Ein Jahr von szymzickeonee-sama ================================================================================ August - erste Woche (Teil 1) ----------------------------- Pitsch, patsch. Eine Pfütze. Pitsch, patsch. Noch eine. Ihre Füße machten leise schmatzende Geräusche auf dem geteerten Weg, die Tenten sogar durch die Kopfhörer vernahm. Schöne Umgebung hier. Sie hatte den Park erst an diesem Morgen entdeckt, als sie zum Joggen einfach in eine Richtung aufgebrochen war. Pitsch, patsch. Gut, dass sie ihre guten Laufschuhe ganz oben in eine der zahlreichen Umzugskisten gepackt hatte. Die Hose und ihre Jacke waren allerdings etwas älter und nicht mehr ganz so wasserdicht. Wenigstens regnete es gerade nicht. Trotzdem zog sie sich die Kapuze etwas tiefer ins Gesicht, als sie einer älteren Frau mit Hund über den Weg lief. Verdammte Schüchternheit! Sie war schon wieder rot geworden. Links von ihr öffnete sich der schmale Waldstreifen und ließ einen Blick auf den See zu, den sie umrundete. Scheinbar mündete das ganze in einen Wasserfall, denn am Ende des Sees war eine große Brücke aufgebaut. Pitsch, patsch. Ihre Schritte trugen sie im Rhythmus der Musik gleichmäßig weiter. Eine schöne Strecke, wirklich. Die würde sie bestimmt öfter laufen. Sie kam der Brücke immer näher und betrachtete sie neugierig. Dann fiel ihr eine Gestalt am anderen Ende auf. Etwas größer als sie, mit langen Haaren. Über das Geländer gebeugt, starrte sie den tosenden Wasserfall unter sich an. Meine Güte, schoss es Tenten durch den Kopf. Da ging es aber ganz schön weit runter. Bestimmt dreißig Meter. Die Gestalt - für ein Mädchen sah sie, trotz der langen Haare zu kräftig aus - bewegte sich jetzt, hob einen Fuss- Nein! Adrenalin pumpte plötzlich durch Tentens Adern. Der wollte doch jetzt nicht springen?! Sie beschleunigte ihre Schritte, achtete nicht mehr auf ihren Takt, sondern sah entsetzt, wie der Junge auch das zweite Bein übers Geländer hob. »NEIN!«, brüllte sie entsetzt, achtete nicht mehr auf Pfützen, oder darauf, dass ihr die Kapuze vom Kopf rutschte, die Kopfhörer aus den Ohren fielen. Sie hechtete auf den Jungen zu – vierzig Meter, dreißig – er hatte den Arm nach oben gestreckt, hielt sich mit der anderen Hand am Geländer fest. Er versuchte etwas zu packen – einen Schal? Tenten hielt nicht inne, sondern rannte weiter auf ihn zu – zu seinem Glück. Denn mit einer Bewegung seiner Hand hatte sein Körper zu viel Schwung gehabt und einer seiner Füße rutschte auf dem glitschigen Vorsprung der Brücke aus. Sie hörte ihn fluchen, den Schal jetzt lose um den Arm gewickelt, wie er mit einer Hand am Geländer weiter abrutschte. Er packte die senkrechten, metallenen Streben – seine Beine hingen in der Luft. Keuchend, schlitternd kam Tenten bei ihm an, langte mit den Armen über das Geländer. Sie konnte seinen panischen Gesichtsausdruck sehen, die Realisation, dass, wenn er jetzt stürzen würde, es das wahrscheinlich war. »NIMM MEINE HAND!«, brüllte sie ihn an und instinktiv griff er zu. Scheiße, war er schwer! Nicht loslassen – auf gar keinen Fall loslassen! Er versuchte sich hochzuziehen, bekam einen Metallstreben unter seine Füße, rutschte aber wieder ab. Ein Ruck ging durch Tenten, als er ein paar Zentimeter absackte. »HÖR AUF ZU ZAPPELN!« Sie musste ihn nur noch ein bisschen festhalten! Hinter sich, von der nahen Seite des Ufers, vernahm sie Schritte und Rufe. Jemand kam. Jemand würde ihr helfen, den Jungen wieder auf die Brücke zu ziehen. In ihrem Blick keimte Hoffnung auf, und der Junge sah es. Seine Hände packten fester zu und Tenten gab alles, um ihre protestierenden Muskeln am loslassen zu hindern. In ihrer beider Gesichter war die Anstrengung zu sehen, als endlich ein starker Arm seitlich von Tenten vorschnellte. Die große Hand packte den Arm des Jungen, eine zweite griff ebenfalls zu und gemeinsam mit Tenten zog ein langhaariger Mann den Jungen übers Geländer. Aus der Ferne drang ein ängstlicher Schrei. »Neji-nii-san!« Ein Mädchen, etwa in Tentens Alter, kam auf sie zugerannt. »Was hast du dir dabei gedacht, Neji?!«, herrschte der Mann – verblüffende Ähnlichkeit alle Achtung! - den Jungen an. Neji kniete auf allen Vieren, Hände und Knie nass von den überall verteilten Pfützen, und atmete schwer. Schließlich hielt er dem Mädchen den Schal entgegen. Ein roter, augenscheinlich selbst gestrickter. Das Mädchen war den Tränen nah und fiel ihrem Bruder in die Arme. Tenten bekam nicht ganz mit, was sie ihm unter Schluchzen sagte, denn der Mann hatte sich jetzt ihr zugewandt. Sie war an dem Geländer auf den Boden herunter gerutscht, erschöpft von der Anstrengung. Ihr Hintern war nass. Super eklig… »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte der Mann fürsorglich. »J-ja, danke…« Wieso wurde sie jetzt schon wieder rot? »Ich habe zu danken! Wenn du nicht gewesen wärst, wäre Neji vielleicht-« »K-keine Ursache.« Sie zitterte. Er streckte die Hand aus und half ihr hoch. Ihre Arme schmerzten, ihre Beine, ihre Bauchmuskeln ebenfalls. Tentens Blick suchte den des Jungen, der sich mithilfe seiner Schwester jetzt auch aufgerichtet hatte. »Danke«, sagte er mit rauer Stimme. Sein Blick war ernst aus diesen hellen Augen, die definitiv erblich waren, denn sein Vater und seine Schwester hatten sie ebenfalls. Faszinierend, wie hell sie waren. Fast schon weiß. Und Tenten hatte nie gedacht, dass es noch Jungen gab, denen lange Haare standen. Auch wenn diesem hier die nassen Strähnen am Gesicht klebten, konnte sie erkennen, wie attraktiv er war. Überhaupt nicht ihre Liga, schoss es ihr durch den Kopf. Und sie hatte ihn schon mal irgendwo gesehen. Ganz sicher. Aber wo? Neji… Nein, das war ein ungewöhnlicher Name, an den würde sie sich doch erinnern. Der ältere Mann hatte sich jetzt wieder Neji zugewandt, schalt den Jungen dafür, so unvorsichtig gewesen zu sein. Neji blickte zu Boden und sagte nur: »Es tut mir Leid, Onkel.« Oh. Doch nicht sein Vater. Das Mädchen, immer noch mit Tränen in den Augen kam auf Tenten zu. »Ich danke dir«, flüsterte sie und umarmte Tenten linkisch. »Du bist komplett nass, am Besten ist es, wir bringen dich nach Hause, wo wohnst du?«, schaltete sich der Onkel ein. »I-ich, uhm…« Unsicher kramte Tenten eine Visitenkarte heraus, die sie mit sich herumtrug. Sie wusste die Adresse noch nicht auswendig. 'Konoha Mädchenwohnheim' stand auf der Vorderseite. Auf der Rückseite war eine Adresse und daneben, handschriftlich, die Telefonnummer der Hausleiterin verzeichnet. Stotternd las sie die Adresse vor, wagte nicht, den Blick noch mal zu heben. »Das ist ganz in der Nähe«, stellte der Mann fest. »Komm mit, wir bringen dich hin.« Plitsch, platsch. Tenten ging langsam neben dem Jungen hinter seinem Onkel her. Das Mädchen war ein paar Schritte vor ihr. Seit wann vertraute sie eigentlich Fremden? Sie warf einen scheuen Blick zu Neji und war direkt in seinem hellen Blick gefangen. Er musterte sie. Distanziert, aber doch immer noch dankbar. »Ich kenne dich«, murmelte er dann. »M-mir kommt es auch vor, als… hätte ich dich schon mal gesehen«, sagte sie leise. Er drehte den Kopf, sah wieder nach vorne und schien zu überlegen. Sein Onkel hatte sie zu einem Parkplatz geführt, auf dem ein teurer Wagen mit Fahrer auf sie wartete. So reich sahen die drei eigentlich gar nicht aus. Gut, auch nicht arm, aber… ein Fahrer? Tenten wurde neben Neji und seiner Schwester auf die Rückbank verfrachtet, die Heizung wurde aufgedreht und schon fuhr der Wagen an. In weniger als fünfzehn Minuten hatten sie das Gebäude erreicht, in dem Tenten seit wenigen Tagen wohnte. Schlichte, braune Fassade unterstrich die Tatsache, dass es seine Glanzzeit schon hinter sich hatte. Es war vor langer Zeit ein Hotel gewesen, hatte dann aber Insolvenz anmelden müssen. Erst vor vier Jahren hatte eine wohlhabende Frau es gekauft und herrichten lassen. Es diente jetzt als Auffangstation für weibliche Teenager, die sonst kein Heim hatten. Während die beiden anderen Jugendlichen nach einer höflichen, aber auch leisen Verabschiedung im Auto sitzen blieben, brachte der langhaarige Mann Tenten ins Gebäudeinnere. Shizune, die Empfangsdame schreckte aus ihrer Lektüre einer Frauenzeitschrift auf. »Oh, Tenten, was ist denn passiert?«, fragte sie entsetzt, als sie die derangierte Erscheinung des Mädchens wahrnahm. Triefend nass, die Haare völlig zerzaust stand sie in der Eingangshalle und fühlte sich zunehmend unwohl. »Diese junge Dame hat meinen Neffen aus einer sehr misslichen Lage befreit. Ich fürchte jedoch, dass sie selbst etwas unter Schock steht, vielleicht-« »Aber sicher, Hyuuga-sama!« Shizune, die den Mann anscheinend kannte, wählte rasch eine Durchwahl auf ihrem Telefon und beorderte die Heimleiterin zu sich. Danach schnappte sie sich eine Decke und wickelte Tenten fürsorglich darin ein. 'Hyuuga-sama' legte Tenten eine Hand auf die Schulter und sah sie nocheinmal dankbar an. »Wenn es irgendwas gibt, was ich für dich tun kann, zögere nicht, es mir zu sagen.« Tenten nickte schwach. Ihre Lippen hatten einen leichten Blauton angenommen und Shizune führte sie jetzt in das Erste-Hilfe-Zimmer im Erdgeschoss. Sie hörte nur noch die klappernden, herrischen Schritte von Tsunade, der Heimleiterin, die den Mann am Empfang begrüßte. »Hiashi-san, was verschafft mir die Ehre?« Seine Erwiderung ging unter in dem quietschenden Geräusch, dass das Zuschlagen der Zimmertür verursachte. »Zieh dir schnell die nassen Sachen aus, ich setze dir einen Tee auf, in Ordnung?«, machte Shizune und wuselte davon. Benommen nickte Tenten und kam den Anweisungen nach. So hatte sie sich ihren Tag eigentlich nicht vorgestellt. Neji Hyuuga… Woher kannte sie den Jungen bloß? Zwei Tage später hatte sich Tenten soweit erholt, dass sie ihre neue Heimat weiter entdecken konnte. In wenigen Wochen würde das neue – ihr letztes High School Schuljahr beginnen. Die Konoha Academy war eine gute Schule. Zusammen mit dem Sportstipendium, dass sie hatte, konnte sich Tenten den Besuch sogar leisten. Sie hatte sich extra informiert, und herausgefunden, dass Kyudo hier eine sehr angesehen Sportart war. Die Stadt Konoha hatte sogar einen eigenen Dojo und die Schule eine zusätzliche Bahn für das Schießen auf 60-Meter Distanz. Shizune hatte Tenten eine knappe Wegbeschreibung gegeben, und so hatte sich das schüchterne Mädchen schon frühmorgens auf den Weg gemacht, ihre neue Wirkungsstätte zu begutachten. Das Schultor war, trotz der Ferien und der noch nicht ganz aufgegangenen Sonne, geöffnet. Neugier hatte sie gepackt und vorsichtig trat sie ein, betrachtete das Gebäude, umsäumt von einem großen Pausenhof. Shizune hatte gesagt, hinter der Schule würden sich die Sportplätze befinden. Nach ein paar Metern erkannte Tenten einen Wegweiser. Rechts ging es zu den Hallen, in denen Judo und Kendo trainiert wurde, neben neumodischen Sportarten wie Basketball und Fußball. Auf dem nach links weisenden Schild stand ganz deutlich 'Kyudo'. Ein traditionelles Gebäude kam in Sicht, ein kleiner Dojo. Das Licht war an und sie konnte das leise Geräusch eines durch die Luft zischenden Pfeiles ausmachen. Da trainierte wohl jemand genauso gerne früh wie sie. »Hallo?«, fragte sie leise, schob die Tür beiseite. Keine Antwort. Vielleicht war der Schütze zu sehr in sich versunken und nahm sie gar nicht wahr. Das kannte sie von sich selbst auch. Zögernd streifte sie ihre Schuhe ab und ging auf Socken weiter. Tatsächlich, da stand ein hochgewachsener Junge. Er sah fantastisch aus in dem traditionellen Hakama und Gi. Der Boden in seiner Hand, das obere Ende länger als das untere, war gespannt. Sein Arm war auf die perfekte Höhe gehoben, die Hand mit dem Ende des Pfeils fast an seiner Wange. Er hatte lange, dunkle Haare, die er zu seinem lockeren, tiefen Zopf zusammengebunden hatte. Jetzt wusste sie, wo sie ihn schon einmal gesehen hatte. Neji Hyuuga und sie waren sich auf einem Turnier begegnet. Er hatte Tenten noch nicht bemerkt und sie wollte seine Konzentration nicht stören. Sekundenlang bewunderte sie seine Gestalt, die unzweifelhaft attraktiv und männlich war. Fast hätte sie die minimale Regung verpasst, die es dem Pfeil erlaubte von der Sehne zu schnellen. Tschock! Der Pfeil landete im Ziel. Nicht ganz in der Mitte, sondern etwas darüber. Ganz mit sich im Einklang ließ Neji den Bogen sinken, um einen neuen Pfeil aus dem Köcher zu seinen Füßen zu ziehen. Dabei bemerkte er das Mädchen, dass ihn mit roten Wangen beobachtete. »Fremde haben hier keinen- Oh.« Ein Schatten der Erkenntnis huschte über sein Gesicht. »G-guten Morgen – Ich wollte nicht stören, ich-« »Du störst nicht.« Nervös blickte Tenten zu Boden. »Was machst du hier?«, fragte er schließlich, als sie nichts sagte. »Ich… wollte mir den Kyudo-Dojo meiner neuen Schule ansehen«, flüsterte sie. Er zog die Augenbrauen zusammen. Sein Gesicht wirkte hart, abweisend, dann wurde sein Blick sanfter. »Du warst schon mal auf einer Meisterschaft, oder?« »J-ja. Regionale Ausscheidungen, letztes Jahr.« »Willst du trainieren? Die anderen kommen erst viel später«, erklärte er ihr. »Oh, uhm, ich habe keine passende Kleidung dabei…« Sie sah an sich herunter. Jogginghose und Pullover. Sie sah ja aus, als wäre sie aus dem Bett gefallen! Ah – Kleidung war noch nie ihr Metier gewesen. Außer den traditionellen Gewändern, Kimonos, Hakamas… Sie wurde rot vor Scham, weil der attraktive Junge sie so sah, wie sie herumlief. So würde sie nie Freunde finden! »Wir haben immer Leih-Hakamas. In der Damenumkleide.« Sein Ton war spröde, gelangweilt, als er ihr den Weg wies, aber offensichtlich hatte er nichts dagegen, wenn sie ihm Gesellschaft leistete. Und sie hatte schon so lange keinen Yumi-Bogen mehr in der Hand gehalten. Hastig folgte sie seinen Aufforderungen. Schließlich trat sie, nervös wie immer, wieder aus der Umkleide heraus. Der Hakama war etwas zu groß, aber der Brustschild – extra für Frauen – passte wie angegossen. Nichts jedoch im Vergleich zu ihrer eigenen Ausrüstung. Neji, der einen weiteren Schuss abgefeuert hatte, diesmal etwas rechts von der Mitte, reichte ihr seinen Bogen. »Probier mal.« Tenten atmete tief durch, als ihre Finger das warme Holz berührten. Seine Wärme. Mit der behandschuhten Hand nahm sie einen Pfeil von ihm entgegen – Haya, kein Otoya - schob die Füße in Position und hob die Arme. Sie legte den Pfeil an die Sehne, testete die Spannung und zog ihn dann langsam zurück, den Ellenbogen fast auf Schulterhöhe, das Gefieder des Pfeils neben ihrer Nasenspitze. Endlose Ruhe erfüllte sie. Fast meditativ fiel ihre Atmung in den langsamen Rhythmus, den sie so liebte. Die Welt um sie herum war vergessen, verdrängt. Nur der Bogen, der Pfeil und sie. Versunken betrachtete sie das Ziel, wartete darauf, dass der Pfeil wie von selbst vorschnellen würde, so wie sie es gelernt hatte. Der Pfeil würde wissen, wann er geschossen werden wollte. Nicht sie hatte die Kontrolle darüber. Wichtig war nur ihr innerer Frieden. Die Sehne schnellte mit einem Mal vor, ließ den Bogen in ihrer Hand vibrieren, während sie lächelnd beobachtete, wie der Pfeil tief, und links von der Mitte in der Zielscheibe versank. Neji musterte sie von der Seite. »Wenn du den Arm noch weiter hebst, hast du noch mehr Kontrolle«, sagte er. Er reichte ihr einen weiteren Pfeil. Diesmal Otoya. »Es ist komisch. Du hast mir das Leben gerettet und ich weiß noch nicht mal deinen Namen...« Huh. Der längste Satz seines Lebens, was? »T-tenten. Tenten Ama«, murmelte sie, ohne ihn anzusehen. »Also... Tenten. Wie kann ich mich bei dir bedanken?« Oh, diese Stimme. Er klang so nett, obwohl er abweisend wirkte. Für einen Augenblick dachte Tenten an das, was sie sich am Meisten wünschte. »Könntest du mein Freund sein?«, fragte sie und sah schüchtern auf. Er hatte überrascht die Augenbrauen hochgezogen und starrte sie an. Dann räusperte er sich. »Uhm… was, wenn ich schon eine Freundin habe?« Tenten erstarrte und wurde krebsrot. »N-nein! Das meinte ich nicht so! Ich-ich… Ich meinte Freunde. Nicht-« »Hn. Verstehe…« Sie war offensichtlich neu in der Stadt und kannte noch niemanden. »Ich… bin nicht gut darin, Leute kennen zu lernen.« Er erkannte die Unsicherheit in ihrer Stimme, ihrem Auftreten. Ganz anders, als wenn sie mit gespanntem Bogen auf die Zielscheiben zielte. »Entschuldige, ich hätte nicht fragen sollen«, murmelte sie bedrückt und sah ihn wieder nicht an. Irgendwie tat sie ihm Leid. Aber so, wie sie normalerweise rumlief, konnte er sich nicht mit ihr sehen lassen. Außerdem musste er sich ab dem nächsten Schuljahr auch um Hinata kümmern… Wobei- vielleicht könnten die beiden Mädchen sich gegenseitig unterstützen. Und im Kyudo war sie ziemlich gut. Eine ideale Verstärkung für die Mädchenmannschaft. »Wenn du willst, kann ich dir morgen die Stadt zeigen. Meine Cousine will sowieso einkaufen«, schaffte er kühl zu sagen. Hoffnung breitete sich in Tenten aus. Sie lächelte ihn zurückhaltend an. Wow. Sie hatte wunderschöne Augen. Mit einem lauten 'Tschak' ging die Tür zur Damenumkleide hinter ihnen auf und ein Mädchen mit kurzen, rosanen Haaren kam heraus. »Guten Morgen, Captain!«, grüßte sie Neji, bevor ihr Blick auf das braunhaarige Mädchen fiel. Wer war denn das? Und warum stand Neji so nah bei ihr, hatte ihr augenscheinlich seinen Bogen gegeben und- Oh, ihre Manieren! »Hallo!«, lächelte sie dem Mädchen entgegen. »Guten Morgen Sakura«, sagte Neji monoton. »Das hier ist Tenten, eine… Freundin.« Das Zögern war so unbedeutend kurz, dass Sakura, die die Neue immer noch musterte, es gar nicht bemerkt hatte. Eine Freundin von Neji? Seit wann hatte er Freundinnen, die sie nicht kannte? »Sie wechselt zum nächsten Schuljahr an die Konoha Academy und wird unserem Kyudo-Club beitreten. Kannst du ihr gleich einen der Frauen-Trainingspläne geben?« Noch zwei lange Sätze, alle Achtung. Also konnte er doch reden, wenn er wollte. Allerdings klang es eher geschäftsmäßig. »Sicher, Neji«, lächelte Sakura und Tenten murmelte jetzt leise: »Freut mich dich kennen zu lernen.« Sie reichte Neji seinen Bogen zurück und Sakura schüttelte die ihr angebotene Hand. »Magst du kurz mitkommen?« Tenten blickte unsicher zu Neji, der ihr unmerklich zunickte. Gut, das schien dann möglicherweise seine 'Freundin' zu sein. Bestimmt ein nettes Mädchen. Sie folgte ihr zurück in die Damenumkleide. »Kennst du Neji schon lange? Er hat nie von dir erzählt«, sagte Sakura neugierig. »Er redet ja auch nicht besonders viel«, murmelte Tenten. Genauso wie sie, fiel ihr auf. Sakura kicherte. »Da hast du allerdings recht.« Sie reichte Tenten einen Bogen Papier. »Da stehen unsere Trainingszeiten drauf, und die Turniere des kommenden Schuljahres. Du wirst dich allerdings erst hocharbeiten müssen, wenn du in der Mannschaft mitschießen willst«, erklärte sie. »Danke, ich werde mein Bestes geben…« Als sie den Trainingsplatz erneut betraten, war Neji schon nicht mehr alleine. Ein Junge von ähnlicher Statur, mit kurzen, braunen Haaren stand neben ihm und beobachtete seine Position. »Guten Morgen, Kankuro«, grüßte Sakura und Tenten murmelte schnell ebenfalls einen Gruß. Der Junge nickte ihnen zu und sein Blick blieb an Tenten hängen. Er zog fragend eine Augenbraue hoch, aber bevor Sakura antworten konnte, hatte Neji den Bogen gesenkt, ohne den Pfeil abzuschießen und sah verärgert zu Sakura hinüber. »'Tschulige!«, murmelte sie. Tenten sah beschämt zu Boden. Jetzt war Neji bestimmt auch auf sie wütend. Neji wunderte sich, dass sie so schüchtern war. Fast so schlimm wie Hinata. »Tenten!« Neji war aus dem Dojo getreten, in normaler Straßenkleidung – einer dunklen Hose und einem beigem Shirt – und kam auf sie zu. Sakura, mit der sie den Dojo verlassen hatte, stand noch neben ihr. »Ich hole dich morgen zusammen mit Hinata bei dir ab. Gegen zehn?« Unsicher nickte sie, fühlte die Blicke des Mädchens neben sich. Mit einem knappen Nicken verabschiedete sich Neji von den beiden und ging davon. Sakura sah Tenten fragend an. »Er will mir die Stadt zeigen.« »Aha. Und wer ist Hinata?« »S-seine Cousine.« Zumindest, wenn sie das richtig verstanden hatte. Und warum wusste Sakura das nicht? War wohl doch nicht die Freundin, von der er gesprochen hatte… »Aha. Na, dann wünsche ich dir auf jeden Fall einen schönen Tag morgen.« Sie lächelte freundlich. »Wir sehen uns bestimmt wieder beim nächsten Training. Bis dann!« Winkend verabschiedete sie sich. Tenten seufzte erleichtert auf. Sakura war genau die Art von Mädchen, die sie immer hatte sein wollen. Aufgeweckt, das genaue Gegenteil von schüchtern. Und gutaussehend war sie auch noch. August - erste Woche (Teil 2) ----------------------------- Tenten war unsicher, was sie anziehen sollte. Wo genau in der Stadt würden sie hingehen? Sie betrachtete die magere Ausbeute ihres Kleiderschranks. Ein Rock vielleicht? Und eine Bluse? Ah, sie hatte ja keine Bluse. Vielleicht sollte sie heute nach einer Ausschau halten. Ein chinesisches Oberteil fiel ihr auf. Das hatte sie schon ewig nicht mehr getragen. Es war zu kurz, um als Kleid durchzugehen, aber definitiv zu lang für einen Rock. Vielleicht eine dunkle Hose? Was passte denn zu dunkelblau? Sie zog eine Hose mit einem ähnlichen Farbton hervor. Das würde doch gehen, oder? Probeweise schlüpfte sie in die Sachen, sah sich im Spiegel der Schranktür an. Okay, nur noch die Haare neu binden. Es war schon fast zehn, und sie wollte nicht zu spät nach unten gehen. Neji stand lässig an das Geländer gelehnt, welches die Treppe zum Eingang säumte. Er hatte die Hände in seinen Hosentaschen vergraben und beobachtete, wie seine Cousine nervös mit ihren Fingern spielte. »Hinata«, machte er mahnend und sie zuckte zusammen. »T-Tut mir Leid.« »Hn.« Seine Cousine war einfach zu nervös. Drei Jahre Privatunterricht hatten ihre Spuren bei ihr hinterlassen. Keine Freunde, nicht viele soziale Kontakte. Neji seufzte lautlos. Hoffentlich würden die Mädchen aus seinem Freundeskreis sowohl Hinata als auch Tenten gut aufnehmen. Zumindest mit Sakura verstand sich Letztere ja schon. Hatte er zumindest den Eindruck gehabt. Punkt zehn Uhr trat sie aus dem Mädchenwohnheim. Er musterte sie. Chinesisch stand ihr, aber die Klamotten waren mindestens eine Nummer zu groß, wenn nicht noch mehr. Und sie hatte sich schon wieder diese komischen Beulen auf dem Kopf gemacht. »G-Guten Morgen.« »Morgen«, machte er knapp. Er stellte die beiden Mädchen nicht vor, schließlich kannten sie sich ja schon. Hinata versuchte sich an einem schüchternen Lächeln und Tenten erwiderte es vorsichtig. »Kommt, es ist nicht weit bis in die Stadt.« Zumindest musste er sich keine Sorgen machen, dass eine von ihnen in ihrem Schuhwerk nicht weit laufen konnte. Bei Ino wäre das wohl zu einem Problem geworden, sinnierte er. An einigen Wohnhäusern und schließlich auch einem Ausläufer des Parks vorbei führte er die Mädchen in die Einkaufsstraße. Als jedoch keine der beiden irgendwelche Anstalten machte, eines der Geschäfte zu betreten, an denen sie vorbei kamen, machte sich in ihm das mulmige Gefühl breit, dass das hier nicht so einfach werden würde. Wenn die Jungs und er von Ino, Temari und Sakura mit zum Shoppen geschleift wurden, dauerte es keine Sekunde, bis die Mädels sich auf eine Auslage stürzten. Ihm ging auf, dass Hinata und Tenten nicht dem 'Normalbild' eines Mädchen entsprachen. Wie hatten die beiden bisher ihre Klamotten gekauft? Okay, bei Hinata wusste er es. Die bekam die Sachen ja immer nach Hause geliefert. Aber Tenten wirkte nicht so wohlhabend – hey, sie wohnte in einem Mädchenwohnheim. Genervt blieb er vor der Filiale einer großen – und nicht zu teuren – Modekette stehen. Er machte eine auffordernde Bewegung mit dem Kopf und seine folgsame Cousine steuerte die Eingangstüren an, Tenten im Schlepptau. Schweigen verbindet, was? Neji musste echt alle Register ziehen. Er ging tatsächlich dazu über, Temari zu imitieren (sie war diejenige seiner Freundinnen, die am wenigsten aufgedreht weiblich war). Als Tenten grübelnd ein dunkelgrünes Oberteil von einer Kleiderstange genommen hatte, ließ er sich zu dem Kommentar herab: »Das ist dir viel zu groß. Und zu dunkel. Was meinst du, Hinata?« Seine Cousine, die zwei Meter weiter stand, zuckte erschrocken zusammen und starrte ihn mit großen Augen an, bevor sie zu Tenten sah, die unsicher das Oberteil hochhielt. »Uhm – j-ja. I-ich glaube da vorne gibt es welche in h-hellerem Grün.« Erste Hürde geschafft, was? Tenten lächelte scheu und hängte das schreckliche Ding wieder weg. Danach schwiegen die beiden wieder. Ein Schritt vorn, zwei zurück? Nicht mit ihm! »Was hältst du von dem hier, Hinata?« Er hielt seiner Cousine ein blaues, kurzärmliges Oberteil mit leichtem V-Ausschnitt hin. »Das sieht süß aus«, kommentierte Tenten leise, die ihrerseits mit einem hellgrünen T-Shirt wiedergekommen war. Guut. Die beiden hatten jetzt jeweils ein Teil. Zusammen weit weniger als Sakura oder Temari alleine nach der Hälfte der Zeit (Ino stand außer Konkurrenz!). Egal. Vorantreiben war angesagt. »Zieht die Sachen doch mal an.« Gesagt, getan. Immer schön kommandieren, dann konnte nichts schief gehen. Geduldig wartete er vor der Umkleide. Aber keine der beiden kam heraus. Langsam wurde er echt ungeduldig. »Zeigt ihr euch die Sachen jetzt endlich mal gegenseitig?«, knurrte er und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Zögernd wurden die Vorhänge beiseite geschoben und die beiden Mädchen traten heraus. »Schon besser«, machte er und meinte damit nicht nur ihr Verhalten. Auch die Oberteile sahen sehr viel besser aus als das, was die beiden bis jetzt getragen hatten. »Das sieht richtig gut an dir aus«, sagte Tenten zu Hinata, die leicht errötete. »B-bei dir aber auch!« Halleluja! Eine halbe Stunde und jeweils ein Oberteil. Bei einem Wett-Einkaufen stanken die beiden ja sogar gegen Shikamaru ab. Wobei er sich hatte sagen lassen, dass Jungs da viel pragmatischer ran gingen. Von da an verlief der weitere Trip allerdings weniger schleppend. Selbst ohne seine gelegentlichen Aufforderungen und Kommentare tauten die beiden Mädchen etwas auf und unterhielten sich miteinander. Bei weitem nicht so quirlig wie die Mädels aus seiner Gruppe, aber das war ja auch mal entspannend für die männlichen Nerven. Und er musste noch nicht mal Tüten schleppen. Die beiden waren in dem Punkt viel mehr nach seinem Geschmack. Als Inos Packesel benutzt zu werden fand er nämlich nicht so toll. Als sie an der Damenunterwäsche vorbei kamen, warfen ihm die beiden einen peinlich berührten Blick zu. Neji seufzte und zog sein Smartphone hervor. Kurz vor zwölf. »Hast du dein Handy dabei, Hinata?« Sie schüttelte beschämt den Kopf. »Und du?« Tenten nickte hastig. Er reichte ihr sein Smartphone mit den Worten: »Speicher deine Nummer mal ein.« Dann wandte er sich wieder seiner Cousine zu. »Ich setze mich in die Ramenbude gegenüber. Wenn ihr mich nicht findet, ruft an. Und bitte lasst mich nicht zwei Stunden doof rumsitzen.« »Okay. D-danke, Neji-nii-san!« Tenten gab ihm sein Handy zurück und er rief die Nummer an, die sie eingegeben hatte. In ihrer Tasche klingelte es leise und nachdem sie es hervorgeholt hatte, speicherte sie die Nummer ab. Mit einem knappen: »Bis später!« ließ Neji die Mädchen schließlich stehen. Erleichtert lächelten sich die beiden an. Mit einem Jungen Unterwäsche einkaufen gehen wäre einfach nur mega-peinlich geworden. Gott sei Dank war Neji nicht auf den Kopf gefallen. »Sollen wir erst mal zusammen für eine von uns suchen?« »Gerne«, lächelte Hinata. »Fang du ruhig an.« »Okay, ich, uhm... Bräuchte einen neuen BH und ein paar Slips.« »Irgendeine bestimmte Farbe? Und in welcher Größe?« Warum fiel es den beiden auf einmal so viel leichter, sich zu unterhalten? Nur weil Neji nicht mehr da war? Er konnte einen aber auch wirklich nervös machen mit seiner Art. Und noch dazu sah er so gut aus. Gemeinsam nahmen sie sich eine Auslage nach der anderen vor und kicherten sogar ein bisschen, als sie in die Tanga-Abteilung gelangten. So einfach wurden Freundschaften geboren. Neji hatte tatsächlich nur eine Dreiviertelstunde in dem Imbiss warten müssen. Die Mädchen setzten sich ihm gegenüber an den Tisch und er steckte sein Handy wieder ein. Er hatte sich die Zeit damit vertrieben, mit einigen seiner Freunde zu schreiben, die noch im Urlaub waren. »Was gefunden?«, fragte er uninteressiert. »Hmhm.« »Wollt ihr noch was essen?« Die beiden warfen sich einen Blick zu. »Ja, schon.« Er winkte die Kellnerin heran. »Bringst du uns noch zweimal die Tagessuppe?« Sie lächelte. »Klar doch, Neji.« Dann grinste sie auch in Hinatas und Tentens Richtung, entlockte den beiden ebenfalls ein schüchternes Lächeln. »Ich bin hier Stammgast«, erklärte Neji, als die Kellnerin verschwunden war. Es war gar nicht einfach für ihn, ein Gespräch am laufen zu halten. Immerhin war er sonst einer von denen, die lieber zuhörten und schwiegen. »In zwei Wochen sind die Meisterschaften im Kyudo. Am Wochenende trainiere ich in unserem Hauseigenen Dojo, die Schule hat nicht geöffnet. Willst du vorbei kommen um etwas zu üben?«, fragte er Tenten abwartend. »Ihr habt einen Dojo?«, hauchte sie überrascht. »Unsere Familie ist seit Jahren im Kyudo-Sport tätig«, erklärte Hinata leise. »I-ich komme gerne«, stimmte Tenten freudig zu. »Wie früh stehst du Samstags auf?« Tenten dachte daran, dass Neji gerne sehr früh trainierte - zumindest, soweit sie das bisher mitbekommen hatte. »Früh«, sagte sie ausweichend. »Wann soll ich da sein?« »Um sieben?« Sie nickte. Ein glückliches Lächeln hatte sich auf ihr Gesicht geschlichen. Hinata erwiderte es, während Neji vom vibrieren seines Handys abgelenkt wurde. Er verdrehte die Augen beim Anblick des Fotos, dass Sai ihm geschickt hatte. Eine Frau mit einem nackten Kind auf dem Arm, ein alter Mann links davon und eine andere Frau rechts. Dunkelgrüne Vorhänge in den oberen Ecken. Irgendein berühmtes Gemälde. Neji hatte nur keine Ahnung welches. Und Sai hatte sein übliches 'Ratet, wo ich die Ferien verbringe'-Spiel gestartet. Das Foto war für alle Freunde einsehbar. Neji blickte auf, als Ayame die Suppen auf den Tisch stellte. Er hielt ihr das Handy hin. »Hast du eine Idee?« Sie grinste, schüttelte aber den Kopf. »Sieht nach Öl aus.« Hinata beugte sich vor, als Neji ihr das Handy reichte. Tenten sah ihr über die Schulter. »Renaissance«, kommentierte sie leise. »Kennst du es?« Sie wurde rot. »Ich kenne mich nicht gut aus, aber ich glaube das ist von einem italienischen Maler… uhm… Raphael? Irgendwas mit… Madonna.« Neji öffnete die Seite seiner Standartsuchmaschine auf dem Smartphone und gab Tentens Schlagworte ein. »Ein Freund von mir, Sai, schickt jedes mal wenn er im Urlaub ist, ein Foto von irgendeinem berühmten Kunstwerk, dass er sich ansieht. Wer errät, wo er ist, bekommt einen Abend komplett von ihm ausgegeben.« Hinata und Tenten nickten zögerlich bei dieser Erklärung. »Hm. Raffael. Sixtinische Madonna. Das ist es doch, oder?« Er zeigte Tenten, was er gefunden hatte. Sie sah von ihrer Nudelsuppe auf. »S-sieht so aus…« »Hn.« Neji grinste, während er den Chat erneut aufrief und unter das Foto schrieb: Neji: Dresden. Das wird ein teurer Abend für dich. Sekunden später kam die Antwort, allerdings nicht von Sai, sondern von Sakura. Sakura: Das wollte ich grade schreiben! Woher weißt du das, Neji? Neji: Tenten hat mir einen Tipp gegeben. Er schob das Handy wieder in seine Tasche, wandte sich seiner Cousine und Tenten zu, die ihre Suppen mittlerweile aufgegessen hatten. »Wollt ihr noch was?«, fragte er. Beide schüttelten den Kopf. »Dann lasst uns gehen.« Er stand auf und ging zum Tresen, reichte Ayame ein paar Scheine und verabschiedete sich knapp. Zusammen mit den beiden Mädchen war er noch den halben Nachmittag in der Stadt unterwegs, zeigte ihnen einige U-Bahnstationen sowie wichtige Läden und Gebäude. Machte sie mit einigen Ortspunkten vertraut, sodass sie sich zurecht finden konnten, wenn sie alleine unterwegs waren. Schließlich verabschiedeten er und Hinata sich von Tenten, nachdem sie diese bis zu dem Mädchenwohnheim gebracht hatten. »Meine Füße bringen mich um«, murmelte Hinata, nachdem ihre neu gewonnene Freundin außer Hörweite war. »Gewöhn' dich besser dran. Mit den anderen Mädchen wird es noch schlimmer.« »Tenten ist nett«, sagte sie nach einer Minute des Schweigens. »Hn.« »Du hast ihr nicht gesagt, wo sie am Samstag hin muss.« Neji runzelte die Stirn, dann zog er im Gehen sein Handy heraus und öffnete ein Chatfenster mit Tenten als Kontakt. »Jetzt schon.« In dem Gruppenchat seiner Freunde waren weitere Nachrichten aufgetaucht. Sakura: Das ist nicht fair, du hattest Hilfe! Ino: Wer ist denn Tenten? Sai: Wer auch immer sie ist - sollte wohl eher sie den Abend von mir ausgegeben bekommen, und nicht Neji :) Hinata lächelte den Boden an. Sie freute sich darauf, mehr Zeit mit Tenten und auch mit ihrem Cousin zu verbringen. Sie waren zwar im selben Haus aufgewachsen, aber das Anwesen war groß. Viel hatten sie nicht miteinander zu tun gehabt. Noch nicht mal seine Freunde kannte sie. Hoffentlich waren es nette Leute. August - zweite und dritte Woche -------------------------------- Tenten war so aufgeregt, dass sie viel zu früh wach wurde. Selbst nach einer ausgiebigen Dusche und dem Zusammensuchen ihrer Kyudo-Ausrüstung (die Hälfte ihrer Umzugskartons war immer noch nicht ausgepackt) hatte sie noch massig Zeit. Sie faltete ihren dunkelblauen Hakama, der die besten Jahre definitiv schon hinter sich hatte, und legte ihn umsichtig in die Sporttasche, auf ihren ebenfalls gefalteten Gi. Ihren Yukage, den Handschuh, fasste sie noch behutsamer an. Das Leder wurde trotz intensiver Pflege langsam brüchig, aber Tenten konnte sich einfach nicht von ihm trennen. Zu viele Erinnerungen hingen daran. Sorgsam zog sie den Reißverschluss zu und sah erneut auf die Uhr. Gut. So langsam konnte sie sich auf den Weg machen. Ein Mädchen das nur ein paar Türen weiter ihr Zimmer hatte, war gestern Abend beim Essen noch so freundlich gewesen und hatte ihr eine kurze Wegbeschreibung zu der Adresse gegeben, die Neji ihr geschickt hatte. Schon komisch, dass ausgerechnet sie sich direkt mit einem Jungen anfreundete. Und dann noch einem so gutaussehenden. Vielleicht war sie doch nicht so schlimm, wie die Mädchen auf ihrer alten Schule immer behauptet hatten. Tenten schulterte die Tasche, nachdem sie in ihre Halbschuhe geschlüpft war. Sie trug heute extra das hellgrüne Oberteil, welches sie mit Hinata gekauft hatte. Es passte gut zu dem grauen Faltenrock, der sich in einem der Umzugskartons versteckt hatte. Tenten beglückwünschte sich zu ihrem guten Orientierungssinn. Sie hatte es tatsächlich geschafft, sich NICHT zu verlaufen! Die richtige U-Bahnstation, die richtige Linie, die richtige Richtung. Und der richtige Ausstieg. Unglaublich. Dabei machte ihr die große, brummende Stadt um sie herum immer noch etwas Angst. Die Innenstadt, in der Neji sie und Hinata herumgeführt hatte, war schon beeindrucken gewesen, aber nichts im Vergleich zu dem Anwesen, vor dem sie jetzt stand. Die Hausnummer stimmte aber. Obwohl der Gebäudekomplex doch mindestens zehn davon haben musste! Ein ganzer Block in dem etwas ländlicheren Stadtteil war umzäunt von einem hohen, undurchlässigen Holzzaun. Die Seite, an der sie entlangging, bot neben einer Bushaltestelle auch ein unfassbar riesiges Eingangstor. Tenten vergewisserte sich mit einem Blick auf ihr Handy, auch wirklich am richtigen Ort zu seien. An einem großen Schild war der Name 'Hyuuga' angebracht. Außerdem wurde der Kyudo-Dojo erwähnt. Welche Familie schrieb auf ihr Klingelschild, welche Sportart sie betrieb? Oder war das hier ein offizieller Dojo? Unsicher drückte Tenten die Klingel. Ein leises Summen ertönte und versicherte ihr, dass der Alarm ins Haus weitergegeben wurde. Wenige Sekunden später öffnete sich die linke Seite des Tores und eine Frau, augenscheinlich eine Bedienstete – Halloho! Wenn nicht schon die schiere Größe des Anwesens für Reichtum sprach! - begrüßte Tenten freundlich. »G-guten Morgen«, stotterte Tenten nervös und verbeugte sich kurz. »Ich bin mit Neji verabredet…« »Natürlich, er erwartet sie bereits. Treten sie ein.« Hastig folgte Tenten der Frau, die sie durch einen wunderschön angelegten Garten zum Eingangsbereich des traditionellen Hauses führte. Kirschbäume, ein Teich, eine Brücke. Das alles sah aus wie gemalt. Im Inneren des Hauses, der Eingangshalle – die wie alles andere ziemlich groß war – entdeckte Tenten Neji, der ihr knapp zunickte und damit die Angestellte entließ. Er trug normale Straßenkleidung, eine dunkle Hose und ein dazu passendes, helles Hemd. Gab es überhaupt etwas, worin er nicht gut aussah? »Guten Morgen«, machten beide synchron und ein leichtes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. »Ich zeige dir, wo du dich umziehen kannst.« Sie lief ihm hinterher in den rechten Teil des Hauses, einen Korridor entlang, der mehrfach abbog. Schließlich hielt er vor einer Tür an. »Die Umkleide. Du kannst alle deine Sachen dort lassen, hier kommt nichts weg. Geh einfach die andere Tür hinaus, ich warte dort.« Sie nickte schüchtern und er ließ sie alleine. Tief durchatmen, Tenten, versuchte sie sich zu beruhigen. Alles ganz normal. Sie war doch täglich in Häusern, wo man von einem Zimmer bis zur Küche eine halbe Stunde Fußmarsch hinter sich bringen musste. Die hatten hier bestimmt auch ihren eigenen Onsen. Hoffentlich schmiss sie nicht irgendeine Vase herunter. Neji ließ sich Zeit, in Gi und Hakama zu schlüpfen. Er genoss es, die Bindung zu zelebrieren. Vor allem früh am Morgen, wenn noch nicht das ganze Haus auf den Beinen war. Der Gedanke keimte in ihm auf, dass selbst mit Tenten sich nicht viel an seiner morgendlichen Routine ändern würde. Sie war kein Mädchen, dass viel redete, im Gegensatz zu seiner Freundin und Teamkollegin Sakura, die ihm mit ihrem Geplapper ein ums andere Mal auf die Nerven ging. Gelassen trat er aus dem Umkleideraum und musste nur wenige Minuten warten, bis Tenten zu ihm stieß. Ihre Trainingsklamotten sahen abgewetzt aus, aber standen ihr hervorragend. Wortlos schritt er voran, öffnete die Türen zu der überdachten Terrasse, von der das Kyudo ausgeübt wurde. Einer seiner Vorfahren hatte vor etlichen Jahren die fünfzig Meter langen Bahnen errichten lassen, die bis heute nur betreten wurden, um den Rasen auf einer angemessenen Länge zu halten. Vier Zielscheiben an dem aufgeschütteten Wall zeigten an, wie viele Schützen diesen Trainingsplatz gleichzeitig nutzen konnten. Neji war eines der wenigen Familienmitglieder, die öfter hierher kamen. Sein Onkel, sowie seine jüngste Cousine Hanabi trainierten hier, aber abgesehen davon kamen die Meisten nur zur gelegentlichen Entspannung. Fast hätte Tenten der Mund offen gestanden, als sie das gesamte Bild bestaunte. Wahnsinn! Neji hatte ja so ein Glück, einen eigenen Trainingsplatz zu haben! Und dann auch noch so einen schönen! Neji reichte ihr einen Bogen. Gemeinsam, schweigend spannten sie die Yumi. Neji reichte ihr außerdem einen Köcher mit zehn Pfeilen. Fünf Haya, fünf Otoya. Für sie machte es keinen Unterschied, sie schoss mit beiden gut. Ihr blieb noch ein Moment der Bewunderung, aber Neji hatte sich schon aufgestellt, die Füße in die richtige Position geschoben und legte den ersten Pfeil an. Er war Rechtshänder und stand links von ihr, sodass sie ganz genau seine Haltung analysieren konnte. Er wirkte sehr mit sich im Einklang. Sie schloss die Augen, wandte sich ab, als sie das Geräusch des durch die Luft zischenden Pfeiles vernahm. Zeit für ihr eigenes Kyudo. Mit geschmeidigen Bewegungen nahm sie Haltung an, legte den Pfeil auf ihrer Hand ab, das Ende an die Sehne gezogen. Ein harter Bogen. Sie musste etwas kräftiger ziehen, als bei dem Schulbogen, den Neji ihr vor wenigen Tagen gegeben hatte, aber das machte ihr nichts aus. Sie versank in der Betrachtung der geraden Linie, die der Pfeil parallel zu ihrem ausgestreckten Arm bildete. Tief ein- und ausatmen. Den Bogen, den Pfeil fühlen. Die Sehne, die Spannung. Sie zielte weniger, als dass sie einfach versuchte die perfekte Position zu finden. Sie achtete nicht darauf, wie gut ihre Pfeile trafen. Aber keiner verfehlte die Scheibe. Nach dem vierten Pfeil setzte sie den Bogen ab, sah zu Neji, und errötete. Er starrte sie an. Nicht böse, nur… nachdenklich. Mit einem Lächeln, dass seine Mundwinkel unmerklich nach oben bog. Als sie ein leises Klatschen hinter sich hörte, zuckte sie zusammen. Neji hatte den Neuankömmling natürlich schon längst gesehen, aber nichts gesagt. Hiashi begrüßte Tenten mit einer Neigung seines Kopfes und sie stotterte einen Guten-Morgen-Gruß zusammen. »Wie ich sehe, habt ihr ein gemeinsames Talent entdeckt«, ließ er verlauten. Auf einen Wink des Hausherren machte sich ein junger Angestellter daran, die schon abgeschossenen Pfeile aus den Scheiben zu entfernen. Tenten konnte noch sehen, dass auch Neji bei seinen fünf Schüssen kein einziges Mal daneben getroffen hatte. »In einer knappen Stunde ist das Frühstück angesetzt. Ich lasse noch ein weiteres Gedeck auftragen. Bitte seid pünktlich.« »Natürlich, Onkel.« Neji ließ sich nicht beirren und nahm seine Position wieder ein, sobald der Angestellte aus der Schusslinie gegangen war. Tenten wartete unruhig, bis Hiashi sich umgedreht hatte, bevor sie zu einem neuen Pfeil griff und ebenfalls wieder Haltung annahm. Fremde Menschen machten sie immer so nervös. Mit Neji allerdings… es war fast, als wäre er gar nicht da. Sie konnte ihn vollständig ausblenden, wenn sie sich auf ihr Kyudo einließ. Eine gute Dreiviertelstunde später wies Neji sie an, sich umzuziehen. Hastig folgte sie seiner Anweisung, ohne ein Wort zu sagen. Auch der Weg zu dem kleinen Speisesaal – ehrlich mal, wie groß war dieses 'Haus'?! - verlief schweigend. Neji ertappte sich bei dem Gedanken, dass er sich daran gewöhnen könnte, Tenten um sich zu haben. Sie war viel mehr damit beschäftigt sich die Wege hier zu merken. Zweimal rechts, einmal links, eine Treppe hoch, den Gang bis zum Ende- Verwirrend. In dem Zimmer, das sie schließlich betraten – es war wirklich ein kleiner Saal – war ein großer Tisch und ein Buffet! aufgebaut. Hiashi Hyuuga saß schon am Kopfende, in eine Unterhaltung mit einem noch älteren Mann – seinem Vater? - verstrickt. Neben ihm war ein Platz frei und wiederum daneben saß ein junges Mädchen, das Tenten neugierig betrachtete. Neji verbeugte sich steif, während er grüßte. »Guten Morgen Großvater. Onkel. Hanabi.« Rasch verbeugte sich auch Tenten, brachte ein stotterfreies, aber leises »Guten Morgen!« hervor. Neji nahm neben seinem Großvater platz, nachdem er hilfsbereit den Stuhl neben sich für Tenten nach hinten gezogen hatte. Die beiden älteren Männer beachteten sie nicht, und zumindest fühlte sie sich in Nejis Nähe nicht ganz so unwohl. Der freie Platz gegenüber wurde schließlich von Hinata eingenommen, die mit einem entschuldigenden Lächeln und einer tiefen Verbeugung das Zimmer betrat. Hanabi beugte sich zu ihrer älteren Schwester und flüsterte: »Neji-nii bringt doch sonst nie seine Freunde mit.« Hinata zuckte mit den Schultern und lächelte. »Tenten ist sehr nett«, murmelte sie der jüngeren zu. Stirnrunzelnd folgten Hanabis Augen dem brünetten Mädchen, welches jetzt hinter Neji, ihrem Vater und ihrem Großvater zum Buffet trat. Hanabi reihte sich hinter ihrer Schwester ein. Als Tenten schon wieder platz genommen hatte, stupste die jüngere Hinata an, die Hand erhoben und mit ausgestrecktem kleinen Finger, der Blick fragend. Hinata wurde rot, schüttelte aber zaghaft den Kopf. Nicht soweit sie wusste. Nach dem ausführlichen Frühstück kehrten Neji und Tenten zurück in den Kyudo-Dojo. Er war verwundert darüber, wie sehr sich ihr Verhalten ändern konnte. Beim Frühstück hatte sie sich übernervös gezeigt - generell in der Nähe anderer Menschen. Aber beim Kyudo war es… als ob sie eine Selbstsicherheit hätte, die sie fast schon überheblich wirken ließ. Wenn sie wirklich in seinen Freundeskreis aufgenommen werden wollte, musste sich daran etwas ändern. Neji war jemand, der zu seinem Wort stand, deswegen hatte er sich fest vorgenommen, sie so gut wie möglich zu integrieren. Genau wie Hinata. Er ahnte ja nicht, welche Schwierigkeiten sich dabei auftun würden. Zwei Tage später, am Montag, betrat Tenten auf Nejis Aufforderung hin erneut den Schul-Dojo. Er hatte angeboten, sie dem zuständigen Lehrer vorzustellen, Kakashi-Sensei. Kakashi trug eine Gesundheitsmaske vor dem Gesicht und grüßte Tenten unenthusiastisch, musterte sie kritisch von oben bis unten. »Heute kannst du leider nicht mit trainieren, wir müssen uns für das Wochenend-Turnier vorbereiten«, erklärte er ihr schließlich, während Neji, Kankuro und Sakura – die einzigen, die sie bis jetzt kennengelernt hatte – sowie ein paar andere Schüler mit ihrem Kyudo anfingen. Tenten nickte verständnisvoll. Das war vollkommen richtig so. Sie als Neuling sollte das Training nicht mehr stören, als nötig. Der Lehrer war ihr sympathisch, und da sie sowieso schon in ihre Kyudo-Kleidung geschlüpft war, bot sie leise an, sich nützlich zu machen. Zusammen mit einem anderen Mädchen wurde sie in den Geräteschuppen geschickt und verbrachte einige Zeit damit, Pfeile nach Haya und Otoya zu sortieren - sie konnte nicht verstehen, warum jemand sie gemischt hatte. Es wurde spät, bis Kakashi-Sensei das Training für beendet erklärte. Sakura hatte sich zu Tenten gesellt, den Jungen dabei zugeguckt, wie sie ihre Ausrüstung verstauten. »Und, wie war die Stadtführung mit Neji?«, fragte sie lächelnd. Tenten erwiderte es zögernd, bevor sie antwortete: »Sehr nett. Er war mit mir und Hinata… shoppen.« »Freiwillig?«, machte Sakura überrascht. So kannte sie Neji ja gar nicht. Machte er nicht sonst einen riesigen Bogen um die Shopping-Trips, die Ino ansetzte? Und verzog er nicht, genau wie Shikamaru und Sasuke immer leidend das Gesicht, wenn er trotzdem mitgeschleift wurde? Tenten nickte langsam. Sakura sah verblüfft von ihr zu Neji, der jetzt zu ihnen kam, den Bogen in Tentens Richtung ausgestreckt. »Mach noch ein paar Schüsse, sonst bist du heute ganz umsonst hier gewesen«, sagte er kühl. Er nahm Tentens Platz neben Sakura ein, während er die Brünette beobachtete. Bis auf Kankuro und Kakashi hatten sich die anderen Mitglieder schon in die Umkleiden verabschiedet. Kakashi für seinen Teil war neugierig auf das Mädchen, das Neji Hyuuga dazu brachte, ihr seinen Bogen zu leihen. »Ihr wart shoppen?«, flüsterte Sakura Neji amüsiert zu. »Hn.« »Du wurdest nicht gezwungen?« »Hinata und Tenten sind sehr viel angenehmere 'Shopping-Partner', als du, Temari oder gar Ino«, flüsterte er leise zurück, die Augen nicht von Tenten abwendend, die gerade den Bogen spannte. Sakura wusste, dass das Thema beendet war. Sturkopf. »Und sie hat Sais Urlaubsort herausgefunden?« Neji schwieg. Seine Freundin boxte ihm grinsend in die Seite und verpasste dabei fast, wie Tentens Pfeil von der Sehne schnellte. Mitten ins Schwarze. Kakashi nickte anerkennend und Kankuro hatte den Kopf schief gelegt. Tenten nahm einen weiteren Pfeil, ließ sich nicht beirren. Auch der zweite Schuss traf die Zielscheibe, allerdings etwas unterhalb des innersten Rings. Der Lehrer nickte erneut anerkennend, bevor er sagte: »Ab nächster Woche kannst du zum regulären Training kommen. Ich bin mir sicher, wir finden einen Platz für dich.« Auf Tentens Wangen breitete sich ein Hauch rosa aus und sie nickte dankbar, reichte Neji seinen Bogen zurück. Hoffentlich würde sie niemanden aus dem Team verdrängen. Das würde nur böses Blut bringen, und darauf war sie wirklich nicht scharf. Am Samstag, zwei Wochen später – dem letzten vor Beginn des Schuljahres – fand sich Tenten erneut im Hyuuga-Anwesen wieder. Nach dem regelmäßigen Training in der Schule hatte Neji ihr erneut angeboten, ihm am Wochenende Gesellschaft zu leisten und dankbar hatte sie angenommen. Da sie erst zum zweiten Mal hier war, führte Neji sie erneut zu den Umkleiden. Er schwieg dabei, aber Tenten war überrascht, eine glockenhelle Stimme leise im Hintergrund singen zu hören. Sie sah ihn fragend an. »Hinata hat heute Gesangsunterricht.« »Oh. Wow. Das hört sich richtig gut an«, murmelte Tenten und lauschte einen Moment. »Sie ist viel musikalischer als der Rest der Familie«, erklärte Neji knapp und ließ Tenten allein. Er mochte den Gesang seiner Cousine, keine Frage – aber er war froh, dass dieser im Dojo nicht zu hören seien würde. Jedwede Ablenkung war ihm unwillkommen. Letzte Woche hatte er nur knapp den ersten Platz geholt, dicht vor seinem Co-Captain und gewissermaßen 'Rivalen' Kankuro. Das würde ihm nicht nochmal passieren. August - vierte Woche (Teil 1) ------------------------------ Wenigstens eine positive Sache hatte der erste Schultag bis jetzt: Tenten war nicht alleine. Wie sich herausstellte, war Hinata in die selbe Klasse eingeteilt worden. Neji hatte sie morgens im Sekretariat der Schule abgeliefert, nur um direkt die Anweisung des Rektors zu bekommen, die beiden Mädchen zu ihrem Klassenraum zu bringen. Dort angekommen ließ er sie allerdings einfach stehen, denn er musste schließlich selbst zum Unterricht. »Wir sehen uns beim Essen«, sagte er nur kühl. Nervös standen die beiden Mädchen vor der geschlossenen Tür. Drinnen waren laute Stimmen zu hören, der Lehrer schien noch nicht da zu sein. Ängstlich schob Tenten die Tür auf. Ein paar Mädchen, die in der Nähe saßen, sahen auf. »Habt ihr euch in der Tür vertan, oder seid ihr neu?«, fragte eine Rothaarige schnippisch. »Uhm, wir sind neu…« »Alles klar, ich bin Karin – Kin, Matsuri-« sie deutete auf die andern Mädchen, »wo ist – eeh, Klassensprecher! Wir haben Neuzugang!« Tenten erkannte den Jungen mit den braunen Haaren sofort, der sich jetzt von seinen Gesprächspartnern abwandte und zur Tür hinüber sah. Kankuro, aus dem Kyudo-Club. Er grinste, als er Tenten erkannte und kam rasch zu ihnen hinüber. »Hey, schön, dich hier zu sehen.« Er schüttelte ihre Hand, dann Hinatas und fragte: »Du kommst mir auch bekannt vor, wie heißt du?« »H-Hyuuga Hinata«, murmelte sie schüchtern. »Du bist nicht zufällig mit Neji verwandt?«, machte er stirnrunzelnd. Karin und ihre zwei Freundinnen lauschten interessiert dem Gespräch. »E-er ist mein Cousin.« »Aha. Na, dann suchen wir euch mal einen Platz, was? - Leute!« Kankuro brüllte in die Klasse hinein und alle verstummten mehr oder minder. »Wir haben zwei neue Mitschülerinnen – Tenten und Hinata. Ich erwarte, dass alle nett zu ihnen sind, verstanden? Und jetzt hebt jeder die Hand, der einen freien Platz neben sich hat!« Tenten lächelte nervös, als ihr ein Platz zwischen zwei Jungen in der dritten Reihe zugewiesen wurde, Hinata stierte nur auf den Boden, wollte vor Scham versinken wegen der Aufmerksamkeit und bewegte sich rasch zu ihrem Platz in der letzten Reihe, neben einem Mädchen. »Guten Morgen, Jungs und Mädels!«, tönte da eine autoritäre Stimme von der Tür. Ein Mann mittleren Alters und einer ledernen Aktentasche unterm Arm betrat den Raum. »Steht auf!«, kommandierte Kankuro und die ganze Klasse folgte. »Guten Morgen, Iruka-Sensei!«, schallte es im Chor. »Setzen!«, rief Kankuro und wieder wurden eifrig Stühle gerückt. »Ich hoffe ihr hattet entspannte Ferien? Kankuro, du hast es auf den zweiten Platz bei den Landesmeisterschaften geschafft, gratuliere!« Kankuro grinste stolz. »Wie es sich für den Co-Captain des Kyudo-Clubs gehört, was? Okay…« Iruka blätterte in einem Stoß Papier. »Wir haben zwei neue Schülerinnen…« Suchend sah er sich um, bis er Tenten und Hinata erblickte, die zögernd die Hände hoben. »Hyuuga Hinata und Ama Tenten. Wer ist wer?« »Ich bin Tenten.« Kankuro lächelte ihr aufmunternd von seinem Platz in der ersten Reihe zu, als alle sich zu ihr umwandten. »Sehr schön. Dann bist du Hinata… Also, ich halte nicht viel von dem Vorstellungs-Zeug, Plätze habt ihr ja schon – ich denke, wir fangen mal mit dem Orga-Kram an, was? Stundenpläne!«, verkündete er euphorisch. Ein paar Schüler kicherten. Iruka-Sensei war immer so motiviert und furchtbar nett. Der perfekte Klassenlehrer. Obwohl er durchaus ziemlich streng sein konnte. Nach Irukas 'Klassenlehrer-Stunde' folgte direkt im Anschluss eine Doppelstunde in Mathematik, welche von Kakashi-Sensei unterrichtet wurde. Wie schon in den Ferien trug er eine Gesundheitsmaske, obwohl Tenten festgestellt hatte, dass er gar nicht hustete. Mit seinem gelangweilten Blick registrierte er Tenten und nickte sie nur ab. Seine Augen blieben jedoch einen Moment auf Hinata ruhen. Unaufgefordert sprang Kankuro ein, der sich der Nervosität der beiden Mädchen nur zu bewusst war. »Hinata und Neji sind Cousins«, erklärte er dem Lehrer. »Aah. Kyudo?« Kakashi war kein Mann großer Worte. Seine Frage bezog sich schlicht darauf, ob er noch ein neues Mitglied in dem ihm unterstellten Club begrüßen können würde, aber Hinata brauchte einen Augenblick, um das zu realisieren. »Uhm, n-nein. Ich bin nicht so… sportlich«, flüsterte sie fast, aber da die ganze Klasse still war, hörte Kakashi sie. »Ah, schade.« Er zog ein Buch hervor, aus dem einige Zettel ragten. »Dann fangen wir direkt mal an… Kurzer Test darüber, was ihr vom letzten Schuljahr behalten - beziehungsweise, was ihr in anderen Schulen gelernt habt.« Die Klasse stöhnte. Das fing ja gut an. Nach der dritten Stunde und zwei jeweils kurzen Pausen zwischen diesen war es bereits Zeit fürs Mittagessen. Kankuro hatte insistiert, dass er als Klassensprecher die beiden Neuen begleitete. Er versuchte ein lockeres Gespräch mit Tenten aufzubauen, die aber sichtbar nervöser wurde, je mehr Schüler aus den Klassenzimmern neben ihnen auf den Gang strömten und zur Mensa drängten. Hinata wäre fast soweit gewesen, sich an Tentens Rockzipfel festzuhalten. Große Menschenmengen machten auch ihr Angst. Vor allem, wenn sie mittendrin war. »Okay, da wären wir. Links ist die Ausgabe – da wo die lange Schlange steht. Wir haben eine Stunde Pause, etwa in zwanzig Minuten ist die erste Welle mit Essen holen fertig, ich schlage vor, wir suchen uns erst mal einen-« Er wurde abrupt unterbrochen, als Neji neben ihn trat und mit kühler Stimme sagte: »Hinata, Tenten. Kommt mit.« Neji würdigte Kankuro keines Blickes und dieser zog verärgert die Augenbrauen zusammen. Tenten entschuldigte sich leise, bevor sie Neji folgte. »Danke, dass du uns her gebracht hast.« »Kein Problem. Wir sehen uns später.« Neji führte die Mädchen zu einem Tisch, an dem schon drei dunkelhaarige Jungen und die Rosahaarige vom Kyudo – Sakura – saßen. »Hey Tenten!«, grüßte das Mädchen und schob ihre Tasche von der Bank, um Platz zu machen. »Du musst Hinata sein.« Sie hielt ihr ihre Hand hin und Hinata schüttelte sie zögernd. »Das sind Sasuke, Sai und Shikamaru.« Sie deutete auf die drei fremden Jungen, die nur kurz nickten. Neji setzte sich neben den, den Sakura als Shikamaru vorgestellt hatte. »Jo!« Ein Tablett wurde neben Sasuke auf den Tisch geknallt und ein grinsender Blondschopf schob sich elegant auf die Bank. »Euch kenn' ich noch nicht!«, machte er, während er schon einen Bissen seines Melonenbrotes im Mund hatte. »Naruto!«, meckerte Sakura kopfschüttelnd und stellte die drei einander vor. »Freut mich, euch kennenzulernen!« Er war beim zweiten Melonenbrot angelangt. Hinter Sakura stakste jetzt eine aufgedonnerte Blondine mit ellenlangen Haaren an. An ihrem Handgelenk klimperte ein vollbesetztes Bettelarmband und sie hatte einen Lutscher im Mund. Ihre Finger waren perfekt manikürt und lackiert, was den Eindruck einer 'Barbie' noch verstärkte. Eine weitere Blondine, die irgendwie erwachsener wirkte (lag vielleicht an den nur schulterlangen Haaren), lief hinter der ersten und hielt ein Tablett in der Hand. »Stirnie, rutsch mal!«, motzte die Barbie und ließ ihr Armband klimpern, als sie eine wedelnde Bewegung Richtung Sakura machte. Ohne Umschweife ließen sich die Beiden auf der Bank nieder, und während die Erwachsenere das Tablett mit haufenweise Melonenbrot und Obst in die Mitte schob – das schien ein Ritual zu sein, denn sowohl Sasuke, als auch Sai und Sakura griffen einfach zu – zog das Mädchen mit den langen blonden Haaren einen Organizer aus ihrer stylischen Schultasche. Dann blickte sie auf, sah Tenten und Hinata an. Von Hinata blickte sie zu Neji und nickte dann nur verstehend. »Temari«, sie deutete auf das Mädchen neben sich, »Ino.« Ihr Armband klimperte, als sie auf sich selbst zeigte. Neji griff jetzt nach einem Stück Obst vom Tablett. Er sah Tenten auffordernd an, welche sich zögernd ebenfalls bediente. »Oookay! Her mit den Plänen!« Ino hatte beide Hände ausgestreckt und nahm sowohl von Sakura als auch von Temari und Naruto mehrere Blätter entgegen. Dann blickte sie auffordernd zu Hinata und Tenten. »Was?«, machte Tenten überrascht. »Stundenplan, Trainingsplan, alles was du in deinen Kalender einträgst«, kommandierte sie. »Oh, uhm...« Tenten zog ihren (deutlich kleineren) Organizer heraus und reichte ihn Ino, aufgeschlagen dort, wo sie den Stundenplan notiert hatte. »Selbe Klasse?«, hakte Ino nach und deutete auf Hinata, welche rasch nickte. »Kyudo und -« »Kein Sport«, hauchte die Dunkelhaarige. »Gut. Sport ist Mord. Andere Aktivitäten?« Ein Kopfschütteln folgte. Damit beugte sich Ino über ihren eigenen Organizer (mit ausklappbarem Jahresplan!) und fing an zu schreiben, immer wieder die Blätter konsultierend, die die Anderen ihr hingelegt hatten. »Was macht sie?«, intonierte Tenten fast lautlos und sah fragend zu Sakura. Es war jedoch Temari, die über Inos Kopf hinweg antwortete: »Sie plant unser Schuljahr durch.« »Das macht sie jedes Jahr«, setzte Naruto mit vollem Mund hinzu. »Vor der High School haben wir es nie auf die Reihe gekriegt, uns regelmäßig zu treffen, bis sie und Shika dazugestoßen sind.« »Aha.« Shika? Waren Spitznamen, die sich von Tieren ableiteten wieder in Mode? Wehe, wenn hier einer anfing, sie 'Panda' zu nennen! »Hm!«, machte Ino plötzlich grimmig und sah die beiden Mädchen strafend an. Was hatten sie falsches getan? »Wann habt ihr Geburtstag?« »Neunter März.« »S-Siebenundzwanzigster Dezember.« Den beiden neuen Mädchen kam das alles etwas… japanisch vor hier. Da sie beide von einem Internat kamen, wunderten sie sich nun, ob das so eine Art High School Tradition war, von der sie bisher noch nichts wussten. Ino fuhr mit dem Finger über den Jahresplan, bis sie die genannten Daten gefunden hatte. »Uh, Hinata, der Geburtstag ist doof gewählt«, machte sie und zog sich dabei den Lolli aus dem Mund. »T-Tut mir L-« »Neinnein, das mein' ich nich'. Du musst nur mit Silvester zusammenlegen.« »W-was?« »Du feierst Silvester Geburtstag.« Die Stimmlage duldete keinen Widerspruch. »Plant sie gerade unsere Geburtstagsfeiern?« Naruto nickte grinsend. »Voll cool, sie sagt einem sogar, was man verschenken soll und so.« »Und sie lädt sich und alle anderen immer zu dir nach Hause ein.« Es war das erste Mal, dass Tenten Sasuke sprechen hörte. Eine dunkle, sexy Stimme. »Irgendwo müssen Sakura und Naruto ja feiern!«, verteidigte sich Ino. »Ich kann ja nicht alles bei Temari planen. Wobei – mit zwei Hyuugas könnte ich mal eure Bude mit einbeziehen. Ist es nicht merkwürdig, dass wir noch nie bei dir zu Hause waren, Neji?« Neji verdrehte die Augen und nahm sich ein Melonenbrot vom Tablett. Wenigstens konnte er sich sicher sein, dass sowohl Hinata als auch Tenten in seinen Freundeskreis integriert würden. Dafür würde Ino schon sorgen. Das Tablett leerte sich Zusehens und ungefragt stand Sai auf, das leere Tablett mit sich nehmend, und stellte sich an der deutlich kürzeren Schlange an. »So«, machte Ino zufrieden. Sie checkte noch einmal, ob sie alles richtig eingetragen hatte. »Tema hat morgen Geburtstag – Verschwinde mal kurz, damit wir uns unterhalten können.« Temari rollte mit den Augen. »Du bist immer so nett, Ino…« »Jaja. Du feierst am Wochenende, klar? Ohne deine Brüder.« Temari, die schon aufgestanden war, seufzte. »Und wo soll ich Gaara und Kankuro hin auslagern?« »Kankuro?«, fragte Tenten leise an Neji gerichtet, der düster nickte. Also war ihr Klassensprecher mit Temari verwandt. Die beiden sahen sich nicht sonderlich ähnlich. »Schick sie in die Disko.« »Yaay…« Kopfschüttelnd peilte Temari ihren Bruder an, der nur wenige Tische weiter saß, und ging auf ihn zu. »Okay, Leute, ich hab' hier 'ne Liste. 1000 Yen pro Person. Entweder wir kaufen drei kleinere Geschenke«, Ino wies auf den oberen Teil der Liste, »Oder wir schmeißen komplett zusammen. Sie schwärmt doch so für diesen Riesen-Deko-Fächer bei Senbans – dazu vielleicht noch 'nen schönen Schal.« Shikamaru gähnte gelangweilt und murmelte: »Hauptsache ich muss mich um nichts kümmern.« Ino schnaubte. »Natürlich nicht – das würde in einer Katastrophe enden.« Neji war schon dabei, seinen Geldbeutel zu zücken. Hinata kaute auf ihrer Unterlippe. Ihr Cousin zog 3000 Yen in Scheinen heraus und legte sie Ino hin, direkt auf einen Geldschein von Sakura. »Für uns drei«, sagte er kühl und deute auf Hinata und Tenten. Naruto schob etwas Münzgeld vor sich her. »Ich glaub', dass sind 1000…«, murmelte er, während Sasuke gelangweilt seinen Anteil dazulegte. »Neji-nii-san«, wisperte Hinata und sah ihren Cousin scheu an. Er schüttelte nur den Kopf, als auch Tenten den Mund aufmachen wollte. »Wow, Neji ist heute spendabel, was?« Ino beäugte auf diesen Kommentar von Sakura hin Neji, sagte aber nichts. Sie starrte Shikamaru grimmig an, der jetzt ebenfalls einen Schein auf den Haufen segeln ließ. Sai kam mit einem vollen Tablett wieder und stellte es ab, sah dann zu Ino. »Um wen geht’s?« »Temari.« »Achja…« Er legte als Letzter einen Schein auf den Haufen, dann schob Ino alles zusammen und packte es in ihren Geldbeutel. Er war rosa. Und glitzerte. Sie zog einen anderen Geldbeutel hervor – dieser war beige und viel stylischer – und steckte auch ihren Anteil in das kitschigere Teil. »Alles klar. Ich geh' morgen einkaufen - und bringe euch eure Pläne mit-« »Sie kopiert die immer für alle«, warf Naruto hilfreich ein. »Damit niemand was vergisst. Erinnern tut sie uns trotzdem jeden Tag an das nächste Treffen!« Er grinste Hinata an, die rot wurde. Aufmerksamkeit von Jungs, die nicht mit ihr verwandt waren, war sie nicht gewohnt. »Ja, weil du Baka und Shika es sonst immer vergessen! Am Freitag ist übrigens direkt Shopping angesagt. Wir brauchen Klamotten für Temas Geburtstag!« »Uh – aber wir waren erst shoppen… so viel Geld habe ich nicht«, erklärte Tenten vorsichtig. »Dann treffen wir Mädels uns bei dir und suchen dir ein Outfit zusammen. Du musst dann halt als Beraterin mitkommen.« »K-klar.« »Wobei mir einfällt – ich brauch noch deine Adresse. Und eure Handynummern, beziehungsweise sozialen Netzwerke!« Neji kam den Mädchen zuvor und schob Ino sein Smartphone hin, auf dem er die Daten aufgerufen hatte. Bis Temari wieder kam, quatschte eigentlich nur Ino – die ab und an inne hielt, um Sakura oder Naruto etwas einwerfen zu lassen. Die anderen Jungen registrierten befriedigt, dass weder Tenten noch Hinata sonderliche Quasselstrippen waren. Etwas mehr Ruhe am Tisch war genau das, was sie brauchten. Schließlich läutete die Glocke, die anzeigte, dass den Schülern nur noch fünf Minuten blieben, um in ihre Klassenräume zu kommen. Neji stand auf und begleitete Hinata und Tenten schweigend zu ihrer Klasse, sich nicht bewusst, dass er damit die Blicke einiger Schüler auf sich und die beiden Mädchen zog. Ino packte Sakura, die ebenfalls aufstehen wollte, am Arm und auch Temari beugte sich vor, um ihre Freundin zu verstehen. »Läuft da was zwischen den beiden?« Sakura zuckte mit den Schultern. »Er hat sie in den Ferien schon mit zum Kyudo gebracht. Meinte, sie wäre eine Freundin.« »Und sie hat ihm bei Sais Bild geholfen«, sagte Ino nachdenklich. »Ja sie hat erzählt, er war mit Hinata und ihr Shoppen.« »Freiwillig?!« Temari stieß einen leisen Pfiff aus. »Wird Zeit, dass er sich mal für Mädchen interessiert. Sie ist ja auch irgendwie süß.« »Nur an der Frisur sollte sie mal was machen…« Die dunkelhaarige Jungenfraktion ignorierte das leise Tischgespräch der drei Mädchen, aber Naruto – der immer noch kaute – warf fragend ein: »Welche von den beiden meint ihr?« »Na Tenten, du Baka. Bestimmt nicht seine Cousine Hinata…« »Ach, die sind verwandt?!« »Sach' ma'!«, meckerte Ino los und Sasuke versetzte Naruto einen Klaps auf den Kopf. »Dobe.« »Was denn?« »Na, was ist wohl eindeutiger? Der Nachname 'Hyuuga', die frappierende Ähnlichkeit, oder dass sie ihn 'Nii-san' nennt?«, fragte Shikamaru gelangweilt und stand jetzt ebenfalls auf. »Wir müssen los, Ino, Sasuke. Geschichte bei Anko, wir sollten nicht zu spät kommen.« »Alles klar. Übrigens – das Training dieses Jahr blockt Montag bis Donnerstag komplett. Wir sehen uns also erst morgen wieder!«, rief Ino noch über ihre Schulter, als sie mit ihren beiden Klassenkameraden aus der Mensa stakste. Sai seufzte ergeben, als er schließlich zusammen mit Temari, Sakura und Naruto als Letzter die Halle verließ. »Sagt ihr Neji Bescheid?«, fragte er, an die beiden Blondschöpfe gewandt. »Jupp«, sicherte Naruto zu und verabschiedete Sai und Sakura winkend, die in einen anderen Korridor einbogen. »Was haben wir jetzt eigentlich?«, fragte er dann Temari. »Bio. Jiraiya-Sensei.« »Uuh, der Perversling?« »Hn.« Dieses Jahr würde Temari sicher eine gute Note in ihrem Hass-Fach bekommen. Jiraiya bevorzugte Mädchen. Hah. Ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk! August - vierte Woche (Teil 2) ------------------------------ Es war nicht überraschend, dass Ino tatsächlich in der Mittagspause am nächsten Tag – nachdem alle Temari gratuliert hatten – zehn Jahrespläne austeilte, die bunt unterstrichen anzeigten, wann welche Termine und Treffen geplant waren. Auf der Rückseite war eine Farbkodierung angegeben, die erklärte, dass rot markierte Wochenenden und Geburtstage im Uchiha-Haushalt gefeiert wurden. Blau hingegen – so wie das kommende Wochenende – deutete auf Temaris Elternhaus hin. So ging es weiter durch die ganze Farbpalette, über fest eingetragene Shopping-Tage und Mädels-/Jungsabende. Auch die Sportveranstaltungen waren vermerkt. »Das ist ein organisatorisches Wunderwerk«, murmelte Hinata leise. »Dankeschön!«, grinste Ino sie an. »Und sie hat tatsächlich meinen Geburtstag geplant«, machte Tenten fassungslos. »Bei… euch wie's aussieht.« »Japp. Hyuuga-Mansion ist voll mit eingeplant. Ich kann davon ausgehen, dass da nichts gegen spricht, oder? Ich will den Plan nicht noch mal machen!« »Mansion?«, echote Neji hohl. »M-Mein Vater hat gesagt, wir dürften gerne Freunde einladen.« »Sehr gut!« Neji brummelte vor sich hin. »Er hat bestimmt bloß Schiss, weil er erst sein Zimmer aufräumen muss«, witzelte Naruto und fing sich einen bösen Blick ein. Abgesehen von einigen neuen Unterrichtsfächern verging der Rest der Woche ereignislos. Tenten und Hinata einigten sich schnell darauf, dass das Fach Biologie, welches sie in einem der Naturwissenschaftsräume hatten - hier herrschte ein anderer Sitzplan, die beiden saßen zusammen mit Karin, Kin und Matsuri an einem Gruppentische ganz vorne – nicht ihr Lieblingsfach werden würde. Der Lehrer Jiraiya-Sensei seinerseits hatte wohl einen Narren gefressen an Mädchen im allgemeinen und Hinata im Besonderen. Und das, obwohl sie gar keinen Ausschnitt trug. Aber verstecken konnte sie ihren Vorbau damit auch nicht. Freitags war der Tag, an dem sie alle mit Abstand die wenigsten Stunden hatten. Naruto, Temari und Neji hatten nur die ersten drei, weshalb sie nach dem Mittagessen einfach in der Mensa sitzen blieben und auf die Anderen warteten. Ino, Sasuke und Shikamaru stießen nach der vierten Stunde dazu und warteten gemeinsam auf Sakura und Sai, sowie Hinata und Tenten, die nach der fünften Schluss hatten. Um kurz vor drei stiegen die zehn gemeinsam aus der U-Bahn, die sie die paar Haltestellen von der Konoha Academy bis in die Innenstadt gebracht hatte. Auf Narutos Wunsch, am besten erst mal essen zu gehen, ging niemand ein. Stattdessen schleifte Ino alle in ein großes Kaufhaus. Nicht das selbe wie das, in welchem Tenten mit Neji und Hinata gewesen war. »Okay, welche Limits haben wir heute, und wer braucht was?« »Oberteile, 'ne Hose«, sagte Sakura, und Temari schloss sich an: »Oberteile, Röcke.« Die drei blickten zu Hinata, die schüchtern murmelte: »Oberteile hört sich gut an?« »Oberteile!« Ino grinste und führte die Gruppe in den zweiten Stock. Die Jungen standen mehr oder weniger gelangweilt herum, während es so aussah, als wollte Ino den ganzen Laden leer kaufen. Sie lief von einer Auslage zur nächsten, zog ein wildes Durcheinander an Blusen, Shirts und dünnen Pullovern hervor, von denen sie einige Sakura oder Temari in die Hand drückte. Die beiden suchten auch selbst und das ein oder andere Mal quiekte eine lachend auf und hielt ein scheußliches Teil hoch. Hinata hatte sich ganz leise Tentens Arm geschnappt und zu zweit sahen sie einen Kleiderständer durch. »Hey, Hina! Komm mal her!« Ino blickte zu ihnen hinüber und wedelte mit einem fliederfarbenen Shirt in ihre Richtung. Zögernd kam Hinata zu ihr herüber und Ino hielt ihr das Kleidungsstück an. Temari, die daneben stand, nickte ernst. »Das sieht gut aus, probier' das mal in der Größe, und eine Nummer kleiner an!« »Teni, willst du wirklich nichts kaufen?« Sakura war zu dem Mädchen getreten. Spitznamen – ernsthaft? »Wieso?«, fragte sie vorsichtig. »Ich hätte hier was für dich. Zieh es wenigstens mal an, okay?« Ergeben nickte Tenten und verschwand in die Umkleide, ohne viel mehr zu registrieren, als die weinrote Farbe des Stoffstücks. Sie vernahm Inos Gackern, als die anderen Mädchen sich auf die umliegenden Umkleiden verteilten und die schlurfenden Schritte der Jungen. Umständlich streifte Tenten ihre helle Bluse ab und suchte die richtigen Löcher für das rote Teil. Als sie hineingeschlüpft war, brannten ihre Wangen sofort. Das war aber etwas eng, oder? Und kurz? Versuchsweise zupfte sie an dem Stoff. Der Bund verdeckte zwar den Anfang ihres Rocks, allerdings nur um wenige Zentimeter. »Teni, kommst du raus?«, fragte Sakura. »Uhm…« »Was ist, passt's nicht?« »D-doch. So gerade eben.« »Zeig mal!«, forderte jetzt auch Inos unnachgiebige Stimme. Als Tenten aus der Umkleide trat, war sie froh, dass sie nicht die einzige war, der die für sie ausgesuchten Klamotten peinlich waren. Hinata sah beschämt zu Boden, fühlte sich in ihrem weit ausgeschnittenen Shirt gar nicht wohl. Aber gut, Hinata war fast alles peinlich. »Uuh, das sieht toll aus! Genau wie Hinas. Was ist? Nicht euer Stil?« »Ist das nicht etwas eng?«, murmelte Tenten verlegen. Die fünf Jungen hatten es sich Gott sei Dank vor der Umkleide auf einer Couch bequem gemacht und waren somit nicht in Sichtweite. Mist nur, dass Ino das nicht so sah wie Tenten. Sie zerrte sie am Arm nach draußen und schob sie vor die Jungen. »Nichts ist besser als 'ne männliche Meinung bei Komplexen. Jungs, ist ihr das zu eng?« Shikamaru und Sai sahen desinteressiert von ihren Smartphones auf, Sasuke und Neji reagierten nicht. Naruto hingegen grinste Tenten an. »Ich finde, das steht dir. Ist außerdem 'ne schöne Farbe!« Shikamaru nickte gelangweilt und Sai stellte sogar ein zustimmendes, schmales Lächeln zur Schau. Ino verdrehte die Augen. »Sasuke, Neji!« Beide blickten auf, die Augenbrauen zusammengezogen. Sie sahen zu Ino, dann zu Tenten, die nervös an dem roten Shirt zupfte. Da versteckte sich ja doch ein Mädchen unter den weiten Klamotten. Zugegeben, Neji hatte ihr ja schon etwas engere Shirts herausgesucht, aber Sakuras Vorschlag von eng, war wirklich hauteng. Nicht, dass Tenten es nicht anziehen konnte. Sasuke sah sich genötigt irgendeinen Kommentar abzugeben und entschied sich für ein kühles: »Zu wenig Ausschnitt.« Tentens Kopf glich einer Tomate, und sie wollte schon zurück in die Umkleide verschwinden, doch Ino, die über Sasukes Kommentar grinste, hielt sie fest. Neji entschied sich für einen nicht auditiven Kommentar. Damit würde er das Mädchen hoffentlich nicht so sehr in Verlegenheit stürzen. Sein Blick glitt langsam von ihrem Kopf, bis herunter zum Bund des Shirts. Sah wirklich gut aus. Und man konnte sogar erkennen, dass sie Brüste hatte. Keine zu kleinen. Er sah wieder hoch. Sie hatte genau bemerkt, wie er sie gemustert hatte. Neji nickte leicht mit dem Kopf, was Ino als ausreichend befand. Dann zog sie aus heiterem Himmel Hinata nach vorne, und Nejis Gesichtsausdruck versteinerte sich. War das Absicht, dass man fast ihren BH sehen konnte? »Wow!«, grinste Naruto und reckte den Daumen in die Höhe. Neji warf ihm einen bösen Blick zu. Er bemerkte, dass Hinata beschämt zu Boden starrte und fixierte Ino, schüttelte langsam den Kopf. Ino runzelte die Stirn, sagte aber nichts, sondern schob die beiden anderen Mädchen wieder in die Umkleide. Sobald sie weg waren, verpasste er Naruto eine Kopfnuss. »Ey - was?!« »Sie ist meine Cousine, also halt dich gefälligst zurück!« »Na, aber sie hat halt-« »Noch ein Wort-!« »Ist ja gut… menno.« Sasuke hatte sich wieder seinem Handy zugewandt und schüttelte nur den Kopf. Ino währenddessen hatte das Gefühl, sich entschuldigen zu müssen. »Hör mal Hinata, warum hast du nicht gesagt, dass es dir so viel ausmacht? Ich hätte dich nicht da rein gesteckt, wenn ich das gewusst hätte, sorry. Aber du hast nunmal so… große Dinger, denen muss man doch mal Auslauf geben!« »T-tut mir leid, ich-« »Schon gut, Mädel, mach dir keinen Kopf. Also, nichts mehr mit Ausschnitt für Hinata!« Dann wandte sie sich zu Tenten. »Und du, meine Liebe, kaufst das Teil! Es hat allen Jungs gefallen und es kostet nur 1.050 Yen.« »Allen?«, fragte Sakura ungläubig. »Naja, Sasuke meinte, es könnte mehr Ausschnitt vertragen, aber du hättest mal sehen sollen, wie Neji sie angeguckt hat.« Ino kicherte, als Tenten rot wurde. »Okay, weiter geht’s.« Etwa eine halbe Stunde lang probierten Ino, Temari und Sakura noch ihre Ausbeute an, bevor sie sich für die lohnenswerten Teile entschieden. Die Jungen saßen immer noch auf der Couch, alle in ihr Handy vertieft. »Yes! Level 65!«, grinste Naruto plötzlich. Sasuke warf ihm einen genervten Blick zu. »Erst? Ich bin bei 72.« »Wa-« Shikamaru unterbrach den aufkommenden Streit. »Seid ihr endlich fertig?«, fragte er Ino mit gelangweilter Stimme. »Jupp, wir können.« Bis auf Hinata, die sich geweigert hatte, noch etwas anzuprobieren, stellten sich die Mädchen an der Kasse an. Tenten hatte sich breitschlagen lassen, das rote Oberteil zu kaufen. Naja… Ino hatte darauf bestanden. Jetzt steuerte die Blondine mit ihren drei Tüten auf Shikamaru zu. »Hier«, sagte sie nur mit einem Lächeln. Er stöhnte, ergab sich aber seinem Schicksal. Naruto streckte unaufgefordert die Hand aus, als Sakura zur Gruppe stieß, und Temari seufzte auf. »Warum habe ich meine Brüder nicht mitgebracht? Eh, Captain!«, sie wandte sich an Sasuke, »Hier, sieh's als Training«, machte sie und drückte ihm ihre zwei Tüten in die Hand. Sakura flüsterte Hinata und Tenten erklärend zu: »Die beiden sind Captain und Co-Captain vom Kendo-Club.« »Teni, warum trägst du deine Tüte selbst? Du hast sogar noch die Auswahl zwischen Sai und Neji«, witzelte Ino hinter ihnen. »Uhm, ich trage meine Sachen selbst, kein Problem.« »Der Traum von einer Frau«, murmelte Shikamaru seinen Freunden zu und Naruto kicherte, während Sasuke unmerklich nickte. »Gib schon her«, machte Neji entnervt und nahm ihr die Tüte ab. »D-danke…« »Wer hat alles Hunger?«, fragte Sakura jetzt in die Runde. Mehr als die Hälfte hob die Hände. Naruto sogar zwei, was mit den Tüten am Arm gar nicht so leicht war. »Ichiraku?« »Ichiraku!« Mit Naruto als enthusiastischem Anführer steuerte die Gruppe auf die kleine Ramenbar zu, die Neji mit den Mädchen schon besucht hatte. Diesmal nahmen sie an einem größeren Tisch platz und die Kellnerin trat lächelnd zu ihnen. »Was kann ich euch bringen?« »Oy, Ayame. Zweimal die Tagessuppe für mich, ja?« Sasuke blickte kurz in die Runde. »Mach einfach für jeden eine, nur für Dobe hier zwei.« »Ey, ich hab halt Hunger!« »Alles klar.« Sie grinste und ging zurück zur Theke, um die Bestellung weiter zu geben. »Tja, Neji, dein Essen geht heute auf mich«, verkündete Ino, nachdem alle bis auf Naruto fertig waren. »Wieso?«, fragte er argwöhnisch. »Dank dir sind wir Mädels nicht mehr in der Unterzahl!« Sie grinste Tenten und Hinata an, die freudig zurücklächelten. Ein verrückter, aber sehr liebenswerter Haufen von Freunden, den Neji da hatte. Sie konnten sich glücklich schätzen, so nett aufgenommen worden zu sein. »Hn.« »Okay. Teni? Morgen um vier bei dir, ja? Hina, bring deine Party-Klamotten mit, wir machen uns da fertig und gehen dann Tema helfen.« »O-okay«, sagten die beiden synchron. »Ach, das wird super!« Wenn Tenten geahnt hätte, was Ino im Schilde führte, hätte sie vermutlich nicht so schnell zugestimmt. »Was ist falsch an meiner Frisur?« »Süße, du kannst nicht jeden Tag das selbe tragen. Ich verstehe ja, dass diese… Dinger praktisch fürs Kyudo sind, aber ab und an solltest du mal etwas mehr aus dir machen. Komm jetzt!« Ein paar Querstrassen vom Mädchenwohnheim entfernt lag ein kleiner Friseursalon, den Ino jetzt mit einer nicht überzeugten Tenten und den drei anderen Mädchen im Schlepptau betrat. »Ino, Liebes! Wie geht es dir?!« Der blonde junge Mann hatte fast so lange Haare wie Ino und war tatsächlich dezent geschminkt. »Deidara!«, vergnügt quietschte Ino auf, und drückte ihm links und rechts ein Küssen auf die Wange. »Du erinnerst dich an Sakura und Temari? Und das hier sind ebenfalls Freundinnen von mir. Hinata und Tenten.« »Freut mich, freut mich!« Er begrüßte die vier ebenfalls mit einem Küsschen auf beide Wangen, weshalb Hinata tomatenrot anlief und Tenten peinlich berührt zu Boden sah. Nicht nur, dass Ino sie in dieses enge rote Oberteil gesteckt hatte – wer konnte sich überhaupt gegen diese Furie durchsetzen? - nein, auch der Rock war ziemlich kurz, und jetzt wurde sie auch noch zum Friseur geschleift. »Also, um es kurz zu machen, Teni braucht 'nen neuen Look. Dringend. Kannst du da was machen?« Fachmännisch betrachtete Deidara Tentens Haare und öffnete schließlich ungefragt die beiden Dutts. Lange, leicht gewellte braune Strähnen fielen ihr bis auf den unteren Rücken. »Die sind ja fast so lang wie Inos!«, murmelte Sakura überrascht. »Hm, dünne, braune Haare hatte ich schon lange nicht mehr… Aber die Spitzen müssen dringen ab, alles voller Spliss. Und ein paar Stufen?« Deidara schien eher mit sich selbst zu reden, denn er wartete nicht auf irgendeine Antwort, sondern dirigierte Tenten zu einem Stuhl mit Waschbecken am Kopfteil. »Setz dich, Liebes und lass mich einfach machen. Vertrau mir!« Sakura und Temari nickten Tenten mit einem Lächeln aufmunternd zu. Deidara verstand was von seiner Arbeit. »Guck mal, Teni, das sieht viiiiel besser aus!« Überraschenderweise musste Tenten Ino da recht geben. Ihr Haar umrahmte jetzt ihr Gesicht, fiel weich über die Schultern nach hinten und verlieh ihr insgesamt ein viel weiblicheres Aussehen. Und Deidara hatte sogar darauf geachtet, dass die Stufen nicht zu kurz waren und ihre Dutts noch ohne Probleme zu frisieren waren. Allerdings hatte er ihr etwas mehr Pony geschnitten, den sie wahrscheinlich mit einer Spange aus dem Gesicht halten müsste, wenn sie beim Kyudo war. Hinata lächelte Tenten schüchtern an, als sie ihr einen fragenden Blick zuwarf. »Sieht wirklich gut aus«, murmelte die schwarzhaarige. »Ehrlich, Teni, da werden den Jungs nachher die Augen ausfallen.« Tenten schluckte trocken. Dann wandte sie sich wieder Deidara zu. »Dankeschön. Was schulde ich dir?« »Ach, Süße, gar nichts! Das hier geht aufs Haus!« Er zwinkerte ihr verschmitzt zu. »Aber-« »Ah, danke Deidara, du bist der Beste!« Ino warf sich ihm um den Hals und drückte ihm einen dicken Schmatzer auf die Wange. »Bis zum nächsten Mal, ihr Süßen!« Während der kurzen Bahnfahrt zu Temaris Elternhaus (minus Eltern, die waren nämlich auf Geschäftsreise) fuhr Tenten sich immer wieder nervös durch die Haare. Deidara hatte nicht viel abgeschnitten, aber doch genug, dass sie einen Unterschied spürte. Gewöhnungsbedürftig. Noch bevor Temari ihren Schlüssel gezogen hatte, öffnete Kankuro genervt die Tür und ließ die Mädchen ein. »Du kommst irgendwann auch mal zu spät zu deiner eigenen Beerdigung«, meckerte er seine Schwester an. »Ach, halt's Maul, Kankuro«, grinste Temari und streckte ihm die Zunge raus. »Hey Kankuro!« Ino, Sakura, Tenten und Hinata begrüßten den Bruder der Gastgeberin freundlich. Sein Blick blieb an Tenten hängen, und er brauchte einen Moment, die neue Frisur mit dem schüchternen Mädchen in Verbindung zu bringen. Er lächelte sie an. »Sieht gut aus, Tenten.« »D-Danke«, lächelte sie und folgte dann den anderen Mädchen, die zielstrebig auf einen großen Raum im Erdgeschoss zusteuerten. »Warum ist Kankuro eigentlich kein Mitglied eurer Gruppe?«, traute sich Hinata leise zu fragen. Ino und Sakura wechselten einen schnellen Blick, während Temari aufstöhnte. »Naja… Sasuke und Neji kommen überhaupt nicht mit ihm klar. Er ist irgendwann von selbst weggeblieben.« »Achso…« Als Sakura und Temari sich daran machten, einen großen Esstisch auszuziehen, beugte sich Ino zu den anderen beiden Mädchen. »Bei Neji war's die Tatsache, dass sie wegen dem Kyudo-Club so sehr miteinander konkurriert haben. Und Sasuke… Temari und ich sind ja der Meinung, dass es wegen Saku ist. Kankuro hatte wohl… Interesse. Sasuke fand das nicht so toll, obwohl er sich offiziell nie was aus Sakura gemacht hat. Aber naja – so sind die Jungs halt. Die merken's erst, wenn's zu spät ist.« Gedankenverloren sah Ino zu Temari, die mit Sakuras Hilfe eine Tischdecke ausbreitete. »Ihr könntet uns auch mal helfen!«, kam dann die knappe Anweisung. »Jaja, chill mal!« Hinata und Tenten kamen hilfsbereit näher, waren aber noch dabei, das eben erzählte zu verdauen. Mit Liebeskram kannten die beiden sich ja mal so gar nicht aus… August - vierte Woche (Teil 3) ------------------------------ Ziemlich pünktlich trafen die Jungen in zwei Schüben ein. Sasuke, Neji und Naruto waren die ersten – und auch diejenigen, wegen denen sich Kankuro mit seinem jüngeren Bruder Gaara verzog. Der Rothaarige hatte keinen Ton gesagt, keinen der Gäste begrüßt oder auch nur irgendeine Regung gegenüber seiner Schwester gezeigt. Er war einfach still aus der Haustür getreten, sich noch nicht mal die Mühe machend, auf Kankuro zu warten. Shikamaru und Sai kamen nur wenige Minuten später an, unter dem Arm ein bunt eingepacktes Geschenk von größeren Ausmaßen. Es war länglich und Ino, die ihnen wohlweißlich geöffnet hatte, um Temari ihr Geschenk noch vorzuenthalten, winkte die Jungen herein. »Deine Mum hat noch 'nen Blumenstrauß draufgegeben«, murmelte Shikamaru und hielt Ino die Rosen entgegen. »Super, die kannst du gleich Temari geben!« Er runzelte die Stirn. »Ino…« Sie hatte sich jedoch schon umgedreht, führte Sai mit dem Geschenk jetzt in den hell erleuchteten Raum, wo Naruto immer noch Tentens neues Styling lobte. »- Ehrlich, das sieht so viel besser aus. Vielleicht solltest du noch über eine Tönung nachdenken.« »Dobe, entdeckst du grade deine schwule Seite?«, fragte Sasuke mit amüsiertem Unterton. »Was ist denn dagegen einzuwenden, wenn ein Junge ein bisschen was von gutem Aussehen versteht?«, ließ Sakura sich vernehmen. Sasuke verdrehte die Augen, sparte sich aber einen Kommentar. Tenten kämpfte immer noch mit ihrer Röte und Temari hatte dem ganzen zusammen mit Hinata lächelnd zugehört. Neji seinerseits saß neben Sasuke auf einer Couch und hatte geschwiegen. »Temari!«, flötete Ino grinsend. Sie hatte sich vor Sai aufgebaut, um das Geschenk noch etwas zu verdecken. »Da wir ja jetzt alle da sind-«, sie warf einen Blick auf Shikamaru, der die Tür zu dem Partyzimmer gerade hinter sich zuzog, »Wollten wir dir unser aller Geschenk überreichen. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, meine Liebe!« Mit seinem steifen Lächeln trat Sai einen Schritt um Ino herum und überreichte Temari das längliche – und schwere – Paket. »Ooooooh – Leute! Ist es das, was ich denke was es ist?!« »Wenn du denkst, was wir denken, was du denkst-«, setzte Neji mit monotoner Stimme an, in einem Versuch, lustig zu sein. »Aaaah!« Temari hatte mit leuchtenden Augen das Geschenkpapier von dem Paket gerissen und strahlte jetzt zwei stabile, verzierte Holzbretter von etwa eins zwanzig Länge an, zwischen denen sich gefalteter Stoff befand. »Der Fächer!«, quietschte sie vergnügt auf und öffnete ihn vorsichtig. Drei lilane Kreise waren auf dem Fächerblatt abgedruckt. »Der kommt in mein Zimmer an die freie Wand! Oh, Leute, Dankeschön!« Ino hatte derweil Shikamaru in die Seite gepiekst, der jetzt mit gequältem Gesichtsausdruck vortrat und Temari den Rosenstrauß entgegenhielt. »Mit den besten Grüßen von Inos Mutter«, sagte er. »Uhm. Danke.« Ino verdrehte genervt die Augen und sah zu Sakura, welche nur unmerklich den Kopf schüttelte und Ino strafend ansah. Tenten und Hinata sahen verwirrt zwischen den beiden her, genau wie Naruto, der gerade zu einer Nachfrage ansetzen wollte, was aber von Inos genervt klingender Stimme unterbunden wurde. »Okay, Tema – was hast du geplant?« »Nichts, Ino. Ich weiß doch, dass du das so gerne machst«, kam es sarkastisch zurück. »Sehr schön! Da Hinata und Tenten ja noch neu sind – was haltet ihr von 'Spucks aus'? Da können wir uns ein bisschen bei kennenlernen!« Sie grinste. »'Spucks aus'?« Tenten verzog angeekelt das Gesicht. »Was ist das?« Hörte sich nicht sehr nett an. »Ach, keine Sorge, das ist ein Kartenspiel. Machen wir die einfachen Regeln. Und jeder sollte mal dran kommen, okay?« Ino sah nacheinander alle an und kassierte zustimmendes Nicken. Sasuke und Neji erhoben sich vom Sofa und alle setzten sich an den festlich gedeckten Tisch. Naruto kramte einen Packen Spielkarten hervor, die er kurz mischte und dann in der Mitte platzierte. »Okay, Tenten, Hinata: Das ist in etwa so wie 'Wahrheit oder Pflicht', aber viel harmloser. Netter.« Ino zwinkerte. »Und es macht Spaß«, pflichtete Sakura lächelnd bei. Tenten und Hinata warfen sich einen kurzen Blick zu. »Okay, hört sich jetzt nicht so schwer an…« »Ist es wirklich nicht. Passt auf – Sai, warum fängst du nicht einfach an?« Mit einem unmerklichen Lächeln zog Sai die oberste Karte und las sie laut vor: »'Ihr geht essen. Wer von euch braucht am längsten für seine/ihre Bestellung?'« Er blickte in die Runde, bis sein Blick bei Ino hängen blieb. »Ganz klar du«, grinste er sie dann an. Sie streckte ihm die Zunge raus, während die anderen leise lachten. »Recht hat er«, murmelte Shikamaru amüsiert. »Okay, dann bin ich jetzt dran!« Ino beugte sich vor, um eine Karte zu ziehen. »Es kommt immer derjenige dran, der als Antwort herhalten musste. Wenn es niemanden gibt, darf der Spieler jemanden aussuchen«, erklärte Neji leise Tenten und Hinata, die neben ihm saßen. Ino lachte auf. »Ooh, Saku: 'Was wollte dir Person links von dir früher mal werden?'« »Jetzt bin ich gespannt, weißt du's noch?« »Aber sicher, Frau Doktor!« »Human- oder Tiermedizin?« »Human, Stirnie. Ich erinnere mich noch an die Doktorspiele!« Sakura wurde rot, lachte aber auf. »Doktorspiele?«, echote Naruto grinsend. »Also, da würden wir jetzt aber gerne mehr drüber erfahren!« »Nur über meine Leiche!«, wehrte Sakura kopfschüttelnd ab. »Jetzt bin ich dran – Pff. Ist heute Tag der Kindergeschichten? 'Wer von euch kennt sich am längsten und woher?' ganz klar Ino und Shika. Seit der Krabbelgruppe, so war's doch, oder? Und ihr kennt euch außerdem noch am längsten ununterbrochen, weil ihr sowohl Nachbarn, als auch immer zur selben Schule gegangen seit.« »Hah, Stirnie – ich halte dagegen!« Ino hatte den Zeigefinger erhoben und ein verschmitztes Lächeln aufgesetzt. »Warte, was? Warum?« »Weil Neji und Hinata sich bestimmt länger kennen.« »Aaah, Mist, da hab ich gar nicht dran gedacht!« Sakura sah panisch zu Neji, der ein bei ihm seltenes, böses Lächeln aufgesetzt hatte. »Ino hat Recht. Ich kenne Hinata quasi seit ihrer Geburt, ich glaube das war noch bevor hier einer krabbeln konnte.« Ino rieb sich die Hände. »Hehe, Strafe muss sein. Was bekommt sie für eine Aufgabe?« »Also, wir hätten 'ne Flasche Sake da«, schlug Temari, die rechts von Sakura saß vor und erntete einen ungläubigen Blick. »Du weißt schon, dass ich erst nächstes Jahr volljährig werde?!« »Okay, Saku, Alternative: Ein Schälchen Sake oder du küsst einen der Anwesenden – auf den Mund.« »Ich dachte wir hatten uns dieses Spiel extra gekauft, damit wir nicht mehr so ein kitschiges 'Knutsch Person XY'-Spiel mehr spielen…« »Du hast die Wahl.« Sakura verengte die Augen und starrte Ino missmutig an, während sie die beiden Möglichkeiten abwog. Tenten und Hinata hingegen überlegten sich gerade, ob es so eine gute Idee gewesen war, dem Spiel zuzustimmen. Schließlich seufzte Sakura genervt auf, drehte sich zu Temari und zog das Geburtstagskind kompromisslos zu sich. Hinata wurde ganz rot und auch Tenten sah weg, während Inos Augen aufgerissen waren und die Jungs – ziemlich interessiert – das Schauspiel beobachteten. »Hey, sehe ich da Zunge?«, scherzte Naruto, und die beiden Mädchen lösten sich voneinander. »Alles Gute zum Geburtstag, Temari. Kannst dich bei Ino bedanken« »Uhm. Okay.« Temari schien noch viel zu überrumpelt zu sein, um irgendeinen klaren Gedanken zu fassen. »Stirnie!« »Hey, du hast nicht gesagt, dass es ein Junge sein muss!« Frustriert zog Ino die Augenbrauen zusammen. »So, weiter jetzt? Ich darf aussuchen? Da meine Antwort Ino und Shika beinhaltete - auch wenn sie falsch war - und Ino schon dran war… Shika, du darfst.« Ächzend setzte sich Shikamaru auf und angelte die oberste Karte. »'Was hat die Person rechts von dir immer im Kühlschrank?'« Er sah träge zu Sasuke und überlegte einen Moment. »Tomaten«, sagte er schließlich. Sasuke kniff die Lippen zusammen, nickte dann aber langsam. Ino kicherte. Kommentarlos langte Sasuke nach seiner Karte. »'Wo ist der Mitspieler dir gegenüber geboren?'« Er sah Temari an, die ihm gegenüber saß. Dann ließ er den Blick durch den Raum schweifen, wie um einen Hinweis zu suchen. »Suna-Gakure?«, machte er dann fragend. »Richtig!« Temari hielt den Daumen hoch. »Dann lass mich mal - 'Wer von euch ist beim Spielen/Sport am ehrgeizigsten?'« »Oh, das ist schwer«, murmelte Sakura und sah, genau wie Ino und Temari, zwischen Neji und Sasuke hin und her. Beide Jungen hatten die Arme vor der Brust verschränkt. »Da die beiden nicht die selbe Disziplin haben, werden wir es wohl nie herausfinden, was?«, fragte Temari belustigt. »Ich persönlich wäre zwar für meinen Captain, aber ich hab auch Neji schon trainieren sehen. Da tut sich glaube ich nicht viel.« Synchrones Schulterzucken auf Seiten der Jungen. Sai murmelte Naruto etwas zu, der bestätigend grinste. »Sasuke war schon, dann ist Neji jetzt dran«, kommandierte Ino. »Oh man«, murmelte der Angesprochene und zog eine Karte. Er verdrehte die Augen, als er den Text laß, und sah dann zu Hinata. »'Wähle eine Person, die eine TV-Serie nennen darf. Singe den Anfang der dazu passenden Titelmelodie.' Nimm irgendwas, was ich kenne, okay?« Hinata brauchte einen Moment, um zu registrieren, dass ihr Cousin sie meinte, dann prustete sie unverhofft los und wurde rot. »Oh, das war wohl eine schlechte Idee«, grummelte Neji, der Hinata jetzt mit zusammengekniffenen Augen ansah. Sie hatte die Hand vor den Mund gehoben und versuchte ihr Lachen zu unterdrücken. »Doraemon«, flüsterte sie schließlich mit vor Heiterkeit zitternder Stimme. »Das kriegst du zurück!«, zischte Neji ihr zu, aber an dem leichten Lächeln in seinem Gesicht konnte man sehen, dass er es nicht böse meinte. Naruto hatte sich erwartungsvoll vorgebeugt. »Los, Neji! Lass dein zartes Stimmchen ertönen!« Er wurde von einem eiskalten Blick fast aufgespießt, was ihn nur noch mehr grinsen ließ. »Darf er sich aussuchen, welches?«, warf Sakura fragend ein. »Ich kann nur Yume Wo Kanaete«, grummelte Neji. »Auswendig?«, prustete Ino los. »Ja.« Kam es gequält zurück. Hinata kicherte immer noch und auch Tenten konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Kokoro no naka Itsu mo itsu mo Egai iteru (egai iteru!!!) Yume wo naze ta jibun nageno Sekai kizu (doko demo DOA!!!) Sora wo tonda Toki wo koe tai towai kuni demo Kou wa okake kaho ma hikikai yoimattsuru (doko demo DOA!!!) Okou mani na kara tasu e tai mo kana Shou kuna to kimi wa Omoi ta shite ryou Sha la la la boku no wakoroi Itsu doraemon takaya ku yume Doraemon!!!Sono POKKE sore kanae sasete ne Selbst Sasuke, Sai und Shikamaru konnten sich vor Lachen fast nicht auf den Stühlen halten, als Neji zu ihrer Belustigung sein Bestes gab, die quietschige Stimmlage des Originals zu treffen. Hinata hüpfte giggelnd auf ihrem Stuhl auf und ab, das Gesicht rot vor Anstrengung, und musste sich an Tenten festklammern, um wirklich nicht auf dem Boden zu landen. »Verdammt, das hätte ich filmen müssen!«, gröhlte Naruto und klatschte Beifall. »Nein danke!«, sagte Neji nachdrücklich und verschränkte jetzt wieder die Arme vor der Brust. »Hinata, du bist dran.« Seine Cousine kämpfte immer noch mit ihrem Lachkrampf. »Hinata, beruhig' dich mal wieder«, machte Tenten und klopfte ihr auf den Rücken. »Es tut mir Leid, aber er hat das früher schon immer gemacht-« »Gibt's da Videos von?«, fragte Ino begierig. Hinata schüttelte den Kopf und wischte sich jetzt die Lachtränen weg. Schließlich hatte sie sich soweit beruhigt, dass sie eine Karte ziehen konnte. Schlagartig kehrte die Nervosität wieder. Hoffentlich nichts Unanständiges… »'Summe eine Melodie. Lass sie von deinen Mitspielern erraten.'« Gespannt sahen alle sie an. »Uhm. Okay, Moment…« hmhmhmmmmmmmmmmmmmmmm hmhmhmmmmmmmmmmmmmmmmm hm hm hm - hm hmhmmmmmmmm hmhmmmmmm hmhmmmmm hm hmhmmmmmmm Schon bei den ersten Tönen war Naruto euphorisch aufgesprungen und schnipste wild mit dem Finger. »Doctor Who!«, rief er strahlend. Hinata nickte stolz. »Doktor was?« »Also Ino, wenn du schon einen Witz machen willst, dann richtig: 'Doktor wer?'«, korrigierte Shikamaru sie, aber Ino starrte ihn verständnislos an. »Häh?« »Du kennst Doctor Who nicht?« »Also mir sagt das auch nichts«, meldete sich Sakura zu Wort. Tenten und Temari, sowie die anderen Jungs nickten bestätigend. »Aah, wenigstens haben wir Hinata auf unserer Seite, was Shika?«, machte Naruto. »Ja, auf der Seite der Nerds«, witzelte Ino leise. »Nimm das nicht so ernst, Hinata – ich finde dich cool!« »D-danke.« »Alles klar, dann bin ich wohl dran!« Naruto rieb sich vorfreudig die Hände. »'Lippenlesen: Lasse einen ausgewählten Mitspieler raten, welchen Namen du mit den Lippen formst.'« »Okay, da ja nur Tenten übrig bleibt-« »Hehe. Ich hab was.« Naruto grinste Tenten an und bewegte dann die Lippen übertrieben langsam, fast so, als würde er Buchstabieren. Tenten starrte ihn ungläubig an. »Kannst du das wiederholen?«, machte sie zögernd. Auch die anderen sahen ratlos aus. Sasuke, der neben Naruto saß, beugte sich jetzt etwas mehr vor, um die Lippenbewegungen besser zu sehen. Er stöhnte auf, als Naruto mit dem zweiten Durchlauf fertig war. »Das ist keine Person, Dobe!«, schalt er seinen besten Freund. »Pssst!«, zischte der Blondschopf gespielt zurück. Tenten kaute auf ihrer Unterlippe herum. »I-chi-ha-ku?«, fragte sie dann zögerlich. »Fast! Ichiraku!«, grinste Naruto und die anderen stöhnten genervt auf, nur Hinata und Tenten hatte die Augenbrauen fragend erhoben. »Die Ramenbude in der wir nach dem Shoppen waren. Naruto ist verrückt nach Ramen.« »Hey, sie hat es erraten!«, verteidigte sich Naruto. »Wisst ihr was, wir sollten dringend einen Mädelsabend machen und die beiden ein bisschen aufklären. Ihr versteht ja die Hälfte der Witze nicht«, machte Sakura nachdenklich in Tentens und Hinatas Richtung gewandt. »Stirnie, ich bin dir weit voraus. Hast du deinen Plan noch nicht angeguckt? Direkt nächstes Wochenende. Bis dahin müsst ihr's noch so mit uns aushalten!« Tenten nickte mit einem schüchternen Lächeln. »Okay. Ich glaube ich bin noch dran, oder?« »Jupp.« Sie streckte sich und zog die oberste Karte. »Oh. 'Rede eine Minute ununterbrochen und ohne 'äh/ähm/uhm' zu sagen.'« »Hat jemand 'ne Stoppuhr?« Neji angelte sein Smartphone hervor und machte ein paar wischende Bewegungen, bevor er es auf dem Tisch platzierte. »Sobald du anfängst zu reden, drücke ich auf Start.« »Was? Aber ich weiß doch gar nicht wodrüber-« Neji hatte die Uhr gestartet. »Oh Gott, du bist so mies! Ich kann doch jetzt nicht einfach eine Minute lang – okay, jetzt sind es noch 55 Sekunden, 53 – über irgendwas reden.« Innerlich klopfte sie sich auf die Schulter. Sie redete zumindest ununterbrochen und war noch nicht vor Scham gestorben. Und hatte kein Mal 'ähm' gesagt. Sie holte tief Luft, bevor sie weitersprach. »Ich bin nicht gut im reden, ich rede generell nicht viel – also labere ich jetzt einfach irgendwas. Wusstet ihr eigentlich, dass Elefanten die einzigen Säugetiere sind, dich nicht springen können? Und ich frage mich grade ernsthaft ob man einen Unterschied feststellen würde, wenn Naruto oder Ino diese Aufgabe bekommen hätten. Bitte nicht böse sein, ich muss einfach irgendwas sagen und mir fällt einfach nichts mehr ein – hey, die Hälfte habe ich schon geschafft!« Sie holte erneut tief Luft. Alle Gesichter am Tisch grinsten sie an. Sogar Hinata schien einen Heidenspaß dabei zu haben, Tenten beim Dauer-Schnellreden zu beobachten. »Und ich finde euch alle wirklich voll nett – viel besser als an meiner alten Schule, da waren wirklich nur Snobs und wenn man keine Markenklamotten trug, war man sowieso unten durch. Ich stand nur nicht am Ende der Nahrungskette, weil ich so gut im Kyudo war. Ich hatte übrigens nie einen eigenen Übungsplatz, so wie Neji. Der ist schon verdammt groß. Ich konnte immer nur in der Schule trainieren. Warum läuft Kakashi-Sensei eigentlich immer mit einer Gesundheitsmaske rum? Er ist doch gar nicht krank – wir haben schließlich Sommer. Ist die Zeit bald rum? Nein? Darf ich eigentlich auch einen Countdown zählen? Acht, sieben, sechs, fünf, vier – für heute Abend habe ich wirklich genug geredet!« Präzise in dem Moment, als Nejis Handy anfing zu klingeln, schloss Tenten ihren Mund und lief rot an. Was hatte sie da eigentlich für einen Stuss von sich gegeben? »Das mit den Elefanten wusste ich nicht«, erzähle Naruto munter, während Sakura Neji mit hochgezogener Augenbraue musterte. »Du hast einen eigenen Kyudo-Trainingsplatz?« »Fünfzig Meter Bahn«, erklärte er. »Wir haben einen kleinen Dojo«, fügte Hinata leise hinzu. »Ach, ihr wohnt im selben Haus?« Tenten sah Ino verwirrt an, während alle anderen zwischen Hinata und Neji hin und her sahen. »Wart ihr noch nie im Hyuuga-Anwesen?«, fragte sie leise. »Du etwa?«, fragte Ino überrascht. »Na, irgendwo wird sie Nejis Trainingsplatz ja schon mal gesehen haben…«, machte Sasuke, der sich auf seinem Stuhl zurückgelehnt hatte. Tenten war noch mehr errötet. Hatte sie das nicht sagen dürfen? Sie sah rasch zu Neji, der gelangweilt sagte: »Wir trainieren zusammen, weil der Schul-Dojo am Wochenende nicht geöffnet ist.« »Wie lange kennt ihr euch eigentlich schon?«, fragte Ino jetzt neugierig. Bevor Tenten etwas sagen konnte, sprach Neji: »Wir haben uns letztes Jahr auf den regionalen Ausscheidungen kennengelernt.« Stumm nickte Tenten, den Blick gesenkt haltend. Was machte er? Hinata sagte ebenfalls nichts und versuchte auch, sich nicht anmerken zu lassen, dass das was ihr Cousin erzählte ihr genauso neu war wie den anderen. »Warum hast du sie denn nicht schon mal mitgebracht?«, rügte Ino Neji. »Könnte man über Hinata auch sagen – ihr wohnt schließlich zusammen«, ergänzte Temari. Die drei Mädchen hatten die Arme verschränkt und sahen Neji auffordernd an. »Weil Tenten viel zu weit weggewohnt hat,« er konnte in diesem Punkt nur spekulieren, aber er hatte nicht vor, seinen Freunden von der Sache auf der Brücke zu erzählen, also blieb er bei der Geschichte, »und Hinata fast jedes Jahr auf einem Internat war.« Alle Augen wandten sich den beiden Mädchen zu, die eingeschüchtert nickten. Nejis dankbarer Blick traf Tenten, die schnell wegsah. Direkt in Sakuras grüne Augen, die nachdenklich zusammengekniffen waren. »Und warum, Neji – 'Captain' – hast du mich noch nie eingeladen, bei dir zu trainieren? Du weißt sehr wohl, dass ich auch gerne am Wochenende trainieren würde!« Neji lieferte sich ein Blickduelle mit seiner Teamkollegin. »Vielleicht mag er dich einfach nicht so gerne wie Tenten«, witzelte Ino und wackelte mit den Augenbrauen. »Ich hab' den Blick beim Shoppen nicht vergessen, Neji.« Um die Situation noch irgendwie zu retten, brachte sich Tenten in das Gespräch ein, indem sie rasch sagte: »Ich konnte schon mehrere Monate vor meinem Umzug nicht mehr trainieren, er hat es mir nur angeboten, damit ich wieder ein bisschen hineinfinde. Du weißt doch, dass er lieber alleine schießt.« Wieder ruhten alle Augen am Tisch auf Tenten. »Sie ist so süß, wenn sie rot wird«, grinste Temari. »Also ist sie immer süß?«, fragte Sai spöttisch. »Ja, genau das meine ich.« »Ich werde halt schnell rot!«, verteidigte sich Tenten. »Ach, mach dir keinen Kopf, das meint doch keiner hier böse!« Ino knuffte Tenten in die Seite und umarmte sie dann. »Bekommen wir eigentlich auch was zu essen, Temari?«, ließ sich Naruto quengelig vernehmen und wechselte damit gekonnt das Thema. »In der Küche ist alles für Pizza vorbereitet«, erklärte die Gastgeberin. »Packt euren Belag drauf und schiebt sie in den Ofen, wir haben vier Bleche.« »Können wir Ramen drauf machen?«, fragte Naruto, der zusammen mit Sasuke, Sai und Shikamaru aufgestanden war. »NEIN!«, kam die mehrstimmige Antwort sofort. »Menno…« »Okay, Mädels. Habt ihr auch schon Hunger? Oder suchen wir schon mal den Film aus, den wir beim Essen gucken?« Neji überging einfach mal, dass Temari ihn zu den 'Mädels' gezählt hatte. »Kein Horror«, stellte er klar und dachte dabei an Hinata. »Pff – langweilig!«, machte Ino. »Also ich habe schon Hunger«, murmelte Hinata leise. Temari schnappte sich ihre Hand, mit der anderen hakte sie sich bei Sakura unter, welche wiederum Tentens Arm fasste. »Ich auch! Und ich bin Geburtstagskind, also gehen wir jetzt in die Küche. Ich hoffe ernsthaft, dass Naruto kein Ramen findet – und dass die Küche noch steht, wenn wir fertig sind.« Sie zog die Mädels mit sich. Neji folgte den vier Frauen und ließ Ino und Sai alleine im Partyzimmer zurück. »Bist du schon wieder am kuppeln?«, fragte Sai mit einem verschmitzen Lächeln. »Immer mein Lieber, du kennst mich doch.« Sie zwinkerte ihm zu. »Mach es nicht zu offensichtlich, das geht sonst in die Hose, Süße.« Er hatte sich vor ihr aufgebaut und lächelte sie an. Diesmal streckte sie ihm ihre Zunge raus. »Du hast doch sowieso keine Peilung«, warf sie ihm lachend vor und machte sich jetzt ebenfalls auf den Weg in die Küche. Sai seufzte, als Ino ihn alleine ließ. Wenn sie wüsste… September - erste Woche ----------------------- Wie schon in der letzten Woche verbrachte Tenten ihren Donnerstagnachmittag beim schulischen Kyudo-Training. In zwei Wochen würde das erste (kleine) Turnier dieses Schuljahres stattfinden und bis dahin wollte Kakashi-Sensei genauer herausfinden, wie gut sie war. Heute hatte er jedoch einen Wettbewerb zwischen den fünf besten Jungen angeordnet, erst nächste Woche würde er die Mädchen testen. Es war nicht überraschend, dass unter den besten dreien Neji und Kankuro waren – neben einen Jungen namens Kidomaru, der jedoch just in diesem Moment disqualifiziert wurde, weil sein Pfeil neben der Zielscheibe landete. Er zog sich zurück und überließ dem Captain und dem Co-Captain das Feld. Sakura wippte nervös auf den Zehenspitzen und war klug genug gewesen, sich in den Hintergrund zurückzuziehen. Neji würde ihr nie verzeihen, wenn sie ihn ablenken würde. Tenten neben ihr war ganz ruhig und beobachte die Position der beiden Jungen. »Kankuros Hand zittert«, murmelte sie ganz leise ihrer Freundin zu. Sakura sah es ebenfalls. Dennoch war es Nejis Pfeil, der neben der Zielscheibe in dem Erdhügel versank. Tenten sah genau, wie ihr Freund steif wurde. Kankuros Pfeil traf das Ziel, wenn auch ganz außen. Erleichtert seufzte der Junge auf, sah zu Nejis Zielscheibe und konnte ein freudiges Grinsen nicht unterdrücken. »Sehr gut gemacht – das habt ihr alle«, sagte Kakashi und zog damit die Aufmerksamkeit auf sich. »Trainiert nächste Woche noch mal fleißig, ich will Fortschritte sehen. Die Aufstellung wird erst in zwei Wochen, also in der Woche vor dem Turnier bekannt gegeben, bis dahin könnt ihr euch also noch qualifizieren.« Nejis Gesicht war angespannt und er musste sich zwingen, dem Lehrer zuzuhören. Er wusste genau, was sein Problem war. Er konnte es einfach nicht leiden, von Kankuro geschlagen zu werden. Seine Lippe waren schmal, weil er sie fest zusammenpresste. Kakashi-Sensei entließ die Jungen, die rasch ihre Ausrüstung wegräumten und dann die Umkleide aufsuchten. Es wurde kein Wort gesprochen und Neji fragte sich, ob es in der Mädchenumkleide auch so still war. »Uh, Neji wird morgen eine Scheißlaune haben«, murmelte Sakura vor sich hin. »Nur, weil er einmal gegen Kankuro verloren hat?«, fragte Tenten, die zwar sehrwohl ehrgeizig war, aber ihrer Meinung stand das in-sich-versinken beim Kyudo im Vordergrund. Sie hatte nie ein Problem damit gehabt, zu verlieren – außer es war aus purer Dummheit geschehen. »Du erinnerst dich daran, was Ino am Wochenende gesagt hat? Die beiden sind schon so lange Rivalen, das schaukelt sich immer ein bisschen hoch zwischen den beiden.« Tenten schwieg nachdenklich. Sie hätte Neji nie so eingeschätzt, dass dieser sich das so zu Herzen nehmen würde. Er wirkte doch sonst so kühl und beherrscht. »Naja, du, ich muss mich ein bisschen beeilen heute, damit ich pünktlich nach Hause komme. Wir sehen uns morgen, ja?« »Ja, bis morgen dann, Sakura!« Tenten blieb zusammen mit zwei jüngeren Schülerinnen in der Umkleide zurück. Beide mussten etwa im zweiten High School Jahr sein. »Uhm, Tenten-senpai?«, fing die eine schüchtern an und Tenten drehte sich überrascht um. »Wir, hm… fragen uns… Wie lange kennen du und Neji-senpai euch schon?« Weil das Mädchen – der Name wollte Tenten einfach nicht einfallen – einen leichten Rotschimmer auf den Wangen trug, lief Tenten selbst rosa an. Die beiden jüngeren Mädchen tauschten einen kurzen Blick. »Uhm, etwa ein Jahr«, erklärte Tenten leise, Nejis Geschichte aufgreifend. »B-bist du seine… Freundin?« Jetzt wurde Tenten wirklich rot. So richtig dunkel. »N-Nein!«, stieß sie aus. »Wie kommt ihr darauf?« »Und Sakura-senpai?« »A-Auch nicht.« Die beiden atmeten irgendwie erleichtert auf. »Kannst du uns vielleicht einen Tipp geben, was Neji-senpai mag? Also, an einem Mädchen?« Offensichtlich wollten die beiden seine Aufmerksamkeit erlangen. Wie gut, dass Tenten von sowas mal gar keine Ahnung hatte. »Uhm… Warum fragt ihr ihn das nicht selber?«, machte sie, obwohl ihr die schiere Doofheit ihrer Gegenfrage selbst ins Gesicht sprang. Welches Mädchen – vor allem in dem Alter – hatte schon das Selbstvertrauen, dem eigenen Schwarm gegenüber zu treten? Vor allem, wenn dieser noch dazu verdammt gut aussah? Die beiden Mädchen wandten sich mit einem unsicheren Lächeln ab und Tenten verabschiedete sich schnell, bevor noch mehr Fragen kommen würden. Sie konnte das einfach nicht. Draußen rannte sie fast in Neji hinein, der sie mit einem strafenden, grimmigen Blick bedachte. Noch ein Grund für ihre Gesichtsfarbe, um rot zu bleiben. Irgendwann würde sie wegen dem Blutverlust im restlichen Körper mal umkippen. »T-Tut mir Leid, Neji«, sagte sie leise und er grummelte nur vor sich hin. Schweigend und mit der Sporttasche geschultert umrundete er das Schulgebäude und steuerte den Ausgang an, Tenten, die den gleichen Weg hatte, neben sich. »Du bist ziemlich beliebt«, schaffte sie es, das Schweigen zu brechen. Er sah sie überrascht an. »Was?« »Na, bei den Mädchen.« »Wie kommst du darauf?«, fragte er, mit einer Spur Entsetzen in der Stimme. Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Er hatte keine Ahnung, was? »Ich wurde gefragt, was du gerne an Mädchen magst«, sagte Tenten. Neji starrte sie an. »Okay…« Schüchtern blickte sie zu ihm auf. »Ich habe gesagt, sie sollen dich selbst fragen, also wenn demnächst jemand… sei einfach nett, tu mir den Gefallen. Mädchenherzen brechen so leicht.« Das wusste sie aus Erfahrung, auch wenn es nichts mit Jungs zu tun hatte. »Ich werd' mich zusammenreißen«, murmelte er und schob die irritierenden Gedanken beiseite, die in ihm aufkeimten. Mädchen mochten ihn? Okay, zugegeben, das war nichts Neues. Aber warum fragten sie Tenten nach seinen 'Vorlieben'? - Ah, wenn er es von außen betrachtete, wirkten sie ziemlich vertraut miteinander. Sie war neu an der Schule und er hatte sie direkt in seinen Freundeskreis miteingebracht, so getan, als würden sie sich schon länger kennen. Hn. An der U-Bahn-Station trennten sich ihre Wege, ihre Bahn fuhr gerade ein, während er auf seine noch ein paar Minuten warten musste. »Bis morgen!«, sagte sie leise und schenkte ihm ein zögerndes Lächeln. Er nickte nur und sein Blick folgte ihrer schlanken Gestalt, die hastig in die Bahn sprang. Als er alleine war, kamen die Gedanken wieder. Er hatte verloren. Gegen Kankuro. Ein unschönes Gefühl machte sich in ihm breit, sein Magen rumorte. Das würde ihm nicht nochmal passieren. Am Wochenende würde er jede freie Minute im Dojo verbringen! Am Freitag in der Mittagspause trafen Tenten und Hinata als letztes am Tisch ein. Schon von weitem hörten sie Ino laut und gackernd lachen. In der Mitte des Tisches stand das übliche Tablett mit Obst und Melonenbrot. Außerdem standen zwei Schokoladenmuffins darauf. Tenten lief das Wasser im Mund zusammen. »Da seid ihr ja!«, begrüßte Sakura die beiden strahlend. »Noch länger hätten wir eure Muffins sicher nicht vor Naruto verteidigen können!« Der Blonde streckte ihr die Zunge raus. »Die sind halt voll lecker!« »Esst sie schnell auf«, witzelte Ino und die beiden griffen zu. Tenten seufzte glücklich. »Mit Schokostückchen…«, murmelte sie und biss vorsichtig hinein. Sie verdrehte die Augen, als der volle, kräftige Geschmack von Schokolade auf ihre Zunge traf. »Also, am Wochenende ist Mädelsabend - und Jungsabend, ja Naruto, aber darum kümmer' ich mich nicht!«, meckerte Ino, als Naruto etwas einwerfen wollte. »Jedenfalls, wir treffen uns um sechs bei mir. Die Adresse schicke ich euch nachher zu«, sagte sie an Tenten und Hinata gewandt, die beide den Mund voll hatten mit köstlichem Schokomuffin. Sie nickten synchron. »Was machen wir heute Abend?«, fragte Ino schließlich in die Runde. »Kino, Bowling? Oder Karaoke? Neji und Sasuke wechselten einen Blick. Dann sah Neji zu Hinata. »War heute nicht ein Geschäftsessen?« Hinata wischte sich rasch einen Krümmel von den Lippen, schluckte und nickte bejahend. »Was? Das müsst ihr mir doch sagen!«, fauchte Ino und zog ihren Organizer hervor. »Müsst ihr beide da hin?!« »Ich auch, Ino«, sagte Sasuke monoton. »Und das fällt euch nicht früher ein?!« »Uuh, ganz ruhig, Ino.« Sakura klopfte ihrer Freundin auf die Schulter. »Ich bin ruhig!«, zischte es zurück. »Ja, das sieht man«, gähnte Shikamaru, der nach einem Apfel griff. Temari schmunzelte. Auf Seiten Tentens, die die letzten Krümmel ihres Muffins aus dem Papier gepickt hatte, herrschte Verwirrung. »Ihr geht zusammen zu Geschäftsessen?«, fragte sie Neji, der ihr gegenüber saß. »Die Hyuugas und Uchihas sind schon lange Geschäftspartner. Sasuke und ich haben uns dort kennengelernt. Erst später ist uns klar geworden, dass wir auf die selbe Schule gehen.« »Hey, heißt das nicht eigentlich, dass Teme und Hinata sich auch schon kannten?«, fragte Naruto jetzt neugierig. »Nur vom sehen, Dobe.« »Hinata und Hanabi sind immer ziemlich unter sich geblieben, während wir Jungs uns schon mal über Sport unterhalten haben und so«, erklärte Neji. »Grüß Itachi mal von mir«, sagte Temari an Sasuke gewandt, der das nur stumm abnickte. »Also fällt heute Abend flach?«, motzte Ino jetzt. »Sieht so aus.« »Pff. Gut. Dann sieht man sich morgen, Mädels.« Sie erhob sich und stampfte davon. »Jetzt weiß ich, was ihr damit meintet, dass sie es nicht leiden kann, wenn etwas nicht durchgeplant ist.« Tenten sah der Blondine nachdenklich hinterher. »Tja, das heißt für mich: Wochenende!«, grinste Naruto jetzt und erhob sich ebenfalls. »Bis morgen dann. Schreib mir, wann ich bei dir sein soll, Teme.« »Hn.« Im weggehen rief Naruto über die Schulter: »Du mich auch!« »Alles klar, ich verabschiede mich dann auch mal.« Temari stand auf und zu guter Letzt erhob sich auch Neji. »Ist das nicht voll mies, dass die alle so früh Schluss haben?«, meckerte Sakura vor sich hin. »Und ich muss noch zwei Stunden Chemie ertragen. Ausgerechnet!« »Aah, so schlimm ist Orochimaru-Sensei nun auch wieder nicht«, sagte Sai abwiegelnd zu seiner Klassenkameradin. Sakura funkelte ihn an. »Schon gut.« Sai lächelte schmallippig. Als es läutete gähnte Shikamaru erneut. »Schönes Wochenende und so.« Die anderen verabschiedeten sich ebenfalls voneinander und kehrten in ihre Klassen-, beziehungsweise Fachräume zurück. Nach der fünften Stunde gingen Tenten und Hinata gemeinsam zur U-Bahn-Station. Hinata erzählte gerade ein bisschen von den üblichen Geschäftsessen, die sie nur ungerne besuchte, als die Handys beider Mädchen direkt nacheinander klingelten. Ino hatte ihnen, wie versprochen, die Adresse geschickt, zu der sie am Samstag kommen sollten. Ino: Und vergiss deine Schlafsachen nicht! Tenten schmunzelte. »Ich war noch nie auf einer Pyjama-Party mit Freundinnen. Weißt du, was wir bei dem Mädelsabend machen werden, so abgesehen von reden?« Hinata schüttelte den Kopf. »Weißt du, warum wir uns früher treffen? Ino hatte doch sechs Uhr gesagt, oder?« »Ja, wieso?« Hinata deutete auf den Bildschirm ihres Handys. »Bei mir steht, ich soll schon um fünf kommen.« »Seltsam.« Tenten sah erneut auf ihr eigenes Handy. »Mir hat sie das nicht geschrieben. Hat sie bestimmt vergessen. Treffen wir uns um kurz vor fünf an der Station?« Hinata nickte erleichtert. »Gerne.« Eine Bahn fuhr ein und die beiden Mädchen sahen auf. »Oh, das ist meine«, sagte Tenten und mit einem Winken und einem freundlichen Lächeln verabschiedeten sich die beiden voneinander. In der Tasche, die Tenten morgen mitnehmen würde, befanden sich schon ihr Schlafanzug und ein Kulturbeutel. Zwei Wechseloberteile – Tenten war gerne auf alles vorbereitet – lagen schon auf dem Bett und warteten nur auf die Gesellschaft von Unterwäsche, um eingepackt zu werden. Es war kurz vor sieben am Abend, als Tenten schließlich zum Abendessen in die kleine Kantine ging, die zu dem Mädchenwohnheim gehörte. In ihrer Hosentasche vibrierte ihr Handy und sie zog es heraus, in der Annahme, dass Ino vielleicht ihren Fehler bemerkt hatte und sie auf die frühere Uhrzeit hinweisen wollte. Aber es war Neji, der ihr geschrieben hatte. Neji: Interesse, morgen zu trainieren? Ihr Herz machte einen Hüpfer. Tenten: Gerne. Nur Sekunden später trudelte eine weitere Nachricht ein. Neji: Hinata sagt, du kannst so lange bleiben, bis ihr zum Mädelsabend wollt. Tenten: Super :) Neji antwortete nicht mehr. In Tenten machte sich ein Glücksgefühl breit. Freunde. Ein schönes Gefühl, welche zu haben. Es war spät geworden, weil Tenten sich nach dem Training mit Neji noch rasch bei Hinata geduscht hatte, und waren die beiden Mädchen Nachmittags etwas in Eile. Hiashi und Neji verabschiedeten sie in der Eingangshalle. »Wir sind dann jetzt weg, Vater. Viel Spaß heute Abend, Neji-nii-san!« »Nehmt Ino und die Anderen nicht zu Ernst«, riet Neji ihnen noch, bevor die beiden Mädchen sich auf den Weg machten. In den zwanzig Minuten, die die beiden bis zu Inos Haus brauchten, schwiegen Hinata und Tenten einvernehmlich. Beide waren etwas aufgeregt, was auf sie zukommen würde. Zunächst war das eine etwas überraschte Ino. »Hinata – Tenten! Ihr seid zusammen gekommen? Wie schön!« Nicht. Ino hasste es, wenn ihre Pläne nicht funktionierten. Okay, schnell umdisponieren und sich nichts anmerken lassen! »Hey Ino«, grüßten die beiden schüchtern. »Tenten, wie viele Sachen hast du mit?«, fragte Ino verblüfft, als sie die zweite Sporttasche erblickte. »Uh, ich habe heute mit Neji trainiert. Du hattest übrigens vergessen, mir wegen der Uhrzeit Bescheid zu geben…« Das erklärte, warum sie früher hier war. Mist. Aber auch gut. Innerlich grinste Ino. »Echt? - das tut mir Leid, Tenten! Ich wollte es nur euch beiden schreiben – Egal, lasst uns erst Mal in mein Zimmer gehen, dann können wir es uns gemütlich machen. Erwähnt Sakura und Temari gegenüber nicht, dass ihr früher hier wart, okay?« Hinata und Tenten tauschten einen Blick aus. »Wieso?« Ino seufzte tief. »Okay, passt auf. Ich will die beiden verkuppeln.« Abwartend sah sie zu den beiden. Keine Widerworte? Wunderbar! Sie grinste. »Es ist quasi allgemein bekannt, dass Sakura total auf Sasuke steht, und weil Shikamaru mein bester Freund ist, weiß ich, dass er was für Temari übrig hat. Sasuke und Temari sind übrigens beide nicht abgeneigt, aber ein bisschen schwerer zu lesen. Ich brauche eure Unterstützung dabei!« Und außerdem Hinatas Hilfe, Neji mit Tenten zu verkuppeln. Die beiden sahen so süß zusammen aus! »Uhm… und wie sollen wir das anstellen?« »Na, ganz einfach. Nach Möglichkeit immer so hinsetzen, dass diese blinden Vollidioten nebeneinander sitzen – also andere Plätze belegen und so weiter. Ihr bekommt schon noch ein Gefühl dafür! Oh, und kein Wort zu irgendjemandem. Auch keine Anspielungen, dass mögen Saku und Tema gar nicht.« Verwirrt nickten Hinata und Tenten. Ino war wirklich sehr… bestimmend. Die Blondine klatschte erfreut in die Hände. »Super! Also dann: Unser erstes Ziel ist der Geburtstag von Shika und mir. Er würde sich ganz bestimmt über einen Kuss von Tema freuen, meint ihr nicht?« Den beiden war schleierhaft, wie Ino das hinkriegen wollte, aber sie wagten es nicht, nachzufragen. Mit klimperndem Armband beschrieb Ino jetzt bewegungsreich, was sie bis jetzt schon für geniale Schachzüge gemacht hatte, und wie sie sich die kommenden Treffen vorstellte. Tenten musste zugeben, dass sie richtig froh war, als um viertel vor sechs die Türglocke schellte und Ino mit einer Grimasse von ihrem Bett aufsprang. »Das wird Saku sein, diese elende zu-früh-Kommerin. Wartet hier, Mädels!« Kaum war Ino außer Hörweite, da beugte sich Hinata zu Tenten. »W-was meinst du dazu?« Sie zuckte mit den Schultern. »Glaubst du, Ino hat überhaupt Recht mit ihren Vermutungen? Vielleicht wollen die alle gar nichts voneinander?« Hinata nickte nachdenklich. »Ich möchte mich nicht ungefragt in Liebesdinge einmischen«, gab sie leise zu. »Naja, wir wurden ja gefragt… Wie dem auch sei, vielleicht sollten wir erst mal mit Sakura und Temari sprechen? Ohne Ino zu verraten, versteht sich?« Die Zimmertür wurde aufgestoßen und breit grinsend trat Sakura ein. »Ich bin endlich nicht mehr die Erste! Es tut so gut, ein paar andere pünktliche Leute zu kennen!« Tenten lächelte sie an und sah aus den Augenwinkeln, dass Hinata ihr zunickte. »Komm, ich bin auch meistens überpünktlich!«, meckerte Ino, grinste aber dabei. »Ja, du! Aber Tema und Shika und Naruto… Wenigstens die anderen sind meistens überhaupt pünktlich, aber diese drei… Wetten wir, Tema ist nicht vor halb sieben hier?« »Halb? Viertel vor!«, lachte Ino. »Was machen wir so lange?« »Habt ihr Bock auf Mario-Kart?« »W-Was ist das?«, fragte Tenten leise. »Ein absolut cooles Spiel. Kann man auch zu viert spielen, bietet sich also an. Außerdem hasst Tema es, wenn sie da ist, spielen wir es nie«, erklärte Sakura. Kurzum wurde Inos Fernseher angeschaltet und das Konsolenspiel gestartet. Vier Rennen später - bei dreien hatte Ino die anderen gnadenlos abgezogen, beim vierten hatte Hinata alle überrascht und Ino mit einer Bombe von der Strecke gekickt, bevor diese die Ziellinie überqueren konnte – klingelte es erneut an der Tür. »Saku, mach schon mal aus, ich lass' Tema rein.« Die älteste (und letzte) in der Runde hatte, genau wie Tenten, zwei Taschen dabei. »Mädels, los geht’s! Ich hab alle Schminke dabei, die ich finden konnte. Außerdem Glätteisen, Lockenstab, Gesichtsmasken… alles, was das Frauenherz höher schlagen lässt!« Ihr Grinsen war ansteckend. Die Mädchen hatten alle einen furchtbaren Spaß dabei, sich gegenseitig 'aufzuhübschen' und dabei Fotos zu machen. Hinata mit einer Hochsteckfrisur und einer Gurkenmaske sah genauso komisch aus wie Tenten, bei der es Sakura etwas mit Lidschatten und Rouge übertrieben hatte. Die linke Hälfte von Inos Haaren war wild gelockt, während die rechte Seite gerade von Temari zu einem strengen Zopf geflochten wurde. Für Ino war es immer wieder eine Ausnahme, sich verunstalten zu lassen, weil sie sonst sehr auf ihr Äußeres achtete. Nebenbei wurden Hinata und Tenten 'gebrieft'. Die Mädchen erzählten alle etwas über sich, bevor sie gemeinsam auf die einzelnen Jungen (bis auf Neji) eingingen. Tenten fiel es tatsächlich auf – oder kam das nur, weil Ino es ihr gesagt hatte? - dass Sakura ziemlich viel über Sasuke erzählte. »Was ist eigentlich mit euch? Erzählt ihr auch mal was.« Die beiden wechselten einen kurzen Blick und Hinata sagte langsam: »Ich… naja, es gibt nicht viel zu erzählen. Ich bin die letzten paar Jahre auf einem Internat gewesen, habe zeitweise auch Hausunterricht bekommen… Neji-nii, Hanabi-nee und ich sind zusammen aufgewachsen. Meine Mutter ist schon lange nicht mehr… da, deswegen hat mein Vater sich um uns drei gekümmert.« Ino nickte mit ernstem Gesicht. »Nejis Eltern sind bei einem Autounfall gestorben, oder? Er redet nicht gerne darüber.« Hinata sah zu Boden. »Ja…« Einen Augenblick lag Stille im Raum, dann wechselte Sakura gekonnt das Thema – versuchte es zumindest. »Wie sieht's bei dir aus, Tenten? Warum wohnst du im Mädchenwohnheim?« Tentens Körper spannte sich an und sie holte tief Luft, bevor sie antwortete. »Meine Eltern sind letztes Jahr bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Weil ich noch nicht volljährig bin und keine weiteren Angehörigen habe, hat man mich in das Wohnheim gesteckt. Es ist weit genug weg, damit ich nicht immer an meine Eltern erinnert werde…«, fasste sie knapp zusammen. An dem bisher so lustigen Abend wollte sie nicht über die schrecklichste Zeit ihres Lebens sprechen. Hinata fasste nach Tentens Hand und drückte sie. Sakura war aufgestanden und hatte die Arme um sie geschlungen. »Das tut mir so Leid, Tenten – ich wusste nicht-« »Es ist okay, Sakura«, sagte Tenten gefasst. Sie würde jetzt nicht in Tränen ausbrechen! Diesmal versuchte es Temari mit einem Themenwechsel. »Was haltet ihr davon, wenn wir uns mal ums Essen kümmern?« »Gute Idee, worauf habt ihr Hunger?« »Chinesisch?«, schlug Hinata vor, weil sie heute beim Mittagessen – das Tenten zusammen mit ihr und Neji eingenommen hatte – erfahren hatte, dass diese gerne chinesisch aß. »Alles klar, ich hole die Karte!« Insgesamt wurde es noch ein sehr fröhlicher Abend – vor allem, weil Ino dem Lieferanten in Pyjamas, mit Gesichtsmaske und ihrer asynchronen, wilden Frisur öffnete. . . . . . . . . . Findest du es nicht ein bisschen kindisch, mich über meinen Bruder grüßen zu lassen, wenn du meine Nummer hast? ;) Ich dachte, wenn ich dir irgendwann nicht mehr aus dem Weg gehen kann, sollte ich vielleicht üben, die Anspannung loszuwerden. Es war deine Idee. Und wir haben beide gesagt es würde a) nichts ändern und b) nur was Einmaliges sein. Tja, das sagt man immer, aber es ändert sich trotzdem was. Ist es wieder wegen diesem Kerl? Wieder? - Immer noch. :( Wenn du Trost brauchst… du hast ja meine Nummer ;) Zumindest bei dem 'Einmalig' sollten wir es bleiben lassen. Deine Entscheidung. September - zweite Woche ------------------------ »Ino, ich muss mal eine Kleinigkeit zu deinem Plan sagen…« Am Mittagstisch wurde es still, als Sakura es wagte, Ino anzusprechen. »Wieso?«, hakte die Blondine ganz unschuldig nach. »Hast du eigentlich nicht daran gedacht, dass wir auch irgendwann für Klausuren lernen müssen?« »Lernen, Saku? Das ist unser letztes Jahr hier – und du musst doch eh nicht lernen! Außerdem: Wie kommst du jetzt darauf?« Sakura lief rot an. »Weil die ersten Klausuren bald anstehen…?« Naruto kicherte leise und Temari grinste. »Du fängst jetzt schon an zu lernen?«, fragte Tenten überrascht. »Irgendwoher müssen die guten Noten ja kommen!«, verteidigte sich Sakura und sah hilfesuchend zu Neji, Sasuke und Shikamaru, den einzigen, die einen ähnlich guten Schnitt wie sie hatten. »I-Ich dachte nur ich bin die Einzige…« Mit hochgezogenen Augenbrauen starrte Ino die Brünette an. »Du auch?!« »I-ich… Mathe ist einfach so furchtbar schwer…« »Tja, gut, dass wir da Abhilfe schaffen können, was?« Ino hatte sich mit verschränkten Armen zurückgelehnt. »Du kannst Mathe?« »ICH?! Nein! Aber Shikamaru!« Shikamaru stöhnte genervt auf. »Ich hab keine Zeit. Am Wochenende ist das Go-Turnier.« »Teni, vielleicht kriegen wir es ja zusammen hin?«, schlug Sakura vor. »Zwei Mathenieten? Hört sich nicht so vielversprechend an… Ihr könnt am Wochenende vorbei kommen, Dobe hier braucht garantiert auch Hilfe.« Sasuke sah die Mädchen mit neutralem Blick an, während Naruto aufbrausend rief: »Ey! Teme!« »Hey, klau mir nicht meinen Fanclub! Wer feuert mich beim Go an?«, meckerte Ino los. »Du bist erstes Brett, warum brauchst du Anfeuerungsrufe?«, stöhnte Shikamaru auf. »Uh, erstes Brett, Ino? Glückwunsch, hast du den Faulpelz von seinem Thron verdrängt?« Temari sah Shikamaru verschmitzt an, der den Kopf auf eine Hand stützte und aussah als würde er gleich einschlafen. »Ich komme auf jeden Fall. Was ist mit dir, Hinata?« »Uhm, klar, ich komme und sehe zu.« »Ich bin auch dabei«, lächelte Sai schmallippig. Neji schüttelte den Kopf. »Training«, sagte er knapp. »Stimmt, danach das Wochenende ist Kyudo. Mist.« Sakura zog eine Grimasse. »Okay, Sasuke, Samstag ab eins, passt dir das?« Sasuke nickte und Sakura sah von Tenten zu Naruto. »Und bei euch?« »Ich brauche dringend Hilfe, also werd' ich einfach da sein wo man mich hinbestellt«, erklärte Tenten verzweifelt. »Wir können uns irgendwo treffen, dann zeig' ich dir den Weg. Sasukes Haus ist zwar nicht zu übersehen, aber finden muss man es trotzdem erst mal«, grinste Sakura. »Ihr könnt auch vormittags zum Kyudo vorbei kommen«, bot Neji an, was die ganze Gruppe wieder verstummen ließ. »Wirklich?!« Sakura strahlte ihn an. »Das wäre klasse!« »Um sieben.« Sakuras Gesichtszüge erschlafften. »So früh?« Neji hob eine Augenbraue. In just diesem Moment läutete die Glocke und brachte Sakura um die Gelegenheit zu antworten. Seufzend stand sie auf und verabschiedete sich zusammen mit Sai in ihre Geschichtsstunde bei Anko-Sensei. Sakura und Tenten trafen kurz nacheinander um Viertel vor sieben an der U-Bahn-Station ein, die dem Hyuuga-Anwesen am nächsten lag. Während Tenten hellwach war – tatsächlich war sie schon joggen gewesen und hatte danach geduscht – schien Sakura fast im Stehen einzuschlafen. Als sie allerdings bei dem riesigen Anwesen ankamen, fielen ihr fast die Augen aus. »Oh mein Gott. Oh mein… Das ist ja größer als Sasukes Haus!« Sakura stand der Mund offen. »Lass mich schnell ein Foto machen, damit ich ihm das später unter die Nase reiben kann, ja?« Tenten nickte unsicher und wartete, bis Sakura ihr Handy herausgezogen und ein paar Bilder gemacht hatte, dann klingelte sie. Die Angestellte der Hyuugas öffnete und bat die beiden Mädchen herein. »Neji-san ist schon im Dojo, sie kennen den Weg ja.« Tenten nickte und verneigte sich dann dankbar. Sie ging voraus, Sakura ein paar Schritte hinter sich, die mit großen Augen den Garten betrachtete. Interessant, wie gut Tenten sich hier auskannte. Sie musste oft hier sein, was? Sakura fragte sich, was für eine Beziehung tatsächlich zwischen Neji und ihrer neuen Freundin bestand. Einige der Holzdielen knirschten leise unter den Füßen der Mädchen, als Tenten eine Tür beiseite schob um Sakura in die Umkleide führte. Es war schon jemand darin. Mit geübten Griffen band Hanabi sich einen hohen Zopf und grinste die Neuankömmlinge an. »Morgen Tenten und uhm, Sakura-san?« »Guten Morgen Hanabi«, lächelte Tenten zurück und Sakura neigte freundlich den Kopf. »Ich helfe Neji-nii schon mal mit der Ausrüstung. Bis gleich.« In ihrem roten Hakama und mit dem strengen Zopf sah Hanabi, obwohl sie ein deutliches Stück kleiner als die anderen beiden Mädchen war, sehr erwachsen aus. Sakura sah fragend zu Tenten, sobald sich die Tür hinter Hanabi geschlossen hatte. »Hinatas Schwester.« »Ach ja, richtig. Ich konnte den Namen grad' nicht zuordnen. Die sehen sich aber alle ziemlich ähnlich, was?« »Mhmh.« Still streiften sie die beiden ihre Trainingsklamotten über und traten schließlich hinaus zu Neji und Hanabi, die schon dabei waren, die Bögen zu spannen. Vier Köcher waren an den Plätzen verteilt. Neji nickte seinen Freundinnen zu und reichte Tenten einen Bogen, den diese mit einem Lächeln annahm. Den nächsten reichte er Sakura, bevor er selbst mit dem letzten in der Hand seine Position einnahm. Hanabi hatte einen kürzeren Bogen, extra für jüngere Kinder. Sie wartete sehnsüchtig auf ihren Wachstumsschub, um endlich einen normalen Yuki benutzen zu können. Neji mochte es nicht, wenn seine jüngere Cousine mit ihm trainierte. Sie war zu quirlig, plapperte zu viel. Auch Sakura war nicht seine favorisierte Trainingspartnerin, deswegen war er froh, dass er ganz außen stand und dass Tenten den Platz neben ihm eingenommen hatte, ihn von den beiden anderen etwas abschirmte. Neben ihr konnte er sich konzentrieren, die Ruhe genießen, die sie ausstrahlte. Das war eine Sache, die er in den wenigen Wochen schon an ihr schätzen gelernt hatte und auf die er gewissermaßen eifersüchtig war. Tenten fiel es viel leichter, im Kyudo zu versinken. Sie konnte besser als er alle störenden Geräusche ausblenden. Er hatte sich vorgenommen, sie zu fragen, wie sie es anstellte, aber das würde er nicht tun, wenn jemand anderes dabei war. Er wollte diese Schwäche von sich nicht offen zu geben. Sakura ihrerseits kam nicht umhin zu beobachten, wie Nejis Blicke ein ums andere Mal auf Tenten lagen. Sie dachte zurück an die knappen Nachrichten, die Ino ihr am gestrigen Abend geschickt hatte, während sie gemächlich einen weiteren Pfeil aus dem Köcher hob und anlegte. Ino: Tu mir einen Gefallen: Erzähl mir alles was dir auffällt, wenn du mit Neji und Teni zusammen trainierst, okay? Sakura: Warum? Ino: :) Wart's ab. Auch wenn Sakura nicht viel von Inos Kuppelversuchen hielt (sie würde nie, nie mit Sasuke zusammenkommen – mal ganz abgesehen davon, dass sie vielleicht gar nichts dagegen hätte…), aber dieses Mal bewunderte sie Inos scharfes Auge. Die beiden würden wirklich gut zusammen passen. Und Neji zeigte wirklich… Interesse. Naja, halt auf jeden Fall mehr als bei irgendeinem anderen Mädchen. Im Grunde genommen behandelte er alle mit denen er nicht befreundet war wie Luft. Nur Ino, Temari und sie waren in den letzten vier Jahren die Ausnahme gewesen – und nie hatte Neji etwas mit ihnen alleine unternommen, immer nur im Kreis ihrer Freunde. Nicht so wie er offensichtlich regelmäßig mit Tenten trainierte. Gut, zugegeben: Das war nicht unbedingt ein Date. Aber es war… etwas. Sakura beschloss, dass sie Ino ihre Meinung dazu sagen würde. Ausbaufähig war es sicherlich. Pünktlich um eins kamen die Mädchen bei Sasuke an. Die Villa seiner Eltern befand sich in einem gehobeneren Viertel, überall unauffällige Überwachungskameras und hohe Zäune. Die Straße sah wie geleckt aus und Tenten hätte sich nicht gewundert, wenn der ein oder andere Wachmann ihren Weg gekreuzt hätte. An einigen Hauswänden war das gleiche Symbol angebracht. Eine Art Kreis, etwa in der Mitte unterteilt – oben rot, unten weiß – mit einem Strich aus dem weißen hinaus nach unten. Sakura waren Tentens neugierige Blicke nicht entgangen. »Uchiha-Wappen«, erklärte sie mit einem Schmunzeln. »Wappen?«, echote Tenten dumpf. »Ja, viele Familien haben eins. Die Uchihas stellen es gerne zur Schau. Es soll einen Fächer darstellen, wenn ich mich recht erinnere. Sasuke hat ziemlich viele Oberteile, wo einer drauf ist.« Tenten starrte ihre Freundin ungläubig an. Jetzt, da sie es erwähnte… Sasuke hatte wirklich so einen 'Fächer' auf dem Rücken seiner Shirts. Manche Leute waren echt verrückt. Alles an der Auffahrt, die sie jetzt betraten, sah teuer aus. Das Pflaster, die Lampen, das Garagentor. Sogar der Rasen (wenn sie mit dem Lineal nachmessen würde – wie wahrscheinlich wäre es, dass alle Grashalme gleich lang wären?). Sakura war offensichtlich schon oft, sehr oft hier gewesen denn sie ließ sich nicht durch die am Haus angebrachten Sicherheitskameras einschüchtern (Tenten allerdings schon!) und ging zielstrebig zu einer großen, weißen Tür. Sie klingelte. Tenten fummelte nervös am Riemen ihrer Sporttasche. Vielleicht sollte sie es vor Neji nicht zugeben, aber das Uchiha-Anwesen schüchterte sie mehr ein als das der Hyuugas. Sehr viel mehr. Die Tür wurde von Innen aufgezogen und ein Mann mit harten Gesichtszügen öffnete. Er mochte kaum fünf Jahre älter sein als die beiden Mädchen und stellte die selben schwarzen Haare und Augen zur Schau wie Sasuke. Als er Sakura sah hellte sich sein Gesicht kaum merklich auf. »Ich wusste gar nicht, dass der kleine Idiot noch mehr Besuch erwartet«, sagte er mit dunkler Stimme. »Hallo Itachi!«, grinste Sakura und machte einen Schritt über die Schwelle, als der junge Mann zur Seite trat. »Und du bist?« »Uhm, hi. I-ich bin Tenten.« Sie streckte zögerlich die Hand aus und Itachi schüttelte sie. »Ah – die Neue. Tja, Sasu-nii-chan baut seinen Harem aus, was?«, machte er an Sakura gewandt, die belustigt schnaubte. »Die beiden Idioten sind im Salon. Viel Spaß bei… was auch immer.« »Wir lernen Mathe«, kam es genervt von Sasuke, der an einer der Türen im Erdgeschoss aufgetaucht war und jetzt die Arme verschränkte. »Sicher.« Die beiden funkelten sich an. »Aah, ich spüre die Liebe!« Naruto hatte sich breit lächelnd über Sasukes Schulter gelehnt und winkte den Mädchen zu. »Kommt jetzt«, murrte Sasuke und mit einem letzten Blick auf Itachi drehte er sich um, boxte Naruto in die Seite und verschwand in dem Zimmer, aus dem er gekommen war. Sakura enthielt sich eines Kommentars, sondern wechselte nur einen amüsierten Blick mit Naruto und Itachi, bevor sie, dicht gefolgt von Tenten durch die Tür trat, die Naruto ihnen aufhielt. Woran weder Naruto noch Tenten gedacht hatten – wohl aber Sasuke und Sakura – war, dass sie alle vier in einer jeweils anderen Klasse saßen. Zwar hatten sie alle bei Kakashi-Sensei Mathematik, aber sie waren nicht nur auf unterschiedlichen Seiten im Buch, sondern auch an verschiedenen Stellen des Themas. Das erste was Sasuke also tat, war, herauszufinden, wer wie weit war. Es stellte sich heraus, dass Sasukes Klasse schon am weitesten fortgeschritten war – beruhigend, denn so konnte er ihnen wenigstens alles erklären. Sakura saß auf der einen, Naruto auf der anderen Seite neben ihm an der Ecke eines großen Tisch, auf dem alle ihre Materialien ausgebreitet hatten. Tenten saß schräg neben Sakura und gegenüber von Sasuke, sodass sie alle ihre Köpfe zusammenstecken konnten. Tenten entging nicht, dass Sakura etwas fahrig wurde, wenn Sasuke sich zu ihr herüberlehnte oder sie gar berührte. Auch nicht, dass Sasuke sich dessen wohl bewusst war und es dementsprechend häufiger machte. Als er ihr mit genervt erhobener Stimme etwas wiederholt erklärte, fing Tenten Narutos Blick auf, der sie angrinste. Er sah zu Sasuke und Sakura und verdrehte dann die Augen, ohne dabei mit dem Grinsen aufzuhören. Tenten nickte und versuchte ihr Lächeln zu verbergen. »Ich brauche Nervennahrung«, stieß Sakura frustriert aus, die Arme verschränkt und verärgert in ihrem Stuhl zurücksinkend. Sie hatte nicht bemerkt, dass Sasuke den Arm auf die Lehne gelegt hatte und versuchte die Röte ihrer Wangen niederzukämpfen, als er ihn wegzog. »Wir haben bestimmt was Süßes«, sagte Sasuke und stand auf. »Komm mit, du kannst selber gucken. Wollt ihr auch was?« »Uhm, was zu trinken wäre nicht schlecht?«, schlug Tenten leise vor, während Naruto nur meinte: »Mir ist alles Recht!« Naruto wartete ein paar Sekunden, nachdem die Tür hinter Sasuke und Sakura zugefallen war, bevor er sich an Tenten wandte. »Schlimm mit den beiden, oder?« Er strahlte sie an. »Sind sie immer so?« »Oh, glaub mir, jetzt halten sie sich zurück. Ganz zu schweigen davon, wenn noch mehr Leute dabei sind. Ich schwöre, ich warte auf den Tag, dass sie 'mal eben Süßigkeiten holen' und einer mit 'nem Knutschfleck wieder kommt.« Tenten starrte ihn an. »Tatsächlich?« »Nah, das ist vielleicht etwas übertrieben. Ich nehme mal an, Ino hat Hina und dich geimpft?« Ertappt nickte Tenten, aber Naruto grinste einfach weiter. »Gut, dass sie noch nie versucht hat mich zu verkuppeln. Ihre Methoden sind etwas… Naja. Und bisher hat's noch nix gebracht. Die beiden Sturköpfe da…« Nachdenklich blickte Tenten auf ihr Matheheft. Naruto jedoch fasste ihre Reaktion anders auf. »Ino will mich doch nicht etwa verkuppeln, oder?«, machte er erschrocken. »W-Was? Nein!« Zumindest hatte sie nichts in der Richtung angedeutet. Nur Sasuke und Sakura, sowie Shikamaru und Temari. Naruto seufzte erleichtert. »Ein Glück. Pass auf, dass sie dich nicht ins Visier nimmt. Egal was sie nämlich macht – Peinlichkeiten sind vorprogrammiert.« Tenten schluckte trocken. Au weia. Wie gut, dass sie an keinem Jungen Interesse zeigte – und sie würde sich in Zukunft hüten, etwaige aufkommende Gefühle mit Ino zu besprechen. »Okay, Mädels – und Sai – da drüben ist Platz für Besucher. Denkt dran, nicht quatschen, nicht dazwischenreden – am besten nicht mal rumlaufen. Die Leute hier lassen sich so leicht ablenken.« Ino stakste mit großen Schritten in die Halle, in der mehrere lange Tische mit jeweils drei dünnen Go-Ban aufgebaut waren. Zwei Männer verteilten die Schachuhren und die Dosen mit den Go-Steinen. »Wo sind die beiden Faulpelze?« Von draußen kam jetzt Asuma-Sensei herein, der Betreuer der Go-AG. Er roch nach Zigarettenqualm und Ino rümpfte die Nase. »Sensei, Shikamaru und Choji sind noch nicht da.« »Sind grade angekommen«, erwiderte der Lehrer und deutete zur Eingangshalle, in der die bekannte Gestalt Shikamarus auftauchte. »Das Armband solltest du abnehmen, Ino.« Mit einem gespielten Seufzen streifte Ino ihr klimperndes Bettelarmband ab und überreichte es Hinata. »Pass gut darauf auf, verstanden?« Dann wandte sie sich an Shikamaru und einen fülligeren Jungen. »Wieso kommt ihr so spät? Und wie seht ihr eigentlich aus? Wo sind eure Krawatten?« Shikamaru kniff sich mit Zeigefinger und Daumen in den Nasenrücken. »Wie anstrengend du heute wieder bist«, murrte er und zog eine etwas zerknitterte Krawatte aus der Hosentasche. In einem müden Versuch schlang er sie sich um den Hals und ließ sie dann offen hängen. »Tema, kümmer' dich mal drum«, kommandierte Ino, die ihrerseits schon damit beschäftigt war, Choji seine Krawatte zu binden. Sie bemerkte den schnellen Seitenblick Temaris, ignorierte ihn aber gekonnt, während Sai lächelnd zur Decke sah. »Halt still«, grummelte Temari und band mit fliegenden Fingern den Streifen Stoff um Shikamarus Hals fest. Er sah sie nicht direkt an, sondern blickte an ihr vorbei. So nahe kamen sie sich selten und sie beide wussten, dass es nur Inos Schuld war. Beide entspannten sich sichtlich, als Temari einen Schritt zurücktrat. »Hast du das Team von der Konoha gesehen?!« Leises Lachen erfüllte den Pausenraum, in dem die Spieler Erfrischungsgetränke und Snacks zu sich nehmen konnten. »Das Mädel sieht aus, als würde sie lieber Model spielen als erstes Brett und der Kerl am zweiten Brett schläft ja fast ein! Die Einteilung ist bestimmt nur Taktik bei denen.« Temaris Lippen waren zu einem schmalen Strich gezogen, aber Sai legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. »Die werden's noch früh genug mitkriegen«, lächelte er. Just in diesem Moment stolzierte Ino in den Raum. »Mädels, ich verhungere!« »Ich vermute du hast gewonnen?« »Mit 10,5 Punkten«, grinste die Blondine und schnappte sich ein Schälchen mit Salat. »Glückwunsch! Und die anderen?« »Choji spielt noch, sieht aber gut aus. Shika hat mit 6 Punkten gewonnen. Er ist vor 'ner Weile aufs Klo…« Sie sah nachdenklich auf die Uhr, dann zückte sie ihr Handy. Ino: Wie läuft Mathe, Saku? Wir sind hier am gewinnen :) Sakura: Sehr gut, gratuliere! Liebe Grüße auch von den anderen! :) »Steckst du das Handy mal weg? Alleine kann ich das nicht alles tragen«, maulte Sasuke Sakura an. Sie zuckte zusammen und ließ das Handy in ihre Tasche gleiten, während sie die Gläser entgegen nahm. »Sorry, Ino hatte geschrieben.« »Wie steht's?« »Sie sind am gewinnen.« »Hn.« Eine Flasche Wasser unter den Arm geklemmt und zwei Tüten Chips sowie drei Tafeln Schokolade in den Händen folgte Sasuke Sakura zurück in den Salon. Ganz unabsichtlich warf er einen Blick auf ihr Hinterteil. Konnte sich durchaus sehen lassen. Sie hielt ihm die Tür auf und er wandte den Blick ab, bevor sie ihn ertappen konnte. »Wo habt ihr so lange gesteckt? Teme, ohne dich geht hier gar nix!« »Dobe…« »Pflanz dich sofort hierhin und erklär' mir das nochmal!« Naruto streckte seinem besten Freund die Zunge raus, während Tenten so freundlich war, und diesem die Schokolade abnahm – ganz uneigennützig natürlich. September - dritte Woche ------------------------ Das Wochenende des ersten Kyudo-Wettkampfes war schneller gekommen, als Tenten das erwartet hatte. Es war Samstag morgen, und nach einem kargem Frühstück – der Aufregung wegen – stand sie draußen vor dem Mädchenwohnheim und wartete auf ihre Mitfahrgelegenheit. Zwei Mädchen liefen an ihr vorbei und wünschten ihr viel Erfolg, was Tenten etwas ermutigte. Der dunkle Wagen der Hyuugas bog um die Ecke und Tenten beeilte sich, ihre Taschen in dem schon vollen Kofferraum zu verstauen. Auf der Rückbank erspähte sie schon Sakuras rosanen Schopf und lange dunkle Haare. Zu niedrig um Nejis sein zu können. »Guten Morgen!«, sagte Tenten freudig und etwas atemlos, als sie sich neben Hinata niederließ. Auf dem Fahrersitz saß Hiashi, der sie im Rückspiegel anlächelte. Neji hatte den Kopf halb gewandt und nickte seine Begrüßung, während Sakura direkt losplapperte. Mit Tenten war die Hyuuga-Übermacht in dem Wagen direkt nicht mehr so bedrohlich. Kakashi-Sensei empfing seine Schüler vor dem Haupteingang der großen Sporthalle. »Hyuuga-san«, er verbeugte sich förmlich und Hiashi erwiderte die Geste. »Die Umkleiden sind direkt geradeaus, wir wärmen uns auf Feld 15 auf. Zu den Tribünen geht’s die Treppe hoch. Von da an einfach der Menschenmenge folgen.« Hinata umarmte alle drei und wünschte ihnen viel Erfolg, bevor sie ihrem Vater folgte. Sakura und Tenten trennten sich von Neji vor den Umkleiden. Sechs Mädchen waren schnatternd dabei, sich in ihre Trainingskleidung einzuwickeln. Die Hakamas waren von unterschiedlicher Farbe und auf den Gi waren Schulwappen abgebildet. Tenten hatte die neue Kleidung erst vor einer Woche bekommen und noch nicht viel Zeit gehabt, sie zu tragen. Mit fliegenden Fingern band sie die Bänder ihres dunkelroten Hakamas, als die Tür zur Umkleide erneut aufging und dreistimmiges Lachen ertönte. Eine hohe, nasale Stimme sagte: »Er stand einfach da, wie so ein begossener Pudel – wenn ich bloß ein Foto gemacht hätte!« Tenten versteifte sich und Sakura warf ihr einen verwunderten Blick zu. Zwei Mädchen in grünen Hakamas waren fertig angezogen und verließen die Umkleide, während die Neuankömmlinge ihre Taschen auf die Bänke schmissen. »Tenten?«, machte die nasale Stimme plötzlich überrascht. »Oh. Hi Ami.« Tentens Stimme zitterte unmerklich und das Lächeln wirkte etwas aufgesetzt. Überheblich grinste das Mädchen auf sie herab. »Wer hätte gedacht, dass man sich noch mal wiedersieht, was? Hast du Schule gewechselt, ja?« »Mhmh.« Die Atmosphäre in der Umkleide war geladen, soviel bekam Sakura mit. Auch das Fehlen jeglicher Begrüßung und Höflichkeitsfloskeln waren ihr aufgefallen. »Ich hatte ja gedacht, dass du nach diesem schrecklichen Unfall gar kein Kyudo mehr machst. Bist du nicht etwas aus der Übung?« »Wir werden sehen«, murmelte Tenten und sah zu Boden. Sakura richtete sich jetzt auf und schob ihre und Tentens Tasche in einen Spind. »Kommst du, Teni? Wir müssen zum Aufwärmen.« Dankbar griff Tenten den rettenden Vorschlag auf und drehte sich ohne ein weiteres Wort um. Als die Tür hinter ihr und Sakura zuschlug, hörten die beiden die gackernde Stimme Amis. »Teni? Ernsthaft?!« Tenten war vor Scham rot angelaufen und Sakura legte ihr einen Arm um die Schultern. »Willst du drüber reden?«, fragte sie leise. »Eine alte… Klassenkameradin. Sie… wir kamen nicht gut miteinander aus. Ich habe sie bei jedem Wettkampf geschlagen, was sie… nicht gut aufgenommen hat.« »Na, dann sehen wir mal zu, dass sich das nicht ändert, was?«, grinste Sakura aufmunternd und Tenten verzog die Lippen zu einem Lächeln. Zu allem Überfluss befand sich der Übungsplatz von Tentens alter Schule, der Ame-High, direkt neben dem der Konoha Academy. Niemand beachtete Tenten und Sakura, die sich zu ihren Teamkameraden gesellten und ihre Bögen spannten. Erst, als Tenten beim zehnten Schuss war – sie hatte alle genau in der Mitte versenkt, und sowohl Kakashi als auch Neji bedachten sie mit einem stolzen Lächeln – merkten zwei Jungen aus dem Nachbarfeld auf. »Na, wenn das mal nicht der Panda ist«, sagte der eine scherzhaft. Tentens Wangen liefen rot an und sie drehte sich langsam um. »Ich sehe, du bist Captain geworden, Kotetsu. Glückwunsch.