濤声 von -aftermath- (Voice of Waves) ================================================================================ Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Kapitel 9 Ein halbes Jahr war nun vergangen und Kyo saß auf dem Sofa mit der Katze auf dem Schoß, kraulte sie, während er einhändig die Tastatur seines Macbooks bediente. Immer kam Mochi an, wenn er gerade arbeiten wollte und so dreist wie sie war, war ihr das vollkommen Schnuppe. Sie legte sich entweder auf seinen Schoß oder gar gleich auf die Tastatur des Laptops. Da blieb Kyo gar nichts anderes übrig als sie zu kraulen oder ihr anderweitig seine Aufmerksamkeit zu schenken, denn sie würde so lange nerven, bis sie das bekam, was sie wollte. Er schrieb gerade an einem neuen Gedichtband, den er auch mit dem Computer gestalten wollte. Seine körperliche Lage hatte sich sehr verbessert, endlich konnte er einige Schritte gehen, es reichte um vom Bett aufs Sofa zu kommen, wenn er sich dabei abstützte und auch langsam bekam er die Kontrolle über seine Blase zurück, nur schaffte er es nicht rechtzeitig zur Toilette, er war viel zu langsam. Jeden Tag übte er nun gehen vor ihrer Wohnungstür. Dort hatte ihm der Physiotherapeut einen Stuhl hingestellt und wenn Kyo mit seinem Rollstuhl nach draußen rollte und sich diesem gegenüber am Geländer platzierte, konnte er zwischen diesen hin und her gehen. Die Oma, die neben ihnen wohnte, kam sogar manchmal raus und brachte ihm etwas zu trinken, was er nett fand, aber es war ihm auch ziemlich peinlich. Aber hier hatte er genügend Platz. Er und Die waren umgezogen, denn ihre alte Wohnung war zu groß und zu teuer gewesen, nachdem viel Geld für seine Pflege drauf gegangen war. Hier in einem dieser Familien freundlichen Viertel, konnte man sich ganz wohl fühlen, zumindest wenn man dem Schild glaubte, das irgendwo in der Nähe aufgestellt war und für die Wohnungen hier bewarb. Gähnend lehnte er sich dann zurück und sah auf seine Armbanduhr. Bald würde Die sicher zurückkommen. Hoffentlich hatte er daran gedacht, dass er etwas zu essen mitbringen wollte, denn allmählich bekam Kyo Hunger. Ab und zu verschluckte er sich noch, aber endlich konnte er wieder normales Essen zu sich nehmen. Es kam auch zum Glück keine Pflegekraft mehr zu ihnen nach Hause, trotzdem schlief Kyo noch in seinem Pflegebett, denn er wachte nachts oft auf, weil er mal musste und er wollte Die nicht stören. Da er es ja nicht zur Toilette schaffte, hatte er an seinem Bett einen Toilettenstuhl zu stehen, den er benutzen konnte. Er war auch sehr froh, dass er die Windeln los war und nur noch Einlagen trug, zur Sicherheit eben. Kyo konnte gar nicht glauben wie glücklich er über solche normalen Dinge war, aber er wusste sie jetzt auch mehr zu schätzen und wusste auch wie anstrengend es war das alles wieder zu erlernen, wie ein kleines Kind, doch die schienen damit weniger Schwierigkeiten zu haben. Nur eins hatte er bis jetzt noch nicht versucht. Singen. Nicht, weil er dachte, dass er es nicht mehr konnte, sondern weil er Angst hatte, dass er nie wieder auf der Bühne stehen können würde. Es war nicht sicher, ob überhaupt jemand Dir en grey hören wollte, nachdem sie über zwei Jahre weg vom Fenster gewesen waren und bis ein neues Album fertig war, dauerte es. Außerdem konnte er nicht einschätzen, ob er dem ganzen Tourstress gewachsen war. Langsam klappte er den Laptop wieder zu und nahm Mochi auf die Arme und knuddelte sie einfach, um sie zu ärgern. Miauend wand sich die Katze in seinen Armen und Kyo lachte leise. „Mir entkommst du nicht, hehe“, lachte der kleine Blonde und drückte sein Gesicht in das weiche Fell der heiligen Birmakatze. „Das ist die Rache dafür, dass du mich immer störst.