Looking Glass von Drikani ================================================================================ Kapitel 4: Treffen ------------------ Als Naruto das nächste mal erwachte, war er überrascht den selben blonden Mann von vorhin bei seinem Bett sitzen zu sehen. Doch dieses mal saß er, anstatt in einer unbequem aussehenden Position zu schlafen, über einem tragbaren Holztisch gebeugt und murrte etwas vor sich hin, einen Stapel Dokumenten neben seinem Ellbogen liegend. Nur Stunden zuvor war der Fremde aus dem Raum geflüchtet, als er Narutos Namen gehört hatte. Naruto war geschockt ihn wieder zurück zu sehen, ruhig neben seinem Bett sitzend, sodass er eine Weile lang nichts anderes tun konnte, als im Bett zu liegen und ihn anzustarren.   »Weißt du, ich mag den Gedanken, dass du dein Büro hierher verlegst«, sagte eine andere Stimme federnd laut. Sie wurde gefolgt von einem großen Mann mit langem weißen Haar und roten Markierungen im Gesicht, die ihm von den Augen die Wangen hinunterreichten. Er betrat den Raum, den Blick jedoch immer noch auf den Flur gerichtet hatte. Naruto bewegte die Augen damit er den Fremden nicht aus dem Blick verlor, rührte sich jedoch keinen Zentimeter. »Die Krankenschwestern hier sehen deutlich besser aus als die alte Kriegsaxt die du als Sekretärin hast.«   »Chiyoko-san ist sehr gut in ihrem Job«, gab der blonde Mann beschäftigt zurück blätterte zwischen verschiedenen Blättern hin und her, hielt einen Stift im Mund und ein konzentriertes Runzeln auf der Stirn. »Ausserdem versucht sie mir nicht immer den Hof bei jeder Gelegenheit zu machen, die sich ergibt«, fügte er mehr zu sich selbst hinzu, was den anderen Mann laut schallend auflachen lies.   Der blonde Mann schaute in diesem Moment kurz hoch; blickte zu Naruto, dann wieder zu seinen Papieren bevor sein Kopf wieder in die höhe schnellte und der Stift aus seinem Mund fiel: »N-Naruto-kun… du bist wach.«   »Uh… ja!«, antwortet Naruto, richtete sich mir einem Lächeln auf und behielt immer ein Auge auf dem blonden Mann. Das letzte Mal hatte der Mann so aufgebracht ausgesehen und jetzt wirkte er schon fast fröhlich, abgesehen von dem kurzen Blick den er seinem Papierkram zuwarf. Naruto verstand die Veränderung in seinem Verhalten nicht und war sich nicht sicher, ob er dem Mann, der neben ihm saß, trauen konnte oder nicht.   Der Mann zögerte einen Moment und sein Lächeln flatterte für den Hauch einer Sekunde: »Also… wie fühlst du dich?«   »Ich fühle mich gut. Ist der alte Mann Hokage zurück?«, fragte Naruto in der Hoffnung, er wäre es. Wenn es stimmen würde, wäre der alte Mann jedoch vermutlich schon hier. Ein Geräusch, halb schnaubend, halb hustend zog Narutos Aufmerksamkeit zu dem weißhaarigen Mann in dem Raum.   »Was glaubst du mit wem du redest, Kind?« fragte der große Mann mit einem schmunzeln im Gesicht.   Naruto neigte den Kopf, ein leichtes Stirnrunzeln zog seine Lippen nach unten: »Ich weiß es nicht, er hat mir seinen Namen nicht gesagt.«   »Namikaze Minato«, sagte der blonde Mann schnell, schnitt jede mögliche Antwort des größeren Mannes ab, deutete dann jedoch auf ihn und fuhr fort, »und das ist Jirayia-sensei. Der Sandaime… ich werde es später erklären.«   »Wann?«, fragte Naruto, sein Blick wanderte zwischen den beiden Männern umher.   »Wenn du aus dem Krankenhaus entlassen wirst«, sagte Minato, schaute den anderen Mann, Jirayia, scharf an, der nur die Arme über seiner Brust verschränkte.   Naruto runzelte die Stirn während er die zwei Anderen beobachtete. Er spürte, dass etwas vor sich ging, was er noch nicht ganz begriff, nicht, dass so etwas nicht öfter geschah, doch es behagte ihm dennoch nich. Normalerweise konnte er Feindseligkeit ohne Probleme wahrnehmen; er hatte einfach zu viel Erfahrung mit den Dorfbewohnern als dass er es nicht könnte, doch die subtileren sozialen Spannungen blieben ihm manchmal unbegreiflich. Ausserdem hatte dieses Jucken in seinem Hinterkopf wieder angefangen, dieser halbe Gedanke, der irgendwo in seinem Unterbewusstsein pochte. Den Sandaime zu erwähnen hatte ihn wohl wieder erstarken lassen, jedoch hatte er das Gefühl, dass er nie ganz verschwunden war. Es war bestenfalls ablenkend und schlimmstenfalls frustrierend. Er schaute sich um, in der Hoffnung etwas zu finden, was ihn von dem nagenden, halb-erinnerten Gedanken ablenken würde.   »Wann kann ich gehen?«, fragte Naruto darauf fokussiert das Krankenhaus zu verlassen. Er mochte Krankenhäuser nicht und versuchte sie so gut es ging zu vereiden. Die Schwestern waren nie wirklich nett zu ihm und er wurde normalerweise immer im letzten Moment behandelt. Meistens war das kein Problem. Er heilte schnell genug, dass ein Krankenhaus nicht notwendig wäre, oder der Besuch wäre sehr kurz und der Sandaime immer kommen, um ihn abzuholen. Nun jedoch war der Sandaime nicht hier und das Krankenhaus gab ihm viel zu viel Zeit, über den halben Gedanken zu brüten.   Minatos Lippen zuckten ein wenig: »Nun, da du dich besser fühlst sehe ich keinen Grund, warum du nicht gleich gehen kannst.« Er stand auf und stieß dabei ein paar Papiere zu Boden, ehe er den Raum verließ.   Naruto lächelte dem sich entfernenden Rücken entgegen und verwarf seinen Argwohn zugunsten dessen, dass er sich an einer der Personen erfreuen konnte, die ihn nicht die ganze Zeit so komisch ansahen. Zuerst war er sich nicht sicher, ob Minato ihn mochte. Der Mann hatte in der vergangenen Nacht so merkwürdig reagiert, doch jetzt war er freundlich und hatte schon das zweite mal gewartet, bis er wieder aufgewacht war. Der Junge lächelte in sich hinein und schaute, den nagenden halben Gedanken für den Moment vergessen, auf seine Decke. Der einzige der jemals auch nur etwas annähendes für ihn getan hatte, war der alte Mann.   »Also wie lautet dein Name Junge?«, fragte der andere Mann, Jirayia, die Arme vor der Brust verschränkt an der Wand lehnend.   »Uzumaki Naruto«, gab Naruto zurück, schob seine Brust vor und verschränkte ebenfalls die Arme. Er beäugte den älteren Mann mit einem Anflug einer Herausforderung in den Augen und erwartete eine Reaktion von ihm.   Überraschenderweise zeigte Jirayia keine offensichtliche Reaktion abgesehen davon, dass sich seine Schultern ein wenig anspannten. Naruto hoffte, dass es aufgrund seines Rufes als Streiche spielender Witzbold herrührte und nicht von dem anderen mysteriösen Ding, weswegen ihn alle zu hassen schienen. »Uzumaki Naruto, huh?«, antwortete der Mann, halb zu sich selbst, »Das ist ein ungewöhnlicher Name. Woher hast du ihn?«   Naruto erstarrte. Er hatte nie wirklich über seinen Namen nachgedacht, abgesehen von der offensichtlichen Verbindung mit Ramen. »Ich schätze… meine Eltern haben ihn mir gegeben…«, sagte er, wobei seine Stimme zum Schluss immer leiser wurde. Er dachte nicht gerne über seine Eltern nach, wenn es sich vermeiden lies. Die tägliche Einsamkeit war schon schmerzhaft genug auch ohne dass er noch mehr darüber nachgrübelte.   »Wo sind deine Eltern?«   Naruto schaute auf seine Hände, fertig mit der Konversation: »Ich… habe keine mehr.«   Jirayia sagte schwieg einen Moment lang und Naruto konnte seinen Blick auf sich spüren, weigerte sich jedoch ihn zu erwidern.   »Nun, das ist sehr traurig, Junge«, sagte der andere Mann nach einem weiteren Moment, seine Stimme ein wenig sanfter, »Du scheinst dich aber recht gut zu machen.«   Naruto stieß den Atem aus, von dem er nicht bemerkt hatte, dass er ihn angehalten hatte. Er konnte dieses Spiel spielen. »Oh, ja!«, sagte er und schaute mit einem breiten Lächeln im Gesicht auf, »mir geht’s gut, habe meine eigene Wohnung und alles. Abgesehen davon, schaut der alte Mann Hokage immer wieder nach mir, wenn er kann.«   »Wann hat der Sandaime das letzte mal nach dir gesehen?«, fragte Jirayia, mit einem nicht identifizierbaren Unterton in der Stimme.   