kurz sah sie ihn verwirrt und auch ein wenig wütend an. Sie verabschiedete sich allerdings von Omoi nur mehr und folgte ihrem Bruder dann. Doch der schien plötzlich in einer ganz und gar nicht guten Stimmung mehr zu sein. Daher sprach Mira ihn auch nicht mehr an, bis sie daheim waren. Dort angekommen ging Mira zuerst in die Küche, Shin dagegen hatte wenig Hunger und setzte sich zu Yugito auf die Couch, die gerade ein Buch las. Als sie merkte wie Shin sich auf das Sofa bereits fallen ließ, wusste sie, dass er schlechte Laune hatte. „Was ist los?“, fragte sie ihn gleich. Shin zögerte und sah zuerst in den Gang, um sicher zu gehen, dass Mira noch in der Küche war. „Mira wollte heute in der Pause gar nicht bei mir sein. Sie hängt jetzt immer mit Omoi ab“, murrte Shin leise und blickte finster drein. Yugito lächelte sanft und versuchte Shin damit etwas zu besänftigen. „Mira verbringt doch so viel Zeit mit dir. Ihr seid den ganzen Nachmittag immer zusammen.“ „Ja… aber sie wird bestimmt bald mehr mit diesem Typen machen. Der ist eigentlich richtig doof.“ Daraufhin wurde Yugitos Lächeln zu einem Grinsen. Sie hatte Shin selten eifersüchtig erlebt. „Shin“, begann Yugito und wurde ernst. Shin merkte es und wurde nun doch ein wenig nervös. „Ich weiß, du und Mira steht euch sehr nah. Ich weiß dass sie für dich sehr wichtig ist, aber du darfst sie nicht einengen. Sie ist nun auf der Akademie und in ihrer eigenen Klasse, wo sie auch Freunde finden soll. Sonst ist sie alleine.“ Shin sah kurz zu Boden und wusste genau, was Yugito damit sagen wollte. Er wusste es besser als andere, wie es ist alleine zu sein. „Aber nur weil sie jetzt auch andere Freunde hat, heißt das nicht, dass sie dich vergisst. Mira hat dich wirklich sehr gern, Shin“, beendete Yugito damit ihren Satz. Shin sah wieder zu ihr hoch und schluckte. „Ich… ich will nicht, dass sie mit anderen etwas macht“, überwand er sich schließlich und sagte damit die reine Wahrheit, wie er empfand. Er wollte es nicht. Er war Miras bester Freund und so war sie es auch für ihn. Yugito konnte daraufhin nur ihre Lippen kräuseln und suchte nach einer Antwort. Kinder waren nicht einfach… „Shin… ich versteh dich. Aber glaub mir, wenn du sie davon abhältst mit anderen etwas zu unternehmen, dann wird sie sich am Ende von dir entfernen. Mira ist kein dummes Kind. Sie sieht was du fühlst.“ Shin atmete zwei Mal tief durch. „Ich weiß, dass sie Omoi mag und sie glücklich ist, wenn sie auch mit anderen etwas macht. Ich mag es trotzdem nicht.“ „Manchmal müssen wir unsere eigenen Bedürfnisse etwas zurückschrauben um andere glücklich zu machen, Shin. Ich bin mir sicher, Mira würde dich auch unterstützen, wenn du einen Freund findest. Sie würde sich für dich freuen.“ Beide wussten, dass damit das Gespräch beendet war. Shin hatte es begriffen, doch das hieß nicht, dass er nicht Angst um Mira hatte. Dass sie ihn vergessen würde. Seine einzige Freundin. Shin dachte sehr lange über Yugitos Worte nach. Kapitel 17: Mission in den Wolken --------------------------------- In den Bergen - Kumogakure, 11.11. Die Luft war feucht und ein dichter Nebel hing über Yugitos Kopf. Es war kühl und bei jedem Atemzug würde man den Dunst sehen können, wenn der Nebel nicht so stark wäre. Der Sommer war schon längst vorbei. Yugito konnte kaum etwas sehen, daher versuchte sie sich nur auf die Geräusche um sie herum zu konzentrieren. Hinter sich konnte sie die Schritte ihrer Teamkameraden hören. Sie blickte kurz die beiden dunkelhäutigeren hinter sich an und allen dreien war bewusst, in welche Richtung sie gehen wollten. Sie waren auf einem Berg, nicht weit von Kumogakure entfernt. Es waren nur zwei Stunden, bis sie ihr Dorf wieder erreichen würden, sollte ihnen nichts dazwischen kommen. Steil ging es hinab und zwischen den paar widerspenstigen Bäumen die aus dem steinigen Boden sprießen versuchte Yugito so geschickt wie möglich ohne hinzufallen, den Hang hinabzusteigen. Neben ihr versuchte ihre Teamkollegin das gleiche, stellte sich aber um einiges weniger geschickt an und rutschte auf einen der wackeligen Steine aus. Yugito keuchte auf und packte ihre Hand. „Mabui!“, murmelte sie, leise. Sie hatte nicht vergessen, dass sie leise sein mussten, da der Feind hier überall lauern konnte. Mabui gab ein angestrengtes stöhnen von sich, hatte sich aber schnell wieder auf den Beinen und hielt sich an einem dünnen Baum fest. „Man kann nicht mal mit Chakra in den Füßen, sich richtig festhalten hier. Die Steine sind einfach zu lose“, kam es von dem Mann in ihrem Team. Darui. Ein seufzten kam von Mabui und Yugito grinste kurz. „Genieße es mit uns noch ein bisschen Mabui. Bevor du noch wirklich komplett die Assistentin des Raikage wirst. Du bist schon selten genug auf richtigen Missionen.“ „Als Assistentin auszuhelfen für Raikage-sama hat einen ganz eigenen Rang. Es ist auch schwierig genug…“, murmelte Mabui leise, während sie versuchte vorsichtiger weiter den Hang hinab zu steigen. Stille. Es war eine unheimliche Stille, die sich über sie gelegt hatte, während sie ihre Wanderung nach unten fortsetzten. Verfolgte sie denn wirklich keiner? Yugito umklammerte ihre Tasche fester, in der die Schriftrollen waren, die sie von den Kriminellen Ninjas besorgt hatten. Sie hätte ihr Leben darauf verwettet, dass die Nukenin ihnen bereits auf der Lauer lagen, doch da war nichts. Des Öfteren sah sie zu Mabui hinüber, die kein anderes Chakra spüren konnte. Als sie weiter den Berg hinabstiegen wurde auch der Nebel weniger dichter. Etwas, dass für sie sowohl Nachteile, als auch Vorteile hatte. Das Team zog sich weiter zurück zwischen den Bäumen, die es nun nicht mehr nur vereinzelt gab. Bald hatten sie sogar den Wald erreicht und es wurde flacher. „Mabui?“, fragte Yugito knapp nach. Diese schüttelte den Kopf. Noch immer konnte sie kein Chakra von anderen spüren. „Nein, Moment!“, rief Mabui plötzlich auf und drehte sich um. Yugito und Darui reagierten im selben Moment. Die Feinde konnten sehen, dass man sie entdeckt hatte, daher griffen sie auch gleich an. Im nächsten Moment kam ein Luftstrom über sie, der die Bäume bereits aus dem Boden riss. Yugito formte gleich Fingerzeichen und hielt mit einem Katon-Jutsu dagegen. Das Team verteilte sich im Wald. Mabui und Yugito sprangen auf einen Baum, während Darui am Boden blieb und sich auf einen direkten Kampf bereitmachte. „Es sind zwei“, meinte Mabui, nachdem sie kurz inne gehalten hatte. „Zwei und sie greifen uns trotzdem an? Die werden es bereuen“, murmelte Yugito selbstsicher und mit einem kleinen Grinsen. „Bleib hinten, Mabui.“ Yugito sprang einen Ast nach vorn und konzentrierte ihr Chakra. Bereit zum Angriff, doch Darui zeigte ihr, dass sie warten solle, bis die Gegner angriffen. Von einer auf die andere Sekunde trennten sich ihre zwei Gegner auf und attackierten aus zwei Richtungen. Sie waren schnell! Bereits im nächsten Moment spürte Yugito einen Schlag auf ihre rechte Schulter und konnte nur knapp ausweichen. Ohne Zögern formte sie Fingerzeichen und ließ einen riesigen Feuerball auf ihren Gegner los. Das brachte zumindest Entfernung zwischen die beiden. Etwas, dass Yugito im nächsten Moment bereute, als sie sah, dass er mit Nadeln nach ihr warf in Kombination mit einem Raiton-Jutsu. Yugito machte sich bereit, sah jedoch voraus, dass sie nicht allen der vielen Nadeln aus weichen konnte. Bevor sie jedoch entscheiden konnte, was sie tat, kam ein heftiger Windstoß und blies die Nadeln weg. „Alles ok?“, fragte Mabui nach, die ihr Futon-Jutsu eingesetzt hatte, um Yugito zu schützen. „Ja“, murmelte Yugito und startete wieder einen Angriff. Diesmal sprang sie jedoch vom Baum, um wieder am Boden zu sein und versuchte weniger Distanz zwischen sie und ihren Gegner zu bringen. Mabui folgte Yugito und als beide fanden, dass sie nah genug ihrem Gegner waren, attackierten sie wieder. Yugito setzte ihr Katon und Mabui ihr Futon ein, um Yugitos Flammen zu verstärken und erwischten ihren Gegner. Er stürzte, auf einen lockeren Stein, am Rand einer Klippe und fiel hinab. Um ihn brauchten sie sich nun nicht mehr kümmern. Nun blieb nur noch einer, den Darui in Schach halten konnte. Yugito lief zu ihm und feuerte gleich auch ein paar kleinere Feuerbälle ab, so dass der Feind abgelenkt wurde und Darui ihn erledigen konnte. Er keuchte, als er seinen Gegner endlich besiegt hatte. „Alles ok?“, fragte Mabui ihn und er nickte, jedoch ohne ein Wort zu sagen. „Wir sollten weiter zum Tempel und die Schriftrollen übermitteln. Weit ist es nicht mehr“, meinte Yugito. Die anderen beiden stimmten ihr zu und sie machten sich auf den Weg. Es dauerte eine Stunde bis sie endlich ihr Ziel erreicht hatten. Wieder mussten sie einen Hügel hinaufsteigen und der Nebel wurde dichter, je höher sie gelangen. Die Wolken hier, hingen tief. Doch die beiden Fackeln, die vor dem Eingang leuchteten, konnte man bald sehen. Yugito und ihr Team wurden bereits erwartet von einem alten Mönch. Er hatte keine Haare im Gesicht oder am Kopf, aber ein Muttermal war an seiner linken Stirnseite zu erkennen. „Willkommen“, murmelte er leise. Er sah kurz an Yugito, Mabui und Darui vorbei, bevor er sie rein bat. Die Eingangshalle des Tempels war groß und kühl. Darui bewegte seine Finger, als er sie vor der Kälte nicht mehr spürte. Yugito hatte dieses Problem nicht. Zumindest spürte sie die Kälte weniger, als Darui es zu spüren schien. „Wir haben die Schriftrollen sicher überbracht“, murmelte Yugito und kramte in ihrer Tasche. Es waren zwei Stück, die sie dem Mönch übergab. Er lächelte sanftmütig. „Folgt mir bitte. Ihr könnt euch in der Speisehalle ein wenig aufwärmen.