Ein Jahr von szymzickeonee-sama ================================================================================ November - dritte Woche (Teil 1) -------------------------------- Hinata hatte das Wochenende überstanden. Es war nicht zu fassen. Sie war richtig froh darüber gewesen, dass alle Mädels zusammen mit ihr bei Ino übernachtet hatten und dass sie am Samstag den ganzen Tag mit Kleider-Shopping verbracht hatten. Es war eine willkommene Ablenkung gewesen. Am Sonntag jedoch war Hinata zunächst auf sich allein gestellt. Neji hatte netterweise ihrem Vater nicht erzählt, was passiert war, aber trotzdem ging sie ihren beiden männlichen Verwandten strikt aus dem Weg. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken. Nicht, dass es viel gebracht hätte. Nach wie vor hatte sie absolut keinen Plan, wie sie Naruto je wieder unter die Augen blicken sollte. Sie wünschte, sie könnte das ganze einfach aussitzen, aber von Sakura wusste sie, dass Naruto auf einem klärenden Gespräch bestehen würde. Was er wohl zu sagen hatte? Dementsprechend nervös war Hinata am Montag morgen. Solange Neji in ihrer Nähre war, würde sich Naruto es nicht wagen zu ihr zu kommen, so viel wusste sie. Ob sie jetzt aber wollte, dass ihr Cousin bei ihr blieb, oder eher nicht, das wusste Hinata selbst nicht so genau. Aber es kam sowieso, wie es in diesem Freundeskreis kommen musste. Sakura hatte Tenten gebeten, Neji abzulenken, und sobald dieses 'Hindernis' beseitigt war, wurde Hinata von Naruto beiseite genommen. Für einen kurzen Augenblick dachte sie, er hätte sie in den abgelegenen Gang gezerrt um sie wieder zu küssen, aber dann sah sie sein Gesicht, erkannte das Schuldbewusstsein darin. »Hör mal, Hina – es tu mir wirklich unendlich Leid, dass ich… du weißt schon. Keine Ahnung, was in dem Moment über mich gekommen ist, aber ich möchte mich ehrlich bei dir entschuldigen. Gibt es eine Möglichkeit, wie ich das wieder gut machen kann?« Hinata zwang sich, tief einzuatmen. Sie würde das schaffen. Er hatte sich entschuldigt, es tat ihm Leid. Ein kleiner Stich brachte ihr Herz zum stottern. Ihm hatte der Kuss bestimmt nicht gefallen. »S-Schon gut, Naruto. I-Ich bin dir nicht böse, ich… w-war nur ziemlich überrumpelt…« Hoffnungsvoll sah er auf. »Oh. Wirklich? Ich… Dann… bleibt alles beim Alten?«, fragte er und meinte damit ihre Freundschaft. »N-Natürlich.« Wie froh war sie, dieses Gespräch so schnell und glimpflich über die Bühne gebracht zu haben. Und Neji hatte noch nicht mal was davon mitbekommen. Ihre anderen Freunde umschifften das Thema großzügig, aber Hinata ertappte sich selbst dabei, dass sie oft an diesen Kuss dachte. Noch öfter, als dass sie sich fragte, ob auch Naruto in Gedanken dort war. Nachdem in der letzten Woche Ino mit zu dem Treffen der Theater-Gruppe gekommen war, und diese Woche niemand Lust hatte (nie im Leben würde sie Neji fragen, und Tenten hatte genug von Kiba), beschloss Hinata schon vor der Probe, den anderen abzusagen. Heute war eine ihrer längeren Szenen dran und sie war so furchtbar nervös, dass sie den Zwischenfall vom Wochenende für diese wenigen Stunden fast vergaß. Fast. Es war der erste Akt, fünfte Szene. Eine der Szenen, die Kurenai-Sensei für die heutige Probe ausgewählt hatte. »Hinata, Kiba. Bitte auf die Bühne – und Kiba: Wir üben heute nur den Text. Du musst sie nicht küssen, das heben wir uns für die Generalprobe auf.