Mia und Kai-Alexander - das wandernde Rätsel von chaoskaiko (Band I) ================================================================================ Prolog: Katzenmädchen Mia und Kai-Alexander ------------------------------------------- Prolog ( Oder die Kurzgeschichte von Früher ) In meinem Leben als Archäologin habe ich schon viel gesehen, erlebt und gehört, aber immer wieder erlebe ich neues und unglaubliches. Ich habe viele Kulturen kennen gelernt, habe Menschen verschiedener Art getroffen, einen lieben Mann gefunden, geheiratet und begraben. 50 Jahre Ehe haben mir zwei Söhne und einen Enkel beschert. Mein kleiner Enkel, obwohl so klein ist er auch nicht mehr. „Oma nenn' mich nicht klein, ich bin schon fast 16 Jahre alt!“, kommt es jedes mal von ihm, wenn ich diese Worte zu meinem Kleinen sage. Herje noch eins, jetzt habe ich schon wieder “es“ gesagt? Irgendwann macht mich mein Kai noch mal einen Kopf kürzer. Ich weiß ja, dies hört sich brutal an, aber der Junge ist nicht einfach. Man sollte ihn verstehen: erst verstarben Vater und Mutter und ich versuchte meinem zweiten Sohn davon zu überzeugen, dass er Kai mit nach Amerika nehmen soll, denn was sollte schon ein kleiner Junge bei einer alten Frau, als mein Mann verstarb. Ich flehte gegen Beton. Mit Mühe und Not hatte ich dann noch das Sorgerecht für ihn bekommen. Seitdem lässt er niemanden an sich heran. Meine Freundin Willhelmmiena meinte zwar, es läge nur an der Pubertät und an den Hormonen, aber die kann mir viel erzählen. Immerhin habe ich zwei Söhne großgezogen. Was auch noch dazu kommt, ich habe in meinem schönen altem Haus noch drei Studenten wohnen. Einer kleiner Nebenverdienst, zur spärlichen Rente. Da hätten wir einmal Max, eine aschblonde Amerikanerin, die immer oder meistens ein Lachen auf den Lippen hat. Bei meinem kleinem Eiszapfen vergeht ihr oftmals das Lachen, leider. Jamy ist Sportstudent und ist von den Dreien so ziemlich der Einzige, der sich halbwegs mit Kai versteht. Mehr als über Sport unterhalten sich die zwei allerdings auch nicht. Dario hat es faustdick hinter den Ohren. Manchmal habe ich das Gefühl, der Geschichtsstudent wechselt die Damen häufiger, als manch anderer seine Leibwäsche. Seit die drei bei mir wohnen, ist es nicht mehr so still im Haus. Die ständigen Stichelein untereinander sind doch immer wieder nett, denn am Ende muss einer zwischen drei und zwölf Runden um den gesamten Block laufen. Es ist oft ein drolliger Anblick, wenn Max, Jamy und Dario, gescheucht von Kai durch die Straßen hasten. Traurig hingegen war, dass Kai-Alexander meist allein durch die Gassen wanderte und vor sich hin schwieg. Bis heute weiß ich nicht, ob ihn das Alleinsein schwerer fiel oder das unter Menschen sein. Es gab Tage, da sprach er kein Wort, lachend sah man ihn so gut wie nie. Kai war wie Eis: Still, kalt und geheimnisvoll. * Es war schon dunkel und die Straßenbeleuchtungen flammten auf. Mit ruhigen Schritten lief er durch die Straßen, zwar war ihm kalt, jedoch war es ihm egal. Jetzt wollte er noch nicht nach Hause. Was sollte er schon dort? Da würde er nur Max und Jamy antreffen und bei seiner Laune hatte er keine Lust den beiden Turteltauben zu begegnen. Was mussten die sich auch in einander verknallen? Entnervt von seinen eigenen Gedanken, brummte Kai vor sich hin und rollte mit den Augen. Die Menschen in seiner Umgebung nervten ihn Größtenteils. Der Junge wollte keinen mehr um sich haben, nicht mehr als nötig. Aber es hatte auch seinen Nachteil; Kai war immer allein. „Kai-Alexander Alexis hörst du jetzt auf mit diesen dämlichen Gedanken! Noch ein bisschen weiter so und du wirst manisch depressiv“, maulte er sich gedanklich an. Zwei Augen blitzten auf uns Kai merkte, dass sich etwas an seinem Bein schmiegte. Eine schwarze Katze hatte sich zu dem Jungen gesellt. „Miau!