Mia und Kai-Alexander - das wandernde Rätsel von chaoskaiko (Band I) ================================================================================ Kapitel 19: Kapitel 19 der Schwarzwassersee ------------------------------------------- Der Schwarzwassersee Mittlerweile war das Thermometer weit unter Null gefallen. Es war zwar kein Vollmond, jedoch warf der Himmelskörper reichlich Licht auf das Gelände von Burg Falkenstein. Sterne strahlten zusätzlich das uralte Gemäuer an. Über dem See, der sich weitläufig hinter dem Hügel der Falkensteiner Burg erstreckte, flimmerte einem Irrlicht gleich, eine Menschen große Flamme. Gebannt lagen Emilys hellbraune Augen auf dieser Erscheinung. Der silbergraue Mond ließ ihr graues Haar heller leuchten als jeder Sonnenstrahl und die Kälte, die er mitbrachte, war ihr, mit den roten Bäckchen ins Gesicht geschrieben. „Du bist echt unheimlich, wenn du das machst.“, murmelte Jojo, der seine Freundin dabei zu sah wie sie den Geist auf dem Schwarzwassersee nährte. „Fehlversuch neun.“ „Ich will endlich eine neue Mama, eine echte!“ Emily raufte sich die Haare worauf hin der blaue Geist auf dem Wasser augenblicklich verschwand. „Warum brauchen Erwachsene solange zum verlieben. Im Fernsehen geht das in zwei stunden.“ Das Julian und Anna schon seit Jahren starke Sympathien füreinander hegten, war jedem klar, doch beide machten sich das Leben schwer. Zum Leidwesen der beiden Kinder, welche sich nichts sehnlicher als richtige Eltern wünschten, so wie andere Kinder auch. Die letzte Aktion die beiden Erwachsenen zusammen zubringen hatte mittels Stolperdraht zu Julians Gipsbein geführt. „Das Fernsehen ist ein schlechter Ratgeber.“, jammerte Emily. Sie wollte nicht mehr an Familie denken, auch wenn ihre Oma super war. Heute Nacht konnte sie etwas machen, dass ihr schon im Kindergartenalter gefallen hatte. Diesen Geist tief in ihrer Seele zu betrachten war schöner als alles was sich dieses Kind vorstellen konnte. „Das ist er also.“; maulte Jojo der ihre Begeisterung nur ungern teilte. „Ja, diesen Attribut bewache ich.“ „Willst du ihn Kai-Alexander zeigen?“ Es war ein stummes Nicken, das als Antwort reichte, um wieder das Thema zu wechseln, jedenfalls für den Jungen. „Was ist so schwer daran, jemanden zu küssen?“ Ohne auf eine Antwort zu warten oder eine Gegenfrage abzuwarten, nahm Jojo sie in seine Arme und drückte sie an sich und küsste sie. „Are you crazy?“, japste Emily und wusch sich den Schmatzer von ihrer Wange. „Also so schwer fand ich das jetzt nicht. Guck mal, ich mag dich doch auch ganz doll.“ „Musste das sein? Voll gruselig.“ „Du darf ich noch mal?“ „Wage dich Jojo.“ „Och bitte.“ „Nein! Lass doch mal los.“ „Nö, mir ist sonst zu kalt.“ „Dann geh' rein.“ „Ich mag dich.“ „IHHHHHHHHH.“ Mia kuschelte sich eng an die Seite des Größeren. Hier war es wärmer. Nur das Problem daran war, Kai hatte seine gute Mühe, gerade zu gehen. Zumal es ziemlich dunkel war und er es bevorzugte, auf befestigten, sicheren Wegen zu laufen. Wir hatten Emily und die Geschwister Balthasar nach hause begleitet um anschließend die Nachtluft von Falkenstein zu genießen. Interessanter weise wollte Duncan, dass wir den Weg am Schwarzwasser See entlangliefen und nicht an der Konditorei vor bei. Dort musste Johanna noch nach arbeiten, was sie morgens versäumt hatte. Anna.Lena war wirklich sehr wütend auf das Fehlverhalten ihrer Nichte und Schülerin. Im weiten Abstand, folgten der Araber und ich. Einen nächtlichen Spaziergang war Aslan nicht abgeneigt, weil er sowieso selten das Gelände verließ. Manchmal erschien mir der Mann so, als hätte er Angst oder Bedenken vor andere Menschen zu treten. „Ein angenehmer Anblick.“ Ich verstand nicht, was Aslan meinte und sah mich in der mondbeschienenen Hügellandschaft um. „Was meinst du Aslan?“ „Dein Enkel und das Mädchen. Sie passen gut zu einander. Mia erinnert mich an dich. - Etwas...“, schmunzelte Aslan. „Wie darf ich das verstehen?