Ein Jahr von szymzickeonee-sama ================================================================================ Oktober - zweite Woche ---------------------- Es war erst die zweite Probe für das Stück, aber Hinata hatte schon gelernt, sich in die Theatergruppe einzufügen. Die meisten Mädchen waren sehr nett, nur ein paar wenige waren darüber verstimmt, dass sie, eine Neue die Hauptrolle ergattert hatte. Mit Tamaki, die in der Stammgruppe war und als Zweitbesetzung für die Julia fungierte, verstand sich Hinata am besten. Beide Mädchen waren etwas schüchtern, hatten sich aber vorsichtig aneinander angenähert. Hin und wieder hatte Tamaki hilfreiche Tipps einfließen lassen, während die beiden gemeinsam ihren Text übten. Kurenai-Sensei hatte vorgegeben, dass bis zu den Ferien noch keine Szenen geprobt wurden, sondern grundlegende Theaterprinzipien besprochen wurden. Im Anschluss daran wurde in kleineren Gruppen der Text geübt. Mehrere Blätter Papier wurden herumgegeben und Hinata betrachtete neugierig den Übungsplan, der darauf abgedruckt war. Kurenai-Sensei hatte sich die Mühe gemacht, für jede Probe bestimmte Szenen zu nennen, die eingeübt würden, sodass die Schüler ihre Anwesenheit planen konnten. Natürlich wurde erwünscht, dass man aus Solidarität immer da war, aber wenn man selbst nicht proben musste, war es erlaubt, auch mal zu fehlen. Mit der Rolle der Julia hatten weder Tamaki noch Hinata viele freie Donnerstage. »Tamaki, Hinata! Kommt ihr noch mit in die Stadt was essen?« Kiba schlenderte mit einem unvergleichlich strahlenden Lächeln auf die beiden Mädchen zu, Shino und noch zwei andere Jungen im Schlepptau. Sofern Hinata sich nicht irrte, waren es außer den Rollen Romeo und Paris auch noch Tybalt und Mercutio. Alle in Erst- und Zweitbesetzung. »T-tut mir Leid, ich werde zu Hause schon erwartet«, sagte Hinata leise. »Geht ihr öfter nach der Probe essen? Dann plane ich es ein, dass ich das nächste Mal mit kann.« »Klar, wir gehen fast immer noch weg. Letztes Jahr hatten wir Freitags Probe, da sind wir oft noch ins Kino oder feiern gegangen.« Tamaki lächelte Hinata an. »Bitte sieh zu, dass du mich nicht zu oft mit denen alleine lässt, ja?« »Du kommst also mit?«, fragte Kiba nach. »Ja. Habe sonst nichts vor.« »Super. Okay, dann bis nach den Ferien, Hinata! Lern deinen Text ordentlich!« Die beiden Mädchen verabschiedeten sich mit einer flüchtigen Umarmung und Kiba legte anschließend den Arm kameradschaftlich um Tamaki. Zu neunt verließen sie fröhlich quatschend die Aula. Wie er es versprochen hatte, wartete Neji vor der Schule auf Hinata. Tenten hatte dieses Mal nicht bleiben können, denn in ihrem Wohnheim war es Pflicht, regelmäßige Treffen mit der Leitung zu führen, und ihres war für den heutigen Abend angesetzt. Neji beobachtete eine Gruppe von Schülern, die durch den Haupteingang auf den Schulhof trat. Sie waren laut und rissen Witze, hatten das einzige Mädchen in die Mitte genommen. Hinata kam nur wenige Minuten später zusammen mit Kurenai-Sensei, die die Tür hinter sich abschloss. Neji grüßte und verabschiedete die Lehrerin höflich und ging dann neben Hinata zur U-Bahn-Station. »Wie war die Probe?«, fragte er nach ein paar Metern. »Ganz gut. Die Leute sind sehr nett.« Hinata schwieg kurz, dann setzte sie hinzu: »Meinst du, Vater würde es erlauben, wenn ich die nach den Ferien Donnerstags immer noch mit den anderen in die Stadt gehe?« »Mit welchen anderen?« »Tamaki und Kiba und noch ein paar. Die ganzen Hauptrollen.« Neji runzelte die Stirn. »Er wird es bestimmt nicht verbieten«, sagte er dann langsam. »Aber?« »… Mir wäre es lieber, wenn du nicht alleine mit den Jungen unterwegs bist.« Hinata sah Neji schüchtern von der Seite an. Sie konnte nicht abschätzen, ob er nur seine übliche brüderlich-beschützende Seite an den Tag legte, oder ob etwas anderes dahinter steckte. »Vielleicht können du, Tenten und Sakura nach dem Training ja mitkommen?