Ein Jahr von szymzickeonee-sama ================================================================================ Februar - zweite Woche (Teil 1) ------------------------------- Das Wochenende war ein einziger Albtraum für Tenten. Nur verschwommen erinnerte sie sich daran, dass Kankuro sie nach Hause gebracht hatte, dass sie in kompletter Montage einfach in ihr Bett gekrochen, und sich dann zusammengerollt hatte. Dass ihr Handy mehrere SMS angezeigt hatte, von denen sie nur die ersten paar überflogen und mit einem entschuldigenden 'Bin krank' beantwortete hatte. Dann waren die Tränen gekommen und hatten nicht mehr aufgehört. Was hatte sie getan? Unter der Annahme, dass Neji wirklich in sie verliebt war – wie viel konnte, durfte sie in das hineininterpretieren, was zwischen ihnen war? - hatte sie ihm da nicht Hoffnungen gemacht? Grausam, grausam, hatte sie sich verhalten, wenn er wirklich Gefühle für sie entwickelt hatte. Nie hatte sie ihn abgewiesen, weil es sich einfach zu schön, zu warm angefühlt hatte, endlich jemanden zu haben, der einen mochte, dem man vertrauen konnte. Jemanden, bei dem man sich bedingungslos wohl fühlte. Immer wieder versuchte sie sich an den Gedanken zu klammern, dass die anderen das alles missinterpretierten. Dass Neji sich nicht in sie verliebt hatte. Aber diese Gedanken hielten sich nicht lange. Zu erdrückend war die Beweislast, wenn sie Vergangenes durchspielte. Fast von Anfang an hatten ihre Freunde doch angenommen, dass da mehr sei als nur Freundschaft. Und äußerlich betrachtet – hatten sie nicht vielleicht sogar Recht mit ihren Annahmen? Tenten verfluchte sich für ihre Unwissenheit, für ihre Ignoranz. Wenn es wirklich so war, wie konnte sie Neji dann je wieder unter die Augen treten? Er würde sie hassen, wenn er herausfand, dass sie nie die Intention gehabt hatte, mit ihm … Wie würden ihre Freunde – seine Freunde reagieren? Sie würde am Ende ganz alleine dastehen. Irgendwann zwischen unterdrückten Schluchzern und einem feuchten Kopfkissen war Tenten eingeschlafen, in Selbstmitleid und -hass versunken. Wie sollte sie das nur wieder in Ordnung bringen? Mit dem nächsten Morgen wachte sie vollkommen gerädert auf, kurz davor, ein weiteres Mal los zu weinen, ein unbeschreiblich enges Gefühl in der Brust. Sie musste mit jemandem darüber reden. Sie brauchte Hilfe. Nur wen? Keiner ihrer Freunde durfte davon erfahren – wenn es denn wirklich so war, dass Neji mehr von ihr wollte, als nur Freundschaft. Sie war sich immer noch nicht sicher, aber es nagte unerbittlich an ihr. Konnten so viele Menschen falsch liegen? Nein, nein. Irgendetwas musste dran sein an diesem … Gerücht. Vielleicht war es Neji selbst auch nicht aufgefallen? Vielleicht sollte sie mit ihm – Nein. Allein die Vorstellung ließ Tenten sich winden vor Scham. Wenn sie sich nun doch irrte? Nein, eine solche Peinlichkeit– und überhaupt: Was, wenn sie sich nicht irrte, und ihn darauf ansprach? Was würde er dann erwarten? Ihr Handy summte noch mehrmals an diesem Vormittag, den sie elend weiter in ihrem Bett verbrachte, aber es wurde ignoriert. Erst als es Mittag wurde, und ein deutliches Klopfen an ihrer Tür ertönte, schreckte Tenten weit genug aus ihrem Delirium auf, um mit kratziger Stimme ein: »Was ist?«, zu rufen. »Woah, du hörst dich aber nicht gut an«, meinte Tayuya, die ungefragt einfach die Zimmertür aufmachte. »Und lüften solltest du au- Hey, was ist los?« Tenten mochte gar nicht wissen, was für einen Anblick sie bot. Verheult, in den Klamotten des letzten Abends, und vollkommen zerzaust in einem durchwühlten Bett. »Ich-«, begann sie, aber ein Schluchzer unterbrach ihr Gestammel. »Tenten?