“, machte die Katze und lud den Fremden dazu ein, ihn zu kraulen. „Hey, dir scheint das zu gefallen. Bist du auch ganz allein?“, fragte er die Katze und nahm das schwarze Tierchen auf den Arm. Das Schnurren war die Bestätigung, dass dies dem Tier gefiel. „Na Kuschelkater willst du in meine Jacke?“ Genau in diesem Moment fuhr es seine Krallen aus und bohrte sie in Kais dunkles Hemd. „Ups, sorry Kuschelkatze. Bist ja ein Mädchen“, schmunzelte er. Daraufhin kuschelte sich die Katze an Kais Brust und genoss seine Wärme, was der Junge ebenfalls tat. Ein Lächeln huschte über Kais Gesicht. Die Katze schmiegte sich fest an sein Hemd. Ein Grund sie weiter zu streicheln. Er fing an, über das seidig weiche Fell zu streichen. Völlig unerwartet für den Jungen, schlüpfte die Katze ganz in Kais Jacke, bis nur noch die kleine Nasenspitze zu sehen war. „Ist dir so kalt? Na gut, ich nehme dich mit. Die anderen werden nichts dagegen haben.“ Kai sprach mit sanfter, warmer Stimme, wegen dieser, füllte sich die Katze noch wohler und schloss genießerisch die Augen. In unserem Haus angekommen hörte ich wie die Tür klappte und wusste so, dass mein Junge zurück war. „Oma, Jamy, Max. Ich bin zurück!“, begrüßte er uns kalt. Da er ziemlich mürrisch und unnahbar klang, zuckte die kleine Katze zusammen. „Miau!“, erschreckte es sich und gleich darauf ertönte die Stimme unseres Italieners: „Kai-Alexander?“ Der Angesprochene rollte mit den Augen und ,,das Thermometer“ fiel. Seinen ganzen Namen von Menschen wie Dario oder ähnlichen zu hören, war ihm schon immer ein Gräuel. „Was?“ Und wieder erschreckte er das schwarze Katzentier, streichelte es aber, damit es sich beruhigte. „Mi – a.“ „Sag mal, hast du eine Katze dabei?“, fragte Dario. „Nee, weißt du, ich miaue sehr gerne mal.“ Ohne ihn zu beachten, lief Dario an dem Jungen vorbei, in Richtung Abendessen oder Küche. Dies lag ganz in der Ansicht des Betrachters. Vor allem, wenn man Dario hieß. Dort meinte er schließlich: „Fr. Prof. Alexis Ihr Enkel, hat einen an der Rübe.“ RUMS! Das war Kai-Alexanders Zimmertür. Das hatte der Jüngere wohl gehört. Zwei Zankhähne wie sie im Buche standen und das auf ihre ganz eigene Art. KLOPF, KLOPF! „Ja, bitte.“ Es war wie immer. Das Zimmer von Kai war sauber und ordentlich. Der Junge blickte auf und sah mir mit seinen tiefgrünen Augen entgegen. Wie lange habe ich diese Augen nicht mehr leuchten sehen? Kai bedeutet zwar Muschel oder Auster, jedoch hatte seine Mutter ihm dem Namen gegeben, da sich in jeder Muschel eine Perle befindet. Doch Kai hat sich verschlossen und zeigt so selten die Anzeichen einer wunderbaren Perle. „Kai du hast vorhin Dario nicht angeflunkert. Du hast eine Katze dabei.“ Auf die Antwort konnte Kai verzichten, denn das Kätzchen sprang direkt auf meinen Arm. „Süß, richtig süß!