Looking Glass von Drikani ================================================================================ Kapitel 5: Möglichkeiten ------------------------ Minato atmete noch einmal tief durch was die Anspannung abbaute, die sich während Jirayias kleiner Rede aufgebaut hatte. Naruto schien schon so um sie herum vorsichtig genug zu sein auch ohne dass sie ihm noch mehr Gründe lieferten Nervös zu sein. Er konnte, wenn er es aus der Sicht von Jiraiya betrachtete, verstehen, warum sein Sensei besorgt war und er war dankbar dafür, doch er hoffte, dass Jiraiya es akzeptieren würde sobald das mit der anderen Welt erklärt wäre. Minato wollte außerdem noch die Meinung seines Senseis darüber, was wohl passiert sein mag. Der ältere Mann führte ein internationales Spionagenetzwerk an und hatte Wissen und Erfahrung in Bereichen die Minato nicht zugänglich waren.   Der sich drehende Türknauf riss Minato aus seinen Gedanken woraufhin sich die Tür öffnete und Naruto den Rau betrat. Die Klamotten passten in der Länge ganz gut, wirkten jedoch ein wenig schlabbrig. Der angehende Vater merkte sich vor, dem Jungen mehr zu Essen zu geben und ihn von Tsunade einmal komplett durchchecken zu lassen. Die Schritte des Jungen verlangsamten sich als er hochsah und Minato hinter dem Schreibtisch des Hokage sehen konnte. Minato zuckte zusammen als er den Schatten sah, der kurz über Narutos Gesicht huschte. Er hätte bedenken sollen was das Kind denken würde, wenn jemand anderes hinter dem sitzen würde, was Naruto immer noch als Schreibtisch des Sandaime sah, doch wenn alles gut laufen würde, sollte sich alles bald aufklären.   Von seinem Stuhl aufstehende nickte Minato wieder in Richtung der Tür: »Sensei, würdest du dieses Ende des Raumes übernehmen?«   Jiraiya nickte und schloss die Tür ehe er ein paar Fingerzeichen formte und Minatos Siegel, die für eine ungestörte Privatsphäre sorgten, aktivierte. Minato schloss das Fenster und formte die exakt gleichen Fingerzeichen für das andere Ende des Raumes. An den Wänden flammten Symbole auf und ehe sie wieder verblassten, legte sich eine unnatürliche Stille über den Raum, als jegliche Geräusche von der Aussenwelt abgeschirmt wurden.   Zufrieden wandte sich Minato wieder den anderen Zwei zu: »Ich wünschte Kakashi könnte hier sein, doch er wird frühestens in ein paar Tagen wieder hier sein und abgesehen davon, kennt er schon fast die Hälfte des Geheimnisses und kann deswegen auch warten.« Er legte eine kurze Pause ein, wie um seine Gedanken zu sammeln und sagte dann: »Einige Monate zuvor habe ich ein Projekt begonnen, um die sehenden Kristalle des Sandaime neu zu erschaffen.«   »Konntest es nicht zum funktionieren bringen, nicht?«, warf Jiraiya ein; eine Spur von Häme in der Stimme und ein leichtes schmunzeln auf den Lippen.   »Nein«, gab Minato tonlos und ohne die Miene zu verziehen zu. Er weigerte sich Jiraiya die Möglichkeit zu geben sich daran zu erfreuen oder Genugtuung zu bekommen: »Du hattest recht damit, also können wir fortfahren. Einer der Prototypen, die ich entwickelt habe, hatte ein… unerwartetes Resultat. Als ich den Chakrakristall aktivierte fand ich mich dem Abbild des Sandaime gegenüber.«   Der Anflug von Belustigung verschwand von Jirayias Zügen und wurde durch eine ernste Kontemplation ersetzt. »Kein Bild aus dem Reich der Toten«, sagte er, mehr eine Aussage denn eine Frage.   »Nein«, stimmte Minato ebenfalls nüchtern zu, bemerkte den verwirrten Ausdruck auf Narutos Gesicht und beeilte sich, alles detaillierter zu beschreiben, »Nachdem wir miteinander geredet hatten kamen wir zu dem Schluss, dass dies ein Fenster zwischen zwei Welten war, in denen manche Dinge passiert sind und andere wiederum nicht.