« Der Junge hatte ein Band am Gürtel, dass ihn als ersten Schützen und damit auch Captain auswies. Genau wie Neji, der seinen Bogen hatte sinken lassen und Tenten einen fragenden Blick zuwarf. Sakura hatte ihre Stellung ebenfalls gelockert und verfolgte das knappe Gespräch. »Und ich sehe, dass du immer noch so treffsicher bis wie früher. Da werden unsere Mädchen eine harte Nuss zu knacken haben, was?« Tenten lächelte unverbindlich und wandte sich wieder ab. »Freunde von dir?«, fragte Neji leise. Er stand wie üblich links von Tenten und hatte den Bogen jetzt wieder angehoben. Sie schüttelte mit dem Kopf. »Nein.« ~~ »Was soll das Coach – ein Mädchen als Captain?! Da nimmt uns doch keiner ernst!« »Kotetsu! Du solltest deine Energie lieber in dein Kyudo legen, wenn du eine Chance auf den Posten haben willst - und nicht in das unsinnige Streitgespräch dahingehend, dass Tenten dich bei bis jetzt jedem Training um Längen hat hinter sich liegen lassen!« ~~ Mit einem weiteren Kopfschütteln vertrieb Tenten die Erinnerung aus ihrem Kopf. Sie würde schon allen zeigen, dass sie nicht eingerostet war. »Tust du mir einen Gefallen?«, murmelte sie so leise, dass Neji Mühe hatte sie zu verstehen. »Jederzeit«, antwortete er genauso ruhig, und ohne seine Position zu verändern. Seltsam, das Gespräch störte ihn gar nicht in seiner Konzentration. »Lass dich von ihnen nicht besiegen.« Neji Pfeil schoss von der Sehne und sank mit einem befriedigenden 'Tschock' tief in die schwarze Mitte der Zielscheibe. »Niemals«, sagte er und warf ihr ein knappes Lächeln zu. Die Ausscheidungen der Mädchen waren etwas früher vorbei als die der Jungen. Tenten hatte, zu ihrer und der Befriedigung ihres Teams, den ersten Platz erkämpft, dicht gefolgt von Sakura, die Ami auf den dritten Platz verwiesen hatte. Das hochnäsige Mädchen hatte ihre Niederlage wutschnaubend hingenommen und sich nicht mal die Mühe gemacht, ein aufgesetztes Lächeln zu präsentieren, als sie Tenten und Sakura die Hand schüttelte. Zusammen mit Sakura gesellte sich Tenten zu Kankuro, der missmutig hinter der Absperrung stand. Es waren noch vier Schützen am kämpfen, Kankuro selbst war gerade erst ausgeschieden. Auf der Tribüne hinter ihnen lehnten sich Temari und Hinata ans Geländer und schüttelten Tenten strahlend die Hände. Kankuro, der erst jetzt mitbekam, dass Tenten siegreich gewesen war, umarmte sie linkisch und klopfte dann Sakura auf die Schulter. »Siehst du, Brüderchen. Wenigstens ein paar Leute aus deinem Team haben was drauf.« Er funkelte Temari böse an. »Kamizuki Izumo, Ame-High – ausgeschieden«, tönte es aus den Lautsprechern. »Sehr gut«, zischte Sakura, die beide Hände zu Fäusten geballt hatte.« »Neji-nii schafft das«, versicherte Hinata murmelnd. Den nächsten Schuss feuerte 'Hagane Kotetsu' ab. Der Pfeil landete nur knapp außerhalb der Mitte. Der zweite Schütze legte an. »Uuh, der mit den langen Haaren sieht richtig heiß aus«, kiekste es neben der Gruppe. Tenten brauchte sich nicht umzudrehen um zu wissen, wer gesprochen hatte. Sakura verdrehte genervt die Augen. Ami stand mit ihren zwei Freundinnen etwas abseits und beobachtete das Geschehen. Der zweite Schütze verzog und sein Pfeil landete neben der Zielscheibe - ausgeschieden. Neji erhob sich aus seinem Seiza und legte an. »Olala«, kam es kichernd von der Seite. Tenten hatte jetzt ebenfalls die Fäuste geballt, drückte Neji die Daumen. Sein Pfeil glitt mühelos genau in die Mitte der Zielscheibe. Nicht mal ein Lächeln trat auf sein Gesicht, als er sich wieder in den Seiza fallen ließ. Auch der vierte Schütze verzog und so erhob sich wieder Kotetsu. »Komm schon, verzieh«, grummelte Sakura nervös. Hinatas Hände am Geländer waren kalkweiß. »Ja!« Kotetsus Pfeil landete neben der Scheibe im Erdhügel. »Wenn Neji jetzt trifft, hat er gewonnen!«, stieß Sakura freudig aus. Elegant wie immer erhob sich Neji, ließ sich seine Genugtuung nicht anmerken, als er mit zwei tiefen Atemzügen den Bogen hob. Das Gefieder des Pfeils streifte seine Wange, als der den Bogen spannte. Tief ein- und aus atmen. Die minimale Rührung seiner Finger ließ die Sehne samt Pfeil nach vorne schnellen, zielgerichtet auf die runde Scheibe und – der Pfeil versank in der Mitte. Jubel brandete auf und Tenten und Sakura fielen sich in die Arme. »Er hat es geschafft!« »Boah, Kakashi-Sensei wird ausflippen!« Neji schüttelte Kotetsu steif die Hand und neigte den Kopf, dann wandte er sich ab, um zu seinen Freunden zu gehen. Grinsend umarmte ihn Sakura, während Kankuro nur grimmig guckte. Sicher, er freute sich, dass sein Team gewonnen hatte. Aber Hyuuga? Urgs. »Wie lief's bei euch?«, fragte Neji, nachdem auch Tenten ihn umarmt hatte und Hinata und Temari zumindest seine Hand geschüttelt hatten. Sie standen immer noch auf der Tribüne und grinsten beide. »Teni hat den ersten Platz geholt und mich ganz knapp auf den zweiten verdrängt«, erklärte Sakura stolz. »Super, Glückwunsch.« »Hey, kommt, die Siegerehrung fängt gleich an – ich glaube da solltet ihr dabei sein!«, rief Kidomaru, der dritte Junge aus ihrem Team, der leider nur den 17ten Platz gemacht hatte. An seiner Seite stand Yura, ein stilles Mädchen, welches den dritten Part des Mädchenteams verkörperte. Auch sie war schon früh ausgeschieden. Hiashi kam zusammen mit Rasa, Kankuros Vater, Temari und Hinata zu dem kleinen Platz, auf dem die offizielle Siegerehrung stattfand. Die beiden Männer unterhielten sich ruhig, die Mädchen gingen zu ihren Freunden. Als sie dabei an dem Team aus der Ame-High vorbei kamen, wandte Temari ungläubig den Kopf, ging aber weiter. »Kennst du die?«, fragte sie Tenten und deutete mit dem Daumen unauffällig auf Ami, die die Köpfe mit den beiden anderen Mädchen zusammengesteckt hatte. Der grimmige Blick Tentens gab Auskunft genug und Neji runzelte die Stirn. Er sah Temari fragend an, die verärgert schien. »Die lästern über Teni. Schlechte Verlierer sind das.« Die Siegerehrung hellte die Stimmung der Gruppe wieder etwas auf. Auch Kakashi-Sensei war anwesend und gratulierte seinen Musterschützen. Die Umkleiden waren schon fast leer als Sakura und Tenten endlich dazu kamen, sich umzuziehen. Glücklicherweise verließen Ami und ihre Freundinnen den Raum in dem Moment, als Sakura und Tenten eintraten. Yura war noch dabei, ihre Trainingskleidung einzupacken und sie verdrehte die Augen in Sakuras Richtung. »Endlich sind die weg«, murmelte sie. »Nicht zum aushalten. Scheinen einen ganz schönen Narren am Captain gefressen zu haben. Was habt ihr heute Abend noch vor?« »Hinata und Neji haben uns zum Essen eingeladen. Mit anschließender Übernachtung.« Sakura lächelte. »Hört sich gut an. Ich darf zur Feier des Tages Babysitten, ist das nicht toll?« Ihr Stimme triefte vor Sarkasmus. Tenten lächelte ihr aufmunternd zu. »Naja, man sieht sich – spätestens Dienstag. Macht's gut!« Damit waren Sakura und Tenten alleine in der Umkleide. Draußen wartete Neji darauf, dass seine beiden Freundinnen endlich fertig wurden. Sein Onkel und Hinata waren mit Rasa, Temari und Kankuro schon zu den Autos vorgegangen, aber weil er gesehen hatte, dass die Schüler der Ame-High noch vor dem Eingang herumlungerten, blieb Neji, wo er war. »Hey!«, sagte eine sanfte, aber ungeheuer nervig klingende Stimme. Er drehte den Kopf und sah einem der Mädchen aus Ame ins Gesicht. Sie war ihm ganz schön auf die Pelle gerückt. Er verzog keine Miene und sie strahlte ihn mit einem koketten Lächeln an, fummelte in ihren lila gefärbten Haaren herum. »Ich glaube, wir kennen uns noch nicht. Mein Name ist Ami. Du bist Tentens Team-Captain, oder? Wir sind alte Freundinnen, weißt du?« Eine Augenbraue Nejis hob sich. Flirtete diese falsche Schlange ihn gerade an? Er warf einen, wie er fand, verächtlichen Blick auf sie und drehte den Kopf weg, sah wieder zu den Umkleiden. »Ich kenne Tenten schon ziemlich lange, aber jemanden wie dich hat sie nie erwähnt«, sagte er kühl. Ami klimperte mit den Wimpern. »Tatsächlich nicht? Wie schade. Sag mal, würdest du mir vielleicht deine Nummer geben, dann könnten wir beide uns ein bisschen besser… kennenlernen?« Okay – gleich würde er kotzen. Zu seiner Erleichterung traten in diesem Augenblick Tenten und Sakura aus der Unkleide. »Danke, kein Interesse«, sagte er kalt und steuerte dann auf die beiden Mädchen zu. Sowas hatte er gerne… erst hinter ihrem Rücken lästern und dann von Tenten als 'Freundin' sprechen. Das Mädel verdiente eine Abreibung, soviel war sicher. »Tenten«, sagte er und verbannte die Kälte aus seiner Stimme. »Müssen wir noch zu dir, oder hast du deine Schlafsachen dabei?« Glücklicherweise konnte Sakura über Nejis Schulter das fassungslose Gesicht von Ami sehen, sonst hätte sie wohl einen Kommentar zu Nejis Frage abgelassen. So wusste sie sofort, was Neji tat. Er zwinkerte und Tenten lief rot an. »N-nein, ich habe alles dabei.« »Sehr gut.« Sakura musste sich zusammenreißen um nicht zu lachen, als Neji seiner Stimme einen verführerischen Klang gab. Er legte Tenten einen Arm um die Schultern und führte die beiden Mädchen an Ami vorbei, die immer noch mit offenem Mund starrte. Es lag Sakura wirklich auf der Zunge ein 'Pass auf, dass du keine Fliege verschluckst' abzulassen, aber sie hielt sich zurück. Tenten ihrerseits war verwirrt. Sie sah zu Neji, der mit jetzt wieder stoischen Gesichtsausdruck neben ihr ging, aber immer noch den Arm um sie gelegt hatte. »Was-?«, fragte sie leise. »Ich hab' dir nur bei deiner Rache geholfen«, murmelte er und seine Mundwinkel hoben sich zu der Andeutung eines Lächelns. Sakura holte auf und ging jetzt neben Tenten. »Erste Sahne, Neji«, kicherte Sakura und rutschte neben Hinata auf die Rückbank, nachdem Neji den beiden Mädchen ihre Taschen abgenommen und im Kofferraum verstaut hatte. . . . . Schweißgebadet schreckte Tenten aus dem Schlaf hoch. Nein! Die geisterhaften Bilder ihrer Eltern hangen in der Luft und verblassten. Keuchend setzte sie sich auf und sah sich hektisch um. Wo war sie? Das war nicht ihr Zimmer! Neben sich hörte sie die leisen Geräusche schlafender Körper. Sie blinzelte ein paar Mal und als sich ihre Augen an das Dunkel gewöhnt hatten, war auch ihr Herzschlag nicht mehr so schnell. Sakura. Hinata. Genau. Sie war im Hyuuga-Anwesen. Ihre Kehle war wie ausgedörrt. Mit zittrigen Beinen schälte sie sich aus der Decke und tastete sich vorsichtig bis zum Flur vor. Sie schob die Tür hinter sich leise zu. Ein dünner Luftzug brachte Kälte mit sich und sie bemerkte, dass ihr heiße Tränen über die Wangen liefen. Hastig wischte sie sie weg. »Tenten?«, hörte sie Neji leise fragen und wirbelte herum. Er stand im Türrahmen zum Badezimmer, in Boxershorts und einem abgetragenen T-Shirt und starrte sie verwundert an. Sie hickste und wischte erneut die Tränen fort. »Was ist los?«, fragte er alarmiert, aber immer noch leise und kam auf sie zu, das Licht hinter sich löschend. Durch eines der Fenster fiel Mondschein auf den Holzfussboden, der leise unter seinen Schritten knarrte. Tenten schüttelte den Kopf. »Alles in Ordnung«, presste sie tränenerstickt hervor. »So sieht das aber nicht aus«, kommentierte er trocken. Er dirigierte sie den Flur entlang bis zu einer Außentür. Einer der vielen kleinen Gärten des Hauses lag dahinter und mit sanftem Druck brachte er Tenten dazu, sich auf die Veranda zu setzen. »I-Ich habe nur schlecht geträumt«, erklärte sie halbherzig. »Wovon?«, hakte er nach und setzte sich neben sie. »… Von meinen Eltern.« Hinata hatte ihm von dem erzählt, was Tenten beim Mädelsabend gesagt hatte und instinktiv legte er ihr einen Arm um die Schultern. »Du vermisst sie?« »J-ja!« Ein Schluchzen an seiner Brust sagte ihm, dass Tenten sich vertrauensvoll an ihn gelehnt hatte. »Ich weiß wie das ist, Tenten. Auch wenn es bei mir schon so viele Jahre zurückliegt. Es gibt nichts, was ich dir sagen kann, was dir die Schmerzen nimmt… Aber solange du die Erinnerung an deine Eltern bewahrst, werden sie für immer in deinem Herzen leben.« Es klang abgedroschen, und genauso fühlte es sich auch an. Aber für Neji war dieser Satz sehr wichtig geworden. Immer und immer hatte er ihn für sich wiederholt, als seine Eltern ihn in der Obhut seines Onkels und seines Großvaters gelassen hatten. Immer, wenn er die wenigen Fotos seiner Eltern betrachtete, dachte er daran, dass sie durch ihn weiter lebten. Vorsichtig tätschelte er Tentens Rücken. »Sie sind immer bei dir und passen auf dich auf«, murmelte er leise, weil es das war, woran er glaubte. Tenten schniefte an seiner Brust. »S-Sie… würden nicht wollen, dass ich ihretwegen… so traurig bin…«, schluchzte sie leise. »Ganz sicher nicht.« Er drückte sie noch näher an sich, schlang auf den zweiten Arm um sie. Eine ganze Weile schwiegen sie. So lange, bis Tentens Tränen versiegten und sie sich vorsichtig von ihm losmachte. »Es tu mir Leid, dass ich-« »Es braucht dir nichts Leid tun, Tenten«, sagte er und zog sie mit sich hoch. »Dafür sind Freunde doch da.« »D-Danke.« »Jederzeit. Du bist nicht alleine, verstanden?« Sie nickte. »Du solltest jetzt wieder ins Bett gehen«, schlug er vor und sie nickte erneut. »Ich… muss vorher kurz ins Bad.« »Beeil dich.« Er wartete, brachte sie zurück zu Hinatas Zimmer und wartete, bis sie die Tür hinter sich zu geschoben hatte, bevor er sich zurück in sein Zimmer begab. Er ließ sich auf sein Bett sinken, in Gedanken verloren. Dann stand er wieder auf, ging zu der Kommode und hob einen Bilderrahmen hoch. Das Hochzeitsfoto seiner Eltern. Wie glücklich sie aussahen. Wie jung. Er lächelte traurig, dann stellte er es wieder ab und kroch unter seiner Bettdecke. Sie waren immer bei ihm. September - vierte Woche ------------------------ »Sakura. Ich vertraue dir den Geldbeutel an«, sagte Ino in einem gewichtigen Tonfall am Mittagstisch. Es war Montag und am Ende der Woche standen sowohl Inos, als auch Shikamarus Geburtstag an. »Oh mein Gott, Ino!«, Sakura griff spielerisch die Szene auf und tat so, als wäre es eine unübertroffene Ehre, das quietschrosa Portemonnaie anzunehmen. Als sie sich mehrfach verbeugte, zischte Ino beleidigt: »Übertreib mal nicht, Stirnie!« Dann sagte sie, an Shikamaru gewandt: »Ohren zu, Faulpelz!« Mit einem genervten Seufzen hob er die Hände, steckte sich die Finger in die Ohren und fing an zu summen. Die Augen waren dabei an die Decke gerichtet. Sakura kicherte bei dem Anblick. »Seine Eltern schenken ihm ein neues Go-Ban. Er braucht aber auch noch neue Steine und Dosen.« Sakura nickte geschäftig und tippte eine Notiz auf ihrem Smartphone. Ino sah zu Sai, der neben Shikamaru saß. Er fasste das als Zeichen auf, dem immer noch Summenden in die Seite zu stupsen. Shikamaru hörte auf zu summen und nahm die Finger aus den Ohren. »Schon fertig?«, fragte er. »Japp. Wehe du enttäuscht mich. Ich geh eben was zu Essen holen«, sagte sie schnippisch und stand geschmeidig auf, den langen blonden Zopf durch die Luft hinter ihr her wehend wie eine Fahne. Shikamaru starrte träge in die Runde, die bis auf Ino, Tenten und Naruto vollständig war. »…« »Du hast keine Ahnung, oder?«, fragte Temari schließlich, als er keinen Ton von sich gab. »Nicht die leiseste.« Sakura stöhnte genervt auf. »Du bist ihr bester Freund!« »Du bist ihre beste Freundin«, meckerte er zurück. »Ein neuer Anhänger für ihr Bettelarmband?«, warf Sai fragend ein. »Gute Idee! Hina, Tema, habt ihr diese Woche noch Zeit? Dann können wir zusammen gucken gehen? Wo ist eigentlich Teni?« »Sie musste Kakashi-Sensei bei irgendwas helfen«, murmelte Hinata leise. »Mittwoch würde mir passen. Ich habe allerdings bis um vier Uhr Schule.« »Mittwoch ist Kendo«, sagte Temari. »Freitag direkt nach der Schule?« »Etwas knapp, aber das geht bestimmt.« »Okay.« Mit Schwung ließ sich Naruto neben Sasuke auf die Bank fallen. »Hey Leute, was geht?« »2.000 Yen, Dobe.« »Huh?« »Richtig«, stimmte Sakura zu. »Geld her ihr geizige Bande.« Mit einem Tablett in der Hand, welches mit gemischtem Obst bestückt war, trat Tenten an den Tisch. Sie schob es in die Mitte, bevor sie sich setzte. »Machen wir 'ne Sammlung?« »Inos und Shikas Geburtstag«, erklärte Sakura, die den Haufen an Scheinen und Münzen zusammenschob. »Richtig!« Hastig kramte Tenten in ihrer Tasche und schob Sakura zwei Scheine zu. »Super. Wie ich sehe hat Ino ihren Tausender schon rein getan… dann haben wir's. Teni, am Freitag gehen wir zusammen in die Stadt – ohne Ino.« »Ohne mich?« Ebenfalls mit einem Tablett in der Hand kam Ino wieder zum Tisch. »Ich hoffe es ist was Gutes.« »Ganz bestimmt. Es war nämlich nicht Shikas Idee«, witzelte Temari leise und Ino konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Shikamaru Nara!« Er war bei Leibe nicht ängstlich, aber wenn seine Mutter seinen vollen Namen benutzte… »Was hab' ich getan?«, murmelte er mehr zu sich selber, während Ino ihn anfeixte. Sie stand auf einer Leiter und brachte grade die letzte Girlande in dem Waldhäuschen von Shikamarus Eltern an. »Was, Mutter?!« »Nicht in diesem Ton, mein Sohn!«, fauchte Yoshino Nara, als sie die Hütte stürmte, ein Tablett mit Fingerfood in den Händen. »Ino Liebes, warum stehst du auf der Leiter? Shikamaru, das ist dein Job als junger Mann!« Shikamaru verdrehte genervt die Augen und stellte die letzte Flasche Bier aus dem Kasten in den Kühlschrank. »Warum hast du nach mir gebrüllt?« Yoshino funkelte ihn an. »Dein Vater will dir zeigen wie du den Grill anmachen musst!« Er stöhnte und schlürfte nach draußen. Seine Schritte beschleunigten sich allerdings, sobald er außer Sichtweite der beiden Furien war. Ino ging ihm heute schon genug auf die Nerven mit ihrem Perfektionismus. Gut, dass sein Vater ihn verstand. Shikaku stand an dem gemauerten Grill und grinste seinen Sohn wissend an. »Kleine Auszeit gefällig?« »Danke Dad. Keine Ahnung, warum ich mir das jedes Jahr aufs neue antue.« »Du konntest ihr nie eine Bitte abschlagen.« »Ich hab's mal versucht, dann aber festgestellt, dass ich meinen Kopf da mag, wo er ist. Auf meinen Schultern. Und nicht zwei Meter neben mir.« Sein Vater lachte leise und stocherte in der Grillkohle herum. »Ist der Hochsitz an der Lichtung eigentlich noch zu benutzen?«, fragte Shikamaru ganz beiläufig. »Ja sicher, wieso fragst du?« Er zuckte mit den Schultern. »Nur so.« Dann fischte er sein Handy aus der Tasche und öffnete ein Chatfenster. Shikamaru: Kannst du später auf der Party vorschlagen, Mario-Kart zu spielen? Neji: Was? Du hasst das Spiel. Shikamaru: Tu mir den Gefallen, Neji. Neji: Hn. Shikamaru grinste. Shikamaru: Sasuke, ein Gefallen? Sasuke: Kommt drauf an… Shikamaru: Wenn Neji später Mario Kart vorschlägt, stimm' zu und sorg' dafür, dass Sakura (und Naruto) auch wollen. Sasuke: … Warum? Er konnte fast den Unglauben in Sasukes Stimme hören, wie er dieses einzelne Wort aussprach. Shikamaru: Tust du's? Sasuke: … Ich hab' was gut bei dir. Obwohl die Feier schon für sechs Uhr angesetzt war, kam Naruto erst um halb sieben an, nur fünf Minuten nach Temari, die sich damit rausgeredet hatte, dass sie für ihre Brüder noch hatte kochen müssen. »Und was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?«, fragte Ino bissig. »Teme hat mich nicht abgeholt«, machte Naruto beleidigt und verschränkte die Arme. »Dobe… Du bist doch wohl alt genug, oder?« »Jungs! Kein Streit!«, grätschte Sakura dazwischen. »Das hier ist ein Geburtstag. Eine Feier. Wir sollten Spaß haben!« »Wir sollten Geschenke kriegen«, korrigierte Ino mit einem Grinsen und ausgestreckter Zunge. »Dazu wollte ich grade kommen, Schweinchen.« »Stirnie…« »Mädels!«, machte Temari genervt. Hinata und Tenten schüttelten nur grinsend die Köpfe. Natürlich freuten sich sowohl Shikamaru als auch Ino über ihre Geschenke. Der Anhänger für Inos Armband bestand aus einem in fragile Silberfäden eingeschlossenen blauen Schmuckstein, der perfekt zu Inos Augenfarbe passte. Hinata hatte ihn in dem Laden entdeckt und wurde jetzt rot, als Sakura dies erwähnte und Ino ihr erneut um den Hals fiel. »Der ist perfekt! Danke Mädels!« Naruto hüstelte. »-und Jungs, jaja. Ihr habt den aber nicht mit ausgesucht.« »Eigentlich wollte ich fragen, wann's Essen gibt.« »Hast du eigentlich irgendwann mal nicht Hunger?«, fragte Tenten amüsiert. »Nein. Der ist ein bodenloses Loch. Man kann immer was zu Futtern reinschmeißen«, winkte Sasuke ab. »Ich kümmer' mich um den Grill«, sagte Shikamaru und erhob sich. »Leistet mir wer Gesellschaft?« Auf seine Frage hin spaltete sich die Gesellschaft relativ schnell in Jungs und Mädels auf. Ino bat Temari, den Anhänger an ihrem Armband festzumachen und die Jungen stellten sich um den Grill und fingen an über die Vor- und Nachteile von Holzkohle zu diskutieren. Nicht, dass einer von ihnen wirklich Ahnung davon hatte. Nachdem alle mit Grillfleisch und Würstchen, sowie Kartoffelsalat und Baguette gesättigt waren, lehnte sich Shikamaru etwas zurück und betrachtete die Runde. Dann sah er Neji mit bedeutungsschwerem Blick an und nickte ganz langsam. Alles klar. Innerlich stöhnte Neji. »Okay, Leute, wer hat Bock auf Mario-Kart?«, ließ er sich vernehmen und die Gespräche am Tisch verstummten. »Mario-Kart?«, fragte Ino ungläubig. »Hört sich gut an«, stimmte Sasuke mit verschränkten Armen zu. »Wir sind zu zehnt, das kann man nur zu viert spielen…« »Und außerdem mögen Shika und Tema das Spiel nicht«, setzte Sakura hinzu. Shikamaru zuckte mit den Schultern. »Von mir aus könnt ihr spielen.« »Wir können Zweierteams machen. Sakura?« Jadegrüne Augen starrten Sasuke verwirrt an, aber sie nickte zaghaft. »Dann können wir den Dobe mal so richtig fertig machen.« »Eeeh, Teme, garantiert nicht! Zweierteams, ja? Ino, wie steht's?« Die Blondine rieb sich die Hände. »Aber sicher doch!« Neji drehte sich zu Tenten, der Blick fragend. »Uhm, klar - ich bin allerdings nicht so gut.« »Dann bleiben nur noch Hina und ich übrig – geht das klar?«, fragte Sai mit einem freundlichen Lächeln und Hinata lief rot an. »J-ja.« Sakura beugte sich zu Sasuke und flüsterte: »Hina ist gut, auf die müssen wir aufpassen!« Sasuke nickte grimmig. Shikamaru warf seinen beiden Komplizen einen dankbaren Blick zu, als Temari aufstand und verkündete: »Solange ihr dieses langweilige Spiel spielt, geh' ich ein bisschen an die frische Luft. Bis später!« Er wartete, bis seine acht Freunde sich vor dem Fernseher in der Hüttenecke verteilt hatten, die Musik anfing zu dudeln und alle gebannt von dem Spiel waren, bevor er langsam aufstand. »Bin gleich wieder da«, murmelte er leise, aber keiner achtete groß auf ihn. Zu seinem Glück war Temari noch nicht weit gekommen. Sie war in der sicheren Umgebung des Hauses geblieben, dort, wo alles hell erleuchtet war. »Hey«, machte er gedehnt und steuert auf sie zu. Überrascht sah sie ihn an. »Lust auf einen Spaziergang?« Er deutet auf den Wald. »Ist ein bisschen dunkel dafür«, gab sie zurück. Er grinste träge und zückte eine große Stabtaschenlampe, die er aus der Hütte mitgenommen hatte. »Wehe, wir verlaufen uns«, knurrte Temari, grinste aber ebenfalls. Er verdrehte die Augen. »Ich bin hier aufgewachsen, Temari. Ich kenne so ziemlich jeden Baum auf dem Gelände.« Nebeneinander folgten sie einem dünnen Trampelpfad durch die dichten Tannen, der Kegel der Taschenlampe zuckend vor ihnen auf dem Boden. Er führte sie zu der kleinen Lichtung, zu dem Hochsitz, über den er mit seinem Vater gesprochen hatte. Als sie näher kamen und das Mondlicht ausreichend hell war, knipste er die Taschenlampe aus. »Was machst du?«, zischte sie. »Sscht.« Sie starrte ihn an. »Komm her«, sagte er und deutet auf den Hochsitz. »Der sieht nicht sonderlich vertrauenerweckend aus-« Er verdrehte die Augen. »Wenn der mich aushält, dann dich erst recht.« Sollte das ein Kompliment sein? »Aber nicht uns beide!« »Hoch mit dir, anstrengendes Weib«, knurrte er. Sie plusterte die Wangen auf, folgte aber seiner Anweisung. Das kleine Häuschen war bei weitem nicht für zwei Leute ausgelegt, weswegen sie sich etwas quetschen mussten. »Siehst du das?«, murmelte er leise und deutet auf die Lichtung. Ganz langsam bewegten sich drei Schatten durch das Gras und Temari brauchte einen Moment, um die Hirschkühe zu erkennen. »Wow.« Die Tier bewegten sich mit Grazie und am Waldrand tauchte nur wenige Minuten später ein Hirsch auf, das Geweih hoch erhoben. »Der ganze Stolz meines Vaters«, erklärte Shikamaru wispernd, als Temari das majestätische Tier mit offenem Mund betrachtete. »Wolltest du mir das von Anfang an zeigen?«, hauchte sie und sah Shikamaru an, der so dich neben ihr saß, dass sie seinen Atem an ihrer Wange spüren konnte. »Ich hatte die Hoffnung, dass ein paar raus kommen«, gab er zu und betrachtete ihr Gesicht, auf dessen Wangen er selbst im Mondlicht einen Rotschimmer ausmachen konnte. Er neigte den Kopf zur Seite, beugte sich auf sie zu und mit einem Seufzen ihrerseits verschloss er Temaris Lippen. Später konnte keiner der beiden sagen, wie lange sie rumgeknutscht hatten – sicherlich eine ganze Weile, die Hirsche waren nämlich weitergezogen. Shikamaru zog sich schließlich zurück und murmelte: »Wir sollten zurück zu den anderen.« Temari nickte und sah ihm dabei zu, wie er anfing, die Leiter hinabzusteigen. Sie schwieg den ganzen Rückweg und auch Shikamaru sagte kein Wort. In seinem Innern wirbelten die Gedanken allerdings nur so durcheinander. Sie hatte den Kuss – die Küsse - erwidert. Aber eigentlich hatte er erwartet, dass sie irgendwas sagen würde. Egal was. Sobald die Lichter der Hütte und des Hauses in Sichtweite kamen, beschleunigte Temari ihre Schritte und Shikamaru blieb wie betäubt stehen. Das lief gar nicht so, wie er erhofft hatte. In seiner Brust wurde es eng. »Tema! Da bist du ja wieder, wo warst du?« Temari kniff die Lippen zusammen. »Frische Luft schnappen«, presste sie heraus. »Hör mal, Ino, ich will dir nicht die Party verderben, mir geht’s gar nicht gut, ich geh' nach Hause, okay?« »Was? Aber Tema-« Neji hob eine Augenbraue. »Wo hast du Shikamaru gelassen?« Wenig überzeugend blickte Temari auf, als hätte sie grade erst festgestellt, dass die Gruppe unvollständig war. »Habe ihn nicht gesehen.« Sasuke sah zu Neji, die Augen zusammengekniffen. Irgendwas stank hier gewaltig. Temari umarmte ihre Freundinnen rasch und klopfte den Jungen auf die Schulter. »Bis Montag dann«, sagte sie und stürzte fast aus der Hütte. »Was war das?«, fragte Naruto perplex. Sobald Temaris Gestalt ums Haus herum Richtung Straße verschwunden war, setzte sich Shikamaru wieder in Bewegung. Es brachte nichts, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen. Und er konnte seine Freunde nicht länger alleine lassen. Als er eintrat, starrten ihn Sasuke und Neji an. »Shika, da bist du ja wieder! Tema musst gehen, ihr geht’s nicht so gut«, erklärte Ino mit aufgesetzter guter Laune. Sie konnte es riechen. So richtig streng. Irgendwas war vorgefallen und sie würde nicht ruhen, bis sie wusste, was! »Hn«, machte Shikamaru und ließ sich im Schneidersitz neben seiner besten Freundin nieder. »Wer hat gewonnen?«, fragte er mit rauer Stimme, um das Thema zu wechseln. »Ino und ich natürlich!«, grinste Naruto überlegen. »Auch wenn Hina und Sai sich sehr gut geschlagen haben!« Tenten beobachtete Neji verwirrt. Warum warf er Sasuke und Shikamaru so komische Blicke zu? Die Stimmung im Raum war etwas angespannt, bis Sakura vorschlug, einen Film zu gucken. Die Filmmusik füllte die Stille, die sich sonst breit gemacht hätte. Nach einer Weile wurden alle wieder etwas munterer. Ein Thriller war zwar nicht die beste Stimmungskanone, aber überraschenderweise brachte Tenten alle mit ihren trockenen Kommentaren zum Lachen. »Jaaa, genau! Killer im Haus – erste Entscheidung: Teilt euch auf. Wie blöd kann man eigentlich sein?!« Es war spät geworden, als die Freunde sich verabschiedeten. Hinata und Neji wurden von einem Fahrer abgeholt, der auch Tenten und Sakura nach Hause brachte, während Sai und Naruto bei Sasukes Bruder Itachi mitfuhren. Shikamaru kümmerte sich darum, dass die Elektrik in der Hütte vollständig ausgeschaltet war, bevor er hinter sich abschloss. Er war nicht überrascht, dass Ino mit in die Hüfte gestemmten Händen auf ihn wartete. »Spuck's aus!«, forderte sie. Shikamaru schloss die Augen, bevor er antwortete. »Ich habe sie geküsst und sie ist danach ohne ein Wort abgehauen. Hör also bitte in Zukunft auf, uns verkuppeln zu wollen, sie will offensichtlich doch nicht.« Inos Mund stand sperrangelweit offen. »Du hast- sie hat WAS?!« »Hör mal, ich will nicht darüber sprechen, okay? Gute Nacht, Ino.« Händeringend stand Ino im Garten ihrer Nachbarn, als Shikamaru sie alleine ließ. Das konnte doch nicht wahr sein! Außer Temari war noch niemand zu Hause angekommen, als eine Nachricht im Gruppenchat erschien. Ino: Planänderung - Nächste Woche ist Mädels-/Jungsabend angesetzt. Wir treffen uns bei Tema. Die Abwesenheit von Smileys betonte, wie ernst es Ino war. Der Montag war… schleppend. Temari bemühte sich um gute Laune, aber sie wagte es nicht ein Mal, Shikamaru anzusehen. Der wiederum legte das Verhalten einer Schlaftablette an den Tag und war niemandem zugängig. Die anderen Freunde bemühten sich, die gedrückte Stimmung am Tisch etwas zu lockern. Weil vor allem Hinata und Tenten darunter litten, nicht zu wissen was los war – warum waren alle ihre neuen Freunde so mies drauf? Sie hatten die Gruppendynamik noch nicht vollständig durchschaut – fand sich Neji dazu gezwungen, mit Tenten und Sakura über das Kyudo-Turnier zu reden. Er analysierte nicht gerne seine vergangenen Leistungen und prahlte auch nicht gerne, aber zumindest herrschte so keine Stille am Tisch. Ino rauchte innerlich. Weder Shikamaru noch Temari waren dazu bereit, von sich aus zu reden, und Ino war schlau genug niemanden an einem Schultag dazu zu zwingen. Das musste halt bis zum Wochenende warten, auch wenn es ihr schwer fiel! September - fünfte Woche ------------------------ Der Musikunterricht bei Kurenai-Sensei war eigentlich nie ruhig. Die Lehrerin brachte ihre Schüler oft dazu, Instrumente zu spielen und auszuprobieren, schlug Lieder vor, die einzeln oder gemeinsam gesungen wurden und erklärte den Unterschied zwischen 'Alt' und 'Sopran', 'Dur' und 'Mol', indem sie Schüler dies selbst ausprobieren ließ. Ohne Zweifel hatten Tenten und Hinata Spaß in ihrem Unterricht, Hinata umso mehr, weil sie schon nach den wenigen Stunden dieses Schuljahres sowohl von Kurenai-Sensei als auch von einigen Klassenkameraden für ihre tolle Stimme gelobt worden war. Nach der Musikstunde am Dienstag bat Kurenai-Sensei Hinata kurz zum Lehrerpult. Tenten nickte ihrer Freundin zu und postierte sich draußen neben der Tür. Karin, Matsuri und Kin, mit denen sie sich angefreundet hatten, leisteten ihr Gesellschaft. »Ganz ehrlich, wenn ich so singen könnte wie Hinata – ich hätte eine Karriere als Idol eingeschlagen!« Karin schüttelte ungläubig ihre roten Locken. »Soweit ich weiß war ihr Vater erst nicht so begeistert davon, dass sie lieber singt als wie Neji Kyudo zu praktizieren«, erklärte Tenten. »Die Hyuugas sind ziemlich stolz auf ihren Sport – haben sogar ihren eigenen Dojo - und Hinata ist die einzige in der Familie, die musikalisch begabt ist.« Matsuri sah Tenten nachdenklich an. »Dann stimmt es also?«, fragte sie. »Was stimmt?« »Dass du mit Neji zusammen bist«, sagte Kin nüchtern. »Was? Nein! Wir sind nur Freunde!« Tentens rote Wangen ließen die anderen Mädchen die Augenbrauen heben. Allerdings wurde Tenten ja fast immer rot… das musste also nichts heißen. Musste nicht. Konnte trotzdem. Kin und Karin tauschten einen wissenden Blick. »Achso? Naja, gut. Neji ist eh nicht so der Typ für Romantik, denke ich«, sagte Matsuri, um die Situation zu entschärfen. »Ich könnte mir gar nicht vorstellen mich mal länger mit ihm zu unterhalten, er ist ziemlich einschüchternd, oder?«, hakte Kin nach. Tenten runzelte die Stirn. Einschüchternd? Eigentlich… nicht, oder? »Ich weiß nicht… Er… schweigt wohl lieber, aber man kann sich auch gut mit ihm unterhalten.« »Wie Sasuke«, murmelte Karin verträumt und Tenten sah fragend zu Kin und Matsuri, die leise kicherten. »Sie steht schon ewig auf Sasuke. Aber der hängt ja immer mit Sakura rum, und hat… Karin letztes Jahr einen Korb gegeben, da hatte sich das Thema doch eigentlich erledigt, oder?« Kin fragte betont höflich bei Karin nach, die jetzt fast so rot angelaufen war wie ihr Haar. »Ich mag ihn halt immer noch! Und Sakura und er sind nicht zusammen! Ich hab' immer noch eine Chance!« »Sind sie nicht?«, fragte Matsuri irritiert, und Tenten schüttelte den Kopf. »Aber Shikamaru und Temari sind ein Paar, oder?« Erneut schüttelte Tenten den Kopf. Mit einem mulmigen Gefühl dachte sie an den gestrigen Tag und das Verhalten der beiden. »Auf mich wirkte es so, als hätten sie sich gestritten«, warf Kin ein. »Wie lange braucht Hinata da drinnen eigentlich noch?«, meckerte Karin plötzlich los und sah auf ihre Uhr. »Die Pause ist gleich rum und wir müssen noch zurück ins Klassenzimmer.« Wie aufs Stichwort schwang die Tür auf und Kurenai-Sensei trat mit Hinata heraus. »Überleg's dir, Hinata. Heute nach der sechsten Stunde in der Aula. Ich hoffe, wir sehen uns.« Kurenai-Sensei lächelte den Mädchen zu und schloss den Musikraum hinter sich ab, während Hinata, die etwas errötet war, mit ihren Freundinnen davonzog. »Was wollte sie denn von dir?«, fragte Tenten nach. »I-Ich… sie hat mich gefragt, ob ich nicht in der Theater-AG mitmachen möchte…« »Wir haben eine Theater-AG?«, machte Matsuri dumpf und sah verwirrt aus. »Uh, ja!« Kin wurde ganz aufgeregt. »Erinnert ihr euch an den süßen Typ, der vor zwei Jahren den Hamlet gespielt hat?« Karin und Matsuri traten einen Schritt zur Seite. »Hamlet?«, echoten sie. Kin zog ein Gesicht. »Schon gut, vergesst es.« »Und was ist heute nach dem Unterricht?«, fragte Tenten Hinata. »Ein… Vorsprechen. Kurenai-Sensei hat mich gebeten, zu kommen, aber… ich weiß nicht. Theater ist glaube ich nichts für mich…« »Wieso denn nicht? Mit deiner Stimme könnten die sogar ein Musical machen!« Dankbar lächelnd sah Hinata beschämt zu Boden. Sie war stolz auf ihre Stimme, aber es verunsicherte sie trotzdem, wenn man sie lobte. »Geh hin«, ermutigte Tenten sie. »Du bist in keinem Sportclub und hast daher Zeit. Gönn' dir etwas, was dir Spaß macht - und wenn du nur als Statistin mitspielst.« Nachdenklich nickte Hinata. »Oh Mist!«, stöhnte Karin. »Anko-Sensei ist schon da.« Die vier Mädchen waren vor dem Klassenraum angekommen, dessen Tür verschlossen war. Matsuri fasste sich ein Herz und klopfte. Anko-Senseis herrische Stimme befahl sie herein und nach einer kurzen Ermahnung, das zu-spät-kommen nicht zur Gewohnheit werden zu lassen, begann die Lehrerin (welche nur Sekunden zuvor den Klassenraum betreten hatte) mit dem Unterricht. Hinata war nicht gerne auf sich allein gestellt. Sie war furchtbar verunsichert, aber Tenten und Karin hatten sie geradezu gedrängt, zu dem Vorsprechen zu gehen und Karin hatte sie sogar zur Aula begleitet. »Du packst das, die beißen garantiert nicht. Oder soll ich auch noch mit rein kommen? Wie sieht das denn aus?« »D-Du hast Recht. Danke fürs her bringen.« Karin lächelte ihr aufmunternd zu und reckte den Daumen in die Höhe. »Viel Erfolg!« Zögernd drückte Hinata die Tür auf und stieß fast Augenblicklich mit einem braunhaarigen, gutaussehenden Jungen zusammen. »Sorry!«, grinste er mit funkelnden Augen. »Hab ich dir weh getan?« »Uuh, nein, alles gut«, murmelte Hinata leise und sah zu Boden. »Du bist bestimmt Hinata, oder? Kurenai-Sensei hat von dir gesprochen. Ich bin Kiba.« Der Junge hielt ihr die Hand hin und schüttelte ihre kräftig, als Hinata einschlug. »Auf eine gute Zusammenarbeit. Aber jetzt musst du mich kurz vorbei lassen – der Ruf der Natur, du weißt schon…« Er zwinkerte sie an und schlüpfte durch die Tür nach draußen. Etwas verloren stand Hinata einen Moment da, bevor sie sich weiter in den Raum traute. Ganz vorne an der Bühne tummelten sich etwa dreißig Schüler unterschiedlichen Alters und Kurenai-Sensei notierte Namen auf einer Liste. »Noch jemand, der für eine bestimmte Rolle vorsprechen will?«, fragte sie in die Runde und blickte auf. »Ah, Hinata, du bist gekommen, wie schön!« Sie notierte Hinatas Namen. Weil sich keiner der Schüler mehr meldete, verkündete die Lehrerin: »Alles klar, ihr bekommt jetzt Texte – sie sind kurz, macht euch keine Sorgen – die ihr bitte in der nächsten Viertelstunde auswendig lernt. Es musst nicht perfekt sein, ihr dürft die Texte zum Vorsprechen mit nach vorne nehmen. Danach rufe ich die Rollen auf und ihr tragt auf der Bühne vor, verstanden? Wo ist meine Stammbesetzung? Wir besprechen in der Zwischenzeit schon mal ein paar Dinge zu dem neuen Stück!« Etwa zehn Schüler, die sich im Hintergrund gehalten hatten – die meisten waren älter – lösten sich aus der Gruppe und sammelten sich um Kurenai-Sensei, nachdem diese mehrere Stapel Papier auf die Bühne gelegt hatte, an denen sich die anderen Schüler bedienten. Hinata stellte sich hinten an und las rasch die Titel der Texte. Neben 'Mercutio' lag ein Stapel 'Tybalt' und sie brauchte nicht mehr die Bestätigung durch die Stapel 'Romeo' und 'Julia', um zu wissen, welches Stück auf dem Spielplan stand. Die wenigen weiblichen Rollen, die zu vergeben waren, waren allerdings sehr beliebt. Der 'Julia'-Stapel war schon leer, bevor Hinata dran kam, und sie war gewissermaßen froh darüber. Sie in einer Hauptrolle? Ohne Theater-Erfahrung? Hah. Sie nahm sich einen Text der 'Amme' (Julias, um genau zu sein) und setzte sich auf einen Stuhl in der dritten Reihe um ihn zu studieren. Kiba, der Junge von vorhin kam wieder in die Aula, zwinkerte ihr zu und eilte an ihr vorbei zu Kurenai-Sensei, die mit der kleinen Gruppe der Stammbesetzung herumscherzte. Nach einer knappen Viertelstunde erhob Kurenai-Sensei die Stimme. Zuerst rief sie die Schüler in Paarungen auf, die für eine bestimmte Rolle vorsprachen. Parts, die nicht besetzt waren, wurden von der Stammbesetzung vorgetragen, die den Vorsprechenden danach gut zuredeten und kleine Tipps gaben. Kiba spielte in mehreren Szenen den Romeo, weil sich wenige Neueinsteiger an die Hauptrolle gewagt hatten. »Sehr schön, danke!« Kurenai-Sensei lächelte die Gruppe Schüler an, die gerade fertig geworden waren. »Okay, Szene 3, erster Akt. Eine Gräfin Capulet, eine Amme und eine Julia?« Niemand hatte die Gräfin gewählt, also trat ein Mädchen mit dunkelblonden Haaren namens Tamaki aus der Stammbesetzung vor. Hinata hatte sich schüchtern erhoben, genauso wie drei andere Mädchen. »Jemand die Amme?« »Uhm, ich«, sagte Hinata leise. »Ihr habt alle drei die Julia?« Eines der Mädchen kicherte und sie nickten synchron. »Okay, dann entscheidet euch, wer zuerst will. Hinata, du kannst schon auf die Bühne.« Kiba reckte den Daumen in Hinatas Richtung in die Höhe und wieder kicherten ein paar Mädchen. Er grinste. Hinata faltete ihren Text zusammen. Sie konnte das! Auswendiglernen war immer ihre Stärke gewesen. Und dass jetzt mehrere Leute zusahen, wie sie etwas vortrug… Bei den Choraufführungen, an denen sie teilnahm war es doch genauso. Sie würde nicht stottern. Hoffentlich. Tatsächlich brachte sie ihren Part fehlerfrei hinter sich, vergaß sogar fast, dass sie auf der Bühne stand, und zu ihrer Überraschung machte es ihr Spaß. Das Mädchen, welches für die Julia vorsprach, war ziemlich nervös und verhaspelte sich zwei Mal, machte ihre Sache aber auch gut. Kurenai-Sensei lächelte allen aufmunternd zu und notierte sich etwas auf ihrem Klemmbrett. »Sehr schön, danke!« Kiba lehnte sich zu einem Jungen mit dunklem Hemd und aufgestelltem Kragen und flüsterte ihm etwas zu. Der Junge sah zu Hinata und nickte dann langsam. Beschämt sah Hinata weg. Hatte sie einen Fehler gemacht, sich blamiert? Sie stellte sich an den Rand der Gruppe von Schülern, die schon vorgesprochen hatten. Ein paar der Mädchen kicherten leise. »Uh, er guckt hierher!« »Ah, er sieht einfach scharf aus! Ganz sicher wird er den Romeo spielen!« Hinata folgte dem Blick der Mädchen. Meinten sie etwa Kiba? Sie beurteilte Menschen selten nach dem Aussehen, aber sie fand, dass Kiba nicht besser aussah als die Jungen aus ihrem Freundeskreis. Sasuke und Neji zogen die Blicke der Mädchen wahrscheinlich sogar noch mehr auf sich. »So meine Lieben. Vielen Dank für eure Mühen, ihr wart alle ganz wundervoll! Ihr habt mitbekommen, dass auch die alten Hasen heute vorgesprochen haben, indem sie die Rollen ausgefüllt haben, die übrig geblieben sind. Auch wenn ihr für eine bestimmte Rolle vorgesprochen habt, kann es sein, dass ich euch eine andere Rolle zuteile. Außerdem können leider nicht alle von euch eine Sprechrolle bekommen, ihr seid einfach so viele…« Kurenai-Sensei seufzte bedauernd. »Nichtsdestotrotz sind alle, die jetzt keine Rolle zugewiesen bekommen, herzlich dazu eingeladen, uns als Statisten zu helfen. Wenn ihr als Zweitbesetzung aufgelistet seid, bitte ich euch, trotzdem zu allen Proben zu erscheinen, ihr werdet abwechselnd üben. Alles klar soweit? Gut.« Sie hob ihr Klemmbrett. »Fangen wir mit den Hauptrollen an. Romeo: Inuzuka Kiba, Zweitbesetzung: Tatami Iwashi. Für die Julia haben wir: Hyuuga Hinata, Zweitbesetzung-« Hinata hörte gar nicht mehr zu. Sie war krebsrot angelaufen, als ihr Name viel zu früh genannt wurde. Julia?! Das war doch bestimmt ein Scherz, oder? Kurenai-Sensei verlaß weiter die Namen, aber Hinata hörte, wie ein paar Mädchen, die sich suchend umgeblickt hatten, anfingen zu tuscheln. »Die? War die so gut?« »Hat die nicht als Amme vorgesprochen?« »Warum kriegt so eine die 'Julia'?« Schnell senkte Hinata den Blick. Oh, es war ein Fehler gewesen, her zu kommen. Wie konnte Kurenai-Sensei ihr das nur antun?! In dem allgemeinen Gemurmel verstummte jetzt die Stimme der Lehrerin, die am Ende der Liste angekommen war. Jemand trat neben Hinata und sie sah schüchtern auf, die Wangen immer noch gerötet. »Klasse, Hinata. Ich freue mich schon auf unsere Zusammenarbeit.« Kiba grinste sie an. »D-Danke«, hauchte Hinata. »A-aber… Ich glaube, Kurenai-Sensei hat eine Fehler-« »Ach Quark! Du warst super! Und die Rolle der Julia passt viel besser zu dir als die Amme. Hast du an deiner alten Schule auch schon Theater gespielt?« »N-nein. Ich habe im Chor gesungen.« Er lächelte verstehend. Dann trat der Junge mit dem dunklen Hemd zu ihnen. Er nickte Hinata zur Begrüßung zu, sagte aber nichts. »Hinata, dass ist Shino, unser 'Paris'.« »H-hallo.« Shino betrachtete sie einen Moment. Seine Mundwinkel bogen sich zu einem angedeuteten Lächeln. »Auf gute Zusammenarbeit«, sagte er, dann wandte er sich an Kiba. »Wir sind für heute entlassen, kommst du?« »Jau, meine Schwester wartet bestimmt schon auf uns. Hinata – ich freue mich darauf, dich demnächst besser kennen zu lernen! Wir sehen uns Donnerstag!« Mit einem Winken verabschiedeten sich die beiden Jungen und ließen Hinata in der sich rasch leerenden Aula stehen. Kiba boxte Shino spielerisch in die Seite und lachte, als die Tür hinter ihnen zu schlug. Kurenai-Sensei trat zu Hinata. »Ich hoffe ich habe dich nicht zu sehr überrumpelt, Hinata.« »N-nein – also… doch, schon. Ich habe doch noch gar keine Erfahrung im Theater«, erklärte Hinata ihre Sorgen. »Du hast dich heute ausgezeichnet geschlagen. Sicher, wir hätten auch jemanden mit mehr Erfahrung nehmen können. Aber Tamaki ist ja die Zweitbesetzung, wenn alles schief läuft – was ich nicht glaube – kann sie übernehmen. Ich glaube, du hast viel Potential, Hinata. Lass dich nicht zu sehr unter Druck setzen, okay? Die Proben sind immer Donnerstags – zeitlich gesehen kannst du immer mit deinem Cousin nach Hause fahren.« Sie zwinkerte. Hinata fragte nicht nach, woher Kurenai-Sensei Neji kannte, oder woher sie wusste, dass er Donnerstags Kyudo-Training hatte. Als Lehrerin war man über sowas wohl einfach informiert. »Vielen Dank für ihr Vertrauen. Ich werde versuchen, sie nicht zu enttäuschen!« Hinata verbeugte sich steif und verabschiedete sich dann. Als sie über den Schulhof schritt, sah sie in einiger Entfernung Tentens übliche Sportfrisur, die zwei markanten Dutts. Neben ihr ging Neji (welcher Junge hatte sonst so lange Haare?). Hinata beeilte sich, die beiden einzuholen und schaffte es gerade, als sie die U-Bahn-Station erreichten. »Hinata! Hat das Vorsprechen so lange gedauert? Wie lief's?« Auch Neji hatte sich zu seiner Cousine umgedreht und musterte sie fragend. Hinatas Wangen waren von dem Sprint noch etwas gerötet und liefen jetzt noch dunkler an, als sie stotterte: »I-ich habe eine Rolle bekommen.« »Wirklich? Ist ja klasse!«, strahlte Tenten. »Ich wusste, dass du es schaffst!« »Welche Rolle denn?«, fragte Neji. »J-Julia.« »Julia? Wie in 'Romeo und Julia'?« Hinata nickte. »Wow!« Tenten grinste sie begeistert an. »Du sagst auf jeden Fall Bescheid, wann die Aufführung ist, oder? Und du kannst bestimmt Karten reservieren, ja?« »T-Tenten! Wir haben noch nicht mal mit den Proben angefangen…« Neji hatte die Stirn gerunzelt. »Wer spielt Romeo?«, fragte er und den beiden Mädchen entging der scharfe Unterton seiner Stimme nicht. »Uhm. K-Kiba Inuzuka«, sagte Hinata unsicher. Nejis Lippen wurden schmal. »Pass auf, wenn du dich mit ihm abgibst«, sagte er schlicht. Kiba hatte einen… Ruf an der Schule. Er würde den anderen Jungen nicht vor Hinata schlecht machen, aber er wollte auch nicht, dass seine Cousine sich in die lange Reihe seiner Verehrerinnen einreihte. Hinata und Tenten sahen ihn überrascht an. »O-okay«, machte Hinata leise. »Oh, hey, das ist meine«, machte Tenten und deutete auf die Bahn, die gerade einfuhr. »Bis morgen ihr beiden!« Irgendwie war sie heute aufgekratzt. Das lag unter anderem bestimmt daran, dass sie immer noch von ihrem Sieg vom vorletzten Wochenende zehrte, und an dem Lob, dass Kakashi-Sensei heute erneut ausgesprochen hatte. Außerdem war die Stimmung am Mittagstisch wieder etwas ausgelassener gewesen, was allerdings eher daran lag, dass Temari und Shikamaru an genau gegensätzlichen Enden Platz genommen hatten. Mit diesem Gedanken verflog Tentens Hochstimmung wieder. Ino hatte ein paar besorgte Bemerkungen gemacht und Tenten hoffte, dass die beiden sich – was auch immer zwischen ihnen vorgefallen war – bald wieder vertrugen. Neji: Wer hat Inuzuka in der Klasse? Naruto: Sai und Saku glaube ich. Sai: Jupp. Sitzt zwei Reihen vor mir, wieso? Neji: Wenn er irgendwas über Hinata sagt oder plant oder sonst was, will ich das wissen. Sai: Okay… wieso? Neji: Weil er an allem Interesse zeigt, dem ein weiblicher Artikel vorgestellt ist und sie zusammen in der Theater-AG sind. Naruto: Hina spielt Theater? Neji: Anscheinend. Shikamaru hat die Unterhaltung verlassen Naruto: Ey, Shika! Wieso haut der einfach ab? Sasuke: Wahrscheinlich weil ihn das ständige 'Pling' von neuen Nachrichten nervt? Sasuke hat die Unterhaltung verlassen Naruto: Kameradenschweine =P Sai: Ich hab ein Auge auf Kiba, keine Sorge. Neji: Danke. Neji hat die Unterhaltung verlassen Naruto: Lässt der uns hier einfach sitzen! Er hat doch die Unterhaltung angefangen! Sai hat die Unterhaltung verlassen Naruto: Was?! Boah ey… Hey! - Kann ich jetzt mit mir selber schreiben? =D Oktober - erste Woche --------------------- Das sonst so ruhige Anwesen der Familie Sabakuno wurde an diesem Samstag von einem lautstarken Streitgespräch heimgesucht. Glücklicherweise - für Ino, Sakura, Tenten und Hinata – hatte Kankuro den Mädchen aufgemacht, denn als die vier ankamen, hatte er gerade sturmfrei. Glücklicherweise – für Temari – waren ihre Eltern nicht da und ihr Bruder zu dem Zeitpunkt, an dem sie nach Hause kam, auch schon verschwunden. Ja, er hatte ihre Freundinnen in ihr Zimmer gelassen. Ganz alleine. Kankuro kannte die Mädels schließlich. Jetzt standen sich Temari und Ino gegenüber und lieferten sich ein heftiges Wortgefecht, während die anderen wie bei einem Tennis-Match hin und her guckten. »WAS ZUR HÖLLE IST EIGENTLICH MIT DIR LOS?! Da kriege ich ihn endlich dazu, sich seine Gefühle für dich einzugestehen und du lässt ihn sitzen! Was soll der Mist, Temari?!« »Ich will nicht darüber reden, Ino. Sei froh, dass ich überhaupt gekommen bin!« »Das hier ist dein Haus! Und wie kommst du dazu, Shikamaru das Herz zu brechen?! Er ist mein bester Freund und ihr veranstaltet seit zwei Jahren diesen dämlichen Affentanz und jetzt wo er endlich mal die Initiative ergreift-« »INO!« »Nichts da 'Ino'! Du kannst mir nicht sagen, dass du nicht in ihn verknallt bist, das sieht doch ein Blinder mit 'nem Krückstock!« »Ich habe aufgegeben, Ino, so einfach ist das!«, brüllte Temari. »Sollte ich ewig auf ihn warten?!« »Aber er hat doch jetzt den ersten Schritt gemacht!« »Es ist zu spät!« »Es ist niemals zu spät! Du liebst ihn, du doofe Ziege – und er liebt dich! Also sieh zu, dass du das wieder-« »ICH HABE MIT ITACHI GESCHLAFEN!« Egal was Ino auf der Zunge gelegen hatte, sie würgte es wieder herunter und starrte ihre Freundin an, bevor sie atemlos herauspresste: »Du hast WAS?!« »Wann?«, fragte Sakura entgeistert, die jetzt erstmals ein Wort dazwischen bekam. Hinata sah Tenten fragend an und flüsterte: »Itachi? Wie in-« »-Sasukes Bruder?« »In den Sommerferien. Ich war- Ich habe alles versucht bei Shikamaru, aber hat hat nie- Ich wollte mich nur einmal gewollt fühlen und nicht wie die letzte Schlampe, die sich einem Kerl aufdrängt, der auf ihre Freundin steht!« »Mal abgesehen davon, dass wir geklärt hatten – Shika will nichts von mir! - Es war nur das eine Mal, ja? Und du hast dich in Itachi verknallt, oder was?« »Nein! Aber was glaubst du, wie schwer es war, Shikamaru überhaupt wieder unter die Augen zu treten. Ich- Ich habe ihn doch quasi betrogen…« Hektische Flecken traten auf Temaris Gesicht und sie wischte ärgerlich eine Träne weg. Ino war immer noch fassungslos und ließ sich jetzt mit einem Plumps auf Temaris Bett fallen, nur um direkt wieder hochzuschrecken. »In diesem Bett?!« »Nein!« »Oh. Gut.« Ino setzte sich wieder. »Das ist vielleicht ein guter Zeitpunkt um euch zu beichten, dass ich letztes Jahr mit Shisui geschlafen habe?« »WAS?!« »Wer ist Shisui?«, flüsterte Tenten. »Sasukes Cousin«, murmelte Sakura. »Was ist das mit euch Mädels und Sasukes Verwandtschaft?«, fragte Hinata verwirrt. Tenten prustete los. »Saku, willst du vielleicht auch was loswerden?« »Was?! Nein!« »Warum hast du mit Shisui geschlafen?«, wollte Temari energisch wissen. Ino pustete sich ihren Pony aus dem Gesicht und stützte sich auf ihre Hände. »Weil ich mein erstes Mal mit jemandem haben wollte, der weiß was er tut. Es sollte schön sein – für mich. Ich hatte nie vor ewig auf den Kerl zu warten, nur damit wir uns beim gemeinsamen ersten Mal voll blamieren. Also habe ich… sowas wie Nachhilfe gehabt.« »Das ist… eine komische Art, an die Sache ran zu gehen«, kommentierte Sakura mit gerunzelter Stirn. »Hey – für mich hat das super funktioniert. Shisui weiß echt, was er zu tun hat, es war wirklich gut.« Tenten hatte das Gesicht zu einer Grimasse verzogen und Hinata blickte zu Boden. Schließlich wandte sich Ino geschäftsmäßig an Temari. »Und wie war's mit Itachi?« »Wir… haben uns in der Disko getroffen und ziemlich lange geredet… Ich hab mich über Shikamaru ausgekotzt… dann hat er angeboten, mit nach Hause zubringen und irgendwie… ist es dann halt passiert.« »Was, auf der Straße?«, machte Ino verärgert. »Nein! Ich bin mit zu ihm. Es… wir haben danach darüber gesprochen, dass es nur eine einmalige Sache war.« »War es gut?« »Ziemlich.« »Also, ich bin mir ziemlich sicher, dass selbst wenn Shika das irgendwann rausfinden sollte, er das nicht als… Betrug ansieht. Er wird Itachi hassen, aber mehr-« »Ino, nein! Kein Verkuppeln mehr, verstanden? Lass es einfach sein, bitte. Und wehe, du erzählst es ihm! Versprecht mir – ihr alle – dass das nie diesen Raum verlässt!« »Jaja, Temari, ich verspreche hoch und heilig!«, sagte Ino und Sakura, Tenten und Hinata nickten zustimmend. »Können wir dann jetzt über was anderes reden?«, schlug Sakura zaghaft vor, die genau wie Tenten und Hinata nicht wirklich viel zu dem Thema beitragen konnte. »Ihr könntet ja mal erzählen, wen ihr euch für euer erstes Mal vorstellt.« Ino grinste kokett und die Mädchen liefen knallrot an. Es war glasklar, dass Sakura an Sasuke dachte, während Tenten betrübt und gleichzeitig beschämt feststellte, dass der einzige Junge mit dem sie gut klar kam und viel Kontakt hatte, Neji war. Oh Gott! Hinata ihrerseits haderte überhaupt mit dem Gedanken an… Sex. Dass auch noch ein Junge involviert sein würde überforderte sie jetzt schon. »Okay, Nara«, Sasuke hatte die Beine im Lotussitz gekreuzt und es sich auf seinem Bett gemütlich gemacht, »Jetzt erzähl mal, was das an deinem Geburtstag sollte. Die ganze Sache mit Mario-Kart und Temari.« Naruto sah ihn verwirrt an. »Welche Sache? Dass Temari krank war, oder was?« Neji verdrehte die Augen. »Sie war nicht krank, du Idiot. Shikamaru hat uns, Sasuke und mich, darum gebeten das mit Mario-Kart vorzuschlagen. Wenn ich richtig vermute, um mal einen Moment alleine mit Temari zu verbringen, oder?« Shikamaru kniff mit einer Hand seinen Nasenrücken. Auf der einen Seite war er froh, Freunde zu haben, die ihn kannten und mitbekamen, wenn etwas nicht in Ordnung war. Auf der anderen… Naja, es würde nichts bringen, es ihnen zu verschweigen. »Ich… habe sie geküsst.« Einen langen Augenblick war es vollkommen still. »WAS?!« »Wie kommt es, dass ihr nicht zusammen seit?«, fragte Sasuke perplex. Die eisige Stimmung zwischen den beiden war ja nur mit einem Streit zu erklären und keiner der Jungen konnte sich vorstellen, warum Temari Shikamaru abgewiesen haben sollte. Schließlich waren die beiden schon ewig hintereinander her, hatten sich nur nie getraut… Shikamaru zuckte mit den Schultern. Er wirkte ziemlich gefasst. »Können wir jetzt das Thema wechseln?« Die anderen Jungen, sogar Naruto, schwiegen wohlweißlich, machten sich aber ihre eigenen Gedanken. Sai fasste sich ein Herz und fing an etwas belangloses zu erzählen, um die Stimmung etwas aufzulockern. Schon wenige Minuten später war eine Fachsimpelei über Autos in Gange gekommen, an der sich alle beteiligten. Jungsabende konnte so schön unkompliziert sein, wenn man nicht über Mädchen redete. »Hallo, Yoshino-san. Ist Shikamaru da?« »Natürlich. Es ist Sonntag - mich würd's aber nicht wundern, wenn er nicht noch am schlafen ist.« Ino sah auf ihre Uhr. Halb zwei. Hm, ja. Könnte hinkommen. Aber sie wollte nicht noch länger warten, um mit ihm zu sprechen. »Kann ich-« »Sicher, du kennst dich ja aus.« Shikamarus Mutter lächelte und ließ Ino alleine. Sie zog rasch ihre Schuhe aus und schnappte sich ein paar der Hauspantoffeln, dann ging sie schnurstracks zu Shikamarus Zimmer. Mit energischer Hand klopfte sie, es kam aber keine Antwort. »Ich komm' jetzt rein«, rief Ino, die ihren besten Freund einfach zu gut kannte. Ein langgezogenes Stöhnen war die Antwort und Ino riss die Tür einfach auf. »Urgh, Shika! Schon mal was von 'Lüften' gehört?« Sie stieg über ein paar am Boden liegende Bücher und riss kompromisslos das Fenster auf. Vom Bett her kam ein erneutes Stöhnen. »Verschwinde…« »Raus aus dem Bett, Shika! Du wirst mir danken, wenn du morgen in der Schule nicht am Tisch einschläfst.« »Uuh… Wir waren gestern viel zu lange bei Sasuke…« »Und wahrscheinlich habt ihr den Alkohol-Vorrat der Uchihas geleert, hm?« Shikamaru schwieg einen nachdenklichen Moment. »Könnte sogar sein…« »Okay. Kompromiss: Du gehst duschen. Sofort. Und ich besorg' dir Aspirin und was zu essen.« Er starrte sie an. »O-kay… Was ist im Busch Ino? Du bist zu nett…« Sie verdrehte die Augen und seufzte. »Ich muss mit dir reden und ich brauche dich vollständig ansprechbar. Also sieh zu, dass du in die Puschen kommst, bevor ich wieder ungemütlich werde!« Sie grinste ihn an. Er schälte sich aus dem Bett (atemberaubend langsam) und schlurfte in Boxershorts in Richtung Badezimmer davon. Ino stellte sicher, dass die Dusche angestellt wurde, bevor sie sich auf den Weg in die Küche machte und erneut auf Yoshino traf. Weil Ino wirklich fast in diesem Haus aufgewachsen war, fragte sie schon lange nicht mehr nach, wenn sie etwas brauchte. Sie plauderte munter mit Shikamarus Mutter über die Schule und das Go, während sie Reis aus dem Kühlschrank nahm und aufwärmte. Yoshino ihrerseits hatte nichts auszusetzen an der Art, wie Ino sich in ihrer Küche bewegte. Es war normal geworden, sie wie eine Tochter zu behandeln, schon vor Jahren. Sie hatte außerdem nicht ganz die Hoffnung aufgegeben, dass Ino es irgendwann schaffen würde, ihrem Sohn den Kopf zu verdrehen. Als Schwiegertochter wäre sie ein Volltreffer - auch wenn Shikaku das nicht so sah (nicht, dass er Ino nicht mochte, auch für ihn war sie wie eine Tochter - aber er kannte den Geschmack seines Sohnes einfach besser). Shikamaru schlurfte wenige Minuten später und mit nassen Haaren in die Küche. Ino reichte ihm unaufgefordert ein Glas Wasser und die Aspirin-Tablette. Er ließ sich auf einen Stuhl fallen und beäugte anschließend die Schale Reis vor ihm. »Ich habe nachgedacht«, machte er, nachdem die Tablette in seinem Mund und seine Mutter aus der Küche verschwunden war. »Das letzte Mal, dass du so komisch warst, war letztes Jahr nach der Sache mit Shisui. Wer ist es diesmal?« Ino seufzte lautlos. »Iss erst mal. Danach gehen wir in dein Zimmer, ich will das unter vier Augen besprechen.« »Wie anstrengend«, murmelte er unhörbar und fing an sein 'Frühstück' zu vernichten. »Dir wird nicht gefallen, was ich dir erzähle. Mir gefällt übrigens nicht, dass ich es dir erzähle, weil ich eigentlich versprechen musste, es nicht zu tun.« Shikamaru war glücklicherweise schon wach genug, um ihr folgen zu können. »Aha.« »Es geht um Temari.« »Ino-« »Lass mich ausreden, okay?« Sie wartete das langsame Nicken Shikamarus ab, bevor sie weitersprach. »Sie mag dich. Immer noch. Aber… sie hat in den Sommerferien einen… Fehler gemacht, wegen dem sie glaubt, nicht mehr… gut genug für dich zu sein.« »Einen Fehler?«, echote er leise und ahnte, worum es ging. »Sie hat… mit einem Kerl geschlafen.« Er stützte den Kopf in die Hand, die Augen zusammengekniffen. Ino gab ihm den Moment, sich zu sammeln. »Scheiße«, murmelte er. »Definitiv. Ich vermute, es war nach dem kleinen Zwischenfall, bei dem du ihr… einen Korb gegeben hast.« Shikamaru massierte sich die Schläfen. Er erinnerte sich lebhaft an den Abend in der Disko. Sie hatte all ihren Mut zusammengenommen gehabt - Mut, den er selbst nicht aufbringen konnte – um ihm so nahe zu kommen, dass er ihre Wimpern hatte zählen können. Sie hatte sich an seinen Hals geschmissen, hatte ihn heftig angeflirtet und er war zu sehr Idiot gewesen, um die paar Zentimeter zu überbrücken, die noch fehlten. Natürlich hatte sie irgendwann aufgegeben, war von der Feier verschwunden und hatte sich danach Tagelang nicht in seine Nähe getraut. Jetzt wusste er auch, warum. »Jemand den ich kenne?«, krächzte er. Gott bewahre, dass es irgendeiner von den Jungs gewesen war. »Itachi«, murmelte Ino leise. »Itachi?!« Na großartig. Sasukes gutaussehender großer Bruder war ja mal genau die Konkurrenz die er brauchte. »Es war nur das eine Mal, aber sie fühlt sich schuldig, weil sie dich… hintergangen hat.« Eine Weile herrschte Stille. »Warum erzählst du mir das alles, Ino?« »Weil du erstens ein Recht darauf hast, es zu wissen… und weil du dir zweitens überlegen musst, ob du ihr das verzeihst und ihr noch eine Chance gibst.« Shikamaru starrte blicklos aus dem Fenster. Er sollte Temari verzeihen, dass sie mit einem anderen Mann geschlafen hatte? Ihm war etwas übel und er wusste nicht genau, ob es wegen dem war, was er gerade erfahren hatte, oder wegen den Überbleibseln der gestrigen, durchzechten Nacht. »Zumindestens weißt du jetzt, warum sie an unserem Geburtstag… so durch den Wind war. Sie mag dich immer noch, glaub mir.« »Ino… lässt du mich bitte alleine?« »Na klar. Du kannst dich jederzeit melden, hörst du?« Sie zog ihren besten Freund in eine feste Umarmung, die er halbherzig erwiderte. Ino hatte die Tür schon fast hinter sich geschlossen, aber sein leises 'Danke' hörte sie noch. Puh. Sie konnte nur hoffen, dass sie keinen Fehler gemacht hatte, indem sie mit Shikamaru darüber geredet hatte. Was sollte er jetzt bloß tun? Sie hatte ihn schließlich nicht betrogen. Da war nichts gewesen, was sie hätte betrügen können. Außer den Gefühlen, die sie schon seit Monaten, Jahren füreinander hatten, und vor denen er Angst gehabt hatte, sie zu zeigen. Konnte er ihr einen Vorwurf machen? Er wusste, dass er sich selbst gerade Vorwürfe machte. Und er war wütend auf sie. Wütend, weil sie aufgegeben hatte. Er war auch wütend auf sich, weil er sie dazu gebracht hatte, aufzugeben. Eines musste sich definitiv verändern, beschloss Shikamaru. Sein Verhalten. Wenn das zwischen ihm und Temari jemals noch eine Chance haben sollte, musste er endlich über seinen Schatten springen. Die Sache an seinem Geburtstag hatte ihn schon unendlich viel Überwindung gekostet, aber jetzt musste er noch mehr tun. Zumindest würde Ino ihn nicht länger bedrängen, ihn nerven. Sie würde ihn viel eher in Ruhe lassen, weil sie immer noch seine beste Freundin war und als solche nicht wollte, dass er litt. Man, konnte das Leben kompliziert sein… Oktober - zweite Woche ---------------------- Es war erst die zweite Probe für das Stück, aber Hinata hatte schon gelernt, sich in die Theatergruppe einzufügen. Die meisten Mädchen waren sehr nett, nur ein paar wenige waren darüber verstimmt, dass sie, eine Neue die Hauptrolle ergattert hatte. Mit Tamaki, die in der Stammgruppe war und als Zweitbesetzung für die Julia fungierte, verstand sich Hinata am besten. Beide Mädchen waren etwas schüchtern, hatten sich aber vorsichtig aneinander angenähert. Hin und wieder hatte Tamaki hilfreiche Tipps einfließen lassen, während die beiden gemeinsam ihren Text übten. Kurenai-Sensei hatte vorgegeben, dass bis zu den Ferien noch keine Szenen geprobt wurden, sondern grundlegende Theaterprinzipien besprochen wurden. Im Anschluss daran wurde in kleineren Gruppen der Text geübt. Mehrere Blätter Papier wurden herumgegeben und Hinata betrachtete neugierig den Übungsplan, der darauf abgedruckt war. Kurenai-Sensei hatte sich die Mühe gemacht, für jede Probe bestimmte Szenen zu nennen, die eingeübt würden, sodass die Schüler ihre Anwesenheit planen konnten. Natürlich wurde erwünscht, dass man aus Solidarität immer da war, aber wenn man selbst nicht proben musste, war es erlaubt, auch mal zu fehlen. Mit der Rolle der Julia hatten weder Tamaki noch Hinata viele freie Donnerstage. »Tamaki, Hinata! Kommt ihr noch mit in die Stadt was essen?« Kiba schlenderte mit einem unvergleichlich strahlenden Lächeln auf die beiden Mädchen zu, Shino und noch zwei andere Jungen im Schlepptau. Sofern Hinata sich nicht irrte, waren es außer den Rollen Romeo und Paris auch noch Tybalt und Mercutio. Alle in Erst- und Zweitbesetzung. »T-tut mir Leid, ich werde zu Hause schon erwartet«, sagte Hinata leise. »Geht ihr öfter nach der Probe essen? Dann plane ich es ein, dass ich das nächste Mal mit kann.« »Klar, wir gehen fast immer noch weg. Letztes Jahr hatten wir Freitags Probe, da sind wir oft noch ins Kino oder feiern gegangen.« Tamaki lächelte Hinata an. »Bitte sieh zu, dass du mich nicht zu oft mit denen alleine lässt, ja?« »Du kommst also mit?«, fragte Kiba nach. »Ja. Habe sonst nichts vor.« »Super. Okay, dann bis nach den Ferien, Hinata! Lern deinen Text ordentlich!« Die beiden Mädchen verabschiedeten sich mit einer flüchtigen Umarmung und Kiba legte anschließend den Arm kameradschaftlich um Tamaki. Zu neunt verließen sie fröhlich quatschend die Aula. Wie er es versprochen hatte, wartete Neji vor der Schule auf Hinata. Tenten hatte dieses Mal nicht bleiben können, denn in ihrem Wohnheim war es Pflicht, regelmäßige Treffen mit der Leitung zu führen, und ihres war für den heutigen Abend angesetzt. Neji beobachtete eine Gruppe von Schülern, die durch den Haupteingang auf den Schulhof trat. Sie waren laut und rissen Witze, hatten das einzige Mädchen in die Mitte genommen. Hinata kam nur wenige Minuten später zusammen mit Kurenai-Sensei, die die Tür hinter sich abschloss. Neji grüßte und verabschiedete die Lehrerin höflich und ging dann neben Hinata zur U-Bahn-Station. »Wie war die Probe?«, fragte er nach ein paar Metern. »Ganz gut. Die Leute sind sehr nett.« Hinata schwieg kurz, dann setzte sie hinzu: »Meinst du, Vater würde es erlauben, wenn ich die nach den Ferien Donnerstags immer noch mit den anderen in die Stadt gehe?« »Mit welchen anderen?« »Tamaki und Kiba und noch ein paar. Die ganzen Hauptrollen.« Neji runzelte die Stirn. »Er wird es bestimmt nicht verbieten«, sagte er dann langsam. »Aber?« »… Mir wäre es lieber, wenn du nicht alleine mit den Jungen unterwegs bist.« Hinata sah Neji schüchtern von der Seite an. Sie konnte nicht abschätzen, ob er nur seine übliche brüderlich-beschützende Seite an den Tag legte, oder ob etwas anderes dahinter steckte. »Vielleicht können du, Tenten und Sakura nach dem Training ja mitkommen?« »Vielleicht«, sagte er ausweichend und dachte daran, dass das keine schlechte Idee war. So konnte er gut ein Auge auf Inuzukas Verhalten werfen. Es war schon zur Routine geworden, dass Tenten Samstagmorgens bei den Hyuugas zum Kyudo erschien, aber seit Sakura ihren Captain ärgerlich angeflaumt hatte, fragte Neji Freitags in der Pause, ob sie beide kommen würden. Diesen Freitag verneinte Sakura mit einem höflichen Lächeln. »Ich werde wohl Temari beim Kendo anfeuern«, erklärte sie. Niemand zog sie damit auf, dass sie wohl eher wegen Sasuke dort hin ging. »Kendo – richtig!« Naruto grinste in die Runde. »Wer kommt noch alles?« »Du hörst dich ja an, als würdest du selbst mitmachen.« »Na, Judo ist erst in den Ferien – und ich liebe die Turnier-Anspannung!« Am Tisch entstand eine rege Unterhaltung, deren Abschluss darin bestand, dass Naruto und Sakura, sowie Shikamaru und Ino das Cheerleading übernehmen würden. Hinata wollte am Wochenende lernen (Die Klassenarbeit in Englisch, ihrem Hassfach stand in der folgenden Woche an) und Tenten sagte ihr Training mit Neji natürlich nicht ab. Dass es nicht sonderlich produktiv werden würde, konnte sie zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht wissen. »Was hältst du von einer kurzen Pause?« Tenten blickte überrascht zu Neji, der seinen Bogen hatte sinken lassen. »Uhm, okay.« Neji trat zu ihr, nahm den Bogen entgegen und räumte das Trainingsgerät beiseite. Mit einem Wink führte er Tenten durch eine Tür an der Seite, die sie noch nie durchschritten hatte. Der Gang dahinter öffnete sich nach ein paar Metern zu einer asiatischen Veranda, zu deren Füßen ein idyllischer kleiner Garten angelegt war. Ein Teich mit Seerosen und mindestens zwei Kois – das waren die, die Tenten mit bloßem Augen sehen konnte – und ein Baum der etwas Schatten spendete. Neji wies sie an, auf der Veranda Platz zu nehmen und verschwand kurz in einem Zimmer. Als er wieder kam, hielt er Tenten eine Coladose entgegen. Dankbar lächelnd nahm sie das kühle Getränk an. Eine Weile beobachteten die beiden den Teich, die trägen Bewegungen der Fische. »Kann ich dich was fragen?«, brach Neji schließlich die Stille. Er hatte seine Dose abgestellt und betrachtete Tenten eindringlich. Sie wandte den Kopf zu ihm, immer noch ein Lächeln auf den Lippen. Einen Herzschlag lang war es ruhig, als sie das Gefühl hatte in seinen Augen zu versinken, dann antwortete sie rasch: »Sicher, was gibt’s denn?« Sein Mund war irgendwie trocken und er konnte sich nicht erklären, woran es lag. Bestimmt nicht an ihren warmen braunen Augen, an ihrem Lächeln… Der Moment verflog so schnell, wie er gekommen war. »Wie schaffst du es, dich beim Kyudo nicht ablenken zu lassen?« »Wie meinst du das?«, fragte sie. »Ich… habe gewisse Probleme damit, in mein Kyudo zu finden, wenn ich nicht vollkommene Ruhe um mich herum habe.« Er tat sich schwer damit, diesen Makel zuzugeben und wartete gespannt darauf, wie Tenten reagieren würde. Sie lächelte ihn an. »Dann ist dir das Treffen der Zielscheibe wichtiger, als das Kyudo selbst«, stellte sie ruhig fest. »Für mich gibt es nichts Wichtigeres beim Kyudo, als Eins mit Pfeil und Bogen zu werden. Beide sind eine Verlängerung meines Körpers und ich vertraue darauf, dass alles im Einklang ist. Meine innere Ruhe zu finden ist für mich das A und O. Ich habe es mal mit Meditation probiert, aber… es war nicht so befriedigend. Beim Kyudo merkst du, wenn du deine innere Mitte gefunden hast. Genau dann, wenn der Pfeil sich von selber schießt.« Er staunte, dass sie so eine kleine Rede von sich gegeben hatte. Selten sprach sie so viel und jetzt schwärmte sie sogar. War er nicht früher auch so gewesen? Was hatte sich geändert, dass er sich nicht mehr selbst beim Kyudo finden konnte? »Danke… für deine Offenheit«, sagte er langsam. »Dafür sind Freunde doch da.« Freunde. Er lächelte. »Beste Freunde«, erklärte er und ihr Herz machte einen Hüpfer. »Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal so gut mit jemandem verstehe, wie mit dir. Es ist irgendwie etwas anderes als mit den anderen aus der Gruppe, auch wenn ich sie schon viel länger kenne.« Ihre Wangen waren rosa, als sie sagte: »Vielleicht liegt es daran, dass ich dir das Leben gerettet habe?« »Das verbindet uns sicherlich… aber daran liegt es doch nicht, dass wir so gute Freunde geworden sind.« Sie nippte an ihrer Cola und sah wieder in den Garten. Es tat gut zu hören, dass er in ihr eine Freundin sah. Seine beste Freundin. Er war jemand, dem sie etwas bedeutete. »Okay, genug von mir. Gibt's irgendwas, was dir auf dem Herzen liegt, wenn wir schon mal dabei sind?« Sie starrte ihn ungläubig an. Konnte er Gedanken lesen? Ein Grinsen zupfte an seinem Mundwinkel. »Also?« »Ookaay«, machte sie gedehnt, unsicher, ob er das wirklich hören wollte. »Es sind… Mädchenprobleme.« Er hob eine Augenbraue und nahm einen Schluck von seiner Cola. »Also, gewissermaßen.« Er sah sie weiter an, wartete darauf, dass sie fortfuhr. »Neji - als mein bester Freund - krieg das jetzt nicht in den falschen Hals, okay?« Er setzte die Cola erneut an und trank. Tenten holte tief Luft. »Okay, wir haben beim letzten Mädelsabend über Sex geredet.« Es war keine gute Idee gewesen, das zu sagen, während er den Mund voller Cola hatte. Neji verschluckte sich hustend und Tenten klopfte ihm heftig auf den Rücken. »Wie bitte?«, krächzte er schließlich. Mit vielem hatte er gerechnet. Nicht damit. »Über erste Male halt und so. Macht ihr Jungs das nicht?« »Ich will das von meinen Freunden gar nicht wissen!«, stieß er aus und starrte sie mit schreckgeweiteten Augen an, in der Angst, sie würde weitersprechen. »Weder von den Jungs, noch von den Mädels!« »Als ob ich dir das erzählen würde«, meckerte Tenten und lief rot an. »Du wolltest doch wissen, was los ist!« »Wenn ich gewusst hätte, was es ist, hätte ich definitiv nicht gefragt«, grummelte er. Sie boxte ihn in die Seite. »Toller bester Freund bist du.« Er war einen Augenblick lang geneigt, ihr die Zunge herauszustrecken, entschied sich dann aber dagegen. Eine Frage brannte ihm auf dem Herzen. Bevor er sich zurückhalten konnte, platze sie einfach heraus. »Hast du-?« »N-Neji! Natürlich nicht! - Ich dachte, du willst das nicht wissen!« »Hn.« Mit deutlich roten Wangen sah er zur Seite, tunlichst ihren Blick meidend. Ebenso knallrot und in die entgegengesetzte Richtung guckend murmelte sie schließlich – es war ihr gutes Recht, oder? - »Und du…?« Ein verneinendes »Hn.« war die Antwort. Sie schwiegen und schlürften ihr Coladosen leer. Neji beschloss, dass es besser wäre, so zu tun, als hätten sie diesen letzten Teil ihrer Unterhaltung nie gehabt. »Willst du noch weiter trainieren?« »Uh-hu«, machte sie und erhob sich synchron mit ihm. Sie konnte ihm dabei nicht in die Augen sehen. Beide hatten jetzt Probleme, in ihr Kyudo zu finden und als Tenten nach dem vierten Fehlschuss langsam ärgerlich wurde, seufzte auch Neji frustriert. »Mario-Kart?« »Mario-Kart«, bestätigte sie. Sie räumten die Bögen und Pfeile diesmal ganz weg und zogen sich rasch um. Hinata ließ sich ebenfalls zu einer Pause überreden und zu dritt besetzten sie wenig später den Boden von Nejis (ziemlich aufgeräumten) Zimmer, welches sich in dem selben Nebenarm des Hauses befand wie Hinatas. Nachdem Tenten das fünfte Rennen in Folge verloren hatte, gab sie ihren Controller frustriert auf, genau wie ihren Bogen zuvor. Hanabi, die zwischenzeitlich zu ihnen gestoßen war, übernahm liebend gerne für sie. »Ich denke, ich werde mich mal wieder an Englisch setzen«, erklärte dann auch Hinata und Tenten beschloss, ihr Gesellschaft zu leisten. Immerhin musste auch sie diese Arbeit schreiben – auch wenn Englisch ihr deutlich besser lag als Hinata. »Meine Güte ist das voll hier«, stöhnte Ino und fächerte sich mit einem Programmheftchen Luft zu. Sakura hatte ihres aufgeklappt und studierte die annoncierten Kämpfe. »Temari, Sai und Sasuke müssten in der gleichen Halle sein. Nummer 6.« »Wir müssten erst mal Naruto finden.« Shikamaru gähnte gelangweilt und sah sich suchend um. »Naruto kommt doch eh zu spät.« »Nein, er ist mit Sasuke her gekommen«, korrigiert Sakura das. »Dann wird er wohl schon in Halle 6 warten.« Die drei schoben sich langsam durch die Menschenmenge, die sich zwischen den ausgewiesenen Hallen 5, 6 und 7 hin und her bewegte. »Ach so, Ino? Ich müsste dich demnächst mal um einen Gefallen bitten«, sagte Sakura. »Was für einen? Muss ich mich dafür anstrengen?« »Neinnein. Es wird dir sogar ziemlichen Spaß machen…« »Nun sag schon.« »Naja, ich würde dich bitten, ab und zu meine 'Ausrede' zu spielen. Wenn Neji wieder fragt, ob Teni und ich bei ihm trainieren wollen.« »Uuuh!« Inos Augen glänzten freudig. »Du willst du beiden auch verkuppeln?!« »So ähnlich… Ich merke einfach, dass… Neji lieber mit ihr alleine trainieren würde. Er ist etwas gereizt, wenn ich dabei bin, Teni hat die Bemerkung gemacht, dass er 'normalerweise' nicht so ist. Wenn sich also wirklich was zwischen den beiden anbahnt, dann will ich nicht die Bremse spielen.« Ino klatschte in die Hände. »Das sind gute Neuigkeiten! Natürlich werde ich mich selbstlos opfern um dir zu helfen, Saku!« Shikamaru schnaubte leise und ungläubig, aber Ino ignorierte ihn. »Wie lief eigentlich das Gespräch mit deiner Heimleiterin?«, fragte Hinata, die grade am Ende einer Aufgabe angekommen war. Tenten blickte überrascht aus dem Vokabelregister auf. »Uhm. Ganz gut, denke ich.« Sie überlegte einen Moment. »Tsunade-sama hat mich gefragt, ob ich mich gut eingelebt habe, wie es in der Schule läuft… Nach euch, also meinen Freunden hat sie auch gefragt. Ansonsten waren da ein paar… organisatorische Dinge.« Hinata drängte Tenten nicht, weiter zu sprechen, sondern wartete ruhig ab, machte sich ein paar Notizen für die nächste Aufgabe. Dann murmelte Tenten: »Sie hat Kontakt zu dem Anwalt meiner Eltern hergestellt.« »Oh. Weswegen?« »Ich… es geht um das Erbe. Meine Eltern haben zwar nicht viel angespart… Naja, der Staat hat momentan die Vormundschaft… Aber sobald ich volljährig bin und das Erbe einfordere, habe ich kein Recht mehr in dem Wohnheim zu bleiben. Es ist zwar noch eine Weile hin, aber Tsunade hat mit mir über Alternativen gesprochen.« »Du hast ja im März Geburtstag – dann sind es ja nur ein paar Monate bis zum Schulabschluss, und danach kannst du dir schon was in College-Nähe suchen.« »Ja… vielleicht.« Tenten wollte Hinata nicht damit bedrücken, dass das Geld sehr knapp werden würde. Wahrscheinlich musste sie sich nächstes Jahr einen Nebenjob suchen. Oder mehrere. »Ich hoffe, dass ich ein Teil-Stipendium angeboten bekomme«, sagte sie leise. »Was willst du denn studieren?« »Irgendwas im Bereich Sprachen. Dolmetscherin oder so… Ich würde auch gerne etwas Organisatorisches machen… Naja, mal sehen. Erst mal muss ich die guten Noten dafür haben!« Sie zwang sich zu einem Lächeln und beugte sich wieder über das Buch. Hinata musterte sie nachdenklich, dann aber fing auch sie mit der nächsten Aufgabe an. . . . . . Ino: Yay! Sasuke hat gewonnen :) - Tema hat 'nur' den dritten Platz gemacht (sie ist etwas enttäuscht…) [Anhang: 2 Fotos] Auf dem ersten Bild war Sasuke zu sehen, der mit einem gönnerhaften Lächeln seinen kleinen Pokal in die Höhe hielt. Das zweite zeigte Temari, die ihre bronzene Medaille in der Hand hatte und Ino grinsend die Zunge herausstreckte. Oktober - dritte Woche (Teil 1) ------------------------------- Für Narutos Geburtstagsfeier am ersten Ferienwochenende wollten sich die Freunde alle im Haus der Uchihas treffen, da die Wohnung von Narutos Eltern bei weitem zu klein für zehn Leute war. Sakura, ihres Zeichens Narutos beste Freundin, kam schon Vormittags und half Sasukes Mutter Mikoto bei den Vorbereitungen für Mittag- und Abendessen. »Kannst du die Tomaten noch kleinschneiden? Dann müssen wir nur noch den Tisch decken«, summte Mikoto vergnügt, die eine begnadete und begeisterte Köchin war. »Wenn du mir ein Schälchen gibst, damit ich welche für Sasuke zur Seite tun kann?« »Aber natürlich!« Mikoto strahlte. Sakura war so eine tolle Freundin für ihren Sohn. Schade, dass zwischen den beiden nicht mehr lief. Itachi schlenderte gelangweilt in die Küche. »Ist das Essen bald fertig? Und was gibt’s überhaupt?« »Wenn dir langweilig ist, kannst du schon mal den Tisch decken«, überging Mikoto seine Fragen. Itachi grummelte leise vor sich hin, folgte aber der Anweisung seiner Mutter. Die beiden Frauen tauschten ein Grinsen aus. »Und hol' deinen Vater aus dem Arbeitszimmer!«, rief sie ihm noch hinterher. »Sagst du den Jungs Bescheid, Sakura?« »Sicher.« Ausnahmsweise wurde heute nicht im Salon gegessen. Den hatten Naruto und Sasuke nämlich schon einigermaßen für die Party heute Abend hergerichtet. »Oi, Sakura! Wie findest du's?« »Ziemlich… bunt«, sagte sie und staunte über die Girlanden und Servierten und Luftballons und den ganzen Schnickschnack, den Naruto in allen Regenbogenfarben verteilt hatte. »Das Essen ist fertig, kommt ihr?« »Man, ich habe so einen Kohldampf!« Naruto stürmte an Sakura vorbei. »Mikoto-san, kann ich dir noch irgendwie helfen?!«, rief er und Sakura kicherte. Sasuke trat zu ihr an die Tür und schüttelte nur den Kopf. »Was habe ich mir nur dabei gedacht, mich mit ihm anzufreunden? Du hättest mich damals auf dem Spielplatz aufhalten sollen – das wäre dein Job als beste Freundin gewesen!« Jetzt lachte Sakura sogar leise. »Euch zwei kann nicht mal der Tod auseinanderbringen«, sagte sie. »Naruto wird dich ewig als Geist verfolgen und dir Witze ins Ohr pusten. Und wenn du das Glück hast, zuerst zu sterben, macht er den Sensenmann ausfindig und geht ihm so lange auf die Nerven, bis der ihn höchst persönlich umbringt.« »Und wo bleibst du bei der ganzen Sache?«, fragte er und beobachtete sie. »Ich? Keine Ahnung.« »Ich werde nicht die Ewigkeit mit Naruto alleine verbringen. Das kannst du dir ja mal abschminken. Du hängst da mit drinnen.« »Sasuke, Sakura, kommt ihr?!«, rief Mikotos Stimme aus einem der kleineren Esszimmer. »Seid ihr am rumknutschen?«, lachte Naruto krächzend. Die beiden warfen sich einen ganz kurzen Blick zu. Sakuras Wangen waren rot, und ein aufmerksamer Betrachter konnte sehen, wie sich auch die Rückseite von Sasukes Ohren verfärbt hatte. »Halt die Klappe, Dobe!«, murrte er, als er raschen Schrittes das Esszimmer ansteuerte. Sakura atmete einmal tief durch, bevor sie ihm folgte. Na, das war ja super gelaufen. Als am Abend auch der letzte Gast eingetroffen war (wie zu erwarten Temari), und alle es sich in dem Salon der Uchihas gemütlich gemacht hatten, zog Naruto ungefragt einen Stapel Spielkarten hervor. »Sai fängt an«, bestimmte er mit seinem typischen Grinsen. »Wähle eine Person aus der Runde und erzähle etwas über sie. Die anderen raten: Wahr oder falsch?« Sai drehte die Karte in der Hand umher, während er seine Freunde nachdenklich musterte. »Okay… Ich erzähle etwas über Sakura.« »Saku – Pokerface!«, forderte Ino. »Jaja.« »Aaalso… die liebe Sakura… hat für mich schon mal Model gestanden… nackt.« Sakura versuchte krampfhaft, ihre Gesichtszüge nicht entgleisen zu lassen. Dieser verflixte-! »Naa, das ist zu einfach, Sai. Hat sie natürlich nicht«, machte Naruto grinsend. Auch Ino schüttelte ungläubig den Kopf. »Als ob Saku das jemals machen würde. Na gut, Saku, du bist dran.« »Hey, sie hat noch nicht bestätigt, dass das falsch ist«, warf Tenten ein. Alle Blicke wandten sich Sakura zu, die aussah, als wäre ihr übel. »NEIN!«, stieß Ino aus und ein breites Grinsen erhellte ihr Gesicht. »Im Ernst?!« Sasuke hatte eine Augenbraue gehoben und die Augen zusammengekniffen. Wie bitte?! »Ich war nicht nackt!«, verteidigte sich Sakura, die knallrot angelaufen war. »Oooh – Sai, das Bild will ich haben«, zischte Naruto und fing sich eine Kopfnuss von Sasuke ein. »Sakura, du hattest nicht mehr an als diesen Bikini, der-« »Ich war nicht nackt!«, fauchte sie. »Außerdem hast du gesagt es wäre für einen Kunst-Wettbewerb und dass du niemandem davon erzählen würdest!« »Uups«, machte Sai mit einem schmalen Lächeln. »Sakura, Sakura… also wirklich«, machte Ino mit erhobenem Zeigefinger. »Ich war NICHT nackt!« »Also waren die Antworten von Ino und Naruto richtig«, grätschte Tenten in die aufkommende Streiterei. »Ja! - Ich meine Nein! - Ich meine – Ich war NICHT NACKT!« »Dann lassen wir Sakura jetzt mal wieder aus ihrem Loch krabbeln und die nächste Karte ziehen.« »Danke«, kam es sarkastisch zischend zurück. »Tausche ein Kleidungsstück mit der Person links von dir.« Sakura drehte sich, immer noch aufgebracht zu Temari um - bevor sie allerdings noch irgendwas sagen konnte, warf Naruto ein: »Socken gelten nicht!« Er wurde wütend angefunkelt. »Okay, Tema, lass uns eben raus gehen. Wir haben etwa die selbe T-Shirt Größe.« »Sag mal, fällt euch das auch auf – beim letzten Mal knutschen die beiden rum, jetzt ziehen sie sich gegenseitig aus. Spielt ihr in der anderen Liga?« Naruto wackelte grinsend mit den Augenbrauen und kassierte noch einen bitterbösen Blick. »Sakura hat aber auch ein Pech«, murmelte Hinata leise und Tenten nickte zustimmend. »Selbst wenn, dich lassen wir bestimmt nicht zugucken!«, erklärte Temari, die Sakura jetzt nach draußen folgte. Leises Gelächter folgte ihnen, als die Freunde Narutos enttäuschten Gesichtsausdruck sahen. Mit ausgetauschten Oberteilen (Sakuras spannte etwas um Temaris Brüste, während Sakura selbst nun permanent versuchte ihren Ausschnitt zu richten), kamen die beiden schließlich zurück und Temari griff nach einer Karte, noch bevor sie wieder saß. »Wer von euch allen hat einen Spitznamen und wie lauten diese?« »Wie langweilig«, murrte Ino. Temari seufzte, dann drehte sie sich zu Sakura und ging die Runde durch. »Saku. Naru. Sasu. Sais und Nejis sind schon zu kurz für einen ordentlichen Spitznamen. Teni. Hina. Shika. Ino fällt auch in die Kategorie der kurzen Namen… Und ich«, sie deutete mit einem trägen Lächeln auf sich selbst, »Bin Tema.« »Na, ob wir Naru und Sasu gelten lassen?«, witzelte Sai. »Hey, die nennen sich nur gegenseitig 'Teme' und 'Dobe'!« »Also, wenn wir von praktikablen Spitznamen ausgehen – Schweinchen«, sagte Sakura und deutete auf Ino, die sich aufplusterte. »Hey! Stirnie!« »Okay, ist gut jetzt«, wiegelte Temari ab. »Wer möchte, wer hat noch nicht? Teni, mach du mal.« Tenten zog die oberste Karte ab und las sie Stirnrunzelnd durch. Dann fing sie an zu grinsen. »Wähle jemanden aus dieser Runde. Was ist ein typischer Spruch von ihm/ihr?« Sie sah zu Sasuke und intonierte fast perfekt: »'Hn.'« Naruto blökte los vor Lachen und Sakura hatte die Hand vor den Mund gepresst, um bei Sasukes Gesichtsausdruck nicht auch loszuprusten. »Das hätte auch Neji sein können!«, warf Ino ein, die sich damit einen bösen Blick einfing, aber Hinata zum kichern brachte. Sasuke griff nach der nächsten Karte und las monoton vor: »Wen von euch würdest du mitnehmen, wenn du irgendwo um einen Preis feilschen willst? – Definitiv Ino, die bringt den Verkäufer einfach so zur Weißglut, dass er ihr alles umsonst gibt.« Ino lachte laut auf. »Alles klar, wann steht die nächste Shopping-Tour an?« »Ich dachte du hast den Plan erstellt und kannst ihn auswendig«, kommentierte Shikamaru trocken. Er fing sich einen Stoß in die Rippen ein. »Aua«, murrte er und rückte ein Stück von Ino ab. »Wer von euch kann überall einschlafen?« Schon beim Vorlesen fing Ino an zu kichern, genau wie der Rest der Runde. »Tja, Shika, dann bist du wohl als nächstes dran!« Er verdrehte die Augen, hatte aber ein Lächeln auf den Lippen als er seine Karte zog. »Kennst du die Handynummer eines deiner Mitspieler auswendig?« Einen Moment lang blieb er still, dann sah er zu Ino und ratterte eine Zahlenfolge herunter. Seine beste Freundin wollte schon erfreut abnicken, als er an ihr vorbei zu Temari sah. Er nannte eine weitere Nummer und sprang dann weiter zu Sakura. Sie starrte ihn verblüfft an, als er auch ihre Nummer fehlerfrei aufsagte. Auch Naruto, Sasuke, Sai und Neji, sowie Tenten und Hinata konnten nur nicken, während Shikamaru eine Nummer nach der anderen aussprach. Narutos Mund stand sperrangelweit offen. »Die waren alle richtig?!«, fragte er verblüfft. »Wow, Shika – entweder bist du voll der Stalker, oder du hast ein phänomenales Gedächnis!« Shikamaru zuckte mit den Schultern. »Ich wollte nur ein bisschen angeben«, meinte er und ließ ein ironisches Grinsen auf sein Gesicht treten. »Hinata, willst du?«, fragte er dann seine Sitznachbarin. »Hmhm. Uhm… Kennst du die Adresse eines deiner Mitspieler? – Gilt es, wenn ich sage, dass ich Nejis Adresse kenne?«, fragte sie spitzbübisch und Tenten schnaubte lachend. »Naaa… ausnahmsweise«, zwinkerte Ino ihr zu. Neji beugte sich vor und fischte die oberste Karte vom Stapel. »Wer von euch hat die seltsamsten Frühstücksangewohnheiten?… Da sag ich nur 'Instant-Ramen', Mister Geburtstagskind.« Naruto grinste überlegen. »Meine Mama sagt, man soll den Tag mit einer warmen Mahlzeit starten – und heißes Wasser kann ich alleine aufsetzen!« Sakura schüttelte ungläubig lachend den Kopf und Sasuke massierte sich seine Schläfen. »Wieso nur bin ich mit dem befreundet?«, fragte er an diesem Tag zum zweiten Mal. Sai klopfte ihm auf den Rücken. »Du mit deinen Tomaten bist doch auch nicht besser.« »Hey – meint ihr, es gibt Tomaten-Ramen?« Mehrstimmiges Ekel-Bekunden war zu hören. »Naruto!« »Achso, ja! Ich bin ja dran!« Er rieb sich die Hände und nahm eine Karte. Sein Gesichtsausdruck versteinerte sich etwas, als er den Text las. »Oh, ist es was gutes?«, fragte Ino begierig. »Wenn Naruto so guckt, wird es was peinliches sein«, warf Sai ein und grinste. »Naruto ist nichts peinlich«, murmelte Tenten Hinata zu, die schüchtern nickte. »Führe einen deiner besten Dancemoves vor.« Temari und Ino gröhlten los und Neji lehnte sich genüsslich in seinem Stuhl nach hinten. Das versprach gut zu werden. »Ich brauche aber eine Partnerin.« »Du hast die freie Auswahl«, grinste Sasuke seinen besten Freund schief an. Naruto kniff die Augen zusammen und erwiderte den Blick böse. »Saku, wie steht's?« Sakura hatte die Hand vor den Mund gehalten um ihr Lächeln zu verbergen und schreckte jetzt hoch. »Uhm, okay.« »Ooh, Saku, pass auf deine Füße auf«, warnte Ino kichernd. Sakura runzelte die Stirn. Gingen alle davon aus, dass Naruto sich beim Tanzen voll blamieren würde? Der Tisch wurde etwas zur Seite geschoben, sodass genug Platz zum Tanzen entstand. Neji hatte sein Handy gezückt und es Naruto gereicht, der zusammen mit Sakura die Liederauswahl ansah. Bei einer vielversprechenden Playlist hielt er an und drückte auf den Abspiel-Button. Während Temari und Ino aufstöhnten, als 'Atemlos – durch die Nacht…' ertönte, flüsterte Naruto Sakura etwas ins Ohr, woraufhin sie bejahend nickte. Sie legte Naruto die linke Hand auf die Schulter und fasste mit der rechten in seine erhobene linke. Naruto packte sie an der Hüfte. »Wir warten«, meckerte Ino leise. Naruto machte den ersten Schritt und setzte einen zum Lied passenden Disko-Fox an. Viermal machten die beiden den Grundschritt, dann fing Naruto an zu grinsen. Er blieb zwar weiterhin im Schritt, bewegte sich aber nicht von der Stelle, schickte Sakura von sich weg, die jetzt ebenfalls grinste. Mit einem Mal war viel mehr Schwung in der Bewegung der beiden. Naruto führte Sakura von einer Drehung in die nächste, wiederholte alles in einem nicht zu erkennenden Muster und fiel zwischen den Refrains wieder in den Grundschritt. Tenten klatschte mit Hinata zusammen leise Beifall, während Ino, Temari, Sai und Sasuke sprachlos mitansahen, wie Naruto Sakura kunstvoll herumwirbelte, ohne auch nur einen falschen Schritt zu machen. »Nicht schlecht«, knurrte Neji anerkennend. Als das Lied endete verbeugten sich die beiden und Naruto konnte es nicht sein lassen, einen flapsigen Kommentar abzugeben. »Das hättet ihr wohl nicht erwartet, was?« »Meine Güte, Naruto - wo hast du so tanzen gelernt?!« »Ich musste letztes Jahr mit Karin in die Tanzschule«, erklärte er. »Sie hatte ziemlich Spaß daran und keinen Partner, deswegen hat meine Mutter mich gezwungen, ihrer 'Lieblingsnichte' zu helfen. Dabei ist Karin nicht mal meine Cousine… also, zumindest nicht ersten Grades.« »Und du Sakura?«, fragte Tenten neugierig. »Mein Dad ist Tanzlehrer«, erklärte sie lächelnd. »Ich kam irgendwie nicht drumrum.« »Verständlich«, knurrte Temari. »Meine Eltern haben auch darauf bestanden, dass wir alle tanzen lernen. Also musste ich mit Kankuro und Gaara üben – falls das übrigens mal zur Sprache kommen sollte: Gaara tanzt besser!« »Warte, Saku! Heißt das, du wusstest, dass Naruto tanzen kann?« »Sicher, mein Dad hat voll von ihm geschwärmt.« »Hehe«, machte Naruto zufrieden. »Na, dann muss zumindest er vor dem Abschlussball nächstes Jahr nicht mehr üben. Wie steht's mit euch, Jungs?« Shikamaru wandte träge den Kopf in Temaris Richtung. »Mit Ino als bester Freundin? Natürlich kann ich tanzen. Auch wenn die Furie immer dazu tendiert zu führen.« Ino boxte ihm in die Seite. »Aua!«, beschwerte er sich. »Ich hab' morgen bestimmt etliche blaue Flecken wegen dir!« »Du gibst einfach nur nicht die richtigen Signale«, meckerte sie. Neji und Hinata wechselten einen Blick. »Mein Vater hat Neji und mich von einem Privatlehrer unterrichten lassen, damit wir bei gesellschaftlichen Anlässen auch mal mit seinen Geschäftspartnern tanzen können«, trug Hinata zu der Diskussion bei. »Bin ich das einzige Mädchen, das nicht tanzen kann?«, fragte Tenten betrübt. »Tatsächlich bist du glaube ich die einzige in der Gruppe«, sagte Sasuke. »Oder kannst du nicht tanzen, Sai?« »Doch, ich hab's auch gelernt. Obwohl ich neidlos zugeben muss, dass ich an Naruto nicht heran komme.« »Komm her, Teni, ich zeig' dir die Schritte«, bot Sakura an und stellte sich zusammen mit Tenten auf. Neji war so freundlich, die Schlager-Playlist wieder zu starten und auf Wiederholung laufen zu lassen. »Okay, Neji, zeig mal was du kannst«, sagte Ino, die sich mit in die Hüfte gestemmten Armen vor Neji aufgebaut hatte. Er hob eine Augenbraue, aber gleichzeitig auf die Hände in die richtige Position und führte Ino auf die freie Fläche. Naruto packte sich Hinata, die nicht schnell genug protestieren konnte und Sakura kommandierte Sasuke und Sai zu Übungszwecken herbei. Shikamaru und Temari, die sich beide wieder an den Tisch gesetzt hatten, schauten dem Treiben eine Weile zu. Es war ganz schön eng auf der Tanzfläche geworden. Sakura erklärte Tenten geduldig die Schritte und führte sie anschließend mit Sai vor, während Sasuke, der ebenfalls für gesellschaftliche Zwecke das Tanzen hatte lernen müssen, bei der anschließenden Übung als Tentens Partner fungierte. »Den ganzen Abend werden wir jetzt Schlager hören«, murmelte Temari. Als Shikamaru sich auf seinem Stuhl ausstreckte, bemerkte sie erst, dass sie nebeneinander saßen. Shikamaru sah sie lange an und die Röte stieg ihr in die Wangen, aber sie war unfähig wegzusehen. Wann hatte sich die Distanz zwischen ihnen beiden so verringert? Temari lehnte sich unbewusst in seine Richtung und garantiert hätte sich der kleine Zwischenfall auf dem Hochstuhl - den sie krampfhaft zu vergessen versuchte (aber es war so gut gewesen!) - wiederholt, wenn nicht in diesem Augenblick Naruto lautstark gefragt hätte: »Was macht ihr da?« Die beiden fuhren auseinander und starrten in die Runde ihrer Freunde, die sich bei Narutos Zuruf alle umgedreht hatten. »Uns darüber unterhalten, dass Schlager wahnsinnige Ohrwürmer sind«, gab Shikamaru kühl, und ohne rot zu werden zurück. »Ehrlich mal, 'Atemlos' wird mir noch bis nach den Ferien im Kopf bleiben«, griff Temari diese Vorlage auf. Ino hatte die Augen zusammengekniffen und sah von einem zum anderen. »Aha.« »Seit wann redet ihr wieder miteinander?« Die beiden kamen gelungen um eine Antwort herum, als die Tür des Salons geöffnet wurde und Itachi den Kopf hereinsteckte. »Helene Fischer?!«, machte er ungläubig und musterte Sasuke, der zusammen mit Tenten in Tanzposition erstarrt war. »Macht ihr hier 'ne Schlagerparty von der ich nichts weiß?« »Wieso bist du zu Hause? Ich dachte du bist heute Abend weg?«, knurrte Sasuke seinen Bruder an. »Kisame hat vergessen zu erwähnen, dass er in der Disko Hausverbot hat. Also haben wir umdisponiert. Lasst euch nicht weiter stören, wir sind oben. Aber macht den Mist da leiser.« Temari war unwillkürlich in sich zusammengesunken und hatte ihr möglichstes gegeben, unauffällig zu sein. Nicht, dass Itachi nicht Gentleman genug war, um sie einfach vollkommen zu ignorieren. Er wusste, dass sie den… Ausrutscher zwischen ihnen beiden am liebsten ungeschehen machen würde, und er war beileibe kein schlechter Kerl. Also zog er die Tür zum Salon einfach wieder hinter sich zu, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Natürlich wusste niemand außer Ino, dass Shikamaru über die Sache unterrichtet war. Er hatte es unterlassen, Itachi einen bösen Blick zuzuwerfen – das wäre bei weitem nicht Ausdruck genug gewesen. Stattdessen hatte er Temari beobachtet und zog seine eigenen Schlüsse. Ihr Gesichtsausdruck sprach deutlich von Scham, aber nicht der Art von… verliebtem Scham, sondern eher – okay, er konnte es weder in Worte, noch in Gedanken fassen, aber für ihn sah es nicht so aus, als hätte sie viel für Itachi übrig. Beruhigend. Oktober - dritte Woche (Teil 2) ------------------------------- Naruto: Saku… bitte sag mir, dass du mich nicht im Stich lässt… Sakura: Was? Wieso? Naruto: Am Wochenende ist der Judo-Wettkampf und Teme hat keine Zeit… Sakura: -.- Natürlich komme ich, du Dummkopf! Naruto: Aaah, du bist die Beste! :* Sakura: Ich weiß ;) Sakura: Teni, was machst du am Wochenende? Tenten: Uhm, nichts? Training ist nicht, weil die Hyuugas ja weg sind. Sag nicht, dass du jetzt schon für die nächsten Klausuren lernen willst :) Sakura: Nein :) Magst du mit zum Judo kommen, Naruto anfeuern? Die anderen sind ja alle entweder weg oder haben keine Zeit. Tenten: Sicher. Wann und wo? Zu früh. Ob sie sich das irgendwann noch mal abgewöhnen würde? Vor allem – wie schaffte sie es, tatsächlich auch noch früher als Sakura da zu sein? Irgendwann würden sie sich mal soweit hochschaukeln, dass eine von ihnen schon eine Stunde zu früh kam. Bei dem Gedanken mussten Tenten grinsen. Sie stand vor der großen Halle, in der das Judo-Turnier stattfinden sollte. Um sicher zu gehen blickte sie erneut hoch. Westeingang. Genau da, wo sie sich verabredet hatten. Eine kleine Menschenmenge hatte sich dort ebenfalls versammelt, aber Sakuras rosane Haare würde sie bestimmt nicht übersehen. »Tenten? Bist du das?«, ertönte es plötzlich hinter ihr. Weil sie die Stimme sofort erkannt hatte, wirbelte sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht herum. »Lee!« »Aaah, du bist es wirklich – wie cool!« Sie wurde in eine enthusiastische Umarmung gezogen und verlor sogar kurz den Boden unter den Füßen. »Rippen, Lee!«, keuchte sie und der Junge ließ sie los. »Mensch, wie geht’s dir?« Er strahlte sie an, musterte sie von oben bis unten. »Neue Frisur, huh?« »Jaa. Meine Freundinnen haben darauf bestanden. Mir geht’s gut, und selbst?« Seine Begeisterung war ganz klar ansteckend. »Mir geht es fantastisch.« Er zwinkerte ihr zu. »Ich werde heute ganz bestimmt gewinnen. Wie kommt's, dass du hier bist?« »Ich bin mit einer Freundin da, wir feuern ihren besten Freund an – oh, hey, da ist sie. Sakura!« Mit einem Winken machte Tenten auf sich aufmerksam und Sakura kam neugierig näher. Der Junge, mit dem Tenten sprach war ihr unbekannt. »Hallo«, lächelte sie freundlich. »Wow«, machte Lee und starrte sie an. »Uhm, was?« »Hey – ich bin Lee!« Er schnappte sich ihre Hand und schüttelte sie energisch, ohne den Blick von ihr abzuwenden oder sein Lächeln zu verlieren. »Sakura. Du und Tenten, ihr-?« »Wir sind in einer Klasse gewesen«, erklärte Tenten rasch. Sakura nickte und spreizte ihre Hand unauffällig. Man, hatte der Kerl einen festen Händedruck. Er sah auch sonst ziemlich kräftig aus. Sein hervorstechendstes Merkmal waren allerdings die ziemlich buschigen Augenbrauen und die Tatsache, dass er ganz in grün gekleidet war. »Ich muss leider jetzt schon rein, mich umziehen. Was hältst du davon, wenn wir nach dem Wettkampf zusammen was essen gehen?« »Klar, wieso nicht?« Tenten lächelte glücklich. »Klasse! Dann treffen wir uns nach der Siegerehrung hier? Du musst mir unbedingt von deiner neuen Schule erzählen, Tenten«, sagte Lee immer noch grinsend und strahlte dabei Sakura an, der etwas unbehaglich zumute wurde. Tentens alte Schule musste ein… interessanter Ort sein. »Alles klar, bis später dann.« Winkend steuerte Lee mit seiner schweren Sporttasche den Seiteneingang des Gebäudes an, wo ein Wachmann die Teilnehmer und Trainer gerade einließ. »Er wirkt deutlich netter als Ami«, kommentierte Sakura. »Oh, hör' bloß auf«, lachte Tenten. »Lee ist wirklich nett. Und viel zu aufgedreht. Immer. Wir waren Freunde, wenn auch keine besonders guten.« »Ein bisschen erinnert er mich an Naruto.« »Lee ist Naruto auf Zucker und Koffein«, hielt Tenten dagegen und Sakura lachte leise. Zucker und Koffein machten anscheinend einen deutlichen Unterschied in den Kampfleistungen. Während Naruto auf dem fünften Platz landete - es war nicht Lee, gegen den er verloren hatte – schaffte es selbiger jeden einzelnen seiner Kämpfe zu gewinnen. Mit einem strahlenden Lächeln nahm Lee anschließend den Pokal entgegen, zusammen mit seinem Coach (der ihm wirklich verdammt ähnlich sah). Tenten und Sakura klatschten höflich Beifall. Naruto schien ganz zufrieden mit seinem Ergebnis zu sein, denn als er schließlich auf die beiden Mädchen zusteuerte, grinste er. »Danke für's anfeuern!« Sakura umarmte ihn lächelnd. »Du warst klasse, Naruto.« »Und was habt ihr jetzt noch vor? Wir könnten in die Stadt und Ramen essen gehen?« Sakura stöhnte belustigt auf, und Tenten antwortete: »Ich hab' einen alten Schulfreund getroffen, der sich mit mir verabredet hat. Wollt ihr-?« »Ah, lass mal, Teni. Ihr habt euch bestimmt lange nicht gesehen und viel zu erzählen. Macht euch einen schönen Nachmittag zusammen«, sagte Sakura mit einem wohlwollenden Lächeln. Da Lee sich in der Stadt nicht sonderlich gut auskannte, und auch Tenten immer noch ihre Schwierigkeiten hatte, sich zurecht zu finden, setzten sie sich einfach zusammen in das nächst beste Café, das sie finden konnten. Tenten erfuhr, dass der Judo-Club der Ame-High (bestehend aus Lee und dem Coach Gai-Sensei) in einem nahe gelegenen Hotel untergebracht war und dort bis morgen bleiben würde. Lee erzählte, vor Euphorie sprühend, von einigen Ereignissen an ihrer Schule, von bestimmten Schülern und Lehrern und brachte eine Anekdote nach der anderen. Tenten kam erst zu Wort, als er anfing gezielte Fragen zu stellen. Sie erzählte von ihren ersten Wochen in Konoha und von den neuen Freunden, die sie gefunden hatte. Als sie erwähnte, dass sie zusammen mit Sakura im Kyudo-Club war, leuchteten Lees Augen auf. »Du hast dich also dran gehalten, ja?« »Ja.« Sie lächelte und dachte an das lange Gespräch, dass Lee mit ihr geführt hatte, nachdem sie aus Kummer um ihre Eltern niemanden mehr an sich heran gelassen und mit dem Kyudo aufgehört hatte. »Du hast wirklich gute Überzeugungsarbeit geleistet. Danke noch mal.« »Ach, kein Ding! Deine Eltern hätten ganz sicher nicht gewollt, dass du so einfach aufgibst. Du hältst doch nur die Erinnerungen an sie aufrecht, wenn du schießt. Hast du immer noch den alten Handschuh deiner Mutter?« »Ja, der existiert immer noch. Das Leder wird allerdings langsam etwas brüchig«, antwortete sie langsam. Auch wenn es ihr mittlerweile nichts mehr ausmachte, über ihre Eltern zu sprechen, so hatte sie doch die Befürchtung, dass in der Nacht die Albträume wiederkehren würden. Aber jetzt würde sie sich zusammenreißen. »Sag mal, Tenten«, sagte Lee nach einer Weile, in der er nachdenklich in seinem Kaffee herumgerührt hatte, »Deine Freundin, diese Sakura… ist der blonde Kerl ihr Freund?« »Naruto? Nein, wie kommst du darauf? Die beiden sind zusammen aufgewachsen, soweit ich weiß.« »Achso.« Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. »Meinst du, du könntest mir ihre Nummer besorgen?« Tenten starrte ihn perplex an. »Uhm… ich kann sie fragen, wenn du willst.« »Prima!«, stieß er freudig aus. Er gab Tenten zuerst seine Nummer, damit sie ihn auch erreichen konnte, und danach redeten sie noch eine Weile über Tentens neue Schule. Lee fiel auf, wie oft der Name 'Neji' genannt wurde und mit einem verschmitzten Grinsen hakte er nach, wer dieser ominöse Junge denn wäre. Natürlich wurde Tenten rot. Zu oft war sie in letzter Zeit schon darauf angesprochen worden, ob da mehr als nur Freundschaft sei. War es nicht. Das beteuerte sie auch Lee gegenüber, der sich fest vornahm, Sakura darüber auszuquetschen, sollte er ihre Nummer bekommen. Der Nachmittag neigte sich dem Ende zu und Lee verabschiedete sich schließlich von Tenten, versprach ihr, sich in nächster Zeit auf jeden Fall mal zu melden – vielleicht war einer von ihnen ja mal in der Nähe, und man könnte sich treffen. Alles in allem ging Tenten mit einem guten Gefühl nach Hause. Lee war so nett wie immer gewesen. Ein bisschen aufgedreht, aber ein herzensguter Mensch. Ruhigen Gewissens sandte sie eine kurze Nachricht an Sakura, in der sie Lees Anliegen vorbrachte. Noch war da ja schließlich nichts zwischen Sasuke und ihr, also war das ja wohl nicht verboten, oder? Während der U-Bahn-Fahrt antwortete Sakura nicht, aber Tenten bekam eine andere Nachricht. [Unbekannte Nummer]: Hey Tenten, hier ist Kankuro. Hab mir deine Nummer mal von Temari, hm… erschlichen ;) Die letzte Englischarbeit lief bei dir gut, oder? Ich war ja krank und muss die nach den Ferien nachschreiben, hast du nächste Woche irgendwann Zeit und würdest den Stoff mit mir noch mal durchgehen? Liebe Grüße, Kankuro. Tenten: Hey! Ja, kein Problem, wie sähe es am Dienstag aus? Kankuro: :) Danke schon mal! - Passt dir 13h? Tenten: Japp :) Dann komme ich vorbei. Bis Dienstag! :) Erst als sie die letzte Nachricht abgesendet hatte, kam ihr der Gedanke, was Neji wohl dazu sagen würde, dass sie ausgerechnet Kankuro half. Sie schüttelte das mulmige Gefühl ab und nahm sich vor, Neji davon zu erzählen und ihn anschließen zu fragen, woher die Feindschaft mit Kankuro rührte. Als beste Freundin hatte man doch Rechte, oder? Wie erwartet schlief Tenten nicht gut in dieser Nacht. Bilder ihrer Eltern, Bilder des Flugzeugabsturzes geisterten durch ihre Träume, obwohl sie selbst gar nicht dabei gewesen war. Mit rumorendem Magen und Tränen in den Augen saß sie im Bett, die Knie angezogen und zitternd. Wie gut täte es jetzt, mit jemandem zu reden… Sie nahm ihr Handy vom Nachttisch mit der vagen Absicht nur die Uhrzeit zu checken. Auf dem Bildschirm wurde eine Nachricht angezeigt. Neji hatte vor etwa einer halben Stunde, gegen Mitternacht, ein Bild von ihm und Hinata in den Gruppenchat gesendet, mit freundlichen Grüße an alle Freunde. Niemand hatte bisher geantwortet, aber Tenten biss sich auf die Unterlippe. Wie groß war die Chance, dass Neji noch wach war? Tenten: Hey. Bist du noch wach? Sie sah dabei zu, wie erst der eine Haken, dann der zweite erschien. Die Nachricht war bei ihm angekommen. Dann änderten die Haken ihre Farbe und sie stieß ein erleichtertes Seufzen aus. Neji: Ja :) Bisschen spät, oder nicht? Tenten: Ich konnte nicht schlafen… Neji: Was ist los? War sie so durchschaubar? Tenten: Albträume. Diesmal ließ die Antwort auf sich warten. Zwei Minuten. Fünf. Vielleicht war er eingeschlafen? Plötzlich fing ihr Handy an zu vibrieren, zeigte einen eingehenden Anruf an. »H-hey«, murmelte sie, als sie mit zitternder Hand abgehoben hatte. »Hey«, kam es sanft zurück. »Sorry, dass es so lange gedauert hat, ich musste erst aus dem Zimmer raus, ich wollte meinen Onkel nicht wecken.« »Danke«, hauchte Tenten leise. »Hey – du wirst jetzt nicht anfangen zu heulen, okay? Nicht, wenn ich nicht da bin um dich aufzubauen. Meine Möglichkeiten über das Telefon sind da leider etwas beschränkt.« Sein trockener Kommentar hatte die gewünschte Wirkung und Tenten lachte leise auf. »Wie ist der Urlaub bisher?«, fragte sie und Neji griff die Ablenkung auf. »Ganz gut. Hanabi geht mir ziemlich auf den Keks, aber mit Hinata ist es ganz witzig. Ich wäre allerdings trotzdem lieber daheim geblieben.« »Lass mich raten – ihr habt in eurem Ferienhaus keinen Kyudo-Dojo?« Diesmal lachte Neji. »Nein. Aber das ist es noch nicht mal.« »Was ist es dann?« »Ich vermisse… euch. Erstaunlicherweise bin ich wohl doch Kontaktbedürftiger als ich das gedacht habe.« Er hatte sagen wollen, dass er sie vermisste, aber irgendwie war es ihm doch nicht über die Lippen gekommen. Auch, wenn er offen zugeben würde, dass es stimmte. »Wann kommt ihr wieder?« »Irgendwann am Donnerstag. Ich glaube Ino hat für Freitags einen Kinoabend angesetzt. Und wehe, wenn ich dich am Samstag nicht beim Training sehe!« »Aye, aye, Captain!«, intonierte sie im Soldatentonfall und salutierte sogar, obwohl er dass nicht sah. Auch ihr Lächeln blieb für ihn unsichtbar, aber es war da. »Danke noch mal, Neji. Ich sollte jetzt besser wieder schlafen gehen.« »Tu das. Und wenn was ist, kannst du jederzeit anrufen, klar?« »Danke.« »Da nicht für, Tenten.« Die 'Nachhilfe' mit Kankuro war bei weitem nicht so, wie Tenten sich das vorgestellt hatte. Temari war überhaupt nicht da, und Kankuro schien viel Spaß dabei zu haben, mit ihr zu lernen. Sie witzelten zwischendurch etwas herum, und Tenten bemühte sich, nur auf Englisch mit ihm zu reden, was er zum Anlass nahm, sie als 'Streberin' aufzuziehen. Karura, seine Mutter, brachte ihnen Getränke und Kekse, ermahnte ihren Sohn, das Lernen ernst zu nehmen und stieg dann selber in die Witze ein. Nach drei Stunden waren sie durch den kompletten Stoff durch und Kankuro lehnte sich erleichtert zurück. »Okay. Das müsste es gewesen sein, oder?« »Jupp, denke auch. Mehr haben wir nicht gemacht, und diese Aufgabentypen hier waren genau die in der letzten Klausur.« Tenten lächelte. »Boah, tausend Dank, Tenten. Wie kann ich das je wieder gut machen?« Sie lachte leise. »Es gibt bestimmt irgendwas, dass du gut kannst und ich nicht. Mathe?« »Ah, nee… Aber tanzen kann ich«, sagte er und zwinkerte sie schelmisch an. Tenten wurde rot. »Oh Gott! Temari hat von Narutos Geburtstag erzählt?« Kankuro nickte grinsend. »Willst du's wagen?«, fragte er und stand auf, reichte ihr die Hand. »Wehe, du lachst mich aus«, murmelte sie und ließ sich von ihm hochziehen. »Quatsch, warum sollte ich?« Kankuro ließ sein Smartphone eine Playlist abspielen, zu der man gut Disko-Fox tanzen konnte und bugsierte Tenten in die Mitte des Raumes. »Wird vielleicht etwas eng, aber das geht schon«, grinste er und packte sie bei der Hüfte, während Tenten bemüht war, ihre Arme und Hände so zu legen, wie Sakura es ihr erklärt hatte. »Bereit?« »Hmhm.« Im Kopf war Tenten die ganze Zeit dabei, ihre Schritte zu zählen, um sich ja nicht zu vertun. Sie sah hochkonzentriert aus, und Kankuro musste sich ein Lachen verkneifen. »Entspann dich mal, Tenten. Es ist egal ob du mir auf die Füße trampelst oder stolperst oder sonstwas – Hauptsache ist doch, dass du Spaß hast.« »Ich weiß noch nicht wirklich, ob mir das Spaß macht«, murmelte sie und versuchte sich mehr darauf zu konzentrieren, wo Kankuro sie hin dirigierte. Tanzen war gar nicht so einfach, wie sie feststellen musste. »Denk einfach, dass du beim Kyudo bist«, lachte er. »Sehr witzig«, gab sie zurück und streckte ihm die Zunge raus. Eine Weile übten sie schweigend weiter, was Tenten als gutes Zeichen sah, denn das hieß, dass es nicht übermäßig viel zu korrigieren gab. Sie schaffte es sogar soweit, sich zu entspannen, dass ihre Gedanken etwas abdrifteten. »Siehst du, es geht doch.« »Danke«, lächelte sie ihn an und löste sich schließlich aus der Tanzhaltung. »Sag mal, darf ich dich was fragen?« Er sah sie neugierig an. »Sicher, was denn?« »Ich, uhm… finde du bist eigentlich voll der nette Kerl, und ich habe mich gewundert… warum du und Neji nicht miteinander klar kommen.« Darauf war Kankuro nicht vorbereitet gewesen. Der Zug um seine Mundwinkel wurde hart und seine Augenbrauen waren zusammengezogen. »A-Also, wenn du nicht darüber reden wi-« »Nein, schon in Ordnung. Es ist nur irgendwie… Naja, es ist wohl einfach blöd gelaufen, damals.« Er gestikulierte zum Tisch und die beiden setzten sich, bevor er weiter sprach. »Meine Familie ist hierher gezogen, da waren Temari und ich grade mit dem ersten Halbjahr der Highschool fertig. Ich habe schon in Suna Kyudo betrieben, und wollte deshalb auch hier in Konoha ins Team. Also bin ich hin und habe mich vorgestellt. Eigentlich waren alle ziemlich nett, aber Neji war… gelinde gesagt ziemlich hochnäsig. Und das sage ich jetzt nicht nur so, wenn du Sakura mal fragst, wird sie dir das bestimmt bestätigen. Er war einfach ziemlich von sich überzeugt, er war immer der Beste im Kyudo und… naja, konnte mit Konkurrenz nicht so gut umgehen. Kakashi-Sensei hat mich in der zweiten Woche mit den anderen Jungen schießen lassen um zu sehen, wo ich mich einordne. Ich muss dir wohl nicht erklären, dass es eine ziemlich knappe – und langwierige Entscheidung zwischen Neji und mir gewesen ist. Er war stinksauer danach – obwohl er gewonnen hatte. Ist ihm bis dahin noch nie passiert, dass ein 'Anfänger' ihm so zu schaffen macht. Witzigerweise meinte Sakura danach zu mir, dass Neji und ich entweder die besten Freunde oder die ärgsten Feinde werden würden. Ich sollte ihn erst mal in Ruhe lassen und sehen wie es sich entwickelt. Zu dem Zeitpunkt hatte Temari sich nämlich schon mit den anderen angefreundet und auch mich in die Gruppe integriert.« Kankuro verstummte einen Moment, um einen Schluck Wasser aus seinem Glas zu nehmen, dann sprach er weiter. »Tja, und offensichtlich habe ich es dann… verbockt oder so.« Er lachte kurz auf und Tenten hatte das Gefühl, dass dem ein bitterer Nachgeschmack anhing. »Ich habe mich wohl zu gut mit Sakura verstanden – sie war furchtbar nett zu mir und alles – das hat Uchiha nicht gefallen. Weißt du, er hat sie immer links liegen lassen, ich hätte nie gedacht, dass er sie mag, abgesehen davon, dass sie seine beste Freundin ist. Aber offensichtlich hatte er ein Problem mit mir und das hat Neji beeinflusst. Das Ende vom Lied war dann, dass ich mich aus der Gruppe zurückgezogen habe. Mit Temari hatte schließlich keiner von denen ein Problem und ich wollte sie nicht da mit rein ziehen.« Tenten saß stumm da und beobachtete Kankuro, der Gedankenversunken in sein Glas schielte. Es machte sie traurig, dass Kankuro, der ein so netter Junge zu sein schien, aus der Gruppe 'hinausgeworfen' worden war. Innerlich fragte sie sich mit klopfendem Herzen, ob auch ihr das hätte passieren können. Die Parallelen zwischen ihr und Kankuro bezüglich des Kyudos im Zusammenhang mit Neji waren doch verblüffend. Auch sie war neu hinzugezogen, war zum Kyudo-Club der Schule gegangen und… Ihr hatte Neji bereitwillig seinen Bogen angeboten und… war nicht eingeschnappt, weil sie gut schießen konnte. Wo auch immer der Unterschied gelegen hatte, Tenten hatte den Weg als Nejis 'beste Freundin' eingeschlagen, während Kankuro in die andere Richtung gegangen war. Komisch, wie das Leben manchmal spielte. »Es tu mir Leid, Kank-« »Aah, muss es nicht!«, unterbrach er sie und zauberte ein Grinsen auf sein Gesicht. »Ist ja nicht so, dass ich nicht auch andere Freunde gefunden habe.« Sie lächelte ihn an. »Ich bin froh, dass du das hast. Jemand wie du verdient es, viele Freunde zu haben.« 'Ba-Bumm' Kurz nach diesem Gespräch verabschiedete sich Tenten schließlich. Kankuro begleitet sie noch bis zur Tür und wünschte ihr schöne (Rest-)Ferien, umarmte sie zum Abschied. 'Ba-Bumm' Ihr Lächeln brachte ihn dazu, zurückzulächeln, obwohl ihn die Erzählung etwas mitgenommen hatte. Er dachte nicht gerne daran, was passiert war. Vor allem, weil es in seinen Augen so eine Nichtigkeit gewesen war. »Danke für die Tanzstunde, Kankuro«, sagte sie, als sie schon zur Tür hinaus war. »Kein Problem. Du kannst jederzeit zum üben vorbei kommen.« Sie lachte leise auf. »Ich werde drüber nachdenken. Bis demnächst!« 'Ba-Bumm' Kankuro runzelte die Stirn. Warum machte sein Herz solche Hüpfer? Er seufzte tief und ertappte sich dabei, dass er immer noch lächelte. 'Ba-Bumm' Oh. Oh nein. Nein, das bildete er sich jetzt nur ein. Tenten war schon am Ende der Einfahrt und drehte sich jetzt noch einmal um, winkte ihm zu. 'Ba-Bumm' Scheiße. Oktober - vierte Woche ---------------------- Genervt sah Sakura auf ihre Uhr. Es war wirklich ein Kreuz zu tragen, immer als eine der Ersten aufzutauchen - gut, sie hatte es eventuell etwas übertrieben, zwanzig Minuten vor der vereinbarten Zeit da zu sein. »Hey«, ertönte es gelangweilt neben ihr. »Sasuke! Hey.« »Geht deine Uhr wieder vor?«, triezte er sie. Sakura streckte ihm die Zunge raus. »Und deine?« »Ich dachte nur, du könntest ein bisschen Gesellschaft gebrauchen.« Oh. Er war extra wegen ihr früher gekommen? Sie starrte ihn an, wie er sich mit einer Hand durch die Haare fuhr. Ein paar Mädchen zum Fuße der Treppe kicherten, als sie ihn dabei beobachteten. Sasuke vernahm das Gekicher genervt und trat näher an Sakura heran. Die albernen Mädchen verstummten sofort. Che. Weiber. »Lass mich bloß nicht alleine hier stehen«, grummelte er und Sakura konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. »Selbst Schuld, wenn du so gut aussiehst.« Sasuke lächelte selbstzufrieden. Er wusste, dass er gut aussah - dass Sakura ihn gutaussehend fand… wusste er auch. Aber es war ein befriedigendes Gefühl, wenn sie das auch noch zugab. »Oh! Hey, Neji, Tenten, Hinata – hier sind wir!« Sakura winkte den Neuankömmlingen fröhlich zu. Bevor die drei sie erreicht hatten, kamen auch schon Ino und Shikamaru um die Ecke. Als Naruto, Temari und Sai fünfzehn Minuten später immer noch nicht aufgetaucht waren, wurde Ino biestig. »Wo bleiben die denn?! Wenigstens von Sai hätte ich erwartet, dass er pünktlich ist! Sasuke, warum hast du Naruto nicht mitgeschleift, so wie sonst immer?« Sasuke zuckte uninteressiert mit den Schultern. »Da hinten kommen sie!«, rief in dem Moment Tenten aus und deutete in die Ferne. Die zwei blonden Schöpfe ihrer Freunde stachen aus der Menge hervor, während Sais schwarzer fast unterging. Mit seinem üblichen schmallippigen Grinsen trat Sai zu der Gruppe und verkündete an Ino gewandt: »Ich dachte mir, ich hole die beiden mal ab, damit es nicht zu spät wird.« Sie strahlte ihn an. »Sehr gut - du hast mitgedacht!« Dann drehte sie sich so, dass sie alle ihre Freunde ansehen konnte. »Okay – Filmvorschläge?« Naruto, der die Hände in den Taschen vergraben hatte grinste diabolisch. »Adelaid«, schlug er vor, und Sakura stöhnte unwillig. »Was ist 'Adelaid'?«, fragte Tenten schüchtern, und Shikamaru setzte zu einer Erklärung an. »Junges Mädchen was von einem Ehepaar adoptiert wird. Nach einiger Zeit passieren seltsame Dinge und so. Soll ziemlich blutig, aber auch ziemlich gut sein.« »Blutig?«, hauchte Hinata, der selbiges vollständig aus dem Gesicht gewichen war. »Der Film ist ab 16. So schlimm kann's also nicht sein«, entgegnete Naruto. »Ich wäre ja für 'Die Brautjungfer'«, ließ Ino sich vernehmen. Allein bei dem Titel stöhnten Sasuke, Neji und Shikamaru genervt auf. »Eine Romanze?«, fragte Tenten um sicher zu gehen. »Richtig. Vielleicht ein bisschen kitschig, aber hat bis jetzt suuuper Bewertungen! - Noch weitere Vorschläge?« Ihre Freunde schüttelten die Köpfe. »Okay, wer ist für den Horror-Schinken?« Sie blickte hoffnungsvoll in die Runde. Mit fünf Mädels würde das doch sicher auf ein Patt herauslaufen, oder? Ärgerlicherweise zählte sie sechs Hände. »Tenten! Wie kannst du uns nur verraten!«, empörte sich Sakura gespielt. »Sorry, aber Horror schlägt Romanze ganz klar.« »Hmpf. Na gut. Dann rückt die Kohle raus, wir müssen Karten kaufen.« »Tenten – dein Abend geht übrigens auf mich«, erklärte Sai. Verwirrt sah sie ihn an. »Du hast in den Sommerferien doch das Bild erraten, dafür geb' ich dir einen aus. Außerdem bewahrst du mich vor dem schrecklichen Schicksal eines Schnulzenfilms« Er zwinkerte ihr zu. »Uhm, Dankeschön.« Währenddessen hatte Ino mit ausgestreckter Hand von den anderen den Eintrittspreis von 1.200 Yen eingesammelt und ließ sich jetzt von Sai die Tür aufhalten. An der Kasse klatschte sie das Geld etwas missmutig auf den Tresen. »Zehn Karten für 'Adelaid'«, verlangte sie. »Zehn?« »Wollen sie durchzählen?«, keifte Ino ungehalten. Der Kassierer hob irritiert die Augenbraue und sparte sich die Frage, ob die Plätze nebeneinander sein sollten. Er reichte Ino die zehn zusammenhängenden Karten und wünschte ihr eine schöne Vorstellung. Sie bedankte sich knurrend. Horror-Filme waren so gar nichts für sie. Und sie hatte so gehofft, bei dem romantischen Film etwas kuppeln zu können. Mist. Wobei - man sollte nichts unversucht lassen! Zielstrebig ging sie auf Hinata zu, die Einzige, die sich nicht an der Popcorn- und Nachos-Schlange angestellt hatte. »Hina, du musst mir helfen.« Irritiert sah Hinata ihre Freundin an. »Wobei?« »Ich will, dass Shika und Tema, sowie Sasuke und Saku und Neji und Teni nebeneinander sitzen. Meinst du, wir kriegen das hin?« »Uhm… keine Ahnung.« »Wenn du eine Möglichkeit siehst, dann versuch es, okay?« »O-okay.« Neji kehrte mit zwei Tüten Popcorn zurück und drückte seiner Cousine eine davon in die Hand. »Danke«, lächelte sie. »Schon gut.« Ino verwickelte Temari und Sakura in ein Gespräch, während sie in den Kinosaal gingen. Shikamaru ging ganz vorne und rief über die Schulter: »Welche Reihe, Ino?« »D. Die Sitze 5 bis 14.« Shikamaru stieg die beleuchteten Stufen hoch, bis er die richtige Reihe gefunden hatte. Ino schnappte Sakura kurz am Arm, sodass Temari einen Schritt vor den beiden war und jetzt hinter Shikamaru die Reihe betrat. Sai folgte ihr, bevor Ino und Sakura hinterher kamen. Ino warf einen Blick nach hinten. Sasuke und Naruto unterhielten sich leise. Direkt danach kamen Tenten und Hinata. Neji bildete das Schlusslicht. Hinata sah zu Ino, genau in dem Moment, als diese ihr einen bedeutungsschweren Blick zuwarf. Okay. Okay. Sie würde das schaffen, oder? Ino würde stolz auf sie sein. Hinata machte zwei schnellere Schritte und tat so, als würde sie kurz das Gleichgewicht verlieren, hielt sich an Narutos Jacke fest. Der Blonde blieb unweigerlich stehen, bis die knallrot angelaufene Hinata sich wieder gefangen hatte und nach ihm die Reihe betrat, dicht gefolgt von Tenten und Neji. Ino zwinkerte Hinata zu. Naruto bemerkte es und sah nach links. Shikamaru, Temari, Sai, Ino, Sakura, Sasuke. Und Rechts saßen Neji und Tenten zusammen. Er grinste wissend und ließ sich auf seinen Platz neben Hinata fallen. Hatte die alte Kupplerin wieder ihren Willen durchgesetzt, was? Na, er würde sich nicht beschweren. Dann kam in ihm der Gedanke auf, ob Ino wohl auch ihn und Hinata verkuppeln wollte. Nein, lächerlich. Temari starrte Ino böse an. Auch Sakura warf einen ungehaltenen Blick zu ihrer besten Freundin. Beide Mädchen wussten genau, wer hier die Fäden in der Hand hatte. Ino lächelte unschuldig und vertiefte sich in ein Gespräch mit Sai, bis der Saal langsam verdunkelt wurde und der Vorhang zur Seite glitt. Neji musste sich konstant zusammenreißen, nicht loszulachen, wenn Tenten leise einen ihrer trockenen Kommentare abgab. Er selbst mochte Horror-Filme nicht so gerne, aber mit ihr an seiner Seite war es einfach wunderbar spaßig. Seine Cousine schien weniger begeistert. Sowohl vom Film als auch von Tentens Kommentaren. Sie zuckte beim kleinsten bisschen zusammen und etwa nach der Hälfte des Films sah Naruto sich dazu genötigt, ihr beruhigend den Arm um die Schultern zu legen. Arme Hinata. Sie hatte zeitweise sogar die Hände vor die Augen gehalten. Sakura hatte wirklich, wirklich versucht sich nicht zu blamieren. Aber Ino die doofe Kuh ließ ihr keine Wahl. Sie hatte sich nämlich – ganz und gar unabsichtlich (haha, wer's glaubt!) – an Sai geklammert und von Sakura weggelehnt, sodass diese sich nicht an ihrer besten Freundin festhalten konnte, wenn der Film zu beängstigend wurde. Blöde, berechnende Ino! Sasuke war irgendwann so genervt davon, dass Sakura auf dem Sitz neben ihm immer wieder zusammenzuckte und sich nicht an ihn klammerte, wie er das erhoff- ähem… erwartet hatte, dass er schließlich selbst die Initiative ergriff und sie mit einem geknurrten »Klappe!« an sich zog. Sofort versteifte sich Sakura. Aber sie zuckte nicht mehr so heftig zusammen. Wobei so eine warme Umarmung nicht alles helfen konnte… Das Herzklopfen, was Temari den ganzen Film lang verspürte, brachte sie durcheinander. Vor allem, weil es nicht an dem Film selbst lag, sondern an dem Jungen neben ihr. Es war nur ein Versehen gewesen, dass sie seine Hand ergriffen hatte. Echtehrlich! Als sie ihren Fehler bemerkte und versuchte, die Hand wegzuziehen, hatte er sie einfach festgehalten. Sie hatten einen Blick ausgetauscht. Er ernst und entschlossen, sie nervös und hummerrot im Gesicht. Seine Lippen hatten sich zu einem Lächeln gekräuselt, bevor er wieder nach vorne gesehen hatte, seinen Daumen über ihren Handrücken streichend. Temari hatte nicht den Mut aufgebracht, die Hand wegzuziehen. Und ganz ehrlich – sie wollte es auch gar nicht. »Man, war der Film gut! Wer hat Lust was Essen zu gehen? Ich hab' 'nen Mordshunger!« »Naruto, wie kannst du jetzt nur ans Essen denken?«, fragte Sakura gequält. Sie hielt sich die Hand vor den Bauch um ihren aufgewühlten Magen zu beruhigen. Die letzte Szene war echt nichts für schwache Nerven gewesen. Ino war noch ganz blass und Hinata hatte erst gar nicht hingesehen. »Also, ich könnte einen Döner vertragen«, erklärte Tenten, die immer noch gut gelaunt war. »Kein Ramen?«, fragte Naruto enttäuscht. »Okay, wer ist für Döner?«, fragte Sasuke, der selbst hungrig war, aber fürs Erste genug von Nudelsuppen hatte. Neben ihm selbst hoben auch Neji, Tenten und Sai die Hand. »Die anderen sind für Ramen?«, fragte Naruto hoffnungsvoll. »Auf keinen Fall esse ich heute noch was«, gab Ino zurück und Hinata nickte stumm. »Hört mal, ich habe meinen Brüdern versprochen, heute Abend was zu kochen, ich wollte mich auf den Heimweg machen«, erfand Temari schnell eine Ausrede. Sie wollte unbedingt hier weg, um etwas Ordnung in ihre Gefühlschaos zu bringen. Sie würde Shikamaru nicht auf das Händchenhalten ansprechen, aber sie konnte auch nicht so tun, als wäre nichts gewesen. Zumindest für heute Abend nicht. »Alles klar Tema, dann sehen wir uns Montag wieder!« Gemächlich schlenderte die Gruppe weiter. An einer U-Bahn-Station verabschiedete sich dann auch Shikamaru ziemlich knapp. »Man sieht sich.« »Hey, willst du nicht mit essen?« »Das Popcorn hat mir gereicht. Bis Montag.« Als seine Freunde außer Sicht waren, beschleunigte er seine Schritte und schaffte es gerade noch, die Bahn zu bekommen. Zwei Stationen später stieg er aus und hastete über das Gleis in eine Bahn einer anderen Linie. Weitere drei Stationen stieg er erneut um. Noch bevor er durch die Tür trat, hatte er sie schon gesehen. Wie gut, dass er das halbe U-Bahn-Netz auswendig kannte. Er ließ sich in den Doppelsitz ihr gegenüber fallen und musste bei ihrem dümmlichen Gesichtsausdruck ein Lachen zurückhalten. »Was machst du denn hier?«, fragte Temari perplex. »Ich dachte, wir sollten mal reden.« Oh Gott. Er wollte reden? Jetzt?! »Okay…« »Du magst mich«, stellte er fest. Temari wurde rot. »I-ich-« »Und ich mag dich«, fuhr er fort. »Warum gehen wir uns dann aus dem Weg, frage ich dich.« Sie schlug die Augen nieder und schwieg. »Du weißt, dass Ino noch nie irgendwas für sich behalten konnte, oder? Sie hat es mir erzählt. Liebst du ihn?« Temaris Kopf ruckte hoch. »Nein!«, stieß sie hastig und nachdrücklich aus. »Es war ein dummer, dummer Fehler, ich-« »Dann ist es mir egal. Was passiert ist, ist passiert. Aber wir sollten uns davon die Zukunft nicht kaputt machen, oder?« Wollte er damit etwa sagen, dass… sie eine Chance hatten? Die Durchsage der Bahn riss Temari aus ihren Gedanken. »Meine Station«, murmelte sie leise und ohne den Blick von ihm abzuwenden. Sie machte keine Anstalten aufzustehen. »Ich begleite dich nach Hause«, sagte er und erhob sich, hielt ihr seine Hand hin. Ohne zu zögern legte sie ihre Hand in seine und stand auf. Ein paar Meter gingen sie schweigend, bis sie die Station und die anderen Passagiere hinter sich gelassen hatten. Sie hatten sich nicht losgelassen, gingen Hand in Hand. »Ich mag dich wirklich, Temari.« Aus den Augenwinkeln sah sie zu ihm. Er beobachtete sie. »Ich mag dich auch, Shikamaru - sehr. Aber ich kann nicht rückgängig-« Er unterbrach ihre Erklärung, indem er sie einfach in seine Arme zog. Ein entschlossener Gesichtsausdruck begegnete ihrem unsicheren Blick. Ihr Herz klopfte wild gegen ihren Brustkorb, als er sich vorbeugte. »Temari…«, sagte er leise, wartend. Sie seufzte auf, lehnte sich an ihn, die Lippen erwartungsvoll einen Spalt geöffnet. Es bedurfte keiner weiteren Aufforderung für Shikamaru, sie zu küssen. Ganz so, als wäre es das natürlichste der Welt, öffnete sie ihre Lippen für ihn, hieß seine Zunge willkommen und genoss die unbeschreiblichen Gefühle, die das in ihr auslöste. Atemlos gab er ihren Mund frei. »Shikamaru«, seufzte sie sehnsüchtig. Die warmen, harten Lippen kehrten zurück, liebkosten sie und versprachen ihr alles, was sie sich je erträumt hatte. Sein Blick aus halb geöffneten Augen ließ ihre Knie weich werden, als er den Kuss ein zweites Mal unterbrach. »Also?«, machte er. Hatte er eine Frage gestellt? Temari wusste es nicht. Aber sie wusste, was er hören wollte. Was sie ihm sagen wollte. »Ich liebe dich«, stieß sie aus, die Finger in seine Jacke vergraben, damit er ja nicht flüchten konnte. Er grinste sie träge an, mit vor Freude glänzenden Augen. »Und ich liebe dich«, sagte er und küsste sie sanft. Nach einer kleinen Ewigkeit – viel zu kurz – löste er sich wieder von ihr. »Wir werden Ino nichts davon erzählen«, war das erste, was Temari mit zitternder Stimme von sich gab. »Kein Sterbenswörtchen«, erwiderte Shikamaru ernsthaft. »Wir… versuchen so lange unsere Ruhe zu haben wie möglich.« »Ganz deiner Meinung.« »Gut.« »Gut.« »… Küsst du mich jetzt gefälligst wieder?!« Ein leises Lachen vibrierte in seiner Kehle, als er sich erneut vorbeugte und die Lippen dieser anstrengenden Frau verschloss. Temari kam erst eine halbe Stunde später nach Hause. Zwei Kreuzungen und eine Hausecke konnten verdammt lang werden, wenn man mit etwas anderem beschäftigt war. In sicherer Entfernung von ihrem Elternhaus gab er ihr einen sehnsüchtigen Abschiedskuss und verabschiedete sich. »Bis Montag.« »Wehe du lässt dir was anmerken.« »Selber.« Sie kicherte leise, als sie ihm nachsah, wie er in den Schatten verschwand. Kankuro und Gaara wunderten sich an diesem Abend darüber, dass ihre Schwester so eine schrecklich gute Laune an den Tag legte. Das war ja schon fast unheimlich. Shikamaru seinerseits gab sein Bestes, ungesehen nach Hause zu kommen. Er konnte nur hoffen, dass Ino noch unterwegs war. Man, war das anstrengend. November - erste Woche (Teil 1) ------------------------------- Nach dem üblichen, samstäglichen Mittagessen im Hause Hyuuga, dass sich ebenso wie das Kyudo-Training fest eingebürgert hatte, verzogen sich Neji und Tenten zu einer erneuten Runde im Dojo. Eine Stunde der nachmittäglichen Zeit nutzten sie um zu trainieren, bevor sie beschlossen, es für diesen Tag genug sein zu lassen. »Hast du noch ein bisschen Zeit?«, fragte Neji, als er die Bögen und Pfeile gemeinsam mit Tenten wegräumte. »Ja klar, warum?« »Du wirst tanzen üben.« »Was? Jetzt?« »Na sicher jetzt. Hat dir noch keiner vom Weihnachtsball erzählt? Die ganze Stadt spricht doch schon davon. Hinatas Chor wird auch auftreten. Wobei – das wissen die anderen glaube ich gar nicht… Auf jeden Fall sind alle eingeladen. Mein Onkel hat darauf bestanden, dass du auch mitkommst, von daher…« »Wirklich?«, hakte sie sarkastisch nach, lächelte aber dabei. »Na, ich hätte dich eh gefragt«, grummelte er. »Geh dich jetzt umziehen.« Folgsam verschwand Tenten in der Umkleide, nicht jedoch ohne ihm noch kurz die Zunge rauszustrecken. Er verdrehte die Augen. Eine Viertelstunde später standen die beiden in Nejis wie immer makellos aufgeräumten Zimmer. Er hatte Platz geschaffen, damit genug Raum zum üben war. Sein Handy lag auf der Kommode und spielte schon die gnadenlos kitschige Schlager-Playlist ab, zu der sie auf Narutos Geburtstag geübt hatten. »Schritte hast du noch im Kopf?« »Hmhm.« »Sehr gut.« Er achtete darauf, ihr deutliche Signale zu geben und zu seinem Erstaunen reagierte sie flüssig darauf, ließ sich von ihm führen und kam nicht ein Mal aus dem Takt. Nachdem das erste Lied zu Ende war, sagte er mit einem amüsierten Unterton: »Na, da hat wohl wer zu Hause geübt, was?« Sie wurde rot. »Uhm… ja.« Besser jetzt ansprechen, als noch weiter aufzuschieben, oder? »Ich habe Kankuro in den Ferien bei Englisch geholfen, er hat mir dafür 'ne Tanzstunde gegeben.« Es war nur ganz undeutlich, aber Tenten spürte, dass Neji sich bei Kankuros Namen anspannte. »Ach so«, sagte er hohl. »Darf ich fragen, was zwischen euch vorgefallen ist?« Die Art, wie sie das fragte, versetze ihm einen Stich. Sie hatte sanft gefragt, aber der Unterton… »Hast du Kankuro auch gefragt?« Seine Stimme war schneidend. Er wusste die Antwort schon. »Ja… ich-« »Dachtest du nicht, dass du vielleicht erst mit mir reden solltest?« Er klang verletzt. Verletzt und wütend. Neji machte sich von ihr los, schaffte es nicht, dem Blick aus ihren traurigen Augen zu begegnen. »Ich hole uns was zu trinken«, sagte er kühl und stürmte fast aus dem Zimmer. Tenten sah ihm betroffen hinterher. Sie wollte ihm doch nicht weh tun, nur wissen was… Kankuro falsch gemacht hatte, damit sie es vermeiden konnte. Und jetzt hatte sie Neji trotzdem von sich gedrängt. In ihrer Brust wurde es eng. Beste Freunde, hatte er gesagt. Hoffentlich hatte sie das jetzt nicht zunichte gemacht. Neji wusste nicht, warum er sauer war. Er konnte noch nicht mal genau sagen, ob er auf Tenten sauer war. Warum hatte sie mit Kankuro geredet? Sie war doch seine beste Freundin! Ihm schrieb sie nachts Nachrichten, wenn sie Albträume hatte – an seiner Schulter heulte sie sich aus. Warum störte es ihn so sehr, dass sie zuerst mit Kankuro und nicht mit ihm geredet hatte? Ziemlich kindisch, wie er sich aufführte, oder? Er grummelte leise vor sich hin. Um sich ein bisschen Zeit zu verschaffen setzte er Tee auf. Grünen. Den trank sie am liebsten. Er seufzte frustriert. Mit seinem Verhalten machte er es nur noch schlimmer, oder? Wenn er sauer auf sie wäre, würde er sie nur noch mehr in Kankuros Arme treiben. Was störte ihn nur so daran? Tenten gehörte zu ihm. Nicht zu diesem Idioten. Er wollte ihm die Gesellschaft von Tenten nicht gönnen. Also musste er sich bei ihr entschuldigen, dafür sorgen, dass sie nie wieder zu- Nein. Neji erschrak über seine eigenen Gedanken. Er durfte Tenten doch nicht als Werkzeug benutzen. Nicht, um Kankuro eins rein zu würgen. Dafür war sie viel zu wichtig. Mit dem Tablett auf den Händen balancierend ging er zurück zu seinem Zimmer, immer noch in Gedanken. Als er die Tür öffnete, bemerkte er, dass die Musik verstummt war. Tenten saß auf seinem Schreibtischstuhl. Traurig und irgendwie auch verletzt sah sie ihn an. »Neji, es tu mir L-« »Mir tut es Leid«, sagte er mit rauer Stimme und stellte den Tee ab, hielt ihr die Hand hin und zog sie hoch, umarmte sie. »Ich hätte nicht so eingeschnappt reagieren dürfen…« Vorsichtig erwiderte sie die Umarmung. »Ich hätte nicht fragen dürfen, und wenn, dann-« »Tenten«, murrte er. »Ich versuche mich hier grade zu entschuldigen.« »Okay…« Sie verstummte. Und dann lachte Neji leise auf, drückte sie noch einmal feste und ließ sie dann los. Seltsam, sie hätte gerne noch weiter in seinen Armen gelegen. »Vergessen wir das Ganze einfach, was meinst du?« Sie nickte zustimmend, auch wenn sie immer noch neugierig war. Noch mal wollte sie Neji aber nicht verstimmen, indem sie darauf beharrte. Er reichte ihr eine Tasse Tee, die sie dankbar entgegen nahm. »Wenn du ausgetrunken hast, bringe ich dir die erste Drehung bei.« »Was?«, machte sie erschrocken und er grinste. Die Zeit schien nur so zu fliegen für Tenten. Kaum hatte die Schule wieder angefangen, da hatte Asuma-Sensei auch schon die vor den Ferien geschriebene Arbeit zurückgegeben (sie war überglücklich mit ihrem 'sehr gut'), und die Woche neigte sich schon wieder dem Ende zu. Es war Donnerstag und alle saßen zusammen beim Essen, Ino und Sakura ärgerten sich gegenseitig und Naruto versuchte das gleiche bei Sasuke. Nur, dass der sich nicht provozieren ließ. Hinata unterhielt sich leise mit Neji, der sie eindringlich musterte. Tenten, die in Gedanken versunken war, reagierte erst, als er ihren Namen ein drittes Mal nannte. »Tenten!« »Hm?« Verwirrt sah sie auf. Sakura kicherte und Ino verdrehte schmunzelnd die Augen. Schamesröte schlich sich auf Tentens Wangen. »W-was ist denn?« »Ich habe dich gefragt, ob du nach dem Kyudo noch mit in die Stadt kommst«, wiederholte Neji ruhig, aber mit hochgezogener Augenbraue. »Uhm, okay. Was machen wir denn?«, fragte sie in die Runde. »Wir gehen mit Hinata und ihren Theater-Freunden essen«, erklärte Sakura. »Klar, hört sich gut an.« »Danke Tenten«, murmelte Hinata und lächelte sie scheu an. Wie gut, dass sie und Sakura mitkamen, sonst hätte Neji sie bestimmt nach Hause geschleift. Dabei wollte sie die Gruppe aus der Theater-AG gerne näher kennen lernen. Für Sakura war es von vorneherein klar, warum Neji Hinata nicht mit Kiba alleine lassen wollte (dass da auch noch andere Leute waren, sei mal dahin gestellt). Inuzuka Kiba war schließlich in ihrer Klasse und sie selbst war schon einmal Ziel seines Charmes geworden. Nicht, dass es ihm viel genützt hatte. Der Junge mit dem verwuschelten braunen Haar wusste, dass er gut aussah und machte keinen Hehl daraus, dass er diesen Vorzug bei den Mädchen auch einsetzte. Mit seinen Eckzähnen, die auf eine attraktive Art und Weise etwas länger waren, hatte er ein carnivores Grinsen, das Frauenherzen höher schlagen ließ. Wahrscheinlich war er gar kein so schlechter Typ, immerhin flirtete er 'nur' mit den Mädchen, sammelte Küsse wie andere Leute Briefmarken, aber war zumindest nicht bekannt dafür, dass er… andere Sachen machte. Sein hauptsächliches Ziel war es, möglichst viele Bewunderinnen zu sammeln, weibliche Aufmerksamkeit, die ihm erstens immer vollständige Hausaufgaben garantierte und ihn außerdem zu dem Jungen mit den meisten Rosen am Valentinstag machte. Als Sakura mit grimmiger Genugtuung an das letzte Jahr dachte, in dem Sasuke mindestens ein dutzend der roten Blumen mehr erhalten hatte, und Kiba dementsprechend angefressen gewesen war, saß sie schon zwischen Hinata und Tenten in dem kleinen italienischen Restaurant, dass die Theater-Gruppe aufgesucht hatte. Neji fühlte sich sichtlich unwohl, wie Sakura bemerkte. Er saß zwar neben Hinata und schirmte sie so gekonnt von Kibas Flirtversuchen ab, dass der sich aber neben Tenten gesetzt hatte, schien Neji ebenfalls nicht zu gefallen. Mehr Input für Ino, amüsierte sich Sakura innerlich. Stumm zog sie ihr Handy heraus und spielte etwas herum, schaffte es ein Foto von Neji und eines von Tenten und Kiba zu schießen, ohne dass irgendjemand es merkte. Eindeutige Fotos. Mit einem Grinsen sendete sie sie an Ino. Die Reaktion kam prompt und in Form einer Menge von Smileys. Ino: Oooooh ja! =) =) *__* =D – Komm' beim nächsten Mädelsabend 'ne Stunde früher, okay? Hina und Tema auch, du verstehst? Sakura: ;) Alles klar. Dieses Mal bin ich voll auf deiner Seite. »Also Tenten, ich hab' gehört du bist unsere neue Kyudo-Queen. Machst Neji Konkurrenz, ja?«, zwinkerte Kiba seine Sitznachbarin an. Mit roten Wangen rutschte Tenten unruhig auf ihrem Stuhl umher. »Uhm, ich weiß nicht«, machte sie leise. »Beim letzten Turnier hast du den ersten Platz geholt, nicht wahr? Richtig klasse! Und wenn du vielleicht nicht besser bist als Hyuuga, zumindest bist du hübscher!« Ein verführerischen Grinsen verfehlte seine Wirkung nicht. Tenten wurde noch dunkler und Neji ballte die Fäuste. Selbst Hinata, die bei solchen Situationsstimmungen recht unerfahren war, blickte besorgt zu ihrem Cousin. »D-Danke«, murmelte Tenten und fand sich nicht in der Lage, Kibas Blick auszuweichen. Sakura bemerkte, dass noch eine Person die beiden beobachtete. Traurig und verletzt sah das Mädchen aus, dass Hinata als Tamaki vorgestellt hatte. Kiba hatte jetzt die Hand gehoben und strich Tenten eine Haarsträhne aus dem Gesicht, säuselte dabei weiter vor sich hin. Mittlerweile kannte Sakura Tenten gut genug, um ihre Reaktion nicht als übermäßig freudig, sondern vollständig verängstigt einordnen zu können. Links neben ihr bebte fast der Tisch ob Nejis unterdrückter Wut. Ohje. Sie wechselte einen leicht panischen Blick mit Hinata. »N-Neji-nii… V-Vielleicht sollten wir uns f-für heute verabschieden. I-Ich habe Hanabi versprochen ihr noch-« »Gut«, presste Neji zischen heraus und stand sofort auf. »Ich komme auch mit!«, erklärte Sakura sofort. »Teni?« Mit einem unendlich dankbaren Blick stotterte Tenten prompt: »J-ja, ich komme auch m-mit.« »Was, ihr geht schon?«, fragte Kiba gespielt empört. »Na, wir sehen uns ja bestimmt mal wieder, oder Tenten?« »Uhm-« »Wir gehen jetzt«, sagte Neji eiskalt und warf Kiba einen passenden Blick zu. Der grinste überheblich zurück. Aha. Man konnte dem großen Hyuuga also doch Gefühle entlocken. Und es war so herrlich amüsant. »Bis bald Tenten«, sagte er zwinkernd zu seiner Sitznachbarin, die schon aufgestanden war und griff nach ihrer Hand. Mit einem wohl kalkulierten Seitenblick auf Neji küsste er sanft ihr Hand und zwinkerte ihr schelmisch zu. Tentens Kopf glich einer übberreifen Tomate. Rasch machte sie sich los, stotterte ein »Tschüss« in die Runde und wurde schon von Neji nach draußen geschoben, der die drei Mädchen wie Schafe vor sich her trieb. Er rauchte vor Wut und kanalisierte das in der einzigen Form, zu der er fähig war: Er starrte seine Cousine mit bösen Blicken in Grund und Boden. Sakura, die es als ihre Pflicht sah, der anscheinend ziemlich unerfahrenen Tenten noch etwas beizustehen, brachte ihre Freundin nach Hause, und sobald die beiden Hyuugas alleine waren, platze es aus Neji heraus. »Deswegen wollte ich nicht, dass du alleine mit Inuzuka unterwegs bist. Dann wärst du diejenige gewesen, die-« »N-Neji-nii – danke. E-es tu mir Leid, aber ich… Ich möchte wirklich gerne die anderen aus der Theater-Gruppe kennenlernen.« Er funkelte sie wütend an. »Ich werde nicht alleine zu den Treffen gehen, ich versprech's. A-Aber ich werde hingehen.« Neji stellte zum ersten Mal fest, wie dickköpfig seine Cousine sein konnte. Und was für einen bettelnden Hundeblick sie drauf hatte. Er zog die Augenbrauen zusammen, sagte aber nichts mehr. »Ookay, Teni, ganz ruhig.« »Ich- Was?« Tenten war furchtbar verwirrt. Er hatte sie angefasst! Sich so nahe zu ihr herüber gelehnt, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut hatte spüren können und das war gar nicht mal so unangenehm gewesen wie es sich jetzt anhörte. »Kiba ist dafür bekannt, ziemlich offensiv zu flirten.« »Er hat mit mir geflirtet? Mit MIR?! Mit mir flirten keine Jungs!« »Also ich weiß ja nicht, ob du da nicht so ein bisschen Scheuklappen auf hast, Teni, aber-« »Was soll das denn heißen?« »Na, ich meine, du bist ein hübsches Mädchen und alles. Fällt dir das denn nicht auf, wenn die Jungs aus deiner Klasse mit dir sprechen?« Mit riesengroßen Augen starrte Tenten Sakura an. »Die flirten doch nicht mit mir!« Innerlich musste Sakura über Tentens Unschuld lachen. Sie war wirklich ziemlich süß, wie sie einfach mal gar keine Ahnung davon hatte, wie Jungs mit ihr umgingen. Oder im Gegenzug, wie sie mit Jungs umzugehen hatte. Lächelnd klopfte sie dem älteren Mädchen auf die Schultern und fing an ein paar Begebenheiten aufzuzählen, die sie bisher mitbekommen hatte. Vielleicht würde das Tenten ein bisschen die Augen bezüglich Neji öffnen? Wobei dessen… 'Flirtversuche' ziemlich subtil waren. So subtil, dass sie Neji selbst nicht auffielen. Samstag Abends gegen fünf – langsam fing es an schon um diese Uhrzeit dunkel zu werden – klingelte Sakura bei Ino. Die Tür wurde nur Sekunden später geöffnet und Ino höchstpersönlich strahlte sie an. »Saku, da bist du ja! Tema ist schon da!« Irritiert blickte Sakura an ihrer besten Freundin vorbei, hinter der Temari stand, die verärgert wirkte. »Was ist denn mit dir passiert?« »Ich habe ihr eine andere Uhrzeit genannt«, grinste Ino. »Jetzt warten wir nur noch auf Hinata.« Diese kam etwa zehn Minuten später an und zu viert machten es sich die Mädchen in Inos Zimmer gemütlich. »Okay, ihr wisst wahrscheinlich alle, warum wir uns hier versammelt haben«, fing Ino in einem gewichtigen Ton an. »Da Teni nicht da ist… Ja, Ino, wissen wir!«, meckerte Temari. »Hehe. Also: Sakura füttert mich seit geraumer Zeit mit Informationen und da du, Temari, mich ebenfalls schon darauf angesprochen hast, bleibt nur noch Hinatas Einschätzung: Was hältst du denn davon, Neji und Tenten zu verkuppeln?« Unsicher blickte Hinata in die Runde und dachte einen Moment nach. »Uhm, also… I-Ich denke die beiden passen gut zusammen?«, machte sie zaghaft. »Sehr gut! Das heißt, wenn sie bei euch zu Hause sind, knistert es auch?« »K-Knistern, ich weiß nicht-« »Wie wäre es denn, wenn Hinata erst mal ein bisschen erzählt, was sie so mitbekommt. Dir gegenüber ist Neji doch bestimmt nicht so verschlossen, oder?«, hakte Sakura nach. »N-Naja, nein. Er… also, er mag Tenten gerne. Sie ist… also, bevor sie kam, hätte ich mir nicht vorstellen können, dass er jemanden zum Kyudo-Training einlädt oder so… Aber, uhm… W-Warum wollt ihr euch da so dringend einmischen?« »Na, irgendwas müssen wir doch zu tun haben!«, meckerte Ino. »Ja, und außerdem glaube ich nicht, dass die beiden sich das irgendwann in nächster Zeit eingestehen werden«, gab Sakura zu bedenken. »Ich finde ja, dass wenn überhaupt Neji Interesse hat, aber ich kann überhaupt nicht einschätzen, ob Tenten-«, versuchte Temari einzuwerfen, wurde aber sofort unterbrochen. »Doch, hat sie!«, erklärte Sakura bestimmt. »Und das weißt du woher?« »Na, Lee hat es mir geschrieben.« »Wer ist Lee?« »Er, hm… ist ein alter Freund von Teni. Sie haben sich in den Ferien wiedergesehen und er…«, ihre Stimme wurde leise und den nächsten Satz murmelte sie schnell und undeutlich: »hat sie nach meiner Nummer gefragt und seitdem schreiben wir hin und wieder.« Ino starrte sie mit großen Augen an. »Sakura du Schlingel! Was hat er denn so geschrieben?« »Dass Teni wohl verdammt viel von Neji spricht und dass er einfach so das Gefühl hat, dass sie-« »Ich meinte eigentlich bezüglich dir, Saku, aber gut, auf das Thema kommen wir gleich zurück – Wir sollten überlegen, wie wir das zwischen den beiden etwas vorantreiben können.« »W-Warum lassen wir sie das nicht einfach selbst machen?«, fragte Hinata mit zarter Stimme. »Es wird wahrscheinlich sowieso irgendwann passieren, warum könnt ihr nicht einfach abwarten?« »Aah, Hina, das macht doch keinen Spaß!« »A-Aber nachher verderben wir vielleicht alles, und-« Sie brach ab, als Ino einen entsetzten Blick Richtung Temari warf, die die Augen geschlossen hatte und sich mit den Fingern in die Nase zwickte. Erste Probe, hm? Jetzt sich bloß nichts anmerken lassen. Glücklicherweise schien Ino genug Schuldgefühle oder Mitleid zu haben, um ganz schnell das Thema zu wechseln. »Okay, Saku, dann erzähl mal von deinem Lee!« »Ino! Das ist jetzt nicht so, wie du denkst-« »Na, wenn er dich nach deiner Nummer gefragt hat – was sagt denn der gute Sasuke dazu?« »Ich- Das geht ihn doch gar nichts an, mit wem ich schreibe. Lee ist nur ein Bekannter, Ino, da ist wirklich nichts dabei!« »W-Wollen wir damit nicht warten, bis Teni da ist? W-Wenn das Thema sonst nachher noch mal aufkommt, wirkt es bestimmt gestellt…« »Hört auf das schlaue Mädchen«, sagte Temari und streckte sich etwas. »Lasst uns doch so lange Karten spielen.