Pretty Wild Things von Maya (Kpop/JRock Crossover) ================================================================================ Kapitel 2: Warum (nicht)? ------------------------- Hallo ihr Lieben ^^/) Die erste Prüfung habe ich gestern hinter mich gebracht und ich denke, es ist ganz gut gelaufen. Die nächste kommt am Montag, muss jetzt also am Wochenende noch einmal fleißig lernen. Bevor der Stress jetzt aber weiter geht, wollte ich eben das nächste Kapitel hochladen. Ich beiße übrigens immer noch nicht und es wäre echt schön dieses Mal etwas früher einige Reviews zu erhalten als bei PYT ;) Pretty Wild Things Kapitel 02 – Warum (nicht)? Teil: 3/? Warning: unrealistisches Crossover, OoC, Shounen-Ai/Yaoi Rating: Kapitel 2 ist safe Personen: Minsu & Sungjun (Boys Republic), Saga (alice nine.), Rap Monster (BTS), Yoo Jiwon (OC) Pairings: Rap Monster x V Disclaimer: keiner der erwähnten Musiker gehört mir, lediglich Yoo Jiwon ist mein geistiges Eigentum – Geld verdiene ich hiermit aber immer noch nicht ;) Viel Spaß beim Lesen! Maya Minsu hatte einen Kater. Ach was, das war schon ein Tiger. Und das an einem Tag, an dem er arbeiten musste. Nachdem er endlich aus dem Bett gekrochen war und sich zwei Aspirin eingeworfen hatte, war er erst mal ganz dezent eine Stunde zu spät zur Probe erschienen, was ihm einen deftigen Anschiss von Wonjun eingebracht hatte. Dabin rollte mit den Augen und Suwoong schien von Minsus Verhalten irritiert. Sungjun warf Minsu einen seltsamen Blick von der Seite zu, eine Braue nach oben gezogen und den Mund verkniffen; wahrscheinlich waren er und sein Leader die einzigen, die checkten, warum der Tänzer zu spät gekommen war. Die Probe verlief wie erwartet schrecklich. Seine sonst so geschmeidigen Bewegungen wirkten steif und auch wenn die Kopfschmerzen nachgelassen hatten, so war er noch immer müde und seine Glieder schwerfällig und wund. Nach zwei Stunden rief Wonjun entnervt zur Pause. Mit einem Blick in seine Richtung grummelte er noch ein „Und dann bitte richtig“ und verließ den Raum. Geknickt und sauer schlurfte auch Minsu aus dem Proberaum, die Hände in den Taschen seiner Sporthose vergraben und die Stirn düster zusammengezogen. Was hatte er sich auch dabei gedacht heute überhaupt zur Probe zu erscheinen? Hätte er sich doch einfach krank gemeldet! Er war den Gang noch nicht ganz hinunter gelaufen, da hörte er Schritte hinter sich näher kommen, die ihn rasch einholten. „Minsu!“ Sungjun trat neben ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Was willst du?“, fragte er und klang dabei unfreundlicher als beabsichtigt. Der Ältere sah ihn für einen Augenblick verärgert an, sparte sich jedoch einen Kommentar. Stattdessen ließ er seine Hand von der Schulter gleiten, lief aber weiter neben ihm her, als sie schließlich die Treppe erreichten und ins Erdgeschoss gingen. „Du weißt, dass Wonjun-hyung recht mit seiner Standpauke hatte“, bemerkte der Tänzer und Rapper mit den schwarzen Haaren und sah ihn dabei durchdringend an. Minsu knurrte und zog die Augenbrauen tiefer. „Ja, ja, schon klar.“ „Minsu, ernsthaft!“, meinte Sungjun aufgebracht und sein Blick wurde hart. Er hasste es, wenn sein bester Freund ihn so ansah. „Was hast du dir dabei gedacht hier total verkatert aufzukreuzen?“ „Hab ich mich auch schon gefragt.“ „Das geht so nicht und das weißt du.