Naruto beschäftigte sich nicht weiter damit. Der halbe Gedanke war stärker denn je wieder zurückgekehrt. Er runzelte die Stirn, rümpfte die Nase und wand seinen Kopf gedankenverloren zur Decke als er sich auf die Frage konzentrierte. »Nun… ich dachte ich hätte ihn letzte Nacht im Hokageturm gesehen. Ich war mir sicher, dass es ein Traum war doch… alles schien so real.« Er schüttelte den Kopf ein wenig um ihn frei zu bekommen. »Davor war es vor knapp einer Woche.«   Jirayia hatte keine Zeit um zu antworten. Die Tür öffnete sich und Minato betrat, gefolgt von einer Krankenschwester, das Zimmer. Naruto schaute auf und beobachtete sie während sie näher kamen. Minato lächelte ihn an und er strahlte zurück. Es passierte nicht oft, dass ihn jemand anlächelte weswegen er immer versuchte es zu erwidern wenn es denn dann einmal passierte. Zu seiner Überraschung lächelte die Krankenschwester ebenfalls, was sein Grinsen nur noch breiter werden lies.   »Nun, dir scheint es schon besser zu gehen«, sagte die Schwester wobei das Lächeln ihr Gesicht nie verlies. Naruto war sich sicher, dass sie neu hier sein musste. »Ich untersuche dich nur kurz und wenn alles in Ordnung ist kannst du gehen.«   Beflügelt von dem Gedanken das Krankenhaus endlich zu verlassen und ermutigt von dem anhaltend netten Verhalten der Schwester krabbelte Naruto unter seiner Decke an den Rand des Bettes. Die Schwester trat näher heran und legte eine grün leuchtende Hand an die Stelle, an der er verletzt worden war. Ihre Augenbraue zog sich ein wenig zusammen weswegen Naruto sich unbehaglich wand, doch bei seiner Bewegung glättete sich der Ausdruck in ihrem Gesicht wieder.   »Es ist viel schneller verheilt als ich angenommen hatte«, sagte sie und richtete sich auf, »Du fühlst dich vielleicht noch ein wenig schwach, du solltest definitiv besser essen, doch es gibt keinen Grund für dich noch länger hier zu bleiben.«   Naruto strahlte wieder, mehr als bereit zu gehen.   »Ich werde die Unterlagen für seine Entlassung besorgen.« Die Schwester wand sich um und verlies mit einem letzten Lächeln für Minato den Raum.   Naruto jauchzte glücklich auf und sprang aus dem Bett. Er wirbelte herum und suchte seine Schuhe als ihm wieder einfiel, dass er immer noch die Krankenhausklamotten trug. »Wo sind meine Klamotten?« Er schaute zurück zu Minato, der sich daran gemacht hatte, seinen Papierkram zusammen zu sammeln.   »Oh«, sagte Minato und hielt dann kurz inne, als es ihm dämmerte, »Die waren leider nicht mehr zu retten. Wir werden dir neue auf dem Weg zum Hokageturm besorgen.« Er schaute kurz zu Jirayia der ihre Interaktion mit einem sorgfältig leeren Gesichtsausdruck beobachtete und seinen Blick ein wenig zu lange auf Naruto liegen lies.   »Nicht mehr zu retten?«, wiederholte Naruto wobei seine Hand an seine Seite wanderte, wo er die Verbände unter den dünnen Baumwollhemd spüren konnte. Er wollte immer noch nicht glauben, dass der Angriff real gewesen sein konnte. »Aber es muss doch ein Traum gewesen sein«, sagte er zu sich selbst und schaute zu dem Fenster und dem unversehrten Dorf dahinter.   »Wie war das?«, fragte Jirayia und lehnte sich ein wenig nach vorne, was die Aufmerksamkeit von Minato, der noch seine Papiere neu Sortierte, auf sich zog. Naruto schüttelte den Kopf um den Gedanken zu verwerfen. »Nur ein Traum den ich letzte Nacht hatte«, wiederholte er laut entschlossen den Traum genauso wie den halben Gedanken zu verdrängen.   »Du kannst uns von deinem Traum erzählen wenn wir zurück in meinem Büro sind«, warf Minato ein während er sich wieder seinen Papieren zu wand und versuchte einen viel zu großen Stapel in eine braune Mappe zu stopfen, »tatsächlich bestehe ich darauf.