Ein Jahr von szymzickeonee-sama ================================================================================ November - vierte Woche ----------------------- Tenten war eigentlich gar nicht so der Haustierfreund, aber in der letzten Zeit hatte sie sich hin und wieder bei dem Gedanken ertappt, dass ein Hund wahrscheinlich viel besser abzurichten war als Neji. Vielleicht sollte sie sich aber trotzdem eine Leine zulegen, um ihn ein bisschen zurückhalten zu können? Nervös von einem Bein aufs andere tretend stand sie im Hintergrund, als Neji sich vor Naruto aufgebaut hatte. »Hey Neji, Tenten.« Naruto versuchte sich an einem Lächeln, dass unter Nejis Blick aber ziemlich schnell in sich zusammenfiel. »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst die Finger von meiner Cousine lassen?!«, zischte er. »Wenn ich dich nochmal dabei erwische, wie du sie gegen ihren Willen küsst, oder sonst was, dann-« »Hey, ich habe sie nicht angefasst!«, verteidigte sich Naruto und blies beleidigt die Backen auf. Was glaubte Neji denn, wer er war? Ein Frauenschänder? »Im Gegenteil, ich hab' dafür gesorgt, dass Inuzuka ihr nicht zu nahe kommt! Und ich werde nie wieder irgendwas tun, das sie nicht will, verstanden?!« »Ehrlich, Neji, Hinata wollte dich nur nicht damit belasten, sie weiß, wie ungern du-« Tenten verstummte bei Nejis Blick und straffte sich. Er brauchte sie gar nicht so anzusehen! Irgendetwas regte sich in ihr, und als Neji den Kopf wieder Naruto zuwandte, ohne weiter auf sie zu achten, platze ihr die Hutschnur. »Kein Wunder, dass Hinata nicht mit dir redet! Du übertreibst es mit deiner Fürsorge total! Schön und gut, dass du ihr helfen willst, aber sie kann auch für sich alleine sorgen und Freunde finden!«, fauchte sie und Neji drehte sich verblüfft wieder zu ihr um. »Ich-« »Ja, du bist sowas wie ihr großer Bruder, aber glaubst du ernsthaft, dass einer deiner langjährigen Freunde ihr irgendwas antun will?! Naruto wollte Hinata nur helfen – und zu deiner Information: Sie hat ihn gefragt!« Naruto nickte bekräftigend mit dem Kopf, auch wenn Neji ihn gar nicht ansah. Er war zu perplex darüber, dass Tenten sauer werden konnte. War er wirklich so ein Arsch? Grimmig presste er den Kiefer zusammen und runzelte die Stirn. »Fein«, presste er heraus, funkelte Naruto noch mal an und schob ihn dann beiseite, steuerte auf die U-Bahn-Station zu. Naruto starrte ihm hinterher, dann sah er zu Tenten. »Wow«, machte er so verblüfft, als ob er sie gerade eben zum ersten Mal gesehen hätte. Tenten lief knallrot an. »W-Was?« »Er muss dich echt gerne haben.« Gehirn an Körper: Mehr Blut in die Wangen! Gedanken an den nicht-wirklich-passierten-Kuss tauchten in ihrem Kopf auf. Ihr Gesicht fühlte sich heiß an, als sie stotterte: »Er ist mein bester Freund.« »Sag' ich doch. Auf jeden Fall danke, Tenten. Sonst wär' ich morgen wahrscheinlich mit blaueren Augen in die Schule gekommen, als ich das sowieso schon tue.« Naruto kicherte leise und klopfte ihr auf die Schulter. »Tenten!«, brüllte es hinter ihm, und sie sahen beide zu Neji, der mit verschränkten Armen am Gleis stand. In der Ferne konnte man die einfahrende Bahn sehen, die Tenten nehmen müsste. »Man sieht sich«, sagte sie rasch und hastete davon. Naruto lächelte und rief ihr hinterher: »Du hast was gut bei mir!