“ Minsu war kein Trinker, das war nicht das Problem und das wusste auch Sungjun. Doch ein paar mal im Jahr rutschte er in eine Phase gähnender Leere und er fühlte sich absolut fehl auf der Welt. Das erste Mal passierte ihm das, als er verliebt gewesen war – als Reaktion auf seinen Liebeskummer war er mehrere Wochenenden nacheinander feiern gewesen, hatte die ganze Nacht durch getanzt, getrunken und herumgeknutscht. Später als Trainee hatte er versucht sein Heimweh, den Stress und seine Selbstzweifel damit zu kurieren. Nach ihrem Debut vor zwei Jahren waren seine Ausschweifungen seltener geworden, doch gerade nach Konzerten oder eben einer Tour überfiel ihn erneut dieses erdrückende Gefühl von Einsamkeit, Öde und... Stumpfsinn. Von einem auf den anderen Tag wusste er plötzlich nichts mehr mit sich anzufangen und fühlte sich einfach absolut... leer. Und er hasste sich dafür. Aber vor allem schämte er sich. Sein Verhalten war nicht nur riskant und ungesund, sondern konnte auch der Band schaden. Sollte die Presse von seinen nächtlichen Exzessen Wind bekommen und Details an die Öffentlichkeit geben, wäre das ein Riesenskandal! Und seine Band würde ihn abstoßend finden, wenn sie Einzelheiten seiner Eskapaden erführen. Gerade deshalb versuchte er keinen Alkohol zu trinken, da dieser sein Urteilsvermögen noch mehr trübte und er Angst vor dem Kontrollverlust oder Blackouts hatte: Wenn er schon Scheiße baute, dann bitte bei klarem Verstand. Er wusste wirklich nicht, wieso er gestern so über die Strenge geschlagen hatte... Als Minsu bewusst wurde, dass Sungjun ihn noch immer mit diesem Blick ansah, irgendwo zwischen Tadel und Sorge, versuchte er es versöhnlich. „Ich weiß“, gab er zu, „Ich gelobe Besserung.“ Doch sein Kumpel verzog das Gesicht. „Das sagst du jedes Mal... 'Ich tu's nie wieder', 'Kommt nicht mehr vor', 'Ich geb mir Mühe'-“, fing er an Minsus Entschuldigungen herunter zu rattern und der Tänzer unterbrach ihn mit einem entrüsteten „Hey!“. Sungjun seufzte. „Ich mach mir nur Sorgen“, sagte er und legte ihm freundschaftlich den Arm um die Schultern, „Wir kennen uns doch schon so lange – wenn es etwas gibt, das ich-“ „Nein. Nein, da gibt es nichts. Und mach dir keine Sorgen“, er lächelte und hoffte, dass es fröhlich aussah, „Ich komm klar! Und ich passe auf, dass mein Verhalten die Band nicht belastet. Ich verspreche es! Die Band bedeutet mir alles, das weißt du.“ Sungjun schien damit vorerst besänftigt, wenn auch nicht überzeugt, und verabschiedete sich kurz darauf von Minsu, um sich in der Kantine einen Snack zu besorgen. Minsu, dem die Kantine gerade eindeutig zu voll und zu laut war, ging hingegen nach draußen, um frische Luft zu schnappen. Die Hitze war nicht mehr ganz so unerträglich und es wehte heute ein angenehmer Wind, sodass man nicht das Gefühl hatte in einem Backofen zu stehen und geröstet zu werden. Bei dem Wetter war es nicht verwunderlich, dass er nicht als einziger die Pause nicht im Gebäude verbrachte; vereinzelt standen seine Kollegen und auch die PSC-Musiker in kleinen Grüppchen zusammen im Innenhof und unterhielten sich. Ihm war nicht nach Gesellschaft, doch einige Meter von ihm entfernt stand ein japanischer Kollege mit Zigaretten. Rauchen sollte er eigentlich auch nicht, aber gerade jetzt war ihm danach. Minsu kannte den attraktiven Mann vom Sehen – soweit er wusste, war er ein guter Freund von Ryouga und Reno von ViViD – hatte selber aber noch nie mit ihm gesprochen; ein „Hallo“ im Vorbeigehen zählte nicht. Also ging er kurzentschlossen auf ihn zu und sprach ihn an. „Kann ich mir eine schnorren?