« Hinata lief dunkelrot an und schnappte leise nach Luft. Kiba, der neben ihr stand wollte ihr erst zuzwinkern, sah aber dann, dass sie ein Gesicht zog. Oha. »Ist es dir so zuwider, holde Maid, mir einen Kuss zu schenken?«, neckte er stattdessen leise, während sie zur Bühne gingen. Sie starrte auf den Boden, bemüht einen Fuss vor den anderen zu setzen und bloß nicht irgendwo vor zu laufen. »Sag nicht, das wäre dein erster Kuss«, hauchte Kiba aufgeregt und mit einem erwartungsvollen Lächeln. Oh, das wäre ja noch besser. Hinatas Kopf schnellte hoch und sie sah ihn mit einer Mischung aus Verletzlichkeit und Trotz, Wut und Trauer an. Okay… irgendwas stimmte nicht. Kiba ließ das Thema fallen wie eine heiße Kartoffel. Ganz sicher wollte er sie nicht verletzen, nur ein bisschen aufziehen. Er war klug genug, sich bei der Probe entsprechend zurückzuhalten, aber nachdem Kurenai-Sensei die Szene für beendet erklärt hatte und eine andere Gruppe von Schülern nach vorne bat, zog Kiba Hinata beiseite. Unauffällig führte er sie aus der Aula hinaus. Sie ließ sich widerstandslos herumdirigieren. »Okay, Hinata. Spuck's aus, Süße«, sagte er mit Nachdruck und Ernst in der Stimme. Er machte sich Sorgen. Irgendwie, Hinata hatte keine Ahnung warum, war Kibas Frage, sein Verhalten genau das was sie brauchte, nachdem alle ihre Freunde immer nur versuchten sie davon abzulenken. Sie setzten sich zusammen auf eine Treppenstufe in einer Nische und stotternd fing Hinata an zu erzählen. »A-Am Wochenende… hat Naruto mich geküsst.« Nachdenklich runzelte Kiba die Stirn. Naruto? »Uhm… der blonde, richtig?« Sie nickte. »Er… also, es war nicht…« »Es war dein erster Kuss?«, riet Kiba ins Blaue und musste schmunzeln, als Hinata erneut rot anlief. Sie sah so süß aus, wenn sie verlegen war. »Und du weißt vermutlich nicht, wie du damit umgehen sollst, habe ich Recht? Habt ihr darüber geredet?« Zögernd berichtete sie von dem kurzen Gespräch am Montag. Kiba schüttelte grinsend den Kopf. »Arme Hinata, ganz durcheinander, was? Weißt du, mit Küssen ist das so: An den ersten wirst du dich vermutlich immer erinnern – aber an den zweiten nur dann, wenn er besser ist. Das gilt für alle die darauf folgen. Irgendwann wird dich jemand küssen, der einen bleibenderen Eindruck hinterlässt, glaub mir.« Er zwinkerte sie an. »A-Aber ich weiß einfach nicht, wie ich mit Naruto umgehen soll. Wir haben seit Montag kein Wort mehr gewechselt…« Amüsiert stellte Kiba fest, dass die scheue kleine Hinata noch ein anderes Problem hatte. Ihr hatte der Kuss gefallen. Sie wollte mehr. Nur, dass sie sich das noch nicht eingestand. Mit einem fiesen Grinsen, das sie nicht sah, weil sie zu Boden blickte, streckte er die Hand aus, um ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streifen. Sie sah auf und fühlte seine Hand an ihrer Wange, den leichten Druck den er ausübte, um ihren Kopf in Position zu drehen. Mit schreckgeweiteten Augen starrte sie in seine vor Schalk blitzenden, als er seine Lippen sanft auf ihre presste. Nur einen Moment, dann zuckte sie zurück, schob ihn von sich, entsetzt davon, was er getan hatte – vor allem nachdem, was sie ihm erzählt hatte! Kiba lachte leise. »Ah, nicht sauer sein, Hinata. Ich musste es einfach tun. Überleg mal: Du hast mich weggeschubst. Aber Naruto nicht. Warum?