“ „Als ich dich kennen lernte, hübsches Mädchen, trafen wir uns auch am See. Die gesamte Zeit über hast du Cain nicht losgelassen. Auch so bist du selten von deines Mannes Seite gewichen. Nun erkenne ich dieses zum Teil auch spielerische Verhalten, in dem jungen Fräulein wieder.“ Ertappt, eine weitere Unart von mir, die mich nie losließ: Und um ehrlich zu sein, ab und zu hängt ich mich auch so an Kai-Alexander oder etwas seltener auch an Gabriel, zum Leidwesen der beiden. „Ich entsinne mich auch an einen Tag, an dem du sauer wurdest, da eine Cousine oder war es eine Base, aus deinen Familienkreisen Cain schöne Augen gemacht hatte. In einem Streitgespräch, du abermals an seinem Arm, seid ihr schließlich in einen Gartenteich mit Fröschen gefallen.“ Mit einem gewaltigen Rotschimmer im Gesicht, protestierte ich gegen Aslans Anspielung: „Liebe Güte, dass ist doch schon gar nicht mehr wahr.“ Unweigerlich lachte Aslan auf. Er fand wohl meinen Protest sehr belustigend. Damit es mir leichter fiel, dieses über mich ergehen zu lassen, atmete ich die frische Kälte der Herbstluft ein. Von einer leichten Anhöhe aus erblickten wir schon den See. Auf der ruhigen Wasseroberfläche, spiegelte sich der Mond. Fast schien es so, als würde dieser helle Punkt nicht von unserem Nachbarn am Himmelszelt stammen, sondern aus der dunklen Tiefe des Gewässers hervor scheinen. Die fahl beschienen Uferlandschaft, unterstrich diesen mystischen Eindruck zusätzlich. Freundlich half mir der Araber über die wuchtigen, stellenweise rutschigen Steinbrocken, die das Ufer grob einbetteten. Man musste aufpassen, denn das nasse Laub von den tiefhängenden Trauerweiden, war wie Schmierseife unter den Füßen. Sorgend durchstreiften unsere Augen die Uferböschung, denn wir hatten Kai-Alexander und Mia aus den Augen verloren. Hoffentlich waren sie nicht ausgerutscht. Aslan war es, der den Jungen wiederfand. Mia stand jedoch zwei oder drei Schritte neben ihm. Gebannt, blickte mein Enkelsohn auf den offenen See hinaus. Ich folgte verwundert seinem Blick. Dieses Starren passte sogar nicht zu meinem Eisbären. Kaltblaue Flammen, von der Größe eines Menschen, waberten auf der nassen Oberfläche hoch. Sie kam sogar auf meinen Jungen zu und je näher sie kam, desto mehr wurde mir klar, was ich dort sah. Ein Wesen, ein flammen artiger Geist, der sich wohl vom Wasser zu nähren schien. Das, egal was es war, was in diesem Gewässer hauste war so mächtig um diese Gestalt selbst in Jahrhunderten noch zu nähren. Kurz bevor er das Ufer betrat, hielt das Wesen inne und alles um uns herum wurde still. Normalerweise prasselten Flammen oder strahlten wenigstens Hitze aus. Hier war alles anders. Kein Laut, keine veränderte Temperatur, nur Stille und Licht. Ewiges, symbolisches Eis kroch uns durch Mark und Bein. Mein Magen zog sich zusammen und Tränen stiegen in mir auf. Immer und immer wieder, wie ein Impuls, tauchte ein schemenhafter Umriss auf. Ich sah in die Gesichtszüge meiner Schwiegertochter. Das vor uns war ein Attribut, ein charakteristisches Merkmal der fünf Familien. Attribute, waren so eine Art Untergeist der Wesen, die uns zur Seite standen. Sie zeigten sich oft in Gestalt oder besser Hülle eines Elements. Sie warnten einen, gaben mit ihren Stimmen Zeichen, Hilfe und waren die Beschützer, von Kraft, Geist und Körper. Ob sie in einem wohnten oder herauskamen, wenn ihre Dienste benötigt wurden oder ob sie um einen waren, wie ein Schutzengel, der sich ab und zu zeigte, wagte ich nicht zu entscheiden. Personen, wie ich oder Alexandra erhielten die Attribute über diejenigen, die sie geheiratet hatten. Mein Mann, meine Söhne, sowie mein Enkel hatten sie von Geburt an. Wer ein Feuerzeichen besitzt, wird wohl kaum ein Wasserattribut haben. Ausnahme der Geist. Dieses Zeichen war neutral. Man konnte Feuer, Wasser, Erde, Luft und Geist sein, es führen, leiten und beherrschen. Kai-Alexander war etwa seit vier Generationen ein Alexis unter dem Schutz eines Geist Attributs. Mein Enkel war verstört. Was sollte er davon halten? Was sollten wir davon halten? Hilfesuchend, traf mich seine Grünen Augen, welche er von seiner Mutter geerbt hatte. „Oma, was soll ich machen?