« Über die Schulter warf sie ihm ein Grinsen zu, das er erwiderte. Neji blickte finster und murmelte ein paar Worte in Tentens Richtung, bevor sie in die Bahn stieg. Sie lächelte ihn vorsichtig an. Verzeihend, und Naruto konnte genau sehen, wie Neji sich wieder etwas entspannte. Oh man, er mochte sie wirklich, was? Sais Geburtstag wurde am Samstag nachgefeiert. Sein richtiger Geburtstag war am Freitag gewesen, aber Ino hatte darauf bestanden, an Wochentagen (auch wenn sie quasi schon im Wochenende lagen), keine Geburtstage zu feiern. Weil der Dress-Code vorschrieb, dass alle Mädchen in einem Kleid, und alle Jungen in einem Anzug kamen, war Tenten schon etwas aufgeregt. Das dunkelblaue, trägerlose Kleid, das Ino sie genötigt hatte zu kaufen, saß wie angegossen, aber leider bekam sie den Reißverschluss nicht alleine zu. Irgendwas hatte sich verhakt. Seufzend gab sie auf und machte sich daran, eine ihrer Mitbewohnerinnen zu finden. Auf dem Gang traf sie auf Tayuya, ein Mädchen mit orangeroten Haaren. »Uhm, Tayuya, kannst du mir vielleicht kurz helfen?« »Oha, Tenten, wo willst du denn hin?«, grinste das Mädchen, trat hinter sie und machte sich ohne Umschweife daran, den Reißverschluss zu zu ziehen. »Auf einen Geburtstag«, erklärte Tenten und lächelte sie dankbar an. »Vielen Dank.« »Ach, kein Ding. Stehst du auf das Geburtstagskind, oder warum schmeißt du dich so in Schale? Auf Sai?! Nie und nimmer! Tenten wurde trotzdem rot und Tayuya grinste und wackelte mit den Augenbrauen. »N-Nein! Wir pokern, und es gibt einen Dress-Code…« »Du kannst pokern? Warum sagst du sowas nicht, wir haben ab und an 'ne Runde mit der alten Schachtel.« Damit meinte sie die Heimleiterin Tsunade, die die Finger nie vom Glücksspiel lassen konnte. »Naja, können ist wohl etwas übertrieben. Ich habe die Regeln auswendig gelernt und hoffe, dass ich den Abend so überlebe.« Sie lächelte unsicher und Tayuya lachte. »Soll ich dir bei deiner Frisur auch noch helfen?« Was war denn mit ihrem zwei Dutts nur nicht in Ordnung, dass jeder daran rummeckerte? Immer die Haare offen zu haben gefiel ihr halt nicht sonderlich. »Okay«, seufzte sie schicksalsergeben und ließ sich von Tayuya zurück in ihr Zimmer bugsieren. Weil Sakuras Eltern am heutigen Abend bei Freunden eingeladen waren, hatten sie ihre Tochter schon nachmittags bei ihrem besten Freund abgeliefert, wo sie, zusammen mit Naruto und Sasuke von Mikoto fertig gemacht wurde. Nervös zupfte Sakura an ihrem Kleid, das auf einmal viel zu kurz erschien. Sie hatte sich im Gästebad verbarrikadiert und sich dezent geschminkt. Das hier war schließlich sowas wie die Probe für den Weihnachtsball. Mit Knien wie Wackelpudding trat sie schließlich aus dem Bad, nur um direkt zwei onyx-farbenen Augen zu begegnen. »Wow, Sakura - du siehst echt… heiß aus«, machte Itachi dumpf und sein Blick blieb an ihren langen Beinen kleben. Irgendwie machte sie dieses Kompliment glücklich, aber gleichzeitig fühlte sie die Scham ihre Wangen hinaufkriechen. »D-Danke!«, hauchte sie und stakste auf ihren Pumps ins Wohnzimmer, vorbei an Itachi, der jetzt einen langen Blick auf ihre Rückseite warf. Eines musste man Sasuke ja lassen, sein kleiner Bruder hatte Geschmack. Mit einem zischenden Geräusch trat eben jener Bruder neben ihn und funkelte Itachi wütend an. »Wag es ja nicht!«, fauchte er. »Immer sachte mit den jungen Pferden«, murrte Itachi und hob defensiv die Hände. »Gucken wird doch wohl erlaubt sein.« Sasuke knurrte und durchbohrte ihn mit Blicken. Am liebsten würde er Sakura verbieten, so herumzulaufen, aber ihm fiel leider keine gute Begründung dafür ein. Und wer war er, jedem Mann zu verbieten, sie anzusehen? Er selbst hatte ja gestarrt wie ein Blinder, der zum ersten Mal das Licht erblickt, als er sie in diesem verdammten grünen Kleid gerade eben gesehen hatte. Seine Mutter winkte ihn strahlend ins Wohnzimmer. »Sasuke, komm her, ich will ein paar Fotos von euch machen!