« Seufzend suchte Ino eine Packung Spielkarten und in den etwa vierzig Minuten bis Tenten schließlich klingelte – und verdammt überrascht darüber war, die Letzte zu sein (»Ich bin später als Temari? Habe ich mich in der Zeit vertan?«) - spielten die Mädchen einige Runden Uno. Dass Ino Sakura dabei fast die Freundschaft kündigte, nachdem diese ihr zum fünften Mal eine 4-Ziehen-Karte reindrückte, sei noch am Rande zu erwähnen. November - erste Woche (Teil 2) ------------------------------- Parallel zum Mädelsabend fand auch der Jungsabend bei Sasuke zu Hause statt. Die fünf Jungen hatten es sich auf dem Boden von Sasukes Zimmer bequem gemacht und Naruto hatte den Packen 'Spuck's aus'-Karten hervor gezogen. Niemand hatte so richtig Lust, aber glücklicherweise waren sie nur zu fünft und somit wäre die Runde nach Narutos Aufgabe beendet. »'Was ist der peinlichste Moment deines Lebens gewesen?'«, las Naruto vor und blies verärgert die Backen auf. »Okay Leute. Peinlichste Momente unseres Lebens«, wiederholte er dann. »Unseres? Da steht, dass du deinen nennen musst!«, hielt Neji dagegen. »Ich mach's nur, wenn ihr es auch tut!« Shikamaru stöhnte genervt auf. »Naruto, jetzt mach schon…« »Okay. Der peinlichste Moment meines Lebens… Dass ich meinen ersten Kuss mit Teme hier hatte, und Sakura ein Foto davon besitzt.« Sasuke vergrub den Kopf in den Händen, während Sai leise loslachte. Shikamaru und Neji grinsten. »Ernsthaft?« Klammheimlich zog Sai sein Handy heraus und schrieb eine Nachricht. Nicht heimlich genug für Sasuke allerdings, der ihn mit schreckgeweiteten Augen anschnauzte: »Das wagst du nicht, Sai!« »Was?!«, machte Naruto verwirrt und sah zu Sai, der mit einem Grinsen die Nachricht absendete. Sasuke zog hektisch sein Handy heraus und tippte ein Wort. Die Mädchen hatten es sich bei einem Film gemütlich gemacht, das Licht herunter gedreht und bis auf Tenten seufzten sie alle hingebungsvoll, als der Hauptcharakter seiner großen Liebe einen schnulzigen Antrag machte. Genau in dem Moment vibrierte Sakuras Handy. Zweimal. Ino warf ihrer Freundin einen bösen Blick zu. »Was wichtiges, Stirnie?«, fragte sie gereizt. Mit entschuldigendem Blick zog Sakura ihr Handy hervor und Ino ließ den Film pausieren. Die anderen Mädchen starrten zu Sakura, die plötzlich anfing zu grinsen. Sai: Saku – Naruto hat von seinem peinlichsten Moment erzählt. Ich will das Foto. Bitte :) Sekunden später war in einem anderen Chatfenster eine wesentlich kürzere Nachricht erschienen. Sasuke: NEIN! »Hehe«, machte Sakura und fing an, auf ihrem Bildschirm herumzuwischen. Naruto und Sasuke hatten Sai niedergerungen und ihm sein Handy entrissen. »Nie im Leben!«, fauchte Sasuke. Shikamaru und Neji hielten sich amüsiert zurück und überließen die drei ihrer Keilerei. Dann vibrierten ihre Handy simultan. Sasuke fuhr herum, als die beiden leise loslachten. »Sakura ist zu schlau für euch«, erklärte Shikamaru grinsend und hielt sein Handy hoch, auf dem ein etwas verschwommenes Foto zu sehen war. Eine Digitalaufnahme eines Polaroids. »Nein!« »Mein neues Wallpaper«, murmelte Neji mit einem wirklich fiesen Grinsen. »Okay, das ist echt so peinlich… das muss belohnt werden«, sagte Shikamaru. »Heißt, du erzählst uns dein peinlichstes Erlebnis?«, fragte Sai, der sich mittlerweile aus Narutos Schwitzkasten befreit hatte. »Meinetwegen.« »Dann raus damit«, forderte Sasuke, dessen Ohren einen leichten Rotschimmer vorwiesen. »Okay… Zu aller erst: Ich war zwölf. Ihr wisst ja, dass Ino und ich quasi zusammen aufgewachsen sind-« »Also lief doch was zwischen euch?« »NEIN. Lass mich ausreden, Naruto.« Shikamaru saß auf Inos Bett. Okay, vielleicht lag er auch eher. Er hatte die Füße auf dem Boden, aber sein Oberkörper war zurückgelehnt und er starrte an die Decke. »Was zum Teufel willst du mir denn zeigen Ino?«, machte er genervt. »Moment noch!« Er stöhnte. »Okay, du kannst wieder gucken.« Shikamaru richtete sich ächzend auf, warf einen Blick auf seine beste Freundin und - »Woah, Ino! Was zum Henker?!« Mit zusammengezogenen Augenbrauen, die Hände in die Hüfte gestemmt und mit nicht mehr bekleidet als einem pinken BH und dazu passendem Slip stand sie vor ihrem Kleiderschrank. »Was soll das heißen?«, motzte sie los. »Das frage ich dich! Zieh dir gefälligst was an!« »Ich bin nicht nackt, Shika! Meine Mum war mit mir einkaufen, dass ist mein erster BH, du sollst mir sagen ob er gut aussieht!« »Gott, Ino! Du kannst mir sowas doch nicht zeigen!« Es blieb zu erwähnen, dass Shikamaru sich direkt nach dem ersten Blick die Hände vors Gesicht geklatscht hatte – das war ein Anblick, den er definitiv nicht hatte sehen wollen! »Wenn ich im Bikini bin, sieht man noch mehr!«, meckerte sie. »Außerdem bist du mein bester Freund! Wenn es um mich geht bist du so schwul wie ich lesbisch bin, wenn es um dich geht!« »Das ist was anderes!« »Jetzt stell dich nicht so an!« »Zieh dir gefälligst endlich was über!« Naruto schaffte es tatsächlich, sowohl den Mund offen stehen zu haben, als auch gleichzeitig zu kichern. »Dein Ernst?!« »Und was war daran jetzt für dich peinlich?«, fragte Neji. Wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass Sais Lächeln noch gestellter wirkte als sonst schon. »Das peinliche daran war, dass Inos Mutter reingekommen ist. Und es meinen Eltern erzählt hat. Der Anschiss unseres Lebens, das könnt ihr mir glauben! Wir durften uns wochenlang 'Ihr seid viel zu jung!'; 'Verhütet wenigstens!' anhören.« Sasuke schüttelte nur ungläubig den Kopf. Mit einem unauffälligen Seitenblick zu Sai sprach Shikamaru ernst weiter. »Um eines klar zu stellen. Auch wenn ich Inos Aktion total bescheuert fand… Sie hat Recht damit, dass, wenn es um sie geht, ich stockschwul bin. Da war und ist niemals irgendwas zwischen uns gewesen. Verstanden?« »Sonst hättest du ja wohl nie mit Temar-« Sasuke verpasste seinem vorlauten besten Freund eine Kopfnuss und funkelte ihn an. Alles war für einen Moment still in dem Shikamaru ernsthaft überlegte, ob es eigentlich wirklich gut war, das Ganze geheim zu halten. »Sai, was hast du eigentlich für deinen Geburtstag geplant?«, fragte Neji rasch und lenkte somit gelungen ab. »Ich soll was planen? Ino bringt mich um, wenn ich irgendwas vorschlage!« Sasuke verdrehte die Augen. »Nur wenn es ein dummer Vorschlag ist. Aber wir sollten echt mal was anderes machen als immer nur Filme gucken oder doof rum zu sitzen.« »Hey! Doof rumsitzen macht Spaß, wenn man unter Freunden ist!«, protestierte Naruto. Nachdenklich sah Sai an die Decke. »Hm. Ich glaube ich hätte da was…« Er nahm das Handy, welches er von Sasuke und Naruto zurück erbeutet hatte und schrieb Ino eine kurze Nachricht. Die anderen entschlossen derweil, doch einen Film zu gucken. Sai: Ino, hast du schon Pläne für meinen Geburtstag? Ich dachte eventuell an einen Casino-/Pokerabend mit Dress-Code. Du weißt, ich habe diesen Dealer-Kurs gemacht. Ino: Mein Gott, dass ist eine klasse Idee! =D Ich hoffe ihr habt alle eure Anzüge schon – ich werd' mit den Mädels vorher schon Kleider für den Weihnachtsball shoppen gehen, die ziehen wir dann an! Super Einfall! ;* Sai lächelte ein echtes Lächeln. Eines, das seine Augen erreichte. Er würde es Ino überlassen, die Einzelheiten abzuklären und die anderen zu informieren. Nur mit Temari musste er sich zusammensetzen, denn laut Inos Plan würde sein Geburtstag bei den Sabakunos stattfinden. Niemand hatte je in Frage gestellt, dass in dem kleinen heruntergekommenen Haus, dass er mit seinem Stiefvater Danzo bewohnte, nicht genug Platz war um eine Party zu schmeißen. Ganz abgesehen von Danzo selber, der mit seinem typischen Veteranen-Allüren eigentlich alle Gäste verschreckte. Mit einem stillen Seufzen wandte Sai seine Aufmerksamkeit dem Film zu, den seine Freunde ausgesucht hatten. Es war kurz vor zehn, als Sasuke nach einem ausgiebigen Frühstück mit seiner Familie und Naruto eben jenen besten Freund am Sonntagmorgen nach Hause verabschiedete. Er war der Einzige, der hier übernachtet hatte, was unter anderem daran lag, dass er am längsten geblieben war und Mikoto ihn nicht mehr nach Hause hatte schicken wollen. Wie gut, dass er schon Wechselklamotten sowie eine eigene Zahnbürste im Uchiha-Haushalt hatte. Manchmal fragte sich Fugaku Uchiha, wann er diesen dritten Sohn gezeugt hatte, und wo zum Teufel die blonden Haare her kamen. Nach der Verabschiedung kehrte Sasuke noch mal in den Salon zurück, wo sein Vater nach wie vor dabei war die Zeitung zu lesen. Itachi hatte sich schon in sein Zimmer verzogen und Mikoto war dabei, den Tisch abzuräumen. Mit einem Zwinkern ließ sie den Teller mit den Tomaten stehen, genau wissend, dass Sasuke deswegen zurück gekommen war. Es herrschte Stille zwischen Vater und Sohn, aber das war nicht unüblich. Fugaku war nie ein Vater gewesen, der viele Gefühle zeigte. Als Sasukes Handy leise vibrierte sah er von seiner Zeitung auf. Sein Jüngster warf einen Blick auf das Display und ein kurzes Lächeln erhellte seine Züge. Auch wenn es nicht den Anschein hatte, dass sie sich Nahe standen - wenn es etwas gab, dass Fugaku über seinen Sohn wusste, dann, dass dieses Lächeln etwas besonderes war. Besonders, weil es für einen besonderen Menschen reserviert war. Er hob die Zeitung wieder, um sein eigenes Lächeln zu verbergen. »Steht heute irgendwas an, Vater?«, fragte Sasuke. »Nein mein Sohn.« Er blätterte um. »Gut. Sakura kommt nachher vorbei.« Mikoto strahlte als sie den Salon wieder betrat. »Wunderbar! Ich muss unbedingt mit ihr sprechen, erinnerst du mich daran, Sasuke?« Mit fragend erhobener Augenbraue sagte er: »Sicher.« Der Teller mit den Tomaten vor ihm war jetzt leer und er stand auf. »Ich bin in meinem Zimmer.« Wie gut, dass seine Freunde kein Chaos hinterlassen hatten. Mit wenigen Handgriffen war sein Zimmer wieder aufgeräumt. Er zog seine Schultasche unter dem Schreibtisch hervor uns begann sein Mathe Sachen auszuräumen, denn schließlich hatte Sakura ihn darum gebeten, ihr bei dem neuen Thema zu helfen. Etwa eine halbe Stunde später hörte er die Türglocke und noch bevor er aufstehen konnte, auch leises Gemurmel in der Eingangshalle. Kurz darauf klopfte es an der Zimmertür. »Komm rein«, sagte er ruhig und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, beobachtete, wie seine beste Freundin mit einem Lächeln den Raum betrat. »Hey – danke, dass du dir Zeit nimmst. Wie war euer Abend gestern?« Sein Lächeln war berechnend und er legte den Kopf schief. »Bis auf das herumzeigen eines gewissen Fotos… ganz gut. Und eurer?« Sie lachte leise und wurde rot. »Bei uns war's auch nett. Du bist doch nicht sauer, oder?« »Nein. Aber das bekommst du zurück, meine Liebe. Irgendwann, wenn du nicht dran denkst…« Sakura schloss die Tür hinter sich und setzte sich auf den zweiten Stuhl, den er vor den Schreibtisch gestellt hatte. Weil sie genau wusste, dass man mit Sasuke nicht viel um den heißen Brei herum redete, packte sie ihre Sachen aus und fing an die Punkte aufzuzählen, mit denen sie Schwierigkeiten hatte, dabei immer ignorierend, wie nahe er ihr war. Sie lernten zusammen bis zum Mittagessen gegen halb zwei und Sakuras Kopf fühlte sich an, als würde er platzen. Es hatte sich herausgestellt, dass ihre Probleme mit dem aktuellen Thema damit zusammenhingen, dass ihr einige Grundlagen aus früheren Mathe Stunden, ja sogar aus früheren Schuljahren fehlten. Sasuke hatte sein bestes gegeben, ihr alles so ausführlich wie möglich zu erklären, hatte Übungsaufgaben aus dem Internet auf seinem Laptop herausgesucht, die sie unter seiner Aufsicht löste. Als sie schließlich zusammen die Treppen hinunter stiegen, sagte Sakura erschöpft: »Du würdest einen exzellenten Lehrer abgeben, Sasuke. Obwohl man dir gar nicht zutrauen würde, dass du so geduldig bis.« Er verdrehte die Augen, sagte aber nichts dazu. Wenn er mit Naruto lernte, war er längst nicht so ruhig. Mit ihr hingegen war die Unruhe eher innerlich. »Mikoto-san, kann ich dir noch irgendwie helfen?«, fragte Sakura höflich, als Sasukes Mutter eine Auflaufform in den Salon trug. »Die Salatschüssel steht noch in der Küche, aber Sasuke kann das machen, nicht wahr? Du bist schließlich unser Gast.« »Nicht mehr, seit sie elf ist, Mutter«, sagte Itachi, der jetzt ebenfalls die Treppe heruntergekommen war. »Das war so etwa der Zeitpunkt an dem sie und Naruto hier eingezogen sind.« Es war ihm nicht peinlich, aber es hatte durchaus mehrere Begebenheiten gegeben, bei denen er Sakura hatte fragen müssen, wo etwas bestimmtes in der Küche zu finden war. Und er wohnte schließlich wirklich hier. Sakura kicherte, als ob sie sich ebenfalls daran erinnert hatte und Mikoto warf ihrem Ältesten einen belustigten Blick zu. »Dann hol du doch den Salat. Macht mir bitte jemand die Tür auf? Die Lasagne wird schwer…« Sofort hielt Sakura ihr die Tür auf und folgte ihr in den Salon zum Tisch, wo Fugaku schon mit ernster Miene wartete. »Sakura, schön dich zu sehen«, grüßte er emotionslos und Sakura lächelte. »Hallo Fugaku-san, es freut mich ebenfalls.« Sobald Itachi mit dem Salat an den Tisch trat, setzte sich eine rege Unterhaltung in Gang, bei der das Familienoberhaupt, das unter der Woche wenig von seinen Söhnen hatte, nach deren Erlebnissen ausfragte, die noch nicht am Frühstückstisch besprochen worden waren. Sakura und Mikoto saßen an einem Tischende zusammen, so wie es üblich war. »Also, Sakura, hast du dir schon ein Kleid für den Weihnachtsball besorgt? Du musst mir sagen, welche Farbe es hat, damit ich Sasuke eine passende Krawatte besorgen kann!« Leichte Röte breitete sich auf Sakuras Wangen aus. Sie traute sich nicht, Mikoto zu sagen, dass Sasuke sie gar nicht gefragt hatte, ob sie speziell mit ihm dort hingehen wollte. »Mutter, wir gehen in der gesamten Gruppe mit unseren Freunden«, erklärte Sasuke ruhig, der das Gespräch mit einem Ohr verfolgt hatte, und ohne rot zu werden. »Ich bin sicher, ihr habt euch in Pärchen abgesprochen. Oder gehst du mit Naruto hin, Sakura?«, konterte Mikoto mit einem strahlenden, warnenden Lächeln in Richtung ihres Jüngsten. Itachi unterdrückte ein Grinsen und vertiefte sich in sein Essen. Sasuke verengte die Augen und Mikoto ertappte sich bei dem Gedanken daran, dass er seinem Vater schon verdammt ähnlich sah. »I-ich werde dir sofort Bescheid geben, wenn ich eins habe, Mikoto-san«, sagte Sakura leise um die Spannung zu brechen. »Ino hat den Einkaufstrip für die nächste Woche angesetzt.« Für den Rest des Essens schafften es alle Beteiligten weitere potenziell gefährliche Themen zu umschiffen und Sakura entspannte sich wieder. Zumindest, bis Sasuke beim Nachtisch fragte: »Bleibst du noch eine Weile? Ich habe mir die neue House of Cards-Staffel besorgt.« »Ehrlich? Oh, ich kann es kaum erwarten – du hast noch nicht weiter geguckt, oder?« Ohne sie? Garantiert nicht. »Nein«, sagte er schlicht und unter seinem Blick machte ihr Herz einen Hüpfer. Die erste Staffel hatten sie zusammen mit Naruto an einem Wochenende durch geguckt, aber der war nicht begeistert und hatte erklärt, dass er die zweite nicht auch noch gucken musste. Zu dem Zeitpunkt war sie noch nicht erschienen, aber Sasuke hatte Sakura versprochen, dass sie sie zusammen gucken würden. Jetzt wurde sie nervös dabei, dass sie mit ihm alleine sein würde, und das nicht zum lernen. Seit etwa drei Jahren ging sie dem aus dem Weg, seitdem sie festgestellt hatte wie tief ihre Gefühle für ihren besten Freund gingen. Seitdem war Naruto immer dabei, ihr Puffer gewesen. Jetzt saß sie neben Sasuke auf seinem Bett, das Zimmer abgedunkelt und versuchte sich krampfhaft auf das Geschehen auf dem Bildschirm zu konzentrieren. Gott sei Dank war es keine romantische Serie (nicht, dass Sasuke sowas geguckt hätte). Ab Mitte der ersten Folge stellte Sakura fest, dass es gar nicht so schlimm war, mit Sasuke alleine zu sein. Sie hatte fast vergessen, wie nett es war, wie angenehm das Schweigen zwischen ihnen sein konnte. Mit einem melancholischen Gefühl erinnerte sie sich daran, wie es gewesen war, bevor sie festgestellt hatte, warum ihr Herz jedes Mal höher schlug, wenn sie ihn sah. Ihre Beziehung war nie wie die von Shikamaru und Ino gewesen, nie so offen und vertrauensvoll – einfach anders, aber trotzdem eng. Sakura zog die Beine an, schlang ihre Arme darum. Bildete sie sich das ein, oder war es kalt im Zimmer? Sie warf einen vorsichtigen Blick zu Sasuke. »Uhm-« Er drehte den Kopf, musterte sie. Sein Blick wurde für einen Moment weich. »Ist dir kalt?« »Etwas, ja. Können wir die Heizung-?« »Ich weiß was besseres.« Er stand auf und gestikulierte ihr, es ihm gleich zu tun. Dann zog er die Decke, auf der sie gesessen hatten vom Bett und schlug sie auf. Mit einer Bewegung seines Kopfes bedeutete er ihr, sich wieder zu setzen. Das konnte doch wohl nicht sein Ernst sein. Er wusste doch schließlich, wie sie- Ob er auch-? Nein. Aber verdammt noch mal, sie kuschelten ja fast unter der Decke. Sasuke hatte den Abstand zwischen ihnen verringert, als er sich wieder neben sie gesetzt hatte, und die einfache Tatsache, dass sie beide unter der Decke waren – ihr war jetzt übrigens ziemlich heiß, dankeschön – brachte sie ziemlich durcheinander. Manchmal fragte sie sich wirklich, ob er nicht einfach mit ihr spielte. Aber er war ihr bester Freund, sie kannte ihn. Und dass er sich nie für andere Mädchen interessierte, obwohl er das Aussehen hatte um sie scharenweise anzulocken, gab ihr einen Funken Hoffnung. Lange Zeit sagte keiner von ihnen ein Wort, beide starrten nur auf den flimmernden Bildschirm, der Folge für Folge abspielte. Hin und wieder tranken beide einen Schluck von ihren Getränken, nahmen eine Hand voll Chips oder Salzstangen. Sakura gab darauf Acht, sein Bett nicht zu sehr vollzukrümmeln. Als die aktuelle Folge zu Ende war und der Abspann lief, erhob Sasuke die Stimme. »Wegen dem Weihnachtsball… Willst du, dass wir zusammen hin gehen?« Glücklicherweise war es dunkel genug, dass er sie nicht erröten sah. Oder? »Uhm, willst du denn?« Sie hatte den Kopf in seine Richtung gedreht, verlor sich in seinen schwarzen Augen, die sie so unergründlich anstarrten. Unwillkürlich lehnte sie sich in seine Richtung, fragte sich, ob sie es sich einbildete, dass er sich ebenfalls zu ihr lehnte. Sein Atem streifte ihre Lippen und- die Zimmertür wurde kompromisslos aufgerissen, erhellte das Zimmer mit dem Flurlicht. »Sakura, Mutter fragt ob du noch zum Abendessen… Störe ich?« Itachi fühlte angespannten Schwingungen, die von seinem Bruder ausgingen und runzelte die Augenbrauen. Kuschelten die beiden da unter Sasukes Bettdecke? Oh, Mutter würde es lieben. »Uhm, I-Ich… Ich denke ich sollte so langsam nach H-Hause«, stotterte Sakura zusammen und setzte sich hastig auf. Na, zumindest war sie noch vollständig angezogen, amüsierte sich Itachi. Er warf einen Blick zu Sasuke, der ihn verärgert anstarrte. »D-Danke noch mal für's Mathe erklären, Sasuke«, murmelte Sakura, die es nicht über sich brachte, ihn anzusehen. Es kam einer Flucht gleich, wie sie sich an Itachi vorbeischob, sich von den Brüdern verabschiedete und sich nicht die Zeit nahm, das gleiche bei Sasukes Eltern zu tun. Itachi verschränkte die Arme, als er die Haustür zuschlagen hörte. »Halt bloß die Fresse«, fauchte Sasuke und erhob sich jetzt ebenfalls, fing an das Knabberzeug und die Getränke wegzuräumen. Mit einem Grinsen und abwehrend erhobenen Händen verließ Itachi das Zimmer seines kleinen Bruders und machte sich auf die Suche nach seiner Mutter. Ach ja, die junge Liebe. November - zweite Woche (Teil 1) -------------------------------- »… und das ist der Grund, warum die französische Revolution stattfand. Bitte lest das Kapitel zu Hause noch mal und macht euch Notizen – es könnte im Bereich des Möglichen liegen, dass es nächste Stunde einen kurzen Test dazu gibt.« Die ganze Klasse stöhnte bei Anko-Senseis Ansage. 'Könnte' hieß soviel wie: 'ganz sicher'. Shikamaru gähnte gelangweilt. Ino stieß ihm in die Seite. »Mach's nicht so auffällig«, zischte sie. Hah. Er war ja mal sowasvon nicht auffällig. Wenn sie wüsste, was er und Temari vor ihr verheimlichten… Mit dem Gong erhoben sich die beiden und zusammen mit Sasuke, der ähnlich gelangweilt wirkte, steuerten sie die Chemieräume an. Vor der verschlossenen Tür versammelte sich die Klasse und Shikamaru ergriff die Gelegenheit, dass Orochimaru-Sensei noch nicht da war, um kurz sein Handy zu checken. Er hatte eine Antwort auf seine Frage von heute morgen bekommen. Shikamaru: Hast du am Wochenende Zeit was zu unternehmen? Das 'alleine' war impliziert und Temari schien es verstanden zu haben. Temari: Sonntag? =) Freitag und Samstag sind durch Ino verplant. Wusstest du, dass Sai zu seinem Geburtstag einen Dress-Code vorgibt? Wir gehen Freitag hier und am Samstag in dem Shoppingcenter außerhalb einkaufen. Shikamaru: Wie… aufregend. Temari: =P Shikamaru: Muss ich mich darauf einstellen, Sonntag deinen Eltern vorgestellt zu werden? Er grinste. Einen Moment lang tat sich nichts und er lauschte dem Gespräch, dass Ino mit Tamaki angefangen hatte. Sasuke lehnte an der Wand und schien in Gedanken versunken zu sein. Temari: Meine Eltern kennen dich. Shikamaru: Nicht als deinen festen Freund ;) Temari: Ich hoffe, Ino ließt diese Nachrichten nicht =P Temari: Okay, das hört sich falsch an… Shikamaru: Ich lade mich dann einfach mal zum Mittagessen ein. Temari: Okay. Freue mich =) Shikamaru öffnete schnell ein weiteres Chatfenster und schickte eine kurze Nachricht an Choji, bevor Orochimaru-Sensei den Korridor entlangkam, die Schülermenge teilend, und den Raum aufschloss. Erst am Anfang der Mittagspause kam eine Antwort und Shikamaru schrieb sofort zurück, ließ sich hinter Ino und Sasuke zurückfallen. Shikamaru: Ich brauche dich als Alibi. Sonntag bin ich ab Mittags bei dir, klar? Choji: Uhm. Klar. Wofür? Shikamaru: Erzähl ich dir später. Weder Ino noch meine Eltern dürfen was wissen. Choji: Mach mir keine Angst, Alter. Shikamaru: -.-' Du hast auch was gut bei mir. Choji: Es gibt einen neuen Laden in der Stadt, die sollen fabelhaftes Fleisch haben… Shikamaru: Schon verstanden. Als die drei den Mittagstisch erreichten schienen Neji und Hinata ein Streitgespräch zu führen. Daraus bestehend, dass sie ihn anstotterte und er sie anfunkelte. »I-Ino!«, machte Hinata, sobald sie der Blondine ansichtig wurde. Nejis Gesichtsausdruck wurde kurz nachdenklich. »Was denn, Hina?« »Uhm, d-du hast am Donnerstag doch nachmittags Go. W-Würdest du danach noch mit mir i-in die Stadt gehen?« »Sicher, wieso?« »Er«, Sakura gestikulierte zu Neji, »will sie nicht mit Kiba alleine lassen.« »Aaaah. Ja, kein Problem.« Neji grummelte leise, war aber beruhigt. Mit Ino an ihrer Seite konnte nichts schief gehen. Die ungeschriebene Anführerin der Gruppe hatte genug Selbstbewusstsein für zwei und war schnippisch genug, um sogar Inuzuka zum Schweigen zu bringen. »Warum gehst du nicht selbst mit?«, fragte Naruto neugierig und schrumpfte unter Nejis Blick augenblicklich zusammen. Verunsichert sah er Sakura an, die ihr Essen angrinste. »Freitag gehen wir Mädels direkt nach der Schule los, wegen der Kleider, klar?« Inos Ton ließ keinen Widerspruch zu. Tenten seufzte leise, nickte aber zusammen mit den anderen Mädchen. Ein Ballkleid war nicht gerade das, worauf sie sparte. Aber Ino hatte sie schon beim Mädelsabend davon überzeugt, dass es eine gute Investition sein würde. Immerhin hatte sie schon drei Gelegenheiten, es anzuziehen, wie Ino aufgezählt hatte. Sais Geburtstag, der Weihnachts- und der Abschlussball. Das Geschäft, in welches Ino die Mädchen als erstes geschleppt hatte, war nicht sonderlich groß, hatte aber trotzdem eine Auswahl an Kleidern, die alle Tentens kühnste Erwartungen – und ihr Portemonnaie sprengten. Sie sah dabei zu, wie die anderen ein Kleid nach dem anderen probierten, abgesehen von Hinata, die zwar genug Geld hatte, aber deutlich zurückhaltender war. Gerade trat Sakura in einem jadegrünen Etuikleid aus der Umkleidekabine, das ihr bis zur Mitte der Oberschenkel reichte. »Wow, Sakura!«, machte Temari erstaunt. »Das sieht ja hammer aus!«, rief Ino, die den Kopf aus ihrer Kabine gesteckt hatte. »Macht dich erwachsener und passt fabelhaft zu deinen Augen!« »Ich glaube das nehme ich auch. Vielleicht in einer Nummer größer? Aber dann brauche ich auch noch neue Schuhe…« »Die Größe passt doch«, sagte Tenten, die näher getreten war. »Und warte kurz, ich meine, ich habe da vorne passende Schuhe gesehen. Welche Größe brauchst du?« »38. Eventuell passt mir auch 'ne große 37.« »Ich geh' gucken.« »Saku, das nimmst du«, machte Ino mit gedämpfter Stimme. »Sasuke wird es dir vom Leib reißen wollen! - Wo hast du die ganzen Kurven her, die hattest du letztes Jahr noch nicht.« »I-Ino!«, murmelte sie verlegen. Sie hätte ihrer Freundin nie vom letzten Sonntag erzählen sollen. Bestimmt hatte sie sich das ganze eingebildet, oder zu viel hinein interpretiert. Ino jedenfalls war hin und weg von der Tatsache, dass Mikoto ihrem Sohn eine zu Sakuras Kleid passende Krawatte kaufen wollte. Hinata wurde kurz darauf ebenfalls fündig. Sie hatte einen Traum von einem mädchenhaften, luftigen Kleid in einem zarten Lavendelton angezogen, das sie zwar jünger wirken ließ, aber sowohl ihre Haare als auch ihre Augen zur Geltung brachte. »Mit dem passenden Make-up wirst du allen die Köpfe verdrehen, Hina«, erklärte Sakura, die gerade in die Pumps schlüpfte, die Tenten ihr gebracht hatte. Wie üblich wurde Hinata unter den zustimmenden Bekundungen der anderen Mädchen rot. Gegen sechs verkündete Ino, dass es Zeit war, sich mit den Jungs zu treffen. Auf dem Plan stand am heutigen Abend Karaoke. Vor einer Bar in der Innenstadt, bei der Ino einen Raum reserviert hatte, warteten schon Sasuke, Naruto und Sai. Neji und schließlich auch Shikamaru trafen etwas später ein, aber noch so pünktlich, dass die Freunde zusammen hinein gehen konnten. Aus purer Höflichkeit hakte Sai nach, ob die Mädchen denn etwas schönes gefunden hatten, und Sakura deutet lächelnd auf ihre und Hinatas Tüte. »Zeigt ihr uns die?«, fragte Naruto neugierig und mit einem Grinsen. »Nicht heute«, erklärte Sakura und streckte ihm die Zunge raus. Sasuke beäugte Sakuras Tüte. Bevor sie den gemieteten Raum betrat zog er sie kurz zur Seite. »Vergiss nicht, meiner Mutter Bescheid zu geben«, sagte er und sah ihr dabei nicht in die Augen. Mit roten Wangen sah auch Sakura auf den Boden. »Wenn du mir ihre Nummer gibst, schicke ich ihr ein Foto…« »Hn.« »Okay Leute – was haltet ihr von einem kleinen Wettbewerb?«, fragte Ino, nachdem die meisten ihrer Freunde auf den U-förmig angeordneten Sofas platz genommen hatten. »Fünf gegen fünf, die Verlierer bezahlen den Abend.« Während die anderen bei den Regeln noch mal nachhaken wollten, hatte Neji sich schon Hinatas linken Arm geschnappt. Seine Geheimwaffe! »Ich bin in Hinatas Team.«, sagte er – zu seiner Überraschung synchron mit Tenten, die Hinatas rechten Arm umklammert hielt. »Wa-?« Naruto reagierte schnell und krallte sich an Neji fest. Wenn der große Schweiger mit seiner Cousine in sein Team wollte, dann wusste er was! Und Naruto wusste, dass Neji nicht für alle zahlen wollte. Deswegen seine Schlussfolgerung: Hinata kann singen. Tenten und Neji wussten natürlich, dass Hinata singen konnte. Sehr gut sogar. Die anderen brauchten länger um das zu kapieren, und so hatte Sai sich schon hinter Hinata gestellt und eine Hand auf ihre Schulter gelegt, sein übliches schmales Lächeln aufgesetzt. »Teameinteilung abgeschlossen!«, grinste Naruto. »Wir gegen den kläglichen Rest.« Hinata war noch ganz geschockt davon, dass alle sich darum rissen, in ihrem Team zu sein, als Sakura anfing zu meckern: »Das ist Beschiss! Ihr wisst anscheinend, dass Hinata voll gut ist – wir nicht!« »Verwandtschaftsbonus«, grinste Neji fies zurück. »Ach lass sie, Saku. Vielleicht ist Tenten dafür voll die Niete – Sorry Teni.« Temari hob sofort beschwichtigend die Hände, als Tenten die Unterlippe vorschob. Sie konnte singen. Etwas. Nicht gut. Hoffentlich würde Hinata das ausgleichen. »Okay, weil ihr euch bei der Teameinteilung vorgedrängelt habt, stellen wir die Regeln auf. Und die Songs«, erklärte Ino. »Hn.« »Jeweils ein Duett, ihr Männer, wir Frauen. Je zwei Jungs und zwei Mädchen machen ein einzelnes Lied. Und dann noch ein Battle, Junge gegen Mädchen.« Shikamaru seufzte tief, widersprach aber nicht. Sakura und Temari nickten ernst, während Sasuke missmutig aussah. »Gebt mir fünf Minuten für die Lieder.« Ino vertiefte sich in die Kataloge, die auf dem Tisch auslagen, Temari blickte über ihre Schulter. »Das da«, sagte sie und zeigte auf eine Zeile. »Willst du das singen?« »Krieg ich hin.« »Uuh! Mach das da für die anderen!«, grinste Sakura, die sich ebenfalls zu Ino gebeugt hatte. Mehrere umgeblätterte Seiten später waren die drei schließlich bei den Gemischten Duetts angekommen. »Kennt einer von euch eines von denen?«, fragte Ino und verzog das Gesicht. Die Mädchen schüttelten den Kopf. Hinata und Tenten hatten sich in die Polster zurückgelehnt und beobachteten das ganze stumm und nachdenklich. »Ich kenne das da«, kam es schließlich von Sasuke, der sich hinter Ino aufgebaut hatte und auf ein Lied zeigte. »Guuut!«, grinste Ino und schlug den Katalog zu, während sie mit der anderen Hand etwas auf ihren Notizzettel kritzelte. »Hey, was ist, wenn das keiner von uns kennt?«, beschwerte sich Naruto. »Ihr habt doch Hinata.« »Bist du wirklich so gut?«, flüsterte Naruto Hinata zu, die rot anlief. Neji sah sich gezwungen zu antworten: »Ist sie.« Ino schob einen Zettel über den Tisch und Tenten nahm ihn in die Hand, hielt ihn so, dass das ganze Team ihn lesen konnte. »Wer von euch macht das Männerduett?«, fragte sie schließlich leise. Neji schüttelte den Kopf. Naruto und Sai sahen sich kurz an und zuckten dann mit den Schultern. Beide versuchten ein Grinsen zu unterdrücken. »Hinata, willst du das andere Duett, oder lieber alleine?« Hinata linste zu Sasuke hinüber, der ja den männlichen Part singen sollte, und der sie überheblich anfunkelte. »A-alleine«, hauchte sie, die Augen niedergeschlagen. Tenten sah zu Neji. »Einverstanden?« Er nickte ernst. Zumindest kannte er das Lied, welches er singen sollte. »Okay, wir sind fertig, und ihr?« Die andere Gruppe nickte. »Wer fängt an?«, fragte Naruto. »Immer der der fragt, Dobe«, machte Sasuke und sah seinen besten Freund grinsend an. »Naaaa gut! Sai, los geht’s!« Die beiden Jungen traten nach vorne auf die kleine Erhöhung, die die Bühne darstellte. An einem Pult waren zwei Halterungen für die Mikrofone und ein eingelassener Fernseher, auf dem der Liedtext durchlaufen würde. Hinter ihnen, auf einer Leinwand würde der Musik-Clip abgespielt werden, zusammen mit der Wertung, die das Spiel automatisch erstellte. »Wir rechnen nachher alle Punkte zusammen«, erklärte Ino noch, während Naruto und Sai ihr Lied im Auswahlmenü suchten. »Das hier war's, oder?« »Genau. Hey Juliet von LMNT«, bestätigte Ino grinsend. Sai seufzte tonlos, verlor aber sein Lächeln nicht, als Naruto enthusiastisch auf die Start-Taste drückte. Hey I've been watching you Every little thing you do Every time I see you pass In my homeroom class, makes my heart beat fast Naruto machte tanzende Bewegungen zum Rhythmus und zwinkerte den Mädchen grinsend zu, während er sang. Sai war nicht ganz so enthusiastisch aber definitiv auch mit Spaß dabei und bewegte sich zum Rhythmus. I've tried to page you twice But I see you roll your eyes Wish I could make it real But your lips are sealed, that ain't no big deal [Chorus:]'Cause I know you really want me I hear your friends talk about me So why you trying to do without me When you got me Where you want me Naruto warf einen Handkuss in Richtung Sasuke, der eine Grimasse zog. Tenten und Temari lachten laut auf, während Sakura, Hinata und Ino nur schmunzelten. (Hey Juliet) I think you're fine You really blow my mind Maybe someday, you and me can run away I just want you to know I wanna be your Romeo Hey Juliet Girl you got me on my knees Beggin' please, baby please Got my best DJ on the radiowaves saying Hey Juliet, why do you do him this way Too far to turn around So I'm gonna stand my ground Gimme just a little bit of hope With a smile or a glance, gimme one more chance [Chorus] I know you really want me I hear your friends talk about me So why you tryin' to do without me When you got me Where you want me You don't have to say forever For us to hang together So hear me when I say Hey Juliet [Chorus] Die letzte Strophe sangen sie zwei Mal. Es gab von allen Applaus, vor allem für Narutos unterhaltsame Darbietung, die ihnen allen Tränen in die Augen getrieben hatte. »Dann dürfen jetzt die Mädels«, verkündete Sai und reichte sein Mikro an Ino weiter, die es ihm mit einem Zwinkern abnahm. Sakura bekam das von Naruto. The best damn thing – Avril Lavigne Let me hear you say hey hey hey Alright Now let me hear you say hey hey ho Sakura und Ino hatten sich voreinander aufgebaut und strahlten sich an, obwohl das Lied sie dazu zwang, sich mehr oder weniger gegenseitig anzubrüllen. I hate it when a guy doesn't get the door even though I told him yesterday and the day before I hate it when a guy doesn't get the tab And I have to pull my money out and that looks bad Vor allem Inos Attitüde passte hervorragend zu dem Song. Allein die Art, wie sie ihre Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger hob und verneinend damit wackelte. Sakura versuchte, sich nicht von dem Gesichtsausdruck ihrer Freundin zum Lachen bringen zu lassen. Where are the hopes, where are the dreams My Cinderella story scene When do you think they'll finally see [Chorus:] That you're not not not gonna get any better You won't won't won't you won't get rid of me never Like it or not, even though she's a lot like me We're not the same And yeah yeah yeah I'm a lot to handle You don't know trouble, I'm a hell of a scandal Me, I'm a scene, I'm a drama queen I'm the best damn thing that your eyes have ever seen I hate it when a guy doesn't understand Why a certain time of month I don't wanna hold his hand I hate it when they go out, and we stay in And they come home smelling like their ex girlfriends I found my hopes, I found my dreams My Cinderella story scene Now everybody's gonna see [Chorus] Give me an A (always give me what I want) Give me a V (be very very good to me) R (are you gonna treat me right) I (I can put up a fight) Give me an L (let me hear you scream loud) One, two, three, four Where are the hopes, where are the dreams My Cinderella story scene When do you think they'll finally see [Chorus] Applaus brandete auf, sobald das Lied verstummt war. Die beiden Mädchen grinsten sich stolz an, bevor sie von der Bühne stiegen. Das war doch super gelaufen. Shikamaru war einerseits mit dem Lied zufrieden, dass Ino ihm ausgesucht hatte. Andererseits… Sie hatte wirklich einen Hang dazu, symbolträchtige Sachen zu machen. Er fragte sich, was sie gedacht damit zu bezwecken. Nun ja. Da musste er jetzt durch. Einen Blick in Temaris Richtung vermeidend trat er zur Bühne und gähnte einmal, bevor er auf dem Bildschirm sein Lied auswählte. Bruno Mars – Just the way you are Oh, her eyes, her eyes make the stars look like they're not shinin' Her hair, her hair falls perfectly without her tryin' She's so beautiful And I tell her every day Yeah, I know, I know when I compliment her, she won't believe me And it's so, it's so sad to think that she don't see what I see But every time she asks me, "Do I look okay?" I say [Chorus:] When I see your face There's not a thing that I would change 'Cause you're amazing just the way you are And when you smile The whole world stops and stares for awhile 'Cause girl, you're amazing just the way you are Yeah, her lips, her lips, I could kiss them all day if she'd let me Her laugh her laugh, she hates, but I think it's so sexy She's so beautiful And I tell her every day Oh, you know, you know, you know I'd never ask you to change If perfect's what you're searching for, then just stay the same So don't even bother asking if you look okay You know I'll say [Chorus] The way you are The way you are Girl, you're amazing just the way you are [Chorus] Innerlich schüttelte Temari nur den Kopf – abwechselnd mit ihrem schmachtenden Selbst, dass sich den Text übersetzte und der Meinung war, dass Shikamaru ziemlich gut singen konnte. Aber was zum Teufel hatte sich Ino dabei gedacht, ihn dieses Lied singen zu lassen? Sie hatte nicht mehr versucht die beiden zu verkuppeln, aber vielleicht war das nur eine kurze Pause gewesen, die Ruhe vor dem Sturm? Temari gab sich alle Mühe, sich nichts anmerken zu lassen, denn immerhin saß Ino direkt neben ihr und beobachtete sie. Nachdem auch Neji sein Lied zum Besten gegeben hatte (eine herzzerreißende Darbietung von Michael Jacksons 'Thriller'), entschied die Gruppe, jetzt das gemischte Duett durchzuziehen. Sasuke, dessen Team leicht in Führung lag, grinste Tenten amüsiert an. »Du kennst das Lied?« »Jepp«, machte sie mit einem Schmunzeln. Viel selbstsicherer, als sie sich fühlte. Das Lächeln auf seinem Gesicht wurde wärmer. »Dann zeig mal, was du kannst!« Fascination – Alphabeat Easy Living, Killed the young dudes, In the high boots. Teenage, In the pace age, That's when love burns, Now it's your turn. Fascination Fascination It's just the way we feel. Fascination Fascination It's just the way we feel. (yeah) [Chorus:] We love this exaltation (woh oh, o-o-oh) We want the new temptations (woh oh, o-o-oh) It's like a revelation (woh oh, o-o-oh) We live on fascination. Passion, Is our passion, In the moonlight, On a joyride. Easy Living, Killed the young dudes, In the high boots. (oh yeah) Fascination Fascination It's just the way we feel. (come on) [Chorus] The word is on your lips - say the word The word is on your lips - say the word The word is on your lips - say the word The word is on your lips - say the word The word is on your lips - say the word The word is on your lips - say the word The word is on your lips - say the word The word is on your lips - say the word The word is on your lips - say the word The word is on your lips - say the word The word is on your lips - say the word Fas-ci-na-tion! [Chorus] »Woah«, machte Ino leise, als Tenten und Sasuke sich gegenseitig immer weiter hochschaukelten, sich in Richtung des anderen lehnten und mit mächtig Spaß an der Sache Zeile um Zeile sangen. »Irre ich mich, oder ist es da grade ganz schön am knistern?« Ino fummelte an ihrer Handykamera herum. Sakura hatte die Arme vor der Brust verschränkt und wirkte verkrampft, weswegen Temari nur ganz leicht nickte, als Ino sie antwortsuchend ansah. Neji hatte die Augenbrauen zusammengezogen. Seit wann flirtete Sasuke Uchiha? Und dann auch noch so? Mit Tenten? Und wieso flirtete sie zurück?! Er presste die Lippen zusammen, als die letzten Töne verstummten und die beiden Sänger sich atemlos anlachten. So viel Spaß hatte Tenten schon lange nicht mehr gehabt. Sasuke schien doch nicht so ein kühler Kerl zu sein, wie er andere immer glauben machte. Sasuke seinerseits musste sich eingestehen, dass er Tenten unterschätzt hatte. Nicht nur, dass sie gut singen konnte. Nein, sie hatten auch gut miteinander harmoniert. War wirklich keine schlechte Idee von Neji gewesen, sie in ihre Gruppe zu holen. Mit einem Lächeln drehten sich beide um und warteten auf den Punktestand. Ganz knapp hatte Sasuke gewonnen und die Führung seiner Gruppe damit weiter ausgebaut. »Hn«, grinste er überlegen. Tenten streckte ihm die Zunge raus. »Pass auf, dass sie dir niemand abschneidet«, flachste er, bevor er von der Bühne trat und Temari das Mikrofon reichte. Temari leistete fantastische Arbeit bei ihrer Interpretation von 'God is a DJ' der Sängerin P!nk und baute den Vorsprung ihres Teams noch weiter aus. »Ooh, Hinata, du musst das Lied jetzt perfekt singen«, hauchte Tenten, als Temaris Punktzahl erschien und Ino die Gesamtpunktzahl ihres Teams verkündete. Hinata schluckte trocken. »I-ich geb' mein Bestes«, sagte sie leise. Naruto grinste sie aufmunternd an. »Du schaffst das ganz bestimmt!« Ein wenig zittrig stand sie auf und ging nach vorne, das Mikrofon fest umklammert. Ready for Love – Cascada You took a piece of my heart I never thought that this could fall apart You said you fell in love And this was more than I had ever been afraid of Another life, another happy ending cuts like a knife Another place, another time Another hand to touch, another sun to shine Neji und Tenten saßen grinsend nebeneinander und schlugen die Hände in einem High-Five zusammen, während ausnahmslos alle anderen mit offenen Mündern da saßen und Hinata anstarrten. Sie hatte eine wunderschöne Stimme und traf jeden Ton perfekt, legte genau die richtigen Gefühle in die Worte und verzauberte alle. [Chorus:] You got me deeper than deep and I'm constantly blinded I'm running around but there's no place to hide I start to talk in my sleep, our souls are divided Why can't they forgive me these demons inside? Deeper than deep and I'm constantly blinded My heart starts to shiver for it was not enough I start to talk in my sleep, 'cause our souls are divided How can it be that you're ready for love, ready for love How can it be that you're ready for love? Time will tell a single day had helped me break this spell Don't want to be alone When will I be understood when is my kingdom to come? Another boy, another life, another happy ending and I'll be alive Another place, another time Another hand to touch, another sun to shine [Chorus] How can it be that you're ready for love? How can it be that you're ready for love? »Wow«, hauchte Naruto überwältigt, der sich als Erster gefangen hatte. Auf dem Bildschirm hinter Hinata – die prompt rot geworden war, als sie sich der ganzen Augenpaare bewusst wurde, die auf ihr ruhten – ratterte jetzt der Zähler, stieg immer und immer weiter an. »Mindestens Neuntausendfünfhundertzehn«, flüsterte Tenten bittend und mit gekreuzten Fingern. »Zehntausend!«, gröhlte Naruto da los und sprang auf, während die Maschine einen Gratulations-Sound abspielte, weil Hinata die volle Punktzahl erreicht hatte. Erschrocken ließ sie es geschehen, dass Naruto auf sie zukam und ihr einen dankbaren Kuss mitten auf den Mund presste. November - zweite Woche (Teil 2) -------------------------------- Neben Tenten wurde Neji steif. Seine Hand ballte sich zur Faust, als er sah, wie Naruto sich grinsend von Hinata losmachte und zu ihr sagte: »Klasse Hinata, wir haben gewonnen!« Auch die anderen spürten die Gefahr. Im Fall der Mädchen allerdings nicht unbedingt die, die von Neji ausging. Tenten hatte sich jetzt rasch erhoben, ein mehr oder minder gezwungenes Lächeln aufgesetzt und rief (zu laut): »Ich muss mal auf die Toilette. Hinata, kommst du mit?« Sie schnappte sich den Arm ihrer Freundin und manövrierte die völlig geschockte Hinata aus dem Raum, Sakura, Ino und Temari dicht auf den Fersen. Kaum, dass die Mädchen den Raum verlassen hatten, sprang Neji auf und rammte seine Faust gegen Narutos Schulter. »Au, Neji, das tut scheißweh!«, motzte der blonde aufgebracht. »Sag mal, bist du noch zu retten, du Idiot?«, zischte Neji bedrohlich. »Das ist meine Cousine und du wirst gefälligst deine Finger – und sonstige Körperteile von ihr lassen!« »Ich habe sie doch nur geküsst, mach doch kein Drama draus!«, verteidigte sich Naruto. »Du kannst Hinata doch nicht einfach küssen, die ist nicht so wie Ino oder Temari oder Sakura, die das vielleicht mit einem Lachen – oder einen Ohrfeige für dich abgetan hätten!«, mischte sich jetzt auch Sasuke ein, der seinen besten Freund ärgerlich musterte. »Hinata ist viel zu gut erzogen - viel zu lieb und unschuldig, als dass sie dir sagen würde, dass du zu weit gegangen bist«, sagte Neji, und seine Stimme zitterte immer noch vor unterdrückter Wut. Und viel zu zart, um davon jetzt nicht vollkommen durch den Wind zu sein, setzte er in Gedanken hinzu. »Hinata, komm schon, so schlimm kann es doch nicht gewesen sein…« Ino versuchte das aufgelöste Mädchen zu beruhigen. Aus Hinatas Augen quollen Sturzbäche an Tränen und ihr Körper zuckte immer wieder vor unterdrücktem Schluchzen zusammen. »Ich kann mir jetzt keine Meinung über Narutos… Technik bilden, aber es sah jetzt nicht sooo schlecht aus«, sprang auch Temari ein. Tenten war die Erste, die darauf kam, was Hinata so sehr durcheinander brachte. »Das war dein erster Kuss, oder?«, fragte sie sanft und brachte die anderen Mädchen damit zum verstummen. »Oh, Hina-« Sakura hatte die Arme um ihre Freundin geschlungen, die sich jetzt noch weniger zurückhalten konnte. Unbeholfen tätschelte sie ihr den Rücken. Ino fand schnell ihren Sinn für die wichtigen Dinge wieder. »Es war nur dein erster Kuss. Ist ja nicht so, als hätte er dich entjungfert.« Hinata erstarrte in Sakuras Armen und Tenten und Temari sahen Ino strafend an. »D-Du hast ja Recht…«, kam es mit zittriger Stimme von Hinata. »A-Aber… ich habe mir immer vorgestellt-« »Leider läuft es nie so wie im Märchen, Süße. Manchmal muss man Kompromisse schließen. Und jetzt überleg' mal: War's wenigstens gut?« »I-ich weiß doch nicht-« »Hat er gesabbert? Mundgeruch? War's unangenehm – also mehr noch als vor versammelter Mannschaft geküsst zu werden?« Hinata hickste, dann antwortete sie langsam: »Es war… ein schönes Gefühl.« Temari lächelte warm. »Na siehst du. Ich kann dir versichern, dass erste Küsse oft noch viel mehr schief gehen können. Kalte Lippen zum Beispiel. Urgh.« Sie schüttelte sich. Nein. Narutos waren warm gewesen. Fest, ein bisschen weich. Wenn sie genauer darüber nachdachte, war es wirklich ein schönes Gefühl gewesen. Der Abend war ab da natürlich gelaufen. Neji hatte sich Hinatas Sachen geschnappt und wartete vor dem Raum darauf, dass seine Cousine zurück kam. Garantiert würde er sie heute nicht noch mal in die Nähe dieses hirnverbrannten Idioten lassen! Tenten war die Erste die auf ihn zukam – die Mädchen, allen voran Hinata selbst, hatten deutlich gemacht, dass wenn jemand jetzt mit Neji sprechen sollte, das doch bitte seine beste Freundin war. »Ihr geht es soweit ganz gut«, erklärte Tenten nervös. Ja, sie hatte Neji schon schlecht gelaunt erlebt. Aber nicht so wütend wie jetzt. Er rauchte förmlich und sie konnte nur hoffen, dass Naruto noch am Leben war. Neji knirschte mit den Zähnen. »Ino hat angeboten, dass wir heute bei ihr übernachten können, spontaner Mädelsabend und so… Ich glaube Hinata braucht jetzt jemanden, mit dem sie reden kann.« Er nickte steif und brachte es über sich, ihr in die Augen zu sehen. Sorge stand darin. Und Furcht. Seine Züge verhärteten sich für einen Moment, bevor er sich dazu zwang, sie freundlicher anzusehen. »Danke dass du- ihr für sie da seid. Ich werde meinem Onkel Bescheid geben.« Einem jähen Gefühl folgend lehnte sich Tenten vor und umarmte ihn. Neji entspannte sich. Ihr Haar duftete nach etwas fruchtigem. »Du kannst sie nicht immer beschützen, aber wir werden dafür sorgen, dass es ihr gut geht, versprochen.« »Danke«, murmelte er erneut und erwiderte die Umarmung kurz. Weil die Übernachtung bei Ino ziemlich kurzfristig war, organisierten Sakura und Temari jeweils ihre Väter, die die beiden Mädchen in der Stadt abholten und mit ihnen nach Hause fuhren, um schnell ein paar Sachen zu packen. Hinata, Tenten und Ino fuhren mit der Bahn zum Mädchenwohnheim, wo zur Ablenkung erst einmal Tentens kleines Zimmer bestaunt wurde. »Aber gemütlich ist es«, sagte Ino, die sich auf dem Bett nieder gelassen hatte und die Fotos an der Wand betrachtete. Die meisten zeigten Landschaftsaufnahmen, aber auch einige von Tenten in Hakama und Gi mit Bogen waren dabei. An einem gerahmten Bild blieb ihr Blick hängen. »Sind das-?« »Meine Eltern, ja.« Tenten hatte den beiden Freundinnen den Rücken zugewandt und zog ein paar Sachen aus dem Kleiderschrank. Sie erinnerte sich an die Nacht, in der Neji sie das erste Mal getröstet hatte, die Übernachtung bei Hinata. Erst danach hatte sie dieses Foto aus den letzten Umzugskartons geholt und aufgehangen. Ino schwieg, und sobald Tenten fertig war, machten sich die drei auf den Weg zum Hyuuga-Anwesen, um für Hinata Sachen zu holen. Hinata war froh darüber, dass sie nicht auf ihren Vater, und auch nicht auf ihren Cousin traf. Jetzt mit einem von ihnen zu reden… Nein, besser nicht. Staunend folgte Ino Hinata und Tenten, die sich in dem riesigen Anwesen offenbar bestens auskannten. Das war ja fast ein Palast! Wenn sie schon früher gewusst hätte, wie viel Platz Neji daheim zur Verfügung hatte – die meisten Feten wären hier geschmissen worden! Am anderen Ende der Stadt stieg Naruto aus Itachis Auto. Der große Bruder seines besten Freundes hatte sie freundlicherweise abgeholt und ihn nach Hause gefahren. »Und überlegt dir, wie du das wieder ausbügeln kannst, Dobe!«, sagte Sasuke mit harter Stimme. Ganz ehrlich, was hatte sich der Idiot dabei nur gedacht? Naruto seufzte frustriert und verabschiedete sich mit einem lässigen Winken. »Danke für's bringen, Itachi.« Er schloss die Tür auf und trat schlurfend ein. Aus der Küche schwebte leise Musik in den Flur. Seine Mutter war wohl wieder dabei, sich kochtechnisch-auszuleben. Ja, der passende Gesta- äh, Geruch war auch vorhanden. »Hey Mum«, machte er träge, während er in die Hausschuhe schlüpfte und seine Jacke weg hängte. »Naruto! Du bist schon wieder zu Hause?« »Ja, kleine Planänderung.« Bei dem Tonfall ihres Sohnes horchte Kushina auf. Naruto war immer, immer gut drauf, zu Scherzen aufgelegt und eine wahre Grinsebacke. Jetzt hörte er sich fertig und müde an – beides Adjektive, die sie niemals mit ihm in Verbindung brachte. »Was ist passiert?!«, fragte sie alarmiert und ließ die Suppe Suppe sein, war aber so geistesgegenwärtig, schnell die Herdplatte auszuschalten. »Ich, hm… habe mich mit Neji in die Haare gekriegt«, versuchte Naruto ausweichend zu antworten und setzte ein Grinsen auf, während er sich am Kopf kratzte. »Weswegen?« Uuh… Verdammte neugierige Mutter. Wo war nur sein Vater, wenn man ihn mal brauchte? Kushina hatte die Hände in die Hüfte gestemmt und fixierte ihren Sohn. Da er offensichtlich nicht in Gefahr schwebte und sich zudem noch ziemlich schuldig verhielt, änderte sich ihre Laune. »Uhm… Ich hab' seine Cousine geküsst?«, machte Naruto langsam. Er konnte quasi sehen wie es hinter der Stirn seiner Mutter ratterte. Da konnte jetzt jede Reaktion rausspringen. Freude – ihr Baby hatte eine Freundin (hatte er? Eher nicht, oder? Er hatte ja noch nicht mal mit Hinata reden können); Wut – Noch nie was vom Bro-Code gehört?!; Fassungslosigkeit – ihr Sohn interessierte sich für Mädchen? Seit wann?! Weil er eben der Sohn seiner Mutter war, traf er mit seinen Gedanken ganz gut, was in Kushinas Kopf vorging. Nur, dass sie eine vierte, unerwartete Reaktion hervorzauberte, die ihn verunsicherte: »Achso. War's gut?« »Mum!«, stöhnte Naruto auf. »Was denn?« »Es war mehr so aus dem Affekt heraus und alles – nicht wirklich geplant und… ja, es war schön.« »Na siehste.« Kushina grinste und klopfte Naruto auf die Schulter. »Und wie fand sie's? Wenn du nach deinem Vater kommst, bist du ein ganz fantastischer Küsser!« Es gab selten Momente, in denen Naruto rot anlief, aber wenn dann war seine Mutter Schuld und sein Gesicht nahm auch prompt die Farbe ihrer Haare an. »Sie, äh…« Eine ehrliche Antwort wäre gewesen: 'Sie hat geheult'. Die Schmach wollte er sich nicht unbedingt eingestehen, vor allem weil er das ja nur aus zweiter Hand wusste und überhaupt – argh. Zu viele Probleme. Er massierte sich die Schläfe. »Ich habe sie etwas überrumpelt, ich glaube sie wollte gar nicht…« »Wie?!« Kushina hatte die Augen verwundert aufgerissen. Sie hatte immer gedacht, dass das Mädchen, welches sich Naruto rauspicken würde, ihn mit genau so einer Leidenschaft zurück liebte, wie er das mit allen Dingen tat, die ihm etwas bedeuteten. »Ich muss mich glaube ich bei ihr entschuldigen«, gab Naruto zu. »Aha.« Verwirrung war noch untertrieben. Mochte er das Mädchen denn jetzt, oder wie? Kushina entschied sich für die volle Breitseite. »Seit wann bist du denn in sie verliebt? Wie heißt sie überhaupt?« Naruto wünschte sich ernsthaft, dass der Boden im Flur ihn doch bitte so schnell wie möglich verschlucken möge. »Mum… Kann ich bitte in mein Zimmer gehen? Ich brauche ein bisschen Zeit zum nachdenken.« Seine Mutter schürzte die Lippen, nickte dann aber langsam. Hach, sie werden so schnell groß, die Kinder. Voll bekleidet ließ Naruto sich auf sein Bett fallen, verschränkte die Arme hinterm Kopf und starrte an die Decke. Es gab da ein paar Sachen, über die er sich klar werden musste: Erstens – Warum hatte er Hinata geküsst? Zweitens – Was bedeutete ihm der Kuss? Und am Wichtigsten: Was sollte er jetzt tun? Er hatte sich einfach so gefreut, dass sie gewonnen hatten. Dass Hinata für ihr Team gewonnen hatte. Sie war so ein nettes Mädchen - schüchtern, aber eine treue Seele. Nicht zu vergessen, dass sie ziemlich… gut aussah. Innerlich verdrehte er über sich selbst genervt die Augen. War er so triebgesteuert, das er nur auf ihren Vorbau achtete? Nein. Vor seinem inneren Auge erschien Hinatas Gesicht, wie sie sanft lächelte. Ihre Augen waren Nejis so ähnlich und doch ganz anders. Naruto seufzte laut auf. Der Kuss war… schön gewesen. Sie hatte ganz weiche, warme Lippen gehabt. Was war nur in ihn gefahren, sie einfach zu küssen? Es hatte ihn einfach überkommen, als er so vor ihr gestanden hatte, ihre geröteten Wangen nur Zentimeter entfernt – nie im Leben hatte er einen Gedanken daran verschwendet, wie sein erster Kuss (also mit einem Mädchen - er weigerte sich, den 'Unfall' mit Sasuke als ersten Kuss zu werten!) geschehen würde. Aber so hatte er sich das nicht vorgestellt. Er musste auf jeden Fall mit Hinata darüber reden. Fragte sich nur, wie er sich jemals wieder mit ihr alleine unterhalten sollte, wenn Neji wie ein bissiger Wachhund seine Kreise um sie zog. Vielleicht mit ein bisschen Hilfe von seinen Freunden. Freunde. Naruto setzte sich hektisch auf und schlug sich mit der Hand vor die Stirn. Warum hatte er da nicht vorhin schon dran gedacht? Naruto: Okay, ich habe ganz schön Mist gebaut, was? Bitte sag mir, wie ich das wieder geradebiegen kann – ich muss unbedingt mit Hinata darüber sprechen… Sakura: Du bist so ein Volltrottel, Naruto! -.- Ich sehe mal, was heute noch so besprochen wird. Und glaub ja nicht, dass Neji der einzige ist, der dich verprügelt, wenn du sowas nochmal machst. Naruto: =( Es tut mir wirklich Leid. Seine beste Freundin antwortete nicht mehr, obwohl er sehen konnte, dass sie seine Nachricht bekommen hatte. Wenigstens redete sie überhaupt noch mit ihm. November - dritte Woche (Teil 1) -------------------------------- Hinata hatte das Wochenende überstanden. Es war nicht zu fassen. Sie war richtig froh darüber gewesen, dass alle Mädels zusammen mit ihr bei Ino übernachtet hatten und dass sie am Samstag den ganzen Tag mit Kleider-Shopping verbracht hatten. Es war eine willkommene Ablenkung gewesen. Am Sonntag jedoch war Hinata zunächst auf sich allein gestellt. Neji hatte netterweise ihrem Vater nicht erzählt, was passiert war, aber trotzdem ging sie ihren beiden männlichen Verwandten strikt aus dem Weg. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken. Nicht, dass es viel gebracht hätte. Nach wie vor hatte sie absolut keinen Plan, wie sie Naruto je wieder unter die Augen blicken sollte. Sie wünschte, sie könnte das ganze einfach aussitzen, aber von Sakura wusste sie, dass Naruto auf einem klärenden Gespräch bestehen würde. Was er wohl zu sagen hatte? Dementsprechend nervös war Hinata am Montag morgen. Solange Neji in ihrer Nähre war, würde sich Naruto es nicht wagen zu ihr zu kommen, so viel wusste sie. Ob sie jetzt aber wollte, dass ihr Cousin bei ihr blieb, oder eher nicht, das wusste Hinata selbst nicht so genau. Aber es kam sowieso, wie es in diesem Freundeskreis kommen musste. Sakura hatte Tenten gebeten, Neji abzulenken, und sobald dieses 'Hindernis' beseitigt war, wurde Hinata von Naruto beiseite genommen. Für einen kurzen Augenblick dachte sie, er hätte sie in den abgelegenen Gang gezerrt um sie wieder zu küssen, aber dann sah sie sein Gesicht, erkannte das Schuldbewusstsein darin. »Hör mal, Hina – es tu mir wirklich unendlich Leid, dass ich… du weißt schon. Keine Ahnung, was in dem Moment über mich gekommen ist, aber ich möchte mich ehrlich bei dir entschuldigen. Gibt es eine Möglichkeit, wie ich das wieder gut machen kann?« Hinata zwang sich, tief einzuatmen. Sie würde das schaffen. Er hatte sich entschuldigt, es tat ihm Leid. Ein kleiner Stich brachte ihr Herz zum stottern. Ihm hatte der Kuss bestimmt nicht gefallen. »S-Schon gut, Naruto. I-Ich bin dir nicht böse, ich… w-war nur ziemlich überrumpelt…« Hoffnungsvoll sah er auf. »Oh. Wirklich? Ich… Dann… bleibt alles beim Alten?«, fragte er und meinte damit ihre Freundschaft. »N-Natürlich.« Wie froh war sie, dieses Gespräch so schnell und glimpflich über die Bühne gebracht zu haben. Und Neji hatte noch nicht mal was davon mitbekommen. Ihre anderen Freunde umschifften das Thema großzügig, aber Hinata ertappte sich selbst dabei, dass sie oft an diesen Kuss dachte. Noch öfter, als dass sie sich fragte, ob auch Naruto in Gedanken dort war. Nachdem in der letzten Woche Ino mit zu dem Treffen der Theater-Gruppe gekommen war, und diese Woche niemand Lust hatte (nie im Leben würde sie Neji fragen, und Tenten hatte genug von Kiba), beschloss Hinata schon vor der Probe, den anderen abzusagen. Heute war eine ihrer längeren Szenen dran und sie war so furchtbar nervös, dass sie den Zwischenfall vom Wochenende für diese wenigen Stunden fast vergaß. Fast. Es war der erste Akt, fünfte Szene. Eine der Szenen, die Kurenai-Sensei für die heutige Probe ausgewählt hatte. »Hinata, Kiba. Bitte auf die Bühne – und Kiba: Wir üben heute nur den Text. Du musst sie nicht küssen, das heben wir uns für die Generalprobe auf.« Hinata lief dunkelrot an und schnappte leise nach Luft. Kiba, der neben ihr stand wollte ihr erst zuzwinkern, sah aber dann, dass sie ein Gesicht zog. Oha. »Ist es dir so zuwider, holde Maid, mir einen Kuss zu schenken?«, neckte er stattdessen leise, während sie zur Bühne gingen. Sie starrte auf den Boden, bemüht einen Fuss vor den anderen zu setzen und bloß nicht irgendwo vor zu laufen. »Sag nicht, das wäre dein erster Kuss«, hauchte Kiba aufgeregt und mit einem erwartungsvollen Lächeln. Oh, das wäre ja noch besser. Hinatas Kopf schnellte hoch und sie sah ihn mit einer Mischung aus Verletzlichkeit und Trotz, Wut und Trauer an. Okay… irgendwas stimmte nicht. Kiba ließ das Thema fallen wie eine heiße Kartoffel. Ganz sicher wollte er sie nicht verletzen, nur ein bisschen aufziehen. Er war klug genug, sich bei der Probe entsprechend zurückzuhalten, aber nachdem Kurenai-Sensei die Szene für beendet erklärt hatte und eine andere Gruppe von Schülern nach vorne bat, zog Kiba Hinata beiseite. Unauffällig führte er sie aus der Aula hinaus. Sie ließ sich widerstandslos herumdirigieren. »Okay, Hinata. Spuck's aus, Süße«, sagte er mit Nachdruck und Ernst in der Stimme. Er machte sich Sorgen. Irgendwie, Hinata hatte keine Ahnung warum, war Kibas Frage, sein Verhalten genau das was sie brauchte, nachdem alle ihre Freunde immer nur versuchten sie davon abzulenken. Sie setzten sich zusammen auf eine Treppenstufe in einer Nische und stotternd fing Hinata an zu erzählen. »A-Am Wochenende… hat Naruto mich geküsst.« Nachdenklich runzelte Kiba die Stirn. Naruto? »Uhm… der blonde, richtig?« Sie nickte. »Er… also, es war nicht…« »Es war dein erster Kuss?«, riet Kiba ins Blaue und musste schmunzeln, als Hinata erneut rot anlief. Sie sah so süß aus, wenn sie verlegen war. »Und du weißt vermutlich nicht, wie du damit umgehen sollst, habe ich Recht? Habt ihr darüber geredet?« Zögernd berichtete sie von dem kurzen Gespräch am Montag. Kiba schüttelte grinsend den Kopf. »Arme Hinata, ganz durcheinander, was? Weißt du, mit Küssen ist das so: An den ersten wirst du dich vermutlich immer erinnern – aber an den zweiten nur dann, wenn er besser ist. Das gilt für alle die darauf folgen. Irgendwann wird dich jemand küssen, der einen bleibenderen Eindruck hinterlässt, glaub mir.« Er zwinkerte sie an. »A-Aber ich weiß einfach nicht, wie ich mit Naruto umgehen soll. Wir haben seit Montag kein Wort mehr gewechselt…« Amüsiert stellte Kiba fest, dass die scheue kleine Hinata noch ein anderes Problem hatte. Ihr hatte der Kuss gefallen. Sie wollte mehr. Nur, dass sie sich das noch nicht eingestand. Mit einem fiesen Grinsen, das sie nicht sah, weil sie zu Boden blickte, streckte er die Hand aus, um ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streifen. Sie sah auf und fühlte seine Hand an ihrer Wange, den leichten Druck den er ausübte, um ihren Kopf in Position zu drehen. Mit schreckgeweiteten Augen starrte sie in seine vor Schalk blitzenden, als er seine Lippen sanft auf ihre presste. Nur einen Moment, dann zuckte sie zurück, schob ihn von sich, entsetzt davon, was er getan hatte – vor allem nachdem, was sie ihm erzählt hatte! Kiba lachte leise. »Ah, nicht sauer sein, Hinata. Ich musste es einfach tun. Überleg mal: Du hast mich weggeschubst. Aber Naruto nicht. Warum?« Er sah sie grinsend an, während er sich erhob. »Mach dir da mal Gedanken drüber, Süße.« Er stupst mit dem Finger gegen ihre Nase. Sie sah schon verdammt süß aus, wie sie ihn jetzt vollkommen hilflos anstarrte. Sekunden später kam Shino auf sie zu. Hinata war noch viel zu durcheinander um darüber nachzudenken, was er vielleicht gesehen hatte, und Kiba zwinkerte seinem Freund nur schelmisch zu. »Kurenai-Sensei will noch was sagen. Ihr sollt zurück kommen«, sagte Shino monoton und betrachtete Hinata, die eingeschüchtert auf der Treppe saß. Die Probe war im Endeffekt etwas früher zu Ende als sonst, und so musste Hinata ein paar Minuten warten, bis Neji und Tenten am üblichen Treffpunkt auftauchten. »Uhm, Tenten?«, fragte Hinata zaghaft, und Tenten drehte sich neugierig zu ihr. »Was denn?« Neji blieb stehen, als die beiden Mädchen sich zurückfielen ließen. »Ich… kann ich… noch kurz mit zu dir?« Tenten blickte zwischen Hinata, die den Kopf gesenkt hielt, und Neji, der seine Cousine argwöhnisch musterte, hin und her. »Klar doch«, sagte sie schließlich und lächelte Hinata aufmunternd an. »Danke.« Die Erleichterung in ihrer Stimme war deutlich zu hören. Neji beschloss, es auf sich beruhen zu lassen und sagte kein Wort, bis sich die beiden Mädchen an der Haltestelle von ihm verabschiedeten. Auch Hinata schwieg, zumindest solange, bis sie im Wohnheim angekommen waren und es sich auf Tentens Bett gemütlich gemacht hatten. »Uhm…«, setzte Hinata an und stupste ihre beiden Zeigefinger gegeneinander. Tenten wartete geduldig, obwohl sie verdammt neugierig darauf war, was ihre Freundin bedrückte. »Kiba hat mich geküsst.« Mit riesengroßen Augen starrte Tenten Hinata an. Sie hatte sich ganz sicher verhört, oder? Hinata hatte nicht ernsthaft gesagt, dass Kiba sie geküsst hatte, oder? Wenn Neji schon bei Naruto so ausrastete, würde er bei Kiba Amok laufen. Die ganze Woche war mehr oder minder ein Spießrutenlauf gewesen. »Was?«, brachte sie krächzend heraus. »I-Ich, also- Er hat mir nur- Es ist- I-Ich glaube ich mag Naruto!« Jetzt kam Tenten wirklich nicht mehr mit. Was hatte das eine mit dem anderen zu tun?! »O…kay. Uhm, … okay. Also…?« Selten waren ihr die Worte so dermaßen ausgegangen. »Du musst mir helfen!«, flehte Hinata und sah Tenten mit feuchten Augen und roten Wangen an. »Bei wem jetzt?« »I-ich muss herausfinden, ob… ob ich Naruto wirklich mag.« Tenten atmete einmal tief durch. Das hier war irgendwie sehr chaotisch. »Lass mich kurz mal… Naruto hat dich geküsst, und dann hat Kiba dich geküsst, und jetzt denkst du, dass du Naruto magst? Wie soll ich dir jetzt dabei helfen?« Scheu sah Hinata wieder zu Boden. »A-Also… d-der K-Kuss mit Naruto… war… ganz anders. K-Kiba hat- er meinte, ich sollte ü-überlegen, was es mir bedeutet hat. Ich- Ich möchte Naruto besser kennen lernen.« Tenten nickte verstehend, auch wenn längst nicht alle ihre Fragen geklärt waren. Sie stellte die offensichtlichsten mal zur Seite und hakte erneut nach: »Und wie soll ich dir dabei helfen?« »D-Du müsstest Neji n-noch mal ablenken?« »… Weißt du, so langsam komme ich mir vor wie jemand, der einen blutrünstigen Kampfhund hat, vor dem alle eine Heidenangst haben; nicht wie seine beste Freundin…« »A-Aber auf dich hört er. Bei dir… ist er so anders…« Das hatten die Anderen auch schon ein paar Mal angemerkt. Tenten seufzte innerlich. »Okay. Akzeptiert.« »G-Gut. Danke dir. … Hast du eine Idee, w-wie ich es angehen könnte?« »Vielleicht solltest du da lieber Ino fragen?« Hinata machte ein erschrockenes Gesicht. »I-ich glaube nicht, dass Ino… Sie ist so herrisch und würde garantiert irgendwas… peinliches machen…« Auch wieder wahr. »Warum, hm… fragst du ihn nicht, ob ihr zusammen für irgendwas lernt? Oder… Ob er dich nächsten Donnerstag zum Theater-Treffen begleitet?« »Neji darf aber keinen Verd-« »Jaja. Ich werde mich drum kümmern, keine Sorge.« Tenten lächelte ihre Freundin beruhigend an, und Hinata entspannte sich sichtlich. »Dankeschön«, murmelte Hinata und umarmte Tenten linkisch. Die Brünette erwiderte die Umarmung. »Dafür sind Freude doch da.« Am Freitag Abend hatten sich Shikamaru und Temari relativ unauffällig von den Gruppenplänen abseilen können, da auch Sasuke, Sai und Sakura keine Zeit hatten. Ino verschob den Disko-Besuch grummelnd und meckernd auf den morgigen Samstag, während Shikamaru sich insgeheim darauf freute, den Abend mit Temari zu verbringen. Das Essen mit ihrer Familie am letzten Wochenende war nett gewesen und Temari hatte Kankuro danach zur Seite genommen und ihn schwören lassen, dass er sie 'decken' würde, und weder Ino noch sonst jemandem von der Beziehung erzählte. Es war noch nicht mal dunkel draußen, aber Temari hatte schon die Rollläden an ihren Fenstern geschlossen, damit niemand hinein sehen konnte und außerdem der Film besser zu sehen war. Gemeinsam hatten sie es sich auf der kleinen Couch gemütlich gemacht, Temari zwischen Shikamarus angewinkelten Beinen, den Rücken an seinen Oberkörper gelehnt. Er hatte den Kopf in ihrem Nacken vergraben, nicht so interessiert an dem Film, sondern vielmehr an seiner Freundin. Temari hingegen war gefesselt von der Darbietung auf dem Bildschirm und ließ sich nur äußerst ungern ablenken. Als der Film schließlich vorbei war, drehte sie sich zu ihm um und küsste ihn sanft. Er seufzte und schlang die Arme um sie. »Danke«, sagte Temari mit einem Lächeln. »Wofür?«, fragte er träge. »Dafür, dass du nicht eingeschlafen bist. Oder gemeckert hast.« Er lachte leise und küsste sie auf die Nasenspitze. Dann fiel sein Blick auf die Uhr. »Ich glaube, ich sollte mich langsam auf den Heimweg machen.« »Oh, okay. Ich bringe dich noch zur Station.« Es war nur ein kurzer Fußmarsch, den sie leise miteinander redend hinter sich brachten. Shikamarus Bahn würde erst in ein paar Minuten kommen, daher entschied Temari, dass sie die Zeit doch noch gut nutzen könnten. Mit einem Grinsen baute sie sich vor ihm auf und küsste ihn. Ihre Finger umklammerten den Kragen seiner Jacke, damit er durch den festen Druck ihrer Lippen nicht von ihr weggeschoben wurde. Shikamaru hatte eine Hand in ihre offenen Haare vergraben und hatte seinerseits gar nicht die Intention, sich von ihr zu lösen. »Temari? Shikamaru?« Wie auf Kommando fuhren die beiden auseinander. Drei Meter weiter war gerade Sai aus einer ankommenden Bahn gestiegen und starrte sie mit hochgezogenen Augenbrauen und vor Verblüffung offenem Mund an. November - dritte Woche (Teil 2) -------------------------------- »Was machst du denn hier?«, keuchte Temari, die sich immer noch an Shikamaru festhielt. Sais Augenbrauen waren in ungeahnte Höhen gestiegen, fast unter seinen Haaren verschwunden und seine Augen waren erstaunt aufgerissen, sodass er einen Moment brauchte, bis er antwortete. »Wir wohnen im selben Viertel, Temari.« »Scheiße«, machte sie ganz leise. »Tja, hm… ich will dann mal nicht weiter stören.« »Sai!«, machte Shikamaru mit genervt geschlossenen Augen. »Du erzählst Ino nichts.« Sai schwieg einen Moment, dann sagte er mit seinem typischen Lächeln: »Warum sollte ich das nicht tun? Sie wird mir den Kopf abreißen, wenn sie irgendwann erfährt, dass ich es vor ihr wusste und nichts gesagt habe - Machst du dir eigentlich keine Sorgen um deinen eigenen Kopf?« Shikamaru überging die Frage. »Ich weiß, was in deinem Keller ist«, sagte er nur und Temari sah verwirrt zwischen den beiden Jungen hin und her. Der Ausdruck auf Sais Gesicht wurde hart. »… Ich habe nichts gesehen«, sagte er dann in einem kühlen Ton und ging einfach an den beiden vorbei. Temari sah Shikamaru fragend an. »Was-?« »Wenn ich's dir sage habe ich kein Druckmittel mehr«, lächelte er. »Es ist nichts Schlimmes, keine Sorge. Es ist ihm nur peinlich genug, dass er die Klappe hält.« »Okay…« Ino beglückwünschte sich wieder mal zu ihrer erfolgreichen (wenn auch umdisponierten) Planung. Der Türsteher des Clubs, ein großer, vermummter Kerl mit seltsam glühenden Augen, warf nur einen Blick auf Sasuke und winkte die zehnköpfige Gruppe dann einfach durch. Sie mussten zwar Eintritt bezahlen, aber hörten noch, wie hinter ihnen ein paar Leute einfach abgewiesen wurden. »Es ist wirklich praktisch, dass du einen großen Bruder hast«, machte Ino zufrieden und zwinkerte Sasuke zu. Itachi war ein Stammgast des Clubs, zusammen mit seinen Freunden Kisame und Deidara und seinem Cousin Shisui. Die vier waren gut mit dem Besitzer befreundet, und so war die 'Akatsuki-Bar' einer der wenigen Clubs, in denen der etwas rabiatere Kisame kein Hausverbot hatte. Sasuke zuckte nur mit den Schultern und machte ein monotones »Hn«. Sai und Sakura hatten sich schon durch die Menge im Eingangsbereich durchgeschoben und eine der abseitigen Sitzecken ergattert. An der Wand stand eine gerundete Sitzbank und vor dem Tisch standen mehrere Stühle. Die gedämpfte Lampe sandte warmes, orangerotes Licht aus, aber alle konnten die Signalfarbe von Sakuras Haar ausmachen und fanden sich nach und nach dort ein. »Will irgendjemand tanzen?«, fragte Naruto aufgedreht und strahlte von einem zum anderen. Seine männlichen Freunde schüttelten noch nicht mal den Kopf, sondern warfen ihm nur einen vielsagenden Blick zu. Temari jedoch erwiderte das Grinsen ihres Klassenkameraden. »Ich komme mit«, erklärte sie und stand wieder auf. Kaum dass die beiden weg waren, fing Ino schon an zu meckern. »Kommt hier eigentlich irgendwann mal wer hin zum bedienen?«, fragte sie, und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Sasuke stand genervt wieder auf. »Was wollt ihr haben?« Ino grinste ihn an und gab ihre Bestellung auf. Die anderen folgten ihrem Beispiel. »Wer hilft mir tragen?« Die meisten seiner Freunde waren auf einmal viel zu interessiert daran, in die Luft zu starren, aber Hinata und Sakura, die am Rand saßen, standen auf und folgten Sasuke durch die Menschenmenge. An der Bar angelangt lehnte sich Sasuke über den Tresen und orderte den Barkeeper mit einer knappen Bewegung her. Der Mann mit den orangenen Haaren und unzähligen Piercings um Gesicht schlenderte auf ihn zu. »Hey Süßer«, ertönte da eine piepsige Stimme neben Sasuke, bevor der Barkeeper ihn erreicht hatte. »Was hältst du davon, wenn du mich auf einen Drink einlädst?« Sasuke drehte sich weg, das aufgetakelte Mädchen ignorierend. Sie trug nicht mehr als einen Minirock in Gürtelgröße und ein Tanktop, dass gerade mal ihren Busen bedeckte, aber einen Großteil ihres Bauches frei ließ. Sie sah furchtbar nuttig aus und war überhaupt nicht Sasukes Typ. Er gab seine Bestellung über den Lärm weiter. Der Barkeeper sah ihm in die Augen. Ein stummes Gespräch zwischen den beiden. Dann drehte er sich weg und begann, die Getränke fertig zu machen. Schließlich reichte er Sasuke zwei Drinks und das nuttige Mädchen grinste Sasuke schon auffordernd an, doch der reichte die Gläser an Sakura weiter, die auf der anderen Seite neben ihm stand. Drei weitere Gläser, diese alle mit Henkeln, wurden Hinata zugeschoben, während Sasuke drei leere, ineinander gestapelte Gläser und eine Flasche Wein entgegen nahm. »Schreib's auf Itachis Rechnung«, sagte Sasuke laut und der Barkeeper nickte mit der Andeutung eines Lächelns. Für irgendwas musste ein großer Bruder ja nützlich sein, oder? Mit der Hand in der er die Flasche hielt, schob Sasuke Hinata zurück durch die Menge, mit Sakura dicht auf den Fersen. Das aufgetakelte Mädchen an der Bar zog eine Schnute und schnaubte verärgert. Das würde sie sich nicht gefallen lassen! Dankbar nahmen die Freunde ihre Gläser entgegen. Neji, Sai und Shikamaru nahmen das Bier von Hinata, die sich zusammen mit Sasuke und Tenten die Flasche Wein teilte. Sakura gab eines der Cocktailgläser an Ino weiter, während sie selbst an ihrem Strohhalm sog. »Gibt es nicht eigentlich gesetzliche Bestimmungen, keinen Alkohol an Minderjährige auszugeben?«, fragte Tenten, die an ihrem Wein nippte. »Beschwerst du dich?«, fragte Sasuke amüsiert. »Nein, ich meine ja nur…« Temari und Naruto kehrten an den Tisch zurück. »Hey, habt ihr uns nichts mitgebracht?« »Wir wussten nicht, was ihr haben wollt«, machte Sakura und verdrehte die Augen. »Aah. Temari, was willst du?« »Bringst du mir ein Bier mit?« »Sicher.« Naruto schob sich zurück durch die Menschenmenge, während sich Temari schwer auf die Couch neben Hinata fallen ließ. Sie streckte die Füße aus und seufzte. »Er hat einfach viel zu viel Energie. Tanzen kann er ja, aber anstrengend ist es auch.« Sakura kicherte. »Tja, ich glaube wir könnten alle 'ne Runde mit Naruto tanzen und am Ende des Abends ist er der einzige, der noch steht.« Sai grinste und Sasuke nickte zustimmend. Narutos leerer Stuhl wurde plötzlich nach hinten gezogen und das kaum bekleidete Mädchen von der Bar ließ sich mit einem verführerischen Grinsen darauf sinken. »Hallo!«, flötete sie und ignorierte die verwirrten Blick der Freunde, lächelte Sasuke an. »Da ist besetzt!«, erklärte Ino mit hochgezogener Augenbraue. »Komisch, ich dachte, der ist leer«, gab das Mädchen schnippisch zurück und zwinkerte Sasuke zu, der sie nur mit einem bösen Blick strafte. »Was hältst du davon, wenn wir uns mal unter vier Augen unterhalten?«, fragte sie und leckte sich die Lippen. Bei ihrem offensichtlichen Angebot verzog er das Gesicht zu einer Grimasse, die Augenbrauen ungläubig erhoben. Sasuke hob den Arm, legte ihn um Sakuras Schultern und sagte: »Danke, ich bin schon bedient.« Sakura kämpfte erfolgreich die aufkommende Röte nieder, die sich auf ihre Wangen schleichen wollte. Das Mädchen schnalzte mit der Zunge und musterte knapp die anderen Jungs. Ihr Blick blieb an Neji hängen, der diesen kalt erwiderte und seinen Arm um Tenten legte. Sie zuckte zusammen, lehnte sich aber dann gegen Neji, vermied den Blick des Mädchens. Ino ergriff Vorsichtsmaßnahmen und zog sowohl Shikamaru als auch Sai zu sich, ein überhebliches Grinsen in Richtung des ungebetenen Gasts. In diesem Moment kam Naruto wieder. »Uhm, sorry, aber das ist mein Stuhl«, erklärte er, während er irritiert die ganzen Arme betrachtete, die seine Freunde umeinander gelegt hatten. Temari nahm ihm hilfsbereit ihren Drink ab und lächelte: »Danke, Süßer.« Naruto starrte sie an. Das Mädchen schnaubte jetzt höchst unmädchenhaft und erhob sich, würdigte die Freunde keines Blickes mehr und dampfte ab. »Was-?«, setzte Naruto an, als Ino, Sakura und Temari anfingen zu lachen. Neji und Sasuke zogen ihre Arme zurück und auch Ino griff mit beiden Händen nach ihrem Drink. »Setz dich Dobe, sonst kommt noch irgendwer, der mit uns flirten will.« »Dann verteidigt mal meinen Platz, ich will tanzen«, erklärte Ino, die ihr Glas geleert hatte. »Warte, ich komme mit!«, rief Sakura und verursachte ein schlürfendes Geräusch, als sie den letzten Schluck durch ihren Strohhalm zog. »Hinata, Tenten, Temari?« Hinata schüttelte den Kopf mit roten Wangen, Tenten deutete auf ihr noch halb volles Glas und Temari machte ein erschöpftes Gesicht. »Alles klar, dann nur wir beide, Saku. Komm.« Kichernd wankte Tenten neben Neji die Straße entlang, der vorsichtshalber den Arm um ihre Hüfte geschlungen hatte. Sie fühlte sich, als würde sie schweben. Warum hielt Neji sie eigentlich fest? Ah, ja. Der Boden wackelte. Es könnte eventuell sein, dass sie ein kleines bisschen betrunken war. Aber sie hatte doch nur… eine halbe Flasche Wein gehabt? »Du kriegst nie wieder Wein«, murrte Neji an ihrer Seite und dabei fielen ihm ein paar Strähnen ins Gesicht. »Awww… Neji du hast so tolle Haare!«, murmelte sie leise und betrachtete sehnsüchtig die dunkelbraune Strähne, die in seine Augen fiel. Tenten war so von dem Anblick eingenommen, das sie das komische Geräusch links von ihr gar nicht wirklich wahrnahm. Neji jedoch warf einen bösen Blick über ihren Kopf hinweg. Er sagte etwas, aber Tenten hörte nicht zu. Warum war ihr noch nie aufgefallen, wie gut Neji aussah? Sie fühlte das Grollen in Nejis Brustkorb, weil ihre rechte Seite mit eiserner Hand dagegen gepresst wurde. Mit dem linken Arm berührte sie eine Hecke oder einen Strauch. Nejis Arm lag jetzt noch fester um ihre Hüfte, er zog sie an sich. Im Licht der Straßenlaternen sah er so männlich aus… Trotz der langen Haare. »Benutzt du eigentlich Conditioner?« »Tenten, bitte konzentrier' dich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen«, kam es anstatt einer Antwort. Oh, war ihm das peinlich? Und was meinte er mit den Füßen? Das klappte doch, oder nicht? Hm, er würde bestimmt hinreißend aussehen mit Rastalocken, oder ganz vielen dünnen, geflochtenen Zöpfen. »Aber deine Haare sind so unfassbar weich… Darf ich dir mal einen Zopf flechten?«, fragte sie seufzend und lehnte sich gegen ihn, um mit den Fingern durch seine Haare zu streichen. Wieder berührte ihr linker Arm etwas, aber sie konnte sich einfach nicht aufraffen, von Neji wegzusehen. Sie bogen um die nächste Hausecke und fanden sich auf dem Vorhof des Mädchenwohnheims wieder. »Endlich«, stöhnte Neji leise. Tenten hatte sich seine Haare um den Finger gewickelt und kicherte. Er führte sie zur Eingangstür und Tenten hatte das urplötzliche Gefühl, über eine der Treppenstufen zu stolpern. »Uuh, Neji, ich…« Sie hatte seine Haare losgelassen und ihn mit beiden Händen fest am Kragen gepackt um nicht zu fallen, stand jetzt schwankend vor ihm. Seine Lippen sahen so verlockend aus und er sah sie mit diesem Blick an… Ganz langsam lehnte sie sich nach vorne, die Augen dabei halb geschlossen. Er stöhnte sehnsüchtig. »Ten…« Sie verschloss seine Lippen effektiv und sofort erwiderte er den Kuss, strich mit seiner Zunge über ihre Unterlippe. »Ten…«, murmelte er, als sie sich kurz von ihm löste, um Luft zu holen, nicht mal zwei Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. »Das ist-« Sie küsste ihn erneut, ihre Finger ließen seinen Kragen los und ertasteten seinen Hals, seinen Nacken, vergruben sich in die seidigen, langen Haare. »… keine gute Idee«, stöhnte er und zog sie an sich, ergriff die Initiative und küsste sie fordernd zurück. »Nein, wahrscheinlich nicht«, keuchte sie, als er ihre Lippen für einen Augenblick freigab, nur um dann erneut die Herrschaft darüber zu fordern. November - dritte Woche (Teil 3) -------------------------------- PIEP PIEP PIEP PIEP- KLATSCH. Tenten stöhnte, alle Gliedmaßen von sich gestreckt und mit einer Hand auf dem Wecker. So heftige Kopfschmerzen hatte sie ja noch nie im Leben gehabt. Auf allen Vieren schaffte sie es aus dem Bett zu kriechen, nur um dann desorientiert auf dem Boden sitzen zu bleiben. Warum war sie in ihrem Zimmer? Wie war sie hierher gekommen? Sie bemerkte den schalen Geschmack in ihrem Mund. Ah ja. Disko. Alkohol. Urgs. Mit der Entschlossenheit einer nicht ausgenüchterten jungen Frau stand sie wankend auf und steuerte das Gemeinschaftsbadezimmer ihres Stockwerks an. Was war gestern bloß passiert? Während das heiße Wasser ihre Sinne etwas weckte, aber den Schwindel verstärkte, erinnerte sie sich an Bruchstücke. Das komische Mädchen, dass sich an die Jungs rangemacht hatte. Naruto, der total überdreht mit allem getanzt hatte, was sich nicht schnell genug hinsetzen konnte… und Nejis sanftes Gesicht, als sie sich in seine Richtung – Oh mein Gott! Mit schreckgeweiteten Augen ließ Tenten sich langsam in der Duschkabine zu Boden gleiten, die stechend kalten Fliesen ignorierend. Oh. Mein. Gott. Sie hatte ihn geküsst?! Sie brauchte fast eine halbe Stunde, um sich wieder soweit zusammenzureißen, dass sie in ihr Zimmer zurückkehren konnte. Händeringend suchte sie zunächst eine Schmerztablette, bevor sie sich deprimiert auf ihr Bett sinken ließ. Oh Gott. Auf dem Nachttisch vibrierte ihr Handy. Eingehender Anruf: Hinata Mit zitternder Hand nahm sie den Anruf an und stöhnte, ohne eine Begrüßung abzuwarten ins Telefon: »Hinata, ich habe Mist gebaut.« »Uhm. Hey. Hast du deinen Kater schon ausgeschlafen?« Tenten stöhnte erneut und rieb sich die Augen. »Nein… Ist Neji sauer auf mich?« »Was? Warum?« »Naja, wegen gestern, ich-« »Es ist ja nichts passiert.« Warte, was? »Uhm… was hat er erzählt?« »Wie erzählt? Ich war doch dabei.« »… Du… warst dabei?« So langsam hatte sie das Gefühl, dass sie aneinander vorbei redeten. »Wo warst du dabei?« »Wir haben dich nach Hause gebracht?« »Ihr habt… Achso.« Vor ihrem inneren Augen hüpften lauter bunte Fragezeichen umher. »Kannst du dich nicht mehr daran erinnern?«, fragte Hinata zaghaft. »Uhm… ich weiß nicht. Kann sein, dass meine Erinnerungen etwas… durcheinander sind?« »Soll ich dir-« »Ja! - Bitte.« Kichernd wankte Tenten neben Neji die Straße entlang, der vorsichtshalber den Arm um ihre Hüfte geschlungen hatte. »Du kriegst nie wieder Wein«, murrte er, mehr zu sich selbst, als zu Tenten. Hinata, die links von Tenten ging, nickte bestätigend. »Awww… Nedschi du hast soooo tolle Haare!« Hinata grunzte auf, als sie ein Lachen unterdrückte. Neji warf ihr einen bösen Blick zu. »Du könntest mir auch mal helfen.« Bereitwillig schnappte sich Hinata Tentens linken Arm. »Benutzt du eigentlisch Condo- Condi-dtschioner?« »Tenten, bitte konzentrier' dich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen.« »Aber deine Haare sin' so unfassbar weich… Darf ich dir mal einen Sopf flächten?«, lallte Tenten weiter und lehnte sich voll in die stützende Umarmung ihres besten Freundes, während sie mit den Fingern an den langen Strähnen herumspielte. Hinata bebte vor unterdrücktem Lachen und brachte damit auch Tentens linke Seite zum vibrieren. Glücklicherweise bekam Neji davon nichts mit, denn er war zu sehr damit beschäftigt, sich nicht von Tenten umwerfen zu lassen. Zu dritt bogen sie um die nächste Hausecke und fanden sich auf dem Vorhof des Mädchenwohnheims wieder. »Endlich«, stöhnte Neji leise. Tenten hatte sich seine Haare um den Finger gewickelt und kicherte. Zusammen mit Hinata bugsierte er sie zur Eingangstür, wo er wirklich hoffte, dass noch irgendjemand wach war und sich um sie kümmern würde. »Uuh, Nedschi, ich…« Sie hatte seine Haare losgelassen und ihn mit beiden Händen fest am Kragen gepackt, stand jetzt schwankend vor ihm und hatte sich aus Hinatas Griff befreit. »Ich glaub' ich muss kotzen…« Neji sandte ein Stoßgebet zum Himmel, während Hinata diesmal ein schnaubendes Lachen zu unterdrücken versuchte. »Bitte halt dich noch ein bisschen zurück und vor allem: dreh' dich in eine andere Richtung!« »Oh Gott…«, murmelte Tenten völlig neben der Spur. »Oh Gott sei Dank!« »Ja, Neji war auch froh, dass du ihn nicht angekotzt hast. Oder generell dich übergeben hast, bevor wir dich an die Empfangsdame abtreten konnten.« »Ich glaube du hast mir grade eine Menge Peinlichkeiten erspart, Hinata.« »Wieso?« »Uhm… Nichts. Schon gut.« Um abzulenken fragte Tenten das erstbeste, was ihr einfiel: »Benutzt Neji denn Conditioner?« Ein Kichern war in der Leitung zu hören. »Du bringst mich auf eine Idee. Ich muss auflegen, wir sehen uns in der Schule – und leg das Handy nicht zu weit weg!« »Okay?« Ein Tuten und ein leises Klacken war zu hören, und die Leitung war tot. Komisch. Nur fünf Minuten später vibrierte das Handy erneut, und Tenten, die sich gerade die nassen Haare gekämmt hatte, öffnete sofort das Gruppenchatfenster, welches eine neue Nachricht anzeigte. Hinata: Auf mehrfache Anfrage: Nejis Haarpflege-Produkte =) Angehängt war ein Foto, dass eine ganze Ablage von verschiedenen Shampoos, Spülungen und Kuren enthielt. Das blinkende Symbol in der Ecke des Handy-Bildschirms zeigte an, dass jemand etwas schrieb. Neji: Hinata! Hinata: =P Naruto: =D Dein Ernst? Gehört das wirklich alles Neji?! Neji: … Hinata: Bis auf den letzten Tropfen. Meine Schwester und ich habe ein eigenes Bad =) Sakura: Und ich habe mich schon immer gewundert, dass er so tolle Haare hat. Sasuke: Tze. Das kommt davon, wenn man sich so 'ne Mähne züchtet. Naruto: Ach komm, als ob du besser wärst! Wie viele verschiedene Styling-Gels hast du noch gleich? Sasuke: Dobe… [Sasuke hat die Unterhaltung verlassen] Shikamaru: Lasst mich schlafen ihr Verrückten! =.= [Shikamaru hat die Unterhaltung verlassen] Sai: Wunderschönen guten Morgen! Neji, welches Shampoo kannst du mir empfehlen, damit meine Haare auch so einen 'seidigen Glanz' bekommen? :) Neji: Halt die Fresse Sai. Temari: Leute… Naruto: Ich zähle 15 Flaschen =D Ino: Ich gewinne. 36. Ein weiteres Foto wurde im Chat geladen. Ein ganzer Schrank war zu sehen, dessen Inneres mit lauter bunten Plastikflaschen gefüllt war. Auf fast jedem Etikett war das Wort 'blond' zu lesen. Tenten: Oh Gott, Ino… Wie viel Geld gibst du dafür aus? Sakura: Die Frage ist doch: Wie viel Geld gibt Neji für sein Zeug aus? Neji: … Ihr werdet mich nie in Ruhe lassen, was? Naruto: Darauf kannst du Gift nehmen =DD [Neji hat die Unterhaltung verlassen] Naruto: Spielverderber! =P Es war schwierig, Neji am Montag in die Augen zu sehen und nicht an ihren 'Traum' zu denken. Glücklicherweise war Tenten ja schon immer schnell rot geworden, sodass es nicht zu sehr auffiel. Der Anfang der Woche verlief ansonsten Ereignislos, abgesehen davon, dass ein Überraschungstest in Mathematik geschrieben worden war, von dem sie nicht sicher sagen konnte, ob sie vollkommen versagt, oder zumindest ein paar Punkte bekommen hatte. Der Donnerstag kam schneller, als ihr lieb war, und Hinata erinnerte sie mit einem verdammt süßen Hundeblick daran, dass Tenten ihr versprochen hatte zu helfen. Kein Wunder, dass Neji so einen Beschützerinstinkt entwickelt hatte. Tenten schaffte es, Neji etwas früher zum Training zu lotsen, was Hinata die Möglichkeit gab, Naruto noch schnell abzufangen, bevor er zum Judo, und sie selbst zum Theater ging. »Uhm, Naruto?« »Hinata! Was machst du denn hier?« Nervös die Finger gegeneinander stupsend stand Hinata neben Narutos Spind und sah ihn schüchtern an. »I-ich wollte dich u-um einen Gefallen bitten.« »Alles was du willst«, sagte er hastig. Ja, er hatte sich entschuldigt, aber trotzdem hatte er das Gefühl, dass sie definitiv etwas bei ihm gut hatte. »K-Könntest du mich heute nach dem Theater in die Stadt begleiten? Neji-nii mag es nicht, wenn ich alleine mit den anderen bin, u-und ich möchte ihn nicht selbst fragen, er-« »Ah«, machte Naruto nur wissend und nickte. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. »Kein Problem, ich komme gerne mit.« So konnte er vielleicht auch bei Neji wieder Pluspunkte sammeln. Hinata seufzte erleichtert, aber nur ganz leise. »D-Danke, das ist wirklich nett von dir.« »Wann und wo treffen wir uns?« Nervös, nervöser, Tenten. Weil Sakura nichts von der kleinen Hilfestellung gegenüber Hinata wissen sollte (sie würde es sofort Ino erzählen, und die würde sich garantiert überschlagen), war Tenten ganz auf sich allein gestellt, als es darum ging, Neji noch etwas länger beim Training festzuhalten. Die Erinnerungen an ihren Traum machten das Ganzen nur noch schwerer. Doof, dass sie niemandem davon erzählen konnte – aber diese Schmach würde sie sich definitiv ersparen! Neji erklärte sich glücklicherweise schnell dazu bereit, sie beim Schießen genau zu beobachten, weil sie der Meinung war, dass sich in ihre Haltung ein paar Schönheitsfehler eingeschlichen hätten. Kankuro trödelte herum und beobachtete die beiden. Sein Herz machte einen kleinen Satz, als Neji Tenten vorsichtig am Ellenbogen packte und ihren Arm weiter nach oben drückte, die Haltung korrigierte. Gefühle waren echt Mist! Den Blick schnell abwendend verschwand er in der Umkleide. Es schmerzte, und er wusste nicht genau, was er dagegen tun konnte. Etwa eine Viertelstunde konnte Tenten im Endeffekt herausschlagen, und danach bemühte sie sich, den Umzieh-Prozeß so lange hinzuziehen wie möglich, genau wissend, dass Neji auf sie warten würde. »Was hast du so lange gebraucht?«, fragte er mit ruhiger Stimme. »Hinata wartet bestimmt schon lange auf uns.« »Tut mir Leid«, murmelte sie und wurde rot. Gemeinsam gingen sie zum Schuleingang, und zu Nejis Überraschung war dort niemand vor zu finden. »Uhm«, machte Tenten leise und schielte dabei auf ihr Handy. »Hinata ist wohl schon nach Hause gegangen.« Neji runzelte die Stirn. Warum konnte Tenten ihm nicht in die Augen sehen? Und was war das für ein Untert- oh nein. Seine Lippen wurden zu einem schmalen Strich. »Mir ist das bis jetzt noch nie aufgefallen, wahrscheinlich weil du mich noch nie angelogen hast – aber Lügen haben verdammt kurze Beine und du schrumpfst grade Richtung Boden«, knurrte er und starrte sie mit festem Blick an. Sie wagte es, ihm kurz in die Augen zu sehen und wurde noch röter. »Wo ist Hinata?«, fragte er schneidend. »Uhm… mit der Theater-Gruppe essen?«, hauchte sie mit eingezogenem Kopf. »WAS?! Alleine?!« »N-Natürlich nicht!« Sein eiskalter Blick ließ sie zusammenzucken. So hatte er sie noch nie angesehen. »Mit wem?«, knirschte er. »Uhm… Naruto?« Er machte auf dem Absatz kehrt und stampfte davon, so angepisst, wie er schon lange nicht mehr gewesen war. Tenten stöhnte auf. Eine tolle Freundin war sie – Hinata hatte sich doch darauf verlassen, dass das Ganze nicht raus kam. »Neji, warte!«, rief Tenten, und eilte ihm hinterher. Er lief nur minimal langsamer, aber es war genug, als dass sie ihn einholen konnte. Etwa zur gleichen Zeit im Ichiraku-Imbiss »Naruto, richtig?«, fragte Tamaki freundlich nach, als sich die kleine Gruppe an einem der Tische niederließ. »Genau.« Er strahlte sie fröhlich an und sie blinzelte überrascht. Schon irgendwie süß. Mit einem Seitenblick zu Hinata fing Tamaki an, leichten Smalltalk zu betreiben. »Du bist mit Sasuke befreundet, nicht wahr? Er sitzt in meiner Klasse.« »Uhm, ja, der Teme und ich kennen uns schon seit dem Kindergarten«, grinste Naruto breit. Ihm machte der Abend bis jetzt irgendwie Spaß. Die Leute waren nett, und er war sich sicher, dass er ganz in Nejis Interesse gehandelt hatte, indem er sich zwischen Hinata und Kiba gesetzt hatte. Kiba seinerseits gab sein Bestes, ein wissendes, selbstsicheres Grinsen zurückzuhalten. Zeit, ein bisschen Unruhe zu stiften, hm? »Seid ihr ein Paar?«, fragte er mit höflicher Neugier und zeigte von Naruto zu Hinata, die knallrot anlief und Kiba einen warnenden, ängstlichen Blick zuwarf. Der rosane Schimmer auf Narutos Wangen war leicht zu übersehen, aber Kiba war jemand, der genau hinsah, wenn es um etwas ging, das ihn interessierte. »Wir sind Freunde«, sagte Naruto und seine Stimme klang viel natürlicher, als er das erwartet hatte. »Ah-ha«, machte Kiba gedehnt und grinste mit hochgezogener Augenbraue. »Dann hättest du also kein Problem damit, wenn ich sie bei der Aufführung küsse?« Jegliche Spur eines Lächelns war aus Narutos Gesicht verschwunden. Er starrte Kiba ungläubig und mit einer gehörigen Portion Wut an. »Vielleicht solltest du dich da mal mit Neji drüber unterhalten«, grollte er den ersten Gedanken, der ihm in den Kopf kam. Hinter ihm quiekte Hinata empört auf. »Kiba!« »Was denn?«, grinste er und lehnte sich vor, sodass er einen Blick auf das schüchterne Mädchen werfen konnte, das es ihm irgendwie angetan hatte. Tamaki verzog das Gesicht und war ziemlich froh, dass Shino jetzt dazwischen ging. »Die Suppe kommt«, sagte er so monoton wie irgend möglich und alle lehnten sich nach hinten, damit Ayame die dampfenden Schalen vor ihnen abstellen konnte. Lächelnd machte sich Kiba über seine Ramen her, sich voll der bösen Blicke bewusst, die ihm von der Seite zugeworfen wurden. Schien ganz so, als wäre Hinata nicht die einzige, der der Kuss gefallen hatte, huh? Naruto zeigte deutliche Zeichen von Eifersucht, und Kiba war das ganz Recht. Konkurrenz belebte schließlich das Geschäft. Nicht, dass er ernsthaft an Hinata interessiert wäre, dafür war sie dann doch nicht wirklich sein Typ – aber er mochte sie. Und auf seine ganz typische Art würde er schon dafür sorgen, dass Blondie hier erkannte, was alles hinter ihrer schüchterner Fassade steckte. Er kümmerte sich schließlich um seine Freunde. Blieb nur noch das kleine Problem mit den vier Buchstaben. Wie hatte Hinata es eigentlich geschafft, ihrem Wachhund schon zum zweiten Mal zu entkommen und jemand anderen als Begleitung mitzunehmen? Während und nach dem Essen war die Stimmung dann etwas angespannter. Kiba machte am laufenden Band irgendwelche Anspielungen, die entweder darauf abzielten, dass er etwas von Hinata wollte, oder dass sie und Naruto ein Paar waren. Tamaki versuchte mehrfach die Situation zu retten, aber jedes Mal, wenn Kiba ihr verschwörerisch zuzwinkerte, verstummte sie. Was zum Geier hatte er nur vor? Als Naruto und Hinata sich schließlich verabschiedet hatten, lehnte sich Kiba mit einem Grinsen zurück. »Die beiden passen gut zusammen, oder?« Shino schüttelte nur ungläubig den Kopf. »Du willst sie verkuppeln?« »Vielleicht«, machte Kiba vage. »Wenn sie ihn lieber mag als mich.« Ihm Gegenüber erhob sich Tamaki. »Bis nächste Woche«, sagte sie stumpf und würdigte die anderen keines weiteren Blickes. »Was hat sie?«, fragte Kiba verwundert und Shino verdrehte nur die Augen. Manchmal war sein Freund echt ein Vollidiot. »N-Naruto, danke, dass du mitgekommen bist. E-Es tu m-mir Leid, dass Kiba… er ist manchmal etwas aufdringlich…«, murmelte Hinata und sah dabei auf den Boden. »Ach, kein Ding, ich hab' ein hartes Fell. Auf jeden Fall versteh' ich jetzt, was Neji gemeint hat.« Er grinste sie an. »Hat aber trotzdem Spaß gemacht, mit dir was zu unternehmen. Wenn du also noch mal Unterstützung brauchst, ich bin jederzeit bereit.« Dankbar lächelte sie ihn an und sein Herz machte einen kleinen Hüpfer. Man, sah sie hübsch aus. Sie hatten die U-Bahn-Station erreicht und Hinata verabschiedete sich leise von ihm. »Bis morgen dann«, sagte sie. »Komm gut nach Hause«, lächelte Naruto und wartete, bis sie in ihre Bahn gestiegen war, bevor er sich umdrehte und auf den Weg zu seiner Station machte. Er kam allerdings nur eine Hausecke weit, bevor er unvermittelt gegen eine Wand prallte. Eine mit Stoff bezogene. »Naruto!«, knurrte eine ihm bekannte Stimme und er sah auf. Direkt in zwei eiskalte, graue Augen. Och nö. November - vierte Woche ----------------------- Tenten war eigentlich gar nicht so der Haustierfreund, aber in der letzten Zeit hatte sie sich hin und wieder bei dem Gedanken ertappt, dass ein Hund wahrscheinlich viel besser abzurichten war als Neji. Vielleicht sollte sie sich aber trotzdem eine Leine zulegen, um ihn ein bisschen zurückhalten zu können? Nervös von einem Bein aufs andere tretend stand sie im Hintergrund, als Neji sich vor Naruto aufgebaut hatte. »Hey Neji, Tenten.« Naruto versuchte sich an einem Lächeln, dass unter Nejis Blick aber ziemlich schnell in sich zusammenfiel. »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst die Finger von meiner Cousine lassen?!«, zischte er. »Wenn ich dich nochmal dabei erwische, wie du sie gegen ihren Willen küsst, oder sonst was, dann-« »Hey, ich habe sie nicht angefasst!«, verteidigte sich Naruto und blies beleidigt die Backen auf. Was glaubte Neji denn, wer er war? Ein Frauenschänder? »Im Gegenteil, ich hab' dafür gesorgt, dass Inuzuka ihr nicht zu nahe kommt! Und ich werde nie wieder irgendwas tun, das sie nicht will, verstanden?!« »Ehrlich, Neji, Hinata wollte dich nur nicht damit belasten, sie weiß, wie ungern du-« Tenten verstummte bei Nejis Blick und straffte sich. Er brauchte sie gar nicht so anzusehen! Irgendetwas regte sich in ihr, und als Neji den Kopf wieder Naruto zuwandte, ohne weiter auf sie zu achten, platze ihr die Hutschnur. »Kein Wunder, dass Hinata nicht mit dir redet! Du übertreibst es mit deiner Fürsorge total! Schön und gut, dass du ihr helfen willst, aber sie kann auch für sich alleine sorgen und Freunde finden!«, fauchte sie und Neji drehte sich verblüfft wieder zu ihr um. »Ich-« »Ja, du bist sowas wie ihr großer Bruder, aber glaubst du ernsthaft, dass einer deiner langjährigen Freunde ihr irgendwas antun will?! Naruto wollte Hinata nur helfen – und zu deiner Information: Sie hat ihn gefragt!« Naruto nickte bekräftigend mit dem Kopf, auch wenn Neji ihn gar nicht ansah. Er war zu perplex darüber, dass Tenten sauer werden konnte. War er wirklich so ein Arsch? Grimmig presste er den Kiefer zusammen und runzelte die Stirn. »Fein«, presste er heraus, funkelte Naruto noch mal an und schob ihn dann beiseite, steuerte auf die U-Bahn-Station zu. Naruto starrte ihm hinterher, dann sah er zu Tenten. »Wow«, machte er so verblüfft, als ob er sie gerade eben zum ersten Mal gesehen hätte. Tenten lief knallrot an. »W-Was?« »Er muss dich echt gerne haben.« Gehirn an Körper: Mehr Blut in die Wangen! Gedanken an den nicht-wirklich-passierten-Kuss tauchten in ihrem Kopf auf. Ihr Gesicht fühlte sich heiß an, als sie stotterte: »Er ist mein bester Freund.« »Sag' ich doch. Auf jeden Fall danke, Tenten. Sonst wär' ich morgen wahrscheinlich mit blaueren Augen in die Schule gekommen, als ich das sowieso schon tue.« Naruto kicherte leise und klopfte ihr auf die Schulter. »Tenten!«, brüllte es hinter ihm, und sie sahen beide zu Neji, der mit verschränkten Armen am Gleis stand. In der Ferne konnte man die einfahrende Bahn sehen, die Tenten nehmen müsste. »Man sieht sich«, sagte sie rasch und hastete davon. Naruto lächelte und rief ihr hinterher: »Du hast was gut bei mir!« Über die Schulter warf sie ihm ein Grinsen zu, das er erwiderte. Neji blickte finster und murmelte ein paar Worte in Tentens Richtung, bevor sie in die Bahn stieg. Sie lächelte ihn vorsichtig an. Verzeihend, und Naruto konnte genau sehen, wie Neji sich wieder etwas entspannte. Oh man, er mochte sie wirklich, was? Sais Geburtstag wurde am Samstag nachgefeiert. Sein richtiger Geburtstag war am Freitag gewesen, aber Ino hatte darauf bestanden, an Wochentagen (auch wenn sie quasi schon im Wochenende lagen), keine Geburtstage zu feiern. Weil der Dress-Code vorschrieb, dass alle Mädchen in einem Kleid, und alle Jungen in einem Anzug kamen, war Tenten schon etwas aufgeregt. Das dunkelblaue, trägerlose Kleid, das Ino sie genötigt hatte zu kaufen, saß wie angegossen, aber leider bekam sie den Reißverschluss nicht alleine zu. Irgendwas hatte sich verhakt. Seufzend gab sie auf und machte sich daran, eine ihrer Mitbewohnerinnen zu finden. Auf dem Gang traf sie auf Tayuya, ein Mädchen mit orangeroten Haaren. »Uhm, Tayuya, kannst du mir vielleicht kurz helfen?« »Oha, Tenten, wo willst du denn hin?«, grinste das Mädchen, trat hinter sie und machte sich ohne Umschweife daran, den Reißverschluss zu zu ziehen. »Auf einen Geburtstag«, erklärte Tenten und lächelte sie dankbar an. »Vielen Dank.« »Ach, kein Ding. Stehst du auf das Geburtstagskind, oder warum schmeißt du dich so in Schale? Auf Sai?! Nie und nimmer! Tenten wurde trotzdem rot und Tayuya grinste und wackelte mit den Augenbrauen. »N-Nein! Wir pokern, und es gibt einen Dress-Code…« »Du kannst pokern? Warum sagst du sowas nicht, wir haben ab und an 'ne Runde mit der alten Schachtel.« Damit meinte sie die Heimleiterin Tsunade, die die Finger nie vom Glücksspiel lassen konnte. »Naja, können ist wohl etwas übertrieben. Ich habe die Regeln auswendig gelernt und hoffe, dass ich den Abend so überlebe.« Sie lächelte unsicher und Tayuya lachte. »Soll ich dir bei deiner Frisur auch noch helfen?« Was war denn mit ihrem zwei Dutts nur nicht in Ordnung, dass jeder daran rummeckerte? Immer die Haare offen zu haben gefiel ihr halt nicht sonderlich. »Okay«, seufzte sie schicksalsergeben und ließ sich von Tayuya zurück in ihr Zimmer bugsieren. Weil Sakuras Eltern am heutigen Abend bei Freunden eingeladen waren, hatten sie ihre Tochter schon nachmittags bei ihrem besten Freund abgeliefert, wo sie, zusammen mit Naruto und Sasuke von Mikoto fertig gemacht wurde. Nervös zupfte Sakura an ihrem Kleid, das auf einmal viel zu kurz erschien. Sie hatte sich im Gästebad verbarrikadiert und sich dezent geschminkt. Das hier war schließlich sowas wie die Probe für den Weihnachtsball. Mit Knien wie Wackelpudding trat sie schließlich aus dem Bad, nur um direkt zwei onyx-farbenen Augen zu begegnen. »Wow, Sakura - du siehst echt… heiß aus«, machte Itachi dumpf und sein Blick blieb an ihren langen Beinen kleben. Irgendwie machte sie dieses Kompliment glücklich, aber gleichzeitig fühlte sie die Scham ihre Wangen hinaufkriechen. »D-Danke!«, hauchte sie und stakste auf ihren Pumps ins Wohnzimmer, vorbei an Itachi, der jetzt einen langen Blick auf ihre Rückseite warf. Eines musste man Sasuke ja lassen, sein kleiner Bruder hatte Geschmack. Mit einem zischenden Geräusch trat eben jener Bruder neben ihn und funkelte Itachi wütend an. »Wag es ja nicht!«, fauchte er. »Immer sachte mit den jungen Pferden«, murrte Itachi und hob defensiv die Hände. »Gucken wird doch wohl erlaubt sein.« Sasuke knurrte und durchbohrte ihn mit Blicken. Am liebsten würde er Sakura verbieten, so herumzulaufen, aber ihm fiel leider keine gute Begründung dafür ein. Und wer war er, jedem Mann zu verbieten, sie anzusehen? Er selbst hatte ja gestarrt wie ein Blinder, der zum ersten Mal das Licht erblickt, als er sie in diesem verdammten grünen Kleid gerade eben gesehen hatte. Seine Mutter winkte ihn strahlend ins Wohnzimmer. »Sasuke, komm her, ich will ein paar Fotos von euch machen!« Naruto war schon dort und komplimentierte Sakuras Kleid, während er selber mit seiner Krawatte zu kämpfen hatte. Sie war jadegrün. Sasuke funkelte jetzt auch seine Mutter an, die ihm die gleiche Krawatte reichte und er schnappte sie sich mit einem Grummeln, Sakura vollkommen ignorierend. Ihr Herz machte ein paar schmerzhafte Schläge, weil er nichts zu ihrem Outfit sagte, aber sie zwang sich, weiter zu lächeln. »So passt ihr drei perfekt zusammen«, strahlte Mikoto und schob sie nebeneinander, so, dass Sakura in der Mitte stand. Grinsend legte Naruto den Arm um ihre Schultern und Sasuke presste die Kiefer zusammen. Was fiel dem Dobe eigentlich ein?! »Sasuke, zieh nicht so ein Gesicht! Und leg den Arm auch um Sakura, so wie Naruto!« Zähneknirschend tat er, was seine Mutter verlangte. Für Sakura war es ein himmelweiter Unterschied, ob nun Naruto sie berührte, oder Sasuke. Seine Hand spürte sie bis in die Zehenspitzen, wie er sie ganz leicht auf ihrer Hüfte platzierte. Mikoto schoss mehrere Fotos, sich voll bewusst, wie sehr ihr Jüngster innerlich verkrampfte und daher etwas schadenfroh. Geschah ihm ganz Recht. Wenn er es nicht alleine auf die Reihe bekam, musste man halt etwas nachhelfen. Danach machte sie noch von jedem einzeln ein paar Fotos, bevor Fugaku Uchiha das Zimmer betrat. Er wirkte verwirrt und hob die Augenbrauen, während er seinen Sohn musterte. »Haben wir heute ein Geschäftsessen?«, fragte er monoton an Mikoto gewandt, die kopfschüttelnd verneinte und mit einem Lächeln sagte: »Die drei sind auf eine Geburtstagsfeier eingeladen.« Fugaku schwieg einen Moment, dann sagte er abschätzig: »Zu meiner Zeit gab es nicht so viele Partys, da hat man sich mehr auf seine Ausbildung konzentriert.« Sein Blick streifte erneut Sasuke, glitt über Sakura und Naruto, und dann verließ er das Zimmer wieder. Sasuke hatte die Hände zu Fäusten geballt, sagte aber nichts, während Naruto total unbeeindruckt von der Atmosphäre war. »Wo bleibt Itachi, wir müssen los«, quengelte er, und Sakura starrte ihn amüsiert an. »Seit wann willst du denn mal pünktlich sein?«, fragte sie kichernd und gab damit unwissentlich Sasuke etwas Zeit, sich wieder zu sammeln. »Na, du bist doch diejenige, die früher kommen sollte, weil sie ein Mädchen ist!« Und er würde seiner besten Freundin garantiert nicht auf die Nase binden, dass er hoffte, Hinata noch mal ohne ihren Cousin anzutreffen. Zumindest noch nicht. Er war spät dran. Und er hasste es, spät dran zu sein. Nicht nur, weil seine beste Freundin immer überpünktlich war, nein, Neji hatte generell eine Abneigung gegen das zu-spät-kommen. Gelangweilt strich er sich die Haare aus der Stirn, als er bei Temari klingelte. Wenigstens würde sie heute nicht die letzte sein, schmunzelte er. Das Lächeln gefror auf seinem Gesicht, als ihm die Tür aufgemacht wurde. »Hey Neji!«, lächelte ihn den brünette Engel im blauen Kleid an. »Ten- du… du siehst klasse aus«, brachte er heraus und sie errötete augenblicklich, was sie nur noch süßer aussehen ließ. »D-Du aber auch«, lächelte sie verunsichert zurück und ließ den Blick über seinen anthrazitfarbenen Anzug gleiten. Einen endlosen Moment lang sahen sie sich nur an, bis Tenten einen schwankenden Schritt zur Seite tat und ihn mit hochrotem Kopf einließ. Er trat an ihr vorbei und bemerkte, dass sie alleine im Flur waren. »Ich… wollte mich nochmal wegen Donnerstag entschuldigen«, murmelte er und sie schüttelte hektisch den Kopf. »Alles in Ordnung, vergeben und vergessen! Mach dir keine Sorgen, Neji.« Sie lächelte ihn lieb an und er konnte nicht anders, als das Lächeln zu erwidern. »Danke«, sagte er schlicht und folgte ihr dann in den kleinen Partyraum, den Ino mit Temaris und Sais Hilfe aufgemotzt hatte. An der sogenannten 'Bar' stand Sai und mixte grade einen Cocktail zusammen. In seiner schwarzen Anzugweste, die er über ein weißes Hemd gezogen hatte wirkte er zwar etwas blass, aber auch vornehm und vor allem wie der Oberkellner in einem fünf Sterne Restaurant. »Guten Abend der Herr«, grüßte er Neji mit einem Zwinkern. »Was darf ich Ihnen anbieten?« Neji grunzte leise und mit der Andeutung eines Lächelns. Er warf einen Blick auf die Tafel, auf der mit bunten Stiften mehrere Drinks aufgeführt waren. »Caipi«, sagte er dann kühl und Sai nickte. »Kommt sofort. Mam', Ihr Tequila Sunrise.« Er reichte Tenten ein langes Glas mit Strohhalm und Schirmchen. »Das wirst du doch nicht etwa trinken wollen?«, knurrte Neji sie an. »Was denkst du denn, was sie damit machen soll? Die Blumen gießen?«, fragte Ino lachend, die neben die beiden getreten war und in ihrem knallroten Kleid einfach umwerfend aussah. »Sie verträgt keinen Alkohol«, sagte Neji schlicht und versuchte Ino mit seinem patentierten Eisblick zu Boden zu ringen. Die Blondine ließ sich jedoch nicht beeindrucken und verdrehte die Augen. »Was soll ihr schon passieren, sie pennt ja eh hier.« Das war zumindest eine Erleichterung. Tenten sah mit gesenkten Kopf nach oben, hatte einen Hundeblick aufgesetzt und sog probehalber an ihrem Strohhalm. »Außerdem ist das schon mein zweiter«, flüsterte sie Neji dann in Bühnenlautstärke zu. »Wir wissen ja, was nach dem letzten Mal passiert ist«, hielt er dagegen und augenblicklich wurde Tenten so knallrot wie Inos Kleid. Sie war bei weitem noch nicht betrunken genug, als dass sie diesen Traum hätte vergessen können. Hastig drehte sie sich um und steuerte den Tisch an, an dem die anderen schon locker schwatzend Platz genommen hatten. Ino und Neji sahen ihr irritiert hinterher. »Was ist beim letzten Mal passiert?«, fragte Ino neugierig. »Sie wollte mich ankotzen«, sagte Neji und übertrieb extra ein wenig. Ino kicherte und Sai stellte schmunzelnd den Caipirinha vor Neji ab. »Machst du mir noch einen Sex on the Beach?«, fragte Ino rasch, bevor Sai sich zurück zu seinen Gästen an den Pokertisch begeben konnte. »Für dich doch immer«, sagte er und lächelte ihr zu. Ino grinste spielerisch. »Würdest du mir nachher noch einen kleinen Gefallen tun?«, flüsterte sie verschwörerisch. Er hob eine Augenbraue und legte den Kopf schief. »Kommt drauf an…« Sie zog eine Schnute. »Es ist zum Wohl der Gruppe.« Sai seufzte gespielt auf. »Wen willst du verkuppeln?« Ein beinahe manisches Grinsen trat auf ihr Gesicht und sie beugte sich etwas vor. »Du brauchst doch bestimmt irgendwann Getränkenachschub… Sasuke und Sakura würden dir garantiert liebend gerne helfen, eine Kiste aus dem Keller zu holen…« »Was bin ich froh, dass wir nicht verfeindet sind«, kommentierte Sai das trocken und reichte ihr den inzwischen fertigen Drink. »Danke!«, flötete sie und zwinkerte ihm kokett zu, bevor sie sich zurück zum Tisch begab. Sai folgte ihr und amüsierte sich innerlich über ihre verrückten Ideen. Er konnte sich nur allzugut vorstellen, was sie vor hatte. Sakura fluchte wie ein Rohrspatz. Und so langsam gingen ihr die Schimpfwörter für Ino aus. Dieses verdammte Miststück von einer besten Freundin! Unruhig stampfte sie wiederholt im Kreis herum, um sich etwas warm zu halten, während Sasuke sich gelangweilt an die Wand neben der Kellertür lehnte. »Erklärst du mir mal, was Ino sich davon verspricht?«, grollte er, als Sakura wieder bei ihm vorbei kam. Sie wurde rot, war aber noch so wütend, dass sie einfach damit herausplatzte. »Sie will uns verkuppeln.« »Hn.« Eine Weile blieb es still bis auf Sakuras gemurmelte Flüche und die Geräusche, die ihre Absätze machten. »Kannst du mal für fünf Minuten stehen bleiben?«, fragte er genervt. »Mir ist kalt!«, protestierte sie und rieb sich die nackten Arme. Sasuke verdrehte die Augen und machte Anstalten, sich aus seinem Sakko zu schälen. Zögernd kam Sakura näher und sah ihn dankbar an, als er es ihr um die Schultern legte. Es duftete nach ihm. »Besser?« »Hmhm«, machte sie leise und er seufzte, zog sie in seine Arme. »Jetzt?« »Danke«, flüsterte sie und konnte nicht anders, als sich ein bisschen an ihn zu kuscheln. Sasuke hatte die Augen geschlossen und war kurz davor, die Nase in ihrem Haar zu vergraben. Sie hatte einfach diese Wirkung auf ihn… und er wusste, dass er ihr nicht das geben konnte, was sie wollte, was sie brauchte… was sie verdiente. »Ich werde mich mit Ino mal unterhalten, das geht echt zu weit«, murmelte er gepresst und Sakura versteifte sich unmerklich. Sasuke wand sich innerlich. Er wusste, dass das, was er gleich sagen würde Sakura vermutlich verletzte. Aber hatte sie nicht die Wahrheit verdient? War er es ihr nicht schuldig, dass sie glücklich werden konnte? Und das konnte sie nicht, so lange sie an seinem Haken hing. »Ich habe einfach keine Zeit für sowas«, grummelte er. Sakuras Herz pochte doppelt so schnell wie normalerweise. »Wofür hast du keine Zeit?«, traute sie sich wispernd nachzufragen. Die Umarmung wurde ein kleines bisschen enger. Sasuke war froh, dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte. »Für Liebe und so.« Fast hatte sie das Gefühl, dass man ihr Herz brechen hören konnte. Aber sie spürte auch, wie seine Arme noch fester um sie geschlungen wurden. Was wollte er damit sagen?! »Sakura…« Sie verdiente es, frei zu sein. Er wusste ganz genau, würde er sie bitten zu warten, dann würde sie das tun – aber er wollte sie nicht unglücklich sehen. »Für dich habe ich Zeit, denn du bist meine beste Freundin – und das wirst du auch immer bleiben.« Sie wurde steif in seinen Armen, zitterte ein wenig. »Aber ich muss mich auf wichtigere Dinge konzentrieren. Wir sind im Abschlussjahr und gute Noten sind der Schlüssel für einen guten Studienplatz – das muss ich dir ja nicht sagen, oder? Ich habe keine Zeit dafür, mit… einem Mädchen« - oh, sie wussten beide, dass er 'dir' hatte sagen wollen - »herumzuturteln.« Sie versuchte wirklich, wirklich die Tränen zurück zu halten, die in ihren Augen brannten. Das war er, der Moment, vor dem sie sich so lange gefürchtet hatte. Er gab ihr einen Korb. Ein Teil von ihr war erleichtert, dass sie endlich darüber redeten, ein anderer Teil, der Teil, der seine Umarmung genoss, hasste ihn gleichzeitig dafür. Warum tat er ihr das an? Es wäre so einfach, sie zu bitten, auf ihn zu warten. Sie würde es tun, ganz sicher. Und wenn er sagen würde, dass sie nicht auf ihn warten sollte – sie würde es durchschauen, weil sie ihn so gut kannte und trotzdem warten. Also schwieg er, hoffte, dass sie irgendwann wieder glücklich werden konnte. Ohne ihn. Aber Liebe, richtige, echte Liebe ist nichts, was einfach vergeht. Und Sakura kannte Sasuke gut. Zu gut. Er hatte die Arme immer noch um sie geschlungen, hielt sie fest. Damit sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Da wurde ihr klar, wie schwer ihm das hier fallen musste. Der Funke Hoffnung, den er gerade fast erstickt hatte, loderte plötzlich wieder auf. »Wir sind noch nicht mal achtzehn«, flüsterte sie und hatte die Lippen irgendwie zu einem Lächeln verzogen. »Wir haben noch ewig Zeit.« Sie spürte sein lautloses Stöhnen im Nacken, fühlte wie er sie noch fester an sich drückte. Da konnte doch kein Quäntchen Luft mehr zwischen ihnen sein! »Sakura…« Polternde Schritte rissen die beiden aus ihrer Trance und mit einem leisen 'Klick' wurde der Schlüssel umgedreht, die Tür aufgerissen. Neji stand in der Tür und wirkte genervt. Er enthielt sich eines Kommentars zur Situation und auch zu der innigen Umarmung, sondern hielt die Tür einfach demonstrativ auf. Sasuke ließ die Arme sinken, und bevor sie sich ganz voneinander lösten erhaschte er noch einen Blick auf ihr Gesicht, auf das hoffnungsvolle, scheue Lächeln, das sie ihm schenkte. Er hasste sich dafür und fühlte gleichzeitig diese irrationale Freude. Sakura würde warten. Auf ihn. Dezember - erste Woche (Teil 1) ------------------------------- Tenten freute sich diebisch. Sie kicherte ungehalten, während sie auf ihre (Karten-)Hand starrte. Der Rest des Tisches amüsierte sich ebenfalls prächtig. Über sie. Neji schüttelte nur grinsend den Kopf und Temari gluckste schließlich an Sai gewandt: »Also, entweder hat sie das schlechteste Pokerface der Welt, oder sie verarscht uns hier alle total.« »Sie ist betrunken«, murmelte Neji und versuchte unauffällig ihr Glas außer Reichweite zu bringen. »Bin ich nicht!«, empörte sich Tenten (und das ohne zu lallen!). »Aber sicher doch«, lachte Ino leise und ließ ein paar Chips auf den Tisch fallen. »Raise auf 200.« »Ich geh' mit!«, verkündete Naruto enthusiastisch und schob die gleiche Anzahl Chips von seinem Haufen in die Tischmitte. »Sagt mal«, machte Hinata leise, als sie ihre Karten verdeckt von sich schob und somit ausstieg, »wo sind eigentlich Sasuke und Sakura?« Es wurde still als auch Neji seine Karten ablegte. Dann, ganz langsam drehten sich alle Köpfe zu Ino, die ganz unschuldig ihre Karten studierte. »Ino…«, stöhnte Temari genervt auf. »Wo sind sie?« »… hm… im Keller?«, kicherte sie. Temari erhob sich, aber Neji hielt sie auf. »Spiel du mal weiter, ich gehe schon. Und keine Drinks mehr für Tenten!«, sagte er an Sai gewandt. Sobald er den Raum verlassen hatte, schob Temari Tenten den Drink wieder hin, den er ihr gerade weggenommen hatte. »Prost!«, grinste sie und Tenten erwiderte es, während sie selbst ein paar Chips in die Mitte schob. »Raise auf 500!« Shikamaru schob seine Karten von sich und Sai tat es ihm gleich, schüttelte dabei den Kopf. Auch Temari stieg aus. Ino musterte Tenten mit zusammengekniffenen Augen. »Fold«, grummelte sie schließlich, und Naruto folgte ihrem Beispiel. Tenten jauchzte auf. Gewonnen! »Guck mal, dabei habe ich so schöne Karten!«, kicherte sie und hielt eine Herz zwei und eine Karo drei hin. »Das ist ja gar nichts!«, stöhnte Temari auf und ließ sich in den Stuhl zurück sinken. »Sie hat geblufft!« »Was, sind die nicht gut?« »Gebt ihr mehr Alkohol«, murrte Naruto. Alle ihre Freunde waren taktvoll genug, den 'Keller' nicht anzusprechen, nachdem weder Sasuke noch Sakura Ino angemeckert hatten. Jeder (bis auf Tenten, die echt gar nichts vertrug), spürte die subtile Veränderung in der Atmosphäre, obwohl die beiden miteinander umgingen wie immer, nebeneinander saßen und Sasuke ihr mehrmals ein neues Getränk brachte, nur um sie lächeln zu sehen. Nachdem Sasuke und Naruto sich gemeinsam verabschiedet hatten, hielt der Blondschopf es nicht mehr aus. »Raus damit«, forderte er seinen besten Freund auf. »Wir haben geredet. Über was, das geht dich nichts an.« Naruto stöhnte. »Ernsthaft, ihr solltet weniger reden, sondern einfach mal anfangen mit dem rummachen, das würde euch viel besser tun!« Sasuke knirschte mit den Zähnen, und Naruto ließ es auf sich beruhen. Verdammter Sturkopf, dieser Teme! Die Mädchen hatten sich alle ihre Schlafsäcke geschnappt und in dem ehemaligen Partyraum auf dem Boden ausgebreitet. Tenten brauchte Hilfe dabei ihren zu schließen, denn sie kicherte die ganze Zeit, sehr zur Belustigung der anderen. Ino hatte versucht, etwas aus Sakura heraus zu pressen, aber ihre Freundin hatte sie mit einem Blick zum verstummen gebracht, der nichts Gutes bedeutete. Das verwirrte zumindest Temari und Ino, die eigentlich gedacht hatten, dass etwas Gutes passiert war. »Also habt ihr nicht rumgeknutscht?« »Nein, Ino! Und jetzt lass mich schlafen!« Sakura verzog sich mit ihrem Schlafsack in die Ecke, in der Hinata und Tenten es sich schon gemütlich gemacht hatten, und rollte sich dort zusammen. Ino seufzte leise und zusammen mit Temari machte sie es sich neben Tenten bequem, um über den kichernden Körper der Brünetten noch leise mit Hinata zu flüstern. An der Wand ragte Sakuras rosaner Haarschopf auf, aber sie hatten den anderen den Rücken zugedreht. Müde wie sie alle waren, fielen den Mädchen nach und nach die Augen zu, bis alle friedlich schlummerten. Es war fast sieben Uhr in der Früh, als Sakura hochschreckte, gequält von einem Albtraum, einer überspitzten, nicht so netten Version des gestrigen Abends, in der Sasuke ihr monoton mitgeteilt hatte, dass er sie unattraktiv fände und seit drei Wochen mit Karin ausging. Ihr Herz schlug schmerzhaft im Takt mit der großen Uhr über der Tür. Unruhig wälzte sie sich herum und wischte ärgerlich eine Träne hinfort. »Sakura, alles in Ordnung?«, flüsterte Hinata ganz leise und betrachtete das Mädchen neben sich besorgt. Sakura biss sich auf die Lippe, wollte nichts sagen, aber ihr Körper verriet sie, zuckte unter einem lautlosen Schluchzen zusammen. Sofort rutschte Hinata mit mitleidiger Miene näher, öffnete leise den Schlafsack, um die Arme auszubreiten. Froh, so unendlich froh über den Beistand ließ sich Sakura in ihre Umarmung fallen und weinte stille Tränen, die Hinatas Pyjama durchnässten. Ganz sanft wurde ihr Rücken gestreichelt und Hinata murmelte beruhigend auf sie ein. »Warum tut Liebe nur so weh?«, fragte Sakura rau und so leise wie irgend möglich. »Weil das größte Geschenk der Menschheit manchmal eben seinen Preis fordert«, flüsterte Hinata zurück und verstärkte die Umarmung. Sie musste nicht wissen, was im Keller passiert war, sie würde warten, bis Sakura es von selbst erzählen wollte. Anders als Ino und Temari war sich nicht neugierig, sondern nur besorgt. Jede ihrer Freundinnen hatte es doch verdient, glücklich zu sein mit dem einen Jungen, der alles für sie war. Warum also bekamen es weder Temari noch Sakura hin? »Er liebt mich«, murmelte Sakura an Hinatas Hals, und das brachte ein Lächeln auf ihrer beiden Lippen hervor. »Er hat es nicht gesagt, aber… ich weiß es jetzt.« »Das ist doch schön«, sagte Hinata leise. »Bitte erzähl es niemandem.« »Natürlich nicht. Das geht nur euch beide etwas an.« »Danke«, hauchte Sakura und irgendwie schaffte sie es, an Ort und Stelle wieder einzuschlafen. Hinata seufzte tonlos und mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie würde alles dafür geben, dafür sorgen, dass diese Mädchen, die sie so nett in ihrem Kreis aufgenommen hatten, fröhlich blieben. Schwankend und definitiv nicht ganz wach wankte Tenten durch das Haus, welches ihr zwar nicht unbekannt, aber auch nicht sonderlich bekannt vorkam. Sie öffnete eine Tür hinter der sie leise Stimmen vernahm und lugte hinein. »Tenten?« »Dich kenn' ich!«, rief sie aus und grinste Kankuro an, der nur verwirrt zurück starrte. Sein Bruder Gaara saß neben ihm am Küchentisch, mit einer Tasse Kaffee in der Hand, und betrachtete das zerzauste Mädchen in der Tür mit zusammengekniffenen Augen. »Bist du betrunken?«, hakte Kankuro jetzt amüsiert nach, als Tenten keine Anstalten machte, irgendwas zu sagen oder zu tun außer zu schwanken. »Hm… Glaub' schon.« Er schüttelte ungläubig den Kopf und grinste in seinen Kaffee. »Kann ich dir irgendwie helfen?« »Weißt du wo das Bad sich versteckt? Ich könnt' schwören, ich hab' hier schon mal eins gesehen.« Prustend tauchten beide Brüder aus ihren Kaffeetassen auf. »Das muss echt eine wilde Party gewesen sein«, kommentierte Gaara kühl, aber mit einem unzweifelhaften Grinsen auf dem Gesicht. »Ich bring dich hin«, bot sich Kankuro an und schnappte sich Tentens Arm, führte sie zu dem Gästebad im Erdgeschoss und hielt ihr dort die Tür auf. »Ah, du bist ein Schatz!«, grinste sie und tätschelte ihm die Wange, bevor sie sich zum Klo umdrehte und den Deckel hob. Kankuro wurde rot im Gesicht und zog rasch die Tür zu, denn er wollte auf keinen Fall sehen, wie sie- Würgende, laute Geräusche ertönten und ein klatschendes Platschen und… »Tenten, alles in Ordnung?« Weiteres Würgen war zu hören. Vorsichtig öffnete er die Tür einen Spalt und sah, wie sie sich über die Schüssel gebeugt hatte. Das Gesicht zu einer Grimasse verzogen trat Kankuro ein und strich ihr sanft die Haare aus dem Gesicht und hielt ihr schließlich ein Handtuch hin, als sie aufhörte sich zu schütteln. »Oh Gott«, stöhnte sie entkräftet. »Neji hatte Recht, ich sollte nie wieder trinken.« Mit einem schiefen Lächeln und einem traurigen Ausdruck in den Augen, den sie nicht bemerkte, sagte Kankuro: »Da stimme ich ihm ausnahmsweise mal voll zu.« »Danke dir.« »Keine Ursache.« Bis zum nächsten Tag war Tenten wieder ordentlich ausgenüchtert. Das war auch gut so, denn am Montag morgen brauchte sie alle ihre Sinne, als Hinata sie schüchtern beiseite nahm. Nervös die Fingerspitzen gegeneinander stupsend stand sie vor Tenten und haspelte leise und schnell ein »Ich mag Naruto« zusammen. »Oh«, machte Tenten zunächst erstaunt, dann aber schlich sich ein warmes Lächeln auf ihr Gesicht. »Das ist doch schön, Hinata.« »I-ich, hm… werde ihn fragen, ob er mich Donnerstag noch mal begleitet… könntest du… also, ich würde ihm gerne… etwas backen, als Dankeschön oder so…« Tenten nickte zustimmend. »Eine gute Idee. Wenn du magst, komme ich am Mittwoch vorbei und wir backen Plätzchen?« Hinata seufzte erleichtert und strahlte ihre Freundin an. »Du bist die beste, Teni.« Beide Mädchen kicherten leise. »Aber kein Wort zu Neji-nii-« »Oder zu Ino. Ich weiß.« »Vergesst bitte nicht die Korrektur der Klassenarbeit – ich sammele sie nächste Woche ein!« Asuma-Sensei blickte streng in die Runde und entließ seine Klasse dann in die wohl verdiente Mittagspause. Ino grummelte vor sich hin. Eine Zwei Minus. Nicht schlecht, nein… aber sie hätte es besser machen können. Shikamaru und Sasuke warteten an der Tür auf sie, beide gelangweilt und die Hände in die Hosentaschen geschoben. »Und, wer von euch hat diesmal mehr Punkte?«, fragte sie gereizt. Die beiden Jungen tauschten einen Blick. Sasuke straffte die Schultern und sah weg. »Woah, doch so viel Unterschied?«, hakte Ino erstaunt nach und musterte Shikamaru fragend, der nur mit den Schultern zuckte. »Kommt schon, die anderen warten bestimmt auf uns.« Und damit zogen die drei von dannen. Hinter ihnen im Klassenraum war Yura gerade dabei, ihre Kyudo-Tasche zu durchsuchen. Sie könnte schwören, sie hatte ihren Geldbeutel heute morgen hier hinein geschmissen. Aha! Triumphierend zog sie das bunte Teil zwischen ihrem Hakama hervor und grinste leise. Sie dachte nicht, dass irgendjemand auch sie wartete, denn die meisten ihrer Freunde waren in anderen Klassen. Zumindest die engen Freunde. »Yura, kann ich dich was fragen?« Überrascht drehte sie sich um und blickte in das hübsche, wenn auch nach ihrem Geschmack zu sehr geschminkte Gesicht von Amaya. Mit ihren langen, glänzenden schwarzen Haaren und den fast schon bernsteinfarbenen braunen Augen sah sie ziemlich ungewöhnlich aus. »Klar, was gibt’s?« »Ich habe mich gefragt, ob… ich vielleicht mal mit zum Kyudo könnte? Es scheint dir ja wirklich Spaß zu machen – ich würde es zumindest gerne mal probieren.« Verunsichert runzelte Yura die Stirn, und ihr Blick zuckte kurz zu Amayas perfekt manikürten Fingernägeln. »Sicher, zum Probetraining ist jeder herzlich willkommen, und du brauchst auch erst mal gar keine eigene Ausrüstung. Wenn… wenn du magst, heute Nachmittag ist direkt Training-« »Ach, super! Gehen wir dann zusammen hin?« Yura nickte schüchtern und runzelte erneut die Stirn, als Amaya sich mit einem strahlenden Grinsen umdrehte und winkend verschwand. O-kay… Sie kannte das Mädchen nicht sonderlich gut, aber… sie hätte Amaya tatsächlich eher als 'hochnäsig' eingestuft. Wie man sich in Leuten täuschen konnte… »Kakashi-Sensei«, setzte Yura schüchtern an, und neigte den Kopf respektvoll vor ihrem Lehrer, »sie kennen ja Amaya, aus meiner Klasse… Sie hat gefragt, ob sie mal zu einem Probetraining kommen kann, da habe ich sie heute einfach mal mitgebracht?« Ihre Stimme wurde gegen Ende etwas heller, sodass sich der Satz eher nach einer Frage anhörte. Kakashi-Sensei nickte nachdenklich und wies Amaya, die sich schon in geliehenen Hakama und Gi gekleidet hatte, dazu an, einen der abgelegenen Posten zu beziehen. Die anderen Schüler konnten sich soweit selbst beschäftigen, da hatte er einen Moment Zeit, um dem neuen Mädchen die Grundlagen zu erklären. Sie stellte sich nicht dumm an, aber war auch bei weitem keine Überfliegerin. Innerlich fragte er sich, was ihre Motivation war, Kyudo auszuprobieren. Amaya stand ganz rechts außen, und auf dem Platz neben ihr zog Tenten gerade einen Pfeil aus dem Köcher und legte an. Kakashi-Sensei ging mittlerweile herum, um auch seinen Stammschülern zu helfen, weswegen Amaya Zeit blieb, die Spannung in dem Mädchenkörper neben sich zu beobachten. Der Pfeil schnellte mit einem mal von der Sehne – ohne dass sich das brünette Mädchen großartig bewegt hätte – und versank punktgenau in der Mitte der Zielscheibe. Links von Tenten brummte Neji anerkennend, und Tenten warf ihm ein kurzes Lächeln zu, bevor sie von einem zarten »Entschuldigung« abgelenkt wurde. »Hm?« »Uhm… könntest… könntest du mir das mit der Armhaltung noch mal erklären?«, fragte Amaya mit einem süßen Lächeln. »Ja sicher«, machte Tenten und legte ihren Bogen beiseite. Es dauerte nur ein paar Sekunden, in denen Tenten dem neuen Mädchen kurze Instruktionen gab. Dass sie dabei rot wurde, ärgerte sie. Aber bei fremden Leuten war sie immer etwas unsicher. Amayas Pfeil schnellte von der Sehne, traf aber nicht das Ziel, sondern ein paar Zentimeter daneben. Enttäuscht verzog sie das Gesicht. »Das war aber schon wirklich gut«, sagte Tenten hastig. »Dafür, dass du das erste Mal hier bist.« »Danke.« Amaya lächelte erneut. »Ich bin übrigens Amaya, und du?« »Tenten.« »Freut mich, dich kennen zu lernen, Tenten. Du bist doch in dem Mädchen-Team hier, oder? Bist du der Captain?« Tenten wurde wieder rot. »Ich? Nein.« Sie lachte unsicher. »Das ist Neji«, sagte sie, und deutete hinter sich, aber Amaya schenkte dem keine Beachtung. »Dann bist du bestimmt Co-Captain.« »Uhm… nein, das ist Kankuro, den… ich jetzt grade nicht sehe.« »Achso. Uhm… Würdest du noch einmal bei mir zugucken – ich will dich ja auch nicht zu lange von deinem Training abhalten…« Ein weiterer Pfeil landete neben der Zielscheibe, und Tenten griff noch einmal korrigierend ein, bevor sich sich wieder ihrem eigenen Kyudo zuwandte. Nach dem Training wartete Neji wie üblich auf seine beste Freundin. Sie verließ zusammen mit Sakura und dem neuen Mädchen – Ayame, oder so? - die Umkleide. Die drei schwatzten ein bisschen, wobei Sakura sich etwas zurückhielt. Irgendwas störte sie an Amaya, aber sie konnte nicht genau sagen, was es war. »Naja, vielen Dank auf jeden Fall«, sagte Amaya und verbeugte sich lächelnd vor Tenten. »Kakashi-Sensei hat gesagt, dass ich öfter kommen darf, von daher freue ich mich schon, dich Donnerstag wieder zu sehen.« Tenten lächelte unsicher zurück, und Amaya verabschiedete sich mit einem erneuten Lächeln, Sakura und Neji abgesehen von einem freundlichen Blick vollkommen ignorierend. »Eine neue Freundin?«, fragte Neji mit hochgezogener Augenbraue, und Tenten zuckte mit den Schultern. »Sie ist sehr nett.« »Jaa…«, machte Sakura gedehnt. »Leute, ich muss los. Wir sehen uns morgen!« »Bis dann, Sakura«, lächelte Tenten, während Neji nur den Kopf neigte. Zusammen gingen sie beide los in Richtung der U-Bahn-Station. »Es ist nett von dir, dass du ihr geholfen hast«, sagte Neji plötzlich zusammenhangslos, und Tenten, die ob des Kompliments etwas rot geworden war, lächelte scheu. »Und, wie lief's?« Die hohe, nasale Mädchenstimme klang neugierig. »Ganz gut denke ich. Sie ist ziemlich nett – und naiv. Es wird einfach sein, sich mit ihr anzufreunden«, erklärte Amaya schulterzuckend. »Das ist gut.« »Aber ich verstehe immer noch nicht, warum ich mich zuerst mit ihr anfreunden, und Neji«, bei diesem Namen klang ein sehnsüchtiges Seufzen mit, »ignorieren soll.« »Ich habe es dir doch erklärt. Der einfachste Weg zum Herzen eines Mannes ist über seine beste Freundin. Wenn sie dich mag, ist das schon die halbe Miete. Und sobald du dich mit ihm dann gut verstehst, übernimmst du ihre Verhaltensweisen und machst sie ihm madig. Dann ist die Bahn für dich frei.« »Und warum hast du das bei Sakura nicht auch so gemacht?«, grummelte Amaya. Das blonde Mädchen zischte bösartig auf. »Weil die Schlampe selbst in Sasuke verknallt ist. Und die sind schon zu lange befreundet. Nein, ich muss da anders ran gehen – aber bei dir ist dieses Vorgehen das beste. Glaub mir. Wenn Tenten positiv über dich spricht, wird Neji sich an dich erinnern und sich langsam aber sicher auch für dich interessieren. Es braucht nur etwas Zeit. Rom wurde schließlich auch nicht an einem Tag erbaut.« Amaya nickte zustimmend, obwohl ihr das Sprichwort nicht viel sagte. »Naja, sich bei Tenten einzuschleimen wird wie gesagt wohl nicht sonderlich schwer…« »Es ist auf jeden Fall gut, dass du schon vor den Ferien damit angefangen hast – sieh zu, dass du dich nach Weihnachten auch mal mit ihr triffst, mach einen auf beste Freundin, dann klappt das schon.« »Es wird nur so langweilig… ich glaube nicht, dass wir viele Gemeinsamkeiten haben…« »Ist doch scheißegal. Hauptsache, du kommst durch sie an Neji ran.« Dezember - erste Woche (Teil 2) ------------------------------- »Was genau macht ihr da?« Nejis Stimme klang amüsiert, belustigt und zugleich etwas verunsichert. Er hatte die große Küche des Hyuuga Anwesens betreten, um sich einen Tee aufzusetzen und war bei dem Anblick, der sich ihm bot, irritiert stehen geblieben. Vollkommen unschuldig guckend und mit vor zurückgehaltenem Lachen zuckenden Mundwinkeln standen seine beiden Cousinen zusammen mit Tenten an der Anrichte. Über und über bedeckt mit einer dünnen Mehlschicht. Hanabi konnte schließlich nicht mehr an sich halten und prustete los. In ihren Händen die Überreste eine Mehltüte. Hinata stimmte mit leisem Lachen ein und Tenten hielt sich sowohl den Bauch, als auch an der Anrichte fest, als sie sich vor Lachen vornüber beugte. Neji schüttelte ungläubig den Kopf und fischte dann sein Smartphone aus der Tasche. Er ergatterte ein paar Schnappschüsse von den drei Mädchen, die sich vor Lachen kaum noch halten konnten. »Plätzchen«, schaffte es Tenten schließlich zwischen zwei Lachern hervor zu bringen. »Was?« »Du hast gefragt was wir machen – Plätzchen.« »Sollte das Mehl dafür nicht in die Schüssel?« Erneut giggelten die Mädchen los und Hinata versuchte sich etwas zu entstauben. »Die erste Fuhre ist schon fertig, aber wir dachten, wir backen direkt noch eine Ladung«, erklärte Hanabi unter Tränen. »Willst du probieren?« Tenten hielt ihm eines der etwas mehligen Plätzchen entgegen und Neji trat näher. Kompromisslos stopfte seine beste Freundin ihm das Gebäck in den Mund und Hanabi kicherte erneut, wedelte dabei mit den Händen – in denen sie immer noch die Mehltüte hielt. Sekunden später legte sich eine neue Wolke aus Mehl über die vier Teenager. Tenten und Hinata warfen sich brüllend vor Lachen einander in die Arme, während Neji ganz steif geworden war und vorsichtig blinzelte. Er hatte den Großteil des restlichen Mehls ins Gesicht abbekommen. Hanabi knüllte jetzt die Tüte zusammen, und so sahen die drei Mädchen nicht, wie Neji nach der auf der Anrichte stehenden, noch geschlossenen Mehltüte griff. Tenten war die erste, die bei dem neuerlichen Nebel zu Neji herumwirbelte und in sein grinsendes Gesicht starrte. »DUUU!«, rief sie aus und lachte dabei, langte nach der Tüte und schon waren sie in einem kleinen Kampf versunken, vor dem sich Hinata und Hanabi lachend zurückzogen. Sie wurden erst unterbrochen, als Hiashi Hyuuga die Küche betrat um sich nach dem Grund des Lärms zu erkundigen. Mit verschränkten Armen stellte er sich in den Türrahmen und hob die Augenbrauen. »Ihr werdet das alles wieder sauber machen«, sagte er ruhig, und die Köpfe der vier Anwesenden ruckten herum, ansonsten erstarrt und schuldbewusst. »Uhm… Sorry«, murmelte Tenten, die eine Faust voll Mehl sinken ließ. Hiashi schüttelte ungläubig den Kopf und verließ den Raum wieder. Hanabi kicherte leise. »Du hast damit angefangen«, erinnerte Hinata sie ruhig. »Ihr habt mitgemacht!«, rechtfertigte sie sich. »Neji ist Schuld!«, erklärte Tenten und streckte ihrem besten Freund die Zunge heraus. Er presste die Lippen zusammen, lächelte aber und langte nach einem Plätzchen, was er jetzt wiederum Tenten kompromisslos in den Mund stopfte. »Bitte lasst noch welche übrig«, murmelte Hinata, die schon mit Handfeger und Kehrblech bewaffnet war. »Noch ist genug Mehl da für eine zweite Fuhre«, erklärte Hanabi, die den Inhalt der Tüte überprüfte. »Erst mal müssen wir hier aufräumen«, sagte Neji ruhig und fuhr Tenten mit einer Hand durch ihre Pony-Fransen, um das Mehl darin auszuschütteln. Hanabi stupste ihre ältere Schwester an, die nur scheu lächelte. Ja, sie hatte Nejis Veränderung bemerkt, seit Tenten in ihr Leben getreten war. Und nein, sie würde ihn nicht darauf ansprechen. Noch nicht. Ganz aufmerksam tat Amaya, als sie zusammen mit Yura dabei zu sah, wie die besten Fünf des Clubs um die Wette schossen. Noch vor wenigen Minuten hatte Yura selbst dort vorne gestanden, aber nachdem die Regeln sich auf die inneren Kreise des Ziels verschärft hatten, und sie nur den äußersten getroffen hatte, war sie ausgeschieden. Amaya vermied sehnsüchtige Blicke in Richtung Neji, der aber einfach göttlich aussah, wenn er so kraftvoll und voller Spannung dort stand. Oh, wie gerne würde sie in seinen starken Armen liegen, sich an ihn schmiegen… bald, schwor sie sich, dann riss sie den Blick von ihm los. Besser keine Aufmerksamkeit darauf lenken, wie heiß sie den Team-Captain fand. Mit vorgeschobener Unterlippe reihte sich jetzt auch Sakura in die kleine Menge der Zuschauer ein. Obwohl sie ausgeschieden war, nickte Kakashi-Sensei ihr anerkennend zu. Wie üblich versenkte Tenten einen Pfeil nach dem anderen in der Mitte des Ziels, Kankuro, der zu ihrer rechten stand, hatte nur einen wenig ungenaueren Schuss. Zu ihrer linken stand Neji, der ganz ruhig darauf wartete, wieder an die Reihe zu kommen und einen weiteren Pfeil in die Mitte zu schießen. Kidomaru, der auf der anderen Seite neben Neji stand, ließ frustriert die Schultern sinken, als sein Pfeil einen knappen Zentimeter zu weit außerhalb landete. Neji, Tenten und Kankuro hatten mehr Erfolg. »Kidomaru, du bist ausgeschieden. Ab jetzt gelten nur noch die beiden innersten Ringe«, erklärte Kakashi-Sensei ruhig und klopfte Kidomaru aufmunternd auf die Schulter. Mit einem Seitenblick auf die drei letzten Schützen – es war ja nicht anders zu erwarten gewesen – dankte er dem lieben Herrn dafür, ihm Tenten gesandt zu haben. Zwischen Neji und Kankuro wirkte sie wie eine unüberwindliche Mauer, weswegen die beiden sich offensichtlich weniger in die Haare kriegten. Und als Mädchen machte sie eine verdammt gute Figur beim Kyudo. Grübelnd dachte er darüber nach, dass Kankuro sehr wahrscheinlich nicht viel Vorsprung vor ihr haben würde, wenn er nicht sogar- Gerade in diesem Moment sank Kankuros Pfeil genau am Rand des zweiten Innenrings ins Ziel. Ein unsicherer Blick zu Kakashi, der, seine Überraschung verbergend, sagte: »Kankuro, du bist auch raus. Ab jetzt nur noch Bullseye.« Neji sah zu Tenten und neigte kaum merklich den Kopf. Sie lächelte ganz leicht. Wenn es eines gab, dessen sie sich sicher war, dann, dass Neji beeindruckt und stolz war, dass sie als letzte neben ihm stand. Aber sie fürchtete sich davor, was passieren würde, wenn sie besser war als er. Mittlerweile kannte sie ihn gut genug, als dass sie wusste, wie er mit Niederlagen umging. Auch wenn sie sich vornahm, diese Unsicherheit nicht in ihren Schuss zu legen, so zitterte ihre Hand doch fast unmerklich. Neji, der ihr ja am nächsten stand, sah es. Warum war sie nervös? Es war keine Frage, was sie tun sollte – sie wollte nicht gewinnen um des Sieges willen, sondern einfach ihr bestes geben – aber der Pfeil entglitt ihr Millisekunden zu früh und grub sich in den zweiten Ring von innen. Tenten biss sich auf die Unterlippe. Neji hatte vorher nicht verzogen. Das hieß, sie war ebenfalls ausgeschieden. Hinter ihnen ertönte verhaltener Applaus. Sakura, Yura und Amaya lächelten Tenten an, auch wenn das der letzteren eine Spur zu süß war. Neji hingegen warf Tenten einen kalten Blick zu, und das ließ das Lächeln auf Amayas Gesicht noch größer werden. Zurück in der Umkleide, wo Sakura etwas verwirrt über die Blicke war, die Neji Tenten zugeworfen hatte, kam eine unschöne Überraschung auf das brünette Mädchen zu. »Was ist-« »Oh«, machte Amaya erschrocken. Das Oberteil, welches Tenten heute noch in der Schule getragen, und in der Umkleide zusammen mit ihren anderen Sachen gelagert hatte, wies einen großen, orangenen, klitschnassen Fleck auf. Sakura beugte sich vor und schnüffelte. »Ist das Orangensaft?« »Der war definitiv nicht da, als ich es ausgezogen hatte«, murmelte Tenten bedrückt. Sie fühlte sich Monate in der Zeit zurückversetzt, als die Mädchenclique um Ami ihr an ihrer alten Schule oft solche Streiche gespielt hatte. »Und hier trinkt auch niemand Orangensaft«, warf Amaya ein, die sehr wohl wusste, wem der Fleck zu verdanken war. Und sie wusste auch genau, was zu tun war. »Hast du ein Ersatzoberteil mit? Ich habe sonst glaube ich noch einen alten Pulli von mir dabei…« »Oh, das wäre total lieb, wenn du mir den leihen würdest, ich hab' leider nichts zum wechseln da. Nicht mal eine Jacke zum drüber ziehen…« Das bedrückende Gefühl in Tenten wurde stärker, und sie spürte, wie ihre Augen anfingen zu kribbeln. Zusammenreißen war die Devise! Amaya reichte Tenten einen knallgrünen Pullover, den diese dankbar anzog. Er war ziemlich eng, da Amaya nicht nur schlanker, sondern auch kleiner war. Der Ausschnitt war ebenfalls deutlich tiefer, als Tenten das gewohnt war. Wie immer wartete Neji auf Tenten (Sakura hatte sich da nie Illusionen gemacht, dass er auf sie beide warten könnte – aber das war nur noch mehr Futter für Ino). Als er sie in dem ungewohnten Oberteil sehen konnte, verflog das bisschen Wut, was er auf sie hatte. Seine Augenbrauen wanderten fragend in die Höhe, und Amaya erklärte hilfsbereit, ohne ihn großartig anzusehen: »Jemand hat Saft über Tentens Oberteil geschüttet. Du kannst es mir irgendwann nächste Woche wieder mitbringen, es eilt nicht«, fügte sie dann an Tenten gewandt hinzu, und stellte somit sicher, dass Neji genau wusste, wer seiner besten Freundin geholfen hatte. Das gab sicher Pluspunkte. »Danke dir«, lächelte Tenten, und mit einem freundlichen Gruß verabschiedete Amaya sich. Sakura folgte dem Beispiel, als sie sah, wie Neji Tenten musterte (eine Tatsache, die Amaya entgangen war). Schüchtern sah Tenten ihren besten Freund an. »Was ist?«, murmelte sie leise, unsicher, weil er nichts sagte. »Das…«, er räusperte sich, »das steht dir«, sagte er dann, und kämpfte gegen das Verlangen an, seinen Blick erneut über die sanften Kurven gleiten zu lassen, die der Pullover nur allzu deutlich hervorhob. Er schloss die Augen für einen Moment, dann fand er das Thema wieder, das er hatte ansprechen wollen. »Was war vorhin los mit dir?«, fragte er, schärfer als beabsichtigt. Tenten wurde unwillkürlich rot. »I-Ich…« Auffordernd reckte er das Kinn. »Ich… mir kam der Gedanke, dass du vielleicht sauer auf mich seien würdest, wenn ich… E-es war aber wirklich nicht absichtlich, wirklich. Ich war nur etwas… durcheinander.« Er presste die Zähne aufeinander. »Du dachtest, ich könnte sauer auf dich sein, wenn du gewonnen hättest? Ten… Ich verspreche dir, dass ich niemals sauer auf dich seien werde. Zumindest nicht für lange«, setzte er dann neckend hinzu, und ein Lächeln zupfte an seinem Mundwinkel. Ein erleichtertes Seufzen entschlüpfte ihr, und sie lächelte zurück. Mittlerweile waren sie am Haupteingang der Schule vorbei gegangen und hatten den Hof beinahe verlassen. Neji warf einen Blick zurück auf den Eingang, der dunkel und verschlossen war. Ein Schatten huschte über sein Gesicht, und Tenten sah sich dazu veranlasst, etwas zu sagen. »Kein Freund von dir würde zulassen, dass ihr etwas geschieht. Auch Naruto nicht.« »Hn.« »Würdest du dir auch solche Sorgen machen, wenn es um Ino ginge? Oder Temari, oder Sakura? Oder um mich?« Wenn er nur daran dachte, wie Inuzuka sie angesehen hatte… Es war egal, dass ihm die anderen Mädchen egal waren – er bemerkte es nicht mal, so sehr brannte es in seinem Magen, als er ein »Ja« herauspresste. Tenten kicherte leise. »Du bist wirklich etwas überfürsorglich, weißt du das?« »Hn.« »Und so gesprächig…« Ein nicht ganz ernst gemeinter, böser Blick traf sie von der Seite. Sie kicherte leise. Der erneute Abend mit der Theatergruppe war tatsächlich sehr witzig gewesen. Keine blöden Kommentare oder Spitzen seitens Kiba – was unter anderem daran lag, dass Hinata und Tamaki ihn vorher zusammen bei Seite genommen hatten. Er hatte nur die Augen gerollt, aber versprochen, sich dieses Mal zurück zu halten. Hinata lächelte Tamaki dankbar an und freute sich, als die Geste erwidert wurde. Es war diesmal etwas später geworden, und wie schon beim letzten Mal brachte Naruto Hinata noch zur Station. Darauf hatte sie gewartet. »U-Uhm, Naruto… Ich… wollte mich bedanken, dass du mit mir kommst.« Zögerlich wühlte sie die kleine Dose mit den Plätzchen aus ihrer Tasche und drückte sie ihm vor Nervosität geradezu in die Arme. Naruto war erst überrascht, grinste dann aber. »Aah, Hinata-chan, dass ist echt süß von dir, danke! Aber ich mache das doch gerne.« Freudige Röte machte sich auf ihren Wangen breit, aber sie hielt den Blick gesenkt. »I-Ich hoffe, Neji-nii wird nicht sauer – i-ich muss es ihm wohl erzählen, dass du-« »Ah«, machte Naruto und unterbrach sie damit. Hinata blickte auf und sah in sein erstauntes Gesicht. »Aber er weiß es doch schon. Er hat mich letzte Woche abgefangen und zusammengeschissen.« Hinata riss die Augen auf und wurde dunkelrot. »Oh nein! D-Das tut mir furchtbar Leid, Naruto, ich-« »Schon gut«, grinste Naruto breit und winkte ab. »Wäre zwar wahrscheinlich nicht so gut ausgegangen, wenn Tenten ihm nicht ordentlich die Meinung gegeigt hätte, aber Schwamm drüber!« »Teni hat- Oh… sie hat mir gar nichts erzählt.« »Ist ja auch nicht wirklich was passiert«, machte Naruto und klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter. Dann dachte er kurz nach, bevor er sagte: »Neji mag sie wirklich gerne, was? Ich kenn' ihn ja schon echt 'ne ganze Weile, aber wenn Tenten dabei ist… benimmt er sich ganz anders.« Hinata nickte schüchtern und biss sich auf die Unterlippe. Sie hatte sich geschworen, dass sie mit niemandem darüber reden würde, was sie immer dann beobachten konnte, wenn die beiden alleine waren. Oder wenn Neji zumindest dachte, niemand beobachtete ihn. Wie sie ihren Cousin kannte, war er sich selbst dessen nicht einmal bewusst, und deswegen blieb sie still. Jede Art von Gefühlen brauchte Zeit zum wachsen. Dann riss Naruto sie mit überraschtem Tonfall aus ihren Gedanken. Er starrte eines der Plakate an, die überall in der Stadt, und auch an dieser Hauswand aufgehangen worden waren. »Boah – der Weihnachtsball ist ja schon in drei Wochen.« Entgeistert sah er sie an. Hinata kicherte leise. Das fiel ihm erst jetzt auf? Dann wurde sie wieder ernst und entschied sich, ihn etwas zu fragen, was ihr schon eine Weile auf dem Herzen brannte. »Gehst du… hm, mit Sakura hin?« Naruto hatte gedacht, sie würde ihn fragen, ob er mit ihr hingehen wollte. Jetzt spürte er Enttäuschung. Er runzelte die Stirn. »Mit Sakura? Nein, wieso?« »Ihr, uhm… deine Krawatte.