“ Die Stimme des Mönches klang sanft und warm. Außerdem musterte er Yugito gründlich. Wie dem auch sei… die drei folgten dem alten Mönch in die Speisehalle. Niemand war dort. Nur ein einsames Feuer loderte dort, an der Feuerstelle. „Dass Raikage-sama ausgerechnet diejenige schickt, die den Nibi in sich trägt, wundert mich doch wenig“, murmelte der Mönch zu Yugito. Sie hielt kurz inne. „Sie wissen…“ „So eine Menge an Chakra erkennt sogar so ein alter Mönch wie ich. Wie auch immer… es passt doch, nachdem diese Schriftrollen nachgesagt wird, einen Teil der Macht des Nibis zu besitzen.“ Yugito hielt inne. Das hatte man ihr vor der Mission bereits gesagt. Doch sie war nicht sicher, was es zu bedeuten hatte. „Was für einen Teil?“, fragte Yugito ohne zu zögern. „Ihr beide“, wandte sich der Mönch an Darui und Mabui, „setzt euch und esst etwas. Yugito-sama, du kannst mit mir mitkommen, wenn du mehr erfahren willst.“ Yugito warf ihren Freunden einen Blick zu, doch sie verstanden und nickten. So folgte Yugito dem alten Mönch in einen Gang und dann in eine kleine, aber hoch gebaute Steinhalle. Sie war gut ausgeleuchtet. Überall waren Fackeln aufgehängt. „Was wird das?“, frage Yugito, nachdem es so lange still war. Der Mönch winkte sie zu einer Steintafel und legte dort die beiden Schriftrollen ab, die Yugito und ihr Team beschaffen hatte. „Normalerweise“, begann der Mönch langsam und mit brüchiger Stimme, „kommt der Jinchuriki des Nibi hier her, wenn er achtzehn geworden ist und wir weihen ihn, in das Geheimnis ein. Du bist fast zwei Jahre zu spät. Aber seit dem dritten Ninja-Krieg konnten wir dieses Geheimnis nicht preisgeben. Du siehst, viele haben es bereits auf diese Schriftrollen abgesehen.“ Yugito verstand, dass sie besonders waren, sonst hätte man sie nicht gestohlen. „Diese Schriftrollen beinhalten eine spezielle Beschwörungsformel.“ Für einen Moment hielt der Mann inne und sah Yugito an. Sie sah ihn aufmerksam an und wartete geduldig. „Der Jinchuriki vor dir hatte sie kein einziges Mal benutzen können, da er den Nibi nicht unter Kontrolle hatte. Aber du bis weit gegangen und hast ihn besser unter Kontrolle, als alle vor dir. Wir bewachen diese Schriftrollen für dich.“ „Was kann ich mit ihnen beschwören?“ „Waffen. Waffen, die zum Schutz unseres Landes gedacht sind. Und für nichts sonst“, sagte der Mönch streng. „Das heißt, ich kann sie nur im Notfall nutzen?“, frage Yugito nach. „Richtig. Es sind Waffen mit Macht. Wir bewachen sie und werden sie dir nur unter folgenden Bedingungen geben…“ Yugito hörte aufmerksam zu. „Du wirst einmal im Monat mit ihnen Trainieren müssen, damit du sie unter Kontrolle hast und es auch so bleibt. Es sind Waffen, die dein Chakra sehr stark beanspruchen. Deswegen dürfen auch nur Jinchuriki diese nutzen. Zweitens, wirst du sie nie gegen einen Freund einsetzen, gegen keinen der Mönche in unserem Tempel und nicht gegen diejenigen die zu Kumogakure gehören.“ „Damit bin ich einverstanden“, sagte Yugito entschlossen und wurde aufgeregter. Es waren mächtige Waffen, die nur sie beschwören konnte. „Die Beschwörungsformel aktiviert sich nur mit deinem Chakra“, meinte der Mönch und ließ Yugito über die Schriftrollen beugen. Diese legte ihre Hand auf das Siegel, welches auf den Schriftrollen eingezeichnet war und konzentrierte sich. Ein heller Rauch erschien und plötzlich konnte sie zwei Katanas vor sich liegen sehen. „Es sind zwei“, stellte sie verwundert fest. „Der erste Jinchuriki hatte diese gemacht. Er war ein ausgezeichneter Schwertkämpfer. „Verstehe“, murmelte Yugito. „Was hat der Mönch zu dir gesagt?“, fragte Darui dann am Heimweg vom Tempel. Yugito zögerte nicht zu antworten. „Etwas, dass nur dem Jinchuriki des Nibi gesagt werden durfte“, meinte sie grinsend. Sie log nicht, aber Yugito hatte versprochen, nichts von diesen Waffen zu erwähnen. Sie gehörten zu einer der Geheimwaffen von Kumogakure und nicht einmal die hochrangigen Ninjas durften davon wissen. Einmal im Leben fühlte sie, dass es doch Vorteile hatte, den Nibi in sich zu haben. „Du machst und neugierig, Yugito“, meinte Mabui leise. Doch sie machte keinen Versuch mehr aus Yugito heraus zu bekommen. Sie wusste auch, dass Yugito still bleiben würde. Es war bereits später Nachmittag als Yugito endlich wieder im Dorf war. Sie machte sich gleich auf, zu ihrer Großmutter, die auf Shin und Mira aufpasste. Dort angekommen, klopfte Yugito nur einmal und wartete nicht, bis jemand ihr die Tür öffnete. Im Wohnzimmer fand sie schließlich, Ima, Mira und Shin vor. „Yugito!“, rief Mira gleich erfreut und stand auf um sie zu umarmen. „Hi, Mira.“ „Oma Ima hat uns heute wieder total tolle Geschichten erzählt. Sie hat mir von Vögeln, die riesig groß sind erzählt und Geister die in Bäumen wohnen.“ „Vögel mh?“, machte Yugito nur und ließ den Blödsinn mit den Geistern beiseite. Sie setzte sich auf das Sofa und konnte sich endlich mal ein wenig entspannen, nach so einem langen Tag. „Ja. So wie deine Mama sie hat. Ich will auch so einen!“ „Einen Vogel, als vertrauten Geist?“, fragte Yugito erstaunt. „Mira ist ganz begeistert davon“, meinte Shin, der sich wohl bei der Sache nicht so wohl fühlte. „Sie meint, dass sie unbedingt mal auf ihnen Fliegen will.“ „Ja, das wäre doch toll“, murmelte Mira begeistert. Yugito grinste auf. „Du weißt, dass Katzen Vögel zum Frühstück essen.“ Shin musste lachen. „Zumindest vor Nobu sind sie sicher. Der traut sich nicht mal auf einen Baum zu klettern“, kam frech von Mira. „Nobu wird niemals meinen Vogel essen“, meinte Mira und hüpfte noch munter herum. „Ok, ok. Wir sollten heimgehen. Verabschiedet euch von meine Großmutter“, meinte Yugito schließlich und stoppte Mira ein wenig. Sie war so energiegeladen heute. Yugito fragte sich… Die drei verabschiedeten sich und gingen heim, wo sich Yugito auch gleich wieder auf das Sofa niederließ und erst einmal eine Kleinigkeit aß. Mira und Shin machten sich währenddessen gleich zum Schlafen fertig. „Bekomme ich auch noch etwas zu essen, Onee-chan“, murmelte Mira doch schon etwas müde, als sie sich fertig umgezogen hatte und im Pyjama war. „Klar. Ich mach dir noch etwas“, meinte Yugito. Sie stand auf, doch hielt im nächsten Moment wieder inne. „Sag mal Mira… hattest du denn deine Kette gestern Nacht um?“ „Huh?“, machte Mira und wunderte sich kurz über diese Frage. „Ich hatte vergessen sie abzulegen. Ja.“ „Lass sie heute wieder um“, meinte Yugito, während Mira den Kopf neigte. Kapitel 18: Das Geheimnis der Kette ----------------------------------- Kumogakure, 12.11. An diesem Morgen wachte Shin alleine auf. Es war selten, dass er alleine in seinem Zimmer schlief, seit dem Mira hier lebte. Schon fast hatte Shin sich daran gewöhnt, dass seine kleine Schwester immer bei ihm schlief. Doch diese Nacht tat sie das nicht. Es war komisch gewesen, doch Yugito hatte dieses Mal darauf bestanden. Sie hatte Mira versprochen, dass dieses Monster von dem Mira immer sprach, diesmal nicht kommen würde. Das wäre gut für Mira, aber Shin beschlich ein ungutes Gefühl als seine andere Bettseite leer war. Schließlich lag er um einiges länger im Bett, so dass Yugito bereits in sein Zimmer sah. „Shin, aufstehen. Du musst in die Akademie“, meinte sie und blickte ihn verwundert an. Es war selten, dass er verschlief. Eigentlich hatte Shin das noch nie. Schließlich schaffte es Shin endlich aufzustehen und sich anzuziehen. Als er raus kam, ging er den Gang entlang und bevor er ins Bad ging, sah er bei Mira vorbei. Er öffnete die Tür zu ihrem Zimmer und sah Mira noch in ihrem Bett friedlich schlafen. „Mira!“, sagte er laut, doch diese reagierte natürlich nicht. Daher ging Shin auf sie zu und rüttelte sanft an ihr, damit sie endlich aufwachte. „Mhh“, machte Mira müde. „Komm schon, wir müssen in die Akademie“, sagte Shin, worauf Mira endlich die Augen leicht öffnete. „Ich bin schon wach, bin schon wach“, murmelte sie, wobei sie noch immer wie im Halbschlaf schien. „Mira!“, kam von Shin nun schon etwas energischer. Erst da setzte sie sich langsam auf und rieb sich die Augen. Shin nickte und wusste, dass sie nun wach war. Daher verließ er dann das Zimmer und ging ins Bad. Als Shin fertig war, kam er in die Küche wo Yugito bereits auf Mira wartete, die gleich nach Shin herein kam. „Du siehst ausgeruhter aus, Mira. Deine Augenringe verschwinden schon fast. Du hast anscheinend gut geschlafen?