« Naruto war schon dort und komplimentierte Sakuras Kleid, während er selber mit seiner Krawatte zu kämpfen hatte. Sie war jadegrün. Sasuke funkelte jetzt auch seine Mutter an, die ihm die gleiche Krawatte reichte und er schnappte sie sich mit einem Grummeln, Sakura vollkommen ignorierend. Ihr Herz machte ein paar schmerzhafte Schläge, weil er nichts zu ihrem Outfit sagte, aber sie zwang sich, weiter zu lächeln. »So passt ihr drei perfekt zusammen«, strahlte Mikoto und schob sie nebeneinander, so, dass Sakura in der Mitte stand. Grinsend legte Naruto den Arm um ihre Schultern und Sasuke presste die Kiefer zusammen. Was fiel dem Dobe eigentlich ein?! »Sasuke, zieh nicht so ein Gesicht! Und leg den Arm auch um Sakura, so wie Naruto!« Zähneknirschend tat er, was seine Mutter verlangte. Für Sakura war es ein himmelweiter Unterschied, ob nun Naruto sie berührte, oder Sasuke. Seine Hand spürte sie bis in die Zehenspitzen, wie er sie ganz leicht auf ihrer Hüfte platzierte. Mikoto schoss mehrere Fotos, sich voll bewusst, wie sehr ihr Jüngster innerlich verkrampfte und daher etwas schadenfroh. Geschah ihm ganz Recht. Wenn er es nicht alleine auf die Reihe bekam, musste man halt etwas nachhelfen. Danach machte sie noch von jedem einzeln ein paar Fotos, bevor Fugaku Uchiha das Zimmer betrat. Er wirkte verwirrt und hob die Augenbrauen, während er seinen Sohn musterte. »Haben wir heute ein Geschäftsessen?«, fragte er monoton an Mikoto gewandt, die kopfschüttelnd verneinte und mit einem Lächeln sagte: »Die drei sind auf eine Geburtstagsfeier eingeladen.« Fugaku schwieg einen Moment, dann sagte er abschätzig: »Zu meiner Zeit gab es nicht so viele Partys, da hat man sich mehr auf seine Ausbildung konzentriert.« Sein Blick streifte erneut Sasuke, glitt über Sakura und Naruto, und dann verließ er das Zimmer wieder. Sasuke hatte die Hände zu Fäusten geballt, sagte aber nichts, während Naruto total unbeeindruckt von der Atmosphäre war. »Wo bleibt Itachi, wir müssen los«, quengelte er, und Sakura starrte ihn amüsiert an. »Seit wann willst du denn mal pünktlich sein?«, fragte sie kichernd und gab damit unwissentlich Sasuke etwas Zeit, sich wieder zu sammeln. »Na, du bist doch diejenige, die früher kommen sollte, weil sie ein Mädchen ist!« Und er würde seiner besten Freundin garantiert nicht auf die Nase binden, dass er hoffte, Hinata noch mal ohne ihren Cousin anzutreffen. Zumindest noch nicht. Er war spät dran. Und er hasste es, spät dran zu sein. Nicht nur, weil seine beste Freundin immer überpünktlich war, nein, Neji hatte generell eine Abneigung gegen das zu-spät-kommen. Gelangweilt strich er sich die Haare aus der Stirn, als er bei Temari klingelte. Wenigstens würde sie heute nicht die letzte sein, schmunzelte er. Das Lächeln gefror auf seinem Gesicht, als ihm die Tür aufgemacht wurde. »Hey Neji!«, lächelte ihn den brünette Engel im blauen Kleid an. »Ten- du… du siehst klasse aus«, brachte er heraus und sie errötete augenblicklich, was sie nur noch süßer aussehen ließ. »D-Du aber auch«, lächelte sie verunsichert zurück und ließ den Blick über seinen anthrazitfarbenen Anzug gleiten. Einen endlosen Moment lang sahen sie sich nur an, bis Tenten einen schwankenden Schritt zur Seite tat und ihn mit hochrotem Kopf einließ. Er trat an ihr vorbei und bemerkte, dass sie alleine im Flur waren. »Ich… wollte mich nochmal wegen Donnerstag entschuldigen«, murmelte er und sie schüttelte hektisch den Kopf. »Alles in Ordnung, vergeben und vergessen! Mach dir keine Sorgen, Neji.« Sie lächelte ihn lieb an und er konnte nicht anders, als das Lächeln zu erwidern. »Danke«, sagte er schlicht und folgte ihr dann in den kleinen Partyraum, den Ino mit Temaris und Sais Hilfe aufgemotzt hatte. An der sogenannten 'Bar' stand Sai und mixte grade einen Cocktail zusammen. In seiner schwarzen Anzugweste, die er über ein weißes Hemd gezogen hatte wirkte er zwar etwas blass, aber auch vornehm und vor allem wie der Oberkellner in einem fünf Sterne Restaurant. »Guten Abend der Herr«, grüßte er Neji mit einem Zwinkern. »Was darf ich Ihnen anbieten?