“ Jammernd drückte Mochi ihre Pfote gegen Kyos Lippen und der Sänger happste danach. Doch dann ließ er sie wieder frei und schwupps, war sie davon gelaufen und versteckte sich auf ihrem Kratzbaum. Doch lange blieb sie da nicht sitzen, denn einige Minuten später öffnete sich die Wohnungstür und er hörte Dies Stimme aus dem Flur. „Bin wieder daaaa!“ Dann hörte er Mochi miauen und ein leichtes Poltern, weil Die sicher versuchte nicht über die Katzendame zu fallen. „Hier, hab Essen mitgebracht“, sagte Die grinsend und stellte ihm eine Tüte mit zwei Aluschachteln vor die Nase. „Es gibt Gyoudon für mich und für dich hab ich Miso-Tori-Katsudon mitgebracht.“ Vorsichtig nahm der Sänger die noch heißen Schachteln aus der Tüte, schob sein Macbook zur Seite und lächelte Die an. „Klingt gut.“ Sofort erhielt er noch einen Kuss auf die Schläfe und packte vorsichtig das Essen aus, was ihm noch schwer fiel, denn seine Feinmotorik war einfach nicht die Beste. Er wusste, dass Die gerade den Drang unterdrückte für ihn die Schachtel zu öffnen, aber Kyo wollte das alleine schaffen. „Na, dann. Guten Appetit!“, wünschte ihm sein nun braunhaariger Freund und sie beide fingen an zu essen, wobei Kyo mit Kinderessstäbchen aß, die hinten noch eine Halterung hatten, die die Stäbchen zusammenhielt. Den restlichen Abend verachten sie zusammen auf dem Sofa, bis Kyo sich dann in sein Bett legte, um zu schlafen und Die ihn auch in Ruhe ließ. Den halben Tag lang hatte er immerhin geübt, da war er jetzt ziemlich müde. Doch mitten in der Nacht wurde er durch sein Durstgefühl geweckt. Müde tastete er auf seinem kleinen Beistilltisch herum und stellte fest, dass Die vergessen hatte ihm etwas zu trinken hinzustellen. Schluckend sah er sich um. Ob er ihn wecken sollte deswegen? Bis in die Küche schaffte er es meistens nicht zu gehen, denn einmal war es zu weit und außerdem hatte Die seinen Rollstuhl geputzt und der stand jetzt dummerweise in der Wanne. Den bekam er da niemals heraus! Also half alles nichts und er musste in die Küche laufen. Leise stand er auf und lief auf seinen Antirutschsocken und sich überall festhaltend in den Flur. Hier gab es nur leider nichts mehr zum Festhalten und er starrte den nicht allzu langen Gang hinab, den er zu gehen hatte. Nur konnte er wohl froh sein, dass er überhaupt laufen konnte, denn vor einem Jahr noch, hatte er es gerade so geschafft aufzustehen. Wie oft war er bei dem Versuch zusammengesackt, weil ihn seine Beine nicht hielten? Viel zu oft! Immer einen Fuß vor den anderen setzend ging er los, versuchte sein Gleichgewicht zu halten, so gut es ihm möglich war. Auch wenn es lange gedauert hatte, bestimmt fünf Minuten, hatte er es in die Küche geschafft. Hier konnte er sich wenigstens am Küchentisch und an der Anrichte festhalten, was er auch tat. Nun war da nur noch die Schwierigkeit den Kühlschrank zu öffnen und das Wasser herauszuholen, was er trinken wollte. Sich mit einer Hand festhaltend an der Arbeitsplatte streckte er sich und versuchte den Kühlschrank zu erreichen. Da zwischen war nichts, wo er sich hätte festhalten können, denn neben dem Kühlschrank stand der Mülleimer. Wer hatte sich das nur ausgedacht? Ächzend schaffte er es dann doch die Tür zu öffnen und erreichte mit den