Looking Glass von Drikani ================================================================================ Kapitel 3: Zweite Chancen ------------------------- Minato wachte wegen eines raschelnden Geräusches auf welches von einem klickenden Geräusch  abgelöst wurde. Seine erste Reaktion darauf war, sich selbst zu tadeln, da er das Fenster offen gelassen hatte und deswegen der Wind an den Vorhängen rüttelte. Dann fiel ihm jedoch wieder ein, dass er das Fenster gar nicht geöffnet hatte. Er öffnete langsam die Augen und stöhnte, ob des verlorenen Schlafes doch dann bemerkte er völlig entsetzt, dass die Person im Bett vor ihm fehlte. Nein, sie fehlte nicht sondern kniete nur darauf, halb verdeckt von den Vorhängen während sie aus dem Fenster schaute, das blasse Licht des frühen Morgens schien an ihr vorbei in das Zimmer.   Minato seufzte und versuchte sein immer noch schnell rasendes Herz zu beruhigen. Das Adrenalin verließ langsam seinen Körper, doch war er dennoch hellwach. Der Junge hatte sich inzwischen umgedreht und starrte ihn mit großen blauen Augen an, Minatos Augen. Für einen Moment konnte der Mann seinen Blick nicht von dem Kind vor ihm abwenden. Die Reflexion seiner eigenen Augen lies ihn komplett Sprachlos und er hatte Probleme damit die plötzliche Blase an Emotionen, die sich in seiner Brust aufblähte unter Kontrolle zu halten.   »Hi«, sagte der Junge strahlend, wenn auch ein wenig zögernd.   Minato blinzelte, kam wieder zu sich und begegnete diesem himmelblauen Blick. »Hi«, gab er zurück und nutzte verzweifelt den Moment, um sich wieder zu fassen, »Wie fühlst du dich?«   »Toll!«, flötete der Junge mit einem breiten grinsen im Gesicht und Minato konnte nicht anders als zurück zu lächeln, doch das Grinsen des Jungen flatterte nach einem Moment, ehe er in einem bedrückten Tonfall fortfuhr, »Aber… Ich denke ich hatte letzte Nacht einen wirklich seltsamen Traum…« Er blickte wieder zum Fenster und Zweifel blitzte in seinen Augen auf.   Minato zögerte. »Was hast du geträumt?«, fragte er schließlich, lehnte sich in seinem Stuhl nach vorne und stützte sich mit seinen Ellbogen auf den Knien ab.   Der Junge antwortete nicht sofort. Stattdessen kniff er die Augen leicht zusammen und Minato fand sich einem prüfenden und vage misstrauischen Blick gegenüber. Er versuchte so freundlich wie möglich auszusehen, ein unverfängliches Lächeln auf den Lippen, doch er war sich nicht sicher wie gut es ankam. Das Lächeln wirkte ein wenig angespannt und die Schmetterlingen, die plötzlich in seinem Bauch erwacht waren als er sich diesem spiegelbildlichem, blauäugigen Blick gegenüber sah, halfen dabei überhaupt nicht.   »Wo ist der alte Mann Hokage?«, fragte der Junge wobei er Minatos Frage komplett ignorierte.   Nun war es an Minato zu zögern während er seine Antwort erwog. »Er ist nicht hier«, sagte er schließlich. Es war einfach festzustellen, wen der Junge meinte und aufgrund der Art der Frage war es klar, dass Minato nicht so viele Informationen bekommen würde, wie er es sich erhofft hatte. Dennoch konnte er manches lernen, wie zum Beispiel, ob dieser Junge eine andere Version von seinem Sohn war, eine Version seines Sohnes, der die Geburt überlebt hatte. Nur der Gedanke an die Möglichkeit vor ihm zu sitzen, ließ die Schmetterlinge in seinem Bauch schneller wirbeln. Er musste sich räuspern ehe er seine nächste Frage stellen konnte: »Kannst du mir sagen wie dein Name lautet?«   Der Junge blickte auf nachdem er in eine kleine Tagträumerei verfallen war. Ein breites Lächeln teilte sein Gesicht wieder und er hüpfte ein wenig auf dem Bett auf dem er saß. »Ich bin Naruto!