« Neji grunzte leise und mit der Andeutung eines Lächelns. Er warf einen Blick auf die Tafel, auf der mit bunten Stiften mehrere Drinks aufgeführt waren. »Caipi«, sagte er dann kühl und Sai nickte. »Kommt sofort. Mam', Ihr Tequila Sunrise.« Er reichte Tenten ein langes Glas mit Strohhalm und Schirmchen. »Das wirst du doch nicht etwa trinken wollen?«, knurrte Neji sie an. »Was denkst du denn, was sie damit machen soll? Die Blumen gießen?«, fragte Ino lachend, die neben die beiden getreten war und in ihrem knallroten Kleid einfach umwerfend aussah. »Sie verträgt keinen Alkohol«, sagte Neji schlicht und versuchte Ino mit seinem patentierten Eisblick zu Boden zu ringen. Die Blondine ließ sich jedoch nicht beeindrucken und verdrehte die Augen. »Was soll ihr schon passieren, sie pennt ja eh hier.« Das war zumindest eine Erleichterung. Tenten sah mit gesenkten Kopf nach oben, hatte einen Hundeblick aufgesetzt und sog probehalber an ihrem Strohhalm. »Außerdem ist das schon mein zweiter«, flüsterte sie Neji dann in Bühnenlautstärke zu. »Wir wissen ja, was nach dem letzten Mal passiert ist«, hielt er dagegen und augenblicklich wurde Tenten so knallrot wie Inos Kleid. Sie war bei weitem noch nicht betrunken genug, als dass sie diesen Traum hätte vergessen können. Hastig drehte sie sich um und steuerte den Tisch an, an dem die anderen schon locker schwatzend Platz genommen hatten. Ino und Neji sahen ihr irritiert hinterher. »Was ist beim letzten Mal passiert?«, fragte Ino neugierig. »Sie wollte mich ankotzen«, sagte Neji und übertrieb extra ein wenig. Ino kicherte und Sai stellte schmunzelnd den Caipirinha vor Neji ab. »Machst du mir noch einen Sex on the Beach?«, fragte Ino rasch, bevor Sai sich zurück zu seinen Gästen an den Pokertisch begeben konnte. »Für dich doch immer«, sagte er und lächelte ihr zu. Ino grinste spielerisch. »Würdest du mir nachher noch einen kleinen Gefallen tun?«, flüsterte sie verschwörerisch. Er hob eine Augenbraue und legte den Kopf schief. »Kommt drauf an…« Sie zog eine Schnute. »Es ist zum Wohl der Gruppe.« Sai seufzte gespielt auf. »Wen willst du verkuppeln?« Ein beinahe manisches Grinsen trat auf ihr Gesicht und sie beugte sich etwas vor. »Du brauchst doch bestimmt irgendwann Getränkenachschub… Sasuke und Sakura würden dir garantiert liebend gerne helfen, eine Kiste aus dem Keller zu holen…« »Was bin ich froh, dass wir nicht verfeindet sind«, kommentierte Sai das trocken und reichte ihr den inzwischen fertigen Drink. »Danke!«, flötete sie und zwinkerte ihm kokett zu, bevor sie sich zurück zum Tisch begab. Sai folgte ihr und amüsierte sich innerlich über ihre verrückten Ideen. Er konnte sich nur allzugut vorstellen, was sie vor hatte. Sakura fluchte wie ein Rohrspatz. Und so langsam gingen ihr die Schimpfwörter für Ino aus. Dieses verdammte Miststück von einer besten Freundin! Unruhig stampfte sie wiederholt im Kreis herum, um sich etwas warm zu halten, während Sasuke sich gelangweilt an die Wand neben der Kellertür lehnte. »Erklärst du mir mal, was Ino sich davon verspricht?«, grollte er, als Sakura wieder bei ihm vorbei kam. Sie wurde rot, war aber noch so wütend, dass sie einfach damit herausplatzte. »Sie will uns verkuppeln.« »Hn.« Eine Weile blieb es still bis auf Sakuras gemurmelte Flüche und die Geräusche, die ihre Absätze machten. »Kannst du mal für fünf Minuten stehen bleiben?«, fragte er genervt. »Mir ist kalt!«, protestierte sie und rieb sich die nackten Arme. Sasuke verdrehte die Augen und machte Anstalten, sich aus seinem Sakko zu schälen. Zögernd kam Sakura näher und sah ihn dankbar an, als er es ihr um die Schultern legte. Es duftete nach ihm. »Besser?« »Hmhm«, machte sie leise und er seufzte, zog sie in seine Arme. »Jetzt?