русская рулетка von NightcoreZorro (Russkaya ruletka [Russland und General Winter]) ================================================================================ Kapitel 1: Семь выстрел - Sem' vystrel -------------------------------------- Du wirst sterben...", flüsterte ihm eine eisige Stimme zu. Wenn er nicht bereits eine Gänsehaut hätte, dann wäre der Hauch an seinem Nacken nun ein Grund gewesen. "Du kannst das hier nicht überleben.. Nicht mal du.." "Sei still!", fuhr er ihn harsch an, zumindest wollte er es, doch seine Stimme kam ihm nur heiser über die spröden Lippen. "Die Hoffnung stirbt zuletzt..!", versuchte sich der Aschblonde selbst Mut zu machen, doch wurden sie direkt wieder zerschmettert. "Aber sie stirbt, kleiner Ivan. Sie stirbt. Gemeinsam mit dir." Ein klägliches Knurren erklang, jedoch nicht aus seiner Kehle. Der Ursprung war sein Magen, den er mit seinen Armen umschlang. Wie lange hatte er nicht mehr gegessen? Eine Woche? Zwei? Drei? Ivan wusste es nicht. Seit er hier war, hatte er sein Zeitgefühl verloren. Er war eingesperrt, in einer kleinen Holzhütte mitten in der Tundra Russlands, die völlig zugeschneit war. Die Tür ließ sich aufgrund der Schneemassen nicht mehr öffnen, das hatte er oft genug versucht, und auch das kleine Fenster war ausnahmslos mit Schnee bedeckt. In der Hütte selbst befand sich nicht mehr, als ein altes Bett. Es war der Personifikation Russlands eh ein Rätsel, warum diese Hütte hier überhaupt stand. Und warum er überhaupt hinein gegangen war! Im Nachhinein könnte er sich für seine Torheit selbst schlagen, doch es war passiert und nun gab es keinen Ausweg. Er war geschwächt, ein normaler Mensch wäre schon längst gestorben, hatte der Russe doch weder die Möglichkeit, etwas zu Essen noch, etwas zu Trinken. Ihm war kalt, trotz des dicken Mantels und des Schals, in den er sich gewickelt hatte und die einzige Gesellschaft war der General Winter, der sich jedoch viel mehr an seiner Situation belustigte, anstatt ernsthaft eine Hilfe zu sein. Der Aschblonde mit den lilanen Augen schloss müde eben jene und sammelte mühsam etwas Spucke in seinem Mund, um diese dann zu schlucken. Sein Hals war so trocken, das es bereits weh tat und das Sprechen hatte es nicht besser gemacht, doch er hatte einfach den Drang, sich artikulieren zu müssen. Erschöpft und mit den Nerven schon lange am Ende ließ Ivan seinen Kopf auf seine Schultern hinab sinken. Die Einsamkeit zerfraß ihn wie ein hungriges Feuer, dass in seinem Inneren loderte, ihn jedoch nicht zu wärmen vermag. "Es wird dich keiner suchen...", hauchte der Wintergeist dicht an seinem Ohr. "Gib endlich auf... Es gibt niemanden, der deinen Tod verhindern will.." "Aufgeben...", wisperte der Russe leise, auch seine Worte waren nur ein Hauch in der Stille. Es war so einfach. So simpel. Warum gab er nicht einfach auf und erlöste sich von der Qual? Es gab nichts, was ihn in dieser Welt hielt. "Einfach... aufgeben.." So einfach, so verlockend. Doch noch widerstand er. "Was wartet dort draußen schon auf dich? Verachtung, Krieg... Willst du das?", redete die eisige Stimme weiter auf ihn ein. "Nein.. nein.. Ich will..." Die Stimme versagte ihm. "Es gibt nichts mehr, wofür sich zu kämpfen lohnt. Selbst deine Familie hat dich hintergangen.. Kämpfe nicht weiter, kleines Russland. Lass dich endlich treiben.." Ein leichtes Zittern durchfuhr seinen Körper. "Ich will... nicht mehr kämpfen...", wisperte er und betrachtete die kleine Atemwolke, die beim Sprechen entstand. Dann griff er in seinen Mantel und zog eine Pistole heraus, zögerte jedoch erneut. Langsam zog er seine Fäustlinge aus, mit denen er