«   Naruto zuckte nur mit den Achseln und begann wieder nach seinen Sandalen zu suchen. Es kümmerte ihn nicht, ob er jemandem seinen Traum erzählen müsste. Es kümmerte ihn wirklich nicht. Es war ja nicht so, als ob der Angriff tatsächlich stattgefunden hätte, also konnte er auch darüber reden. Er wiederholte diesen Gedanken immer wieder in seinem Kopf während er die Laken anhob um unter das Bett zu schauen. Dort, knapp hinter der Kante, waren seine Ninjasandalen. Er zog sie hervor, streifte sie sich über die Füße und ignorierte entschlossen die rost-braunen flecken, die überall verteilt waren.   Als er fertig war schaute Naruto gerade noch rechtzeitig auf um zu sehen, wie Minato eine dicke, braune Mappe Jirayia in die Hand drückte und den zweiten selbst aufhob. »Bist du fertig N-Naruto-kun?«, fragte Minato mit einem leichten stottern bei dem Namen.   Das Zögern ignorierend und sich stattdessen auf das Lächeln konzentrierend ging Naruto aus dem Raum, dicht gefolgt von Minato und Jirayia. Ihr Weg führte sie nach unten zu der Rezeption bei der sie die Schwester abfingen, ehe diese die Entlassungspapiere nach oben bringen konnte. Minato unterschrieb die Formulare und schob die zwei anderen nach draussen bevor irgendjemand eine Konversation beginnen konnte.   Sie wanderten durch die Straßen des Dorfes, Minato wies den Weg, Naruto dicht an seiner Seit und Jirayia folgte dahinter wobei er grummelte etwas vor sich hin warum er Minatos Papierkram tragen musste. Naruto konnte nicht anders als alle Orte, die sie passierten, nach einem Anzeichen des Kampfes von letzter Nacht abzusuchen, doch die Gebäude waren schön, ganz und unbeschädigt. Die Dorfbewohner gingen ihren Geschäfte nach, nicht des Schadens bewusst, der letzte Nach ihr Zuhause heimgesucht hatte. Naruto runzelte die Stirn während er versuchte die Szene, an die er sich erinnerte, mit den ruhigen, morgendlichen Straßen die ihn umgaben in Einklang zu bringen.   Er war so in Gedanken verloren, dass er nicht mitbekam, wie Minato direkt vor ihm bei einem Stand am Straßenrand angehalten hatte. Daraus folgte, dass er direkt in die Beine des Mannes lief und sicher hingefallen wäre, wenn Minatos Hand ihn nicht aufgefangen hätte.   »Vorsicht«, ermahnte in Minato, doch es lag keinerlei Tadel in seiner Stimme, »du willst doch nicht hinfallen und dich verletzen so kurz nachdem du das Krankenhaus verlassen hast.«   Naruto blinzelte ihn nur an, unsicher wie er reagieren sollte. Stattdessen schaute er zum dem Grund ihres Anhaltens und erblickte einen Marktstand am Straßenrand der gefüllt war mit generischer Kleidung, günstigem Schmuck und Sandalen. Der Standbesitzer lächelte auf ihn herab, was Naruto erneut blinzeln ließ. Das ist… merkwürdig.   »Wir werden dir nur ein paar Übergangssachen zum Anziehen kaufen bis wir die Zeit haben, dir ordentliche Klamotten zu kaufen«, sagte Minato während er die Shirts überflog.  »Alles ist besser ls die Klamotten des Krankenhauses, richtig?«  Er hob ein einfaches, schwarzes T-Shirt hoch und überprüfte die Größe, ehe er sich den Hosen zu wand.   Naruto konnte nur stumm nicken während er den Mann dabei beobachtete wie er ein paar Cargohosen hervorzog und sie prüfend vor ihn hielt. Er fasste sich mit der Hand an den Kopf und wunderte sich, ob er sich den Kopf angeschlagen hatte bevor er im Krankenhaus aufgewacht war. Sich umschauend bemerkte Naruto, dass die Leute um ihn herum sich seltsam benahmen; niemand starrte ihn böse an. Ein paar Leute starrten, verwirrte Blicke wanderten zwischen Naruto und Minato hin und her als der blonde Mann für die Klamotten bezahlte, doch ihnen fehlte die Feindseligkeit, die er schon so gewohnt war jedes mal wenn er das Haus verlies.   Jirayia stand neben ihnen, ein leichtes runzeln auf der Stirn als er zuerst Naruto und dann Minato beäugte, doch Naruto konnte nicht sagen, ob das Stirnrunzeln ihm direkt galt oder dem anderen Mann dafür, dass Jirayia die schwere Mappe schleppen musste. Minato lies ein paar Münzen mit einem sanften klimpern in die Hand des Standbesitzers fallen und reichte dann die Klamotten Naruto. Naruto hatte kaum Zeit das Shirt und die Hose mit offenem Mund anzustarren als Minato schon wieder weiter durch die Straßen ging. Jirayia versetzte ihm einen sanften stoß und er beeilte sich mit dem blonden Mann schritt zu halten.   