« »Danke«, flüsterte sie und konnte nicht anders, als sich ein bisschen an ihn zu kuscheln. Sasuke hatte die Augen geschlossen und war kurz davor, die Nase in ihrem Haar zu vergraben. Sie hatte einfach diese Wirkung auf ihn… und er wusste, dass er ihr nicht das geben konnte, was sie wollte, was sie brauchte… was sie verdiente. »Ich werde mich mit Ino mal unterhalten, das geht echt zu weit«, murmelte er gepresst und Sakura versteifte sich unmerklich. Sasuke wand sich innerlich. Er wusste, dass das, was er gleich sagen würde Sakura vermutlich verletzte. Aber hatte sie nicht die Wahrheit verdient? War er es ihr nicht schuldig, dass sie glücklich werden konnte? Und das konnte sie nicht, so lange sie an seinem Haken hing. »Ich habe einfach keine Zeit für sowas«, grummelte er. Sakuras Herz pochte doppelt so schnell wie normalerweise. »Wofür hast du keine Zeit?«, traute sie sich wispernd nachzufragen. Die Umarmung wurde ein kleines bisschen enger. Sasuke war froh, dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte. »Für Liebe und so.« Fast hatte sie das Gefühl, dass man ihr Herz brechen hören konnte. Aber sie spürte auch, wie seine Arme noch fester um sie geschlungen wurden. Was wollte er damit sagen?! »Sakura…« Sie verdiente es, frei zu sein. Er wusste ganz genau, würde er sie bitten zu warten, dann würde sie das tun – aber er wollte sie nicht unglücklich sehen. »Für dich habe ich Zeit, denn du bist meine beste Freundin – und das wirst du auch immer bleiben.« Sie wurde steif in seinen Armen, zitterte ein wenig. »Aber ich muss mich auf wichtigere Dinge konzentrieren. Wir sind im Abschlussjahr und gute Noten sind der Schlüssel für einen guten Studienplatz – das muss ich dir ja nicht sagen, oder? Ich habe keine Zeit dafür, mit… einem Mädchen« - oh, sie wussten beide, dass er 'dir' hatte sagen wollen - »herumzuturteln.« Sie versuchte wirklich, wirklich die Tränen zurück zu halten, die in ihren Augen brannten. Das war er, der Moment, vor dem sie sich so lange gefürchtet hatte. Er gab ihr einen Korb. Ein Teil von ihr war erleichtert, dass sie endlich darüber redeten, ein anderer Teil, der Teil, der seine Umarmung genoss, hasste ihn gleichzeitig dafür. Warum tat er ihr das an? Es wäre so einfach, sie zu bitten, auf ihn zu warten. Sie würde es tun, ganz sicher. Und wenn er sagen würde, dass sie nicht auf ihn warten sollte – sie würde es durchschauen, weil sie ihn so gut kannte und trotzdem warten. Also schwieg er, hoffte, dass sie irgendwann wieder glücklich werden konnte. Ohne ihn. Aber Liebe, richtige, echte Liebe ist nichts, was einfach vergeht. Und Sakura kannte Sasuke gut. Zu gut. Er hatte die Arme immer noch um sie geschlungen, hielt sie fest. Damit sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Da wurde ihr klar, wie schwer ihm das hier fallen musste. Der Funke Hoffnung, den er gerade fast erstickt hatte, loderte plötzlich wieder auf. »Wir sind noch nicht mal achtzehn«, flüsterte sie und hatte die Lippen irgendwie zu einem Lächeln verzogen. »Wir haben noch ewig Zeit.« Sie spürte sein lautloses Stöhnen im Nacken, fühlte wie er sie noch fester an sich drückte. Da konnte doch kein Quäntchen Luft mehr zwischen ihnen sein! »Sakura…« Polternde Schritte rissen die beiden aus ihrer Trance und mit einem leisen 'Klick' wurde der Schlüssel umgedreht, die Tür aufgerissen. Neji stand in der Tür und wirkte genervt. Er enthielt sich eines Kommentars zur Situation und auch zu der innigen Umarmung, sondern hielt die Tür einfach demonstrativ auf. Sasuke ließ die Arme sinken, und bevor sie sich ganz voneinander lösten erhaschte er noch einen Blick auf ihr Gesicht, auf das hoffnungsvolle, scheue Lächeln, das sie ihm schenkte. Er hasste sich dafür und fühlte gleichzeitig diese irrationale Freude. Sakura würde warten. Auf ihn. Hosted by Animexx e.V. 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