“, fragte er und blieb wenige Schritte entfernt von ihm stehen. Der Japaner hob eine Augenbraue und lächelte schließlich amüsiert, während er den Rauch ausblies. „Bist du dafür denn schon alt genug, Kleiner?“ Minsu war nicht in der Stimmung zu diskutieren und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. „Ich bin 22!“, empörte er sich und sein Gegenüber lachte. „Schon klar“, sagte er und streckte ihm seine Zigarettenschachtel entgegen, damit der Tänzer sich eine nehmen konnte. Anschließend ließ dieser sich Feuer geben und atmete einmal tief ein, inhalierte den Rauch, ehe er wieder ausatmete. „Minsu, richtig?“ Erstaunt hielt er kurz inne. Er konnte sich nicht daran erinnern, sich dem anderen schon einmal vorgestellt zu haben. Doch wahrscheinlich kannte er seinen Namen von Ryouga oder Reno, mit denen er sich bereits ein paar mal unterhalten hatte. Schnell kramte er in seinem Gedächtnis, ob die beiden Gitarristen nicht auch den Namen seines Gegenübers hatten fallen lassen und musterte den Mann in Jeans und schwarzem Tanktop. „Ja“, bestätigte er schließlich, „Und du bist... Saga?“ Der Japaner grinste und nahm einen weiteren Zug seiner Zigarette. „Ich fühl mich geschmeichelt, du hast also schon von mir gehört. Nur Gutes will ich hoffen?“ Er zwinkerte frech und Minsu spürte wie seine Stimmung sich hob, als er an seinem eigenen Glimmstängel zog und den durchtrainierten Körper des anderen musterte. „Natürlich“, antwortete er neckend und mit einem vielsagenden Lächeln, was Saga zum Lachen brachte. Er warf seine runter gebrannte Kippe auf den Boden und trat sie aus, blies ein letztes Mal den Rauch aus seinen Lungen und lugte unter einigen verirrten Strähnen zu ihm hinüber. „Ich hab dich tanzen sehen“, bemerkte er dann, „Netter Hüftschwung...“ Der PSC-Musiker wackelte eindeutig mit den Augenbrauen und Minsu versuchte im Bruchteil einer Sekunde abzuschätzen, ob ihn sein Gegenüber aufziehen wollte oder mit ihm flirtete. Er rief sich einige Geschichten von Ryouga in Erinnerung und entschied sich für Letzteres. „Diese Hüften sind nicht nur zum Tanzen gut...“, ließ er es darauf ankommen. Saga trat einen Schritt näher, lächelte weiterhin, scheinbar zufrieden damit, dass Minsu nicht vor ihm zurückwich. „Ich bin sicher, dass du deine Hüften noch in ganz anderen Situationen richtig zu bewegen weißt...“ Einen Moment lang verharrten sie in ihrer Position und Minsu verschwendete einen Gedanken daran, ob er sich nicht vielleicht etwas zu weit vorgewagt hatte, fegte diesen lästigen Einwand jedoch beiseite. Sagas Finger spielte an dem Bund seiner Trainingshose und Minsu schnippte seine Zigarette, nach einem letzten Zug, beiseite. „Mir würde da speziell eine Situation einfallen“, nahm er das Gespräch wieder auf und machte mit einem zweideutigen Grinsen deutlich, an was er gerade dachte. Sein Gegenüber war durchaus ansprechend und der Flirt zu verlockend, um ihm zu widerstehen. Sein Kater schien wie weggeblasen und der Wunsch danach, mit dem Japaner allein zu sein, wurde mit jeder Sekunde größer – er fühlte sich ein wenig wie eine rollige Katze. Er musste sich dringend wieder unter Kontrolle bringen. Mit einem Mal war Saga ihm ganz nah und als er sich zu seinem Ohr vorbeugte, streiften sich ihre Wangen und sein Atem geisterte über seinen Hals. „War das ein Angebot?