«, verkündete er mit Stolz, wie wenn es das Offensichtlichste der Welt wäre, »Uzumaki Naruto! Wie lautet dein Name?«   Minato spürte, wie die Luft aus seinem Körper wich. Die Schmetterlinge fühlten sich nun an, wie ein voll ausgewachsener Mahlstrom, der alles in ihm durchrüttelte und sein inneres komplett auf den Kopf stellte. Er brauchte einen Moment bis er wieder tief durchatmen konnte und selbst dann glich es mehr einem keuchen.   »Hey… Hey, Onkel?«   Narutos Stimme drang langsam zu Minato durch. Er blinzelte als er bemerkte, dass der Junge mit seiner kleinen Hand vor seinem Gesicht wedelte. »Du, Onkel, bist du in Ordnung?«, fragte Naruto mit forschendem Blick, den Kopf leicht geneigt, »Du siehst ein bisschen blass aus…« »Mir geht es gut«, brachte Minato hervor, doch selbst in seinen eigenen Ohren klang es wenig überzeugend.   Naruto rümpfte die Nase und man konnte ihm die Verwirrung und den Unglaube deutlich ansehen, was ihn, im Moment für Minatos Herz, viel zu sehr wie Kushina aussehen lies. Er atmete einmal zitternd ein, doch es schien nicht zu helfen. Im Raum war immer noch viel zu wenig Luft. Ein hinterer Teil seiner Gedanken sagte ihm, dass er sich zusammenreißen sollte, doch wieder zu seinem… Sohn… zu sehen machte das unmöglich.   Ohne es zu bemerken stand Minato auf und ging in Richtung Tür. »Ich brauche nur ein wenig frische Luft…«, sagte er als er aus dem Zimmer eilte. Die Tür fiel ins Schloss und Minato lehnte sich gegen sie, die Augen geschlossen und den Kopf in den zitternden Händen. Es schüttelte ihn und sein Atem kam unregelmäßig während er versuchte seine Lungen wieder mit Luft zu füllen. Er rutschte langsam gen Boden, die Ellbogen ruhten auf seinen Knien, das Gesicht immer noch in den Händen. Bilder des kleinen, vergifteten Körpers seines Sohnes, getötet durch das Chakra des Kyūbi bevor es überhaupt eine Chance zu Leben hatte, flammten neben denen seiner ausgelaugten und gebrochenen Frau vor seinem inneren Auge auf. Die Erinnerungen an das Geschehene und die Sicht auf das, was hätte sein können kollidierten und gruben einen Schmerz aus, den er das letzte mal gespürt hatte, als er seine Frau das letzte und seinen Sohn das erste und einzige mal gesehen hatte. Er war am Rande seines Bewusstseins froh darüber, dass es noch so früh am Morgen war und dadurch das Krankenhaus noch relativ unbelebt war. Es wäre nicht gut, wenn unglückliche Bürger ihren Hokage bei einem Zusammenbruch sehen würden.   OoOoO   Die Tür fiel hinter dem merkwürdigen Mann ins Schloss als dieser aus dem Raum eilte und für einen Moment konnte Naruto ihm nur starr hinterherschauen, das Lächeln verschwand langsam von seinem Gesicht. Einige Minuten vergingen und der Mann kam immer noch nicht zurück. Narutos Blick wanderte zu der zerknitterten Bettdecke vor ihm, seine Lippen missbilligend verzogen. Er wusste nicht, warum ihn jeden so zu hassen schien. Sie mussten nur sein Gesicht sehen oder seinen Namen hören und dieser kalte Blick erschien sofort in ihren Augen oder sie vermieden es komplett ihn anzusehen und ließen ihn alleine zurück. Er wusste nicht warum und viel schlimmer noch, er wusste nicht, was er dagegen tun konnte, außer Hokage zu werden, doch das war noch so weit in der Zukunft.   