« »Vielleicht«, sagte er ausweichend und dachte daran, dass das keine schlechte Idee war. So konnte er gut ein Auge auf Inuzukas Verhalten werfen. Es war schon zur Routine geworden, dass Tenten Samstagmorgens bei den Hyuugas zum Kyudo erschien, aber seit Sakura ihren Captain ärgerlich angeflaumt hatte, fragte Neji Freitags in der Pause, ob sie beide kommen würden. Diesen Freitag verneinte Sakura mit einem höflichen Lächeln. »Ich werde wohl Temari beim Kendo anfeuern«, erklärte sie. Niemand zog sie damit auf, dass sie wohl eher wegen Sasuke dort hin ging. »Kendo – richtig!« Naruto grinste in die Runde. »Wer kommt noch alles?« »Du hörst dich ja an, als würdest du selbst mitmachen.« »Na, Judo ist erst in den Ferien – und ich liebe die Turnier-Anspannung!« Am Tisch entstand eine rege Unterhaltung, deren Abschluss darin bestand, dass Naruto und Sakura, sowie Shikamaru und Ino das Cheerleading übernehmen würden. Hinata wollte am Wochenende lernen (Die Klassenarbeit in Englisch, ihrem Hassfach stand in der folgenden Woche an) und Tenten sagte ihr Training mit Neji natürlich nicht ab. Dass es nicht sonderlich produktiv werden würde, konnte sie zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht wissen. »Was hältst du von einer kurzen Pause?« Tenten blickte überrascht zu Neji, der seinen Bogen hatte sinken lassen. »Uhm, okay.« Neji trat zu ihr, nahm den Bogen entgegen und räumte das Trainingsgerät beiseite. Mit einem Wink führte er Tenten durch eine Tür an der Seite, die sie noch nie durchschritten hatte. Der Gang dahinter öffnete sich nach ein paar Metern zu einer asiatischen Veranda, zu deren Füßen ein idyllischer kleiner Garten angelegt war. Ein Teich mit Seerosen und mindestens zwei Kois – das waren die, die Tenten mit bloßem Augen sehen konnte – und ein Baum der etwas Schatten spendete. Neji wies sie an, auf der Veranda Platz zu nehmen und verschwand kurz in einem Zimmer. Als er wieder kam, hielt er Tenten eine Coladose entgegen. Dankbar lächelnd nahm sie das kühle Getränk an. Eine Weile beobachteten die beiden den Teich, die trägen Bewegungen der Fische. »Kann ich dich was fragen?«, brach Neji schließlich die Stille. Er hatte seine Dose abgestellt und betrachtete Tenten eindringlich. Sie wandte den Kopf zu ihm, immer noch ein Lächeln auf den Lippen. Einen Herzschlag lang war es ruhig, als sie das Gefühl hatte in seinen Augen zu versinken, dann antwortete sie rasch: »Sicher, was gibt’s denn?« Sein Mund war irgendwie trocken und er konnte sich nicht erklären, woran es lag. Bestimmt nicht an ihren warmen braunen Augen, an ihrem Lächeln… Der Moment verflog so schnell, wie er gekommen war. »Wie schaffst du es, dich beim Kyudo nicht ablenken zu lassen?« »Wie meinst du das?«, fragte sie. »Ich… habe gewisse Probleme damit, in mein Kyudo zu finden, wenn ich nicht vollkommene Ruhe um mich herum habe.« Er tat sich schwer damit, diesen Makel zuzugeben und wartete gespannt darauf, wie Tenten reagieren würde. Sie lächelte ihn an. »Dann ist dir das Treffen der Zielscheibe wichtiger, als das Kyudo selbst«, stellte sie ruhig fest. »Für mich gibt es nichts Wichtigeres beim Kyudo, als Eins mit Pfeil und Bogen zu werden. Beide sind eine Verlängerung meines Körpers und ich vertraue darauf, dass alles im Einklang ist. Meine innere Ruhe zu finden ist für mich das A und O. Ich habe es mal mit Meditation probiert, aber… es war nicht so befriedigend. Beim Kyudo merkst du, wenn du deine innere Mitte gefunden hast. Genau dann, wenn der Pfeil sich von selber schießt.« Er staunte, dass sie so eine kleine Rede von sich gegeben hatte. Selten sprach sie so viel und jetzt schwärmte sie sogar. War er nicht früher auch so gewesen? Was hatte sich geändert, dass er sich nicht mehr selbst beim Kyudo finden konnte? »Danke… für deine Offenheit«, sagte er langsam. »Dafür sind Freunde doch da.