“ Sagas Stimme schien tiefer und verführerischer zu sein als zuvor und Minsu befeuchtete sich die trockenen Lippen. „Vielleicht“, antwortete er und widerstand mit Mühe dem Drang, den Musikerkollegen mit sich ins nächstbeste, leere Zimmer zu zerren und über ihn herzufallen. „Minsu!“ Als hätte er sich verbrannt, machte er einen Satz nach hinten und brachte wieder Abstand zwischen sich und Saga. Er drehte seinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war und entdeckte Sungjun, der mit skeptischem Blick zwischen den beiden hin und her sah. „Die Pause ist vorbei“, sagte er nach einer kurzen Stille und gab Minsu mit den Augen zu verstehen, dass er ihn sofort begleiten sollte. Der Tänzer nickte hastig. Saga lächelte noch immer und meinte dann so leise, dass nur er ihn hören konnte: „So ein Pech. Na dann vielleicht ein andermal...“ Minsu erwiderte darauf nichts mehr, sondern entfernte sich langsam von ihm und folgte Sungjun zurück ins Gebäude. Schweigend stiegen die beiden die Treppen in den ersten Stock hinauf und steuerten ihren Probenraum an. Doch kurz bevor Minsu eintreten konnte, versperrte Sungjun ihm mit dem Arm den Weg. Aufmerksam und durchdringend sah er ihn an. „Ich habe Geschichten über diesen Typen gehört“, begann er, „Der poppt alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Halte dich besser von ihm fern.“ Der Tänzer entschied, dass es besser war, Sungjun nicht zu erzählen, dass er dies durchaus wusste und nicht abgeneigt wäre. „Ach, das war doch nur Spaß, weiter nichts“, versuchte er ihn also zu besänftigen und der Ältere schien es zu schlucken. Auf jeden Fall ließ er ihn ohne weitere Widerworte passieren. Während Minsu einen Schluck Wasser trank, versuchte er sich in Gedanken zu ermahnen, dass er sich hoch und heilig geschworen hatte niemals etwas mit einem Kollegen anzufangen! Saga war zwar kein direkter Kollege, aber sie würden sich dennoch zwangsläufig immer wieder auf dem Gelände begegnen – und so was zog nur Probleme nach sich. Bevor Minsu sich in Position brachte und sie mit der Choreographie weiter machten, nahm er sich vor, bei Saga lieber etwas auf Abstand zu gehen; sicher war sicher. ~*~*~ Wiederholt fuhr sich Rap Monster mit der Hand erst durch die Haare und dann über die Augen. Als er sie daraufhin erneut öffnete, starrten sie auf ein Blatt Papier, das kaum mehr leserlich war. Sätze waren durchgestrichen, kreuz und quer waren Worte oder Phrasen eingeschoben oder am Rande notiert worden, nur um abermals gestrichen und umformuliert zu werden – es war das reinste Chaos und Rap Monster schien einfach nicht in der Lage zu sein, irgendeine Art von Ordnung hinein zu bringen. Die Lyrics wollten ihm einfach nicht gelingen. Daher war er beinahe erleichtert gewesen, als Jiwon ihn angerufen hatte und er nun im ihren Café saß und auf ihn wartete. Er hatte ihn nun schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Seine Band hatte im April Debut gehabt und er hatte auch das Musikvideo gesehen, aber ansonsten war kaum Kontakt zustande gekommen; Jiwon war voll im Debut-Stress und tingelte zwischen Shows, Shootings und Interviews hin und her und BTS waren ebenfalls bis zu den Ohren in Arbeit versunken, um das neue Album auf die Beine zu stellen. Dazu kamen die andauernden Dreharbeiten und Fototermine; ab August oder spätestens Anfang September würde