Naruto hatte viel Hoffnung in den blonden Mann gehabt. Er war die zweite Person die jemals darauf gewartet hatte, dass er im Krankenhaus wieder aufwachen würde, also hatte Naruto natürlich gehofft, dass der Mann sich ihm gegenüber anders verhalten würde. Aber nein, sobald er seinen Namen gehört hatte ging der Mann genauso erschüttert wie jeder andere auch und es sah nicht danach aus, dass er wieder zurückkommen würde. Er war wieder einmal alleine.   Seufzend schaute Naruto wieder zum Fenster und reckte sich ein wenig um einen besseren Blick auf das morgendliche Dorf zu haben. ›Ist doch egal‹, beschloss er für sich selbst. Er würde darauf warten, dass der alte Mann von wo auch immer zurückkommen würde und dann würde Naruto sein Büro belagern, damit der Anführer des Dorfes ein wenig Zeit mit ihm verbringen würde. Vielleicht würde er auch einen Großteil des Dorfes bemalen damit der Sandaime ihn, wenn auch nur um ihn zurecht zu weisen, sehen müsste. Er kicherte in sich hinein bei dem Gedanken an die ihm nur allzu vertraute Szene, doch ein nachdenkliches Stirnrunzeln schlich sich wieder in seinen Gesichtsausdruck.   Er spürte ein Jucken am Hinterkopf, ein Gedanke, an den er sich nicht ganz erinnern konnte, der jedoch nicht verschwinden wollte. Der Gedanke an den Sandaime schien es nur noch schlimmer zu machen, wie ein beharrlicher Besucher, der einfach nicht gehen wollte oder sein Vermieter, wenn die Miete fällig war und er an der Tür klopfte. Doch egal wie sehr er versuchte den Gedanken zu greifen, er entglitt ihm immer wieder nur um dann, so unerreichbar wie immer, wieder aufzutauchen. Je mehr er es versuchte, desto schwerer wurde es und umso hartnäckiger wurde der Gedanke.    Mit einem weiteren übertriebenen Seufzen warf sich Naruto wieder zurück auf sein Bett, die Arme vor Frustration weit von sich gestreckt. Er starrte wütend in die Luft vor ihm. Er schüttelte den Kopf vor und zurück, gab den Kampf auf und hoffte, dass wenn er den halben Gedanken ignorieren würde, dass er dann einfach verschwinden würde.   Er verschwand nicht, doch das hielt Naruto nicht davon ab, es zu versuchen. Er konnte ein wirklicher Dickkopf sein. Während er versuchte nicht über den halben Gedanken zu grübeln wanderten seine Gedanken wieder zu dem Alptraum den er gehabt hatte; der, der ihn in seine jetzige Lage im Krankenhaus aufgeweckt hatte.   Naruto hatte nicht verstanden was vor sich ging. Alles was er wusste war, dass er aufgrund der entfernten Schreie und den gelegentlichen Explosionen, die durch die Nacht hallten, aufgewacht war. Als er aus dem Fenster geschaut hatte konnte er Flammen in den Ausläufern des Dorfes aufsteigen sehen, die die Nacht in orangenes Licht tauchten. Draußen auf den Straßen hatten sich die Bürger langsam versammelt, in Richtung der eskalierenden Kämpfe gedeutet und sich gegenseitig mit verängstigten Stimmen zugerufen. Einige begannen in Richtung des Schutzraumes tief unterhalb des Hokage Berges zu eilen auch wenn keine Shinobi in der nähe waren, die sie dazu aufforderten.   Ein paar wenige auf den Straßen machten wüste Gesten in die Richtung seines Fensters und auch wenn es noch zu dunkel war, um Gesichter erkennen zu können, konnte sich Naruto ein Bild von ihrem zornigen Ausdruck machen, weswegen er sich schnell wieder weiter in sein Zimmer zurückzog. Er biss sich auf die Lippe als eine weitere Explosion einen Feuerstrahl durch den nächtlichen Himmel blitzen lies. Er rannte zur Tür und kontrollierte das Türschloss zwei mal. Er wollte zu dem Schutzraum gehen, oder noch besser zum Turm des Hokage, da er aus Erfahrung wusste, dass die Tür nicht lange halten würde, sollte es Ernst werden, doch er war zu verängstigt, um auf die Straße zu der steigenden Zahl der verängstigten und wütenden Dorfbewohnern zu gehen.   