«   Die Augen des älteren weiteten sich, ehe sich seine Stirn in falten legte: »Wie kannst du dir sicher sein, dass es der echte Sandaime war und nicht nur irgendein Trick?«   »Ich befragte ihn ausgiebig«, gab Minato mit einem Nicken zurück, »Er wusste Dinge, die nur der echte Sarutobi Hiruzen wissen konnte und zeigte mir ein paar seiner Spezialtechniken ebenso wie ich ihm meine Identität bestätigte.«   »Aber—«, warf Naruto ein, sein Gesicht wieder exakt wie bei Kushina verzogen. Diese mal war der schmerzhafte Stich in Minatos Herz nicht so scharf wie schon zuvor. »Was meinst du damit, dass manche dinge passiert sind und andere nicht?«   Minato hob eine Hand an sein Kinn und lehnte sich einen Moment lang gegen seinen Schreibtisch um nachzudenken. »Lass es mich so erklären. Jedes mal, wenn du eine Entscheidung in deinem Leben triffst gibt es zwei mögliche Ergebnisse. Wie beispielsweise… wenn du eine Straße entlangläufst und an eine Kreuzung kommst. Dein Tag könnte anders verlaufen je nachdem, ob du nach rechts oder links gehst. Nun, für jede Entscheidung die du triffst, entsteht eine weitere Version der Realität in der eine andere Version von dir die exakt gegenteilige Entscheidung trifft.«   »Natürlich gibt es eine gegenteilige Theorie die sagt, dass in der gleichen Situation mit den selben Variablen und dem gleichen Wissen eine Person die gleiche Entscheidung treffen würde«, warf Jiraiya mit einem gelassenen winken seiner Hand ein.   Narutos Gesicht, aus dem langsam die Verwirrung verschwunden war, verzog sich wieder während er zwischen den beiden Männern hin und her schaute. Minato warf seinem Sensei einen zornigen Blick zu, der den älteren Mann einen Schritt zurück weichen und die Hände verteidigend heben lies. Minato stieß einen genervten Seufzer aus und führte dann Naruto zu einem seiner Stühle, die vor seinem Schreibtisch standen, und kniete sich vor ihm hin.   »Ignoriere ihn. Er hat nur die schlechte Angewohnheit entwickelt, mich abzulenken. Der Punkt ist, dass es viele Versionen unserer Welt da draußen gibt, wie Zimmer in einem Haus und ich habe es fertig gebracht ein Fenster in eines der anderen Zimmer zu öffnen… Verstehst du das?«   Minato hielt den Atem an während er beobachtete, wie sich das Gesicht seines Sohnes vor Konzentration zusammenzog. Er schaute kurz zu seinem Sensei hoch und bemerkte, dass ein Teil der Anspannung die Schultern des alten Mannes verlassen hatte. Selbst wenn Naruto es nicht komplett verstehen sollte, war es das wichtigste, dass Jiraiya auf seiner Seite stand. Kakashi wusste bereits von dem Kristall, er war einer der wenigen ausser Minato, die überhaupt davon wussten, also brauchte er sich darüber keine Gedanken machen. Wenn er Jiraiya überzeugen konnte hätte er auch bei Tsunade eine gute Chance.   »Es scheint wirklich kompliziert zu sein«, sagte Naruto schließlich, immer noch ein leichtes runzeln auf der Stirn. »Das ist schon in Ordnung, Naruto-kun«, antwortete Minato und jubelte innerlich, dass er den Namen seines Sohnes laut aussprechen konnte, ohne zu stottern. Er legte seine Hände für einen Moment auf die Schultern des Jungen, ehe er sich wieder erhob und sich dann gegen seinen Schreibtisch lehnte und die Arme vor der Brust verschränkte: »Du sagtest, du hättest gestern Nacht einen Traum gehabt. Könntest du mir davon erzählen?