es noch stressiger werden, weil die Aufnahmen für das Chuseok Special von Idol Star Athletic Championship anstanden. Er selbst war kein Sportass, genau wie Jin, aber die anderen in der Band würden an verschiedenen Aktivitäten teilnehmen und mussten sich darauf vorbereiten. Schlaf wurde bekanntermaßen überbewertet. Seufzend knüllte er seine Notizen zusammen und steckte alles zurück in seinen Rucksack. Gerade zur rechten Zeit, wie sich herausstellte, denn da erklang das Glöckchen der Eingangstür und Jiwon betrat das Café – dieses Mal weit unauffälliger als bei ihrem letzten Treffen. Er hatte die Promotion-Photos und das Musikvideo gesehen und auch das ein oder andere Interview – dennoch war es im ersten Moment vollkommen ungewohnt den Jüngeren mit kurzen Haaren zu sehen. In Jeans und T-Shirt und mit der geschulterten Tasche sah er aus wie der nette Junge von nebenan; absolut schlicht und unscheinbar. „Hey!“, grüßte er fröhlich, umarmte den sitzenden Rapper herzlich und ließ sich dann auf den Stuhl gegenüber fallen. „Schön dich mal wieder zu sehen – ich hab dich vermisst!“, setzte Jiwon noch hintenan und Rap Monster lächelte. „Ich dich auch“, gab er zu und musterte ihn noch einmal. Sie hatten ihm die Haare nicht nur geschnitten, sondern auch eine Schattierung dunkler gefärbt; doch seine helle Haut und die funkelnden, grünen Augen verrieten seine ausländische Abstammung. „Sehr im Stress?“, fragte Jiwon und Rap Monster seufzte tief, sodass der andere lachte. „Na ja, es geht“, räumte der BTS-Leader ein, „Was mich eher wurmt ist, dass mir die Lyrics momentan einfach nicht gelingen... Ich weiß auch nicht.“ Er zuckte mit den Achseln und Jiwon schaute nachdenklich drein. „Du hast immer dann Schreibblockaden, wenn dich was bedrückt“, meinte der Jüngere dann mit ernster Miene und Rap Monster verzog das Gesicht, „Also spuck schon aus: Wo drückt der Schuh?“ Darauf wusste er vorerst nicht direkt zu antworten. Es gab einige Dinge, die ihm derzeit quer lagen, aber er war sich nicht sicher, ob er darüber wirklich mit Jiwon reden wollte. Trotz aller Vernunft, die dieser ein ums andere Mal aufbringen konnte, so war er doch erst sechzehn und nicht unbedingt der Ansprechpartner für... 'Liebesangelegenheiten'. Okay, genau genommen 'Sexangelegenheiten'. Jiwon von Vs Geständnis und dem Kuss zu erzählen war eine Sache, das jetzt war eine gänzlich andere. „Geht es um Taehyungie?“, bohrte Jiwon tiefer, „Hattet ihr Streit?“ Rap Monster war die ganze Sache furchtbar unangenehm und er begann unruhig auf seinem Stuhl zu rutschen, was dem Jungen keineswegs verborgen blieb. Dennoch verharrte er einen Moment in Schweigen, darauf wartend, dass Rap Monster von sich aus begann zu erzählen. „Nein, wir hatten keinen Streit.“ Irgendwie fand er den Gedanken daran absurd – klar gab es mal innerhalb der Band Meinungsverschiedenheiten, aber richtig Ärger eigentlich nie und gerade V verstand sich mit allen ausgezeichnet. Er konnte sich nicht einmal vorstellen, wie es sein musste mit seinem Freund Streit zu haben... „Sondern?“ Rap Monster dachte kurz nach und entschloss sich dann für eine Gegenfrage. Er lehnte sich leicht über den Tisch und sah Jiwon direkt an. „Darf ich dich was fragen?“, leitete er ein und Jiwon nickte, „Du bist ja erst sechzehn... aber... hattest du schon mal...?