Mia und Kai-Alexander - das wandernde Rätsel von chaoskaiko (Band I) ================================================================================ Kapitel 55: Kapitel 55 Machtspielchen ------------------------------------- Kapitel 55 Machtspielchen Luca wurde mit auf den Rücken gefesselten Armen aus dem Hotel abgeführt. Die Seile waren aus Stahl gefertigt und mit einem Zauber versehen, welcher Magier daran hinderte das Metall zum Schmelzen zu bringen. Die Fesseln saßen eng und die Energie, welche sie ausströmten, schmerzten. Nach dem Sabriel am darauffolgenden morgen in ihrem Hotelzimmer aufgewacht war, hatte sie duschen und sich ihre Männerkleidung anziehen dürfen. Niemand war bei ihr. Keiner der sich nach ihrem Befinden erkundigte oder jemand der Ungewissheit ein Ende setzte, wer dieses Mal gestorben war. Erst nach dem von Sabriel im Spiegel nichts mehr zusehen gewesen war, hatte Simon Haston die beiden Männer in ihr Zimmer gelassen. Ihr Bewacher war unversehrt und hatte wahrscheinlich alles in die Wege geleitet um eine heftige Auseinandersetzung mit der heiligen Stadt zu vermeiden. Wahrscheinlich war es Orell den das Feuer als Opfermahl gewählt hatte. Ohne Widerstand ließ sie sich fesseln und abführen. Sie konnte sich sowieso nicht wehren. Ihr ganzer Körper war übersät mit blauen Flecken und der Durst brannte nicht nur in ihrem Hals sondern auch auf der Haut und in den Augen. Die Gewissheit ein weiteres Menschenleben ausgelöscht zu haben, einen Unschuldigen getötet zu haben schwelte wie heiße Glut in ihrer Brust. Die Blicke der Hotelgäste kannte sie bereits. Mindestens fünf Schweizer Gardisten hatten sich im Foyer postiert und einen mächtigen Exorzisten konnte Sabriel unter den Zivilisten wahrnehmen. Verachtung und Tuscheln waren nichts ungewohntes für sie. Schlimmer noch sie hatte sich bereits damit vor langem schon abgefunden. Nur noch wenige Meter und ihr Leben würde in einem Gefängnis enden. Ohne die Chance Rooster und Duncan wieder zusehen oder sich zu entschuldigen, dass der Büchergeist zerstört worden war, ebenso wenig wie die Nachricht von Kais Eltern. Oscar, ihren verschmusten Neufundländer-Mix, würde man ihr mit Sicherheit wegnehmen. Sie war der Sündenbock für alles schlechte aus dem Feuer-Clan. "Einen Augenblick." Der italienische Akzent ließ zum erste Mal in dieser stumpfsinnigen Situation einen Ruck durch ihren Körper jagen. "Was haben sie mit ihm vor?" Orell war blass und sah wirklich mehr als beschissen aus. Wieso war er hier. Der Schweizer Gardist konnte sich ja kaum auf den Beinen halten. Im Grunde machte er eine genauso erbärmliche Figur wie Sabriel und dennoch wollte sich ihr inneres los reisen und den Mann in den Arm nehmen. Sie wollte weinen, weil Orell der erste war, der überlebt hatte. "Custos de occulto literae", begrüßte ihn der ältere der beiden Astronmänner höflich, aber sehr bestimmend. Ihm war es nicht recht aufgehalten zu werden, denn dieser Mann, das wusste Sabriel, hasste Luca. "Luca hat gegen die Regeln verstoßen. Höhere Magie im Vatikan ohne die Erlaubnis des Papstes und des Oberhauptes anzuwenden ist ein schweres Vergehen. Man wird über ihn in der Familie richten. So wurde es verhandelt." Orell versagte fast die Atmung: "Luca hat gegen einen Dämon gekämpft." "Sie müssen ihn nicht verteidigen. Das ist unter ihrer Würde "Custos de occulto literae". Luca trägt ins sich einen Feuerdrachen und kann diesen nicht kontrollieren. Er weiß selbst das seine Magie eine Gefahr für andere ist und hat ohne an die Folgen zu denken gehandelt. Er hätte sie getötet, wenn ein Dämonenjäger nicht eingeschritten wäre." Zornesröte färbte Orells Gesicht und seine Lippen pressen so feste aufeinander, dass der angeknackste Kiefer unglaublich schmerzte. Hätte Sabriel nicht ohne zu zögern gehandelt, so wäre von der heiligen Stadt nur noch Asche übrig geblieben. Diese wichtigen Worte konnte Orell aber nicht mehr vortragen. Flehend sah Sabriel unter der dicken Hornbrille an und bat ihm das Geschehen zu akzeptieren. Jedes weiter ausgesprochene Wort würde es für Sabriel nur noch unerträglicher manchen. Es war für den Mann, welcher vor wenigen Stunden noch für den Einsatz im Kampf von einer Magierin geehrt wurde, kaum zu ertragen wie man mit dieser starken und einzigartigen Frau umging. Magier waren untereinander wahrscheinlich