Sie bahnten sich ihren Weg durch die immer voller werdenden Straßen. Minato bewegte sich schnell, schlängelte sich gekonnt durch die Menge jedoch nie so schnell, dass er Naruto oder Jirayia abhängen würde. Dennoch war Naruto dankbar dafür, dass er so viel Erfahrung damit hatte durch solch bevölkerte Straßen zu rennen, da er sich schon abmühen musste mit dem Mann mithalten zu können. Die Leute um sie herum riefen Grüße und winkten Minato zu, der sie seinerseits schnell grüßte, doch immer weiterging, ehe sie mehr sagen konnten. Bald hatten sie den Hokageturm erreicht.   Auch wenn er wusste dass der Sandaime nicht da war, hoffte Naruto dennoch, dass er den alten Mann begraben unter Papierkram hinter seinem Schreibtisch sitzen sehen würde wenn sie in das Büro kämen. Er konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass etwas falsch war; etwas merkwürdiges passierte. Manche dieser merkwürdigen Dinge waren toll. Er mochte es, wenn Minato ihn anlächelte oder dass der Zorn und die Verachtung der Dorfbewohner in den Straßen nicht mehr vorhanden war, doch er konnte nicht verstehen warum es sich so plötzlich verändert hatte. Das Gleiche galt für die Erinnerung oder den Traum oder was auch immer es war das in seinen Gedanken hing. Es brachte seinen Bauch aus einem , für ihn nicht ersichtlichen Grund, zum flattern während die ganze Zeit dieser nervige Halbgedanke am Rande seines Bewusstseins war.   Sie stiegen die Treppen zum Stockwerk des Hokage empor und Naruto konnte nicht mehr an sich halten. Er rannte den Flur zu der Bürotür hinunter und kam schlitternd davor zum stehen. Er klopfte schnell, griff sofort nach dem Türgriff und versuchte die Tür zu öffnen. Sie wollte sich nicht öffnen egal wie viel er von seinem wenigen Körpergewicht dagegen stemmte.   »Das wird nicht funktionieren«, rief ihm Minato zu der von hinten auf ihn zulief, »Hier, lass mich die Tür öffnen.«   Naruto beobachtete wie der Mann seine Mappe unter seinen Arm klemmte und ein paar Fingerzeichen formte. Er war dabei so schnell, dass Naruto nicht verfolgen konnte, welche es denn waren, er war mit den Fingerzeichen sowieso noch nicht sonderlich gut. Ein Siegel flammte auf der Holztür vor ihnen auf, verschwand wieder und Minato drehte den Türknauf und öffnete die Tür mit Leichtigkeit. Er veränderte den Griff an seiner Mappe und schaute zu Naruto. »Weiter unten im Flur gibt es ein Badezimmer, wenn du dich gleich Umziehen willst. Du musst natürlich nicht, wenn du nicht willst. Nur… falls du willst.«   Naruto sagte im ersten Moment überhaupt nichts. Er wusste wo das Badezimmer war; er hatte sich dort einmal vor den ANBU versteckt als er ein paar ahnungslosen Bürgern beim Markplatz eine Falle gestellt hatte. Stattdessen spitzte er an Minato vorbei und erhaschte einen kurzen Blick in das Zimmer und den Schreibtisch darin.   Er war leer.   Sich schnell zurückziehen konnte Naruto sein Herz ein wenig tiefer sinken spüren. Sie hatten gesagt, dass der Hokage aus irgendeinem Grund nicht da war, doch er konnte nicht anders als einfach zu Hoffen, dass sie ihn angelogen hatten. Sie hatten es ja früher auch schon getan. Aufgrund es leeren Schreibtisches schien es jedoch, dass Minato die Wahrheit gesagt hatte und, so neuartig es auch war, wünschte sich Naruto wieder die Lüge. Es wäre etwas vertrautes gewesen in der immer größer werdenden Liste der Veränderungen die er bemerkt hatte.   