Naruto war immer noch dabei zu entscheiden, was er nun tun sollte, als das Fenster barst und Glassplitter in den Raum flogen, als eine Figur hindurch brach. Es war dank der letzten zwei Jahre training an der Akademie und dem ausweichen der ANBU nach seinen zahlreichen Streichen, dass es ihm möglich war, der Hand, die nach ihm griff, auszuweichen. Für einen Moment konnte Naruto das Stirnband erkennen, das von dem wenigen Licht, welches durch das Fenster schien, angeleuchtet wurde. Vier vertikale Linien mit einem horizontalen Schnitt über die komplette Breite. Er musste sich dann wieder in Bewegung setzen, um nicht in eine Ecke gedrängt zu werden. Nachdem er ein weiteres mal knapp ausgewichen war, wurde der Eindringling wütend, da er ein fluchen unterdrückte und ein Kunai zückte. Naruto tauchte zu Tür ab, doch das öffnen des Schlosses gab dem Fremden die Chance ihm einen tiefen Schnitt an der Seite zu verpassen. Er fiel zu Boden und der Schmerz durchfuhr ihn. Anstatt ihn zu töten, warf ihn der Shinobi aber über seine Schulter und sprang mit ihm durch das Fenster aus dem zerstörten Raum.   Die grobe Behandlung verschlimmerte nur den Schmerz in seiner Seite und schnell fühlte Naruto sich benommen. Er machte einen letzten verzweifelten Versuch zu entkommen, indem er ein Kunai aus der Tasche des Shinobi griff und die Spitze in dessen Rücken stieß. Der Feind schrie schmerzerfüllt auf und stolperte, was beide auf ein nahgelegenes Dach fallen ließ. Naruto taumelte auf seinen Füßen und suchte verzweifelt nach einem Weg nach unten, doch er konnte die Flüche des anderen hören und wusste, dass seine Zeit abgelaufen war.   Ein scharfes Geräusch hinter ihm, lies Naruto herumwirbeln nur um zwei ANBU zwischen ihm und dem Angreifer zu sehen. Ein dritter tauchte neben ihm auf und hob ihn, ohne ein Wort zu sagen, in seine Arme. Sie entfernten sich, zurück über die Dächer zum Turm des Hokage. Naruto bemerkte, dass die Kämpfe sich ausgebreitet hatten. Feuer brannten in vielen Teilen des Dorfes und die Schreie der Dorfbewohner hallten durch die Nacht.   Von da an wurden seine Erinnerungen, oder eher der Traum, immer verschwommener. Naruto konnte sich daran erinnern, dass der alte Mann Hokage ihn durch die Korridore des Turmes trug, doch von da an war alles Schwarz. Im Bett liegend, in die Luft starrend und der Stille lauschend, konnte er kein Anzeichen der Panik oder Gefahr von dem wahrnehmen was passiert war. Er musste davon ausgehen, dass es ein Traum war, doch etwas sagte ihm, das es keiner war. Es fühlte sich nicht an wie ein Traum, sondern mehr wie eine Erinnerung. Dennoch hoffte er von ganzem Herzen, dass er sich den Vorfall nur eingebildet hatte.   Er dachte an den Schnitt den er an seiner Seite erlitten hatte und er hob langsam das Krankenhaus T-Shirt welches er trug an. Er weigerte sich zu glauben, dass der stechende Schmerz etwas anderes als reine Einbildung war. Dennoch konnte er die Verbände an seiner Seite nicht abstreiten, die um genau die Stelle gebunden waren an der er verletzt worden war. Er rollte sich herum und schaute wieder aus dem Fenster auf das unbeschädigte und heile Dorf, welches knapp eine Stunde vor dem Anbruch eines neuen Tages dalag.   Es machte keinen Sinn! Er stöhnte auf, warf sich wieder auf das Bett und zog sein Kissen über den Kopf. Was es noch viel schlimmer machte war, dass der halbe Gedanke immer noch in seinem Kopf war. An etwas anderes zu denken hatte nicht im geringsten geholfen ihn loszuwerden.    