“ Er sprach es nicht aus, sondern deutete mit Blicken an, was er meinte. Jiwon schien kurz perplex, doch sobald ihm ein Licht aufging, begann er ausgelassen zu lachen und zog die Aufmerksamkeit der anderen Café-Besucher auf sich. Rap Monster sah sich peinlich berührt um und verspürte den Drang, sich bei den anderen Gästen zu entschuldigen, doch er blieb stumm und ließ den Jüngeren lachen. Als der sich schließlich wieder einkriegte, grinste er den Rapper entschuldigend an und meinte: „Jetzt mal ehrlich: Ich bin zwar erst sechzehn, aber du darfst das Wort 'Sex' in meiner Gegenwart ruhig in den Mund nehmen!“ Rap Monster spürte seine Ohren heiß werden und sah vor sich auf die Tischplatte. Er fühlte sich ziemlich dämlich. Doch Jiwon sprach im heiteren Ton einfach weiter und ließ Rap Monster keine Zeit in düsteren Gedanken zu versinken. „Und wo wir schon bei Ehrlichkeit sind: Ja, ich hatte schon Sex – ob du's glaubst oder nicht.“ Erstaunt sah er den Jüngeren an. „Echt?“ „Nee, unecht“, rollte Jiwon mit den Augen, „Wann hattest du denn dein erstes Mal? Ach was, antworte mir lieber nicht, ich wills gar nicht wissen. Und bevor du die nächste Frage nicht über die Lippen bekommst: Ja, ich hatte mit einem Mann Sex.“ Irgendwie wurde Rap Monster das gerade alles zu viel. In seinem Kopf begann sich alles zu drehen und er fühlte sich unendlich verwirrt und... entgeistert. Und desillusioniert. Er hatte Jiwon immer als einen süßen, kleinen, unschuldigen Jungen betrachtet und nun fiel diese heile Vorstellung einfach in sich zusammen. Wann war der Elfjährige, der ihn damals in Neuseeland an der Hand genommen hatte, erwachsen geworden? Er strauchelte zurück in die Gegenwart, als Jiwon seine Hände in seine legte und ihn mitfühlend anlächelte. „Hey, jetzt schau doch nicht so. Du sollst wissen, dass ich dir wirklich gerne helfen möchte, aber wenn es dir unangenehm ist mit mir darüber zu sprechen, dann rede doch vielleicht mit Jin? Oder Yongguk? Oder gleich mit Taehyung. Wusstest du, dass die meisten Beziehungen scheitern, weil die Partner nicht miteinander reden? Also gewöhn dir das gar nicht erst an!“ Der Junge wuschelte dem Rapper neckend durch die Haare und lachte leise. Rap Monster musste lächeln. „Ach, weißt du... Ich glaube Jin hat momentan eigene Probleme, außerdem kann ich mit ihm einfach nicht darüber – also, über Taehyung und unsere... Beziehung – sprechen. Und Yongguk hat zu viel Ärger am Hals, als dass ich ihn damit belästigen möchte.“ Jiwon nickte verstehend und schwieg einige Sekunden lang, in denen Rap Monster seinen Blick aus dem Fenster schweifen ließ. Während er die vorbeilaufenden Menschen beobachtete, verfluchte er sich aufs Neue. Jetzt sah er Jiwon nach so langer Zeit endlich wieder und drückte die Stimmung mit seinen Beziehungsproblemen. Er würde sich so gerne bei ihm für seinen Rat revanchieren und es wieder gutmachen, dass er so auf die Tränendrüse drückte, aber scheinbar kam der Jüngere mit seinem Leben um einiges besser zurecht als er und brauchte keine Hilfe... „Ich geb dir einen Rat“, durchbrach Jiwon nach einer Weile die Stille und gewann die Aufmerksamkeit des Blonden wieder, „Ohne jetzt zu wissen worum es geht: Schalt den Kopp ab.“ Ratlos blickte der Rapper ihn an. Der Jüngere hatte sich zurück gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt und sah ihn aus ruhigen Augen an. „Was meinst du?“ „Ganz einfach. Du denkst zu viel; ständig bist du am grübeln – lass es!“ Rap Monster sah genervt drein. „Wenn das mal so einfach wäre!