« Er sah sie grinsend an, während er sich erhob. »Mach dir da mal Gedanken drüber, Süße.« Er stupst mit dem Finger gegen ihre Nase. Sie sah schon verdammt süß aus, wie sie ihn jetzt vollkommen hilflos anstarrte. Sekunden später kam Shino auf sie zu. Hinata war noch viel zu durcheinander um darüber nachzudenken, was er vielleicht gesehen hatte, und Kiba zwinkerte seinem Freund nur schelmisch zu. »Kurenai-Sensei will noch was sagen. Ihr sollt zurück kommen«, sagte Shino monoton und betrachtete Hinata, die eingeschüchtert auf der Treppe saß. Die Probe war im Endeffekt etwas früher zu Ende als sonst, und so musste Hinata ein paar Minuten warten, bis Neji und Tenten am üblichen Treffpunkt auftauchten. »Uhm, Tenten?«, fragte Hinata zaghaft, und Tenten drehte sich neugierig zu ihr. »Was denn?« Neji blieb stehen, als die beiden Mädchen sich zurückfielen ließen. »Ich… kann ich… noch kurz mit zu dir?« Tenten blickte zwischen Hinata, die den Kopf gesenkt hielt, und Neji, der seine Cousine argwöhnisch musterte, hin und her. »Klar doch«, sagte sie schließlich und lächelte Hinata aufmunternd an. »Danke.« Die Erleichterung in ihrer Stimme war deutlich zu hören. Neji beschloss, es auf sich beruhen zu lassen und sagte kein Wort, bis sich die beiden Mädchen an der Haltestelle von ihm verabschiedeten. Auch Hinata schwieg, zumindest solange, bis sie im Wohnheim angekommen waren und es sich auf Tentens Bett gemütlich gemacht hatten. »Uhm…«, setzte Hinata an und stupste ihre beiden Zeigefinger gegeneinander. Tenten wartete geduldig, obwohl sie verdammt neugierig darauf war, was ihre Freundin bedrückte. »Kiba hat mich geküsst.« Mit riesengroßen Augen starrte Tenten Hinata an. Sie hatte sich ganz sicher verhört, oder? Hinata hatte nicht ernsthaft gesagt, dass Kiba sie geküsst hatte, oder? Wenn Neji schon bei Naruto so ausrastete, würde er bei Kiba Amok laufen. Die ganze Woche war mehr oder minder ein Spießrutenlauf gewesen. »Was?«, brachte sie krächzend heraus. »I-Ich, also- Er hat mir nur- Es ist- I-Ich glaube ich mag Naruto!« Jetzt kam Tenten wirklich nicht mehr mit. Was hatte das eine mit dem anderen zu tun?! »O…kay. Uhm, … okay. Also…?« Selten waren ihr die Worte so dermaßen ausgegangen. »Du musst mir helfen!«, flehte Hinata und sah Tenten mit feuchten Augen und roten Wangen an. »Bei wem jetzt?« »I-ich muss herausfinden, ob… ob ich Naruto wirklich mag.« Tenten atmete einmal tief durch. Das hier war irgendwie sehr chaotisch. »Lass mich kurz mal… Naruto hat dich geküsst, und dann hat Kiba dich geküsst, und jetzt denkst du, dass du Naruto magst? Wie soll ich dir jetzt dabei helfen?« Scheu sah Hinata wieder zu Boden. »A-Also… d-der K-Kuss mit Naruto… war… ganz anders. K-Kiba hat- er meinte, ich sollte ü-überlegen, was es mir bedeutet hat. Ich- Ich möchte Naruto besser kennen lernen.« Tenten nickte verstehend, auch wenn längst nicht alle ihre Fragen geklärt waren. Sie stellte die offensichtlichsten mal zur Seite und hakte erneut nach: »Und wie soll ich dir dabei helfen?« »D-Du müsstest Neji n-noch mal ablenken?