“ Die Katze holte sich von Kais Oma eine kräftig Krauleinheit ab und kuschelte und schmuste mit ihr, als gäbe es nie wieder welche. In den Kais Augen, war plötzlich etwas, dass ich mir nicht erklären konnte. Es war so, als würden seine Augen nach dem Tier rufen, aber nicht aus Neid, Eifersucht oder etwa Enttäuschung, weil sie bei mir in den Armen lag. Irgendwas legte in mir automatisch das Kätzchen zurück in Kais Arme. „Behalte sie ruhig, dann hast du immer jemanden, der dir zuhört. Kai geh noch baden und nimm das Tierchen mit“, damit verließ ich das Zimmer, bekam aber noch mit, wie etwas dunkles, flauschiges unter dem Buchregal verschwand. Vom langem Flur aus rief ich noch: „Junge, denk an eure Regel: Wer flucht der läuft. Eine Runde um den Block.“ „Ja Großmami!“ Großmami, mh, da habe ich wohl jemanden etwas geärgert. Von der Zimmertür fiel mein Blick auf einen Kalender, der an der Treppe hing. - Jetzt ist es schon bald sieben Jahre her. Ach Kai, mein kleiner Kai-Alexander. * „Ich sollte dir einen schönen Namen geben. Kätzchen kann es nicht bleiben.“ „Miau!“ Er lächelte und nahm die Katze aus dem Handtuch. Das Fell war ganz zerzaust vom abrubbeln und roch nach feinem Shampoo. „Du hast ganz schön scharfe Krallen. Bis ich dich unter dem Schrank hervor hatte...“ Wie zerkratzt seine Hand auch war, es gab zum Glück schlimmeres. Im Zimmer zurück begutachtete die Katze neugierig den großen Schreibtisch. Der Laptop war aus, die Ordner alle sauber verstaut und auf dem Kalender unter der Uhr war in drei Tagen das Besondere eingekreist. Die Katze maunzte und stütze sich mit den Vorderpfoten am Kalender ab. Kai unterbrach dieses Verhalten: „Geh da weg!“ Wieso war er so kalt? Wieder musste das Tier zusammenzucken. Dabei kippte ein Bilderrahmen und fiel fast zu Boden, hätte die Katze nicht mittels Schnauze dem Rahmen am Fallen gehindert. Kai guckte wie eine Tonne. Entschloss sich schließlich dazu, einen vernünftigen Gesichtsausdruck aufzusetzen und das Tier aus seiner misslichen Lage zu befreien. „Danke, dass du Mutter und Vater davor bewahrt hast herunter zu fallen. Ein Absturz... reicht... wohl. Komm, du schläfst bei mir!“ Um das Kätzchen nicht noch mal zu verschrecken, nahm der Junge es besonders vorsichtig hoch. Frech kuschelte es sich in den Schlafanzug und schnurrte. Auf eines der Kissen, setzte Kai die Katze ab und machte es sich unter der Bettdecke gemütlich. Noch ein letztes Mal kraulte er das schwarze Tierchen und zog es schließlich mit unter die Decke. Ohne es richtig zu merken, drückte Kai ihm ein Küsschen aufs weiche Fell. * Aus kleinen tapsigen Pfoten wurden lange zarte Hände. Das Fell verschwand und lange pechschwarze Haare fielen gestreut auf das Bett. Schmale kleine Katzenaugen wurden zu Bernsteinen, die den eingeschlafenen Jungen beobachteten. Die zierliche Gestalt stand auf und lief durch den dunklen Raum. Wieder und wieder kehrten die Blicke zurück zum Schlafenden. Über die schmalen Lippen flog ein leichtes Lächeln. Fast tonlos bekam der Junge neben ihm wieder Besuch. Der rote Rock des Kleides, wurde von den Händen unter die Decke geholt. Vorsichtig strich eine Hand eine Haarsträhne des Gegenübers aus dem Gesicht. Dieser öffnete die Augen, schloss sie aber gleich darauf. „Danke Kai-Alexander. Ich bleibe bei dir.“ Nicht das Kai-Alexander ein Langschläfer oder faul war, nein der Groll gegen die Schule war es, die ihm immer länger liegen ließ. Gefiel dem Kerlchen etwas nicht, so stellte er sich stur. „Junge aufstehen!“, rief ich durch die Zimmertür. „Nö!“ Typisch für meinen Enkel. PIEP; PIEP; PIEP! Oh ha, bei diesen Lauten wusste ich, dass Kai-Alexander zwei Minuten später wach war. Etwas rumpelte in seinem Zimmer, der Piepton ertönte immer noch. Wie vom Eber gejagt, stapfte er zu Darios Zimmer und schlug einmal feste gegen die Tür, aber dies Mal stand der Italiener schon im Flur und ließ seinen Wecker in der Hand auf und ab hüpfen. „Guten Morgen Kai. Aufstehen die heiß geliebte Schule wartet.