«, fragte Tayuya besorgt, und zog die Tür hinter sich zu, setzte sich neben Tenten auf das Bett. Es brauchte nicht mehr als die zögerlich angebotene Umarmung, um Tenten erneut in einen Heulanfall zu schicken, den sie ungehemmt an Tayuyas Schulter auslebte. Ungeschickt tätschelte das Mädchen mit den orange gefärbten Haaren ihren Rücken und wartete ab, bis Tenten sich genug beruhigt hatte, um die ganze verworrene Geschichte zu erzählen. Eigentlich hatte Tayuya ihre Zimmernachbarin nur zum Essen abholen wollen, weil diese schon das Frühstück verpasst hatte, aber manchmal war es einfach wichtiger, füreinander da zu sein. Trotzdem sollte man sich auch um 'weltliche' Dinge kümmern. »Süße, weißt du was? Du gehst jetzt erst mal ausgiebig duschen. In der Zwischenzeit organisiere ich uns was zu futtern, und dann nehmen wir dein Problem in aller Ruhe auseinander, verstanden?«, sagte Tayuya mit mehr oder weniger rhetorischer Frage. Tenten nickte langsam. »Ich habe so Kopfschmerzen«, flüsterte sie. »Du musst trinken. Vor allem, wenn du so viel weinst. Dein Körper braucht die Flüssigkeit.« Etwa eine halbe Stunde später, frisch geduscht mit Turban auf dem Kopf und einem Tablett mit geschmierten Broten neben sich auf dem Bett, saß Tenten wieder in ihrem Zimmer. Tayuya hatte sich den Schreibtischstuhl näher gezogen, und Karui, ein rothaariges Mädchen, welches ein paar Türen weiter sein Zimmer hatte, lümmelte sich neben Tenten auf dem Bett. Sie war eine gute Freundin Tayuyas und hatte sich irgendwie nicht abwimmeln lassen. Tenten war froh darüber, noch eine dritte Meinung hören zu können. Das war, bevor Karui anfing zu sprechen. »Also, schieß mal los, was für Liebeskummer du hast, Schätzchen«, sagte Karui, die aus Tayuya bis jetzt noch nichts hatte herauspressen können, und dementsprechend neugierig war. »I-ich, uhm … e-es ist nicht direkt L-Liebeskummer«, stotterte Tenten vor sich hin. »Ach papperlapapp! Ich kenn' doch deinen Gesichtsausdruck, Mädel! So wie dir ging's auch schon tausend anderen.« Tayuya fasste sich ein Herz, und klärte ihre Freundin hastig über die gröbsten Details auf, während Tenten mit roten Wangen schwieg. Ob es wirklich so eine gute Idee war, sich den beiden Mädchen anzuvertrauen? Aber ihren anderen Freundinnen gegenüber konnte sie das erst Recht vergessen. Hinata und auch Sakura, Ino und Temari standen Neji zu nahe. Und Karin hatte gerade andere Probleme. »Alles klar«, unterbrach da Karui ihren Gedankengang. »Also erst Mal musst du herausfinden, ob du auf ihn stehst.« Warte, was? »I-ich weiß ja noch gar nicht, ob er wirklich-« Karui schnalzte ungeduldig mit der Zunge. »Schätzchen, zuerst überlegen wir, ob du was von ihm willst. Erst dann gucken wir, ob er auch will. Selbst wenn er noch nicht will, weißt du dann zumindest, was von dir aus Sache ist, und dass du's entweder vorantreibst oder sein lässt. Sonst machst du dir nämlich auch 'nen riesen Kopf, wenn du nicht willst, aber feststellst, er schon.« Die Augen verdrehend schüttelte Tayuya, von Tenten ungesehen die Augen. Als ob Tenten sich nicht so oder so einen 'riesen Kopf' machen würde. Tat sie ja jetzt schon. Tenten wollte erst protestieren, schrumpfte dann aber unter Karuis deutlich dominanterem Blick in sich zusammen. »O-okay«, murmelte sie. »Und wie …?« »Sach ma'!«, empörte sich Karui jetzt. »Du wirst doch wohl wissen, ob du ihn magst. Also, so richtig halt.« Tenten wurde rot. »W-Woran merkt man das denn?«, quiekte sie unsicher, und wurde noch kleiner. Sie hatte doch keine Ahnung! Das einzige Referenzmittel, dass sie hatte, war Hinata, und auch die hatte ihr nicht wirklich erklären können, woran sie gemerkt hatte, dass sie Naruto 'mochte'. Nicht, dass Tenten da sonderlich nachgefragt hätte … »Also, ein gutes Indiz wäre zum Beispiel, dass du von ihm träumst«, erklärte Tayuya, und Karui warf sofort hinterher: »Richtig! Habt ihr in deinen Träumen schon mal gevögelt oder so?