“, fragte Yugito gleich und Shin kam nicht drum herum, dass seine große Schwester auf etwas hinaus wollte. Er musterte Mira genau, vielleicht fand er bei ihr die Antwort. Diese blickte aber nur verwirrt drein, als Yugito und Shin sie beide anstarrten. „Was ist denn los?“, fragte sie schließlich ganz verwirrt. „Du hattest heute keinen Alptraum?“, fragte Yugito noch einmal. „Nein. Ich habe gut geschlafen, danke“, murmelte Mira, noch immer etwas verunsichert, weil Yugito sie anstarrte. Diese ging nun auf sie zu und beugte sich zu Mira hinunter. Dann nahm sie die Kette in ihre Hand. „Ich glaube, dass es kein Zufall ist, dass du heute deine Kette um hattest und auch keine Alpträume hast.“ Mira blickte zu Yugito auf. „Heißt dass, der Stein ist so etwas, wie ein Talisman?“, fragte Mira. Sie konnte sich erinnern, dass Yugitos Großmutter auch einige daheim hatte, die sie vor Alpträumen und bösen Geistern schützen sollten. „Anscheinend…“, murmelte Yugito nachdenklich. „Das heißt, dass Mira diese Kette immer tragen muss, damit sie keine Alpträume mehr hat. Das ist doch toll“, murmelte Shin. Yugitos blickte noch immer nachdenklich drein, ließ aber dann auch von Mira ab. Shin und Mira warfen sich Blicke zu, doch sah Shin bereits wie spät es war. „Oh… komm, Mira. Wir müssen los.“ Damit sprang Shin vom Sessel und suchte seinen Schulsachen zusammen. Mira folgte ihm, wenn sie auch noch immer etwas verwundert war, über Yugitos Aussage. Dieses eine Mal kam Shin später in die Klasse als sonst, auch wenn es trotzdem noch früh genug war. Doch ganz alleine war er nicht mehr. Ein Mädchen war bereits vor ihm da und versuchte noch schnell die Aufgabe vom Vortag zu machen. Er ignorierte sie, wie immer, setzte sich auf seinen Platz und wartete bis der neue Sturm anbrach, in der Hoffnung ihn zu überstehen. Es begann und endete mit einem Läuten. Den halben Tag hatte Shin schließlich geschafft und endlich konnte er in die Pause. Er war einer der ersten, der aus der Klasse stürmte, doch keinen schien es wirklich aufzufallen. Shin hatte seine Jausenbox in der Hand und machte sich auf den Weg zum Ausgang in den Pausenhof. Im Gang draußen jedoch konnte er Miras Stimme hören, die ihm deutlich zuwinkte. Schnell ging Shin auf sie zu und stoppte sie. „Du sollst doch nicht so viel Aufmerksamkeit erregen“, murmelte Shin leise. „Ach was. Du musst mich doch sehen“, meinte Mira lächelnd. „Kommst du mit uns mit?“ „Nein danke, Mira. Geh du nur zu deinen Freunden.“ Für einen Moment blickte Mira ihn an, jedoch wusste sie, dass er es wirklich so meinte, wie er es sagte. Sie sollte gehen und Zeit mit ihren Freunden verbringen. „Na gut. Du kannst trotzdem jederzeit zu uns kommen“, meinte Mira. „Wir sehen uns nach der Schule.“ Sie winkte ihm noch einmal zu bevor sie raus ging und dem Strom der Schüler folgte. Shin folgte ihr, verlor sie jedoch recht bald und ging auch seinen eigenen Weg. Draußen war die Luft schon so kühl. Es war bereits November und weiße Wolken hingen über das Dorf. Für Shin war es ein normaler Tag und wie immer ging er auf seinen Platz, neben dem Tannenbaum und der niedrigen Mauer, auf die er sich setzte. Dann packte er sein Brot aus und wollte sich schon einen Bissen von diesem nehmen. Allerdings stimmte etwas an diesem Tag nicht. Shin hielt inne und sah neben sich. Er war alleine in seiner Ecke und ein mulmiges Gefühl überkam ihn für einen Moment. Doch plötzlich hörte er Schritte und blickte dem braunhaarigen Jungen mit den grünen Augen ins Gesicht. Schnell jedoch fokussierte Shin seinen Blick wieder auf sein Essen und nahm einen Bissen. Er musste kurz grinsen als er erleichtert feststellen musste, dass der Junge sich an diesem Tag nur verspätet hatte. Ansonsten war es immer er, der vor ihm auf der Mauer saß. Mittlerweile war es ein kleines Ritual geworden von Shin und diesem grünäugigen Jungen, dass sie nebeneinander saßen. Geredet hatten sie aber noch kein Wort miteinander. Shin wusste nicht einmal seinen Namen oder in welche Klasse er ging. Allerdings, dürfte er nicht viel älter sein als Shin selbst, daher würde er wahrscheinlich in die Nebenklasse gehen. Die beiden aßen ruhig, bis es läutete, dann stand Shin zuerst auf und ging. Der andere Junge stand nicht viel später auf und folgte ihn wieder in das Gebäude. Shin eilte in die Klasse und vergaß den Jungen ab da wieder komplett. Nach ihm kamen auch die anderen in die Klasse und es füllte sich langsam. Es war laut bis der Lehrer für Ninjutsu herein kam. In dem Moment machte Shin große Augen. Er hatte nicht genug geübt um das Jutsu der Verwandlung durchzuführen. Verdammt! Der Lehrer brachte die Klasse dazu, dass sie endlich ruhiger wurde und begann dann zu reden: „Ich werde euch heute Abprüfen auf das Jutsu der Verwandlung. Ihr kommt Alphabetisch zu mir nach vor.“ Wie immer klang seine Stimme, wie die eines alten, gelangweilten Mannes. Er war tatsächlich gelangweilt. Shin schluckte als das erste Mädchen vor die Klasse trat und ihr Bestes versuchte. „Henge no Jutsu!“, rief sie und eine Rauchwolke bildete sich kurz um sie, bevor sie sich in ihre Freundin verwandelte. Zumindest fast und auch der Lehrer war begeistert. Shin sah eifersüchtig zu ihr. Sie konnte es bereits so gut. Danach kamen noch einige bis sie zu dem Buchstaben „I“ kamen. „Shin Ito“, murmelte der Lehrer. Shin zuckte heftig zusammen als er seinen Namen hörte und blickte wie versteinert zum Lehrer. „Komm und zeig uns dein Jutsu“ Doch Shin zögerte. Es war als ob er plötzlich seine Beine nicht mehr unter Kontrolle hätte. Er wusste, dass ihn alle anstarrten. Es war ein ganz und gar nicht gutes Gefühl. Sein Herz schlug dadurch nur schneller. Doch letztendlich schaffte Shin sich zu erheben und ging nach vorne wo ihn alle offen anstarren konnten. Mit einem mulmigen Gefühl sah er zum Lehrer und versuchte nicht auf die anderen Kinder in seiner Klasse zu achten. Er wusste die beiden Jungs die in der letzten Reihe saßen grinsten schon. Dafür brauchte er nicht hinsehen. Er wusste, sie würden ihn so auslachen, wenn er nun versagen würde. Daher musste er nun alles geben um es zu schaffen. Shin nahm seine Hände, die ein wenig vor Aufregung zitterten und begann die Fingerzeichen zu formen. Uma, Inu, I, U, Hitsuji Puff! Im nächsten Moment hatte Shin Haare und Augen wie der Lehrer. Dieser schien sogar begeistert, auch wenn Shins Körper sich kaum verändert hatte. Wieder machte es puff und Shin verwandelte sich zurück. „Das war nicht schlecht, Shin. Aber du musst noch ein wenig üben“, hörte er vom Lehrer sagen und Shin biss sich auf die Lippen. Er konnte hören, dass einige murmelten. Als er auf seinen Platz zurückging hielten in zwei Jungs auf. „Du hast es ja nicht mal geschafft, seine Klamotten zu kopieren, du loser“, meinte der eine, jedoch leise genug, dass der Lehrer es nicht hörte. Shin ballte eine Faust und wollte gerade seinen Mund öffnen. Doch Worte kamen keine heraus. „Nicht einmal reden kannst du anständig. Jetzt fängt er bestimmt gleich wieder an zu stottern“, murrte der Junge und Shin kehrte ihm nun besser den Rücken. Er wusste, dass er sowieso nichts rausbrachte, er würde sich nur lächerlich machen. Irgendwann würde er es ihnen zeigen. Shin würde eines Tages ein starker Ninja werden und es ihnen schon zeigen. Er würde so stark wie sein Vater werden, vielleicht sogar noch stärker. Doch jetzt, war er nicht derjenige, der den Ton angab und musste sich zurückziehen. Verletzt zog sich Shin auf seinen Platz zurück und blickte aus dem Fenster. Es hatte zu schneien begonnen. Kapitel 19: Die Spur des Eises ------------------------------ Kumogakure, 12.11 Neben Mira schaukelte Omoi ungeduldig mit seinem Stuhl und blickte auf die Uhr, über der Tür. „Die fünf Minuten werden nicht schneller vergehen, nur weil du sie anstarrst“, meinte Mira leise. Ihr Lehrer Akito war sehr pünktlich und nutze noch jede Minute vom Unterricht immer aus. Doch kaum einer passte noch auf. Selbst Mira wandte sich lieber dem Fenster zu. „Es schneit“, murmelte sie und stupste Omoi an. Dieser hörte sofort auf mit dem Stuhl zu schaukeln und folgte Miras Blick. Eine leichte Schneeschicht bedeckte bereits die Wiese und die letzten Blätter die von den Bäumen gefallen sind. „Ist das nicht schön?“ „Ja. Hoffentlich schneit es nicht so viel, dass wir nicht mehr hinaus kommen. Dann müssten wir das ganze Wochenende in der Schule verbringen, bis man uns ausgräbt“, murmelte Omoi und runzelte seine Stirn. Mira grinste nur darauf, sagte jedoch nichts, da sie von dem Läuten der Schulglocke unterbrochen wurden. Glücklicherweise, denn Omoi hätte sich schon fast wieder in einem seiner „Worst-Case“-Szenen verfangen. In der Klasse wurde es laut und alle packten schnell ihre Sachen. Mira ließ sich Zeit damit und hatte keine Lust sich ins Gedränge zu werden. Genau so wenig Omoi, der sich auch Zeit ließ. Als die Klasse schließlich schon fast leer war, verließen sie diese auch endlich. Draußen wartete Shin bereits auf seine kleine Schwester. Sein Blick fiel kurz auf Omoi, jedoch dann wieder auf Mira und ein Lächeln bildete sich auf Shins Gesicht. „Komm schon, Mira“, rief Shin ihr schon zu. Mira erblickte ihn auch und begann zu lächeln. Sie drehte sich zurück zu Omoi. „Wir sehen uns nächste Woche wieder.