« Er sah an sich hinunter, verwirrt, weil er doch gar keine Krawatte trug. »An Sais Geburtstag, du… hast eine Krawatte in der selben Farbe wie Sakuras Kleid getragen.« »Uh – ja. Mikoto-san- also, Sasukes Mutter hat sie mir gegeben. Sasuke hat die gleiche.« »Achso…« Hinata wandte scheu den Blick ab. »Was hat das damit zu tun, mit wem ich zum Ball gehe?«, fragte Naruto neugierig. »Uhm… Wenn man… die selben Farben trägt, dann… gehört man zusammen, oder so«, flüsterte Hinata etwas unzusammenhängend. »Oh«, machte Naruto. »Oh! Deswegen hat Teme mich so fies angestarrt!« Er lachte laut auf und grinste Hinata dann an. »Danke für den Hinweis, dann besorg' ich mir für Weihnachten 'ne andere.« Ihr Herz klopfte unregelmäßig, als er sie mit seinen strahlendblauen Augen ansah. Die Anzeigetafel an der Station leuchtete auf und kündigte die nächste Bahn an. Hinata seufzte leise und lächelte Naruto dann vorsichtig an. »Noch mal danke, dass du heute mitgekommen bist.« »Ich komme gerne mit«, sagte er, ungewöhnlich leise und sein Lächeln wirkte jetzt irgendwie sanft. »W-Würdest du nächste Woche auch-« »Klar!« Jetzt war er wieder am grinsen. »Wir sehen uns morgen, Hinata-chan!«, sagte er, als die Bahn neben ihnen hielt und mit einem lauten Klackern die Türen mechanisch aufgingen. »B-Bis morgen«, hauchte sie und stieg ein, warf einen scheuen Blick zurück und konnte sehen, dass Naruto ihr hinterher sah. Die Bahn fuhr mit einem Ruck an, und kaum dass sie außer Reichweite war, seufzte Hinata auf. Er brachte sie durcheinander. Auf eine gute, angenehme Weise. Naruto: Hey Ino, du hast doch bestimmt Fotos von Sais Geburtstag, oder? Ino: Uhm, ja, wieso? Naruto: Magst du mir die mal schicken? [54 Fotos gesendet von 'Ino'] Ino: Bitteschön :) Naruto: Danke dir ;) Ino: Was hast du damit vor? [Naruto hat die Unterhaltung verlassen] Ino: ô.O? Unsicher stand Naruto in dem Laden, die Augenbrauen zusammengezogen und grüblerisch sein Handy ansehend. Eine Verkäuferin lief an ihm vorbei und weil er genau wusste, dass er alleine nicht weiter kam, ergriff er die Gelegenheit. »Entschuldigung«, machte er, und die Dame drehte sich um. »Womit kann ich Ihnen behilflich sein?« Ein strahlendes Lächeln trat auf das Gesicht der Verkäuferin und Naruto grinste zurück. »Ich brauche eine Krawatte in einem bestimmten Farbton«, setzte er an und zeigte das Bild, welches er auf seinem Handy geladen hatte. »Ich, hm… hab's nicht so mit Farben, daher dachte ich, ich frag besser mal wen, der Ahnung davon hat?« Die Dame nickte enthusiastisch. »Da finden wir was, keine Sorge. Kommen Sie doch einfach kurz mit, dann zeige ich Ihnen ein paar passende Exemplare.« Erleichtert schritt Naruto hinter der Verkäuferin her und ließ sein Handy wieder in seine Tasche gleiten, ohne vorher das Bild von Hinata zu schließen. Dezember - zweite Woche (Teil 1) -------------------------------- Der Wintereinbruch kam überraschend schnell und hart. Mitte der Woche, während der Unterrichtszeit bemerkten Schüler wie Lehrer den Temperaturabfall. Auf dem Heimweg schneite es dann bereits. Tenten war nicht sonderlich begeistert von Niederschlägen jeglicher Art und hielt sich daher etwas bedeckter, als Naruto, der schlicht vor Freude ausflippte, am Freitag eine Schneeballschlacht forderte. Die Donnerstage versetzten ihn in letzter Zeit immer in Hochstimmung, aber noch keiner seiner Freunde hatte diese Verbindung erkannt. Glücklicherweise würgte Ino Narutos mehr oder weniger wortgewandte Ausführung ab, indem sie verkündete, dass sie alle nach der Schule Eislaufen gehen würden. »Die haben drüben im Park die riesige Fläche vor dem Denkmal in eine Eisbahn verwandelt. Das Wetter ist schließlich ideal dafür. Es wird zwar meeega voll sein, aber es macht so einen Spaß!« Ino strahlte in die Runde und erntete von Hinata und Sakura ein schüchternes Lächeln. Temari hatte die Arme um den Körper geschlungen und hatte ihre dicke Daunenjacke an, obwohl sie immer noch in der Mensa saßen. In einer Stadt aufzuwachsen, die quasi in einer Wüste lag, hinterließ halt seine Spuren. Bevor sie nach Konoha gezogen war, hatte sie noch nie Schnee gesehen, und als sie es dann hatte – hasste sie es. »Uh… Ich habe keine Schlittschuhe oder so… ich kann noch nicht mal Eislaufen«, warf Tenten schüchtern ein, die nicht wirklich begeistert von der Idee war, mehr Zeit als nötig bei diesem Wetter im Freien zu verbringen. »Ah, die kann man da leihen, du Dummerchen!«, lachte Naruto breit. »Und wir bringen dir das schon bei – ist wie tanzen!« »Na gut…« Definitiv nicht gut. Auf zittrigen Beinen stehend krallte sich Tenten an der Seitenbande fest, um ja nicht umzukippen. Warum nur ließ sie sich zu so einem Mist überreden? »Es ist ganz einfach, Teni. Du kannst doch bestimmt Rollschuh-«, setzte Sakura an, wurde aber rigoros unterbrochen. »Ja! Aber das hier ist so gar nicht wie Rollschuh-fahren!«, fauchte Tenten, deren linkes Bein erneut wegzurutschen drohte. Sie lehnte sich mit dem Oberkörper gegen die Bande um mehr Halt zu bekommen. »Jetzt stell dich nicht so an«, machte Neji amüsiert und hielt ihr eine Hand hin. Er wurde wütend angefunkelt. »Na, dass du das mal wieder kannst, ist typisch. Gibt es eigentlich irgendwas, worin du nicht gut bist?« Er verdrehte die Augen, und Ino sowie Sakura kicherten leise. »Weißt du, Tenten, es ist ganz einfach«, sagte da Sai und packte das Mädchen an den Armen. »Beine durchdrücken. Einfach steif machen, keine Sorge.« »Woah- Sai, warte – neeeein!« Mit riesigen Augen sah Tenten fassungslos zu, wie Sai, der sie mit sanfter Gewalt von der Bande gelöst hatte, sie jetzt Richtung Mitte der Eisbahn zog. Ihre Knie waren durchgedrückt (so wie er das gesagt hatte), ihr Oberkörper allerdings etwas nach vorne gebeugt, und ob der Abwesenheit einer Bande hatte sie sich in Sais Arme verkrallt. »Wehe du lässt mich los!«, fauchte sie ihn panisch an. Er lachte und fing an, einen Bogen zu beschreiben. Tenten kam sich mittlerweile reichlich dumm vor. Alle Jungs in ihrem Freundeskreis konnten tanzen – sie nicht (naja, mittlerweile schon). Alle Jungs in ihrem Freundeskreis konnten Schlittschuh fahren – sie nicht. Und Sai konnte es offensichtlich auch noch rückwärts. Am Rand stand Ino und sah den beiden grinsend zu. Tenten ließ sich zwar nur ziehen, aber zumindest hatte sie aufgehört, herumzukeifen. Und das Sahnehäubchen auf diesem Eisbecher war, dass Neji, der immer noch neben Sakura stand, die Arme verschränkt hatte und die beiden nicht gerade glücklich beobachtete. »Ich werd' dann auch mal«, erklärte Sakura, und stieß sich von der Bande ab, um in die Mitte der gut gefüllten Bahn zu kommen. Ino hatte sehr wohl den Unterton wahrgenommen, und sah ihrer Freundin einen Moment stirnrunzelnd hinterher, bevor sie sich umschaute. Da war sie so von Nejis Eifersucht eingenommen worden, dass sie gar nicht bemerkte, dass Sasuke-Schönling-Uchiha von drei hübschen Mädchen umringt war. Glücklich wirkte auch er nicht. Ino seufzte. Na, er hatte bestimmt gehofft, dass Sakura ihn erretten würde – daher war es nicht verwunderlich, dass er etwas enttäuscht aussah, als Ino strahlend angeschlittert kam und sagte: »Sasuke! Sei nicht so ein Spielverderber, komm schon!« Die Mädchen zogen sich sofort zurück, als Ino sie mit gebleckten Zähnen anstrahlte. Sasuke seufzte erleichtert, und Ino kicherte. »Du musst doch nur was sagen, wenn du gerettet werden willst«, meinte sie und zwinkerte ihm zu. »Hn.« Er drehte sich weg, die Hände in die Taschen geschoben und fing an, eine langsame Runde um die Bahn zu drehen, bis er ein paar Meter hinter Sakura lief, die ihn allerdings nicht bemerkte. Sai hatte Tenten mittlerweile dazu überreden können, zumindest einen seiner Arme loszulassen, was der Durchblutung durchaus förderlich war. Mit einem sanften Lächeln fingerte Ino ihre Kamera hervor und schoss ein paar Fotos davon, wie Sai Tenten anleitete, die Füße etwas zu bewegen. Tenten bemerkte Ino und streckte ihr mit einer Grimasse die Zunge raus. Schließlich war Sai der Meinung, ihr genug beigebracht zu haben, sodass er sie nur noch an einer Hand hielt, und ganz langsam mit ihr zurück zur Bande kam. »Siehst du, so schwer ist es gar nicht.« Wegen der Kälte, und auch ein kleines bisschen wegen der Scham waren Tentens Wangen knallrot, als sie mit einem minimalen Lächeln schlitternd neben Neji zum Stillstand kam. Ihr bester Freund musterte sie einen Moment, bevor er seine Arme aus der Verschränkung löste, und etwas frostiger als sonst sagte: »Mach dich nicht immer so verrückt.« »Na, du hast gut reden«, grummelte sie. »Irgendwann finden wir was, was ich kann und du nicht. Und dann sehen wir mal weiter, Freundchen.« Seine Lippen zuckten. Dann schweifte sein Blick zu den Buden, die rings um die Bahn aufgestellt waren. »Komm noch eine Runde mit, dann geb' ich dir einen Kakao aus.« Auffordernd hielt er ihr erneut die Hand hin. Tenten stöhnte auf, griff diesmal aber ohne zu zögern zu. »Denk dran, es ist wie tanzen.« Viel sicherer als noch mit Sai glitt Tenten neben Neji über das Eis und ließ sich von ihrem besten Freund führen. Sie hielten Händchen, und Ino, die das mit etwas Verzögerung bemerkte, grinste in ihrem Schal. »Oh Sai, das hast du klasse gemacht«, murmelte sie zu sich selbst, und zuckte daher erschrocken zusammen, als die Stimme ihres Freundes hinter ihr ertönte. »Ich weiß. Habe von der besten gelernt.« Er zwinkerte sie an. Ino lachte. »Ein Tänzchen gefällig?« »Na, wenn du schon so nett fragst«, sagte sie und ergriff die ihr dargebotene Hand. Mit einem leisen Plumpsen ließ sich Temari neben Shikamaru auf die Zuschauerbank fallen, von der aus sie die gesamte Eisbahn im Blick hatten. »Meinst du nicht, wir sollten etwas weniger auffällig sein?«, fragte sie lächelnd und reichte ihm einen Pappbecher, aus dem es dampfte. Mit einem Ächzen richtete er sich etwas auf und schnupperte. »Glühwein?« »Hmhm.« »Danke.« Shikamaru nahm einen Schluck und seufzte zufrieden, was Temari zum kichern brachte. »Alter Faulpelz.« »Hast du dir selbst ausgesucht«, neckte er sie, und die beiden tauschten einen warmen Blick. Sich hier zu küssen wäre reiner Selbstmord. Zusammen zu sitzen war schon gefährlich genug. »Hey Leute!« Überhaupt nicht außer Puste und grinsend wie ein Honigkuchenpferd kam Naruto auf seinen Schlittschuhen angestapft, in einer Hand einen dampfenden Pappbecher, an der anderen Hinata, die eine gesunde Röte im Gesicht aufwies. »Ist dir kalt?«, fragte Temari rasch, um das Thema vorzugeben, und gab Hinata damit unwissentlich eine wunderbare Vorlage. »J-Ja«, hauchte sie und setzte sich neben ihre Freundin auf die Bank, nachdem Naruto sie losgelassen hatte. Wenige Momente später stießen auch Neji und Tenten zu der Gruppe, beide mit fest umklammerten Kakao-Bechern. Sasuke und Sakura tauchten einige Minuten später auf, bemüht, sich nicht zu offensichtlich gegenseitig anzustarren, und Ino und Sai bildeten das Schlusslicht. Sakura, die ihren Becher Tee recht schnell geleert hatte, rieb sich die Hände, die mit gestrickten Handschuhen bedeckt waren. »Wo hast du die eigentlich her, Saku?«, fragte Temari und nickte in Richtung der rosanen Strickware. Passend zu den Handschuhen und ihrem Haar waren auch Sakuras Wangen eingefärbt, als sie murmelte: »Die hab' ich selbst gestrickt.« Narutos Augen wanderten nur ganz kurz zu Sasuke, der seit heute einen dunkelblauen, gestrickten Schal trug, und Sakura jetzt mit einem Blick voll plötzlicher Erkenntnis ansah. Die anderen bemerkten es nicht, aber Naruto grinste innerlich. Soso. »Okay«, unterbrach Ino jegliche Gedankengänge. Die Blondine rieb sich die Hände. »Mir ist kalt. Euch bestimmt auch, oder? Folgender Vorschlag: Wir fahren jetzt alle nach Hause, schnappen uns ein paar Schlafsachen, und um etwa-«, sie schüttelte ihren Arm, bis das Bettelarmband zu sehen war, an dem ein Uhr-Anhänger hing, »- halb acht treffen wir uns bei Neji und Hinata.« Neji sah verärgert auf. »Kannst du vielleicht vorher mal fragen, bevor-« »Hinata hat 'Ja' gesagt«, kam es rigoros zurück, und unter dem Gekicher der anderen schwieg Neji eingeschnappt. Tenten knuffte ihn freundschaftlich in die Seite, und er verdrehte kurz die Augen. »Haben alle die Adresse?«, fragte Ino jetzt herrisch. »Wenn nicht, dann schreib' ich sie gleich noch in den Chat.« Einen Augenblick lang war Stille, dann klatschte sie in die Hände. »Los geht’s Leute, wir haben nicht ewig Zeit! Shika, Abmarsch!« Shikamaru stöhnte und erhob sich, um anschließend von Ino zu dem Tresen gescheucht zu werden, an dem sie ihre geliehenen Schlittschuh zurück geben konnten. Die anderen folgten den beiden, aber Sakura, der die Sache mit dem Schal jetzt peinlich war, versuchte etwas hinter Sasuke zurück zu bleiben. Der wiederum wollte eigentlich ganz gerne mit ihr darüber reden, wurde aber von Tenten daran gehindert, die sich haltsuchend an Sakura klammerte und dabei fragte: »Kannst du mir Stricken beibringen?« »Uhm, sicher. Wofür?« »Ich würde es einfach gerne lernen«, wich Tenten aus, und dachte daran, dass Neji sich noch am Mittwoch bei Einbruch des Schnees darüber beschwert hatte, keinen Schal mehr zu besitzen. Hinata hatte das Kinn in ihrem roten Schal vergraben, mit einem Ohr dem Gespräch ihrer Freundinnen lauschend, und sinnierte darüber nach, dass sie Tenten ohne ihren roten Schal wohl nicht so früh kennengelernt hätte. Neji hing den selben Gedanken nach, und ertappte sich dabei, wie er Tenten mehrmals nachdenkliche Blicke zuwarf. In einer der kleineren Hallen, die für Gott-weiß-was benutzt wurden, hatte Hiashi (ja, er wusste Bescheid) für die Freunde seiner Tochter und seines Neffen einige Matten und Kissen bereit legen lassen. Außerdem war ein Tisch mit verschiedenen Knabbereien und Getränken, sowie einer der großen Fernseher des Haupthauses dorthin gebracht worden. Er ermahnte Neji und Hinata, es nicht zu übertreiben, sonst wäre dieses erste Mal vielleicht auch das letzte. Neji nickte nur stoisch, während Hinata stotternd versicherte, sie würden sich benehmen. Die anderen Freunde, abgesehen von Tenten, waren zugegebenermaßen etwas eingeschüchtert von Hiashi. Sasuke seinerseits stellte wiederholt fest, wie ähnlich Hiashi seinem eigenen Vater war. Mit einem respektvollen Nicken beiderseits war die ganze 'wir kennen uns ja schon' Sache abgehakt, und Hiashi, der sich in seine eigenen Räume zurückzog, schätzte sich glücklich, dass seine Tochter mit dem jüngsten Sohn seines Geschäftspartners so gut auskam. Das konnte ja nur förderlich sein. »Okay, wir haben einen Fernseher, einen DVD-Player… wir brauchen Filme!«, erklärte Ino, sobald die Gruppe alleine war. »Also, ich-«, setzte Naruto grinsend an. »Nein!«, schallte es mehrstimmig. »KEIN Horror.« Tenten zog ein Gesicht und Neji musste schmunzeln. »Hina, du hast doch bestimmt ein paar gute Filme da, oder?« Die Angesprochene lief knallrot an und sank etwas in sich zusammen. »Uhm…« »Definiere 'gut'«, murmelte Neji leise. Ino warf ihm einen bösen Blick zu. »Schön! Was hast du für eine Auswahl?«, keifte sie und verschränkte die Arme. Neji seufzte und nickte mit dem Kopf Richtung Tür. »Am besten gehen wir einfach alle und gucken selber.« »Klasse!«, stieß Naruto aus und rieb sich die Hände. »Dann sehen wir endlich mal Nejis Zimmer!« »Hn.« Natürlich war es wie immer makellos sauber. Tenten kicherte leise, als sie Narutos enttäuschtes Gesicht sah. Er suchte immer noch nach einem Freund, der genau so unordentlich war, wie er selbst. Ino, Temari und Sakura knieten sich vor den Schrank neben Nejis Fernseher, in dem er seine DVD-Sammlung aufbewahrte, während die anderen Jungen sich mehr oder minder neugierig umsahen. Shikamaru entdeckte zuerst das Hochzeitsfoto, sagte aber nichts dazu. Als Sai einen Schritt darauf zu machte, trat Tenten etwas näher an Neji heran und drückte seine Hand kurz. Er sah sie dankbar an. Auch Sai sagte nichts, und sah auch nicht fragend zu Neji oder Hinata. Ino, die einen Film in der Hand hielt, drehte sich um und wollte grade die anderen nach ihrer Meinung fragen, als ihr auffiel, dass Neji und Tenten (schon wieder) Händchen hielten. Ooooh… a) drauf ansprechen und riskieren, dass es ihnen furchtbar peinlich ist – b) ignorieren und beobachten wann sie sich wieder loslassen? Schwierig… »Was haltet ihr von dem hier?« Sie hielt einen Actionfilm hoch und sah in die Runde. »Such ruhig noch mehr aus, wir haben ja Zeit.« Tenten trat wieder einen Schritt zur Seite, und ihre Hand glitt aus Nejis. Warum nur störte ihn das so? Mit vier verschiedenen Filmen machte sich die Gruppe schließlich wieder auf den Rückweg. Mit den Kissen, den Matten und ihren eigenen Schlafsäcken wurde eine gemütliche kleine Ecke errichtet, sodass alle sich auch an die Wand anlehnen konnten. Die Mädchen waren zwischenzeitlich verschwunden und in ihre Pyjamas geschlüpft – woran sie nicht gedacht hatten war, dass die Jungs aufgrund ihrer Abwesenheit festgestellt hatten, dass sie sich ebensogut gleich hier umziehen konnten. Und so lief Hinata knallrot an, als sie die Tür aufzog und auf drei halbnackte (und zwei schon vollständig angezogene) Jungen traf. Sowohl Neji als auch Sasuke und Naruto hatten nur ihre Pyjamahosen an, und Ino entschärfte die Situation nicht gerade, indem sie mit einem Zwinkern sagte: »Mhmm, lecker.« Temari, der das ganze egal war (sie hatte ja einen Freund), verdrehte nur die Augen, während Sakura zusammen mit Hinata beschämt zu Boden blickte (und beide ganz unauffällig zu Sasuke beziehungsweise Naruto schielten). Neji zog sich rasch sein Shirt über, und kam nicht umhin zu bemerken, dass Tenten etwas rot im Gesicht war. Ein männliches Grinsen schlich sich für wenige Sekunden auf sein Gesicht, und sie zog eine Schnute, bevor sie sich abwandte. »Man darf ja wohl noch gucken«, grummelte sie fast lautlos, aber Neji war hinter sie getreten und hatte es gehört. »Spannerin«, hauchte er ihr von hinten in den Nacken, und sie zuckte zusammen, bevor sie ihn böse anfunkelte. »Okay, Leute – nachdem wir jetzt alle mit dem Sabbern aufgehört haben, können wir ja mit dem Filme gucken anfangen.« Die Freunde machten es sich auf dem weichen Untergrund bequem und löschten das Licht, während der Film anfing. Naruto und Ino schlüpften sogar schon in ihre Schlafsäcke, während Shikamaru und Sai einen der ihren als Decke benutzten. Hinata, die dicke Socken und einen Pullover an hatte, saß zwischen Sakura und Sasuke, wo sie sich gar nicht wohl fühlte. Wie war sie hier hin gelangt? Sie ergriff die nächst beste Gelegenheit um zum Knabber-Tisch zu krabbeln und anschließend an einen anderen Platz zurückzukehren. Neben Naruto, der sie angrinste. Ihr Herz pochte heftig auf und sie sah schnell weg. Das würde noch eine lange Nacht werden! Dezember - zweite Woche (Teil 2) -------------------------------- Der Abend war nach und nach ausgeklungen, nachdem erst Hinata eingenickt war, und dann sowohl Sakura als auch Shikamaru folgten. Alle drei mussten noch mal kurz aufstehen, damit die Matten und Schlafsäcke richtig verteilt werden konnten, aber als alles es sich bequem gemacht hatten, schlummerten sie schnell wieder ein. Naruto unterhielt sich flüsternd noch eine Weile mit Temari, Neji und Tenten, während Sasuke sich kommentarlos Rücken an Rücken neben Sakura gelegt hatte, und sich Ino gähnend in ihrem Schlafsack zusammengerollt hatte. Sai hörte der Unterhaltung eine Weile lang stumm zu, bis auch ihm die Augen zu fielen. Alles war rot und gelb und orange und heiß. Flackernde Lichter, Geschrei, Hilferufe. Der Geruch von brennendem Benzin, und diese vollkommene Desorientiertheit – mit einem erstickten Keuchen und rasendem Herzen saß Tenten in ihrem Bett. Warum war es so dunkel? Was waren das für Geräusche? Langsam lichtete sich der Nebel in ihrem Kopf, sie fühlte die heißen Tränen ihre Wangen hinunterrinnen. Ein Traum. Nur ein Traum. »Nur ein Traum«, hauchte sie, und ihre Hände zitterten. Das hier war nicht ihr Zimmer, nicht ihr Bett. Neben sich hörte sie vielstimmiges, leises Atmen. Ihre Freunde. Sie musste hier weg. Sie schälte sich aus dem Schlafsack, immer noch heftig atmend und schwankte hastig aus dem Raum, auf der Flucht vor ihren Albträumen. Neji hatte eigentlich keinen leichten Schlaf, aber Tenten hatte unmittelbar neben ihm gelegen, und sie war nicht gerade leise gewesen, als sie aufgestanden war. Vorsichtig richtete er sich auf und sah sich um. Schemenhaft konnte er eine weitere Gestalt ausmachen, die sich in Sitzposition befand. »Was hat sie?«, flüsterte Sasuke leise, besorgt. »Albtraum«, murmelte Neji zurück und öffnete seinen Schlafsack, stand auf. »Ich kümmer' mich um sie.« Sasuke nickte einmal und ließ sich dann wieder zu Boden sinken. Im Schlaf hatte Sakura sich zu ihm umgedreht, und in dem kurzen Moment des Mondlichts das in den Raum fiel, als Neji die Tür aufzog, konnte er ihr sanftes Gesicht, ihr Lächeln erkennen. Ganz instinktiv strich er mit einer Hand über ihre Wange. Dann verfinsterte sich sein Gesicht. Was machte er hier eigentlich?! Er drehte ihr hastig den Rücken zu und versuchte das Bild aus seinem Kopf zu verbannen. »Ten…« Vorsichtig trat Neji näher und ließ sich auf der Veranda neben Tenten sinken. Es war eiskalt und sie zitterte, hatte noch nicht mal Socken an. »E-Es ist alles gut, ich-« »Nein, ist es nicht. Und das muss es auch nicht«, murmelte er und zog sie fest in seine Arme. Sie schluchzte auf und klammerte sich an ihm fest, vergrub den Kopf in seinem Oberteil. »Es tut nur so weh…« Er schwieg und strich ihr über den Rücken. Sie zitterte noch mehr, vor Kälte und vor den Schluchzern. »Danke, dass du da bist«, hauchte sie schließlich unter Tränen, und er zog sie noch enger an sich. Sie bedeutete ihm so viel. Er wollte nicht, dass sie litt, aber er konnte es auch nicht verhindern. »Lass uns wieder rein gehen«, sagte er, und zog sie sanft mit sich hoch. Tenten sah ihn nicht an. »I-ich will die anderen nicht wecken – es dauert bestimmt ewig, bis ich aufhöre zu heulen und wieder einschlafen kann-« »Komm«, sagte er schlicht, und schob sie, immer noch in seinen Armen, vor sich her. Er führte sie nicht zurück zu den anderen, sondern brachte sie zu seinem Zimmer. »Du kannst hier schlafen.« Sie nickte dankbar und schluchzte erneut. »Ich…« Sie sah ihn unsicher an, die Augen feucht und gerötet, das Haar zerzaust. »Willst du, dass ich bei dir bleibe?« Sie nickte steif und mied seinen Blick, die Tränen kullerten weiter. »Ten…«, murmelte er beruhigend und schloss die Tür hinter ihnen, strich über ihren Rücken und schob sie sanft Richtung Bett. Sie hatten genug Platz zu zweit, und sobald er die Decke über ihren kalten Körper gezogen hatte, kuschelte sie sich an ihn. Er strahlte eine angenehme Wärme aus. Immer wieder hörte Neji sie leise schluchzen, und er hörte nicht auf, sie beruhigend zu streicheln, bis ihre Atemzüge flacher wurden, und sie zurück in den Schlaf driftete. »Ich bin immer für dich da«, wisperte er, und legte den Arm um ihre schmale Gestalt. »Immer…« Als am Morgen nach und nach alle wach wurden, und Hinata feststellte, dass weder Neji noch Tenten anwesend waren, breitete sich ein manisches Grinsen auf Inos Gesicht aus. »Oha… Na, wo die beiden sich wohl rumtreiben?« »Die sind bestimmt nur auf dem Klo«, gähnte Shikamaru herzhaft, und streckte sich. »Zusammen? Und seit mehr als zwanzig Minuten?« »Sie hatte heute Nacht einen Albtraum«, ließ sich da Sasuke vernehmen, und die Frotzeleien verstummten. »Oh«, machte Hinata leise. »Hat sie das öfter?«, fragte Naruto besorgt und sah die Mädchen nacheinander an. »N-Neji-nii hat erzählt… es ist wegen ihren Eltern…« Alle schwiegen für einen Moment, bis Ino schließlich sagte: »Nichtsdestotrotz – wo sind die beiden jetzt? Ich meine, den Albtraum hatte sie ja nicht grade eben, das hätten wir ja wohl alle bemerkt.« »War irgendwann mitten in der Nacht«, erklärte Sasuke schulterzuckend, und die Mädchen sahen sich nachdenklich an. »V-Vielleicht sind sie e-eingeschlafen?« »Und wo?« »I-In Neji-niis Zimmer oder so?« Das war wie ein Stichwort für Ino, die wieder strahlte und hastig aufstand, Sakura und Temari dicht auf den Fersen. Shikamaru stöhnte, aber da waren die Mädchen schon an der Tür stehen geblieben. »Hina – wo müssen wir lang?« Seufzend standen auch die Jungen auf, und zu acht taperten die Freunde durch das riesige Anwesen, Hinata ganz vorn. Vor der Tür von Nejis Zimmer blieb sie allerdings unsicher stehen. »Uhm…« Ino schob sie beiseite und öffnete die Tür vorsichtig, linste hinein. Dann zog sie die Tür wieder zu, mit vor Freude glitzernden Augen. »Kamera, Kamera!«, zischte sie und wedelte mit der Hand, auf dass einer ihrer Freunde ihr besagtes Gerät reichen sollte. Shikamaru verdrehte die Augen. »Meinst du, wir haben sowas im Pyjama?« »Aber guck doch mal, wie süß die beiden sind!« Sie stieß die Tür wieder auf, und diesmal konnten alle einen Blick auf die beiden eng miteinander verschlungenen Körper werfen, die nebeneinander in Nejis Bett lagen. »Du willst sie doch nur erpressen«, grummelte Shikamaru. »Will ich gar nicht!« »Olle Kupplerin…« »Wie bitte?!« »Könnt ihr euch etwas leiser streiten?«, brummte es da vom Bett, und Neji warf seinen Freunden einen bitterbösen Blick zu. Da konnte man noch nicht mal in seinem eigenen Haus, seinem eigenen Zimmer Privatsphäre haben! Er hatte die Arme immer noch um Tenten geschlungen und bemerkte sofort, als sie ebenfalls wach wurde und sich vorsichtig von ihm los machte. »Was ist los?«, murmelte sie verschlafen und blinzelte müde. »Wir haben euch gesucht«, erklärte Naruto grinsend. Also, wenn Ino die beiden verkuppeln wollte – seinen Segen (und seine Unterstützung) hatte sie. Wenn das nicht mal eine sichere Sache war… »Jetzt haben wir die beiden ja gefunden – können wir uns dann mal ums Frühstück kümmern?«, machte Shikamaru, dem das ganze schon lange viel zu doof geworden war. Dann sollten die beiden doch halt miteinander rumschmusen. War nicht sein Problem. Aber zumindest würde das Ino ein bisschen von ihm und Temari ablenken. »Frühstück!«, rief jetzt Naruto aus und klatschte in die Hände. »Hina – wo ist eure Küche?!« Stöhnend und kichernd folgte der Großteil der Gruppe Hinata, die immer noch leicht rosa um die Nase war. Neji erhob sich langsam aus dem Bett und half Tenten schließlich, indem er sie an der Hand packte und hoch zog. »Alles wieder in Ordnung?«, fragte er sanft, und sie nickte mit gesenktem Kopf, damit er ihre Schamesröte nicht sehen konnte. »Dann komm.« Und zusammen gingen sie hinter den anderen her. Irgendwann nachmittags waren alle Gäste, bis auf Tenten, aus dem Hyuuga-Haushalt verschwunden. Eben jene Brünette betrat gerade zusammen mit Neji die Küche, nachdem sie ihr rituelles Kyudo-Training hinter sich gebracht hatten. Hanabi und Hinata befanden sich ebenfalls in der Küche, und waren gerade dabei, sich Tee einzuschütten. »Ihr habt nicht zufällig genug für zwei weitere Tassen?«, fragte Tenten, und Hinata lächelte sie an. »Natürlich haben wir. Hanabi, würdest du noch zwei Tassen holen?« Die jüngere der beiden Schwestern stand ohne Murren auf und tat wie ihr geheißen. Hinata goss die dampfende, grünlich schimmernde Flüssigkeit in alle vier Tassen, und reichte sie nacheinander an die Wartenden. »Danke«, sagte Neji, und wandte sich dann an Tenten. »Naruto hat übrigens den Film hier gelassen.« »Ehrlich?!«, quietschte sie begeistert auf, mit einem Leuchten in den Augen. »Können wir-« »Was meinst du, warum ich dir das erzähle?«, konterte Neji mit einem schiefen Grinsen. »Hinata?« »Nein«, sagte sie mit fester Stimme. Sie kannte Narutos Filmgeschmack. Horror vom Feinsten. Tenten kicherte. »Und was ist mit mir?«, fragte Hanabi neugierig, die natürlich nicht wusste, um was für eine Art Film es ging. Diesmal sprachen Neji und Hinata in unisono. »Nein!« Hanabi schob schmollend die Unterlippe vor, aber Neji hatte sich schon abgewandt. »Danke noch mal für den Tee«, sagte Tenten, und prostete den beiden Mädchen mit der Tasse zu, bevor sie Neji aus der Küche folgte. »Die beiden wollen doch nur alleine sein«, grummelte Hanabi beleidigt. Hinata lächelte wissend. »Vielleicht.« Mit plötzlicher Neugier starrte Hanabi ihre Schwester an. Hinata, die den Blick spürte, zuckte nur mit den Schultern. »Och komm schon!« »Teni hat gestern bei Neji-nii geschlafen.« »Ich dachte ihr habt alle in dem 'Party-Raum' gepennt?« »Achte bitte auf deine Aussprache«, stöhnte Hinata leise. Wenn Vater sie so sprechen hören würde… »Teni hatte einen Albtraum, Neji ist mit ihr raus gegangen, und sie haben beide in seinem Zimmer geschlafen, weil sie die anderen nicht wecken wollten.« »Ach so…« Na, das war ja interessant. Hinata verpasste das teuflische Grinsen auf dem Gesicht ihrer Schwester, weil sie sich gerade etwas Tee nachgoss. Obwohl Hiashi Tenten nicht formal zum Essen eingeladen hatte, so stand doch immer noch sein Angebot, dass sie gerne jede Mahlzeit mit der Familie verbringen konnte. Er war froh darüber, dass das Mädchen, welches Nejis Leben gerettet hatte, eine so gute Freundin für seinen Neffen geworden war. Daher fand er es Schade, dass Tenten an diesem Abend früher ins Mädchenwohnheim zurückkehrte, um dort zu Abend zu essen. Für gewöhnlich war es recht still, wenn das brünette Mädchen nicht anwesend war, weil dann weder Hinata noch Neji jemanden zum reden hatten. Dass die beiden nicht miteinander redeten lag einfach daran, dass sie beide so stille Typen waren, und Tenten diejenige war, die die Unterhaltungen am laufen hielt. Heute Abend war es jedoch Hanabi, die dazu beitrug, dass eine rege (einseitige) Unterhaltung in Gange kam. Bei ihrer simplem Aussage: »Sag mal, Vater, wenn Neji-nii Mädchen in seinem Zimmer übernachten lassen darf, darf dann Hinata-nee auch Jungen bei sich übernachten lassen?« brachte sie einen Stein ins rollen, der eine ganze Lawine mit sich zog. Hinata für ihren Teil warf ihrer Schwester den absolut einmaligen (und völlig untypischen) 'Halt-die-Fresse-Blick' zu. Hiashi sah zwischen seinen Kindern hin und her. Dann fragte er kühl: »Neji?« Neji funkelte Hanabi (und Hinata – wer sonst hatte es Hanabi erzählt) böse an, bevor er die Stimme hob. »Tenten hatte einen Albtraum und wir wollten die anderen nicht stören, also hat sie bei mir geschlafen.« Auf diese Aussage folgte ein Moment der Stille, in dem Hiashi ihn musterte. »Hältst du es für angebracht, das zu tun, wenn du Gäste im Haus hast?« Neji ballte die Fäuste. 'Was zu tun?', wollte er fragen, aber er war sich ziemlich sicher, dass ihm die Antwort nicht gefallen würde. »Wir sind nur Freunde«, sagte er stattdessen durch zusammengepresste Zähne. Hinata hatte den Anstand knallrot auf ihren Teller zu starren, während Hanabi das Schauspiel grinsend verfolgte. Hiashi hob eine Augenbraue. »Ich weiß, dass das in der heutigen Zeit durchaus viel lockerer gesehen wird, du musst dir also keine Sorgen machen. Ich hoffe allerdings, ihr verhütet gewissenhaft.« Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Nejis Gesichtsausdruck war komplett versteinert, während Hinata kurz davor stand, das Gesicht in ihrem Essen zu vergraben. »Onkel, wir sind nur Freunde!« »Natürlich«, sagte Hiashi, aber sein Tonfall ließ deutlich erkennen, dass er seinem Neffen nicht glaubte. »Falls du einmal in der Situation bist, hm… Präservative zu brauchen, so werde ich dafür sorgen, dass in deinem Badezimmer einige zu finden sind.« Oh, wie gerne würde Neji jetzt im Boden versinken. So tief wie nur möglich. Das konnte doch echt nicht wahr sein. Er war volljährig, verdammt noch mal, wenn er Kondome brauchen würde (nicht in naher Zukunft!), dann würde er die sich schon selber kaufen können! »Hinata, ich denke du weißt, dass man als Vater seinen Töchtern gegenüber oft weit weniger vertrauensvoll ist, und für dich bin ich wahrscheinlich nicht der richtige Ansprechpartner, aber vielleicht solltest du mit deiner Gynäkologin darüber sprechen. Ich werde auch in deinem Badezimmer entsprechendes deponieren.« Ganz tief im hintersten Winkel seines Gehirns war Neji froh, nicht als einziger gequält zu werden, allerdings machte er sich schon ernsthafte Sorgen bei der Gesichtsfarbe, die Hinata jetzt an den Tag legte. Wenn das so weiter ging, würde man sie in einem Koma hier raus tragen. »Ich habe keinen Hunger mehr«, knurrte Neji, und stand auf, ohne auf die Erlaubnis zu warten. Hinata quiekte ein »Ich auch nicht!«, und hastete ihm hinterher. Sie vermieden es beide tunlichst, einander anzusehen und rannten einfach nur noch zu ihren entsprechenden Zimmern. Dort angekommen beschloss Neji, dass er auch genauso gut jetzt schon schlafen gehen konnte, damit er am nächsten Morgen früher wach würde. Die Morgenstunden waren ihm am liebsten zum lernen, und vor den Ferien stand noch eine Arbeit an. Nur in Pyjamahose legte er sich ins Bett, wo ihm direkt ein sehr angenehmer Geruch in die Nase stieg. Tenten. Für einen kurzen Augenblick schoss es ihn durch den Kopf, wie er sich fühlen würde, wenn Hiashi recht gehabt hätte. Wenn Tenten und er… Neji verfluchte sich für seine Gedanken, und seinen Onkel dafür, ihm diese bescheuerte Idee überhaupt erst in den Kopf gepflanzt zu haben. Er knuffte das Kissen auf und schloss die Augen. Der Duft war immer noch da. Mit meditativen, tiefen Atemzügen sog er ihn jedes Mal auf, driftete jedoch auch rasch in seinen wohlverdienten Schlaf ab. »Hanabi«, ertönte es gefährlich sanft hinter dem jungen Mädchen. »Ja, Vater?« »Ich weiß genau, was du damit bezwecken wolltest.« »Danke, dass du mitgespielt hast, Vater.« Hiashi neigte den Kopf mit einem unmerklichen Lächeln. »Du solltest die beiden nicht immer so ärgern.« »Aber es hat Spaß gemacht. Und du hast doch auch nichts dagegen, wenn…« »Nein. Aber zu viel Einmischung kann Schaden herbeiführen. Merk dir das. Gute Nacht, Hanabi.« »Gute Nacht, Vater.« . . . . [DancingWithWolfes hat sich eingeloggt] [Orchid-kind-of-girl hat sich eingeloggt] Orchid-kind-of-girl: N'Abend Wolfi, wie sieht's bei dir aus? DancingWithWolfes: Ganz gut soweit, und selbst? Orchid-kind-of-girl: Auch. Absprache zwecks unserer Amor-Aktion auf dem Weihnachtsball? DancingWithWolfes: Oh ja ^.~ Orchid-kind-of-girl: Okay. Gehen wir mal meine Gruppe durch. NT. DancingWithWolfes: … Du weißt schon, dass du da… 4 Kombis hast (von denen mir drei nicht gefallen) Orchid-kind-of-girl: Okay, ich sehe das Problem. Und: Urgs! Mir gefällt auch nur eine Kombi. Die beiden, die im selben Sportclub sind. DancingWithWolfes: Check. Orchid-kind-of-girl: Okay. SS. DancingWithWolfes: … Und erneut: Wer?? Du hast zu viele 'S'. Gehen wir eigentlich nur von hetero-Paaren aus? Orchid-kind-of-girl: Kannst du vlt mal mitdenken?? DancingWithWolfes: Klär mich auf =P Orchid-kind-of-girl: Versuche grade 'ne Beschreibung zu finden, die nur auf 'S' zutrifft, aber nicht auf die anderen 'S'. DancingWithWolfes: Ich nehme mal an, wir schließen das faule 'S' aus? Orchid-kind-of-girl: Das ist Part von ST. DancingWithWolfes: Okay, weil wir schon ein 'T' verbraucht haben, weiß ich sogar wen du meinst. (Check) Bezüglich 'SS' – Kendo und Pink? Orchid-kind-of-girl: Gute Beschreibung =) Check. DancingWithWolfes: Warum nochmal treffen wir uns nicht und reden über den Quatsch, anstatt bescheuerte Abkürzungen zu nehmen? Orchid-kind-of-girl: So macht es mehr Spaß? DancingWithWolfes: … Genau. Weiter im Text. Orchid-kind-of-girl: Das war's aus meiner Gruppe eigentlich. DancingWithWolfes: Äh, ne. NH. Orchid-kind-of-girl: Ich habe zwei 'N' =P Orchid-kind-of-girl: Warte… Ernsthaft? Wieso? DancingWithWolfes: Wo ist der Augenroll-Smiley? Orchid-kind-of-girl: … okay, Check. Auch wenn ich keine Ahnung habe, wie du darauf kommst. DancingWithWolfes: Was ist mit dir? Orchid-kind-of-girl: Nope. Und du? DancingWithWolfes: Du kennst mich doch ;) Orchid-kind-of-girl: Auch wieder wahr. Okay, wie sieht's bei deiner Gruppe aus? DancingWithWolfes: Gruppen-intern nix. Aber Schul-intern auf jeden. GM. Orchid-kind-of-girl: Wer? DancingWithWolfes: … Okay, das reicht echt. [Anhang: 2 Fotos] Orchid-kind-of-girl: Aaaaah. Uhm, Check. DancingWithWolfes: ZK [Anhang: 2 Fotos] Orchid-kind-of-girl: Check. Orchid-kind-of-girl: CK. [Anhang: 2 Fotos] DancingWithWolfes: Ehrlich? Check. Orchid-kind-of-girl: Ich sag auch nix zu deinen Vorschlägen. DancingWithWolfes: =P [...] DancingWithWolfes: Okay, das war's jetzt echt. Orchid-kind-of-girl: Sehr gut. Wie sieht's mit No-Go's aus? DancingWithWolfes: … T [Anhang: 1 Foto] Orchid-kind-of-girl: Aha :) Bist du sicher, dass du sie mit niemandem zusammen stecken willst? DancingWithWolfes: … Ja. Orchid-kind-of-girl: Okay ;) DancingWithWolfes: … Haben wir Verbündete? Orchid-kind-of-girl: Ein paar. Die wissen aber nix hiervon. DancingWithWolfes: Also nutzen wir sie als Joker? Orchid-kind-of-girl: Genau. DancingWithWolfes: Dann wäre ja alles geklärt, was? Orchid-kind-of-girl: Sehe ich auch so. Wenn mir noch jemand einfällt, melde ich mich. =) DancingWithWolfes: Bye. Dezember - dritte Woche (Teil 1) -------------------------------- Am Dienstag Abend nach dem Kyudo-Training ergriff Amaya die spontane Gelegenheit, die sich ihr erbot, als sie beim Umziehen hörte, dass Sakura und Tenten noch rasch in die Stadt wollten. Sie musste es nur geschickt anstellen, sich Nejis Aufmerksamkeit zu sichern, denn er wusste anscheinend noch nicht, dass Tenten ihn heute Abend nicht begleiten würde, und würde daher auf sie warten. Beste Gelegenheit für sie, zusammen mit ihm zur Station zu gehen. Auch, wenn sie eigentlich selbst noch eine Verabredung hatte, aber das konnte warten. »Bis Donnerstag dann!«, verabschiedeten sich Sakura und Tenten, und Amaya trat ebenfalls mit ihnen aus der Umkleide heraus. Neji stand wie üblich an seinem Platz und wartete. Tenten ging rasch auf ihn zu und entschuldigte sich hastig. »Sakura und ich wollten noch in die Stadt, tut mir Leid, dass du warten musstest.« »Soll ich euch begleiten?«, fragte er ruhig, und eine milde Form der Panik breitete sich in Amaya aus. Nein! Er sollte doch hier bleiben! »Uhm, brauchst du nicht, danke. Wir sehen uns morgen«, würgte Tenten ihn ab und mit einem unsicheren Lächeln schnappte sie sich Sakuras Arm und verließ die Szene. Neji runzelte kurz die Stirn und zuckte dann mit den Schultern, bevor er sich abwandte und Richtung Station los ging. Amaya, erleichtert über die Wende, folgte ihm, und beeilte sich, bis sie auf der selben Höhe ging. »Tenten ist wirklich nett«, sagte sie unvermittelt, und hoffte, dass sie mit diesem Thema einen guten Einstieg hinlegte. Neji warf ihr einen Blick von der Seite zu und sagte dann knapp: »Ja.« »Ihr seid schon ziemlich lange befreundet, was?« »Etwa zwei Jahre«, antwortete er, die Lüge weiter aufrecht erhaltend, und schob sich den Trageriemen seiner Tasche auf der Schulter zurecht. Amaya biss sich nervös auf die Unterlippe. Sie wusste ja, dass ihr Angebeteter recht schweigsam war, aber wenn nur sie Fragen stellte, würde das keinen so guten Eindruck hinterlassen. Also noch ein Versuch, und der musste sitzen. Aber was? »Sie gibt eine ziemlich gute Lehrmeisterin ab – vor allem für jemanden wie mich. Wie lange übt sie Kyudo schon aus?«, fragte Amaya mit klopfendem Herzen, und endlich ließ Neji sich zu einer ausführlicheren Antwort hinab. »Ja, sie ist sehr geduldig. Soweit ich weiß, schießt sie seit sie einen Bogen halten kann, und seitdem mit nur wenig Unterbrechung regelmäßig. Wenn man mit dem… Sport aufwächst, lernt man auch eine ganz andere Einstellung und Körperhaltung.« »Ich vermute, du bist auch mit Kyudo aufgewachsen?« »Ja. Meine Familie hat einen eigenen Dojo«, antwortete Neji, und dann, weil er sich irgendwie unwohl fühlte: »Und wie bist du zum Kyudo gekommen?« Endlich eine Gegenfrage! Amaya strahlte innerlich. »Oh, uhm… Naja, für mich ist das wohl eher ein Hobby«, gab sie kleinlaut zu. Es würde ihr nichts bringen, ihn anzulügen, wenn er so viel mehr Erfahrung mit dem Sport hatte. Also, zumindest, was denn Sport anging. »Ich habe einfach einen Ausgleich zur Schule gesucht.« Neji nickte steif, und war froh, dass sie an der Station angekommen waren. Es war nicht so, dass er Tentens neue Freundin nicht leiden konnte, aber sie war für ihn nach wie vor eine Fremde, und mit Fremden tat er sich schwer. Noch erleichterter war er, als seine Bahn einfuhr, und er sich mit einem knappen: »Bis Donnerstag« verabschieden konnte. Amaya lächelte ihm hinterher und wartete, bis die Bahn außer Sicht war, bevor sie sich umdrehte und hastig zurück zur Schule lief. Im Bereich vor dem Eingang wurde sie langsamer, und sah sich suchend um. »Kaoru?«, rief sie leise, und schließlich trat das blonde Mädchen aus den Schatten. »Hey, tut mir Leid, aber ich hatte die Gelegenheit-« »Ich hab's gesehen«, lächelte Kaoru schmallippig. »Und gehört. Aber ich fürchte, wir müssen den Plan etwas abändern.« »Was? Wieso? Wir haben uns doch toll unterhalten, ist das nicht ein guter Weg?« »Du hast zu viel über Tenten geredet. Das könnte nach hinten losgehen. Die Art, wie er sie angesehen hat, als sie mit dieser rosahaarigen Schlampe«, Kaoru spuckte die Worte geradezu aus, »abgezogen ist… Könnte sein, dass er Gefühle für sie entwickelt, da musst du unbedingt eingreifen.« Kälte umschloss Amayas Herz. »Wie?«, brachte sie steif heraus, und dachte mit einer gewissen Wut an das brünette Mädchen. »Glaubst du, sie mag dich als Freundin schon genug? Dann kannst du versuchen, ihr zu erklären, dass du gerne mal mit Neji ausgehen willst. Wie ich sie vom Typ her einschätze, wird sie versuchen dich zu unterstützen, wenn auf ihrer Seite keine Gefühle sind, oder sie sich die zumindest nicht eingesteht.« »Hm. Ich werde dran arbeiten. Dann kann ich ihr in den Ferien vielleicht etwas auf den Zahn fühlen.« »Gute Idee. Und jetzt lass uns endlich nach Hause, es ist arschkalt!« Tenten war ganz glücklich mit ihrem Einkauf. Sie hatte eine wundervolle graue Wolle gefunden, die noch dazu sehr weich und gar nicht kratzig war. Noch dazu hatte Sakura erklärt, dass sie mit dieser Wolle einen guten Einstieg als Anfängerin machen konnte. Gleich am nächsten Tag trafen sich die Mädchen bei Sakura, zusammen mit Hinata, die zwar schon etwas stricken konnte, aber gerne ein bisschen Gesellschaft hatte. Sakuras Mutter Mebuki öffnete lächelnd die Tür und ließ die Freundinnen eintreten. Alle drei entledigten sich ihrer Schultaschen und wurden dann mit dampfendem Kakao und Keksen im Wohnzimmer bedient. »Macht es euch gemütlich, ihr drei. Sakura, ich werde deinem Vater gleich noch in der Tanzschule assistieren, bitte denk daran, aufzuräumen, wenn ihr fertig seid.« »Jaha«, machte Sakura und verdrehte lächelnd die Augen. »Und du hast Post bekommen, liegt auf dem Tisch.« »Danke Mama.« Der Ton sagte deutlich, dass Mebuki sie doch bitte jetzt in Ruhe lassen sollte. »Deine Mutter ist nett«, sagte Hinata leise, und Tenten nickte zustimmend. Siedendheiß fiel Sakura ein, dass beide Mädchen keine eigene Mutter mehr hatten, und in Tentens Fall sogar keinen Vater mehr. Rasch schwenkte sie also das Thema zum Stricken und war bald darauf in die Aufgabe vertieft, Tenten anzuleiten, während Hinata stumm vor sich hin strickte. Nachdem Tenten das Konzept der verschiedenen Maschen an einem Stück rosanen Wollrest von Sakura erprobt hatte, wagte sie sich direkt an ihre graue Wolle, ermutigt von Sakuras und Hinatas Einschätzung, dass sie Talent für Handarbeiten zu haben schien. Hochkonzentriert und mit der Zungenspitze zwischen den Lippen strickte sie eine Masche nach der anderen ab, und ihre Freundinnen kamen nicht umher, ob des Gesichtsausdrucks zu grinsen. Hinata fischte ihr Handy unauffällig aus der Tasche und schoss ein Foto davon. Sakura war mit auf dem Bild. Etwa zur gleichen Zeit stakste Ino auf etwas weniger hohen Schuhen, wie die, die sie gewohnt war, durch die Stadt. Ihr linker Arm war behangen mit Tüten, in der rechten ihr Smartphone und sie war sich wohl bewusst, dass sie mit der Haltung aussah wie eine Tussi. Mit dem Daumen scrollte sie die Liste an Geschenken durch, die sie zu besorgen hatte, und mit einem zufriedenen Schnauben stellte sie fest, dass alles abgehakt war. Jetzt noch ein Mokkachino. Auf dem Weg zu ihrem favorisierten Café wurde sie jedoch von einer weiblichen Stimme aufgehalten. »Ino-san?« Fragend drehte sich die Blondine herum und blickte in helle, graue Augen, die sie freudig berechnend ansahen. »Uhm, Hanabi?«, machte Ino fragend, weil sie sich nicht ganz sicher war, wie Hinatas Schwester hieß. »Richtig. Wie geht es dir?« »Danke, gut. Und dir?« Hanabi zuckte schelmisch mit den Schultern. »Kann nicht klagen. Im Gegensatz zu Neji-nii…« Ino hob eine Augenbraue. »Wieso, was ist mit ihm?« Und Hanabi grinste diabolisch. Am Donnerstag beim Mittagessen hatte Ino umwerfend gute Laune. Sie strahlte richtig, als endlich alle ihre Freunde Platz genommen hatten. Neji, der im Fokus ihres Blickes stand, runzelte fragend die Stirn. Ino grinste noch mehr. »Ich habe gestern deine Cousine in der Stadt getroffen.« Neji blickte irritiert zu Hinata, die direkt neben Ino saß, aber genau so verwirrt aussah. »Die kleine. Hanabi.« »Aha«, machte Neji langsam. Es musste einen Grund geben, warum Ino das jetzt ansprach. »Nettes Mädchen. Sehr gesprächig.« Ino grinste lauernd, und Neji beschlich ein ungutes Gefühl. »Erzählte von einer sehr interessanten Unterhaltung mit deinem Onkel.« Mit weit aufgerissenen Augen knallte Neji sein Besteck auf den Tisch, während Hinata sich die Hände vor das knallrote Gesicht hielt und gequält stöhnte. Niemand hatte Neji bisher so fassungslos und geschockt gesehen. »Ich bringe sie um!«, fauchte er mit einem mörderischen Gesichtsausdruck. »Worum geht's?«, fragte Naruto neugierig, verstummte aber sofort wieder, als Nejis Blick ihn traf. »Oh, es ist ganz witzig-«, setzte Ino mit einem breiten Grinsen an. »Wage es dich ja nicht!«, knurrte Neji, der sein Messer wieder in der Hand hatte, und es nun drohend auf Ino richtete. Er hatte eine ziemlich genaue Ahnung davon, was Hanabi alles erzählt hatte, und wenn Ino das am Tisch herumposaunte, würde er seines Lebens nicht mehr froh werden. Ino kicherte und lehnte sich zurück. »Tja, jetzt habe ich dich in der Hand.« »Hör auf ihn zu ärgern«, wisperte Hinata leise. »Ach, Hina – Neji kann man so selten ärgern, da muss ich doch jede Gelegenheit ergreifen!« Tenten sah unsicher zwischen Ino und Neji hin und her, und kam nicht umhin zu bemerken, dass Neji ihrem Blick auswich. Nun gut, sie kannte ihn. Unter vier Augen ansprechen war kein Problem, aber hier vor ihren Freunden ließ sie es auf sich beruhen. Als sie nach der letzten Unterrichtsstunde zusammen zum Kyudo-Dojo schlenderten, ergab sich irgendwie nicht die passende Gelegenheit. Sie unterhielten sich vielmehr über die noch kurz vor den Ferien anstehende Mathearbeit – Nejis Klasse schrieb morgen, und Tentens am Montag – und Neji bot an, ihr am Wochenende beim Lernen zu helfen. »Oh, das wäre super, Mathe ist immer noch ein rotes Tuch für mich.« »Dann wie üblich nach dem Training am Samstag?« Sie nickte freudig, und mit einem mal wurde Nejis Gesichtsausdruck weich. »Benutzt du ein anderes Shampoo?«, rutschte es ihm heraus, und Tenten konnte nicht umhin, ihn anzustarren. »Uhm, ja…«, machte sie zögerlich, und Neji nickte steif. »Riecht gut«, sagte er, ohne sie noch mal anzusehen und verschwand in der Jungenumkleide. Tenten blieb etwas verwirrt zurück. Amaya, die wenige Meter entfernt stand, kniff die Augen wütend zusammen, setzte aber sofort wieder einen neutralen Gesichtsausdruck auf, als sie nach Tenten die Mädchenumkleide betrat. »Hallo zusammen!«, flötete sie übertrieben freundlich und erntete ein paar lächelnde Begrüßungen. »Hmmm, was duftet denn hier so lecker?«, machte sie, und schnupperte auffällig. »Tenten, benutzt du Parfüm?« Auf Tentens Wangen breitete sich nervöse Röte aus. »Ich, uhm… neues Shampoo.« »Das riecht echt gut«, ließ sich jetzt auch Sakura vernehmen, und Yura trat näher, um ebenfalls zu schnuppern. Letztere nahm Amaya dann auch die Frage ab, die diese hatte stellen wollen. »Was ist das für eins?« »E-Eine Probe. Haben sie in der Stadt verteilt. Uhm… Granatapfel-irgendwas«, erklärte Tenten schüchtern. Das Training selbst war gut verlaufen, und Tenten hatte das Gefühl, dass auch Nejis Laune sich seit dem Mittagessen gebessert hatte. Das würde sie jetzt vermutlich zunichte machen. »Möchtest du über das Gespräch mit deinem Onkel reden?«, fragte sie sanft, als sie gemeinsam und alleine nebeneinander her schritten. Neji kam prompt aus dem Tritt und sah sie mit einem undefinierbaren Blick an. Sie wurde rot. »D-Du musst nicht, wenn du nicht willst«, setzte sie hastig hinzu, aber Neji hatte schon den Kopf abgewandt und murmelte gequält ein nahezu unverständliches: »Mein Onkel nimmt an, dass wir miteinander intim sind.« Tenten stolperte prompt und rappelte sich mit einem entsetzen, knallroten Gesicht wieder hoch. »WAS?!« »Ich habe das Missverständnis natürlich sofort bereinigt, aber das anschließende 'Bienchen-und-Blümchen-Gespräch' konnten Hinata und ich nicht umgehen…« »Also kann ich mich bei dir zu Hause noch sehen lassen, ohne als… Schlampe zu gelten?« Neji warf ihr einen finsteren Blick zu. »Mein Onkel mag dich.« Nachdem der erste Schock überwunden war, versuchte Tenten das ganze mit Humor zu nehmen, auch, um Neji etwas aufzuheitern. »Also sollte ich mir eher wegen eines Ehe-Arrangements Sorgen machen?« Neji schnaubte, aber Tenten konnte deutlich sein Amüsement darunter hören. Sie knuffte ihn freundschaftlich in die Seite, und noch bevor sie die Station erreicht hatten, war die peinliche Situation vergessen. Da das Geld bei allen Freunden so kurz vor Weihnachten doch recht knapp war, hatte Ino an diesem Wochenende keine Aktivität angesetzt. Das gab nicht nur Neji und Tenten, sondern auch Sasuke und Sakura die Zeit, noch für die anstehende Mathearbeit zu lernen (beide schrieben sie am Dienstag in aufeinanderfolgenden Stunden). Obwohl sie nur zu zweit waren, aber wegen der angespannten Situation, hatten sich die beiden in den Salon gesetzt, wo sie nicht zu alleine waren, denn Mikoto wuselte gelegentlich um sie herum. Sasuke erklärte Sakura gerade geduldig einen Aufgabentyp, als sein Vater eintrat. »Guten Abend, Fugaku-san«, grüßte Sakura artig, während Sasuke seinem Vater nur knapp zu nickte. »Ihr lernt?«, fragte Fugaku streng, aber keinesfalls missbilligend. »Mathe«, erwiderte Sasuke knapp, was ein hochziehen der väterlichen Augenbraue zur Folge hatte. Fugaku wusste, dass sein Jüngster zumindest in diesem Fach nicht zu lernen brauchte. Was nur hieß, dass er seine Zeit verschwendete, um Sakura zu helfen. So sehr Fugaku das Mädchen auch mochte, es gab Dinge, die momentan wichtiger waren. »Solltest du dich nicht lieber um dein Englisch kümmern?«, fragte er daher kalt, und Sasuke funkelte ihn wütend an. Glücklicherweise trat in diesem Moment Mikoto wieder in den Raum, und schalt ihren Mann. »Es war eine zwei plus. Eine wirklich gute Note, Fugaku. Lass dem Jungen doch auch mal Freiheiten. Sakura, bleibst du noch zum Essen?« Sakura sah unsicher zwischen den Eltern ihres besten Freundes hin und her, bevor sie schüchtern sagte: »Wenn ich nicht störe…« »Ach, Liebes! Du störst doch nicht!« Damit warf Mikoto ihrem Mann noch einen vielsagenden Blick zu und kehrte zurück in die Küche, wo bereits ein Auflauf im Ofen vor sich hin blubberte. Mikoto hatte ihre liebe Mühe, während des Abendessens eine angenehme Unterhaltung in Gang zu bringen, denn die männlichen Teilnehmer hatten es anscheinend in ihren Genen, nur schweigend zu kommunizieren. Schließlich traf sie aber mit einer gut gezielten Nachfrage eine Goldader, die auch Fugakus Interesse weckte. »Sag mal, Sakura, deine Mutter hat mir neulich erzählt, dass du dich schon um einen Studienplatz kümmerst. Ist das nicht etwas früh?« Sakura errötete unmerklich, und erklärte dann: »Genau genommen habe ich mich auf ein Stipendium beworben, keinen Studienplatz.« »Ach wirklich?«, fragte Mikoto freudig.« »In welche Richtung orientierst du dich denn?«, fragte jetzt auch Fugaku mit kühler Maske. Für ein Stipendium brauchte man erstklassige Noten, und obwohl er Sakura nicht für dumm hielt, hatte er nicht erwartet, dass sie so gut war. »Medizin«, sagte sie und lächelte. Sasuke, für den das nichts neues war, verspürte eine genugtuende Art von Stolz, als sein Vater anerkennend nickte. »Da hast du dir viel vorgenommen.« Sakura rutschte unruhig auf ihrem Stuhl umher. Sie mochte es nicht zu prahlen, aber vor allem Mikoto war so etwas wie eine zweite Mutter für sie (und Mebuki würde es ihr sowieso früher oder später erzählen) - »Ich habe diese Woche bereits die Zusage für ein studienunterstützendes Stipendium bekommen.« »Ach tatsächlich? Glückwunsch! Sasuke, warum hast du nichts gesagt?« Sasuke sah seine Mutter mit hochgezogener Augenbraue an. »Sie erzählt mir nicht alles, weißt du?« Itachi lachte leise, und meldete sich damit zum ersten Mal zu Wort. »Aber das hättest du wohl gerne«, flüsterte er seinem kleinen Bruder zu, so, dass dieser der einzige war, der es hörte. Sasuke funkelte ihn böse an. »Das hört sich an, als hättest du dich auf mehrere Stipendien beworben«, griff nun Fugaku das Thema wieder auf. »Ja, insgesamt drei. Im Januar habe ich ein… Bewerbungsgespräch mit einer Stiftung, die junge Mediziner unterstützt.« »Weißt du denn schon, in welche Richtung du später gehen willst?«, fragte Mikoto interessiert. »Humanmedizin auf jeden Fall… vielleicht Kinderärztin, aber ich habe bis nach dem Grundlagenstudium Zeit, mich zu entscheiden. Vielleicht finde ich bis dahin etwas, was mich noch mehr fasziniert.« »Abgesehen von Sasuke?«, murmelte Itachi fast unhörbar und fing sich dieses Mal einen heftigen Stoß von Sasukes Ellenbogen ein. »Wir haben heute viel gelernt und morgen ist Samstag«, setzte Sasuke an, und wechselte damit das Thema, sah seinem Vater dabei fest in die Augen. »Hast du Lust, 'House of Cards' weiter zu schauen?« Auch wenn er Sakura damit angesprochen hatte, sah er immer noch seinen Vater an. Herausfordernd. Fugaku nickte langsam, und Sakura, die den Blickwechsel aufgrund plötzlicher Nervosität nicht mitbekommen hatte, murmelte ein hastiges: »Klar, gerne.« »Itachi kann dich bestimmt später nach Hause fahren, nicht wahr, mein Junge?«, strahlte Mikoto ihren Ältesten an. »Sicher«, machte der nur schulterzuckend und schob sich die letzten Reste seiner Auflauf-Portion in den Mund. »Dann sind wir oben«, ließ Sasuke verlauten und schob seinen Stuhl zurück. Sakura folgte ihm aus dem Salon heraus, und schweigend nahmen sie die Treppe in Angriff. Sie wechselten kein Wort, auch als sie sein Zimmer erreicht hatten, und er den Fernseher anschaltete. Sasuke löschte das Licht, gerade als die Titelmelodie zu spielen anfing, und hob die Decke seines Bettes an der Seite an, auf der Sakura nicht saß. Ungelenk rutschte sie etwas hin und her, bis Sasuke die ganze Decke in den Händen hielt und diese nun über ihnen beiden ausbreitete. Sakura warf ihm einen scheuen Blick von der Seite zu, aber Sasuke ignorierte es, legte stattdessen einfach seinen Arm um ihre Schultern und zog sie näher. Ihr Herz pochte heftig in ihrem Brustkorb, aber nach ein paar Minuten, in denen Sasuke nichts weiter tat, als auf den Fernseher zu starren, entspannte sie sich etwas, und fing an, die Umarmung zu genießen. Sasuke seinerseits schwelgte in dem unschuldigen Kirsch-Duft, der von Sakuras Shampoo herrührte. Alles seins. Dezember - dritte Woche (Teil 2) -------------------------------- »Warum genau lasse ich mich eigentlich jedes Mal wieder darauf ein?«, grummelte Shikamaru genervt, und kratzte sich am Hinterkopf. Naruto, der ihm gegenüber saß, grinste. »Du liebst die Herausforderung.« »Du spielst wie ein- ach keine Ahnung! Ich bin nicht mal sicher, ob du die Regeln kannst!« »Hey, ich bin mir da auch nicht so sicher, aber es macht einfach Spaß, dich zu veräppeln!« Das Schachbrett, welches zwischen den beiden Jungen aufgebaut war, zeigte die Mitte einer hitzigen Partie, von der Shikamaru nicht ganz sicher war, ob er sie für sich entscheiden konnte. Naruto hatte meistens überhaupt keine Strategie, aber manchmal überraschte er damit, einen Glückstreffer nach dem anderen zu landen. Und zwar genau da, wo Shikamaru es niemals erwartete. »Seid ihr immer noch am spielen?«, machte Ino genervt, als sie das Wohnzimmer der Naras mit einer Schüssel Chips und einer Colaflasche betrat. Sie füllte die Gläser der beiden Jungen auf und setzte sich dann ebenfalls an den Tisch, den Kopf in die Hände gestützt. »Ich dachte, wir wollten 'nen Film gucken?« »Jetzt hetz' nicht so«, meckerte Shikamaru angefressen und schob einen seiner Türme zwei Felder nach vorn. »Choji ist ja auch noch nicht da.« Naruto grinste und schob einen Bauern nach vorn. »Sag mal, wo wir grade dabei sind - was für einen Film hast du Neji eigentlich gestern ausgeliehen?«, fragte Ino halb neugierig, halb desinteressiert und spielte damit auf die Plastiktüte an, die beim Freitäglichen Mittagessen den Besitzer gewechselt hatte. »Hm? Uhm… Westwood Massaker.« Ino verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Der Film sagte ihr was. »Horror«, murmelte sie abfällig vor sich hin. »Ich hätte echt nie gedacht, dass Neji so auf Blut und Abschlachten steht«, trug Shikamaru träge zum Gespräch bei. Naruto grinste. »Ich glaube, er guckt es nur, weil Teni so darauf steht.« Jetzt grinste auch Ino, dann aber trat ein nachdenklicher Ausdruck auf ihr Gesicht. »Westwood Massaker? War das nicht der, der soviel Kritik bekommen hat wegen-« »-wegen der heftigen Sexszene am Anfang? Genau.« Narutos Grinsen war geradezu manisch. Ino riss die Augen auf. »Ooooooh-«, machte sie und strahlte Naruto dann an, während Shikamaru gequält seufzte. Ob er Neji wohl vorwarnen sollte? »Naruto, du bist genial!«, rief sie aus und schlug mit der flachen Hand in seine erhobene ein. »Danke, danke«, sagte er zwinkernd und verbeugte sich theatralisch. »Du machst das sehr gut«, sagte Neji leise. »Danke.« Tenten lächelte schüchtern. »Versuch, den Arm etwas lockerer zu lassen«, wies Neji sie an, und führte sie in eine Damen-Drehung. Mittlerweile waren sie ein eingespieltes Team beim Tanzen, und Tenten hatte mehr und mehr Spaß daran gefunden. Neji hatte ihr einige Figuren beigebracht, die er jetzt immer wieder mit ihr übte. Tenten wollte sich schließlich nicht auf dem Weihnachtsball blamieren. Vor allem nicht, nachdem Neji angedeutet hatte, dass Hiashi eventuell auch mit ihr tanzen wollte. Bei jeder Bewegung schwebte Neji der leicht fruchtige Duft entgegen, der von Tenten ausging. Er musste sich zusammenreißen, dass er den Kopf nicht neigte, um einen tiefen Atemzug zu nehmen, die Nase in ihrem Haar zu vergraben. Schokoladenbrauen Augen strahlten ihn immerzu an, und irgendwie waren sie beide so versunken ineinander, dass sie gar nicht darauf achteten, dass die Musik schon längst verstummt war. Mit einem dumpfen Geräusch schnackte die Schiebetür zur Seite, und riss die beiden damit aus ihrer kleinen Traumwelt. »Großvater«, sagte Neji steif, und nickte dem alten Herrn zu, der seinerseits mit scharfen Augen seinen Enkel und dessen beste Freundin betrachtete. »Mit ihr tanzt du viel besser, als mit Hinata«, sagte er mit leicht krächziger Stimme und schlurfte durch den Raum, an dem Paar vorbei, und öffnete eine weitere Schiebetür, um auf eine der Terrassen zu gelangen. Tenten kniff die Lippen zusammen um ein hysterisches Kichern zu unterdrücken, weil Neji immer noch an die Stelle starrte, an der sein Großvater gestanden hatte. »Sonst ist er nicht so«, sagte er schließlich. »Ja, normalerweise redet er gar nicht«, drang jetzt die Stimme von Hiashi zu ihnen, der steif den Raum betrat, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. »Das Essen wird gerade aufgetragen.« »Wir kommen sofort«, erwiderte Neji. Er sammelte sein Smartphone ein, welches ihnen die Musik geliefert hatte, und schritt dann hinter Tenten und seinem Onkel Richtung Speisesaal. Nach dem Mittagessen setzten sich Neji und Tenten zusammen mit Hinata in deren Zimmer, um für die noch anstehende Matheklausur zu lernen. Bereitwillig half Neji den Mädchen aus, die nämlich beide das Klischee bedienten, und nicht gut in dem naturwissenschaftlichen Fach waren. Etwa drei Stunden lernten sie ununterbrochen, danach entschieden sie sich einstimmig für eine Pause. »Naruto hat mir wieder einen Film ausgeliehen«, lenkte Neji das Gespräch in eine Richtung, die er schon eine Weile im Auge hatte. Tenten merkte freudig auf, während Hinata sich unwillkürlich schüttelte. »Viel Spaß euch beiden«, sagte sie dann lächelnd, und Tenten sah sie entschuldigend an. »Wir können auch gerne-« »Nein, schon gut!«, versicherte Hinata ihr hastig. »Guckt ihr euch ruhig den Film an, ich habe sowieso noch etwas zu tun!« Neji nickte Hinata zu, und sie nahm sehr wohl die unterschwellige Dankbarkeit wahr. Kaum waren die beiden aus ihrem Zimmer verschwunden, da nahm Hinata schon mit zitternden Händen und klopfendem Herzen ihr Handy zur Hand. Sie hatte genau mitbekommen, dass es während des Lernens vibriert hatte, und sie hatte die Hoffnung- Naruto: Hey :) Wollte mal kurz fragen – Donnerstag ist ja schon Schulfrei. Trifft sich die Theater-AG trotzdem? ;) Oh, wie sehr wünschte sie sich, dass hinter dieser Nachricht mehr steckte als bloße Neugier. Sollte sie sich trauen, und ihn fragen, ob er, egal ob die anderen sich trafen, trotzdem mit ihr in die Stadt gehen würde? Sie biss sich auf die Unterlippe und schüttelte dann leicht den Kopf. Nein, zu aufdringlich. Hinata: Ich denke nicht, aber wenn, dann sage ich dir noch Bescheid :) Naruto seufzte gequält. Warum konnte er sie nicht einfach fragen, ob sie alleine mit ihm in die Stadt gehen würde? Die Antwort war ganz einfach: Er hatte Neji versprochen, Hinata nicht zu nahe zu treten. Also hoffte er immer wieder darauf, dass sie die Initiative ergriff. Dagegen konnte Neji schließlich nichts sagen, oder? Naruto: Alles klar :) Bis Montag dann! Als sie sah, dass Naruto 'offline' gegangen war, packte Hinata wieder die altbekannte Unsicherheit. Was, wenn er gefragt hatte, weil er etwas anderes vorhatte? Stöhnend ließ sie sich nach hinten auf ihr Bett fallen, das Handy immer noch zwischen den Fingern. Warum konnte es bei ihr nicht so offensichtlich und einfach sein, wie bei Neji und Tenten? Naruto und sie hatten ja noch nicht mal ein gemeinsames Hobby… Traurig drehte Hinata sich zur Seite und zog die Beine an. Was sollte sie nur tun? Hinata: Hey… Hast du die Mathearbeit schon geschrieben? Kiba: Guten Abend, Schönheit ;) - Nein, ich muss nächste Woche Dienstag noch ran. Du musst doch auch noch, oder? Schon fleißig gelernt? Hinata: Ja. Am Montag. Ein bisschen Kiba: … Okay, was ist los? Hinata: Ich weiß nicht… Kiba: Hau raus. Habe immer ein offenes… äh, Chatfenster für dich! ;) Mit feuchten Augen, aber einem breiten Lächeln auf dem Gesicht freute sich Hinata, dass Kiba, auch wenn er sehr offenherzig war, durch die gemeinsame Zeit in der Theater-AG ein guter Freund für sie geworden war. Hinata: Ich mag Naruto wirklich gern, aber… Passen wir überhaupt zusammen? Kiba: :D Das ist dein Problem? Mensch, mach dir doch nicht so einen Kopf! Als ob Liebe logisch wäre. Wo drückt der Schuh denn genau? Hinata: … Ach, Es ist nur so… ich weiß, dass er total auf Horror-Filme steht. Aber ich kann damit gar nichts anfangen… Kiba: Das heißt ja nicht, dass er nur Horror-Filme guckt =.= Mensch, du machst dir zu viele Sorgen. Hinata: Ich glaube, es langweilt ihn, Donnerstags mit zu kommen… Kiba: Noch eine Baustelle? Okay, pass auf: Sicher nicht. Wie kommst du darauf? Hinata: Er hat wegen nächster Woche gefragt, weil ja schon Ferien sind. Wahrscheinlich hat er was anderes vor… Kiba: Süße, an deinem Selbstvertrauen müssen wir echt arbeiten… Wir treffen uns übrigens. Hab ich grad so entschieden. Ichiraku, 17h? Hinata: Uhm, okay… Kiba: Er kommt sicher mit. Hinata: Danke… :) Kiba: ;* »Sag mal, wenn Naruto selbst auch so auf Horror steht, warum gucken wir uns diese Filme eigentlich nicht zu dritt an?«, fragte Tenten nachdenklich, als Neji die DVD einlegte und anschließend das Licht löschte. Tenten saß im Schneidersitz vor seinem Bett, den Rücken dagegen gelehnt, und Nejis Bettdecke um ihren Körper geschlungen. Eine Flasche Cola und eine Tüte Chips neben ihr rundeten das Bild ab. Neji zauderte mit der Antwort und nutze die Zeit, die er brauchte um sich neben sie zu setzen und sich ein Stück seiner eigenen Decke zu sichern, um nachzudenken. Was sie sagte war sinnvoll. Aber… er wollte Naruto nicht dabei haben. Er wollte diese Filme lieber mit Tenten zusammen sehen. Alleine. Und weil er das nur schwer vor sich selber und definitiv nicht vor ihr zugeben wollte, kam eine glatte Lüge aus seinem Mund: »Naruto kennt die ganzen Filme schon auswendig, er hat gesagt, er wartet auf neue Streifen.« »Achso«, sagte Tenten, schob sich ein paar Chips in den Mund und reichte die Tüte dann an Neji weiter. Direkt nach dem Titelbildschirm schwenkte die Kamera in Vogelperspektive über ein Wohnzimmer, dessen Wände mit Blut getränkt waren, mehrere rasche Schnitte und passende Geräusche erzeugten das Gefühl, dass die hier stattgefundene Tat schon lange her war. Polizisten liefen im Schnelldurchlauf durch das Bild, während der Off-Sprecher etwas erklärte. Dann wuselten Reinigungstrupps durch den Raum, den die Kamera jetzt von der Seite zeigte. Zuerst war es strahlend heller Tag gewesen, jetzt wurde die Szene dunkler, gerade so, als wäre die Sonne soebend untergegangen. Es war einiges an Zeit vergangen, was die Bildunterschrift 'Drei Jahre später' verdeutlichte. Der Film lief von da an in normaler Geschwindigkeit weiter, und leise, amüsierte Stimmen waren zu vernehmen. »Das ist irgendwie so der typische Anfang«, murmelte Tenten leise und lehnte sich unter der Decke an Neji, um nach der Colaflasche zu greifen, die auf seiner Seite stand. »Hn«, machte Neji mit einem unmerklichen Lächeln und reichte ihr die Flasche. Die Geräusche im Fernseher wurden zunehmend lauter, und eine langsame Melodie unterstrich sie. Ein ungutes Gefühl beschlich Neji, und er wusste genau, dass das nichts mit dem Horror-Genre des Films zu tun hatte. Die Szene wechselte in den Raum über dem Wohnzimmer, welcher, wie konnte es anders sein – ein Schlafzimmer war. Zwei nackte Körper wühlten sich lasziv durch die Laken, Seufzen, das Geräusch von sich berührender Haut erschufen eine erotische Atmosphäre. Im Film. In Nejis Zimmer allerdings war die Atmosphäre so dick, dass man sie hätte schneiden können. Beide hatten eine Hand an der Colaflasche und starrten, unabhängig voneinander, entsetzt auf den Bildschirm, sich wohl bewusst, dass Tenten sich immer noch halb über Neji beugte, dem jetzt schmerzlich klar wurde, dass er eben auch nur ein Mann war – und Gott, warum duftete Tenten gerade jetzt wieder so intensiv nach ihrem verdammten Shampoo?! Sie war die erste, die den Blick von den mittlerweile eng verschlungenen Körpern löste und Neji unsicher mit knallroten Wangen anstarrte. Für die beiden gefror die Zeit einen endlosen Augenblick lang, in dem Neji durch den Kopf schoss, dass die Röte auf Tentens Wangen ihr einen wunderbar süßen Ausdruck verlieh. Sein Blick huschte zu ihren Lippen und sofort wieder zurück zu ihren Augen, er schluckte schwer - und mit einem mal war der Zauber gebrochen, Tenten zog sich rasch zurück, die Colaflasche fest an sich gedrückt, und Neji räusperte sich leise, rückte ein Stück von ihr ab. Zielsicher schnappte er die Fernbedienung und drückte auf Vorspulen, während das Liebespaar auf dem Bildschirm jetzt an anderer Stelle des Hauses seiner… Beschäftigung weiter nachging. Eisiges Schweigen zwischen Neji und Tenten, bis er den Film an einer 'sicheren' Stelle wieder startete. Ein paar Minuten vergingen, in denen sie beide stumm auf den Bildschirm starrten und versuchten, etwas von der Handlung mitzubekommen. Schließlich sagte Tenten leise: »Wir können nur froh sein, dass dein Onkel nicht genau in dem Moment reingekommen ist.« Unterschwelliges Lachen lag in ihrer Stimme, und Neji stöhnte entsetzt auf, warf ihr einen bösen Blick von der Seite zu. »Danke, jetzt habe ich das Bild von meinem Onkel, der mit unbewegter Miene völlig entsetzt fragt: 'Guckt ihr etwa einen Porno?!' im Kopf!« Tenten wieherte unter Tränen und schamroten Wangen los, und an Nejis Mundwinkeln zuckte ein warmes, liebevolles Lächeln, welches sie allerdings nicht wahrnahm. Die Stimmung hatte sich viel mehr entspannt, als Neji das zu hoffen gewagt hatte. Am Ende des Abends war zwischen ihm und Tenten wieder alles wie es sein sollte. Zumindest von ihrer Seite aus. Weil es nach dem Abendessen schon rasch dunkel geworden war, hatte Neji sie noch zur Station gebracht und verabschiedet. Auf dem Heimweg hing er in Gedanken ihrem Lächeln nach, mit dem sie ihn bedacht hatte. Zurück in Hyuga-Anwesen traf er auf Hinata, die ihm schüchtern eine Tasse Tee anbot, welchen er dankbar annahm. »Hast du dir schon eine Krawatte besorgt?«, fragte Hinata unvermittelt, als sie am Boden ihrer Tasse angekommen war. Neji sah sie fragend an. »F-Für den Weihnachtsball.« »Ich habe genug«, antwortete Neji ruhig, und Hinata sah schüchtern zu Boden. »A-Aber du hast keine dunkelblaue.« »Warum sollte ich dunkelblau tragen?«, fragte Neji irritiert. »I-Ich dachte du gehst mit Teni hin«, hauchte Hinata unsicher und hastete dann aus der Küche, ließ ihren Cousin reichlich verwirrt zurück. Was hatte eine dunkelblaue Krawatte mit Tenten zu tun? Ihm fiel ihr Kleid von Sais Geburtstag wieder ein. Es war dunkelblau gewesen. Wenn er genauer darüber nachdachte… Hatte Sasuke nicht eine zu Sakuras Kleid passende Krawatte getragen? Oh. Neji setzte seine leere Tasse etwas härter als beabsichtigt auf der Spüle auf. Dann zog er mit geschlossenen Augen sein Handy heraus. Er hatte Tenten schließlich gefragt, ob sie mit ihm hinging, nicht wahr? Also setzte er sich jetzt eine Notiz für Montag Nachmittag. Krawatte kaufen Hinata: Uhm, hey… also, Kiba hat geschrieben, dass wir uns doch treffen. Aber wenn du keine Zeit hast, musst du aber nicht mit kommen. Naruto: Na klar hab ich Zeit :) Wann und wo? Hinata: Ichiraku, um 17h :) Danke :) Naruto: Für dich doch immer ;) Der Film war nicht gut für Nejis inneres Gleichgewicht gewesen. Gar nicht gut. Es war schon kurz vor Mitternacht, er lag seit geraumer Zeit in seinem Bett, und – konnte nicht schlafen. Wieder und wieder warf er sich herum, konnte aber den Duft nach Granatapfel und Beeren nicht aus der Nase kriegen, den Tenten an seiner Bettdecke hinterlassen hatte. Mit einem Stöhnen schnupperte er nocheinmal an der Decke und drehte sich auf die Seite. Die Bilder des nackten Liebespaars hatten sich in sein Auge gebrannt, obwohl beide später im Film brutal abgeschlachtet worden waren. Und Tentens Lippen. Die so weich, so warm aussahen. Hatten die anderen Jungs auch mit so was zu kämpfen, wenn es um ihre besten Freundinnen ging? Darüber reden taten sie jedenfalls nicht. Neji verzog das Gesicht. Er würde auch garantiert nicht darüber reden. Niemals würde er zugeben, dass er es im Moment liebend gerne hätte, wenn Tenten ihm das Bett wärmen würde. Auf mehr als eine Art und Weise. Dezember - vierte Woche (Teil 1) -------------------------------- Unruhig verlagerte Hinata das Gewicht von einem aufs andere Bein. Es war viertel nach fünf, und sie stand dick eingepackt, ihren roten Schal um den Hals geschlungen, neben Naruto in der Kälte. Hinter den beiden strömte Wärme aus dem Ichiraku-Imbiss. »I-Ich weiß wirklich nicht, wo die anderen bleiben«, murmelte Hinata entschuldigend, aber Naruto winkte nur grinsend ab. Er hatte überhaupt kein Problem damit, mit Hinata alleine zu sein. Ganz im Gegenteil. »Wir können uns ja schon mal rein setzen«, schlug er vor. »Ich hab' zugegebenermaßen ziemlich Kohldampf.« »S-Sicher.« Sobald die beiden sich an einen der größeren Tische gesetzt hatten, und Ayame auf Narutos Handzeichen hin die Bestellung notierte, zog Hinata rasch ihre Handschuh aus und zog ihr Smartphone hervor. Hinata: Wo seid ihr? Kiba: ;) Bei Yakiniku Ungläubig starrte Hinata auf den Bildschirm. Das war doch nicht sein Ernst! Hinata: Du hast Ichiraku geschrieben! Yakiniku ist am anderen Ende der Stadt! Kiba: Ich weiß ^.^ Viel Spaß bei deinem Date :P Blondie hat bestimmt schon Hunger auf seine heiß-geliebte Nudelsuppe ;) Knallrot wäre eine Untertreibung für die Gesichtsfarbe, die Hinata jetzt an den Tag legte. Naruto sah sie fragend, lächelnd an. »Was ist?« »I-Ich… o-offensichtlich habe ich Kiba missverstanden.« Naruto versetzte es einen minimalen Stich, dass sie mit diesem Schürzenjäger schrieb, aber er ließ sich nichts anmerken. »Wieso?« »D-Die Gruppe trifft sich im Yakiniku…«, hauchte Hinata, und mied seinen Blick. »Yakiniku? Das ist…« »Am anderen Ende der Stadt. T-Tut mir Leid, ich-« »Ach, Hinata, mach dir keinen Kopf«, grinste er, innerlich vollkommen glücklich und aufgeregt. »Wenn wir aber schon mal hier sind… uhm… willst du nach dem Essen noch wo hin?« Mit klopfendem Herzen und immer noch geröteten Wangen nickte sie hastig. »G-gerne.« »Hey, weißt du was- Das Kino ist hier um die Ecke, wir könnten gucken, ob dieser Brautjungfern-Film noch läuft, den ihr Mädels so unbedingt sehen wolltet.« »Uh- G-gerne«, hauchte sie erneut und schmolz unter dem hinreißenden Lächeln, welches Naruto ihr schenkte. Gott, sie würde Kiba auf ewig dankbar sein. Ein Kino-Date mit Naruto! Hoffentlich würde sie nicht ohnmächtig werden… 23.12. 13:00 »Ach, Mädels! Ihr seht ja jetzt schon zum Anbeißen aus! Wartet erst mal ab, bis ich mit euch fertig bin!« Vollkommen hingerissen tanzte Deidara fast um die Mädchen herum, die jetzt eine nach der anderen auf den Frisier-Stühlen platz nahmen. Zwei junge Assistentinnen fingen an, Hinata und Ino die Haare zu waschen, während Deidara sich mit geübten Handgriffen daran machte, aus Sakuras rosanem Haar eine kunstvolle Hochsteckfrisur zu zaubern. Ino bekam einen neuen Schnitt, »der Spliss muss raus!«, und auch Hinata bekam die Schere zu spüren. Temari und Tenten wurden von den Assistentinnen frisiert. Das Haar der Blondie wurde fachmännisch neu gescheitelt und in einem lockeren Bob arrangiert, während Tentens zu einem weich fallenden Knoten im Nacken zusammengefasst wurde, welcher, durch chinesisch anmutenden Haarnadeln fixiert, trotzdem bombenfest saß. Hier und da wurde schließlich noch mit Schminke nachgeholfen, und gegen drei Uhr waren die Mädchen allesamt 'fertig'. Ino, die einen guten Draht zu Deidara hatte, handelte mit dem Friseur den Preis aus, und weigerte sich, ihre Freundinnen irgendetwas bezahlen zu lassen. »Mädels, seht es als euer Weihnachtsgeschenk!«, entschied sie rigoros und stolzierte anschließend aus dem Laden. Tenten kaute auf ihrer Unterlippe. Sie hatte definitiv kein so teures Geschenk für Ino, und das bereitete ihr Sorgen. Sie wollte nicht so wirken, als nutze sie ihre Freunde aus. Gedanken daran wurden jedoch in weite Ferne geschoben, als sie zusammen mit Hinata in die dunkle Limousine der Hyuugas stieg. Die Trennscheibe zum Fahrer – Tenten musste schlucken, als sie daran dachte, dass auch Hinatas (und Nejis) Familie viel Geld hatte – war geschlossen, und sobald das Auto fuhr, platze Hinata heraus: »Ich war gestern mit Naruto im Kino!« Tenten verrenkte sich bald den Hals, als ihr Kopf zu ihrer Freundin herumschnellte. »Alleine?«, macht sie verblüfft. »E-Es… eigentlich wollten wir uns mit den Theater-Leuten treffen, aber Kiba, er… D-Das Ende vom Lied war, dass Naruto und ich a-alleine waren, und e-er… er hat vorgeschlagen- und ich…« »Ganz ruhig«, lachte Tenten, und nahm beruhigend Hinatas Hand. »War es schön?« »Ja«, hauchte Hinata verzückt, und dachte daran, wie Naruto den Arm auf die Lehne ihres Sitzes gelegt hatte. Auch jetzt pochte ihr Herz noch heftig, wenn sie nur daran dachte. »Habt ihr… euch geküsst?« »N-Nein!«, quiekte Hinata entsetzt. Tenten lächelte liebevoll. »Aber du hättest gerne?« Hinata wandte sich mit roten Wangen ab. »Schon…« »Ich freu mich so für dich, Hina. Ganz bestimmt tanzt er heute Abend auch mit dir – und keine Sorge, ich werde Neji irgendwie ablenken!« Den letzte Satz sagte Tenten mit einem Lachen. 17:30 – Stadthalle; Öffnung der Türen Kinderlachen erfüllte die Luft vor dem Eingang zur Stadthalle. Es herrschte ein reges Treiben auf dem Platz davor, und auch die breite Treppe war gefüllt mit Leuten. Einige versuchten, noch Karten an der Abendkasse zu bekommen, die meisten Besucher von Außerhalb. »Diese verdammten Drecksblagen!«, schimpfte es in einem abfälligen Tonfall, und Sai musste sich wieder einmal zusammenreißen und den Umstehenden entschuldigend zulächeln. »Kann ich dir helfen, Vater?«, fragte er vorsichtig. Obwohl Danzo nicht mit ihm blutsverwandt war, so war er doch das einzige, was Sai an Familie geblieben war. »Na was glaubst du denn?!«, meckerte Danzo, und das vernarbte Gesicht des Kriegs-Veterans funkelte ihn grimmig an. »Sieh zu, dass ich ins Warme komme! Meine Knochen halten nicht mehr so viel aus!« »Natürlich, Vater«, sagte Sai leise und schritt ruhig neben dem älteren Mann einher. Geduld war eine Tugend, die man mit Danzo im Schlepptau immer an den Tag legen musste. Er führte seinen Vater zu dem Bereich der Treppe, der für Kinderwagen und Rollstuhlfahrer extra zu einer Rampe umfunktioniert worden war, wohl wissend, dass Danzo es nicht mehr mit den Stufen aufnehmen konnte. »Alles Gesindel«, zischte Danzo leise und beäugte die jungen Leute um ihn herum mit scharfem Blick. »Halt dich bloß von denen fern, die machen nichts als Ärger!« Ganz in der Nähe standen Fugaku und Mikoto Uchiha. Beide waren in ein Gespräch mit Minato Namikaze vertieft, und bemerkten Danzo und Sai daher nicht. Sasuke, der neben seinem Bruder etwas abseits stand, hatte das hetzerische Gemurmel des alten Mannes jedoch vernommen. Er warf Sai keinen mitleidigen Blick zu, weil er genau wusste, dass dieser das nicht wollte. Aber innerlich litt Sasuke. Sai und er waren sich in vielerlei Hinsicht ziemlich ähnlich, und auch wenn sie genau deswegen nie Sachen nur zu zweit unternommen hatten, so war ihm der stille Junge genauso ans Herz gewachsen wie seine anderen Freunde. Und Sasuke war zusammen mit Temari der einzige, der bisher Sais Vater kennengelernt hatte. Nur mit Unbehagen dachte er an diesen Tag zurück. Sasukes Aufmerksamkeit wurde anderweitig in Anspruch genommen, als sein chaotischer, lauter, bester Freund zusammen mit seiner noch chaotischeren, noch lauteren, herrischen Mutter zu der kleinen Gruppe stieß. »Kushina-san«, murmelte er mit einem leichten Nicken zur Begrüßung, fast vollkommen synchron mit seinem älteren Bruder. »Sasuke, Itachi – ach, ihr seht fabelhaft aus! Mikoto, wie kriegst du das nur immer hin, dass die beiden so gut erzogen sind?« Naruto schob schmollend die Unterlippe vor. »Das hört sich an, als hätte ich gar kein Benehmen«, grummelte er seinem Vater zu, nachdem er, ebenso höflich wie zuvor Sasuke, die Uchihas begrüßt hatte. Minato schmunzelte. »Bedenke, wer dich erzogen hat«, flüsterte er dann, und wich einem spielerischen Schlag seiner Angebeteten aus, die ihn jetzt böse anfunkelte. »Du hast den Bengel doch total verzogen«, meckerte sie, nicht ganz ernsthaft. Mikoto lachte leise, und Fugaku fragte sich wieder einmal, warum seine Frau nur mit dieser Furie befreundet war. Sasuke warf einen Blick auf Naruto, der jetzt neben ihn getreten war. »Lavendel?«, machte er fragend, und nickte in Richtung Krawatte. »Untypische Farbe für dich.« Naruto zuckte nur mit den Schultern, unterdrückte ein Grinsen. »Wie ich sehe, bist du bei Jade geblieben«, zwinkerte er, und fing einen amüsierten Blick von Itachi auf, den Sasuke allerdings nicht sah. »Hn.« Normalerweise fuhr Hiashi selbst, wenn er offizielle Anlässe besuchte. Auch, wenn seine beiden Töchter und sein Neffe, sowie sein schon etwas betagter Vater dabei waren, und das Auto komplett voll war. Dieses Mal allerdings waren sie mit Tenten zu sechst, daher fuhr der Chauffeur die Mädchen in der Limousine, in der die drei mit ihren Kleidern deutlich mehr Platz hatten, während er selbst den Stadtwagen nahm. Die beiden Wagen kamen zeitgleich an, und Hiashi nickte dem Fahrer kurz zu, bevor er seiner ältesten Tochter hinaus half. Hanabi, die ein kürzeres, mädchenhafteres Kleid trug, hüpfte alleine vom Beifahrersitz, während Neji galant seiner besten Freundin auf der anderen Seite half. Außer einem halb erstickten, weil total überwältigtem »Du siehst toll aus« (er hatte 'umwerfend' sagen wollen), hatte er kein weiteres Wort mehr mit ihr gewechselt, seit er sie vor zwei Stunden zum ersten Mal fertig gesehen hatte. Mit zerknirschtem Gesichtsausdruck schob Shikamaru einen Finger zwischen Krawatte und Hemd, und zog daran. »Warum muss ich überhaupt eine anziehen«, murrte er leise. »Und dann noch schwarz – wir sind doch nicht auf einer Beerdigung!« Shikaku drehte sich grinsend weg, während Yoshino ihren Sohn zischend anfuhr: »Lass die Finger davon, hast du mich verstanden?! Die sitzt perfekt!« Gerade in diesem Moment traten Inoshi Yamanaka und Chouza Akimichi mit ihren Frauen und Kindern an die Naras heran, und Shikamaru war glücklich darüber, dem mütterlichen Fokus entkommen zu sein. Ino, die ein atemberaubend knalliges, türkieses Kleid trug, blickte freudig aufgeregt umher. »Hast du die anderen schon gesehen?« »Nein«, machte Shikamaru träge. Choji, der das Trio vervollständigte, sagte ruhig: »Zumindest Sakura werdet ihr nicht suchen müssen, die findet man ja einfach überall.« Ino kicherte. »Ja, die ist wie ein homing beacon – jeder weiß, wo sie ist und geht automatisch drauf zu. - Hey, da ist Tema!« Sie hob die Hand und winkte ihrer Freundin grinsend zu. Temari winkte zurück, etwas weniger enthusiastisch, aber machte keine Anstalten, zu Ino zu gehen. Sie zog eine kurze Grimasse und folgte dann ihren Eltern sowie ihren beiden Brüdern, die alle weiter Richtung Eingang strebten. Ein lautlos mit den Lippen geformtes »Wir sehen uns drinnen« war das Letzte, was Ino erkennen konnte. Sie schnaubte gespielt beleidigt. Sakura war furchtbar nervös. Mit ihrer Haarfarbe allein fiel sie ja schon auf. Aber mit dem jadegrünen Kleid und der eleganten Hochsteckfrisur war sie ein wirklicher Blickfang. Das wusste sie, ohne dabei hochnäsig zu sein. Weil ihr Vater zusätzlich auch noch mit seiner Haarfarbe Aufsehen erregte, war es schier unmöglich die Ankunft der Harunos zu verpassen. Naruto stieß einen Pfiff aus, als Sakura mit schamroten Wangen die Treppe erklomm und schließlich neben ihnen zum stehen kam, die Eltern ihrer beiden besten Freunde begrüßte, und dann ihren eigenen das Feld überließ. Die sechs Erwachsenen, die seit Ewigkeiten befreundet waren, führten ihr reges Gespräch fort, während die Kinder etwas abseits standen. Sakura sah beschämt zu Boden, als keiner der drei Jungen etwas sagte. Naruto grinste, weil er genau wusste, dass es Sasuke die Sprache verschlagen haben musste, und löste die Stille schließlich, indem er sprach: »Du siehst wirklich hübsch aus, Sakura.« »D-Danke«, murmelte sie leise, und sah schüchtern auf. Ihr Blick traf Sasukes, und für einen Moment stand die Welt still. In den rabenschwarzen Augen stand pures, dominantes Verlangen, und Sakura musste ein Keuchen unterdrücken, weil er sie so intensiv anstarrte. Schließlich riss sich Sasuke aus seiner Starre und nickte ihr steif zu. Itachi und Naruto tauschten einen grinsenden Blick, den weder Sasuke noch Sakura registrierten. 18:24 – Festsaal der Stadthalle; Rede des ehemaligen Bürgermeisters. Gegen 18:30 – Eröffnung des Buffets »… und daher ist es mir heute Abend ein besonderes Vergnügen, Sie alle hier willkommen zu heißen. Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest, und genießen Sie die Party.« Mit einem schelmischen Zwinkern trat Hiruzen Sarutobi, der Schulleiter der Konoha Akademie und ehemaliger Bürgermeister von Konoha, von dem kleinen Pult auf der Bühne zurück und überließ das Feld seinem Protegé. Minato Namikaze, seines Zeichens der amtierende Bürgermeister der Stadt, richtete seine Krawatte, während er mit einem Lächeln anfing, auch seine Rede zu halten. »Nur gut, dass dein Vater nicht so viel quatscht wie deine Mutter«, gab Itachi an Naruto gewandt zum Besten, der sofort grinste, aber instinktiv einen Schritt zur Seite trat, falls Kushina den Kommentar gehört hatte. Hatte sie nicht. Glück für Itachi. Ein paar Meter weiter gähnte Shikamaru und hielt sich die Hand vor den Mund. Er war einfach nicht für solche Art von Festen geschaffen. Ino lauschte offenbar hingerissen der Rede des Bürgermeisters, und Choji hatte es tatsächlich geschafft, sich schon einen Teller mit Essen zu organisieren, obwohl das Buffet noch nicht eröffnet war. »Also, wenn Naruto später auch nur halb so gut aussieht wie sein Vater…«, schwärmte Ino leise, und Shikamaru verdrehte die Augen. Nicht ihr Ernst, oder? Er ließ seinen Blick durch die Menge schweifen, und zu seiner Überraschung begegnete er Temaris, die ihn untypisch schüchtern anlächelte. Er lächelte liebevoll zurück, wandte aber sofort den Kopf ab, als Ino erneut sprach: »Sag mal, hat Naruto eigentlich an irgendeinem Mädchen Interesse?« Shikamaru brauchte einen Moment um das Gesagte nachzuvollziehen. »Was?!«, zischte er, fast zu laut, weil er die Frage mit der davor getroffenen Aussage verband und sich jetzt geschockt fragte, ob Ino- Seine Mutter funkelte ihn böse von vorne an, und er trat einen Schritt näher an Ino. »Sag mir nicht, dass du-«, setzte er leise zischend an, aber sie unterbrach ihn mit einem Blick, der dem seiner Mutter um nichts nachstand. »Natürlich nicht, du Idiot«, fauchte sie. Oh Gott sei Dank. Ino und Naruto? Sowas wie 'Apocalypse now'. Shikamaru schüttelte sich unwillkürlich und verpasste somit das Ende der relativ kurzen Rede. Tenten beobachtete interessiert, wie Minato Namikaze, der Bürgermeister ihres Städchens (jetzt wusste sie das auch endlich mal), zu einer rothaarigen Frau trat, und liebevoll den Arm um sie legte. Naruto stand daneben, und sagte irgendwas mit einem Grinsen, woraufhin die beiden Erwachsenen lachten. Fragend wandte sich Tenten an Neji, und wurde rot, als sie seinem Blick begegnete. Neji seinerseits fühlte sich ertappt, weil er die Augen einfach nicht von seiner besten Freundin lassen konnte. »Uhm«, machte Tenten. »Naruto und der Bürgermeister-« »Sein Vater«, erklärte Neji knapp mit rauer Stimme und wandte dann rasch den Blick ab, ließ ihn durch den Saal schweifen. »Kein Punsch für dich«, rutschte es ihm heraus, als er der riesigen gläsernen Schüssel beim Buffet gewahr wurde. »Definitiv«, stimmte sie trocken zu. »Aber gegen was zu trinken hätte ich echt nichts einzuwenden«, sagte sie und sah sich nach einer der Kellnerinnen um, die durch die Menge wuselten. Hinata drehte sich halb um und nahm dem Kellner, den sie aus den Augenwinkeln wahrgenommen hatte, zwei der mit Orangensaft gefüllten Sektgläser ab, die dieser auf einem Tablett durch die Menge trug. Eines davon reichte sie Tenten, während Neji mit einem dankbaren Nicken Richtung Kellner ein eigenes nahm. Auf einer der Emporen, die einen Überblick über den gesamten Saal verschafften, stand Kiba, lässig mit den Armen auf das Geländer gestützt, und einem Lächeln, das seine Mundwinkel umspielte. Er ließ den Blick durch die Menge schweifen, machte sich mentale Notizen. »Na, dann kann der Spaß ja beginnen«, grinste er sich selber zu und stieß sich vom Geländer ab. Sein erstes Ziel hatte lange, dunkle Haare. Ino versteckte ihr Grinsen hinter ihrem Sektglas. Sie hatte genau gesehen, dass Kiba einen entschlossenen Blick aufgesetzt hatte. Nun gut, dann würde sie sich jetzt mal um ihr Sorgenkind kümmern. »Entschuldigt ihr mich?«, fragte sie mehr oder weniger floskelhaft, und ließ Shikamaru und Choji einfach stehen. Sich durch die Menge schlängelnd, und dabei ihr leeres Glas auf das Tablett einer vorbeischwebenden Kellnerin abstellend steuerte Ino ihr Ziel an. Shikamaru sah seiner besten Freundin mit zusammengekniffenen Augen hinterher. Irgendwas war hier doch im Busch… »Itachi.« »Ino?« Sie lächelte lieb. »Du erinnerst dich an das Gespräch, das wir hatten?« Itachi verdrehte die Augen. Er hatte sich von seiner Familie entfernt, um etwas Ruhe zu haben. Dass diese nervige Blondine das direkt ausnutzte, hätte ihm klar sein müssen. »Ja, tue ich.« »Dann hast du ja bestimmt nichts dagegen, mir im Gegenzug einen Gefallen zu tun.« »Und der wäre?« »Tanz mit ihr.« Und sie deutete quer durch die Menge auf ein Mädchen im dunkelgrünen Kleid, das am Buffet stand und etwas verloren ausschaute. Jetzt war es an Itachi, zu lächeln. »Wer sagt dir, dass ich nicht selber Interesse habe?«, fragte er, genau wissend, was Ino bezwecken wollte. »Sie hat keines«, war die eiskalte Antwort, und Itachi musste lachen. »War auch nur ein Spaß«, zwinkerte er ihr zu. »Wenn du mich jetzt entschuldigst – ich habe Arbeit.« Er zwinkerte ihr ein letztes Mal zu und schob sich nun seinerseits durch die Menge, seinen 'Auftrag' fest im Blick. »Hey«, sagte er mit honigsüßer Stimme, als er bei ihr ankam. Sie drehte überrascht den Kopf, hatte ihn nicht kommen sehen. »Hey…«, machte Temari langsam. Dezember - vierte Woche (Teil 2) -------------------------------- Shikamaru mochte nicht was er sah, und so langte er hinter sich zu und zog Kankuros Arm herum. Der stolperte fast, und sah den 'geheimen' Freund seiner Schwester verwundert an. »Geh mit Temari tanzen«, presste Shikamaru heraus, und Kankuro runzelte die Stirn. »O-kay…« »Danke«, brachte Shikamaru noch mühsam hervor, als Kankuro sich auf den Weg machte. Choji kicherte. »Wäre es nicht einfacher, wenn du dich Ino einfach stellen würdest?« »Ich will diesem Gespräch so lange wie möglich aus dem Weg gehen«, knurrte Shikamaru, der immer noch vernichtende Blick in Richtung seines Nebenbuhlers abschoss. »Irgendwann wird sie sich fragen, warum du auf einmal so viel Zeit mit mir verbringst, und das ohne sie. Und dann kommt sie bei mir vorbei, und was soll ich dann sagen? Dass du auf dem Klo bist?« »Wir hatten das Gespräch schon mal, Choji, und ich will es nicht weiterführen.« Choji seufzte und schob sich das letzte Canapé in den Mund. »Ich brauche Nachschub«, erklärte er. »Tritt dem Mistkerl auf dem Rückweg in den Hintern«, grummelte Shikamaru noch, und sah jetzt befriedigt, dass Temari alleine war, bevor Kankuro zu ihr stieß. Wenn es eines gab, was Temari gar nicht leiden konnte, dann war es unangenehmes Schweigen. Noch unangenehmer war es allerdings, wenn der Kerl, mit dem du mal einen One-Night-Stand hattest, dich eben nicht anschweigt, sondern ernsthaft und lächelnd versuchte, mit dir Konversation zu betreiben. »Was willst du?«, unterbrach sie ihn rigoros, nachdem er sich über das Wetter – das Wetter! (das musste man sich mal vorstellen!) - ausgelassen hatte. Ein freches Grinsen erhellte seine Züge. »Was denn, hast keine netten Wort für mich übrig? Weißt du, du könntest ihn vielleicht sogar eifersüchtig machen, wenn du ein bisschen mitspielst.« »Ich will niemanden eifersüchtig machen«, spuckte Temari förmlich aus. Itachi hob eine Augenbraue, ließ den Blick kurz schweifen, registrierte die beinahe mörderische Intention vom anderen Ende des Saals, dann sah er wieder zu Temari, diesmal mit einem wissenden Grinsen. »Oooh«, machte er amüsiert, und sie wurde rot. »Ino weiß es nicht?« »Wehe, du erzählst es ihr!« »Würde mir nie einfallen.« Sie schnaubte ungläubig. »Allerdings… spricht auch das nicht dagegen, ihn ein bisschen eifersüchtig zu machen.« Er beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr: »Egal was du denkst, ich freue mich für dich. Ich hoffe, er macht dich glücklich.« Erneut wurde Temari rot und trat einen Schritt beiseite. Aus dem Augenwinkel erspähte sie Blond, und einen hilfesuchenden Blick später tauchte Ino mit einem strahlenden Lächeln auf, packte Itachis Hand und rief aus: »Itachi! Komm, lass uns tanzen!« Er verdrehte mit einem leisen Grinsen die Augen und zwinkerte Temari zu, bevor er sich von Ino mitziehen ließ. Nur einen Augenblick später trat Kankuro neben Temari, und murmelte: »Shikamaru meinte, ich soll mit dir tanzen?« »Danke.« Ein echtes Lächeln für ihren Bruder, von dem sie sich jetzt auf die Tanzfläche geleiten ließ. »Und was verschafft mir die Ehre, jetzt mit dir tanzen zu dürfen?«, fragte Itachi amüsiert, während er Ino zu einem langsamen Lied führte. »Na, hätte ich Sakura zu Temaris Rettung eilen lassen sollen, mit dem Risiko, dass du die nächsten paar Tage besonders gut aufs Klo gehen kannst?« Itachi verzog das Gesicht. »Auch wieder wahr. Aber gut, damit hat sich meine Aufgabe des Abends ja erledigt, nicht wahr?« »Aaah, nicht so schnell mein Lieber. Könnte sein, dass ich noch mal auf dich zukommen muss.« Ein berechnendes Grinsen erschien auf ihrem Gesicht. »Aber fürs erste… ich habe noch andere Eisen im Feuer, wenn du mich also entschuldigst-« Itachi neigte höflich den Kopf und Ino verschwand in der Menge. Immer wieder ließ Naruto den Blick durch die Menge schweifen, auf der Suche nach einer bestimmten Person. Er seufzte leise, als er Hinata schon wieder nicht entdecken konnte. Neben ihm stand Sasuke, die Hände in den Taschen vergraben und mit missmutigem Gesicht. Weil Sakura schon wieder von irgendsoeinem Typen angequatscht wurde. Wenigstens lehnte sie höflich ab. Oder eher verzog sich der Kerl ob der bösen Blicke ihres Vaters. »Mal ganz im Ernst, Teme. Erwartest du, dass sie den ganzen Abend dumm rum steht, wenn du sie nicht zum tanzen aufforderst?« »Tanz du doch mit ihr, ist schließlich auch deine beste Freundin«, knirschte Sasuke. »Ach, du hast sie doch nicht mehr alle…« »Naruto!« Auf den Zuruf seiner Mutter drehte sich Naruto genervt um. »Was denn?« »Sei so lieb und tanz eine Runde mit deiner Cousine!« Karin stand neben den Erwachsenen und warf schmachtende Blick in Richtung Sasuke, der das gekonnt ignorierte. »Meinetwegen«, grummelte Naruto und bot Karin seinen Arm an. Sie sah ihn nicht gerade nett an, griff aber zu und ließ sich auf die Tanzfläche führen. »Und, wie läuft dein Abend so?«, fragte Naruto schließlich mäßig interessiert. »Noch kann ich nicht klagen«, erklärte Karin. »Ich muss zwar mit dir tanzen«, sie streckte ihm neckend die Zunge raus, »aber… es hebt die Stimmung ungemein, wenn Sasuke auch nicht mit Sakura tanzt…« Naruto verdrehte die Augen. »Die beiden sind einfach zu doof dafür.« »Gut für mich.« »Ich hab's dir schon mal gesagt – als Rat, nicht als Drohung - du wirst da keinen Fuß zwischen kriegen.« Karin zuckte mit den Schultern. »Noch ist nicht aller Tage Abend.« »Und was soll das jetzt wieder heißen?« Sie schüttelte genervt den Kopf, dann musterte sie Naruto mit zusammengezogenen Augenbrauen. »Die Krawatte passt nicht zu deinen Augen.« Naruto mied ihren Blick. Frauen dieser Familie tendierten einfach dazu, sowas zu sehen, hm? Seine Mutter hatte ihn damit auch schon genervt und fast darauf bestanden, dass er eine andere tragen sollte. Karin betrachtete die anderen tanzenden Paare, ohne selbst aus dem Tritt zu kommen, denn das tanzen mit Naruto war so einfach wie atmen. Das musste man ihrem Cousin schon lassen. »Hey, da drüben sind Hinata und Tenten. Ich hab die beiden heute noch gar nicht gesehen, würdest du- ooooh…« Sie sah zu Naruto, der unwillkürlich ihrem Blick gefolgt war, und einen leichten Rotschimmer auf den Wangen hatte. Krawatte. Kleid. »Du magst Hinata?!«, quietschte Karin erfreut auf. »Sssht!«, zischte Naruto. »Brüll's noch lauter, meine Mutter hat dich bestimmt noch nicht gehört.« Karin grinste. »Ein Grund mehr, sofort rüber zu gehen, komm schon.« »Hat einer von euch Hanabi gesehen?«, murmelte Hinata besorgt und sah sich nach ihrer jüngeren Schwester um. Tenten zuckte mit den Schultern, während Neji die Stirn runzelte. »Sie weiß, dass sie sich benehmen muss, und wird euren Vater sicher nicht in Verlegenheit bringen«, antwortete er ruhig, sah sich aber ebenfalls aufmerksam um. Er erblickte Naruto und Karin, die geradewegs auf ihn zusteuerten als erstes. Ein knappes Nicken, das Naruto mit einem Grinsen quittierte, während Karin sich mit einem herausfordernden Gesichtsausdruck vor ihm aufbaute. Neji hob eine Augenbraue, irritiert, weil er quasi noch nie ein Wort mit der Rothaarigen gewechselt hatte. »Naruto sagt, du kannst gut tanzen? Dann komm mal mit.« Ohne eine Antwort abzuwarten, schnappte sich Karin Nejis Hand und zog ihn kompromisslos auf die Tanzfläche. Sie zwinkerte Naruto verschwörerisch zu, der jetzt etwas nervös wirkte. Tenten sah rasch zu Hinata, dann zu Naruto und sagte mit einem lieben Lächeln: »Ich geh' mir mal was zu essen besorgen.« Man, wie dankbar er gerade darüber war, dass es Mädchen mit Taktgefühl gab. Naruto lächelte Hinata an, hielt ihr seine Hand hin. »Willst du so lange tanzen?« »Gerne!«, stieß sie atemlos und freudig aus, ergriff seine Hand und ließ sich nun ebenfalls auf die Tanzfläche führen. Leise im Takt des Lieds vor sich her summend häufte sich Tenten ein paar Canapés auf einen kleinen Teller und stellte sich dann etwas abseits hin, um sie zu essen. Kaum war ihr Teller geleert, trat Kankuro mit einem freundlichen Lächeln auf sie zu. »Hey, Tenten«, sagte er sanft, und sie erwiderte sein Lächeln sofort. »Kankuro. Wie geht es dir?« Er zuckte mit den Achseln. »Solche Anlässe sind nicht unbedingt meins. Und bei dir?« »Ich muss gestehen… ich war vorher noch nie auf einem… 'Ball'. Gib mir noch ein paar Stunden, um alles auszutesten, dann kann ich dir mehr sagen – das Essen ist aber schon mal erste Klasse.« Er lachte leise auf. »Möchtest du tanzen?« Sanftes Rot legte sich auf ihre Wangen, als sie erfreut nickte, und Kankuros Herz machte einen Hüpfer. Nur, weil sie ständig mit Hyuuga zusammen war, hieß dass ja nicht gleich, dass sie und der Idiot… vielleicht hatte er sich lange genug zurück gehalten. Vielleicht sollte er herausfinden… ob er eine Chance hatte. Kankuro führte Tenten an den Rand der Tanzfläche und wartete einen Takt lang, bevor er anfing, sie zu führen. »Das Kleid steht dir übrigens wirklich gut«, sagte er nervös und wich ihrem Blick für einen Moment aus. »Danke«, hauchte Tenten, die ebenfalls zur Seite sah. »Passt von der Farbe her fast zu meiner Krawatte«, witzelte Kankuro nach zwei Drehungen und nickte in Richtung seines dunkelgrünen Accessoires. Diesmal kicherte Tenten, dann fragte sie: »Und, was hast du so in den Ferien vor?« Ganz am Rand der Tanzfläche packte Temari ihr Glas fester und beobachtete stirnrunzelnd ihren Bruder. Sie konnte ihren Finger nicht genau darauf legen, aber irgendwie… es kam ihr so vor, als wäre er nervös. Tenten gegenüber. Ein Lied lang tanzten die beiden, bevor auf einmal das geschah, was Temari befürchtet hatte. Neji trat an die beiden heran, mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck. Tenten war vollkommen verwirrt, während Kankuro ziemlich angefressen aussah, aber widerwillig seine Tanzpartnerin an den anderen Jungen abtrat. Was Temari mehr Sorgen machte, war der Ausdruck in den Augen ihres Bruders. Das war nicht nur Wut und… Abneigung. Das war Eifersucht. Und das war etwas, was sie ihrem Bruder eigentlich ersparen wollte. Denn dass Neji und Tenten ein Paar werden würden, war nur eine Frage der Zeit. Mit einem Kloß im Hals sah Temari sich um und erblickte Ino, die ihren Blick durch die Menge schweifen ließ. »Ino«, sagte Temari ruhig. »Oh, hey Tema!« »Danke erst mal für vorhin… uhm… könntest du irgendwen für Kankuro zum tanzen auftreiben?« »Ach sicher!« Ino grinste. Nein, sie würde Ino nicht erzählen, was sie vermutete. Ino konnte ziemlich fuchsig werden, wenn sich jemand in ihre… Pläne einmischte. Sie konnte nur hoffen, dass sie sich das ganze eh nur eingebildet hatte. »Das war nicht nett, Neji«, murmelte Tenten säuerlich. Sie lag in den Armen ihres besten Freundes und ließ sich herumwirbeln – viel gekonnter, eingespielter als noch mit Kankuro. »Hn«, kam es zurück. »Das ist alles, was du dazu zu sagen hast?« Ein Blick aus kalten grauen Augen traf sie, und Tenten wäre fast zusammengezuckt, hätte sie nicht die Sanftheit darin gesehen. »Ich habe dich zu diesem Ball eingeladen, also sollte ich auch mit dir tanzen.« »Neji, hier sind doch so viele Freunde und Klassenkameraden und- du hast doch auch schon mit Karin getanzt. Und was ist mit den anderen? Ich bin sicher, Ino will einmal die Runde machen, und Sakura auch«, sprudelte es aus ihr hervor. Neji sagte nichts, sah sie nur an und führte sie weiter mit einer Leichtigkeit, dass Tenten zwischendurch ganz vergaß, dass sie tanzten. »Es tut mir Leid, dass ich mit Karin getanzt habe, bevor ich die Chance hatte, dich aufzufordern«, sprach er schließlich, und Tenten errötete, verdrehte aber die Augen. Jetzt dachte er, sie wäre eifersüchtig? Sie wich seinem Blick aus, bevor sie sagte: »Darum geht es doch gar nicht, ich- hey, weißt du was? Deine Krawatte hat genau die selbe Farbe wie… mein Kleid.« Ihr Kopf ruckte hoch, sie sah ihn fragend, neugierig an, während es diesmal Neji war, der zur Seite sah. »Neji?« »Hinata hat mir den Tipp gegeben«, murmelte er. Plötzlich wurde der Druck seiner Hand unangenehm und Tenten entfuhr ein kleines »Autsch.« »Entschuldige mich«, sagte Neji mit kalter Stimme und ließ Tenten einfach mitten auf der Tanzfläche stehen. Was zum-? Tenten schritt ihm rasch nach, verlor ihn aber bald aus den Augen. Dafür erhaschte sie einen Blick auf das, was er gesehen haben musste. Naruto und Hinata, deren Tanz ein kleines bisschen enger war als es schicklich gewesen wäre. Und Hinata war natürlich knallrot angelaufen. Tenten stöhnte, als Neji, fünf Meter von ihr entfernt, das glückliche Paar sprengte, um die Hand seiner Cousine zu schnappen und selbst mit ihr zu tanzen. Was für eine Doppelmoral, schoss es ihr durch den Kopf. Tenten hatte sich zurück zum Buffet durchgekämpft, weil sie jetzt eh nichts mehr machen konnte, und schüttelte leicht den Kopf. Schien ganz so, als könnte Neji sich seine Tanzpartnerinnen nur zusammenklauen. Der Gedanke brachte sie zum kichern. Mit einem halbvollen Glas Sekt bewaffnet schritt Hiashi Hyuuga durch die Menge, hielt Ausschau nach Personen, mit denen es sich lohnen würde, Konversation zu betreiben, Deswegen das Sektglas. Voll genug, damit er nicht in einem Gespräch von einem Kellner gestört würde, schnell genug geleert, um sich aus einem Gespräch wegdrehen zu können um ein neues zu organisieren. Eine Win-Win-Situation. Eine große blonde Frau erregte seinen Aufmerksamkeit, die in einem tief ausgeschnittenen Kleid angeregt mit einer anderen Dame redete. Sie hatte ein Schälchen Sake in der Hand, was allein schon sonderlich war. Hiashi trat näher, und die Frau sah ihn, nickte mit einem Grinsen und prostete ihm zu. »Hiashi, altes Haus. Was macht der Rücken?« Er verzog das Gesicht für Millisekunden zu einer Grimasse, fing sich aber schnell. Nur, weil es Leute gab, mit denen es lohnenswert war, zu sprechen, musste das nicht heißen, dass er es immer gerne tat. »Tsunade-san«, sagte er höflich und neigte den Kopf. »Shizune-san.« Die andere Frau erwidert die Geste höflich, trat dann aber einen halben Schritt zurück, um zu signalisieren, dass sie ihm das Gespräch überließ. »Aaah, immer noch so steif, was?« »Mir ging es gesundheitlich nie besser«, sagte Hiashi kühl, ihre Anspielung absichtlich missverstehend. »Was macht das Wohnheim?« »Kann nicht klagen, kann ich nicht, oder Shizune?« Die schwarzhaarige schüttelte rasch den Kopf und lächelte Hiashi verzeihungheischend an. »Wie macht sich Tenten, die Freundin meiner Kinder?«, fragte Hiashi, die leichte Fahne übergehend, die Tsunade ausdünstete. Die Frau war durchaus kompetent, aber wusste leider nie, wann sie mit dem Alkohol aufhören sollte. »Ein sehr nettes Mädchen«, sagte Tsunade und starrte einen Moment an Hiashi vorbei, bevor sie ihren Blick wieder auf ihn richtete. »Höflich, zuvorkommend, freundlich… habe noch keine Klagen über sie gehört. Weder im Heim, noch von der Schule.« Hiashi neigte den Kopf zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Für ihn war das Gespräch fast schon beendet, aber Tsunade setzte hinterher: »Schade, dass sie sich bald etwas Neues suchen muss. Und dann auch noch mitten in der Prüfungsphase…« »Wie meinen?«, fragte Hiashi, den besorgten Unterton aus seiner Stimme verbannend. »Sie wird im… März volljährig, wenn ich mich recht entsinne. Leider darf sie dann kein Zimmer mehr bei uns bewohnen. Scheußliche Politik, das, aber ich habe leider auch nicht unendliche Mittel zur Verfügung, und der Staat…« Tsunade sah wirklich traurig aus und kippte sich flugs den Rest Sake in den Mund. »Bist du sicher, dass man da nicht… etwas tun kann?«, fragte Hiashi mit gesenkter Stimme, das Gespräch auf die persönliche Ebene herunterbrechend. Tsunade hob eine Augenbraue. »Mit… einer kleinen Spende?« Für einen Moment wirkte Tsunade verdattert, dann tauschte sie einen kurzen Blick mit Shizune und sagte anschließend, langsam und leise: »Komm… nächstes Jahr in mein Büro, dann reden wir darüber. Ich muss aber erst mit ein paar Leuten sprechen.« Hiashi neigte den Kopf zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Tsunade richtet sich plötzlich kerzengerade auf, grinste, und winkte einen Kellner heran, bei dem sie ihre leere Sakeschale gegen ein Glas Sekt austauschte. Hiashi verabschiedete sich knapp, auf der Suche nach weiteren Gesprächspartnern. Im Stillen fragte er sich, ob Neji und Hinata nicht gewusst hatten, dass ihre Freundin in Schwierigkeiten steckte. Sicher hätten sie ihn sonst um Hilfe gebeten? Nachdem Kiba sich um sein erstes Opfer – Kin – gekümmert hatte, war er wieder auf die Empore zurückgekehrt, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Dort war er allerdings nicht allein. »Tamaki, was machst du hier?«, fragte er sie mit einem Grinsen. Sie zuckte nur mit den Schultern, sah ihn nicht an und murmelte dann leise: »Dem Trubel entfliehen, denke ich.« Nachdenklich betrachtete Kiba sie von der Seite. »Ich dachte du stehst auf Menschenmengen. Schon allein wegen dem Theater und so.« Tamaki schnaubte. »Beim Theater bin ich ja kein Teil der Menge.« Kiba lehnte sich neben ihr an die Brüstung und ließ den Blick schweifen. Seine scharfen Augen erspähten die meisten seiner 'Zielpersonen' sofort. Hinata konnte er erst mal vergessen, dann ihr Bluthund zog seine Kreise um das arme Mädchen. Sakura stand immer noch sicher verwahrt bei ihren Eltern und ihrem 'going-to-be-boyfriend' Sasuke. Auch nicht die beste Position, um dort zu handeln. Die wenigen blonden Köpfe in der Menge absuchend, blieb Kibas Blick schließlich an Temari hängen, die immer noch allein am Buffet stand. Sie sah immer wieder in eine bestimmte Richtung, aber Kiba brauchte einen Moment, um herauszufinden, was, oder besser wen sie ansah. Dann lachte er laut auf, verstummte aber sofort, als Tamaki ihn bestürzt ansah. »Was-?« »Ach, nichts«, grinste Kiba. Ooh, Ino würde einen Handstand machen. Vorausgesetzt er würde es ihr sagen. Hm… Dann sah er aus den Augenwinkeln Tenten, die offensichtlich alleine war. Noch. »Ich muss los«, sagte er hastig zu Tamaki. »Wir sehen uns später!« »Kiba-?«, machte sie verdattert, aber der immer noch grinsende Junge war schon verschwunden. Dezember - vierte Woche (Teil 3) -------------------------------- »Mylady.« Mit einem verschmitzten Grinsen verbeugte sich Kiba vor Tenten, die ihn verdutzt anstarrte und dann rot wurde. »Dürfte ich um diesen Tanz bitten?« »Uhm…« Okay, was würde sie jetzt nicht alles dafür geben, dass Neji nochmal vorbei käme. Kiba wartete ihre Antwort gar nicht erst ab, sondern griff sie sanft beim Arm und dirigierte sie zur Tanzfläche, legte die Hand (vielleicht etwas zu tief) auf ihren Rücken und zog sie näher. »Wir haben uns ja schon lange nicht mehr gesehen, warum kommst du nicht mehr mit Hinata zu den Abendessen?«, fragte er mit Honig in der Stimme, sah sie verführerisch an und brachte Tenten damit noch mehr zum erröten. Sie hatte ja echt nicht viel Erfahrung mit Jungs, aber nach einem klärenden Gespräch mit Sakura war ihr sehr wohl klar, dass Kiba ganz eindeutig mit ihr flirtete. Und weil ihr das eigentlich nicht so in den Kram passte, nahm sie allen Mut zusammen, und entgegnete ein schnippisches: »Neji mag dich nicht.« »Und Neji ist… mit dir zusammengewachsen?«, neckte Kiba. »N-nein!« »Also kannst du auch noch eigene Entscheidungen fällen?« »Hör mal, ich-« »Whoops, ich glaube das mit dem Zusammengewachsen sein sieht er anders. Wenn ich den Blick richtig deute, sollte ich mich ganz schnell verziehen.« Kiba grinste sie übertrieben an und lehnte sich vor. »Viel Glück«, flüsterte er Tenten ins Ohr und einen Moment später war er auch schon in der Menge verschwunden. Keinen Augenblick zu spät, denn Neji, das Gesicht hart vor unterdrückter Wut, tauchte neben Tenten auf. »Was hat er getan?«, fauchte Neji, der immerhin den Anstand besaß, Tenten sofort wieder in Tanzhaltung zu ziehen, damit sie in der Menge der Paare nicht weiter auffielen. »Nichts«, entgegnete Tenten etwas harscher als beabsichtigt. Neji hob eine Augenbraue. »Was ist los?« »Meinst du nicht, du könntest auch mal fragen, ob ein Mädchen mit dir tanzen will?« Daraufhin blieb er stumm, sah sie nur an, ließ sie aber nicht los. Was sollte er darauf jetzt antworten? Aah, das klappte doch wie am Schnürchen. Besser hätte er es gar nicht planen können. Sobald Neji ihn gesehen hatte, hatte dieser seine Cousine einfach stehen lassen. Und Naruto, der soeben eine flotte Sohle mit Sakuras Mutter hinlegte, war auch beschäftigt. Ein Kreuz, gut tanzen zu können, was? Zielstrebig schob Kiba sich auf Hinata zu, die ihn entdeckte, als er bis auf ein paar Meter herangekommen war. Sie lächelte ihn lieb an, und Kiba musste grinsen. Sie war aber auch echt süß. »Zeit für ein Tänzchen mit deinem besten Freund?«, zwinkerte er ihr zu, als er ihr die Hand hinhielt. Hinata wurde rot bei seiner Formulierung, legte aber ohne zu zögern ihre Hand in seine. »Ich… muss mich noch bei dir bedanken«, sagte sie sanft, sobald sie von Paaren umgeben waren, und niemand ihr Gespräch hören konnte. »Oooooh, ist was gutes passiert?« Kiba wackelte mit den Augenbrauen und sah sie vielsagend an. Hinata riss die Augen auf, wurde noch dunkler und piepste dann: »K-Kiba! Natürlich nicht!« »Och komm schon!«, lachte er und vollzog eine elegante Drehung. »Ich dachte, du hast wenigstens die Kuss-Theorie überprüft und festgestellt, dass ich Recht hatte. Irgendwann kommt ein Kuss, der dich den ersten komplett vergessen lässt.« Hinata schüttelte den Kopf. »Ich glaube, du siehst das falsch, Kiba. Wenn der erste Kuss mit jemand besonderem war, dann gibt es nichts, was dich diesen Moment vergessen lässt.« Sie hatte mit so einer Kraft, so einer Gewissheit in der Stimme gesprochen, dass Kiba sie einen Moment verdattert ansah. Dann zeigte sie, wie gut sie ihn, trotz ihrer schüchternen Art schon kennengelernt hatte. »Ist das der Grund, weswegen du versuchst, jedes Mädchen zu küssen? Weil du deinen ersten Kuss nicht vergessen kannst, und immer noch den einen suchst, der dich diesen vergessen lässt?« Obwohl sie mitten ins Schwarze getroffen hatte (war sie sicher, dass sie kein Talent für Kyudo hatte?), lachte Kiba ungezwungen auf. Mit einem Mal war sein Blick sanft. »Vielleicht hast du Recht. Und was empfiehlt Frau Doktor gegen diesen Herzschmerz?« Nachdenklich musterte Hinata ihn für einen Augenblick. »Du könntest mit dem Mädchen reden«, schlug sie vor. »Vielleicht… hat sie es auch nicht vergessen.« Völlig gegen seine Natur wurde Kiba rot. Nicht so, wie Hinata, sondern viel subtiler. »Hm.« Sie kicherte leise. »Wer hätte gedacht, dass ich dich mal sprachlos erlebe?« »Jaaa, mach dich nur über mich witzig«, grinste er, und führte sie durch eine Damendrehung. Dabei konnte er einen Blick auf den Bluthund erhaschen, der sich schon wieder zu ihm durchbiss. Kiba stöhnte leise. »Tenten muss deinen Cousin echt mal besser dressieren«, grummelte er, nickte Hinata knapp zu, und tauchte dann in der Menge unter. »Wa-« »Was hat er gemacht?«, schnarrte Nejis kalte Stimme hinter ihr, und Hinata zuckte zusammen, als ihr Cousin sie etwas zu grob packte und in Tanzhaltung zog. »N-Nichts! Wir sind Freunde!« Neji schnaubte. »Ja sicher. Du solltest mir doch sagen, wenn er irgendwas versucht…« »A-Aber das hat er doch gar nicht!«, beschwerte sich Hinata, die Stimme leise haltend, weil sie keine Aufmerksamkeit erregen wollte. »W-Wo ist Tenten?« Ein Knurren ertönte, und Hinata wusste, dass sie eine wunde Stelle getroffen hatte. Wie sie ihre beste Freundin kannte, war diese nicht gerade erfreut darüber, ständig stehen gelassen zu werden. »Sai – hey. Bist du alleine hier?« Der Angesprochene wandte sich mit seinem so typischen, schmallippigen Lächeln in Richtung der Stimme um. »Ino«, nickte er freundlich. »Ich bin mit meinem Vater hier.« »Ach ja.« Sie wirkte abgelenkt. »Hör mal, du musst mir helfen.« Er lächelte. »Immer doch.« »Das ist die richtige Einstellung«, zwitscherte Ino erfreut. »Komm mal mit…« »Du hast nicht zufällig irgendwas damit zu tun, dass Neji so angepisst zwischen Tenten und Hinata hin und her läuft, oder?« Ino warf ihm ein durchtriebenes Grinsen über die Schulter zu. »Genau deswegen brauche ich dich. Der Gute kriegt noch einen Herzinfarkt, und ich glaube Teni ist sauer auf ihn. Wenn du mit ihr tanzt, musst Neji sich mal ein Lied lang keine Sorgen machen. Und auf mein Zeichen, hm… stellst du sie beim Buffet ab. In der Zwischenzeit muss ich mich mal um Sakura kümmern, die steht viel zu nah bei Sasuke-« »-und doch nicht nah genug?«, fragte Sai amüsiert. »Du verstehst mich!«, kicherte Ino. »Okay, da ist Teni. Sei nett!«, zischte sie und war kurz darauf verschwunden. »Tenten«, sagte Sai mit erhobener Stimme und erwiderte das zögerliche Lächeln, welches Tenten zeigte, als sie ihn erkannte. »Sai, schön dich zu sehen.« »Hast du Lust, zu tanzen?« »Oh, ja gerne«, sagte sie hastig und strahlte ihn an. Sollte Neji sich bloß nicht einbilden, sie würde warten, bis er wieder kam, nachdem er sie zum zweiten Mal hatte stehen lassen. »Sakura!«, flötete Ino, und kam neben ihrer besten Freundin zum stehen. Das rosahaarige Mädchen sah unheimlich erleichtert aus. Kein Wunder, sie stand die ganze Zeit nur stumm neben ihrem Vater, auf der anderen Seite Sasuke, und beide Männer schmetterten jeden mit bösen Blicken ab, der es auch nur wagte, ihr nahe zu kommen. »Ich muss dir unbedingt was erzählen«, zischelte Ino, packte Sakura am Arm, lächelte Kizashi Haruno zu, ignorierte Sasukes zusammengekniffene Augen, und zog ihre beste Freundin mit sich, bis sie beide außer Sichtweite waren. »Was musst du mir erzählen?«, fragte Sakura neugierig. Ino grinste und tippte einem rothaarigen Jungen auf die Schulter, der sich etwas missmutig umdrehte. »Gaara würde furchtbar gerne mal mit dir tanzen, oder?« Gaara sah Ino an – achja, die durchgeknallte, der man laut Temari nichts von der Beziehung erzählen durfte. »Viel Spahaß!«, trällerte Ino und schob die beiden auf die Tanzfläche, wo sie ihr einen Moment lang irritiert hinterher sahen, bevor Gaara mit einem Seufzen Sakuras Hand packte und anfing, sich zum Takt der Musik zu bewegen. Ino rieb sich die Hände. Hätte gar nicht besser laufen können. Es gab nur wenige Kerle, die sich nicht von Sasukes oder Nejis Blicken einschüchtern ließen, und Gaara war definitiv einer davon. Selbst wenn Sasuke also über seinen Schatten springen würde und Sakura zu 'retten' versuchte… Gaara würde nicht kleinbei geben. Aber das war eh unwahrscheinlich. Sasuke würde eher weiter vor Eifersucht kochen. Geschah ihm ganz recht. Weiter im Text. Sie hatte doch gerade noch irgendwo- ah! »Kin, Mensch, wir haben uns aber auch lange nicht gesehen! Wie geht’s dir?« »Oh, hey Ino. Mir geht’s gut, und dir?« »Ach, das übliche«, winkte Ino mit einem Augenrollen ab. »Wie läuft's bei dir und Zaku?« Kin fing an zu stottern, einen leichten Rotschimmer auf den Wangen. »W-Was meinst du?!« »Alles klar, er ist zu blöd dafür, ja?« »A-Also ich glaube er war ein bisschen angefressen, weil Kiba vorhin mit mir getanzt hat, aber-« Ino stöhnte. War es echt so schwer? Mussten alle Jungs ihre Gefühle dadurch ausdrücken, dass sie wie knurrende Wölfe Kreise um 'ihr Weibchen' zogen, damit niemand anderes ihr nahe kam?! »Komm mal mit«, sagte Ino, und führte Kin zu einem etwas abgelegenen Bereich, wo Shikamaru gelangweilt an einer Säule lehnte. Er erspähte seine beste Freundin und deren Begleitung, hob fragend eine Augenbraue. »Du wächst da ja schon fest, Shika«, meckerte sie und baute sich vor ihm auf. »Kin sucht jemandem zum tanzen, und da du gerade frei bist…« Mit einem deutlichen Blick gab sie ihm zu verstehen, dass er jetzt gefälligst seinen A**** zu bewegen hatte. Man, diese Frau war noch anstrengender als seine Mutter! Shikamaru verdrehte die Augen, stieß sich von der Säule ab und bot Kin gelangweilt seinen Arm an. »Und schlaf' nicht ein!«, zischelte Ino ihm noch zu, während sie Kin einen beruhigenden Blick schenkte. Das schwarzhaarige Mädchen wirkte etwas verunsichert, ging aber mit Shikamaru mit. Guuut. Hoffentlich sah Temari das. Und Zaku. Jetzt schnell zurück zu ihrer anderen Baustelle. Sie schnappte sich ein Glas Sekt von einem vorbeilaufenden Kellner und hielt Ausschau nach Sai und Tenten. Man, es war wirklich anstrengend, alle glücklich zu machen. »Ach, schau mal an wer da ist!«, rief Minato aus und lud Hiashi Hyuuga mit einem Kopfnicken ein, sich doch zu ihm zu gesellen. Fugaku schüttelte die Hand seines Geschäftspartners, der wiederum aber nur ein kühles Nicken für den Bürgermeister übrig hatte. »Minato«, sagte er steif. »Hiashi, Hiashi, du bist doch nicht etwa immer noch beleidigt, weil du die Wahlen vor drei Jahren verloren hast?« Fugaku stöhnte innerlich. So sehr er die beiden Männer – Freunde gar – auch schätzte… sie zusammen zu bringen war nie eine gute Idee. Zumindest, solange Hiashi den Groll nicht verwunden hatte, mit einer Minderheit von vierzig Prozent gegen seinen Rivalen bei der Bürgermeisterwahl verloren zu haben. Er war ein paar Jahre älter als Minato, und auch deutlich erfahrener auf dem politischen Parkett, was seiner Erziehung geschuldet war. Minato hingegen, obwohl er aus einer angesehenen Familie stammte, war mehr oder weniger zufällig in die Politik geschlittert, wo er jedoch mit seiner charmanten Art schnell Fuß gefasst hatte. Kizashi Haruno nippte nur an seinem Glas Wein und hielt sich etwas im Hintergrund. Er war weder ein großer Firmenboss noch politisch bewandert. Seine Freundschaft mit Minato und Fugaku ruhte eher daher, dass Frauen und Kinder sich so gut verstanden. Er warf einen Seitenblick auf Sasuke, dem einzigen besagter Kinder, der sich nicht vom Fleck bewegte, obwohl er mit grimmiger Miene den Saal absuchte. Kizashi folgte seinem Blick und unterdrückte einen unschönen Laut, weil seine Tochter doch tatsächlich mit irgendsoeinem Kerl tanzte. Noch so ein Spross einer reichen Familie, wenn er sich nicht irrte. Er würde sie ja viel lieber mit Naruto sehen. Okay, das war echt Wunschdenken. Er wusste genau, dass seine Tochter bis über beide Ohren in den griesgrämigen Jungen neben ihm verknallt war. Mebuki redete ja quasi über nichts anderes mehr. Würde ihn nicht wundern, wenn da schon eine Hochzeit geplant wurde, denn soweit er wusste, beruhten die Gefühle auf Gegenseitigkeit. Was der mörderische Blick Sasukes, auf Sakuras Tanzpartner gerichtet, nur bestätigte. Während Kizashi so in Gedanken abgedriftet war, hatten sich glücklicherweise die Frauen wieder zu ihren Männern gesellt, und Hiashi begrüßte sie freundlich. Mikoto wechselte lächelnd ein paar Worte mit Hiashi, fragte nach seinen Töchtern, woraufhin Hiashi erwiderte, dass diese sich hier irgendwo herumtreiben würden. Kushina hielt ein Grinsen zurück, immer noch im Ohr, wie ihr Sohn ihr vor ein paar Wochen gestanden hatte 'Nejis Cousine' – und somit eine von Hiashis Töchtern – geküsst zu haben. Oh, wenn Mister Grummel-Hyuuga das wüsste, gäb es aber ein gewaltiges Donnerwetter. Inos Zeichen auffangend (sie hatte etwas undamenhaft nach ihm gewunken), verneigte sich Sai spielerisch vor Tenten als das Lied endete, und führte sie von der Tanzfläche in Richtung der Stelle, zu der Ino gestikuliert hatte. »Es war nett mit dir zu tanzen«, sagte er, und Tenten bedankte sich, etwas atemlos. »Es hat auch Spaß gemacht, mit dir zu tanzen. Danke, Sai.« Er zwinkerte ihr zu. »Ich muss dann mal nach meinem Vater schauen. Vielleicht sehen wir uns ja später wieder. Genieß' den Abend!« »Danke!«, rief sie ihm hinterher, immer noch freudig. Wenigstens auf ihre anderen Freunde konnte man sich verlassen, wenn schon Neji beschlossen hatte, heute Abend ungenießbar zu sein. Zurück auf der Empore wollte Kiba eigentlich nach Tamaki Ausschau halten, aber da sie immer noch dort stand und selbst die Menschenmenge beobachtete, erübrige sich dieses Vorhaben. »Warum bist du denn immer noch hier?«, fragte er sanft, und sie zuckte zusammen. »Oh, hey. Habe gar nicht gemerkt, dass du mit deinem Harem da unten schon fertig bist.« Ihre Stimme klang kalt, emotionslos, aber allein die Wortwahl ließ Kiba aufmerken. »Harem?«, lachte er leise, und legte ihr einen Arm um die Hüfte. Tamaki schüttelte ihn nicht ab, wandte aber den Kopf zur Seite. »Wohl eher 'Idioten die von Liebe keinen Plan haben und deswegen Hilfe brauchen'!« »Sehr witzig«, kommentierte Tamaki das, und Kiba bemerkte, dass sie ernsthaft verstimmt war. »Hey, komm schon. Du solltest Spaß haben heute Abend! Das ist ein Ball! Tanzen, was trinken…« Sie versteifte sich, als er mit der Hand über ihren Rücken fuhr. Mittlerweile waren sie allein auf der Empore, und Kiba überlegte gerade, dass hier doch auch genügend Platz zum tanzen war. »Wenn du mich entschuldigst, ich… habe was dringendes zu erledigen«, stieß Tamaki da kühl aus, und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. »Sag mal, Tamaki…«, Kiba beugte sich vor, sodass er ihr tief in die Augen sehen konnte. Sie errötete unwillentlich, und sein Herz hüpfte vor Erleichterung. »… magst du mit mir tanzen?« »I-Ich-«, setzte sie an, wurde aber von seinem strahlenden Grinsen abgelenkt, ließ sich von ihm einfach in seine Arme ziehen. »Komm schon, sei keine Spielverderberin!« Beschämt und etwas beleidigt sah sie zur Seite, mied seinen Blick. Fast das ganze Lied lang tanzten sie schweigend, und Kiba, der sonst die Offenheit in Person war, biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. Wie das Gespräch am besten beginnen? »Tamaki«, sagte er schließlich sanft, und wider besseren Wissens ruckte ihr Kopf herum und sie sah ihn an. Er lächelte. »Ich… weiß nicht, ob du dich daran erinnerst- es muss schon Jahre her sein« - in Wirklichkeit erinnerte er sich genau: Vier Jahre, im Februar - »Damals hatte ich all meinen Mut zusammengenommen und-« Hektisch machte sie sich von ihm los, mit feuerroten Wangen. »Danke für den Tanz«, presste sie hervor und versuchte zu entkommen, aber Kiba hielt sie sanft fest, lächelte immer noch. »Ich hab dich geküsst, und du hast mir einen Korb gegeben«, sagte er ruhig und beobachtete sie, wie sie den Boden anstarrte. »Ich erinnere mich«, hauchte sie schließlich fast unhörbar. Kibas freie Hand berührte ihre Wange, und sie zuckte vor der Berührung weg, sah ihn aber endlich wieder an, mit einem gehetzten, unsicheren, leidenden Blick. »Weißt du«, sprach er, mit etwas heiterer Stimme, so, als würden sie über ein ganz anderes Thema reden, »Hinata hat mir eines klar gemacht…« Bei Hinatas Namen trat Traurigkeit in ihren Blick, und Kiba redete schnell weiter. »Ich denke immer noch an diesen einen Kuss, Tamaki. Kein anderer ist dem je nahe gekommen.« »Gott, Kiba, du bist so ein Heuchler!«, fauchte sie ihn an und entriss ihren Arm seinem Griff. »Lass mich dir beweisen, wie ernst ich das meine«, erwiderte er mit festem Blick, kam ihr einen Schritt hinterher. Tamaki fühlte sich gerade gar nicht wohl in ihrer Haut. Hinter ihr war die Brüstung, und Kiba versperrte ihre den Fluchtweg nach vorn. Kalte Wut wütete in ihr, weil er doch tatsächlich dachte, sie würde- »Tamaki«, sagte er sanft, und jetzt wieder mit einem Lächeln. »Gib mir eine Chance…« »Damit du nächste Woche wieder mit einer anderen rum machst? Ganz bestimmt nicht!« »Ich verspreche hoch und heilig, dass ich die Finger von anderen Mädels lassen werde. Eine Chance, Tamaki…« Sie biss sich auf die Unterlippe, drehte den Kopf weg, die Wangen gerötet. »Du wirst mich nicht küssen, bis ich nicht sicher bin, dass-« »Einverstanden«, stieß er erleichtert aus. »Aber bei einer Sache bräuchte ich vorher noch deine Hilfe. Und ich will, dass du genau mitbekommst, was ich mache, damit da keine Unklarheiten entstehen.« Tamaki starrte irritiert in sein grinsendes Gesicht. »Was?«, machte sie dumpf. »Ich muss einen kleinen Gefallen zurückgeben.« Kaum, dass Tenten eines der kleinen Häppchen vom Buffet probiert hatte, und zielsicher die nächste Köstlichkeit ansteuern wollte, da wurde sie von einer ihr vage bekannten Stimme aufgehalten. »Tenten, richtig?«, ertönte es hinter ihr, und sie drehte sich neugierig um. Sasukes groß gewachsener, gutaussehender Bruder stand da, die Hände in den Taschen vergraben und sah sie auf eine Weise an, die das schüchterne Mädchen verunsicherte. »Hallo. Itachi… san« »Itachi reicht«, lächelte er, sich seiner Wirkung auf das weibliche Geschlecht wohl bewusst. »Von unserem ersten Treffen her hatte ich eher den Eindruck, dass du etwas… sportlichere Kleidung favorisierst. Aber ganz ehrlich? Kleider stehen dir wirklich gut. Du solltest deine Garderobe überdenken.« »D-Danke«, machte sie, und strich sich nervös eine Haarsträhne aus dem Gesicht. So ganz doof war sie ja wirklich nicht, bemerkte also, dass Itachi mit ihr flirtete. Weitaus angenehmer als Kiba, um das mal zu vergleichen. Außerdem war er älter und deutlich attraktiver. Als sie. Also war es ein ziemliches Kompliment, dass er sich mit ihr befasste. Nicht, dass sie Interesse an ihm hätte, nein. Aber welches Mädchen würde sich nicht über Komplimente freuen? »Hast du Lust, eine Runde zu tanzen?«, fragte Itachi, der jetzt etwas näher getreten war, sie selbstsicher anlächelte und ihr seine Hand hinhielt. Mit großen Augen starrte Tenten die Hand einen Moment an, dann zwang sie ein Lächeln auf ihr Gesicht und legte ihre Hand in seine. »Sicher«, hauchte sie, und ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen. Nachdem Shikamaru Kin losgeworden war, die selbst nicht ganz so erpicht auf seine Gesellschaft gehofft hatte, stahl er sich unauffällig durch die Menge, bis er Temari erreichte, die mit einer Grimasse an ihrem Sekt nippte. »Ino scheint grade etwas beschäftigt – Interesse daran, abzuhauen?«, flüsterte er ihr ins Ohr, und sie zuckte zusammen, weil sie ihn nicht hatte kommen sehen. »Shikamaru!«, flüsterte sie. »Wohin denn?« »Einfach für eine Weile an die frische Luft?«, schlug er vor, und Temari stellte rasch ihr Glas ab, folgte ihm dann durch eine der großen Balkontüren ins Freie. Sie kamen auf einer Terrasse heraus, die ob des kühlen Wetters ziemlich leer war. Ein paar Meter weiter begann schon der Garten, welcher in den Stadtpark überging. Etwas abseits des hellen Lichtscheins des Festsaals, im Schatten eines Rosenbusches hielt Shikamaru an, vergewisserte sich, das sie alleine waren, und zog Temari dann für einen leidenschaftlichen Kuss heran. »Das habe ich vermisst«, murmelte er an ihre Lippen, bevor er sie erneut küsste. Eine Weile schwelgten sie in dem wundervollen Gefühl, dann zog Temari sich unsicher zurück, als sie Schritte vernahm. Drei andere Gäste standen nun ebenfalls auf der Terrasse, aber etwas von ihnen entfernt. »Was hat Ino eigentlich vor?«, fragte Temari, als klar war, dass die drei Männer nur eine Zigarette rauchen wollten, und dem Paar keinerlei Aufmerksamkeit schenkten. »Wenn ich das wüsste«, stöhnte Shikamaru genervt. »Sie hat irgendwann Kin angeschleift, und ich sollte mit ihr tanzen. Weder sie noch ich haben uns sonderlich wohl dabei gefühlt.« Temari stöhnte jetzt ebenfalls. »Mir hat sie irgendeinen Kerl aus Otogakure aufgedrückt, von dem ich sicher bin, dass sie ihn noch nicht mal kannte. Juugo oder so. Ist wohl ihre neue Verkupplungstaktik. Eifersucht und so…« »Sie kann es einfach echt nicht sein lassen. Irgendwann legt sie sich damit gehörig auf die Fresse.« »Und ich bin mir sicher, dass wir nicht die einzigen sind, die darunter zu leiden haben«, ergänzte Temari bitter, den Abend überdenkend. »Oh Gott, bitte sag mir nicht, sie hat noch irgendwas für Sasuke und Sakura geplant? Das geht doch eh wieder nach hinten los.« Ihr leises, tonloses Lachen irritierte ihn. »Du warst heute wohl nicht sehr aufmerksam, sonst hättest du mitgekriegt, wie angefressen Neji zwischen Hinata und Tenten hin und her gependelt ist. Was wetten wir, dass das auch ihr Werk war?« »Ich krieg irgendwann noch die Krise mit dieser Frau«, stöhnte Shikamaru und massierte seine Schläfe. Dezember - vierte Woche (Teil 4) -------------------------------- Hanabi schlenderte, unbemerkt von den meisten Gästen, eben weil sie noch jung und klein war, durch den Saal, ein Glas mit Orangensaft in der Hand, an dem sie hin und wieder nippte. Sie beobachtete. Ino-san hatte ihr grob ein paar Sachen gesagt, und Hanabi, die selten nicht-vorausschauend plante, überdachte nun ihren nächsten Schritt. Vater hatte schon recht, dass man mit zu viel Einmischung etwas kaputt machen konnte, aber sie hatte das untrügliche Gefühl, dass zumindest Neji noch einen deutlichen Stoß in die richtige Richtung brauchte. Da bot es sich doch perfekterweise geradezu an, dass Tenten mit Itachi-san tanzte. Was Neji noch nicht bemerkt zu haben schien. »Warum bist du nicht bei Tenten?«, fragte sie ihren Cousin spitz, als sie ihn erreichte, wie er missmutig die Menge mit Blicken traktierte. »Ich dachte, du hast sie heute Abend eingeladen?« »Wo hast du dich rumgetrieben, Hanabi?«, gab er kühl zurück, ohne sie anzusehen oder auf ihre Frage einzugehen. »Hier und da«, machte sie mit einem Schulterzucken. »Naja, Tenten scheint zumindest nicht auf deine Gesellschaft angewiesen zu sein. Sie versteht sich ja ziemlich gut mit Itachi-san«, sagte Hanabi so unbeteiligt wie möglich, und musste ein gemeines Grinsen zurückhalten, als sie Nejis Gesichtsausdruck wahrnahm, der das tanzende Paar jetzt entdeckte. Oha, hatte sie da ein Knurren gehört? Nejis Fäuste waren geballt, und er ließ seine jüngere Cousine einfach an Ort und Stelle stehen. Hanabi konnte ihr Grinsen nicht mehr länger zurückhalten. Ein Blick über ihre Schulter werfend, sah sie Ino, die ihr strahlend einen 'Daumen-hoch' zeigte, sich dann suchend umwandte und ein weiteres Zeichen an jemand anderen gab. Sie tanzten ein paar Takte schweigend. Tenten, die wieder in ihre schüchterne Verhaltensweise zurückgefallen war, wusste nicht, wohin sie blicken sollte, und war gewissermaßen erleichtert, als Itachi anfing, leichte Konversation zu betreiben. Eine Ausrede, um in sein Gesicht zu sehen. »Du bist dieses Jahr erst an die Konoha Academy gewechselt, wenn ich das richtig verstanden habe, oder?« »Uhm, ja genau. Ich habe vorher in Amegakure gewohnt.« Itachi nickte langsam. »Und wie ich aus den Gesprächen zwischen meinem Bruder und seinen anderen Freunden entnehmen kann, bist du erfolgreich in den Kyudo-Club eingestiegen. Ich fand Kendo immer deutlich interessanter, habe allerdings ein paar mal das Kyudo-Training besucht. Ist Kakashi-Sensei immer noch verantwortlich?« »Ja, er steckt sehr viel Zeit und Arbeit in das Team. Der Andrang ist wohl gewachsen, weswegen er ab dem nächsten Halbjahr zusätzlich eine Gruppe für die jüngeren Schüler einführen will.« »Kommt er eigentlich immer noch so spät?«, fragte Itachi, offensichtlich amüsiert, und Tenten lachte leise. »Eines der ersten Dinge, die ich gelernt habe: In Mathe brauchst du niemals pünktlich sein – es ist faszinierend, wie er das immer schafft. Er war also schon immer so?« »Solange ich ihn kenne, ja«, schmunzelte Itachi und sein Blick wanderte in die Ferne, als er sich erinnerte. »Ist die Sache zwischen Asuma-Sensei und Kurenai-Sensei eigentlich inzwischen offiziell?« Überrascht sah Tenten ihn an, ganz klar verwirrt. »Okay, das interpretiere ich als ein 'Nein'.« »Da läuft was zwischen den beiden?«, fragte Tenten erstaunt, und grübelte nun ihrerseits darüber nach, ob sie irgendwelche Hinweise übersehen hatte. »Naja, es gab immer mal wieder Getuschel. Die beiden waren Referendare, als ich mein letztes Jahr angefangen habe, und waren eigentlich immer zusammen unterwegs – außer im Unterricht.« »Hmmm«, machte Tenten nachdenklich, wurde aber in ihren Gedanken rüde unterbrochen, als – zum dritten Mal heute Abend – plötzlich Neji neben ihr stand, und Itachi in Grund und Boden stierte. Der ältere Junge lächelte wissend, überheblich. »Wenn du nichts dagegen hast, würde ich mir gerne deine Tanzpartnerin ausleihen«, knirschte Neji, dieses Mal zumindest ein bisschen gute Erziehung zeigend. Aber nur, weil Itachi der Sohn eines Geschäftspartners seines Onkels war. »Und ob ich was dagegen habe«, gab Itachi süffisant lächelnd retour. »Das Lied ist erstens noch nicht zu Ende« - sie waren mittlerweile beim zweiten, das gerade erst angefangen hatte - »und zweitens denke ich, dass Tenten da ein Wörtchen mitzureden hat. Wenn du uns also entschuldigst.« Das war keine Frage. Itachi dirigierte Tenten ein Stück von Neji weg, bevor er mit ihr weiter tanzte, und sie hatte dabei krampfhaft den Blick von Neji abgewandt, der garantiert furchtbar angepisst war. Geschah ihm nur Recht. »Das war doch so in deinem Sinne, oder?«, fragte Itachi amüsiert, und mit einem Lächeln, dass Tenten erröten ließ. Itachi sorgte dafür, dass Neji es sah, seinen Auftrag von Ino immer im Hinterkopf. »Uhm, ja. Danke. Er benimmt sich etwas… komisch heute Abend.« Was sie nicht sagte. Jaja, Eifersucht stellte eine Menge komischer Sachen mit den Leuten an. »Wenn du Sorge hast, dass er dich nicht gut behandelt- ich kann dich auch gerne noch für ein paar weitere Lieder in Beschlag nehmen«, bot er mit samtweicher Stimme an. So langsam fühlte Tenten sich unwohl. Es war ja schön, dass Itachi nett zu ihr war. Aber wenn ernsthaftes Interesse seinerseits bestand, würde sie etwas sagen müssen. Andererseits hatte sie keine Ahnung von sowas, vielleicht interpretierte sie also nur zu viel da hinein? Sie lachte nervös, neigte den Kopf etwas und sagte dann hastig: »Oh, nein, das kriege ich schon hin. Danke.« Sanft klangen die letzten Töne des aktuellen Liedes aus, und Itachi führte sie absichtlich nicht an den Rand, an dem Neji stand, sondern ein paar Meter weiter. Dann hob er ihre Hand, die er immer noch festhielt an seine Lippen und zwinkerte ihr zu – Tenten errötete noch mehr – bevor er sich mit einem rauchigen »Ich hoffe wir sehen uns bald wieder« verabschiedete. Wie aus dem Nichts erschien Neji wieder neben ihr, sein mörderischer Blick Itachis Abgang folgend. Ganz deutlich hatte er die letzten Worte, den Handkuss mitbekommen. »Lass uns tanzen«, knurrte er Tenten an, ohne ihr einen Blick zuzuwerfen. Daher verpasste er auch, dass sie bockig die Arme vor dem Körper verschränkte. Erst ihr rigoroses, wenn auch leises »Nein«, lenkte seinen Aufmerksamkeit wieder auf sie. Schokoladenbraune Augen funkelten ihn ärgerlich an. Mit einem Mal war seine Wut wie weggeblasen und Unsicherheit gewichen. Nein? Das Unverständnis in Nejis Blick brachte für Tenten das Fass zum überlaufen, und sie drehte sich auf dem Absatz um, steuerte zielstrebig eine Ecke des Saals an, die nicht so sehr mit Leuten gefüllt war. Etwas in ihr schmerzte, als sie einen Gedanken daran verschwendete, dass Neji ihr vielleicht nicht nachkommen würde. Doch als sie schließlich stehen blieb und sich umdrehte, stand er hinter ihr, das Gesicht steinern, die Augen besorgt, verärgert und unsicher. Ohne um den heißen Brei zu reden, platze es aus Tenten heraus: »Ich kenne hier überhaupt keinen, abgesehen von unseren Freunden – die verdammt schwer zu finden sind, und abgesehen davon auch die meiste Zeit tanzen!«, fauchte sie Neji ungehalten an. »Wenn du also so freundlich wärst und nicht immer jeden verscheuchst, der Mitleid mit mir hat und mit mir tanzen will, würde das meinen Abend etwas erträglicher machen! Im Gegensatz zu deiner offensichtlichen Einstellung, es wäre völlig okay die Tanzpartnerin einfach stehen zu lassen, haben Kankuro, Kiba, Sai und Itachi nämlich zumindest den Anstand, mich zu fragen, ob ich überhaupt tanzen will!« Er starrte sie erschüttert an, weil sie ihn erst einmal so angepflaumt hatte, und spielte in Gedanken durch, was sie ihm vorwarf. Seine Lippen zu einem schmalen Strich aufeinander gepresst sagte er schließlich: »Es tut mir Leid.« Sie schien nicht sonderlich überzeugt zu sein. »Es tut dir Leid? Oh wow, soll ich jetzt klatschen, nur weil das für deine Verhältnisse ein Zugeständnis ist?!« »Seit wann versprühst du so viel Gift?«, fragte er harsch, verärgert und trotzdem auch besorgt. »Weil ich eigentlich gehofft hatte, einen schönen Abend mit meinem besten Freund und meinen Freunden zu verbringen, stattdessen werde ich jedes Mal, wenn ich mich auch nur etwas amüsiere, rausgerissen und dann stehen gelassen!«, herrschte sie ihn an, mit Tränen in den Augen. »Ten, ich wollte nicht-« »Was? Was wolltest du nicht? Dass ich Spaß habe? Dass Hinata Spaß hat? Ihren Abend hast du bis jetzt nämlich auch gründlich verdorben, nach dem zu urteilen, was ich mitbekommen habe!« »Ich mache mir nun mal Sorgen um euch!«, spie er aus, sich wohl bewusst, dass es keine Lüge, und doch eine Lüge war. »Vielleicht können wir beide ganz gut auf uns selber aufpassen! Wir sind hier in einem Saal mit einer riesigen Menschenmenge - was glaubst du denn, was passieren könnte?« »Man könnte euch nach draußen ziehen, und-« »-und wir würden uns nicht wehren, nicht auf uns aufmerksam machen? Oder gar so schlau sein, nicht mit irgendwem nach draußen zu gehen? Ganz im Ernst, wenn Hinata u-« Tenten verstummte augenblicklich, lief scharlachrot an, und setzte dann panisch fort: »W-wenn Hinata jemals einen Freund abkriegen soll, dann musst du deine Einstellung ganz gewaltig ändern!« Um Himmels Willen! Hinata würde es ihr nie verzeihen, wenn Neji von ihrer Schwärmerei für Naruto erfuhr. Dann könnte sie wirklich alle Beziehungsträume begraben. Neji hatte das Kinn gereckt und starrte seine beste Freundin an, deren Wut so plötzlich verraucht und Scham gewichen war. »Was war das?«, fragte er lauernd. »Was war was?«, hauchte Tenten, und wich einen Schritt zurück, als Neji näher trat. »Du hast dich unterbrochen. Was wolltest du sagen?« »N-Nichts.« Neji versuchte aus ihren Augen schlau zu werden, aber sie wandte den Blick scheu ab. Etwas in ihm begehrte dagegen auf, dass sie ihm auswich, machte aber gleichzeitig klar, dass ihre jetzige Stimmung weit besser war, als die davor. Gedanken an Hinatas Wohlbefinden beiseite schiebend riss Neji sich zusammen. Er musste das zwischen ihnen klären, wollte nicht riskieren, dass Tenten auch in den nächsten Tagen noch sauer auf ihn war. Und am Wichtigsten: Er wollte, dass sie den Rest des Abends noch genießen konnte. Mit ihm zusammen. »Möchtest du mit mir tanzen?«, fragte er leise, sanft, und ihr Kopf ruckte hoch. Ihr Blick traf seinen, und einen Moment lang sahen sie einander nur an. »Ja«, wisperte sie schließlich. Ein Lächeln zupfte an Nejis Mundwinkel, und er nahm ihre Hand, um zur Tanzfläche zurückzukehren. »Aber wehe, du lässt mich noch mal stehen«, murmelte sie leise. Er hörte sie trotzdem, drehte den Kopf um sie anzusehen. »Versprochen.« »Hinata!« Die Angesprochene drehte sich um, und lächelte Kiba vorsichtig an. Sie hatte eigentlich gehofft, dass Naruto sie noch einmal zum tanzen auffordern würde, aber leider wusste sie nicht, wo er steckte. Und Kiba war schließlich hier. »Hey…«, machte sie langsam, und ließ sich von ihrem (neuerdings) besten Freund auf die Tanzfläche ziehen. Hoffentlich hatte sie dieses Mal das Glück, dass Neji erst nach Ende des Lieds auftauchen würde. »Naaah, zieh doch nicht so ein Gesicht, Süße«, neckte er sie spielerisch. »Ich bin doch hier, um dir ein Geschenk zu machen.« »Uhm, was?« »Dein… Rat von vorhin hat mir sehr geholfen, also bin ich hier, um dir zu helfen. Pass auf: In ein paar Sekunden gebe ich dir ein… Zeichen. Und dann knallst du mir eine.« Sie starrte ihn geschockt an. »Was?!«, hauchte sie entsetzt. »Aaah, Hinata, du bist in der Theater-AG. Und falls du es noch nicht gemerkt hast: Ich liebe das Theater auch außerhalb der Schule.« Er lächelte sie lieb, aber auch irgendwie… verführerisch an, und Hinata wurde unweigerlich rot. Was hatte er nur vor? Perfekt, schoss es Kiba durch den Kopf. Vom Standpunkt eines Außenstehenden war es ziemlich eindeutig, dass er Hinata grade seine (nicht existenten, romantischen) Gefühle gestanden hatte. Jetzt nur noch die Abschlusspose. Er hob die Hand auf der Seite, von der er genau wusste, dass Naruto dort stand. Genau gegenüber von Tamaki übrigens. Sanft legte er sie auf Hinatas Wange, die jetzt noch heißer wurde. Das Mädchen guckte ihn an wie ein Ufo, und wenn er hier nicht ein wahrhaft gekonntes Schauspiel abziehen würde, hätte er gelacht. Kiba neigte den Kopf in ihre Richtung, die Augen halb geschlossen, seine Lippen nur einen knappen Zentimeter von ihren entfernt. Für Naruto würde es eindeutig wie ein Kuss aussehen, aber Tamaki sollte erkennen können, dass da nichts passierte. Als Kiba sich schließlich zurückzog, starrte Hinata ihn immer noch völlig entgeistert an. »Das war dein Zeichen«, zischelte er mit seinem üblichen Lächeln, und Hinata – vollkommen auf Autopilot – holte aus, um ihm eine zu Scheuern. Die umstehenden Paare drehten sich kurz um, hatten aber fast alle den Anstand, wieder wegzusehen, als Hinata, welche geschockt über sich selbst war, die Hände vor dem Mund zusammenschlug. »K-Kiba, es tut mir Leid, ich-« Er zog ein schmallippiges, geschauspielertes Lächeln, zwinkerte ihr zu, und ließ sie dann stehen. Ah, und was für ein Talent sie fürs Theater hatte. »Hinata!«, ertönte es wütend, besorgt hinter ihr, und mit klopfendem Herzen drehte Hinata sich zu Naruto um, der sich zu ihr durchkämpfte. »Alles in Ordnung? Hat er dir weh getan?« »N-Nein, er- Es ist alles okay, er hat nur-« Unsicher, wie sie den Satz zu Ende bringen sollte, verstummte sie, die Wangen feuerrot, und den Blick auf den Boden gerichtet. »Weinst du?«, fragte Naruto panisch, die Wut auf Kiba vergessend. Immerhin hatte der Kerl gerade einen Korb von Hinata gekriegt. Er zumindest war nicht geschlagen worden, als er sie beim Karaoke geküsst hatte. »N-Nein«, stotterte sie. »Ich… bin nur etwas durcheinander.« Okay. Kiba hatte etwas damit bezwecken wollen, richtig? Also war es nun an ihr, aus der Vorlage was zu machen. »I-Ich… ich glaube, ich hätte gerne einen Sekt«, murmelte sie leise, und Naruto reagierte sofort, zog sie von der Tanzfläche und organisierte ihr gewünschtes. »Soll ich eine von den Mädels holen-?« »Nein!«, stieß sie hastig aus. »E-Es… danke, dass du für mich da bist«, hauchte sie, und diesmal wurde Naruto rot, bevor er nervös lachte. »Ach, kein Ding Hinata. Dafür sind Freunde doch da.« Freunde. Richtig. Tenten hatte die Vermutung, dass es sich in etwa so anfühlen musste, durch ein Minenfeld zu gehen. Neji erschien ihr jedenfalls so, als könnte er jeden Moment in die Luft gehen. Er zerquetschte fast ihre Hand, und sie konnte es ihm noch nicht mal verübeln. »Neji«, machte sie zögerlich, und er wandte ihr wieder seinen Blick zu, riss sich offensichtlich zusammen, um sie nicht wütend anzustarren. »Geh schon«, sagte sie leise, den Blick zur Seite gerichtet. »Ich habe dir mein Versprechen gegeben, dich heute Abend nicht mehr stehen zu lassen«, knirschte er, gerade noch beherrscht. »Aber-« »Keine Ausnahmen. Du… hast Recht, dass ich lernen sollte, auch meinen Freunden zu vertrauen.« Tenten warf einen Blick in Hinatas Richtung, wo sie jetzt einen bekannten Blondschopf erkennen konnte. »Neji…« »Ich bleibe hier. Bei dir.« Sie sah schüchtern auf, in seine Augen, aus denen die ganze Wut gewichen war, und in denen nur noch feste Entschlossenheit stand. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, und ihr Herz hämmerte in ihrer Brust. Er blieb bei ihr. Etwas veränderte sich in seinem Blick, und für einen kurzen, kurzen Augenblick dachte sie, er würde den Kopf nach vorne neigen, zu ihr, um sie- Ein spitzer Schrei ertönte, und sie blickten beide auf, fast synchron mit allen anderen Anwesenden. »Also, wenn ihr das vor Ino geheim halten wollt, solltet ihr etwas diskreter sein«, lachte Kiba, als er, Tamaki an der Hand, auf die Terrasse gehuscht war, wo sie fast in Temari und Shikamaru hinein gerannt waren. Beide sahen furchtbar ertappt aus, und Tamaki wirkte verwirrt. »Ihr seid endlich zusammen?«, fragte sie verblüfft. Da sie mit Shikamaru (und Ino) in einer Klasse war, hatte sie immer mal wieder das ein oder andere mitbekommen. Shikamaru öffnete gerade den Mund, um etwas zu sagen, als im Saal ein spitzer Schrei ertönte. Temari sah ihren Freund erschrocken an. »Kam dir das nicht auch bekannt vor?