« Freunde. Er lächelte. »Beste Freunde«, erklärte er und ihr Herz machte einen Hüpfer. »Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal so gut mit jemandem verstehe, wie mit dir. Es ist irgendwie etwas anderes als mit den anderen aus der Gruppe, auch wenn ich sie schon viel länger kenne.« Ihre Wangen waren rosa, als sie sagte: »Vielleicht liegt es daran, dass ich dir das Leben gerettet habe?« »Das verbindet uns sicherlich… aber daran liegt es doch nicht, dass wir so gute Freunde geworden sind.« Sie nippte an ihrer Cola und sah wieder in den Garten. Es tat gut zu hören, dass er in ihr eine Freundin sah. Seine beste Freundin. Er war jemand, dem sie etwas bedeutete. »Okay, genug von mir. Gibt's irgendwas, was dir auf dem Herzen liegt, wenn wir schon mal dabei sind?« Sie starrte ihn ungläubig an. Konnte er Gedanken lesen? Ein Grinsen zupfte an seinem Mundwinkel. »Also?« »Ookaay«, machte sie gedehnt, unsicher, ob er das wirklich hören wollte. »Es sind… Mädchenprobleme.« Er hob eine Augenbraue und nahm einen Schluck von seiner Cola. »Also, gewissermaßen.« Er sah sie weiter an, wartete darauf, dass sie fortfuhr. »Neji - als mein bester Freund - krieg das jetzt nicht in den falschen Hals, okay?« Er setzte die Cola erneut an und trank. Tenten holte tief Luft. »Okay, wir haben beim letzten Mädelsabend über Sex geredet.« Es war keine gute Idee gewesen, das zu sagen, während er den Mund voller Cola hatte. Neji verschluckte sich hustend und Tenten klopfte ihm heftig auf den Rücken. »Wie bitte?«, krächzte er schließlich. Mit vielem hatte er gerechnet. Nicht damit. »Über erste Male halt und so. Macht ihr Jungs das nicht?« »Ich will das von meinen Freunden gar nicht wissen!«, stieß er aus und starrte sie mit schreckgeweiteten Augen an, in der Angst, sie würde weitersprechen. »Weder von den Jungs, noch von den Mädels!« »Als ob ich dir das erzählen würde«, meckerte Tenten und lief rot an. »Du wolltest doch wissen, was los ist!« »Wenn ich gewusst hätte, was es ist, hätte ich definitiv nicht gefragt«, grummelte er. Sie boxte ihn in die Seite. »Toller bester Freund bist du.« Er war einen Augenblick lang geneigt, ihr die Zunge herauszustrecken, entschied sich dann aber dagegen. Eine Frage brannte ihm auf dem Herzen. Bevor er sich zurückhalten konnte, platze sie einfach heraus. »Hast du-?« »N-Neji! Natürlich nicht! - Ich dachte, du willst das nicht wissen!« »Hn.« Mit deutlich roten Wangen sah er zur Seite, tunlichst ihren Blick meidend. Ebenso knallrot und in die entgegengesetzte Richtung guckend murmelte sie schließlich – es war ihr gutes Recht, oder? - »Und du…?« Ein verneinendes »Hn.« war die Antwort. Sie schwiegen und schlürften ihr Coladosen leer. Neji beschloss, dass es besser wäre, so zu tun, als hätten sie diesen letzten Teil ihrer Unterhaltung nie gehabt. »Willst du noch weiter trainieren?« »Uh-hu«, machte sie und erhob sich synchron mit ihm. Sie konnte ihm dabei nicht in die Augen sehen. Beide hatten jetzt Probleme, in ihr Kyudo zu finden und als Tenten nach dem vierten Fehlschuss langsam ärgerlich wurde, seufzte auch Neji frustriert. »Mario-Kart?« »Mario-Kart«, bestätigte sie. Sie räumten die Bögen und Pfeile diesmal ganz weg und zogen sich rasch um. Hinata ließ sich ebenfalls zu einer Pause überreden und zu dritt besetzten sie wenig später den Boden von Nejis (ziemlich aufgeräumten) Zimmer, welches sich in dem selben Nebenarm des Hauses befand wie Hinatas. Nachdem Tenten das fünfte Rennen in Folge verloren hatte, gab sie ihren Controller frustriert auf, genau wie ihren Bogen zuvor. Hanabi, die zwischenzeitlich zu ihnen gestoßen war, übernahm liebend gerne für sie. »Ich denke, ich werde mich mal wieder an Englisch setzen«, erklärte dann auch Hinata und Tenten beschloss, ihr Gesellschaft zu leisten. Immerhin musste auch sie diese Arbeit schreiben – auch wenn Englisch ihr deutlich besser lag als Hinata. »Meine Güte ist das voll hier«, stöhnte Ino und fächerte sich mit einem Programmheftchen Luft zu. Sakura hatte ihres aufgeklappt und studierte die annoncierten Kämpfe. »Temari, Sai und Sasuke müssten in der gleichen Halle sein. Nummer 6.