“ Einmal winkte Mira ihm zu, bevor sie sich zu Shin begab. Er musste bereits ein paar Minuten draußen auf sie gewartet haben, denn seine Haare waren schon voll mit den großen Schneeflocken. „Hast du Aufgaben zu machen?“, fragte Mira gleich nach. „Wir könnten unsere Sachen heimbringen und dann gleich wieder raus gehen. Vielleicht finden wir Nobu und wir können Schneebälle auf einander schießen“ „Doch, aber ich kann sie morgen auch machen. Komm.“ Shin war genauso ungeduldig, wie Mira. In dem Moment wollten beide endlich den Schnee genießen, der Mittlerweile stark zugenommen hatte. Innerhalb von wenigen Minuten waren die Straßen des Dorfes so bedeckt, dass Shin und Mira sich wünschten, sich richtige Stiefel angezogen zu haben. Nur sehr kurz sahen Mira und Shin daheim vorbei und schmissen ihre Schultaschen einfach in den Vorraum. „Wartet, ihr beiden!“ Yugito hielt sie auf, als Shin die Tür schon halb geschlossen hatte. „Ihr müsst euch ordentlich anziehen. Das geht so nicht. Mira komm her.“ Den Schal, der am Kleiderständer hin nahm Yugito und hielt ihn Mira hin. „Aber mir wird mit dem so warm. Es ist doch gar nicht so kalt“, kam von Mira und sie wehrte sich gegen Yugito und den Schal. Von dieser hörte man ein murren. „Ich brauch das nicht!“. „Du wirst dich verkühlen.“ „Werde ich nicht. Ich geh jetzt“, meinte Mira und lief blitzschnell zur Tür und hinaus. Yugito sah ihr nach und seufzte nur. „Shin, sieh zu, das sie wenigstens diese Handschuhe an hat“, bat Yugito ihn. Er nickte und nahm die Handschuhe mit. Für sich und für Mira. Er selbst achtete schon mehr darauf, dass er anständig angezogen war. Am Ende der Treppe wartete Mira auf Shin, der endlich nachkam. „Onee-chan hat gesagt du sollst die zumindest anziehen“, meinte er und hielt Mira die Handschuhe hin. Einen Augenblick lang starrte Mira nur darauf. „Ich brauch die doch wirklich nicht. Schau…“ Im nächsten Moment nahm sie eine Hand voll Schnee und formte es zu einer Kugel. „Es ist gar nicht so kalt“, meinte Mira schließlich, bis sie plötzlich den Schneeball auf Shin warf, was ein großer Fehler war. „Das hast du nicht wirklich getan?“, murmelte er noch recht überrascht. Doch fing er sich schnell wieder, vergaß die blöden Handschuhe, die Mira anziehen sollte und widmete sich lieber daran, sich an Mira zu rächen. Schnell nahm er den Schnee und formte selbst einen Ball, den er auf Mira warf und sie sogar traf. „Aah!“, machte Mira als der kühle Ball auf ihre Brust fiel und ein bisschen in ihre Jacke gelang. Kalt fühlte sich der geschmolzene Schnee auf der Haut an. Shin musste lachen. „Doch ein bisschen kühl, was?“, sagte er, während er schon den nächsten Schneeball für Mira formte. Als Mira das sah, begann sie zu rennen. Fast eine Stunde lang ging dies so weiter, bis beide Kinder schon ziemlich aus der Puste waren und lieber beschlossen einen Schneemann zu bauen. Shin begann die erste und die größte Schneekugel zu machen und Mira begann mit der etwas kleineren, bis sie fanden, dass sie groß genug waren. „Hilf mir mal, Onii-chan“, meinte Mira als sie die zweite Kugel für den Schneemann auf die andere heben wollte. Shin zögerte nicht und packte mit an und zu zweit setzten sie die Kugel auf die andere. „Jetzt fehlt noch der Kopf“ „Der ist schnell gemacht“, meinte Mira die schon an der Arbeit war. Nicht viel später hatte sie einen etwas kleinen Kopf, im Vergleich zu dem Restlichen Körper von ihrem Schneemann. Shin wollte ihr schon die Kugel abnehmen, als sie den Kopf auf den Körper setzen wollte. „Nein, ich kann das“, meinte Mira daraufhin sofort und versuchte es vorsichtig. „Du bist zu klein dafür.“ „Stimmt doch gar nicht“, meinte Mira und streckte sich. Sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen, aber sie schaffte es, was sie zum Grinsen brachte. „Siehst du?“ Beide begutachteten ihr Werk für einen Moment. „Jetzt müssen wir nur noch Augen, Hände und Mund machen“, sagte Mira. „Findest du den Kopf nicht ein wenig zu klein?“, fragte Shin zweifelnd. „Ich glaube der sollte etwas größer sein.“ „Nein, der sieht gut aus so“, meinte Mira und grub zwei Steine aus dem Schnee hervor. „Das sind die Augen.“ Sie gab sie Shin, damit er sie einsetzen konnte. „Und die Arme“ Mira lief schnell zu einem Baum und kam mit zwei Ästen wieder. Einen rammte sie in den Schneemann und einen gab sie Shin. „Jetzt noch die Nase“, murmelte Shin. „Normal nimmt man dafür eine Karotte.“ „Wir haben aber keine“, kam enttäuscht von Mira. „Machen wir eine aus Schnee.“ Shin zögerte, aber eine bessere Idee hatte er auch nicht. Mira setzte sich in den Schnee und begann sofort ihm eine schöne spitze Nase zu formen, doch wollte der Schnee einfach nicht so bleiben und die dünne Nase fiel auseinander. „Du musst es dicker machen“, meinte Shin. „Aber das sieht blöd aus“, murmelte Mira und beschäftigte sich weiter damit. Shin dagegen hatte weniger Geduld damit und widmete sich lieber wieder dem Schneemann und versuchte den Kopf noch irgendwie größer zu machen. „Shin!“, rief Mira ganz plötzlich aufgeregt, so dass Shin zuerst vor Schreck zusammenzuckte. „Was ist passiert?“, fragte er, schon mit der Vorahnung, dass es nichts Gutes war. „Schau, schau was ich gemacht habe, schau was ich gemacht habe“, rief Mira glücklich und fuchtelte mit einem spitzen Eiszapfen herum. „Das können wir als Nase benutzen.“ „Wo hast du den jetzt her?“, fragte Shin stutzig. Wieso hatte er den vorher nicht gesehen und war auf diese tolle Idee gekommen. „Ich hab ihn gemacht“, meinte Mira, als ob es normal wäre. „Gemacht? Du kannst keine Eiszapfen machen“, meinte Shin und steckte dem Schneemann die Nase in den Kopf. „Doch natürlich. Schau her“, meinte Mira. Shin wand sich um und beobachtete wie Mira ein Häufchen Schnee in die Hand nahm. Sie starrte konzentriert drauf und stellte sich vor, wie sich der Schnee verwandelte. Plötzlich konnte man erkennen, dass der Schnee fester wurde, bis er zu einem klaren Eiszapfen wurde. „Wie hast du das gemacht?“, fragte Shin komplett erstaunt und verwirrt. Wie…? „Ich weiß nicht genau. Ich mach es einfach“, meinte Mira und starrte Shin verwundert an. „Ist das ein Jutsu?“, fragte Shin gleich und wurde fast schon ein wenig eifersüchtig auf Mira, weil sei so etwas schon konnte obwohl sie erst in der ersten Klasse war. „Für Jutsus braucht man Handzeichen. Es scheint keines zu sein. Aber was ist es dann? Oder vielleicht gibt es Jutsus die man ohne Handzeichen machen kann…“, plapperte Mira daher und versuchte dem auf die Spur zu kommen. Doch Shin unterbrach sie endlich. „Oh… ja. Wir sollten das Onee-chan zeigen.“ „Ja!“, sagte Mira begeistert und sprang hoch. „Sie wird bestimmt begeistert sein, dass ich so etwas kann. Ob sie das auch kann? Wahrscheinlich schon, sie ist ja bereits Jonin. Oh, ich hoffe, dass sie uns sagen kann, wie genau das gemacht wird, dann kannst du es auch lernen“, sagte Mira zu Shin. Dieser grinste nur und ließ sie weiter reden. Die beiden liefen zurück zum hellblauen Haus, dessen Dach schon richtig weiß war vom ganzen Schnee. Im Vorraum zogen sie die Schuhe aus, die gleich eine Pfütze von geschmolzenem Schnee hinterließen und Mira und Shin verzogen sich ins Wohnzimmer. „Yugito! Schau was Mira machen kann“, rief Shin und Yugito schreckte vom Sofa hoch. „Was denn?“, fragte sie neugierig. „Uh…“, machte Mira. „Ich brauch Schnee dazu.“ Sofort ging Shin zum Fenster, öffnete es und holte einen Haufen hinein und legte ihn Mira in die Hand. „Hatschu!“, machte Shin, als er Mira den Schnee gab. „Hast du dich schon verkühlt, Shin?“, fragte Yugito, doch wurde sie von Mira abgelegt. „Schau, Onee-chan!“ Sie konzentrierte sich wieder auf den Schnee, wie sie es schon draußen getan hatte. Langsam veränderte er sich und wurde härter, bis es zu Eis wurde. „Wie…?“, murmelte Yugito erstaunt und konnte zuerst gar nicht fassen, was sie da sah. Sie brauchte erst ein paar Sekunden bis sie begriff. „Ist das… das könnte ein Kekkei Genkai sein.“ „Mhm?“, machte Shin und Mira blickte Yugito neugierig an. „Was ist das?“, fragte sie auch gleich. „Es sind Fähigkeiten, die vererbt werden innerhalb einer Familie.“ „Was heißt das?“ Mira wurde aufgeregt. War es eine Spur zu ihrer Herkunft? „Das heißt, dass wir vielleicht herausfinden können, woher du kommst. Ich glaube es gibt einen bekannten Clan, der Eis erzeugen kann.“ „Ich kann nach Hause“, murmelte Mira aufgeregt, doch verging diese Aufregung schnell als ihr in den Sinn kam, dass sie dann von hier weg gehen musste. „Wir sollten zu meiner Oma gehen. Sie weiß vielleicht mehr“, meinte Yugito und machte sich schon auf. Mira folgte ihr, allerdings stoppten die beiden gleich. „Shin? Komm schon“, meinte Yugito zu ihm, als er sich nicht rührte. „Ich mag nicht mit“, murmelte er. Somit drehte er sich um und ging in sein Zimmer. Ein Seufzen entkam Yugito und Mira sah zu ihr hoch. „Was hat er?