doch die Dämonen, wie ihm schon als Kind immer erzählt wurde. Der zweite Mann entfernte sich nur wenige Schritte von der kleinen Gruppe und öffnete die Ladefläche eines unauffälligen Lieferwagens. Dabei sah Orell das zweite Kabel an dessen Hosenbund und ihm wurde klar, das Sabriel an Händen und Füßen gefesselt, als Frachtgut ihre Heimreise antreten musste. Wo immer auch dieses zu Hause sein mochte. Sie ließ es ohne jeden Willen oder Widerstand geschehen. "Gentleman, sieht ein Krankentransport nicht anders aus." Diese Stimme gingen jedem durch Mark und Bein. Zu einhundert Prozent, weil niemand mit dieser Art der Einmischung gerechnet hatte. "Lady Elisabeth Ashton." "Drittes Oberhaupt Gabriel Astron." Augenblicklich schlugen Orells Sensoren Alarm. Sein Instinkt sagte sofort: "Hau ab. Lauf um dein Leben. Das hier ist zwei, nein drei Nummern zu groß für dich!" "Was verschafft uns die Ehre ihres Besuches?" "Wenn sie es als Privatvergnügen betrachten Leibärztin von Raguels Mündel, ihres Vorgängers zu sein, scheinen sie den Status ihres hohen Postens nicht ganz begriffen zu haben." Es war die schöne Frau aus dem Krankenzimmer, welche Blicke wie Damaszenerklingen den beiden Männern aus dem Feuer-Clan zu warf. Von der eleganten Schönheit durfte man sich nicht täuschen lassen. Diese Frau war äußerst gefährlich. Unglaublich, dass diese Dame noch vor wenigen Stunden über Orells Schlaf gewacht hatte. "Ihre Zunge scheint mir etwas schärfer als ein Skalpell zu sein", erwiderte Gabriel Astron genauso engherzig, wie seine Worte gewählt wahren. "Drittes Oberhaupt Astron ihr sagtet eben selbst, dass Luca in sich einen Feuerdrachen verbirgt. Weil eine vollständige Isolation die letzte 24 Stunden um meinen Patienten geherrscht hat, war es mir nicht möglich mich um den physischen und psychischen Zustand von Luca zu kümmern. Sie können ja gerne mit diesem Pulverfass quer durch Europa reisen. Aber ich lehne es ab mich um Ihre Einzelteile im Nachhinein zu kümmern." Der Mann an der Laderampe des roten Van schluckte merklich. Die genauen Umstände des Fluches und vor allem was danach geschah, kannte ja niemand. Sabriel war die Erstgeborene seit mehr als 200 Jahren. Die Asato legte noch einen Drauf: "Wie viele Tote gab es denn bereits nur weil die Sicherheitsmastnahmen nicht deutlich genug definiert waren? Ihr Onkel war mit Sicherheit kein Anfänger. Es hat seinen guten Grund weswegen die Dämonenjäger von der Falkenherrin persönlich den Auftrag erhalten haben Luca gesundheitlich zu überwachen." Die aufkeimende Rivalität und Vorherrschaft über den Verbleib von Luca, zerrissen fast die Knochen des angeschlagenen Gardisten. Seine Kollegen hatten diese Spannung bereits bemerkt und waren mit ihren Handfeuerwaffen in Position gegangen. Mitsicherheit gab es auch irgendwo einen Scharfschützen. "Wenn ihr meint!", brummte der Mann, welcher Run im Körperbau um einiges überlegen war, packte Sabriel an der Schulter und stieß seine eigene Schwester in die Arme der Asato. "Ich werde es dem ersten Oberhaupt berichten. Sollte es zu irgendwelchen Ausschreitungen geben, lehnt mein Clan jede Verantwortung ab. Komm Rafael. Wir sind hier fertig!" Er klopfte seinem jüngeren Bruder auf den Rücken, schmiss gleich darauf die Türen zu und war innerlich doch sehr froh, nicht mehrere hunderte Kilometer mit einer tickenden Zeitbombe zu verbringen. Rafael gehorchte. Verbeugte sich ehrbar noch vor dem "Custos de occulto literae" und setzte sich schließlich auf den Beihafersitz. Ungläubig starte der Hüter der geheimen Bücher dem roten Van hinterher. Die Situation hatte etwas surreales gehabt. War er eben in einem magischen Trentino-Film gelandet? Dabei fiel ihm wieder die Handfeuerwaffe und der Tiber ein. "Haben wir jetzt gewonnen?" Es fuhren noch einige Autos an dem kleinen Hoteleingang vorbei, bis die gedämpfte Stimme der Frau in Schwarz zu ihm vor drang: "Es gibt keinen Sieger und keinen Gewinner. Das einzige was es geben kann ist ein Wiedersehen." Diese Frau nervte gewaltig. Orell drehte sich angefressen herum und musste zu seiner absoluten Zerknirschung feststellen, dass sowohl die Dame in Schwarz, als auch die Austrontochter verschwunden waren. Eines musste Orell den Magiern wirklich lassen, im Abhauen waren sie wahre Meister. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)