« Tenten schnappte nach Luft. Mehrmals. Ihr Kopf glühte. »W-WAS?!« »Karui!«, schimpfte Tayuya leise. Sie musste doch mittlerweile mitbekommen haben, dass Tenten schüchtern und zurückhaltend in dieser Hinsicht war! »Schon gut!«, meckerte Karui. »Rumgeknutscht?« Tentens betretenes Schweigen, gepaart mit einem knallroten Kopf und dem Starren auf ihre sich nervös verknotenden Hände war den beiden erfahreneren Mädchen Antwort genug. Karui grinste. »Wie fühlt es sich an, wenn er dich im echten Leben berührt? So zufällig halt, oder auch absichtlich.« »N-Nett?« »Nett?«, echote Tayuya ungläubig. Karui befahl ihr mit einer Geste, ruhig zu bleiben. »Willst du, dass er dich öfter berührt?« Unsicher sah Tenten zu Boden und dachte nach. Es fühlte sich … schön an, wenn sie mit Neji … kuschelte. Ihre Wangen wurden erneut rot, und sie fragte sich kurz, ob das wohl noch jemals wieder weggehen würde, bevor ihre Gedanken zurück zum eigentlichen Thema schwenkten. Sie … mochte Nejis Berührungen. Und wenn sie so vor allem an die letzten Wochen dachte. Die Art, wie er sie berührt hatte … vielleicht sogar besitzergreifend … ja, das hatte ihr gefallen. Sehr. Karui schnaubte leise, und sagte mit einem Lächeln: »Das nehme ich mal als 'Ja'. Fall abgeschlossen, von deiner Seite aus kann da also was laufen.« »I-Ich-« »Sieht er eigentlich gut aus?« »Uhm-« »Ist ja auch egal. Weiter im Text! Sicherste Möglichkeit, um festzustellen, ob er dich auch schon mag: Wir gehen alle mal zusammen weg, und Tayuya und ich beobachten euch.« Tenten öffnete den Mund um irgendetwas zu sagen, aber die Worte schafften es nicht von ihrem Gehirn bis zu ihrer Zunge. »Nächstes Wochenende?«, fragte Karui geschäftig. »Ich hätte Zeit«, erklärte Tayuya. »Wichtig ist ja, dass er Zeit hat.« »I-Ich … was machen wir denn?«, fragte Tenten kleinlaut. »Dann kann ich ihn fragen …« »Hm. Shoppen?« »Jaaah! In Iwa! Die haben da dieses neue große Zentrum eröffnet! Da gibt’s sogar 'nen Gucci!« In diesem Moment klopfte es schüchtern an die Tür, und auf Tentens leisen Zuruf streckte ein junges Mädchen den Kopf hinein. Ihre Haare standen wild in alle Richtungen ab, und sie wirkte nervös. »T-Tenten?«, fragte sie leise, und Tenten nickte hastig. »Tsunade-sama möchte dich sehen.« »Hast du was angestellt?«, fragte Karui belustigt, nachdem das Mädchen rasch wieder verschwunden war, und Tenten sich aus ihrem Turban wickelte, um schnell ihre Haare noch etwas zu richten. »Nicht dass ich wüsste.« »Also, nächstes Wochenende steht soweit. Du fragst ihn und sagst Bescheid, wenn sich was ändert.« Tenten nickte langsam. »Wunderbar!« Karui klatschte in die Hände und erhob sich vom Bett. »Dann ist ja alles paletti!« Tenten: Hey! Ein paar Mädels aus dem Wohnheim wollen nächste Woche nach Iwa zum shoppen fahren. Die haben dort wohl auch einen Laden mit Kyudo-Ausrüstung, magst du vielleicht mitkommen? Neji: Gerne. Wann genau? Tenten: Samstag. Neji: Abends dann Supernatural und am Sonntag Training? Tenten: Okay. Nachdenklich betrachtete Neji die nüchternen, knappen Texte seiner (noch) besten Freundin. Okay, sie war krank. Hatte darüber aber kein Wort verloren. Und er sollte sich glücklich schätzen, dass sie ihn fragte, ob er sie begleitete, dass sie zustimmte, das ganze Wochenende mit ihm zu verbringen. Plötzlich musste er lachen, als ihm aufging, dass Ino bestimmt wütend war, dass ihre Pläne erneut durchkreuzt würden – und sie konnte es noch nicht mal an ihm auslassen, denn er war sich ziemlich sicher, dass Kuppeln noch höher auf ihrer Prioritätenliste stand als gemeinsame Unternehmungen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)