«, fragte sie Shikamaru unsicher. »Hörte sich an wie Sakura«, murmelte er, und beide eilten, Kiba und Tamaki stehen lassend, zurück in den Saal, wo sie herauszufinden versuchten, was passiert war. Dezember - vierte Woche (Teil 5) -------------------------------- Es hatte alles damit begonnen, dass Gaara Sakura nach ihrem Tanz einfach mit einem Nicken am Buffet abgestellt hatte. Auffällig wie sie war, hatte sie schon vorher die Blicke der jungen Männer auf sich gezogen, aber bisher waren jegliche Annäherungsversuche von Kizashi und Sasuke abgewehrt worden. Da die beiden nun aber nicht in ihrer Nähe standen, sah Sakura sich einer nicht abreißenden Flut von Männern gegenüber, die sie zum tanzen aufforderten. Kaum hatte der vorherige Tanzpartner sie für eine Sekunde aus den Augen gelassen, um ihr Sekt/Bowle/was zu Essen zu holen, da kam auch schon der nächste an. Und Sakura, die durchaus verunsichert war, und sich immer wieder hilfesuchend nach irgendeinem ihrer Freunde umblickte, konnte einfach nicht alle abschmettern. Sie versuchte dann, etwas Spaß an der Sache zu haben, aber viele Männer konnten nicht tanzen, oder redeten über die langweiligsten Sachen mit ihr. Noch dazu kam, dass sie durch Schminke und Kleid etwas älter aussah, als sie wirklich war. Das hatte dann den ein oder anderen Tanzpartner dazu gebracht, sich mit schamroten Wangen einfach zu verziehen, als sie erwähnte, dass sie Schülerin sei. Alles in allem nicht ihr Abend. Vor allem, weil Sasuke weder Anstalten machte, sie zu retten, noch mit ihr zu tanzen. Aber sie spürte seinen Blick die ganze Zeit. »Entschuldigen Sie, haben Sie Lust auf einen Tanz?« Der Herr vor ihr mochte um die dreißig sein, und lächelte Sakura schleimerisch an. Seufzend wollte sie sich schon in ihr Schicksal ergeben, als sie plötzlich die Stimme hinter sich hörte, nach der sie sich den ganzen Abend gesehnt hatte. Ihr Herz drohte fast aus ihrer Brust zu springen, als Sasuke kalt sagte: »Tut mir Leid, der nächste Tanz gehört mir«, und sie am Arm Richtung Tanzfläche zog. »Danke«, hauchte Sakura überglücklich, aber Sasukes Antwort ging in einem spitzen Schrei und dem Klirren von Glas unter. Kaoru konnte es einfach nicht fassen. Diese pinkhaarige Schlampe spielte ein durchtriebenes Spiel! Flirtete mit allen Männern, so lange, bis Sasuke sich genötigt sah, zu ihrer Rettung zu eilen. Nicht. Mit. Ihr. Schade nur, dass Amaya krank geworden war, sonst hätte sie das einfältige Mädchen vorschicken können, ohne sich selbst die Hände schmutzig zu machen. Kaum, dass Sasuke Sakura am Arm gepackt hatte, warf Kaoru sich mit Wucht gegen einen vorbeigehenden Kellner, der ein ganzes Tablett mit Rotwein balancierte. Wie in Zeitlupe stolperte er, rutschte das Tablett, rutschten alle Gläser zur Seite, genau auf Sakura zu, die dem Geschehen den Rücken zugewandt hatte. Kühler, blutroter Saft klatschte auf ihre nackten Schultern, auf ihr Kleid, mehrere Gläser prallten an ihrem Rücken ab, und sie schrie erschrocken auf. Glas splitterte, klirrte in einem Sturm von rotem Regen, der nun ebenfalls auf die Umstehenden rieselte. Kaoru grinste gehässig und zog sich eilig zurück. »Es tut mir so unendlich Leid, ich muss gestolpert sein, oder-« »Schon gut«, wies Itachi den Kellner zurecht, der sich schon gefühlte tausend Male entschuldigt hatte. »Bist du verletzt?«, fragte Sasuke mit besorgter Stimme, versuchte eine völlig aufgelöste Sakura zu beruhigen, der die Tränen in den Augen standen. »N-Nein, alles okay, ich-« »Sakura!« Mebuki und Kizashi drängten sich durch die Menge zu ihrer Tochter. »Alles in Ordnung? Hast du dir weh getan?« Unter Kizashis Sohlen knirschten die Scherben, als er näher trat. »Vorsicht«, warnte der Kellner, immer noch besorgt. Zwei weitere Kellner, mit Kehrblech und Besen waren aufgetaucht, halfen ihrem Kollegen dabei, die größten Splitter auf das Tablett zu räumen. »Am besten fahren wir dich sofort nach Hause«, sagte Mebuki, die die Hand auf Sakuras Schulter gelegt hatte, besorgt. Itachi warf einen Blick zu Sasuke, der ebenfalls einiges an Rotwein abbekommen hatte. »Am besten, ich bringe dich auch nach Hause. Ich kann Sakura mitnehmen, wenn Sie wollen«, sagte er an Mebuki und Kizashi gewandt, die sich besorgt ansahen. »Es ist schon gut«, sagte da Sakura mit wackeliger Stimme. »Lasst euch bitte davon nicht den Abend verderben.« »Bist du sicher, Liebes?«, fragte ihre Mutter leise, und Sakura nickte. »Ich komme schon klar.« Kizashi sah nicht sehr überzeugt aus, aber auf Wink seiner Frau reichte er Sakura seinen Haustürschlüssel. »Wir sagen Fugaku und Mikoto Bescheid, dass ihr ebenfalls nach Hause gefahren seid«, erklärte Mebuki leise, nachdem sie ihre Tochter nocheinmal vorsichtig gedrückt hatte, und in der Obhut der beiden Brüder ließ. Itachi nickte dankbar und schritt dann hinter Sasuke her, der Sakura vorsichtig aus dem Saal führte. Sie hatte den Kopf gesenkt und sah so weder die mitfühlenden Blicke der Umstehenden, noch die besorgten aller ihrer Freunde, die sich von verschiedenen Ecken des Saals ihren Weg zu Sakura gebahnt hatten. Sasuke schüttelte nur den Kopf, den Arm um Sakuras Hüfte gelegt, und Ino, Neji und Tenten, Naruto und Hinata, Sai, sowie Shikamaru und Temari blieben stehen wo sie waren. In der kühlen Winterluft fing Sakura, deren Rücken klitschnass war, an zu zittern, und Itachi beeilte sich, sein Auto zu holen. Sasuke machte es nichts aus, noch klebrigere Hände zu bekommen, und sein Anzug war eh ebenfalls versaut, deswegen zog er Sakura näher an sich. Sie versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken, und er murmelte: »Lass es raus.« »I-Ich werde Itachis Polster versauen«, schluchzte sie auf, und trotz der Situation musste Sasuke lachen. Ein schönes Geräusch, dachte Sakura unwillkürlich. Und viel zu selten. »Ich glaube, da macht er sich im Moment die wenigsten Sorgen drum«, erklärte Sasuke anschließend leise, als der schwarze Wagen seines Bruders vorfuhr. Er öffnete Sakura rasch die Hintertür und half ihr hinein, bevor er sich neben Itachi auf den Beifahrersitz setzte. Sein Bruder verdrehte die Augen und sah ihn genervt an. Der Junge hatte aber auch echt kein Situationsgefühl, was? Hätte er doch so schön mit seiner fast-Freundin auf der Rückbank kuscheln können. Die Fahrt verlief bis auf leises Schluchzen von Sakuras Seite schweigend, auch als Itachi wortlos ein Päckchen Taschentücher nach hinten reichte, sprach Sakura kein Wort, zu sehr stand sie unter Schock und Selbstmitleid. Sie hatte gar nicht die Chance gehabt, mit Sasuke zu tanzen – und das, obwohl er am Ende sogar auf sie zugekommen war! Sich für ihre eigenes Pech verfluchend schnäuzte sie sich deutlich hörbar die Nase. Itachi hatte alle Abkürzungen genommen, die er kannte, und so kamen sie kurz darauf am Haus der Harunos an. Er parkte in der gepflasterten Einfahrt, und die Lichter, die den Weg zum Haus säumten, sprangen sofort an. Eine Hecke versperrte die Sicht auf die Haustür, vor der eine kleine Terrasse aufgebaut war. Sasuke stieg unaufgefordert aus und half Sakura beim aussteigen. »Ich bringe dich noch zur Tür«, sagte er leise, die Hand mit ihrer verschränkt. Sakura nickte, und flüsterte: »Danke fürs Heimbringen, Itachi.« »Keine Ursache.« Die Autotür fiel zu, und Itachi ließ, einer Eingebung folgend, die Fenster auf seiner und auf der Beifahrerseite herunter. Sasuke zögerte einen Moment, als sie die Terrasse der Harunos betraten, und hielt Sakura zurück, die ihn aus tränenverhangenen Augen traurig ansah. »Ist wirklich alles in Ordnung?«, fragte er einfühlsam, und sie schniefte. Selbst mit roten Augen und aufgedunsenen Wangen vom Weinen sah sie wunderschön aus. »Ich… ich finde es nur so schade, dass wir… nicht miteinander tanzen konnten«, murmelte sie leise, ohne ihn direkt anzusehen. Eine kalte Hand umfasste Sasukes Herz, und er verfluchte sich innerlich dafür, dass er so lange gewartet, sich nicht getraut hatte, einzugreifen. Mit einem Mal ertönte leise Musik aus der Einfahrt. Ein langsamer Walzer, und sowohl Sasuke als auch Sakura drehten sich um. Er hätte fast aufgelacht. Große Brüder waren also doch manchmal hilfreich. »Tanz mit mir«, sagte Sasuke ruhig, und sah Sakura fest in die Augen, legte ihr die Hand auf die Hüfte, während sie – jahrelangem Training sei Dank – ganz automatisch in Tanzhaltung ging. Die Tränen verschwanden aus ihren Augen, wie Sasuke mit Erleichterung feststellte. Aber dafür trat etwas anderes in die jadenen Iriden. Sehnsucht. Oh, er könnte sich in ihren Augen verlieren, da war er sich sicher. Ganz langsam, im Takt der Musik, fingen sie an sich zu bewegen, den Blick immer haltend, keine Sekunde von dem hier verpassen wollend. Sakuras Herz hämmerte gegen ihre Brust, sie schwebte beinahe über die Pflastersteine, spürte keine Unebenheit unter den Füßen, einfach weil er da war. Weil er sie ansah, als wäre sie das Schönste, das Wichtigste auf der ganzen Welt. Als schließlich die Musik verstummte, blieben sie beide stehen, lösten sich aber nicht voneinander. Eine Strähne rosanen Haares löste sich aus der in Mitleidenschaft gezogenen Frisur, und Sasuke hob instinktiv die Hand, um sie hinter Sakuras Ohr zu streichen. Ihre Augen strahlten ihn so durchdringend an, dass er schlucken musste. Seine Hand verweilte auf ihrer Wange, und sie schmiegte den Kopf hinein, hob ganz leicht das Kinn, wie zur Einladung. Es wäre so, so einfach sie jetzt zu küssen. Und falsch. Sasuke schloss gequält die Augen. Er konnte ihr das nicht antun. Nicht, wenn es noch keine nahe Zukunft für sie gab. Wichtigere Dinge würden sich immer in den Vordergrund drängen, und sie verdiente seine ungeteilte Aufmerksamkeit. »Gute Nacht«, sagte er leise, und wandte sich ab, ohne ihr noch einmal in die Augen sehen zu können. Hätte er es getan, hätte er sowohl Schmerz als auch liebevolle Zuneigung gesehen. Sie kannte ihn genau, wusste, wie er war, und dass es nie einfach mit ihm sein würde. Und sie würde warten, so lange sie sich sicher war, dass sein Herz ebenfalls in seiner Brust hämmerte, wenn er ihrer ansichtig wurde. »Gute Nacht«, hauchte sie leise, gefühlvoll. Sasuke sah zurück, und sie erkannte ein Stück ihrer eigenen Sehnsucht in seinem Blick. Sie lächelte, wandte sich um, und öffnete die Haustür. Sie würde warten. Und eines Tages würde er kommen und uneingeschränkt alles von ihr fordern, was sie ihm geben konnte. Ohne Kompromisse. Und er würde ihr das Gleiche zurück geben. Als Sasuke die Beifahrertür öffnete, spielte Itachi an seinem Radio herum. »Was machst du?«, fragte er mit hochgezogener Augenbraue. »Ein bestimmtes Lied suchen«, gab Itachi zurück. »Wir tanzen nicht mehr.« »Naaah – Aha!« Itachi drückte den Abspielbutton, und Sasuke brauchte ein paar Zeilen, um das Lied zu erkennen. There you see her Sitting there across the way She don’t got a lot to say But there’s something about her And you don’t know why But you’re dying to try You wanna kiss the girl Er starrte seinen Bruder wütend an. »Krepier«, zischte er ihm zu. »Lauf doch nach Hause«, erwiderte Itachi mit einem Grinsen, startete den Motor und schlug Sasukes Hand weg, der das Lied wegdrücken wollte. Yes, you want her Look at her, you know you do It’s possible she wants you, too There is one way to ask her It don’t take a word Not a single word Go on and kiss the girl Sing with me now Sha-la-la-la-la-la My, oh, my Look at the boy too shy He ain’t gonna kiss the girl Sha-la-la-la-la-la Ain’t that sad Ain’t it shame, too bad You gonna miss the girl Now’s your moment Floating in a blue lagoon Boy, you better do it soon No time will be better She don’t say a word And she won’t say a word Until you kiss the girl Sha-la-la-la-la-la Don’t be scared You got the mood prepared Go on and kiss the girl Sha-la-la-la-la-la Don’t stop now Don’t try to hide it how You wanna kiss the girl Sha-la-la-la-la-la Float along Listen to the song The song say kiss the girl Sha-la-la-la-la-la Music play Do what the music say You wanna kiss the girl You’ve got to kiss the girl Why don’t you kiss the girl You gotta kiss the girl Go on and kiss the girl Kiss the girl – The little Mermaid Dezember - fünfte Woche (Teil 1) -------------------------------- An den Weihnachtstagen schneite es erneut, und so kam es, dass Tenten sich am frühen Nachmittag des siebenundzwanzigsten Dezembers durch ein wahres Schneegestöber kämpfte, um das Hyuuga-Anwesen zu erreichen. Glücklicherweise fuhren die U-Bahnen zumindest ihre Untergrund-Strecken, sodass sie auf die übliche Art und Weise kommen konnte. Die große Tasche, in der sie allerdings Geburtstags-, beziehungsweise Weihnachtsgeschenke mit sich herumtrug, behinderte sie doch etwas. Mit einem glücklichen Seufzen betätigte Tenten schließlich die Klingel und blies sich ihren schneebedeckten Pony aus dem Gesicht, während sie darauf wartete, dass ihr jemand öffnete. Zu ihrer Überraschung war es keiner der Angestellten, sondern Neji, der die hölzerne Tür aufzog. »Hey«, machte er leise, und Tenten hatte sofort das Gefühl, das irgendwas nicht stimmte. »Hey?«, machte sie unsicher zurück. Neji trat beiseite und ließ sie ein. Erst als die Tür wieder hinter ihr geschlossen war, holte er tief Luft und sprach: »Es tut mir Leid, dass ich dich auf dem Weihnachtsball anfangs so doof behandelt habe.« Erleichterung machte sich in ihr breit. »Oh. Schon okay, Neji, es war dann ja doch noch ein schöner Abend.« Zumindest für sie. Aber wenn man Ino glauben konnte, war Sakura nicht sonderlich betrübt, was nur gut war. »Ich dachte schon, es wäre irgendwas passiert- Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein, okay?« Verwirrt sah er sie an. »Na, deine Miene grad' eben. Ich dachte du wärst sauer oder so«, kicherte sie, während sie neben ihm den geräumten, aber schon fast wieder zugeschneiten Weg zum Haupthaus entlang schritt. Neji sagte nichts, aber als sie aufsah, blickte sie in seine unergründlichen, hellen Augen. Er betrachtete sie, und es lag Erleichterung, Zuneigung in seinem Blick. »Dachtest du, ich wäre dir noch böse?«, fragte sie schließlich leise. »Du bist niemand, der einem das vorhält, daher wollte ich sicher gehen.« Sie betraten das Haus, und Tenten schüttelte sich unwillkürlich. Halbgeschmolzene Schneeflocken segelten zu Boden. »Hinata ist noch in ihrem Zimmer, das Essen fängt nicht vor halb sechs an, wenn du also-« »Ich gehe zu ihr«, lächelte Tenten. »Was machst du die ganze Zeit?« Er zuckte mit den Schultern und murmelte: »Bin in meinem Zimmer.« Okay, irgendwas war mit ihm, was er ihr nicht erzählte. »Ist gut. Dann… komme ich vielleicht gleich mal kurz vorbei.« Mit einem harten Nicken wandte er sich um und ging. Tenten zitterte. Es war, als hätte sie die Kälte mit ins Haus gebracht, und als würde diese sich in ihre Knochen hineinfressen. War er sauer auf sie? Sie würde Hinata darauf ansprechen. Ihre beste Freundin war, wie beschrieben, in ihrem Zimmer und hatte mehrere Kleider auf dem Bett verteilt. Die Haare in einem Handtuch-Turban hoch auf dem Kopf und die Hände in die Hüften gestemmt, sah sie so gar nicht nach sich selbst aus. »Hey, Hinata. Alles Gute zum Geburtstag!« »Teni!« Freudestrahlend wirbelte Hinata herum und fiel ihrer besten Freundin in die Arme. »Ein Glück, dass du da bist!« »Wo brennt's?« Hinata stöhnte. »Überall. Die ganze Familie kommt heute, und ich kann die wenigsten von ihnen leiden… Vater besteht auf diesen Feiern. Und Neji… naja, du wirst ja selbst sehen…« »Eigentlich habe ich ihn schon gesehen«, erklärte Tenten vorsichtig. »Was ist mit ihm los?« Der Turban rutschte bedenklich, als Hinata sich mit gequälter Miene auf den Teil des Bettes fallen ließ, auf dem keine Kleider lagen. »Unser Teil der Familie, beziehungsweise mein Vater ist etwas… besser gestellt, so zu sagen. Der restliche Teil ist da ziemlich eifersüchtig und… missgönnt Vater den Erfolg. Dass Neji, der ja nur sein Neffe ist, hier also wie die, uhm… 'Made im Speck' lebt, passt vielen nicht. Noch dazu kommt, dass sie ihren Ärger natürlich nicht an mir oder Hanabi auslassen können… Neji hasst diese Feste noch mehr als ich, und ich kann es ihm nicht verdenken.« »Oh.« Das hatte Tenten nicht gewusst. Kein Wunder, dass er so komisch drauf gewesen war. »Vielleicht sollte ich-« »Wenn irgendjemand ihn aufmuntern kann, dann du«, lächelte Hinata, die genau wusste, was ihre Freundin beschäftigte. Tenten wurde rot. »Okay. Aber… erstmal habe ich noch ein Geschenk für dich«, erklärte sie, und grinste. Sie hob ein liebevoll eingepacktes, aber unförmiges Päckchen aus ihrer Tüte, die sie neben dem Schreibtisch abgestellt hatte. Ein etwas dickerer Briefumschlag war darauf befestigt. »Es ist… nicht viel, sogar Geburtstag und Weihnachten zusammen, aber vielleicht… kannst du damit was anfangen.« Hinata strahlte sie an und öffnete vorsichtig den Umschlag. Sie zog ein dünnes Heft heraus, welches in sonnigen Farben bedruckt war. »Ein… Gutscheinbuch für Ichiraku?«, hauchte sie, und sofort schlich sich eine verräterische Röte auf ihre Wangen. »Naruto bekommt den gleichen von mir, und ich dachte… er braucht bestimmt jemanden, der mit ihm hin geht, oder?« Tentens Grinsen ließ Hinata noch mehr erröten, aber sie kicherte leise. »Gut, dass Neji-nii nicht hier ist…« »Dann hätte ich gewartet, bis ich es dir unter vier Augen geben kann«, lachte Tenten. Vorsichtig begann Hinata, das bunte Geschenkpapier zu öffnen. Der Inhalt des Päckchens fühlte sich weich an, und so war sie nicht erstaunt, als sie auf etwas selbstgestricktes stieß. »Das…« »Das sind Fäustlinge… Passen zu… deinem roten Schal«, sagte Tenten leise, und sah ihre Freundin abwarten an. »Oh Teni!« Zwei Tränen kullerten über Hinatas Wangen, und sie warf sich ihrer besten Freundin in die Arme. Der Turban rutschte, und die beiden Mädchen stolperten unter Lachen zurück. Rote Handschuhe, passend zu dem roten Schal, der ihrer beider Leben und das von Neji miteinander verband. »Danke«, flüsterte Hinata aus tiefstem Herzen. »Ich hab' auch was für dich. Beziehungsweise… Neji hat unser beider Geschenk… Geh du doch schnell zu ihm, ich werde versuchen, meine Haare irgendwie zu retten.« Beide Mädchen kicherten, weil der Turban sich nun vollständig aufgelöst hatte, und in einem undefinierbaren Knoten Hinatas Haare nach hinten zog. »Ist gut«, sagte Tenten, und holte ein weiteres Päckchen aus ihrer Tüte. »Dann kann ich ihm auch gleich sein Geschenk geben.« Sie bemerkte das liebevolle Lächeln nicht mehr, mit dem Hinata ihr nachblickte. Oh, sie konnte nur hoffen, dass die beiden sich schnell finden würden. Die Tür zu Nejis Zimmer war wie üblich geschlossen, und Tenten klopfte zaghaft. Normalerweise betrat sie zusammen mit Neji den Raum, noch nie hatte sie ihn aufgesucht ohne ihn. Naja, außer, wenn sie von der Toilette zurück kam, aber da wusste sie ja immer, dass sie einfach eintreten konnte. Dieses mal wartete sie stumm und mit nervös klopfendem Herzen. Neji zog die Tür auf, und so etwas wie Erleichterung spiegelte sich in seinem Gesicht. »Komm rein«, sagte er, und Tenten trat an ihm vorbei in das Zimmer. Das Foto seiner Eltern lag umgeklappt auf dem Nachttisch. Tenten war klug genug, Neji nicht darauf anzusprechen, hielt ihm stattdessen mit einem sanften Lächeln sein Geschenk hin. »Für dich«, sagte sie, und nahm mit einem Hüpfer ihres Herzens wahr, dass des Ausdruck in Nejis Gesicht ganz sanft geworden war. »Ich habe auch etwas für dich«, murmelte er. »Oder eher, von Hinata und mir.« Ein ordentlich eingewickeltes Päckchen wurde gegen ihr unförmiges, weil weiches ausgetauscht. Neugierig wie sie war, begann Tenten es zu öffnen. Neji beobachtete sie, das Geschenk in seinen Händen fast vergessen, weil er so nervös war. »Oh!«, machte Tenten freudig überrascht. In ihren Händen hielt sie einen kunstvoll angefertigten Kinogutschein. Als sie ihn öffnete, hoben sich ihre Augenbrauen, und sie sah rasch zu Neji, der nicht umhin konnte, sie anzulächeln. »Ein Horror-Wochenende?!«, fragte sie atemlos, und er nickte. »Mit Übernachtung und Verpflegung… Wir haben das Angebot vor ein paar Wochen entdeckt, und… also, sie zeigen mehrere Klassiker und auch ein paar neue Filme…« »Danke!«, hauchte Tenten, und strahlte ihn an. »Das ist super! Aber… willst du nicht… mitkommen?« Neji fühlte sich, als würde sein Magen einen Purzelbaum hinlegen. Sie wollte, dass er sie begleitete. »… Wenn du genau hinguckst, dann wirst du feststellen, dass der Gutschein für zwei Personen gilt.« Ihr Lächeln wurde noch breiter. »Na, dann hoffe ich, dass du dir für das Wochenende noch nichts vorgenommen hast.« Wie könnte er? »Natürlich nicht«, sagte er sanft. Für einen langen Augenblick sahen die beiden sich nur an, und Nejis Herz hämmerte fast schmerzhaft in seiner Brust. »Willst du dein Geschenk nicht aufmachen?«, fragte Tenten schließlich, und Neji riss sich von ihrem Anblick los. Er wickelte das Geschenkpapier ab, und zog etwas aus grauer Wolle hervor. Einen Schal. »Du… hast gesagt, du hast keinen, also…« »Danke«, hauchte er, weil er genau wusste, wie viel ein selbstgemachtes Geschenk wert war. Unbezahlbar. Mit einem zögerlichen Lächeln breitete Tenten die Arme aus, und Neji zog sie sofort an sich, hatte gar nicht darüber nachdenken müssen. Seins. Der Schal, der Duft nach Granatapfel und Beeren. Ihr warmer Körper lag in seinen Armen, und er konnte nicht anders, als sie an sich zu drücken, den Kopf in ihrem Nacken zu vergraben und ihren Duft in sich aufzunehmen. Nur vier Tage waren es gewesen, seit er sie zuletzt gesehen hatte, aber es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Irgendwas hatte sich verändert, das spürte er ganz genau. Irgendetwas in ihm, in der Atmosphäre um sie beide herum. Er wollte sie nicht loslassen, aber irgendwann musst er es, denn sonst wäre es unangenehm zwischen ihnen geworden. Ihr Gesicht war entspannt, freudig, ihre Lippen zu einem Lächeln gebogen. Ihre Lippen. Der Drang, seine eigenen darauf zu pressen, herauszufinden, wonach sie schmeckte, war beinahe übermächtig, aber genau das brachte Neji wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Das hier war Tenten. Seine beste Freundin. Er ließ sie los, mit einem wackeligen Lächeln auf dem Gesicht. Sie hatte anscheinend gar nicht mitbekommen, wie aufgewühlt er innerlich war. Zumindest waren die trüben Gedanken an den heutigen Abend wie verflogen. Mit ihr an seiner Seite würde es nur halb so schlimm werden… Und enden tat der Abend tatsächlich nicht so schlimm, wie Neji das erwartet hatte. Nämlich mit einer Nachricht von Ino. Ino: Einen wunderschönen guten Abend, meine lieben Freunde. Die Ferien sind vorbei ;) Am Mittwoch geht’s zum Shopping, wer ist dabei? Shikamaru: 'Füge hier eine beliebige Ausrede ein' Sakura: Der ist gut, Shika ;) Ich bin aber dabei. Temari: Ich komme auch mit. Neji: Ich muss trainieren. Sasuke: Lernen. Ino: Man, ihr seid solche Spießer. Naruto: Hey, die denken sich wenigstens Ausreden aus, im Gegensatz zu Shika. Ich komme aber gerne mit :) Sai: Wäre auch bereit, den Packesel zu spielen :P Ino: Das lässt mich so bösartig dastehen ;P Hinata: Ich komme auch gerne mit. Tenten: Warum gehen wir so oft shoppen? Bin nach wie vor knapp bei Kasse… Ino: Keine Ausrede, Teni! Naruto: Hey, wieso darf sie sich nicht rausreden? Ino: Weil wir Mädels alle müssen ;) Wir brauchen doch Bikinis für unseren Schwimmbad-Ausflug am Freitag! Und Teni, stell dich nicht so an: Um diese Jahreszeit sind die runtergesetzt! Es blieb zu erwähnen, dass sowohl Sasuke als auch Neji sich im Stillen selbst verfluchten, weil sie so voreilig abgesagt hatten. Man war ja schließlich auch nur ein Kerl. »Sag mal, Sai«, setzte Ino an, die in einem marineblauen Zweiteiler vor den beiden Packese- äh, Jungen auf und ab ging und sich in den Spiegeln betrachtete, »warum hast du damals eigentlich Sakura gefragt, ob sie Model für dich steht?« Sai brauchte einen Moment, um seinen Blick von Inos makelloser Rückseite zu lösen, und sie drehte sich zu ihm um, weil er nicht gleich antwortete. Naruto hatte sich in seinem Sitz zurückgelehnt, und die Arme hinter dem Kopf gekreuzt. Alle Mädchen - bis auf Hinata (Menno…) - hatten unter Inos herrischer Führung schon mindestens einen Bikini vorgeführt, den die beiden Jungen dann hatten bewerten müssen. Auf Inos fragenden Blick hin sagte Sai schließlich: »Sie hatte von euch dreien die molligste Figur.« Irgendwo im hinteren Teil der Umkleide hörte man einen derben Wutschrei und ein Handgemenge, bei dem offensichtlich Temari, Tenten und Hinata versuchten, eine angepisste Sakura festzuhalten. »Sach mal!«, blökte Ino los, und auch Naruto meckerte Sai kopfschüttelnd und ungläubig an: »Sowas kannst du doch nicht über ein Mädchen sagen!« »Aber es stimmt doch«, sagte Sai, vollkommen uneinsichtig und nicht verstehend, was er falsch gemacht hatte. »Ich meine, wenn wir damals schon Hinata gekannt hätten, hätte ich sicherlich sie als erstes gefragt, allein ihre Brüste-« Diese Aussage verschaffte ihm einen heftigen Schlag von Naruto, der ihn jetzt anfauchte: »Was ist bei dir denn eigentlich nicht richtig verdrahtet, du Idiot?!« In der Umkleide war es still geworden. »Soll ich einen Notarzt rufen?«, murmelte Ino, eher zu sich selbst, bevor sie hineinstiefelte um sicherzustellen, dass Hinata nicht ohnmächtig geworden war. Naruto schüttelte immer noch den Kopf, und warf Sai einen bösen Blick zu. Sollte er es sich bloß nicht wagen, Hinata darauf anzusprechen, ob sie mal für ihn modelte. Als ob Sai seine Gedanken gelesen hatte, sah er jetzt zu Naruto und lächelte schmallippig. »Meinst du, die anderen bereuen es, nicht mitgekommen zu sein?« Es dauerte einen Moment, bis Naruto die schier unendlichen Möglichkeiten aufgingen, auf die Sai anspielte. Dann breitete sich auch auf seinem Gesicht ein Lächeln aus. Ein fieses, wohlgemerkt. Er zog sein Handy hervor, und begann zu tippen. »Wenn sie es noch nicht getan haben, dann aber bestimmt, sobald sie diese Nachricht lesen… Na, zumindest Neji.« Er hielt Sai seinen Bildschirm hin, auf dem die noch nicht abgesendete Nachricht zu lesen war. »Oh, warte!« Sai kramte ebenfalls sein Handy hervor und tippte eine kurze Nachricht. »Gut?« »Auf jeden!«, lachte Naruto, und sendete seine Nachricht ab. Mit kurzer Verzögerung tat Sai es ihm gleich. Naruto: Aaah, wetten, ihr bereut es, nicht mitgekommen zu sein? Wir haben nämlich zB. in Erfahrung gebracht, dass die gute Tenten ein Six-Pack hat ;P Sai: Mal ganz abgesehen davon, dass die Bikinimoden auch schon mal weniger knapp ausgefallen sind ^.^ Dezember - fünfte Woche (Teil 2) -------------------------------- Die Autotür schlug in der morgendlichen Stille laut zu, als Temari genervt ausstieg. Sai verspätete sich sonst nie, und er hatte eigentlich vor 5 Minuten bei ihr zu Hause sein sollen, damit ihr Vater sie zusammen zum Schwimmbad fahren konnte. Jetzt stand sie in der Einfahrt des nicht ganz so hübschen Hauses und stapfte mit mulmigem Gefühl Richtung Tür. Sie mochte es hier nicht. Unschöne Erinnerungen kamen hoch, wenn sie an das eine Mal dachte, wo sie zusammen mit Sasuke auf Sai gewartet hatte. Noch bevor sie die grauen Betonstufen erreicht hatte, ging die Tür auf, und Sai trat heraus. Seine Lippen waren fest zusammengepresst, aber er lächelte. Ziemlich gezwungen. Temari wurde das Herz schwer. Sie sah genau, wie er sich am Türrahmen abstützte und sein rechtes Bein kaum belastet. »Sai…?«, machte sie vorsichtig, aber er schüttelte nur unmerklich den Kopf. »Tut mir Leid, dass ich nicht Bescheid gegeben habe«, sagte er dann ruhig, monoton. Temari konnte die Gefühle in seinen dunklen Augen flackern sehen, obwohl sie einige Meter entfernt stand. »Ich kann nicht mit kommen.« »Was ist passiert?«, flüsterte Temari, und warf einen raschen Blick auf das Haus, die hinter Sai angelehnte Tür. »Ich bin… hingefallen.« Die kleine Pause sagte alles, und Temari erbleichte. »Mein Vater ist hier, wir-« Sai schüttelte den Kopf, und in diesem Moment brüllte eine tiefe Männerstimme aus dem Haus: »SAAAAIII!« Sai schloss gequält die Augen. »Es ist alles in Ordnung, Temari. Geh. Sag I- den anderen, es tut mir Leid. Wir sehen uns Silvester.« Temari nickte zittrig und ging dann zwei Schritte rückwärts, bevor sie sich umdrehte. »Pass auf dich auf.« Das hier war fast noch schlimmer als damals. Da war sie wenigstens nicht alleine gewesen, hatte Sasuke als Rückendeckung gehabt. Aber auch jetzt, wo ihr Vater quasi nur um die Ecke wartete, fühlte sie sich nicht sicher. »Mach dir keine Sorgen«, kam es von Sai, und kurz darauf war er wieder im Haus verschwunden. Mit einem erneuten Frösteln, das nichts mit der Kälte zu tun hatte, ging Temari raschen Schrittes zurück zum Auto ihres Vaters. War das die richtige Entscheidung? Sollte sie nicht doch etwas tun? Besorgt nagte sie auf ihrer Unterlippe und bekam fast gar nicht mit, wie ihr Vater fragte, wo Sai denn nun blieb. »Er ist krank geworden«, murmelte sie abwesend, als sie auf den Beifahrersitz glitt. Rasa hakte nicht weiter nach. Auf dem Parkplatz vor dem Schwimmbad warteten Ino und Shikamaru, während Sasuke, Naruto und Sakura gerade aus Itachis schwarzem Wagen stiegen. »Wo ist Sai?«, war das erste, was Ino mit gerunzelter Stirn an Temari richtete. Temaris Blick huschte unwillkürlich zu Sasuke, der fragend eine Augenbraue hob. Seine Gesichtszüge verhärteten sich aber sofort, als Temari leise sagte: »Er ist krank.« Ihr Tonfall sprach für sich. Oder zumindest kam es Sasuke so vor, denn er wusste schließlich, wie Sai das letzte mal ausgesehen hatte, als er 'krank' gewesen war. »Wie, krank? Warum hat er nichts gesagt?«, fragte Ino bestürzt, aber Temari zuckte nur mit den Schultern. Sie mussten nicht lange warten, bis auch Neji und Hinata, sowie Tenten auftauchten, und etwas unvollständig betrat die Gruppe schließlich das Schwimmbad. Ino hatte es tatsächlich geschafft, ein Schwimmbad ausfindig zu machen, in dem um diese Jahreszeit so gut wie gar nichts los war. Neben ein paar älteren Damen waren die Umkleiden fast leer, als die fünf Mädchen die nach Chlor duftenden Räumlichkeiten betraten. Sie hatten sich gegen die immer zu engen Einzelkabinen entschieden, weil eh keine von ihnen vor den anderen etwas zu verstecken hatte. Ino, die ihren neuen, fast neon-grellen, türkisen Bikini schon unter ihren Sachen angezogen hatte, beäugte Tenten mit gewissem Missmut. »Ein Sixpack«, grummelte sie vor sich hin und sah dann an sich runter. »Ganz ehrlich, Teni«, hob Ino die Stimme, »du musst mir dein Trainingsprogramm geben. Kann doch nicht sein, dass ich mit Pilates und dem ganzen Zeug nicht solche Ergebnisse erzielen kann wie du!« Tenten war errötet, als Sakura und Temari aufgrund von Inos angefressenem Ton leise auflachten. »I-Ich habe dir doch schon gesagt, das liegt nicht nur am Sport, sondern auch an der Ernährung und sicher zu einem großen Teil an-« »An der Genetik, jaja-blabla. Die Genetik kann mich mal am Ar-« Eine der älteren Damen sah Ino entrüstet an, die sofort beleidigt zurückschnappte: »Was denn?!« Die Dame schüttelte den Kopf und murmelte ihrer Nachbarin etwas zu, dann verließen die beiden die Umkleide. »Soll die halt ihr Hörgerät raustun, wenn ihr meine Worte nicht gefallen«, zischte Ino und verschränkte die Arme vor der Brust. »Seid ihr bald fertig?« Ihr Blick glitt zu Hinata, die sich, schamesrot im Gesicht, darum bemühte, ihre Oberweite zu sichern. Ino knirschte mit den Zähnen. Tentens Bauch, Hinatas Titten, ihre Beine, Temaris Arsch und dazu noch Sakuras Lippen. Der perfekte Körper. Und mit 'Beinen' hatte sie ja wohl mal das unerotischste Körperteil in der Lebenslotterie gezogen. Dass sowohl Hinata, als auch Sakura und Temari neidisch auf ihren immer schlanken Körper waren, entging Ino dabei völlig. Gemeinsam, und mit Handtüchern bewaffnet, nachdem die Taschen in die dafür vorgesehenen Spinde eingeschlossen worden waren, betraten die Mädchen das eigentliche Schwimmbad. Die Jungen lehnten an der Wand zwischen den Umkleiden, und Shikamaru war der erste, der mit gelangweiltem Blick zu ihnen sah. »Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?«, fragte er Ino, die immer noch angefressen aussah. »Wie kann Teni ein Sixpack haben, und ich nicht?!« Shikamaru stöhnte genervt auf und wandte sich ab, nicht aber, ohne vorher einen Blick auf Temari zu werfen, die ihr bestes gab, ihn nicht anzusehen. »Na und? Wir Jungs doch auch.« Unwillkürlich glitten die Blicke der Mädchen über die fünf Jungen, die nebeneinander standen. Sasuke und Neji starrten Löcher in das Wasser des nahe gelegenen Beckens, während Naruto ganz unauffällig den Bauch noch etwas anspannte. Hinata und Tenten liefen dunkelrot an und sahen schnell weg, Sakura hatte zumindest einen leichten Rosaschimmer auf der Nase. Temari und Ino grinsten und guckten ungeniert. »Na, Shika, wenn man das bei dir Sixpack nennen kann… Da sieht Tenis ja besser aus.« Ino schob Tenten zwischen Shikamaru und Neji. Letzterer trat steif einen Schritt zur Seite um Tenten nicht zu berühren. »Also Neji und Sasuke haben definitiv das ausgeprägteste«, stellte Temari fest. »Und was ist mir mir?«, forderte Naruto mit vorgeschobener Unterlippe. »Zweiter Platz, sorry. Den dritten kriegt Teni, Shika du bekommst den letzten Platz.« »Den letzten Platz haben ja wohl diejenigen ohne«, konterte ihr bester Freund mit einem Augenrollen. Ino streckte ihm die Zunge raus. »Sind wir hier zum labern, oder was?«, muffte Sasuke, und wandte sich ab. Neji drehte sich ebenfalls auf dem Fuße um, immer noch heftigst darum bemüht, Tenten dabei nicht zu berühren. Ino konnte sich für einen Moment das wissende Lächeln nicht verkneifen. Na, wenn die Bikinis für Sakura und Tenten mal nicht eine gute Idee gewesen waren. Und Shikamaru und Temari sahen überall hin, nur nicht zueinander. Also war auch dort Hopfen und Malz noch nicht verloren. Ach, wenn Sai doch nur hier wäre, der Junge hatte manchmal so gute Ideen… Aber es stellte sich heraus, dass Ino dieses Mal vielleicht doch nicht Schicksal spielen musste. Die Gruppe hatte das kleine Becken nämlich komplett für sich. In dem großen gaben sich die Frühschwimmer und Rentner die Klinke in die Hand, aber hier waren sie allein. Und mit Befriedigung registrierte Ino, dass Tenten Nejis Nähe suchte, ihm mit roten Wangen etwas sagte, ohne ihn direkt anzusehen. »Was?«, krächzte Neji, und versuchte sofort, sich unauffällig zu räuspern, während er auf einen Punkt überhalb von Tentens linker Schulter starrte. Einer nackten Schulter. Er biss sich auf die Zunge, damit der Schmerz ihn zur Vernunft brachte. Tat er leider nicht. »I-Ich hab' dich gefragt, ob mir der Bikini steht. I-Ino hat so ein Affentheater gemacht, dass ich ihn mir gekauft habe, aber…« beschämt bracht Tenten ab. Sie hatte irgendwie das Gefühl, dass Neji ihre Wahl nicht guthieß. Und wie er diese Wahl nicht guthieß. Ino war wirklich der Teufel in Person. Er würde Tenten jetzt nicht sagen, dass er sie lieber ohne den Bikini sehen wollte. Auch wenn sie das vielleicht anders auffassen würde, als er das meinte. Man, war er froh, dass man unter Wasser nicht viel von seinem… Problem sehen konnte. Er musste nur verhindern, so aus dem Becken steigen zu müssen. Verdammt, seit wann hatte er Hormone?! »Sieht gut aus«, quetschte er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und war dann unendlich dankbar, als Naruto plötzlich lauthals verkündete: »WASSERBALL!«, und mit einem gezielten Schuss genau die Entschuldigung lieferte, die er jetzt brauchte. »NARUTO!«, fauchte Neji etwas übertrieben, und wirbelte herum, um den prall mit Luft gefüllten Ball zurück zu seinem Besitzer zu schleudern. Naruto duckte sich lachend weg, und der Ball hielt auf Sakura zu, die aber gleich in bester Volleyballmanier und mit einem strahlenden Lächeln parierte, sodass Temari, die neben ihr stand, den Ball in Richtung Ino boxen konnte. »Na wartet!« Kurz darauf war eine heitere kleine Wasserschlacht im Gange, derer sich auch Sasuke und Neji entziehen konnten. Unter anderem, weil sie leichte Ziele darstellten, wenn sie gedankenverloren… wo hin guckten. Nach und nach hatte Neji es trotzdem geschafft, sich an den Rand des Beckens zurückzuziehen. Er brauchte einen Moment, um seine Gedanken zu ordnen. Es konnte doch einfach nicht wahr sein! Er und Hormone?! Noch nie in seinem Leben hatte er damit Probleme gehabt und jetzt? Und vor allem – Tenten? Seine beste Freundin? Er hätte wirklich nicht erwartet, dass sie so gut aussah unter ihrer Kleidung. Sein Blick klebte an ihr, wie dieser verflixte Bikini, und so bemerkte er erst mit ein paar Sekunden Verzögerung, dass Sasuke mit verschränkten Armen neben ihm an dem Rand lehnte. Keiner von beiden sprach ein Wort, aber Neji fragte sich für einen Augenblick, ob es ein schlechtes Zeichen war, dass Uchiha wahrscheinlich das gleiche Problem hatte wie er selbst. Die beiden wurden aus ihren Gedanken gerissen, als Naruto zu ihnen herüberbrüllte: »Hey, doof rumstehen ist nicht! Kommt gefälligst her, damit wir gegeneinander kämpfen können!«, forderte Naruto. »Kämpfen?«, fragte Sasuke gepresst. »Zwei Leute bilden ein Team – einer nimmt den anderen auf die Schultern und wir versuchen uns gegenseitig umzuschubsen!«, grinste Ino. »Wie alt seid ihr noch mal?«, fragte Neji, der von der Idee nicht begeistert war. Er wusste genau, mit wem er zusammengesteckt werden würde und das konnte er grade wirklich nicht gebrauchen. Glücklicherweise war er nicht der einzige, der Inos offensichtliche Pläne boykottieren wollte. Temari hatte sich direkt zu Tenten umgedreht, die neben ihr stand, und mit einem Grinsen gefragt: »Teni, wir beide?« Die braunen Dutts wippten, als Tenten mit einem freudigen Nicken zustimmte. Ino zog eine Schnute. Shikamaru seilte sich ganz unauffällig ab und verschwand in die grobe Richtung 'Toilette'. »Jetzt kommt her!«, kommandierte Ino schließlich gereizt in Richtung von Sasuke und Neji. Widerwillig machte Sasuke ein paar Schwimmzüge auf die Gruppe zu. Neji blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Doofer Uchiha. Der wollte bestimmt nur fummeln. Pech nur, dass Naruto direkt neben Sakura gestanden hatte, und jetzt einfach unter seine beste Freundin tauchte, die sich mit einem spitzen Schrei und lachend versuchte, auf seinen Schultern zu halten, als er unter ihr auftauchte. Sasuke hob verärgert eine Augenbraue. Er sah zu Hinata, die die beiden mit fast dem selben Blick ansah, wie er selbst. Hn. Dann tippte ihm eine perfekt manikürte Mädchenhand auf die Schulter. »Auf die Knie, Uchiha«, lächelte Ino zuckersüß, und Sasuke funkelte sie böse an. Ino kicherte. »Das wollte ich schon immer mal sagen. Los jetzt!« Mit einem stummen Seufzer ging auch Neji ein paar Meter weiter in die Hocke, und Hinata kletterte auf seinen Rücken, darauf bedacht, ihrem Cousin nicht an den Haaren zu ziehen. »Alles klaaaaar!«, gröhlte Naruto, der eine immer noch schwankende Sakura auf den Schultern hatte und nun zielstrebig auf Sasuke und Ino zusteuerte. Na, das würde ja lustig werden. Erst nach gefühlt stundenlangem herumalbern, Wasserrutsche rutschen, Shikamaru suchen (er hatte sich in der Sauna versteckt – und seltsamerweise war Temari ebenfalls für ein paar Minuten verschwunden gewesen, bevor die Gruppe den Faulpelz aufgespürt hatte), planschen und unter-Wasser-drücken ging dann auch endlich dem quirligen Blondschopf die Puste aus. Im übertragenden Sinne. Denn ab da wurde er nicht müde, seine Freunde zum Essen gehen aufzufordern. »Kommt schon, Leute! Ab Neujahr sind die von Ichiraku für zwei Wochen in Urlaub! Ich brauche dringend vorher noch mal Ramen!« »Ist ja gut jetzt!«, fauchte Sasuke. »Lasst uns einfach gehen, bevor er uns ein Ohr absabbelt!« Und so ließ die Gruppe den Tag bei einem gemütlichen Nudelsuppenessen ausklingen. Naruto witzelte dabei kontinuierlich über Nejis 'Man-Bun', den er sich zwischenzeitlich im Schwimmbad gedreht hatte, um seine Haare besser unter Kontrolle zu bekommen. Und auch jetzt half Neji zumindest das Thema, nicht vollständig ins Chaos abzudriften. Die Ablenkung tat ungemein gut, und hielt sogar an, bis er zu Hause in seinem Zimmer war. Allein. Leider. Mitten in der Nacht warf Neji sich in seinem Bett herum. Gerade hatte er noch tief und fest geschlafen, hatte davon geträumt, wie- Oh um Himmelswillen. Wie lange war es her, dass er einen feuchten Traum gehabt hatte? Jahre, da war er sich sicher. Am Anfang der Pubertät vielleicht. Und er wusste genau, was ihm diese unwillkommene Misere bescherte. Oder eher – wer. Schließlich war sie die Hauptdarstellerin in seinen Fantasien gewesen. Er fühlte sich dreckig, angeekelt von sich selbst. Aber er konnte einfach nicht aufhören an sie zu denken. An ihre feuchte Haut, die weichen Lippen, die zu einem liebevollen Lächeln verzogen waren, und der dunkelrote Stoff des viel zu knappen Bikinis. Ihre cremefarbenen Brüste, die sie sonst immer unter ihren Klamotten versteckte… Er hasste sich selbst dafür, ein Mann zu sein. Und irgendwie musste er sein… Problem beseitigen, sonst würde er nicht wieder einschlafen können. Kalte Dusche? Nicht um diese Uhrzeit. Es war halb zwei am Morgen. Garantiert würde das irgendwer mitbekommen, und das wollte Neji um jeden Preis vermeiden. Obwohl er allein in seinem Zimmer lag, im Dunkeln, war es ihm peinlich. Vor allem, weil er genau wusste, woran er denken würde, wenn er jetzt… Frustriert warf er sich erneut herum, starrte an die Decke. Es war niemand hier. Niemand würde jemals herausfinden, dass er… Oh man, er war so ein Schwein. Neji schloss resigniert die Augen und seine rechte Hand bewegte sich langsam zum Bund seiner Boxershorts. »Neji…« Er unterdrückte ein Stöhnen, als er die pochende Hitze zwischen seinen Beinen umfasste. Ihre weichen Lippen, der halb geöffnete Mund - der Moment, als er sie das erste Mal im Bikini gesehen hatte. Ihr wohldefinierter Bauch… Ihm wurde heiß. Langsam bewegte er die Hand. Das hier war falsch. Er durfte dabei doch nicht an sie denken – an seine beste Freundin! Er würde ihr nie wieder in die Augen sehen können! Andererseits – sie würde es nie erfahren… Hoffentlich. Er packte fester zu. Vor seinem inneren Auge erschien sie, wie sie vor ihm im Wasser stand, ihn schüchtern anblickte und diese vollen Lippen Worte formen ließ - Worte, die sie nie gesagt hatte. »Neji… berühr' mich.« Die dünnen Bänder ihres Bikinioberteils entknoteten sich wie von selbst und der winzige Fetzen Stoff segelte auf das Wasser. »Neji…« Er keuchte auf, als die Erlösung ihn überrollte. Fassungslos blieb er liegen, starr und blicklos. So schnell war er noch nie im Leben- Oh Gott. Scham brannte auf seinen Wangen - ein Anblick, der im Hellen unbezahlbar gewesen wäre. Er konnte es nicht fassen. Das hier würde er hundertprozentig mit ins Grab nehmen, soviel war sicher! Neben der Scham machte sich auch Reue in ihm breit. Er hatte sie quasi… geschändet. Und er musste sich unbedingt eine neue Boxershorts anziehen. Mit vor Selbstekel verzogenem Gesicht schlug Neji die Decke zurück und machte sich daran, die Sauerei zu beseitigen. Dezember - fünfte Woche (Teil 3) -------------------------------- 30. Dezember, 10:24, Mädchenwohnheim Tenten räkelte sich gelangweilt auf ihrem Bett. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit einigen der gleichaltrigen Mädchen, darunter ihre Zimmernachbarin Tayuya, hatte sie sich zurück auf ihr Zimmer verzogen, in der Hoffnung, irgendetwas Produktives zu tun. Nur fiel ihr nichts ein. Sie könnte noch weitere Bewerbungen für einen Studienplatz abschicken – abgesehen von ihrem Dolmetscher-Wunsch hatte sie sich auch für einen Studiengang als Fitnesstrainerin und Ernährungscoach beworben. Darauf gebracht hatte sie Lee, der ebenfalls Interesse an diesem Gebiet hatte, und mit dem sie seit dem zufälligen Zusammentreffen hin und wieder schrieb. Vom Rücken auf den Bauch rollend angelte Tenten nach ihrem Handy und tippte eine rasche Nachricht. Mit zusammengezogenen Augenbrauen wartete sie auf die Antwort. Tenten: Sag mal, was hast du eigentlich nach der Schule vor? Seltsam. Sie sah doch genau, dass Neji die Nachricht bekommen hatte, aber er schrieb nicht zurück. Bestimmt war er beschäftigt. Tenten seufzte tief. Wenn doch nur schon morgen wäre. Aber heute hatte sie einfach nichts zu tun. Sie schmiss ihr Handy in das Kopfkissen und raffte sich auf, um ihre vom vor-frühstücklichen Duschen noch feuchten Haare rasch durchzukämmen. Wie eine Erlösung ertönte plötzlich das gedämpfte Brummen ihres Handys, und mit einem Lächeln legte sie die Bürste weg. Aber es war nicht Neji, der ihr geschrieben hatte. [Unbekannte Nummer]: Hey, Tenten, hier ist Amaya – Ich bin grade in der Stadt, hast du Lust dich auf einen Kaffee zu treffen? Tentens Herz, das erst enttäuscht geziept hatte, hüpfte nun vor Freude auf. Tenten: Sicher, gib mir 20 Minuten. Wo wollen wir uns treffen? Amaya: Beim Lá-Tee? Setze mich nach drinnen, komm dann einfach rein, ich halte uns 'nen Platz frei. Tenten: Alles klar, bis gleich! :) Das hippe kleine Café, welches Amaya vorgeschlagen hatte, war fast randvoll mit jungen Menschen besetzt. Tenten sah sich unsicher um, erkannten ein paar Gesichter aus der Schule und nickte freundlich, grüßte, und schob sich dann zu dem Tisch am Fenster durch, den Amaya besetzte. Das dunkelhaarige Mädchen winkte mit einem strahlenden Grinsen, und Tenten ließ sich entspannt in das Polster der Sitzbank gegenüber sinken. »Hey, schön dich zu sehen. Wie waren deine Ferien bisher?« »Och, ging so«, winkte Amaya ab. »Meine Eltern fahren mit mir über die Feiertage immer zum Ski-fahren. War ganz nett, aber ich konnte noch nicht mal auf den Weihnachtsball gehen.« Sie war immer noch verstimmt, weil Kaoru ihr gesteckt hatte, dass Tenten mit Neji hingegangen war – und fast die Hälfte des Abends mit ihm getanzt hatte. Aber das durfte sie das Mädchen ja nicht spüren lassen. Also setzte sie hinterher: »Und, was hast du Schönes gemacht?« Tenten lächelte unverbindlich. »Der Ball war ganz gut, aber meins sind solche Veranstaltungen glaube ich nicht. Weihnachten habe ich im Heim verbracht, wie die meisten dort. Unsere Heimleiterin hat für Programm gesorgt.« »Aha«, machte Amaya gedehnt, abgelenkt durch den Kellner, der jetzt an ihren Tisch herantrat. »Guten Tag. Haben Sie schon gewählt?« »Hmhm«, stimmte Amaya zu, »Ich nehme einen Latte Macchiato. Und du, Tenten?« »Uhm- einen grünen Tee, wenn sie haben?« »Aber sicher. Kommt sofort.« Und damit war der Kellner schon zum nächsten Tisch gehuscht. »Hier ist aber ganz schön viel los«, murmelte Tenten leise. Amaya musterte ihre Gesprächspartnerin. »Trinkst du keinen Kaffee?« »Hm? Nein, eigentlich nicht. Grüner Tee schmeckt mir besser. Mittlerweile trinke ich den sogar ziemlich oft. Bei den Hyuugas scheint es nichts anderes zu geben«, lachte sie, und verpasste so das Zucken von Amayas Augenlid. Die Art, wie Tenten 'bei den Hyuugas' sagte… Sie war also oft da. So ein Mist. »Und was planst du so für den Rest der Ferien?«, fragte Amaya unschuldig. »Oh, hm, Silvester feiern wir alle zusammen bei Neji und Hinata. Danach steht eigentlich nichts besonderes an…« »Achso- Schade. Ich hätte dich auch gerne zu meiner Silvesterfeier eingeladen, aber damit bin ich wohl etwas zu spät, was?« Tenten errötete vor Freude. Amaya hatte sie einladen wollen? Es fühlte sich einfach schön an, gemocht zu werden. »Tut mir Leid- aber danke für das Angebot.« Innerlich grübelte Amaya. Konnte sie es wagen, Tenten jetzt schon auf Neji anzusprechen? Speziell auf das Thema Beziehungen? »Sag mal…«, setzte sie gespielt zögerlich an, wurde aber vom Kellner unterbrochen, der die bestellten Heißgetränke vor ihnen abstellte. Also, prompt war der Service ja. Nachdem beides bezahlt war (getrennt wohlgemerkt), rührte Amaya taktisch verzögernd in ihrem Latte Macchiato herum. Tenten nippte an ihrem Tee und ihr Blick huschte zu Amaya, die nachdenklich wirkte. »Was wolltest du sagen?«, fragte sie leise und schüchtern. Amaya tat verlegen und sah auf den Tisch. Was hatte Kaoru noch gesagt? Tenten bei der Frage nicht ansehen, und ihr nur einen kurzen Blick zuwerfen, um die Reaktion abzuchecken. »… Hat… hat Neji eine feste Freundin?« Unweigerlich wurde Tenten rot und starrte Amaya mit großen Augen an. »Uhm… nein«, sagte sie dann zögerlich. »Oh. Gut.« Danach war es eine Weile still, bis Amaya ihr Spiel erneut abzog, den Tisch ansah und hastig sagte (sie kam sich so albern dabei vor): »Und… hat er an jemandem Interesse?« »N-Nicht, dass ich wüsste«, erwiderte Tenten und nahm einen weiteren Schluck von ihrem Tee. Oh du meine Güte. Das hörte sich ja fast so an, als ob Amaya Interesse hatte. Was Neji wohl dazu sagen würde? Ungeschickt, wie Tenten in sozialer Kommunikation nun mal war, schwieg sie und vermied Amayas Blick. Über Jungs reden… Definitiv nicht ihr Thema. Mit Hinata, die ja noch schüchterner war – kein Problem. Oder vielleicht war auch Naruto einfach 'kein Problem'? Wo war der Unterschied zu Neji? Richtig. Er war nicht ihr bester Freund. Wenn Neji allerdings irgendwann eine feste Freundin haben würde… wäre sie dann abgeschrieben? Das musste es sein, was Tenten innerlich aufwühlte, ganz klar. Aber deswegen hatte sich ja nicht das Recht, irgendwas zu sabotieren, oder? Naja, aber fördern musste man ja auch nichts… Amaya runzelte genervt die Stirn. Aus der war aber auch echt nichts rauszukriegen, was? Nun gut, die Reaktion ließ zumindest darauf hoffen, dass Tenten nicht selber Interesse hatte. Soviel dazu. Geschickt, aber vollkommen durchschaubar (wie auch sonst?), wechselte Amaya das Thema und fing an, Tenten über das Bogenschießen auszufragen. Die meiste Zeit heuchelte sie Interesse, und versuchte mehrmals, ob Tenten auch auf ihr geläufigere Themen wie Mode und Kosmetik ansprach. Leider hatte sie da Pech, und somit war das Treffen insgesamt für Amaya sehr unbefriedigend ausgefallen. Sie hatte sich wirklich anstrengen müssen, sich mit Tenten zu unterhalten, obwohl das andere Mädchen durchaus als nett und aufgeweckt zu beschreiben war. Aber sie hatten einfach keine gemeinsamen Vorlieben. Nun gut, das musste ja auch nicht sein. Allerdings war Amaya ziemlich froh, sich nach etwa einer Stunde endlich verabschieden zu können. Hoffentlich hatte sie einen guten Eindruck bei Tenten hinterlassen, und diese würde Neji auf geeignete Weise (oder auch erst mal gar nicht), über Amayas Interesse informieren. Sie umarmte Tenten zum Abschied, und das andere Mädchen erwiderte die Geste linkisch. Dabei stieg Tenten ein bekannter Geruch in die Nase. »Hey, ist das nicht-?« »Das Granatapfel-Shampoo? Doch. Ich muss gestehen, ich fand den Duft so toll, da habe ich es dir nachgemacht. Sorry.« Tenten war erneut vor Freude errötet. Ihre neue Freundin mochte ihren Geschmack. Noch ein Ego-Boost. »Ach, das macht doch nichts. Freut mich, dass es dir so gut gefallen hat.« Amaya lächelte zuckersüß und verabschiedete sich dieses Mal endgültig. Kaum hatte sie Tenten den Rücken zugedreht, rollte sie mit den Augen. Die war aber auch naiv. Und nett, ja. Aber trotzdem musste sie sie irgendwie und irgendwann loswerden. Naja, gleich erst mal mit Kaoru über das Treffen reden. Ihre blonde Freundin hatte am Nachbartisch gesessen und so getan, als hätte sie gelesen – es war schon praktisch, Unterstützung zu haben. Innerlich fluchte Neji wie ein Rohrspatz. Er kam und kam einfach nicht zur Ruhe. Und er wusste genau warum. In einem verzweifelten Versuch sich zu konzentrieren verbannte er wieder einmal alle Gedanken an schokoladenbraune Augen und weiche Lippen aus seinem Kopf. Mit mäßigem Erfolg. Der Pfeil, den er eingelegt hatte, zischte zwar vollkommen kontrolliert von der Sehne, verfehlte die Zielscheibe aber um fast einen Meter. Was zum Teufel war nur los mit ihm?! Immer wieder schweiften seine Gedanken zu Tenten. Einen Pfeil nach dem anderen versenkte er neben der Zielscheibe. Frustriert bis zum geht-nicht-mehr stapfte Neji den Trampelpfad bis zu den Zielscheiben entlang und rupfte die Pfeile aus der mit leichtem Schnee bedeckten Böschung. Zurück auf seinem Platz ließ er die Pfeile klappernd in den Köcher gleiten, nahm dann einen wieder heraus und legte erneut an. Tief ein- und ausatmen. Seine innere Mitte finden, sich ins Gleichgewicht bringen. Nicht an nassen, roten Stoff in unzureichender Menge denken. Der Pfeil entglitt ihm und surrte durch die Luft, fand sein Ziel im zweiten Ring von außen. Nur nicht in der angepeilten Zielscheibe. Neji war kurz davor, einen Wutschrei auszustoßen, als ihn die ruhige Stimme seines Onkels heftig zusammenfahren ließ. »Du wirkst etwas angespannt, Neji.« Kühle, helle Augen musterten den Jungen, der seine rechte Hand zur Faust ballte und still blieb. »Wobei das wohl noch untertrieben ist«, murmelte Hiashi leise, und trat näher. »Was liegt dir auf dem Herzen?« Neji zog es vor zu schweigen. Hiashi seufzte tonlos, weil sein Neffe ihn noch nicht einmal ansah. »Wenn du nicht mit mir reden möchtest, dann solltest du vielleicht Tenten her bitten?« Neji zog scharf die Luft ein, hätte aber ansonsten in diesem Moment eine Salzstatue sein können, und Hiashi hob milde überrascht eine Augenbraue. Voll ins Wespennest getroffen, was? Woher wusste sein Onkel das? War es so offensichtlich?! »Habt ihr… euch gestritten?« Die Hand um den Bogen wurde weiß, als Neji fester zudrückte. »Nein«, knirschte er. Das wäre seine geringste Sorge. Was er wirklich brauchte, war ein Rat, wie er mit seinen amoklaufenden Hormonen umgehen sollte, aber ihm lief der kalte Schweiß den Rücken herunter, wenn er auch nur daran dachte, seinen Onkel danach zu fragen. Da konnte er sich ja gleich das nächste 'Bienchen-und-Blümchen'-Gespräch abholen. »Und Tenten ist die letzte, mit der ich darüber reden will«, setzte er unwillkürlich hinterher. »Hn«, machte Hiashi, und ließ den Blick schweifen, bis er an dem verirrten Pfeil hängen blieb. »Nun, Neji… was auch immer es ist… Du solltest dir darüber klar werden, was es für dich bedeutet, bevor du ihr wieder gegenüber trittst.« Darüber klar werden?! Er wollte es so schnell und so gut wie möglich vergessen, bevor sie morgen Abend hier aufkreuzte, ein Glas Wein zu viel trank, und er irgendeine fürchterliche Dummheit anstellte! »Es ist immer wichtig, den Sachen auf den Grund zu gehen, den Ursprung von Zorn und Wut und all den anderen negativen Gefühlen aufzuspüren, bevor man daran arbeiten kann, sie aufzulösen. Wenn du das tust, wirst du auch wieder deine innere Mitte finden«, erklärte Hiashi ruhig, und trat einen Schritt zurück. Neji starrte einen Moment auf die Zielscheiben vor ihm, bevor er einen neuen Pfeil aus dem Köcher nahm. Zwei tiefe Atemzüge, in denen er darüber nachdachte, was sein Onkel gesagt hatte, dann legte er an. Der Ursache auf den Grund gehen? Gut, rein logisch, was war sein Problem? - Seine Hormone. Tenten betreffend. Der Grund dafür? - Ganz klar Tenten selber, die ihre subtilen Kurven bisher immer unter zu weiter Kleidung versteckt, und ihn so in die Irre geführt hatte! Zack. Der Pfeil steckte schon wieder neben der Zielscheibe. Tenten. Seine engste Vertraute, seine beste Freundin. Das Mädchen, das mit ihrem Lächeln seine ganze Welt erhellte. Sie war nett, fröhlich, hilfsbereit. Er fühlte sich wohl in ihrer Nähe. Wohler als bei jedem anderen Mädchen. Mit ihr war er ausgelassener, nicht so verschlossen wie früher. Zack. Nur um Haaresbreite verfehlte der nächste Pfeil sein Ziel. Frustriert schnappte Neji sich einen weiteren und legte ungeduldig an, versuchte erneut tief einzuatmen. Die Erinnerung an einen Duft kam in ihm auf. Ihr Duft. Wenn sie beim Kyudo neben ihm stand. Ihr Lächeln, wenn sie ihn ansah. Und ihre wunderschönen Augen. Irritiert stellte er fest, wie viele Bilder von ihr in seinem Kopf waren. Tenten beim essen, beim lachen, beim Filmabend, und immer wieder ihre Lippen, die ihn schon so oft wie magisch angezogen hatten, deren Geschmack er unbedingt erforschen wollte. Er senkte den Bogen einen Moment. Was-? Dann schüttelte er den Kopf, zog die Sehne wieder an. Seine Wut auf Kankuro, der beim Training um sie herumscharwenzelte; auf die Art und Weise, wie Kiba sich an sie herangeschmissen hatte. Itachi, der sie auf dem Ball mit einem so süffisanten Lächeln von ihm weggeführt, und ihr einen vermaledeiten Handkuss gegeben hatte! Neji knirschte mit den Zähnen, und seine Hand verkrampfte sich kurz um den Pfeil, ließ ihn nicht los, obwohl er die Sehne sogar etwas überspannt hatte, und daher gegen einen enormen Druck ankämpfte. Mit einem Mal war es still in seinem Herzen, und Neji hatte plötzlich das Gefühl, zum ersten Mal seit langem wieder mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Er hatte sich in Tenten verliebt. Zack. Mitten ins Schwarze. Ungläubig starrte Neji auf den Pfeil und sah ihn doch nicht. Er war verliebt. In Tenten. In seine beste Freundin. »Es scheint, du hast die Ursache gefunden, Neji«, sagte Hiashi sanft. Ein leises Lächeln lag auf seinen Lippen, aber Neji sah es nicht, weil er sich nicht umdrehte, weil er immer noch wie hypnotisiert den Pfeil in der Zielscheibe anstarrte. »Zu welchem Schluss bist du gekommen?« »Ich bin ein verdammter Idiot«, gab Neji verblüfft zu. Wie hatte das passieren können? »Und was gedenkst du jetzt zu tun?« Gedankenverloren legte Neji erneut an, und wieder fand der Pfeil sein Ziel, direkt neben dem anderen in der Mitte. »Wie es scheint, hat allein das finden deiner… Ursache deine innere Mitte wieder hergestellt. Ich hoffe, du sorgst dafür, dass es so bleibt.« Nicht mal ein Taubstummer hätte das Amüsement in Hiashis Stimme überhören können. Neji warf einen raschen Blick auf seinen Onkel, und Hiashi wurde das unglaubliche Vergnügen zuteil, seinen Neffen erröten zu sehen. »Hn«, machte der Junge leise. Hiashi lächelte, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, in den mit strahlend weißen Wolken bedeckten Himmel. Na, Hizashi? Habe ich dir nicht versprochen, dass ich mich um deinen Sohn kümmern werde? Ein einzelner Sonnenstrahl durchbrach die dünne Wolkendecke und fiel direkt auf das Trainingsfeld, beleuchtete für einen Moment die Zielscheiben und ließ den Schnee wie magisch aufblitzen, kroch gar bis zu den beiden Männern heran, die mit geschlossenen Augen die Wärme in ihren Gesichtern willkommen hießen. Wenn das mal kein Zeichen war. Kaum, dass der Sonnenstrahl wieder verblasste, zog Neji den letzten Pfeil aus dem Köcher und legte an. Eigenartig. Er war nun wieder ganz ruhig. Zack. Erneut mitten ins Schwarze. Ein zufriedenes Lächeln trat auf seine Lippen. Jetzt musste er sich nur noch überlegen, was er mit diesem neu erworbenen Wissen anstellte… Dezember - fünfte Woche (Teil 4) -------------------------------- Kushina Uzumaki hatte in ihrem Leben wirklich schon einiges mitgemacht, und das nicht erst, seit ihr Mann Minato in ihr Leben getreten war. Man konnte also sagen, dass sie durchaus abgehärtet war. Auch, was ihren Sohn, einen Schlingel sondergleichen, anging. Immer aufgedreht und quirlig und immer am strahlen. Als Naruto also ganz nachdenklich und mit grüblerischer Miene im Wohnzimmer umher schritt, wusste sie sofort, dass irgendwas so gar nicht in Ordnung war. Er bemerkte noch nicht mal, dass seine Mutter ihn beobachtete. Kushina seufzte lautlos und setzte den Wasserkocher auf. Leise vor sich hin summend holte sie zwei Becher Instant-Ramen aus dem Vorratsschrank und stellte sie auf ein Tablett, legte Essstäbchen dazu. Naruto murmelte irgendetwas vor sich hin, was sie nicht genau verstand, und sie konnte durch den breiten Durchgang zum Wohnzimmer sehen, wie er sich die Haare raufte. Etwa fünf Minuten später hatte sich das Schauspiel noch nicht verändert, und so balancierte Kushina die beiden Nudelsuppen zusammen mit zwei dampfenden Tassen Tee in Wohnzimmer. Wortlos setzte sie sich, und Naruto ließ sich mit einem gequälten Stöhnen neben sie fallen. »Du bist echt die beste, Mama«, sagte er dann, und langte zu. Kushina lachte. »Erzählt mir was, das ich noch nicht weiß!« Naruto musste unwillkürlich grinsen. »Aha – da ist er wieder, mein Sohn. Nu' spuck schon aus, was dir auf dem Herzen liegt.« »Du hast ja doch mütterliche Instinkte«, murmelte Naruto, dem plötzlich peinlich bewusst wurde, dass seine Mutter sein auf-und-ab-gehen mitbekommen haben musste. Kushina kniff die Augen zusammen. »Wie bitte?« Naruto zog es vor, nicht zu antworten, sondern sich sein Problem endlich vom Herzen zu reden. Er hatte schon seit fast zwei Wochen mit sich gerungen, und immer mal wieder darüber nachgedacht, mit Sakura zu sprechen – aber er wusste genau, dass seine beste Freundin nicht sooo begeistert davon sein würde, was er vor hatte. »Ich… es gibt da ein Mädchen…« Kushina schwieg und nickte, nippte an ihrem Tee und wartete darauf, dass ihr Sohn fortfuhr. »Ich mag sie wirklich, wirklich gerne, und ich glaube sie… findet mich auch nett. Aber sie ist ziemlich schüchtern, und ich werde nicht so recht schlau aus ihr-« Er unterbrach sich, um einmal tief Luft zu holen. »Hinata ist total lieb und nett und hilfsbereit und sie sieht einfach so süß aus, wenn sie wieder mal wegen irgendeiner Kleinigkeit knallrot anläuft…« Ein sehnsüchtiges, glückliches Lächeln zupfte an Narutos Mundwinkeln, und Kushina lächelte ebenfalls. »Da hat es dich ganz schön erwischt, was? Hinata Hyuuga, richtig?« »Mhmhm… Ich… Also, ich weiß, dass Neji was dagegen hätte, wenn ich mit ihr… ausgehe. Also, so richtig, ne? Aber ich würde sie gerne… fragen… Wir treffen uns heute Abend ja bei den Hyuugas, ich dachte, es ergibt sich vielleicht eine Gelegenheit…« »Du warst noch nie der geduldigste«, lachte Kushina leise, und schüttelte den Kopf. »Vertrau einfach auf dich, auf deine Stärken. Und das mit Neji wird bestimmt nur halb so schlimm. Wie lange seid ihr jetzt befreundet? Fast fünf Jahre? Lass es auf dich zukommen, Naruto. Ich glaube an dich.« Dankbar sah Naruto seine Mutter an. Genau das hatte er einfach gebraucht. Eine kleine Aufmunterung, eine Versicherung, dass er die Sache schon schaukeln würde. »Dann drück mir mal die Daumen für heute Abend«, grinste er, und schlang einen Arm um die Schultern seiner Mutter. »Als ob du das nötig hättest.« Beide lachten auf, und gemeinsam saßen sie noch ein paar Minuten auf dem Sofa, vernichteten Nudelsuppen und Tee, bis Minato das kleine Ramen-Kränzchen sprengte. »Esst ihr schon wieder das ungesunde Zeug?« Mutter und Sohn warfen sich einen vielsagenden Blick zu. »Kostverächter.« »Der weiß einfach nicht, was gut ist.« Tenten nagte an ihrer vom kalten Wetter sowieso schon spröden Unterlippe. Irgendwie hatte sie ein ungutes Gefühl. Sie hatte Neji am gestrigen Abend nochmal eine Nachricht geschrieben, ob sie früher kommen dürfe, damit sie noch eine Weile trainieren konnten. Er hatte ihr keine Antwort gegeben. Dafür hatte Hinata ihr in der Früh geschrieben, dass sie gerne so bald wie möglich vorbei kommen dürfe. Nicht ganz uneigennützig von Hinatas Seite aus, denn damit hatte sie jemanden, der ihr bei den Vorbereitungen half. Jetzt war es kurz vor Mittag, und Tenten folgte einer Bediensteten durch den mit feinem Schnee bedeckten Vorgarten. Die komische Vorahnung bestätigte sich, als sie Neji auf dem Weg zu Hinatas Zimmer über den Weg lief. Ihr war, als würde er kurz inne halten, dann murmelte er ein rasches »Hallo!«, und war schon an ihr vorbei gegangen. Tenten hatte plötzlich einen metallischen Geschmack im Mund. Ihre Lippe schmerzte. Was hatte sie ihm denn getan? »Neji?«, rief sie ihm fragend hinterher. »Muss noch duschen, bis später.« Mit einem ganz mulmigen Gefühl setzte Tenten ihren Weg zu Hinata fort. Irgendwas lief hier falsch. Oh Gott, er war so ein Idiot. Das konnte doch einfach nicht wahr sein! Nur, weil ihm jetzt bewusst war, wie viel Tenten ihm bedeutete, musste er sich jetzt doch nicht wie der letzte Hinterwäldler aufführen, der noch nie mit einem Mädchen geredet hatte! Verdammter Mist, sein Herz hatte so laut gehämmert, als er ihrer gewahr geworden war, dass er fast seine eigenen Worte nicht verstanden hatte. »Das kriegst du besser hin!«, zischte er sich selber an. »Vor allem, weil es ja mal so gar nicht auffällig ist, wenn du mit deiner besten Freundin plötzlich kein anständiges Wort mehr wechseln kannst.« Er fuhr sich mit einem zitternden Atemzug durch die Haare. Duschen. Duschen musste er jetzt ganz dringend. Das beruhigte die Nerven. Und vielleicht fiel ihm dann endlich ein Plan ein, was er bezüglich Tenten unternehmen sollte – bis jetzt war er an diesem Vorhaben nämlich gescheitert. Pünktlich um halb drei stieg Sakura am Uchiha-Anwesen aus dem Auto ihres Vaters, und hastete mit vor Kälte geröteten Wangen die Einfahrt entlang. Sie brauchte gar nicht klingeln, denn anscheinend hatte Itachi das Auto gehört oder sie gesehen, denn er öffnete die Tür, bevor sie auch nur die Stufe erklommen hatte. »Hey, Sakura. Komm kurz rein, Sasuke muss sich noch 'stylen'.« Er zwinkerte dem Mädchen verschwörerisch zu, und Sakura kicherte. Sie rieb sich die Hände und trat ein paar Schritte in das große Foyer. Aus dem ersten Stock, in den Itachi jetzt über die ausladende Treppe verschwand, hörte sie laute, belustigte Stimmen. Klang so, als hätte Itachi seine Freunde für Silvester hierher eingeladen. »Hey, Sasuke, mach hinne, Sakura wartet«, brüllte Itachi, mittlerweile außer Sicht- aber nicht Hörweite von Sakura, durch den Flur. Mehrstimmiges Gekicher ertönte, und Sakura wurde unwillkürlich rot, weil sie soetwas aufschnappte wie »Sasus kleine Freundin«. Kaum drei Minuten Später stampfte ein etwas angefressen wirkender Sasuke mit Sporttasche die Treppe herunter. Weder er noch Sakura bemerkten, dass Itachis Freund Sasori unter dem stummen Gelächter der anderen Jungen am oberen Absatz positionierte, unter dem Sakura stand. Umsichtig zupfte er eines der grünen Girlandenstücke vom Geländer und ließ es an einer der dünnen Schnüre baumelnd nach unten, bis es knapp einen Meter über Sakuras Kopf schweben blieb. Sasuke, mit den Gedanken wo anders, hatte es ebensowenig bemerkt wie Sakura, die ihn jetzt lieb anlächelte, und somit sein Herz aus dem Takt brachte. Aus dem Augenwinkel nahm er dann aber doch das leicht schaukelnde Grünzeug wahr, und mit peinlichem, wütendem Schrecken erkannte er das Dekorationsstück. Seine Mutter hatte ja unbedingt auf den Mistelzweigen bestanden. Oooh, Itachi und seine Freunde würden so dermaßen eine Abreibung bekommen – er konnte nur hoffen, dass Sakura nicht hoch sah. »Komm jetzt«, meckerte er, schnappte ihre Hand und zog sie aus dem Haus. Noch bevor die Haustür zuschlug, konnten beide das Gelächter der schon etwas angetrunkenen älteren Jungen hören. Sakura, die dachte, es wäre, weil Sasuke immer noch ihre Hand hielt, errötete erneut. Als das Auto von Kizashi Haruno in Sicht kam, ließ Sasuke sie los, stampfte durch den Schnee und schmiss erst seine Tasche in den Kofferraum, bevor er seine Wut und seine Wangenröte wieder genug unter Kontrolle hatte, um den Vater seiner, äh… Besten Freundin ordentlich zu begrüßen. Etwa zeitgleich parkte Kushina am Straßenrand vor dem Hyuuga-Anwesen. Ihr Sohn, sowie seine beiden Freunde Ino und Shikamaru stiegen aus und schulterten ihre Taschen, die mit Übernachtungsutensilien nur so voll gestopft waren. Shikamaru trug sogar zwei. Unnötig zu erwähnen, dass eine davon (die pinke), nicht ihm gehörte. Aber er wusste genau, dass Meckern nur alles noch schlimmer machen würde. Am Ende hätte er dann drei Taschen zu tragen. Ne, lieber nicht… »Ich komme noch kurz mit rein, Hiashi begrüßen«, erklärte Kushina, und folgte den drei Jugendlichen, die jetzt das Haupttor ansteuerten. Naruto warf ihr einen schalen Blick zu, aber sie lächelten nur. Naja, sollten die Erwachsenen das mal unter sich klären. »Ah, da ist er ja schon! Hiashi, alte Socke, was macht der Ischias?« Naruto schlug sich gequält die Hand vors Gesicht, als sich das Tor öffnete, und seine Mutter breit grinsend Hinatas Vater begrüßte, der nun einen etwas säuerlichen Gesichtsausdruck annahm. »Kushina-san«, sagte er kühl, und ließ die Besucher eintreten. Ino versuchte ihr Grinsen zu verstecken und neigte schnell respektvoll den Kopf, bevor sie gerade noch ohne Kichern herausbrachte: »Ich geh' dann schon mal zu Hinata!« Shikamaru murmelte irgendwas über anstrengende Frauen und richtete den Blick in die Wolken. Na, dann guten Rutsch und so… Was so eine heiße Dusche für Wunder tun konnte… Neji hatte einen Plan. Einen unausgereiften, aber ein unausgereifter Plan was besser als gar keiner. Schritt Eins (auf dem er bis jetzt kläglich versagt hatte): Sich Tenten gegenüber so wie immer benehmen. Schritt Zwei: Irgendwie herausfinden, ob sie ihn auch 'mehr' mochte, als nur freundschaftlich (an dieser Stelle hakte es besonders!). Schritt drei… gab es noch nicht. Wie gesagt, ein unausgereifter Plan. Er entspannte sich etwas, als Shikamaru und Naruto eintrafen, und in seiner eigenen Nervosität bemerkte er nicht, dass Naruto ihm hin und wieder besorgte Blicke zuwarf – nicht, weil ihm Nejis Nervosität aufgefallen war, sondern weil er sich fragte, was sein langjähriger Freund dazu sagen würde, dass er mit seiner Cousine ausgehen wollte. Shikamaru war kurz davor, mit dem Kopf die nächste Zimmerwand einzuschlagen. Keine Ahnung, was mit den beiden Kerlen los war, aber normal war das nicht. Hoffentlich kamen Sasuke und Sai (und damit auch Temari!) bald. Das war ja nicht zum aushalten hier… Ein Blick von Sai hatte gereicht, und Temari hatte alle besorgten Kommentare heruntergeschluckt, als er mit Krücken und eingegipstem Bein auf sie zugehumpelt kam. Seinen Rucksack hatte er auf dem Rücken, und mit zitternden Fingern nahm Temari ihm ihn ab, um ihn in den Kofferraum zu legen. Kurz darauf folgten die Krücken. »Oje«, machte Karura besorgt, als Sai sich auf der Rückbank des Wagens niedergelassen hatte, »was hast du denn angestellt?« »Die Glätte von über Nacht entstehendem Eis auf Steinstufen unterschätzt«, sagte Sai mit seinem üblichen schmallippigen Grinsen. Nur wer ihn genau kannte sah, dass es gestellt wirkte. Temari wandte den Blick ab und biss sich ärgerlich auf die Lippe. In solchen Momenten fühlte sie sich einfach hilflos. Sai hatte sie und Sasuke damals schwören lassen, mit niemandem darüber zu reden, aber es fühlte sich einfach so falsch an… Die Fahrt verlief schweigend, bis Karura die beiden Teenager vor dem Hyuuga-Anwesen aussteigen ließ und sich verabschiedete. Nicht, ohne Sai noch gute Besserung zu wünschen. Kushina Uzumaki verließ das Grundstück gerade, und nickte der ihr weitläufig bekannten Frau mit einem Lächeln zu, welches Karura erwiderte. Sai humpelte mit seinem Gips voran, und Temari hatte stillschweigend seinen Rucksack aufgesetzt, bevor er danach hatte greifen können. Er hatte nicht protestiert. »Hör auf damit«, presste er schließlich durch die Zähne, als sie alleine waren und durch den Vorgarten schritten. »Womit?«, murmelte sie. »Mich so anzusehen. Man könnte den Eindruck bekommen, du hättest mir das Bein gebrochen.« Erschrocken sah sie auf, weil sie in seiner Stimme etwas bestimmtes wahrgenommen hatte. Einen kleinen Funken Wahrheit. »Hat er-« »Temari«, bemühte sich Sai gefasst. »Es ist alles in Ordnung, verstanden?« Sie kam nicht dazu, etwas zu erwidern, weil in diesem Moment eine Angestellte die Tür zur Eingangshalle öffnete, in der Ino gerade lautstark Tenten, Sakura und Hinata herumkommandierte. Sie hatte halt ihre eigenen Vorstellungen davon, wie eine Party auszusehen hatte. Bei Sais Anblick verstummte sie jedoch sofort, und auch Sakura, die gerade zu einer motzigen Erwiderung angesetzt hatte, blieb stumm. »Du hast gesagt, er ist krank!«, entschlüpfte es Ino dann anklagend in Temaris Richtung, welche unsicher das Gesicht verzog. »Bin ich ja auch«, erklärte Sai mit einem Lächeln, das tatsächlich nicht gestellt wirkte. Als Ino besorgt auf ihn zukam, nahm es sogar einen ehrlich glücklichen Zug an. »Am besten gehst du gleich in den Partyraum, dann musst du nicht die Treppen hoch zu Nejis Zimmer«, sagte sie sanft, und wandte sich dann halb um, sagte (wieder im Befehlston): »Teni – hol die Jungs runter, sie können ihm Gesellschaft leisten!« Mit pochendem Herzen – warum genau konnte sie selbst nicht sagen – klopfte Tenten an Nejis Zimmertür, hinter der sie leise Stimmen vernahm. Daher öffnete sie die Tür auch, ohne eine Antwort abzuwarten. »Uhm, hey. Tema und Sai sind da, Ino wi- möchte, dass ihr runter kommt.« »Verdammte Sklaventreiberin«, murrte Shikamaru leise, der es sich auf dem Boden vor Nejis Bett bequem gemacht hatte, und sich jetzt mühsam erhob. Sasuke wirkte richtiggehend genervt und warf Tenten einen abschätzigen Blick zu, den diese Gott sei Dank nicht bemerkte. Das hätte sie nur noch mehr verunsichert. Nejis undefinierbaren Gesichtsausdruck hingegen nahm sie sehr wohl war. Wie üblich aufgedreht (und immer noch nervös) wuselte Naruto an Tenten vorbei in Richtung Treppe. Shikamaru und Sasuke, die sich beide still darüber einig waren, das ihre Freunde mit irgendwas beschäftigt waren (in Nejis Fall lag die Sache auf der Hand – Sasuke hatte sein Verhalten im Schwimmbad nicht vergessen), folgten ihm. Zurück blieb Neji, der es einfach nicht schaffte, Tenten normal anzusehen, sondern ohne einen weiteren Blick in ihre Richtung an ihr vorbeirauschte. Man konnte genau erkennen, wie sie ein Stück in sich zusammensackte. Nur leider sah es niemand mehr, da sie als letzte die Treppe betrat. Wenn sie heute Abend noch irgendwie gute Laune haben wollte, dann musste sie ganz schnell was unternehmen. Zu ihrer Rettung nahte - ganz unwissentlich - Hinata, die mit einem schüchternen Lächeln zwei Flaschen Wein auf den Esstisch im Partyraum stellte. Dass nur noch ein leerer Platz neben Neji geblieben war, der sie immer noch nicht ansah, ließ Tenten all ihre Vorsätze über Bord werfen. Die neuen 'guten' galten ja eh erst am Mitternacht. Und bis dahin war noch genug Zeit, sich volllaufen zu lassen. »Gibst du mir auch ein Glas?« Endlich brachte es Neji über sich, seine beste Freundin anzusehen, als diese von seiner Cousine einen Plastikbecher mit roter Flüssigkeit gereicht bekam. Nur war sein Blick verurteilend, weil sie doch mittlerweile wissen sollte, wie stark sie auf Alkohol reagierte – was wiederum Tenten dazu veranlasste, das fruchtige Getränk herunterzustürzen. Wenn der Abend vorbei war, würde sie Neji zur Rede stellen müssen, soviel war klar. Aber jetzt alles noch mehr verderben? Eher nicht. »Nachschenken!«, quiekte sie mit einem Grinsen, und spürte schon, wie ihre trüben Gedanken schwanden. Genau das richtige für heute Abend. Dezember - fünfte Woche (Teil 5) -------------------------------- »Das ist kein Wasser, Tenten«, knirschte Neji, aber Ino winkte lachend ab, während sie Tenten nachschüttete. Hinata warf einen unsicheren Blick zwischen Neji und Tenten hin und her, die beide so wirkten, als wollten sie sich nicht ansehen. Hatten sie sich gestritten? Und dann war da noch Naruto, der ihren Blicken auswich. Wie gut, dass Ino erst mal ein paar Spiele eingeplant hatte, bei denen sich alle irgendwie beteiligen konnten. Gegen halb zwölf schließlich wurde es etwas hektischer, und es dauerte eine Weile, bis alle draußen im Garten versammelt waren, Feuerwerkskörper und Raketen und kleinere Kracher zwischen allen verteilt. Nachdem Hiashi am Vortag seiner Tochter und seinem Neffen das Versprechen abgerungen hatte, den ganzen Müll zu beseitigen, hatte er eingewilligt, dass in seinem geliebten, gepflegten Garten auch etwas geknallert werden dürfte. Mit Sekt bewaffnet trat Ino als letzte zu der Gruppe und reichte das Tablett herum. »Auf ein spannendes, ereignisreiches und ganz allgemein tolles neues Jahr!«, prostete sie ihren Freunden zu, als der im Zimmer stehende Fernseher anfing den Count-Down herunter zu zählen. Zustimmendes Murmeln, Lächeln auf den Gesichtern ihrer Freunde. Neji sah hinüber zu Tenten, die sich neben Temari und Sakura platziert hatte. Als ob sie seinen Blick gespürt hätte, sah sie auf. Unsicher, und trotz des Alkohols, der sie etwas lockerer gemacht hatte, verletzt. Er wollte sich auf die Zunge beißen, sich in den eigenen Arsch treten dafür, dass er sie unglücklich gemacht hatte. Um das Hyuuga-Anwesen herum explodierten Feuerwerkskörper, und natürlich war Naruto mit brennendem Eifer dabei, seine Ration schnellstmöglich zu verballern. Sakura und Sasuke steckten ihm unauffällig das meiste von ihrem zu, denn beide hatten eigentlich wenig Spaß an Feuerwerken, und so war der Blondschopf eine ganze Weile beschäftigt. Mit einem scheuen Lächeln reichte auch Hinata ihm ein paar ihrer Knaller, und wurde dafür mit einem strahlenden Grinsen belohnt. »Cool, danke!« Sie errötete, und Naruto musste schwer schlucken. Warum war sie auch nur so verdammt süß?! »Uhm, ich… kann ich dich wohl gleich mal unter vier Augen sprechen?«, tastete er sich ungeschickt vor, und Hinatas Augen wurden groß. »S-Sicher.« Er lächelte vage zurück, wurde dann aber von Sai abgelenkt, der ebenfalls mit Knallern beschäftigt gewesen war. Ein Glück, denn aus potenziell peinlichen Situationen heraus zu finden war nicht seine Stärke. Unbeachtet von den anderen hatte Neji sich nervös seinem Ziel genähert und stand jetzt halb hinter Tenten, die ihn noch nicht bemerkt hatte. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter, und sie zuckte zusammen, drehte sich, ein leeres Sektglas in der Hand, zu ihm um. »Frohes neues Jahr«, würgte Neji an dem Frosch in seinem Hals vorbei. Tenten starrte ihn einen Moment an, dann hob sie unsicher die Hände und umarmte ihn einfach. »Das wünsche ich dir auch, Neji«, murmelte sie, und seufzte glücklich, als sie die starken Arme ihres besten Freundes um sich spürte, der sie jetzt ebenfalls an sich zog. Sie hatte ihm schon vergeben, was auch immer er für ein Problem gehabt hatte, auch wenn sie es wohl nicht so schnell vergessen würde. Neji drückte noch einmal feste zu, bevor er die Umarmung löste, und Tenten zaghaft anlächelte. Sie grinste zurück, beflügelt vom Alkohol. »Frohes Neues!«, blökte Naruto aufgedreht und schlang die Arme um Neji und Tenten, die so von ihm gesandwicht nocheinmal gegeneinander gepresst wurden. Nachdem sich auch die letzten untereinander ein frohes neues Jahr gewünscht hatten, und Naruto alles, was in irgendeiner Form explodieren konnte, in den Himmel geschossen hatte, beschloss die kleine Gruppe, wieder in das warme Zimmer zurückzukehren. Ino schälte sich aus ihrer Winterjacke, während Temari mit verschränkten Armen fröstelnd und noch in ihre dicke Daunenjacke gewickelt am Tisch platz nahm. »Sagt mal«, fragte Tenten, deren Laune sich jetzt auch ohne Alkohol deutlich gebessert hatte (trotzdem ließ sie sich von Ino bereitwillig nachschenken – es schmeckte einfach so gut!), als sie sich wieder auf ihren Platz neben Neji setzte. »Was ich mich schon lange frage: Wie habt ihr euch eigentlich alle kennengelernt? Also, dass Sasuke, Naruto und Saku schon im Sandkasten gespielt haben, und Ino und Shika mehr sowas wie Geschwister sind, weiß ich wohl… aber sonst?« »Das hat sich irgendwie so ergeben, denke ich«, erklärte Ino nachdenklich, und leerte die Weinflasche in Tentens Becher, die sofort daran nippte. Neji, der den gerade wiedergewonnenen Frieden nicht riskieren wollte, sagte nichts. »Im Grunde genommen habe ich mich irgendwann in der Grundschule mit Saku angefreundet, dadurch waren wir dann schon mal eine Fünfer-Clique…« »Neji und Hinata kannte ich ja schon durch diverse Geschäftsessen, und der Dobe schafft es sowieso immer, irgendwen anzuschleppen. Hat er also nicht nur bei Neji, sondern dann auch bei Temari getan, als sie hergezogen und in seine Klasse gekommen ist«, erklärte Sasuke ruhig, und Temari nickte lächelnd. »Er ist wie eine Naturgewalt, du kannst dich quasi gar nicht wehren.« Sie hing in Gedanken nach, wie Kankuro, der in eine andere Klasse gesetzt worden war, in der Mensa auf sie gewartet hatte und wie selbstverständlich auch einfach mitgezogen worden war. Naja, das Thema hatte sich dann ja wenige Monate später erledigt gehabt… »Und was ist mit Sai?«, fragte Hinata leise, die ebenfalls interessiert gelauscht hatte, und sah zu dem schwarzhaarigen, der sie schmallippig anlächelte. »Der war tatsächlich einfach so dreist sich einfach in der Mittagspause zu uns zu setzen. Nach zwei Wochen, in denen er nur miese Witze gebracht hat, war er irgendwie voll eingebunden.« Naruto wackelte mit den Augenbrauen und grinste. Sai lachte leise vor sich hin. »Was ist so lustig?« »Ein mieser Witz«, erklärte er lächelnd. Stirnrunzelnd wechselten die anderen ein paar Blicke, aber Sai sagt nichts weiter. Nie im Leben würde er zugeben, dass er sich ursprünglich nur zu der lauten und skurrilen Gruppe dazu gesetzt hatte, um ein paar nicht ganz so nette Karikaturen anzufertigen. Weil er sie aber nach und nach doch irgendwie lieb gewonnen hatte, waren die sieben angefertigten Skizzen die einzigen seiner Kunstwerke, die er jemals vernichtet hatte. Naruto wartete geflissentlich ab, bis alle seine Freunde noch tiefer in ihren Gesprächen versunken waren, was um etwas halb zwei der Fall war, bevor er Hinata einen bedeutsamen Blick zuwarf. Erst beim dritten Mal schnappte sie ihn auch wirklich auf, lief aber dann sofort knallrot an. Als Naruto sich still erhob – die anderen beachteten ihn nicht – wartete sie noch einen Moment, in dem Tenten und Ino sie zutexteten, bevor sie leise hauchte: »Ich muss kurz auf Toilette.« Auf der Terrasse, direkt vor der Tür wartete Naruto und grinste sie an. Hinata schluckte schwer. Was er nur von ihr wollte? Sie schob die Tür hinter sich zu, achtete aber nicht darauf, dass diese auch geschlossen war. Ihr Gegenüber holte tief Luft, und kam ohne Umschweife zu dem Punkt, der ihn schon seit so langem beschäftigte. »Ich habe Neji versprochen, dass ich nie wieder etwas tun werde, was du nicht willst«, sagte er, und Hinata nickte schüchtern, unsicher, worauf er hinaus wollte. Naruto trat einen Schritt näher. »Ich habe nur nie gesagt, dass ich nicht fragen werde.« Ein halb trauriges, halb nervöses Lächeln umspielte seine Lippen, und Hinata hatte Mühe, ihren zitternden Atem zu beruhigen. Er war ihr so nah- »Also sag mir, darf ich dich jetzt küssen?« Die Welt hätte in diesem Moment untergehen können, Hinata wäre es egal gewesen. Sie konnte nichts anderes tun, als Naruto verblüfft, überrascht, vollkommen verdattert anzusehen. Einen Augenblick später meldeten sich brennend ihre Lungen, die sie darauf aufmerksam machten, dass die Sauerstoffzufuhr irgendwie abgeschnitten war. Hinata schnappte nach Luft und lief im gleichen Atemzug so knallrot an, wie schon lange nicht mehr. Naruto grinste sie lieb an. »Ist schon gut, du musst mir nicht antworten. Ich wollte nur… dass du weißt, dass ich dich mag. Dass ich mehr als nur ein Freund für dich sein möchte, Hinata.« Seine Stimme war so unglaublich sanft, liebevoll- warum küsste er sie nicht endlich? Doch Naruto lächelte immer noch, und trat dann einen Schritt zurück, sah sie unverwandt an. »Ich mag dich wirklich, Hinata.« Dann drehte er sich um, immer noch lächelnd, aber mit schwerem Herzen. Okay, vielleicht hatte er sie ein bisschen zu sehr überrumpelt. Aber er war sich sicher, dass sie ihn auch mochte. Hoffentlich war es genug. Und plötzlich vernahm er ihre unendlich leise, wackelige Stimme. »Küss mich.« Er wirbelte herum, starrte sie an. »Was?«, krächzte er. Sie sah ihn an, krebsrot im Gesicht, aber mit einer unglaublichen Sehnsucht im Blick. »Küss mich«, wiederholte sie atemlos. Na, das würde er sich nicht drei Mal sagen lassen. Sofort war er wieder bei ihr, ließ sich von ihren Augen gefangen nehmen, während er langsam die Hand hob und ihre Wange streichelte. Noch langsamer senkte er schließlich den Kopf, die Lider nur noch halb geöffnet, ihren gehetzten Atem auf seinen Lippen spürend. »Hinata«, hauchte er, und sie wimmerte leise, kam ihm mit blindem Eifer entgegen, und Naruto stöhnte erleichtert, zum platzen glücklich auf, als ihr weicher Mund den seinen fand. Das hier war sowasvon besser als Ramen. Sakura kicherte etwas angeschwipst über Temaris Versuch, eine Flasche Wasser zu öffnen, die offensichtlich zu fest zugeschraubt worden war. Missmutig reichte die Blondine schließlich die Flasche an Neji neben ihr weiter, der mit einer Handumdrehung schaffte, woran sie sich verzweifelt abgemüht hatte. Neben sich spürte Sakura, wie Sasuke vor stummem Lachen zitterte. Temari warf einen wütenden Blick zu Neji, und riss ihm die Flasche wieder aus der Hand, was jetzt auch die anderen zum lachen brachte. So wohl wie jetzt hatte Sakura sich schon lange nicht gefühlt. Sie ließ den Blick über ihre Freunde schweifen, über Tenten, die sich vor Lachen den Bauch hielt, und stellte fest, dass sie weder Naruto noch Hinata entdecken konnte. Verwundert runzelte sie die Stirn und sah zur Spaltbreit offenen Verandatür. Dann schnappte sie halb entsetzt, halb geschockt nach Luft, packte mit der linken Hand Sasukes Bein, um sich irgendwie zu versichern, dass sie nicht träumte. Ihr Mund stand sperrangelweit offen, und Sasuke, dessen Bein sie relativ weit oben gepackt hatte, starrte sie erst mit leicht roten Wangen an, bevor er ihrem Blick folgte, und sein Gesicht sich zu purem Unglauben wandelte. »Was macht der Dobe da?!«, entschlüpfte es ihm, und damit zog er die ganze Aufmerksamkeit seiner Freunde auf sich. Tenten kicherte immer noch, die Wangen minimal gerötet, und brauchte einen Moment, um die plötzliche Mordlust neben sich wahr zu nehmen, als Neji sich umgedreht und Naruto erspäht hatte. Mit seiner Cousine. Eng umschlungen. Neji hatte sich schon halb erhoben, ein wütendes Knurren auf den Lippen, welches jedoch in Tentens hektischem Versuch unterging, ihn zu Boden zu tackeln. »Nein!«, quiekte sie, während der Rest ihrer Freunde ziemlich perplex zwischen dem Pärchen draußen und dem sich windenden Knäuel drinnen hin und her sah. Ino war die Erste, die anfing bis über beide Backen zu grinsen, und einen schrillen Pfiff ausstieß, der auch draußen zu vernehmen war. Naruto und Hinata lösten sich voneinander, beide etwas atemlos, und mit sichtlich geröteten Wangen. »NARUTO!«, bellte Neji, der es immer noch nicht geschafft hatte, sich aus Tentens Klammergriff zu befreien, was daran liegen könnte, dass Temari mit einem diabolischen Grinsen nachhalf. »WAS denn?! Ich habe sie vorher gefragt!« Bei diesen Worten lief Hinata, die immer noch in seinen Armen lag, noch dunkler an. »Also, für mich sieht es ja nicht so aus, als hätte Hinata was dagegen gehabt…«, stellte Shikamaru gelangweilt fest, und angelte sich noch eines der Partybrötchen aus dem Brotkorb. Naruto nahm Hinatas Hand, und beide traten wieder zu ihren Freunden in den Raum, dabei immer wieder einen nervösen Blick auf Neji werfend, der zumindest Naruto hasserfüllt anstarrte. Hatte er ihm nicht vertraut? Und dieser Arsch nutzte das aus, kompromittierte seine unschuldige kleine Cousine? Ein Mädchen, das wie eine Schwester für ihn war! Und Tenten war offensichtlich auf Narutos Seite! Es versetze ihm einen eiskalten Stich. »Und damit ham wir dann en'lich das erste Pärchen im Freundeskreis«, sagte da Tenten glücklich lallend, obwohl sie immer noch damit beschäftigt war, Neji in Schach zu halten. Temari schnaubte leise und zog somit Inos Aufmerksamkeit auf sich. Sie sah von Temari zu Shikamaru, der mit der Hand, auf die er seinen Kopf stützte, ein Lächeln zu verbergen versuchte. Naruto, der ein großer Star Wars Fan war, ging durch den Kopf, dass Ino eine wunderbare Darth Vader Imitation hinbekam mit der Art, wie sie jetzt scharf und zischend Luft holte. Der ganze Tisch fror ein, als sie ihre Stimme wieder fand. Januar - erste Woche (Teil 1) ----------------------------- »DAS IST NICHT EUER ERNST! SEIT WANN?!« Irritiert starrte die Hälfte des Tisches sie an, minus Shikamaru, Temari und Sai, die krampfhaft versuchten Inos Blick auszuweichen. Natürlich fiel Ino das auf. »SAI! DU WUSSTEST DAS?!« »Erklärt mir mal jemand, worum es geht?«, wagte es Naruto nachzufragen. Er hatte den Themenwechsel irgendwie nicht so ganz mitbekommen, und wenn er so in die Runde sah, war er da nicht der einzige. »WIE. LANGE. LÄUFT. DAS. SCHON?!«, kreischte Ino und bei jedem Wort schleuderte sie ein Brötchen auf Shikamaru, der die Hände schützend erhoben hatte. »Aua! Ino du Furie, hör auf damit!« »ICH MACHE MICH HIER ZUM AFFEN FÜR EUCH - WEIL ICH NUR DAS BESTE WILL UND IHR MACHT HINTER MEINEM RÜCKEN RUM WÄHREND ICH MIR SORGEN UM EUCH MACHE!« »Mit wem macht Shika rum?« Niemand schien Naruto zu hören, denn Ino kreischte weiter. »IHR ARSCHKEKSE!« Sakura kicherte bei dem Wort, verstummte aber sofort, als Inos mörderischer Blick auf ihr landete. »Gott, Ino, jetzt beruhig' dich mal«, murrte Temari, die die Arme verschränkt hatte. »ICH SOLL MICH BERUHIGEN?! ER IST MEIN BESTER FREUND! ICH ERZÄHLE IHM AUCH ALLES!« »Wir haben nichts gesagt, weil wir wussten, dass du uns niemals in Ruhe lassen würdest«, versuchte Shikamaru zu erklären. »Und so lange zu warten, dass sie ausrastet war da die bessere Idee?«, hakte Sasuke sarkastisch nach, der als einer der ersten verstanden hatte, worum es hier ging. »Damals dachten wir das, jetzt bin ich mir nicht so sicher.« »Oh mein Gott!«, kreischte jetzt auch Sakura los. »Ihr seid zusammen?!« Sie deutete hektisch zwischen Shikamaru und Temari hin und her. »Seit Ende der Herbstferien«, sagte Temari, die froh war, auch mal ein Wort dazwischen zu bekommen. »DAS SIND ZWEI MONATE IHR WICHSER!« »Uuh, Ino, Schimpfworte?«, fragte Sai leise. »DU SEI MAL GANZ RUHIG – WOHER WUSSTEST DU ES?! UND WIE LANGE?!« »Seit, uhm… Mitte November… ich hab die beiden zusammen gesehen…« »Ist sein Invaliden-Bonus schon abgelaufen?«, warf Naruto leise in die Runde, und wurde abermals ignoriert. »UND DU HAST MIR NICHTS ERZÄHLT?!« Sakura wandte sich jetzt lächelnd an Temari und sagte: »Herzlichen Glückwunsch.« »Danke«, kam es nur knapp zurück, aber immerhin mit der Andeutung eines Lächelns. Auch Tenten und Hinata strahlten Temari an. Naruto klopfte Shikamaru auf den Rücken. »Ich musste es versprechen…«, gab Sai kleinlaut zu. »ICH HASSE EUCH ALLE!«, brüllte Ino jetzt und schleuderte die letzten beiden Brötchen auf Shikamaru, bevor sie aus dem Raum flüchtete und dabei vor Wut fast dampfte. »Okay… irgendwer sollte ihr wohl hinterher«, sagte Sakura leise. »Meldest du dich freiwillig?«, fragte Shikamaru träge. »Hey, du und Temari, ihr habt den Mist verzapft. Also kannst du dich jetzt auch darum kümmern!« »Ach, wie sich alle drum reißen«, sagte Tenten und stand leicht torkelnd auf, nachdem sie sich versichert hatte, dass Neji keine akuten Mordgedanken mehr gegen Naruto hegte. Und wenn, würden die Anderen ihn hoffentlich zurückhalten. »Vielleicht isses besser, wenn ich das mach', auf mich is sie schließlich nich sauer.« »Ino?«, fragte Tenten zaghaft, als sie ihre Freundin im Dunkeln auf einer der Terrassen sitzen sah. Die Beine baumelten herunter und sie hatte den Kopf eingezogen. Tenten vernahm ein unterdrücktes Schluchzen und beeilte sich, neben Ino platz zu nehmen. Ihre Freundin lehnte sich sofort an sie. »Hey, 's wird alles gut«, versuchte Tenten Ino zu beruhigen. Leider hatte sie keine Ahnung, was genau Ino an der Situation jetzt so aufregte, deswegen musste sie darauf warten, dass die Blondine von selbst anfing zu reden. Es dauerte nur wenige Minuten, bis Ino ihr den Gefallen tat. »Die beiden sind solche Arschlöcher!«, wetterte sie unter Tränen. »Ich habe doch wirklich alles getan, alles gegeben, damit die beiden endlich zusammenkommen! Ich bin hin und her, habe mit beiden abwechselnd geredet und immer zugesehen, dass es in den richtigen Bahnen verläuft – und dann erzählen sie es mir nicht mal?! Weißt du, ich würde Shika mein Leben anvertrauen! Aber er erzählt mir nicht mal so eine Kleinigkeit? Wie viel Wert kann da unsere Freundschaft haben?« Tenten hatte den Arm um Ino gelegt und streichelte ihren Rücken. »Das ham die beiden bestimmt nich bös gemeint. Wahrscheinlich dachten sie, du würdest sie dauernd damit aufziehen, dass du sie verkuppelt has', weil sie es alleine nicht auf die Reihe gekriegt ham…« »Natürlich hätte ich das gemacht! Das wäre mein gutes Recht gewesen! Ich hätte doch die Allererste sein müssen, die sich für die beiden freut! Die Allererste, die sagt: Ich hab's euch doch gesagt!« Tenten wartete und schwieg. Schließlich sagte Ino leise: »Sind meine Kuppeleien wirklich so unerträglich?« »Also… ich bekomme ganz ehrlich nich viel davon mit. Ich hatte gedacht, es wird offensichtlicher, nachdem du das so groß angekündigt hattst…« Ino starrte sie jetzt an. »Soll das heißen-?« »Soll das was heißn?« »Nichts.« »Ino…« Tenten war zwar etwas betrunken, aber noch lange nicht weggetreten. Und sie würde jetzt nicht klein bei geben. Irgendwas an Inos Stimme ließ sie Schlimmes vermuten. Ihre Freundin lächelte unschuldig, was mit der verschmierten Mascara im Gesicht etwas komisch aussah. Tenten kniff die Augen zusammen. »Wenn du Shika und Tema eigentlich mehr in Ruhe gelassn hast und Naruto und Hina nicht verkuppeln wolltes, wer außer Sasuke und Sakuraaa… - Nein!« Mit schreckgeweiteten Augen starrte Tenten Ino an. »Mit wem?« Warum fragte sie eigentlich? Die Antwort war doch offensichtlich. »Mit… Neji?« Ino grinste entschuldigend und kicherte dann, als Tenten rot anlief. »Um Gottes Willn! Bitte lass das – wir sin' nur Freunde!« Und vielleicht noch nicht einmal das, wenn sie so an sein Verhalten heute Abend dachte… Aber gut, Schwamm drüber, sie hatten sich ja wieder vertragen. Vorerst. »Na, da du offensichtlich eh nichts bemerkt hast…« »Oh, ich warne dich! Ab jetzt werd' ich aufpassn! Wie komms du denn auf diese stumpfsinnige Idee?« Ino hob eine Augenbraue. »War nur so ein Gefühl«, sagte sie ausweichend. »Ihr… seid viel zusammen.« »Wie gesagt – wir sind nur Freunde.« Vielleicht. Ein Teil von Tenten dachte unwillkürlich an Amaya, die mehr oder weniger hatte durchblicken lassen, dass sie Interesse an Neji hatte. Oh Gott, wenn sie mitbekommen würde, dass eine von Tentens engsten Freundinnen annahm, dass Tenten und Neji- »Okay.« Ino schaffte es meisterlich, den ungläubigen Unterton aus ihrer Stimme zu verbannen, und riss Tenten damit aus ihren Gedanken. »Ich vermute, du has' das alleine durchgezogn? Die anderen hättn dir bestimmt gesagt, dass du da zu viel rein interpretierst«, sagte Tenten, immer noch verwirrt und auch etwas beschämt. Sie und Neji? Niemals. Ino betrachtete Tenten stirnrunzelnd. Nein, sie würde sich hüten, jetzt zu sagen, dass sowohl Sakura, als auch Hinata, Temari und Shikamaru der unzweifelhaften Meinung waren, dass Neji und Tenten ein fabelhaftes Pärchen abgeben würden. Ihre Gedanken schweiften zurück zu Shikamaru und Temari, und Tenten war froh über den folgenden Themenwechsel. »Ich fasse es nicht, dass der Idiot mir nichts gesagt hat. Weißt du, ich habe ihm sogar damals von Shisui erzählt – lange bevor ich mit euch darüber geredet habe!« »Er is'n Mann«, stellte Tenten einfach trocken fest, erneut mit Gedanken an Nejis unerklärliches Verhalten, und ein Lächeln huschte über die Gesichter beider Mädchen. »Hmpf«, machte Ino. »Wolln wir zurück gehn?« »… Du musst mir aber den Weg zeigen. Ich schwöre, das Hyuuga-Anwesen ist ein verflixtes Labyrinth!« Tenten kicherte, und Arm in Arm gingen die beiden zurück zu ihren Freunden. Vor der nicht ganz zugezogenen Tür des Raumes stand Shikamaru mit den Händen in den Hosentaschen und beobachtete, wie die beiden näher kamen. Tenten stupste Ino in die Seite und ließ die beiden dann alleine, die Tür hinter sich verschließend. »Hat sie sich beruhigt?«, fragte Sakura vorsichtig. Tenten nickte. »Hoffentlich reißt sie ihm nicht doch noch den Kopf ab«, kommentierte Temari trocken. »Nah! Dafür mag sie ihn dann doch zu sehr«, grinste Naruto, der Hinata unter Nejis bösen Blicken auf seinen Schoß gezogen hatte. Alle Achtung, dass er sich so zusammenreißen konnte. Tenten ließ sich im Schneidersitz neben ihm nieder, warf ihm einen kurzen Blick zu, bevor sie sich wieder an das Gespräch mit Ino erinnerte, und mit geröteten Wangen wegsah. Oh, klasse. Wenn sie so weiter machte, würden bald alle denken, dass zumindest sie in Neji verknallt war. Ihr bester Freund war immer noch kurz davor zu platzen, und bemerkte Tentens Verhalten gar nicht. Von draußen ertönte schließlich ein »AU! Ino, das tut weh!« - »Das soll auch weh tun, du Arsch!«, bevor die Tür sich wieder öffnete. Shikamaru trat ein, sich den linken Arm mit der rechten Hand reibend. »Oh, Ino, ich glaub' du solltest mal einen Spiegel zu Rate ziehen«, sagte Sakura schnell, die nur einen kurzen Blick auf ihre Freundin geworfen hatte und sie sofort wieder aus dem Raum hinaus führte. Jetzt, da sich die Wogen geglättet hatten, war auch wieder leichter mit ihr umzugehen. Das neue Jahr fing ja ganz wunderbar an. Gerade hatte er sich für sein bescheuertes Verhalten bei Tenten… naja 'entschuldigt', da musste er feststellen, dass sie ihn hintergangen hatte. Und Naruto ebenfalls. Er konnte beileibe nicht feststellen, was ihn schlimmer traf. Der Freund, den er schon seit Jahren kannte, oder das Mädchen… an das er sein Herz verloren hatte. Neji kniff wütend die Augen zusammen und stand schließlich abrupt auf. Er musste jetzt mal für ein paar Minuten alleine sein. Sakura, die von Nejis Wut entweder nichts mitbekommen hatte, oder gänzlich unbeeindruckt war, gähnte herzhaft, und steckte damit Temari und Hinata an, was wiederum Sasuke dazu veranlasste, leicht die Nasenflügel zu blähen, aber heldenhaft ein Gähnen zu unterdrücken. »Leute, ich glaube es ist so langsam Schicht im Schacht«, erklärte Shikamaru träge, und sah Neji hinterher, der sich redlich bemühte, die Tür nicht hinter sich zu zu knallen. Naruto schob die Unterlippe vor, und flüsterte Hinata dann etwas ins Ohr. Sie errötete, aber um ihre Lippen lag ein trauriger Ausdruck, als sie von Narutos Schoß rutschte, damit dieser aufstehen konnte. »Das ist keine gute Idee«, knurrte Sasuke, aber da jetzt alle dabei waren, Platz für die Schlafsäcke zu schaffen, hörte ihn niemand außer Shikamaru, der langsam nickte. Die beiden Jungen tauschten einen Blick, und sahen dann zu Tenten, die kichernd mit dem Reißverschluss ihres Schlafsackes rang. »Sie ist das beste Beruhigungsmittel«, murmelte Sasuke. »Sie ist betrunken«, machte Shikamaru stirnrunzelnd, ging aber trotzdem zu Tenten und tippte ihr auf die Schulter. Ihr Lächeln verschwand sofort, als Shikamaru die ersten Worte gesagt hatte, und sie sah sich besorgt um, nickte dann und wankte Richtung Tür. Gerade als sie diese aufgezogen hatte, hörte sie Nejis angepisstes Fauchen. »Wenn du weißt, was gut für dich ist, Uzumaki, dann verschwindest du jetzt besser!« »Neji!«, meckerte Naruto, der offensichtlich beleidigt war, aber Neji wirbelte herum und ließ ihn einfach stehen. Tenten sah ihm traurig hinterher. »V-Vielleicht sollte ich mit ihm reden?«, flüsterte Hinata, die leise hinter ihre beste Freundin getreten war schüchtern, aber Tenten schüttelte nur den Kopf, was sie etwas schwindeln ließ. »Ou«, machte sie leise, bevor sie sagte: »Ich geh' schon. Geht ihr ruhig schon schlafn, das kann 'ne Weile dauern. Hab' noch ein anderes Hühnchen mit ihm zu rupfen…« Nachdenklich und durchaus bedrückt sahen Naruto und Hinata einer leicht schwankenden Tenten hinterher. Schließlich lugte Ino aus dem Zimmer heraus und fragte: »Habt ihr Wurzeln geschlagen?« Naruto schüttelte den Kopf. »Ob das so gut ist, das Teni ihm jetzt hinterher ist? Ich glaub', sie hatte etwas zu viel Wein heute Abend…« »Jeder Tropfen ist zu viel für sie«, kicherte Ino. »Und sieh's mal so – vielleicht ist sie so aufgeschlossener dafür, Neji mit… anderen Methoden abzulenken.« »Ino!«, quiekte Hinata empört auf und wurde knallrot, aber die Blondine grinste nur. »Kommt ihr jetzt rein, oder verzieht ihr euch auch noch – so in Richtung Hinatas Zimmer?« Naruto widerstand dem Drang, Ino zu schlagen. Das machte man schließlich nur bei Jungs. Aber sie wusste doch genau, dass weder er, noch Hinata sojemand waren. Und das dunkelhaarige Mädchen an seiner Seite wurde noch röter vor Scham. »Na, wenn du dich im Türrahmen so breit machst, kommen wir auch nicht durch«, meckerte er Ino an, die sofort beleidigt ihre Backen aufplusterte. »Soll das heißen, du findest mich fett?!« »Jetzt lass die beiden endlich rein!«, kam es ziemlich genervt von drinnen. »Halt die Fresse, Shika!«, fauchte Ino, und stampfte zurück in den Raum. Naruto und Hinata folgten ihr auf dem Fuße. »Neji?«, fragte Tenten zaghaft, nachdem sich auf ihr Klopfen hin nichts im Zimmer ihres besten Freundes gerührt hatte. Wieder blieb es still. Sie nagte an ihrer Unterlippe. War er vielleicht gar nicht in sein Zimmer gegangen? Oder war er so sauer, dass er sie nicht sehen wollte? Tenten legte die Hand auf die Klinke und drückte sie vorsichtig herunter. »Lass mich in Ruhe«, murmelte Neji, der mit dem Rücken zur Tür am Fenster stand, und nach draußen sah. Diese wenigen Worte allein schmerzten schon. Oh man, er war sauer. Unter anderem auf sie. »Neji…« Tenten sah, wie er eine Hand zur Faust ballte, ansonsten blieb er aber steif stehen. »Könn'n wir wenigstens drüber reden?« »Was gibt es denn da noch zu reden?!«, fauchte er plötzlich, und wirbelte herum. »Du wusstest davon! Du hast Naruto dabei unterstützt, Hinata zu- zu-« »Das habe ich nicht!«, empörte sich Tenten. Okay, also zuerst dieses Thema. Schön. »Ich mein' ich wusste davon, ja, aber Hinata hat mir schon vor Wochen gestandn, dass sie in ihn verliebt ist! Sie hat mich darum gebetn, ihr zu helfn!« Für einen Moment schien Neji ehrlich überrascht, dann wurde sein Gesicht wieder hart. »Das ändert nichts an der Tatsache, dass du mit mir darüber hättest reden sollen!« Tenten zog die Augenbrauen zusammen. »Warum, Neji? Warum hätte ich das tun solln? Sie is meine beste Freundin, sie hat mich darum gebetn, es niemandem zu sagen – was für ein Recht hast du, dich in ihr Leben einzumischn?« »Sie ist wie eine Schwester für mich!« »Und sie liebt dich wie einen Bruder! Aber das heißt doch noch lange nich, dass sie nich ihr eigenes Leben lebt! Sie is keine zehn mehr und muss nich ständig von dir beschützt werdn!« Neji knirschte mit den Zähnen. Tief in seinem Innern wusste er, dass Tenten Recht hatte. »Maan, jetzt bekomm' ich wegen dir Kopfschmerzn!«, meckerte Tenten und riss Neji damit aus seinen Gedanken. »Ich habe dir gesagt, du sollst nicht so viel trinken – am besten gar nichts!« Tenten murmelte etwas unverständliches. Weil sie dabei aber auch die Augen geschlossen hatte, und mit der Hand ihre Schläfe massierte, trat Neji einen Schritt an sie heran. »Alles in Ordnung?«, fragte er, sein Ärger schon fast verschwunden, der Sorge gewichen. »Mir is schwindelig«, wisperte sie, und ließ sich vertrauensvoll nach vorne in seine Arme sinken. Egal, wie er sie behandelt hatte, sie fühlte sich nach wie vor sicher in seiner Nähe, vertraute ihm. Neji schloss die Augen und unterdrückte ein Stöhnen. Granatapfel hing in der Luft, und dass Tenten ihren warmen Körper gegen seinen lehnte, brachte auch die letzte Wut zum verrauchen. Weiber! »Neji…« »Hm?« »Naruto is nett. Er… is auch nett zu Mädchen. Er is nicht so wie Kiba oder andre Kerle. Er is dein Freund. Vertrau ihm.« Er nahm einen zitternden, tiefen Atemzug, die Nase immer noch in ihrem Haar vergraben. Wieso musste er sich in letzter Zeit nur so oft eingestehen, dass er ein Idiot war? »Erzähls du mir, was heut Abend mit dir los war?« »Ten…«, murmelte er, und strich mit der Hand über ihren Rücken. Reiß dich zusammen, Hyuuga! Du kannst nicht sauer auf Naruto sein, und gleichzeitig deine beste Freundin befummeln! Da ist ganz eindeutig klar, wem man nicht vertrauen sollte… »Bitte vergiss heute Abend, okay? Ich schwöre, es wird nicht wieder passieren, aber ich will nicht darüber reden.« Nein, das konnte er nicht. Aber vielleicht gab es etwas anderes, über das er mit ihr reden konnte. Etwas, für das er sich sein Leben lang nicht genug bei ihr bedanken können würde… »Dies- Letztes Jahr… Habe ich erst dem Tod und dann dir in die Augen gesehen«, murmelte Neji. »Deine mag ich bei weitem lieber.« Sein plötzlicher Themenwechsel brachte sie unkontrolliert zu kichern. Gelungene Ablenkung, alle Achtung! »Als ich da gehangen habe- du hast mich angesehen, als wenn du direkt in meine Seele schauen könntest… Du warst mein Schutzengel an dem Tag«, erklärte er leise. Tentens Kichern war verstummt und sie sah ihn aus großen Augen an. Er meinte das Ernst? »Danke, Tenten.« Neji drückte sie fest an sich. Ein kurzer Augenblick des Zögerns – dann erwiderte Tenten die Umarmung, lehnte den Kopf an seine Schulter. »Ich bin nur froh, dass ich schnell genug da war«, murmelte sie mit schwerer Zunge gegen den Stoff seines Hemdes. Nejis Herz pochte unregelmäßig, und er schob Tenten ein Stück von sich weg, ohne die Umarmung zu lösen. Sie sah ihn verwundert, fragend, mit vom Wein geröteten Wangen und verhangenen Augen an, die vollen Lippen einen Spalt breit geöffnet. Zwei Zentimeter. Zwei Zentimeter trennten ihn davon, sie endlich zu schmecken. Er konnte sich genau vorstellen, was dann passieren, wie sie reagieren würde. Sie würde seinen Namen seufzen, ganz leise, würde den Kuss erwidern. Freiwillig. Aber nicht aus freiem Willen. Sie würden zusammen auf das Bett sinken, und er würde sie in die Kissen drücken- Erregung durchzuckte ihn. Oh, sie würde nicht nein sagen, würde ihm heute Nacht keine Fragen stellen und ihm stattdessen all das geben, was er wollte. Aber wollte er das wirklich? Sie war betrunken, viel mehr nachgiebig als willig. Nein. Nein, das war nicht, wonach es ihm verlangte. Ihr leise geflüstertes »Neji?« brachte ihn fast zum stöhnen. Oh Gott, er wollte sie. Hier, jetzt- es wäre falsch. Sie sollte von sich aus auf ihn zukommen, sollte sich genauso in ihn verlieben, wie er sich in sie verliebt hatte, bevor irgendetwas auf körperlicher Ebene ablief. Sie in der Hitze des Momentes mitzureißen würde ihm nicht mehr bringen, als eine Nacht voller Spaß und anschließende peinliche berührte Distanz. Aber er wollte mehr. Und deswegen würde er das hier richtig machen. Neji neigte den Kopf und presste sein Gesicht in die Beuge ihres Nackens, nahm einen weiteren tiefen Atemzug ihres wunderbaren Duftes in sich auf. »Bitte bleib heute Nacht«, murmelte er, und sein Atem kitzelte über ihre sensible Haut. Das war das einzige, was er sich zugestehen würde. Er brauchte ihre Nähe. Als Freundin. Tenten drehte den Kopf, kuschelte sich an Neji. »Natürlich«, wisperte sie, und ihre Arme um seinen Körper verstärkten für einen Moment die Umarmung. »Ich bin immer für dich da, egal was is.« Neji schloss gequält, aber mit einem Lächeln auf den Lippen die Augen. Sie war viel zu gut für ihn. Dann kam die Realisation. Oh Gott, hoffentlich würde sein Körper nicht ausgerechnet heute Nacht aus der Reihe tanzen. Das könnte echt peinlich werden… Januar - erste Woche (Teil 2) ----------------------------- Das erste, was Neji bemerkte, als er gegen Mittag des Neujahrstages wach wurde, war der süße, fruchtige, nicht mehr wegzudenkende Geruch nach Granatapfel. Sein Opium. Blinzelnd öffnete er die Augen, aber noch bevor er klar sehen konnte, spürte er die Wärme, die sich an ihn presste. An seine Brust gelehnt, die Arme um ihn geschlungen, lag Tenten, das Gesicht völlig entspannt im Schlaf – sie war nicht nur sein Schutzengel, sie sah sogar aus wie einer. Nach und nach wurde er sich immer mehr der Position bewusst, in der sie sich befanden, und das machte es ihm schwierig, die Kontrolle zu behalten. Ihre Beine waren ineinander verschränkt, Tenten hatte eine seiner kurzen Schlaf-Shorts an, weswegen er ihre seidig glatten Unterschenkel an seinen spürte. Und seine Hand – seine verfluchte linke Hand – hatte sich unter Tentens Shirt gestohlen, berührte mit den Fingerspitzen den Saum ihres BHs, den sie nicht mehr ausgezogen hatte. Tief ein und aus atmen, Hyuuga. Denk an Horrorfilme, massenhaftes Abschlachten von Hauptcharakteren und was dir sonst noch alles ekliges einfällt! Mit der Präzision eines zutiefst beschämten, fast aus der Pubertät entwachsenen 18-jährigen, der zum ersten Mal mit seinem Schwarm auf Tuchfühlung war, zog er seine Hand zurück, ohne Tenten dabei zu wecken. Naja, fast. Seine Linke befand sich gerade rechtzeitig wieder auf sicherem Territorium, als Tenten anfing, sich zu bewegen. Zuerst packte sie den Teil seines Oberteils, den sie im Schlaf schon zwischen die Finger bekommen hatte, etwas fester. Ein leises Murmeln, während sie sich instinktiv näher an die Wärmequelle bester Freund kuschelte, dann schlugen ihre Lider flatternd auf. »Guten Morgen«, krächzte Neji, um das Schweigen direkt zu brechen. »Morgn«, kam es zerknautscht zurück. »Ham wir uns gestern wieder vertragn?« »… Heute.« »Hm.« Sie schloss die Augen wieder und zog die Bettdecke über ihre Nase. »Haben wir etwa einen Kater?«, fragte Neji amüsiert, und betrachtete sie liebevoll. »Ssssht. Nich so laut…« Er versuchte, sein Lachen zu unterdrücken, aber offensichtlich verriet ihn das Beben seines Brustkorbs. »Neji…«, quengelte sie. »Und auch, wenn dein Selbstbild jetzt einen Knacks bekommt – aber Zähne putzen müsstest du auch dringend mal.« Mit dieser Bemerkung fing er sich einen Schlag gegen die Schultern ein, der aber nicht fest genug gewesen war, um ihm mehr als ein weiteres, unterdrücktes Lachen abzuringen. »Du bis ein schlechter bester Freund.« »Ich könnte dir auch die Decke wegnehmen, und das Fenster und die Vorhänge weit aufreißen-« »Neeeeein! - Au… Ich krieg Kopfschmerzen von meiner Stimme…« »… ich könnte dir aber auch Wasser und Aspirin besorgen…« »Deal«, kam es prompt zurück. Verdammt, sie war einfach so süß… Neji hatte das dumpfe Gefühl, dass er sich gerade noch ein Stück mehr in seine beste Freundin verliebt hatte. Naruto traute seinen Augen kaum, als er mit leicht zerzaustem Haar die Küche im Anwesen der Hyuugas betrat, und dort Neji vorfand, der, ihm den Rücken zudrehend, summend einen Tee zu bereitete. Er räusperte sich todesmutig, und Neji blickte auf. »M-Morgen«, krächzte Naruto. »Morgen«, kam es kühl zurück, und Neji wandte sich wieder dem Tee zu. »Können… wir reden?« »Worüber?«, wollte Neji monoton wissen. »Über, ähm… gestern- heute meine ich. Hinata und ich-« »Es geht mich nichts an, mit wem meine Cousine sich trifft«, sagte Neji, und drehte sich jetzt mit einem Tablett in den Händen um. Seine Miene war hart, aber seine Stimme nicht kälter als normalerweise. »Zumindest solange, wie sie gut behandelt wird. Verstanden?« Das letzte Wort hatte einen drohenden Unterton angeschlagen, und Naruto beeilte sich zu versichern: »Hör mal, ich würde nie-« »Ich will es gar nicht wissen. Aber wenn du ihr weh tust, dann kannst du schon mal dein Testament aufsetzen.« Naruto schluckte trocken, als Neji bei diesen Worten einfach an ihm vorbei ging, und ihn in der Küche stehen ließ. O-okay. Das war jetzt echt besser gelaufen als gedacht. Was zum Teufel hatte Tenten ihm gestern- heute erzählt?! Bewundernswert, welch guten Einfluss sie auf Neji hatte. Und wenn die beiden gar nicht geredet hatten, sondern Neji wegen etwas anderem so glücklich war? - Urgs! Naruto schüttelte sich mit vor Ekel verzogenem Gesicht. Er wollt echt gar nicht wissen, was die beiden so trieben. Ob sie es überhaupt trieben. Bah! Okay, weswegen war er hier? Hunger. Wo war gleich der Kühlschrank? Nachdem Neji Wasser und Aspirin auf seinem Schreibtisch abgestellt hatte, erklärte er Tenten, die sich schon wieder angezogen hatte, dass er den Anderen im Garten aufräumen helfen würde. Er ging einfach mal davon aus, dass wenn Naruto schon wach war, die anderen auch nicht viel länger schlafen würden. Mit Ausnahme von Shikamaru, versteht sich… Tenten dankte dem Himmel, dass er ihr so einen fürsorglichen besten Freund geschenkt hatte. Die Stimmungsschwankungen waren nur fair genug, wenn man danach so lieb umsorgt wurde. Etwa eine halbe Stunde, nachdem Neji gegangen war, fing die Kopfschmerztablette endlich an zu wirken, und Tenten raffte sich auf, nun selbst hinunter in die Küche zu gehen, um sich noch mehr zu trinken zu besorgen. Leise vor sich hin summend spülte sie ihr Glas aus und goss sich dann etwas von dem zitronigen Eistee ein, den Hinata im Kühlschrank gebunkert hatte. Sie bemerkte nicht, dass sie nicht länger alleine war. Erst, als Ino sich amüsiert räusperte, drehte sie sich um. »Na, wo hast du denn deinen Kater gelassen, Teni? Oder hat dir etwas anderes so gute Laune verschafft, dass die Kopfschmerzen unwichtig sind?« Die Blondine wackelte mit den Augenbrauen und grinste. »Was meinst du?«, fragte Tenten irritiert. Worauf spielte ihre Freundin an? »Oh, ich weiß nicht… Könnte es vielleicht was damit zu tun haben, dass du ein komfortables Bett mitsamt attraktivem Zimmergenossen zur Verfügung hattest? Der, wie übrigens nicht nur ich bemerkt habe, heute morgen ausgesprochen gute Laune hat.« Der doppeldeutige Ton war nun nicht mehr zu überhören, und Tenten schnappte nach Luft, während ihre Wangen sich in Sekundenschnelle röteten. »Ino! Das ist nicht- Nein!« »Uh-huu«, machte Ino gedehnt, und grinste wissend. »Nein! Er ist mein bester Freund! - Hast du nie mit Shika in einem Bett geschlafen?« »Nicht mehr, seit ich meine Periode bekommen habe«, erwiderte Ino trocken, und das Grinsen verschwand. »Aber der Punkt geht an dich: Es ist wirklich nie was passiert.« »Siehst du. Also hör auf damit. Sonst erzähle ich Neji, was du für idiotische Ideen hast. Kannst Naruto damit etwas entlasten, wenn sich seine Wut auf euch beide aufteilt.« Ino verzog das Gesicht. Uuh, besser nicht… Neji zum Feind zu haben wäre grausam. Einer der Gründe, warum sie ihn nicht damit aufzog, ob zwischen ihm und Tenten etwas passiert war. Selbiges galt übrigens auch für Sasuke. Der Junge hatte echt gruselige Blicke drauf. 9. Januar - Erster Schultag nach den Ferien Hinata war früh dran. Normalerweise nahmen sie und Neji eine U-Bahn, die etwa fünf Minuten später fuhr, aber heute waren sie beide so zeitig auf den Beinen gewesen, dass sie nicht länger hatten warten wollen. Das hatte nichts damit zu tun, dass die beiden sich auf die Schule freuten, nein. Bei Hinata zumindest war es eher die Tatsache, dass sie mit viel Herzklopfen daran dachte, Naruto heute endlich wieder zu sehen, nachdem es seit Neujahr keinen Kontakt außer unzähligen Textnachrichten gegeben hatte. Sie seufzte leise, glücklich, und betrat beschwingt den Klassenraum. »Hinata!«, rief ihr Karin sofort entgegen, als sie ihrer ansichtig wurde. »Erzähl! Ist Silvester irgendwas passiert?!« Sofort stieg ihr die Hitze in die Wangen. »W-Was?«, hauchte sie. Oh Gott – wusste etwa die ganze Schule davon?! »Na, hat es zwischen Neji und Tenten jetzt endlich gefunkt?«, verlangte da Kin zu wissen. »Nachdem die beiden auf dem Weihnachtsball so ein Hin-und-her veranstaltet haben, und er sie offensichtlich küssen wollte-« »W-was?!«, hustete Hinata überrascht. Also, von einem Fast-Kuss zwischen Neji und Tenten wusste sie aber nichts… »Ja, ich hab's auch genau gesehen – also erzähl schon, sind die beiden betrunken in seinem Zimmer verschwunden, oder so?« »Äh…« Also, wenn sie mal ganz ehrlich war… »Guten Morgen!«, zwitscherte da Tenten, die gerade ins Klassenzimmer trat, und Karin und Kin zogen sofort die Köpfe ein und lächelten unschuldig. »Morgen«, grüßten sie zurück, und Tenten sah lächelnd von den beiden zu Hinata, die immer noch rot im Gesicht war. »Hat Hinata euch schon die tollen Neuigkeiten erzählt?«, fragte sie aufgeregt, und Karin klappte der Mund auf. Ehrlich?! Nein, wie geil! »Sie war grade dabei – erzählt schon!«, strahlte Kin, und schaffte es tatsächlich, nicht zu neugierig zu erscheinen, wie sie sich über ihren Tisch nach vorne beugte, um ja alles mitzukriegen, was Tenten jetzt sagte. »Na, sie ist jetzt mit Naruto zusammen!« »Wa-?« »Mit… Naruto?« Überrumpelter hätten die beiden wirklich nicht aussehen können, hatten sie schließlich ganz andere Neuigkeiten erwartet. Schließlich sickerte aber auch diese Information richtig durch, und Karin strahlte plötzlich. »Aaaah! Ehrlich?! Oh, ich wusste es!«, quietschte sie, und zog Hinata in eine bärenhafte Umarmung. Tenten sah verwirrt zu Kin, die zwar auch grinste, aber mindestens genauso verwirrt war, wie Tenten selbst. »Was habt ihr denn gedacht, was sie erzählen wollte?« »Äh…«, setzte Kin an, unterbrach sich dann aber sofort. »- oh, Iruka-Sensei!« Das war ja mal das beste Timing aller Zeiten hier. Die Mädchen stoben auseinander und hasteten zu ihren Plätzen, während Kankuro schon ein »Steht auf!« kommandierte. Die ganze Klasse begrüßte ihren Lehrer im Chor. Nach der vierten Stunde - Hinata hatte sich in jeder kleinen Pause dazwischen von Karin, Kin und auch Matsuri ausquetschen lassen müssen -, wurde das schwarzhaarige Mädchen von drei kichernden Freundinnen nach draußen flankiert, die alle sehen wollten, wie Naruto mit ihr umging. Tenten war etwas zurückgefallen, weil sie an ihrer Tasche herumnestelte, und Kankuro ergriff die Gelegenheit, sie anzusprechen. »Hey, Tenten!« »Hey… kannst du das mal kurz halten?« Wie selbstverständlich nahm Kankuro zwei Bücher entgegen, und wartete geduldig, bis Tenten ihre Tasche aufgezogen hatte, und die Bücher hinein tun konnte. Er wurde mit einem strahlenden Lächeln belohnt. »Danke dir!« Er konnte einfach nicht anders, als zurück zu lächeln. Sein Herz machte einen kleinen Satz. Umständlich räusperte er sich. »Und, wie waren deine Ferien? Gut ins neue Jahr gerutscht?« »Ja, Silvester war ganz nett. Nur eventuell eeeetwas zu viel Alkohol…« Kankuro lachte leise. »Was hast du diesmal angestellt?« »Was meinst du?« »Du erinnerst dich nicht dran, was du das letzte Mal gemacht hast, als du bei uns zu Hause warst, oder? Sais Geburtstag glaube ich?« Tenten errötete. »Nein«, hauchte sie unsicher. »Keine Sorge, es war nichts schlimmes. Aber du warst dir 'ganz sicher, dass es bei uns ein Badezimmer geben müsste', du wusstest nur nicht wo. Ich hab' dich hingebracht – keine Sekunde zu früh, würde ich sagen…« Ihr Kopf glich nun einer Tomate. »Oh Gott«, stöhnte sie gequält auf. »Du solltest wirklich Abstand von alkoholischen Getränken halten«, erklärte Kankuro. »Und Pralinen. Wahrscheinlich reicht das schon, um dich beschwipst zu machen«, lachte er, und Tenten schob beleidigt die Unterlippe vor. Sie grummelte etwas. »Hm?« »Wie waren denn deine Ferien?« Kankuro zuckte mit den Schultern. »Silvester war nett, zu viel Alkohol-« Sie boxte ihn gegen die Schulter, und er musste lachen. »Hey, das ist die Wahrheit!« »Mach dich nur über mich lustig - morgen beim Training zeig' ich's dir!«, erklärte sie herausfordernd, und streckte ihm die Zunge heraus. Mittlerweile waren sie in der Mensa angekommen, und Hinata, die jetzt nicht mehr von ihren Klassenkameradinnen umringt wurde, hatte sich mit hochrotem Kopf an den üblichen Tisch neben Naruto gesetzt. Der sie liebevoll anlächelte. Die Aufmerksamkeit richtete sich dann aber schlagartig auf Shikamaru und Temari, die sich ebenfalls nebeneinander setzten, und einen kurzen Kuss austauschten, bevor sie mit dem Essen und leichter Konversation begannen. Kin, Karin und Matsuri starrten die beiden mit offenen Mündern von ihrem etwas abseits gelegenen Tisch an, Hinata und Naruto vollkommen vergessen. Der Faulpelz hatte eine Freundin? Und dann auch noch Temari, die ja nun mal das genaue Gegenteil von faul war?! Gut, die beiden mochten sich ja nun schon lange… »Wusstest du es?«, fragte Kankuro neugierig, und Tenten schüttelte den Kopf. »Nein. Ich nehme an, du schon?« »Oft genug zum Essen war er jedenfalls da, dass es irgendwann auffällig wurde«, grinste Kankuro, und plötzlich schnaubte es hinter ihm. »Ich fasse es nicht! Sogar du wusstest Bescheid, und mir hat keiner was erzählt?«, knurrte Ino, und sowohl Tenten als auch Kankuro sahen sie amüsiert an. »Ich bin ihr Bruder«, stellte er nüchtern fest. »Und ich seine beste Freundin Schrägstrich Schwester. Mistkerl.« Sie schnaubte erneut. »Naja, was sollst. Jetzt ist die Katze wenigstens aus dem Sack. Teni, kommst du? Ich muss Hina und Tema auf den Zahn fühlen.« »Weswegen?«, fragte Tenten, nickte Kankuro kurz zu, und folgte dann ihrer blonden Freundin, die energisch ausschritt. »Wie oft die beiden jetzt für Pärchenabende die Gruppentreffen absagen wollen. Wir dürfen das mal gar nicht einreißen lassen. Zwei Wochenenden pro Monat, und zwar für beide Pärchen die gleichen. Der Rest von uns kann dann auch was anderes machen – Schadensminimierung nennt sich das!« »Und ich dachte, es wäre dein Ziel gewesen, so viele Leute wie möglich zu verkuppeln… Die unternehmen dann doch automatisch Sachen zu zweit, hast du darüber nicht nachgedacht?«, murmelte Tenten vor sich hin. Ino ignorierte ihren Kommentar gekonnt, und ließ sich am Tisch nieder. Ein paar rasche Wortwechsel wurden ausgetauscht, die schlussendlich von der Ankunft des Essens (Sasuke und Neji trugen je ein Tablett), sowie des kranken Huh- äh, Hahns (Sai, in Begleitung von Sakura) unterbrochen wurden. Ein grüner Salat fand seinen Weg zu Ino, und sie fing sofort an, ihr Dressing großzügig darüber zu verteilen. Nachdem sie die ersten paar Gabeln gegessen hatte, drifteten ihre Gedanken ab, und stocherte nur noch in dem Salat herum, während sie ihre Freunde am Tisch beobachtete. Tentens Kommentar ging ihr durch den Kopf. Alle saßen in den von ihr angestrebten 'Verpaarungen' am Tisch. Rechts von ihr Shikamaru und Temari, links von ihr Tenten, die schräg gegenüber von Neji saß. Naruto hatte Hinata auf dem Schoß und sogar Sasuke und Sakura saßen beieinander. Seltsam war es schon. Würde alles nach Plan laufen, waren bis Ende des Schuljahres alle ihre Freunde vergeben. Der einzige Single unter lauter Pärchen zu sein war allerdings nicht gerade das, was Ino sich vorstellte. Vor allem nicht, wenn das hieß, dass sie bald Abende allein vor sich hatte, die ihre Freunde in trauter Zweisamkeit verbrachten. Stirnrunzelnd rechnete sie nach. Sie waren zu zehnt. Das hieß, dass eine Person- Sie blickte auf und sah zu Sai, der am Kopfende neben Sakura saß. Und ertappte ihn dabei, wie er sie anstarrte. Hastig senkte Sai den Blick. Ino schoss der Gedanke durch den Kopf, dass sie ihn noch nie hatte erröten sehen. Gedankenverloren musterte sie ihn. Es dauerte eine geschlagene Minute, in der die restliche Tischunterhaltung ganz normal weiterging, bis sich für Ino ein paar Puzzleteile zusammenfügten. Erschrocken über ihre Erkenntnis schnappte sie nach Luft und drehte sich zu Shikamaru um – der sie kopfschüttelnd, und mit einem wissenden Grinsen bedachte. »Du bist echt 'ne Blitzmerkerin, weißt du das?« Ino starrte ihn mit offenem Mund an. »Nein! Wie lange-?«, stieß sie aus. Laut genug, damit sich die Köpfe der anderen zu ihr drehten. »Fast ein Jahr«, erklärte Shikamaru süffisant. »Worum geht’s?«, fragte Naruto die Frage, die sich alle stellten. Ino war leicht pink angelaufen und das musste schon was heißen. »Insider«, erklärte Shikamaru und wandte sich wieder seinem Melonenbrot zu, die Blicke der anderen ignorierend und sein Grinsen unterdrückend. Ino wartete geduldig bis nach der Schule. Und auch dann wartete sie weiter, bis sich Shikamaru von Temari verabschiedet hatte. Sie sprach ebenfalls kein Wort, als sie zusammen mit Naruto in die Bahn stiegen, und wartete ab, bis sie wirklich sicher war, dass keiner ihrer Mitschüler mehr im Abteil saß, bevor sie Shikamaru gegen die Schulter boxte und fauchte: »Sai ist in mich verknallt?!« Shikamaru lachte leise und sah sie aus den Augenwinkeln an. »Du hast echt lange gebraucht, bis du das gerafft hast. Sonst stehst du doch auch nicht so auf dem Schlauch…« »Das ist nicht witzig! Was mache ich denn jetzt?!« »Keine Ahnung. Vielleicht dir überlegen ob du ihn auch magst?« Sie zog die Augenbrauen zusammen und spitzte die Lippen. War ja nicht so, dass sie sich nicht den ganzen Tag schon darüber Gedanken gemacht hatte. »Du könntest ihm ja einfach mal eine Chance geben. Musst ihn ja nicht gleich heiraten«, witzelte er. Ino grummelte vor sich hin. Sie mochte Sai ja. Er war immerhin schon seit fast drei Jahren Mitglied ihres Freundeskreises. Aber konnte sie sich da mehr vorstellen? Darüber musste sie in Ruhe nachdenken. Januar - zweite Woche (Teil 1) ------------------------------ »Meine Lieben, ich weiß, dass ihr frisch aus den Ferien kommt, und die Hälfte von euch noch einen Kater von Silvester hat, aber könntet ihr euch jetzt ein bisschen zusammenreißen?!« Mit in die Hüften gestemmten Händen betrachtete Kurenai-Sensei das Spektakel auf der Bühne. Man sollte doch meinen, dass teilweise volljährige Jugendliche sich besser zusammenreißen konnten, oder? Auf den Stühlen der hinteren Zuschauerreihen hatte Kiba es sich gemütlich gemacht, und lümmelte, die Füße auf dem Sitz vor ihm, neben Shino und Hinata vor sich hin. Immer wieder ließ er seinen Blick nach vorne schweifen, und wackelte jedes Mal grinsend mit den Augenbrauen, wenn er Tamaki dabei erwischte, dass sie sich nach ihm umdrehte. Natürlich wandte sie den Kopf sofort wieder ab, die Wangen gerötet und widmete sich wieder ihrer Aufgabe als Souffleuse, die sie neben ihrer Zweitbesetzung inne hatte. Kurenai-Sensei stapfte mit grimmigem Blick den Mittelgang entlang auf die drei Teenager zu. Hinata, in ihren Text vertieft, bemerkte sie gar nicht, wohl aber Kiba, der sofort die Füße herunter nahm und angestrengt versuchte, beschäftigt auszusehen. Shino blieb einfach so sitzen wie er war. »Hinata, Kiba – als nächstes seid ihr dran. Die Ball-Szene. Nach wie vor gilt: den Kuss erst bei der Erstaufführung, klar?«, erklärte die Lehrerin scharf und stampfte dann, ohne eine Antwort abzuwarten, wieder davon. Mit weit aufgerissenen Augen starrten Hinata und Kiba ihr hinterher, bevor sie sich einander zuwandten. Schock und Schamesröte stand Hinata ins Gesicht geschrieben, und auch Kiba schien über die Ferien ernsthaft vergessen zu haben, was da auf sie zukommen würde. »Naruto bringt mich um«, stöhnte er halblaut, und Hinata verkniff sich ein bestätigendes Nicken. »Meinst du nicht, Tamaki sitzt näher dran?«, meinte Shino mit verhaltenem Amüsement in der Stimme, und ohne seinen Freund anzusehen. »Das ist nicht witzig!«, fauchte Kiba. »Was machen wir denn jetzt?«, hauchte Hinata. Einen Moment lang herrschte Stille, und die beiden sahen blicklos zur Bühne, wo Tamaki gerade etwas entnervt zum dritten Mal eine Textstelle für eine der Nebenrollen wiederholte. »Wie schnell kannst du krank werden, Hinata?«, ließ Shino sich, immer noch amüsiert vernehmen, und sofort ruckten die Köpfe der beiden zu ihm. »Ich bin sicher, deine Zweitbesetzung hilft dir liebend gerne aus…« »Alter, du bist ein Genie!« Shino hob nur kurz eine Augenbraue und ließ sich zu einem schmallippigen Lächeln nieder. Als ob er das nicht schon wusste. Die Mädchenumkleide des Kyudo-Dojos war gut gefüllt wie immer, und es herrschte reges Treiben. Stirnrunzelnd versuchte Tenten ihren Gi zu entheddern, welcher das hastige Einpacken am Morgen wohl nicht ganz so gut überstanden hatte. »Soll ich dir helfen, Teni?«, fragte Sakura schmunzelnd, aber Tenten winkte dankend ab. »Dauert nur einen Moment. Geh ruhig schon, ich komme gleich.« Kaum war Sakura weg, setzte sich Amaya, schon komplett angezogen, neben Tentens Tasche, und lächelte das andere Mädchen an. »Hey – habe dich noch gar nicht gesehen. Wie waren deine Rest-Ferien denn so?« »Oh, hey!« Tenten strahlte Amaya an. »Durchschnitt, denke ich, und bei dir?« »Naja, meine Silversterparty war ganz gut, auch wenn es schade war, dass du nicht kommen konntest.« Verlegen lächelnd musterte Tenten ihren Gi, den sie nun endlich entwirrt hatte. Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. »Du… hast bei Neji gefeiert, nicht wahr? Was… habt ihr so gemacht?«, fragte Amaya unschuldig, und betrachtete das brünette Mädchen aus den Augenwinkeln ganz genau. Tenten lief rot an. »Uhm… Feuerwerk und Spiele und so… und zu viel Alkohol.« Und Kuscheleinheiten für einen ziemlich launischen Neji. Der, nicht zu vergessen, irgendwie auf Tuchfühlung gegangen war. Es war aber sicher keine Absicht gewesen, sondern einfach im Schlaf passiert, dass er die Hand unter ihr Shirt geschoben hatte. Immerhin war es ihm morgens so peinlich gewesen, dass er sie schnell zurück gezogen hatte, sobald er wach geworden war. Deshalb hatte Tenten das Thema auch nicht angeschnitten. Solche Peinlichkeiten sollten zwischen Freunden einfach übergangen werden können. Aber Amaya gegenüber war ihr das schon unangenehm. Also auch hier einfach die Klappe halten, damit würde sie niemanden verletzten. Mit den Zähnen die Unterlippe malträtierend überlegte Tenten, wie sie Amaya am besten darauf ansprechen könnte, ob diese nun wirklich Interesse an Neji hatte. Aber noch war sie sich ja nicht mal sicher, ob sie da unterstützend eingreifen wollte. Könnte! Könnte… Naja, Neji war ein freier Mensch, der würde sich ja wohl selbst entscheiden können. Und Amaya war sehr nett. Und sie kamen gut miteinander aus. Was wollte man als beste Freundin mehr, als ein nettes Mädchen für den besten Freund, mit dem man selber gut auskam? Wiederholten sich ihre Gedanken eigentlich ständig? Tenten seufzte frustriert, und achtete dabei gar nicht mehr auf Amaya, die sie mit zusammengekniffenen Augen und geschürzten Lippen ansah. Die Umkleide war inzwischen leer, als Tenten schließlich wieder das Wort ergriff, und leise sagte: »Warum fragst du ihn nicht einfach mal nach einem Date?« Amaya starrte sie verblüfft an. Okay, so einfach hatte sie sich das ja jetzt nicht vorgestellt. Und jetzt bloß nicht fragen, ob das 'für Tenten in Ordnung wäre'! Das lenkte nämlich, laut Kaoru, nur Tentens Gedanken darauf, dass sie sich fragte, ob sie selbst nicht gerne mit Neji ausgehen würde. »Meinst du, er sagt ja?«, stellte sie stattdessen hastig die Gegenfrage, und sah Tenten gespielt scheu von der Seite her an. Tenten zuckte mit den Schultern, und lächelte dem anderen Mädchen dann aufmunternd zu. »Ich leg' ein gutes Wort für dich ein«, sagte sie, und verließ dann die Umkleide, Amaya auf ihren Fersen. Da hatte Kaoru das brünette Naivchen wohl doch falsch eingeschätzt, was? Keine Spur davon, dass sie selbst Interesse an Neji hatte… Nun gut – um so besser für Amaya! Wie immer, wenn sein Vater an einem Freitag Abend nach Hause kam, war Sai auf der Hut. Er hatte Essen gekocht, das noch dampfend auf dem Herd stand, und sich artig in die Küche gesetzt, wo er seine Hausaufgaben erledigte. »Was bist du zu Hause?«, grunzte Danzo, und humpelte in die Küche. Anstatt auf die Frage einzugehen, und zu erklären, dass seine Freunde (»Diese furchtbaren Bälger!«) keine Zeit hatten, beziehungsweise ein 'Pärchenwochenende' angesetzt worden war - Ino hatte diesen Begriff wohlweislich nicht benutzt, um Tenten und vor allem Neji nicht zu ärgern, da sie die Reaktion des letzteren nicht sonderlich gut einschätzen konnte -, erwiderte Sai ruhig: »Ich habe gekocht.« »Hmpf.« Danzo musterte den blassen Jungen, der ihn freundlich anlächelte. »Hier. Habe ich von 'nem Bekannten.« Er warf Sai eine dünne, leicht verdreckte Broschüre hin, auf der in geschwungenen, kunstvollen Lettern 'Ausschreibung' stand. »Dachte, du willst da vielleicht was von deinen Bildern einreichen.« Sai hatte sofort nach der Broschüre gegriffen und begierig die ersten Zeilen gelesen. »Danke!«, sagte er, und lächelte erneut. »Hn«, machte Danzo, und wandte sich ab. »Wird Zeit, dass du im Keller mal Platz schaffst.« »Natürlich, Vater.« Und wieder war er vorsichtig. Danzos Launen waren einfach zu unberechenbar. Aber er war seinem Vater immer dankbar gewesen, dass dieser ihn bei seinem Hobby- seiner Berufung unterstützt hatte. Mit gemischten Gefühlen und von einem Bein aufs andere tretend wartete Tenten vor dem Kino. Zu ihren Füßen hatte sie ihre große Sporttasche abgelegt, die einen Schlafsack und ein Kissen, sowie Pyjama, Kulturbeutel und Wechselsachen enthielt. Sie war bei weitem nicht die einzige, die wegen des Horror-Wochenendes hier war, das war ihr wohl bewusst. Aber dass es so viele – zumeist gutaussehende – junge Kerle und fast keine Frauen waren, verunsicherte sie. Nichtsdestotrotz freute sie sich unbändig auf die vielen Filme, von denen sie sicherlich einige noch nicht gesehen hatte. Sie schielte auf ihre Uhr. Neji verspätete sich. An diesem Samstag war sie nicht, wie üblich, zum Training zu den Hyuugas gegangen, und daher auch nicht zusammen mit Neji hierher gefahren. Aber noch blieb ja Zeit. Etwa fünf Minuten später erblickte sie Neji auch schon, wie er zielstrebig auf sie zuhielt. Mit einem Lächeln winkte sie ihm zu. Auch er hatte eine große Tasche dabei, und ohne große Worte der Begrüßung betraten die beiden zusammen das Kino. »Und, meinst du, du hast genug Koffein dabei?«, neckte er sie, als sie nach vorzeigen ihrer Karten den Richtungsanweisungen der Angestellten folgten. »Mountain Dew, Cola, Koffeinhaltiges Kaugummi… Kann nix mehr schief gehen«, erwiderte sie, und streckte ihm die Zunge heraus. Neji lachte leise. In dem großen Vorraum vor den Kinosälen waren vier lange Tische aufgebaut, auf denen allerlei Fingerfood und Getränke bereit standen. Nur die Türen zum größten Kinosaal waren geöffnet, und es herrschte reger Betrieb. Erfreut stellte Tenten fest, dass sie doch nicht das einzige Mädchen war. Auch wenn alle anderen weiblichen Geschöpfe sich jetzt schon an die Arme ihrer Begleitungen klammerten. Tenten hatte nichts gegen Pärchen, aber diese hier übertrieben es doch etwas, oder? Wie schade, dass ausgerechnet seine beste Freundin so ein Horror-Fan war. Sonst hätte sie sich sicher schon beim ersten Film ängstlich in seine Arme geschmissen. Neji schüttelte den Kopf, und damit den Gedanken ab. Als ob er so ein piepsiges Etwas zur Freundin haben wollen würde, wie diese Weiber. Sie kicherten und kieksten, und würden keinem der gezeigten Filme große Aufmerksamkeit schenken, sondern nur darauf aus sein, möglichst gut die Jungfer in Nöten zu spielen. Nein Danke. »Sasuke? Was machst du um diese Uhrzeit noch hier unten?« Mikoto runzelte verwundert die Stirn, als sie ihren Sohn am Esszimmertisch sitzen sah, welcher über und über mit Ordnern und Heften belegt war. »Auf meinem Schreibtisch ist nicht genug Platz.« »Für?« »Lernen.« »Um diese Uhrzeit?!« »Ich kann Abends besser lernen.« »Es ist fast eins, Sasuke. Das ist nicht Abends, das ist mitten in der Nacht!« »Ich gehe ja gleich ins Bett«, murrte Sasuke, und wandte sich dann demonstrativ wieder seiner Arbeit zu. Seine Mutter schürzte die Lippen, war aber klug genug, ihren Sohn in Ruhe zu lassen. Leise schloss sie die Tür hinter sich, und ging zurück ins Wohnzimmer, wo sie und Fugaku einen Film angeschaut hatten, bis sie das dringende Bedürfnis nach einer Toilette verspürt hatte. Fugaku sah nur kurz von seinem Laptop auf, den er während jeder Werbepause nutzte. »Dein Sohn ist noch wach«, erklärte Mikoto mit leisem Vorwurf in der Stimme. Erneut sah Fugaku auf, sah sie verwundert und fragend an. »Welcher? Und: Es ist doch Wochenende.« »Sasuke natürlich. Itachi ist mit seinen Freunden aus. Ich finde es auch nicht so schlimm, dass Sasuke noch wach ist – aber weißt du, was er tut?!« Verwirrt dachte Fugaku einen Moment nach. Seine Frau hörte sich so entrüstet an, als hätte sie ihren Jüngsten grade beim Masturbieren erwischt… aber das würde sie ihm hoffentlich nicht erzählen wollen. Diese Art von Gesprächen hatte er schließlich schon zwei Mal halten müssen, nachdem die ersten Taschentuch-Armeen sich in den Zimmern seiner Söhne breit gemacht hatten, und er hatte nicht vor, es ein drittes Mal zu tun. Also entschloss er sich, vorsichtig nachzufragen. »Was denn?« »Er lernt!«, fauchte Mikoto, und funkelte ihn böse an. Fugaku verstand nicht, wo darin jetzt das Problem lag. »Ist doch gut, dass er was für seine Noten tut – schließlich will er studieren, und-« »Du willst, dass er studiert, Fugaku!«, sagte Mikoto aufgebracht, und ließ sich jetzt endlich in die weichen Sofakissen fallen, ohne jedoch den Blick von ihrem Mann zu lassen. »Mikoto, Sasuke ist ein verantwortungsbewusster junger Mann, und ich denke, dass es zu unseren Pflichten als Eltern gehört, dafür zu sorgen, dass dem auch so bleibt. Er soll sich schließlich nicht seine Zukunft verbauen.« »Er ist noch nicht mal Volljährig«, brauste Mikoto auf. »Kannst du ihm nicht ein bisschen Jugend und Freiraum lassen?« »Du klingst gerade so, als ob ich ihm befohlen habe, er soll jetzt lernen.« Mikoto schnaubte. »Er bekommt von dir ja nur Anerkennung, wenn strebsam ist – natürlich will er, dass du stolz auf ihn bist, deswegen macht er das doch!« »Und wo ist jetzt das Problem?«, fragte Fugaku, der allmählich gereizt wurde. »Du hast zu hohe Ansprüche! Und vor allem nur in einem Bereich! Weißt du eigentlich, wie sehr er sich freuen würde, wenn du mal zu einem seiner Kendo-Turniere kommst?!« »Wo wir gerade davon sprechen«, sagte Fugaku, der von einer gerade eingegangenen Mail auf seinem Laptop abgelenkt wurde, »glaubst du nicht, er sollte langsam mal mit diesem Quatsch aufhören? Eine Karriere als Sportler strebt er ja nun nicht an, und-« »FUGAKU!«, fauchte Mikoto ihn an, und war jetzt wieder aufgesprungen. »Manchmal habe ich echt das Gefühl, du hörst mir gar nicht zu!« Fugaku fragte sich im Stillen, ob seine Frau grade ihre Tage hatte. Sonst war sie doch nicht so aufbrausend… Sein »Hn?« war auf jeden Fall nicht die richtige Antwort. »Dann wünsche ich dir mal einen erholsamen Schlaf auf der Couch!«, giftete sie, und stürmte aus dem Wohnzimmer, wobei sie die Tür krachend ins Schloss fallen ließ. Januar - zweite Woche (Teil 2) ------------------------------ Um den Überraschungseffekt zu erhöhen, hatte das Kino keinerlei Spielpläne für dieses Wochenende herausgegeben. Somit saßen die völlig ahnungslosen Zuschauer bei jedem neuen Film wie auf glühenden Kohlen, und die ersten paar Sekunden bis der Titel zu lesen war, wurden leise tuschelnde Vermutungen ausgetauscht. Es war der dritte Film des Abends, der Neji nachdenklich machte. Von den vorangegangenen hatte Tenten jeden schon einmal gesehen, und bei allen den Titel richtig geraten, bevor er sich überhaupt sicher gewesen war, dass es Horrorfilme waren. Doch bei diesem hatte sie nur grinsend mit den Schultern gezuckt. Endlich mal was neues. Neji allerdings war der Titel bekannt vorgekommen. 'Final Destination'. Wo hatte er den schon mal gelesen? Er bekam nicht furchtbar viel vom Anfang mit, sondern schweifte in Gedanken ab, betrachtete Tentens gespanntes Gesicht von der Seite, und erinnerte sich plötzlich, dass er den Film bei Naruto mal in der Hand gehabt hatte. Und, warum er ihn nicht ausgeliehen hatte um ihn mit Tenten zu sehen. Neji fluchte unterdrückt, und Tenten wandte überrascht den Kopf, sah ihn fragend an. Er packte ohne ein weiteres Wort ihre Hand, und stand auf, so weit gebückt, dass er niemanden störte. Ihren fast stummen Protest ignorierte er und zerrte sie aus dem Kinosaal. Erst als sie draußen waren, fragte Tenten laut: »Was soll das, Neji?« »Den Film guckst du dir nicht an. Zumindest nicht den Anfang.« »Warum nicht?«, maulte sie gekränkt, aber auch verunsichert. Neji schwieg. Sie warf einen Blick zurück in den Kinosaal, dann sah sie auf ihre Hand, die er immer noch fest hielt. »Neji, komm schon, was ist los?«, fragte sie, diesmal einfühlsamer, und drückte seine Hand fragend, weil er jetzt an ihr vorbei mit grimmigem Blick in den Kinosaal spähte. »In dem Film…«, setzte er zögernd an und beobachtete sie aus den Augenwinkeln, »geht es um einen Flugzeugabsturz…« Alle Farbe wich aus Tentens Gesicht, und ihr Mund öffnete sich zu einem stummen 'O'. »Lass uns so lange was Essen gehen«, fügte Neji rasch hinzu und zog Tenten weiter weg von dem Kinosaal, in dem die Lautstärke jetzt deutlich höher wurde. »Ja«, hauchte sie leise, und ließ sich jetzt willig von ihm mitziehen, die Hand immer noch mit seiner verschränkt. Neji gab sein Bestes, sie beim Essen abzulenken, kommentierte das aufgestellte Buffet durchgehend und schaffte es tatsächlich, Tenten zum kichern zu bringen, wobei ihm ein Stein vom Herzen fiel. Hoffentlich würde sie heute Nacht keinen Alptraum haben. Nachdem die beiden etwa anderthalb Stunden vertrödelt hatten, in denen sie über alles mögliche von Schule über Kyudo und ihre Freunde redeten - das Thema Naruto und Hinata wurde wohlweislich außen vor gelassen -, beschlossen sie, schon mal die Schlafplätze auszukundschaften, und ließen sich von einem Angestellten einen zweiten Kinosaal zeigen, dessen Türen noch geschlossen waren. »Und keine Schweinereien«, murmelte der junge Mann Neji mit einem schmalen Grinsen zu, welches nur mit einem bösen Blick quittiert wurde. Als ob er seine Hormone nicht unter Kontrolle halten konnte! Naja, zumindest auswärts… zu Hause war da eine ganz andere Sache… Kaum hatten die beiden ihre Schlafsäcke im Bereich vor der Leinwand ausgerollt, entwischte Tenten ein Gähnen, mit dem sie Neji ansteckte. »Bist du müde?«, fragte sanft, und mit einem beschämten Lächeln nickte sie. »Soviel zu 'Moutain Dew' und 'Cola'…« »Wir können ja eine Runde schlafen, und dann einfach beim nächsten oder übernächsten Film wieder mit einsteigen. Die zeigen hier ja die ganze Nacht durch welche.« Nicht nur Neji und Tenten schienen auf die Idee gekommen zu sein, dass Pyjamas die bequemere Alternative waren, und außerdem war wohl auch der Film zwischenzeitlich geendet, denn als die beiden wieder in das Foyer traten, und dabei die Türen für ein paar Mit-Gäste offen hielten, konnten sie schon die Schlangen für die beiden Toiletten sehen. Da weit mehr als die Hälfte der Besucher männlich waren, dauerte es bei Neji bedeutend länger, bis er die recht vollen Sanitäranlagen betreten und sich rasch umziehen konnte. Die Gesichter der anderen waren ihm völlig fremd, und so versuchte er sein möglichstes, sich aus den Gesprächen herauszuhalten. Nicht alle jedoch ließen sich so einfach ausblenden, und so kam er nicht umhin, zwei geschniegelten Burschen bei ihrem Macho-Talk zuzuhören. »Hast du die kleine Brünette gesehen?«, fragte der eine in schleimigem Tonfall, und machte eine Show daraus, seine doch einigermaßen ausgefüllte Boxershorts und einen durchtrainierten Bauch zu präsentieren, obwohl kein weibliches Wesen in Sicht- und Bewunderungsweite war. »Nicht grade 'ne Superschönheit, aber wenn die nicht noch Jungfrau ist, dann fress' ich 'nen Besen!«, lachte der andere dreckig. »Frag' mich nur, was so ein Naivchen hier will…« »Ach, du kennst das doch. Die Schüchternen sind die, die im Bett voll abgehen – wetten, die hat es faustdick hinter den Ohren?« Neji hatte das Gefühl, dass ihm die Galle die Kehle hoch stieg. Solche Typen konnte und wollte er einfach nicht respektieren. Es ekelte ihn an, wie sie über Mädchen sprachen, und er dankte dem Schicksal dafür, ihn mit Freunden gesegnet zu haben, die genau so dachten wie er, und niemals so abgebrüht reden würden. Wenn er es genau betrachtete, hätte Hinata wirklich jemand schlimmeren wie Naruto auswählen können. Die beiden Machos waren jetzt dazu übergegangen, auch über die anwesenden Kerle abzulästern, und Neji drehte ihnen den Rücken zu, um möglichst noch weniger davon hören zu müssen. Er schnappte ein paar Wortfetzen über seine eigenen langen Haare auf, aber das juckte ihn wenig. Schon immer war er damit auffällig gewesen, und bisher hatte das seiner Beliebtheit bei den Mädchen keinen Abbruch getan. Im Stillen fragte er sich, ob Tenten wohl auf lange, oder auf kurze Haare bei Männern stand, verdrängte den Gedanken aber schnell. Äußerlichkeiten waren ihr mit ziemlicher Sicherheit nicht so wichtig, wenn er sie richtig einschätzte. Er verließ die Toilette nur wenige Augenblicke nach den beiden Machos - von denen der eine noch damit geprahlt hatte, dass er sich das 'Naivchen' heute noch aufreißen würde, und ihm ging der Gedanke durch den Kopf, dass jedes Mädchen, was auf so einen Kerl hereinfiel, nur zu bemitleiden wäre – als er mit Entsetzen und kalter Wut feststellte, dass dieser Schleimer sich der Stelle näherte, an welcher Tenten etwas abseits des größten Trubels wartete. »Hallo Schönheit.« Tenten starrte den jungen Mann an, der sich vor ihr aufgebaut hatte, und wurde knallrot im Gesicht. »Uhm-« »Bist du alleine hier, oder mit deinen Freundinnen?« Tokageru Hadame, seines Zeichens Abschleppkünstler und Playboy, witterte schon den Sieg. Oh, die Kleine war eine von den ganz Schüchternen und Aufmerksamkeit gar nicht gewohnt. Ein paar Komplimente hier, ein paar Schmeicheleien da, und er würde heute Nacht noch ein ziemlich glücklicher Mann werden. Solche unerfahrenen Dinger waren doch immer am gelehrigsten. »I-Ich bin nicht alleine hier«, piepste Tenten schließlich, die sich unwillkürlich zurück gelehnt hatte, um aus dem Wirkungskreis dieses abartig starken Rasierwassers zu entfliehen. Also, es gab solche Flirtereien, und solche… aber solche hatte sie noch nicht erlebt – und hatte sie auch nie erleben wollen. Umso größer wurde ihre Freude und Erleichterung, als sie Neji erblickte, der mit versteinerter Mimik auf sie zuhielt. »Sorry!«, sagte sie hastig, und drückte sich an dem eklig riechenden Kerl vorbei, um Neji entgegen zu hasten. Bei ihm angekommen nahm sie erst mal einen tiefen Luftzug. Er roch gut, wie immer. Und es verdrängte sofort den viel zu süßlichen Gestank aus ihrer Nase. »Alles in Ordnung?«, fragte er leise, und mit mühsam kontrollierter Stimme. Tenten bemerkte, dass er nicht sie ansah, sondern etwas hinter ihr fixierte. Seinen üblichen Beschützerinstinkt nur zu gut kennend, nickte sie rasch. »Ja, alles gut. Lass uns zu unseren Schlafsäcken gehen, ich bin müde.« Neji fixierte den Möchtegern-Macho weiter mit eiskaltem Blick, ließ sich aber von Tenten in Richtung des zweiten Kinosaals bugsieren. Macho 1 und Macho 2 standen jetzt beisammen, und der zweite schien sich über den ersten lustig zu machen, welcher seinerseits missmutig zu Neji sah. Die beiden setzten sich dann ebenfalls in Bewegung, und Neji, der sich abgewandt hatte, um nach vorne zu sehen, hatte das unangenehme Gefühl, dass er heute nicht das letzte Mal von ihnen gehört hatte. Leider betrog ihn sein Gefühl selten, und es verwunderte ihn nicht – verärgerte ihn allerdings deutlich -, dass die beiden ihre Schlafsäcke ganz in der Nähe von seinem und Tentens aufschlugen. Seine beste Freundin schien davon nichts mitzubekommen, sondern kuschelte sich müde in den dunklengrünen Daunenschlafsack. Neji legte sich daneben, und nach nur wenigen Minuten, in denen sie sich flüsternd unterhalten hatten, rückte Tenten näher an ihn heran, was er mit ungemeiner Befriedigung wahrnahm. Sie hatte ihre Augen schon geschlossen, und ihre Zunge wurde immer schwerer, als sie sagte: »Danke für das Geschenk, Neji.