“ Jetzt war es soweit: Ein Karategriff verdrehte leicht den Arm von Dario und Kais noch freie Hand ergriff den roten Plastikwecker, dann ließ Kai los und der Wecker folgte dem Gesetz der Flugkraft aus dem Fenster und zerschellte am Baum vor dem Haus. Verschlafen stapfte Jamy an den beiden vorbei und nuschelte: „25. - Morgen ihr zwei.“ Zerknautscht blickte Max aus ihrem Zimmer und murmelte: „Schon wieder? Dario hat mehr Weckerrechnungen als Miete... Ich gehe als erstes ins Bad.“ Bevor Max das Badezimmer in Angriff nehmen konnte, umfasste sie Jamy und zeigte den beiden Streithähnen, dass man auch liebevoll, miteinander umgehen konnte. Es gab weiß Gott nicht vieles, in dem sich Kai und Dario einig waren und Jamys und Max' Getue war so etwas. Gemeinsam murrten sie: „Knutscht wo anders!“ So in etwa lief es hier jeden Morgen ab. Ein bisschen Gezanke, etwas Romantik und mindestens ein kaputter Wecker. Noch halb verschlafen, schlappte Kai-Alexander in seine vier Wände zurück. Ruhelos durchforstete er es nach dem schwarzen Katzentier, bis er endlich unter dem Regal fündig wurde. „Morgen.“ Mit diesen Worte zog er sie hervor und kraulte sie. Ja, so was gefiel ihr. „Ich glaube, ich weiß wie ich dich nennen soll. Mie!“ Die Katze guckte doof. Mie, einfach nur Mie? Na ja, Hauptsache Krauleinheiten. Das Frühstück verlief meist gleich, - schweigend. Weil Dario seltsamerweise nur abends etwas aß und er sonst aus Angst vor Hausarbeit die Küche mied. Manchmal machte ich mir um meinen Enkel schon Sorgen. Kais Essen, wenn man es so nennen konnte, bestand nie aus mehr als einer Scheibe Weißbrot und Marmelade, allerhöchstens mal eine Scheibe Käse und eine Tasse Tee. Die mümmelte er halb im Gehen und zog sich dabei die Schuhe und den grünen Blazer an, dabei band ich ihm die Krawatte und er murrte. Ein Graus war ihn die grüngraue Schuluniform. Egal, wie sehr sich mein Kleiner gegen dieses Ding sträubte, Privatschulen sind meiner Meinung nach einfach besser. „Kai-Alexander du nimmst eine neue Tasche?“ Ich zeigte auf die beige Tasche, die an der Garderobe hing. Da er seine rechte Augenbraue hochzog wusste ich, dies hieß: „Würde sie sonst da hängen?“ Im nächsten Moment klappte die Tür und ich wurde sauer. Hatte der Bengel wieder seine Lunchbox stehen gelassen. Ich will einen Enkel, keinen Hungerhaken. „KAI-ALEXANDER ALEXIS komm zurück! Brot mitnehmen!“, rief ich aus dem Küchenfenster. „Ja, Großmutter.“ Tja Junge, Omas Adleraugen entgeht nichts. Genauso wenig entging mir, dass etwas schwarzes aus der Tasche baumelte. Nahm dieser Bengel doch tatsächlich das Tierchen mit zur Schule. Für Kai-Alexander war die Schule Langeweile pur. Bei seinem klugen Kopf bestand ich nun mal auf Gymnasium und Abitur. Er verschwand aus dem Tor und bog gleich darauf um die Ecke. „Mie sei brav und zeig dich nicht den anderen. Im Unterricht bist du still“, bat Kai freundlich. Keck hopste die Katze aus der Tasche und schlüpfte in seinen Blazer. „Man das Kitzelt.“ „Miau!“ „Willst du mich ärgern?“ “Mi, mi, mi, miau.” „ Ha, ha sehr komisch, ich lach mich tot.” „Guten Morgen KAAAAAAAAAI!“ Kai rollte mit den Augen. Wieso war ihm das jetzt so klar, dass Annika ihn wieder mal überfallen würde? Um genaueres zu sehen hangelte sich Mie aus dem Blazer und kletterte auf Kais Schulter. Ohne jegliche Vorwarnung schmiss sich das rotbraunhaarige Mädchen an Kais Arm und zog ihn mit zur Schule. Dieser Morgen fing mit dieser weiblichen Nervensäge ja gut an. „Morgen... Ähm Annika, musst du dich denn immer so an Kai heranschmeißen?