Fingerspitzen die Wasserflasche, die er dann mit einem Ruck ergatterte und an sich zog. Über seinen Sieg grinsend öffnete er die Flasche und wurde unvorsichtig dabei, denn gerade als er die Flasche mit beiden Händen umklammert hielt, verlor der ehemalige Sänger das Gleichgewicht und kippte nach hinten über, begoss sich dabei mit dem ganzen Wasser und während des Versuches Halt zu finden, riss er dabei dreckiges Geschirr mit sich und landete mit einem lauten Scheppern und Knallen auf dem Küchenfußboden. Die hatte heute wieder den halben Tag im Studio gesessen und hatte Musik geschrieben. Er machte es ungern zuhause, weil sie nur noch zwei Räume hatten und er das Gefühl der Enge einfach nicht ertragen konnte und so auch nicht fähig war Musik zu schreiben. Wenigstens nahm ihm sein Freund das nicht übel, dem es wieder so gut ging wie schon seit zwei Jahren nicht mehr. Das machte ihn am glücklichsten! Kyo war fast wieder der Alte, wenn man von den Defiziten beim Gehen absah. Bald war der Unfall drei Jahre her und dafür war der Sänger schon sehr gut dran. Was er alles wiedererlernt hatte, war schier unglaublich. Heute jedoch verließ er frühzeitig seine Arbeitsstelle, da er ihm versprochen hatte zum Mittag zu Hause zu sein und auch etwas zu essen mitzubringen. Den restlichen Nachmittag und Abend über hatten sie vor dem Fernseher verbracht und wie seit eben bald drei Jahren schlief Kyo in seinem Pflegebett. Dafür hatte er vor dem Schlafen den Rollstuhl seines Freundes mal geputzt, der hatte das auch bitter nötig gehabt. Da Die noch nicht müde war, lag er im Halbschlaf in seinem Bett und lauschte dem Fernseher, den er im Schlafzimmer zu stehen hatte und von dem er sich berieseln ließ und so bekam er gar nicht mit, dass Kyo alleine aufstand. Erst das laute Scheppern ließ den Gitarristen hochschrecken. Was war das denn? Auch Mochi hatte sich erschrocken, die friedlich neben ihm gelegen hatte, bevor sie unter Garantie zu Kyo abhauen würde, denn morgens fand er sie immer auf dem Kopfkissen des Sängers und wie sie mit ihrer Pfote sein Gesicht betätzelte und leise dabei schnurrte. Schnell war er aus dem Bett geklettert um der Ursache des Kraches auf den Grund zu gehen. „Kyo!!“, war sein entsetzter Ausruf, als er den Sänger auf dem Küchenfußboden liegen sah, vollkommen durchnässt, neben ihm ein Haufen Scherben und wie er in einer Lache aus etwas Blut und Wasser lag. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er nach setzte sich zu ihm und half ihm sich aufzurichten. „Du blutest ja an der Hand!!“ „Mein Kopf...“, murmelte Kyo leise und lehnte sich erschöpft an den Gitarristen. Die wusste im ersten Moment gar nicht, was er machen sollte und lehnte seinen Freund erst einmal an den Spülschrank, ehe er schnell etwas zum Verbinden suchte und dann mit dem Aufwischen begann. Doch er hielt inne, als er es plötzlich leise schluchzen hörte. „Ich bin zu nix zu gebrauchen..“, hörte er die gebrochene Stimme seines Liebsten hinter sich und er schluckte hart. Vorsichtig lehnte er den Wischer an den Küchentisch und kniete sich zu ihm hin. „Das stimmt gar nicht, hörst du!“ „Ach was.. Ich kann ja nicht mal alleine für mich Sorgen..“ So bitterlich weinen hatte er ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen und er beugte sich zu ihm, um ihn in die Arme zu schließen. Sanft küsste er seine Schläfe, dann seine Stirn und gab ihm dann einen Kuss auf den Mund. „Ich liebe dich, egal was ist.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)