In der Hoffnung seine Enttäuschung aufgrund des Fehlens des alten Mannes zu überspielen, nickte Naruto hastig und spurtete den Flur hinunter in Richtung des Badezimmers. Er schloss die Tür hinter sich ab und drückte sich die neuen Klamotten dicht an den Brustkorb, unfähig die plötzliche Nervosität zu verstehen die ihn gepackt hatte. Die Kleider beruhigten ihn in keiner weise, im Gegenteil, sie machten es nur noch schlimmer. Sie rochen komisch, nicht so wie der Markt sonst roch. Es war kein offensichtlicher Unterschied, doch es war etwas sehr subtiles, das er vermutlich selbst nicht bemerkt hätte, wäre er nicht schon aufgrund der vielen anderen Veränderung so sehr angespannt. Er rutschte die Tür hinab bis er auf dem Boden saß, die Knie dicht an den Körper gezogen wodurch das T-Shirt und die Hose dazwischen eingeklemmt waren und versuchte verzweifelt das alles hier zu verstehen.   OoOoO   Jirayia beäugte den Jungen während er zum Badezimmer flitzte und hinter der Tür verschwand. Es ertönte das sanfte klicken des Schlosses und Jirayia drehte sich um und folge Minato in das Büro. Er lies seine schwere Mappe, gefüllt mit Formularen und Berichten, auf einen, an der Wand stehenden, Stuhl fallen und beobachtete den blonden Mann mit genauem Blick.   Sein ehemaliger Schüler war beschäftigt damit seinen Schreibtisch von dem Papierkram frei zu räumen, der sich über den Morgen hinweg angesammelte hatte indem er es auf der Seite stapelte, auf dem Boden, auf dem Beistelltisch oder sonst überall wo er Platz finden konnte. Normalerweise würde sich Minato sofort um diese Stapel kümmern und sie deutlich reduziert, wenn nicht sogar komplett abgearbeitet haben wenn es in Richtung Mittagessen ging. Anschließend würde er sich einem anderen Projekt oder Pflicht zuwenden mit kaum einer Pause zum Essen.   Minatos Tendenz zu einem Workaholic hatten Jirayia schon immer besorgt, vor allem in den Jahren nach Kushinas und Narutos Tod. Der Mann begrub sich selbst in Arbeit um nicht in der Tragödie versinken zu können und dieses Verhalten war in den letzten Jahren nur noch schlimmer geworden. Für einen kurzen Zeitraum hatteJ Jirayia versucht seinen ehemaligen Schüler abzulenken und andere, gesündere Ventile zu finden, über die er sein Leid ablassen könnte oder zumindest seine Gedanken beschäftigt halten würden. Das meiste war kläglich gescheitert doch er musste zugeben, dass es meisten nur daraus bestanden hatte die verschiedensten Frauen in seinen Weg zu stellen, damit Minato eventuell die zweite große Liebe finden würde. Jirayia war nicht sonderlich überrascht, als nichts funktioniert hatte und gab dann letztendlich auf. Zuletzt hatte er Minato ermutigt sich in Hobbys zu engagieren die wenigsten nützlich oder spaßig waren anstatt sich in endlosen Stunden Arbeit zu versenken.   Jirayia hasste es immer noch die Person, die er fast als eigenen Sohn betrachtete, so nahe an der totalen Erschöpfung und einem Burnout schlittern zu sehen während er nichts tun konnte, um es aufzuhalten.   Abgesehen von dem offensichtlichen Schlafmangel der letzten Nacht war der Mann vor ihm immer noch des gleiche, energiegeladene Hokage, den er in den letzten acht Jahren kennen gelernt hatte, doch etwas war anders. Die Energie war nicht so manisch wie sie sonst immer war; sie schien aufgeregter und… glücklich, wenn auch ein wenig nervös als Minato über seine Arbeitsfläche wischte und Stapel von Papieren, Schriftrollen und Bücher aus dem Weg räumte.   Es hätte Jirayia glücklich gemacht, wenn ein wenig Leben wieder seinen Weg in Minato finden würde, doch die Quelle dessen war ein Problem. Sein Blick flackerte dorthin, wo er wusste, wo das Badezimmer sein musste und runzelte die Stirn. Wenn der Junge sich als irgendetwas anderes herausstellte als Minatos ›quasi‹ Sohn, fürchtete er wäre das der letzte Riss der nötig wäre, um den jüngeren Mann vollends zu zerstören. Jirayia würde das nicht zulassen und wenn er Minato von einem einfachen Jungen beschützen müsste, würde er tun was auch immer nötig wäre.   