“ „Warte ich nehme sie dir ab.“ Hannes und Marcel waren Kais Klassen- und Sportkameraden. Alle drei gingen seit klein auf in den Karateunterricht. Dementsprechend durchtrainiert sahen sie aus. Marcel blickte auf Kais Schulter, nachdem Hannes das rotbraunhaarige Etwas entfernt hatte. Der Zwilling schämte sich für seine Schwester sehr oft. „Wenn die Mr. Andrews sieht gibt’s Ärger.“ Nachdem Kai daraufhin lediglich das Tierchen in die Tasche steckte, fuhr Marcel fort: „Na, du musst wissen, was du tust. Ach, übrigens Boris ist wieder da. Frisch eingeflogen. Er meinte, er würde sich jetzt schon darauf freuen, an dir die neuen Griffe auszuprobieren.“ „NEIN GNADE!“ Bei diesem schmerzlichen Aufschrei streckte Mie das Köpfchen aus der Tasche und beäugte seinen Besitzer. Boris war ein Bär von Mann und ein alter Freund der Familie. Dies war wohl auch der Grund, weshalb Bo meinen kleinen Enkel gerne mal quälte. Immer waren die beiden im Training am Raufen und oftmals zog Kai den Kürzeren. * „Dämlicher Schultag.“ Beschwichtigend maunzte Mie, als sie zur Tür herein kamen. „Musste Bo wieder so fest zu hauen beim Training? Hält doch kein Schwein aus. Oma ich geh gleich auf mein Zimmer.“ „OHHHHHH NEIN!“ Wollte sich mein Enkelsohn schon wieder vor dem Essen drücken? „Du isst mit uns zu Abend.“ „Ja, sonst wirst du noch zum Hungerhaken“, rief Dario aus dem Wohnzimmer. “Mi, mi, mi miau, miau.” Mie konnte den Italiener wohl auch nicht sonderlich leiden und wühlte sich stürmisch aus der Tasche. „Sag mal, hast du wirklich eine Katze?“, forschte Dario nach. „Ja habe ich, was dagegen?“ Also ein Blizzard war ja nichts gegen meinen Enkel. Auch jetzt zuckte das Tierchen zusammen. Kai strich ihr sanft über Fell und so kam es, dass es sich an seine Brust kuschelte. „Nö, also ich mag Katzen. Du doch auch Max?“, meinte Jamy. „Und ob.“ Aus der Küche kam die aschblonde Amerikanerin und betrachtete die Katze, welche frech aus Kais Armen blinzelte. „Kai du hast ja ein Herz“, staunte , während er das Kätzchen streichelte. Mie genoss kurz diese Geste und sprang dann auf Jamys Arm. „Na toll jetzt nimmt der mir schon meine Kätzchen weg.“ In Kais Gesicht war eindeutig Eifersucht auf Jamy zu erkennen. Das entging Max und mir selbstverständlich nicht, so entschlossen wir uns im Stillen einzuschreiten, bevor meine Enkel dem Sportstudenten an die Gurgel ging. Geschwind nahm Max Mie ihrem Freund ab und küsste ihn: „Mit mir kannst du auch kuscheln.“ Und durch meine Hand kam die Katze wieder in den Besitz meines Kleinen. Damit auch JA jeder sehen konnte, dass Mie zu Kai gehörte, gab er ihr schnell ein Küsschen auf die Nasenspitze. Dario grinste: „Jamy du hast Recht, er hat wirklich ein Her ...?“ Wie vorhin schon mal gesagt, ich habe in meinem Leben als Archäologin schon viel gesehen, aber eine Katze die sich zu einem Mädchen wurde, war mir ganz neu. DIE KATZE WURDE ZUM MENSCHEN! Mein Junge registrierte wohl nicht ganz, was soeben geschehen war, sonst hätte er sich wegen seines Rotschimmers weg gedreht und Mie aus seinen Armen gerissen. „Ich habe ein Mädchen geküsst. GEKÜSST!