« »Da nicht für«, murmelte er, und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Weißt du, Neji«, murmelte Tenten schläfrig, und kuschelte sich noch enger an ihn, »du bist wie der große Bruder, den ich niemals hatte.« Neji widerstand dem Drang, laut aufzustöhnen und sich die Haare zu raufen. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein! Vor allem, weil seine Gefühle ihr gegenüber so ganz und gar nicht brüderlich waren. Er sagte nichts, legte nur den Arm um sie, und versuchte, ruhig zu bleiben. Wenigstens war er die so ziemlich wichtigste Person in ihrem Leben. Damit würde er sich wohl erstmal zufrieden geben müssen. Alles andere würde die Zeit schon zeigen… »Und ich dachte, nur die hässlichen Jungs landen in der Friend-Zone, lachte einer der Macho-Kerle so leise, dass Neji es nur gerade eben so verstand, und Tenten es hoffentlich gar nicht erst gehört hatte. Der andere erwiderte: »Hey, du hast sie doch gehört – er ist sogar in der Bro-Zone!« »Bestimmt wegen den langen Haare. Oder er ist schwul.« Neji beschloss die beiden zähneknirschend zu ignorieren. Immerhin lag Tenten in seinen Armen. Das war mehr, als irgend ein anderer Junge bei ihr verzeichnen konnte. Januar - dritte Woche (Teil 1) ------------------------------ »Sakura. Kann ich kurz mit dir sprechen?« Überrascht sah Sakura von ihrer Schultasche auf. Es war nicht unüblich – eigentlich eher normal –, dass Sai auf sie wartete. Aber normalerweise sprach er dabei nicht. Oder bat sie darum, ihm zu seinem Spind zu folgen. »Nun sag schon, was los ist«, drängte ihn Sakura, nachdem sie hinter seiner humpelnden Gestalt zu den etwas abgelegenen Spinden gefolgt war, wo sich außer ihnen niemand aufhielt. Es hatte schon vor einiger Zeit zur Mittagspause geläutet, und die meisten Schüler waren dorthin geeilt. Schließlich gab es nicht jeden Tag Pizza. Sakura hoffte nur, dass irgendwer von ihren Freunde ihr ein, zwei Stücke organisiert hatte… »Ich wollte dich um etwas bitten«, erklärte Sai, und lächelte sie mit seinem üblichen schmallippigen Lächeln an. Er hatte ein Stück Papier aus seinem Spind gezogen und hielt es Sakura jetzt mit seiner freien Hand hin. In der anderen balancierte er die zwei Krücken, die er laut seinem Arzt noch etwa vier weitere Wochen sein Eigen nennen durfte. »Ein Malwettbewerb?«, fragte Sakura, und überflog die Broschüre. »Ich bräuchte jemanden, der für mich Modell steht.« Sakura lief knallrot an, und ihre Augenbrauen zogen sich gefährlich zusammen. »Wie bitte?! Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dir nochmal dabei helfe, nachdem du das vor den anderen so breit getreten hast – ich war nicht nackt! - und, nachdem du mich damals nur gefragt hast, weil ich die molligste von uns bin!«, keifte sie ihn an, und pfefferte ihm die Broschüre entgegen. »Das kannst du schön vergessen, Freundchen!« Sie drehte sich auf den Hacken herum und brauste davon. Irritiert sah Sai ihr hinterher. War sie etwa sauer? War es nicht eher eine große Ehre, gefragt zu werden? Vielleicht hätte er doch Hinata fragen sollen, die war sehr viel hilfsbereiter… Andererseits, wenn Neji und Naruto davon Wind bekommen hätten… Nein, er hatte schon gut daran getan, Hinata nicht zu fragen. Allerdings hatten sich damit seine Möglichkeiten ausgeschöpft. Er seufzte schwer und bückte sich umständlich, um den Flyer vom Boden aufzuklauben, wo er nach Sakuras Attacke hin gesegelt war. Irgendwie war Tenten an diesem Dienstagnachmittag nervös. Sie wusste zwar, warum, aber… also, so schwer konnte es ja nicht sein. Nur… normalerweise redete sie mit Neji nicht über solche Sachen. Nach der letzten Stunde blieben immer noch ein paar Minuten Zeit, in der die beiden meist gemütlich zum Kyudo-Dojo schlenderten, selten auch begleitet von Sakura, die oft schon dort auf sie wartete. 'Man muss den beiden ja genug Zeit zu Zweit geben', wie Ino es formuliert hatte. »Uhm, Neji, kann ich dich was fragen?«, machte Tenten zögerlich, und Neji runzelte aufgrund ihrer Stimmlage die Stirn. »Immer doch. Was gibt’s denn?« Er hatte nach dem Wochenende weiter versucht, sich so normal wie möglich ihr gegenüber zu verhalten, hatte nichts kommentiert, keine Annäherungen gemacht, als sie in seinen Armen wach geworden war, und sich schlaftrunken an ihn geschmiegt hatte. Und sie hatte hoffentlich durch die zwei dicken Lagen Schlafsack nichts von seinem 'Problem' bemerkt, wegen dem er den Grummeligen gespielt, und sie aufstehen lassen hatte, um selbst noch ein paar Minuten liegen bleiben zu können. »Hast du… Interesse an jemandem?« Neji blieb abrupt stehen, und starrte Tenten an, die ihn mit roten Wangen nervös musterte. Nein. Sein Herz schlug aufgeregt und vor Freude. Er konnte sein Glück kaum fassen. Mit einem leisen Räuspern, und vorsichtiger Unbeteiligtkeit sagte er – bemerkte sie, dass seine Stimme fast umschlug? - »Wieso?« Er hielt ihren Blick, war sich aber unsicher, wie er signalisieren sollte, dass ihr Interesse ganz und gar nicht unerwidert war. Tenten sah zu Boden, fummelte am Riemen ihrer Sporttasche, und schien um Worte verlegen. Neji trat einen Schritt auf sie zu, dem Drang folgend, ihr näher zu sein, und wagte es dann tatsächlich, ihr Kinn mit der Hand hoch zu drücken, damit sie ihn gefälligst wieder ansah. Ihre Wangen waren immer noch tiefrot, und ihre Augen wichen seinen aus. Er war drauf und dran, sie einfach zu küssen, als sie dann doch hastig weiter sprach. »Also wenn theoretisch ein Mädchen an dir Interesse hätte, gäbe es nichts, was dagegen sprechen würde, dass du mit diesem Mädchen mal ausgehst?« Sein Herz hämmerte so laut, dass er sicher war, Tenten müsste es hören – die ganze Stadt müsste es hören! Ein erleichtertes, liebevolles, vorfreudiges Lächeln trat auf seine Lippen. »Nein«, sagte er mit belegter Stimme, seine Nerven zum zerreißen gespannt. »Und selbst wenn du kein Interesse an diesem bestimmten Mädchen hättest, würdest du ganz freundlich und nett sein?« »Natürlich!« Als ob er kein Interesse an ihr hätte! War er wirklich so undurchschaubar? Oh, sie musste wirklich ihren ganzen Mut zusammen genommen haben! »Gut.« Tenten seufzte erleichtert auf und strahlte ihn an. Jetzt! Jetzt sollte er sie vielleicht einfach- »Hey, wo bleibt ihr denn?«, rief Yura, schon in Gi und Hakama, den beiden von der Umkleide aus zu. »Kakashi-Sensei will was wegen dem Turnier in zwei Wochen sagen!« Neji verfluchte seine indiskrete und wenig feinfühlige Teamkollegin. »Wir kommen schon!«, grinste Tenten, knuffte ihn in die Seite, und legte einen kleinen Sprint ein. Verwirrt sah er ihr hinterher. Hatte er was nicht mitbekommen? Sollte sie nicht genau so verärgert über die Unterbrechung sein? Oder… hatte sie nur das Wasser testen wollen, um dann zu einem geeigneteren Zeitpunkt mit ihm zu sprechen? Innerlich so aufgewühlt wie noch nie zuvor in seinem Leben folgte Neji seiner besten Freundin und trat schließlich in die Umkleide der Jungen ein, wo er sich rasch, aber immer noch in Gedanken fertig machte. »Es ist ja nun schon eine Weile her, dass wir auf einem Turnier waren«, fing Kakashi-Sensei an zu sprechen, als sich das ganze Team um ihn versammelt hatte. »Die Vorausscheidungen für die Landesmeisterschaft finden am Samstag in anderthalb Wochen statt – wir haben mit heute also noch vier Trainingstage. Am Donnerstag werden die Mädchen und die Jungen getrennt gegeneinander schießen, um unsere Dreierteams festzulegen. Gebt also diese Woche noch mal euer Bestes! Alle, die es nicht in eines der Teams schaffen sind natürlich herzlich zum zuschauen eingeladen. Karten für Eltern Geschwister könnt ihr wie üblich über mich reservieren lassen. Und bitte kümmert euch selbst um eure Anreise – in meinem Auto hätten noch zwei bis drei Leute mit Ausrüstung Platz, ihr könnt mich also auch gerne ansprechen.« Die etwa zwanzig Mitglieder der Kyudo-AG hatten ihrem Sensei aufmerksam zugehört, und nickten jetzt mit ernsten Mienen. Kankuro, der neben Tenten zu Kakashis rechter Seite stand, beugte sich zu dem brünetten Mädchen hin und murmelte: »Wenn du magst, können wir dich mitnehmen. Temari kommt auch.« »Danke für das Angebot«, lächelte Tenten ihn an, »aber ich übernachte vorher bei Hinata, fahre also bei Neji mit.« »Sicher«, sagte Kankuro, und lächelte tapfer, während sie sich abwandte. Nun gut, das musste ja nichts heißen. Kakashi hatte den beiden mit halbem Ohr zugehört, und warf jetzt einen raschen Blick zu Neji, der Kankuro ebenfalls – in seinem Fall allerdings missmutig – beobachtete. Ein paar Meter weiter stand neben Yura der jüngste Neuzugang des letzten Jahres, Amaya. Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend nahm Kakashi den Blick voll glühender Bewunderung in Richtung Neji wahr, der jetzt wiederum seinen eigenen Blick von Kankuro ab-, und Tenten zugewandt hatte. Dem grauhaarigen Lehrer wurde schlecht. Hormone! Na, sowas konnte er ja mal gar nicht gebrauchen! Das würde ihm noch sein ganzes Team zerschießen! Gnaaaah… warum nochmal arbeitete er mit Teenagern? Tenten hatte Amaya nicht unter vier Augen sprechen können, aber sie hoffte, dass das andere Mädchen den dezenten Hinweis in Form eines Zwinkerns und einem geflüsterten »Trau dich ruhig!« verstanden hatte. Auf jeden Fall hatte Amaya sie dankbar angesehen und sich beeilt, die Umkleide zu verlassen. Trödelnd in Gedanken versunken dachte Tenten über das vergangene Wochenende nach. Es war gut, dass es schon vorbei war, denn sie hätte sich wirklich, wirklich unwohl gefühlt, wenn Neji eine Freundin gehabt hätte, aber trotzdem mit ihr hingegangen wäre. Das musste ja nun wirklich nicht sein. Hoffentlich war es aber trotzdem noch möglich, ab und an alleine etwas mit ihm zu unternehmen, ohne dass Amaya etwas dagegen hatte. Dieses Mädchen war einfach zu nett. Zu gut für diese Welt. Amaya kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe, während sie draußen stand, und darauf wartete, dass Neji die Umkleide verließ. Zwei der jüngeren Jungs nickten ihr bewundernd lächelnd zu, und Amaya fühlte sich darin bestätigt, dass sie gut genug aussah, um keinen Korb zu kassieren. Aber das Problem Tenten blieb. Dieses Mädchen war einfach zu… alles. Sie konnte sie nicht weiter in Nejis Nähe lassen, ohne in Gefahr zu laufen, dass Neji irgendwann Gefühle für sie entdeckte. Nicht, wenn sie seiner geliebten Cousine in so vielen Dingen so ähnlich war… Aber… etwas in Amaya sträubte sich dagegen, was Kaoru gesagt hatte. »Du musst sie zerstören, sie fertig machen! Dafür sorgen, dass Neji sie nicht mehr leiden kann - mit allen Mitteln. Und am besten isolierst du ihn dann von seinem ganzen bescheuerten Freundeskreis – mit mir und Sasuke und ein paar anderen wird er sich sicher auch wohl fühlen!« Nein, das hatte Tenten echt nicht verdient. Amaya atmete einmal tief durch und setzte ein Lächeln auf, als Neji in diesem Moment aus der Umkleide trat. »Hey, Neji!«, rief sie atemlos. »Hast du einen Moment Zeit?« Neji hatte gehofft, auf dem Weg zur U-Bahn mit Tenten reden zu können, deswegen kam es ihm gar nicht gelegen, dass Amaya mit ihm reden wollte. Wohlmöglich würde Tenten denken, er wäre schon gegangen, würde enttäuscht sein, weil sie doch noch mit ihm hatte reden wollen. Innerlich hatte er sich einen Plan zurechtgelegt, wollte durchziehen, was ihm schon immer so natürlich vorgekommen war – sie einfach zur Seite, unter einen der schon blühenden Bäume ziehen, irgendwas romantisches sagen (er musste sich noch ganz schnell ausdenken, was!), und sie dann einfach küssen/ von ihr geküsst werden (da war der Plan variabel) und anschließend in der süßen Erfahrung erster Liebe schwelgen (man, war er heute poetisch veranlagt. Damit sollte dann das romantische Geschwätz echt kein Problem mehr sein, oder?). Amaya, die ob ihrer eigenen Nervosität gar nicht bemerkte, dass Neji nicht so ganz bei der Sache war, sprudelte heraus: »Magst du mal mit mir ausgehen?« Das brachte Neji dann doch zurück auf den Boden der Tatsachen. Einen Moment lang starrte er Amaya verblüfft an, schluckte dann trocken und etwas beschämt, und sah schnell zur Seite. »Du, ähm… meinst ein Date?« »Hmhm.« Amaya schallt sich innerlich, aber sie konnte gerade einfach nichts an ihrer Schulmädchenattitüde ändern. Jede Sekunde schien Ewigkeiten zu dauern, und als er dann sprach, schien es, als würde die Zeit sogar einfrieren. »Tut mir Leid, uhm… es… gibt schon jemanden, den ich mag.« »Oh«, war alles, was Amaya herausbrachte. »Okay.« Und weil sie nicht wusste, was sie sonst noch sagen sollte, drehte sie sich einfach um und rannte davon. Na, das hatte er aber auch schon mal besser hingekriegt, dachte Neji grummelig und sah stirnrunzelnd dem Mädchen hinterher. Und warum zum Teufel hatte er ihr gesagt, dass es jemand anderen gab? Das ging Amaya doch gar nichts an. Egal. Wenn alles gut lief, würde es eh bald die ganze Schule wissen, von daher konnte es ihm auch wurscht sein. Neji beeilte sich, zurück zu den Umkleiden zu kommen, und hoffte, dass Tenten noch nicht gegangen war. Ein bisschen tat ihm Amaya ja schon Leid, aber das war doch etwas aus heiterem Himmel gekommen. Er kannte sie ja nicht mal wirklich. Hach, war das Leben kompliziert… Die Tür der Mädchenumkleide öffnete sich, und Tenten kam heraus, lächelte ihn an, und sein Herz machte einen Hüpfer. Sie sah zu beiden Seiten, als sie auf ihn zukam, und schließlich blieb ihr fragender Blick an ihm hängen. »Wo ist Amaya?« »Uhm…« Wie wollte er das jetzt erklären, ohne die Stimmung zu ruinieren? »Hat sie mit dir… geredet?« »Uhm…« Warte, was? Tenten wusste davon? Oh. Oh nein. Das Gespräch vor dem Training- Tenten sah ihn mit zusammengezogenen Brauen an. »Hat sie?« »Hm«, machte er, während seine Gedanken immer noch Karussell fuhren. »Hast du ihr einen Korb gegeben?«, fragte Tenten dann sanft und mit besorgtem Unterton in der Stimme, und eiskalte Realisation setzte sich in Neji fest. Sie hatte ihn verkuppeln wollen. Seine beste Freundin, das Mädchen welches er an seiner Seite, in seinem Bett sehen wollte, hatte ihn verkuppeln wollen! Mit einem anderen Mädchen! Wie grausam konnte die Welt sein?! Alles Hochgefühl verschwand aus seinem Körper, jeder Gedanke an irgendeinen ersten Kuss unter erblühenden Bäumen im Halbdunkeln auf dem Weg zur U-Bahn verabschiedete sich mit schmerzhaftem Winken, als er langsam nickte. Tenten seufzte. »Ich hoffe, sie nimmt es nicht zu schwer«, murmelte sie mehr zu sich selber, und schlug dann den üblichen Heimweg ein. Neji folgte ihr mechanisch. »Warum hast du ihr denn einen Korb gegeben?«, fragte Tenten jetzt neugierig und ein heißkalter Schauer überlief ihn. Er konnte ihr nicht die Wahrheit sagen. Nicht, nachdem sie es heute so offensichtlich gemacht hatte, dass sie ihn nicht mochte. Nicht auf diese Art und Weise. Naja, noch nicht. Etwas Kampfgeist flammte in ihm auf. Er würde nicht aufgeben. Schließlich wusste er, dass er durchaus Charme hatte. Aber noch nie hatte er aktiv versucht, ein Mädchen in sich verliebt zu machen. Er würde also Hilfe brauchen. »Sie ist nicht mein Typ«, erklärte er Tenten mit tonloser Stimme, von der unausgesprochenen Zurückweisung immer noch schwer getroffen. »Was ist denn dein Typ?«, fragte Tenten weiter, und Neji stöhnte innerlich. »Du.« wäre die passend-unpassende Antwort. Also schwieg er, wich dem fragenden Blick seiner besten Freundin aus. Als er nichts sagte, und auch nicht so aussah, als würde er noch etwas sagen, wurde Tenten wieder unsicher. War sie ihm zu nahe getreten? Durfte man sowas als beste Freundin nicht fragen? Sie war ein bisschen erleichtert, als sie die Station erreichten, und nur Sekunden später ihre Bahn einfuhr. »Wir sehen uns dann morgen!«, sagte sie, so fröhlich wie es eben ging, und versuchte sich an einem Lächeln, das Neji langsam, aber ehrlich erwiderte. »Ja, bis morgen.« Die Türen schlossen sich, die Bahn fuhr an, und Neji bemerkte nicht, wie sein Blick sehnsüchtig wurde, als er Tentens schlanker Gestalt dabei zu sah, wie sie in der Ferne verschwand. Was stellte sie bloß mit ihm an? Ein Stück den Bahnsteig runter stand Amaya wie vom Donner gerührt und mit kaum unterdrückbaren Tränen in den Augen. Diese dumme, einfältige blöde Ziege! Dieses naive Miststück! Dieses… nette, einfach nur vollkommen verpeilte, glückliche Ding… Mit leisem Schniefen wischte sich Amaya vorsichtig die Augen aus, um ihr Make-Up nicht zu ruinieren. Kein Zweifel, wenn es jemanden gab, der nett,und einfühlsam und einfach liebenswert war, dann war es Tenten. Wenn es jemanden gab, der Neji glücklich machen würde, dann war es sie. Aber sie machte ihn eben nicht glücklich, diese dumme Gans! Allein in den paar Minuten, die sie die beiden beobachtet hatte, war Amaya eines klar geworden: Tenten machte Neji unglücklich, denn sie hatte keinen Schimmer von seinen Gefühlen. Und sie konnte nichts dafür. Amaya wusste zwar nicht, was die beiden beredet hatten, aber sie konnte Tenten gut genug einschätzen, um zu wissen, dass diese sich noch nie zuvor Gedanken um das Liebesleben ihres besten Freundes gemacht hatte. Und wenigstens er verdiente es doch, glücklich zu sein. Auch wenn sie, Amaya, nicht diejenige sein konnte, die ihn glücklich machte… Amaya: Hey. Wollte dir nur sagen, dass ich wohl nicht mehr zum Kyudo komme. Ich kann leider nicht behaupten, dass es nichts »damit« zu tun hat, aber auch sonst habe ich festgestellt, dass dieser Sport nichts für mich ist. Tenten: Es tut mir Leid :( War er wenigstens nett? Wenn nicht, dann trete ich ihm in den Hintern, versprochen! Amaya schmunzelte unter Tränen. Amaya: Er kann ja nichts dafür, dass er eine andere liebt. Sie steckte ihr Handy weg. Vielleicht hatte sie Tenten damit zum nachdenken anregen können. Verdient hätten es die beiden ja schon. Januar - dritte Woche (Teil 2) ------------------------------ »Uuh, hast du das gehört?«, stöhnte Ino leise, die den Kopf nach hinten gelegt hatte. Das Knacken ihres Nackens hatte sie bis in die Kniekehlen gespürt. »Ja. Hört sich nicht gut an, Ino«, machte Sakura kopfschüttelnd, und häufte Melonen- und Currybrot auf ihr Tablett. Ino ließ den Kopf nach vorne fallen (es knackte erneut), und fischte dann eine ganze Ladung an Obst und abgepacktem Pudding vom Tresen. Mit voll beladenen Tabletts schlängelten sich die Mädchen dann durch die Menge zu ihrem Tisch durch, wo die meisten ihrer Freunde schon saßen. »Sag mal, Sakura«, setzte Ino in ihrem üblichen Plauderton an, und so entging Sakura die innerliche Nervosität ihrer engsten Freundin, »du bist die ganze Woche schon sauer auf Sai, oder? Warum?« Sakura schnaubte empört. »Er hat es doch tatsächlich gewagt, mich noch mal zu fragen, ob ich für ihn Modell stehe – nach allem, was er über mich gesagt hat nach dem letzten Mal!« Ino machte ein Geräusch wie das Fauchen einer Katze. »Männer«, sagte sie dann mit einem Schulterzucken. Kaum hatten die beiden Mädchen den Tisch erreicht und die Tabletts abgesetzt, da hatte Naruto auch schon breit grinsend (und mit Hinata halb auf seinem Schoß) zugegriffen. »Vielfraß«, kommentierte Sakura das trocken, und Hinata lächelte entschuldigend. Neji saß so, dass er seine Cousine und ihren Freund nicht ansehen musste, hatte aber trotzdem eine Miene aufgesetzt, als hätte er in einen sauren Apfel gebissen. Aber genau genommen war das schon den ganzen Tag so. Mit gerunzelter Stirn dachte Sakura darüber nach, dass Neji gestern beim Training noch blendende Laune gehabt hatte – beinahe gruselig war das leichte Lächeln gewesen, was sonst so selten auf seinem Gesicht zu sehen war. Sie blickte zu Tenten die nachdenklich ihre Wasserflasche hypnotisierte. Das stank förmlich danach, dass irgendwas passiert war. Ino würde einen Salto rückwärts machen. Seltsamerweise schien ihre Freundin allerdings auch etwas abgelenkt zu sein. »Wer kommt am Wochenende eigentlich alles mit zum Kendo?« Temari war soeben an den Tisch getreten und vervollständigte zusammen mit Shikamaru die Runde. Die beiden setzten sich auf die freien Plätze neben Sai. »Ich schaue auf jeden Fall zu«, sagte Sakura mit einem Lächeln, und versuchte, nicht zu Sasuke hinüber zu sehen. »Habe ich eine andere Wahl?«, fragte Shikamaru sarkastisch, und fing sich einen leichten Seitenhieb ein. »Da wir abends eh noch mit meinen Eltern weg gehen, denke ich nicht«, sagte Temari, und streckte ihm die Zunge heraus. »Hinata und ich wollten in den Freizeitpark«, erklärte Naruto mit einem Grinsen und einem Wangenkuss für seine knallrot angelaufene Freundin. Hinata wirkte glücklich, wenn auch peinlich berührt, und Tenten, die sich der Unterhaltung zugewandt hatte, belächelte das Pärchen liebevoll. Vielleicht würde sie auch irgendwann den einen Jungen finden, der sie so glücklich machen würde? Aber momentan kreisten ihre Gedanken eher um Neji. Sie fragte sich permanent, ob er sie angelogen hatte, mit dem Grund den er für seinen Korb Amaya gegenüber angegeben hatte – oder vielleicht hatte Amaya etwas falsch verstanden? Der Gedanke, dass es ein Mädchen gab, für das Neji sich interessierte, und dass er nicht mit ihr, seiner 'besten Freundin' darüber sprach, machte sie irgendwie traurig. Sicher könnte sie ihm helfen. So in Gedanken versunken bekam sie vom Rest der Unterhaltung nur mit, dass Ino sich furchtbar aufregte, weil das Pärchenwochenende doch schon letztes Wochenende gewesen sei – sie meckerte ohne Punkt und Komma, und alle waren froh, ihr mit dem Pausengong entkommen zu können. Weil Ino eingeschnappt war, hatte sie auch kein Wort mehr über irgendeine freitägliche Aktivität verloren (angestanden hätte Shopping), und so fand Tenten sich am Freitag Nachmittag unruhig in ihrem Zimmer wieder. Die Hausaufgaben waren gewissenhaft erledigt, und sie hatte sich im wohnheimeigenen 'Internet-Café' etwas die Zeit vertrieben. Es war allerdings noch nicht mal vier Uhr, und sie langweilte sich aktuell. Wobei… Nein, das war nicht ganz richtig. Eigentlich hatte der kleine Ausflug ins World Wide Web zu ihrer Ablenkung dienen sollen. Sie hatte einfach nicht umhin gekonnt, zu bemerken, dass Neji… komisch war. Seit Dienstag. Und das war nicht nur ihr aufgefallen. Sakura hatte sie am Donnerstag erst nach dem Training beiseite genommen, bei dem Neji - zu Kakashi-Senseis Verzweiflung – für seine Verhältnisse unterirdisch schlecht geschossen hatte. »Ist irgendwas passiert?«, hatte Sakura gefragt, als sie alleine in der Umkleide waren. Tenten hatte ratlos mit den Schultern gezuckt. »Ich weiß nicht. Er hat nicht mit mir drüber geredet.« Mit nachdenklicher Miene hatte Sakura sich weiter umgezogen, und da war es einfach aus Tenten hervorgesprudelt. Die Frage, die sich ihr seit Amayas SMS stellte. »Glaubst du, Neji ist in jemanden verliebt?« Sakuras Kopf war herumgeschossen, und mit großen Augen hatte sie Tenten angestarrt, bevor sie bemüht unschuldig fragte: »Wie kommst du darauf?« »Er… hat einem Mädchen einen Korb gegeben, und ihr gesagt, dass er jemand anderen mag. Meinst du, dass er ihr nur nicht weh tun wollte?« Sakuras Augenbrauen wanderten in die Höhe. Sie hatte wohl bemerkt, dass Tenten das ernst meinte. Das Mädel hatte echt keine Ahnung! »Also…«, setzte Sakura an, die sich in Gedanken schon Pläne machte, Ino darauf anzusetzen, »Wenn Neji das gesagt hat, wird es wohl stimmen. Er ist nicht der Typ, der lügt.« Tenten hatte stumm genickt, und war dann wieder in ihren Gedanken versunken. Ausgestreckt auf ihrem Bett lag sie nun, und besagte Gedanken kreisten erneut durch ihren Kopf. Warum würde Neji nicht mit ihr darüber reden, wenn er verliebt war? Machte man sowas nicht normalerweise unter besten Freunden? Gut, er war ein sehr stiller Typ, und sie wäre wahrscheinlich aus allen Wolken gefallen, wenn er ihr plötzlich von einem Schwarm erzählt hätte. Dann wiederum schoss es ihr durch den Kopf – vielleicht war es ihm peinlich. Vielleicht jemand aus ihrem Freundeskreis? Oder… ein Junge? Nein. Tenten gluckste über ihre Idee und schüttelte den Kopf. Wenn Neji schwul wäre, hätte sie das bestimmt gemerkt. Sie quälte sich weiter mit Überlegungen herum, bis sie zu dem Punkt kam, an dem sie sich fragte, was sie das eigentlich anging. Bestand sie, nur weil er sie seine beste Freundin nannte, auf irgendeinem unsinnigen Recht, dass er ihr alles erzählte? Durfte er nicht auch Geheimnisse haben? Sicher würde er mit ihr reden, sobald die Zeit reif dafür war. Auch, wenn sie ihr möglichstes geben wollte, dass er glücklich war – durch gewisse Sachen musste man(n) erst alleine durch. Frau schließlich auch. Müde hatte Tenten sich trotz der frühen Stunde in ihrem Bett zusammengerollt, und ihre Gedanken wurden immer träger, als sie darüber nachdachte, dass sie froh war, selbst nicht verliebt zu sein. Sicher, sie wünschte sich Nähe und Vertrauen ihrer Freunde – aber das bekam sie ja glücklicherweise in Hülle und Fülle. Ein Lächeln schlich sich zusammen mit einer glücklichen Träne auf ihr Gesicht. Und so lange sie immer zu Neji gehen, und sich von ihm in den Arm nehmen lassen konnte, war doch alles perfekt, oder? Dieser letzte Gedanke begleitete sie in einen kurzen Schlaf, der eine Stunde später durch lautes Klopfen an ihrer Zimmertür unterbrochen wurde. Tenten war aus ihrem Traum hochgeschreckt, und konnte sich prompt nicht mehr daran erinnern, wovon sie geträumt hatte. Rasch öffnete sie nach einem wiederholten Klopfen die Tür. Es war Tayuya, die sie, zusammen mit einem neuen Mädchen in ihrem Alter – Karui - zum Abendessen abholte. Bei dem Gespräch der drei Mädchen auf dem Weg nach unten hatte Tenten das dumpfe Gefühl, etwas vergessen zu haben. Sie sollte sich nicht mehr daran erinnern, dass es der wiederkehrende Traum von dieser Nacht im November gewesen war, in dem sie Neji geküsst hatte. Nach einem mehr oder weniger spannenden Kampf am Samstagvormittag (Sasuke hatte seinen Gegner mit 10 zu 3 in den Boden gestampft), legte er sich eines der kleinen Handtücher um den Hals, die die sogenannten 'Managerinnen' (seines Erachtens Cheerleader ohne Gymnastikeinlage, aber er wollte sich nicht beklagen) des Teams immer bereitlegten. Am Rand der höhergestellten Tribüne erblickte er Temari, die sich locker mit Sakura und Shikamaru unterhielt. Sasuke ließ den Blick kurz schweifen, sah aber sonst keine weiteren bekannten Gesichter. »Sasuke!«, quietschte es freundlich neben ihm, und Kara… Kaori - nein, Kaoru, eine der 'Managerinnen', hielt ihm eine Flasche Wasser entgegen. »Bist du durstig?« »Nein danke«, erklärte er, und ließ dass Mädchen ohne ein weiteres Wort stehen. Er bemerkte nicht, dass Kaoru ärgerlich die Augen zusammenkniff, und die Plastikflasche in ihrer Hand malträtierte. »Sasuke!« Sakura strahlte ihn mit einem Lächeln an, und schon war alles um ihn herum vergessen. Naja, nicht alles. Er hielt sich mit einem Gegen-Lächeln zurück, nickte nur ganz kurz. »Na, Captain – zwei Kämpfe noch, dann hast du's geschafft, was?« Temari grinste herausfordernd, die Arme in die Hüfte gestemmt. »Der nächste Kampf wird nicht so einfach«, gab Sasuke ruhig zu bedenken. »Der Typ vom Hoshi-Internat ist ziemlich gut.« Shikamaru, der sich bis dahin gelangweilt in seinem Sitz zurückgelehnt hatte, sagte träge: »Er zieht den linken Fuß nach.« »Wie meinen?« »Er ist verletzt. Konzentrier' dich auf seine linke Seite…« Verdutzt starrten ihn seine drei Freunde an. Schließlich warf Sasuke einen Blick über die Schulter, und beobachtete seinen nächsten Gegner. Wie es nicht anders sein konnte, hatte Shikamaru Recht. Fast unmerklich belastete der gleichaltrige Junge mehr sein rechtes als sein linkes Bein. »Hn.« »Willst du vielleicht noch was trinken vor der nächsten Runde?«, fragte Sakura plötzlich, und zog eine noch ungeöffnete Wasserflasche aus ihrer Tasche hervor. Ein zustimmendes »Hn«, und mit einem liebevollen Lächeln beugte sich Sakura über die Brüstung nach unten, um Sasuke die Flasche zu reichen. Temari grinste beinahe diabolisch und wandte den Kopf ab, während Sasuke hastig die Flasche entgegennahm, und sich dann mit einem weiteren (diesmal undeutlichen) »Hn« von Sakura wegdrehte. Ohne Verabschiedung stampfte er zurück zu der Bank und dem Tisch, die die Konoha-High belegte. Sakura sah verdutzt aus, und Temari fing an zu kichern. »Wenn er wegen dir jetzt den nächsten Kampf verlierst, bekommst du aber Ärger mit dem Team«, grinste sie ihre Freundin an. »Was? Wieso?« Stumm und immer noch breit grinsend deutete Temari auf Sakura selbst, die hastig an sich herunterblickte und dann aufquietschte. Ihr Oberteil hatte durch das nach vorne Beugen weit tiefere Einblicke zugelassen, als beabsichtigt. »Warum hast du nichts gesagt?!«, zischte sie Temari mit hochrotem Kopf an, während sie sich mit der Hand vor der Brust auf ihren Sitz zurückplumpsen ließ. Natürlich verlor Sasuke nicht. Aber er wirkte durchaus etwas… abgelenkt. Im Gegensatz zu einem Mädchen mit langen blonden Haaren, welches fast die Wasserflasche in ihren Händen zum platzen brachte vor Wut. Es war Samstag, es war Nachmittag, und Tenten war nicht mehr da. Neji hatte sich heute während des gemeinsamen Trainings wenig konzentrieren können. Wie schon die ganze Woche seit Dienstag Abend eigentlich. Und zu seinem verdammten Pech hatte sie sogar vorgeschlagen, dass sie beide am Abend doch eine Horror-Serie anfangen könnten. Er hatte unter fadenscheinigen Lügen abgesagt, und sie war enttäuscht gewesen. Zumindest, bis er vorgeschlagen hatte, sie könnte ja am morgigen Tag zum erneuten Training vorbei kommen. Dass Tenten aber bei ihm übernachtet hätte, konnte er gerade nicht mit sich vereinbaren. Allein die Vorstellung trieb ihm das Blut in Gegenden, wo es sonst nicht viel zu suchen hatte, und er wusste genau – würde er in dem aktuellen Zustand ihrer 'Beziehung' einen Schritt in diese Richtung tun, würde er Tenten verschrecken. Er musste zuerst dafür sorgen, dass sein Interesse erwidert wurde, bevor er seine schüchterne, scheue Freundin verführen konnte. Nur hatte Neji keine Ahnung, wie er das anstellen sollte. Weder das eine, noch das andere. Er musste dringend mit irgendwem reden. Offensichtlich nicht mit Tenten. Nicht mit Hinata. Und definitiv nicht mit seinem Onkel. Irgendwann am Freitag war ihm eine vollkommen verrückte Idee gekommen. Aber er war verzweifelt, und jetzt, am Samstagnachmittag gegen halb fünf kam ihm die Idee schon gar nicht mehr so verrückt vor. Aber, wie gesagt, er war verzweifelt. Und jetzt stand er hier, den Finger auf einer Klingel, die ihm zwar bekannt war, aber die er noch nicht oft gedrückt hatte. Die Tür vor ihm öffnete sich. »Guten Abend«, grüßte er höflich. »Ist Ino da?« Januar - dritte Woche (Teil 3) ------------------------------ Inoshi Yamanaka hatte sich nie damit gerühmt, alle Freunde seiner Tochter zu kenne – es waren einfach zu viele. Aber dieser junge Mann hier kam ihm zumindest soweit bekannt vor, dass er sich verpflichte sah, dessen Namen aus den Untiefen seines Gedächtnisses zu kramen. »Guten Abend, Neji. Sie ist vor fünf Minuten rüber zu Shikamaru, kannst es da ja mal versuchen.« »Vielen Dank.« Neji verbeugte sich höflich und ging die paar Meter weiter zum Hauseingang der Naras, bemüht, sich keine Gedanken darüber zu machen, ob das hier nicht doch ein riesen Fehler sein würde. Dort begegnete er Shikaku Nara, der gerade dabei war, das Haus zu verlassen. »Oh, hallo Neji!« Hier war Neji deutlich bekannter als bei den Yamanakas. Schließlich war er ja auch viel öfter bei Shikamaru als bei Ino zu Besuch. »Guten Abend, Shikaku-san. Mir wurde gesagt, Ino ist hier?« »Uhm.« Shikaku sah nachdenklich durch die noch offene Haustür in den Flur. »Wenn sie da ist, dann bei Shikamaru. Du kennst ja den Weg«, sagte er und bedeutete Neji einzutreten. »Danke.« Eigentlich hatte er ja nur vorgehabt mit Ino alleine zu sprechen. Aber genau genommen… sie würde Shikamaru erstens sowieso alles erzählen, und zweitens konnte eine zusätzliche, männliche Meinung nicht schaden, oder? Vor der Zimmertür seines Freunde blieb Neji allerdings irritiert einen Moment stehen. »Jetzt stell dich nicht so an und zieh das endlich aus, Shikamaru!«, hörte er Inos Stimme meckern. »Kannst du nicht ein bisschen zärtlicher sein, du Furie?!«, blaffte es zurück. Neji schob die Tür einen Spalt weit auf. Der Anblick war irgendwie… verstörend. Ino hatte Shikamaru halb auf dem Bett festgenagelt und war dabei, ihm sein Oberteil über den Kopf zu ziehen. »Weiß Temari, was ihr hier treibt?«, fragte Neji belustigt und machte so auf sich aufmerksam. »Hilf mir!«, stöhnte Shikamaru genervt und Ino zwickte ihn in die Seite, bevor sie sich aufrappelte, das erbeutete Shirt in den Händen zusammenknüllend. »Ich mache ihn für sein Date mit Temari fertig. Der Junge hat überhaupt keinen Stil!« »Es ist kein Date – es ist ein Essen mit ihrer Familie!«, verteidigte Shikamaru sich. »Umso schlimmer!«, keifte Ino zurück. »Aha«, machte Neji nur gedehnt und hob eine Augenbraue. »Er wollte in diesem gammligen Oberteil gehen! Ernsthaft, Shika!« »Temari ist es egal wie ich rumlaufe.« »Nur weil sie nicht sagt, dass es sie stört, heißt das nicht, dass es sie nicht stört!« »Frauenlogik«, brummte Shikamaru und gähnte ausgelassen. »Soll ich also oben ohne gehen?« »Da hätte Temari bestimmt nichts gegen«, murmelte Neji, mehr zu sich selbst, und grinste leicht. Ino verdrehte die Augen und schleuderte Shikamaru ein anderes Oberteil entgegen. »Zieh das an. Und du- Was willst du eigentlich hier? Shika hat, wie du vielleicht festgestellt hast, keine Zeit.« »Ich wollte auch eigentlich mit dir sprechen.« »Mit mir?«, echote Ino überrascht. »Weshalb?« »Ich brauche deine Hilfe.« »Aha.« Sie begutachtete Shikamaru, der das Shirt übergestreift hatte und sich jetzt wieder vom Bett erhob. »Wobei?«, fragte sie dann geschäftsmäßig. Neji kniff die Lippen zusammen und vermied es, einen seiner beiden Freunde anzusehen. Dann sagte er: »Ich habe mich in Tenten verliebt.« Sowohl Shikamaru als auch Ino erstarrten quasi zu Salzsäulen. Mit weit aufgerissenen Augen glotzen sie ihn an. Okay, es war jetzt nicht so überraschend, dass Neji Tenten mochte. Das wussten doch ganz ehrlich alle ('alle' war übrigens ein sehr dehnbarer Begriff, wie Ino später feststellen sollte). Aber dass er es offen zugab?! »Aaaaaaah!«, quietschte Ino vergnügt auf. »Und da fragst du Ino um Hilfe?«, murmelte Shikamaru ungläubig und fast schon etwas panisch an Neji gewandt, während seine beste Freundin aufgeregt anfing, auf und ab zu springen, nur um dabei weitere quietschende Schreie auszustoßen. »Oh Gott, ich wusste es! Sie wird begeistert sein!« »Du wirst es ihr nicht erzählen«, stöhnte Neji, der sich gerade überlegte, dass er eine Kopfschmerztablette hätte mitbringen sollen. »Machst du Witze?! Das machst du natürlich! Oh Gott, das wird so gut – endlich kann ich mal mit Einverständnis verkuppeln!« »Was ändert sich im Vergleich zu normalerweise?«, fragte Shikamaru. »Na, dass ich alles mit Neji absprechen kann, du Hirni. Ich werde sofort einen Mädelsabend einberufen, damit ich Teni ordentlich auf den Zahn fühlen kann!« »Ich will nur Tipps, was ich machen kann, damit sie mich… mehr mag als jetzt. Keine peinlichen Inszenierungen, kein »Uups, da hab' ich euch doch glatt für eine Stunde in den Keller eingesperrt«, verstanden?«, versuchte Neji sie zurück auf den Boden der Tatsachen zu holen. »Das war ein Mal, und weder Sasuke noch Sakura haben sich beschwert!« »Sie haben aber auch nicht rumgeknutscht, so wie du das gehofft hast«, fügte Shikamaru hinzu. »Zumindest haben sie es nicht zugegeben.« »Ach, halt doch die Klappe und sieh lieber zu, dass du nicht zu spät kommst. Und vergiss die Blumen nicht, die ich dir hingelegt habe!« Shikamaru ging kopfschüttelnd an Neji vorbei aus seinem Zimmer. »Na, die Suppe hast du dir selber eingebrockt«, wisperte er seinem Freund zu. »Wenn's schneller geht als die zwei Jahre, die du und Temari gebraucht haben um es hinzukriegen, hat es sich doch schon gelohnt.« »Jaja, hackt ihr nur alle auf mir rum. Sasuke und Sakura sind noch schlimmer, bei denen sind es schon fünf Jahre oder so.« »Sechseinhalb«, gab Ino zu Protokoll, die nach Neji das Zimmer verlassen hatte und jetzt hinter den beiden Jungen in den Flur trat. »Was auch immer.« »Viel Spaß heute Abend«, sagte Neji, als Shikamaru (mit Blumenstrauß bewaffnet) seine Freunde bis zur Tür begleitete. »Dito«, kam es trocken zurück. Selbst Schuld, konnte er da nur sagen. Neji folgte Ino zurück zum Haus der Yamanakas, wo sie erneut auf Inoshi trafen, der die Stirn in Falten gelegt hatte. »Wir sind in meinem Zimmer«, erklärte Ino ihrem Vater lapidar, und der hob jetzt eine Augenbraue. »Die Tür lässt du aber auf.« Ino blieb stehen und wandte sich um, den Gesichtsausdruck ihres Vaters perfekt imitierend. Neji wollte gerade etwas zur Klärung der Situation beitragen, da grummelte Inoshi: »Na schön. Aber nur angelehnt.« Die Augenbrauen seiner Tochter hoben sich noch weiter, und jetzt verschränkte sie die Arme vor der Brust. Zähneknirschend wandte sich Inoshi ab. »Aber abgeschlossen wird nicht!« Damit konnte Ino sich zufrieden geben. »Komm schon«, winkte sie Neji hinter sich her. Als sie die Treppe in Angriff nahmen, murmelte sie leise: »Man muss sie erziehen, so lange man noch kann, sonst tanzen sie dir auf der Nase herum.« Neji wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Bei seinem Pech würde Inoshi ihn demnächst als Schwiegersohn titulieren. Einen Titel, den er weiß Gott nicht haben wollte. Ino währenddessen war froh, vorne zu gehen, denn so konnte sie sich noch etwas an ihrem manischen Grinsen erfreuen. Als wäre das kurze Telefonat mit Sakura am Donnerstag nicht schon aufschlussreich genug gewesen – jetzt gab Neji es auch noch zu! Innerlich rieb sie sich die Hände. Das würde sowasvon gut werden… Nachdem die Tür hinter ihnen geschlossen (aber nicht abgeschlossen!) war, ließ Ino sich im Schneidersitz auf ihren Teppichboden fallen, und bedeutete Neji, es ihr gleich zu tun. »Als erstes mal: Glückwunsch zu deiner Einsicht, du Vollpfosten!«, grinste sie. »Was hat dir die Augen geöffnet?« Nejis Augen wurden schmal. »Wenn du mich weiter beleidigst, frage ich wen anders um Hilfe.« »Ich bitte dich, wen willst du denn fragen? Dass du zu mir kommst, zeigt mir schon, wie verzweifelt du bist.« Oh, sie genoss es richtiggehend, ihn so in der Hand zu haben. Mit zusammengepressten Lippen funkelte Neji sie böse an, dann jedoch holte er tief Luft und erklärte dem Boden: »Ich… hab einfach gemerkt, dass ich mehr von ihr will, als nur Freundschaft.« Ino musterte ihn interessiert. War ja klar, dass sie nicht viel aus ihm herausbekommen würde. »Okay, und wo drückt jetzt der Schuh?« »Sie… mag mich nur wie einen Freund… einen… Bruder.« »Das hat sie gesagt?!« Ino starrte ihn mit offenem Mund an. Der arme Kerl… »Hn.« »Okay, aber das heißt ja nicht, dass sie nicht doch-« »Sie hat versucht mich mit jemandem zu verkuppeln.« Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann sagte Ino ganz leise und mit mitleidigem Blick: »Autsch.« Naja, zumindest wusste sie jetzt, warum Neji verzweifelt war. »Ich denke halt nicht, dass es in diesem Fall produktiv wäre, wenn ich… ihr… meine Gefühle… gestehe«, stotterte Neji mehr oder minder zusammen, und Ino stellte überrascht fest, dass sich die Verwandtschaft mit Hinata wohl nicht nur äußerlich nicht leugnen ließ. »Stimmt. Wenn ich sie richtig einschätze, würde sie sich von da an ständig nur Gedanken um dich machen – und zwar in dem Sinne, ob sie sich dir gegenüber richtig verhält. Ist zwar nicht auszuschließen, dass sie sich auf eine Beziehung einlässt… aber vermutlich eher, weil sie dich als Freund nicht verlieren will.« Bei dem Gedanken daran schlingerte Nejis Magen. Wenn das passierte, würde er sich fühlen, als würde er sie dazu zwingen mit ihm zusammen zu sein. »Deswegen muss ich erst zusehen, dass sie-« »- dass sie sich ihre Gefühle für dich eingesteht. Auch richtig. Lass mich nachdenken.« Ino erhob sich, und schritt in kleinen Kreisen in ihrem Zimmer umher. »Tenten ist… oh!« Sie grinste. »Nur mal so, um offene Tatsachen zu schaffen – im Grunde genommen weiß ich das ja eh – ihr geht durchaus öfter mal auf Tuchfühlung, oder?« Neji konnte die Hitze seine Wangen aufsteigen fühlen. »Hn«, machte er zustimmend. »Also ist das… 'normal' für euch, ja?« »… Schon…« »Tja, dann, mein Lieber… wirst du wohl deine Flirtereien weiter ausbauen müssen.« Fragend sah Neji die Blondine an, die jetzt siegesgewiss lächelte. »Und zwar… ?« »Du wirst sie einfach mehr berühren, ihr näher sein – nicht nur, wenn ihr alleine seit.« Für einen Augenblick verschlug es ihm die Sprache, aber dann hustete er »Was?!« »Na, Händchenhalten hier, 'ne Umarmung da – bei Gesprächen immer etwas näher bei ihr stehen als du es bei anderen Leuten machen würdest. Ihr eben auf die Pelle rücken. Natürlich unauffällig und so, dass es sie nicht stört.« »Und das hilft mir inwieweit weiter?« Er ahnte jetzt schon, dass das eher sein Blut in Wallung bringen, als sonstige Auswirkungen haben würde. »Du baust dadurch einen neuen Standard auf. Quasi eine Beziehung, nur ohne knutschen. Natürlich muss alles ganz… natürlich wirken. Nicht gezwungen. Irgendwann fängst du dann an, ihr Gesicht zu berühren – 'Du hast da eine Wimper', oder 'Schokolade' oder sonst was. Wenn du dich dann noch zu ihr beugst, wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis sie sich fragt, wie es wäre dich zu küssen.« »Aha…« Neji wirkte nicht sonderlich überzeugt, und Ino kräuselte die Lippen. »Na hör mal! Ist doch ganz einfach! Irgendwer wird sie dann sicher darauf ansprechen, ob da was zwischen euch läuft, und sie wird sich dann ihre Gedanken machen. Und ich bin ja auch noch da - mal abgesehen von den anderen Mädels – ist ja wohl kein Ding, sie dann so ein bisschen in die Richtung 'Was würde sich denn ändern, wenn ihr zusammen kämet' zu schubsen. Und dann wird sie feststellen, dass sich da quasi nix ändert. Also: einfach gute Vorarbeit leisten, und die Sache ist geritzt.« »Meinst du nicht, das hört sich ein bisschen einfach an?« »Es ist doch nur der grobe Plan!«, meckerte Ino, die die Hände jetzt in die Hüften gestemmt hatte, und ihn von oben herab anfunkelte. »Du wolltest doch meine Hilfe. Dann nimm sie an! Wir sehen zu, dass du oft mit ihr alleine unterwegs bist, du übst dich im unauffälligen Fummeln, und weitest das dann später aus. Was soll da schon schief gehen?« »Hn.« Sie seufzte schwer. »Es wäre viel einfacher, wenn ihr Jungs nicht so viel Moral hättet.« »Wie bitte?!« »Na, du und Sasuke! Euch rennen die Mädels doch schon seit Ewigkeiten die Türen ein. Wenn auch nur einer von euch mal mehr den Macho hätte raushängen lassen, dann wüsstet ihr jetzt, wie man flirtet. Dann könntest du Tenten, die ja nun mal ganz unschuldig auf dem Gebiet ist, in maximal zwei Wochen um den Finger gewickelt haben. So nach dem Motto 'der große, gut aussehende Kerl schenkt ausgerechnet mir seine Aufmerksamkeit'!« Skepsis war gar kein Ausdruck für den Blick, den Neji ihr zuwarf. »Ach, komm schon! Als ob du nicht auch gesehen hättest, wie sie auf dem Weihnachtsball auf Itachis Annäherungsversuche reagiert hat. Sowas schmeichelt einem Mädchen! Zumindest, solange der Kerl es nicht übertreibt.« »Hn.« Itachi… Neji fragte sich gerade, ob er schon immer was gegen Sasukes großen Bruder gehabt hatte, oder ob das ein neues Gefühl war… In der Stille, die auf Inos kleine Rede hin herrschte, hörten sie beide die leisen, schleichenden Schritte auf der Treppe. Ino verdrehte die Augen. »Mein Vater treibt mich noch in den Wahnsinn. Wir bleiben über Handy in Kontakt, okay? Überleg dir, ob mein Vorschlag was für dich ist. Und ich werde mich in der Zwischenzeit mal vorsichtig bei Teni vortasten.« »Hn.« Neji erhob sich in einer flüssigen Bewegung, und war schon bei der Tür, als er einen kurzen Blick über die Schulter warf, und sagte: »Danke.« Ino grinste. »Kein Ding – aber merk dir: Ich bin Brautjungfer!« Mit roten Ohren zog Neji die Tür hinter sich zu, und ließ Ino mit ihren Gedanken alleine. Ihr Problem war ganz klar: Tenten. Eigentlich hatte sie sich schon mit ihrer Andeutung an Silvester versucht vorzutasten, aber Tenten hatte das ja abgeschmettert. Was nun her musste, war ein Kriegsrat. Man musste Tenten irgendwie mit der Nase darauf stoßen, dass Neji der perfekte Freund für sie war. Das einzig gute an der Sache war, wie Ino sich beruhigend versicherte – bis jetzt hatte Tenten an noch keinem (anderen) Jungen Interesse gezeigt. Wenn doch nur Mister Meisterstratege aka Faulpelz jetzt hier wäre. Sie brauchte dringend wen zum quatschen. Von den Mädels konnte sie gerade keine anderen Blickwinkel erwarten. Was ihr fehlte, war eine männliche Meinung. Kurz dachte sie darüber nach, Sai anzurufen. Aber das war ja die nächste Baustelle. Sie musste jetzt aufpassen, wie sie sich ihm gegenüber verhielt. Schließlich wollte sie ihm nicht weh tun, aber trotzdem erst mal austesten, ob da was zwischen ihnen laufen könnte. Ein gefährlicher Balanceakt. Januar - vierte Woche (Teil 1) ------------------------------ Mit einem zufriedenen Lächeln legte Sakura ihren Füller beiseite und betrachtete die weißen, linierten Bögen vor ihr. Dann zog sie das Arbeitsblatt hervor, und überflog die Aufgaben ein letztes Mal, hakte innerlich ab, was sie erledigt hatte, und fand sogar noch eine Stelle, an der sie unsicher war, und welche sie leicht verbessern konnte. Ihre Handschrift war nie die ordentlichste – aber immer doch lesbar gewesen. Die kleine, unordentliche Streichung würde Asuma-Sensei also nicht verwundern. Innerlich und äußerlich die Ruhe selbst schlug Sakura die Blätter zusammen, legte das Arbeitsblatt ein, und erhob sich dann leise, um ihre Englisch-Arbeit auf den dafür vorgesehenen Stapel auf dem Pult zu legen. Sie war nicht die erste, die abgab, allerdings war noch reichlich Zeit bis Stundenende. Asuma-Sensei blickte kurz von einem Kursheft auf, das er studierte, und nickte Sakura zu. Er ersparte es sich bei ihr, sie darauf hinzuweisen, dass sie sich ihre Arbeit doch noch einmal ansehen sollte, so, wie er es bei den anderen Schülern tat. Mit ziemlicher Sicherheit würde er sowieso wieder nur drei, vier Fehler finden. Streberin. Bei dem Gedanken grinste er leise sein Kursheft an. Ino war selten nervös. Warum auch? Sie war selbstsicher und schlagfertig genug, sich in jeder Situation zurecht zu finden. Am Wochenende hatte sie den ein oder anderen Schlachtplan entwickelt, und einen davon würde sie jetzt umsetzen. Eigentlich hätte sie sich schon lange auf den Weg zur Go-AG machen müssen, heute allerdings lümmelte sie unauffällig etwas herum, indem sie sich mit ein paar Mädchen der Parallelklassen unterhielt. Na, sogar zwei Fliegen mit einer Klappe konnte sie schlagen, als Matsuri und Kin einen Kommentar zu Tenten und Neji fallen ließen. Ganz gezielt ließ Ino wiederum ein paar Worte fallen, und am Ende des Gesprächs grinsten alle drei Mädchen. Ino war sicher, noch mehr Unterstützung gesammelt zu haben. Jetzt allerdings musste sie sich auf ihre eigenen Probleme konzentrieren. Sie verabschiedete sich von den beiden Mädchen, als sie Sai auf dem Weg zu seinem Schließfach erblickte, und trat ihm ganz natürlich in den Weg. »Oh, hey. Was machst du denn noch hier?« Sai lächelte, und deutete mit seinen Krücken an, dass er nun mal etwas langsamer unterwegs war als sonst. »Kann ich dir helfen?« »Danke, es geht schon«, sagte er, aber Ino kniff die Augen zusammen und hob eine Braue. Sai seufzte. Wer kam schon gegen diese Naturgewalt an? Er reichte Ino die leichtere seiner beiden Taschen, die eine Leinwand und andere Malutensilien beinhaltete. Nebeneinander – Ino bemühte sich, langsam zu gehen – gingen sie den Gang bis zu Sais Spind entlang, und Ino plapperte zunächst wie gewöhnlich über irgendwelche Belanglosigkeiten. Sai hörte ihr gerne zu, und gab daher nur kurze, zustimmende Kommentare ab. Ino lehnte sich mit verschränkten Armen an seinen Nachbarspind und betrachtete ihn einen Augenblick lang. »Sag mal, Sakura hat erzählt, dass du wieder an einem Kunstwettbewerb teilnimmst – zeigst du uns deinen Beitrag, bevor du ihn abgibst?« Sai runzelte die Stirn. Er hatte gedacht, Sakura wäre sauer auf ihn … »Ich nehme wohl doch nicht teil«, erklärte er tonlos, und wie zu erwarten entrüstete sich Ino: »Warum nicht?!« Er zuckte mit den Schultern. »Für das Thema bräuchte ich die Hilfe eines Models, und leider hat Sakura mich ziemlich angefahren, nachdem ich sie gefragt habe …« »Dann such dir wen anders«, schnaubte Ino. Sie konnte Sakura ja schon verstehen, so nachdem, was Sai letztes Jahr ausgeplaudert hatte. Einfühlsamkeit einer Nacktschnecke, ehrlich. Und offensichtlich auch noch schwer von Begriff. »Meine Mittel sind da begrenzt«, sagte Sai, und schloss seinen Spind. Ino sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an, und irgendwie hatte er das Gefühl, etwas verpasst zu haben. »Ein professionelles Model kann ich mir nicht leisten, und ich glaube, wenn ich Hinata frage, kann ich mein Testament gleich zwei mal schreiben.« Ino zog auch noch die andere Augenbraue hoch, dann stieß sie sich von den Spinden ab und sagte: »Ist ja nicht so, als ob du nicht noch andere Mädchen kennen würdest. Ich muss jetzt zum Go, bin etwas spät dran.« Sie klang nicht ärgerlich, aber irgendwas sagte Sai, dass er jetzt schnell noch mal nachdenken sollte. Konnte es sein- »Ino!«, rief er ihr hinterher, und sie drehte sich zu ihm um, einen fragend-erwartungsvollen Ausdruck auf dem Gesicht. Okay, da hätte er echt früher drauf kommen können. Ino war bei weitem nicht hochnäsig oder so, aber natürlich wollte sie gerne im Mittelpunkt stehen - gefragt sein. »Würdest du mir aushelfen?« »Wobei?«, fragte Ino unschuldig, und Sai musste grinsen. Das machte sie extra. »Würdest du Modell für mich stehen?« Jetzt schlich sich auch auf Inos Gesicht ein neckische Grinsen. »Am Sonntag habe ich Zeit. Sag mir, wann ich da sein soll.« Und mit klimperndem Bettelarmband hob sie die Hand zum Gruß, bevor sie federnden Schrittes um die nächste Ecke stolzierte. Na, wenn das mal nicht perfekt gelaufen war. Verschwitzt und mies gelaunt pfefferte Sasuke seine Sporttasche in die Ecke der Wäschekammer, wo entweder die Haushaltshilfe oder seine Mutter sie schon irgendwann finden würden. Bei Letzterer würde er eine Predigt über sich ergehen lassen müssen, aber das war ihm egal. Normalerweise half ihm der Sport dabei, sich abzureagieren – einer der wenigen Gründe, warum sein Vater ihm diesen nicht gänzlich verbot. Heute allerdings war ihm eine der Managerinnen, die blonde – er konnte sich bei Gott nicht ihren Namen merken – ziemlich auf den Senkel gegangen. Er wusste ja um seine Wirkung auf das andere Geschlecht, aber die Art und Weise, wie sie ihn heute mehrfach angegrinst hatte, hatte ihm ein ungutes Gefühl gegeben. Da war ja Karin, Narutos Cousine, noch angenehmer gewesen. Noch dazu kam, dass er sich seit dem Wochenende mit einem anderen Problem herumschlug. Sasuke zog grummelnd die Tür des Badezimmers hinter sich zu, das er sich mit Itachi teilte, und drehte den Schlüssel. Wenn er jemals von seinem großen Bruder – ach, wenn er jemals von irgendjemandem dabei erwischt würde … Da würde er lieber Harakiri begehen, als mit der Schmach zu leben. Und an allem war nur Sakura Schuld. Sakura und ihr verdammter blauer Spitzen-BH, von dem er sich seit Samstag fragte, ob sie auch das passende Höschen dazu besaß. Er stöhnte leise und kniff die Augen zusammen, während er sich rasch seiner Kleidung entledigte, und unter die Dusche sprang. Geschlossene Augen brachten allerdings auch keine Besserung, sondern riefen eher noch das Bild einer, anstatt eines Bikinis eben jenes blaue Unterwäsche-Set tragenden Sakura hervor. Gott, er war so eine niedrige Lebensform. Es half auch wirklich nicht, wenn er daran dachte, dass er vermutlich nur eine Andeutung machen müsste, und Sakura würde ihm so ziemlich all das geben, was er sich über sie zusammenfantasierte. Scheiß Hormone. Seit dem Wochenende war Neji quasi überschüttet worden mit SMS von Ino, die lauter 'wertvolle Tipps' enthielten. Einer – der 'wichtigste' – lautete, dass er nichts machen sollte, bei dem er sich unwohl fühlte, oder was er nicht auch mit Tenten machen wollte, wenn sie denn zusammenkämen. Na, leichter gesagt als getan. Es fühlte sich alles ungewohnt an, und permanent saß ihm die Angst im Nacken, dass er sich furchtbar blamierte, wenn er wie zufällig ihren Arm, ihre Hand berührte. Allerdings schien Tenten wirklich nichts ungewöhnliches zu bemerken. Inos Plan, sie also 'unterbewusst' auf eine Beziehung vorzubereiten … keine total hirnverbrannte Aktion, wie er erfreut feststellte. Was er aber wie gesagt gar nicht leiden konnte, war die Tatsache, dass irgendjemandem sein Werben auffallen könnte. Innerlich krümmte er sich fast, wenn ihm zugelächelt wurde, fragte sich, ob über ihn gelächelt wurde. Ino hatte seine Sorgen mit einem ihrer Augenroll-Smileys abgetan. Nichtsdestotrotz verteilte Neji weit mehr böse Blicke als üblich. Wenn es irgendwer auch nur wagen würde, sich über ihn, über seine Gefühle lustig zu machen – oder noch schlimmer, Tenten davon in Kenntnis zu setzen, bevor sie diese auch nur minimal erwiderte … Die wie immer perfekt manikürten Fingernägel trommelten leise auf dem glatt polierten Tisch, an dem Ino saß. Die Beine überschlagen, einen Latte Macchiato vor sich, und ein Glamour-Magazin in der Hand sah sie eigentlich nicht so aus, als würde sie auf jemanden warten. Dennoch wirkte sie keineswegs überrascht, als jemand ihr gegenüber platz nahm. Ihr Magazin legte sie jedoch trotzdem erst weg, als sie den Artikel zu Ende gelesen hatte. »Du bist spät dran«, schallt sie. Kiba verdrehte die Augen. »Weißt du, deine Terminvorgaben könnten auch weniger kurzfristig sein. Ich musste Tamaki versetzen, und das habe ich aus nachvollziehbaren Gründen lieber mit der Wahrheit begründet, als ihr was vorzumachen. Kam trotzdem nicht so gut an.« »Warum hast du sie nicht einfach mitgebracht?«, fragte Ino erstaunt. Sicher, sie war sich klar darüber, dass wenige Mädchen es toll fanden, wenn ihr 'irgendwie-fester-Freund' sich mit anderen Mädchen traf. Und sie wusste, ohne zu arrogant zu wirken, dass gerade sie einige Mädchen verunsicherte. Kiba schnaubte. »Ich dachte, du willst was 'wichtiges, geheimes' besprechen?« »Naja, so geheim ist's auch nicht …« »Und auch das hättest du früher sagen können«, grummelte Kiba verärgert. »Nun hab dich nicht so.« Die Kellnerin trat an ihren Tisch und fragte Kiba höflich nach seiner Bestellung, was ihr Gespräch kurz unterbrach. Aus Gewohnheit, und weil er einfach nicht anders konnte, lächelte er sein verführerisches Lächeln, und die junge Frau, höchstens vier, fünf Jahre älter als er, errötete sichtlich. Kaum war sie, etwas schwankend, wieder verschwunden, da lachte Ino leise. »Was?« »Oh man, Neji hätte es so viel einfacher, wenn er ein bisschen mehr wie du wäre.« »Neji?« »Jupp. Grund unseres Treffens.« Kibas Gesicht hellte sich erst auf und wurde dann zu einem manischen Grinsen. »Erzääääähl!«, forderte er. »Er hat mich um Hilfe gebeten. Tenten betreffend«, grinste Ino jetzt, und Kiba lachte auf, sodass ein paar Leute kurz zu ihnen hinüber sahen. »Ist nicht dein Ernst!«, sagte er dann, und seine Stimme schlug vor Heiterkeit fast über. Ino nickte grinsend. »Ooooh, das wird gut.« »Sowasvon. Ich kann also auf deine Unterstützung zählen?« »Na sicher! Was hast du für Pläne?« »Naja, erst mal will er nur 'Tipps', und da dachte ich mir, ich sollte mich doch vielleicht kurz bei dir rückversichern, nicht, dass ich ihm Mist erzähle.« »Er darf's bloß nicht übertreiben, sonst rennt Tenten wie ein aufgeschrecktes Reh davon«, war das erste, was Kiba durch den Kopf schoss. »Aber ganz ehrlich, das wird nicht so schwer sein. 'Naivchen' ist echt noch untertrieben, so leid es mir tut. Um ehrlich zu sein glaube ich, dass die Gute noch nie selber für irgendwen geschwärmt hat. Weil sonst würde sie so ein paar Anzeichen dann doch erkennen.« Ino nickte ernst, weil sie sich in ihrer Annahme über Tenten bestätigt fühlte. »Was schlägst du also vor?« »Viel Fummeln und einfach so tun, als wären sie schon zusammen«, kam es knapp. »Sehr gut, das habe ich auch gesagt.« »Und er soll es bloß nicht über die Eifersuchtsschiene versuchen. Das mag ja umgekehrt wunderbar funktionieren, aber Tenten würde nur den Schwanz einkneifen und sich zurückziehen.« Ino nickte erneut, und nippte an ihrem Getränk, während die Kellnerin Kiba seines mit einem strahlenden Lächeln hinstellte. »Und was meinst du, soll ich bezüglich Teni tun?« »Naja, wie schon gesagt, glaube ich nicht, dass sie schon mal verknallt war. Schließt den aktuellen Stand also mit ein. Das wird ein gutes Stück Arbeit … Ich denke, wenn sie von allen Seiten immer wieder Anspielungen hört, wird sie irgendwann die Art und Weise wie Neji mit ihr umgeht in Frage stellen. Vermeiden solltest du nur Hinweise in die Richtung 'Ihr passt so gut zusammen!'. Nicht, dass sie bockig wird, aber sie wird sich davon distanzieren wollen.« »Aber es wäre auch nicht gut, sie zu sehr darauf zu stoßen, dass Neji ihr an die Wäsche will.« »Natürlich nicht! Könnte die gleiche Reaktion auslösen«, erwiderte Kiba kopfschüttelnd. Dann sah er von seinem Kaffee auf, und grinste Ino verschlagen an. »Er will ihr also an die Wäsche, ja?« Sie verdrehte überdeutlich die Augen. »Glaubst du, er hat keine Hormone?« »Naja, hatte gedacht, sein Testosteron wird nur in mordlüsternen Blickduellen ausgelöst.« »Also, gesagt hat er es nicht, aber mal ehrlich … warum sollte er nicht wollen? Er ist ein Kerl.« »Immer diese Vorurteile.« »Na, jetzt Butter bei die Fische! Als ob du mit Tamaki nicht auch gerne schon ein bisschen weiter wärst!« »Das ist jetzt nicht das Thema«, konterte Kiba ruhig, und lehnte sich zurück. »Erzähl mal lieber, was dein Liebesleben macht. Oder willst du bis ans Ende deiner Tage kuppeln, aber selbst als alte Jungfer sterben?« »Hrmpf.« Ino sah zur Seite, und obwohl sie nicht rot wurde, reichte das schon, um Kibas Aufmerksamkeit zu wecken. »Oooooh«, lachte er leise und beugte sich vor. »Spuck's aus!« Januar - vierte Woche (Teil 2) ------------------------------ Munter schwatzend verließ die Klasse am Mittwoch nach der letzten Stunde den Chemie-Raum. Sakura war nur froh, die Stunde mit dem furchteinflößenden Orochimaru-Sensei hinter sich gebracht zu haben, und war insofern wieder gut genug auf Sai zu sprechen, als dass sie sich freiwillig anbot, ihn zu seinem Spind zu begleiten. Was sie nicht wusste, war, dass Sai nun innerlich mit sich rang. Die Gelegenheit, bei Sakura als Inos bester Freundin ein paar hilfreiche Tipps einzuholen, oder? Andererseits waren sie grundverschieden, wenn es um Beziehungskram ging, und noch wichtiger: Sai wollte es nicht an die große Glocke hängen. So beließ er es dabei, Sakura dankbar zuzulächeln, als sie seine Tasche für ihn trug. Anschließend traten sie gemeinsam den Heimweg an, kamen jedoch nicht weiter als bis ins Foyer. »Sakura«, ertönte es, und die beiden wandten sich zu Asuma-Sensei um, der irgendwie ungewöhnlich unruhig, und mit gespitzten Lippen vor dem Lehrerzimmer stand. »Hast du einen Moment?« »S-Sicher«, stotterte Sakura überrascht, und wandte sich an Sai. »Willst du warten, oder-?« »Ich muss leider nach Hause«, murmelte er, während er Asuma-Sensei irritiert beobachtete. Wenn er sich nicht ganz irrte, hatte der Lehrer schlechte Nachrichten. Sakura händigte ihm rasch seine Schultasche aus, und verabschiedete sich mit einem piepsigen »Bis morgen!« Also hatte auch sie die Anspannung bemerkt. Asuma führte Sakura in das Lehrerzimmer, was für sich schon ein schlechtes Zeichen war, und von dort aus weiter in einen kleinen Raum, der sonst für Elterngespräche genutzt wurde. Er wies sie an, sich zu setzen, und Sakura, deren Knie schlotterten, nahm dankbar an. »Hm«, brummte der Lehrer, der ebenfalls platz genommen hatte. »Ich weiß gar nicht, wie ich dir das sagen soll«, sagte er. »… Es gibt ein Problem mit deiner Englisch-Arbeit.« »E-Ein Problem?«, fragte Sakura verblüfft. »Was für ein-« »Es scheint … als hättest du sie nicht abgegeben.« »WAS?! Doch, doch natürlich! Ich weiß noch genau-« Asuma hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. »Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass du sie mir vorne hingelegt hast … Aber sie ist nicht da. Kannst du mir sagen, wie eine Arbeit mitten aus einem ganzen Stapel von Arbeiten verschwinden kann? Keine andere Arbeit ist weg, nur deine.« »A-Aber Sensei- Ich habe ganz sicher abgegeben, ich schwöre es!« »Hör zu Sakura, ich kenne dich, und ich weiß, dass du keinen Grund hättest, bei deinen Arbeiten zu schummeln. Aber im Moment sieht es ganz so aus, als hättest du entweder nicht abgegeben – was ich selbst bezweifele -, oder als hättest du die Arbeit nachträglich entfernt – was erstens überhaupt keinen Sinn ergibt, weil korrigieren muss ich ja etwas, und zweitens so gar nicht deinem üblichen Verhalten entspricht. Problematisch ist jetzt nur, wie wir weiter verfahren.« Sakura, die schon seit einigen Sätzen kalkweiß im Gesicht war, zitterte am ganzen Leib. »M-mein Stipendium«, hauchte sie. »W-wenn ich in der Arbeit durchfalle, zieht das meinen Schnitt nach unten- ich …« »Ich bin mir sehr sicher, dass du nichts getan hast, Sakura. Allerdings weiß ich auch hundertprozentig, dass ich die Arbeit nicht verloren habe. Kann es sein, das es irgendjemanden gibt, der dir eins auswischen will?« Stumm schüttelte Sakura den Kopf. Ihre Augen brannten. Was sollte sie denn jetzt nur tun?! Grüblerisch betrachtete Asuma das aufgelöste Mädchen vor ihm. Er hatte extra etwas harschere Worte gewählt, um eine Reaktion zu provozieren. Nun war er sich sicher, dass Sakura nichts mit der Sache zu tun hatte. Allerdings musste er sich jetzt darum kümmern, dass sie nicht anfing zu heulen. Damit konnte er nämlich so gar nicht umgehen. Mit hilflosem Blick sah er kurz durch die angelehnte Tür, und war froh, dass er Kurenai erspähte. Frauen konnten sowas einfach viel besser. »Kurenai, könntest du kurz-?«, fragte er, halb aufgestanden, und keine Sekunde zu spät, denn die ersten Tränen rollten Sakuras Wangen hinab. Neugierig trat Kurenai in den kleinen Raum, und verstand sofort. Sie zog die Tür hinter sich zu, setzte sich neben Sakura, und tätschelte dem Mädchen den Rücken. »Was ist denn passiert?«, fragte sie leise, und obwohl die Frage eigentlich an Sakura gerichtet war, erklärte Asuma rasch die Situation. »Natürlich glaube ich Sakura, allerdings weiß ich nicht genau, was wir bezüglich der fehlenden Arbeit machen können …« Kurenai wirkte einen Moment nachdenklich. »… Es wäre natürlich mit Aufwand für euch beide verbunden … aber … kann Sakura die Arbeit nicht einfach nachschreiben? Eine neue Arbeit, selbstverständlich, und unter Aufsicht? Müssten wir allerdings mit dem Chef besprechen …« Sakura schluchzte leise, und plapperte dann hastig: »I-ich schreibe sofort, wenn Sie wollen!« »Naa«, machte Kurenai, und lächelte sie aufmunternd an. »Du beruhigst dich erst mal.« »Und ich gehe zum Chef«, brummte Asuma, der nichts lieber wollte, als zu verschwinden. Weinende Schülerinnen waren einfach nicht seins. »Ich gebe dir Bescheid, Sakura, in Ordnung?« Sie nickte, und die Tränen flogen nur so umher. Kurenai warf ihrem flüchtenden Kollegen noch einen genervten Blick hinterher. Genervt wegen ihm, nicht wegen Sakura. Das hob die Stimmung doch gleich noch mehr – nicht nur, dass er sich wieder mal mit seinem Vater auseinandersetzen musste. Nein – auch seine Freundin war jetzt sauer auf ihn. Also, wenn der soziale Aspekt des Berufes nicht so schwierig wäre, dann wäre er echt dankbar. Oder er müsste es so wie Orochimaru machen. Böse bis aufs Blut, sodass die Schüler erst gar nicht zu ihm kamen, um sie auszuheulen. Orochimaru hätte Sakura allerdings auch einfach direkt eine Sechs reingedrückt, ohne groß zu quatschen … Es dauerte eine ganze Weile, bis Kurenai Sakura soweit beruhigt hatte, dass diese nicht mehr weinte. Gedanklich sah sie immer noch all ihre Zukunftsträume zerplatzen. Asuma-Sensei kam irgendwann noch einmal kurz vorbei, und erlöste Sakura, in dem er ihr erklärte, der Direktor hätte kein Problem damit, dass sie die Arbeit in einer seiner anderen Englischklassen erneut mitschrieb. Am Freitag in den ersten beiden Stunden, um genau zu sein. Ihre Reputation als Musterschülerin spielte dabei natürlich eine Rolle, aber das brauchte er ihr gar nicht mehr auf die Nase binden, denn Sakura schluchzte erneut auf, diesmal jedoch vor Freude. »Danke Sensei!«, heulte sie, und war fast versucht, Asuma zu umarmen. So schnell der Gedanke kam, so schnell hatte sie ihn allerdings wieder verworfen, denn einen Lehrer zu umarmen schien ihr doch wenig ziemlich. Leise vor sich hin grummelnd pfefferte Sasuke seinen Gi in die dafür vorgesehene Sporttasche. Ausgerechnet heute hatte Hayate-Sensei das Training für die Neuzugänge eingeplant, und er Idiot hatte es vergessen. Da hätte er aber auch von selbst drauf kommen können, das so kurz nach einem Turnier mal eine kleine Pause gemacht würde. Und noch schlimmer war, dass er genau wusste, was er jetzt mit seinem freien Nachmittag anstellen würde. Lernen. Für die Englischarbeit am Freitag. Und da hatte er ja mal sowasvon keinen Bock drauf. »Sasukee«, zwitscherte es plötzlich, und er sah irritiert auf. In der Tür stand Kara, nein … Kaoru! (Mensch, er konnte sich den Namen einfach nicht merken!) »Das ist die Jungenumkleide«, erklärte er ihr kühl, ließ sich aber nicht weiter ablenken. Schließlich war er schon einigermaßen bekleidet, und er war außerdem kein Weib, das wegen soetwas einen Aufstand anzetteln würde. »Ich weiß«, zwitscherte Kaoru mit kokettem Augenzwinkern und aufgesetzt schüchternem Lächeln. Die Vorstellung war allerdings vergebens, da Sasuke sich nicht mal die Mühe machte, hinzusehen. »Ich dachte nur, da wir ja beide den Nachmittag frei haben … vielleicht hast du Lust, was zu unternehmen?« »Tut mir Leid, aber ich muss noch lernen.« »Aber wir können doch auch zusammen lernen«, schnurrte sie, und so langsam ging Sasuke, dessen Geist durch Frust etwas umnachtet war, auf, dass sie aufs heftigste mit ihm flirtete. Er ließ sich etwas Zeit mit der Antwort, um rasch seine Tasche zu packen, und so fluchtfertig zu sein. »Ich lerne lieber alleine«, erklärte er. »Wir sehen uns nächste Woche.« Und damit hatte er seiner Meinung das Thema 'Abfuhr' großzügig und nett umschifft. Kaoru zog eine Flunsch. Nun ja, gut … er hatte aber auch schlechte Laune gehabt. Kein Grund, sich entmutigen zu lassen. Kopfschüttelnd und vor sich hin murmelnd tippte Sasuke im Laufen eine kurze Nachricht an Itachi, mit der Bitte, ihn doch wenn möglich jetzt schon von der Schule abzuholen. Manchmal waren große Brüder ja schon echt praktisch. Er selbst durfte seinen Führerschein ja erst im Sommer, nach seinem Geburtstag anfangen, hatte sein Vater vorgeschrieben. Dafür würde der dann aber auch komplett bezahlt. Itachi antwortete, noch bevor Sasuke das Hoftor erreicht hatte, und zufrieden steckte Sasuke sein Handy wieder ein. Als er aufsah, erblickte er zu seiner Überraschung Sakura, die mit hängenden Schultern gerade das Gelände verlassen wollte. »Sakura«, sagte er ruhig, aber laut genug, dass sie ihn hörte. Sie drehte sich um, und sofort bereute ein Teil von ihm, sie gerufen zu haben. Ihre Augen waren rot und verquollen, und er hatte es noch nie leiden können, sie weinen zu sehen. Sie schluchzte einmal, zweimal, und widerwillig, allerdings auch in höchste Maße besorgt trat er zu ihr. »Was ist passiert?« Bei der vertrauten Stimme war es Sakura gleich etwas besser gegangen. Allerdings nicht soweit, dass sie mit dem Heulen aufhören konnte. »Sasuke«, hickste sie an den Tränen vorbei, und ihr bester Freund, obwohl sie genau wusste, wie sehr er es hasste, trat noch näher, und zog sie in seine Arme. Das brachte den Knoten endgültig zum platzen. Manchmal konnte er echt einfach so lieb sein. Kein Wunder, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Vor weiteren Schluchzern erbebend erzählte sie ihm mit abgehakten Sätzen, was passiert war, und Sasuke besaß die Geistesgegenwart, ihr dabei leicht den Rücken zu tätscheln. Nachdem er sie hatte vollständig ausreden lassen, brummte er: »Sieh mal, du darfst die Arbeit doch nachschreiben. Kein Grund für weitere Tränen, oder?« Ein wackeliges Lachen ertönte. »Danke«, flüsterte sie, machte sich vorsichtig – widerwillig – von ihm los, und wischte sich die Tränen von den Wangen. Sasuke fischte ein Taschentuch aus seiner Tasche und reichte es ihr. »Willst du nach Hause? Itachi kommt, um mich abzuholen, wenn du willst, kann er dich heim bringen.« Sakura zuckte unentschlossen mit den Schultern. »Ich sollte wohl- hey, warum hast du überhaupt schon Schluss? Ist heute nicht Kendo?« »Fällt aus«, grummelte Sasuke. »Heißt, ich habe ganz viel Zeit zum lernen.« Kaum hatte er den Satz beendet, kam ihm ein Gedanke, und er sah rasch zur Seite, damit Sakura sein Gesicht nicht sehen konnte. »Wir könnten zusammen lernen«, schlug er leise vor. »Englisch?«, fragte Sakura, und Sasuke nickte nur stumm. Hoffentlich fing sie jetzt nicht wieder an zu heulen. »Klar. Ich sollte auch noch mal alles wiederholen …« Und sie würde den Nachmittag mit Sasuke verbringen, vielleicht am Abend noch eine Folge ihrer Lieblingsserie mit ihm ansehen. Außerdem konnte sie so gut machen, dass sie in seiner Gegenwart geheult hatte. Keine zehn Sekunden später fuhr Itachis schwarzer Wagen vor, und er war nicht überrascht, dass Sakura zusammen mit Sasuke einstieg. Allerdings konnte er nur wieder die Augen über die Dummheit seines Bruders verdrehen. Halloho! Hinten auf der Rückbank war genug Platz für zwei! Kaoru dampfte vor Wut. Das war ja mal so gar nicht nach Plan gelaufen! Diese vermaledeite Sakura! Wie konnte sie sich nach so einem Schlag so schnell wieder aufrappeln – und noch dazu einfach in Sasukes Arme schmeißen?! Sie würde härtere Geschütze auffahren müssen … Gedanklich war Hinata noch hab im Unterricht, als sie nach ihrer letzten Stunde die Toilette betrat. Sie hatte Iruka-Sensei bei einem kleinen Computer-Problem geholfen – und das sollte schon was heißen! Sie hatte davon nämlich keine Ahnung. Er allerdings noch weniger … So in Gedanken schreckte sie etwas zusammen, als sie plötzlich ein Würgen und Platschen aus der einzigen verschlossenen Kabine vernahm. Ohje. »A-Alles in Ordnung da drin?«, piepste sie besorgt. Es kam keine Antwort, stattdessen wurde die Spülung betätigt und anschließend langsam die Tür geöffnet. »S-Soll ich dich ins Krankenzimmer bringen?« »Nein, es geht schon.« »Bist du dir sicher? D-Das hat sich nicht so gut angehört.« »Magen-Darm, oder so was … habe ich seit ein paar Tagen. Normalerweise muss ich mich aber nur morgens übergeben …« Unsicher sah Hinata zu Boden. »O-Okay.« Nur morgens? »Danke, dass du dich um mich sorgst.« »D-Du bist aber nicht …?« Diesmal war Hinata es, deren Blick ausgewichen wurde. Das sprach nicht gerade gegen den Gedanken, der ihr unwillkürlich gekommen war … Januar - vierte Woche (Teil 3) ------------------------------ »Samstag«, sagte Ino in bestimmerischem Tonfall beim Essen am Donnerstag, und erntete dafür verwirrte Blicke. Sie hatte sich gerade erst an den Tisch gesetzt, und niemand sonst hatte etwas gesagt. »Wie bitte?«, fragte Tenten höflich, und mit überlegenem Grinsen richtete Ino sich kerzengerade auf. »Am Samstag machen wir mal wieder alles was zusammen«, erklärte sie. »Du weißt schon, dass wir da die Kyudo-Ausscheidungen-« Eine simple Geste Inos brachte Sakura zum Schweigen. »Und die gehen nicht bis Abends. Um sieben treffen wir uns. Adresse schicke ich euch nachher.« »Und was machen wir?«, fragte Naruto neugierig. »Wir gehen Bowlen.« Bei diesen Worten ließ Tenten die Schultern sacken. »Manchmal habe ich das Gefühl, du suchst extra Sachen, die ich nicht kann. Karaoke, Tanzen, Schlittschuhlaufen …« Sakura und Hinata kicherten, und Neji, der neben Tenten saß (dichter als unbedingt notwendig), erklärte: »Ich bringe es dir bei.« Das Lächeln, was er damit erntete, war ihm schon Belohnung genug. Naja, fürs Erste. Denn um Tenten das Bowlen beizubringen, musste er natürlich auf Tuchfühlung gehen. Und daran hatte er ziemlich schnell Gefallen gefunden. Hehe … Faszination, Bestürzung, Erstaunen, Verwirrung. Hätte Neji von seiner Tätigkeit, Tenten zu befu- äh, ihr das Bowlen beizubringen (!) aufgesehen, dann hätten ihn eben diese Emotionen (und noch viele mehr!) auf den Gesichtern seiner Freunde erwartet. Und dabei hatte er (momentan) nur die Hand auf die Hüfte seiner besten Freundin gelegt. In … eindeutiger Art und Weise. »Was zum Henker hast du ihm erzählt?!«, stöhnte Shikamaru gequält, und obwohl er sich damit an Ino gerichtet hatte, drehten sich alle Köpfe zu ihm um. Trotz der Lautstärke der Musik auf der in Schwarzlicht getauchten Bowlingbahn war er in der kleinen Sitzecke selbiger deutlich zu vernehmen gewesen. Auf dem Tisch standen einige Getränke (man hatte Tenten endlich einmal von alkoholischem abhalten können), und die Freunde saßen dicht gedrängt auf den gepolsterten Bänken. Ino grinste diabolisch. »Wiesooo?«, flötete sie, und dabei wurden die Augen von Sakura und Hinata noch größer. »Können wir kurz zurückspulen bis zu einer Stelle, an der auch ich verstehe, warum Neji plötzlich zum Macho mutiert?«, fragte Naruto mit hochgezogener Augenbraue, und zumindest dieses eine Mal erntete er Zustimmung von seinen Freunden. »Na, dass er auf Teni steht, brauche ich ja wohl keinem zu erklären, oder?« Ino verdrehte die Augen. »Zwischen 'auf sie stehen', und 'an ihr rumfummeln' bestand Letztens aber noch ein gewaltiger Unterschied, wenn ich mich recht entsinne«, gab Temari einen bissigen Kommentar ab. »Er hat halt gefragt, wie er bei ihr landen kann.« »Und da hast du ihm- Moment, WAS?!« Mit sperrangelweit offenem Mund starrte Sakura ihre beste Freundin an. »Neji hat-?« Ino grinste überlegen. »Nie im Leben«, stellte Naruto entrüstet fest. »Ich kann's bezeugen«, grummelte Shikamaru, der mit seltsam grimmigem Blick Neji dabei beobachtete, wie er Tenten die Wurfbewegung der Kugel, hm … 'näher brachte'. »Naja, ich bin ja ein netter Mensch«, erklärte Ino, immer noch grinsend. »Und verkuppeln wollte ich die beiden sowieso, also war ich so freundlich, und habe ihm ein paar Tipps gegeben …« Kopfschütteln und Fassungslosigkeit auf mehreren Gesichtern. Sasuke intonierte lautlos das Wort 'Tipps'. »Naja, Teni scheint es ja nicht zu stören«, stellte Sai fest, und erneut wandte die Gruppe ihren Blick den beiden Gestalten auf der Bowlingbahn zu. »Also, so, wie er ran geht, würde mich das ja nicht wundern, wenn Ino endlich mal Erfolg hat«, murmelte Temari leise. »Was soll das denn heißen?!« »Jede Wette, die beiden sind innerhalb von 'nem Monat ein Paar?«, grinste Naruto, bevor er Hinata einen kurzen Kuss auf die Wange drückte. »Ich gebe dem zwei Wochen«, erklärte Sakura selbstsicher, und Ino strahlte sie an. »Das habe ich auch gesagt! Will noch wer wetten?« »Zehn«, sagte Sai mit einem schmalen Lächeln. »Zehn Wochen?« »Neun …« »Na komm, nu' übertreib mal nicht«, gähnte Shikamaru. »Sie kommen übrigens.« Die Gruppe verstummte sofort, und Hinata, die von zu viel Kuppelei nichts hielt und daher Tentens Bowling-Performance beobachtet hatte, sagte: »Das hast du echt gut gemacht, Teni.« Ihre Freundin grinste dankbar. Auch Sakura, Temari, Sai und Ino grinsten. Allerdings in Nejis Richtung, und ihre Gesichter zeigten eindeutig, dass etwas im Busch war. Glücklicherweise bemerkte Tenten es nicht. Neji jedoch lief es kalt den Rücken herunter. Er warf Ino einen bösen Blick zu. Auf ihren Rat hin hatte er sich vor versammelter Mannschaft lächerlich gemacht – wenn auch nur eines der Mädchen Tenten gegenüber- »Ich müsste mal auf die Toilette, kommt wer mit?«, fragte da seine wandelnde Versuchung auf zwei Beinen, und riss ihn damit aus seinen trüben Gedanken. Sakura, Temari und Hinata schlossen sich an, was ihn mit Ino und den Jungs allein ließ. Er wartete, bis die anderen Mädchen außer Hörweite waren, dann setzte er dazu an, Ino gehörig die Meinung zu geigen, als Shikamaru ihn am Arm packte und neben sich auf die Bank zog. »Lass dich nicht verunsichern, Neji. Du machst das prima. Und hier wird dir keiner dazwischen grätschen, das kannst du mir glauben.« Bestätigend, und mit einem verruchten Grinsen nickte Ino. Sasuke, der am Ende der Bank saß, hatte die Arme verschränkt, und starrte grimmig auf die momentan leere Bahn. Wieso hatte Neji es eigentlich so leicht? Er wusste genau, dass es Eifersucht war, die in ihm brannte. Weder auf Neji, noch auf Tenten, soviel war klar. Aber einfach auf die Tatsache, dass zwischen den beiden unumstreitbar etwas war, das Zukunft hatte. Nahe Zukunft. Für ihn und Sakura allerdings … gab es einfach wichtigere Dinge. Sie musste sich auf ihr Stipendium konzentrieren, und auch er hatte immer seine Noten vor Augen. Als würde sein Vater etwas anderes zulassen. Neji hatte skeptisch die Augenbraue hochgezogen, und sah von Shikamaru und Ino zu Sai, der wie üblich schmallippig lächelte. Dann wanderte sein Blick zu Naruto, und augenblicklich wurde ihm bei dessen wissenden Grinsen - kombiniert mit wackelnden Augenbrauen - schlecht. Womit hatte er das verdient? Recht schnell kamen die Mädchen wieder, leise kichernd, wie Neji feststellte. Hoffentlich hatten sie nichts gesagt. Sakura und Temari schoben Hinata zu vorderst in den Sitzbereich, und sie ließ sich neben Naruto nieder, nicht jedoch, ohne Neji einen aufmunternden, unsicheren Blick zuzuwerfen. Tenten, die als letzte ging, bekam das leise Grinsen auf den Gesichtern ihrer anderen beiden Freundinnen nicht mit, und war so gänzlich unvoreingenommen, als sich herausstellte, dass auf den Bänken zu wenig Platz war. »Dann müssen wir einfach ein bisschen zusammenrutschen«, erklärte Ino, und schaffte es tatsächlich, Tenten einfach in Nejis Richtung zu manövrieren, wo sie, etwas aus dem Gleichgewicht, quasi auf seinen Schoß fiel. Sie errötete sofort, aber Neji, der soetwas schon geahnt hatte, sah ihr nur beruhigend in die Augen. »Ist das okay für dich?«, flüsterte Tenten, als Shikamaru sich endlich dazu bequemte, weiterzuspielen – den anderen war gar nicht aufgefallen, wie das Spiel unterbrochen worden war. Neji nickte, legte dabei den Arm um ihre Hüfte, und zog sie etwas zurecht. Vertrauensvoll lächelnd lehnte sich Tenten an ihn, den Kopf an seiner Schulter, und trotz aller Gelassenheit, die er äußerlich zur Schau stellte, war Nejis Mund trocken wie die Sahara. Seine Hand glitt von ihrer Hüfte, bis sie nur noch auf ihrem Rücken lag, und nach ein paar Momenten, in denen Tenten, gänzlich blind für jeglichen Annäherungsversuch, die anderen bei ihren Würfen beobachtete, fingen seine Finger an, kleine Kreise neben ihrer Wirbelsäule zu zeichnen. 'Alles, was sich für dich richtig anfühlt', hatte Ino gesagt. Er musste nur aufpassen, dass es sich nicht zu gut anfühlte, sonst würde selbst Tenten irgendwann etwas bemerken. Sai beobachtete neugierig, wie Tenten es sich auf Nejis Schoß bequem gemacht hatte. Er bemerkte einige unterschwellige Punkte, aber natürlich auch Nejis Bewegungen, die nur dazu dienten, Tenten noch näher zu ziehen, oder sie dort zu halten. Also, so ganz subtil, versteht sich. Er fragte sich, was Ino genau für Tipps gegeben hatte, und ob diese Tipps ihren eigenen Vorlieben entsprachen. Sicherlich stand die Blondine eher auf Männer, die wussten, was sie wollten. Er würde das für den morgigen Nachmittag im Gedächtnis behalten. Es gab viele Sachen, über die Neji ausgesprochen froh war. Zum einen, dass Tenten doch etwas früher als die anderen müde geworden war. Dass Ino ihr einen Vogel gezeigt hatte, als sie trotz der schon späten Stunde (es war immerhin schon nach Mitternacht), alleine nach Hause gehen wollte. Dass Tenten wie selbstverständlich mit einem fragendem Blick zu ihm gesehen hatte, und dass er geistesgegenwärtig sofort mit »Ich bringe dich nach Hause«, reagiert hatte. Natürlich wollte Tenten ihm nicht den Abend versauen, und hatte rumgedruckst, bis er ergänzt hatte, dass er auch müde war. Mit einem harten Blick in Richtung Naruto versicherte er sich, dass seine Cousine später ebenfalls nach Hause gebracht würde, und verabschiedete sich dann zusammen mit Tenten. Sowohl Temari, als auch Sakura und Ino grinsten den beiden kichernd hinterher, allerdings bemerkte Tenten das kindische Verhalten ihrer Freundinnen wieder nicht. »Es ist schweinekalt«, murmelte sie, sobald die beiden aus dem Gebäude getreten waren, und rieb die Hände aneinander, im Versuch, sie zu wärmen. Neji gingen ein paar von Inos SMS-Tipps durch den Kopf. Seine Jacke konnte er Tenten leider nicht anbieten, weil er selber dann ziemlich leicht bekleidet wäre, und das würde ihr durchaus auffallen. Nie würde sie das Angebot annehmen, eher würde er sie damit abschrecken. Andererseits … »Gib mir deine Hand«, sagte er ruhig, und Tenten, die wie immer keinen Hintersinn darin vernahm, legte ihre kalte Hand in seine. »Wie schaffst du es, so warme Hände zu haben?«, stöhnte sie leise. Neji erwiderte nichts, sondern schwelgte einfach in dem Gefühl, dass sie beide für jeden Außenstehenden wie ein händchenhaltendes Pärchen aussehen mussten. Sie sprachen nur wenig auf dem zehnminütigen Weg bis zum Mädchenwohnheim, aber die Stille zwischen ihnen störte keinen der beiden. Es war einfach angenehm, in der Gesellschaft des jeweils anderen zu sein. Vor der großen Eingangstür blieben sie stehen, und Tenten dankte ihm mit einem erschöpften Lächeln dafür, dass er sie nach Hause gebracht hatte. Für einen endlos langen, kurzen Moment dachte Neji an einen weiteren Tipp Inos – 'Wenn sie dich bei der Verabschiedung lange anguckt, dann küss sie!' – aber Tenten strahlte ihn nur warm an, bevor sie ihre (mittlerweile warmen) Hände aus seinen löste, und sich leise verabschiedete. Nicht, ohne ihm zu versprechen, morgen- heute! zum Training vorbei zu kommen. Erst, als sie die Tür hinter sich zugezogen hatte, wagte es Neji, einen abgrundtiefen Seufzer auszustoßen. Entweder, Tenten spielte mit ihm – was er sich wirklich nicht vorstellen konnte – oder sie hatte einfach absolut keine Ahnung von zwischenmenschlicher Interaktion. So naiv konnte doch keiner sein! Er lächelte in sich hinein. Das machte sie irgendwie nur noch süßer. Januar - fünfte Woche --------------------- Wenn es eines gab, bei dem Hinata sich unwohl fühlte, dann war es gezwungene Kuppelei. Sie war dementsprechend nicht ganz so begeistert davon, dass Neji sich Hilfe bei Ino geholt hatte – schließlich hätte er das ihrer Meinung nach auch alleine hinbekommen! Aber natürlich unterstützte sie ihn. Was so ziemlich der einzige Grund war, weswegen sie auf Inos Bitte hin jetzt mit Tenten zusammensaß, und ihrer Freundin etwas auf den Zahn fühlte. Auf ihre Art und Weise, selbstverständlich. Tenten war nach dem Kyudo Training mit Neji zu ihr in die Küche gekommen, um gemeinsam eine Tasse Tee zu trinken. Neji wurde indes von Hanabi okkupiert, die ihn dazu genötigt hatte, mit ihr weiter zu trainieren. Nachdenklich nippte Hinata an ihrem Tee und wartete auf eine passende Gelegenheit. Sie lenkte das Gespräch in Richtung Naruto (ihre Wangen wurden dabei immer noch heiß), und ließ schließlich wie nebenbei den Satz fallen: »Wenn du auch einen Freund hättest, dann könnten wir mal zu viert was unternehmen.« Tenten sah überrascht aus. »Warum fragst du nicht Shikamaru und Temari? Oder Neji und ich kommen- nein, das ist vermutlich keine gute Idee«, korrigierte Tenten sich mit einem Grinsen. »Er würde euch das Date wahrscheinlich ruinieren.« Auch Hinata grinste, allerdings aus einem anderen Grund. Der erste Junge, der Tenten also einfiel, mit ihr zusammen zu einem 'Pärchen-Date' zu gehen, war Neji. Das war doch schon mal vielversprechend. »Hinata-sama«, sprach da eine der Bediensteten, die gerade in der Tür erschienen war. »Sie haben Besuch. Ein Mädchen in ihrem Alter.« Die ausgesprochenen Worte implizierten die Frage, ob das Mädchen hineingelassen werden sollte, und so nickte Hinata hastig. »Wen erwartest du denn?«, fragte Tenten neugierig. »Niemanden«, gab Hinata mit einem Schulterzucken zurück. Ein paar Minuten später betrat das angekündigte Mädchen mit schüchtern umklammerter Tasche die Küche. »Karin! Hey, was machst du denn hier?« »Hey …«, machte Karin langsam, und zwang sich ein Lächeln auf. »Ich, uhm … wusste nicht, wo ich sonst hingehen sollte. Schönes Anwesen übrigens.« »Alles in Ordnung?«, fragte Tenten bestürzt, die das rothaarige Mädchen noch nie so eingeschüchtert und verstört gesehen hatte. Hinata kaute auf ihrer Unterlippe. »Hast du-?« »Ich habe mich alleine nicht getraut«, erklärte Karin fast unhörbar und starrte dabei den gefliesten Küchenboden an. Tenten sah zwischen ihr und Hinata hin und her, hakte aber nicht nach. »K-können wir vielleicht irgendwo hin, wo-« »In mein Zimmer«, schlug Hinata mit beruhigender Stimme vor, und führte Karin aus der Küche, einen kurzen, auffordernden Seitenblick zu Tenten werfend, die sofort verstand, und rasch eine weitere Teetasse, zusammen mit ihrer und Hinatas, sowie der Teekanne auf ein Tablett balancierte. In der ruhigen Runde von Hinatas Zimmer sprudelte es dann aus Karin heraus. »Ich glaube, ich bin schwanger.« Hinata, die dies schon 'vermutet' hatte, sah unsicher zu Tenten, die Karin für einen Augenblick mit großen Augen und weit geöffnetem Mund anstarrte. »Oh«, machte sie. »Wie, uhm … konnte das passieren?« Karin verdrehte ihre feuchten Augen. »Na, was glaubst du, wie das passiert? Ich hatte Sex!« »I-ich meine nur-«, stotterte Tenten, die knallrot angelaufen war, und wandte sich hilfesuchend an Hinata, welche einen ähnlichen Farbton aufwies. »W-Was Teni meint ist … wann? U-und … wer?« Der kurze Anfall von Schnippigkeit Karins war sofort wieder verflogen, und sie musterte erneut den Fußbodenbelag, als hätte sie noch nie zuvor etwas interessanteres gesehen. »Nach dem Weihnachtsball. Ich war mit ein paar Leuten aus der Schule unterwegs, wir sind noch in eine Disco und so. Ich … habe wohl ein bisschen zu viel getrunken, und mir dann ein Taxi mit den anderen geteilt. Als nur noch Suigetsu und ich übrig geblieben sind, schien es … irgendwie eine gute Idee, bei ihm zu übernachten. Wir haben ziemlich heftig rumgemacht, und es kam eins zum andern …« Eine stille Träne tropfte auf ihre Hand, die den Teebecher fest umschlossen hielt. »Ich … ich wollte nicht, dass das passiert, aber in dem Moment … es war so schön, von jemandem … beachtet zu werden.« Sie verstummte, und weitere Tränen rannen ihre Wangen hinab. Laut auszusprechen, dass sie Sasukes kalte Schulter nicht gut verkraftete würde zu sehr weh tun, und Schmerzen hatte sie gerade genug. »Und … was hat er dazu gesagt?«, fragte Hinata leise. »Er- wir können uns eigentlich nicht wirklich gut leiden, weißt du? Wir haben nicht drüber geredet, ich bin am nächsten Morgen einfach abgehauen, bevor er wach wurde. Keine Ahnung, vielleicht erinnert er sich nicht mal dran.« Tenten stellte ihre Tasse ab und rutschte näher an Karin heran, legte den Arm um ihre Schulter, und das schien auch den letzten Knoten zu lösen, denn Karin fing lautstark an zu schluchzen, und lehnte sich in die Umarmung hinein. Vorsichtig nahm Hinata ihr den Becher ab, bevor sie sich auf die andere Seite neben Karin setzte, und ihr mitfühlend den Rücken streichelte. Es dauerte eine ganze Weile, bis das Mädchen sich beruhigt hatte, und dann eine volle Packung Taschentücher verbrauchte, um sich wieder einigermaßen herzurichten. »Du bist überfällig?«, fragte Tenten schließlich, auch wenn sie damit eine neue Tränenflut riskierte. »Aber du hast noch keinen Test gemacht?« Karin schüttelte den Kopf und kramte dann in ihrer Tasche ein kleines Päckchen hervor. »K-kann ich eure Toilette benutzen?«, fragte sie heiser an Hinata gewandt, und diese nickte hastig. »Wie lange dauert sowas?«, fragte Tenten, als Hinata und Karin nach kurzer Zeit wieder kamen. Allerdings ohne den Test, auf den Karin hatte urinieren müssen. Dieser lag noch im Bad auf der Ablage, weil Karin es nicht ausgehalten hätte, die ganze Zeit darauf zu starren. »Etwa fünf bis zehn Minuten«, erklärte Hinata, die die Anleitung mitgenommen hatte. »Noch einen Tee?« Manchmal konnten kleine 'Geschwister' echt nervig sein. Wo Hanabi ihre ausdauernde Quirligkeit her hatte, würde Neji vermutlich auf ewig ein Rätsel bleiben, denn weder sein Onkel noch Hinata zeigten auch nur einen Bruchteil dieser Aufgedrehtheit – egal bei was. Er vernahm Stimmen aus Hinatas Zimmer, als er daran vorbei in Richtung Küche ging. Eine Tasse Tee, dann würde er das Recht einfordern, seine beste Freundin für den restlichen Nachmittag ganz für sich alleine zu haben. Hinata hätte da sicher nichts gegen. Und erfrischenderweise fühlte er sich, seit er auch unter der Woche mehr auf Tuchfühlung ging, nicht mehr so … übergriffig in Tentens Gegenwart. Es war viel leichter, sich zu beherrschen, wenn er wusste, dass er sie jederzeit … berühren konnte. Gott, hörte sich das pervers an. Während sein Tee in der Tasse zog, beschloss Neji, sich noch rasch zu erleichtern, und steuerte zielstrebig Hinatas und Hanabis Bad an, welches der Küche am nächsten lag. Er war guter Dinge, wenn er daran dachte, dass er mit Tenten gleich mehrere Folgen einer kürzlich von ihm entdeckten Horror-Serie ansehen würde. Mit zehn schon erschienen Staffeln würde ihm das, falls sie Tenten gefiel, sehr viel Gelegenheit geben, ihr nahe zu sein. Karin hatte gerade zum etwa tausendsten Mal auf die Uhr über Hinatas Tür geschielt, während sie nervös im Zimmer auf und ab lief, als ein schriller Schrei die drei Mädchen erstarren ließ. »ICH BRINGE NARUTO UM!« Alle drei Mädchen starrten sich bestürzt an, und Hinata begriff als Erste, was der Schrei und das jetzt in Richtung ihres Zimmers ertönende hastige Stampfen zu bedeuten hatte. »Oh nein«, hauchte sie, und wurde putterrot, ihr Gesicht schuldbewusst. Als die Tür dann auch noch aufschlug, und Neji – rasend vor Zorn – seine Cousine mit eben dieser Miene vorfand, sah er sich in seiner schlimmsten Annahme bestätigt. »N-Neji-nii!«, quiekte Hinata panisch, und hob abwehrend die Hände. »E-Es ist nicht so wie du denkst!« Neji stieß einen Laut zwischen Knurren und Brüllen aus, und fuchtelte mit dem verräterischen Streifen in der Hand herum. »Und was soll das sonst sein?! EIN FIEBERTHERMOMETER?!« »E-Es ist nicht meiner!«, fiepte Hinata, die noch dunkler angelaufen war. Neji wurde im Gegensatz dazu jetzt weiß wie ein Laken. Seine Augen suchten Tenten, die ihn erst konsterniert, dann erschrocken anstarrte, und anschließend heftig mit dem Kopf schüttelte. »Das ist meiner«, presste Karin hervor, die in einer Ecke des Zimmers stand, wo Neji sie nicht gesehen hatte. Für zehn lange Sekunden sagte niemand ein Wort. Neji schnaufte ein paar mal tief durch, um sich zu beruhigen, und hielt Karin dann den Test mit unsicherer Geste entgegen. Ihre Finger zitterten, als sie ihn nahm. »Ein Streifen: negativ; zwei: positiv«, murmelte Tenten leise von ihrem Platz, und sofort rannen Karin erneut die Tränen. Sie schluchzte gequält auf und schubste dann Neji aus dem Weg, um aus dem Zimmer zu flüchten. Tenten rappelte sich rasch auf, um ihr zu folgen, und zog dabei eine mitleidige Grimasse. Auch Hinata erhob sich. »N-naruto und ich schlafen nicht miteinander«, hauchte sie, als sie sich ebenfalls an Neji vorbeischob. »U-Und du solltest dir die Hände w-waschen. Sie hat da drauf gepinkelt.« Hinata registrierte befriedigt, wie ihrem Cousin ein Laut des Ekels entwischte. Geschah ihm nur recht. »Das ist also dein Atelier?«, fragte Ino, während sie sich neugierig in dem Kellerraum umsah. Größer als erwartet. Mit einem kleinen Fenster, das zwar nicht viel Licht spendete, dafür waren Leuchtstoffröhren an der Decke angebracht, und es wirkte abgesehen von Farbe auf Fußboden und Wänden ziemlich sauber. In einer Ecke stand ein kleiner Kamin oder Ofen – jedenfalls hatte Sai offensichtlich ein Feuer entzündet, bevor sie gekommen war, um den Raum aufzuheizen. »Wie kommt es, dass du es uns noch nie gezeigt hast?« Sai hatte geflissentlich die Tür zum Keller-Flur hinter sich geschlossen, bevor er sagte: »Ich … stehe nicht gerne im Mittelpunkt, und ich hätte es nicht gerne gehabt, wenn meine Freunde meinten, sie müssten irgendwas nettes über meine Bilder sagen«, erklärte er. Ino verdrehte die Augen und schnalzte mit der Zunge. »Als ob sich da irgendwer zu gezwungen fühlen würde«, erwiderte sie schnippisch, und beugte sich hinunter zu einem an die Wand gelehnten Stapel mit bemalten Leinwänden. »Ich finde, die sehen wirklich gut aus.« Und das war nicht gelogen. Sais Bilder hatten einen Hauch von … nun ja, Ino konnte es schwer beschreiben. Sie wirkten vom Stil her fast antik. Er hatte sich offenbar an japanische und chinesische Vorlagen gehalten, und die Landschaftsbilder mit vereinzelten Pagoden und Tempeln wirkten sehr lebensecht. Keine überladenen Farben, detailreich, aber nicht zu fotorealistisch. Verträumt zog Ino eine Leinwand nach der anderen nach vorne, bis sie auch die letzte – einen Sonnenuntergang über einem Berg – angesehen hatte. »Sind das alle?« Sai zögerte einen Moment. »Ich habe noch mehr, allerdings sind viele davon in der Schule.« »Achso.« Sie erhob sich und richtete den Schulterriemen ihrer Tasche. »Okay, dann ziehe ich mich mal am besten aus, hm?« Blass wie Sai war, wäre ein Erröten wohl nicht zu übersehen gewesen. Glücklicherweise war er von dieser Eigenschaft verschont geblieben. Ausziehen? Meinte sie nicht eher um- Oh. Okay … Ino hatte, ohne eine Antwort abzuwarten, einfach angefangen, einen kleinen Striptease hinzulegen, und Sai wandte sich jetzt hastig ab. Sie sollte ihn schließlich nicht für einen Perversen halten. Wobei, tat sie vermutlich eh schon. Schließlich brauchte er sie als Akt-Modell. Auch, wenn sie nicht ganz nackt sein würde. Erschrocken hielt er in seiner Tätigkeit des Skizzenblock-auf-Staffelei-stellens inne. Würde sie nicht, oder?! Natürlich nicht. Vorausplanend wie Ino war, hatte sie einfach ihren Bikini schon zu Hause angezogen. »Also?« »Am liebsten wäre es mir hier«, erklärte Sai, und gestikulierte zu dem einzigen Sitzmöbel im Raum, einem abgewetzten Sofa, über das er ein Leinentuch geworfen hatte. »Wir können übrigens jederzeit eine Pause machen, warn mich nur vor, okay?.« »Ach, papperlapapp«, winkte Ino lässig ab. Sie war irritiert. Sai hatte ihr nicht mal einen kurzen Blick zugeworfen. Sollte ein Junge, der an ihr interessiert war, nicht mehr … Interesse zeigen? Sai dirigierte sie jedoch ganz nüchtern in eine bestimmte, relativ angenehme Pose, und bat sie, ihm sofort zu sagen, wenn es zu unangenehm würde. Pah. Sie würde ja wohl noch zehn Minuten still liegen können! Was nicht hieß, dass sie komplett still sein konnte. Und sie war neugierig. »Hast du eigentlich jemals einen Kurs besucht?« »Du meinst zum Aktzeichnen? Ja.« »Und wie läuft sowas ab?« »Wie meinst du? So wie hier, nur, dass die Modelle dort … nackt sind.« Ino verdrehte die Augen. Sie würde noch einen Krampf in ihrem Sehorganen bekommen, wenn sie heute so weiter machte. »Zu wie vielen Künstlern ist man denn da?« »So maximal zehn, denke ich. Kommt auf die Größe des Raumes an.« Er verzog grüblerisch die Miene und korrigierte die gerade gezogene Linie. Besser. Aber nicht gut. Ino war zu dünn. Aber für die Anatomie würde es reichen. »Mehr Männer, oder mehr Frauen?« »Etwa gleich denke ich. Aber Modell stehen eher die Frauen.« »Ach, tatsächlich?«, murmelte Ino vor sich hin. »Hübsche Frauen dabei?« Sai, der vollkommen in seiner Arbeit versunken war, überhörte den Tonfall ihrer Stimme, und brummte: »Nicht wirklich.« Also, auf privater Ebene fand er soetwas nicht attraktiv. Die meisten waren ja nicht mehr als 'pummelig' oder 'übergewichtig' zu bezeichnen. Das hatte schon andere Ausmaße, und er stand eher auf … dünn. »Aha«, kam es gedehnt zurück, und dann herrschte eine Weile Schweigen, bis Sai das erste Blatt seines Zeichenblocks abriss und auf einem Tisch neben ihm deponierte. »Du kannst eine andere Position einnehmen«, erklärte er ihr, und Ino, der zugegebenermaßen doch schon etwas die Muskeln weg getan hatten, folgte der Anweisung erleichtert. »Aber haben die alten Künstler nicht oft irgendwelche … Affären mit ihren … 'Musen' gehabt?«, griff Ino das Thema schließlich nach ein paar Sekunden wieder auf. Komm schon Junge, zeig mal Reaktion. Nachdenklich schraffierte Sai grob die Polsterung des Sofas. »Bei Porträts, Ino. Nicht in der Aktmalerei.« Aha. »Naja, aber du kannst mir nicht erzählen, dass es da nicht den ein oder anderen Kerl gibt, der nicht nur wegen dem Malen kommt.« Sai hielt in seiner Arbeit inne und warf ihr einen langen Blick mit hochgezogener Augenbraue zu. »War das Wortspiel beabsichtigt?« Ino sah ihn einen Moment lang überrascht an, dann lachte sie. »Nein.« »Ein wahrer Künstler versinkt in seiner Arbeit«, sagte Sai dann, und wandte sich wieder seiner Skizze zu. »Perverses Vergnügen gehört nicht dazu.« »Also kannst du es bei der Arbeit einfach ausblenden, wer da vor dir sitzt … liegt, was auch immer?« »Natürlich. Sonst könnte ich mich ja gar nicht auf die Kunst konzentrieren.« Soso. Ino beschloss im Stillen, dass sie hier anscheinend nicht wirklich weiter kommen würde, und verlagerte die Gesprächsthemen auf unverfänglicheres. Fast eine halbe Stunde verbrachte sie in unterschiedenen Positionen, die mehr oder minder angenehm waren, bis Sai, der ohne seine Krücken, aber mit Gips etwas wackelig auf den Beinen war, den Skizzenblock von der Staffelei nahm. »Ist das nicht anstrengend, die ganze Zeit zu stehen?«, fragte Ino, während sie sich streckte, und ihre Muskeln lockerte. »Man gewöhnt sich dran«, erklärte Sai mit einem schmalen Lächeln. »Außerdem habe ich einen Hocker, wenn ich länger arbeite.« »Achso. Na, dann zeig mal deine Werke.« Wenn Sai noch während des Zeichnens seine Professionalität gewahrt hatte, so fiel ihm das nun, da Ino halb nackt über seine Schulter sah, umso schwerer. Er konnte fast spüren, wie sich ihr Busen gegen seinen Rücken presste, fühlte ihren warmen Atem an seinem Hals. »Erkennen tut man mich aber nicht auf den Bildern«, sagte Ino, fast schon etwas enttäuscht. »Für mich dienen die Bilder auch eher dem Referenz-Zweck«, erklärte Sai, der sich dazu zwang, nur die Skizzen anzusehen, und nicht Ino, deren verschränkte Arme jetzt ihren Busen nach oben drückten. »Dann war das alles an Hilfe, die du benötigst?« Er schaltete schnell. »Nun ja«, sagte er langsam, »es würde sicher nicht schaden, wenn du noch mal kommen könntest. Dann kann ich noch etwas anderes als das Sofa organisieren, für andere Posen.« »Gut. Dann sag einfach Bescheid, okay?« Als er Ino schließlich – endlich – verabschiedet hatte, ließ Sai sich mit einem Seufzer auf das Sofa fallen. Es war zwar mühsam gewesen, erneut die Kellertreppe hinunter zu steigen, aber er hatte es sich erstens nicht nehmen lassen wollen, Ino zum Abschied an der Tür zu umarmen, und zweitens musste er noch etwas aufräumen. Vom Sofa aus, und durch die offene Tür des Raumes, konnte er bis in den Keller-Flur sehen. Es gab zwei weitere Türen. Eine war angelehnt und führte zur Wäschekammer und einer Vorratsecke. Die andere jedoch war fest verschlossen. Mühsam erhob Sai sich, und humpelte darauf zu, während er einen Schlüssel aus seiner hinteren Hosentasche herauszog. Das rote Licht flackerte einen Augenblick lang über seinem Kopf, aber das störte ihn nicht weiter. Normalerweise benutzte er diesen Raum als Dunkelkammer, und auch jetzt hingen einige noch nasse Fotos von einer kurzen Wäscheleine. An der langen Wand waren jedoch unzählige Leinwände aufgebahrt, die er jetzt, unter Hinzunahme des zweiten, weißen Deckenlichts, liebevoll betrachtete. Er liebte die schimmernden, goldenen Reflexe blonden Haares, und die Gesichtsausdrücke, die Momentaufnahmen, die er hatte einfangen können. Kornblumenblaue Augen strahlten fröhlich von den Leinwänden, und schienen ihm fast neckisch zuzuzwinkern. Nein, diese Bilder konnte er Ino unmöglich zeigen, ohne nicht ziemlich eindeutige Fragen aufzuwerfen. Schließlich war keiner seiner anderen Freunde auf diesen Bilder zu sehen – nur sie. Februar - erste Woche --------------------- Es war Monatg morgen, noch vor der ersten Stunde. Tenten, Hinata, Karin, Kin und Matsuri hatten ein paar Stühle zusammengeschoben und während letztere drei munter ein bisschen 'Gossip' austauschten, hörten Hinata und Tenten einfach nur schweigend zu. Zumindest bis Karin, die eindeutig von sich ablenken wollte – Kin hatte wiederholt gefragt, ob es ihr gut gehe, weil sie so blass sei -, sich direkt an Hinata wandte. »Sag mal, wie sieht das eigentlich mit der Aufführung am Wochenende aus? Gibt's noch Karten?« »Uhm, ja sicher. An der Abendkasse vor allem. Vorverkauf war letzte Woche, aber wenn du Kurenai-Sensei erwischst, vielleicht hat sie noch welche.« »Oh, richtig, dein großer Auftritt, Hinata!«, strahlte Matsuri. »Bist du schon aufgeregt?« »E-Ehrlich gesagt werde ich wohl gar nicht mitspielen.« »Was? Wieso?« Die drei Mädchen wirkten bestürzt, während Hinata und Tenten nur einen kurzen Blick austauschten. »Ich, hm … habe mit Tamaki getauscht, bin jetzt also die Zweitbesetzung.« »Tamaki? Ist das nicht Kibas Freundin- oh. Hat sie dich unter Druck gesetzt?«, fragte Kin, die Arme verschränkt, und die Augen zusammengekniffen. »N-Nein! Ich … hätte mich Naruto gegenüber auch nicht wohl gefühlt …« »Hat er dich unter Druck gesetzt?«, bohrte nun auch Karin, und wirkte ebenso finster wie Kin. Hinata schüttelte heftig den Kopf. Das Gespräch wurde just in diesem Moment unterbrochen, weil Iruka-Sensei den Raum betrat, und die Mädchen alle ihre Plätze aufsuchen mussten. Gedanklich fügte Tenten Hinatas stummer Aussage hinzu, dass Naruto allerdings auch nicht unerfreut über die Wendung der Ereignisse gewesen war. Sie bekam viel aus erster Hand mit, dass Kiba ein kleiner Streitpunkt in der Beziehung war. Nicht, dass Hinata wirklich streiten konnte – Naruto übrigens auch nicht -, aber der Blondschopf misstraute Hinatas bestem Freund. Irgendwie verständlich, bei der Art und Weise, wie Kiba mit allem weiblichen flirtete. Stumm Seufzend stellte Tenten befriedigt fest, dass zumindest keiner ihrer Freunde so ein Weiberheld war. Was Tenten – und auch alle anderen – nicht wussten, war, dass Naruto sich zugegebenermaßen ziemlich mies fühlte. Dabei hatte er Hinata noch nicht einmal darum gebeten, dass sie ihm zuliebe von der Rolle zurücktrat. Er war erleichtert gewesen, ja. Aber niemals wollte er sie unter Druck setzen, oder von etwas abhalten, was sie gerne wollte, nur damit er sich besser fühlte. Da half es auch nichts, dass Neji wohl so ziemlich der Einzige war, der ebenso glücklich über Hinatas Entscheidung war. Naruto hatte es nämlich einige wütende Blicke seitens Sakura und Ino eingebracht, als Hinata am Wochenende beim Bowlen darüber gesprochen hatte, und während Neji mit einem zufriedenen Lächeln – welches ganz sicher niiiichts mit Tentens Hintern auf seinem Schoß zu tun hatte – dasaß, war Naruto nur in sich zusammengeschrumpft. Aber gut, ändern konnte er jetzt sowieso nichts mehr. Und die Gruppe hatte trotzdem beschlossen, gemeinsam ins Theater zu gehen. Einzig Sasuke, der wie so oft in letzter Zeit das Lernen vorschob, und Sai, der am Samstag einen Termin im Krankenhaus wegen seines Gipses hatte, würden nicht dabei sein. Obwohl Hinata nun nicht mitspielte, war sie dennoch ziemlich aufgeregt. Das hatte unter anderem mit dem Grund dafür zu tun, dass Kurenai-Sensei gerade einen Wutanfall bekam. »Welcher hirnrissige Idiot baut denn heute morgen unser Bühnenbild ab, nachdem wir es Donnerstag und Freitag in so mühsamer Kleinstarbeit aufgebaut haben?!«, kreischte sie, und pfefferte den Karton mit den Programmheftchen auf einen Stuhl in der Aula, von wo aus sie die leere Bühne anstarrte. »Wenn alle mit anpacken, kriegen wir das sicher schnell wieder hin«, versuchte Tamaki die Lehrerin zu beruhigen. »Zunächst mal müssen wir unser Zeug finden!«, stellte Kiba fest. Das stellte sich dann im Endeffekt leichter heraus, als gedacht, denn nach nur wenigen Minuten Suche konnte das Bühnenbild in einem selten benutzten Klassenzimmer ein Stockwerk höher lokalisiert werden. Zunächst halfen auch alle Theater-AG-Mitglieder tatkräftig mit, aber je weiter die Zeit voranschritt, desto mehr musste Kurenai in die Maske oder zum Umziehen entlassen. Als die ersten Zuschauer eintrudelten, waren sie immer noch nicht fertig. Zumindest stand die Abendkasse schon. »Wenigstens hat so keiner Zeit, Lampenfieber zu bekommen«, knurrte Kurenai leise, als sie zusammen mit ihrer Kollegin Anko und ein paar Jungen eines der letzten schwereren Teile die Treppe hinunter wuchtete. Glücklicherweise waren unter den ersten Gästen viele hilfsbereite Hände. Nicht nur die ewigen zu-früh-Kommer, wie Sakura und Tenten, sondern überraschenderweise auch Temari mit ihren beiden Brüdern waren anwesend, und nachdem Hinata sie halb kopflos über das Debakel aufgeklärt hatte, waren sie sofort bereit gewesen, ihren Teil zur Rettung des Abends beizutragen. Mittlerweile wurde es immer voller, da es zeitlich immer mehr gen 'Beginn' drängte, und das Bühnenbild musste noch an den dafür vorgesehenen Stellen angebracht werden, sodass Tenten sich irgendwann alleine in dem jetzt fast leeren Klassenzimmer wieder fand. Sie hatte schon mit einem für sie tragbaren Stück den Raum verlassen, als Shino, schon im vollen Kostüm, im Korridor auf sie zuschritt. »Hast du eine Minute?«, fragte er, und Tenten war überrascht, dass seine Stimme sich so angenehm anhörte. Sie hätte vorher nicht sagen können, wie er redete, eben weil er meist still an Kibas Seite stand. »Uhm, sicher«, machte sie irritiert. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was er von ihr wollte. Shino nickte in Richtung eines zweiten leeren Klassenraumes, und nun vollständig verdutzt folgte Tenten ihm. Er schloss die Tür hinter ihnen beiden (noch mehr Verwirrung seitens Tenten), und zeigte dabei einen Gesichtsausdruck, den man durchaus als Lächeln bezeichnen konnte. »Ich weiß, dass wir bisher nicht so viel miteinander zu tun hatten … das würde ich gerne ändern«, erklärte er, und Tenten starrte ihn nur sprachlos an. Ihre Wangen wurden warm. Das … das war ziemlich eindeutig, oder? Und wenn es dieser Satz nicht gewesen war, so doch der nächste. »Gehst du mal mit mir aus?« Verdattert öffnete Tenten den Mund und bekam erst mal keinen Ton heraus. Schließlich schnappte sie einmal nach Luft und stotterte dann »Oh, uhm, ich … ah … ei-eigentlich … i-ich habe so viel mit der Schule momentan zu tun«, schloss sie in einem verzweifelten Versuch, eine möglichst nette Absage zu erteilen. Leider wusste sie genau, wie sehr ihre Ausrede nach Ausrede klang. Ein nicht ganz trauriges Lächeln seitens Shino, der nur mit den Schultern zuckte. »Schon gut, ist vielleicht auch ein bisschen voreilig von mir gewesen.« Er zwinkerte ihr zu, und Tentens Wangen fingen an, vor Hitze zu brennen. »Tu mir nur einen Gefallen, ja?« Sie nickte zögerlich, während Shino sich schon halb umgedreht hatte. Er sah sie über die Schulter an, und sagte: »Erzähl Neji nichts hiervon, okay?« Was für eine komische Bitte. Tenten runzelte die Stirn. »Er ist mein bester Freund«, murmelte sie defensiv, und meinte damit, dass beste Freunde sich nun mal alles erzählten. Zu ihrer Überraschung lachte Shino auf. Er hatte die Hand schon auf der Klinke, als er in gewissermaßen mitleidigem Tonfall sagte: »Du weißt aber schon, dass er das anders sieht, oder?« Und damit ließ er Tenten allein in dem Raum zurück, wo sie sich sprachlos auf einen Stuhl sinken ließ. Was wollte er denn damit sagen? Dass Neji nur so tat, als wären sie befreundet? Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. Nein. Shino hatte ja keine Ahnung. »Tenten?« Tenten sah auf, und blickte in Sakuras irritiertes Gesicht, die sie vom Korridor aus ansah. Sie gestikulierte unsicher zu dem anderen Klassenraum gegenüber und sah Tenten fragend an. »Richtig«, murmelte Tenten, rappelte sich auf, und trat auf den Gang. »Uhm, Sakura?«, machte sie dann aus einer spontanen Eingebung heraus. »Hm?« Tenten öffnete den Mund, schloss ihn dann aber doch wieder. »Nichts«, murmelte sie. Sie hatte fragen wollen, wie sie und Neji auf andere Leute wirkten, dass Shino unterstellte, Neji würde nur so tun, als wären sie befreundet. Aber sie wusste ja, wie sie offensichtlich auf viele Leute wirkten. Wie ein Pärchen. Nicht nur einige der Mädchen im Kyudo-Club, die sie um Rat gefragt hatten, sondern auch Ino und ihre anderen Freundinnen. Keine stichelte Tenten damit, worüber sie froh war, aber von fast jeder war zumindest einmal ein Kommentar gekommen. »Geht's dir nicht gut, Teni? Soll ich das nehmen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm Sakura Tenten das Stück Bühnenbild ab und dirigierte ihre Freundin nun in das andere Klassenzimmer. »Warum sagst du nicht, wenn es dir nicht gut geht?« Ihr ging es nicht gut? Tenten war viel zu sehr mit ihren wirren Gedanken beschäftigt, und zuckte nur mit den Schultern. »Bleib hier sitzen, okay? Erst wieder aufstehen, wenn's dir besser geht.« Abwesend nickte Tenten, und etwas beruhigt zog Sakura mit ihrer Last von dannen. Wenn Shino also vielleicht gar nicht meinte, dass Neji nur so tat, als ob sie befreundet wären, sondern das genaue Gegenteil … nun ja, das war ihnen beiden ja schon oft unterstellt worden. Aber … hatte sich seit Silvester nicht irgendwas verändert? Tenten kaute auf ihrer Unterlippe. »Du stehst echt ziemlich auf der Leitung, weißt du das?«, ertönte da eine sanfte Stimme von der Tür, und Tenten blickte überrascht auf. »Amaya?« Das hübsche dunkelhaarige Mädchen betrat elegant den Raum. »Hey.« »Hey! Wie geht es dir? Ich habe dich nicht mehr gesehen, seit-« »Weißt du, warum ich – unter anderem – so schnell das Feld geräumt habe?«, fragte Amaya, deren Tonfall jetzt nicht mehr so freundlich wirkte. »Ich habe gedacht, du würdest merken, wie unglücklich du ihn machst; merken, wie glücklich du ihn machen könntest.« Tenten klappte der Mund auf. »Was-?« »Ich habe gesehen, wie er dich ansieht. Und was glaubst du, was es heißt, dass er mir einen Korb gibt mit den Worten 'Es gäbe jemand anderen', aber mit seiner besten Freundin nicht darüber spricht?« »W-Was meinst du?« Amaya spitzte die Lippen und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wenn du echt so hohl bist, dann hast du ihn gar nicht verdient«, sprach sie, und stampfte dann aus dem Klassenzimmer, ließ eine furchtbar aufgewühlte und irgendwie verzweifelte Tenten zurück. Sie fand, sie hatte ihrer Schuldigkeit genüge getan. Schließlich war sie es, die einen Korb bekommen hatte, und jetzt nur das Beste für den Jungen wollte, den sie mochte. Irgendwie witzig, dass sie Kiba und Shino vorhin zufällig belauscht hatte … »Ich schwöre dir Kiba, das kommt mindestens drei Mal auf die unendlich lange 'Du hast was bei mir gut'-Strichliste«, grummelte Shino, als er sich zurück in die Aula und hinter den Vorhang der Bühne gekämpft hatte. »Alter, meinetwegen kannst du zehn Striche machen. Hoffentlich hat sie's nur endlich kapiert.« Kiba grinste überlegen. Oh, er würde Ino so gerne unter die Nase reiben, dass er die beiden schlussendlich zusammengebracht hatte. Nicht, dass irgendwas gegen ihren ursprünglichen Plan sprach, aber mal ehrlich – was war schon gegen einen kleinen Schubser in die richtige Richtung einzuwenden? Blicklos starrte Tenten aus dem Fenster, das den Abendhimmel in den buntesten Farben zeigte. Sie konnte diese unendliche Schönheit überhaupt nicht genießen, nahm sie nicht einmal wahr. Erst Shino, dann Amaya. Und so viele andere vor ihnen. War sie wirklich so blind? Nein. Nein, sie irrten sich, alle miteinander. Neji war doch nicht in sie verliebt. Oder? Unzählige Erinnerungen bahnten sich ihren Weg ans Licht. Tänze, Umarmungen, neben ihm aufwachen, auf seinem Schoß sitzen … Nein. Nein, das konnte nicht wahr sein. Das würde ja heißen- »Tenten?« Abermals wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Kankuro, der ebenfalls mit dem Bühnenbild geholfen hatte, stand in der Tür. »Alles in Ordnung bei- Weinst du?!«, fragte er alarmiert, als er der feuchten Tränenspur auf Tentens Gesicht gewahr wurde. »I-Ich …«, stotterte Tenten leise, und Kankuro kam besorgt auf sie zu, kniete sich neben den Stuhl, auf dem sie saß. »M-Mir geht es grade nicht so gut«, hauchte sie leise, immer noch fassungslos ob ihrer fraglichen Erkenntnis. »Sorry wenn ich dir das so sage, aber du siehst auch echt nicht gut aus«, murmelte Kankuro, und nahm ihre Hand. »Du bist ja eiskalt. Hör mal, ich weiß, Hinata ist deine beste Freundin und so, aber glaub mir, wenn sie wüsste, dass du krank bist, würde sie nicht wollen, dass du dich hierher schleppst, nur wegen ihrem Stück!« »Sie spielt gar nicht mehr mit«, wisperte Tenten, in deren Kopf es nur so brummte. Was sollte sie denn jetzt nur tun? Konnte das denn überhaupt wahr sein? »Na bitte«, sagte Kankuro da ernst. »Du gehörst ins Bett. Ich bringe dich nach Hause – nicht, dass du mir noch zusammenklappst.« Geistesabwesend nickte Tenten, und ließ sich von Kankuro stützen, während dieser sie aus dem Raum führte. Im Foyer der Schule war fast niemand mehr, da die Zuschauer mittlerweile eingelassen worden waren, und sich allesamt in der Aula befanden. Niemand sprach die beiden an, als sie die Schule verließen, und Tenten war so neben der Spur, dass sie erst, als sie neben Kankuro in der U-Bahn saß, an ihre Freunde dachte. »Die Anderen-« »Ich habe Temari schon Bescheid gegeben, mach dir keine Sorgen.« Temari kaute auf ihrer Unterlippe herum, während sie missmutig und besorgt auf ihr Handy sah. Rechts neben ihr saß Shikamaru, der so wirkte, als würde er gleich einschlafen, und links, ganz am Gang, saß Ino, die fleißig ihr Programmheft durchblätterte. Kankuro: Tenten geht’s nicht gut, bringe sie nach Hause. »Ino«, zischelte Temari schließlich, und ihre Freundin sah sofort auf. »Hm?« »Wie sicher bist du dir eigentlich, bei deinem neusten … Projekt?« »Was?« Ino brauchte einen Moment, um Temaris 'Code' zu dechiffrieren. »Sehr, wieso?« »Ich meine jetzt … von beiden Seiten.« Ino starrte sie stupide an, und Temari zeigte ihr die Nachricht. »Das muss doch gar nichts heißen«, winkte Ino ab, wirkte aber doch etwas unsicher. »Wie kommst du darauf?« »Ich kenne zumindest meinen Bruder.« Jetzt war es an Ino, auf ihrer Unterlippe zu kauen. »Aber Teni-« »- hat bis jetzt weder an dem einen, noch an dem anderen Interesse gezeigt. Vielleicht wäre es mal an der Zeit, sie zu fragen, bevor du Neji weiter große Hoffnungen machst!«, wisperte Temari. Februar - zweite Woche (Teil 1) ------------------------------- Das Wochenende war ein einziger Albtraum für Tenten. Nur verschwommen erinnerte sie sich daran, dass Kankuro sie nach Hause gebracht hatte, dass sie in kompletter Montage einfach in ihr Bett gekrochen, und sich dann zusammengerollt hatte. Dass ihr Handy mehrere SMS angezeigt hatte, von denen sie nur die ersten paar überflogen und mit einem entschuldigenden 'Bin krank' beantwortete hatte. Dann waren die Tränen gekommen und hatten nicht mehr aufgehört. Was hatte sie getan? Unter der Annahme, dass Neji wirklich in sie verliebt war – wie viel konnte, durfte sie in das hineininterpretieren, was zwischen ihnen war? - hatte sie ihm da nicht Hoffnungen gemacht? Grausam, grausam, hatte sie sich verhalten, wenn er wirklich Gefühle für sie entwickelt hatte. Nie hatte sie ihn abgewiesen, weil es sich einfach zu schön, zu warm angefühlt hatte, endlich jemanden zu haben, der einen mochte, dem man vertrauen konnte. Jemanden, bei dem man sich bedingungslos wohl fühlte. Immer wieder versuchte sie sich an den Gedanken zu klammern, dass die anderen das alles missinterpretierten. Dass Neji sich nicht in sie verliebt hatte. Aber diese Gedanken hielten sich nicht lange. Zu erdrückend war die Beweislast, wenn sie Vergangenes durchspielte. Fast von Anfang an hatten ihre Freunde doch angenommen, dass da mehr sei als nur Freundschaft. Und äußerlich betrachtet – hatten sie nicht vielleicht sogar Recht mit ihren Annahmen? Tenten verfluchte sich für ihre Unwissenheit, für ihre Ignoranz. Wenn es wirklich so war, wie konnte sie Neji dann je wieder unter die Augen treten? Er würde sie hassen, wenn er herausfand, dass sie nie die Intention gehabt hatte, mit ihm … Wie würden ihre Freunde – seine Freunde reagieren? Sie würde am Ende ganz alleine dastehen. Irgendwann zwischen unterdrückten Schluchzern und einem feuchten Kopfkissen war Tenten eingeschlafen, in Selbstmitleid und -hass versunken. Wie sollte sie das nur wieder in Ordnung bringen? Mit dem nächsten Morgen wachte sie vollkommen gerädert auf, kurz davor, ein weiteres Mal los zu weinen, ein unbeschreiblich enges Gefühl in der Brust. Sie musste mit jemandem darüber reden. Sie brauchte Hilfe. Nur wen? Keiner ihrer Freunde durfte davon erfahren – wenn es denn wirklich so war, dass Neji mehr von ihr wollte, als nur Freundschaft. Sie war sich immer noch nicht sicher, aber es nagte unerbittlich an ihr. Konnten so viele Menschen falsch liegen? Nein, nein. Irgendetwas musste dran sein an diesem … Gerücht. Vielleicht war es Neji selbst auch nicht aufgefallen? Vielleicht sollte sie mit ihm – Nein. Allein die Vorstellung ließ Tenten sich winden vor Scham. Wenn sie sich nun doch irrte? Nein, eine solche Peinlichkeit– und überhaupt: Was, wenn sie sich nicht irrte, und ihn darauf ansprach? Was würde er dann erwarten? Ihr Handy summte noch mehrmals an diesem Vormittag, den sie elend weiter in ihrem Bett verbrachte, aber es wurde ignoriert. Erst als es Mittag wurde, und ein deutliches Klopfen an ihrer Tür ertönte, schreckte Tenten weit genug aus ihrem Delirium auf, um mit kratziger Stimme ein: »Was ist?«, zu rufen. »Woah, du hörst dich aber nicht gut an«, meinte Tayuya, die ungefragt einfach die Zimmertür aufmachte. »Und lüften solltest du au- Hey, was ist los?« Tenten mochte gar nicht wissen, was für einen Anblick sie bot. Verheult, in den Klamotten des letzten Abends, und vollkommen zerzaust in einem durchwühlten Bett. »Ich-«, begann sie, aber ein Schluchzer unterbrach ihr Gestammel. »Tenten?«, fragte Tayuya besorgt, und zog die Tür hinter sich zu, setzte sich neben Tenten auf das Bett. Es brauchte nicht mehr als die zögerlich angebotene Umarmung, um Tenten erneut in einen Heulanfall zu schicken, den sie ungehemmt an Tayuyas Schulter auslebte. Ungeschickt tätschelte das Mädchen mit den orange gefärbten Haaren ihren Rücken und wartete ab, bis Tenten sich genug beruhigt hatte, um die ganze verworrene Geschichte zu erzählen. Eigentlich hatte Tayuya ihre Zimmernachbarin nur zum Essen abholen wollen, weil diese schon das Frühstück verpasst hatte, aber manchmal war es einfach wichtiger, füreinander da zu sein. Trotzdem sollte man sich auch um 'weltliche' Dinge kümmern. »Süße, weißt du was? Du gehst jetzt erst mal ausgiebig duschen. In der Zwischenzeit organisiere ich uns was zu futtern, und dann nehmen wir dein Problem in aller Ruhe auseinander, verstanden?«, sagte Tayuya mit mehr oder weniger rhetorischer Frage. Tenten nickte langsam. »Ich habe so Kopfschmerzen«, flüsterte sie. »Du musst trinken. Vor allem, wenn du so viel weinst. Dein Körper braucht die Flüssigkeit.« Etwa eine halbe Stunde später, frisch geduscht mit Turban auf dem Kopf und einem Tablett mit geschmierten Broten neben sich auf dem Bett, saß Tenten wieder in ihrem Zimmer. Tayuya hatte sich den Schreibtischstuhl näher gezogen, und Karui, ein rothaariges Mädchen, welches ein paar Türen weiter sein Zimmer hatte, lümmelte sich neben Tenten auf dem Bett. Sie war eine gute Freundin Tayuyas und hatte sich irgendwie nicht abwimmeln lassen. Tenten war froh darüber, noch eine dritte Meinung hören zu können. Das war, bevor Karui anfing zu sprechen. »Also, schieß mal los, was für Liebeskummer du hast, Schätzchen«, sagte Karui, die aus Tayuya bis jetzt noch nichts hatte herauspressen können, und dementsprechend neugierig war. »I-ich, uhm … e-es ist nicht direkt L-Liebeskummer«, stotterte Tenten vor sich hin. »Ach papperlapapp! Ich kenn' doch deinen Gesichtsausdruck, Mädel! So wie dir ging's auch schon tausend anderen.« Tayuya fasste sich ein Herz, und klärte ihre Freundin hastig über die gröbsten Details auf, während Tenten mit roten Wangen schwieg. Ob es wirklich so eine gute Idee war, sich den beiden Mädchen anzuvertrauen? Aber ihren anderen Freundinnen gegenüber konnte sie das erst Recht vergessen. Hinata und auch Sakura, Ino und Temari standen Neji zu nahe. Und Karin hatte gerade andere Probleme. »Alles klar«, unterbrach da Karui ihren Gedankengang. »Also erst Mal musst du herausfinden, ob du auf ihn stehst.« Warte, was? »I-ich weiß ja noch gar nicht, ob er wirklich-« Karui schnalzte ungeduldig mit der Zunge. »Schätzchen, zuerst überlegen wir, ob du was von ihm willst. Erst dann gucken wir, ob er auch will. Selbst wenn er noch nicht will, weißt du dann zumindest, was von dir aus Sache ist, und dass du's entweder vorantreibst oder sein lässt. Sonst machst du dir nämlich auch 'nen riesen Kopf, wenn du nicht willst, aber feststellst, er schon.« Die Augen verdrehend schüttelte Tayuya, von Tenten ungesehen die Augen. Als ob Tenten sich nicht so oder so einen 'riesen Kopf' machen würde. Tat sie ja jetzt schon. Tenten wollte erst protestieren, schrumpfte dann aber unter Karuis deutlich dominanterem Blick in sich zusammen. »O-okay«, murmelte sie. »Und wie …?« »Sach ma'!«, empörte sich Karui jetzt. »Du wirst doch wohl wissen, ob du ihn magst. Also, so richtig halt.« Tenten wurde rot. »W-Woran merkt man das denn?«, quiekte sie unsicher, und wurde noch kleiner. Sie hatte doch keine Ahnung! Das einzige Referenzmittel, dass sie hatte, war Hinata, und auch die hatte ihr nicht wirklich erklären können, woran sie gemerkt hatte, dass sie Naruto 'mochte'. Nicht, dass Tenten da sonderlich nachgefragt hätte … »Also, ein gutes Indiz wäre zum Beispiel, dass du von ihm träumst«, erklärte Tayuya, und Karui warf sofort hinterher: »Richtig! Habt ihr in deinen Träumen schon mal gevögelt oder so?« Tenten schnappte nach Luft. Mehrmals. Ihr Kopf glühte. »W-WAS?!« »Karui!«, schimpfte Tayuya leise. Sie musste doch mittlerweile mitbekommen haben, dass Tenten schüchtern und zurückhaltend in dieser Hinsicht war! »Schon gut!«, meckerte Karui. »Rumgeknutscht?« Tentens betretenes Schweigen, gepaart mit einem knallroten Kopf und dem Starren auf ihre sich nervös verknotenden Hände war den beiden erfahreneren Mädchen Antwort genug. Karui grinste. »Wie fühlt es sich an, wenn er dich im echten Leben berührt? So zufällig halt, oder auch absichtlich.« »N-Nett?« »Nett?«, echote Tayuya ungläubig. Karui befahl ihr mit einer Geste, ruhig zu bleiben. »Willst du, dass er dich öfter berührt?« Unsicher sah Tenten zu Boden und dachte nach. Es fühlte sich … schön an, wenn sie mit Neji … kuschelte. Ihre Wangen wurden erneut rot, und sie fragte sich kurz, ob das wohl noch jemals wieder weggehen würde, bevor ihre Gedanken zurück zum eigentlichen Thema schwenkten. Sie … mochte Nejis Berührungen. Und wenn sie so vor allem an die letzten Wochen dachte. Die Art, wie er sie berührt hatte … vielleicht sogar besitzergreifend … ja, das hatte ihr gefallen. Sehr. Karui schnaubte leise, und sagte mit einem Lächeln: »Das nehme ich mal als 'Ja'. Fall abgeschlossen, von deiner Seite aus kann da also was laufen.« »I-Ich-« »Sieht er eigentlich gut aus?« »Uhm-« »Ist ja auch egal. Weiter im Text! Sicherste Möglichkeit, um festzustellen, ob er dich auch schon mag: Wir gehen alle mal zusammen weg, und Tayuya und ich beobachten euch.« Tenten öffnete den Mund um irgendetwas zu sagen, aber die Worte schafften es nicht von ihrem Gehirn bis zu ihrer Zunge. »Nächstes Wochenende?«, fragte Karui geschäftig. »Ich hätte Zeit«, erklärte Tayuya. »Wichtig ist ja, dass er Zeit hat.« »I-Ich … was machen wir denn?«, fragte Tenten kleinlaut. »Dann kann ich ihn fragen …« »Hm. Shoppen?« »Jaaah! In Iwa! Die haben da dieses neue große Zentrum eröffnet! Da gibt’s sogar 'nen Gucci!« In diesem Moment klopfte es schüchtern an die Tür, und auf Tentens leisen Zuruf streckte ein junges Mädchen den Kopf hinein. Ihre Haare standen wild in alle Richtungen ab, und sie wirkte nervös. »T-Tenten?«, fragte sie leise, und Tenten nickte hastig. »Tsunade-sama möchte dich sehen.« »Hast du was angestellt?«, fragte Karui belustigt, nachdem das Mädchen rasch wieder verschwunden war, und Tenten sich aus ihrem Turban wickelte, um schnell ihre Haare noch etwas zu richten. »Nicht dass ich wüsste.« »Also, nächstes Wochenende steht soweit. Du fragst ihn und sagst Bescheid, wenn sich was ändert.« Tenten nickte langsam. »Wunderbar!« Karui klatschte in die Hände und erhob sich vom Bett. »Dann ist ja alles paletti!« Tenten: Hey! Ein paar Mädels aus dem Wohnheim wollen nächste Woche nach Iwa zum shoppen fahren. Die haben dort wohl auch einen Laden mit Kyudo-Ausrüstung, magst du vielleicht mitkommen? Neji: Gerne. Wann genau? Tenten: Samstag. Neji: Abends dann Supernatural und am Sonntag Training? Tenten: Okay. Nachdenklich betrachtete Neji die nüchternen, knappen Texte seiner (noch) besten Freundin. Okay, sie war krank. Hatte darüber aber kein Wort verloren. Und er sollte sich glücklich schätzen, dass sie ihn fragte, ob er sie begleitete, dass sie zustimmte, das ganze Wochenende mit ihm zu verbringen. Plötzlich musste er lachen, als ihm aufging, dass Ino bestimmt wütend war, dass ihre Pläne erneut durchkreuzt würden – und sie konnte es noch nicht mal an ihm auslassen, denn er war sich ziemlich sicher, dass Kuppeln noch höher auf ihrer Prioritätenliste stand als gemeinsame Unternehmungen. Februar - zweite Woche (Teil 2) ------------------------------- Tenten befand sich in einem Strudel verschiedenster Gefühle. Zunächst einmal hatte Tsunade, die Heimleiterin, ihr erklärt, dass sie nicht Mitte März aus dem Wohnheim ausziehen musste, sondern erst, wenn sie eine Wohnung in der Nähe ihrer Wunsch-Uni gefunden hatte. Erleichterung und Freude. Verstärkt wurde die Freude noch durch das ausnehmend gute Schulzeugnis, welches am Freitag ausgeteilt worden war, und dessen schlechteste Note eine 3 in Mathe darstellte (damit lag Tenten nur knapp hinter Sasuke, Sakura und Shikamaru, die alle drei einen Einser-Schnitt hatten). Auf der anderen Seite war da diese unfassbare Nervosität, das flaue Gefühl im Magen, die prickelnde Wärme bei allem, was irgendwie mit Neji zu tun hatte. Es fehlte nicht viel, und Kakashi hätte sich die Haare gerauft, weil seine beste Schützin plötzlich schreckhaft und verspannt zu sein schien – und das so wenige Wochen vor dem letzten großen Turnier! Natürlich bemerkten auch ihre Freunde, beziehungsweise Freundinnen, dass etwas in Tenten vorging, und obwohl sie schwieg, und niemand es wagte, sie direkt auf Neji anzusprechen, machten sich doch alle so ihre Gedanken. Es war allerdings nur Temari, die das Verhalten Tentens kritisch beobachtete. Und es gefiel ihr nicht. Ihrer Meinung nach verhielt sich Tenten … schuldbewusst gegenüber Neji. Kankuro jedoch suchte immer öfter ihre Nähe, und Temari bemerkte sehr wohl, wie gelassen und heiter Tenten in seiner Gesellschaft war, und das bereitete ihr Sorge. Ino hingegen war Feuer und Flamme, überzeugt davon, dass Nejis nicht mehr ganz so subtile Annäherungsversuche auf fruchtbaren Boden fielen. Sie tat Temaris Bedenken damit ab, dass Tenten sich ja ganz klar nicht Nejis Berührungen entzog und ganz sicher in seiner Gegenwart nur so verstockt war, weil ihr ihre eigenen Gefühle peinlich waren. Temaris Argument, dass Tenten eventuell Angst hatte, ihrem besten Freund zu gestehen, dass sie einen Jungen mochte, den er nicht leiden konnte, stieß auf taube Ohren. Shikamaru war auch keine große Hilfe, denn als Temari ihm von ihrem Verdacht erzählte, hatte er nur mit den Schultern gezuckt. »Was dran ändern kannst du doch eh nicht. Klar wäre das doof – auch für die ganze Gruppe. Aber was willst du machen?«, hatte er gefragt, und dann darauf hingewiesen, dass, egal was auch passierte, zumindest einer verletzt aus der ganzen Sache gehen würde. Entweder Neji, oder – so er denn auch in Tenten verliebt war – Kankuro. »Die Entscheidung fällt sowieso Tenten ganz alleine.« Schade nur, dass sich wirklich niemand dazu durchrang, Tenten selber zu fragen. Dann wäre nämlich schnell klar geworden, dass sie, ihre eigenen Gefühle mal außen vor gelassen, absolut nichts davon mitbekam, dass gleich zwei Jungen nach und nach immer schwerere Geschütze auffuhren, um sie zu beeindrucken. Sie war gänzlich blind für Kankuros wiederkehrende Angebote, mit ihr zu lernen, sie zu massieren, weil sie so verspannt beim Training war, und für die Blicke, die er ihr gelegentlich zuwarf. Genau so blind war sie Neji gegenüber, auch wenn diese Blindheit eher an ihrer eigenen Nervosität lag. Sie fragte sich zwar ständig - immer wieder - ob da wirklich Interesse seinerseits bestehen konnte, aber nie machte sie sich die Mühe, ja verstand einfach den Hintergrund nicht, seine Berührungen, sein Verhalten ihr gegenüber zu analysieren. Ohne die 'fachmännische Hilfe' von Tayuya und Karui war sie aufgeschmissen. Der Samstag Vormittag war schleichend angebrochen, und zum ersten Mal hatte Tenten sich wirklich Gedanken darüber gemacht, was sie anziehen sollte. Wie ein aufgescheuchtes Huhn war sie schon den ganzen Morgen in ihrem Zimmer herumgesprungen, aufgeregt und furchtbar nervös. Es war einer der Gründe, warum sie auch gar nicht erst versucht hatte, irgendetwas in Nejis Verhalten hinein zu interpretieren, weil sie Angst hatte, eben zu viel darin zu sehen, sich Hoffnungen zu machen. Sie vertraute viel eher darauf, dass die zwei Mädchen, die sie und Neji noch nie zusammen erlebt hatten, als 'Außenstehende' besser observieren konnten. Sie mochte Tayuya und Karui, obwohl letztere manchmal ein bisschen derbe sein konnte. Wenn sie allerdings das Gespräch gehört hätte, welches die beiden zischelnd führten, während sie mit einer linkischen Umarmung Neji begrüßte, wären ihr vielleicht Zweifel an ihrem Vorhaben gekommen. »Meine Fresse«, machte Karui mit großen Augen. »Warum hat sie nie gesagt, was für eine Sahneschnitte das ist?«, flüsterte sie Tayuya aufgeregt zu. »Also, wenn sie von dem noch keinen feuchten Traum hatte, dann hat sie auch kein Interesse! Meinst du, ich-« »Nein!« Tayuya knuffte das rothaarige Mädchen heftig in die Seite. »Nicht jeder ist so pervers wie du.« Auch wenn sie zugeben musste, dass der Typ wirklich verdammt heiß war. Neji begrüßte die beiden ihm fremden Mädchen knapp, und sie stellten sich gegenseitig vor. Ihm entging nicht, wie die beiden ihn ungeniert musterten. Also wenn Tenten ihn jetzt mit einer dieser beiden Grazien verkuppeln wollte, dann würde er aber mal ein Machtwort sprechen! Tenten jedoch war viel zu nervös, um groß irgendwas zu bemerken. »W-Wollen wir dann?« Während der Fahrt nach Iwa, die mit der U-Bahn etwa eine halbe Stunde dauerte, unterhielten sich Karui und Tayuya ausgiebig, während Tenten und Neji, beides eher stille Typen, einfach schwiegen und nur auf Nachfrage antworteten. Bei Neji kam sein Stoizismus und seine Abneigung gegen zu mädchenhafte Mädchen hinzu, während Tenten einfach nur eingeschüchtert wirkte. Er fragte sich im Stillen, wie es zu der Freundschaft zwischen ihr und den zwei Grazien gekommen war, deren Blicken er sich durchaus bewusst war. Fehlte nur noch, dass sie anfingen zu kichern. Er könnte kotzen. Aber er machte das hier schließlich für Tenten. Sie hatte ihn darum gebeten, und momentan war er einfach sowasvon nicht abgeneigt, ihr jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Vollen, weichen Lippen, auf denen sie gelegentlich herumkaute. Er musste nur diesen Tag überstehen, und heute Abend würde sie wieder einmal mit ihm allein sein. Und vielleicht, ganz vielleicht- nein. Besser keine Hoffnungen machen. Und keine schmutzigen Gedanken. Würde ihm gerade noch fehlen, wenn seine Erregung sichtbare Ausmaße annahm. Wie von Karui versprochen war das Shopping-Center schier riesig. Die Rothaarige steuerte jedoch zielgerichtet einen der Haupteingänge an und führte die anderen schnurstracks zu einer Filiale einer Kleidungs-Kette für junge Leute. Tayuya und sie hakten Tenten unter und plünderten fast eine halbe Stunde lang diverse Regale und Auslagen, während Neji stumm an der Seite stand, und sich nur bewegte, wenn er drohte, sie (also eigentlich nur Tenten) aus den Augen zu verlieren. Mit einem unterdrückten Grummeln stellte er fest, dass er an zwei Damen der Marke 'Ino' geraten war, und dass diese zu seinem Übel seine beste Freundin zu kompromittieren schienen. Endlich wurden die Umkleiden angesteuert, und Karui, die nach seinem Geschmack schon viel zu vertraut mit ihm umging, flötete: »Neji, du setzt dich da hin«, sie deutete auf eine Reihe von kleinen Sesseln, »und musst uns dann sagen, was du von den Sachen hältst.« Neji schnaubte leise, ließ sich aber gehorsam in die weichen Polster fallen, nachdem Tenten ihm einen entschuldigenden Blick zugeworfen hatte. Kein Wunder wollte sie nicht alleine mit diesen Shopping-Furien unterwegs sein. Karuis Plan war einfach. Man nehme Tenten, ein paar knappe Klamotten, und schubse sie dann so angezogen aus der Umkleide. Es brauchte allerdings etwas mehr Überzeugungsarbeit, als sie gedacht hatte, das schüchterne Mädchen überhaupt dazu zu bringen, gewisse Teile anzuziehen. »Jetzt stell dich nicht so an«, meckerte sie. »Ist ja nicht so, als wollte ich dich in Unterwäsche raus schicken!« Tayuya überging das einseitige Streitgespräch geflissentlich und verschwand selber in einer der Kabinen. »A-Aber-« »Nix da 'aber'. Das sind nur Hotpants, Missy.« Und ein sehr eng anliegendes Top. Eines, das sowohl ihren flachen Bauch als auch die kleinen aber festen Brüste gut betonte. Nichts nuttiges selbstverständlich, denn schließlich hatte Karui auch an sich selber den Anspruch, nicht billig zu wirken. »Anziehen und dann raus mit dir. Sonst können wir ja überhaupt nicht einschätzen, ob's ihm gefällt.« Was war Tenten froh, dass Karui wenigstens leise genug gesprochen hatte, dass Neji nichts von der Unterhaltung mitbekam. Mit roten Wangen nahm sie jetzt die Teile entgegen und ergab sich ihrem Schicksal. Fünf Minuten später, und nervös an ihrer Meinung nach viel zu kurzem Stoff zupfend trat sie aus ihrer Kabine heraus. Karui stand davor, die Arme verschränkt, und musterte sie grimmig. »Und was war daran jetzt so schlimm?« Daran? Erst mal gar nichts. Aber dass sie sich jetzt so vor Neji präsentieren sollte … okay, genau genommen hatte er sie ja schon mal im Bikini gesehen … Tayuya nickte anerkennend, ihrerseits in einem frühlingshaften Rock und einer Bluse. »Sieht gut aus, Tenten«, beruhigte sie das Mädchen, und Tenten lächelte dankbar, wenn auch etwas zaghaft. »Raus jetzt«, grinste Karui, und schob Tenten vor sich her. Neji hatte inständig gehofft, dass Tayuya und Karui Tenten nicht zu irgendwas zwingen würden, was sie nicht wollte. Er kannte ihren Geschmack, und er konnte ganz gut einschätzen, was für einen Geschmack die beiden anderen Mädchen hatten. Entgegengesetzten, um es knapp auszudrücken. Nichts desto trotz kam er nicht umhin, im Stillen den beiden seinen Dank dafür auszudrücken, dass er in den Genuss kam, Tenten so zu sehen. Allerdings war er mindestens eben so froh über die Jacke, die er auf seinem Schoß drapiert hatte. Erwartungsvoll und mit knallrotem Kopf sah Tenten zu ihm, und er musste trocken schlucken, bevor er seine Stimme wieder fand. »Sieht gut aus«, krächzte er, und Tenten versuchte sich an einem Lächeln. »N-Nicht … zu kurz?« Neji traute seiner Stimme nicht mehr, und so schüttelte er nur den Kopf. Mit dem erneuten Versuch eines Lächelns drehte sich Tenten hastig um, und verschwand wieder in ihrer Kabine. Karui und Tayuya, die etwas Abseits gestanden hatten, folgten ihr langsam, und sobald sie außer Sichtweite von Neji waren, fingen beide an zu grinsen. »Scheiße man, wenn er so guckt, ist er noch viel leckerer!«, stellte Karui zischelnd fest. »Jetzt reiß dich aber mal zusammen, Karui!«, knurrte Tayuya. »Wenn Tenten dich hört, dann wird sie das nur verunsichern!« »Und das ist noch untertrieben«, schnaubte Karui. »Aber ehrlich mal, wie kann sie mit so einem Kerl nur 'befreundet' sein – und das, wenn er ihr ganz offensichtlich an die Wäsche will?!« Zumindest dieser Feststellung konnte Tayuya voll und ganz zustimmen. Nejis Augen klebten förmlich an Tenten, er war zuvorkommend, und immer wieder berührte er sie wie zufällig an Arm oder Rücken oder Schulter. Mal ganz abgesehen von der Art und Weise, wie er ihr gerade mit den Augen die Hotpants vom Leib gerissen hatte. »So ein glückliches Mädchen«, stöhnte Karui. »Und so verblendet. Wenn er sich schon immer so in ihrer Gegenwart benimmt, dann ist er mittlerweile frustriert bis zum geht-nicht-mehr.« Mit ihrer Aussage hatte Karui so ziemlich ins Schwarze getroffen. Als Neji die drei Mädchen allerdings nach dem Shopping-Ausflug wieder zurück zum Wohnheim brachte, und auf Tayuyas »Das ist aber nett, dass du uns heim bringst.« mit einem »Tenten muss ja eh noch ihre Sachen holen.« antwortete, verschlug es ihr allerdings fast das Grinsen, und echtes, aufrichtiges Mitleid machte sich in ihr breit. »Du übernachtest bei ihm?«, fragte Karui eine knallrot angelaufene Tenten, sobald die Mädchen ihr Zimmer erreicht hatten, während Neji im Foyer auf die Rückkehr seiner besten Freundin wartete. »W-Wir- ö-öfters ja«, stotterte sie. »Wir sind schließlich … Freunde.« »Mädel, hast du uns irgendwas verschwiegen?« »Was sollte ich-?« »Was heißt denn genau, dass du bei ihm schläfst? Sofa? Futon?« »U-Uhm, also … b-bei ihm im Bett …« Den beiden anderen Mädchen klappte der Mund auf. »Willst du damit sagen, ihr schlaft zusammen in einem Bett?!« Verunsichert schwieg Tenten. »Oh mein Gott, Mädel!«, fauchte Karui. »Weißt - du - denn – nicht - was – das – bedeutet?!« Sie hatte noch nicht einmal davor zurückgeschreckt, Tenten an den Schultern zu packen und zu schütteln. »Willst du ihn bestrafen, oder was?! Der Kerl ist scharf auf dich wie nur was, und du pennst in seinem Bett, ohne dass da was läuft?!« Tenten war in sich zusammengesunken, und ihre Augen wurden feucht, als sie sich der Anschuldigung bewusst wurde, die Karui ausgesprochen hatte – was sie durch ihre Idiotie nicht bemerkt hatte. »A-Aber ich …« »Ich bitte dich, wenn du was von ihm willst, dann lass ihn nicht noch weiter zappeln!« »Also, Karui, jetzt mach ihr nicht so ein schlechtes Gewissen«, murmelte Tayuya, und löste vorsichtig Karuis Hände von Tentens Schultern. »Ich meine, es kann doch gut sein, dass es anfangs nur freundschaftlich war. Aber ich stimme dir zu, dass es für ihn mit der Zeit garantiert schwer geworden ist. Wenn ich halt auch nicht weiß, seit wann.« Tenten öffnete mehrmals den Mund, um etwas zu sagen, aber sie brachte keinen Ton über die Lippen. Wie bescheuert sie sich aufgeführt haben musste! Peinliche Scham machte sich in ihr breit. Wie sollte sie den Abend nur jemals überstehen? »Und ein Gutes hat es«, erklärte Tayuya. »Er wird sich ziemlich sicher sein, dass du auch was von ihm willst, wenn du schon bei ihm im Bett schläfst.« »Und dass er was von dir will ist mal sowasvon offensichtlich – falls du dir da noch Gedanken drüber machen solltest. Der Typ gehört dir, du musst nur mal den Mund aufmachen!«, fügte Karui immer noch erregt hinzu. Sie hatte die Stirn kraus gezogen und schüttelte nur noch den Kopf. Wie verstrahlt war das Mädel eigentlich? »I-ich-« »Uns bleibt also nur noch, dir für heute Abend viel Erfolg zu wünschen«, zwinkerte Tayuya. »Denk dran, dir 'nen hübschen Pyjama einzupacken.« »Jaaa«, machte Karui gedehnt, und wühlte in ihrem Geldbeutel herum. »Und das hier nimm mal sicherheitshalber mit.« Jetzt wieder mit einem dreckige Grinsen hielt sie Tenten zwei bunte Xelophanverpackungen entgegen. »Gleich fällt sie in Ohnmacht«, kommentierte Tayuya leise, als Tenten mit zitternden Händen und einem leisen Quieken ungeahnte Rottöne an- und die Kondome entgegennahm. »I-ich d-denke n-nicht-« »Wer weiß, wie sich der Abend entwickelt«, flötete Karui zum Abschied, zwinkerte erneut, und verließ dann das Zimmer. Tayuya, ebenfalls mit einem Zwinkern und einem diabolischen Grinsen folgte ihr. Februar - dritte Woche (Teil 1) ------------------------------- Wie sollte sie diesen Abend nur überstehen? Also, ernsthaft?! Es war eigentlich doch alles so wie immer, warum also hatte allein das Wissen um ihre Gefühle solche Auswirkungen? Tenten hatte das Gefühl, dass ihr Herz Überstunden schob. Ständig flatterte, hämmerte es in ihr. Neji schien nichts davon zu bemerken, machte es sich nur neben ihr auf dem Fußboden, unter der Decke bequem wie schon unzählige Male zuvor. Was sollte sie tun? Etwas sagen? Sie traute sich nicht. Was sie sich traute, war, sich an ihn zu lehnen, wie sonst auch. Neji legte den Arm um sie, zog sie näher, und legte sein Kinn auf ihren Scheitel. Tentens Herz machte einen Satz, ihr wurde warm. Genau so wie es jetzt war – daran sollte sich doch bitte nichts ändern! Sie hatten spät angefangen, 'Supernatural', die neu entdeckte Horrorserie Nejis, zu gucken. Das Abendessen ließen sie ausfallen und knabberten sich stattdessen durch Chips und Salzstangen, tranken Cola und wärmten sich gegenseitig unter der Decke. Neji widerstand der Versuchung, Tentens Rücken zu streicheln, musste dagegen ankämpfen, seine Hand nicht unter ihr Oberteil zu schieben, um nackte Haut spüren zu können. Und sie duftete so wunderbar nach Granatapfel. Tenten ihrerseits sehnte sich nach mehr Berührung, hatte nur keine Ahnung, wie sie es anstellen sollte. Sie war zu schüchtern, zu unsicher – trotz der Beteuerungen Tayuyas und Karuis -, um selber etwas zu tun, zu sagen. Nachdem sie einige Folgen der Serie gesehen hatten, und es spät wurde, hob Neji das erste Mal seit langem die Stimme und murmelte: »Bist du aufgeregt?« Tenten zuckte zusammen und sah ihn mit leichter Panik im Gesicht an. Ihre Gedanken hatten sich gerade um die beiden kleinen Päckchen in ihrer Tasche gedreht, und jetzt fürchtete sie, dass Neji diese Gedanken hatte lesen können. »W-Was?«, stotterte sie, und wurde rot. »Du wirkst etwas nervös. Und du kommentierst nichts«, sagte er leise. »Haben wir endlich einen Horror gefunden, der sogar dir Angst macht?« Seine Stimme war neckend, und Tenten entspannte sich sofort. »N-Nein. Aber die Serie ist wirklich gut.« »Das freut mich.« Ihre Gesichter waren einander zugewandt, und was keiner von ihnen wusste, war, dass sie in diesem Augenblick den selben Gedanken hatten. Küss sie/ihn. Aber anstatt es umzusetzen verharrten sie nur für einen Moment, spürten die simple Nähe des anderen. Auch wenn Neji dachte, erkannt zu haben, dass Tenten … einem Kuss vielleicht nicht ganz abgeneigt war, so hielt er sich doch zurück. Niemals würde er sie in etwas hineinzwingen wollen. Aus freien Stücken musste sie zu ihm kommen, und daher würde er warten, bis er sich sicher war. Bis sie sich sicher war. Es war schließlich schon nach Mitternacht, als Tenten langsam die Augen zu fielen, und sie beschlossen, es für heute gut sein zu lassen. Tenten war äußerst gründlich dabei, ihre Zähne zu putzen, etwas, das sie vorher nie als so wichtig angesehen hatte. Aber jetzt wollte sie auf keinen Fall Mundgeruch haben. Nicht, wenn sie mit Neji im selben Bett schlief. In seinen Armen, denn so war es doch bis jetzt immer gewesen. Den eingeschleiften Verhaltensmustern ihrer 'Beziehung' folgend fand Tenten sich wenig später in den Armen ihres besten Freundes wieder, eng an seine Brust geschmiegt und unter die warme Decke gekuschelt. Sie hatte die Hand auf besagte Brust gelegt, spürte, dass sein Herz ebenso stark pochte wie ihres. Sie hob den Kopf etwas und ihr Blick traf seinen, ließ sich darin gefangen nehmen. »Gute Nacht«, hauchte Neji, und wenn er schon keinen richtigen Kuss haben konnte, so drückte er doch wenigstens seine Lippen auf ihre Stirn. Ein wohliger Schauer rieselte durch Tenten, die mit einem Lächeln die Augen schloss, und sich noch näher an Neji kuschelte. Mehr verlangte sie doch gar nicht vom Leben. Nur diese warme Geborgenheit, die er ihr gab. »Gute Nacht«, flüsterte sie, und trotz ihres hämmernden Herzens war sie fast sofort eingeschlafen. Mitten in der Nacht jedoch erwachte sie, mit schwitzigen Händen und einem sehnsüchtigen Brennen im Leib. Ihre Träume waren noch sie so lebendig, so aufwühlend, so detailliert gewesen. Nejis Arm lag immer noch um ihre Hüfte, ihr Kopf hatte an seiner Brust geruht. Nun blinzelte sie im Dunkeln sein Gesicht an, bis sie seine Lippen ausmachen konnte. Es war so schön gewesen. Aber nur ein Traum. Tenten fragte sich, ob er hier, im echten Leben genauso reagieren würde, wie in diesem wundervollen Traum. Ob er ihren scheuen Kuss dulden, ja erwidern würde; ob er die Führung übernehmen, sich von Leidenschaft leiten lassen, sie berühren würde. Ihr Name auf seinen Lippen, Kleidung auf dem Fussboden … Tenten schluckte schwer und versuchte den Rest des Traumes aus ihrem Kopf zu verbannen. Ihre Brüste prickelten bei der falschen Erinnerung an zärtliche Liebkosung. Sie musste so schnell wie möglich wieder einschlafen, bevor Neji etwas bemerkte. Denn egal wie verlockend es war, einfach dem Vorbild ihres Traum-Ichs zu folgen und ihn sanft zu küssen – was wäre, wenn er abweisend, gar angeekelt reagieren würde? Zu unsicher war Tenten, und entschied, dass für den Moment alles perfekt war. Ihre Freundschaft zu zerstören wäre der schlimmste Fehler, den sie machen könnte. Sie musste sich also zuerst ganz sicher sein. Und mit dem sicher sein kannte sie sich ja mal so gar nicht aus. Mit dem Ende des Wochenendes und dem Start der neuen Woche kam ein neues Problem auf Tenten zu. Eines, um das sie sich bisher nie hatte Sorgen machen müssen, und das sie deswegen jetzt völlig unvorbereitet traf. »Und, schenkst du ihm was zum Valentinstag?