“ „Äh…“, machte Yugito kurz, „er ist vielleicht schon müde.“ Natürlich wusste Yugito, dass es nicht so war. Für Shin würde es schwer werden, wenn Mira gehen würde. Aber Mira hatte es verdient heim zu kehren. Vielleicht konnte sie es wirklich bald. So machten sich Mira und Yugito alleine auf zu der alten Frau Ima, die am Hügel wohnte. Bei diesem Schnee war es ganz und gar nicht leicht, diesen zu besteigen und die beiden brauchten fast eine viertel Stunde länger als sonst. Doch schließlich erreichten sie das Haus, wo Ima sie in die warme Stube einließ. „Darf ich wieder einmal auf die kleine Mira aufpassen?“, fragte Ima gleich schnippisch nachdem sie Mira und Yugito einen Tee gemacht hatte und sie sich ins Wohnzimmer vor dem Kamin gesetzt hatten. Mira saß in der Ecke der Couch, wo sie am liebsten saß, auch wenn es am weitesten entfernt vom Kamin war. Es machte ihr nichts. Yugito blickte zu Mira. „Kannst du noch einmal machen, was du mir gezeigt hast?“, fragte sie Mira. „I-ich kann das nur mit Schnee.“ „Versuch es mit deinem Tee“, überredete Yugito sie. Mira blickte auf ihren rauchenden Becher hinab. Versuchen konnte sie es, also konzentrierte sie sich. Gespannt sahen Ima und auch Yugito auf Mira. Nur sehr langsam merkte man, dass der Tee aufhörte zu dampfen und bald bildete sich eine dünne Eisschicht am Rand der Flüssigkeit. Die alte Ima seufzte auf und lehnte sich zurück, während Yugito und Mira sie ansahen. „Ein Kekkei Genkai…“, murmelte sie schließlich und stand von ihrem Sofasessel schwer auf um zum Bücherregal zu gelangen. „Es gab einen Clan, der…“ Mitten im gemurmelten Satz hielt sie inne. „Yugito.“ „Ja?“ „Komm bitte für einen Moment mit in die Küche“, murmelte Ima. Yugito warf Mira einen blick zu und ließ sie alleine im Wohnzimmer zurück. Ima hatte ein Buch in die Küche mitgenommen und suchte dort die richtige Stelle heraus. „Die Fähigkeit, die Mira hat, ist eine Elementen-Mischung die Eis erzeugt. Es gibt einen für mich bekannten Clan, allerdings werden diese Personen gejagt.“ „Gejagt?“ Yugito hielt kurz inne. „Das würde… einiges erklären. Es würde erklären, was passiert wäre und wieso Mira hier ist… aber dann kann sie nicht zurück.“ „Sie wäre in Gefahr“, stimmte Ima ihrer Enkelin zu. Yugito fühlte sich plötzlich erleichtert, dass Mira hier bleiben würde. In Sicherheit, wo Yugito auf sie aufpassen konnte. „Wie auch immer. Dieser Clan versteckt sich und es würde schwer werden, ihn zu finden, wenn sie überhaupt noch existieren.“ „Was machen wir jetzt?“ „Das klügste wäre, alles zu vergessen. Mira sollte diese Kraft auch nicht mehr einsetzen.“ „Man kann ein Kind davon nicht abhalten. Außerdem würde es ihr als Ninja helfen.“ „Und es würde sie auch in Gefahr bringen. Es gibt Menschen die sehen in Kekkei Genkais genauso eine Gefahr wie in Jinchuriki“, sprach Ima, was für Yugito enorme Bedeutung hatte. „Dann müssen wir ihre Kräfte unterbinden“, sah Yugito nun auch ein. Ima nickte nur und begann sie wieder in einem Buch zu blättern. „Es gibt eine Methode. Ein altes Sigel, das es nicht zulässt, seine Chakraelemente kombiniert. So könnte sie auch kein Eis mehr einsetzen.“ „Kannst du es anwenden?“ „Es ist nicht sonderlich kompliziert, ich habe aber nicht genug Chakra, damit es lange genug halten würde“, meinte Ima. Sie blickte Yugito ruhig an und hob dann ihre Hand. Ima biss sich in den Finger, formte Fingerzeichen und schlug dann auf den Boden. Eine Rauchwolke entstand und als sie sich auflöste, konnte man einen großen Bussard sehen. „Womit kann ich dienen?“, fragte der Bussard, als ob es ganz normal wäre, dass Vögel reden könnten. „Ich brauche deine Hilfe“, sagte Ima. Sie erklärte dem Bussard kurz die Situation dann nickte er. Alle richteten sich auf und marschierten wieder ins Wohnzimmer, wo Mira brav auf sie gewartet hatte. Als Yugito und die alte Frau mit dem Vogel ins Wohnzimmer kamen, sah Mira neugierig hoch. „Was war denn?“, fragte sie gleich, fast schon ungeduldig. Miras blick fiel aber dann auf den Vogel. „Oh, du bist ja süß“, kam von ihr, währen Yugito einen Blick zu ihrer Großmutter zuwarf, die sich zu Mira hinunterbeugte um ihr direkt in die Augen sehen zu können. „Dreh dich bitte um“, meinte sie. „Wieso?“, fragte Mira gleich misstrauisch. „Mach es einfach. Bitte, Mira“, sagte Yugito. Sie blickten sich an, doch Mira hörte auf Yugito und drehte sich um. Mira spürte, wie man ihr kräftig ins Kreuz drückte und für einen Moment fühle sie sich so schwer, dass sie fast nicht mehr stehen konnte. Sie spürte einen Windstoß und eine einzige Feder flog vor ihrem Gesicht hinab. Doch Mira machte sich keine Mühe, sie zu fangen, dafür war sie gerade viel zu abgelenkt. „Was…?“, murmelte sie verwirrt. Sie keuchte, als ob sie gerade gelaufen wäre. „Alles ok, Mira. Wir können heimgehen“, meinte Yugito schließlich. Sie klang unsicher zuerst, doch ihre Großmutter nickte ihr zu. „Schon? Aber was ist mit meiner Familie?“, fragte Mira, die sich wieder versuchte zu fangen. Sie hielt sich an Yugito fest, um nicht umzufallen, bis sie wieder Kraft fand. „Oma Ima hat nichts gefunden“, sagte Yugito kühl zu ihr. Mira presste ihre Lippen enttäuscht auf einander. Sie hatte sich Hoffnungen gemacht. Alles was Mira wollte, war doch nur ihre Familie kennenzulernen und zu wissen woher sie kam. War es denn so viel verlangt? Es war schon längst dunkel als sie heim kamen. Mira trottete langsam ins Wohnzimmer wo sie sich gleich auf das Sofa haute. Yugito folgte ihr und setzte sich zu ihr. „Es tut mir leid, Mira“, sagte sie nach einer langen Stille, die bis nach Hause gedauert hatte. „Du hast gesagt, dass man mit einem Kekkei Genkai die Familie finden kann.“ Die Enttäuschung in Mira war groß, das konnte man deutlich heraushören. Sie hatte lange nicht mehr daran gedacht ihr richtiges zu Hause zu finden. Sie hatte es gut verdrängt und nun kam doch einiges wieder hoch. „Ich…“, begann Yugito langsam, „ich habe mich geirrt. Du hast kein Kekkei Genkai.“ „Oh…“, machte Mira nur. „Das heißt Mira bleibt hier?“, warf jemand ein. Shin. Die beiden Mädchen sahen hoch. „Ja, Mira bleibt hier“, bestätigte Yugito ihm. Er machte sich absolut keine Mühe ein Grinsen zu unterdrücken und ging auf Mira zu, die fast schon Tränen in den Augen hatte. „Macht doch nichts, Mira. Wir sind deine Familie“, sagte Shin zu ihr, während er beide seiner Hände auf ihren Schultern abgelegt hatte. Und als Mira ihm in seine blauen Augen sah, fühlte sie sich stark genug, um ihre Tränen zurück zu halten. Kapitel 20: Freundschaft ------------------------ Kumogakure, 30. - 31.03 (3 Jahre vor Serienstart) Miras Alter: 9 Es war laut. Shin saß in der Klasse, die mittlerweile nur aus zehn Schülern bestand. Es waren wenige und doch waren sie so laut. Nervös sah Shin auf seine Hände und drehte Däumchen, während der Lehrer sprach: „Da es so wenige Schüler gibt, kann es sein dass einige in ein Team aus der anderen Klasse zusammenkommen. Wenn ihr die Prüfung besteht und das hoffe ich doch sehr. Dieser Jahrgang ist schon kleine genug.“ Morgen war es dann soweit: Die Geninprüfung stand für Shin an. Er konnte nicht anders, als sich furchtbar nervös zu fühlen und so wie es aussah, war er einer der wenigen. Die anderen tratschten nur und waren laut. Wirklich lauter, als sonst. Doch besorgt schien keiner von Shins Klassenkameraden. Sie gaben eher schon damit an, was sie als Ninja alles machten würden und welche Heldentaten sie vollbringen würden. Shin wollte zu ihnen sehen, blickte aber am Ende doch nur auf seinen Tisch. Er wollte auch gerne solche Heldentaten vollbringen. Würde er? Der Lehrer selbst merkte, dass es an diesem Tag keinen Sinn mehr hatte auch nur irgendetwas anzufangen, da die Kinder selbst alle so unkonzentriert waren. Daher konnten sie die letzten fünfzehn Minuten tun und lassen, was sie wollten. Trotzdem war Shin froh, als die Glocke läutete. Hoffentlich zum letzten Mal in seinem Leben. Wenn er erst einmal Genin war, würde er die Akademie nie mehr betreten müssen und er würde den anderen schon zeigen, was aus ihm einmal wird. Shin packte seine Sachen so schnell er konnte und verließ die Klasse ohne sich auch nur von irgendjemandem zu verabschieden. Das brauchte er nicht, keiner beachtete ihn wirklich. Er wollte einfach nur raus, daheim etwas essen und dann für den morgigen Tag noch trainieren. Vor dem Gebäude der Akademie traf er auf Mira, die bereits auf ihn wartete. Shin blieb allerdings gar nicht stehen, so dass Mira ihm auch gleich folgte. „Wir müssen heute noch trainieren“, erklärte Shin, wieso er es so eilig hatte, bevor die Blonde noch Fragen konnte. Sie schloss ihren Mund und Shin musste grinsen. Natürlich hatte sie schon Fragen wollen. Doch im nächsten Moment öffnete sie ihn auch wieder. „Zeigst du mir dann wieder das Jutsu mit dem Doppelgänger? Oder dass, mit der Verwandlung? Oder-“, fragte Mira, aber Shin unterbrach sie noch bevor sie weiter plappern konnte. Er hätte wissen müssen, dass sie mehr als nur eine Frage in Peto hatte. „Mal sehen. Ich muss diese auch noch üben“, murmelte Shin. Zuerst gingen die beiden Heim, wo sie etwas aßen. Yugito war an diesem frühen Nachmittag noch auf einer Mission und daher musste Shin alleine Trainieren, worüber er sich schon ein wenig ärgerte. Mira konnte es merken. „Onee-chan kommt heute Abend, dann kannst du sie das wichtigste fragen, wenn du etwas brauchst. Vielleicht kann ich dir ja beim Rest helfen?