Er wand sich in eine bequemere Position und entschloss sich dazu wieder zu schlafen. Vielleicht stellte sich das alles als ein großer Traum heraus und wenn er wieder aufwachte, würde er in dem Bett in seinem Apartment liegen. Wenn es sich nicht als Traum herausstellen sollte, würde er einfach zum Büro des alten Mannes gehen und selbst herausfinden was passiert war. Mit diesem Entschluss gefasst rollte er sich zusammen und ignorierte standhaft den halben Gedanken, der immer noch in seinem Hinterkopf pochte.   OoOoO   Minato war immer noch vor Narutos Zimmer, stand beim Fenster und beobachtete wie der Tag über dem Dorf anbrach, als Jirayia ihn eine halbe Stunde später fand. Er war in der Zwischenzeit glücklicherweise ruhig und gelassen. Er wusste jedoch nicht wie er aussah, doch fühlte er sich erschöpft. Zumindest war er nicht wie ein Genin weinend auf dem Boden zusammengebrochen.   »Da bist du ja!«, schallte Jiraiyas sorgenfreie Stimme den Gang entlang. »Ich habe schon überall nach dir gesucht. Du bist normalerweise um diese Zeit in deinem Büro. Was ist passier? Du hast dich nicht wieder bei einem deiner Experimente selbst verletzt, oder?«   Minato versuchte beim Klang der Stimme nicht zusammen zu zucken. Er hatte nich bemerkt was für Kopfschmerzen er doch hatte bis seine doch manchmal sehr lauten Sensei aufgetaucht war. Er fuhr sich mit einer Hand über sein Gesicht und drückte mit zwei Fingern kurz auf seine Augen, um die brennende Müdigkeit zu bekämpfen, die sich in ihm niedergelassen hatte.   »Die siehst furchtbar aus. Hast du gestern Nacht auch nur ein bisschen geschlafen?«, fragte Jirayia und Minato konnte das Augenrollen schon aus der besorgten Stimme heraushören.   »Nur ein wenig«, gab er zu und versucht ein entschuldigendes Lächeln, doch alles was er zustande brachte war eine Grimasse, »etwas… hat sich ereignet.«   »Was ist passier?«, fragte Jirayia, der fröhliche Ton war augenblicklich aus seiner Stimme verschwunden.   »Nichts dramatisches«, sagte Minato, winkte mit seiner Hand ab und gluckste, ehe er seine Beschreibung überdachte, »Nun… nichts gefährliches… was ich meine ist nichts unmittelbar gefährliches. Schau…« Er schloss den Mund als er bemerkte, dass seine Sätze unzusammenhängend waren. Selbst nach zehn Jahren im Amt des Hokage brachte sein Sensei es immer noch fertig, dass er sich wie ein unerfahrener Akademieabsolvent fühlte. »Vielleicht solltest du es dir einfach selbst ansehen«, seufzte er schließlich und deutete zu der Tür neben ihnen, immer noch geschlossen und immer noch mit seinem Sohn dahinter.   Jirayia hob eine Augenbraue; eine dicke Schicht aus Verwirrung verdeckte die immer noch in seinem Ausdruck versteckte Sorge. Er stellte keine weitere Frage, sondern ging schlicht zur Tür, öffnete sie und betrat den Raum. Minato drehte sich wieder zu dem Fenster, immer noch nicht dazu bereit dem Jungen gegenüber zu treten. Er hatte gedacht, dass er seine Selbstbeherrschung wieder erlangt hatte, doch die Aussicht den Raum wieder zu betreten, hatte seine Brust wieder zugeschnürt und ihm gezeigt, wie zerbrechlich diese Kontrolle doch war. Also verschränkte er stattdessen die Arme vor der Brust und versuchte sich darauf vorzubereiten, wenn er schließlich wieder in den Raum gehen würde.   Es verging nur ein kleiner Moment, ehe Jirayia zurückkehrte und die Tür hinter sich zuzog. Das Stirnrunzeln war deutlicher als zuvor und seine Augen wirkten besorgt und nachdenklich. »Der Junge schläft… Minato, wer ist das?