“, stöhnte er. „Namjoon, sei ehrlich: Vertraust du Taehyung?“ Der Ältere musste nicht nachdenken und nickte ohne zu zögern, was Jiwon ein kleines Lächeln entlockte. „Dann tu es. Vertrau ihm. Denk nicht nach und lass dich einfach mal fallen und überlass ihm die Führung. Egal was dich gerade beschäftigt, schieb es beiseite und lass ihn machen.“ Rap Monster wusste nicht wieso, aber er fühlte sich mit einem Mal unruhig, ein aufgeregtes Kribbeln erfasste ihn und er begann gedankenverloren auf seiner Unterlippe zu kauen. V die Führung überlassen? Ob er das schaffte? Er erinnerte sich an ihre erste intime Begegnung im Bad zurück; da hatte V auch den ersten Schritt gewagt. Allerdings hätte er dies wohl nicht erlaubt, wenn er zu dem Zeitpunkt nicht völlig benebelt gewesen wäre... Er war nun mal ein Vernunft-Mensch und sein Hirn ließ sich nicht einfach so abschalten. Und wie sollte er V einfach so die Kontrolle überlassen? Er gab zu, er war nicht gerade ein Macho, aber dennoch war er der Meinung gewesen, dass er der 'Mann' in ihrer Beziehung war. Lag es nicht an ihm, den ersten Schritt zu machen und zu führen? „Ich bestell uns was, ja?“, riss Jiwon ihn da aus seinen Gedanken und er schrak auf. Doch der Jüngere schien keine Antwort erwartet zu haben, denn er sprach bereits mit der Bedienung und orderte zwei Tassen Kakao. „So“, meinte er dann, „Und nun vergessen wir das ganze Drama für ein paar Stunden und entspannen uns. Das ist ein Befehl, klar?“ Rap Monster lachte leise und schüttelte ungläubig den Kopf. Kurz darauf unterhielten sie sich lockerer miteinander, tauschten Neuigkeiten aus und Jiwon erzählte von seinen ersten Erfahrungen auf der Bühne und vor der Kamera. Rap Monster saß ihm gegenüber, betrachtete ihn versonnen und gab dann und wann einen zustimmenden Laut von sich. „Oh, und ich glaube“, unterbrach der Jüngere da seinen Redefluss und seine Augen begannen zu leuchten, „es gibt da Jemanden.“ Sein Lächeln wurde strahlend und er senkte seinen Blick auf die Tasse Kakao in seinen Händen. Er schien einige Sekunden darüber nachzudenken, wie er sich ausdrücken sollte, ehe er fortfuhr. „Weißt du... irgendwie knistert es da zwischen mir und Hyunwoo. Wenn wir uns ansehen, dann... hach, ich weiß auch nicht!“ Er legte die Hände an die Wangen und wirkte mit einem Mal wie ein verliebtes Schulmädchen – vorbei war der Moment der Reife und Vernunft und Rap Monster musste lachen. Doch Jiwon nahm es ihm nicht übel und redete einfach weiter. „Ich bilde mir das nicht ein – ich bin mir ziemlich sicher, dass er dasselbe fühlt.“ Der Jüngere nahm einen weiteren Schluck Kakao und Rap Monster verzog nachdenklich das Gesicht, schwieg einen Moment, ehe er das kommentierte. „Dann willst du ihn darauf ansprechen?“, fragte er und versuchte sich zeitgleich daran zu erinnern, wer von Jiwons Bandmitgliedern Hyunwoo war; da er sie jedoch bislang noch nicht persönlich kennen gelernt hatte, wollte es ihm im Augenblick nicht gelingen. Jiwon sah verdutzt drein und erwiderte dann unbekümmert: „Ja, warum nicht?“ Rap Monster fielen viele Gründe ein – doch er schwieg und trank seinen Kakao. Er beneidete Jiwon. Warum konnte Jiwon sich so akzeptieren wie er war und so leicht und unbeschwert mit seiner Sexualität umgehen und er nicht? Warum wurde der Junge nicht von Selbstzweifeln geplagt so wie er...? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)