“, meinte Mira leise, während des Essens. Shin sah zu ihr und lächelte leicht. Er wusste, es war nett gemeint, aber Mira hatte keine Ahnung. Sie war drei Jahre jünger als er und konnte noch nicht mal das Jutsu der Schattendoppelgänger. Doch sie war besser als nichts. Wen hatte er sonst? „Na gut. Wir sollten los und trainieren gehen“, meinte Shin und sprang vom Sessel. Mira tat es ihm nach und folgte ihm. Die beiden gingen auf die Wiese, in der Nähe des Hauses um zu trainieren. Es war angenehm kühl noch an diesem Frühlingstag. Nicht zu kalt, aber auch nicht zu warm. Das verhinderten die Wolken am Himmel gut. „Okay, Mira. Wir sollten erst einmal ein paar Jutsus üben und dann diese auch im Kampf einsetzen. Du musst die Jutsus nicht einsetzen, wenn du es nicht kannst, aber gegen mich kämpfen. Ist das ok?“, fragte Shin. Mira machte ein ernstes aber auch entschlossenes Gesicht und nicht. „Wir kämpfen mit denen“, fügte Shin noch hinzu und reichte Mira einen Holzstab, der ihr Katana sein sollte. Genau so hatte er eines aus Holz. Mira brachte sich in Position und blickte Shin konzentriert an. Genauso wie Shin hielt sie ihr Holz-Katana angriffsbereit vor ihren Körper und beide blickten sich gegenseitig an. Die braunen Augen Miras, trafen Shins blaue. „LOS!“ rief Shin und rannte auf Mira zu, während er anfing Fingerzeichen zu machen. Mira erkannte das Jutsu, als sie die ersten Fingerzeichen sah: Ne, Mi, Tora Es war das Kage Bunshin no Jutsu – Schattendoppelgänger! Daher beschloss Mira direkt auf Shin zu zulaufen und ihn davon ab zu halten, dass Jutsu zu vollenden. Sie rannte, und schlug mit ihrem Holz-Katana zu, als sie nah genug war. Shin jedoch wich aus, konnte aber das Jutsu auch nicht mehr ausführen. Er sprang auf einen Baum und begann erneut. Mira kam da nicht mehr nach und nun hatte sie es mit zwei Shins zu tun. Sie versuchte ihnen auszuweichen, doch ewig konnte sie das nicht. Der Schattendoppelgänger von Shin packte ihre Hände und konnte sie festhalten, so dass der echte ihr das Holz-Katana so entgegen halten konnte, dass man sah, dass sie verloren hatte. Shin grinste nur glücklich. „Ich hab es geschafft“, lachte er auf und löste seinen Doppelgänger auch auf. „Noch einmal? Dann versuche ich ein anderes Jutsu“, meinte Shin. Noch einmal machten sie das gleiche Spiel. Doch diesmal machte Shin ein Jutsu, dass Mira nicht kannte. Sie kannte die Fingerzeichen: Tora, I, Ushi… Doch sie konnte diese nicht zuordnen. Schnell schlug sie zu, damit er es nicht vollenden konnte. Er wich nicht aus, sondern man hörte ein lautes stöhnen von Shin, als Mira ihn in seinen Bauch traf, mit ihrem Stab. „Ah, Mist“, murmelte Shin und ließ sich zu Boden fallen. „Es hat nicht geklappt“, murmelte er enttäuscht. Mira hielt inne und kniete sich zu ihm runter. „Alles in Ordnung?“ Mira blickte ihn besorgt an, doch Shin grinste nur, damit sie sich nicht zu sehr sorgte. „Ja“, meinte Shin und rieb sich kurz den Bauch. „Was sollte das für ein Jutus denn werden?“ „Kawarimi no Jutsu. Es ist eines, dass meinen Körper mit einem anderen Gegenstand vertauscht und du den Gegenstand statt mich erwischt.“ „Oh, deswegen bist du nicht ausgewichen“, erkannte Mira nun. „Ja“, murmelte Shin und hielt sich wieder den Bauch. „Sollen wir aufhören?“ „Nein“, murmelte Shin entschlossen. „Ich muss dieses Jutsus noch können!“ Entschlossen begannen die beiden von vorne. Erst spät am Abend kam Shin endlich mit Mira heim. Die Kleine, neben ihm war schon so müde von dem Training und hatte auch einiges abbekommen. Wie erwartet, schließlich war sie um drei Jahre jünger und hatte weniger Erfahrung als Shin. Yugito erwartete die beiden im Wohnzimmer. „Na, ihr seid spät dran“, murmelte sie und blickte auf Mira. Sie musste ein wenig grinsen. Mira beachtete sie vor Müdigkeit gar nicht sondern ging strickt ins Bad und machte sich zum Schlafen fertig. Als die Blonde weg war, fiel Yugitos Blick auf Shin. „Du solltest auch schlafen gehen.“ „Nein, du musst mit mir noch ein paar Jutsus durchgehen“, meinte Shin lauter als sonst. Man konnte auch ein wenig Panik in Shins Stimme erkennen. „Setz dich her“, murmelte Yugito ruhig. Shin folgte ihren Anweisungen und blickte dann Yugito neugierig an. „Du kannst das“, sagte Yugito. „Du brauchst dir keine Sorgen machen. Du hast so viel gelernt und ich hab gesehen, dass du diese Jutsus beherrscht. Was du jetzt brauchst ist schlaf und Energie für morgen. Bleib ganz ruhig und werde morgen nicht zu nervös. Verstanden?“ Shin  nickte stumm und versuchte Yugitos Worte auf sich wirken zu lassen. „Yugito?“, fragte Shin leise. „Ja?“ „Wenn ich es nicht schaffe… wirst du es meinem Papa sagen?“, fragte Shin fast schon ängstlich. „Wenn du es nicht schaffst, versuchst du es noch einmal“, sagte Yugito. „Und dein Vater braucht davon nichts zu erfahren.“ Shin konnte tatsächlich leicht lächeln. Ja, das klang gut. Dann würde sein Vater nie etwas von seinem Versagen erfahren. Der nächste Tag könnte schon vorbei sein, dachte sich Shin als er, nach einer grauenvollen Nacht, nervös vor einem Klassenraum stand und wartete. Trotz all den Beruhigenden Worten von Yugito, die sie ihm gestern noch gesagt hatte und die ihn gestern noch tatsächlich beruhigt hatten, war es nun, als hätte sie diese nie gesagt. Nun war es bald soweit. Die Geninprüfung, die er schaffen musste. Er hatte keine andere Wahl, als diese zu schaffen, damit er ein genauso großartiger Ninja werden konnte wie sein Vater oder Yugito. Die Schüler wurden einzeln aufgerufen und Shin beobachtete die Mädchen und Jungen vor ihm, die in den Prüfungsraum gingen. Er lauschte, ob er etwas hören konnte, doch vernahm er kein Geräusch aus dem Prüfungsraum. Dabei war er neugierig was da drin abläuft. Natürlich, kamen die Schüler je nach dem mit einem Grinsen, oder einem traurigen Gesichtsausdruck heraus. Doch während die anderen auf diese zuliefen und sie ausfragten, blieb Shin in seiner Ecke und konzentrierte sich. Er wollte einfach nur seine Ruhe. Es war eines der wenigen Male, wo er es wirklich schätzte alleine und ein Außenseiter zu sein. Doch wenn er erst einmal Genin war, würde alles anders werden. Dann würde er Freunde finden. Schließlich wurde sein Name gerufen. „Shin Ito!“ Kurz zitterte er auf, doch atmete er tief durch um sich zu beruhigen. So wie es ihm Yugito noch heute in der Früh gesagt hatte. Er musste Ruhe bewahren. Er hatte geübt und konnte die Prüfung bestehen… wenn er nicht zu nervös werden würde. Schließlich trat Shin vor seinen Lehrer, dem Raikage, Mabui und der Direktorin der Schule. So viele wichtige Personen, dachte sich Shin, als er sich umsah. Er schluckte nervös und wartete bis jemand der Erwachsenen etwas sagte und ihm seine Aufgabe stellte. Letztendlich erhob sich auch sein Lehrer und versuchte Shin mit einem kleinen Lächeln zu ermutigen. „Um diese Prüfung zu bestehen musst du das Jutsu des Schattendoppelgängers vorzeigen“, sprach er. Für einen Moment schloss Shin seine Augen und nahm das Gesagt auf. Schattendoppelgänger… das konnte er. Er konnte es! Welche Fingerzeichen musste er noch schnell machen? Verdammte scheiße, er hatte keine Ahnung mehr! Shin blickte mit großen Augen in die Runde und Atmete schneller. Er konnte nicht… er schaffte es nicht. Und die Menschen starrten ihn weiterhin erwartungsvoll an. ‚Bleib ganz ruhig‘, konnte er in seinen Gedanken Yugitos beruhigende Stimme hören. Ruhig. Durchatmen. Nachdenken. Das waren die Schlüssel zum Erfolg. Wieder schloss Shin seine Augen und Atmete tief durch. Er ließ sich von seinem Instinkt leiten, dann setzte er an. Ne, Mi, Tora, U, Tatsu, Mi, Hitsui, Saru, Tori, Inu… Eine Rauchwolke erschien neben Shin und man erkannte bald den Doppelgänger. Shin keuchte schon fast vor lauter Aufregung und blickte neben sich. Der Doppelgänger war okay. Mehr als das. Erwartungsvoll blickte er zu den Lehrern und dem Raikage. Sie notierten sich etwas und blickten Shin gar nicht erst an. Verunsichert blickte Shin drein und fragte sich, ob er etwas falsch gemacht hatte. Noch einmal warf er einen Blick auf seinen Schattendoppelgänger und musterte ihn. Er war doch okay… oder? „Gut gemacht, Shin“, meldete sich sein Lehrer. „Du kannst deinen Doppelgänger nun auflösen und nach vorne kommen“ Shin folgte den Anweisungen und trat weiter nach vorne zum Tisch, wo die Erwachsenen saßen. Noch immer war Shin nervös und dieses Gefühl könnte er erst abschütteln, wenn er endlich sein Stirnband in der Hand hielt. Doch andererseits… machte ihm der Raikage genauso nervös. Er blickte Shin streng an, dann jedoch nickte er anerkennend. Mabui lehnte