« Er konnte den Hauch einer Anklage in der Frage hören.   Minato atmete erleichtert aus bei dem Gedanken daran, dass Naruto schlief; vielleicht konnte er hineingehen und einfach neben dem Bett sitzen. Das wäre nicht so schwer, wie mit dem Jungen zu reden und ihm in die Augen zu sehen. »Das ist Uzumaki Naruto.«   Die Schultern seines Sensei verspannten sich und sein Gesicht verhärtete sich. »Das ist nicht lustig.« »Ich mache keine Witze«, sagte Minato in einem ähnlichen Tonfall. Es kam ihm erst jetzt in den Sinn, wie viele Probleme es bereiten würde, wenn er allen erklären müsste, dass das Kind in dem Raum sein eigener Sohn Naruto war.   »Naruto ist tot. Er starb bevor er geboren war…«, zeigte ihm der Ältere auf, die Sorge in seinen Augen verstärkt, »Ich weiß dass du Kushina und Naruto vermisst, doch sich zu wünschen, dass ein merkwürdiger Junge dein Sohn ist, wird ihn nicht zurückbringen.«   »Du willst mir sagen, dass du die Ähnlichkeit nicht bemerkt hast?«, fragte Minato, eine Augenbraue anhebend. Er wandte sch von dem Fenster ab als das Sonnenlicht langsam über das Dorf strahlte und den Morgen einläutete.   Jirayia verlagerte sein Gewicht und schaute kurz zurück zu der verschlossenen Tür: »Nun ja… doch blonde Haare und ein paar Ähnlichkeiten im Gesicht müssen nicht unbedingt etwas bedeuten.«   »Nein, doch ich weiß auch von o er herkommt und das, mehr als alles andere, beweist, dass es nicht nur möglich sondern sehr wahrscheinlich ist. Es ist das, was mein Sohn wäre, wenn er überlebt hätte.« Minato fuhr erneut mit seiner Hand über sein Gesicht und verzog das Gesicht angesichts der Verwirrung und der Sorge, die zu gleichen Teilen im Ausdruck des Mannes vor ihm sichtbar waren. »Ich erkläre das nicht sonderlich gut. Ich vergesse, dass du es nicht weißt«, sagte er wobei er sich mit einer Hand am Hinterkopf kratzte.   »Nein das tust du nicht«, stimmte Jirayia zu, das erste mal mit einen Anflug von Belustigung im Tonfall auch wenn er immer noch sehr ernst wirkte, »Wenn du dich darum kümmern würdest mehr zu schlafen, könntest du zielgerichteter denken. Was weiß ich nicht?«   »Ich kann es hier nicht sonderlich gut erklären. Wir reden an einem sicheren Ort nachdem er wieder aufgewacht ist und dann erzähle ich dir alles. Bis dahin musst du mir vertrauen wenn ich dir sage, dass dieser Junge mein Sohn ist… sozusagen…«   Jirayia sah nicht sonderlich überzeugt aus und die Sorge war immer noch in seinen Augen präsent doch hatte sie offenbar die Verwirrung überdeckt, wurde jedoch von etwas begleitet was Minato nicht als Mitleid erkennen wollte. Minato wandte sich zur Tür und betrat den Raum wieder. Ein paar Schritte brachten ihn zu dem Stuhl und er lies sich darauf nieder, schwer wie ein unbeweglicher Felsen. Hinter ihm konnte er seinen Sensei in der nähe des Türrahmens wahrnehmen und den Blick des älteren Mannes im Nacken spüren. Er sollte wirklich zurück in sein Büro gehen; die Leute würden anfangen zu fragen wo er abgeblieben war, wenn sie langsam zur Arbeit in den Turm kommen würden. Er hatte Papierkram um das er sich kümmern und Missionsberichte, die er sich anhören müsste, doch es kümmerte ihn nicht. Die kurze Unterhaltung die er mit Jirayia geführt hatte, die Worte laut auszusprechen, ließen einen Teil der Wahrheit in die schmerzvollen Erinnerungen der Vergangenheit sinken. Mit jedem weiteren Moment der verstrich, verflog der Schock und Minato begann zu verstehen, was ihm gegeben worden war.   Es war eine zweite Chance. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)