“, jammerten sie, aber ich hatte keine Ahnung. Ich stand kurz vor einem Zusammenbruch. Aslan war es, der unser Schweigen zum besseren „Geh nur Junge, sie wartet.“ Bei diesen Worten, wurde mein Blut zu Eis und nie zuvor, wünschte ich meinen Mann so sehr an meine Seite, wie jetzt. Irgendwas in mir akzeptierte dieses Geschehen nicht, als Kai-Alexander einen Schritt nach vorn trat und sachte die Hand erhob. Mit der Spitze des Schuhs, berührte er hauchfein die Wasseroberfläche des Sees und sein Zeigefinger stieß mit etwas zusammen, dass ebenfalls aussah, wie ein menschlicher Finger einer feingliedrigen Frauenhand. Kai erkannte etwas sehr Vertrautes und obwohl ihm warm wurde, spürte er, wie seine vererbte Kraft, aus ihm wich und eine dünne, harte Eisschicht entstehen ließ. Das Schilf gefror und brach im seichten Abendwind wie Glas. Mir war klar, dass mein Enkel schon oft Wassergefäße oder Ähnliches in einen anderen Aggregatzustand versetzt hatte, doch in den zwei Jahren im Studienhaus, hatte ich all dies verdrängt. Ich kam mir so erbärmlich menschlich vor. „Säume nicht Junge. Die Zeit drängt, doch lass sie hier nicht ohne Schutz.“ Im Grunde war es keine Stimme, die wir vernahmen, es war eher ein Gefühl, eine Ahnung, die Worte besaß. Jeder von uns wusste so instinktiv, was gemeint war. Somit war die Aufgabe wohl erledigt. Attribute zeigte sich nie sehr lange. Manchmal flakerten sie nur einen Bruchteil einer Sekunde auf. Dieser Gedanke schreckte mich auf, ich eilte auf das Eis und versank, wie in etwas zähflüssigem, denn so schnell sich die dünne Tragschicht gebildet hatte, so schnell verschwand sie auch wieder. „Halt! Warte, zu wem gehörst du? Du kannst nicht bei IHR sein, sonst müsstest du dich nicht vom Wasser des Sees nähren!“, rief ich. Fragend blickte mich der letzte Rest des Attributen an, anschließend schaute er zu Kai-Alexander. Meine Augen ruhten für Sekunden auf meinem Enkel, wie er völlig starr, mit Reif an der Kleidung dastand und nichts tun konnte. Der Geist war verschwunden. Stille. Die Nacht verschluckte alles. Selbst das Licht des Mondes, war kein Hoffungschimmer mehr. „Kopf hoch. Jetzt wissen wir, dass sie noch leben, denn wenn Mamas Attribut existiert, muss es Papa auch noch geben.“ In diesem Moment, hatte ich einen kleinen Schutz suchenden Kai-Alexander in den Armen, wie er es schon seit Jahren nicht mehr gewesen war. Ein Kind das nichts mehr vermisste als seine Eltern. „Ich muss fort Oma und ich werde dir Kummer bereiten.“ Für eine Mutter aus dem Chaotenhaufen der Alexis Männer war dies im Grunde eine geläufige Entschuldigung. Heute Abend jedoch hörte ich diese Worte das erste Mal von meinem Enkelsohn und das nicht als Rechtfertigung sondern als Orakel. Aslan und Mia hatten die schwere Aufgabe übernommen Kai-Alexander und mich zurück zum Haupthaus zu begleiten. Noch ehe das Teewasser zu sieden begonnen hatte, zeigte mir mein Junge das Schreibheft von Mia. Ich weinte bis ich keine Tränen mehr hatte. Ich war verzweifelt. Wie konnten meine Kindern mich nur so quälen. Waren sie nun nah oder fern. Tod oder lebendig. Vielleicht sogar etwas ganz anderes. Kai ertrug mein weinerliches Flehen mit einer Geduld, welche einem halben Kind, nicht zu stand. Er hielt meine Hand und schwieg. Mia reichte ihm immer neue Taschentücher. Schlussendlich schaffte es Aslan mich in meine Räumlichkeiten zubringen. „Vergrabe dich nicht wieder in Arbeit, hübsches Mädchen. Es ist sehr spät geworden.“ Beim Herausgehen aus dem Zimmer, sah ich meinem langjährigen Freund hinterher, danach auf den Schreibtisch. Ernsthaft dachte ich über seine Worte nach und fragte mich, ob ich wirklich mit Kai-Alexander nach Coimbra fliegen oder doch hier bleiben musste. Auf meinem Schreintisch trohnte der purpurne Umschlag, des Astron- Clans Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)