Sich umdrehend ging Jirayia zurück zur Tür und schaute in den Flur. Das Badezimmer war immer geschlossen und es gab kein Zeichen von dem Jungen. ANBU waren überall im Gebäude also war es kein großes Thema, dass das Kind sich verlaufen könnte. Er drehte sich wieder in den Raum zurück und schloss die Tür hinter sich.   »Minato«, sagte Jirayia, seine Stimme komplett ernst, »bist du dir sicher, dass du das alles komplett durchdacht hast?«   »Ja, natürlich«, antwortete Minato mit einem abweisenden winken der Hand während er die Kaffeetassen von seinem Tisch aufsammelte und in die Küche trug. Der Hokage zählte sie, ein überraschter Ausdruck auf seinem Gesicht weil so viele gestohlen waren.   Jirayia seufzte ehe er seine Stimme ein kleines bisschen anhob: »Minato. Stop.«   Der Tonfall, normalerweise nur dazu benutzt, um Genin oder Chunin zu tadeln, ließ Minato inne halten. Er schaute überrascht zu Jirayia bevor er das starre Gesicht und die leicht verengten Augen bemerkte. »Also gut«, sagte er. Er stellte die Tassen auf einen Beistelltisch ab, straffte die Schultern ein bisschen und setzte sich in seinen Bürostuhl: »Was bedrückt dich?«   Jirayia musste sich zurückhalten nicht die Augen zu verdrehen, die verschränkten Hände und übersteife Haltung des anderen ermutigten das Gespräch eher weniger, doch er nahm es trotzdem in Angriff seine Besorgnis auszudrücken. »Ich bin besorgt darüber, dass du zu viel in diesen Jungen steckst ohne etwas über ihn zu wissen. Welchen Beweis hast du, dass er dein Sohn ist? Du hast einen Namen, jeder hätte diesen Namen bekommen können. Selbst sein Aussehen könnte manipuliert oder künstlich erzeugt sein, Orochimaru hatte mit genetischer Manipulation und der Klonerei herumexperimentiert bevor er aus dem Dorf verbannt worden war. Wie kannst du wissen, dass das kein Trick ist, an dich heran zu kommen? Du hast genug Feinde da draußen, die stark genug wären so etwas zu versuchen. Wie kannst du es wissen?«   Minato versteifte mit jedem Wort, das Gesicht angestrengt leer und seine Knöchel wurden langsam weiß von dem immer fester werdenden Griff um seinen Stuhl. Jirayia sah all die warnenden Zeichen einer sich aufbauenden Spannung und Wut, hielt jedoch nicht inne. Er musste das einfach loswerden, verletzte Gefühle seien jetzt einmal verdammt.   »Ich will nicht, dass du wieder verletzt wirst und den gleichen Schmerz wie vor acht Jahren noch einmal durchleben musst«, sagte der ältere Mann mit einer sanfteren Stimme, »selbst wenn der Junge vollkommen unschuldig von irgendwelchen bösen Absichten ist, ist er eindeutig verwirrt. Er hat mir gesagt, dass er den Sandaime vor knapp zwei Wochen gesehen hätte, dass Sarutobi manchmal nach ihm schaut.«   Als Jirayia fertig war atmete Minato einmal tief durch und wartete einen Moment bevor er mit leiser Stimme fragte: »Bist du fertig?«   Nur Stille folgte auf die Frage. Jirayia hatte nichts mehr zu sagen als er Minatos Reaktion sah.   »Ich… begrüße deine Sorge«, sagte Minato nach einem weiteren kurzen Moment, die Schultern entspannten sich langsam, wie wenn er Jiraiyas Beobachtungen einsaugen würde, »und ich kann sehen wie, von deiner Position aus, das alles valide Erwägungen wären, doch du hast noch nicht alle Fakten.«   »Du hast das vorhin schon gesagt«, sagte Jirayia, ermutigt von Minato verständnisvollem Ton, »Was erzählst du mir nicht?«   Der jüngere Mann schnaufte leise, fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht ehe er in seinem Stuhl zusammensackte: »Wir sollten wirklich warten bist Naruto wieder zurück kommt, da er eventuell ein paar Informationen hat, obwohl ich mir nicht sicher bin, wie nützlich sie sein werden nach unserem Gespräch letzte Nacht. Dennoch hat er genauso das Recht darauf, zu hören wo er sich befindet, wie jeder sonst auch.«   »Hat das irgendetwas mit dem Traum zu tun, den er letzte Nacht hatte?«, fragte Jirayia mit einem seufzen. Er würde nichts aus Minato herausbekommen bis das Kind wieder zurück wäre.   »Hat er dir von seinem Traum erzählt?