«, hatte Tayuya gefragt, und Tenten damit völlig aus dem Trott gebracht. Sie hatte sich ihrer Zimmernachbarin gegenüber vorsichtig zu der vergangenen Übernachtung geäußert (nur ihr, nicht Karui, denn sie wusste genau, wie das dunkelhäutige Mädchen ausgeflippt wäre, weil eben nichts 'gelaufen' war), ohne jedoch von dem Traum zu erzählen, und war trotz der etwas mitleidigen Blicke froh über den Zuspruch gewesen, dass sie nichts überstürzen sollte. Jetzt allerdings war sie wieder verunsichert. »I-Ihm was schenken?« »Schokolade, du weißt schon.« Tayuya gestikulierte wedelnd mit den Händen. »Muss ja nicht mal selbstgemacht sein. Aber selbst unter 'besten Freunden' sollte man sich was schenken.« Warum nur hatte ihr bisher niemand was dazu gesagt?! Es war klar, dass Hinata und Temari ihren Freunden etwas schenken würden. Und dass Sakura nichts für Sasuke hatte – daran glaubte Tenten nicht im Traum. Aber sonst? Wenn Ino ihrem besten Freund, Shikamaru, etwas schenken würde – Temari wäre sicher nicht begeistert. Zu allem Übel musste Tenten am Montagmorgen dann auch noch feststellen, dass sie wirklich ignorant war. Schon seit letzter Woche hingen überall Plakate, die darauf aufmerksam machten, dass man 'seinem oder seiner Liebsten' eine (anonyme) Rose zukommen lassen konnte. Leider waren die Tage, an denen diese bestellt werden konnten schon vorbei. Und noch ein viel drängenderes Problem offenbarte sich Tenten: Würde Neji ihr etwas schenken? Es war zwar üblich, dass die Mädchen Schokolade vergaben, und auch die Mehrheit der Rosen wurde vom weiblichen Geschlecht verschickt – allerdings gab es genug Jungen, die letzteres ebenfalls taten. Auf ihrer malträtierten Unterlippe kauend versuchte Tenten eine Lösung zu finden. Am einfachsten wäre es, einfach noch schnell Schokolade zu kaufen, und sie Neji morgen in die Hand zu drücken. Aber was sollte sie sagen? »Weil wir Freunde sind«? Bloß nicht. Denn 'nur Freunde' - das wollte sie ja nicht mehr. Nein, es musste etwas sein, dass weder zu deutliche Anspielungen machte (blamieren wollte sie sich schließlich auch nicht), noch zu freundschaftlich wirkte. All ihre Befürchtungen und Gedanken hatten sich am nächsten Morgen allerdings erst mal erledigt, denn anscheinend war sie nicht die einzige, die an Neji interessiert war. Zwei Mädchen traten unter Kichern schon vor Schulbeginn an ihn heran, als er zusammen mit Hinata das Schulgelände betrat. Er lehnte die angebotene Schokolade höflich ab, aber Tenten hatte nun einmal alles aus der Entfernung gesehen. Wieso hatte sie nie einen Gedanken daran verschwendet, dass es noch andere Mädchen geben konnte, die auf ihren besten Freund standen? Abgesehen von Amaya natürlich, aber diese hatte sich ja zurückgezogen. Tenten behielt die für Neji bestimmte Schokolade also erst einmal für sich, und der weitere Schultag verlief weitestgehend normal. Abgesehen davon, dass die als Cupido verkleideten Schüler der Stufe unter ihnen einer knallroten Hinata einen ebenso roten Strauß von Rosen überreichten (anstatt der Einzelnen, die sonst verteilt wurden). »Na, da hat sich aber wer in Unkosten gestürzt«, kicherte Karin, denn die kleine orangene Karte mit der etwas unordentlichen Schrift ließ keinen Zweifel darüber, dass Naruto die Rosen geschickt hatte. Kakashi-Sensei hatte sich hinter einem Buch versteckt, während die Cupidos weiteren Schülern ihre Rosen überreichten, und Tenten, die Hinata freudig angelächelt hatte, bekam erst gar nicht mit, dass sie ebenfalls beschenkt wurde. Zwei Rosen, beide mit einem schnöden Zettel, auf dem nur ihr Name und ihre Klasse standen, wurden ihr entgegen gehalten, und die Hitze stieg in ihre Wangen. »Von wem?«, zischelte Kin, die nur zwei Tische weiter saß. Tenten zuckte mit den Schultern, denn auf keinem der Zettel stand ein Absender. Es war einzig ersichtlich, dass sie von verschiedenen Leuten geschickt worden waren, denn obwohl beide in sauberen Druckbuchstaben ausgefüllt waren, konnte man Unterschiede in der Schrift erkennen. Neji war sich zwar darüber im Klaren gewesen, dass es Mädchen geben würde, die ihm Schokolade überreichen wollten – er hatte natürlich alles abgelehnt, zuallererst, weil er ja schließlich nur Interesse an Tenten hatte, und andererseits, weil er generell nie etwas von Fremden annahm - was er nicht bedacht hatte, war, dass er die von der Schule verteilten Rosen nicht so einfach ablehnen konnte. Und er hatte nun Sorge, dass Tenten beim Anblick der dreizehn langstieligen Blumen verunsichert werden könnte. Er wollte doch, dass sie wusste, dass sie keine Konkurrenz hatte. Wahrscheinlich war sie sowieso schon viel zu eingeschüchtert von den ganzen anderen Mädchen. Aber das war möglicherweise eh nur Wunschdenken, denn dafür müsste sie mehr für ihn empfinden als Freundschaft. Neji brummte mittlerweile der Schädel. Sonst machte er sich doch auch nicht so viele Gedanken! Und es wäre wirklich mies, die Rosen einfach wegzuschmeißen. Nur weil er kein Interesse hatte, musste er ja kein Mädchen vor den Kopf stoßen. Da er allerdings nicht der Einzige seiner Freunde mit mehr als einer Rose war (Spitzenreiter waren Sasuke (27!) und Ino (16)), während Hinata mit ebenfalls 13 Rosen – allerdings alle von Naruto – mit ihm gleichauf lag, fielen seine Rosen dann doch nicht so sehr auf. Zähneknirschend hatte er festgestellt, dass Tenten neben seiner anonym verschicken Rose noch eine zweite erhalten hatte. Und da alle die er bekommen hatte mit Namen versehen waren, wusste er auch, dass sie ihm keine geschickt hatte. Erst nach dem Kyudo-Training besserte sich Nejis Stimmung schlagartig. Tenten hatte länger gebraucht als sonst, und er hatte auf sie gewartet. Mindestens eine Bahn hatten sie so schon verpasst, aber das war es ihm wert, als sie endlich alleine waren, und sie – offensichtlich nervös – an ihrer Tasche herumfummelte. »I-Ich«, stotterte sie leise, und Neji trat näher, um ihre folgenden Worte verstehen zu können. »I-Ich hab' hier noch was für dich«, hauchte sie, und hielt ihm eine sauber verpackte Schachtel entgegen. »I-Ich weiß, dass du sonst alle abgelehnt hast, a-aber dieser hier ist mit grünem Tee, ich h-hab' sie gesehen und …« Er unterbrach ihr unkontrolliertes Plappern mit einem liebevollen »Danke.« Unsicher sah sie ihn an, als er die Schokolade entgegen nahm, und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie standen so nah beieinander, dass es ein leichtes wäre, sich jetzt vorzubeugen und- Sie traute sich nicht. Neji bemerkte den eigenartigen Ausdruck auf ihrem Gesicht. Was hatte das zu bedeuten? Wollte sie etwa-? Oh, er würde sie so gerne küssen, sich für das Geschenk 'bedanken'. Er würde es nicht tun, denn er hatte gelernt, in Tentens Verhalten nicht zu viel hinein zu interpretieren. Immer noch dachte er mit Unbehagen an den Moment, von dem er gedacht hatte, Tenten wollte ihn küssen – stattdessen hatte sie ihn verkuppeln wollen. Nein, diesen Fehler würde er nicht noch mal machen. Wie schade nur, dass er dieses Mal absolut richtig gelegen hätte. Einen kleinen Funken mehr Mut, und er hätte sie haben können. Und Tenten war verzweifelt, weil sie fürchtete, sich blamiert zu haben. Also wollte er doch nicht? Warum nur waren Jungen so schwer zu durchschauen? Und warum redete sie nicht einfach mit ihm? Ja, genau … 'reden'. Hah. Da konnte sie sich ja gleich irgendwo herunter stürzen. War es denn wirklich so schwer? Shikamaru hatte nie viel vom Valentinstag gehalten. Aber zu seinem Leidwesen wusste er, dass Temari natürlich darauf hoffte, dass er etwas plante. Wie lästig. Was tat man nicht alles für die Liebe? Er hatte ihr keine Rosen geschickt, hatte keine Schokolade gekauft. Sie hingegen hatte ihm recht unzeremoniell, wenn auch mit feuerroten Wangen eine Tafel in die Hand gedrückt. Seit mehreren Monaten waren sie nun ein Paar, und es berührte Shikamaru, dass sie trotzdem noch so etwas banales, romantisches tat. Wie gut, dass er vorgesorgt hatte. Okay, Ino hatte ihn dazu gezwungen, etwas wirklich außergewöhnliches zu machen – aber er war vorher schon von ganz alleine auf die Idee gekommen, überhaupt etwas zu tun! Wie gut, dass der Tag wie versprochen warm und sonnig gewesen war. Mit Picknickdecke und -korb bewaffnet war Shikamaru in den Wald gegangen, hatte die Lichtung angesteuert, an deren Rand der Hochsitz stand, auf dem sie sich zum ersten Mal geküsst hatten. Er deponierte dort alles, und ging anschließend zurück zum Haus, um Temari dort zu empfangen. Sie war still, etwas verstimmt ob der fehlenden Rosen und Schokolade – allerdings wusste sie ja auch nicht, was er vor hatte. »Mach die Augen einen Moment zu«, sagte er, als sie gemeinsam, händchenhaltend die Lichtung erreicht hatten, und beeilte sich dann alles herzurichten und die Kerzen zu entzünden, die sowohl Licht in der langsam einsetzenden Dämmerung spendeten, als auch die ersten Mücken des Jahres fernhalten sollten. Dann trat er wieder zu Temari, die gehorsam mit geschlossenen Augen da stand, und legte von hinten die Arme um sie, drehte sie so, dass sie die Picknickdecke sehen würde. »Alles Gute zum Valentinstag«, flüsterte er in ihr Ohr, und registrierte mit einem Grinsen das überraschte Luftholen seiner Liebsten. »Das-« Sie drehte sich in seinen Armen und zog seinen Kopf zu sich. »Ich liebe dich«, flüsterte sie, und nur zu gern erwiderte Shikamaru ihren sanften Kuss. »Und ich liebe dich.« In Mitten dieser wunderschönen Umgebung ließen sie sich schließlich nieder, beobachteten das Farbspiel des Himmels und anschließend die Sterne, während sie sich gegenseitig mit den Kleinigkeiten fütterten, die Shikamaru zusammengepackt hatte. Immer wieder unterbrachen sie ihr gedämpftes Gespräch für liebevolle Küsse. So lange, bis diese leidenschaftlicher wurden, und sowohl Essen als auch alles andere unwichtig waren. Februar - dritte Woche (Teil 2) ------------------------------- Kaoru war unruhig und nervös. Sie hatte gewusst, dass ihre Rose nicht die einzige seien würde, die Sasuke erreichte. Aber es war jetzt schon fünf Tage her, und er hatte auf ihre kurze Nachricht nicht geantwortet, weder um zu bestätigen, dass er ihre Nummer erhalten hatte, noch dass er einem Date am Wochenende zustimmte. Es war doch zu schön sich der Illusion hinzugeben, viel schöner, als sich mit der bitteren Realität auseinander zu setzten. In ihrem Wahn wusste Kaoru natürlich, wer die Schuld daran trug. Sakura. Rosarotes Miststück! Es wurde Zeit, dieser Schlampe wieder einmal zu zeigen, was passierte, wenn man sich mit ihr, Kaoru, anlegte. Verlorengegangene Klassenarbeiten waren nur ein Witz gegen das, was sie noch auf Lager hatte. Sakura würde schon noch brechen – und Kaoru wusste, wie sehr Sasuke schwache Mädchen, schwache Menschen hasste. Er würde sie ganz sicher links liegen lassen, und dann wäre der Weg frei. Sich der drohenden Gefahr überhaupt nicht bewusst genoss Sakura an diesem Samstag Abend die Gesellschaft ihrer Freunde. Shikamaru hatte zu einem Spieleabend eingeladen (Ino hatte ihn einladen lassen), und die ganze Gruppe hatte es sich in dem Gartenhaus der Naras bequem gemacht. Biermischgetränke und Knabbereien füllten den Tisch, und Sakura nippte mit einem Lächeln an ihrer Flasche, während sie Shikamaru und Tenten dabei beobachtete, wie Ersterer versuchte einer angeschickerten Zweiteren Schach beizubringen. Mit ihrem Handy hatte Sakura schon mehrere Fotos davon gemacht, wie Shikamaru diese Entscheidung mittlerweile bereute. Tenten kicherte hysterisch, und er schien ernsthafte Kopfschmerzen davon zu bekommen. »Wieso, Tenten, wieso?!«, murrte er händeringend. »Bowling hat doch so gut geklappt – keinen Tropfen hast du angerührt. Und jetzt musst du wieder damit anfangen?« Sakura kicherte. Die anderen jedoch bekamen von Shikamarus Misere relativ wenig mit, denn Sai, Ino, Sasuke und Naruto sowie Neji und Hinata lieferten sich am Fernseher ein hitziges Kopf-an-Kopf-Rennen. Princess Peach (Ino) führte noch, aber Bowser (Hinata) war ihr dicht auf den Fersen. »Ah, Shika«, seufzte Tenten, und ihr Kicheranfall war wie weggeblasen, »aber man kann so schön alles vergessen, wenn man trinkt. Keine Sorgen mehr – ist das nicht toll?« Ein schiefes Grinsen auf ihren Lippen, während sie leicht schwankend einen ihrer Türme versetzte. Erstaunlich, wie viel sie von den Regeln verstanden hatte. »Was für Sorgen?«, machten Shikamaru und Sakura gleichzeitig und tauschten einen schnellen Blick. Tenten wurde rot und befingerte ihre Flasche. »Das sagt man doch so?«, murmelte sie, aber es war klar, dass sie etwas verheimlichte. Und in diesem Moment war sie einfach nur unglaublich froh, nicht zu den Leuten zu gehören, die unter Alkoholeinfluss geschwätzig wurden. »Boah, Hinata du doofe Kuh!«, kreischte Ino in diesem Moment lautstark los, und zog damit die Aufmerksamkeit aller auf sich. Temari, die etwas desinteressiert das Rennen verfolgt hatte, verdrehte genervt die Augen. »Blue Shells zerstören Freundschaften«, machte Naruto mit ernstem Gesicht. »Ich weiß noch, das eine Mal, als Sasuke die abgekriegt hat – zwei Wochen lang wollte er nicht mit mir reden!« Er legte den Arm um Hinata, küsste sie auf die Wange, und sagte: »Nimms also nicht so schwer, dass Ino eine miese Verliererin ist!« »Ich zeig' dir gleich mal-« »Woah!«, ging Shikamaru dazwischen. »Keine Toten auf meinem Grundstück. Wir sollten irgendwas weniger … brutales spielen.« »Schach!«, ließ Tenten sich kichernd vernehmen, und prostete der Gruppe am Fernseher mit ihrer halbvollen Flasche zu. »Wer hat ihr denn schon wieder Alkohol gegeben?«, grummelte Neji leise. »Sie ist schon ein großes Mädchen und hat einen eigenen Flaschenöffner«, stellte Sai nüchtern fest. Er war ausnehmend guter Laune dieser Tage, da er seinen Gips endlich losgeworden war. Und außerdem hatte er Ino für morgen, unter dem Vorwand des künstlerischen Aspekts, erneut zu sich bestellen können. Hoffentlich hatte sie nur etwas bessere Laune als jetzt. Wenn es eines gab, das Ino hasste wie die Pest, dann war es die Zeit vor ihren Tagen. Dämliche Stimmungsschwankungen! Und dazu noch dieses vermaledeite, ständige Kribbeln im Unterleib, dass ihr deutlich machte, wie gerne sie mal wieder … naja. Und ausgerechnet heute, an einem Sonntag!, wollte Sai noch mal ihre Hilfe anfordern? Der arme Junge. Egal. Versprochen war versprochen - hatte sie es überhaupt 'versprochen'? - und außerdem wollte sie ihm ja helfen. Bewaffnet mit ihrer besten Handtasche und ihrem türkisen Bikini anstatt normaler Unterwäsche verließ Ino am Sonntag nach dem Mittagessen also ihr Elternhaus, ohne ihrem überbehütenden Vater groß mehr zu sagen als »Bin für ein paar Stunden bei Freunden.« Manchmal war es ja echt süß, sein 'Prinzesschen' zu sein. Seit sie allerdings alt genug war, um sich für Jungs zu interessieren, war es viel eher lästig. Also besser kein Wort darüber verlieren, dass sie sich mit einem Jungen alleine traf. Den Aufstand konnte sie in ihrer jetzigen Gefühlslage echt nicht gebrauchen. Da Sai sie schon erwartet hatte, wurde Ino auch prompt die Tür aufgemacht, sobald sie geklingelt hatte. Sein übliches Lächeln erwidernd folgte sie ihm nach einer kurzen Begrüßung die Kellertreppe hinunter und schmiss ihre Tasche achtlos in eine Ecke. »Ich warne dich gleich vor, kann sein, dass ich heute etwas biestig bin«, erklärte sie Sai, und fing an, sich aus ihren Klamotten zu schälen. »Damit werde ich schon klar kommen«, murmelte Sai, der fasziniert die schlanke Gestalt des Mädchens betrachtete. Ino bekam davon nichts mit. Wie schon beim letzten Mal war der Raum geheizt, sodass Ino nicht zu frieren hatte. Anders war jedoch das Innendekor. Die Leinwände waren gänzlich verschwunden und einer Landschaft aus dicken, flauschigen Kissen und Decken gewichen. »Womit fangen wir an?« Sai gab ein paar Instruktionen, und schon jetzt fiel Ino auf, dass es etwas anders werden würde als beim letzten Mal. Es schien Sai heute wichtiger zu sein, bestimmte Posen zu zeichnen, und das hieß für sie, dass sie sich deutlich mehr anstrengen und verbiegen musste. Was ihrer Stimmung nicht gut tat. Nachdem sie eine besonders schwere Stellung für zehn Minuten gehalten hatte, und Sai ihr dann, für sie vollkommen konfuse Instruktionen für die nächste gab, platzte ihr schließlich der Kragen. »Wie wär's, wenn du einfach her kommst und mir zeigst, was du willst?!«, schnappte sie, als er zu dritten Mal etwas korrigiert haben wollte, und dabei die Augen verdrehte. Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck kam er auf sie zu, das nun Gips-freie Bein nur noch unmerklich nachziehend. »Was ist denn so schwer daran, den Arm genau so zu halten?«, fragte er gereizt, während er besagten Arm in die richtige Position bog. Ino stand vor ihm und sah ihn wütend an. Für einen Moment beobachtete Sai fasziniert die Funken in den kornblumenblauen Augen. So nah hatte er das noch nie sehen können. »Was daran so schwer ist?! Wenn du dir mal überlegen würdest, was genau du willst, und nicht ständig unterschiedliche Anweisungen geben würdest, dann wäre das auch gar nicht so schwer!«, motzte Ino. Was genau er wollte? Ino setzte dazu an, ihm noch etwas an den Kopf zu schmeißen (aber dabei schön die Pose haltend!), als Sai mit grimmigem Blick ihren Kopf packte und seine Lippen auf ihre presste. Verdutzt dachte Ino gar nicht mehr daran ihren Arm hoch zu halten, und als Sai sie mit offensichtlicher Dominanz an sich zog und mit der Zunge ihre nur allzu willigen Lippen öffnete, war es mit dem Denken eh ganz vorbei. Ihre Lider flatterten, und mit einem weichen, unkontrollierten Seufzen gab sie der rohen Gewalt nach, die er plötzlich an den Tag legte. Als Sai sich schließlich zurück zog, schnappte Ino erst mal nach Atem. Sie musste sich an ihm festhalten, um auf ihren wackeligen Beinen nicht umzukippen. »Das … Wow.« Sai sagte nichts, sah sie nur an, überrascht von seiner eigenen Aktion. »Wo zum Henker hast du so küssen gelernt?«, brachte Ino immer noch atemlos hervor, und Sai registrierte befriedigt, dass ihre Wangen gerötet waren. Das ließ eigentlich nur einen Schluss zu. »Es hat dir gefallen«, stellte er nicht ohne Stolz fest. »Das kann man wohl sagen.« »Gut. Dann hast du ja sicherlich kein Problem mit einer Wiederholung.« Okay, wo war der schüchterne Junge abgeblieben, den sie kannte? Ino blieb jedoch nicht viel Zeit, um darüber nachzudenken, denn erneut lagen die Lippen dieses Jungen auf ihren und stellten Sachen an, von denen sie sonst nur träumte. Ihr Körper reagierte dieses Mal wie von selbst, erwiderte den Kuss hingebungsvoll. Wärme breitete sich, ausgehend von ihrer Körpermitte in ihr aus, und Ino kam nur zu gerne dem Druck von Sais weichen, langfingerigen Händen nach, die mittlerweile auf ihrer Hüfte lagen, und ihren Körper an seinen pressten. Offensichtlich war sie hier nicht die Einzige, deren Erregung durch diesen Kuss angefacht wurde. Wortlos, aber zielstrebig drängte Sai sie zum Sofa, und Ino war mehr als nur bereit dafür, diesen köstlichen kleinen Zeitvertreib im Liegen weiter auszukosten. Das Sofa war jedoch recht klein, und nachdem der Kuss sich immer weiter vertiefte und durchaus 'wild' wurde, rollte Sai sich mitsamt Ino davon hinunter in das Meer aus weichen Kissen, ohne dabei den Kuss für mehr als nur kleine Atempausen zu lösen. Auf dem Rücken liegend, ihre Vorderseite von dem warmen Körper Sais bedeckt, entschied Ino sich unbewusst dafür, dass es sich durchaus lohnen würde, aufs Ganze zu gehen. Ihre Finger nestelten schon an den Knöpfen von Sais Hemd, als dieser kurz von ihr abließ um es sich über den Kopf zu ziehen. Ihre Blicke trafen sich, und es herrschte ein stummes Einverständnis. Hinterher würden sie es vielleicht beide auf die Hormone schieben, aber in diesem Augenblick wollten sie es beide, würde es keinen Rückzieher geben. Mit einer einfachen Bewegung zog Sai die Bänder von Inos Bikini auf, und sie bog stöhnend ihren Körper durch, um nackte Haut an ihrer eigenen spüren zu können. Interessante Kunst, die sie da betrieben … Wie gut, dass Kaoru den ein oder anderen Gefallen noch am Wochenende hatte einfordern können. So war es am Montag morgen ein leichtes, 'bewaffnet' zur Schule zu gehen. Durch einen Seiteneingang, der schon früher geöffnet worden war, schlich sie sich hinein und machte sich schnurstracks auf den Weg zum schwarzen Brett. Sie hielt kurz inne, als sie Iruka-Sensei erblickte, der pflichtbewusst ein Plakat an die Filztafel pinnte. Als er, mit einer ganzen Rolle weiterer Plakate im Arm, den Schauplatz verlassen hatte, beeilte sich Kaoru, denn niemand durfte sie dabei erwischen, was sie tat. Aus den Augenwinkeln las sie sich dabei die Ankündigung zum jährlichen Schulball durch, die Iruka-Sensei angebracht hatte. In ihr keimte eine weitere Idee auf. Allerdings brauchte sie dafür noch ein weiteres Opfer. Und jetzt war sowieso erst mal der aktuelle Plan wichtig. Sakura würde sich noch umsehen. Februar - vierte Woche (Teil 1) ------------------------------- Diese frühe Uhrzeit war einfach nichts für ihn. Und der Hammer war ja noch, dass er noch nicht mal so früh in der Schule hätte sein müssen. Nein, das war alles Inos und Shikamarus und Chojis und Mamas Schuld! Blöde Go-AG, die so früh morgens eine Besprechung hatte. Blöde Versammlung zu der seine Mutter hin musste und ihn deswegen nicht selber zur Schule fahren konnte, sondern das Inoshi Yamanaka überlassen hatte. Genervt schlurfte Naruto zusammen mit Shikamaru hinter einer energetischen und furchtbar gut gelaunten Ino her, die den wenigstens nicht ganz so morgenmuffeligen Choji vollquasselte. Als sie am schwarzen Brett vorbei kamen, vor dem drei jüngere Schüler aufgeregt tuschelten, verdrehte Ino nur die Augen. »Dass die sich immer so wegen dem Schulball in die Hosen machen. Kann doch wohl schlimmeres geben, als ein Mädchen zu fragen, ob sie mit einem hingeht.« Shikamaru fiel jedoch der eklatante Fehler auf, den Ino gemacht hatte. Sie hatte das Plakat gesehen, und die Schüler. Nicht bedacht hatte sie, dass die Schüler neben dem Plakat standen und offensichtlich ein anderes betrachteten. Aufgrund der näher kommenden älteren Schüler verkrümmelten sich die jüngeren rasch, und Shikamaru warf einen gelangweilten Blick auf die Stelle, vor der sie gestanden hatten. Prompt blieb er stehen, und Naruto wäre fast in ihn hinein gelaufen. »Ach du Scheiße!«, entfuhr es ihm, und er war sofort hellwach, als er mit schreckgeweiteten Augen die wenigen Buchstaben überflog. Mit zwei Schritten war er am Brett und riss das Papier herunter. »Ino!« Die Blondine drehte sich genervt um. »Was denn?« »Die Besprechung muss warten!«, fauchte Shikamaru, völlig untypisch für ihn, und das alarmierte Ino mehr als alles andere. »Seht zu, dass ihr alle einsammelt!«, stieß er aus und drückte seiner besten Freundin dabei das Papier in die Hand. Choji und Naruto starrten ihn verwirrt an, während Ino beim betrachten des Papiers der Mund aufklappte. »Oh mein-!« Naruto blickte ihr über die Schulter und stieß einen Würgelaut aus. »Das ist nicht echt!«, hustete er entrüstet, und wandte sofort mit roten Wangen den Kopf ab. »Natürlich nicht!«, keifte Ino. »Wir müssen dafür sorgen, dass das keiner sieht! Wer macht so einen Scheiß?!« Sie schmiss ihre Tasche auf den Boden und lief sofort los, um nach weiteren Flugblättern Ausschau zu halten. Auch Shikamaru, Choji und Naruto blieben nicht untätig und hasteten davon. Am Treppenhaus trennten sich ihre Wege, und Shikamaru konnte noch hören, wie Naruto mit mühsam unterdrückter Wut und zweifellos großer Sorgen zischte: »Hoffentlich sieht Sakura die nicht.« Shikamaru betete dafür, dass Naruto Recht behielt. Sowas hatte echt keiner verdient. Eine halbe Stunde später trafen sich die vier Freunde, mittlerweile mit Tamaki, Matsuri und Yura im Schlepptau, die sofort bereit gewesen waren zu helfen, atemlos im Foyer. »Ich denke, wir haben alles«, erklärte Ino, die sich ihre stechende Seite hielt. Matsuri hielt einen ganzen Stapel Papiere fest an ihre Brust gedrückt, und auch die anderen hatten einige Blätter in der Hand. »Die Hälfte der Spinde im Untergeschoss war damit zugekleistert«, murmelte Yura. »Wer macht denn sowas? Ich meine, Sakura hat doch niemandem etwas getan, oder?« Naruto war immer noch rot vor Zorn. »Natürlich nicht! Wenn ich denjenigen in die Finger bekomme, dann kann der schon mal sein Testament schreiben! - Was machen wir jetzt eigentlich mit den Dingern?« »Gib sie her«, sagte Ino. »Ich sorge dafür, dass sie verbrannt werden. Hoffentlich hat niemand ein Foto mit dem Handy davon gemacht.« Denn obwohl es früh war, waren die jüngeren Schüler aus dem Foyer nicht die einzigen gewesen, die dabei ertappt worden waren, die Papiere mit unverhohlener Neugier zu betrachten. »Sollen wir Sakura davon erzählen?«, fragte Tamaki leise, und während Naruto schon wütend etwas erwidern wollte, hob Ino die Hand, um ihn zum Verstummen zu bringen. »Vielleicht ist es besser, wenn wir sie vorwarnen. Wer auch immer einen Hass auf sie schiebt, könnte noch andere Sachen planen, und dann ist sie wenigstens vorbereitet. Ich rede mit ihr. Und ich rede mit Kurenai-Sensei. Die Lehrer sollten auch Bescheid wissen«, setzte sie hinzu, und nickte in Richtung der Lehrerin, die gerade das Foyer betreten hatte. Ein leises Tuscheln folgte Sakura an diesem Tag durch die Schule, und das ließ sie unruhig werden. Egal wo sie hin kam, so hatte sie das Gefühl, verstummten ihre Mitschüler, und neben mitleidigen Blicken erntete sie auch neugierige, teilweise nahezu gehässige. Nicht alle Schüler hatten jedoch schon von dem Gerücht gehört, und dank der Aufräumaktion hatten die wenigstens wirklich etwas gesehen. In Tentens und Hinatas Klasse beispielsweise war das Thema noch gänzlich unbekannt, da Matsuri Stillschweigen behielt. Welchen Nutzen hätte es, Tenten und Hinata vorzuwarnen, aber dabei zu riskieren, dass irgendjemand anderes davon Wind bekam? Wie gut, dass Kin in der kurzen Pause für Ablenkung sorgte, indem sie ein einschlägiges Jugend-Heft hervor kramte, und ihre Freundinnen nötigte, an einem der Fragebögen teilzunehmen. Weil zumindest Karin über den Hintergedanken unterrichtet war, ließen sich auch die anderen durch vereinte Kräfte überzeugen. »Okay, Teni, deine Antwort: sportlich, kuschelig, oder hübsch?« »Uhm … Was war die Frage noch mal?« Kin verdrehte die Augen. »Auf was für einen Typ Junge du stehst! Du bist doch ein Mädchen und hast Hormone, oder?« Für einen kurzen Augenblick schoss es Kin durch den Kopf, dass sich noch niemand Gedanken darüber gemacht hatte, ob Tenten vielleicht eher auf Mädchen stand – diese Idee verflog aber sofort, als Tenten rot anlief und zur Seite blickte. Bingo. Es gab also einen Jungen, den sie attraktiv fand, ja? »S-Sportlich?«, presste Tenten hervor, während sie mit glühenden Wangen an den gefühlt ewig zurückliegenden Schwimmbadbesuch mit Neji dachte, von dem ihr seine Bauchmuskeln noch bildlich in Erinnerung geblieben waren. Schließlich hatte sie erst vorletzte Nacht in seinen Armen gelegen und seinen harten Oberkörper nur zu deutlich gespürt. Sie starrte beschämt aus dem Klassenfenster, vor dem Kankuro saß, und ihr jetzt grinsend zuwinkte. Sie lächelte automatisch zurück, denn er hatte seit dem Abend des Theater-Stücks noch mehrfach bei ihr nachgehakt, ob alles in Ordnung sei, und sie wollte ihn nicht mit ihrem Gefühlschaos belasten. Hinata war still ums Herz geworden, als sie diesen kurzen Blickkontakt mitbekam. Es konnte doch nicht sein, dass Tenten- Ohje. Sie biss sich auf ihre Unterlippe. Das wäre ja mal gar nicht gut, soviel war klar. Vorerst konnte sie sich darum jedoch keine weiteren Gedanken machen, denn Kin steckte jetzt hastig ihr Heft weg, als der Lehrer den Raum betrat, und alle anderen hastig zurück zu ihren Plätzen stürzten. Zu Anfang der Mittagspause jedoch war Hinata innerlich dabei, auf ihren Fingernägeln zu kauen. Sie gingen zu dritt Richtung Mensa. Sie, Tenten und Kankuro. Wobei die beiden sich unterhielten, während sie selbst stumm blieb. »Man, es wäre echt super, wenn du mir noch mal bei Englisch helfen könntest«, stöhnte Kankuro. »Ich krieg den Dreh einfach nicht raus, und wenn ich es zumindest auf eine Zwei Minus schaffe, bevor die Abschlussprüfungen anstehen, kann ich mir die Note nicht mehr komplett versauen.« Tenten nickte verständig. »Sicher, wie gesagt, kein Problem. Ich könnte am Wochenende vorbei kommen, wenn dir das Recht ist?« »Das wäre klasse. Wegen der Uhrzeit schreiben wir noch mal?« Sie hatten die Mensa mittlerweile erreicht, und ihre Wege trennten sich. Es war jedoch nicht unbemerkt geblieben, dass Kankuro die beiden Mädchen begleitet hatte, und vor allem bei Neji löste das ein hässliches Gefühl der Eifersucht aus. Er suchte Tentens Blick, sah sie fragend an. Seine Lippen wurden schmal, als sie errötete und seinem Blick auswich. Schuldbewusst. Trotzdem ließ sie sich neben ihm nieder. Ihr Herz machte einen Hüpfer nach dem anderen, weil sie erstens so nahe neben ihm saß, dass sie die Wärme seiner Haut spüren konnte, und zweitens, weil er sie mit diesem komischen Blick bedacht hatte, der sie seit dem Erwachen ihrer Hormone immer wieder aus dem Tritt brachte. Hey, sie hatte am Wochenende in seinem Bett geschlafen, da würde sie es jetzt ja wohl aushalten, neben ihm zu sitzen, ohne ohnmächtig zu werden, oder? Sie warf ihm einen schnellen Blick von der Seite zu, bemerkte, dass er sie musterte und wurde erneut rot, bevor sie wegsehen konnte. Ino, die schräg gegenüber saß, grinste, während Temari die Arme verschränkt, und die Augenbrauen zusammengezogen hatte. Tentens Verhalten ließ sich aber auch schwer analysieren. Die allgemeine Stimmung komplett ignorierend stellte Sakura ihr Tablett mit einem missmutigen Gesichtsausdruck auf dem Tisch ab, und ließ sich neben Naruto auf die Bank fallen. Sai, der zusammen mit ihr angekommen war, suchte mit einem Lächeln Inos Blick, die jedoch ignorierte ihn völlig, und beobachtete Sakura. Hatte er sie am Wochenende doch missverstanden? Wie in Zeitlupe setzte sich auch Sai. Er war verwirrt. Sie hatte doch gesagt, dass das zwischen ihnen nichts … einmaliges gewesen war. Aber vielleicht hatte er da zu viel hinein interpretiert? Vielleicht wollte sie keine … Beziehung? Ino jedoch hatte gerade ganz andere Probleme. »Was ist heute eigentlich los?«, grummelte Sakura, die frustriert in ihrem Salat herumstocherte. »W-Wieso?«, fragte Hinata leise, aber Ino hatte sich prompt aufgerichtet, als zwei tuschelnde Mädchen an ihrem Tisch vorbei gegangen waren. »Sakura, ich muss mit dir reden, komm mit«, sagte sie im Befehlston, und Sakura starrte sie irritiert an. Ino benutzte ihren vollen Namen eigentlich nur, wenn die Kacke am dampfen war. Also war tatsächlich irgendwas faul! »Was ist los?«, fragte sie mit gepresster Stimme, als Ino sie aus der Mensa nach draußen führte und das Lehrerzimmer ansteuerte. Doch Ino warf ihr nur einen bedeutungsschweren Blick zu, und wartete ab, bis Kurenai-Sensei die beiden Mädchen empfangen und in das kleine Elternsprechzimmer geführt hatte, bevor sie wieder sprach. »Das hier hing heute morgen in der ganzen Schule aus«, erklärte Ino leise, und reichte Sakura ein wütend zerknülltes Papierknäuel. Mit zitternden Fingern strich Sakura das Papier glatt und brauchte erst einmal einen Moment, um zu realisieren, was darauf zu sehen war, viel zu geschockt war sie beim ersten Anblick. Dann kullerten fast sofort dicke Tränen über ihre Wangen, sie schluckte hart, ihr eigenes Antlitz in den Händen, aber so offensichtlich mit Photoshop auf den nackten Frauenkörper einer Pornodarstellerin in Aktion montiert. Die wenigen Worte auf dem Papier konnte und wollte Sakura erst gar nicht lesen - sie schlug die Hand vor den Mund und würgte, während Ino ihr schnell das Flugblatt entriss und es wieder zusammenknüllte. Kurenai versuchte Sakura zu beruhigen. »Ich habe alle Blätter, die Ino und die anderen gefunden haben schon im Schulkeller im Heizofen verbrannt, mach dir bitte keine Sorgen. Leider scheinen einige Schüler die Plakate gesehen zu haben … Sollte allerdings irgendjemand-« Heftiges Schluchzen ließ Sakuras Schultern beben. »Warum?«, weinte sie. »Wer tut anderen Menschen sowas an?« Ino legte beruhigend die Arme um sie. »Keine Sorge, Saku. Wenn wir das rausfinden, hat derjenige definitiv nichts mehr zu lachen. Wir stehen alle hinter dir, verstanden?« Sakura schluchzte noch mehr, nickte aber. »Die Lehrerschaft ist auch angewiesen, ein Auge darauf zu haben. Außer mir und Anko-Sensei hat aber niemand das Bild gesehen, okay?« Noch mehr Tränen, die Kurenai versuchte, mithilfe einer weiteren Packung Taschentücher einzudämmen. »Wir hielten es allerdings für besser, dich heute Morgen nicht direkt aus dem Unterricht zu holen, das hätte nur noch mehr Aufmerksamkeit erregt.« »W-Wissen meine Eltern-?« »Deine Mutter haben wir erreicht. Heute Nachmittag ist ein kurzes Krisengespräch mit dem Schulleiter angesetzt. Es wäre vielleicht hilfreich, wenn du dir Gedanken darüber machst, wer so sauer auf die sein könnte, dass er so etwas tut.« Immer noch unter Tränen nickte Sakura langsam. Sie hatte keine Ahnung. Sie war das, was man ein 'braves Mädchen' nannte. Sie war nicht übermäßig beliebt und hatte deswegen auch keine Neider. Hatte sie zumindest bisher immer gedacht. Waren ihre guten Noten vielleicht Grund dafür? Gänzlich nach hinten losgegangen schien ihr Plan nicht zu sein, stellte Kaoru nach der Mittagspause fest, als ihre Mitschüler sich für die nächste Stunde versammelten, und sie den ein oder anderen Wortfetzen der Gespräche aufschnappte. Sie war erst wütend gewesen, als sie bemerkt hatte, wie schnell die Plakate vom Schwarzen Brett verschwunden waren, hatte schon einen Reinfall verbuchen wollen – allerdings schienen genügend Schüler ihr Kunstwerk gesehen zu haben. Das würde der rosaroten Schlampe hoffentlich eine Lehre sein! Februar - vierte Woche (Teil 2) ------------------------------- Tenten erwachte aufgewühlt und atemlos. Sie konnte sich selten nicht an ihre meist recht realen Träume erinnern, und heute war es eine ausgesprochen abgedrehte Mischung gewesen. Sie zog die Beine unter der Decke heran und schlang zitternd die Arme darum, versuchte ruhig zu atmen. Sie hatte brennende Wrackteile vor Augen, aber gleichzeitig klang ihr Nejis Stimme im Ohr, die so unglaublich sanft ihren Namen wisperte. Gefühle hin oder her, sie würde einiges geben, wenn er jetzt hier wäre und sie in den Arm nehmen könnte. Sich darauf zu konzentrieren vertrieb die Angst, förderte aber auf der anderen Seite die Bilder aus dem anderen Traum zu Tage, in dem Neji ihr äußerst anschaulich und eindrucksvoll die Kunst des Küssens hatte näher bringen wollen. Tenten stöhnte leise, die Hand an die Brust gepresst, in der sich jetzt die Wärme ausbreitete. Sie würde ihm heute nicht in die Augen blicken können ohne daran zu denken, ohne dass ihr Blick nicht sofort auf seine Lippen fallen würde. Was machten die Hormone nur aus ihr?! Der Wecker riss sie aus ihren Gedanken, und ein Teil von ihr war erleichtert, dass sie so kurz vor ihrer eigentlichen Aufstehzeit erwacht war. Rasch packte sie ihre Hygieneartikel zusammen und steuerte das Gemeinschaftsbad an, bevor die anderen Mädchen es besetzen konnten. Der Himmel war wolkenverhangen und es war wieder kälter geworden. Triste Stimmung herrschte, als Tenten mit geschulterter Sporttasche aus der U-Bahn stieg, zusammen mit anderen Schülern, die nicht so munter wie sonst schwatzend den Schulweg antraten. Da keiner ihrer Freund die selbe Bahn nahm wie sie, ging Tenten meist allein zur Schule. Vor allem an Tagen wie diesen war das Warten eher unangenehm. Das würde sich bestimmt ändern, wenn das Wetter gen Sommer besser wurde. Tenten fummelte geistesabwesend am Trageriemen der Sporttasche herum. Karui hatte sie nach dem Frühstück abgepasst und sich 'nach dem neuesten Stand der Dinge' erkundigt. Und Tenten hatte nichts zu erzählen gehabt. Enttäuschung und etwas Mitleid waren über das Gesicht des anderen Mädchens gehuscht, bevor sie Tenten in belehrendem Ton erklärt hatte, dass sie mal bitte in die Puschen kommen sollte. Aber das war gar nicht so einfach! Was sollte sie denn tun? Neji darauf ansprechen? Ihm klischeehaft ihre Gefühle gestehen? Jahrelange Unsicherheit und mangelndes Selbstvertrauen schrien protestierend und panisch auf. Bloß nicht! Zumindest so lange nicht, wie sie sich seiner Gefühle nicht sicher war. Warum konnte er nicht einfach etwas sagen? Und da war wieder der springende Punkt, der Tenten so mürbe machte: War die Tatsache, dass Neji eben nichts sagte nicht bedeutsam genug? Zeigte sie nicht deutlich, dass er eben kein Interesse an ihr hatte? Denn wenn sie sein Selbstbewusstsein mit ihrem verglich … Neji würde vermutlich nicht mal ansatzweise zögern, auf ein Mädchen zuzugehen, an dem er Interesse hatte. Warum auch? Tenten konnte sich mittlerweile kein Mädchen mehr vorstellen, was zu ihm 'Nein' sagen würde. Und überhaupt. Sie war nicht die Hübscheste. Sie war intelligent, ja, aber schüchtern … Was gab es denn an ihr, das Neji liebenswert finden könnte? »Tenten!« Vor Schreck zuckte Tenten dermaßen zusammen, dass sie fast mit einem entgegenkommenden Fußgänger kollidiert wäre. Oh nein. Nicht jetzt. Nicht mit diesen trüben Gedanken im Schlepptau. Und weil sich ihre Gedanken versuchten, selbst abzulenken, förderten sie plötzlich Bilder aus ihrem Traum hervor. Tenten hatte keine Ahnung, was für einen Gesichtsausdruck sie nach außen trug, allerdings wirkten sowohl Neji als auch Hinata gleichermaßen irritiert, als sie sich zu ihnen umdrehte. »Hey«, machte sie mit wackeliger Stimme und versuchte sich an einem Lächeln. Irgendwas war nicht in Ordnung, das spürte Neji genau. Ein einziger Blick in Tentens Gesicht, die ihn mit Kummer in den Augen und eingezogenem Kopf ansah, und sein Tag war jetzt schon gelaufen. Wer oder was hatte sie so … verängstigt? Unabgesprochen nahmen er und Hinata Tenten in die Mitte, setzten den Schulweg nach gemurmelten Begrüßungen fort. Von der Seite her musterte er seine beste Freundin, die ihm ihrerseits aus dem Augenwinkeln den ein oder anderen Blick zuwarf und dabei sowohl errötete als auch noch trauriger zu werden schien. Nejis Lippen wurden schmal. Schämte sie sich wegen irgendetwas? Sie sah durchaus schuldbewusst aus. Er würde der Sache spätestens heute nach dem Training auf den Grund gehen, soviel stand fest. Die drei hatten inzwischen das Schulgelände erreicht, und dort gesellten sich immer mehr Schüler zu ihnen. Viele wurden von ihren Eltern gebracht, so auch Temari, Kankuro und Gaara. »Morgen Tenten, Hinata!«, grinste Kankuro im Vorbeigehen, und gab dann noch mit einem fast gezwungenen Nicken ein »Neji« von sich. Während die Mädchen die Begrüßung erwiderten und im Anschluss daran Temaris Umarmung über sich ergehen ließen, neigte Neji nur langsam den Kopf, ohne dabei den Blickkontakt zu Kankuro zu verlieren. Spannung lag für Sekundenbruchteile in der Luft, als sich das Gesicht des anderen Jungen verfinsterte, aber er hielt nicht an, ging weiter, und brach somit schließlich den Blickkontakt. Neji sah ihm hinterher, die Lippen fest zusammengepresst. Ihm hatte nicht gefallen, wie Kankuro Tenten angelächelt, wie er sie angesehen hatte. Als hätte er irgendeinen Anspruch auf sie. 'Eifersucht', schoss es Neji durch den Kopf. Verdammt, jetzt war er schon eifersüchtig! Als ob Kankuro ihm auch nur das Wasser reichen könnte! Sasuke war bekannt dafür, dass er außer seinen engen Freunden nur wenige Mitmenschen auch nur tolerierte. Er war einfach nicht sonderlich der soziale Typ. Das brachte unter anderem mit sich, dass er nicht gerade als der gute Zuhörer bekannt war. Jedwede Gespräche, die Naruto jemals in die Richtung angeschlagen hatte, waren in einer Mischung aus einseitigem Dialog (seitens Naruto) und missbilligenden Blicken (seitens Sasuke) abgelaufen. Er konnte einfach nicht gut mit emotionalen Menschen! Gerade deshalb war er froh, neben dem viel zu aufgedrehten Naruto Sakura als rationalen Ruhepol in der Dreieckskonstellation zu haben. Und für Neji, Shikamaru und Sai, die die ganze Gruppe überhaupt erst aushaltbar machten. Mit Temari und Ino wäre er wohl nicht befreundet, wenn es da nicht diese Puffer gäbe. Tenten und Hinata waren da schon eher sein Geschmack, aber all das interessierte Sasuke gerade nicht die Bohne. Er war nämlich richtig, richtig angefressen. Und der Grund dafür hatte rosa Haare und verquollene Augen. Wie er es hasste, wenn Mädchen weinten. Speziell dieses! Wobei … hatte er Sakura jemals weinen sehen? Eher nicht. Und das machte es noch schlimmer. Sakura ihrerseits versuchte wirklich, stark zu bleiben. Nach einem langen Gespräch mit dem Direktor und ihrer Mutter hatte sie sich zu Hause bei selbiger erst mal ausgeheult. Dann war Ino vorbei gekommen, und hatte Sakura etwas mit ihrer Hetzrede auf den unbekannten Plakat-Aufhänger abgelenkt. Nachts jedoch war sie alleine gewesen, und das war das schlimmste. Albträume waren normalerweise nicht Sakuras Problem, aber diese Nacht hatte es wirklich in sich. Allen voran die Träume, in denen Sasuke auf sie herabsah, sie als Schlampe beschimpfte, weil sie nicht auf ihn gewartet hatte und noch viel schlimmeres. Furchtbar. Und scheinbar war das Gerücht weiter in der Schule umgegangen. Noch mehr Blicke von Mitschülern heute. Sakura überlegte ernsthaft, sich krank zu melden und zumindest das Kyudo-Training zu schwänzen. Es war auch der restlichen Gruppe nicht verborgen geblieben, dass Sakura etwas 'bedrückte', aber noch nicht alle waren über den Vorfall in Kenntnis gesetzt worden, weswegen unter anderem Tenten, Temari und Hinata fragende Blicke tauschten. Letztere hatte schon zu einer besorgten Nachfrage ansetzen wollen, aber Ino, die neben Sakura saß, hatte mahnend und mit steinernem Gesicht den Kopf geschüttelt. »Ich muss mal auf die Toilette«, murmelte Sakura leise, und erhob sich. Ino neben ihr schoss sofort ebenfalls von ihrem Platz hoch. »Ich begleite dich«, erklärte sie, und ihr Tonfall duldete keine Widerrede. Nicht, dass Sakura ihr widersprochen hätte. Ino war ein wunderbarer Wachhund, wenn es um soetwas ging. Mit finsteren Blicken ließ sie alle Mitschüler die Köpfe einziehen, und dafür war Sakura ihr gerade unheimlich dankbar. Mitte der Woche hatte sich die Situation schon wieder etwas beruhigt, so dass Sakura jetzt wieder erhobenen Hauptes durch die Gänge schreiten konnte. Das lag unter anderem daran, dass nicht nur ihre Freunde, die mittlerweile alle Bescheid wussten, sondern auch viele andere Schüler die Plakat-Aktion als 'unter aller Sau' befunden hatten, und sich dementsprechend auf Sakuras Seite gestellt hatten. Der einzige Wermutstropfen für Sakura dabei war, dass Sasuke ihr aus dem Weg gegangen war. Sie glaubte zwar nicht, dass er auch nur im entferntesten so reagierte wie in ihren Albträumen - immerhin war das Foto ja auch definitiv gefälscht -, aber es verletzte sie trotzdem, dass er ihr nicht zur Seite gestanden und mit ihr geredet hatte. Aber so war er halt … Im Gegensatz dazu war Sai ihr nicht mehr von der Seite gewichen, nachdem Ino ihn kurz und bündig dahingehend instruiert hatte. Über das, was am vergangenen Wochenende passiert war, hatte sie allerdings kein Wort verloren, und das verunsicherte Sai mehr, als er es zugeben wollte. Vielleicht wäre es eine gute Sache, mit Sakura darüber zu sprechen? Andererseits wusste er nicht, ob Sakura überhaupt Bescheid wusste, denn sie hatte im Moment ja offensichtlich eigene Probleme. Also hatte Sai, seiner Art entsprechend, stillschweigend das getan, was von einem guten Freund erwartet wurde, und sich um Sakura gekümmert. Konnte ja nur Pluspunkte bei Ino geben, oder? Allerdings war niemandem bewusst, dass das ganze nicht unbeobachtet geblieben war. Kaoru war nicht vollständig zufrieden damit, wie die Dinge gelaufen waren. Auf der einen Seite hatte fast niemand die Plakate gesehen, und viele Schüler ergriffen auch noch Partei für das Miststück – auf der anderen Seite hatte sich eine deutliche Kluft zwischen Sasuke und Sakura aufgetan, was sie diebisch freute. Und dass Sakura jetzt meist von Sai begleitet wurde brachte Kaoru auf eine Idee, deren Umsetzung sie gezielt, aber sehr vorsichtig auf den Weg zu bringen versuchte. Vor den Toiletten fing sie ihre verhasste Klassenkameradin und ihren Begleiter ab. »Sakura, hey. Wie geht es dir mittlerweile? Ich habe von dieser füüürchterlichen Aktion gehört …« Sakura schluckte trocken, bevor sie sich zu einem Lächeln durchrang. Kaoru war jemand, mit dem sie normalerweise nicht viel zu tun hatte, und sie war sich sicher, dass die freundliche Nachfrage nur nett gemeint war. Weh tat es trotzdem. »Hm, mir geht es gut. Es war eine ziemliche Gemeinheit, sowas zu fälschen und dann aufzuhängen.« »Ja wirklich«, beeilte Kaoru sich zu beteuern. »Wer tut nur so etwas? Aber es freut mich, dass es dir schon besser geht, du wirktest doch etwas angeschlagen …« »Hmhm … Uhm, wenn du mich kurz entschuldigst, ich müsste mal …«, machte Sakura, und deutete zaghaft Richtung Mädchenklo. Kaoru lächelte strahlend und nickte nur. Kurz darauf war sie mit Sai alleine, der dem Gespräch stumm gefolgt hatte und jetzt auf Sakura wartete. »Ich finde es total toll, dass du dich so gut um Sakura kümmerst«, erklärte Kaoru geradeheraus und wandte ihr strahlendes Lächeln Sai zu. »Sie hat so einen guten Freund wirklich verdient.« Sai nickte langsam. »Man sollte sie auf jeden Fall noch etwas aufmuntern, was meinst du?« »Sicher …«, sagte Sai, und in Gedanken war er dabei zu überlegen, wie er das anstellen konnte. Nicht ganz uneigennützig, denn wenn Sakura gut auf ihn zu sprechen war, würde sie hoffentlich ein gutes Wort für ihn bei Ino einlegen. »Sie würde sich bestimmt freuen, wenn jemand sie zum Abschlussball einlädt«, erklärte Kaoru und beobachtete mit Argusaugen Sais Reaktion. Abschlussball? Eine gute Idee. Aber Sasuke dazu zu bekommen, Sakura jetzt schon zu fragen würde sich schwierig gestalten. Dass er Sakura fragen würde war wohl absehbar. Aber in welcher Form das geschehen würde (Sai hatte den starken Verdacht, dass Sasuke nicht 'fragen' würde, sondern einfach davon ausging und das Thema wenn überhaupt nur kurz vor dem Ball anspräche) blieb abzuwarten. »Warum fragst du sie nicht?« Sai zog verwirrt eine Augenbraue in die Höhe. Er? Er sollte Sakura fragen? Eher nicht, aber die Sache mit Ino musste er Kaoru ja nicht auf die Nase binden. Zu dieser Uhrzeit Licht im Salon? Fugaku Uchiha streifte seinen Reisemantel ab und hängte ihn ordentlich an der Garderobe auf. Es war still im Haus, wie zu erwarten an einem Wochentag gegen Mitternacht. Er war gerade erst von einer kurzen Geschäftsreise zurück gekommen und hatte angenommen, dass Mikoto schon schlief. Aber anscheinend hatte sie auf ihn gewartet. War vielleicht irgendwas mit den Jungs? Zu seiner Überraschung war es aber Sasuke, der im Salon am großen Tisch saß. Warum bis du noch auf?«, herrschte Fugaku in strengem Tonfall, und Sasuke, der seinen Vater nicht bemerkt hatte, zuckte zusammen. »Du hast morgen Schule, du solltest im Bett sein!« »Ich … habe wohl die Zeit vergessen …« »Was machst du überhaupt?« »… Lernen.« Fugaku nickte mit strenger Miene. »Gut. Aber wenn es deine Zeit nur erlaubt, so spät nachts zu lernen, solltest du vielleicht lieber bei deinen 'Hobbys' zurückstecken«, sagte er spitz. »Itachi hat sich in deinem Alter viel mehr auf die Schule konzentriert, und er musste nicht nachts lernen.« Sasuke presste die Lippen aufeinander, um sich davon abzuhalten, etwas harsches zu sagen. Er lernte doch verdammt noch mal genug und normalerweise auch nicht nachts – und sein Vater verlangte ernsthaft von ihm, dass er Kendo und seine Freunde noch weiter vernachlässigen sollte? Und dieser Vergleich mit Itachi – Sasuke liebte seinen Bruder, aber es kotzte ihn regelmäßig an, dass Itachi ein solcher Überflieger war. Unter dem strengen Blick seines Vaters räumte Sasuke seine Sachen zusammen. »Gute Nacht«, presste er hervor, den Arm voller Bücher und Hefte. »Gute Nacht, Sasuke«, erwiderte Fugaku, und folgte Sasuke mit Blicken, bis dieser am oberen Ende der Treppe verschwunden war. Müde, und frustriert, weil er es seinem Vater anscheinend nicht recht machen konnte, ging Sasuke am nächsten Morgen von der U-Bahn-Station zur Schule. Sein griesgrämiger Gesichtsausdruck bewahrte ihn erfolgreich davor, von irgendwelchen Mädchen angesprochen zu werden, was zumindest schon mal ein Pluspunkt an diesem Tag war. Ein dicker, dicker Minuspunkt war allerdings, dass in ein paar Metern Entfernung Sakura erspähte, die nicht alleine war. Und auch nicht so wirkte, als wäre ihr die Gesellschaft der drei schmierigen Kerle willkommen. »Na, Süße, wie viel?« Allein bei dem süffisanten Tonfall und dem offensichtlichem Machogehabe kam Sasuke schon die Galle hoch. Er beschleunigte seine Schritte, bis er direkt hinter Sakura stand, welche irgendwie erstarrt wirkte. »Verpisst euch«, zischte Sasuke, und irgendwas in seinem Gesicht veranlasste die nicht wesentlich jüngeren Kerle dazu, seinem Befehl Folge zu leisten. »Danke«, hauchte Sakura und schniefte. Ihr Anblick war der Tropfen, der Sasukes inneres Fass zum überlaufen brachte. Und er reagierte auf die einzige Art und Weise darauf, die er kannte. Indem er verbal um sich schlug. »Bist du schon wieder am Flennen?«, blaffte er sie an. Bei Sakuras erschrockenem, verletzten Gesichtsausdruck fühlte er sich dann postwendend schuldig. Aber sein Frust hatte sich in Wut gewandelt, und die lies er jetzt gnadenlos an jemandem aus, der nichts damit zu tun hatte. Sakura. Die Tränen, die gerade erst versiegt waren, fingen jetzt erneut an zu kullern. »W-Was?« »Du solltest dich wegen dem Mist nicht so anstellen, es hat doch eh kaum jemand gesehen!« Sakura fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. Erst half er ihr, und dann? Dass er sie nicht tröstete – okay. So war er halt. Aber dass er ihr sagte, sie solle sich nicht so 'anstellen' deswegen?! Zornig stemmte sie die Hände in die Hüften. Leider sah es nur halb so eindrucksvoll aus wie sonst, weil ihr dabei die Tränen die Wangen herab rannen. »Ich soll mich nicht so anstellen?! Und die Idioten grade eben? Hast du überhaupt eine Ahnung- Ach, nein, hast du nicht! Weil du nämlich keine Zeit hattest, überhaupt mit mir darüber zu reden! Ich weiß ja nicht, welcher Furz dir heute wieder quer sitzt, Sasuke, aber wenn du das nicht zurück nimmst-« »Was dann?! Hm? Und du solltest deine Zeit auch besser mit Lernen verbringen, als dich ständig bei irgendwem auszuheulen!« Sakura schnappte empört nach Luft und wischte sich dann hastig die Tränen aus dem Gesicht. »Du kannst so ein Arsch sein, Sasuke!«, schluchzte sie, und drehte sich auf dem Absatz um. Na ganz klasse. Jetzt hatte er das auch noch versaut. Sasuke wusste, wie sehr er Sakura gerade verletzt hatte. Schon alleine die Tatsache, dass sie jetzt wegen ihm flennte … »Sakura!«, rief er ihr hinterher, aber sie konnte oder wollte ihn anscheinend nicht hören. »Scheiße«, fluchte er und stampfte weiter Richtung Schule. Konnte der Tag noch schlimmer werden? Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Kaoru grinste wie blöde und kicherte beinahe hysterisch hinter dem Baum, in dessen Schatten sie sich versteckt hatte. Das Schicksal war also doch auf ihrer Seite! Reiner Zufall war es gewesen, dass sie diese Szene hatte beobachten dürfen. Herrlich, einfach herrlich! Jetzt musste sie nur das Projekt 'Sai und Sakura' weiter vorantreiben. Und dann würde ihr niemand mehr im Weg stehen! Februar - vierte Woche (Teil 3) ------------------------------- Den ganzen Tag schon spiegelte das Wetter wunderbar Sakuras innere Gefühlswelt wieder. Grau in grau, trist und mit der Aussicht auf einen Wolkenbruch. Kaum hatte sie sich von dem schweren Schlag des Mobbings durch Unbekannte erholt, schon stritt sie mit Sasuke. Aber sie sah sich im Recht. Für sie, die sonst so nachgiebige stand fest: Wenn, dann hatte er sich diesmal zu entschuldigen. Und bis dahin würde sie ihn einfach ignorieren. So kam es, dass das Mittagessen eine zum Wetter passend düstere Angelegenheit wurde. Denn Sasuke, der eine mehr oder minder schlaflose Nacht hinter sich hatte, hatte nicht vor, sich vor versammelter Mannschaft bei Sakura zu entschuldigen. Vor allem nicht, wenn Ino wieder ihre unqualifizierten Kommentare dazu abgeben würde. Bis zum Kyudo-Training hatte sich Sakuras Stimmung demnach nicht deutlich gebessert, aber zumindest bekam sie mit, dass Tenten sich irgendwie merkwürdig benahm. Nervös und nahezu schreckhaft. Vor allem, wenn Neji in der Nähe war. Sakura konnte nicht anders, als schief zu grinsen. Es war wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis es bei den beiden klappen würde. Neji allerdings war gerade wenig dazu geneigt, Sakuras Hoffnung zu teilen. Dass Tenten sich ihm gegenüber seiner Meinung nach schuldbewusst verhielt, nagte an ihm. Und offensichtlich sollte er mit diesem schlechten Gefühl recht behalten. Kankuro hatte sich gegen Ende des Trainings zu Tenten gesellt und unterhielt sich leise mit ihr. Er lächelte dabei, und Tenten erwiderte es schüchtern. Sie sagte etwas, und warf Neji dann einen raschen Blick zu. Seine Miene versteinerte sich, als Tenten sich mit roten Wangen zurück zu Kankuro drehte. Der Pfeil, den er gerade angelegt hatte, machte sich selbstständig und vergrub sich in den Rand der Zielscheibe. Neji knirschte mit den Zähnen. Seine Knöchel wurden weiß um den Bogen, als Kakashi-Sensei das Training beendete, und er im Hintergrund deutlich Kankuros »Ich freue mich schon auf Samstag.« vernehmen konnte. Er sah rot. Nein. Nein, nein, nein. Samstag war ihr Tag. Seiner und Tentens. Training, lernen, zocken, Serien schauen – wenn sie nicht gerade alle zusammen etwas unternahmen, wohlgemerkt. Nein, Kankuro musste etwas anderes meinen. Musste er einfach. Und Tenten war auch nicht verlegen in seiner Gegenwart. Bestimmt nicht. Warum sollte sie? Und warum sollte sie Kankuro so süß und … verliebt anlächeln, wie sie es jetzt tat? Das konnte sie ihm doch nicht antun! Mit einem Stoßseufzer schulterte Tenten ihre Sporttasche und strich sich fahrig die Haare aus dem Gesicht. Sie war ein nervöses Wrack, jedes Mal, wenn Neji in der Nähe war. Und er würde sie gleich wieder zur U-Bahn-Station begleiten. Sie hatte seine Blicke heute beim Training gespürt, und ihre Knie hatten gezittert. War das nicht ein gutes Zeichen? Also, dass Neji nach ihr sah? Sie biss sich nervös auf die Unterlippe. Dann zuckte sie zusammen, als ihr Handy vibrierte. Kankuro: Hey! Jetzt hab ich voll vergessen zu fragen, ob du Samstag dann auch zum Essen bleibst!? Meine Mum macht Pizza. Gibt es Sachen die du (nicht) magst? Sie tippte hastig ihre Antwort und verließ dann die Umkleide. Wie üblich stand Neji draußen und wartete auf sie. Tenten lächelte ihn scheu an und wurde rot. Innerlich schalt sie sich dafür – so würde er doch garantiert merken, was mit ihr los war! Neji hingegen verzog keine Miene, auch wenn ihn das viel Mühe kostete. Weil die SMS sie daran erinnert hatte, dass sie Neji noch nicht für dieses Wochenende abgesagt hatte, setzte Tenten an: »Uhm, … Ich kann am Samstag übrigens nicht kommen, tut mir Leid. Kankuro und ich-« Neji sah rot. Zorn flammte in ihm auf, als er sie auch nur seinen Namen aussprechen hörte. Also doch! Sie zog Kankuro ihm vor! In diesem Moment war es Neji egal, was der in ihm lodernde Wutausbruch offenbaren würde - ob Tenten ihn als den eifersüchtigen Kerl erkannte, der er war, ob sie seine Gefühle durchschauen würde. »Dein Verhalten ist einfach nur peinlich!« Seine Stimme zitterte vor unterdrückter Wut. »Wie du dich aufführst – läufst ständig rot an und bis völlig neben der Spur! Fehlt nur noch, dass du kicherst wie ein kleines Mädchen! Ich habe gedacht, unsere Freundschaft würde dir etwas bedeuten, aber da habe ich mich wohl getäuscht!«, spie er giftig aus und mit einer abrupten Drehung stakste er davon. Mit offenem Mund sah Tenten ihm hinterher. Scham brannte in ihren Eingeweiden. Das war's dann wohl. Er hatte es also doch bemerkt - und fand ihr Verhalten peinlich! Er fand es peinlich, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Mit einer plötzlichen Vehemenz setzte der Regenschauer ein, der sich den ganzen Tag schon abgezeichnet hatte, und benetzte Tentens Gesicht. Die Tränen rannen ihr die Wangen hinab und vermischten sich mit den deutlich kühleren Regentropfen. Abgesehen von ihren Schluchzern konnte sie sich kaum bewegen, stand einfach nur im Regen und sah der immer kleiner werdenden Gestalt nach. Sie hatte es gründlich versaut. Wenn Tenten gedacht hatte, dass das Wochenende ihrer Erkenntnis schlimm gewesen war, dann wurde sie jetzt eines besseren belehrt. Sie hatte sich nur mühsam zur Bahn und anschließend ins Wohnheim geschleppt, hatte es tatsächlich bis in ihr Zimmer geschafft, bevor sie hemmungslos heulend mit dem Rücken an der Tür zu Boden gerutscht war. Nicht nur, dass Neji ihr einen Korb gegeben hatte, nein: Er war wütend gewesen – was nur heißen konnte, dass er diese Tatsache als Verrat an ihrer Freundschaft sah. Er würde nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen. Und das machte es noch schlimmer, denn das hieß gleichzeitig, dass die ganze Clique Tenten meiden würde. Schließlich waren alle zuerst mit Neji, und dann erst mit ihr befreundet. Aber auch wenn Tenten Hinata, Ino, Sakura, Temari, Shikamaru, Naruto, Sai und sogar Sasuke vermissen würde … nichts kam gegen das ohnmächtige, allesumfassende Gefühl des Verlustes an, wenn sie an Neji dachte. Der erste Junge – die erste Person überhaupt, mit der sie über ihre Albträume, ihre Eltern hatte sprechen können. Der erste, der sie verstanden hatte, der ihr vertraut, dem sie vertraut hatte. Der erste Freund in dieser neuen, fremden Stadt. Sie hatte sich so gewünscht, dass aus den tröstenden Umarmungen mehr werden könnte, und nun hatte sie nicht einmal mehr diese. Am Freitagmorgen bemerkte Karin, der es morgenübelkeitsbedingt nicht gut ging, Tenten als erste. »'Morgen … Teni?« Tenten schlürfte an den vier Mädchen vorbei, den Blick auf den Boden geheftet. »Tenten?«, fragte Hinata zaghaft. Sie allein wusste natürlich, dass etwas vorgefallen sein musste. Nejis Verhalten vom gestrigen Abend und sein eiskaltes Schweigen bei Frühstück heute Morgen hatten Bände gesprochen. Sie wusste allerdings nicht, was vorgefallen war. Mit besorgtem Blick hatte auch Kankuro verfolgt, wie Tenten platz nahm, und nun ging er rasch zu ihr. Matsuri und Kin wechselten einen fragenden Blick mit Karin, während Hinata sorgenvoll das Gesicht verzog. »Tenten? Was ist los, du siehst … krank aus.« Sie mied auch Kankuros besorgten Blick und murmelte nur leise: »Mir geht’s auch nicht gut. Tut mir Leid, aber können wir das Lernen verschieben?« »Na klar!« Er tätschelte ihr die Schulter. »Sieh erst mal zu, dass du wieder gesund wirst – warum bis du überhaupt in der Schule? Du solltest besser im Bett liegen und dich erholen.« »Es geht schon«, flüsterte sie, und versuchte sich an einem zaghaften Lächeln. Bevor er noch etwas sagen konnte, betrat der Lehrer den Raum, und Kankuro hastete mit einem entschuldigen Grinsen in Richtung Tenten zu seinem Platz. Hin und her gerissen zwischen dem Verlangen, Tenten zu trösten, oder sie erst mal in Ruhe zu lassen folgte Hinata ihrer Freundin stumm in die Mittagspause. Tenten schien sie nicht einmal zu bemerken. Sie schleppte sich zur Essensausgabe, nahm ihr Tablett entgegen – und erbleichte deutlich, als sie Neji sah, der sich absichtlich abgewandte. Hinata hatte zwar gesehen, dass er Tenten gemustert hatte, bis diese aufgeblickt hatte, aber es schien ihr nicht weise, dies zu erwähnen, denn es würde Tenten in ihrer aktuellen Verfassung vermutlich zum Weinen bringen. Wenn sie nur wusste, was geschehen war! Tenten stakste mit gesenktem Kopf davon und am Tisch ihrer Freunde vorbei, was ihr mehrere irritierte Blicke einbrachte. Naruto hatte schon halb den Mund geöffnet, um sie zu rufen, aber Shikamaru, der die Situation etwas mehr überblickte, hielt ihn zurück. Er kam jedoch ins Schwitzen, als Sakura ebenfalls an ihrem Tisch vorbei stolzierte und Tenten zu einem abgelegenen, leeren Tisch folgte. Hinata sah ängstlich zwischen Neji an der Essensausgabe, Naruto am Tisch und ihren beiden Freundinnen am anderen Ende der Halle hin und her. Etwa zur gleichen Zeit hatte Ino die Mensa betreten und war von Sai abgefangen worden, der jetzt endlich Klarheit über das haben wollte, was zwischen ihnen war. Leider kam er nicht dazu, mehr als »Ino, wir müssen reden.« von sich zu geben, als die wie immer top gestylte Blondine mit zusammengekniffenen Augen das Verhalten ihrer Freunde registrierte. »Was zum Geier-?!« »Mir scheint, Saku und Teni sind sauer«, kommentierte Temari trocken, die mit einem Essenstablett zu Ino getreten war. »Ino …«, machte Sai eindringlich, aber sie brachte ihn mit erhobener Hand, und ohne den Blick von dem Desaster vor ihr abzuwenden zum Schweigen. Sai kniff verärgert die Lippen zusammen. »Tema, das schreit geradezu nach einem Notfall-Mädelsabend. Was zur Hölle ist da passiert?!« Mit ernster Miene, und Sai ignorierend nickte Ino Hinata zu, die hilfesuchend den Blick auf sie gerichtet hatte, und ging dann raschen Schrittes, Temari im Schlepptau, zu dem Tisch, an dem sich Sakura und Tenten in frostigem Schweigen niedergelassen hatten. Beim Anblick der beiden war Ino sofort klar, dass sie jetzt besser nicht nachfragte, was los war – sonst würde das in einem Gefühlsausbruch enden, und das musste in der Schule ja nun nicht sein. Gerade Tenten schien kurz davor, in Tränen auszubrechen und wirkte sowohl dankbar als auch überrascht, dass die Mädchen sich still zu ihr setzten. »Ich habe mir überlegt«, verkündete Ino, als wenn nichts wäre, »dass wir heute Abend Mädelsabend machen. Ich hab' ein paar tolle neue Filme auf DVD, und irgendwer muss mir bei dieser Watermarble-Nagellacktechnik helfen.« Eine gelungene Ablenkung, mit der sie wieder einmal bewies, dass sie eine verdammt gute Freundin sein konnte. Während die anderen anfingen in ihrem Essen zu stochern, tippte Ino stirnrunzelnd unter dem Tisch eine SMS. Einige Tische weiter schlug Shikamaru innerlich die Hände über dem Kopf zusammen und stöhnte verzweifelt, als die anderen drei Jungs sich zum ihm und Naruto gesellten. Sasuke knallte sein Tablett auf den Tisch, Neji tat es ihm gleich, und Sai, obwohl er keine Miene verzog, strahlte eine beunruhigende Wut aus. Shikamaru und Naruto wechselten besorgt einen Blick. »Also, uhm … Wann habt ihr das nächste Go-Turnier?«, fragte Naruto im Versuch, ein neutrales Thema zur Ablenkung zu finden. Diesmal seufzte Shikamaru laut. Ino: Okay, ich weiß nicht, was verdammt noch mal kaputt ist, aber ich werde es VERDAMMT NOCH MAL herausfinden! Wir machen Mädelsabend, rate dir dringend, dich mit den Jungs zusammen zu setzen! Shika: Ich vermute mal, Saku und Teni sind genauso gesprächig wie Sasuke und Neji? Und hast du 'ne Idee, wer es geschafft hat, Sai zu verärgern? Bin hier ein bisschen überfordert – Naruto ist keine große Hilfe … Die gedrückte Stimmung blieb auch anderen nicht verborgen, und so ergriff Kaoru erneut ihre Chance, als Sai nach der Pause mit finsterer Miene seinen Spind aufsuchte. Sakura hatte sich bei ihm nur knapp zur Toilette entschuldigt, als sie gemeinsam die Mensa verlassen hatten – auf ihn war sie schließlich nicht sauer. »Ohje«, machte Kaoru mit beklommener Stimme, und Sai sah fragend auf. »Sakura sieht aus, als könnte sie eine kleine Aufmunterung vertragen, was? Hast du sie schon wegen dem Ball gefragt?« Ohne es zu wissen hatte Kaoru damit einen Nerv getroffen. Sai war angefressen, ja wütend auf Ino, die ihn nach dem letzten Wochenende so einfach abkanzelte, ihn ignorierte. Er hatte keine Lust, ihr wie ein verliebter Volltrottel hinterher zulaufen, als wäre er ganz und gar auf ihre Gunst angewiesen. Es ärgerte ihn maßlos, dass sie anscheinend nicht mal den Mumm aufbrachte, offen mit ihm zu sprechen – gerade das hatte er ausgerechnet von Ino nicht erwartet! Und nun gab Kaoru ihm eine Idee, wie er sich ein kleines bisschen rächen könnte. Ino sollte bloß nicht denken, dass er auf sie warten würde! Kaorus Timing hätte perfekter nicht sein können, da auch Sakura wütend auf Sasuke war. Als sie von der Toilette zurückkehrte und ihren Spind neben dem von Sai ansteuerte, verzog sich Kaoru, ohne eine Antwort Sais abzuwarten. »Sakura«, sagte Sai ruhig. »Hm?«, machte Sakura, die gerade dabei war, ihr Zahlenschloss aufzudrehen. »Hättest du Lust, mit mir zum Abschlussball zu gehen?« Das nun geöffnete Schloss fiel ihr aus den Händen und landete mit einem dumpfen 'KLONK' auf dem Boden. Verdutzt starrte sie Sai an. »Was?« Sai offerierte sein übliches schmales Lächeln, wiederholte sich aber nicht. »Uhm …« Sakura dachte nach. Klar, sie hatte gehofft, dass Sasuke vielleicht- naja, das hatte sich ja wohl erledigt. Allerdings war es noch eine ganze Weile hin bis zum Abschlussball … Nein. Nein, sie würde nicht wie ein anhängliches dummes kleines Mädchen darauf warten, dass der Herr in die Puschen kam und ihr seine Aufmerksamkeit schenkte. Sollte er ruhig mal merken, dass sie noch andere Möglichkeiten hatte! Klar hatte sie gesagt, sie würde auf ihn warten, aber das hieß ja nicht, dass sie nicht mit Sai, der ja nun mal ein Freund war, zusammen zum Ball gehen konnte. Dass das kein Date werden würde war ja wohl klar, oder? »Du meinst …?« »Als Freunde«, erklärte Sai mit unbewegter Miene. Sakura lächelte warm. »Dann gerne. Danke für die Einladung.« Auch Sai lächelte, und dieses Mal erreichte das Lächeln auch seine Augen. Es tat zumindest gut, jemand anderem eine Freude zu machen nach diesem beschissenen Tag. Februar - vierte Woche (Teil 4) ------------------------------- »Itachi, Sasuke – Essen ist fertig, kommt ihr bitte runter?«, rief Mikoto munter die Treppe hinauf. Fugaku wartete schon im Salon. Es dauerte einen Moment, dann war das schlagen von zwei Türen und Schritte zu hören, und ihre beiden Söhne betraten zusammen den Salon. Keiner von beiden sagte ein Wort, wenn auch Itachi deutlich bessere Laune zu haben schien als sein Bruder. Mikoto seufzte leise. Dieses Schweigen war echt ein Problem mit den Männern der Familie. Was hatte sie sich ein kleines Mädchen gewünscht… »Und, was habt ihr am Wochenende noch so vor?«, fragte Mikoto, in der Hoffnung, ein Gespräch in Gang zu bringen. Dafür waren die Abende, an denen Sakura mit ihnen aß immer gut – zwei Frauen konnten die ganze Bagage zum quasseln bringen, aber allein war sie nahezu machtlos. Sasuke ließ sich zu einem leisen »Lernen«, herab. Fugaku nickte anerkennend, während Itachi von seinem Teller aufsah. »Ich dachte, Naruto hat was von einem Jungsabend erzählt?«, fragte er verdutzt. Sasuke warf ihm einen grimmigen Blick zu. »Dafür habe ich keine Zeit.« Fugaku verspürte einen stechenden Schmerz, als der Hausschuh seiner Gattin ihn am Schienbein traf. Mit erhobener Augenbraue sah er sie an. Mikoto starrte durchdringend zu ihn, sah dann zu Sasuke, dann wieder zu Fugaku. »Ich finde es gut, dass du die Schule so ernst nimmst«, erklärte Fugaku, der der Meinung war, das es dieses Lob war, was seine Frau erwartete. Der Schmerz in seinem Schienbein belehrte ihn eines besseren. Mikoto funkelte ihn an. »… Aber du kannst die sicher einen Abend für deine Freunde Zeit nehmen?«, kam es halb fragend, und Mikoto lächelte rasch, bevor Sasuke argwöhnisch zu seinen Eltern blickte. »Ich fahre dich gleich. Ihr trefft euch sicher bei Shikamaru, oder?«, bot Itachi an. »Danke«, murmelte Sasuke, und versteckte den Anflug eines glücklichen Lächelns hinter seinem Wasserglas. Es freute ihn, dass ausgerechnet sein Vater ihn gelobt hatte und ihn außerdem noch dazu ermuntert hatte, seine Freunde zu besuchen. Die Anerkennung Fugakus war etwas, das Sasuke sich immer hart zu erarbeiten versuchte, und so hob es seine Stimmung immer deutlich, wenn er Erfolge erzielte. Blieb nur noch, die Sache mit Sakura zu klären. Hrmpf. Sein Mund verzog sich wieder zu einer grimmigen Linie. Mit vollen Händen schubste Mikoto die Küchentür mit der Hüfte auf, und brachte das Geschirr zur Spüle. Sie lächelte Fugaku an, der ihr gefolgt war. »Danke«, sagte sie schlicht, und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Wange. »Hn«, machte Fugaku. Er lächelte zwar nicht, aber Mikoto konnte es seiner Stimme anhören. »Du findest, dass er es übertreibt mit dem Lernen?«, fragte er dann. »Allerdings!«, entrüstete Mikoto sich. »Findest du nicht? Er ist doch noch ein Teenager, seine tage sollten nicht nur mit Schule und Lernen vollgestopft sein! Er sollte sich mit Freunden treffen, seine Hobbys ausleben-« »Zum Kendo geht er doch immer noch«, murrte Fugaku. Mikoto schnalzte mit der Zunge. »Ich bin froh darüber, dass du ihn wenigstens das noch nicht madig gemacht hast.« Fugaku brummelte leise vor sich hin, als seine Frau die Küche wieder verließ. War er tatsächlich so ein strenger Vater? Wenn er daran zurück dachte – Itachi hatte tatsächlich viel mehr Freiraum genossen. Aber er hatte auch so immer Spitzennoten mit nach Hause gebracht. Ihn war alles in den Schoß gefallen, während Sasuke sich deutlich mehr anstrengen musste. Nichtsdestotrotz… Er trat vor den Familienkalendar am Kühlschrank, zog sein Handy aus der Tasche und drückte eine Schnellwahltaste. »Sind Sie noch im Büro?«, sprach er, ohne die Begrüßung am anderen Ende abzuwarten. »Wunderbar. Überprüfen Sie meine Termine für Samstag den 29. April. … Verschieben Sie das Essen mit der Raikage Corp in den Mai, und sehen Sie zu, dass sie auch für die anderen Termine Ersatz finden. … Das wäre alles, Danke, Shiho.« Ausnahmsweise war Temari mal pünktlich. Aus eigenem Antrieb. Natürlich wollte sie zuallererst eine gute Freundin sein, und Tenten beiseite stehen, sie trösten – aber seien wir mal ehrlich: Sie wollte einfach unbedingt wissen, was da abgelaufen war. Um die Stimmung zuallererst etwas aufzulockern hatte Ino ihren gesamten Vorrat an Nagellack aufgefahren und war munter am plappern, während sie jedem der Mädchen kurze Anweisungen zur korrekten Nagelpflege gab. Tenten konnte nicht genau sagen, warum, aber sie fühlte sich einfach furchtbar wohl im Kreis der Mädchen, die allesamt keinen einzigen Kommentar dazu abgelassen hatten, dass sie furchtbar verweint aussah, ganz abgesehen von der Erleichterung, dass sie sie nicht im Stich gelassen hatten. Das ganze Gefühlschaos, was sich in den letzten Tagen in ihr angesammelt hatte, wütete in ihr, und dann brach es mit einem mal aus ihr heraus. »Neji hat mir einen Korb gegeben«, sagte sie, etwas zu laut in die Runde, und versuchte ihre Tränen zurück zu halten. Einen Augenblick lang schien die Szene wie eingefroren, abgesehen davon, dass Ino ihren Nagellack auf den Teppich tropfen ließ. Dann brüllten die Mädchen – ja, auch die schüchterne kleine Hinata – ungläubig los. »ER HAT WAS?!« Tenten zuckte zusammen. Okay, nach dieser Reaktion zu schließen war es keine Überraschung, dass Tenten Neji mochte. Was sie nur noch mehr beschämte, denn wenn auch die Mädchen es alle gemerkt hatten, dann hatte sie sich wohl ziemlich offensichtlich und dementsprechend peinlich verhalten. Sie wurde rot und starrte mit brennenden Augen den Fleck an, den Ino auf dem Teppich fabriziert hatte. »Was soll das heißen, er hat dir einen Korb gegeben?!«, fauchte Ino fuchsteufelswild und Händeringend. Temari, die am gefasstesten damit umging, öffnete den Mund, um die Rhetorik der Frage zu beantworten, aber Ino schnitt ihr das Wort ab. »Ich weiß, was das heißt, Tema! Ehrlich mal, Shika färbt auf dich ab!« Sie wandte sich wieder Tenten zu. »Was hat er gesagtgetan?! Was hast du gesagt? Wie ist es überhaupt dazu gekommen?!« Leise erzählte Tenten knapp, was geschehen war. »Ihm ist mein Verhalten peinlich«, schloss sie dumpf, und eine Träne lief ihr die Wange herunter. »Ich bringe dieses Arschloch um!«, wetterte Ino wütend, die mittlerweile aufgestanden war, und jetzt im Zimmer rumstampfte. Tenten verstand die Welt nicht mehr. Oder gehörte es zu Freundschaften dazu, dass Freundinnen sich über Kerle ausließen, als wären diese die einzigen, die etwas falsch machten? »A-aber, er kann doch nichts dafür, wenn er nicht-«, murmelte sie defensiv, weil egal wie mies Neji sie behandelt hatte, wie weh er ihr mit seinen Worten getan hatte, trotzdem hatte sie das Bedürfnis, ihn vor Inos Rage zu beschützen. »Wenn er nicht was?! In dich verknallt ist? Oh, glaub mir, meine Liebe, der ist sowasvon in dich verknallt!« Erneut sah Tenten zu Boden. »Woher willst du das wissen?«, murmelte sie. Ino lachte freudlos auf. »Woher ich das wissen will? Ich? Wir alle wissen es! Und weißt du, woher? Weil Neji es uns verdammt noch mal erzählt hat!« Tenten wurde heiß. Was? »A-Aber-« Sie blickte von Hinata zu Sakura zu Temari, und alle drei nickten ihr zu. »Aber-« »Entschuldigt mich kurz«, fauchte Ino. »Ich muss versuchen, jemanden übers Telefon UMZUBRINGEN!« Sie fluchte und schimpfte und schmiss die Tür ihres Zimmers hinter sich zu. Die Mädchen konnten sie den ganzen Flur entlang wettern hören. »Wie kann man soetwas nur so dermaßen vergeigen?!« Ein Haus weiter, im Wohnzimmer der Naras nahm Shikaku nach dem zweiten Klingeln ab. »Nara?« »Hallo Shikaku-san«, flötete Ino in ihrer fröhlichsten Kleinmädchenstimme, sodass sich dem erwachsenen Mann sämtliche Nackenhaare aufstellten. »Ob ich wohl mit Shika sprechen könnte?« Oh Gott, was hatte der Bursche jetzt schon wieder angestellt? »Sicher«, murmelte Shikaku und trat über die Veranda heraus in den Garten. Er klopfte knapp an die Tür der Gartenhütte, und Shikamaru öffnete ihm. Wie gut, dass Shikaku wusste, dass er seinem Sohn vertrauen konnte (und dass Yoshino nicht zu Hause war), denn sonst hätte er ob der Menge an Alkohol die schon geflossen war sicherlich ein Machtwort sprechen müssen. Wie es schien war sein Sohn allerdings noch ziemlich nüchtern. Shikaku erhaschte einen Blick auf einen etwas hilflosen Naruto, während sich die drei anderen Jungen mit klirrenden Flaschen grimmig zuprosteten. »Was ist?«, fragte Shikamaru entnervt. Shikaku hielt das Telefon in die Höhe und formte mit den Lippen 'Ino'. Sein Sohn zog eine Augenbraue in die Höhe. »O-kay …« Er nahm das Telefon entgegen und hielt es sich vorsorglich ein Stück vom Ohr weg, bevor er hineinsprach. Sein Vater war schon wieder im Haus verschwunden. »Ino?«, fragte er vorsichtig. »ICH BRINGE NEJI UM! HAST DU MICH VERSTANDEN?! ICH BRINGE IHN UM!« Shikamaru verzog gequält das Gesicht. »Hör mal, ihm geht’s überhaupt nicht gut und – warte, warum willst du ihn umbringen?« »WEIL DIESER IDIOTISCHE ARSCH – ICH HABE GAR KEINE WORTE DAFÜR – TENTEN EINEN KORB GEGEBEN HAT!« Sie hatte so laut geschrien, dass Naruto, der neugierig näher gekommen war, sie auch verstanden hatte. »Moooment mal-« »Ino, Neji lässt sich hier volllaufen, weil er glaubt, dass Tenten was mit Kankuro hat«, machte Shikamaru zaghaft, und am anderen Ende der Leitung herrschte plötzlich Stille. »Was?«, krächzte Ino dann verblüfft. »Wie kommt er denn auf den Mist?!« »Tja, offensichtlich war er der Meinung, Tentens Verhalten-« »Oh, hör mir bloß damit auf! Ihr ist es bodenlos peinlich, wie sie sich Neji gegenüber verhalten hat. Sie denkt, sie hat sich komplett zum Affen gemacht in seiner Nähe.« Shikamaru und Naruto tauschten einen Blick. »Oh Gott, warum?«, stöhnte Ino jetzt. »Ehrlich mal, muss ich mich um alles kümmern?! Sieh zu, dass Neji sich wieder einkriegt und sich bei Teni entschuldigt!« Damit legte Ino auf. »Meinst du, er kriegt heute noch was mit?«, fragte Naruto leise, und beide sahen zu Neji, der hicksend mit Sasuke und Sai anstieß. »Die Frage ist rethorisch, oder?« »Was ist-« »Nein«, stöhnte Shikamaru. »Gut, dass ihr hier pennt. Wir erzählen es ihm morgen. Dann kann er wenigstens noch 'ne Weile mit den beiden da in Selbstmitleid baden. Hast du mittlerweile rausgefunden, was Sai hat?« Naruto schüttelte den Kopf. »Und was machen wir so lange?« Shikamaru zuckte mit den Schultern. »Was zocken?« »Mario Cart!« »Nein.« »Guten Morgen!«, trällerte Naruto mit einem strahlenden Grinsen, und erntete vielstimmiges, gequältes Stöhnen. »Halt die Fresse«, grummelte Neji, und Shikamaru brummte »Viel zu früh …« »Ach Neji, kein Grund mehr, depri zu sein«, erklärte Naruto, der Shikamaru ignorierte. »Ach nein?« Neji konnte sich noch ziemlich genau daran erinnern, dass er allen Grund dazu hatte, 'depri' zu sein. »Immerhin hat Ino uns gestern gesteckt, dass du ein totaler Idiot bist.« »Und das soll mich jetzt aufmuntern?«, presste Neji heraus, der sich die Schläfen massierte. »Oh! Shikas Mum hat mir das hier mitgegeben!« Naruto präsentierte eine Packung Aspirin, die ihm wortlos von Sasuke, der dicke Ringe unter den Augen hatte, aus der Hand gerissen wurde. »Ich glaub ich muss kotzen«, murmelte Sai, und zog sich eine Schale heran, in der sich noch Chipskrümmel vom gestrigen Abend befanden. »Tenten hat übrigens nichts mit Kankuro, sondern ist im Gegenteil total aufgelöst, weil sie denkt, dass du ihr einen Korb gegeben hast«, führte Shikamaru mit einem Gähnen weiter aus. »Was?!« Mit einem Mal war Neji hellwach. »Sie hat deinen, hm, Anschiss so interpretiert, dass du es peinlich fandest, wie sie sich in deiner Nähe benommen hat in letzter Zeit. Im Sinne von: Sie ist in dich verknallt, du Vollpfosten!«, motzte Naruto. Neji klappte der Mund offen. »Du verarscht mich.« »Wofür hältst du mich?!«, empörte sich Naruto. »Das stimmt, echt jetzt! Sieh mal lieber zu, dass du dich entschuldigst und das wieder grade biegst!« »Naruto hat Recht, weißt du«, sagte Shikamaru. »Die Art und Weise, wie Ino dich gestern am liebsten zur Sau gemacht hätte spricht deutlich dafür, wie dreckig es Tenten ging. Du hast sie wohl ziemlich verletzt.« Ruckartig stand Neji auf, schwankend, und sagte: »Ich muss sofort zu ihr!« »Alter, du musst erst mal ausnüchtern. Und ein Bad nehmen. Und die Zähne putzen, wenn du auch nur daran denken willst, sie irgendwann in naher Zukunft mal zu küssen.« Es war wirklich beruhigend gewesen, zu erfahren, dass sie sich nach Ansicht der Mädchen eben nicht zum Affen gemacht hatte. Aber so wirklich überzeugt – vor allem davon, dass Neji anscheinend doch auf sie stehen sollte – war sie nicht. Die Demütigung saß tief. Und was es noch schlimmer machte, war, dass sie keine Ahnung hatte, was Ino Shikamaru und der wiederum Neji jetzt erzählt hatte. Sie war ein nervöses Wrack an diesem Samstag gewesen und dachte mit einem merkwürdigen Gefühl im Magen an den kommenden Montag, wo sie Neji wieder sehen würde. Zumindest hatte Hinata ihr geschworen, dass sie am Sonntag noch mal telefonieren würden, um ihr mitzuteilen, wie Nejis Stimmung war, damit Tenten nicht vollkommen unvorbereitet war. Der gestrige Abend war übrigens das erste Mal gewesen, dass sie Hinata über ihren Cousin hatte herziehen hören. Tenten schmunzelte beim Gedanken daran. Das Abendessen in der Wohnheimmensa war noch in vollem Gange, als sie, die sie irgendwie nichts essen hatte können, sich davonstahl, um die Zeit zu nutzen, in der die Gemeinschaftsduschen so gut wie leer seien würden. In Gedanken immer noch bei Hinata, die, auch für die anderen überraschend, ziemlich laut werden konnte, trat Tenten, nur mit ihrem Badehandtuch um den Körper gewickelt aus ihrem Zimmer, Shampoo und Duschgel in der Hand und Flipflops an den Füßen. »Hey, Tenten. Du hast Besuch.« Tenten sah irritiert auf und erblickte Tayuya. »Hm?« »Lange, dunkle Haare, ziemlich süß. Du weißt schon«, sagte sie mit einem Zwinkern. Ah – Hinata. »Ich gehe eben duschen, mein Zimmer ist offen.« Tayuya zog mit einem süffisanten Lächeln die Augenbrauen hoch, als Tenten sich umwandte und in die Gemeinschaftsdusche huschte. Soso … Nur fünf Minuten später – ein wahrer Rekord! - war Tenten fertig geduscht und wieder in ihr Handtuch eingewickelt, die Haare nass über den Rücken hängend. Sie sammelte ihr Duschzeug ein und machte sich rasch wieder auf den Weg in ihr Zimmer. Weshalb Hinata wohl vorbei gekommen war? Hatte Neji mit ihr geredet? Oder wollte sie sicher gehen, dass es ihr, Tenten wieder besser ging? Hinata war wirklich eine gute, fürsorgliche Freundin, und Tenten war froh, sie gefunden zu haben. Gedankenversunken schloss sie die Tür hinter sich, stellte die beiden Plastikflaschen auf dem kleinen Regal neben der Tür ab und drehte sich dann um. »Was gibt’s, HinataaaAAAK! - NEJI!« Hektisch verschränkte sie die Hände vor dem Handtuch – das glücklicherweise groß genug war, um alles zu verdecken, was wichtig war. Wie tief konnte sie eigentlich noch sinken?! Feuerrot starrte sie ihn an und konnte nicht umhin, auch auf seinen Wangen einen leichten Rotschimmer zu bemerken. »W-was machst du denn hier?!« Den ganzen Tag hatte Neji sich zurechtgelegt, was er sagen wollte. Und alles war wie weggeblasen, als er sie jetzt so sah. Er schluckte trocken. Gut, das wichtigste zuerst: »Ich … wollte mich bei dir entschuldigen.« Ganz ruhig Hyuuga. Immer schön in die Augen gucken. Da ist absolut nichts unnormales dran, dass sie nur mit einem Handtuch vor dir steht. »E-Entschuldigen?« Stellte er sich das so einfach vor? Er hatte sie verletzt, ihre Gefühle mit Füßen getreten! Und jetzt wollte er sich 'entschuldigen'?! Da musste er sich aber noch ein bisschen mehr ins Zeug legen! Neji war niemand, der nicht zu seiner Meinung stand, deswegen sah er keinen Sinn darin, um den heißen Brei herumzureden, und er wusste, von Shikamarus und Narutos Erzählung, dass er Tenten furchtbar verletzt hatte, indem er sie hatte glauben lassen, ihr Verhalten wäre beschämend gewesen. »Ich habe dir vorgeworfen, dass dein Verhalten peinlich gewesen wäre, aber eigentlich war ich es, der… Ich dachte, du magst Kankuro und ich war eifersüchtig deswegen. Es tut mir Leid, wenn- dass ich dir mit meiner … unbedachten Äußerung so weh getan habe, Tenten.« Sprachlos starrte sie ihn an. Eifersüchtig? Er? Auf Kankuro? Warum? - Okay, nicht 'warum'. Das glaubte sie ja zu wissen. Schließlich hatte Ino ihr das ausführlich zu erklären versucht. Tenten hatte einfach nicht genug Erfahrung mit Jungs in dem Sinne. Also musste sie sicher gehen. »Warum?«, fragte sie mit zitternder, hoffnungsvoller Stimme. Neji zögerte einen Moment und brachte dann allen Mut auf, ihr in die Augen zu sehen. »Weil ich mich in dich verliebt habe.« Tenten wurde knallrot. Handtuch festhalten! schrie sie sich innerlich an. Sie öffnete den Mund, und schloss ihn wieder, ohne etwas sagen zu können. »Ich wollte dich heute bitten, dass du mir noch eine Chance gibst. Eine Chance … es richtig zu machen.« Erneut gab Tenten ihr bestes, einen stummen Fisch zu imitieren. Erwartungsvoll sah Neji sie an. »I-ich, uhm … okay?« »Dann sehen wir uns Montag in der Schule.« Warte, was? Sie starrte ihn an. Neji lächelte. »Schlaf gut«, sagte er, und ließ eine zutiefst verwirrte Tenten zurück. Sie stand geschlagene fünf Minuten so da, versuchte zu verarbeiten, zu verstehen, was eben passiert war. Er hatte ihr seine Liebe gestanden (sie lief erneut knallrot an bei dem Gedanken daran), und hatte ihr dann nicht mal die Möglichkeit gegeben, ihm zu antworten? Sie atmete tief ein, versuchte sich zu beruhigen. Es klopfte leise, und Tenten zuckte heftig zusammen. Tayuya trat mit Karui im Schlepptau grinsend ein. »Jetzt bin ich schon etwas enttäuscht, Tenten. Du bekommst heißen Männerbesuch, empfängst ihn so«, sie deutete auf das Handtuch, »und dann ist nichts zu hören und ihr seid innerhalb von zwei Minuten fertig?« War jetzt ein guter Zeitpunkt, um ohnmächtig zu werden? . . . . . Neji: Okay Jungs, ich brauche eure Hilfe. Shikamaru: Sag bitte nicht, du hast es versaut … Neji: Ich bin nicht grenzdebil. Sai, hast du das fertig, worum ich dich gebeten habe? Sai: Jupp [Ein Bild im Anhang] Sasuke: Das ist nicht dein Ernst. Naruto: Wie kitschig :D Aw, Neji, du hast ja doch ein Herz. Ein rosarotes, romatisches ;) Shikamaru: Wenn du damit vorhast, was ich denke, wird die ganze Schule über dich (und Tenten) reden. Darüber bist du dir im Klaren, oder? Neji: Tenten hat gedacht, sie hätte sich mir gegenüber vollkommen blamiert. Was gibt es für eine bessere Möglichkeit, ihr zu zeigen, dass ich es Ernst meine, als dass ich mich für sie total zum Affen mache? Vor der ganzen Schule. Sasuke: Und warum musst du uns da mit rein ziehen?! Naruto: Eeh, Teme, versau ihm das nicht ;) Ich bin dabei! Sai: Gibt es einen Emoji für Schulterzuckende Zustimmung? Shikamaru: v.vd < den da? Sai: v.vd Neji: Also? Sasuke: Meinetwegen. Shikamaru: Jaja. … Wie anstrengend … März - erste Woche (Teil 1) --------------------------- Tenten: Ich glaube, wir haben uns wieder vertragen, aber frag mich nicht, ich bin zu verwirrt. Ino: Was? Was ist passiert? Temari. Ja, schieß los, ich will's auch wissen! Hinata: Dann hoffe ich, dass Neji auch wieder etwas besser drauf ist :) Sakura: Verdammt, Teni, antworte! Das ist so spannend! :D Tenten: Woah… Langer Text=Zeit zum tippen. Neji war vorhin hier, hat sich entschuldigt, und die (etwas abgewandelten) magischen drei Worte gebracht, ich zitiere: »Ich habe mich in dich verliebt« (eeeek ^.^) Er erbat außerdem eine »Chance, es richtig zu machen«. MfG, Tayuya (Teni hat wieder einen quietschigen Anfall von 'OMG-er-mag-mich-wirklich!' und Bluthochdruck im Kopf, kann also nicht schreiben :P) PS: sie will nicht, dass ich das schreibe, aber sie war dabei quasi nackt, und er hat sie nicht ( :( ) angesprungen! - Laaaangweiler Sakura: Habe mich 'nen Moment lang gefragt, warum Teni plötzlich so komisch schreibt… Aber das sind doch wundervolle Neuigkeiten! :D Warte, sind die beiden jetzt zusammen? Was hat Teni gesagt? Ino: Was heißt, sie war nackt? Wie nackt? Und warum hat der Idiot nix gemacht? Ich würd ja gerne 'Männer' kommentieren, aber das passt ja grad gaaar nicht :/ Temari: Inos Prioritäten, ey *augenroll* Ino: Pfff. Sind die beiden jetzt ein Paar, oder was? Hat er sie wenigstens geküsst?! Tenten: Aus ihrem Gebrabbel heraus zu hören weder noch. Er hat ihr wohl noch nicht mal die Möglichkeit zur Erwiderung gegeben… Ino: Argh! Was ist er, strohdoof?! Eine langen Samstagabend sowie einen ganzen Sonntag hatte Tenten damit verbracht, darüber nachzugrübeln, was sie denn jetzt verdammt noch mal machen sollte. Konnte sie Neji einfach eine SMS schreiben? Sollte sie abwarten? Ino und die anderen hatten ihr wärmstens empfohlen, Letzteres zu tun, weil Neji »sich die Suppe nun mal selbst eingebrockt hat«. Was auch immer das heißen sollte. Jetzt war es Montag, und weil er »bis Montag« gesagt hatte, konnte sie doch davon ausgehen, ihn heute wieder zu sehen. Oder? Nervös auf ihrer Unterlippe kauend stieg sie aus ihrer Bahn, und traf am Ende der Haltestelle auf Hinata, die sie freundlich anlächelte. »Guten Morgen!« »Hey«, machte Tenten schwach. »Uhm-« »Neji-nii hat eine Bahn früher genommen«, erklärte Hinata, immer noch lächelnd. Fragend sah Tenten sie an, doch Hinata strahlte nur. »Lass uns gehen.« Als sie auf dem Schulhof eintrafen, begegneten sie Ino, Sakura und Temari, die sich neugierig um sie scharten. »Wo ist er?«, zischelte Ino. »Ich muss ihm noch einen Arschtritt geben!« Hinata verdrehte die Augen. »Wenn das am Wochenende seine einzige Entschuldigung war, Teni, dann nimmst du die aber nicht an. Ein bisschen mehr Mühe-« »Oy – Tenten!« Mit einem Grinsen, dass einem Breitmaulfrosch alle Ehre gemacht hätte, hüpfte Naruto auf die Mädchengruppe zu. »Uhm … Hey.« »Wo ist Neji?«, blaffte Ino, aber Hinata stieß ihr sanft den Ellenbogen in die Seite, ohne dass Tenten es bemerkte, die allerdings von Naruto genug abgelenkt war. »Was?«, zischelte die Blondine Hinata zu, aber diese deutet nur mit einem Lächeln auf den Lippen an, dass sie ruhig seinen sollte. »Warum ignoriert Naruto uns?«, flüsterte Sakura, die bei ihren Freundinnen stehen geblieben war, während Naruto es irgendwie geschafft hatte, Tenten ein Stück nach vorne zu lotsen. »Wie findest du mein Shirt?«, fragte er Tenten jetzt, die ihn verwundert und verwirrt anstarrte, und sich zu den Mädchen umdrehte, überrascht feststellend, dass es auf dem ganzen Schulhof ziemlich ruhig geworden war, und um sie herum ein lockerer, aber großer Kreis gebildet worden war. Sie sah zurück zu Naruto, an dessem weißen Shirt nun wirklich nichts besonderes war. Abgesehen von dem großen roten 'M', welches er offensichtlich selbst drauf gemalt hatte. »Sieht gut aus?«, machte Tenten nervös, und konnte nicht umhin, sich noch mal rasch umzublicken. Hinata strahlte sie an, während der Rest der Schülerschaft Gesichtsausdrücke zwischen Neugierde und Verwirrung zur Schau trug. Sai und Sasuke kamen aus unterschiedlichen Richtungen auf sie zu, beide hatten ebenfalls ein weißes T-Shirt mit einem dunkelroten Buchstaben an. »Tenten.« Nickend grüßten die beiden Jungen, stellten sich zu beiden Seiten von Naruto auf. Schließlich trat auch noch Shikamaru, der gähnend eine Hand vor den Mund hielt, dazu, guckte kurz zu Sasuke, Sai und Naruto, dann an sich herunter, und zwängte sich zwischen letztere. Alle Jungen hatten die Hände in die Taschen gesteckt und sahen Tenten an. Naruto grinste. Einige Umstehende fingen jetzt an zu kichern und zu flüstern. Tenten sah die Jungs verwirrt an. Naruto grinste noch mehr und deutete auf sein Shirt. Tenten sah von einem der Jungen zum anderen. »'P-R-O-M'?«, intonierte sie fragend. Prom? Was-? »Du solltest dich jetzt umdrehen!«, flüsterte Naruto in Bühnenlautstärke, und machte mit der Hand eine kreisende Bewegung. Tenten folgte der Aufforderung. Neji stand lässig hinter ihr, die linke Hand in der Hosentasche vergraben, in der rechten eine rote Rose haltend. Prompt stieg die Hitze ihre Wangen hinauf, und sie machte der Blüte Konkurrenz. Neji hatte ebenfalls ein weißes T-Shirt an. Auf seinem war ein Fragezeichen abgebildet. »Tenten, willst du mit mir zum Abschlussball gehen?« Aus der Menge ertönte ein Aufseufzen, und mehrstimmiges »Oh wie süß!« Für ihre Verhältnisse fing sich Tenten ziemlich schnell und hauchte »Ja!« Neji lächelte, und hielt ihr die Rose hin, die sie mit zitternden Händen entgegennahm. Rund um sie herum fingen ihre Mitschüler an zu klatschen, und Kiba, der sich zusammen mit Tamaki und Shino dazu gesellt hatte, pfiff laut mit zwei Fingern im Mund. »Dann können wir die ja jetzt wieder ausziehen«, grummelte Sasuke, und zog sich das Shirt über den Kopf. Naruto grinste, tat es ihm aber gleich. Die vier waren auch so freundlich und ließen Neji den Moment, sich kurz zu Tenten zu beugen – ihr Herz setzte einen Schlag aus, weil sie dachte, er würde sie küssen wollen – und leise zu fragen: »Hast du Freitag schon was vor?« Tenten, immer noch so rot im Gesicht wie die Rose, schüttelte hastig den Kopf. »Ich lad dich ins Kino ein, wenn du magst.« Dieses mal nickte sie heftig. An Nejis Mundwinkeln zupfte ein Lächeln, als er einen Schritt zurück trat. »Bis später«, sagte er, und verschwand in der sich mittlerweile wieder vermischenden Schülerschar. Die Mädchen steuerten zielsicher Tenten an, allen voran Ino mit einem breiten Grinsen, allerdings war es Karin, die Tenten als Erste erreichte. »Willst du mir immer noch erzählen, da läuft nichts?«, triezte sie Tenten mit einem Grinsen. Wenn es denn möglich war, wurde Tenten noch heißer. Ohje. Musste sie das jetzt den ganzen Tag aushalten? Und wie zum Teufel sollte sie die Frage beantworten, wenn sie doch keine Ahnung hatte, was abging? Ino fühlte sich, als wäre eine Last von ihren Schultern abgefallen. Endlich, endlich schienen diese beiden Idioten es hin zu bekommen. Zeit, sich mal wieder um sich selbst zu kümmern. Geradeheraus wie sie war (und gut gelaunt) passte sie nach dem Mittagessen Sai ab. »Hey«, grinste sie. Sai starrte sie nur an, verunsichert, was jetzt genau zwischen ihnen war, und wie man(n) damit umging. Schließlich hatte sie ihn eine ganze Woche quasi ignoriert. Vielleicht ihre Art von 'Lass und vergessen, dass das jemals passiert ist'. »Wie kommst du mit deinen Bildern voran?« »Gut«, sagte Sai langsam. »Brauchst du am Wochenende vielleicht noch mal Hilfe?« War das jetzt ein … 'Booty Call'? »Am Wochenende habe ich keine Zeit«, entschied der Teil von Sai, der immer noch ungemein in seinem Stolz verletzt war. »Oh. Okay«, machte Ino überrascht, und blieb verdattert stehen, als Sai sich einfach umdrehte und ging. Tough wie sie war, ließ Ino sich nichts anmerken, aber in der darauffolgenden Schulstunde knabberte sie doch tatsächlich an ihren Fingernägeln, einen gehetzten Ausdruck auf dem Gesicht, so dass bei Shikamaru alle Alarmglocken schrillten. Also wartete er, bis sie nach der Go-AG den Heimweg antraten, und schon fast zu Hause angekommen und allein waren, bevor er sagte: »Spuck's aus.« Aber Ino schüttelte den Kopf. »Mädelskram. Ein andern Mal, Shika. Aber danke.« Sie zwinkerte ihm zu. Na, dann konnte er ihr auch nicht helfen. Ino: Hey, hast du Zeit zum quatschen? Sakura: Ich kann Mittwoch vorbei kommen, wenn dir das reicht? Ino: Du bist ein Schatz ;* Den ganzen Montag lang musste Tenten sich alle möglichen Neckereien anhören. Sie hätte allerdings nie gedacht, dass es sich doch so gut anfühlen konnte, wenn die ganze Schule über einen sprach. Dass sie aber immer wieder gefragt wurde, ob sie und Neji jetzt ein Paar waren, stürzte sie jedes Mal in Verlegenheit, weil sie es eben nicht wusste. Sie nahm sich ganz fest vor, ihn nach dem Kyudo am nächsten Tag zu fragen – dabei bekam sie nur jetzt schon weiche Knie. Wie fragte man soetwas?! Neji schien einen Trend gesetzt zu haben. Zwar waren sich die meisten Jungen darüber einig, dass sie sich nicht so zur Schau stellen wollten, aber doch rückte der Abschlussball in greifbare Nähe, und nicht wenige nahmen den Mut zusammen, ein Mädchen einzuladen. Auch von Seiten der Mädchen wurde die Initiative ergriffen – so wusste zum Beispiel Temari, dass sie von Shikamaru nicht erwarten konnte, dass er sich groß ins Zeug legte, wie beispielsweise Naruto (er hatte Hinata mit einem Strauß Rosen zu Hause überrascht und bei ihrem Vater 'um ihre Hand angehalten' – Hiashi war großzügigerweise einverstanden gewesen), also fragte sie ihn einfach selbst. Um dem allgemeinen Gekicher der Mädchen den Gar aus zu machen, lief Sasuke mit einer finsteren Miene herum. Nicht wenige Mädchen hatten sich trotzdem getraut ihn zu fragen, ob er sie zum Abschlussball begleiten wollen würde (es war allgemein bekannt, dass er noch keine Begleitung hatte – woher auch immer die Schicksen das wussten), was er mit bitterbösen Blicken und wortlos abgekanzelt hatte. War ihm doch egal, ob sie ihn für hochnäsig und egoistisch und einen Arsch hielten. Für ihn zählte höchstens die Meinung seiner Freunde. Und natürlich Sakuras. Wo er grade beim Thema war, er sollte sich vielleicht noch entschuldigen. Und sie zum Ball einladen. Als Entschuldigung. Ja, Sakura würde ihm sicher verzeihen, wenn er das tat. »Sakura.« Das Mädchen zuckte zusammen und sah von ihrem Spind auf. »Oh. Hey«, machte sie langsam. Sasuke sah an ihr vorbei, wartete, bis zwei jüngere Schüler unter seinem kalten Blick das Weite gesucht hatten und sie alleine waren. »Ich … wollte mich bei dir entschuldigen«, erklärte Sasuke, und sah Sakura dabei immer noch nicht an. Sie schluckte trocken. »Und wofür?« Sein verdutzter Blick traf sie. Wofür? Aber sie war doch- sie hatte doch- Ah. Ein Test. Er sollte sich nicht der Entschuldigung wegen entschuldigen, sondern wegen seines Verhaltens. »Weil ich mies drauf gewesen bin und nicht für dich da war, als du mich gebraucht hast.« Sie lächelte. Offensichtlich hatte er das Richtige gesagt. »Entschuldigung angenommen«, sagte sie leise, glücklich. Unruhig trat Sasuke von einem Fuß auf den anderen. »Und, uhm … gehst du mit mir zum Abschlussball?« Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie diese Frage traurig machen würde. »Oh, uhm«, stotterte sie. »Ich, hm … mich hat schon jemand gefragt.« Was? »Wer?!« Das einzelne Wort klang scharf wie eine Klinge, eiskalt und wütend. »N-naja, wir gehen doch eh als ganze Gruppe, und ich dachte nicht-« »Wer, Sakura«, presste Sasuke heraus. »Hör mal, nicht in diesem Ton, ja? Es ist ja nicht so, als -« als hättest du ein Anrecht darauf, dass ich mit dir gehe. Sasukes Augen funkelten wütend. Nicht auf Sakura. Nun, zumindest nicht hauptsächlich auf Sakura. Wer wagte es, sie zum Ball einzuladen – und warum hatte sie zugesagt? »Sai wollte mich nur aufmuntern, ich hab' 'ne ziemlich harte Woche gehabt, wie du weißt-« »Sai?!« »Hmhm.« Oh, das schrie geradezu nach einem Mord … Kaoru, die sich hinter einem Pfeiler postiert und zugehört hatte, konnte es nicht fassen – diese verdammte Schlampe hatte Sasuke verhext oder so! Sie hatte doch schon ein Date, wie zum Teufel konnte sie es da auch nur wagen, von Sasuke gefragt zu werden?! Das musste bestraft werden. Wie gut, dass sie schon vorsorglich weitere Erkundigungen eingezogen hatte. Sie zog sich so unauffällig zurück, wie sie gekommen war, schlich anstatt zum Unterricht die Treppe zum Dach hinauf, und als sie sicher war, alleine zu sein, zog sie ihr Handy hervor. Es brauchte nur wenige wischende Bewegungen, bis sie wiedergefunden hatte, was sie suchte. Sie wählte die Nummer. »Oto-Universität, Fakultät für Medizin, Yakushi am Apparat, was kann ich für Sie tun?« »Guten Tag«, zwitscherte Kaoru in einem Tonfall, den sie schon oft benutzt hatte, und der sie erwachsener klingen ließ, als sie war. »Mein Name ist Mebuki Haruno. Meine Tochter Sakura hätte eigentlich nächste Woche ein Vorstellungsgespräch bei Ihnen bezüglich eines Stipendiums. Freitag Vormittag. Leider wird sie den Termin nicht wahrnehmen können. Persönliche Gründe.« »Soll ich Ihnen einen anderen Termin-« »Oh, nein, das ist nicht nötig. Vielen Dank, auf wiederhören.« In der Mittagspause betraten Hinata und Tenten wie üblich gemeinsam die Mensa, holten sich ihre Tabletts und hielten dann auf den Gruppentisch zu, an dem Ino sich mit ausladenden Gesten mit den anderen unterhielt. Sie verstummte augenblicklich, als die beiden Freundinnen näher traten. »Teni, was machst du denn hier?«, blaffte sie, wieder voll in ihrem Organisationsmodus aufgehend und mit ihrem Organizer in der Hand. »Ich, uhm, essen?«, machte Tenten, ihr Tablett mit beiden Händen vor sich haltend und zum Tisch gestikulierend. »Das kannst du später noch!« Ino wedelte mit den Händen und deutete an, sie weg zu scheuchen. »Wir müssen über deinen Geburtstag quatschen, also verschwinde mal kurz!« »Oh. Uhm, okay …« Sie sah unsicher zu Neji, um dessen Mundwinkel ein Lächeln spielte, und der ihr beruhigend zunickte. Sie wurde rot. »I-Ich setz' mich zu Karin«, sagte sie hastig und wandte sich zu ihrer rothaarigen Freundin um, die ein paar Tische weiter saß. »Wie, sitzt du heute nicht bei deinem Liebsten?«, stichelte Karin gutmütig, und erinnerte Tenten daran, dass sie definitiv noch mit Neji reden musste. Das Kyudo-Training kam und ging, und Kakashi-Sensei war wieder einmal nicht zufrieden mit dem, was seine Schüler ablieferten. Zwar schien Neji in Topform und Tenten nur wenig von ihrer entfernt, dafür ließen allerdings die Schüsse von Kankuro und Sakura zu wünschen übrig. Kakashi massierte sich die Schläfen. »Hormone. Teenager und ihre Hormone. Warum zum Geier mache ich den Job noch mal?« Und weil er zumindest teilweise wusste, was vorging, und der Meinung war, dass eine gute Aussprache bei fast allem half, verdonnerte er Tenten und Kankuro dazu, Pfeile und Bögen und Zielscheiben bei Trainingsende einzusammeln und wegzuräumen. »Also …«, setzte Kankuro an, und mied es tunlichst, Tenten anzusehen. »Du und Neji, hm?« »Hmhm.« Sah zumindest so aus. Tenten hoffte ja, dass Neji wie üblich auf sie warten würde, damit sie das klären konnte – auch wenn sie jetzt schon zittrige Knie deswegen hatte. Stumm räumten die beiden weiter auf, und schließlich sagte Kankuro wie zur Verabschiedung: »Ich hoffe, er behandelt dich gut.« Tenten nagte an ihrer Unterlippe. Hatten die Mädchen und Neji Recht gehabt mit der Vermutung, dass Kankuro aus sie stand? Er tat ihr Leid. Niemand konnte etwas für oder gegen seine Gefühle tun. Trotzdem sagte sie nichts, denn sie wollte das Risiko nicht eingehen, falsch zu liegen, und sich dann (erneut) zu blamieren. Mit einem schalen Gefühl ging sie in die Umkleide, welche sie verwaist vorfand. Ein Blick auf ihr Handy zeigte ihr, dass sie länger als sonst für das Aufräumen benötigt hatte. Und, dass eine Nachricht auf sie wartete. Neji: Hey, kann heute leider nicht warten, mein Onkel hat vorhin angerufen, Großvater ist im Krankenhaus. Sehen uns morgen. Ohje. Hastig tippte sie eine Antwort und machte sich dann fertig, ihren Gedanken nachhängend. »Sag mal, Sakura«, sagte Ino eine Spur zu unschuldig, »Benimmt Sai sich in letzter Zeit merkwürdig?« Sakura sah von ihrer Tasse mit heißem Kakao auf und blickte Ino fragend an. Die beiden Mädchen saßen an diesem Mittwochnachmittag wie verabredet in Inos Zimmer, die Schultaschen in eine Ecke verbannt. »Nicht, dass ich wüsste, wieso?« »Hmh«, machte Ino. »Worüber wolltest du denn reden?«, fragte jetzt Sakura, bevor sie vorsichtig an ihrer Tasse nippte. »Ich habe nämlich auch-« »Ich hatte Sex mit Sai.« Sakura prustete und hustete ihren Kakao hinaus und besprenkelte Inos Teppich mit hellbraunen Flecken. »Ey!«, meckerte Ino. »Naja, wenigstens passt's zum Nagellackfleck …« »Du hattest was?!«, keuchte Sakura schockiert. »Sex mit Sai. Soll ich's dir buchstabieren?« »Wann?!«, krächzte Sakura. »Vorletztes Wochenede. Aber das ist nicht der Punkt. Er geht mir aus dem Weg, und ich muss wissen warum. Ich glaube nicht, dass er, hm, unzufrieden gewesen ist, deswegen-«, plapperte Ino los, als würden sie über das Wetter reden. »Du stehst auf Sai?!« Sakura klang dermaßen ungläubig, dass Ino verärgert mit der Zunge schnalzte. »Er kann sehr nett sein, weißt du?« »Und, und – warte, seid ihr zusammen oder was?« Jetzt sah Ino doch ein bisschen verloren aus. Sie zuckte mit den Achseln. »Es war letzte Woche so viel los, wir hatten irgendwie nicht die Zeit, darüber zu sprechen.« »Aber du willst-«, setzte Sakura an, und gleichzeitig fiel ihr siedend heiß ein, dass Sai sie ja gefragt hatte, ob sie mit ihm zum Abschlussball gehen wollte. Was hieß, dass er kein Interesse an Ino hatte. Oder? »Ja, schon. Er ist nett, sieht gut aus, wir sind schon lange befreundet«, zählte Ino auf. »Meine beste Freundin kennt und mag ihn, er ist gut im Bett-«, Sakura hustete erneut, »und wie's aussieht wären wir sonst eh die einzigen beiden Singles in der Gruppe- naja, du weißt schon. Ich musste das nur mal los werden, und mit Shika kann ich da nicht so drüber sprechen. Puh. Okay, was ist so bei dir los?« Sakura starrte ein bisschen fassungslos in das grinsende Gesicht ihrer besten Freundin. »Ich, uhm«, sie räusperte sich, »Sasuke hat mich gefragt, ob ich mit ihm zum Abschlussball gehe«, erklärte sie lahm. Ino klatschte freudig in die Hände. »Das ist ja wunderbar!« Sakura brach der kalte Schweiß aus. »Ich habe 'Nein' gesagt-« »WAS?!«, donnerte Ino, von einer Sekunde auf die andere erzürnt. »Warum?!« Probeweise öffnete Sakura ihren Mund und schloss ihn wieder, ohne etwas zu sagen. Dann hauchte sie leise: »Weil Sai mich schon gefragt hatte.« Ino hatte den Mund schon zu einer Erwiderung geöffnet, als ihr aufging, was Sakura da gesagt hatte. Einige endlos lange Sekunden herrschte Stille. »Wann hat er dich gefragt?«, wollte Ino dann wissen. »Am Freitag.« »Oh. Okay.« »Ino, hör mal, ich kann ihm wieder absagen-« »Nein. Nein … schon … okay.« Bedrückt sah Sakura ihre Freundin an. Ino lachte freudlos auf. »Tja … dann hat sich das wohl erledigt.« Danach versuchten die beiden Freundinnen sich den Rest des Abends mit einem Film abzulenken, über den sie gnadenlos herzogen. Aber innerlich hing jede ihren eigenen, trübseligen Gedanken nach. März - erste Woche (Teil 2) --------------------------- Nervös fuhr Karin sich durch die Haare. Sie stand allein in einer Ecke des Foyers der großen Turnhalle. Die mit dem Schwimmbecken, in dem gerade die Turmspringer der Schulmannschaft trainierten. Sie warf einen Blick durch die Glaswand und sah dabei zu, wie ein blasser Junge mit hellen Haaren mit einem großen Blonden sprach. Karin kannte die beiden. Und der blasse Kerl war der Grund dafür, dass sie hier wartete. Sie stöhnte leise und sah auf die Uhr. Das Training würde in wenigen Minuten vorbei sein. Dann würde es noch mal eine Viertelstunde dauern, bis Suigetsu aus der Umkleide kam. Und sie mit ihm reden musste. Dringend. Nur hatte sie keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte. Sie drehte Runde um Runde in dem Foyer, hinterließ fast eine Spur in den PVC-Platten. Nach und nach kamen einige Jungen aus der Umkleide, beachteten sie aber nicht weiter. Schließlich kam auch Suigetsu – Karin hatte immer noch keine Ahnung, was sie sagen sollte -, der eine zotige Bemerkung in Juugos Richtung machte. »Suigetsu.« Karins Stimme war leise aber bestimmt, und der Junge sah sie mit trägem Interesse an. »Und du bist?« Autsch. »Karin. Kann ich kurz mit dir-« »Hör ma', für Groupies hab ich keine Zeit, also lass gut sein«, erklärte er spöttisch und grinste verschlagen, während er an ihr vorbei ging. »Hey! Ich muss mit dir reden!« Suigetsu drehte sich nicht einmal um, sondern hob nur die Hand wie zum Gruß. »Jaja. Ich schick dir ein Autogramm, Kathi.« Mit vor Wut offen stehendem Mund sah Karin ihm nach. Was erlaubte der Kerl sich eigentlich?! Sie war so sauer, dass sie einen Augenblick brauchte, bis sie sich wieder gesammelt hatte, aber Suigetsu war schon weg. Verflixt und zugenäht. Gut, sie hatte nicht erwartet, dass er sich freuen würde. Sie war nicht sonderlich überrascht gewesen, dass er sie nicht erkannt hatte. Aber dass er sie nicht mal ausreden ließ?! Oh, der würde noch sein blaues Wunder erleben. Immerhin musste sie mit ihm reden. Ohne wenn und aber. Ehe sie sich versehen hatte, war schon Donnerstag. Und Tenten war immer noch keinen Schritt weiter bei der Frage, ob Neji und sie jetzt ein Paar waren, oder nicht. Schlimm genug, dass jeder davon aus- und Neji ihr aus dem Weg ging. Hatte sie zumindest das Gefühl. Aber sie hatte ja auch nur in den Mittagspausen die Gelegenheit ihn zu sehen. Und beim Training. Aber all die Gedanken waren wie weggeblasen, als ihre Freunde ihr den ganzen Schultag über keine Möglichkeit gaben, zur Ruhe zu kommen, weil immer irgendwer ihr zum Geburtstag gratulieren wollte. Die Frustration erreichte allerdings ihren Höhepunkt, als Neji sie nur kurz – zu kurz – in den Arm nahm, und sie ihre Knie mit einem umwerfenden Lächeln in Pudding verwandelte. Was zum Geier stellte er sich denn unter 'richtig machen' vor? Wollte er sie weich kochen? Wartete er etwa darauf, dass sie ihm ihre Liebe gestand? Heute nach dem Training würde sie verdammt noch mal mit ihm reden, soviel war sicher! »Hey, habt ihr's schon gehört?«, verkündete Naruto grinsend, »heute fallen alle AG's aus. Lehrerversammlung.« Während die meisten am Tisch sich darüber freuten verfluchte Tenten ihr Pech. Ihr letzter Ausweg war also das … Date (eeek) am Freitag? »Neji macht es aber auch spannend«, murmelte Temari ihr leise zu und tätschelte Tenten den Rücken. »Weißt du was, setz ihn einfach ein bisschen unter Zugzwang. Er kann dich immerhin nicht ewig hinhalten.« »Vielleicht hat er nur wieder sowas umwerfend romantisches vor?«, gab Sakura geflüstert zu bedenken. Beides munterte Tenten wieder auf. Dann musste sie halt bis morgen Abend warten. Aber so langsam wurde sie doch etwas sauer. Am Ende der letzten Unterrichtsstunde für diesen Tag checkte Sakura routiniert ihr Handy. Eigentlich hatte sie vor gehabt, noch kurz mit Sai zu sprechen, dessen Verhalten ihr ein Rätsel war. Allerdings machte der Mailbox-Eintrag unruhig. Wer würde sie während der Schulzeit anrufen? Das konnte doch nur ihre Mutter sein – vielleicht war etwas passiert? Mit ihrer Tasche über den Schultern steuerte sie eine ruhige Ecke im Korridor an, weit weg von den anderen Schülern. »Oto-Universität, Fakultät für Medizin, Yakushi am Apparat, Guten Tag, was kann ich für Sie tun?«, leierte eine nur mäßig interessierte Stimme herunter. »Uhm, Guten Tag, Haruno Sakura hier. Sie hatte mich vor etwa einer Stunde angerufen?« »Haruno … Ja richtig. Wir fanden Ihre Absage sehr bedauernswert, und das interne Prüfungskommitee hat darum gebeten, ob Sie uns einen Grund nennen können. Evaluation und so verstehen Sie?« »Warten Sie«, machte Sakura verblüfft. »Welche Absage? Ich dachte ich habe nächste Woche Freitag einen Termin bei Ihnen zum Vorstellungsgespräch?« Am anderen Ende der Leitung war es kurz still. »Wusste ich doch, dass da was faul ist«, hörte sie den Mann dann grummeln, bevor er weiter mit ihr sprach. »Ihre Mutter hat vor ein paar Tagen angerufen und den Termin abgesagt. Ich hatte mich schon gewundert, dass es eine andere als die angegebene Handynummer war, aber sowas ändert sich ja oft. Jedenfalls hat sie sich noch dazu sehr knapp gehalten. Sie wissen also nichts davon?« »Meine Mutter? Das würde sie nicht machen. Also- also, der Termin am Freitag, der ist abgesagt?« Das Herz rutschte Sakura in die Magengrube und veranstaltete dort einen Aufstand. Ihr war schlecht. Ihre Mutter? Ihre Mutter würde sowas nie im Leben tun. Sie war so stolz auf sie und ihre Leistungen, prahlte immer mit den möglichen Stipendien, die Sakura bekommen könnte. Nein. Da musste etwas anderes dahinter stecken. »Sie haben Glück, der Termin ist noch frei. Ich trage Sie einfach wieder ein, und wir tun so, als ob nichts passiert wäre, einverstanden?« »Ich- ja, dankeschön«, schloss Sakura lahm und nach einer Abschiedsfloskel legte sie auf. Nachdenklich musterte sie das Handy und zuckte prompt zusammen, als sie die raue, dunkle Stimme Sasukes hörte. »Warum bist du noch nicht auf dem Heimweg?« Sie hielt das Handy in die Höhe. »Wichtiger Anruf«, lächelte sie verunsichert. Sasuke ließ sich nicht beirren und hob fragend die Augenbraue, sodass Sakura mit einem Seufzen erzählte, was passiert war. Während des Gesprächs schlenderten die beiden aus dem Schulgebäude hinaus, und Sakura hatte das wohlige Gefühl, dass ihre Freundschaft trotz der Schwierigkeiten in letzter Zeit noch so felsenfest war wie immer. »Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du, nachdem Kyudo heute ausfällt, Zeit hast, mit mir für Englisch zu lernen.« Sasuke versuchte unbeteiligt zu wirken und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Sakura kicherte leise, weil sie verstand, dass es ihm, wenn auch nur ganz leicht, peinlich war, sie um Hilfe zu bitten. »Klar helfe ich dir. Meine Mutter erwartet mich eh noch nicht zu Hause, ich kann also gleich mitkommen.« »Gut. Itachi holt mich ab.« Schweigend liefen sie zum Parkplatz und mussten nicht lange warten, bis Itachis schwarzer Wagen vorfuhr. »Hör mal, ich liebe Sakura auch, aber ich bin kein Chauffeur-Service«, witzelte Itachi, als die beiden einstiegen. Das brachte ihm einen giftigen Blick von Sasuke ein, während Sakura auf der Rückbank knallrot wurde. »Sie kommt mit zu uns«, fauchte Sasuke. »Ah-ha«, machte Itachi gedehnt, und freute sich diebisch, als sein kleiner Bruder ihn nur noch finsterer anstarrte. Hach, jüngere Geschwister waren doch was schönes. Karura Sabakuno war eine sehr harmoniebedürftige Person. Sie wusste, dass ihr Mann streng mit den drei Kindern war, die sie zusammen aufzogen, also hatte sie es sich zur Aufgabe gemacht, sie gelegentlich nach Strich und Faden zu verwöhnen. Vor allem dann, wenn es einem ihrer Kinder nicht gut ging. Und dass es ihrem Mittleren momentan nicht gut ging, das sah sie. Mit hängenden Schultern stocherte Kankuro auf seinem fast leeren Teller herum, wie schon die vergangenen Tage. Karura musterte ihn besorgt, und fing dann einen verkniffenen Blick ihrer ältesten Tochter auf. Bevor Rasa, der Kankuros verhalten ebenfalls zu Kenntnis genommen hatte – missbilligend, wohlgemerkt – etwas sagen konnte, brachte Karura ein: »Temari, Liebes, hilfst du mir beim Abwasch?« Temari wusste, dass es keine Strafe war, sondern dass ihre Mutter mit ihr reden wollte, und stand daher ohne Murren auf. »Also, Mäuschen. Du weißt, was dein Bruder hat?« »Ich bin mir zumindest ziemlich sicher«, entgegnete Temari, und räumte alle Teller in die Spülmaschine bevor sie wieder aufsah. Karura sah sie erwartungsvoll an. Temari wand sich. »Er … hat Liebeskummer.« Es fühlte sich nicht richtig an, so darüber zu sprechen. »Ooh. Und wer-« »Mama.« Empört sah Temari ihre Mutter an. »Musst du das wissen?« Neben echter Besorgnis blitzte nun Schalk in den Augen der älteren Frau auf. »Ja, meine Liebe. Das ist nun einmal das Vorrecht der Mütter. Raus damit, ich muss schließlich wissen, ob der Junge Geschmack hat. Wobei, wenn er Liebeskummer wegen ihr hat, dann ist sie sowieso nicht gut genug für ihn.« »Tenten.« Temari sprach den Namen leise aus und in der Hoffnung, dass ihre Mutter ihn nicht zuordnen könnte. »Ach, deine Freundin? Die Brünette? Die auch im Kyudo-Team ist? Schade, sie war so ein nettes Mädchen. Hat sie ihm einen Korb gegeben?« Gruselig, was Mütter alles wussten. Da schauderte es Temari doch gleich noch mehr, welche ihrer Geheimnisse vielleicht keine mehr waren. Ob ihre Mutter von diesem unseligen Abend letzten Sommer wusste? »Sie, uhm … ist quasi mit Neji zusammen seit …« morgen? »Neji?«, wiederholte Karura überrascht und kniff dann die Lippen zusammen. »Achje. Dann verstehe ich, warum Kankuro so schlecht drauf ist. Puh, das ist bestimmt hart … Weißt du was, wir backen ihm jetzt Plätzchen!« Mit entschlossener Miene krempelte Karura ihre Ärmel hoch und begann, Mehl und Zucker und Eier und Butter zusammenzusuchen. »Mama, was?« Perplex, aber irgendwie doch nicht wirklich überrascht beobachtete Temari ihre Mutter. Manchmal hatte sie echt komische Angewohnheiten. Auch im Hause Uchiha ging gerade das Abendessen zu Ende. Wie es fast schon Tradition war, hatte Sakura daran ebenfalls teilgenommen. Trotzdem saßen sie nur zu viert am Esstisch, denn Fugaku Uchiha hatte schon am Nachmittag seiner Frau mitgeteilt, dass er Überstunden machen würde. Mikoto versuchte wie üblich mithilfe von Sakura ein Gespräch in Gang zu halten, dass auch ihre beiden Söhne mit einbezog. Die beiden Frauen scheiterten allerdings kläglich, und waren somit die einzigen, die sich unterhielten. Sasuke beschäftigte sich lieber damit, seinem großen Bruder böse Blicke zuzuwerfen, wenn dieser ihn verstohlen, verschmitzt grinsend und mit wackelnden Augenbrauen ansah. Itachi hatte ein diebischen Vergnügen dabei, Sasuke zu ärgern. Und deswegen hatte er, nachdem er Sasuke und Sakura hier abgeliefert hatte, und die beiden ein paar Sandwiches von Mikoto zubereitet bekommen hatten, sich still und heimlich in Sasukes Zimmer geschlichen, um seinen Bruder … nun ja, in eine peinliche Situation zu bringen zu. So perfekt arrangiert, dass es weder zu offensichtlich, noch zu unübersehbar war, hatte die Packung Kondome auf Sasuke Nachttisch gelegen. Leider wusste Itachi nicht, dass sein Streich glücklicherweise (für Sasuke) in die Hose gegangen war, weil der jüngere das kompromittierende Päckchen sofort gesehen und verschwinden lassen hatte, bevor Sakura es bemerken konnte. Und doch brannte Sasuke das Bewusstsein bald ein Loch in die Nachttischschublade, dass die Möglichkeit bestehen könnte, dass er und Sakura- Nein. Besser gar nicht erst darüber nachdenken! Schon gar nicht, wenn er gleich wieder mit ihr alleine in seinem Zimmer sein würde. Als Fugaku am Abend nach Hause kam, empfing ihn seine Frau, die gerade dabei war, die Reste des Abendessens wegzuräumen. Mit Blick auf das Geschirr runzelte er die Stirn. Vier Teller. »Haben wir Besuch?«, fragte er, nachdem er Mikoto einen Kuss auf die Wange gedrückt hatte. »Sakura ist da. Sie haben den ganzen Tag gelernt. Und vermutlich tun sie das jetzt wieder«, fügte sie spitz hinzu. Er war schlau genug, den leisen Vorwurf, der in der Stimme seiner Frau mitschwang, zu registrieren. »Es ist schon nach Sieben. Für heute sollten sie es gut seien lassen.« Er hatte sich schon umgedreht und ging ohne weitere Worte zur Treppe, um persönlich mit seinem Sohn zu sprechen. Mikoto lächelte nachsichtig. Egal was man über Fugaku sagte, eines war sicher: Er hing an seinen Kindern und wollte nur das Beste für sie. Manchmal brauchte er nur ein bisschen, um zu erkennen, was das Beste war. Fugaku hatte die Hand schon erhoben, um an Sasukes Zimmertür zu klopfen, als er inne hielt. »Du bist in letzter Zeit ziemlich gestresst, Sasuke«, hörte er Sakuras besorgte Stimme. »Meinst du nicht, du übertreibst es mit dem Lernen?« »Ich habe keine Lust, mich vor meinem Vater verantworten zu müssen, wenn meine Zensuren den Bach runter gehen. Wenn ich überhaupt noch Zeit finden will, irgendwas anderes zu machen, dann sehe ich lieber von vorneherein zu, dass er nicht so viel an mir zu meckern hat, bevor er mir irgendwas verbietet.« Sasukes Stimme klang gepresst und frustriert, und es versetzte Fugaku einen Stich, seinen Jüngsten so reden zu hören. War er wirklich ein so strenger Vater? Es war einen Augenblick still im Zimmer, bevor Sasuke leise fluchte und dann mit mehr Emotionen weiter sprach. »Du weißt, dass ich lieber Zeit mit di- euch verbringen würde, als zu lernen, oder?« »Ich mache dir doch keinen Vorwurf, Sasuke, ich verstehe das. Aber es ist schön, wenn wir zusammen lernen können. Und wenn das die beste Möglichkeit ist, zusammen etwas zu unternehmen, tue ich es gern.« Ihre Stimme hatte einen melancholischen Klang. Wieder kehrte Stille ein. Fugaku presste die Lippen zusammen, setzte seine übliche Miene auf, klopfte scharf an und öffnete die Tür, ohne abzuwarten. Er hatte nicht erwartet, dass beide schuldbewusste zusammenzuckten. Sakuras Gesicht war erhitzt gerötet, und Fugaku brauchte einen Moment, um zu registrieren, wie nahe die beiden beieinander saßen, und dass er offensichtlich gerade nicht beim Lernen, sondern etwas ganz anderem gestört hatte. Sasuke fuhr sich fahrig durch die Haare, vermied es Sakura anzusehen, und wandte sich an seinen Vater. »Was ist?«, fragte er mit kratziger Stimme und räusperte sich rasch. »Seid ihr immer noch am Lernen? Deine Mutter sagt, ihr sitzt hier schon den ganzen Nachmittag. Macht besser für heute Schluss und … macht, was Teenager so machen.« Innerlich runzelte Fugaku über sich selbst die Stirn. Hatte er wirklich keine Ahnung, was seinen Sohn beschäftigte, was er gerne tat? Sakura hielt die Luft an, während sie noch röter wurde. »macht, was Teenager so machen«?! Oh Gott! Hatte Fugaku etwas von dem Fast-Kuss mitbekommen, der vorhin beinahe zwischen ihr und Sasuke passiert war? Und was würde Sasuke sagen, wenn sie gleich wieder alleine waren?! »I-ich gehe jetzt besser!«, stieß sie aus und griff wahllos nach ihren Sachen, um sie in ihre Tasche zu stopfen. »M-meine Mutter wartet bestimmt schon auf mich!« »Soll ich dich nach Hause bringen?«, fragte Fugaku und beobachtet verwundert, wie sein zerknirschter Sohn den Fußboden hypnotisierte, während Sakura halb panisch, halb aufgelöst wirkte. »D-Das wäre sehr nett. B-bis morgen Sasuke«, stammelte sie, und flüchtete aus dem Zimmer. Mit einem letzten Blick auf Sasuke zog auch Fugaku sich jetzt zurück und schloss die Tür. Konnte es sein, dass der Junge so gar keine Ahnung davon hatte, wie man mit Frauen umging? Nicht, dass er vorhatte, ein 'Gespräch' mit ihm zu führen, aber- »Itachi«, grüßte er leise seinen älteren Sohn, der gerade den obersten Treppenabsatz erreicht hatte, und mit einem Grinsen der puterroten Sakura nachsah, die förmlich die Treppe hinunter flog. »Vater.« »Irre ich mich, oder … Aufklärungsunterricht ist doch Teil der schulischen Ausbildung, nicht wahr?« Itachi sah aus, als hätte sein Vater ihm eröffnet, dass er von nun an als Drag Queen leben wollen würde. »Huh?« »Dein Bruder scheint bemerkenswert wenig Ahnung davon zu haben, wie man … also, in Sachen Beziehungen … du weißt schon.« Mehrmals öffnete Itachi den Mund und schloss ihn wieder, ohne etwas zu sagen. »Ich, uhm … ich rede mal mit ihm?« Oh, um Gottes Willen, was hatte er angestellt mit seinem Streich?! Vergiss es, was zum Geier hatte Sasuke angestellt?! War das jetzt ein gutes, oder ein schlechtes Zeichen? Lief er in Gefahr, einem Rachefeldzug Sasukes ausgesetzt zu werden? Und was hatte eigentlich sein Vater geraucht, dass er solche Themen überhaupt, und dann auch noch auf dem Flur anschnitt?! Schadensbegrenzung war hier angesagt, ganz klar. Und mit diesem letzten Gedanken ließ Itachi seinen Erzeuger links liegen und wagte sich vorsichtig in die Höhle des Löwen aka das Zimmer seines Bruders. Neji war noch nie in seinem Leben so nervös gewesen. Er hatte diesen Tag, dieses Date eine Million mal durchgespielt, geplant, sich Gedanken über jede Kleinigkeit gemacht – nur um dann fluchend alles über den Haufen zu werfen. Er wollte doch gar nicht perfekt sein. Er wollte es nur richtig machen. Also würde er sich so benehmen wie immer, keine gezwungenen Komplimente oder minuziös geplante Berührungen. Schließlich hatte sie sich schon in ihn verliebt. In ihn, so wie er ganz natürlich war. In ihren besten Freund und nicht in einen Kerl, der sich zu sehr anstrengte, sie zu beeindrucken. »Und, schon einen Film gefunden?« Tenten zuckte zusammen und fiepte auf, drehte sich hektisch von der Programmvorschautafel vor dem Kino um. »N-neji! Du bist ja schon da!« Hm, da war wohl nicht nur er nervös. Neji lächelte. »Da ich weiß, wie früh du immer zu Verabredungen gehst …« Den Rest des Satzes ließ er in der Luft hängen. »Also, Kettensägenmassaker Teil einhundertzwölf, oder sind wir heute mal ganz mutig und wagen uns in eine Komödie?« Gegen ihren Willen musste Tenten kichern, wurde dann aber wieder ernst. »Wenn du mal was anderes als Horror sehen willst-« »Das meinte ich damit nicht.« Er verdrehte die Augen. »Es ist dein Geburtstagsgeschenk, also suchst du aus. Mal abgesehen davon, dass ich es einfach genieße, mit dir Zeit zu verbringen, egal was wir machen.« Zack. So etwas konnte man gar nicht planen. Neji wusste, dass er genau das richtige gesagt hatte. Und er war umso zufriedener mit sich selbst, weil es von ganzem Herzen gekommen war, eben genau das war, was er wirklich dachte. Tenten war rosarot angelaufen und war offensichtlich sowohl erfreut als auch geschmeichelt. Und sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Also warf sie, auf ihrer Unterlippe knabbernd noch einen Blick auf das Programm. »Das Zimmer ohne Fenster?« 'Das Zimmer ohne Fenster' war ein Horrorfilm der Extraklasse. Szenen in denen das Blut nur so spritzte oder gestelzte Dialoge suchte man hier vergebens. Die Angst wurde vielmehr durch gut durchdachte Effekte und Kamerawinkel vermittelt, ein subtiler Horror, der nicht nur Tentens Blick an die Leinwand fesselte, sondern auch Nejis. Händchenhalten und Knutschen im Kinosaal? Wunschvorstellung. Wobei, nicht ganz. Immerhin war seine Wunschvorstellung, ihr einfach nur nahe sein zu können. Und die Art und Weise wie ihr Gesicht leuchtete, und sie mit einer Begeisterung den Film nach der Vorstellung auseinander nahm war pure Genugtuung für ihn. »Gott, diese Szene war einfach nur der Hammer«, schloss Tenten ihren Vortrag und seufzte zufrieden auf. »Einer der besten Filme, die ich je gesehen habe.« »Naja, ich fand, der Hauptdarsteller war doch ein bisschen zu vertrottelt, aber sonst-« »Bitte? Das sagst du doch nur, weil der Schauspieler diese Shampoo-Werbung macht und hübschere Haare hat als du.« Neji verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und versuchte einen grimmigen Gesichtsausdruck beizubehalten. Was schwer war, weil Tenten ihn jetzt leise auslachte. Sie hatten nach dem Kino den Weg durch den angrenzenden Park eingeschlagen – ein Umweg, wenn man zum Mädchenwohnheim wollte, aber wer war er, sich zu beschweren? So, als wäre es eine Selbstverständlichkeit, hatte Neji ihre Hand ergriffen, und keinem von beiden war es peinlich gewesen. Er hatte sogar den Verdacht gehabt, dass es Tenten gar nicht aufgefallen war. Es war einfach schön, dass, obwohl ihre Verabredung ein richtiges Date war, sie sich trotzdem so normal benehmen konnten. Alle Nervosität, die am Anfang auf beiden Seiten vorgeherrscht hatte, war wie weggeblasen. Im Schein der Parkbeleuchtung, hohe Laternen, die einen Schimmer orangenen Lichts alle paar Meter auf den Boden warfen, schlenderten sie einträchtig nebeneinander her. Es war still zwischen ihnen geworden, aber nicht unangenehm. Geistesabwesend streichelte Neji Tentens Hand mit seinem Daumen, und bemerkte erst, dass sie stehen geblieben war, als es an seinem Arm zog. Er wandte sich um und sah sie an, wie sie sichtlich mit Worten kämpfend scheu seinem Blick auswich. Einen Schritt an sie heran tretend hob er die freie Hand, um sanft ihr Kinn nach oben zu drücken. Wenn nicht jetzt, wann dann? Ganz langsam, testend, fragend neigte er den Kopf und vernahm befriedigt das atemlose, erwartungsvolle Seufzen. Gott, wie lange hatte er auf diesen Moment gewartet? Tentenss Lider flatterten und schlugen mit einer leidenschaftlichen Endgültigkeit zu als Nejis warmer Atem ihre Lippen streifte, seine Lippen sich mit einem sanften, köstlichen Druck gegen ihre pressten. Sie stöhnten beide leise auf, als sie spürten, wie sich die Spannung der vergangenen Tage, Wochen auf einen Schlag zwischen ihnen entlud. Wie in einer einstudierten Choreografie bewegten sich ihrer beider Hände, wanden sich Tentens um seinen Hals, während Neji ihren Körper an den Hüften sanft näher an seinen zog, ohne, dass sie den Kuss lösten. Neugierig, wissbegierig bewegte Neji probeweise die Lippen. Tenten lehnte sich noch mehr gegen ihn, kam ihm noch näher. Das ermutigte ihn, noch weiter auszuprobieren. Die beiden schwelgten in dem Kuss, genossen ihn. Schließlich aber lösten sie sich voneinander, beide atemlos und glücklich wie nie zuvor. »Ich- Können wir das jetzt öfter machen?«, platzte es aus Tenten heraus, und Neji konnte nicht anders, als leise zu lachen. »Ja«, sagte inbrünstig und mit kehliger Stimme. »Liebend gerne.« Und er ließ seinen Worten Taten folgen. Und wie es so war, wenn man mit einem geliebten Menschen zusammen ist, verflog die Zeit wie im Flug, und als Neji und Tenten sich nach unzähligen weiteren Küssen auf einer Parkbank sitzend wiederfanden war es spät geworden. »Ich bringe dich jetzt besser nach Hause«, murmelte Neji an ihren Lippen. »Hmmm.« Ein weiterer, sanfter, gefühlvoller Kuss. »Dafür müssten wir aufstehen.« »Hmhmm.« Erneut küssten sie sich. »Tenten …« »Hm?« Bevor er sich noch zu einem weiteren Kuss hinreißen lassen konnte erhob sich Neji und zog Tenten mit sich. Er lächelte, zufrieden damit, dass sie errötet war und etwas benommen wirkte. Es war nicht mehr weit bis zum Wohnheim, und in einem angenehmen Schweigen machten sie sich auf den Weg dorthin. Vor der hell erleuchteten Eingangstür blieben sie noch einen Moment stehen, und sahen sich einfach an. »M-Möchtest du noch mit rein kommen?«, hauchte Tenten dann, deren Blick wie magisch von seinen Lippen angezogen wurde. »Aber doch nicht beim ersten Date.« Nejis Stimme klang amüsiert, und er musste ein Lachen unterdrücken, als Tenten jetzt knallrot wurde und anfing zu stottern. Selten hatte er sich so überglücklich gefühlt, so euphorisch. »D-Das meinte ich n-nicht-« Er unterbrach sie mit einem Kuss und sie seufzte, schmiegte sich an ihn. »Gute Nacht, Tenten. Wir sehen uns morgen.« »Gute Nacht«, hauchte sie. Neji wartete geduldig, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, bevor er sich selbst auf seinen Heimweg machte. Eines stand fest: Er war verdammt verknallt in seine beste Freundin. Ein Glück schien es ihr genauso zu gehen. März - erste Woche (Teil 3) --------------------------- Tief in Gedanken vor sich hin brütend zupfte Ino sanft das Blatt zurecht, welches sie zuletzt dem Blumenstrauß in ihren Händen hinzugefügt hatte. Endlich zufrieden griff sie nach dem grünen Band, um den Strauß zu fixieren, als die Ladenglocke läutete. »Fällt das nicht unter Kinderarbeit?« »Ich denke darüber nach, meine Eltern zu verklagen«, gab Ino amüsiert zurück und legte den Blumenstrauß ab. »Was kann ich für dich tun, Kiba?« Kiba grinste sein typisches Grinsen. »Ich hätt' gern ein Sträußchen.« Geschäftsmäßig nickend trat Ino um den Tresen herum zu den Stielblumen. »Was hast du dir denn so vorgestellt? Und was für einen Preisrahmen?« »So Anderthalb bis Zweitausend?« Überrascht zog Ino die Augenbraue hoch. »Was hast du angestellt?« Kiba schnaubte. »Gar nichts. Damit kam meine Schwester auch schon an! Kann man nicht mal was hübsches für seine Freundin kaufen?« »Wir kennen dich eben. Also, was für Blumen?« Vage deutete er auf einen Bottich Sonnenblumen. »Die da sehen schön aus. So als Center-Blume.« »Nur um sicher zu gehen, der ist für Tamaki, und nicht für Hinata, oder?« »Natürlich für Tamaki, wieso?«, entrüstete sich Kiba. Also ehrlich, was manche Leute ihm zutrauten. »Na, Sonnenblume, Hyuuga, du weißt schon.« Weil Kiba weiterhin irritiert aussah, stöhnte Ino leise und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Also Sonnenblume? Hat sie Lieblingsblumen?« »Vielleicht nehme ich doch lieber Rosen. Ist zwar Old-School, aber damit bin ich wenigstens auf der sicheren Seite. Habt ihr Katzenminze da?« »Katzenminze?« »Ja, sie steht voll auf das Zeug.« Ino schüttelte nur ungläubig den Kopf und begann, ein paar Rosen in verschiedenen Rottönen und Grünzeug zusammenzusuchen. Während sie mit äußerster Präzision die Blumen arrangierte, lehnte Kiba sich lässig an den Tresen. »Und, wie sieht dein Liebesleben so aus?« Ino schnaubte. »Was, so gut? Schieß' los, Sweetheart.« Es dauerte einen Augenblick, in dem Ino sich zuerst auf die Unterlippe biss, bevor sie schließlich wütend herausplatzte: »Sai ist ein Idiot!« »Sai?« Kiba prustete los und versuchte es hastig als Nieser zu tarnen, als Ino ihn böse anfunkelte. »Anscheinend ist er schon seit 'nem Jahr in mich verknallt, und seit ich das weiß habe ich versucht das ganze voranzutreiben – was auch richtig gut lief. Und dann redet der Arsch nicht mehr mit mir! Und der Hammer ist ja noch: Er hat Sakura zum Abschlussball eingeladen, nachdem bei uns was gelaufen ist!« Zwei der Rosen wurden unsanft die Blätter abgerissen, während Ino wütend dem Blumenstrauß ihre Geschichte erzählte. »Ich mein', so schlecht kann ich ja wohl kaum gewesen sein!« »Das, meine Liebe, kann ich leider nicht beurteilen, da du dich ja standhaft geweigert hast-« »Das ist nicht witzig, Kiba!«, fauchte Ino und knallte den Strauß auf den Tresen. »Hey, hey, kein Grund, die Blumen zu massakrieren …« Sie sah auf ihre Hand hinunter und atmete langsam und tief ein, bevor sie ein paar große grüne Blätter unter dem Tresen hervorzog und um den Strauß arrangierte. »Nur so interessehalber … hast du denn mit ihm geredet, oder einfach nur dein 'Ino-Ding' durchgezogen?« »Mein 'Ino-Ding'?« »Naja, Süße … Weiß er, dass du was von ihm willst?« »Hör mal«, empörte sich Ino jetzt und umwickelte den Strauß ruppig mit dem grünen Band, »Wie viel deutlicher könnte ich es machen als mit ihm zu schlafen?!« Kiba seufzte und beäugte die Blumen, die sie ihm jetzt unter die Nase hielt. »Hast du ihm gesagt, dass du eine Beziehung willst?« Ino ließ den Strauß sinken. »Ich wusste es. Der arme Kerl … wobei, naja, wir reden ja von Sai, also-« »Hey, sagt nix falsches! Das macht 1750 Yen. 1500, weil du's bist und versuchst mein Liebesleben aufzupolieren.« »Aah, Ino, du bist die Beste.« Dankbar grinsend legte Kiba das Geld auf den Tresen und nahm die Rosen entgegen. »Das mit dir und dem Pinselschwinger wird schon.« Sie streckte ihm die Zunge heraus, und er lachte leise, während er den Laden verließ, begleitet vom sanften Läuten der Türglocke. Ino hingegen war nachdenklich geworden, wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab und zog ihr Handy hervor. Sie war schon halb dabei, Sai eine nicht so nette, aber zumindest eindeutige Nachricht zu schreiben, als sie es sich anders überlegte. Sie würde ihn heute Abend sehen. Und ihm sowas von den Hosenboden stramm ziehen. Aber ohne Tenis Geburtstag zu ruinieren. Vielleicht sollte sie Kondome einpacken? Man wusste ja nie, wann und wo sich eine Gelegenheit ergeben könnte … Die Türglocke klingelte erneut, und ein dunkelblondes Mädchen trat ein. »Oh, hey Matsuri.« Sofort war das Handy wieder in ihrer Tasche verschwunden, und Ino hatte in den 'Verkäuferinnen-Modus' gewechselt. »Was kann ich für dich tun?« »Ich … würde gerne einen Kaktus kaufen«, wisperte das Mädchen und lief dabei rot an. Einen Kaktus? Tenten musste unbedingt ein Buch lesen. Eines, in dem der Verhaltenscode eines frisch zusammengekommenen festen Pärchens beschrieben war. Es konnte doch nicht angehen, dass sie sich hier den Kopf darüber zerbrach, wie sie mit Neji interagieren sollte, wenn sie ihn sah, oder?! Umarmen zur Begrüßung? Küssen? So tun als wäre alles normal? So nervös hatte sie sich ja nicht mal gefühlt, als sie noch nicht gewusst hatte, was denn nun zwischen ihnen lief. Würde das etwa nie besser werden? Hier stand sie nun, vor Nejis Zimmer, die Hand erhoben zum Klopfen. Seit fünf Minuten. Wie zum Henker machte Hinata das mit Naruto? Wobei … Naruto war derjenige, der sie geradeheraus einfach auf seinen Schoß zog und auf die Wange küsste. Vielleicht sollte Tenten- nein. Nein, das traute sich sich nicht zu. Sie nagte auf ihrer Unterlippe. »Weißt du, wenn du endlich klopfst, kann ich dir sagen, dass ich nicht da drin bin«, erklärte Neji amüsiert hinter ihr, und Tenten zuckte so heftig zusammen, dass ihr ihre Tasche von der Schulter rutschte. »Agh! Neji! Was machst du- Wie bist du-« »Hey«, sagte er nur, um sie zu unterbrechen. Seine Augen funkelten, und er trat näher, legte die Hand auf ihre Hüfte und senkte den Kopf. Tenten hatte nicht mal mehr Zeit darüber nach zu denken, was eine angemessene Reaktion in der Situation war, wenn der feste Freund einen vor dem Zimmer erwischt, unschlüssig, ob man anklopfen- es war aber auch wirklich scheißegal, so gut, wie er küsste. Ein sanftes Seufzen und ein weicher Laut zufriedener Zustimmung waren alles, was Neji brauchte, um mit einem unterdrückten Stöhnen die Hand in ihrem Haar zu vergraben und den Kuss zu vertiefen. Sie schmeckte umwerfend. Probend fuhr er mit der Zunge über ihre Unterlippe, und Tenten wimmerte leise, öffnete die Lippen einen Spalt. Er hatte sich Zungenküsse immer recht … ekelig vorgestellt, nie das Verlangen gehabt, es auszuprobieren. Aber jetzt, hier, mit Tenten schien es ihm das natürlichste der Welt. Allerdings schien es ihr nicht zu gefallen, denn plötzlich legte sie die Hände auf seine Brust und schob ihn unmissverständlich von sich weg. Hatte er ihre Nervosität falsch interpretiert und wollte sie etwa mit ihm Schluss machen?! »Luft!«, keuchte sie, und beide brauchten sie einen Moment, um ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Auf Tentens Wangen hatte sich ein gesunder Rotton breit gemacht. »Wird … wird das jetzt immer so sein?«, hauchte sie schließlich, und suchte seinen Blick. »Nur wenn du es willst.« »Okay«, sprach sie und schlang ihm so heftig die Arme um den Hals, das er nach vorne stolperte, in einen etwas unkoordinierteren Kuss hinein, der Tenten mit dem Rücken gegen die Wand beförderte. Sie schien sich dort allerdings ziemlich wohl zu fühlen, wenn Neji das Seufzen richtig interpretierte, das sie von sich gab, als seine Zunge erneut in ihrem Mund verschwand. »Könnt ihr nicht wenigstens in das Zimmer gehen?«, machte Hiashi Hyuuga im Vorbeigehen, und vernahm (amüsiert, aber mit einem Kopfschütteln), dass Tenten erschrocken aufquiekte und die Knutscherei beendete. Er mochte das Mädchen ja wirklich, und hatte dem Start dieser Beziehung quasi entgegengefiebert … aber er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie Hanabi mit einer Tüte Popcorn daneben stand und zusah. Und dafür war sie mit Verlaub etwas jung. Und Neji hatte ja ein Zimmer, dessen Tür er sogar abschließen konnte … Hach ja, die Hormone. Wenigstens auf Hinata war in diesem Fall Verlass. Auch wenn sie keinen sonderlich guten Geschmack zu haben schien. »Erzähl!« »Ino, es ist ihr Geburtstag, die anderen-«, versuchte Hinata leise abzuwiegeln. »Shika lenkt die Jungs ab, da habe ich für gesorgt«; blaffte Ino. »Ich will alles wissen, verdammt!« Tenten öffnete den Mund und schloss ihn wieder, und wurde dabei rot. »Aha! Einzelheiten, aber zackig!« »Ja, Oberst Feldmarschall Ino, Sir«, murmelte Sakura aus dem Mundwinkel, und Temari wieherte los. Ein strafender Blick traf sie, bevor Ino sich wieder ihrem ersten Opfer zuwandte. »Wir sind … zusammen.« »Oh, Halleluja!«, stieß Ino aus und verschränkte die Hände ineinander wie zum Gebet. Betretenes Schweigen auf Seiten Tentens, die mit roten Wangen den Boden anstierte. »Er … hat mich geküsst. Mehrmals«, fügte sie leise hinzu, und die Mädchen, mit Ausnahme Hinatas, quietschten erfreut auf. »War's gut?« »Mit Zunge?« »Hattet ihr schon Sex?« Schlagartig trat Stille ein, und alle starrten Ino an, die beleidigt schnaubte. »Was denn?! Ich muss das wissen!« »Wenn du dich mal um dein eigenes Liebesleben so engagiert kümmern würdest«, stichelte Shikamaru, der mit den Händen in den Hosentaschen um die Ecke geschlurft kam. Ino funkelte ihn böse an. »Die Jungs sind schon im Partyraum, fragen sich aber langsam, wo das Geburtstagskind bleibt.« Frustriert warf Ino die Hände in die Luft und marschierte davon. Dabei fluchte und meckerte sie, aber so leise, dass die anderen, die ihr folgten, nicht verstanden, worum es ging. Aber sie kannten ja Ino. Tenten für ihren Teil war froh, dem Kreuzverhör entkommen zu sein. Der Haushalt der Hyuugas war nicht nur mit einem Kyudo-Trainingsplatz ausgestattet, sondern Hiashi war auch ein großer Fan von Dart-Spielen, die er bisweilen mit seinen Geschäftspartnern austrug. Es war halt etwas anderes als Pokerrunden oder langweilige Geschäftsessen. Fugaku Uchiha beispielsweise kam sogar manchmal einfach so vorbei, und die beiden lebten so ihre Version einer Männerfreundschaft aus. Heute jedoch war die große, elektronische Dartscheibe im Partyraum aufgebaut, und Hinata reichte gerade die Plastikbox herum, aus der sich jeder der Freunde drei Darts derselben Farbe nahm, während Neji mit Shikamarus Hilfe und der Anleitung die Scheibe für zehn Spieler einstellte. »… 'drücken Sie zum Abschluss zweimal die Start-Taste. Der erste Spieler kann nun mit seinem Wurf beginnen'«, monierte Shikamaru abschließend mit gelangweilter Stimme und pfefferte die Anleitung auf den Tisch, der etwas abseits stand. Sie mussten ja schließlich freie Bahn beim Werfen haben, und wer wusste schon, wie zielsicher beispielsweise Naruto war. »Also, wer als erstes auf 300 Punkte kommt, gewinnt?«, fragte Temari noch einmal nach, während sie ihre Darts zwischen den Fingern drehte. »Nein, nein. Du startest bei 300 und versuchst auf 0 zu kommen. Du gewinnst aber nur, wenn du genau auf 0 kommst. Minus gibt’s nicht, dann musst du nochmal«, führte Sakura aus. »Hmhm. Okay.« Der Reihe nach stellten die Freunde sich auf und warfen ihre Darts auf die Zielscheibe. Die Jungen trafen durchweg eine ordentliche Punktzahl. Hinata und Sakura warfen zu leicht und Temari verfehlte die Scheibe mit zwei Darts. Ino hingegen pfefferte die Darts mit aller Kraft, und Sakura, die ihr am nächsten stand, trat vorsichtig einen Schritt beiseite. Als letztes war Tenten an der Reihe, und sie hatte Mühe, ein Lächeln zu unterdrücken. Neji hatte die ganze Zeit ihre Hand gehalten, und so taten die Freunde es gutmütig als 'frisch-verliebt' ab. Bis Tenten den ersten Dartpfeil punktgenau im Bulls-Eye versenkte. »Wow, Teni, hast du ein Glück!«, rief Temari aus, die mit allen drei Darts nicht mal die Hälfte der Punkte zusammen bekommen hatte, die Tenten jetzt abgezogen bekam. Tenten presste die Lippen zusammen, um nicht zu grinsen und warf einen weiteren Pfeil. Direkt neben den anderen, und ebenfalls in die Mitte. Um sie herum verstummten die Gespräche. »Das war Zufall, oder?«, fragte Naruto ungläubig. »Was wetten wir, dass ich den dritten auch noch in die Mitte bekomme?«, flötete Tenten, wartete aber gar keine Antwort ab, sondern warf einfach. »Jetzt wissen wir zumindest, warum sie unbedingt Darts spielen wollte.« Mit einem gewissen Stolz sah Neji seine Freundin an und zog sie für einen kurzen, keuschen Kuss zu sich. Tenten strahlte. »O-kay!« Narutos Enthusiasmus war ungebrochen. »Dann gucken wir mal, ob ihre Treffsicherheit so bleibt. Zusatzregel: Wer am Ende der Runde an erster Stelle steht, Punktetechnisch, kippt einen Kurzen.« Natürlich protestierte Tenten heftig, aber das zustimmende Gemurmel von mehr als der Hälfte ihrer Freunde konnte sie dann doch nicht ignorieren und ergab sich schließlich ihrem Schicksal. »Wie gut, dass ich heute Nacht nicht nach Hause muss«, murmelte sie Neji zu, als sie das geleerte Pinnchen auf dem Tisch abstellte. »Wer weiß, wo ich sonst betrunken lande …« Neji musterte sie, und mit einem ungewollten Schlenker seines Magens dachte er daran, dass Tenten heute wohlmöglich betrunken in seinem Bett landen würde. Nicht gerade seine Idealvorstellung. Aber traute er es sich zu, die Situation dann eben nicht für ein klitzekleines bisschen Rumfummeln auszunutzen? Also, komplett Jugendfrei, natürlich, er war ja kein hormongesteuertes Arschloch. Aber so ein bisschen … Nein. Nein. Zumindest hatte er noch eine Weile Zeit, sich einen Plan zu überlegen. Oder zu hoffen, dass Tenten mit einem Kurzen schon zu betrunken war, um beim Dart zu gewinnen … »Chrm, chrm.« Sai kannte dieses Räuspern. Und es klang nicht gerade freundlich. Eigentlich hatte er ja nur Austreten wollen, dazu den Partyraum verlassen, und hatte gerade die Tür des Bades wieder hinter sich geschlossen, um zurück zur Party zu gehen. Langsam drehte er sich um. Mit blitzenden Augen und vor der Brust verschränkten Armen stand Ino hinter ihm. »So, mein Freundchen«, erklärte sie in gereiztem Tonfall. »Wir haben zu reden.« Er hob fragend eine Augenbraue, obwohl er sich ziemlich genau vorstellen konnte, worum es hier ging. Was gleichzeitig verwirrend war, denn er hatte ja gedacht, Ino wolle es totschweigen. »Was glaubst du eigentlich, was ich für eine bin?«, fauchte die Blondine, und baute sich jetzt vor ihm auf. »Ich weiß nicht. Normalerweise bist du sehr direkt und sagst offen und eindeutig, was du willst«, konterte Sai. Nur, weil er ein ruhiger Typ war, hieß dass noch lange nicht, dass er sich unterbuttern ließ. Es war wahr, dass er lieber schwieg, als einen Konflikt herauf zu beschwören, aber er hatte vom ersten Moment an gewusst, dass Ino ihn glatt überfahren würde, wenn er sich nicht wehrte. Genau dieses Feuer, diese angeborene Führungsqualität hatte er immer an ihr bewundert, und das war der Grund gewesen, warum er sich schließlich in sie verliebt hatte. Aber auch ein Alphatier brauchte manchmal Gegenwind, brauchte einen Partner, der nicht alles hinnahm, sondern ihr unter vier Augen durchaus Paroli bot. »Warum ersparst du uns also nicht das lange 'um den Brei reden', und sagst, was du zu sagen hast?« Ino bließ die Backen auf. Aber Recht hatte er ja. »Ich dachte eigentlich, dass 'Sex haben' so eindeutig ist, dass ich dir nicht groß erklären muss, was für mich dahinter steckt. Ich bin schließlich keine Schlampe!« »Tja, dass du mich aber danach völlig ignoriert hast, schien für mich ein gegenteiliges Statement zu sein.« »Ich hatte zu tun. Die ganze Sache mit Sakura- vielleicht bin ich zu schnell zur Tagesordnung über gegangen, aber du kennst mich gut genug, um zu wissen, dass ich nicht der Typ für den ganzen romantischen Quatsch bin. Ich brauche einen Freund, der das versteht und nicht gleich so eingeschnappt ist, dass er meine beste Freundin angräbt.« »Angraben- ich habe Sakura freundschaftlich gefragt, ob sie mit mir zum Abschlussball geht. Sie war unglücklich, und ich habe sie aufgemuntert. In keinster Weise das amouröse Absichten.« »Schön. Du wirst nämlich nicht mit ihr hingehen. Wundert mich eh, dass Sasuke dir noch nicht den Kopf abgerissen hat.« Schweigen trat ein, während beide sich abschätzig musterten. »Also, was jetzt?«, fragte Sai nach einem Moment der Stille. Ino schnaubte. »Komm endlich her und küss mich, du Idiot«, meckerte sie und packte Sai am Kragen, um ihn zu sich zu ziehen. Einige atemlose Augenblicke später befanden beide jedoch, dass es Zeit war, zurück zu den anderen zu gehen. Ino stolzierte voran und stellte dieses Mal direkt klar, was Sache war, indem sie zur Begrüßung in den Raum rief: »Sai und ich sind jetzt ein Paar. Shika, gibst du mir bitte ein Bier.