sich vor und schob über den Tisch ein Stirnband mit dem Wolkenzeichen hinzu. „Du bist nun offiziell ein Ninja“, sagte sie lächelnd. Etwas zögerlich nahm Shin das weiße Stirnband an sich. Er schnappte es sich, und wollte schon zur Tür hinaus, als er ein Räuspern hörte. Wie zu Eis erstarrt hielt er inne und wusste sofort was er vergessen hatte. Er drehte sich um und verbeugte sich zum Abschied und als Geste des Respekts gegenüber dem Raikage. Nachdem er das fast vergessen hatte, wollte er nur mehr aus dem Raum, doch immerhin hatte er nun ein Stirnband. Er verließ den Prüfungsraum und draußen warteten seine Klassenkameraden und blickten ihn erstaunt an. Keiner redete mit ihm oder fragte ihn, doch Shin achtete drauf, dass er ihnen deutlich sein Stirnband zeigte. Er war ein Ninja und jetzt konnten sie ihn alle mal! Ohne auf die anderen zu achten rannte er aus dem Schuldgebäude und direkt, als er vor die Tür trat, stieß er mit jemandem zusammen. Shin fiel auf seinen Hintern auf den Boden, während sein Gegner stehen blieb und ihm die Hand reichte, um ihm aufzuhelfen. Als Shin auf blickte, lächelte ihn ein dünner, junger Mann, mit langen dunkelvioletten Haaren an. Shin nahm seine Hand und der Mann zog ihn mit Schwung hoch. So viel Kraft hätte Shin ihm gar nicht zugetraut. „Bevor du heim gehst, gibt es noch ein kleines Team-Meeting“, meinte der Mann. Verwundert zog Shin seine Augenbrauen hoch, doch wagte er es nicht etwas zu sagen. Wer war dieser Mann? Shin folgte ihm zu einem kleinen Imbissständchen vor dem eine Sitzbank war. Dort wartete ein andere Junge, ca. in Shins alter auf die beiden. Shins Blick ruhte eine Weile auf dem jungen, denn er war ihm nicht unbekannt. Dieser hielt bereits eine kleine Nudelbox in der Hand und zwei standen neben ihm auf der Bank und warteten nur darauf gegessen zu werden. Der Mann mit den violetten Haaren setzte sich auf die Bank und reichte Shin auch eine Nudelbox, die Shin nur zögerlich entgegen nahm. Erst jetzt hatte er genug Mut gefunden, um mit dem Fremden zu sprechen: „Sie sind mein Sensei.“ Es war keine Frage sondern eine kühle Feststellung. „Richtig“, murmelte der Mann und nahm einen Bissen von den Nudeln, bevor er sich vorstellte. „Ich bin Sensei Jin.“ Shin nickte nur und erst ein paar Sekunden später kam er drauf, dass er sich auch vorstellen sollte. „I-Ich bin Shin Ito“, murmelte er schon fast wieder panisch. Jin grinste ein wenig. Dann fiel Shins Blick auf dem Jungen der bis jetzt still seine Nudeln gegessen hatte. Dieser Junge, den Shin kannte. Es war derjenige, der immer in den Pausen neben Shin saß. Das hieß, dass Shin endlich den Namen des Jungen erfahren würde. Endlich! „Schön dich zu sehen“, meinte der Junge und seine grünen Augen ruhten auf Shin. Doch seinen Namen verriet er nicht. „Ihr beide seid in verschiedene Klassen gegangen“, warf Jin ein und es war eindeutig ein Hinweis darauf, dass auch der Junge sich vorstellen sollte. „Oh, wir kennen uns schon“, meinte der Junge. „Wir haben in den Pausen immer gemeinsam gegessen.“ Gemeinsam gegessen… Shin wunderte sich ein wenig. Er hätte nicht gedacht, dass man es als „gemeinsam essen“ bezeichnen konnte. Sie haben nie ein Wort gewechselt. Nur Blicke. Abgesehen davon, saßen sie doch immer mit ein wenig Abstand zu einander. Trotzdem bedeutete es Shin viel, dass der Junge ihn bemerkt hatte. „Gut, dann kenn ihr euch schon. Das ist gut“, murmelte Jin und stand auf, während beide Jungs noch ihre Nudeln aßen. „Also im Grunde war es das auch schon für heute und ihr könnt den restlichen Tag noch genießen. Morgen beginnen wir mit einem Training bei Sonnenaufgang.“ „Was?“, platzte es aus dem Jungen heraus. „Sonnenaufgang?“, fragte er fassungslos. „Ja, wir sehen uns“, sagte der Sensei grinsend und verschwand mit einer Rauchwolke. So konnte keiner der Jungs etwas daran aussetzen. Stille. Shin schluckte, ohne dass er die Nudeln im Mund hatte und blickte den Jungen neben ihn an. Auch der Junge blickte zurück und seine grünen Augen kreuzten die blauen von Shin. „Was?“, fragte der Junge kühl. „Ich… weiß deinen Namen noch immer nicht.“ „Du hast nie gefragt“, murmelte der Junge. „Ja… du hast auch nie nach meinen gefragt.“ „Brauch ich nun auch nicht mehr“, meinte der Junge frech. Wieder wurde es still. Für einige Sekunden und Shin blickte in seine Nudelbox. „Taiki“, sagte der Junge neben ihm dann. Shin schreckte hoch und blickte ihn wieder an. „Mein Name ist Taiki“, sagte der Junge. Shin grinste. Er hatte einen Freund gefunden. Kapitel 21: Wolfsrudel ---------------------- Kumogakure, 01.04 Sehr früh wurde Mira geweckt und spürte wie sich neben ihr, ihr Bruder bewegte und aus dem Bett kroch. Draußen war es sogar noch dunkel und er war schon auf. „Onii-chan, wieso bist du denn schon wach? Das ist selbst für dich zu früh“, murmelte Mira fast schon mürrisch, doch wurde sie auch langsam neugierig. Was hatte er denn vor? „Sensei Jin hat gesagt wir treffen uns bei Sonnenaufgang“, meinte Shin. Mira hatte sich auf ihren Bauch gerollt und stützte sich mit ihren Ellbogen ab, während sie Shin zusah wie er sorgfältig seine Sachen zusammensuchte. Es war sein erster Tag als Ninja. „Oh, viel glück“, murmelte Mira. Daran hatte sie nicht sofort gedacht und auch erst jetzt kam ihr in den Sinn, dass sie ganz alleine in die Akademie gehen musste. Ohne Shin. Doch Mira rollte sich bald wieder in die Decke ein und sank wieder in den Schlaf. Es war Yugito, die sie unsanft wach rüttelte, ganz anders als Shin, der es sonst tat. „Mira, verdammt noch mal! Steh auf, du kommst zu spät“, hörte Mira und war im nächsten Moment schon aufrecht im Bett. „Was?“, murmelte sie und blickte auf die Uhr. Es war schon fast acht Uhr. „Oh nein“, murmelte Mira nur und sprang aus dem Bett. Yugito blieb solange im Zimmer, bis Mira aufgestanden war, danach konnte sie die Kleine alleine lassen, denn sie würde nicht mehr zurück in den Schlaf sinken. Hastig packte Mira ihre Schulsachen, übersprang das Frühstück und hastete schon in den Vorraum zu ihren Schuhen die sie sich gleich überzog. Für einen Moment hielt Mira inne und wollte nach Shin rufen, wo er bliebe. Doch sie schloss ihren Mund bevor noch ein Ton herauskommen konnte. Er ging jetzt nicht mehr zur Akademie. Daran musste sie sich noch gewöhnen. Nach dem kurzen Zögern, rief sie noch ein „Tschüss“, um sich von Yugito zu verabschieden und machte sich auf den Weg. Ein neues Schuljahr begann für Mira. Nach gut zehn Minuten Fußmarsch, kam sie gerade noch so zum Läuten zur Akademie. Sie sah auf den Zettel, der ihr sagte, in welche Klasse sie musste und lief sofort durch das Gebäude. Sie konnte nicht schon am ersten Schultag zu spät sein. Nicht schon wieder… Schließlich gelangte sie endlich zum Klassenzimmer und sie hörte das Gemurmel von innen noch, daher dürfte der Lehrer noch nicht da sein. Sie atmete erleichtert aus. „Du bist wieder einmal zu spät, was?“, hörte Mira hinter sich eine Stimme und zuckte furchtbar zusammen. Sie drehte sich um und lächelte. „Guten Morgen Sensei Akito“, begrüßte sie ihn höflich, in der Hoffnung, dass er ein Auge zudrückt. „Geh schon“, murmelte er und Mira nahm dieses Angebot ohne Zögern an. Sie kam in die Klasse und suchte gleich nach dem Jungen mit den weißen Haaren. Schließlich entdeckte sie Omoi in der vorletzten Reihe und ging auf ihn zu. „Ich dachte du kommst schon gar nicht und dass ich das Jahr ohne dich verbringen würde… dann müsste ich mir neue Freunde suchen…“, murmelte er, während er auf den Stuhl neben ihm deutete, den er für Mira besetzt hatte. „Oh, danke, dass du den Platz für mich besetzt hast“, bedankte sich Mira und ignorierte Omois übliches Gemurmel, über, was alles hätte schiefgehen können. Der Sensei begann das neue Schuljahr mit dem üblichen organisatorischen Kram, den es immer am Anfang gab. Mira blickte kurz aus dem Fenster und dachte darüber nach, was Shin wohl gerade machte. „Jetzt wo er ein Ninja ist…“, murmelte Mira leise vor sich hin und Omoi wurde aufmerksam. „Wer denn?“ „Shin. Er hat seine Genin Prüfung bestanden. Ist das nicht toll?“ „Ja-“ „Ich würde auch gerne endlich Genin werden“, plapperte Mira und ließ Omoi gar nicht erst dazwischen reden. „Meinst du man kann die Prüfung auch früher machen, wenn man gut genug ist? Ich hab gehört das geht. Das heißt, wenn ich noch ein bisschen trainiere, könnte ich es auch versuchen, meinst du nicht?“ „Aber-“ „Dann könnte ich vielleicht mit Shin auf Missionen! Oh, das wäre der absolute Wahnsinn!“, meinte Mira und bekam schon strahlende Augen. „Mira!“ Erst als die die Stimme ihres Lehrers hörte, hielt Mira ihren Mund und wurde rot vor Scham. „Entschuldigung“, sagte sie schnell und blieb daraufhin still. Omoi grinste kurz uns seufzte über die Klappe seiner Sitznachbarin. Der Tag mochte kurz gewesen sein, doch Hausaufgaben hatte man Mira und ihren Klassenkameraden trotzdem noch aufgebrummt. „Am ersten Tag schon…“, murmelte Omoi traurig und blickte auf seine Notizen. Mira neigte den Kopf und murrte kurt auf. Sie fand das auch nicht okay von Sensei Akito. „Naja“, murmelte Mira, „heute können wir zusammen heimgehen, nachdem ich nicht mehr auf Shin warten muss. Ich bin gespannt, wann er heute heim kommt.