« »… Weißt du, so langsam komme ich mir vor wie jemand, der einen blutrünstigen Kampfhund hat, vor dem alle eine Heidenangst haben; nicht wie seine beste Freundin…« »A-Aber auf dich hört er. Bei dir… ist er so anders…« Das hatten die Anderen auch schon ein paar Mal angemerkt. Tenten seufzte innerlich. »Okay. Akzeptiert.« »G-Gut. Danke dir. … Hast du eine Idee, w-wie ich es angehen könnte?« »Vielleicht solltest du da lieber Ino fragen?« Hinata machte ein erschrockenes Gesicht. »I-ich glaube nicht, dass Ino… Sie ist so herrisch und würde garantiert irgendwas… peinliches machen…« Auch wieder wahr. »Warum, hm… fragst du ihn nicht, ob ihr zusammen für irgendwas lernt? Oder… Ob er dich nächsten Donnerstag zum Theater-Treffen begleitet?« »Neji darf aber keinen Verd-« »Jaja. Ich werde mich drum kümmern, keine Sorge.« Tenten lächelte ihre Freundin beruhigend an, und Hinata entspannte sich sichtlich. »Dankeschön«, murmelte Hinata und umarmte Tenten linkisch. Die Brünette erwiderte die Umarmung. »Dafür sind Freude doch da.« Am Freitag Abend hatten sich Shikamaru und Temari relativ unauffällig von den Gruppenplänen abseilen können, da auch Sasuke, Sai und Sakura keine Zeit hatten. Ino verschob den Disko-Besuch grummelnd und meckernd auf den morgigen Samstag, während Shikamaru sich insgeheim darauf freute, den Abend mit Temari zu verbringen. Das Essen mit ihrer Familie am letzten Wochenende war nett gewesen und Temari hatte Kankuro danach zur Seite genommen und ihn schwören lassen, dass er sie 'decken' würde, und weder Ino noch sonst jemandem von der Beziehung erzählte. Es war noch nicht mal dunkel draußen, aber Temari hatte schon die Rollläden an ihren Fenstern geschlossen, damit niemand hinein sehen konnte und außerdem der Film besser zu sehen war. Gemeinsam hatten sie es sich auf der kleinen Couch gemütlich gemacht, Temari zwischen Shikamarus angewinkelten Beinen, den Rücken an seinen Oberkörper gelehnt. Er hatte den Kopf in ihrem Nacken vergraben, nicht so interessiert an dem Film, sondern vielmehr an seiner Freundin. Temari hingegen war gefesselt von der Darbietung auf dem Bildschirm und ließ sich nur äußerst ungern ablenken. Als der Film schließlich vorbei war, drehte sie sich zu ihm um und küsste ihn sanft. Er seufzte und schlang die Arme um sie. »Danke«, sagte Temari mit einem Lächeln. »Wofür?«, fragte er träge. »Dafür, dass du nicht eingeschlafen bist. Oder gemeckert hast.« Er lachte leise und küsste sie auf die Nasenspitze. Dann fiel sein Blick auf die Uhr. »Ich glaube, ich sollte mich langsam auf den Heimweg machen.« »Oh, okay. Ich bringe dich noch zur Station.« Es war nur ein kurzer Fußmarsch, den sie leise miteinander redend hinter sich brachten. Shikamarus Bahn würde erst in ein paar Minuten kommen, daher entschied Temari, dass sie die Zeit doch noch gut nutzen könnten. Mit einem Grinsen baute sie sich vor ihm auf und küsste ihn. Ihre Finger umklammerten den Kragen seiner Jacke, damit er durch den festen Druck ihrer Lippen nicht von ihr weggeschoben wurde. Shikamaru hatte eine Hand in ihre offenen Haare vergraben und hatte seinerseits gar nicht die Intention, sich von ihr zu lösen. »Temari? Shikamaru?« Wie auf Kommando fuhren die beiden auseinander. Drei Meter weiter war gerade Sai aus einer ankommenden Bahn gestiegen und starrte sie mit hochgezogenen Augenbrauen und vor Verblüffung offenem Mund an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)