« »Wir müssten erst mal Naruto finden.« Shikamaru gähnte gelangweilt und sah sich suchend um. »Naruto kommt doch eh zu spät.« »Nein, er ist mit Sasuke her gekommen«, korrigiert Sakura das. »Dann wird er wohl schon in Halle 6 warten.« Die drei schoben sich langsam durch die Menschenmenge, die sich zwischen den ausgewiesenen Hallen 5, 6 und 7 hin und her bewegte. »Ach so, Ino? Ich müsste dich demnächst mal um einen Gefallen bitten«, sagte Sakura. »Was für einen? Muss ich mich dafür anstrengen?« »Neinnein. Es wird dir sogar ziemlichen Spaß machen…« »Nun sag schon.« »Naja, ich würde dich bitten, ab und zu meine 'Ausrede' zu spielen. Wenn Neji wieder fragt, ob Teni und ich bei ihm trainieren wollen.« »Uuuh!« Inos Augen glänzten freudig. »Du willst du beiden auch verkuppeln?!« »So ähnlich… Ich merke einfach, dass… Neji lieber mit ihr alleine trainieren würde. Er ist etwas gereizt, wenn ich dabei bin, Teni hat die Bemerkung gemacht, dass er 'normalerweise' nicht so ist. Wenn sich also wirklich was zwischen den beiden anbahnt, dann will ich nicht die Bremse spielen.« Ino klatschte in die Hände. »Das sind gute Neuigkeiten! Natürlich werde ich mich selbstlos opfern um dir zu helfen, Saku!« Shikamaru schnaubte leise und ungläubig, aber Ino ignorierte ihn. »Wie lief eigentlich das Gespräch mit deiner Heimleiterin?«, fragte Hinata, die grade am Ende einer Aufgabe angekommen war. Tenten blickte überrascht aus dem Vokabelregister auf. »Uhm. Ganz gut, denke ich.« Sie überlegte einen Moment. »Tsunade-sama hat mich gefragt, ob ich mich gut eingelebt habe, wie es in der Schule läuft… Nach euch, also meinen Freunden hat sie auch gefragt. Ansonsten waren da ein paar… organisatorische Dinge.« Hinata drängte Tenten nicht, weiter zu sprechen, sondern wartete ruhig ab, machte sich ein paar Notizen für die nächste Aufgabe. Dann murmelte Tenten: »Sie hat Kontakt zu dem Anwalt meiner Eltern hergestellt.« »Oh. Weswegen?« »Ich… es geht um das Erbe. Meine Eltern haben zwar nicht viel angespart… Naja, der Staat hat momentan die Vormundschaft… Aber sobald ich volljährig bin und das Erbe einfordere, habe ich kein Recht mehr in dem Wohnheim zu bleiben. Es ist zwar noch eine Weile hin, aber Tsunade hat mit mir über Alternativen gesprochen.« »Du hast ja im März Geburtstag – dann sind es ja nur ein paar Monate bis zum Schulabschluss, und danach kannst du dir schon was in College-Nähe suchen.« »Ja… vielleicht.« Tenten wollte Hinata nicht damit bedrücken, dass das Geld sehr knapp werden würde. Wahrscheinlich musste sie sich nächstes Jahr einen Nebenjob suchen. Oder mehrere. »Ich hoffe, dass ich ein Teil-Stipendium angeboten bekomme«, sagte sie leise. »Was willst du denn studieren?« »Irgendwas im Bereich Sprachen. Dolmetscherin oder so… Ich würde auch gerne etwas Organisatorisches machen… Naja, mal sehen. Erst mal muss ich die guten Noten dafür haben!« Sie zwang sich zu einem Lächeln und beugte sich wieder über das Buch. Hinata musterte sie nachdenklich, dann aber fing auch sie mit der nächsten Aufgabe an. . . . . . Ino: Yay! Sasuke hat gewonnen :) - Tema hat 'nur' den dritten Platz gemacht (sie ist etwas enttäuscht…) [Anhang: 2 Fotos] Auf dem ersten Bild war Sasuke zu sehen, der mit einem gönnerhaften Lächeln seinen kleinen Pokal in die Höhe hielt. Das zweite zeigte Temari, die ihre bronzene Medaille in der Hand hatte und Ino grinsend die Zunge herausstreckte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)