“ „Er hat bestimmt schon eine Mission“, meinte Omoi ehrfürchtig. „Ich glaube er sagte zu mir heute Morgen, dass er nur ein Training hatte.“ „Nur?“ „Jap. Aber bald geht er auf eine Mission. Ich muss da mit“, meinte Mira und die beiden bogen in eine Straße ab. Omoi verdrehte die Augen, als Mira nicht von ihrer Idee abkam, die Genin Prüfungg früher abzulegen. Nicht lange, dann verabschiedete sich Mira von Omoi und ging alleine die restlichen zwei Minuten von ihrem Heimweg nach Hause. Daheim gab es erst einmal ein Mittagessen und dann zog sich Mira in ein Buch zurück, dass sie von Großmutter Ima bekommen hatte. Doch immer wieder sprang sie auf. Konnte einfach nicht still sitzen. Sie musste trainieren. Aber alleine? Nein. So konnte sie nur in der Wohnung aufgeregt warten. Zumindest bis Yugito am Nachmittag heim kam. Da sprang Mira auf und lief zu ihr. „Du musst mit mir trainieren gehen!“, sagte Mira ganz aufgeregt. „Was?“ Yugito war verwirrt, von Miras plötzlicher Begeisterung. „Ich muss trainieren. Shin ist noch weg. Bitte geh mit mir!“, sagte Mira. „Ich bin doch gerade erst Heim gekommen. Lass mich mal ein wenig verschnaufen.“ „Onee-chan“, jammerte Mira auf und lief ihrer Schwester hinterher. „Was ist denn los mit dir? Wozu denn die Eile?“ „Ich muss auch die Geninprüfung ablegen. Dann kann ich mit dir und Shin auch auf Missionen gehen.“ Erst jetzt verstand Yugito. Sie beugte sich zu Mira hinunter und grinste sie an. „Du musst zuerst die Akademie fertig machen“, erklärte Yugito der neun-jährigen. „Nein, wenn ich genug trainiere, dann kann ich die Prüfung jetzt schon machen. Bitte komm mit“, bettelte Mira hartnäckig. „Mira, du bist noch lange nicht so weit.“ „Doch, ich kann das!“, meinte Mira vollkommen überzeugt. Yugito verkniff sich ein lächeln und wuschelte ihr durch das Haar. „Mach deine Hausaufgaben zuerst und dann gehen wir trainieren.“ „Was soll ich denn mit Hausaufgaben? Ich muss trainieren. Die Jutsus und die Fingerzeichen und mein Chakra zu konzentrieren…“ „Diskutier nicht mit mir, sondern mach deine Aufgaben. Sie sind genauso wichtig“, sagte Yugito und wusste, dass sie Mira nicht so leicht die Idee aus dem Kopf schlug. So ein Sturkopf! „Aber ich-“ „Nein, Mira.“ Daraufhin verzog diese ihren Mund und plusterte ihre Wangen auf. Trotzig blieb sie auf dem Sofa sitzen und machte eine ernste Miene. Doch sowohl Yugito als auch Mira kannten den Ausgang. Schließlich war es recht spät als Mira an ihren Hausaufgaben saß und einfach nicht weiter kam. Dann hörte sie endlich wie die Haustür Shins Ankunft verkündete. Mira sprang daraufhin auf und lief sofort ins Wohnzimmer wo sie auf Shin wartete. „Wie war es? Erzähl!“, sagte Mira aufgeregt. Auch Yugito gesellte sich neugierig ins Wohnzimmer und begutachtete Shin. „Scheint anstrengend gewesen zu sein.“ „Ihr habt ja keine Ahnung“, meinte Shin erschöpft und ließ sich aufs Sofa fallen. Mira setzte sich neben ihm hin und Yugito auch. Beide blickten ihn neugierig an. Obwohl Shin müde war, lächelte er. „Ich und Taiki haben gegen Sensei Jin kämpfen müssen und er hat uns ein paar Tricks gezeigt. Er meinte ich kann sehr gut mit Waffen umgehen“, erzählte Shin stolz. „Oh, cool“, murmelte Mira begeistert und setzte sich immer mehr in den Kopf möglichst bald Genin zu werden. „Dann sollten wir deine Eltern fragen, ob sie dir nicht ein Katana machen lassen. Dein Vater hat früher auch eines Benutzt als er noch Ninja war“, meinte Yugito. Shin setzte sich auf. „Hat er?“, fragte er begeistert von Yugitos Vorschlag. „Jap, das hat er“, nickte sie bestätigend. Die drei blieben noch ein wenig zusammen, bis Yugito aufstand und sich nach ihrem Bett sehnte. Mira und Shin blickten sie an. Es war ungewöhnlich, dass sie so früh schlafen ging. Auch Mira und Shin machten sich schließlich Bettfertig. Mira ging schon durch den Gang und wollte schon in Shins Zimmer. „Willst du nicht lieber mal in deinem Bett schlafen?“, fragte Shin scheu. „Alleine?“, fragte Mira. Er schmiss sie doch tatsächlich aus seinem Zimmer. „Ist es weil du jetzt ein Ninja bist und ich nicht?“ „Ja… nein… ich meine nur… ich bin kein kleines Kind mehr“, murmelte Shin leise. „Oh“, machte Mira. „Aber müssen Ninjas einen nicht beschützen?“ „Ja, schon“, murmelte Shin verwirrt. „Dann musst du mich vor den bösen Geistern beschützen, die in der Dunkelheit auf mich warten“, meinte Mira. Shin neigte den Kopf. Klang doch ganz logisch, mal ganz abgesehen davon, dass es keine Geister gab. „Ich werd’s den Geistern schon zeigen“, meinte Shin und ließ Mira letztendlich doch eintreten. Beide legten sich hin und es dauerte nicht lange bis sie einschliefen. Doch auch nicht lange, bis Mira wieder aufwachte. Zuerst dachte sie, dass es Shin war, der wieder zu einem frühen Training musste, oder zu einer Mission, doch er lag noch friedlich neben ihr. „Was ist denn da draußen?“, fragte sich Mira leise. Sie setzte sich auf und merkte bereits, dass draußen im Wohnzimmer jemand war. Das Licht schien durch den Türschlitz unten durch. Leise und neugierig schlich sich Mira zur Tür und öffnete diese mit bedacht. Sie lugte durch den kleinen Spalt, den sie nun hatte und sah Yugito, wie sie sich anzog. Für was? Mira blickte zurück, auf die kleine Uhr auf Shins Nachtkästchen. Es war zwei Uhr in der Früh. Und Yugito hatte nicht gesagt, dass sie auf eine Mission gehen würde. Was war da los? Mira ging zu Shin und rüttelte an ihm. „Wach auf, Shin“, murmelte sie und bekam ich wach. „Was ist denn?“, fragte Shin müde. Mira machte jedoch nur „Schhhh!“ und hielt ihren Finger vor dem Mund. Sie zeigte ihm, wieso sie ihn aufgeweckt hatte. Müde folgte ihr Shin und beobachtete wie Yugito sich auf den Weg machte… nur wohin? „Wohin geht sie?“, fragte Shin. „Finden wir es heraus“, meinte Mira, um die Frage, die sich nicht nur Shin stellte zu beantworten. Mira zog sich einen alten Pulli von Shin über den Pyjama und ging leise in den Gang. Sie hörten wie Yugito das Haus verließ. „Komm, Shin“, meinte Mira. Er zögerte. „Mira, vielleicht sollten wir das nicht tun. Es ist mitten in der Nacht.“ „Ich will wissen, was los ist“, meinte Mira und ging. „Du musst nicht mit, aber ich gehe“ „Warte“, sagte Shin. Er wollte sie aufhalten, aber dieser kleine Sturkopf, ließ nicht mit sich reden. Vor allem nicht, wenn es um etwas geht, dass sie nicht beantworten kann. Shin und Mira traten aus dem Haus, nachdem beide sich etwas übergezogen hatten. Sie hielten Ausschau nach Yugito, bis Shin ihre Fußspuren entdeckte. Im dichten Nebel, der sich in der Nacht über das Dorf gelegt hatte, konnte man keinen Menschen sehen. „Guter Ninja“, murmelte Mira begeistert und lief ihnen nach. Shin folgte ihr nur zögerlich. „Ich glaube wir sollten wirklich umdrehen“, meinte er, als sie in die Richtung des Dorftores gingen. „Ich bezweifle, dass Onee-chan will, dass wir ihr folgen. Es könnte gefährlich sein, wenn wir das Dorf verlassen. „Ach was. Du bist doch da“, meinte Mira sorgenlos. Die beiden verließen leise das Dorf, gingen durch den Wald, auf einen Hügel… mehr einen Berg. Es würde steiler. Beide waren leise und achteten darauf, dass Yugito sie nicht bemerkte. Es machte fast schon spaß, so eine mitternächtliche Verfolgung. Schließlich gelangen Mira und Shin, nach einer viertel Stunde Fußmarsch auf einer Ebene an. „Puuh“, schnaufte Shin. Mira nickte ihm zu. „Endlich wieder flacher Boden“, keuchte Mira außer Puste. Sie stützte sich kurz an, um zu verschnaufen, dann richtete sie sich auf. „Wo lang jetzt?“, fragte sie Shin, da sie Yugito nicht im Blickfeld hatten. Shin antwortete nicht. „Shin, wo lang-“, begann Mira doch hielt inne. Dann hielt sie vor Schreck den Atem an. „Nicht bewegen, Mira“, meinte Shin und streckte schützend seinen Arm aus. Vor ihnen war ein grauer und großer Wolf aufgetaucht, wie aus dem Nichts. Mira blickte hinter sich, doch als sie in diese Richtung flüchten wollte sah sie noch mehr Wölfe. „Wir sind umzingelt“, flüsterte Mira. Shin griff in seine Tasche und holte zwei Kunai heraus. „Benutz es nur, wenn es sein muss. Weich aus, solange es geht und bleib fern von denen“, meinte Shin und machte sich bereit. Ein frischer Genin und eine Akademie-Schülerin gegen ein ganzes Wolfsrudel… beiden war bewusst, wie gefährlich das war, doch Mira blieb mutig. Sie wollte ein Ninja werden und Ninjas hatten keine Angst! „Haut ab“, sagte sie zu den Wölfen und kickte einen Stein zu denen, damit sie verschwanden. „Mira nicht!“, meinte Shin, doch schon war es zu spät. Die Wölfe sahen sie als Bedrohung an und griffen sie an. Shin zog Mira mit sich und lief. Gerade noch so konnten sie ausweichen. Shin nahm sein Kunai und hielt es bereit, doch konzentrierte er sich darauf zu rennen. Plötzlich attackierte ein Wolf unerwartet von der Seite, dem Mira und Shin nicht mehr ausweichen konnten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)