« Sprachlos wurden die beiden gemustert, während Shikamaru ungerührt eine Bierflasche aus dem Kasten fischte, und Sakura leise lächelte. »Irgendwas hab ich hier nicht mitgekriegt«, platze es aus Naruto heraus, der absolut verblüfft wirkte und jetzt den Finger hob, um hektisch zwischen Ino und Sai hin und her zu zeigen. »Ihr beide?!« »Mach den Mund zu, sonst fängst du Fliegen, Dobe.« »Teme!« Alles in allem hatte Neji einen schönen Abend gehabt. Tenten war bei ihm, sie hatten den ein oder anderen Kuss ausgetauscht, und die Stimmung war durch und durch feierlich gewesen. Außerdem hatte seine Freundin tatsächlich nur einen Schnaps gebraucht um im Anschluss nicht mehr beim Darts vorne zu liegen, und war mittlerweile wieder vollkommen nüchtern. Nicht zuletzt hatte die überraschende Verkündung von Sais und Inos Beziehung eine ausgelassene Atmosphäre geschaffen. Innerlich jedoch hielt Neji sich eisern im Griff. Jetzt, da Tenten ganz offiziell sein war, war es noch viel schwieriger sich zurück zu halten, sie nicht ständig auf seinen Schoß zu ziehen, sie zu berühren. Je weiter der Abend fortschritt, desto mehr zergrübelte er die Tatsache, dass Tenten heute Nacht bei ihm schlafen würde. Mal ganz abgesehen davon, dass er keine Ahnung hatte, was sie erwartete, war er sich sicher, dass die schüchterne, leise Tenten wohl definitiv nicht sofort mit ihm intim werden wollte. Nicht so, wie er jedenfalls, denn seine Hormone zerrten an der ihnen angelegten Leine. Es blieb ihm also nur eine Lösung übrig, wenn er sich nicht komplett lächerlich machen oder gar mit Tenten verkrachen wollte. Gerade verabschiedeten sich als letztes Ino und Shikamaru, die von Shikaku Nara abgeholt wurden, und ließen damit Neji, Tenten, Naruto und Hinata über. Neji ergriff blitzschnell seine Gelegenheit und Narutos Arm, um aus der Sache herauszukommen. »Du schläfst bei mir, Freundchen!« Naruto ließ sich widerwillig von Neji aus dem Raum bugsieren. »Was soll das?! Sag mal, traust du mir etwa immer noch nicht? Ich habe nie etwas gemacht, was Hinata nicht-« »Ich will es gar nicht hören!«, fauchte Neji, und zerrte Naruto die Treppe hinauf. »Außerdem ist es nicht so, dass ich dir nicht vertraue«, setzte er grummelnd hinzu, und dann noch etwas leiser: »Ich vertraue mir nicht!« Einen Moment stolperte Naruto sprachlos hinter ihm her, bis er verstand. Dann fing er an, breit zu grinsen, während Neji tatsächlich etwas rot wurde, und heftiger als nötig die Tür zu seinem Zimmer aufriss. »A-haaa«, machte Naruto gedehnt, immer noch grinsend. »Also will sie nicht, oder-?« »Das geht dich einen feuchten Kehricht an!« Er würde es Naruto mit Sicherheit nicht auf die Nase binden, dass er einfach nicht so notgeil wirken wollte, wie er war. Tenten verdiente es, dass er um ihretwegen mit ihr zusammen war, und nicht, weil er Sex wollte. Also hieß die Devise: Zurückhaltung. Und seine Ungeduld darüber unter Kontrolle zu bekommen. Naruto kicherte. Da war wohl jemand etwas … frustriert, hm? März - zweite Woche ------------------- »Könnt ihr euch vorstellen, dass es nur noch vier Monate bis zum Abschlussball sind?« »Solltest du dir nicht lieber Gedanken über die Prüfungen machen, die so etwa in einem Monat starten?« Genervtes Augenrollen und Stöhnen aus den Mündern der Mädchen, die mit Lippenstift und Mascara bewaffnet den Spiegel in der Mädchentoilette im Erdgeschoss belagerten. »Aber es ist doch so viel schöner, darüber nachzudenken, wer Ballkönigin wird«, sagte das jüngste Mädchen mit träumerischem Blick. »Ich meine, dass Sasuke Ballkönig steht ja so gut wie fest – hach, stellt euch doch mal vor-« »Ich will dir ja nicht die Laune verderben«, warf ein großes, schlaksiges und vor allem recht pragmatisches Mädchen ein (sie hatte nie verstanden, was andere an Sasuke Uchiha fanden, aber gut, jedem das seine), »aber ich denke mal, seine Begleitung wird die besten Chancen haben, und das ist nun mal Sakura.« »Sakura? Die von den Sex-Plakaten?« Die Frage des jüngsten Mädchens ging jedoch in dem Getöse unter, was nun veranstaltet wurde. »WAS?!« Mit einem Ruck wurde die letzte Toilettentür in der Reihe aufgerissen und knallte an die Wand. Die vier Mädchen am Spiegel zuckten zusammen, und die eine, die sich gerade Lippenstift aufgetragen hatte, verschmierte diesen in einem hektischen Strich. Kaoru starrte alle der Reihe nach mit zusammengekniffenen Augen an, bis sich das größte der Mädchen schulterzuckend dazu herabließ, ihre Aussage weiter auszuführen. »Naja, in deren Clique gibt‘s ja nur Pärchen, und die beiden sind als einziges übrig.« »Jaa, voll der Inzest, den die da betreiben!«, empörte sich das Mädchen mit dem verschmierten Lippenstift, dass gerade versuchte, ihr Make-Up zu retten. »Du weißt schon, was Inzest ist, oder?« »Hm?« »Ist doch wurscht!«, bellte Kaoru, die Arme in die Hüften gestemmt. »Was soll das heißen, da gibt‘s nur Pärchen? Und dass die beiden als einziges übrig sind? Sakura geht mit Sai zum Abschlussball, dass-« Die große schnalzte verärgert mit der Zunge. »Also, so wie Sai heute Morgen versucht hat, Ino die Mandeln mit der Zunge abzutasten, kannst du schwer davon ausgehen, dass er nicht mit Sakura hin gehen wird.« »Sai und INO?!«, japste jetzt das jüngste Mädchen verblüfft und ließ ihren Mascara sinken. »Heftig, nicht wahr? Ich hatte auch gedacht, dass zumindest sie etwas Geschmack hat …« Wütend fauchte Kaoru einen derben Fluch und wirbelte auf dem Absatz herum. Sie musste sofort herausfinden, ob diese Obszönität stimmte! Mit voller Wucht schmetterte sie die Tür hinter sich zu, und die Mädchen vor dem Spiegel zuckten noch einmal zusammen. »Was ist ihr Problem?« »Kein Schimmer.« »Iiih, sie hat nicht abgespült!« »Und Hände gewaschen hat sie auch nicht. Eklig!« In der Mensa ging es wie üblich zu wie in einem Bienenstock. Lautes Gesumme, dass durch die unzähligen Gespräche entstand, und haufenweise Schüler, die sich an der Theke anstellten um ihren Honig abzuliefern- äh, ihr Essen in Empfang zu nehmen. Unter seinen verdunkelten Brillengläsern beobachtete Shino das bunte Treiben und sinnierte über weitere Gemeinsamkeiten der Schülerschaft mit einem Bienenvolk. Gerade stakste das, was man durchaus Bienenkönigin nennen konnte in den Saal. Nicht einmal seinem besten Freund Kiba gegenüber hatte Shino jemals zugegeben, dass er heimlich ein bisschen für Ino schwärmte, die langbeinige Blondine, die mit ihrem selbstsicheren Auftreten und nicht zu verkennender, strahlender Schönheit definitiv aus der Masse herausstach und noch dazu ziemlich beliebt war. Kein Wunder also, dass er, der Insekten-Freak (nur, weil er ein paar (fünfzig, Anzahl steigend) präparierte Schmetterlinge in Glasschaukästen hatte!), nie etwas mit ihr zu tun gehabt hatte, denn ihr Freundeskreis bestand natürlich aus den beliebtesten Schülern der Konoha-High. Oder so ähnlich. Naja, zumindest Sasuke und Neji hoben diesen, sagen wir 'Attraktivitätsgrad' deutlich an. Der Rest … meh. Vor allem Naruto und dieser komische Schwarzhaarige, der entfernte Ähnlichkeit mit Sasuke hatte, und den Ino jetzt … küsste?! Shino konnte nicht mehr verhindern, dass ihm die Gesichtszüge entglitten. Kiba, der ihm gegenüber saß, folgte seinem Blick, so er ihn denn unter der Sonnenbrille ausmachen konnte. »Aaah, dann hat sie's doch endlich hingekriegt.« »Was?«, fragte Tamaki, und sah sich ebenfalls um. »Naja, scheinbar hat Ino einen Faible für Künstler«, grinste Kiba. »Oder eher andersherum. Ist ja auch egal. Tamaki, gehen wir heute aus?« »Kiba! Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich lernen muss-« Den Rest der Unterhaltung bekam Shino nicht mehr mit. Zusammengesunken starrte er sein Tablett an und trauerte der vagen Möglichkeit (er hätte sich wahrscheinlich eh nie getraut) nach, Ino zum Abschlussball einzuladen. Neji sah seine Freundin gerne Lächeln. Vor allem nach dem, wie er sich am Wochenende aufgeführt Schrägstrich blamiert hatte. Naruto sah ihn immer noch hin und wieder mit einem Grinsen und wackelnden Augenbrauen an. Aber zurück zu Tenten und ihrem Lächeln. Er mochte es, badete sich quasi in dem Glanz, wenn sie es an ihn richtete. Was sie oft tat. Deswegen fand er es nur ein bisschen komisch, dass sie jetzt ständig ihr Handy angrinste. Schließlich schrieb er gerade nicht mit ihr. Konnte er gar nicht, denn er beobachtete sie ja. In seinem Hinterkopf fragte sich Neji, ob verliebt sein einen verblöden ließ, aber die Antwort wusste er ja schon. Was er nicht wusste, war, warum Tenten jetzt leise kicherte. »Mit wem schreibst du da eigentlich?«, entfuhr es Neji etwas harscher als beabsichtigt, aber es hatte den gewünschten Effekt. Tenten sah auf und lächelte ihn an. »Mit Lee.« »Wer ist Lee?!« Bildete er es sich nur ein, oder kippte seine Stimme? Naruto prustete in seine Limonade, also bildete Neji es sich vermutlich nicht ein. »Ein alter Schulfreund von mir, er will in der selben Uni studieren wie ich-« »Aaah!« Mit einem schmatzenden Geräusch löste sich Ino von Sai – bei den beiden war der Begrüßungskuss etwas ausgeufert, aber die Freunde hatten versucht dies großzügigerweise zu übersehen. »Wir sprechen nicht darüber!«, exklamierte Ino jetzt mit finsterem Blick. »Niemand redet von seinen Plänen nach der Schule, dass versaut uns nur das Hier und Jetzt! Dafür haben wir in den Ferien noch genug Zeit! Apropos – Sasuke, ich komme heute Abend vorbei, wir müssen reden!« »Was hat das eine mit dem anderen zu tun?«, fragte Temari neugierig, aber Neji hörte nicht zu, was Ino antwortete. Sakura, die neben ihm saß, hatte sich zu ihm gebeugt und flüsterte in sein Ohr: »Du brauchst dir wegen Lee keine Sorgen machen.« Stirnrunzelnd musterte Neji sie. »Ehrlich.« Sakura zwinkerte. »Überhaupt keine.« Aaaaah. Okay, damit konnte er leben. Außerdem lächelte Tenten jetzt nicht mehr, sondern starrte vielmehr entgeistert ihr Handy an. Lee: Sensei Gai hat seine Beziehungen spielen lassen, und mir schon mal ein paar Wohnungsangebote besorgt – er ist begeistert von der Idee, dass ich Physiotherapie studieren will! Tenten: Ich finde, es passt zu dir, aber auch irgendwie nicht. Willst du nicht was machen mit mehr … Sport? Lee: Klar – hab ich dir noch nicht von meinem genialen Plan erzählt? *_* Tenten: Nein :) Schieß los. Lee: Ich will später mal eine Lifestyle und Ernährungsberatungspraxis als Personal Trainer aufmachen – Physiotherapie ist da erst der Anfang *__* Tenten: Das hört sich irgendwie cool an :) Ist das dann deine offizielle Berufsbezeichnung? Lifestyle-Ernährungsberatungs Personal Trainer mit Physiotherapeutischem Hintergrund? :P Lee: Das ist KLASSE! Das muss ich mir aufschreiben, das kann ich als Werbeslogan nehmen! Tenten: :D Vielleicht buhlen wir dann ja irgendwann um Kunden :P Lee: Ach quatsch, du arbeitest bei mir! :D Was meinst du, was für ein toller Slogan das wird, wenn wir zwei Lifestyle-Ernährungsberatungs Personal Trainer mit Physiotherapeutischem Hintergrund sind?! Tenten: Aber ich mache doch erst mal nur Physiotherapie. Wahrscheinlich. Immerhin haben die mir schon ein Teilstipendium angeboten. Lee: Ich bezahl dir deine Weiterbildung :P Tenten: Alles klar. Wie viel Jahresurlaub kriege ich denn? Und können wir jetzt schon über das Gehalt verhandeln? :P Lee: Vielleicht lasse ich dich sogar Teilhaberin an »Green Youth« werden ;) Tenten: Ach, einen Namen hast du auch schon? :D Lee: Na klar :) By the way – hast du dich schon nach einem Zimmer/einer Wohnung umgesehen hier in Tetsu no Kuni? Tenten: Ich möchte erst mal meinen Abschluss schaffen, Lee. Eins nach dem anderen :) Lee: Aber nachher findest du nichts mehr! Pass auf, ich gucke einfach, ob ich eine passende Wohnung für eine WG finde! Tenten: Warte, warte – eine WG? Lee: Ja! :D Wir beide zusammen, das wird super! Ich kanns kaum erwarten! :D Tenten: Aber ich hab doch noch gar nicht ja gesagt! Lee: Wir könnten zusammen kochen und Spieleabende machen und morgens Joggen gehen! Das wird einfach absolut klasse! :D Tenten: Lee! Lee: Ups, muss jetzt zum Unterricht, es hat geschellt! Schicke dir nachher Wohnungsanzeigen! :) Tenten: LEEEE! Im Hause Namikaze/Uzumaki duftete es an diesem Wochenende ganz unglaublich gut, als Minato mit einem schweren Seufzen die Tür hinter sich schloss und sofort an seiner Krawatte nestelte. Er hasste es, wenn er Samstags arbeiten musste – noch dazu, wenn Naruto ein Judo-Turnier hatte. Sein Sohn hatte ihm jedoch großzügig im Voraus verziehen, falls er es nicht schaffen sollte, schließlich gab Minato sich sonst auch redlich Mühe, anwesend zu sein. »Warum riecht das Ramen nach Kuchen?«, rief er in den Raum hinein, während er sein Jackett an die Garderobe hängte und die Aktentasche mit dem Fuß durch den offenen Türspalt in sein Arbeitszimmer schob. »Weil es Ramen und Kuchen gibt«, motzte Kushina entnervt. »Dir auch einen schönen guten Abend!« »Guten Abend, Minato-san«, ertönte es gleich darauf um einiges leiser und freundlicher. »Ah, Hinata, du bist auch da. Und wo ist der Bengel?« »Er pennt - Kannst du vielleicht erst mal deine Frau begrüßen?« Wohlweißlich verzog Hinata sich schnell wieder in die Küche, um dem Kuchen im Ofen zuzusehen und das Ramen am überkochen zu hindern. Sie versuchte angestrengt, nicht zu lauschen, und nach einer Weile kam eine strahlende Kushina mit leicht roten Wangen zurück in die Küche. »Wie ist das Turnier denn gelaufen?«, fragte Minato, der seiner Frau gefolgt war und jetzt im Türrahmen lehnte. Er zwinkerte Hinata zu, die daraufhin ebenfalls errötete. »Er hat den ersten Platz gemacht«, erklärte Kushia stolz und rührte in dem großen Topf mit Ramen. »Hat sich völlig verausgabt und sich sofort hingelegt, nachdem ich ihn zum duschen gezwungen hatte. Und ich dachte, wenn er endlich mal 'ne Freundin hat, kümmert er sich selbst mehr um seine Körperhygiene – nichts gegen dich, Hinata, das hat er von seinem Vater.« Hinata versuchte erst gar nicht, etwas zu erwidern. Sie kannte Narutos Eltern mittlerweile gut genug, als dass sie die oft doch etwas rüpelhaften Neckereien als liebevoll einstufen konnte. Nichtsdestotrotz fühlte sie sich immer etwas unwohl, wenn sie die Frotzeleien und zärtlichen Bemerkungen im Wechsel serviert bekam. Sie hatte einfach das Gefühl, es gehörte sich nicht, dabei zu lauschen. Deswegen hauchte sich jetzt auch nur leise: »Ich sehe mal nach Naruto«, und entfloh der Küche, wo Minato jetzt dazu über gegangen war, seine Frau ob ihrer Kochkünste zu necken. Das Zimmer ihres Freundes war wie üblich das totale Chaos. Sie hatte den Raum genau einmal in aufgeräumten Zustand gesehen – nämlich, als Naruto sie zum ersten Mal hierhin eingeladen hatte (»Ich muss doch einen guten Eindruck machen!«). Aber der Zustand des Raumes war ihr egal. Sie liebte nun mal ihren kleinen Chaoten, und deswegen schlich sich jetzt auch sofort ein Lächeln auf ihr Gesicht, als sie Naruto sah, wie er, alle Viere von sich gestreckt, schnarchend auf dem Bett lag, mit einer sauberen Trainingshose und einem viel zu weiten Shirt bekleidet. Sie seufzte leise und setzte sich vorsichtig auf den Rand des Bettes, um ihn nicht zu stören. Sein Gesicht wirkte so friedlich im Schlaf. Hinata hob die Hand und strich ihm ein paar widerspenstige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Naruto grunzte leise. »… -nata«, murmelte er und lächelte im Schlaf. Hinatas Herz machte einen Satz, und dann gleich noch einen, und zu ihrem glücklichen Lächeln gesellte sich jetzt auch wieder eine leichte Röte auf den Wangen. Sie beschied, dass es bis zum Abendessen noch eine Weile dauerte, und dass sie sich durchaus ein bisschen an ihren Freund kuscheln konnte, der im Schlaf leise ihren Namen murmelte. Was hatte sie doch für ein Glück. Leise klirrte das Besteck gegen Geschirr in der gewohnten Stille beim Abendessen im Salon der Uchihas. Das wenig traditionelle Gericht mit Kartoffeln, Erbsen und Möhren war ein Versuch Mikotos, neue Rezepte zu etablieren. Bisher konnte sie nicht sicher sagen, ob es ein Erfolg, oder ein Desaster war. Denn natürlich hatte keiner ihrer Männer das Gericht kommentiert. Manchmal wünschte sie sich wirklich, Sasuke wäre ein Mädchen geworden, oder sie hätte noch ein drittes Kind bekommen, damit wenigstens etwas weibliche Unterstützung vorhanden war. Oder Sakura. Sakura war ja schon fast wie eine Tochter für sie. Mit einem Lächeln sinnierte Mikoto in Gedanken weiter, bis plötzlich Fugaku das Wort erhob. Sein Besteck lag ordentlich auf dem leeren Teller vor ihm. »Also, Sasuke. Die Einschreibefristen haben mittlerweile begonnen, und obwohl du noch kein Abschlusszeugnis hast, kannst du dich sehr wohl schon an der Leaf Law School bewerben. Ich bin sicher, du findest die passenden Formblätter im Internet-« »Vater«, unterbrach Sasuke ihn schroff. Einen Augenblick lang fixierte er seinen halb vollen Teller, dann sah er auf, stellte sich der Herausforderung des Blickes seines Vaters. »Wie du gesagt hast, habe ich noch kein Abschlusszeugnis, und da die Auswahlverfahren nicht nach 'Wer zuerst kommt' ausgerichtet werden, werde ich warten, bis ich mein Zeugnis habe. In der Zwischenzeit informiere ich mich über alle meine Möglichkeiten.« Itachi versteckte sein amüsiertes und stolzes Lächeln hinter einer großen Gabel voll Kartoffelpüree. »'Alle deine Möglichkeiten'?«, fragte Fugaku spitz. »Die Leaf Law ist nicht die einzige Universität mit einer guten Jura Fakultät.« »Wie du vielleicht weißt«, sagte Fugaku gefasst, aber mit einer gewissen Irritiertheit, »ist es meine Alma Marter. Und Itachi hat von dort auch noch nichts negatives berichten können, oder mein Sohn?« »Hm?«, machte Itachi mit einem Mund voll Kartoffelpüree. »Nun, aber es ist meine Entscheidung, nicht wahr? Ich sage ja auch nicht, dass ich dort nicht hin gehe – aber ich will wissen, welche Alternativen ich habe.« Vor allem, wenn die Entscheidung für die Leaf unweigerlich mit sich zog, dass er von Sakura getrennt und weiter in seinem Elternhaus wohnen würde. Naruto hatte Hinata wie einen Teddybär geknuddelt, als Kushina laut an die Zimmertür geklopft hatte, um die beiden zum Abendessen zu holen. »Ich will gar nicht wissen, was ihr da drin treibt, aber das Essen ist jetzt fertig! Und Karin ist vorbei gekommen, benimm dich also, Naruto!« Misstrauisch beäugte Naruto seine Cousine, die, abgesehen von der Haarfarbe weder mit ihm noch mit seiner Mutter irgendwelche Gemeinsamkeiten hatte. Allerdings war sie auffällig still heute Abend, was sonst nicht ihre Art war. Kushina erzählte weitschweifend irgendeine Kindheitsgeschichte der beiden, bei der Hinata mit rosa Wangen einfach nur nickte und versuchte sich auf ihr Essen zu konzentrieren. Letztendlich fing Minato die ungewöhnliche Stimmung auf und schickte die 'Kinder' ins Narutos Zimmer, während er sich mit seiner Frau um den Abwasch kümmern wollte. »Alles in Ordnung bei dir?«, fragte Hinata leise, sobald die Tür hinter den dreien geschlossen war. Karin rümpfte angewidert die Nase ob des Chaos in Narutos Zimmer und zupfte mit spitzen Fingern eine Trainingshose vom Schreibtischstuhl, bevor sie sich setzte. »Es geht. Ich … wollte mit dir reden.« »Worüber?« Mit einem Stirnrunzeln betrachtete Naruto seine Cousine, aber sowohl sie als auch Hinata übergingen seine Frage. »Woher wusstest du, dass ich hier bin?«, fragte Hinata. »Naja, ich hab' bei dir angerufen, und deine Schwester meinte, du bist hier, also … dachte ich, ich statte der Verwandtschaft einen Besuch ab.« »Und warum genau willst du so dringend mit Hinata reden?«, wiederholte Naruto gereizt seine Frage. Hinata stupste ihm mit einem eindringlichen Blick in die Seite, während Karin die Lippen zusammenpresste. »Eigentlich geht es dich ja gar nichts an«, maulte sie schließlich. »Ist ein Mädchen-Ding.« »Tja, dann hoffe ich, du willst es vor meinen Eltern besprechen, denn ich werde diesen Raum nicht verlassen.« Mit verschränkten Armen sah er sie von oben herab an. Karin presste die Kiefer zusammen und knirschte mit den Zähnen. Dann platzte sie heraus: »Fein! Ich bin schwanger und der Kerl der daran Schuld ist tut so, also wüsste er von nichts!« Narutos Mund klappte auf, und er starrte seine Cousine entgeistert an. Dann wanderte sein Blick nach unten, zu ihrem Bauch, und dann wieder hoch. Und schließlich, ganz in seiner typischen Fettnäpfchen-Manier sagte er: »Und ich dachte, du hast einfach nur zugenommen.« »NARUUTOOO!« März - dritte Woche ------------------- Wie ein kleines Kind freute sich Tenten über ihren Derby-Sieg. Nach dem Kyudo-Training hatten sie und Neji sich in sein Zimmer zurück gezogen, und nach der anfänglichen Unsicherheit, was denn jetzt nun von Freund und Freundin erwartet wurde, waren sie ohne Absprache einfach dazu übergegangen, so weiter zu machen wie bisher. Jetzt strahlte sie Neji an, den Controller hoch erhoben. »Gewonnen!« Neji lächelte, überhaupt nicht unglücklich darüber, dass er geschlagen worden war. Dieses leise Prickeln, dass seine haut in Tentens Nähe überzog, machte ihn schließlich aus einem sehr angenehmen Grund nervös. Und brachte ihn dazu, komische Sachen zu sagen. »Bekomme ich einen Trostpreis?«, fragte er eine Spur zu unschuldig und brachte sie damit zum erröten. Fast hätte er sich auf die Zunge gebissen. Er wollte sie doch nicht drängen! Dann aber stotterte sie ihre Antwort mit einer zauberhaften Unschuld, und es war um ihn geschehen. »W-was meinst du?« Neji beugte sich zu ihr und Tentens Herz machte einen Hüpfer, wie jedes Mal, wenn er ihr so nahe kam. Sie schloss die Augen und lehnte sich ihm entgegen, drückte ihre Lippen auf seine und seufzte leise, als er eine Hand in ihren Haaren vergrub. Seine Zunge schob sich in ihrem Mund und stupste ihre an. Ihre Finger strichen über die feinen Haare in seinem Nacken, als sie ihn näher zog. Vorsichtig drückte er sie nach hinten, eine Hand auf ihrem Rücken und ließ sich mit ihr zu Boden sinken. Im Liegen waren die Gefühle so viel überwältigender. Die kribbelnde Wärme, die sich von ihren Lippen aus ausbreitete, entflammte jetzt auch an jeder Stelle, die Neji berührte. Ihre Arme, ihre Taille – dann ballte er plötzlich die Hand zur Faust und stützte sie neben ihrem Kopf ab, löste dabei den Kuss. »Ten …«, hauchte er mit kratziger Stimme. Aus großen Augen sah sie ihn an. Hatte sie etwas falsch gemacht? Ihr Herz hämmerte wie ein Presslufthammer und sie hatte Probleme damit, den Schwindel in ihrem Kopf niederzukämpfen, weil sie nur gehetzt atmen konnte. Neji starrte auf ihre weichen, warmen, feuchten Lippen. Er musste sich zusammenreißen um seinen Mund nicht wieder auf ihren zu pressen, mehr von ihrem exquisiten Geschmack zu erkunden. »Habe ich was falsch gemacht?«, brachte sie flüsternd hervor. »Nein! Nein. Ich … Ich will nichts tun, was du nicht willst.« Sie errötete. »Ich vertraue dir«, hauchte sie. Aber ich vertraue mir nicht, wenn es um dich geht, dachte er bitter und unterdrückte ein gequältes Lächeln, während er sich vollständig von ihr löste. Tenten war irritiert. Wollte er etwa nicht-? Also, sie waren ja noch nicht so lange zusammen, aber sie musste zugeben, dass die Idee, der Gedanke allein, mit ihm- hui, schon wurde sie wieder krebsrot. Vielleicht wollte er nur Gentlemen sein, und ihr Zeit lassen. Und das machte ihn in ihren Augen nur noch perfekter. Sie lächelte ihn an und lehnte ihre Stirn gegen seine Schulter, genoss es, als er zögernd den Arm um sie legte und sie an sich zog. Mit einem donnernden Krachen fiel die Haustür ins Schloss. Temari und Kankuro, die beide in der Küche waren und sich Knabberkram für ihren Freitagabend besorgten, zuckten erschrocken zusammen, als nun auch die Küchentür gegen die Wand geschmissen wurde, und ihr jüngerer Bruder den Raum betrat. Beim Anblick seiner beiden Geschwister hielt er inne, einen unleserlichen Ausdruck auf dem Gesicht. »Wolltest du nicht ausgehen?«, fragte Kankuro, und versuchte die Neugier aus seinem Tonfall zu verbannen. Gaara sagte nichts, sondern fixierte seien Schwester, die ihrerseits mit erhobener Augenbraue begutachtete, was er in der Hand hielt. »Ein Kaktus?« Sie hätte schwören können, dass Gaara für einen Augenblick rot anlief, aber er hatte sich sofort wieder unter Kontrolle. »Hn«, machte er, setzte den Kaktus hart auf die Anrichte und floh dann aus dem Raum. Temari und Kankuro wechselten einen irritierten Blick. »Was zum Geier ist los mit ihm?« Schulterzuckend zog Kankuro den Kühlschrank auf und nahm sich eine Falsche Cola heraus. Temari reichte er den Eistee. »Vielleicht will er nicht, dass wir über sein geheimes Hobby Bescheid wissen – eine Kakteenfarm!« Prompt wieherten sie beide los. Ino räkelte sich lasziv auf den vielen Kissen, die Sai in seinem Malkeller für sie ausgebreitet hatte. Dieses Mal hatte sie erst gar keine Bikini dabei, sondern hatte sich ohne Umschweife nackt ausgezogen. »Mit der Beule in der Hose kannst du aber nicht vernünftig malen«, zog sie Sai verspielt auf, als er, vollkommen in ihre Betrachtung versunken, nach mehreren Minuten immer noch nicht angefangen hatte, etwas zu skizzieren. Sai räusperte sich und fing dann mit ernster Miene an, weswegen sie hier waren. Strich um Strich wuchs auf dem Blütenweißen, rauen Papier die schlanke Gestalt Inos auf den Kissen. Er widmete ihren Brüsten, ihrer Hüfte am meisten Zeit, wollte unbedingt den Schwung der Rundungen richtig hinbekommen, wollte seine Muse auf Papier einfangen. Als er schließlich zufrieden war, ließ er den Stift sinken und hörte auf, Ino mit dem Blick des Künstlers zu bedenken. Prompt wurde ihm seine Hose eng. Ein leises Kichern zeigte ihm, dass es auch ihr aufgefallen war. »Vielleicht solltest du mal eine Pause machen«, schlug sie schelmisch vor und legte ihren Zeigefinger gespielt nachdenklich an ihre Lippen. »Hm, was könnten wir tun, um dich zu entspannen?« Die Fingerspitze verschwand zwischen ihren Lippen und sie biss ganz sanft hinein. Sai hatte seine Hose noch nie schneller ausgezogen. Das Gelände des Hyuuga-Anwesens war wirklich riesig, das war Tenten bisher nicht in dem Maße klar geworden, wie es heute wurde. Weil die Nacht lau und war und die Sterne am Himmel hier abseits der Innenstadt nur so funkelten hatte Neji sie zu einem Spaziergang durch den Garten eingeladen. Hand in Hand hatten sie das große Hauptgebäude umrundet und waren dabei über zwei Brücken und durch drei Tore gegangen, die die Gärten miteinander verbanden und teilten. An einem der größeren Teiche (es gab fünf, wie Neji mit gewissem Stolz erzählte), blieben sie stehen und betrachteten im Schein der Lampions zwei silberne Kois, die unter dem Abbild der Sterne auf der Wasseroberfläche fangen zu spielen schienen. Nicht unweit von ihnen saß Hanabi mit einem kleinen Late-Night-Snack in Form eines Wassereises auf der Veranda, die einen Großteil des Hauses umschloss. Mit einem Mal wurde die Stille der Nacht von zwei zornigen Stimmen durchschnitten. Aller Köpfe ruckten zum Haus herum, denn obwohl keiner verstand, was gesagt wurde, waren die Stimmen klar erkennbar. »Ich hab Hinata noch nie so wütend gehört.« Hanabi wirkte ehrlich verdutzt und wandte sich suchend an ihren Cousin, der die Stirn runzelte. »Was meinst du, worüber die beiden streiten?« Neji zuckte langsam mit den Schultern. »Weder Hinata noch dein Vater sind gewöhnlich streitlustig, also muss es etwas Ernstes sein.« Leise schniefte Temari in ihre fünftes Papiertaschentuch. Dieser Film brachte sie aber auch jedes Mal zum Heulen! Aber er war so schön … Sie seufzte und wandte den Kopf zur Seite. Das Seufzen wiederholte sich, diesmal genervt. War der Mistkerl schon wieder eingeschlafen! Im Schneidersitz und mit verschränkten Armen saß Shikamaru neben ihr auf der kleinen Couch, den Kopf zurückgelehnt, den Mund leicht geöffnet und, wenn Temari nicht alles täuschte, am schnarchen. Zu seiner Verteidigung musste man sagen, dass er es vorher angekündigt hatte. Seine Mutter hatte ihn tagsüber nämlich dazu genötigt, ihr bei der Gartenarbeit zu helfen, und der Garten der Naras war schlicht riesig. Shikamaru war erschöpft und ausgelaugt bei Temari angekommen, nur eben frisch geduscht, damit er nach dem Tag mit harter Arbeit nicht stank wie ein Iltis. Liebevoll betrachtete Temari das Gesicht ihres Liebsten, und riss sich dann nur von ihm los, um den Fernseher auszuschalten und die Jalousie herunter zu ziehen. In der Ferne vernahm sie die Sirene eines Krankenwagens und die winzigen blau-roten Lichter. Was da wohl passiert war? Ganz vorsichtig stupste sie Shikamaru an, der Gott sei Dank vorausschauend genug gewesen war und schon einen Pyjama anhatte, und dirigierte den Schlaftrunkenen dann zum Bett. »Mir tut alles weh«, murrte er leise. »Ich hasse meine Mutter.« »Wenn du magst, kann ich dir noch ein bisschen den Rücken massieren.« Ihr Angebot wurde mit einem zufriedenen Grunzen quittiert, und Shikamaru entledigte sich mehr schlecht als recht und schließlich mit Temaris Hilfe seines Oberteils und ließ sich bäuchlings auf ihr Bett fallen. Mit einem bisschen Lotion zwischen den Fingern begann Temari mit zupfenden, kreisenden Bewegungen und arbeitete sich schließlich zu den verspannten Nackenmuskeln vor, die sie sanft durchknetete. Shikamaru schnurrte zufrieden. Er liebte dieses Mädchen. Sie lagen nebeneinander auf den Kissen, und Sai spielte geistesabwesend mit einer von Inos langen goldenen Haarsträhnen, betrachtete sie so eindringlich, als wollte er jeden Farbreflex auseinandernehmen. Mit einem wohligen Seufzen gähnte Ino und streckte sich. »Ich könnte was zu trinken vertragen.« »Sofort, mein Engel.« Sai schmunzelte, als er das glückliche Strahlen auf ihrem Gesicht sah, dass dort immer dann auftauchte, wenn er sie mit diesem Kosenamen bedachte. Natürlich tat er das nur, wenn sie alleine waren. Rasch zog er sich Boxershorts und Hose über, und Ino genoss den Anblick seines sehnigen Oberkörpers. »Vielleicht bringst du noch ein paar Extra-Eiswürfel mit«, schlug sie mit verruchter Stimme vor, und Sai hob amüsiert die Augenbraue. »Sie sind unersättlich, Miss«, neckte er sie, schon halb auf dem Weg zur Treppe. Dieses eigenartige, wundervolle Gefühl, dass er in letzter Zeit hatte, brachte ihn viel zu oft zum lächeln. Er konnte es nicht anders beschreiben als dass Ino ihm einfach gut tat. Und der Sex natürlich auch. Sie war sehr abenteuerlustig und experimentierfreudig, und bis jetzt hatte er an ihren Vorschlägen immer Gefallen gefunden. Sehr sogar. Beflügelt vor sich her summend suchte Sai zwei Gläser aus dem Schrank und öffnete dann den Kühlschrank, um dessen Inhalt zu inspizieren. Zeitgleich vernahm er, wie etwas Schweres gegen die Haustür wummerte, und daran kratzte. Schlagartig war seine gute Laune verschwunden. Wenn Danzo um diese Uhrzeit heim kam, bedeutete das, dass er aus der Bar heraus geschmissen worden war, weil er zu viel getrunken hatte. Und ein Rausschmiss wirkte sich sehr negativ auf seine Laune aus. Sai machte sich keine Gedanken darum, was sein Vater ihm dieses Mal entgegenschleudern würde – Worte oder Gegenstände – aber ihn ergriff die Panik beim Gedanken daran, dass Ino, von dem Lärm aufgeschreckt, den Danzo jetzt fabrizierte, nach oben kommen würde. »BUASCHE!«, grölte Danzo und torkelte durch den kurzen Flur Richtung Küche, als wüsste er instinktiv, wo Sai anzutreffen war. »Wo is main- wieso bissn du naggisch?« Die ausladende Bewegung seiner Hand brachte ihn kurzzeitig aus dem Gleichgewicht, aber Danzo fing sich wieder, und starrte mit trüben Augen und ärgerlich zusammengezogenen Augenbrauen den Jungen an, den er vor so vielen Jahren als seinen Sohn angenommen hatte. »Guten Abend«, grüßte Sai höflich, aber immer auf der Hut. Er wusste nie, was Danzo aufregen konnte, wenn er in diesem Zustand war. Der Betrunkene schien vergessen zu haben, dass er eine Frage gestellt hatte, und schwankte jetzt an Sai vorbei zu dem Schrank, in dem er seinen Vorrat verstaut hatte. »Wo is der W-W-Wokda?!«, blaffte er den Mülleimer an, als er das Gesuchte nicht zu finden vermochte. Blitzschnell drehte er sich um, schwankend, und wiederholte seine Frage, dieses Mal an Sai gerichtet. »Wo is mein Wodka, Bursche?!« »Ich weiß es nicht.« Sai zwang sich, ganz ruhig zu bleiben und betete dafür, dass Ino blieb wo sie war. Bis jetzt hörte es sich für sie hoffentlich nur nach einem volltrunkenen Vater an – nichts allzu ungewöhnliches, wenn es Sai gelang, ihr später klar zu machen, dass es etwas einmaliges war. Schwieriger würde es werden, wenn Danzo ihn erneut verletzte. Und im Grunde war es seine Schuld, dass Danzo jetzt so wütend wurde. Sai hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, den Spirituosen Schrank mindestens einmal die Woche zu kontrollieren und gegebenenfalls aufzufüllen. Aber in seiner Glückseligkeit mit Ino hatte er es diese Woche vergessen. Danzo stampfte wütend mit dem Fuß auf und packte die Lehne eines Stuhls, hob ihn hoch, ganz gewiss mit der Absicht, ihn auf Sai zu schleudern – als er plötzlich inne hielt. Ein dümmlicher Ausdruck trat auf sein Gesicht, und der Stuhl fiel polternd zu Boden, als er Danzos Händen entglitt. Sein linker Arm zitterte, und mit einem Röcheln packte er sich mit rechts an die Brust. Ohne, dass er ein weiteres Wort sagen konnte, sank er in sich zusammen und schlug rücklings auf dem Küchenfußboden auf. Sai rührte sich nicht, viel zu überrascht und geschockt von der plötzlichen Wendung. Er starrte den Mann an, den er Vater nannte, so lange er denken konnte. Den Mann, der seine Mutter bis zu ihrem Tod glücklich gemacht hatte, der ihn in seiner Malerei unterstützt hatte. Den Mann, dem in seinem alkoholischen Wahn so oft die Hand ausgerutscht war, der einen unerbittlichen Hass gegenüber Fremden entwickelt hatte. Er wusste nicht, was er tun sollte, sondern blieb einfach stehen, sah auf Danzo hinab und doch durch ihn hindurch. In seinem Kopf wirbelte es nur so vor guten wie auch schlechten und den schlimmsten Erinnerungen. Wenn er ihn einfach dort liegen ließ … aber was sollte er Ino erzählen? Was … was sollte er tun? Das Bild entsprang ungebeten seinen ältesten Erinnerungen: Danzo, der nach dem Tod von Sais Mutter an ihrem Krankenbett weinte, und Sai in den Arm zog, den kleinen Jungen, der noch gar nicht verstand, dass seine Mutter nicht wieder kommen würde - »INO!«, brüllte Sai, und stürzte nach vorn, kniete sich neben seinen Vater und presste die Hände auf seinen Brustkorb. Nur Sekunden später kam Ino außer Atem die Treppe hinauf, das Haar zerzaust und ihre Bluse in Windeseile schief zusammen geknöpft. »Ich habe Streit gehört-« »Ruf einen Krankenwagen!«, herrschte er sie an, und spürte gleichzeitig, wie seine Augen brannten. Rhythmisch drückte er seine Hände nieder, zehn mal, zwanzig mal, dann holte er tief Atem, überstreckte Danzos Kopf und blies ihm alle Luft in den schlaffen Körper. Er bekam nicht mehr mit, was Ino tat, verrichtete wie auf Autopilot seine Arbeit, dass, was ihm durch das Adrenalin von seinem Erstehilfekurs wieder einfiel. Irgendwann wurde er sanft von Danzo weg gezogen, und erst da bemerkte er die Sanitäter, das rote und blaue Licht, das abwechselnd durch die Fenster der Küche flackerte. Ino zog ihn in ihre Arme, die Augen rot und die Wangen nass. Er konnte immer noch nur seinen Vater anstarren, wie er dort auf dem Boden lag, wo jetzt die Sanitäter das versuchten, was Sai in seinem Innern schon als sinnlos zu beschreiben wusste. Danzo Shimura war tot. März - vierte Woche ------------------- Die Zeit nach dem Tod seines Vaters war für Sai kein Zuckerschlecken. Neben der Schule musste er zu zahlreichen Ämtern gehen, Papiere unterschreiben, von denen er sich nicht immer sicher war, was sie bedeuteten, und eine Beerdigung organisieren, zu der nur wenige Menschen, und hauptsächlich aus Mitleid ihm gegenüber kamen. Alle seine Freunde waren in schwarzer Trauerkleidung erschienen, und hatten größtenteils ihre Eltern mitgebracht. Vor allem Rasa und Karura, Temaris Eltern und entfernte Nachbarn, hatten Sai bei der Organisation unterstützt, und ihm gesagt, dass ihre Tür stets für ihn offen sein würde. Ein Dach über dem Kopf brauchte Sai allerdings nicht, denn das Haus, in dem er mit Danzo gelebt hatte, war abbezahlt und damit schuldenfrei ein Teil seines Erbes. Ein Angestellter der Bank mit dem er am Morgen der Beerdigung noch telefoniert hatte, erzählte sogar etwas von einem Sparbuch, das Danzo auf Sais Namen hin geführt hatte, und auf dem genug Geld war, damit Sai sich seinen Traum von der Kunstakademie ohne Probleme erfüllen konnte. Alles in allem war der Tod mit Danzo sehr versöhnlich gewesen, und trotzdem nagte dieser eine Moment der Schwäche an Sai, in dem er gezögert hatte, Hilfe zu rufen. Sekunden, die Danzo auch nicht mehr gerettet hätten, wie ihm der Notarzt versichert hatte. Dennoch … »Hey.« Ino legte ihm die Hand auf die Schulter. Er stand immer noch an dem offenen Grab, starrte blicklos auf den Sarg hinunter, und wachte erst jetzt aus seinem Stupor auf. Er drehte sich zu ihr um, und bemerkte, dass die Erwachsenen sich zurückgezogen, und ihn im Kreis seiner Freunde alleine gelassen hatten. »Wenn du irgendwas brauchst, Alter …«, ließ Naruto einen besorgten Halbsatz in der Luft hängen. »Wir sollten so langsam los, im Café warten sie sicher schon auf die Trauergesellschaft. Oder brauchst du noch einen Moment? Ich weiß, dass du ihn furchtbar vermissen musst …« Inos Stimme hörte sich an, als wollte sie selbst jeden Moment losweinen. Unwillkürlich schnaubte Temari, und aller Augen wandten sich ihr zu. »Sorry«, murmelte sie abwertend. »Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass das wahr ist.« Vor Entsetzen klappte Ino der Mund auf, und sowohl Sakura und Naruto folgten ihrem Beispiel. Sasuke hatte jedoch die Arme verschränkt, und trat jetzt neben Temari. »Meinst du nicht, du solltest mal reinen Tisch machen?«, fragte er Sai. »Es ist seine Beerdigung«, erwiderte dieser. »Und es bringt nichts, über Tote herzuziehen. Außerdem war er trotz all seiner Fehler ein guter Vater, und ich will nicht, dass sein Andenken beschmutzt wird.« Sai hatte sanft und kühl gesprochen, denn er verspürte keinen Ärger über Temaris und Sasukes Worte. Sie hatten ja Recht. Er wollte Danzo auch gar nicht verteidigen, für das, was er getan hatte. Aber was die beiden aus den Augen zu verlieren schienen, war, dass Danzo eben nicht immer ein schlechter Vater, sondern manchmal auch ein wirklich guter gewesen war. »Lasst uns gehen.« Er nahm Ino bei der Hand und führte sie von dem Grab weg, seine sprachlosen, verwirrten Freunde zurücklassend. »Hast du kurz Zeit, Suigetsu?« Die spitze Frage hallte durch den menschenleeren Korridor der Schule. Es war die Zeit zwischen der letzten Stunde und den NachmittagsAGs, und die Schüler die frei hatten, waren schon längst verschwunden, während andere, wie Suigetsu gerade, auf dem Weg zu ihrer Sportgruppe waren. Mit Schwimmbeutel über der Schulter drehte er sich lässig und gelangweilt um. »Wer will das wissen?« »Ich.« Hinata verschränkte die Armen vor der Brust, was ihr unwissentlich und unabsichtlich ein ansehnliches Dekolleté einbrachte. »Ach«, machte Suigetsu langsam, und musterte Hinata mit mildem Interesse. »Du und … wie war der Name gleich?« Zumindest erinnerte er sich dieses Mal daran, sie schon einmal gesehen zu haben. Karin presste die Lippen zusammen. »Karin«, knirschte sie. »Wir müssen reden.« »Hör mal, was immer es ist, ich habe keine Zeit und Lust, es mir anzuhören«, erklärte Suigetsu gelangweilt und wandte sich wieder ab. Er hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass Hinata ihn an der Schulter packte und zurückzog. Die Kleine hatte mehr Kraft, als er ihrer schmalen Gestalt zugetraut hätte. Vielleicht versteckte sie die Extra-Power in ihren überdimensionalen Hupen? Mit einem übertriebenen Seufzen drehte sich Suigetsu also erneut um und musterte Hinata gelangweilt. Das einzige, was ihn jetzt aus seiner Lethargie reißen könnte, wäre, wenn die beiden ihm einen Dreier anböten - Hey, das wäre sogar ziemlich cool … »Erinnerst du dich auch nur im Entferntesten noch an den Weihnachtsball vor ein paar Wochen?«, fragte Karin jetzt und scharrte mit einem Fuß auf dem Boden. Nachdenklich legte Suigetsu den Kopf schief und sah jetzt die Rothaarige an. Könnte es sein, dass er sie schon mal irgendwo gesehen hatte? Also, abgesehen davon, dass sie offensichtlich auf die selbe Schule ging wie er. »Hatten wir Sex?« Sein Tonfall war pragmatisch, aber die Neugierde war nicht zu verleugnen in der Art, wie er die Frage betonte. »Hmhm.« Plötzlich sah Karin verkniffen aus und auf ihre Wangen legten sich hektische Flecken. »Also, wenn du an einer Wiederholung interessiert bist-«, setzte Suigetsu an und setzte ein gönnerhaftes Lächeln auf. »Ist sie nicht«, unterbrach Hinata spitz das unmoralische Angebot, das Suigetsu auf der Zunge lag. Karin warf ihrer moralischen Unterstützerin einen irritierten Blick zu, was allerdings nicht daran lag, was Hinata gesagt hatte, sondern wie sie es gesagt hatte. Konnte irgendjemand das schüchterne, durch und durch liebe Mädchen verärgert haben? Abwartend sah Suigetsu zwischen Hinata und Karin hin und her. Letztere biss sich zunächst auf die Unterlippe, bevor sie mit ihrem Problem herausplatzte. »Ich bin schwanger.« »Oh, haha, der ist gut«, machte Suigetsu nach einem Moment der geschockten Stille. »Weißt du, der erste April ist erst nächste Woche-« »Das ist kein Witz!«, fauchte Karin, nestelte an ihrer Tasche herum, und zog schließlich ein schwarzweißes Bild hervor, das sie Suigetsu und die Hand klatschte. Mit untertassengroßen Augen starrte Suigetsu das körnige Ultraschallbild an und schüttelte dann den Kopf, wollte es ihr zurück geben. »Verarsch mich nicht. Und überhaupt, woher willst du wissen, dass es von mir ist?« Als Karin das Bild nicht nahm, zuckte er mit den Schultern, zerknüllte es und wandte sich ab, um es im Gehen in die nächste Mülltonne zu schmeißen. »Hör mir mal zu, du Arsch«, brüllte Karin ihm hinterher. »Ich weiß, dass es deins ist, und wenn du mir nicht glaubst, dann machen wir eben einen Test, sobald es geboren ist!« Suigetsu blieb stehen und drehte sich mit ausdrucksloser Miene halb um. »Vielleicht solltest du eher darüber nachdenken, es weg zu machen, denn ich werde dafür garantiert nicht aufkommen.« »Ich glaube nicht, dass du eine Wahl hast, wenn die Vaterschaft bewiesen ist«, sagte Hinata mit arktischer Kälte in der Stimme, und legte Karin einen Arm um die Schultern, um sie weg zu führen. Leise murmelte sie: »Beruhig dich, Stress ist nicht gut für das Baby. Das Kleine kann ja nichts dafür, dass sein Vater so ein Idiot ist.« Mit einem letzten giftigen und gleichwohl verletzten Blick auf Suigetsu ließ sich Karin von ihrer Freundin wegführen. Mit gerunzelter Stirn sah er den beiden hinterher, bis sie um eine Ecke verschwanden. Dann ging sein Blick zu dem Mülleimer, in den er das Foto geschmissen hatte. Ein unwilliges Seufzen entfuhr ihm, und er gab sich einen Ruck, trat heran, fischte das zerknüllte Papier heraus und strich es wieder glatt. Ein Baby, huh? »Hina, was ist eigentlich mit dir los?«, zischelte Karin. »Nichts, was soll sein?«, kam es schnippisch zurück. »Hast du dich mit Naruto gezofft?« »Was?! Nein!« »Du bist so-« »Hinata!« Strahlend kam Naruto auf die beiden Mädchen zu, und sofort verklärte sich Hinatas grüblerischer Gesichtsausdruck zu einem schüchternen Lächeln. »Hey, habt ihr schon mit dem Idioten gesprochen? Muss ich ihn verprügeln?« Suchend sah Naruto sich um, während er den Arm vertrauensvoll um Hinata legte. »Lass gut sein«, sagte Karin zerknirscht. »Er wird sich an den Gedanken gewöhnen müssen. Musste ich ja auch.« Tenten zweifelte ernsthaft an der Zurechnungsfähigkeit ihrer beiden Heim-Mitbewohnerinnen und Freundinnen Tayuya und Karui. Die beiden hatten sich ihr an diesem Freitagabend nahezu aufgedrängt und saßen jetzt in Tentens Zimmer, um ihr in der Frage der Kleiderwahl für den anstehenden Diskoabend behilflich zu sein. So sagten sie zumindest. »Das kann ich nicht anziehen!«, quietschte Tenten, während sie sich mit knallroten Wangen im Spiegel begutachtete, und wenig erfolgreich versuchte, ihre Blöße zu bedecken. Karui hatte von irgendwo her ein dunkelgrünes Oberteil aufgetrieben, dass sie Tenten als ‚Kleid‘ zu verkaufen versuchte. »Natürlich kannst du, Tenten«, versicherte die Rothaarige. Sie wühlte gerade in einer Schmuckschachtel nach passenden Accessoires. »Das ist viel zu eng – und zu kurz!« »Das ist sexy!«, widersprach Karui vehement. »Was sagst du, Tayuya?« »Es ist sehr viel körperbetonter als das, was du normalerweise trägst, Teni, und deswegen wohl etwas ungewohnt. Aber ich kann dir versichern, dass alle wichtigen Stellen vollständig bedeckt sind, und du es dir mit deiner Figur definitiv erlauben kannst, Hauteng zu tragen.« »Außerdem willst du deinem Freund doch mal ein bisschen Feuer unterm Hintern machen, oder nicht?« Tenten verfluchte sich dafür, dass sie mit den beiden Mädchen über die Thematik ‚Intimität in einer Beziehung‘ gesprochen hatte, aber sie wusste einfach nicht, mit wem sie sonst hätte sprechen können. Hinata wollte gewiss nichts über Neji hören, da war sie sich sicher. Sakura war ebenso unerfahren wie Tenten, und um mit Temari zu sprechen, hätte sie zu dieser nach Hause gemusst, und was wenn dann Kankuro etwas mitbekommen hätte? Unberechtigterweise hatte Tenten dem Bruder ihrer Freundin gegenüber Schuldgefühle. Aber auf jeden Fall hatte er es nicht verdient, sich dann auch noch anhören zu müssen, was sie und Neji … eben nicht taten. Allein bei dem Gedanken wurde Tenten schon wieder melanchonisch. Und Ino würde wahrscheinlich die Korken knallen lassen, einen Affentanz aufführen, und Tenten vollständig verunsichern mit ihrer unvergleichlichen Art, sich einzubringen. Also hatte sie schließlich vor Karui und Tayuya ausgebreitet, dass sie das Gefühl hatte, Neji wolle gar nicht, hm, ‚intim werden‘. Beide waren sofort einstimmig der Meinung gewesen, dass dies nicht zutraf, und der Herr nur einen Schubs in die richtige Richtung benötigte. Womit sie wieder beim Thema waren. »Aber wenn sie sich nicht wohl fühlt, dann solltest du sie nicht dazu zwingen. Es geht ja auch um Ausstrahlung, und ohne Selbstbewusstsein wird sie so einen Look garantiert nicht durchziehen können«, erklärte Tayuya. »Danke«, murmelte Tenten leise. »Das ist echt nicht böse gemeint, Teni«, schob sie rasch hinterher. »Wie schon gesagt, du kannst das anziehen. Aber wenn du den ganzen Abend dran rum zupfst und dich klein machst, wirkt das nun mal gar nicht sexy, sondern eher traurig …« Mit Blick auf den Uhrenanhänger an ihrem Bettelarmband knurrte Ino leise »Wo bleiben die denn alle? Wir haben acht gesagt, vor dem Club.« »Sie werden schon noch kommen«, versuchte Sai sie zu beruhigen. »Es kann doch nicht sein, dass die alle plötzlich zu Zu-spät-Kommern mutieren! Wir müssen doch den letzten Schultag feiern! Nach den Ferien geht es doch schon in die heiße Phase der Prüfungen, wir haben nicht mehr so viel Zeit-« »Sie ist jetzt schon am Meckern? Der Abend fängt ja gut an«, ertönte da die gelangweilte Stimme Shikamarus, der, Hand in Hand mit Temari, jetzt vor dem Club eintraf. Bevor Ino noch einen schnippischen Kommentar abgeben konnte, erschienen auch schon Sakura, Naruto und Hinata, und kurz darauf schlenderten Neji und Tenten aus Richtung des Wohnheims auf sie zu. »Teme hat geschrieben, dass er schon drin ist«, verkündete Naruto schließlich mit Blick auf sein Handy, und das nahm die Gruppe als Stichwort, sich schon mal in die kurze Warteschlange vor dem Club einzureihen. »Itachi hat ihn anscheinend mitgenommen.« Ino schnaubte leise, gab aber keinen Kommentar dazu ab, sondern suchte sich gleich das nächste Thema. Tenten friemelte abwesend am Gummizug ihrer doch etwas abgetragenen Jacke herum, und Ino musste sie zweimal ansprechen, bevor sie bemerkte, dass die Schelte ihr galt. »Du hast ja gar kein Make-Up drauf, Teni. Und eine stinknormale Jeans. Wir hatten doch gesagt, wir motzen uns auf.« Mit schamroten Wangen sah sie traurig zu Boden. »Lass sie ihn Ruhe, Ino«, forderte Neji die impulsive Blondine auf. »Sie fühlt sich wohl in ihren Klamotten und sieht trotzdem gut aus.« Obwohl der Kommentar keineswegs abwertend war, versetzte es Tenten einen kleinen Stich. Vielleicht hätte sie doch das viel zu kurze Kleid von Karui anziehen sollen? »Man, geht das hier endlich mal weiter?«, meckerte Naruto leise. Nicht leise genug jedoch, um vom Türsteher überhört zu werden. Der warf Naruto nun einen miesepetrigen Blick zu, und stempelte seine Hand anschließend deutlich fester als nötig. »Aua«, maulte der Malträtierte, während ein Großteil seiner Freunde ein Kichern unterdrückte. Drinnen trafen sie Sasuke, der durch seine guten Beziehungen eine Sitzecke ergattert hatte. »Nur deshalb«, kommentierte Ino mit einer ausladenden Bewegung in Richtung der U-förmigen Bank gestikulierend, auf der Sasuke es sich auf bequem gemacht hatte, »verzeihe ich dir, dass du nicht zur verabredeten Zeit am Treffpunkt warst!« »Wie großzügig«, kommentierte Sasuke trocken, und begrüßte die anderen mit einem Nicken. Naruto, Temari und Sakura grinsten. »Sitzen«, murmelte Shikamaru leise und unzweifelhaft glücklich, denn die Aussicht, den ganzen Abend im Club zu stehen hatte doch etwas anstrengendes an sich. »Okay, wer holt die erste Runde?« Dieses unangenehme, deprimierende Gefühl, dass sich schon seit dem Nachmittag wie Gift durch ihre Adern schob, versetzte Tenten einen weiteren Stich. Ihr war schlecht. Sie konnte es einfach nicht lassen, hatte Neji nachgesehen, wie er zur Bar ging, um sich und ihr ein neues Getränk zu holen. Das Problem war, dass sie bei weitem nicht die Einzige war, die starrte. Drei, vier Mädchen und junge Frauen drehten die Köpfe, als Neji an ihnen vorbei ging, und betrachteten ihn mit unverhohlenem Interesse. Jede von ihnen war tausendmal hübscher als sie selbst – zumindest kam es Tenten so vor. Kurze Röcke, enge Hosen, tiefer Ausschnitt, hübsch geschminkt. Plötzlich schämte sie sich für ihr legeres Outfit. Was, wenn eines dieser Mädchen Neji ansprach? Was, wenn sie ihm gefielen? Sie versuchte sich zu beruhigen, indem sie daran dachte, dass ihr bester Freund vor ihr niemals Interesse an Mädchen gezeigt hatte. Aber es half nichts. Die kumulierten Aussagen ihrer Freundinnen, über den ganzen Tag verteilt, taten ihriges, damit Tenten sich absolut minderwertig fühlte. So schlimm war es schon einmal gewesen, in der Zeit kurz nach dem Tod ihrer Eltern, als Amy ihre volle Aufmerksamkeit darauf gelegt hatte, Tenten nieder zu machen. Und weil Tenten dadurch gelernt hatte, ihre Gefühle zu verstecken um nicht noch mehr Angriffsfläche zu bieten, bemerkte auch jetzt keiner ihrer neuen Freunde, dass es ihr schlecht ging. Sie wagte es nicht, nocheinmal zu Neji zu gucken, aus Angst, was sie sehen könnte. Kurz darauf setzte er sich wieder neben sie, schob ihr ein Glas Cola zu, und legte den Arm um sie. Er bemerkte sofort, dass sie sich steif machte, und nicht wie sonst an ihn schmiegte. »Was ist los?«, fragte er mit den Lippen an ihrem Ohr, weil sie ihn sonst über den Lärm der Musik bestimmt nicht verstanden hätte. Was sollte sie sagen? Er würde sicherlich mit Unverständnis reagieren. »Mir geht es nicht gut«, platzte sie schließlich heraus, ohne ihn anzusehen. »Ich glaube ich geh nach Hause.« Sie hatte sich schon erhoben, und jetzt wurden auch die anderen auf sie aufmerksam. »Willst du tanzen, Teni?«, fragte Sakura freudig. Sie traute sich nicht alleine, und hatte nur darauf gewartet, dass eine ihrer Freundinnen die Initiative ergriff. Tenten schüttelte hastig den Kopf, setzte ein entschuldigendes, verzerrtes Lächeln auf, welches sie mit eine Abschiedsgeste untermalte, und war dann schon in der Menge verschwunden. Perplex sahen die anderen ihren beiden Dutts nach, die sich als nicht zu verkennendes Markenzeichen Tentens durch den Club Richtung Ausgang schoben. »Was hat sie denn?«, fragte Naruto verwundert. »Wir sind noch nicht mal eine halbe Stunde hier!«, empörte sich Ino. »Ich gehe ihr nach«, sagte Neji grimmig. »Wir sehen uns.« Und damit war auch er verschwunden. »Sagt mal, wofür plane ich diese Abende überhaupt?« »Vielleicht ist sie krank«, versuchte Sai abzuwiegeln. »Und du willst doch nicht, dass sie sich durch den Abend quält, nur damit deine Organisation nicht umsonst war, oder?« »Hmpf. Nein.« Es klang nicht sehr überzeugend. Sakura schüttelte kichernd den Kopf, während ihre beste Freundin mit verschränkten Armen und vorgeschobener Unterlippe dasaß. »Also, will jetzt irgendwer tanzen?« »Ich komme mit!«, sagte Ino, und nachdem die Jungs und Hinata verneint hatten, suchten sich die drei übrigen Mädchen ein Plätzchen auf der Tanzfläche. Hinata: Hey, alles in Ordnung bei dir, Teni? Meld dich! In ihrer perfekten Verkleidung lauernd wartete Kaoru nur auf die passende Gelegenheit. Sie beobachtete genau, wie diese pinkhaarige Mistziege sich die Seele aus dem Leib tanzte, nur um Sasukes Aufmerksamkeit zu erregen. Zusammen mit den anderen Schlampen aus ihrem Freundeskreis schien sie einen irren Spaß daran zu haben. Aber wie es so ist nach ausgiebiger Ertüchtigung, war Sakura irgendwann erschöpft und lechzte nach etwas zu Trinken. Perfekt. Kaum dass sich Sakura mit ihrem Cocktail in der Hand von der Bar umdrehte, stand Kaoru auch schon bereit, und rempelte sie nur wenige Schritte später an. »Uups, Entschuldigung!«, kicherte sie, und ging dann eilends weiter, wobei sie noch mehrere weitere Leute anstieß. Als sie die Damentoilette erreicht hatte, huschte sie in eine Kabine und zog sich sogleich die kurzhaarige dunkelbraune Perücke herunter. Dann zog sie das Tube-Top aus, wendete es auf Links, wobei die Farbe von Rot zu Grün wechselte. Ihren Rock zupfte sie auf die für sie moderate Länge nach oben, und schon war die Verwandlung komplett. Niemand würde sie wieder erkennen, wenn sie jetzt noch ihr Make-Up auftrug. Durch gezieltes Contouring hatte sie ein deutlich schmaleres Gesicht und hervorgehobene Wangenknochen. Sie spähte aus der Kabine heraus, sah niemanden, und begann eilig, sich abzuschminken. Die Perücke lag in dem Mülleimer für Damen-Hygieneartikel. Sakura unterdessen ging gut gelaunt, aber müde zurück zum Tisch ihrer Freunde. Weder sie, noch irgendjemand anderes bemerkte die kleine Pille, die sich zwischen den Eiswürfeln ihres Caiprinhas langsam auflöste. »Naja, Leute«, sagte Ino nur wenige Minuten später, und klopfte auf den Tisch. »Wir machen uns so langsam mal auf den Heimweg.« Shikamaru und Temari wechselten einen Blick und erhoben sich ebenfalls. »Uns reicht's auch für heute. Wir sehen uns am Vierten zu Sakuras Geburtstagsfeier?« »Japp«, strahlte Sakura, und musste dann plötzlich hinter vorgehaltener Hand gähnen. »Ohje, ich glaube, ich sollte auch so langsam mal heim …« »Wie, ihr geht alle schon?«, empörte sich Naruto. »Ich hab mir grade ein neues Bier geholt!« »Tja, Dobe, das wirst du wohl nur in Hinatas Gesellschaft trinken müssen.« Sasuke wurde wütend angefunkelt, aber Naruto verkniff sich das 'Teme!'. »Wenn ihr noch hier bleibt«, setzte Sakura an und schob ihren angefangenen Cocktail von sich, »Hina, willst du den Rest haben?« »Was ist das denn für einer?« »Caipi«, grinste Sakura, und Hinata nickte lächelnd. »Danke.« Kurz darauf saßen Naruto und Hinata alleine in ihrer Sitzecke. Er hatte den Arm um sie geschlungen, und sie hatte sich vertrauensvoll an ihn gelehnt. »Weißt du eigentlich, wie froh ich bin, dich zu haben?«, neckte Naruto sie und gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. Hinata kicherte etwas angetrunken. »Du hast es schon das ein oder andere Mal erwähnt«, gab sie zurück. »Aber wir bleiben auch nicht mehr lange, oder? Der Alkohol steigt mir zu Kopf.« In der Tat fühlte sie sich etwas schwindelig. Sie hätte Sakuras Caipirinha langsamer austrinken sollen. »Natürlich, ich mache nur noch mein Bier leer, dann können wir gehen.« Er küsste sie sanft, dieses Mal auf den Mund, aber als sie sich von ihm löste, wusste er sofort, das etwas nicht stimmte. »Hinata?« »Ich fühle mich gar nicht gut«, wisperte sie so leise, dass er Mühe hatte, sie über die Musik überhaupt zu hören. »Hey, du bist kalkweiß, was-« In diesem Moment verdrehte sie die Augen und sank in ihrem Sitz zusammen. »Hinata? Hinata! Hey!« Panisch packte Naruto seine Freundin bei den Schultern und schüttelte sie. »Fuck!« Er sah sich suchend um, aber die anderen waren natürlich schon längst verschwunden. Naruto wusste instinktiv, dass die Kacke am dampfen war. Das hier war kein 'Whoops, hab ich doch glatt ein bisschen zu viel getrunken'. Nein, irgendwas stimmte nicht. Und da Hinata immer noch nicht auf seine Ansprechversuche reagierte, bekam er es mit der Angst zu tun. Sie musste nach Hause- nein, ins Krankenhaus! Zwei Tische weiter räumte gerade die blauhaarige Kellnerin ein paar Gläser ab, und Naruto machte mit wildem Winken auf sich aufmerksam. »Ich brauche Hilfe, sie an die frische Luft zubringen! Irgendwas stimmt nicht, kannst du einen Krankenwagen rufen?« Die Kellnerin, die einen Augenblick gebraucht hatte um den Ernst der Lage zu erkennen sah geschockt aus, nickte aber und schob sich hastig durch die Menge zur Bar, wo sie ein paar scharfe Worte mit dem Barkeeper wechselte. Auch er wurde sofort ernst und signalisierte dem zweiten Barkeeper, dass er übernehmen müsse. Die Kellnerin war nach draußen verschwunden, vermutlich um zu telefonieren, denn hier drinnen konnte man sein eigenes Wort nicht verstehen. Der Barkeeper hingegen, gepierct und mit knallorangenen Haaren hatte sich zu Naruto und Hinata durchgeboxt und schaffte es nun zusammen mit ersterem Hinata zwischen ihnen beiden nach draußen zu bugsieren. »Was ist passiert?«, fragte er, sobald die Tür des Clubs hinter ihnen zugefallen war. »Ich habe keine Ahnung. Sie wirkte, als hätte sie ein bisschen zu viel getrunken, und dann bam- war sie weg!« Panik ließ Narutos Stimme sich überschlagen. »Süße, kannst du mich hören?« Hinata wimmerte ganz leise, und da kam die Kellnerin auf sie zugerannt. »Der Krankenwagen ist gleich hier. Ich hab' Wasser mitgebracht, wenn sie was trinken kann?« Sie wedelte mit einer Plastikflasche, aber Hinata hing schlapp und ohnmächtig in Narutos Armen, sodass an trinken gar nicht zu denken war. Trotzdem war Naruto beruhigt, dass Hilfe unterwegs war. »Hinata, Schatz? Ich rufe jetzt deinen Vater an«, murmelte er und setzte sie mit Hilfe des Barkeepers und der Kellnerin auf einen Treppenabsatz, wo Hinata in sich zusammengesunken halb sitzend liegen blieb. Er zog Hinatas Handy aus ihrer Jackentasche und fand schnell den gesuchten Eintrag, dann trat er ein paar Schritte beiseite, aber behielt seine Freundin dabei immer im Auge. Die Kellnerin hatte sich neben sie gesetzt und tätschelte ihr den Rücken, während der Barkeeper ein Stück die Straße hinunter gegangen war, um den Krankenwagen abzufangen. Naruto bemerkte erst jetzt, dass sie in einer engen Sackgasse standen, in die der Hinterausgang des Clubs mündete. Abrupt endete das Freizeichen in der Leitung, und Hiashi Hyuugas strenge Stimme ertönte. »Hinata, weißt du, wie spät es ist? Ist was passiert?« »Hyuuga-san«, Naruto kämpfte dagegen an, panisch loszuquasseln und versuchte nur das Wichtigste zusammenzufassen. »Hier ist Naruto. Hinata geht es nicht gut, wir waren im Club und- wir haben einen Krankenwagen gerufen. Ich … ich glaube, irgendwer hat ihr was ins Getränk getan, sie ist nicht ansprechbar.« »WAS?!« »Hören Sie, am besten fahren Sie sofort ins Krankenhaus, der Krankenwagen kommt grade-« Tatsächlich waren plötzlich die Sirenen zu hören und dann flackerte rot-blaues Licht am Eingang der Gasse auf und zwei Sanitäter kamen auf sie zu. »Ich erzähle Ihnen alles, wenn wir dort sind, ich muss mich jetzt um Hinata kümmern!« Er legte auf, bevor Hiashi etwas erwidern konnte. Die nächste halbe Stunde hatte er das Gefühl, neben sich zu stehen und zuzuschauen, wie er Hinatas Hand hielt als sie auf die Liege gelegt, ihre Vitalwerte überprüft, und sie schließlich in der Notaufnahme des Krankenhauses getrennt wurden. Er kam sich vor wie ein nervöser werdender Vater, dessen Frau in den Wehen lag, als er im Wartebereich auf und ab stiefelte. Mit echter Besorgnis im Gesicht, aber trotzdem einem gewohnt souveränen Auftreten schritt schließlich Hiashi auf ihn zu, und nachdem er eine Krankenschwester abgefangen und sich über den Zustand seiner Tochter erkundigt hatte, nahm er Naruto ins Kreuzverhör. »Wie zum Teufel konnte das passieren? Jemand hat ihr was ins Getränk getan? Habt ihr denn nicht aufgepasst?!« »Was? Natürlich! Wir waren ja alle da, und Hinata und ich haben nicht mal den Tisch verlassen! Hinata hatte nur zwei Drinks – Neji kann das bezeugen – und dann wollte Sakura nach Hause und hat ihr- Oh mein Gott. Sie hat ihr ihren Drink gegeben …« »Sakura? Ist das nicht eine von ihren Freundinnen? Warum sollte sie ihr etwas ins Glas tun?« »Nein!« Hektisch wühlte Naruto nach seinem Handy und hämmerte die Kurzwahl für Sakura hinein. Hiashi sah ihn verwirrt an, als er fluchte, weil niemand abnahm. Dann eben bei Sakura zu Hause. »Mebuki-san!«, stieß er erleichtert aus, als sich die verschlafene Stimme von Sakuras Mutter meldete. »Naruto? Weißt du wie spät-« »Ist Sakura nach Hause gekommen?«, fragte Naruto eindringlich, und etwas an diesem Tonfall ließ Mebuki aufmerken. »Ja, wieso? Es ging ihr nicht gut, sie hat sich gleich hingelegt.« Naruto fluchte erneut. »Bevor Sakura nach Hause ist hatte sie einen Drink. Sie hat den Rest Hinata gegeben und wir sind jetzt im Krankenhaus, weil Hinata zusammengeklappt ist. Bringt Sakura besser auch sofort her, wir glauben, dass etwas im Glas gewesen sein könnte!« »Oh mein Gott!«, stieß Mebuki aus, jetzt hellwach, und dann hörte Naruto nur noch im Hintergrund »Kizashi, steh sofort auf, wir müssen ins Krankenhaus!«, bevor Sakuras Mutter auflegte. Sakura war zwar nicht ohnmächtig, aber in schlechter Verfassung, als sie schließlich, gestützt von ihrem Vater, in die Notaufnahme wankte. Sie hielt sich den Bauch, war kreidebleich und schwitzte furchtbar. Inzwischen war Hinata gründlich untersucht und auf ein Zimmer gebracht worden, wo Hiashi als Vater sie direkt besuchen durfte, während Naruto weiter einen Trampelpfad in den Boden lief. Als auch Sakura versorgt war, kamen Hiashi, Kizashi und Mebuki zurück zu Naruto. Die Mutter seiner besten Freundin nahm ihn unter Tränen in den Arm und bedankte sich überschwänglich dafür, dass er sofort angerufen hatte. Hiashi ließ sich dazu herab, seinem eventuell irgendwann mal zukünftigen Schwiegersohn dankbar zuzunicken und sagte: »Hinata geht es dem Umständen entsprechend. Sie schläft, und die Ärzte sind zuversichtlich, dass sie die Droge bald aus dem Körper ausgeschwemmt haben werden.« Erleichtert nickte Naruto. »Wenn ich den Kerl erwische, der das getan hat, dann gnade ihm Gott.« Dann zuckte er zusammen, als sein Handy anfing zu klingeln. »Das ist- oh nein, das ist meine Mum … Ich hab vergessen sie anzurufen … Sie wird stinksauer sein, ich hätte schon vor … vor 'ner Stunde zu Hause sein sollen!« »Gib her«, sagte Mebuki leise, und trat dann ein paar Schritte zur Seite, um mit Kushina zu reden. April - erste Woche ------------------- Die Sonne strahlte heiß vom wolkenlosen Himmel herab. Die Zehnjährige Kaoru stand fröhlich grinsend am Fenster und hibbelte aufgeregt von einem Fuß auf den anderen. Heute würden sie in den Zoo gehen! Es gab zwei neue Tierbabys, die schon in den Nachrichten aufgetaucht waren, und ihr Vater hatte versprochen, dass sie diese heute aus nächster Nähe ansehen würden. Kaoru liebte es, gemeinsam mit ihrem Vater etwas zu unternehmen. Er war lieb, fürsorglich und erfüllte ihr jeden Wunsch. Meistens zumindest. »Kaoru, Liebling?« »Papa!« Kaoru wirbelte vom Fenster herum und strahlte ihren Vater an. Der nicht alleine war. Schlagartig gefror das Lächeln auf ihrem Gesicht. »Das hier ist Minami.« Die herausgeputzte junge Frau winkte Kaoru mit einem herablassenden Lächeln zu, das ihre Augen nicht erreichte. »Wir haben heute ein Date. Du bist ja schon ein großes Mädchen, und kannst alleine zu Hause bleiben, nicht wahr? Yamamato-san von nebenan ist da, falls du irgendwas brauchst, okay? Bis heute Abend!« Mit einem flüchtigen Kuss verabschiedete Karuos Vater sich, ohne auf eine Antwort zu warten. Wie versteinert sah Kaoru ihm nach, als er die Wohnungstür hinter sich zuzog, Tränen in den Augen. »Diese verdammten Weiber! Immer bezirzen sie einen, und was sie wollen ist nur Geld, Geld, Geld! Im Mittelpunkt stehen wollen sie, diese Schlampen!« Kaoru saß zusammengesunken und ängstlich neben ihrem Vater, der versuchte sein Leid in Bier zu ertränken. »Es ist doch immer das selbe«, sagte er weinerlich. »Sie wollen, dass man sein ganzes Leben auf sie ausrichtet, aber nichts wollen sie zurückgeben. Ich schwöre, ab jetzt bleibe ich Single! Ich habe die Schnauze voll!« »Kaoru, das hier ist Himeko.« »Meint, mir Vorschriften machen zu können! Aber nicht mit mir, pah!« »Sollen wir morgen Abend ins Kino gehen, Kaoru?« »Hach, ich treffe mich mit dieser netten Kellnerin, vielleicht wird sie ja deine neue Mami.« »Dieses hochnäsige Miststück! Immer im Mittelpunkt stehen wollen! Na, das hab ich gerne. Ist ja nicht so, dass ich auch ein Leben hätte! Nein, Madame will die ungeteilte Aufmerksamkeit! Alles Schlampen!« »Putzen sich heraus wie Clowns mit ihrem Make-Up und verstecken ihr hässliches Gesicht!« Sakura hatte es verdient. Es war ein Pech, dass nun ausgerechnet die schüchterne, liebe, nicht um Aufmerksamkeit bemühte Hinata darunter zu leiden hatte, aber auch daran war schließlich nur Sakura Schuld. Von ihrem Posten am Rande der Tanzfläche hatte Kaoru zunächst beobachtet, wie Sakura den Club verließ, und sie hatte gekocht vor Wut, weil ihr Plan nicht aufgegangen war. Anschließend hatte sie noch mitbekommen, wie Naruto eine halb bewusstlose Hinata nach draußen bugsiert hatte, und spätestens da wusste sie, dass sie lieber verschwinden sollte. Sie musste sich etwas neues ausdenken. Etwas, das Sakura zu Grunde richten würde. Naruto: Leute, Sakura und Hinata sind im Krankenhaus, irgendwer hat den beiden gestern was in den Drink getan. Beide sind noch nicht ansprechbar, aber ich gehe heute Nachmittag wieder hin. Wer kommt mit? Sasuke: Sehr witzig, Naruto. Nicht. Ino: Wir haben dir schon tausend Mal gesagt, dass deine Aprilscherze sch$%& sind! Naruto: Das ist kein Witz! Als ob ich darüber jemals scherzen würde! Shikamaru: Dein Ernst? o.o Neji: Es ist kein Scherz. Bin schon im Krankenhaus, und Hinata ist wieder wach. Sie kann sich an nix erinnern, würde sich aber bestimmt über weiteren Besuch freuen. Station 4, Zimmer 4.012. Ino: Fuck! Sakura liegt in 4.023, habe grade mit ihrer Mum telefoniert. Sorry Naruto! Ich komme heute Nachmittag, muss im Laden aushelfen :/ Sasukes Hand zitterte leicht, als er bemüht ruhig das Handy beiseite legte. Er hatte sich direkt nach dem Frühstück hinter seinen Englisch Aufzeichnungen der letzten Jahre verschanzt, und war dabei gewesen, alles durchzuarbeiten, als die erste Nachricht von Naruto gekommen war. Und jetzt war er sich sicher, dass er sich dieses Wochenende nicht mehr aufs Lernen konzentrieren konnte. »Scheiße«, fluchte er leise, und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Sein Herz zog sich unangenehm zusammen. Sakura war im Krankenhaus. Er brauchte niemanden, der ihm sagte, dass er besorgt war. Das wusste er schon selbst. Aber das Ausmaß überraschte ihn doch etwas. Klar, Sakura war ihm wichtig, wichtiger als alle seine anderen Freunde. Aber dass er sich gleich fühlte, als ob ihn ein wichtiger Teil seines Körpers fehlte? Schon bei Narutos erster Nachricht hatte er diese dumpfe, hektische Furcht verspürt, und sie rasch mit Blick auf das Datum und genervter Erinnerung an den Vorjahresstreich zu verdrängen gesucht. Und als Neji es dann bestätigt hatte… Sasuke stöhnte leise und schob den Stuhl zurück. Er würde nicht eher ruhen, bis er gesehen hatte, dass es ihr gut ging. Er musste sie einfach sehen. Mit nicht vorhandener Begeisterung rupfte Ino das störende Blatt von der Rose, die sie gerade für einen Kunden arrangierte. Sie bemühte sich wirklich, ihr aufgesetztes Lächeln beizubehalten, aber es fiel ihr schwer. Ihr Kopf schwirrte, und das nicht nur, weil sie erfahren hatte, dass ihre beste Freundin im Krankenhaus lag, weil ihr jemand was in den Drink gekippt hatte! Sie schnaubte wütend. Wer wagte es, Hand an ihre Freunde zu legen? Die ältere Kundin sah sie irritiert an, und Ino zwang ihre Mundwinkel wieder nach oben. »Darf es sonst noch etwas sein?« Erst als sie wieder allein im Laden war, ließ sie ihrem Frust freien Lauf, und arrangierte abgehackten, ruppigen Bewegungen den nächsten Strauß, und grummelte dabei vor sich hin. Grund für ihre tiefgehende Verstimmung war Sai. Oder vielmehr das, was er ihr in der vergangenen Nacht, nach einem Bier zu viel, gebeichtet hatte. »Ich will nicht so werden wie er«, lallte Sai leise und niedergeschlagen. »Was, wenn ich mich irgendwann genau so wenig unter Kontrolle habe, und-« Er brach ab, mit der panischen Realisation, dass der Ino gegenüber fast sein tiefstes, dunkelstes Geheimnis preisgegeben hätte. Seine Angst davor, so wie Danzo zu werden. Jemandem weh zu tun, während er in einem Zustand des Deliriums weilte. »Was meinst du?«, hakte Ino nach, die Finger mit seinen verschränkt, und sich bei ihrem langsamen Heimspaziergang an ihn lehnend. »Nichts«, sagte er leise. Sie runzelte die Stirn, sagte aber nichts, bis sie bei Sais Haus angekommen waren, und er die Tür aufschloss. Kaum war sie hinter den beiden wieder zugefallen, stemmte Ino die Hände in die Hüfte und sah Sai mit ihrem Inquisitorinnen-Blick an. »Was ist los?«, frage sie, mit einer Spur Schärfe in der Stimme. »Lass uns einfach ins Bett gehen«, wich er aus, obwohl er schon genau wusste, dass es keinen Sinn mehr hatte. Wie ein Bluthund hatte Ino eine Fährte aufgenommen und würde sie nun kompromisslos bis zum Ziel verfolgen. Und sie war gut darin, keine Frage. Sie war auch schlau, und hatte sich aufgrund von Temaris und Sasukes Kommentar bei der Beerdigung schon zusammengereimt, dass mit Danzo nicht immer alles Friede-Freude-Eierkuchen gewesen war. Und sie hatte ihn auch gehört, als er an jenem Abend nach Hause gekommen war, bevor… Als Sai sich abwandte, biss Ino sich auf die Unterlippe. Wenn sie auf diesem Thema bestand, würde es Sai noch mehr aufwühlen? Aber es totzuschweigen war auf Dauer keineswegs gesund. Sie kämpfte ihre Sorge nieder, und folgte Sai zu seinem Zimmer. »Sag mir bitte, was los ist«, sprach sie sanft. Sie legte die Hand auf seine Schulter, zwang ihn, sich umzudrehen, und sein gequälter Gesichtsausdruck versetzte ihr einen Stich ins Herz. Er schlang die Arme um sie und vergrub den Kopf in ihrem langen Haar. Aber er schwieg. Sie wusste, dass sie weiter drängen musste, damit er mit ihr sprach, und es tat ihr weh, dass er dabei so litt. Aber es war ihrer Meinung nach besser, reinen Tisch zu machen. »Das, was Sasuke und Temari auf der Beerdigung gesagt haben… Hat er dich misshandelt?« Sie erkannte ihre eigene Stimme fast nicht, so leise und zittrig hatte sie gesprochen. Sie spürte, wie Sais Hände sich an ihren Hüften verkrampften, wie seine Finger sich schmerzhaft durch den Stoff in ihre Haut gruben. »Er war ein guter Vater«, sagte Sai. »Manchmal zumindest. Früher. Aber in den letzten Jahren… war er so oft betrunken. Ich weiß, dass er es nicht wollte, dass er es nicht mit Absicht gemacht hat. Und ich wollte nicht, dass jemand davon erfährt.« Ino verstärkte den Druck ihrer Umarmung, unterbrach Sai aber nicht. Sie hatte die Augen zusammengekniffen und eine einzelne Träne rollte ihre Wange hinunter. »Ihm ist immer wieder die Hand ausgerutscht im Rausch. Meistens konnte er sich nicht daran erinnern, aber wenn er es tat, hat er sich entschuldigt. Er wusste selbst, dass es falsch war.« Sie verkniff sich jeden Kommentar, wusste, dass nichts was sie sagen wollte hilfreich wäre. »Ich habe Angst, so wie er zu werden«, gestand Sai wispernd. »Und ich habe Angst, dass ich schon so bin wie er, weil ich gezögert habe.« Es hatte nicht lange gedauert, bis Ino verstand, was Sai damit gemeint hatte, und ihr ganzes Inneres war in Aufruhr, hatte so viel zu verarbeiten, dass sie nach dieser langen Nacht am Morgen umso grummeliger gewesen war, als sie Narutos vermeintlichen Scherz gelesen hatte. Und dann hatte Sai den Vogel abgeschossen, als er plötzlich davon anfing, dass er »sich über einige Sachen Klarheit verschaffen« müsse, und »erst mal Zeit für sich« brauchte. Er hatte einen Rucksack gepackt, der fassungslosen Ino den Haustürschlüssel in die Hand gedrückt und sich mit einem Kuss verabschiedet, der sie innerlich zerrissen hatte. Sie wusste nicht, wohin er wollte, oder wann er wieder kommen würde, und inzwischen war sie stinksauer, die Sorge um ihn wie ein konstantes Brummen im Hintergrund. »Arschloch!«, fluchte sie lautstark. »Selber.« Erschrocken sah Ino auf, und sah Shikamaru am Tresen lehnen. Wenn sie ihn nicht so gut gekannt hätte, hätte sie die Besorgnis in seinen Augen nicht gesehen. Für Außenstehende sah er wie immer schlicht gelangweilt aus, aber Ino kannte ihn. »Ich meinte nicht dich«, blaffte sie. »Was willst du überhaupt hier?« Er kam um den Tresen herum, die Hände in den Hosentaschen vergraben. »Die Blumen retten, die du massakrierst?« »Ach, Scheiße!«, fluchte Ino, und schleuderte das zerrupfte Grünzeug in ihren Händen zu Boden. »Temari hat mir erzählt, was ihr Kommentar auf der Beerdigung sollte, und heute morgen kamst du mit einer Laune unterhalb des Gefrierpunkts von deiner Übernachtung bei Sai heim, wie meine Mutter mir erzählte.« Er ließ den Rest seiner Schlussfolgerung in der Luft hängen. Ino starrte blicklos zu Boden. Sie bemerkte nicht, wie ihre Schultern das erste Mal zusammenzuckten, wie Shikamaru sie ohne ein weiteres Wort in die Arme zog und das Kinn auf ihren Scheitel legte. Sie bemerkte nicht einmal, dass er, vorausschauend wie er war, das »Geöffnet«-Schild an der Tür umgedreht hatte, damit sie ungestört waren. Alles was zählte, war, dass er für sie da war, und sie hielt, während sie ihren Tränen freien Lauf ließ. »Ist alles in Ordnung bei dir?« Hinata hatte leise gesprochen, mit rauer Stimme, und dennoch zuckte Tenten zusammen, als hätte man sie angeschrien. Sie saßen an einem Tisch in der belebten Cafeteria des Krankenhauses. Hinata, der es zwar schon besser ging, in einem Rollstuhl,, eine Decke um ihre Beine geschlungen. Sakura, die immer noch etwas blass um die Nase war, neben Tenten auf der Bank. »Sollte ich nicht eher ich das fragen?«, versuchte Tenten das Thema zu umschiffen, aber auch Sakura hatte ihre Anspannung bemerkt. »Du bist gestern Abend so früh verschwunden«, erinnerte sie sich, und sah das ältere Mädchen jetzt forschend an. Tenten schwieg, die Hände in ihrem Schoß zusammengefaltet. »Neji-nii ist dir hinter her. Hat er dich noch eingeholt?« Eine Woge der Erleichterung durchspülte Tenten. Er war ihr hinterher gekommen? Sie hatte zwar schon gewusst, dass er sich Sorgen gemacht hatte, dank der SMS, die er ihr geschickt hatte. Aber sie hatte gedacht, er wäre im Club geblieben. »Ich habe ganz knapp noch eine Bahn gekriegt«, murmelte Tenten. »Bin direkt ins Heim und dann schlafen gegangen.« Weil offensichtlich war, dass ihre Freundin nicht darüber reden wollte, was sie bedrückte, tauschten Sakura und Hinata einen besorgten Blick, bevor sie das Thema wechselten. »Ich hoffe, dass wir beide bis zum meiner Geburtstagsfeier wieder vollkommen fit sind«, sagte Sakura. »Ino hat großes geplant, wenn ich das verraten darf.« »Und was hat sie geplant?«, ertönte es mit vorsichtiger Neugierde hinter den Mädchen. Neji und Naruto, beide Dauergäste des Krankenhauses an diesem Samstag, traten mit voll beladenen Tabletts an den Tisch heran. Naruto beugte sich zu Hinata, um ihr einen liebevollen Kuss auf die Stirn zu pressen, und Hinata strahlte glücklich. Tenten beobachtete die beiden mit gemischten Gefühlen. Neji ließ sich neben sie auf die Bank fallen, und legte den Arm um ihre Schultern. Sie lehnte sich an ihn, wollte seine Wärme aufsaugen, wollte ihre Zweifel vergessen. »Also, ich weiß selbst nicht genau, was Ino geplant hat, aber ich habe eine Idee. Und ich will niemandem die Überraschung verderben«, erklärte Sakura mit einem Lächeln. Diesen Köder konnte Naruto nicht ungeschluckt lassen, und war sofort Feuer und Flamme beim Raten. Hinata ließ sich gutmütig in das Spiel mit hineinziehen, und selbst Neji warf den ein oder anderen Vorschlag ein, aber Tenten blieb stumm, beobachtete nur und hörte zu, lächelte kurz, und zog sich dann wieder zurück. Als schließlich Ino mit Shikamaru und Temari im Schlepptau auftauchte, befand Tenten, dass es an der Zeit war, nach Hause zu gehen. Sie verabschiedete sich mit einem Lächeln, das ihre Augen nicht erreichte, und Neji,ganz Gentleman bot an, sie nach Hause zu bringen. Vor ihren Freunden konnte Tenten nicht ablehnen, ohne dass es unangenehm werden würde, also stimmte sie zu. »Ist alles in Ordnung?«, fragte Neji, sobald sie alleine waren. »Hmhm.« Er musterte sie mit grimmiger Miene. »Habe ich irgendwas falsch gemacht?« In seinem Innern stieg die Panik auf, dass er ihr zu Nahe getreten war, zu weit gegangen war, dass sie jetzt das Gefühl hatte, er wolle sie nur ausnutzen. »Nein«, antwortete sie leise, wich aber seinem Blick aus. Erst, als sie die U-Bahn verlassen hatten, und die Gasse zum Wohnheim entlang schritten, wagte Neji einen erneuten Vorstoß. »Bitte sag mir, was los ist«, sagte er, schärfer als beabsichtigt, weil seine Nerven blank lagen. »Also schön«, platzte es aus Tenten heraus. »Tayuya und Karui haben versucht, mir gestern bei meinem Outfit zu helfen, aber ich habe mich nicht getraut, und dann kam Ino mit ihrem Kommentar übers Rausputzen, und die ganzen Mädchen im Club, die so viel besser aussehen als ich, die- die dir hinterher geguckt haben«, schloss sie lahm, und mit gesenktem Blick. Neji musste hart darum kämpfen, ein erleichtertes Lachen zu unterdrücken. Er wusste instinktiv, wie ernst Tenten das Thema war, und er würde ihr nicht das Gefühl geben, dass er es nicht ernst nahm. »Ist es nicht viel wichtiger, dass ich keinem anderen Mädchen hinterher gucke?«, fragte er leise. Ihr Kopf ruckte nach oben, und sie hatte schon den Mund geöffnet, um etwas zu sagen, aber er sprach weiter. »Tenten, ich habe mich in dich verliebt. Nicht in irgendein Mädchen mit tiefem Ausschnitt und kurzem Rock. Ich habe mich in ein Mädchen verliebt, dass trotz ihrer Schüchternheit für ihre Freunde einsteht, das lieb und hilfsbereit und nett ist. Ganz zu schweigen davon, dass deine Schüchternheit durchaus seinen Reiz hat«, fügte er hinzu, und neigte den Kopf, fing ihre immer noch leicht geöffneten Lippen ein, und verspürte mit Genugtuung, dass Tenten leise seufzte und sich sofort an ihn schmiegte. »Ich finde dich hübsch«, wisperte er gegen ihre Lippen, als sie den Kuss unterbrachen. »Dich, genau so, wie du bist.« Und obwohl Tentens Herz bei seinen Worten aufging, obwohl sie diese unendliche Wärme spürte, als er sie erneut in seine Arme zog um sie zu küssen, so fühlte sie auch den schmerzhaften kleinen Stich, als er sich von ihr löste, sich schließlich verabschiedete. Hübsch. Aber nicht sexy. April - zweite Woche -------------------- »Wieso treffen wir uns hier?«, fragte Sasuke gelangweilt, die Hände in die Hosentaschen geschoben und missmutig dreinblickend. Er und Tenten standen an einer Haltestelle im Niemandsland. Um sie herum waren nur weite Felder, auf denen so langsam diverses Grünzeug zu wachsen begann, und weit und breit war kein Haus zu sehen. Der Bus hatte die beiden vor annähernd fünfzehn Minuten dort abgesetzt, und seitdem warteten die beiden Zu-Früh-Kommer auf den Rest der Truppe. Tenten zuckte mit den Schultern, als Antwort auf Sasukes Frage, und drehte sich dann um, als sie in der Ferne ein Motorengeräusch vernahm. »Sieht ganz nach der Protz-Limousine der Hyuugas aus, was?«, grummelte Sasuke in seinen Schal, und Tentens Magen schlingerte. Neji und Hinata, sowie Naruto und Sakura stiegen aus. »Wartet ihr schon lange?«, gröhlte der Blonde, und Sasuke verdrehte die Augen. »Und womit musste man dir drohen, damit du pünktlich warst?«, gab er zurück. Bevor das ganze jedoch in eine Streiterei ausarten konnte, ging Sakura dazwischen. »Darf ich euch daran erinnern, dass heute mein Geburtstag ist – also, meine Feier? Kein Zoff, keine schlechte Laune. Das könnte meiner Gesundheit schaden.« Sie wedelte affektiert mit ihrer Hand, und brachte damit alle außer Sasuke und Neji zum lachen. »Wo ist der Rest?«, fragte Hinata leise. »Vermutlich im Bus, der in«, Neji sah auf seine Uhr, »etwa zwei Minuten hier hält. Irgendeine Idee, was auf uns zukommt? Ich habe keine Wanderschuhe an, falls das Inos Plan ist.« Er trat zu Tenten, gab ihr einen keuschen Kuss, und legte ihr dann den Arm um die Schultern. Sie errötete sanft, lehnte sich aber sofort vertrauensvoll gegen ihn, ihre Selbstzweifel und düsteren Gedanken verscheuchend. »Sie hat nur gesagt, dass es eine Überraschung wird«, erklärte Sakura schulterzuckend und sah sich um. »Für ein Mais-Labyrinth ist es ein bisschen früh im Jahr, oder?« »Hey, da kommt der Bus mit den anderen!«, rief Naruto aus, der das Fahrzeug in einiger Entfernung erspäht hatte. Ino, Shikamaru und Temari stiegen zügig aus, und erstgenannte Blondine trug einen Gesichtsausdruck zur Schau, der ‚Buisness‘ versprach. »Guten Morgen!«, trällerte sie. »Da wir nun alle da sind, geht‘s gleich weiter. Wir müssen«, sie drehte sich kurz im Kreis, um dann in eine, wie es schien, vollkommen zufällig gewählte Richtung zu deuten, »Da hin.« Außer einem Trampelpfad zwischen zwei Feldern war dort nichts zu sehen. »Wo ist Sai?«, fragte Sakura irritiert, nachdem sie durchgezählt hatte, aber Ino überging die Frage einfach, was ihr verwirrte Blicke einbrachte, die sie ebenfalls ignorierte. »Da ich mich für meine beste Freundin natürlich besonders ins Zeug schmeiße«, führte Ino mit ausschweifenden Bewegungen und klimperndem Armband weiter aus, während Shikamaru bedeutungsvoll den Kopf schüttelte und dabei Sakura ansah, »habe ich eine unübertreffliche Überraschung geplant, von der ich weiß, das sie ihr gefallen wird. Und wehe, wenn nicht!« Die Freunde hatten den Wink verstanden, und niemand sprach Ino erneut über den Verbleib ihres Freundes an. Sakura hatte ein ungutes Gefühl dabei. Was war los? Wenn Ino diese Tatsache so dermaßen ignorierte, dann war etwas wirklich schlimmes passiert, und sie hatte Sakura nichts davon erzählt. Hätte Sakura sich nicht solche Sorgen gemacht, wäre sie vielleicht wütend gewesen, weil ihre beste Freundin Geheimnisse vor ihr hatte. Im Gänsemarsch machten sich die Freunde auf den Weg durch das Feld. Tenten und Temari plapperten über die bald anstehenden Prüfungen in der Schule, Naruto war vollauf damit beschäftigt, Hinata besorgt anzusehen, fürchtete er doch, sie könnte jeden Moment umkippen, Ino hatte Sakura in ein betont fröhliches Gespräch verwickelt, und die restlichen Jungs schwiegen mehr oder minder missmutig. Es war ja nicht so, dass Sasuke sportliche Betätigung hasste. Aber für einen Fußmarsch hatte er sich nicht angemeldet, als es um Sakuras Geburtstag ging. Vor ihm zerzauste der Wind Sakuras rosafarbene Haare, und unwillkürlich dachte er an das letzte Wochenende zurück, an dem er sie im Krankenhaus besucht hatte. Sein Glück mal wieder, war Hinata gerade zu einer Untersuchung gerufen worden, und sonst niemand seiner Freunde zu Besuch da, sodass er fünfzehn peinliche Minuten damit verbracht hatte, alleine mit Sakura zu sein. Was natürlich nur daran lag, dass seine Mutter ihn gezwungen hatte, Blumen mitzubringen, über die Sakura sich allerdings sichtlich gefreut hatte. Und weil sie dann die Stille nicht mehr ausgehalten hatte, hatte sie angefangen fachterminologisch darüber zu referieren, was die Ärzte bei ihr festgestellt hatten. Sasuke hatte nur mit halbem Ohr zugehört, weil er aus irgendeinem Grund den Blick nicht von ihren vollen, weichen Lippen hatte lassen können. Und prompt kam das Bild in seinem Kopf hoch, das er letzte Nacht geträumt hatte. Fuck! Mit grimmigem Gesicht schob er die Fäuste in die Taschen und ließ die Schultern nach vorne fallen. Wenn auch nur einer seiner Freunde seine missliche Lage bemerken würde – diese verdammten Hormone! Glücklicherweise wurden ebenjene Freunde allerdings in diesem Moment von einem Motorengeräusch abgelenkt. »Was war das?«, fragte Sakura irritiert, und sah sich um. Ino grinste. »Oh mein- Nein!«, quiekte Sakura auf, strahlende Freude im Gesicht. Erneutes, schnell vorbei zischendes Motorengeräusch hinter der schmalen Baumgruppe am Ende des Feldes. »Was? Was?«, nölte Naruto neugierig. »Eine Cart-Bahn?!« Sakura hüpfte vor Freude und warf Ino die Arme um den Hals, die diese Geste glücklich erwiderte. »Überraschung!« »So, hat jetzt irgendwer noch Fragen?« Der Instrukteur sah mit ernster Miene in die Runde, nachdem er seinen Vortrag beendet hatte. »Gut, dann schnappt euch passende Helme und ein Cart, und Los geht‘s!« Sakura jauchzte auf, und ebenso wie sie waren auch die anderen Feuer und Flamme. Ino klopfte sich innerlich selbst auf die Schulter. Alles lief perfekt. Aber sie konnte nicht anders, als zum x-ten Mal ihr Handy zu checken. Sai hatte noch immer nicht geschrieben. Sie wusste nicht einmal, wo er war, geschweige denn, wie es ihm ging, oder wann er gedachte, wieder heim zu kommen. Kurzum: Sie machte sich Sorgen. Sorgsam neben und hintereinander aufgereiht standen die Carts bereit und warteten nur auf ihre Fahrer. »Okay, dass Sakura die Pole Position kriegt ist ja wohl klar. Aber was ist mit der restlichen Reihenfolge?«, fragte Naruto, der trotz seiner kaum zu bremsenden Begeisterung versuchte fair zu bleiben. »Den letzten beißen die Hunde«, kommentierte Sasuke trocken, als alle, auch Hinata, an Naruto vorbeistürzten, um einen guten Platz zu ergattern. »Ey! Ihr seid mies! Hinata, von dir hätte ich das nicht erwartet!« Seine Angebetete warf ihm aus dem Cart an zweiter Stelle einen Handkuss zu. »Che. Schöne Freunde.« Naruto schlurfte zum letzten Cart, schräg hinter Shikamaru und Tenten. Als keiner ihn mehr sehen konnte, weil alle nach vorne blickten, grinste er verschlagen und rieb die Hände aneinander. Euch zeig ich‘s! Ino legte den Kopf in den Nacken und schloss für einen Moment die Augen. Wie spät war es eigentlich? Nach Mitternacht schon? Sie hatte viel zu lange an dem Japanisch-Aufsatz gesessen, so ein Mist. Sie schielte auf den hell erleuchteten Computerbildschirm vor ihr, und konnte nur mutmaßen, wie übernächtig sie aussah. Aber ihre Arbeit war noch nicht getan. Sie angelte ihr Handy von der Ladestation, spürte einen leisen Stich, weil die Abwesenheit des Briefumschlag-Piktogramms bedeutete, dass Sai sich immer noch nicht gemeldet hatte, und schloss es mit ihrem pinken USB-Kabel an den Laptop an. Kurz darauf klickte sie sich durch die Fotos von Sakuras Geburtstag, und sortierte die schlechten aus. Die guten hingegen, unter anderem das vom Siegertreppchen mit Naruto auf dem ersten Platz, der sich lachend gegen Tenten wehrte, die spielerisch versuchte, ihm vom zweiten Platz aus den Pokal zu mopsen, und Sasuke, der gelangweilt aussah. Ino schmunzelte, während sie ihre beiden lachenden Freunde betrachtete und den Bildausschnitt verkleinerte. Was wollte sie eigentlich mit den ganzen Fotos anfangen? Sie hatte für jeden Monat mindestens einen Ordner, und langsam nahm das ganze doch überhand, oder? Außerdem war da noch der Ordner mit den Fotos für die Abschlusszeitung. Sie seufzte tief, öffnete die Datei mit der Namensliste aller Abschlussschüler ihres Jahrganges, und checkte ihre Mails. Dreizehn Mitschüler hatten Portraitfotos geschickt, die sie sogleich in ihre Ordner einpflegte. Kiba hatte eine lange Mail geschrieben, in der er die Stichpunkte seiner Rede aufgelistet hatte, sowie die Nominierungen für die Wahl zu Ballkönig und -königin und auch noch die Liste der Awards. Ino rieb sich die Augen. Das musste bis morgen Nachmittag warten. Warum hatte sie sich eigentlich freiwillig dafür gemeldet, Chefredakteurin zu spielen? Sie klappte den Laptop zu, ohne ihn herunter zu fahren, und ließ sich von Stuhl direkt auf ihr Bett fallen. Wie gut, dass sie in weiser Voraussicht schon ihren Pyjama angezogen hatte. Sie hatte die Augen schon geschlossen, als ein penetrantes Summen ertönte, und ihr Handy aufleuchtete. Innerlich debattierte sie mit sich, ob es wohl wichtig genug war, sich noch mal hoch zu quälen, da summte und leuchtete das Handy noch einmal und ein drittes Mal. Okay, jaja, sie war ja schon dabei. Ächzend setzte Ino sich auf, zog das Handy vom Kabel (ihr Laptop piepte sie empört an) und öffnete die erste Nachricht. Sai: Hallo meine Schöne. Ich weiß, du bist sauer auf mich, und bei dir ist es spät, also wirst du diese Nachricht vermutlich erst in ein paar Stunden lesen, aber ich wollte dich wissen lassen, dass ich ständig an dich denken muss. Ich habe gehört, dass »Versöhnungssex« ein gutes Ventil für Frust ist, und ich stelle mich bei meiner Rückkehr selbstverständlich zur Verfügung, um deinen Unmut über mich ergehen zu lassen. Ich vermisse dich. Sai In die gemeinsame Chatgruppe ihres Freundeskreises hatte er ebenfalls geschrieben. Sai: Hallo Leute! Vielleicht habt ihr meine Abwesenheit schon bemerkt (liebe Hexe, es tut mir Leid, nicht bei deiner Party gewesen zu sein). Ich bin zu einem spontanen Urlaub aufgebrochen nach- Hah! Fast hätte ich es euch verraten. Der Deal dieses Mal lautet: Eine Einladung zum All-You-Can-Eat-Eiscremé-Buffet im Café Venezia (6ter Mai, Termin nicht verhandelbar, da Event). Wer zuerst kommt, malt zuerst ;) Im Anhang hatte er das Bild einer Statue hochgeladen, die auf einem Felsen stand. Der Mann mit gewellten Haaren und Bart, sowie den beeindruckenden Bauchmuskeln lehnte an einem Felsen, hatte ein steinernes Tuch um die Hüften gelegt, und im Hintergrund waren zwei glatte Säulen vor einer Wand zu sehen. Ino schnaubte. Wenigstens hatte er den Anstand besessen, ihr zuerst zu schreiben. Und sie würde ihn schmoren lassen. Zweifellos hatte er gesehen, dass das Nachrichtenprogramm seine Nachricht an sie als »gelesen« markiert hatte. Antworten würde sie allerdings erst morgen. Nachdem sie ihren Schönheitsschlaf gehabt hatte. In seinem Zimmer lag Naruto im Bett, die Arme von hinten fest um Hinata geschlungen, welche lächelnd ihr Smartphone ansah. »Was ist los?«, murmelte er schlaftrunken, und vergrub die Nase in dem kuscheligen Kragen von Hinatas Pyjama. Sie duftete so wunderbar nach Lavendel. Hinata kicherte ihr Handy an und tippte eine Nachricht, bevor sie sich wieder in Narutos Umarmung kuschelte und strahlte: »Ich kriege jede Menge Eis!« »Huh?« Hinata: Fontana di Trevi, die Poseidon-Skulptur – ich freu mich schon auf mein Eis ;) Tief einatmen, halten – ausatmen. Tentens Pfeils landete mit einem sanften »Tschock« mitten in der Zielscheibe. Sie sah zu Neji, der neben ihr stand, und jetzt beifällig nickte. Er reichte ihr einen neuen Pfeil, und sie legte an. Die Idylle nachmittäglichen Kyudos im Hause der Hyuugas hatte etwas wunderbar beruhigendes, meditatives. Bis Hanabi, die sich gerade ihren Gi etwas fester band, anfing zu sprechen. »Neji-nii, ich habe festgestellt, dass du die Packung Kondome noch gar nicht benutzt hast, die in deinem Badezimmer steht«, sagte sie so lässig, als würde sie übers Wetter reden. Neji hatte sich bei diesen Worten ganz langsam zu seiner jüngeren Cousine umgedreht und starrte sie jetzt in Grund und Boden. Hanabi jedoch lächelte nur, während Tenten, puterrot und stocksteif den Pfeil betrachtend, den sie locker drei Meter neben der Zielscheibe versenkt hatte. Neji war außer sich vor Wut. Dass sich dazu eine gehörige Portion Scham gesellt hatte, würde ja wohl niemanden überraschen. »Hanabi!«, zischte er in seiner bedrohlichsten Stimme und vermied es, Tenten anzusehen. »Was denn?«, flötetet das junge Mädchen unbekümmert und zupfte einen Pfeil aus ihrem Köcher. Diesen Moment wählte Hinata, um die Szene zu betreten, und sich stirnrunzelnd umzusehen. Erstarrte beste Freundin: Check. Cousin, kurz vor der Explosion: Check. Nervige kleine Schwester, die offensichtlich an allem Schuld war – Check! »Was ist hier los?«, versuchte sie mit sanfter Stimme die Situation zu entschärfen. Niemand antwortete ihr, aber Tenten löste sich aus ihrer verspannten Haltung, und Neji atmete einmal tief durch, bevor er sich abrupt umwandte und einen Pfeil anlegte. Er verschoss grandios. Hinata warf ihrer Schwester unter hochgezogener Augenbraue einen finsteren Blick zu. Was hatte sie jetzt wieder angestellt? »Warum ich eigentlich hier bin… Teni, kannst du kurz mitkommen?« »JA!« rief ihre Freundin erleichtert aus, sah niemanden an und legte allzu hastig ihren Bogen zu Boden, bevor sie zur Tür hechtete. Kaum war Hinata ihr mit einem Stirnrunzeln gefolgt, da wirbelte Neji auch schon herum und packte Hanabis Arm, der gerade einen weiteren Pfeil anlegen wollte. »Aua, Neji, das tut weh!« Neji drückte noch einmal zu, und sah ihr feste in die Augen, Wut unverhohlen. »Wenn du dir so etwas noch einmal erlaubst«, fauchte er, »Werde ich Onkel von Konohamaru erzählen.« Hanabi erbleichte. »D-du weißt-« »Halt dich aus meinem Leben raus, dann halte ich mich aus deinem raus, haben wir uns verstanden?« Hastig nickte sie, und versuchte das Adrenalin herunter zu kämpfen, dass bei Nejis Worten ihre Adern geflutet hatte. »Willst du darüber reden?«, fragte Hinata sanft, als sich nach fünf Minuten immer noch nichts an Tentens Gesichtsfarbe geändert hatte. »Nein«, stieß sie aus, und Hinata vernahm erleichtert, dass Tenten zwar angespannt war, und nervös aber auch irgendwie… fröhlich. Neji hatte also Kondome? Liebe Güte, war das aufregend. Und beängstigend. Und aufregend! Es machte sie ganz kribbelig. Sie sollte doch heute hier übernachten. In Nejis Zimmer. Würde er vielleicht…? Wie gut, dass sie nach dem Training noch duschen würde – wie gut, dass sie sich am morgen erst die Beine rasiert hatte! Sie hatte allerdings nur ihren hässlichen Schlafanzug dabei (einfach, weil er so bequem war!). Sie schob ihre munter übereinander purzelnden Gedanken beiseite, versuchte die Nervosität unter Verschluss zu halten. »Worüber wolltest du denn reden?«, fragte sie stattdessen Hinata. »Eigentlich wollte ich zugucken«, gab Hinata schüchtern zu. »Dann habe ich improvisiert. Die Luft war zum schneiden dick- und das soll was heißen, ihr wart immerhin draußen!« Aaaaaaaah! Nejis Frustrationsschwelle war in den letzten Tagen deutlich gesunken. Er hatte das Gefühl, wegen Kleinigkeiten an die Decke zu gehen, aber Hanabi hatte echt den Vogel abgeschossen! Da versuchte er, sich um Tentens Willen zurück zu halten, ihr bloß genug Zeit zu geben, und Hanabi versaute ihm alles. Vielleicht wäre er in zwei, drei Wochen soweit gewesen, dass lange Küsse in seinem Zimmer zu mehr geworden wären – ganz natürlich halt, ohne Druck. Und jetzt wusste Tenten um diese verdammte Packung Kondome (die sein Onkel ihm geschenkt hatte!), und verhielt sich wie ein scheues Reh vorm Scheinwerferlicht! Natürlich war sie noch nicht so weit, und Neji würde sie niemals drängen. Nur machten seine eigenen Wünsche das Zusammensein mit Tenten fast zur Qual. Sie saßen nebeneinander, angelehnt an sein Bett auf dem Boden. Er hatte peinlich genau darauf geachtet, sie nicht zu berühren, als er sich hingesetzt hatte, und Tenten wirkte so nervös, dass sie fast vibrierte. Er musste etwas tun. »Du brauchst dir keine Gedanken wegen dieser… Szene vorhin zu machen«, presste er in die Stille hinaus, die den Horroreffekt der Serie verstärken sollte, die sie gerade sahen. Tenten hatte die Hände in ihrem Schoß ineinander verschlungen, und wagte es, Neji mit einem verstohlenen Seitenblick zu bedenken. »N-neji«, hauchte sie, unruhig hin und her rutschend, weil sie ihm doch näher kommen wollte. »Mein Onkel war der Meinung-«, er unterbrach sich, den Blick starr auf den Fernseher gerichtet, aber nichts desto trotz keine Sekunde der Serie sehend, »Du schläfst heute Nacht bei Hinata.« Tentens Aufregung fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus, bei dem man die unterste Karte entfernt hatte. Ein leises »Oh« war alles, was sie heraus brachte. Plötzlich brannte die Scham in ihr. Bestimmt war sie Neji zu aufdringlich geworden! Konnte es noch peinlicher werden?! Neji hingegen beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Tenten vor Erleichterung in sich zusammen sackte, und verfluchte seine Hormone, verfluchte Hanabi, die diesem schüchternen, wunderschönen, liebevollen Wesen solche Angst gemacht hatten. Hart rief er sich zur Ordnung. Wenn Tenten jetzt noch mitbekam, wie scharf er wirklich auf sie war, würde sie wohlmöglich ohnmächtig werden! Er musste ganz behutsam vorgehen. Nur langsam wurde es unbequem, so zu sitzen. Er musste dieses Problem mit kaltem Wasser beseitigen. Sofort. »Ich gehe kurz auf die Toilette«, murmelte er, und rannte fast aus dem Zimmer. Immerhin hatte sie jetzt noch einmal Zeit, tief durch zu atmen und sich zu beruhigen. Es sein denn – hoffentlich dachte sie nicht, er würde jetzt die Kondome aus dem Bad holen! Neji verfluchte sich innerlich. Heute lief aber auch wirklich alles schief! April - dritte und vierte Woche ------------------------------- Ino hasste Botenjobs. Blumen arrangieren? Auf jeden Fall! Aber sie ausliefern? Vor allem in ihrer jetzigen Stimmung hatte sie sowasvon keinen Bock auf glückliche Pärchen die sich vor Wiedersehensfreude schluchzend in den Armen lagen. Die Blumen allerdings konnten nichts dafür. Der unglaubliche, volle Duft der Fresien war einer von Inos Lieblingsdüften. Sie hatte sogar drei verschiedene Parfüme, die eine Kopfnote von Fresien trugen. Vorsichtig nahm sie den Strauß in die andere Hand, und wechselte auch das Papp-Schild, das sie hochhalten sollte. Sie hatte nicht verstanden, warum ihr Vater »Yamanaka« darauf geschrieben hatte, anstatt des Kunden-Namens, wie sie das gemacht hätte. Aber gut, er war der Chef. Und er hatte sie mit diesem typischen Vater-Blick angesehen, der sie dazu gebracht hatte, zähneknirschend diesen Botenjob anzunehmen. Wenigstens hatte der Flug keine Verspätung. Sie konnte schon die ersten aussteigenden Passagiere sehen. Zeit, ihr professionellstes Lächeln aufzusetzen. Innerlich erlaubte sie sich trotzdem, die Augen zu verdrehen, als neben ihr eine Frau ihrem Kerl in die Arme hüpfte, tränenüberströmt, und irgendwas davon faselte, dass sie nie mehr ohne ihn seien wolle, etc. pp. … Und dann sah Ino etwas, wodurch ihr professionelles Lächeln in sich zusammenfiel wie ein Soufflé, das man zu früh aus dem Ofen geholt hatte. Sai. Mit einer Mischung aus Freude und Verzeihung heischender Miene kam er auf sie zu, seinen alten Rucksack lässig über eine Schulter geworfen. Die Wut, die sich in den letzten etwa anderthalb Wochen bei Ino aufgestaut hatte, bahnte sich ihren Weg. Dieser-! »Hallo, mein Engel«, sagte Sai leise, lächelnd und sichtlich nervös. Nein. Nein, jetzt nicht dahin schmelzen! Sie war wütend, verdammt noch mal. Und schlagfertig! Also, was könnte sie sagen, um ihm zu zeigen, wie sehr sein Verhalten sie verletzt hatte? »Sonderlich braun geworden bist du aber nicht, was?«, brachte sie wenig überzeugend hervor, und ärgerte sich über ihre zittrige, wenn auch schnippische Stimme. Sonderbarerweise schien das Sais Nervosität aufzulösen. Er lächelte jetzt sein richtiges Lächeln. Nicht das schmallippige, das für die Außenwelt bestimmt war. Nicht das zufriedene, wenn er sich im Kreis seiner Freunde befand. Sondern das glückliche, das, welches seine Augen zum Strahlen brachte, immer wenn er Ino ansah. Ihre Zunge war ein Knoten. Jegliche weitere schnippische Erwiderung war verbrannt in der Hitze, die sich jetzt in ihr ausbreitete. Und dann machte Sai es noch schlimmer, auf seine ganz eigene, so unglaublich unvorhersehbare Art. »Ich habe ein Hotelzimmer für uns gebucht.« Diese Dreistigkeit! Und trotzdem war da eine wilde Freude, unglaubliche Glücklichkeit in ihr. »Was sind wir zuversichtlich«, gab Ino zurück, mühevoll ein Lächeln unterdrücken. Sie boxte ihn mit dem Blumenstrauß gegen die Brust. Sai, der sonst keine Miene verzog, zeigte seinen treusten Dackelblick, bevor sie beide gleichzeitig die Ernsthaftigkeit nicht mehr aufrecht erhalten konnten und sich in die Arme fielen. »Du bist ein ganz schlimmer, weißt du das?«, murmelte Ino an seiner Schulter. »Habe von der besten gelernt.« Sanfte Küsse an ihrem Hals, seine Hände auf ihrer Hüfte. »Sai...« »Hm?« Knabbernde Lippen, die zu ihrem Schlüsselbein wanderten. »Wir sind immer noch auf dem Flughafen.« »Dann wird es höchste Zeit, dass wir uns ein Taxi rufen, in dem wir rummachen können, bis wir im Hotel sind.« »Du bist unmöglich!« »Ich nehme nur das mit dem Versöhnungssex sehr ernst.« Und sein Blick sagte genau das. Auch, wenn Ino den Funken Amüsement darin nicht übersah. »Ich hoffe für dich, dass du dich gut informiert hast, was die Aufgaben des sich Entschuldigenden sind«, neckte sie, als Sai ihre Hand nahm und sie vom Gate weg führte. Er blickte mit ernster Miene zu ihr, nickte, und sagte: »Natürlich. Zehn Orgasmen für dich, auszuführen per Hand oder Zunge. Erst dann darf ich dich zur Besinnungslosigkeit vögeln.« Sie konnte nicht anders. Fröhliches, befreites Gelächter brach aus ihr heraus, und sie zog Sai für einen schnellen Kuss heran. Mieses, diesiges Matschwetter. Sasuke schüttelte es. Wie gut, dass er so klug gewesen war, sich eine Hallensportart auszusuchen. Ein letztes Mal überprüfte er seine Tasche, seine Ausrüstung, atmete tief durch, um die Nervosität zu verdrängen, und ging dann nach unten. Er war die Treppe erst halb herunter gekommen, als es an der Tür klingelte. Itachi, der schon in der Eingangshalle stand, öffnete, und winkte Sakura und Naruto herein. »Dann können wir ja los«, sagte Sasuke, nachdem er seinen beiden Freunden zugenickt hatte. »Ich fahre«, erklang eine ruhige Stimme hinter ihm, und irritiert drehte sich Sasuke zu seinem Vater um. Sein Herz krampfte sich auf eine unangenehme Weise zusammen. »Vater?« »Ich habe mir nicht extra frei genommen, damit ich zu Hause Däumchen drehen kann, Sasuke. Ich werde mir deinen Kampf ansehen.« In Sasukes Ohren klang das fast wie eine Drohung. Er schluckte trocken, und bemerke aus den Augenwinkeln, wie Naruto und Sakura einen überraschten Blick wechselten. Itachi klatschte in die Hände. »Na, dann mal los!« Fiebrige Anspannung hatte sich auf der Bank des Kendo-Teams von Konoha breit gemacht, nachdem Sasuke ins Halbfinale eingezogen war. Da er der Captain war, hielt jetzt Temari als seine Vertretung die kleine Zwischen-Ansprache, bei der sie seine bisherigen Kämpfe lobte. Obwohl nicht zum Team gehörig, hatten sich auch die Eltern und einige Mitschüler dazu gesellt, um Sasuke in den nächsten Kämpfen Glück zu wünschen. Temari strahlte ob ihres größer werdenden Publikums, und drehte sich schließlich mit einem Abschlusssatz auf den Lippen zu Sasuke um – nur um verärgert festzustellen, dass dieser ihr gar nicht zugehört hatte. »Was hast du da eigentlich?«, fragte sie gereizt, weil Sasuke, gleichwohl ihrer Ansprache zunickend, nicht von dem Papier in seinen Händen aufgesehen hatte. »Nichts«, murmelte er leise, und wollte das Blatt weg stecken, aber Temari war schneller. »Eine Englisch-Zusammenfassung? Lernst du etwa jetzt noch für die Arbeit?!«, entrüstete sie sich, zerknüllte das Papier, und baute sich bedrohlich vor Sasuke auf. Sie ignorierte jetzt vollkommen die ganzen Umstehenden, und senkte auch nicht ihre Stimme, als sie weiter meckerte. »Du stehst nur Minuten vor dem wichtigsten Kampf deines Lebens – einen Kampf, auf den du dich voll und ganz konzentrieren musst – und du lernst für die nächste Klassenarbeit?!« Fugaku, der zusammen mit Itachi in der Nähe gestanden hatte, runzelte die Stirn. Er konnte sich lebhaft vorstellen, was Mikoto jetzt sagen würde. Sie würde ihm, Fugaku, Vorhaltungen machen. Vorhaltungen, dass Sasuke zu viel lernte, um damit die Anerkennung seines Vaters zu erreichen. »Ob ich wohl noch ein Wort mit meinem Sohn sprechen könnte«, sagte Fugaku aalglatt, und bevor er es sich anders überlegen konnte. Die Umstehenden verstummten, und wie eine Herde Schafe verzogen sie sich sofort. »Denkst du nicht, es wäre ratsam, sich auf eine Sache zu konzentrieren?«, versuchte Fugaku sich vorzutasten. Sasuke versteifte sich, was seinem Vater nicht entging. Itachi, wohlweislich in der Nähe geblieben, wollte schon fast eingreifen, als Fugaku tief Luft holte, und sich neben seinen Jüngsten auf die Bank setzte. »Ich will, dass du und Itachi, dass ihr ein erfolgreiches Leben habt, dass ihr immer erreicht, was ihr euch vornehmt. Was… deine Mutter mir schon lange versucht klar zu machen, ist… du wähnst dich immer in Itachis Schatten, und versuchst, es mir immer Recht zu machen.« Mit festem Blick sah er Sasuke an, der trocken schluckte, aber dem Blick seines Vaters nicht auswich. »Ich bin ein strenger Vater. Strenger als ich vielleicht seinen müsste. Du brauchst gar nicht versuchen, mich stolz zu machen, Sasuke.« Sasuke wurde blass. Was meinte sein Vater damit? »Ich werde immer stolz auf dich sein, mein Sohn.« Kurz herrschte Stille, aber als Sasuke nichts sagte, fuhr Fugaku fort: »Ich wollte und will nur das beste für dich und deinen Bruder, will, dass ihr die besten Voraussetzungen für euer restliches Leben habt. Und vielleicht bin ich bei dir noch strenger als bei Itachi gewesen, was das Lernen angeht. Weil ich immer gesehen habe, wie viele Freunde du hattest, mit denen du regelmäßige Unternehmungen geplant hast. Itachi war ein Eigenbrötler. Ich bin mir nicht mal sicher, ob er Schulfreunde hatte.« Ungläubig starrte Sasuke seinen Vater an, währen Itachi, ungesehen von den beiden, eine beleidigte Miene zog. Keine Freunde? Pah… »Was ich sagen will: Du darfst, nein, du musst auch mal entspannen. Vom Lernen, meine ich. Ich hatte das Glück, früh deine Mutter kennen zu lernen. Sie hat mich oft auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Du brauchst Freunde in deinem Leben. Freude in deinem Leben.« Er legte Sasuke die Hand auf die Schulter, und versuchte aus der perplexen Miene seines Sohnes schlau zu werden. »Dad…« Sasuke schluckte, sprach aber nicht weiter. Fugaku, seltsam berührt von diesem Moment, ließ den Blick durch die Halle schweifen. In der Ferne meinte er, etwas pinkes aufblitzen zu sehen, und plötzlich wusste er, was er zu sagen hatte. »Wie geht es eigentlich Sakura?« »Uh…« Wie gut, dass seine Söhne das Nicht-Erröten von ihm hatten. »Vielleicht solltest du nach dem Turnier damit anfangen, wieder mehr Zeit mit deinen Freunden zu verbringen. Schließlich ist es nicht mehr lange bis zum Abschluss.« Sasuke, in dessen Kopf die Gedanken nur so ratterten, nickt abwesend. Fugaku klopfte ihm auf die Schulter und stand auf, neigte sich dann aber doch noch einmal zu Sasuke hinunter und sprach mit gesenkter Stimme: »Sie ist ein nettes Mädchen, aber sie wird nicht ewig warten. Nimm dir Zeit für sie, bevor du es irgendwann bereust.« Er ließ seinen Sohn auf der Bank sitzen, und gesellte sich zu den außer Hörweite stehenden Sabakunos. Rasa und Karura waren zwar keine direkten Geschäftspartner, aber man kannte sich schließlich, so in der gehobeneren Gesellschaft. Sasuke indes war einfach nur verblüfft über die kleine Rede seines Vaters. Verblüfft und aufgewühlt. Eine gewisse Erleichterung durchflutete ihn, bevor er wieder im Hier und Jetzt landet. Mit einem Schlag war die Anspannung des nahenden Kampfes wieder da. Und trotzdem. Er hob den Kopf, und ohne zu suchen, fand er zielsicher Sakuras lächelndes Gesicht in der Menge. Er war kein Feigling. »Sasuke-kun!«, quietschte es plötzlich in einer nervigen Kleinmädchenstimme neben ihm. Er reagierte mit nicht mehr als mit einem Grunzen. »Sasuke-kun, alles Gute für den nächsten Kampf! Ich weiß, du schaffst es.« Er nuschelte »Danke«, und erhob sich, weil in diesem Moment der Schiedsrichter das Zeichen gab, dass die Kämpfer sich versammeln sollten. Sein Entschluss stand fest. Kaoru lächelte ihm verklärt nach. »Was meint ihr, ist das Turnier schon vorbei?«, ließ sich Hinatas leise Stimme vernehmen. Tenten und Shikamaru, die beide im Schneidersitz vor Hiashi Hyuugas persönlichem Shogibrett saßen, blickten nicht mal auf. Neji hingegen, der bewaffnet mit einem Rotstift Tentens Mathe-Hausaufgaben durchging, blickte auf und sah zur Uhr. »Ich bin mir sicher, dass sich Sakura oder Naruto melden, sobald die Siegerehrung vorbei ist«, sagte er. »Wie hast du Temari eigentlich davon überzeugt, dass du nicht zugucken musst?«, wandte er sich mit der Frage, die ihn schon eine ganze Weile beschäftigte, an Shikamaru. Doch der zuckte mit den Schultern. »Sie sagt, ich mache sie mit meiner Art einfach ‚kirre‘. Was auch immer das heißen mag.« Die beiden Freundinnen unterdrückten ein Lachen, und Hinata wandte sich schnell wieder ihrer Englisch-Lektüre aus dem ersten Halbjahr zu. Die darauffolgende Stille wurde nur von dem gelegentlichen leisen Klacken der Spielsteine unterbrochen. Shikamaru hatte den Kopf in die Hand gestützt, und betrachtete gelangweilt das Brett, während Tenten hochkonzentriert war. Neji klappte den Kollege-Block zu, nachdem er fertig war, und beobachtete, wie Tenten mehr und mehr die Stirn runzelte. »Tsume«, ließ sich schließlich Shikamaru vernehmen, und Tenten blies ärgerlich die Wangen auf. Nejis Herz machte einen holprigen Satz. Sie sah so süß und unschuldig aus. »Ich muss sagen«, Shikamaru gähnte, »wenn du betrunken bist, spielst du deutlich besser.« Tenten kniff die Augen zusammen. »Hinata, hast du nicht-« »Nein«, ging Neji dazwischen. »Ich denke«, fügte er hinzu, als Tenten ihn mit vorgeschobener Unterlippe ansah – er wollte rein beißen, ganz sanft, und dann – er räusperte sich, wandte den Blick ab. »Ich denke, du musst nüchtern sein, damit wir deine Mathe-Aufgaben durchgehen können.« Sie stöhnte leise. Dann wandte sie sich zu Shikamaru um. »Aber danach spielen wir noch eine Runde! Irgendwann werde ich dich besiegen!« Ergeben nickend streckte sich Shikamaru, und warf einen Blick nach draußen. Die vier hatten die Schiebetüren zum Garten geöffnet, weil es für April nahezu lachhaft warm war, und jetzt zog es Shikamaru nach draußen. »Kannst mich wecken, wenn ihr fertig seid«, sagte er, und schlurfte auf die Veranda, von wo er die Wiese betrat, sich auf den Rücken legte, und den Himmel – oder vielmehr die Wolken – betrachtete. »Hinata, ich brauche einen Schnaps oder so«, flüsterte Tenten ihrer besten Freundin verschwörerisch zu. Das Mädchen kicherte, während Neji seine Freundin mit einem kritischen Blick strafte. »Ach komm schon, du gewinnst auch nie gegen ihn – wenn alles, was ich brauche, um ihn von seinem hohen Ross runter zu holen, ein kleiner Schwips ist-« »Ich kann euch immer noch hören«, ertönte es gelangweilt aus dem Garten. Tenten und Hinata prusteten los, und Neji verdrehte die Augen. Auf ihn wirkten die beiden Mädchen bereits betrunken genug. Nichts desto trotz kam es dazu, dass Tenten nach einem kleinen Glas Sake aus Hiashis persönlichem Vorrat (Neji hatte noch heftiger protestiert! Was, wenn sein Onkel es herausfand? Aber Hinata hatte abgewunken und versprochen die Schuld auf sich zu nehmen) mit einem Mega-Watt-Grinsen erneut gegen Shikamaru antrat. Und gewann. Hinata hielt das denkwürdige Ereignis mit ihrer Handykamera fest, gerade als viele Kilometer weiter ein lauter Pfiff den alles entscheidenden Finalkampf der Oberstufen-Kendo-Liga beendete. Bejubelt und umringt von unzähligen, ihm teilweise vollkommen unbekannten Menschen, erschöpft vom harten Kampf, und fest entschlossen, hatte Sasuke jetzt wirklich keinen Nerv dafür, sich die ganzen Glückwünsche anzuhören. Fest auf das Ziel fixiert schob er sich durch die Menge – und hatte Pech, dass Hayate-Sensei in diesem Moment das Team zur Ordnung rief und in die Umkleidekabinen beorderte. In einer knappen Stunde sollte die Preisverleihung stattfinden, und bis dahin sollten alle sich frisch gemacht haben. Unzählige Schulterklopfer später schälte Sasuke sich aus seiner Ausrüstung, umgeben von zig anderen Jungen, die ihm nicht alle wohlwollend waren. Er und zwei andere waren die einzigen Konoha-Schüler, die an diesem Turnier teilgenommen hatten, und dementsprechend gönnte ihm in dieser Umkleide fast niemand den Sieg. Zwar hörte er auch Wortfetzen darüber, dass seine Technik unvergleichlich sei, aber all das interessierte ihn gerade gar nicht. Er stopfte seine Sachen achtlos in die Tasche, wischte sich mit einem Handtuch den Schweiß vom Leib, und zog hastig seine Straßenklamotten an, nur noch dieses eine Ziel vor Augen. »Hey, wo willst du hin?«, fragte ihn sein Mitschüler verwundert, als Sasuke die Umkleide verlassen wollte. »Wir sollen doch auf Hayate-Sensei warten!« »Ich bin rechtzeitig wieder da«, gab Sasuke, schon halb aus der Tür, zurück. Seine Suche gestaltete sich als unproblematisch. Sowohl sein scharfer Intellekt, als auch seine ebenso scharfen Augen führten ihn direkt zu Sakura, die nach dem langen und aufregenden Kampf als aller Erstes die Damentoilette aufgesucht hatte. Viele der noch anstehenden Mädchen quietschten, als sie Sasuke sahen, aber über Sakuras Gesicht ging ein richtiges Leuchten. »Sasuke! Herzlichen Glückwunsch!« Irgendwie schien sein Hirn an einem Kurzschluss zu überlasten, denn er bekam kein Wort heraus. Stattdessen schnappte er sich einfach Sakuras Hand und zog sie mit sich. Er führte sie ziellos durch das riesige Gebäude, in dem mindestens vier Sporthallen untergebracht waren, bog willkürlich links und rechts ab, bis sie schließlich in einem verlassenen Korridor landeten, unweit vom Eingang zur Kendo-Halle. »Sasuke, was ist los? Wo willst du hin?« Tief durchatmen. Er versuchte sich an den Gedanken fest zu klammern, dass es ja nicht schief gehen konnte. Schließlich wusste er mit absoluter Sicherheit, dass Sakura ihn auch mochte. Warum zum Geier war es nur trotzdem so schwer?! Fest entschlossen drehte er sich zu ihr um – Augen zu und durch – zog sie zu sich und presste mehr oder weniger unbeholfen seinen Mund auf ihren. Kaum, dass seine Lippen Sakuras berührten, da wusste Sasuke schon, dass er wieder einmal richtig gelegen hatte. Nicht nur schmeckte Sakura unglaublich – die Einladung ihrer vollen Lippen hatte nicht zu viel versprochen. Nein, er wurde sofort mitgerissen in einem Sturm von Gefühlen, die ihn alles vergessen ließen, außer dem Mädchen in seinen Armen. Er hatte es vom ersten Moment an gewusst - von dem Moment an, in dem ihm klar geworden war, dass er ein Junge und Sakura ein Mädchen war. Wenn er dieser Versuchung nachgab, würde er nie wieder davon loskommen. Und er würde es auch nicht wollen. Ihre Lippen waren so weich, so warm, schmeckten so wundervoll nach ihr, einfach nur nach ihr. Sie schlugen ihn in ihren Bann, machten ihn zum Gefangenen. Sasuke stöhnte leise, vergrub die Hände in Sakuras Hüften und vertiefte den Kuss noch weiter. Sie war wie Wachs in seinen Händen. Eine Kerze, die lichterloh brannte und zu einer Pfütze zerschmolz. Sie hing fast kraftlos in seinen Armen, überrascht, überwältigt von diesem unglaublichen Gefühl. Seine Lippen auf ihren. Eine Träne rann ihre Wange hinab, aber Sakura beachtete sie nicht. Sie lächelte, glückselig, in den Kuss hinein, schlang die Arme um Sasuke, um den Kuss so eifrig und leidenschaftlich zu erwidern, dass Sasuke rückwärts taumelte, und gegen die Wand stieß. Er wollte alles von ihr. Hier, jetzt, für immer. Seine Zunge strich eigenmächtig über ihre Lippen, und sie öffneten sich ohne Zögern. Eine Frage, eine Einladung. Keinerlei Gedanken mehr, nur Fühlen, Schmecken, und diese lustvollen, elektrischen Blitze in seinem ganzen Körper. Im hintersten Teil seines Hirns gab es eine kleine Stimme, die Sasuke zuraunte, dass dieser verlassene Korridor nicht der ideale Ort war, um Sakura auszuziehen. Sasuke überhörte das, zu sehr damit beschäftigt, seine Hand über diese weiche, warme Haut gleiten zu lassen, die Sakuras Rücken war. Das lautes Geräusch einer zufallenden Tür ließ die beiden plötzlich zusammenfahren. Sie lösten sich – widerwillig – voneinander. Heftig atmend, mit erhitzten Gesichtern und geschwollenen Lippen. Sasuke sah sich um, konnte aber niemanden entdecken, währen Sakura sich auf wackligen Beinen wieder an ihn lehnen musste. Nicht, dass er da etwas gegen gehabt hätte. »Sasuke.« Nur ein liebevoller Hauch. Er sah in ihr Gesicht, gerötet, die Lippen leicht geöffnet. Sasuke stöhnte. Er hatte von der verbotenen Frucht gekostet, hatte die Süße geschmeckt, und er wollte mehr. Aber zunächst- »Ist es zu spät?« Sakura blinzelte zwei Mal. Irritiert. Warum fragte er ausgerechnet jetzt nach der Uhrzeit? Nein, dafür hatte sie keine Zeit! Nicht, nachdem er sie vom Paradies hatte kosten lassen! Mit einer Entschlossenheit, und angetrieben von einer inneren Stimme (die verdächtig nach Ino klang, und »Ich hab‘s gewusst! Ich hab‘s gewusst!« skandierte), packte Sakura Sasukes Kopf, und zog ihn zu sich herunter. Ihre Lippen kollidierten erneut, krachten aufeinander, und wieder schien die ganze Welt stillzustehen und im Nebel der süßen Empfindungen zu verschwinden. Bis- »Hey, Sasuke-Teme, hast du Saku-uuuah!« Das frisch gebackene Pärchen fuhr auseinander, Sakura knallrot, und Sasuke wütend über die Unterbrechung. »Was willst du?!« »Äh, äh«, machte Naruto verdattert, mit ausgestrecktem Zeigefinger zwischen Sasuke und Sakura hin und her deutend. Dann fing er sich, und ein vieldeutiges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Könnt ihr das bitte noch mal machen, ich brauche ein Beweisfoto für Ino. Die wird sich sowasvon in den Arsch beißen, dass sie nicht hier war!« »DOBE!« »Naruto!« Laut gackernd nahm Naruto die Beine in die Hand und verließ die Szene. Er war lange nicht so glücklich gewesen, und er freute sich ungemein für die beiden. Naruto: Ihr glaubt ja gar nicht, was ihr verpasst habt, Leute! Habe grade Teme dabei erwischt, wie er mit Sakura rumgeknutscht. Ino: WAS?!?!?!?! Temari: Aaah! Wo sind die beiden?! Der Idiot muss gleich aufs Siegertreppchen! Ich schwöre, wenn er lieber mit Sakura rummacht, als seinen Pokal abzuholen-! Wobei… soll er ruhig machen, dann schnapp‘ ich mit das Teil ;P Neji: Ernsthaft? Ino: WAAAAAAS?!?!?!?!?!?!?!?!?! Shikamaru: Ist irgendwer bei Ino und kann ihr mal ‘ne Tüte gegen das Hyperventilieren hin halten? Ino: Halt die Fresse, Shika! Private Nachricht von Ino an Sakura: Ino: STIRNIE!!!! Wie kannst du es wagen, mir nicht SOFORT davon zu erzählen! Ich will jedes Detail! Was hat er gesagt? Hat er überhaupt was gesagt, oder hat er dich direkt in die nächste Ecke gezogen? Wo seid ihr jetzt? Seid ihr nackt? Antworte mir! Sakura: WTF, Ino? W.T.F.?! Wie kannst du das so schnell- Naruto… Ino: Wenigstens nimmt er Freundschaft noch ernst! Ich dachte du bist meine beste Freundin und wir erzählen uns alles?! Sakura: … Wie läuft‘s mit Sai? Ino: Hah! Du willst das Thema wechseln, Stirnie? Vergiss es. Der Junge versteht was von Versöhnung, wenn DU verstehst, was ich meine ;) Viel wichtiger: Hast du‘s schon mit Sasuke getan??? Sakura: Noch mal, Ino: WTF?! Ich habe ihn gerade erst geküsst, und im Moment muss er sich seinen Pokal (für den ersten Platz btw!) abholen! Ino: Bei dem Tempo das ihr vorlegt bin ich schon dreifache Oma, bevor du deine Kirschblüte endlich los bist. Sakura: Los, geh Sai flach legen, du aufdringliches Stück von einer besten Freundin. Ino: :P Sakura: Es war übrigens sehr schön. Überwältigend. Ich grinse übrigens grade ganz selig… Hast du morgen Abend Zeit? Also, hm, wenn Sasuke nicht vorbei kommt. Ino: Für dich immer, Süße ;* Private Nachricht von Ino an Sasuke: Ino: Wurde ja auch mal Zeit! Ino: Ich weiß, dass du grade nicht antworten kannst, weil dein Handy vermutlich noch in deinem Spind ist, und du grade deinen Pokal kriegst. Aber lass dir gesagt sein, wenn du meine Sakura unglücklich machst, Freundchen, kannst du dich schon mal um deine Beerdigung kümmern! Ino: Und vergiss die Kondome nicht, wir wollen frühstens in sechs Jahren kleine Mini-Uchihas rumlaufen haben. Ino: Es sei denn, dein Bruder findet vorher jemanden. Ino: Wenn du übrigens Tipps brauchst - Sai ist sehr versiert und mit extrem guter Literatur ausgestattet, ich bin sicher, er hilft dir gerne. Sasuke: Ino, ich schwöre, wenn ich dich das nächste Mal sehe, und du immer noch so einen Scheiß laberst, mache ich dich einen Kopf kürzer… Sasuke: Und wenn Sai auch nur ein Wort sagt, stopfe ich ihm seine »Literatur« in die Fresse. Ino: ;) Mach sie einfach glücklich – indem du glücklich bist, capisce? Was Kaoru sich vielleicht nicht eingestehen wollte, war die Tatsache, dass es im Leben ihres Vaters immer nur Platz für genau ein weibliches Wesen gab. Er war alleinerziehend gewesen nach der Trennung von Kaorus Mutter, als sie sechs gewesen war, und Kaoru war von ihm verwöhnt worden wie ein Prinzesschen. Neue Kleidung alle paar Wochen, Spielzeug, neue Kinderzimmermöbel. Bis eine neue Flamme, eine Freundin, eine Affäre am Horizont auftauchte, und ihr Vater alles andere um sich herum vergaß. Kaoru gab den Frauen die Schuld, weil auch ihr Vater nach jeder Trennung den Frauen die Schuld gab. Sie stellten sich in den Mittelpunkt, bezirzten ihren Vater, und verdrängten Kaoru von der Bildfläche. Und Kaoru lernte mit immer wieder von neuem gebrochenen Herzen, damit umzugehen. Sie lernte, wie eine gute Frau nicht seien sollte, nicht seien durfte. Sich im Hintergrund halten, nicht zu viel Aufmerksamkeit fordern, das war ein anstrebsames Ziel! Und dann verliebte sie sich in Sasuke. Es war ihr erster Tag in der neuen Schule gewesen, sie hatte einen Haufen Bücher in den Armen gehabt, und so natürlich keine Hand frei, um die Tür zu öffnen. »Kann ich dir helfen?«, kam die mehr oder minder rhetorische Frage gelangweilt aus seinem Mund, als er ihr die Tür aufhielt. Dieser hübsche, schwarzhaarige Junge mit den dunklen Augen. Kaoru hatte genau gespürt, wie ihr Herz einen Satz gemacht hatte. »Danke«, hatte sie gewispert, und ihm dann mit verträumtem Blick nachgesehen. Von da an hatte sie ihn aus der Ferne beobachtet, ihn immer gegrüßt, wenn sie ihn sah, ja, sie war sogar seinem Sportclub beigetreten, um ihm näher zu sein! Und er hatte nur Augen für dieses furchtbare Mädchen gehabt. »Sasuke-kun, kannst du mir einen Gefallen tun?« »Kommst du heute Abend mit ins Kino, Sasuke?« »Ich habe am Wochenende ein Kyudo-Turnier, magst du vielleicht zusehen, Sasuke?« Und Kaoru hatte hilflos zusehen müssen, dass ihr Angebeteter in die selbe Falle lief, wie ihr Vater es so oft getan hatte. Er ließ sich von einer egozentrischen, aufmerksamkeitsheischenden Schlampe einlullen! Ganz gewiss mochte er sie noch nicht einmal, sondern bemerkte sie nur, weil sie sich so in den Mittelpunkt stellte und seine Aufmerksamkeit einforderte. Es gab Zeiten, in denen Kaoru Hoffnung schöpfte, Zeiten, in denen diese pinkhaarige Ausgeburt der Hölle Sasuke mied. Und instinktiv spürte Kaoru, dass Sasuke dadurch noch mehr Interesse an ihr entwickelte. Es war zu Mäuse melken. Die einzige, die letzte Chance die sie hatte, war, ihm zu zeigen, was für ein Miststück Sakura war. Es war doch ganz klar, dass er seine Gefühle für Kaoru entdecken würde, sobald er aus den Fängen dieser Sirene befreit worden war! Niemals würde er mit Sakura glücklich werden, die sich so in seiner Aufmerksamkeit sonnte und diese beständig einforderte. Kaoru hingegen – sie wusste, sich im Hintergrund zu halten, nur danach zu streben, wichtig zu sein, aber nicht das Zentrum seines Universums. Und doch ertappte sie sich oft bei dem Gedanken, wie es wäre, wenn Sasuke nur sie sehen würde. Nur mit ihr etwas unternehmen würde. Wenn er ihr gehören würde. Ihr allein. In dem Moment, in dem sie sah, wie Sasuke, ihr Sasuke von sich aus Sakura küsste, brach eine ganze Welt über ihr zusammen. Wie konnte er nur genau so dumm wie ihr Vater sein? Sehenden Auges ins Messer laufen? Wie konnte er dieses Biest ihr vorziehen? Ihr, Kaoru, die sich im Hintergrund gehalten, und trotzdem alles für ihn gegeben hatte? Nachdem sie ihm gezeigt hatte, was Sakura für eine schlechte Wahl war? Nachdem sie mit allen Mitteln versucht hatte, Sakura zu diffamieren, sie zu vertreiben? Kaoru kochte vor Wut, als sie die Tür hinter sich zuknallte. Wie konnte Sasuke ihr das nur antun? Und diese blöde rosahaarige Schlampe hatte es tatsächlich geschafft, ihn an sich zu reißen! Oh, das würden die beiden ihr büßen! Niemand legte sich mit ihr an! Niemand! Nicht einmal Sasuke Uchiha. Er hatte definitiv die falsche Wahl getroffen. Und dafür würde er bezahlen. Mai - erste und zweite Woche ---------------------------- »Oh. Mein. Gott«, kiekste Ino, und ließ mit klimperndem Bettelarmband ihr Tablett auf den Tisch krachen. »Ihr seid echt das Thema heute!« Sie grinste vielsagend, und Sakura stöhnte leise, knallrot im Gesicht. Sasuke interessierte das nicht die Bohne. Er saß neben Sakura, konnte ihr Shampoo riechen, und schwitzte jetzt schon bei dem Gedanken, dass er später aufstehen sollte. Er musste seine verdammten Hormone dringend unter Kontrolle bringen! Naruto, mit wackelnden Augenbrauen, schnappte sich einen der Äpfel, die Ino mitgebracht hatte, und kicherte: »Naja, nach dem Guten-Morgen-Kuss - und der Tatsache, dass sich rund 60 Prozent der Mädchen an dieser Schule Hoffnungen gemacht haben - kann Sakura froh sein, dass sie noch mit mit rohen Eiern beworfen wurde.« Wohlwollendes, wenn auch leises Gelächter brach am Tisch aus, und Sasuke, der dann doch das Gefühl hatte, Sakura brauche seine Unterstützung, legte ihr die Hand um die Schultern. »Manchen Leuten ist halt langweilig und sie haben sonst nichts zu tun«, sagte er, und meinte damit eigentlich die tratschenden Schüler – Ino und Naruto, die sich sowieso schon köstlich amüsierten, brachen bei seinen Worten allerdings in schallendes Gelächter aus, während die anderen zumindest in ihren Nachtisch prusteten. Er knirschte mit den Zähnen. Da brauchte man mal 6 Jahre (und ein paar Monate), und schon nahmen alle sich das Recht heraus, sich über ihn lustig zu machen? Wenigstens war er nicht allein. Er wechselte einen Blick mit Sakura, die ihn mit einem entschuldigenden Lächeln ansah, und sein Herz machte einen kleinen Satz. Solange sie bei ihm war, würde er jedes Hindernis überwinden. Hinata fläzte sich, ganz untypisch für sie, mit ihrem Collegeblock in dem großen Sitzkissen, welches neben Temaris Bett lag. Temari selbst hatte es sich auf besagtem Bett bequem gemacht und knabberte Salzstangen. Sie ignorierte gekonnt die Krümmel, die sie zu ihrem Leidwesen nachher noch aufsaugen musste, bevor sie schlafen ging. »Analyse how the Muellers try to bridge the linguistic and cultural divide between themselves and their American guests.«, zitierte die Blondine monoton die Aufgabe einer Alt-Prüfung im Fach Englisch, die sie zusammen mit Hinata durchging. Seufzend fing Hinata an, sich einige Stichpunkte zu machen. Etwa fünf Minuten später diskutierten die Mädchen diese durch, verglichen sie mit Temaris, und machten sich erneut Notizen. Schließlich hatte Temari keine Lust mehr. »Hast du Durst? Hunger? Irgendwas, wofür wir in die Küche müssten, und der stickigen Luft hier entkommen könnten?« »Auf jeden Fall«, stöhnte Hinata, und rappelte sich mit einiger Anstrengung aus dem tiefen Kissen hoch. Anschließend sah sie zu Temari, und beide Mädchen fingen an zu kichern. Das Haus der Sabakunos war still, sowohl Temaris Eltern, als auch ihre Brüder waren an diesem Samstagabend ausgegangen, und so hatten die Freundinnen, pflichtbewusst wie sie waren, sich zu einem Lern-Abend verabredet. »Ich kann es immer noch nicht fassen, dass Ino sogar Pläne gemacht hat, wer wann mit wem, welches Fach lernt«, murmelte Temari vor sich hin. Nach den Vorstellungen der Planungs-Queen hätte jetzt auch Sasuke hier sein sollen, während Sakura, Shikamaru, Tenten und Sai gemeinsam Mathematik, und Ino zusammen mit Naruto und Neji für Japanisch lernten. Aber Sasuke hatte sich abgesetzt (er könne besser alleine lernen), und Sai hatte sich lieber zu Ino und Naruto gesellt, während Tenten und Neji einen neuen Horrorfilm im Kino ansahen. »Wir können froh sein, dass sie uns nicht auch noch Arbeitsblätter und Hausaufgaben gibt.« Erneut tauschten die beiden einen Blick, und wieherten dann los. Aber Ino hatte schon etwas von einer Lehrerin – oder vielmehr einem Drill-Sergant. Neji wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. »Und, wollt ihr einen Pärchensitz?« Es gab keine richtige Antwort. Bei Nein wäre Tenten abgrundtief beleidigt. Bei Ja allerdings wäre er ihr für etwa zwei Stunden so Gottverdammt nahe, dass ihr gleich sagen konnte, wie unglaublich scharf er auf sie war. Trotzdem quetschte er ein »Ja«, heraus. Lieber bestrafte er sich selbst durch qualvolle Zurückhaltung, als dass er Tenten das Gefühl geben würde, er hätte kein Interesse mehr an ihr. Und er hatte recht, das zu tun. Tenten lächelte ihn glühend an, vorfreudig. Sie allerdings hatte das Gegenteil im Kopf: Die Hoffnung darauf, zu kuscheln, Händchen zu halten, und den ein oder anderen Kuss zu bekommen gaben ihr ein unvergleichliches Gefühl der Euphorie. Eines stand jetzt schon fest: Es würde ein laaanger Film werden. Im Augenblick flogen die Tage nur so vorbei. Sasuke hatte gar nicht die Zeit, seine neuen Beziehung zu Sakura auszukosten, er sah sie eigentlich nur in der Schule. Unter der Woche hatte einer von ihnen an jedem Tag Training, und das letzte Wochenende war geprägt gewesen von seinem Ein-Mann-Lernmarathon. Ganz abgesehen davon, dass auch Sakura hatte lernen müssen. Aber selbst dieses Wochenende würde er zwar Zeit mit ihr verbringen, allerdings im Rahmen einer von Ino geplanten Gruppenaktivität – Paintball. Nicht gerade romantisch. Und das, wo Sasuke nichts sehnlicher wünschte, als mit Sakura allein zu sein. Vorzugsweise in einem Raum mit einem Bett… Argh. Er war so ein Perversling. Mit Daumen und Zeigefinger kniff er sich in die Nasenwurzel, um das Aufwallen der Hormone zu unterdrücken. Seine Kendosporttasche schleuderte er nachlässig in Richtung der Treppe, und bog selbst ab in die Küche. Die Tasche würde er gleich mit nach oben nehmen, aber erst war ihm nach einem Erfrischungsgetränk. Als er die Küche betrat, war er überrascht, nicht nur seinen Vater und seine Mutter dort am Tisch sitzen zu sehen, sondern auch noch seinen Onkel Madara. Der ältere, strenge Mann war nicht wirklich Sasukes Onkel, sondern gehörte zur weitläufigen Verwandschaft Fugakus, trotzdem wurde er von Sasuke und Itachi seit jeher Onkel genannt. Aller Augen richteten sich auf Sasuke, als dieser mit einem knappen Nicken und einem gemurmelten »Guten Abend« grüßte. Irgendwas stimmte hier nicht. In Sasukes Kopf ratterte es, während er zum Kühlschrank ging, und sich einen Tomatensaft heraus nahm. Warum sah seine Mutter aus, als hätte sie geweint? Und sein Vater machte ein noch verkniffeneres Gesicht als sonst. Und Onkel Madara… hatte seine Uniform an. Die, die ihn als den obersten Kommissar der Polizei Konohas auswies. Sasuke ließ den Saft sinken, als ihn immer noch alle anstarrten. »Was ist los?«, fragte er. Eiseskälte erfasste sein Herz. »Ist irgendwas mit Itachi?« Mikoto wischte sich rasch ein paar Tränen weg, und setzte an, etwas zu sagen, als Sasukes großer Bruder wie aufs Stichwort die Küche betrat. »N‘A-bend? Onkel Madara? Was machst du denn hier?« Die Brüder wechselten einen verwirrten Blick, und nun räusperte sich Madara. »Setzt euch«, bedeutete er, und die beiden ließen sich auf den zwei freien Stühlen nieder. »Was ist los?«, hakte Sasuke erneut nach. Fugaku presste die Lippen zusammen, und sagte dann mit mühsam ruhiger Stimme, »Dein Onkel hat ein paar Fragen an dich.« »O-kay...« »Sasuke, wo warst du am 6.5. diesen Jahres, zwischen 18 und 22 Uhr?«, sprach Madara auch schon, und jetzt bekam es Sasuke fast schon mit der Angst zu tun. Hatte er etwas angestellt? »Letzte Woche? Welcher Wochen-« »Samstag«, spie Fugaku aus, und Madara warf ihm einen warnenden Blick zu. »Ich war ab kurz nach fünf zu Hause«, erklärte Sasuke, und warf seiner Mutter und seinem Bruder einen fragenden Blick zu. »Ich habe gelernt, so wie jeden Abend. Ihr wart doch noch da, als ich gekommen bin«, sagte er, dieses Mal an seinen Vater gewandt. »Und seid danach zu diesem Wohltätigkeits-Schnickschnack gefahren.« »Warst du allein zu Hause? Hast du noch jemanden eingeladen?« »Ich habe gelernt«, wiederholte Sasuke gereizt. »Alleine. Und Itachi-« »Kisame hat an dem Abend eine kleine Feier geschmissen«, warf sein großer Bruder ein. »Kann uns mal jemand sagen, was hier los ist?« Mikoto schniefte leise, während Madara und Fugaku einen kurzen Blick wechselten. »Also kann niemand bezeugen, dass du alleine warst?« »Nein! Hört mal, worum geht es? Ist irgendwas geklaut worden?« Unbeirrt fuhr Madara fort, »Bist du noch mal ausgegangen?« »Das wird langsam ein bisschen lächerlich«, brauste Sasuke auf. »Nein, ich bin nicht aus gegangen. Und selbst wenn, steht darauf jetzt Strafe? Mir war nicht bewusst, dass ich Stubenarrest hatte! Guckt euch doch die Kamera in der Auffahrt an, ich war nicht draußen.« »Leider fängt die Kamera nicht eure Haustür ein, und außerdem bist du in diesem Haus aufgewachsen. Du kennst sicher eine Menge Wege hinaus, ohne gesehen zu werden.« Sprachlos starrte Sasuke seinen Onkel an. »Okay, ich will jetzt sofort wissen, was hier los ist, sonst beantworte ich keine Fragen mehr.« Erneut tauschten die Erwachsenen Blicke, dann holte Madara tief Luft, und sagte, »Eine Mitschülerin von dir hat Anzeige gegen dich erstattet.« Sasuke traute seinen Ohren kaum, aber es kam noch härter, als Madara weiter redete. »Sie bezichtigt dich der Vergewaltigung.« Eine eiskalte Stille senkte sich über die Küche und alle Anwesenden. Sasukes Gefühlswelt schien gerade völlig aus dem Lot gekippt zu sein, denn obwohl ihm die Nackenhaare zu Berge standen, konnte er nur mit Mühe ein beleidigt-hysterisches Kichern unterdrücken. Vergewaltigung?? »Ich soll was getan haben?«, keuchte Sasuke mit tonloser Stimme. »Wer erzählt das?« »Kaoru Misumaki« Sasuke starrte seinen Onkel an, der seinerseits forschend Sasukes Gesicht ergründete, auf irgendeine Reaktion wartete. »Das ist ja lächerlich. Ich kenne gar keine Kaoru. Und die soll auf meine Schule gehen?« »Sasuke, das hier ist kein Spaß«, fauchte Fugaku, und stemmte die Hände auf den Tisch. »Mir ist grade wirklich nicht zum Lachen«, versicherte Sasuke seinem Vater mit knirschenden Zähnen. »Aber ich will wissen, wer solche Lügen verbreitet!« Madara zog ein Foto aus einem braunen Umschlag hervor und zeigte es Sasuke. Ein blondes Mädchen war darauf zu sehen. Sie blickte mitleidig in die Kamera. Ein Funke der Erinnerung entzündete sich in Sasuke. »Oh, die! Die ist Cheerleaderin oder so was in meinem Kendo-Team.« »Also kennst du sie?« »Ich habe vielleicht mal zwei, drei Worte mit ihr gewechselt«, verteidigte sich Sasuke, »aber ich wusste nicht mal wie sie heißt!« Stirnrunzelnd steckte Madara das Foto wieder ein. Eine Weile lang sagte niemand etwas, dann durchbrach Itachi das Schweigen. »Und was jetzt?« »Kaoru hat, wie gesagt, Anzeige erstattet und den Vorfall auch der Schulleitung gemeldet. Du bist ab sofort suspendiert und stehst unter Hausarrest.« Sasuke klappte er Mund auf, aber er kam gar nicht dazu, etwas zu sagen, denn Madara fuhr fort, »Bis die Sache geregelt ist, verlässt du das Haus nur mit polizeilicher Begleitung. Das schließt deine Prüfungen ein, die du abseits von den anderen Schülern in einem abgeschlossenen Raum und unter Aufsicht durchführen wirst.« »Ich meinte eigentlich eher, wie wir Sasukes Unschuld beweisen«, presste Itachi hervor, der eine Hand auf Sasukes Schulter gelegt hatte, um seinen kleinen Bruder zu beruhigen. »Momentan steht Aussage gegen Aussage«, gab Madara nach einem scharfen Blick Fugakus zu. »Das Mädchen hat keine ärztliche Untersuchung machen lassen, die ihre Behauptung bestätigen könnte. Sofern wir nicht ein Motiv für die Lüge finden können, oder Zeugen, die belegen können, dass die Tat nicht zum angegebenen Zeitpunkt, am angegebenen Ort stattgefunden hat… können wir nicht viel machen.« »Wir müssen doch etwas tun können«, meldete sich Mikoto mit zittriger Stimme zu Wort. »Ihr müsst Geduld haben. Noch ist die Sache nicht an die Öffentlichkeit gelangt, und ich gebe mein Möglichstes, dass das erst mal so bleibt. Aber wir müssen damit rechnen, dass, spätestens, wenn es zu einem Verfahren kommt, die Presse alles darüber herausfinden wird.« An diesem Punkt war Sasuke schon mental ausgestiegen. Er hörte gar nicht mehr zu, sondern versuchte, in seinem Schockzustand, nur nach einem Grund zu finden, warum ihm jemand – diese Kaoru – das antun würde. Hatte er ihr einen Korb gegeben? Er erinnerte sich nicht daran, dass sie ihn irgendwann einmal um ein Date gebeten hätte. Und mit einem Mal kam die Wut. Wie konnte dieses Mädchen es sich erlauben, mit einer derart dreisten Lüge sein Leben zu verpfuschen? Sasuke war nicht dumm. Er wusste, dass die Öffentlichkeit nie etwas vergaß. Wenn er einmal als Vergewaltiger angeprangert worden war, konnte er das Jura-Studium knicken, sowie jedwede andere Möglichkeit, einem einigermaßen passablen Job nachzugehen. Er schreckte erst wieder auf, als Madara sich erhob, und ihm zur Verabschiedung die Hand reichte. Der Polizist verließ daraufhin die Küche, während Mikoto und Itachi leise diskutierten. Fugaku stand mit vor der Brust verschränkten Armen von dem Küchenfenster und stierte in die Nacht. Mit einem Ruck schob Sasuke seinen Stuhl zurück. »Ich gehe boxen«, sagte er zu niemand bestimmtem, und folgte seinem Onkel. Madara hatte die Eingangshalle schon fast durchquert, als Sasukes Ruf ihn zurückhielt. »Onkel Madara.« »Ja?« Sasuke sah einen Moment zu Boden, dann sah er wieder auf, und fixierte einen Punkt rechts über Madaras Schulter. »Gibt es eine Möglichkeit… Also… kann man bei Kerlen… feststellen, dass sie noch nie… Als… Beweis, dass ich es nicht gewesen bin?«, schloss er hastig, und mit roten Ohren. Madara legte den Kopf schief, und er brauchte einen Augenblick, um zu verstehen, worauf Sasuke hinaus wollte. »Du bist noch Jungfrau?«, fragte er nach, um sicher zu gehen. »Hn.« »Deine Mutter sagte, du hättest eine Freundin.« »Wir, äh… sind noch nicht so lange zusammen.« Der Junge - der junge Mann - tat Madara Leid. »Leider ist das nicht möglich«, antwortete er dann auf die Frage, die Sasuke versucht hatte zu stellen. »Aber ich werde die Information im Hinterkopf behalten. Vielleicht nützt es uns was.« »Würdest du… macht es dir was aus, es nicht meinen Eltern zu erzählen – oder Itachi.« Madara nickte und bedachte Sasuke mit einem sanften Blick. Ein junger Mann, und doch ein Junge. Fünf Minuten später hatte Sasuke sich in den kleinen Trainingsraum verzogen, den Itachi mit einem Box-Sack und einem Laufband ausgestattet hatte. Bevor er die Handschuhe jedoch anlegte, hatte er das dringende Bedürfnis, mit jemandem zu reden. Also zog er sein Handy hervor und wischte mit dem Finger über das Display. Sasuke: [Audio-Nachricht] »Krisensitzung. Sofort – und ja, ich weiß, wie spät es ist! Bei mir, ich habe nämlich Hausarrest!« Ino hasste es, beim Sex gestört zu werden. Da war man grade schön in Fahrt, auf dem besten Wege zu einem Feuerwerk – und das Handy klingelte. Damit war die Stimmung hinfällig gewesen, und stinksauer hatte sie beschlossen, denjenigen, der es gewagt hatte, ihr zu schreiben, zur Sau zu machen. Aber es war keine Nachricht gewesen. Zumindest keine Textnachricht. Mit einem Stirnrunzeln hatte Ino sich zusammen mit Sai Sasukes knappen, kryptischen Kommentar angehört, und gemeinsam beschlossen, dem Folge zu leisten. Wenn Sasuke so einen Notruf absetzte, dann war die Kacke am Dampfen. Ihre hochhackigen Schuhe klackerten auf der gepflasterten Auffahrt der Uchihas, als sie zackig, und mit Sai im Schlepptau dort aufmaschierte. Noch bevor sie die Klingel drücken konnte, öffnete Itachi mit düsterer Miene die Tür. »Was ist passiert?«, schnappte Ino. »Kommt mit, ihr seid die Letzten. Wir wollten warten, bis ihr alle da seid.« Er führte das Paar die Kellertreppe hinunter, und öffnete eine Tür. Sofort war das rhythmische »Tschunk« von Sasukes Fäusten auf den Box-Sack zu hören. Naruto und Sakura sahen auf, als die Neuankömmlinge eintraten. Sie saßen zusammen mit Hinata und Temari auf dem Boden, zu Füßen von Neji, Shikamaru und Tenten, die an die Wand gelehnt und mit sorgenvoller Miene Sasuke beobachteten. »Sasuke, es sind jetzt alle da«, sprach Itachi, und sein kleiner Bruder verpasste den Box-Sack einen letzten, heftigen Schwinger, bevor er wütend herumfuhr. »Erst mal danke, dass ihr gekommen seid-« »Ich will wissen, warum dieses Miststück das getan hat!«, platze es aus Sasuke heraus. Itachi hob beschwichtigend die Hände. »Es wäre vielleicht gut, wenn du ganz von vorne anfängst«, versuchte es Sakura einfühlsam. »Ja, Teme, was ist hier eigentlich los? Warum hast du Hausarrest?« Sasukes wütender Blick glitt über seine Freunde, dann spie er aus: »Wer von euch kennt diese Kaoru, die ständig beim Kendo-Training herumschwirrt?« Etwas eingeschüchtert hoben sowohl Sai, Shikamaru als auch Temari, Sakura und Ino die Hand. »Sie geht in unsere Klasse«, gab Sakura zu, als der wilde Blick ihres Freundes an ihr hängen blieb. »Aber ich habe nie viel mit ihr geredet…« »Sie ist ein bisschen hochnäsig«, stellte Ino fest. »Ich mag sie nicht.« Shikamaru, der schon immer gut Zusammenhänge erkennen konnte, wurde weiß im Gesicht. »Lass mich raten – sie hat dich wegen irgendwas beschuldigt, zum Beispiel-« »-einer Vergewaltigung«, ergänzte Itachi, und alle starrten ihn entsetzt an. Bis auf Sasukes schweren Atem war es totenstill im Raum, bis Naruto sich hastig aufrichtete und zwischen Sasuke und Itachi hin und her sah. »WIE BITTE?!« »Es ist ein absoluter Witz! Sasuke und Vergewaltigung?!« Bei den letzten Worten hatte Ino rücksichtsvoll die Stimme gesenkt, damit keiner der Nachbarn von der Anschuldigung gegen den Sohn der Uchihas hören konnte. »Als ob er nicht locker an jeder Hand zehn Mädchen hätte, die freiwillig in sein Bett hüpfen würden!« »Ino!«, zischte Temari, und stupste sie in die Seite. »Musst du sowas vor Sakura sagen?« »Aber es ist doch wahr, und das weiß sie auch! Abgesehen davon, ist sie doch der Grund dafür, dass Sasuke sein gutes Aussehen nie ausgenutzt hat. Ich mein, hallo?!, er will ja nur sie!« »Danke.« Sakuras Stimme klang tonlos. Mit in die Hüfte gestemmten Händen sah Ino in die Runde. »Also, was jetzt? Irgendwie müssen wir diese Bitch überführen! Ich würde ihr ja am liebsten das Gesicht zerkratzen, weil sie es wagt, einen meiner Freunde in den Schmutz zu ziehen!« »Wir sollten nicht vorschnell handeln«, gab Neji zu bedenken. »Und erinnert euch daran, was Itachi gesagt hat. Wenn wir Kaoru in die Mangel nehmen, kann sich das schlecht auf Sasukes Reputation auswirken.« »Findet ihr es nicht merkwürdig?«, murmelte Shikamaru, der sich etwas abseits gehalten hatte. »Konoha ist nicht gerade ein heißes Pflaster, und Mobbing kein Thema an unserer Schule. Zumindest bis vor ein paar Monaten nicht. Dann werden Porno-Plakate von Sakura aufgehängt. Irgendjemand gibt Drogen in ihren Drink. In gezielt ihren Drink, denn seitdem gab es keine Vorfälle mehr. Dass es auch Hinata getroffen hat, lag nur daran, dass Sakura ihren Drink abgegeben hat. Aber wenn man das zusammennimmt, wurde sie schon zwei Mal zum Opfer. Und jetzt das mit Sasuke, was ja an sich schon ein starkes Stück ist. Was ist, wenn Kaoru bei allem ihre Finger im Spiel hatte?« Sai legte den Kopf schief. »Sie war diejenige, die mich dazu überredet hat, Sakura zum Abschlussball einzuladen«, sagte er langsam. »Direkt nach dieser Plakat-Aktion. Sie meinte, es würde Sakura aufmuntern.« Ino schnaubte. »Diese verlogene Schlampe!«, entfuhr es ihr. »Wahrscheinlich steht sie total auf Sasuke und hat einen Groll gegen Sakura gehegt. Und jetzt, wo die beiden endlich zusammen sind, ist sie ausgeflippt!« »Wir müssen das der Polizei erzählen«, sagte Hinata eindringlich. »Aber wir haben keine Beweise.« Tenten hatte die Arme um sich geschlungen und scharte mit den Füßen. »Wir können nur versuchen, ihr eine der Sachen nachzuweisen – wenn sie denn alle begangen hat.« »Glaubst du, dass es Zufälle waren?!«, mockierte sich Ino. »N-nein. Aber… Warum tut jemand so etwas? Das ist doch-« »Krank?!« »Fakt ist«, unterbrach Shikamaru ruhig, »dass wir alle Hilfe brauchen, die wir kriegen können. Erstens wird das Gerücht schon bald die Runde in der Schule machen. So viele unserer Freunde wie möglich sollten unsere Version zuerst hören.« Er warf dabei Ino einen bedeutsamen Blick zu. »Schon dabei«, seufzte die Blondine und zückte ihr Handy. »Zweitens lassen wir zwar Kaoru in Ruhe, aber wir müssen trotzdem Informationen über sie sammeln. Niemand zieht so etwas ganz alleine durch. Bestimmt hat sie sich einer Freundin anvertraut. Und solche Geheimnisse bleiben nicht lange geheim.« Lee: Ten10! Ich habe eine Wohnung gefunden *3* Sie ist klasse – nah an der Uni, Supermarkt um die Ecke, S-Bahn-Haltestelle, und die Miete ist ein Traum! Was sagst du? [5 Fotos im Anhang] Tenten: Wow, cool! Glückwunsch, Lee :) Die sieht super aus. Und groß. Wie viele Quadratmeter sind denn das? Lee: 64. Und das hier ist dein Zimmer. [1 Foto im Anhang] Tenten: Warte, was? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)