«, fragte Minato, den Kopf hebend bei der Erinnerung.   »Nein«, sagte Jirayia und ließ sich gegen die Wand fallen um es sich ein wenig bequem zu machen, »doch er hatte einen seltsamen Ausdruck in de Augen, als ich es erwähnte.«   Minato nickte, sein Blick fiel von Jirayia ab und zu dem leeren Schreibtisch vor ihm, ein leichtes Stirnrunzeln formte sich in seinem Gesicht: »Ich habe das Gefühl, dass wenn es irgendetwas gibt, um das wir uns sorgen müssen, dann ist es dieser Traum.«   Jirayias eigene Augen verengten sich, er mochte den Klang dieser Worte weniger als den Gedanken an einen merkwürdigen Jungen, der plötzlich auftauchte und behauptete der Sohn des Hokage zu sein: »Du denkst nicht, dass es ein Traum war.«   Minato schaute ihn wieder an und Jirayia konnte die absolute Überzeugung in den Tiefen seiner blauen Augen sehen: »Nein, das tue ich nicht.«   OoOoO   Pain starrte die blanke Wand an, sein Gesicht so ausdruckslos wie immer trotz seiner rasenden Gedanken. Er verblieb so, zerbrach sich den Kopf über diese Wand selbst als einer seiner Shinobi hinter ihm auftauchte, auf einem Bein kniend und den Kopf demütig gesenkt. Die Stille streckte sich aus, während der Shinobi wartet, dass er von Pain beachtet werden würde und Pain war zufrieden damit, ihn warten zu lassen. Er dachte immer noch über die Wand nach.   »Bericht«, sagte er schließlich, die Stimme tief und emotionslos.   »Herr«, sagte der Shinobi, immer noch in seiner Haltung gebeugt, »wir haben 60 Prozent der Stadt unter Kontrolle sowie das Haupttor. Wir haben jedoch ebenso schwere Verluste erlitten wie die Iwa Streitmächte, doch die Berichte über die Konoha Shinobi deuten ein ähnliches Bild. Es gibt Bedenken über die fehlende Sicherheit der Tode von der Mehrheit der hochrangigen Konoha Shinobi. Es gibt ebenfalls keinerlei Hinweis auf den Aufenthaltsort von Uzumaki Naruto.«   Pain hörte dem Bericht nur mit halbem Ohr zu. Das Meiste davon wusste er schon oder hatte es sich schon gedacht. Er ließ die Stille ein wenig länger anhalten, unberührt von der Anspannung die er von dem Man zu seinen Füßen spüren konnte.  »Schick nach unseren Siegelbrechern. Stellt sicher, dass Iwa nichts davon mitbekommt«, sagte er und unterbach damit die Stille, die sich in den dunklen Hallen ausgebreitet hatte.   Der Shinobi nickte mit einem respektvollen, »Hai, Pain-sama«, und verschwand ebenso schnell, wie er gekommen war.   Pain wartete, bis der Mann weit genug entfernt war, ehe er nach vorne trat und eine Hand an die Wand legte. Er wusste, dass der Container des Kyūbi verschwunden war. Seine Spione im Turm hatten berichtet, dass die letzte Sichtung des Jungen zusammen mit dem Hokage war, der in Richtung dieses Gebiet in den Tiefen des Turmes gehastet war. Nachdem er die umliegende Räume, deren Inhalte, Raumpläne und die ausgeprägte Chakrasignatur, die an diesem Teil der Wand haftete, untersucht hatte, konnte er nur schlussfolgern, dass hier eine weitere Tür versteckt war.   Konan tauchte in einem Wirbel von Blättern neben ihm auf, zufrieden damit in Stille zu warten.   »Der Hokage hat ihn hierher gebracht«, sagte Pain ohne Präambel. Die Frau neben ihm machte keine Bemerkung, ob der fehlenden Tür.   »Es wird die Siegelbrecher einige Zeit kosten«, sagte Konan, »Wir können einen Gegenangriff erwarten und dieser Bereich hier wird einer ihrer ersten Ziele.«   »Der Kyūbi ist der halbe Grund warum wir hier sind, wir können es nicht erlauben, dass er entkommt oder versteckt bleibt.«   Das Siegelbrecherteam kam, leicht ausser Atem, an und beeilte sich niederzuknien.   Pain hielt es nicht für nötig sie anzusehen und deutete nur zu der Wand während er sich dem Ausgang zu den oberen Stockwerken zuwandte. »Ich will diese Tür geöffnet haben«, sagte er und verschwand, was nur die verwirrten Gesichter seiner Untertanen hinterließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)