“ Die anderen drei befanden sich in einer ähnlichen Lage. Dario kippte sogar um. Das Pärchen hingegen klammerte sich feste aneinander. Und ich, ich blieb irgendwie ganz ruhig und gelassen. Wie schon gesagt, ich habe viel in meinem Leben gesehen. * Drei Stunden später, nachdem unser Puls wieder normal Form angenommen hatte, wurde Mia, so der richtige Name des Katzenmädchens ausgequetscht, wieso das geschehen war. Dem Kindchen war diese Angelegenheit äußerst unangenehm, trotzdem erzählte sie uns ihre Geschichte. „Also Mama war Schamanin und Papa so was wie ein Forscher. Die Göttin Basted beschuldigte meine Eltern des Verrates und verwandelte alle in der Familie in Katzen. Mama war ja Schamanin und konnte ihren Fluch dämmen und ich war in ihrem Bauch. Deshalb verwandeln ich mich, wenn mich jemand küsst zurück. Leider küsst kein dummer eine fremde Katze.“ Bei den letzten Worten grinste sie Kai-Alexander entschuldigen an. Der hingegen brummte nur mürrisch. „Hört sich bekloppt an“, maulte der Italiener. „Kann das nicht ein Witz sein?“, jammerte Max und zerdrückte Jamys Hand. Was hatten meine drei denn nur? Es war doch lustig und mein Junge hatte endlich jemanden, mit dem er reden konnte und so wie Mia Kai-Alexander anlachte, schien sie ihn sehr zu mögen „So, da wir schon bald zehn haben... Kai bitte richte das Gästebett für unseren Gast“, bat ich meinen Kleinen. Wieder einmal rollte er mit den Augen und verschwand nach oben. „Ist ja nicht wahr. Jetzt hatte ich mal etwas, mit dem ich kuscheln konnte und dann so etwas. Hatte ich gestern doch nicht geträumt. Man, man, man so was gibt’s auch nur in meiner Familie. Sauer wirbelte der Junge durch Zimmer und richtete das Bett für Mia. „Wenn du willst, dann werde ich wieder zur Katze. Ich kann aber auch gehen, wäre nicht das erste Mal.“ In der Tür stand Mia. Lange blickte mein Junge ihr in die Augen. Sie wirkten traurig. „Du musst mich nur erschrecken, dann bin ich wieder Mie“, flüsterte sie. „Tut mir Leid, ich wollte so etwas nicht sagen.“ „Nein, nein ist schon gut Kai. Ich hätte es dir gleich sagen müssen. Aber ich wollte gerne bei dir bleiben.“ Für Mia war dies sichtlich unangenehm und deshalb wollte sie vor Kai weg rennen. Plötzlich hielt Kai sie am Arm fest und zog sie zu sich. Und da saß dann eine kleine Kuschelkatze auf seinem Arm. Irgendwie musste er schmunzeln. Sanft küsste er das Tier auf die Nasenspitze. Mia verstand nicht ganz und sah in die tiefgrünen Augen des Jungen. „Du kannst mich ja trotzdem knuddeln.“ Ein Hauch von rosa legte sich auf das Gesicht des Mädchens, bei diesen Worten. Es gefiel Kai, dass Mia rot war und sich aus der engen Umarmung losreißen wollte, doch der Junge war zu kräftig. Beide sackten zu Boden, denn das Mädchen hatte aufgegeben und zog Kai mit sich. „Lass mich los Kai, bitte.“ „Nein!... Wieso willst du bei mir bleiben?“ Ganz leise schluchzte die Schwarzhaarige : „Weil du auch ganz alleine bist.“ Sacht drückte Kai Mia von sich weg, damit er eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht streichen konnte, zog sie hoch, um sich gleich wieder aufs Bett fallen zu lassen. Ganz eng kuschelte sich das Katzenmädchen an Kai und ließ ihren Tränen freien Lauf. Zwar verstand der Junge neben ihr nicht, wieso Mia so schluchzte, trotzdem fuhr er ihr über den Rücken und flüsterte in ihr Ohr: „Schön, dass du da bist Katzenmädchen Mia.“ Beide genossen diesen Augenblick und während ich mir die Szene vom Flur aus besah, freute ich mich über ein neues Seelchen in meinem Haus. So bekamen wir eine ganz besondere Mitbewohnerin, die es sogar schaffte meinen Enkel zum Lachen zu bringen. Ich sollte dir dafür danken. Danke Katzenmädchen Mia. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)