die Waffe kaum greifen konnte, und strich mit bloßen Fingern über das kalte Metall. Er musste nur den Finger krümmen. Es war so lächerlich einfach... Doch er zögerte noch immer. "Willst du das Schicksal entscheiden lassen?", fragte die kalte Stimme an seinem Ohr, was ihn verwirrt dreinblicken ließ. "Das Schicksal? Aber wie?" "Russkaya ruletka.", erklang nach einigen Sekunden, die schwer über der Nation gehangen hatten, die erlösende Antwort. Ivan erstarrte und sein Blick musterte die Waffe in seiner Hand. Ein Nagant, welches in seinem Land sehr beliebt war. "Und wie soll das gehen? Ich bin allein.. soll ich etwa abwechselnd auf mich und den Boden zielen oder was?" Ein eisiges Lachen erklang. "Aber nein, bei russkaya ruletka sollte schon Blut fließen... Du zielst abwechselnd auf eine unbedeutende Stelle deines Körpers und danach auf eine, die dich umbringen würde.." Wenig überzeugt musterte Ivan die Waffe in seiner Hand, nahm dann jedoch wirklich alle Patronen, von einer abgesehen, heraus und drehte die Trommel. Trotzdem war er sich nicht sicher, ob er es wirklich tun sollte. Dann entwich ihm ein irres Lachen. Was war schon dabei? Er hungerte schon seit Tagen, wenn nicht gar Wochen, was machte es da schon, wenn eine lächerliche Schusswunde dazu kam? Kichernd setzte er die Pistole an seinem Herz an. Dort würde er beginnen. "Sieben Schuss~", wisperte er auf groteske Art und Weise amüsiert, doch dann begannen seine Finger zu zittern. Er brachte sich dem Tod gerade selbst so nahe... "I.. ich kann das nicht...", hauchte er und die Waffe senkte sich etwas. Doch Ivan raffte sich wieder zu dem Spiel auf und festigte seinen Griff. Dann kniff er die Augen zusammen und drückte ab. Klack. Langsam öffneten sich die lilanen Augen wieder. Er lebte noch. Schluckend ließ er die Revolvertrommel ein Loch weiter rutschen, indem er den entsprechenden Hebel betätigte. Tief atmete er durch und richtete die Mündung des Revolvers auf seine Hand. Erneut drückte er den Abzug. Klack. Sein Mund wurde trocken, weshalb er erneut etwas Spucke sammeln musste und diese dann schwer herunter schluckte. Wieder rutschte die Trommel ein Loch weiter. Anschließend setzte er den Lauf unterhalb seines Kinns an und bemerkte, wie seine Finger immer schwitziger wurden. Trotzdem löste er den Abzug. Klack. Sein Herz raste auf Hochtouren und Ivan atmete leise und zittrig aus. Er brauchte einen Moment, ehe er sich wieder gefasst hatte und die Trommel weiter drehen konnte. Anschließend richtete er die Pistole auf seinen Fuß und drückte erneut ab, was ihm diesmal leichter fiel. Klack. Wieder hatte sich kein Schuss gelöst. Ivan schloss die Augen und zitterte. Warum machte er das überhaupt? Wieso spielte er mit dem Tod?! Doch er konnte nicht aufhören. Egal, wie sehr er es wollte. Wieder rutschte die Trommel ein Stück weiter. Der Russe setzte den Lauf auf seine Stirn, zwischen seine Augen und drückte hastig ab. Klack. Das Adrenalin raste in Unmengen durch sein Blut. Kurzzeitig verschwamm seine Sicht, ehe er blinzelnd den Hebel fixierte und die Trommel weiter rotieren ließ. Er streckte den Arm aus und zielte auf sein Bein. Wieder zog er rasch den Abzug. Klack. Wieder ein Leerschuss. Wie oft hatte er eigentlich abgedrückt? Es war ihm unter dem Stress entgangen, mitzuzählen. Ivan hob den Arm wieder an, ließ die Trommel ein weiteres Mal wandern und hielt sich die Waffe an die Schläfe. Das leise Kichern hinter ihm entging ihm, da er selbst leise und irre kicherte. Ebenso breitete sich ein nicht weniger irres Grinsen auf seinem Gesicht aus, als er den Abzug betätigte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)