«   Naruto sagte einen Moment lang nichts, sein Blick auf seine Hände vor ihm fixiert und seine Mundwinkel fielen ein wenig nach unten. »… Ich war in meinem Apartment als mich etwas aufweckte. Es gab Kämpfe am Rand des Dorfes. Dann brach jemand in mein Apartment ein. Ich versuchte davon zu kommen, doch sie erwischten mich an der Seite mit einem Kunai und griffen nach mir. Ich habe es irgendwie hinbekommen abzuhauen als ein paar Shinobi mit Masken auftauchten und mich retteten. Einer von ihnen brachte mich zum Hokageturm. Ich glaube, dass der alte Mann Sandaime mich in die tieferen Hallen gebracht hat, doch an alles was danach passiert ist, kann ich mich nicht mehr erinnern. Es gab überall Kämpfe und die Bürger flohen alle zu den Schutzbunkern. Es war so real, aber… alles im Dorf ist in Ordnung und es macht überhaupt keinen Sinn.«   Naruto schaute zu ihm hoch, die Augen vor Verwirrung weit geöffnet und Minato wünschte, er könnte etwas sagen, um ihn zu beruhigen. Dass es alles ein Traum war und Narutos Heimatwelt nicht in einen Krieg gestürzt warm, doch er konnte einfach nicht lügen. Der Junge musste es in Minatos blauen Augen widerspiegeln gesehen haben, denn er blinzelte und schaute zum Fenster wo das Dorf sich um sie herum ausbreitet, voll in den Vorbereitungen für einen weiteren normalen Tag.   »Es war kein Traum, oder?«, fragte Naruto resigniert.   »Nein war es nicht«, sagte Minato, seine Stimme weich während er erklärte, »Der Angriff passierte in deiner Version der Geschichte. Hier gab es nie einen Angriff und der Sandaime aus dieser Welt starb vor Jahren während eines Aufstandes.«   Der Blondschopf wandte sich Minato Ruckartig zu, die Augen wieder weit aufgerissen. »Der alte Mann ist tot?!«, rief er alarmiert.   Minato zuckte zusammen als er realisierte, dass er diese Nachricht auch sanfter an den Jungen hätte heranbringen können. »Der Sandaime aus dieser Welt«, stellte er schnell klar, »Dem, den du kennst geht es gut… vermutlich…« Er schweifte zum Schluss hin ab, bedachte erst zu spät, dass wenn die andere Welt mitten in einem Krieg war, wenn Konoha selbst angegriffen worden war, es keine Garantie gab, dass es Sarutobi gut ging.   Als er die schiere Erleichterung auf Narutos Zügen sehen konnte fand Minato, dass er es nicht übers Herz brachte das dem Jungen zu sagen. Er verzog das Gesicht bei dem Gedanken daran, was in der anderen Welt alles passieren konnte. Es war offensichtlich, dass der Junge sich sehr um den alten Mann sorgte, Naruto hatte ja nicht aufgehört nach ihm zu fragen und die Enttäuschung den Sandaime nicht in dem Büro zu sehen war ihm deutlich aufs Gesicht geschrieben.   »Erinnerst du dich an sonst noch etwas?«, fragte Minato erpicht darauf, die Konversation von Sarutobis Tod zu lenken.   Naruto verschränkte die Arme und hob seinen Kopf in Richtung der Decke, die Augenbrauen zusammengezogen. Er murmelte einen Moment vor sich hin ehe er langsam sprach: »Der, der mich gepackt hatte, trug ein merkwürdiges Hitai-ate. Es hatte Vier Linien darauf. Das hatte ich bisher noch nie gesehen.«   Minato runzelte gedankenverloren die Stirn. Vier Linien? Das hörte sich nach Amegakure an, doch die hätten niemals die Ressourcen eine Invasion auf Konoha zu starten. Dann jedoch wieder war er nicht im Bilde mit der politischen Situation der anderen Welt. Er knirschte mit den Zähnen, plötzlich wünschend, er hätte mehr Informationen zu den Themen die den Sandaime so besorgt hatten. So wie es nun war hatte Minato fast keine Ahnung, was auf der anderen Seite passierte und warum.   »Kannst du dich an sonst etwas erinnern?«, fragte Jiraiya wobei seine Stimme Minato aus den Gedanken riss.   Naruto schüttelte den Kopf, seine blonden Locken vor und zurück werfend. »Wie sollte ich denn wissen, was passiert?! Niemand erzählt mir je irgendwas!«, beschwerte er sich mit lauter Stimme.   »Natürlich nicht« sagte Jiraiya abweisend, »Du bist nur ein kleines Kind. Warte bis du älter wirst.«   Naruto verzog das Gesicht und zog die Schultern hoch während er den älteren Mann anschaute.   Jiraiya ignorierte die wütenden Blicke des Achtjährigen und trat ein paar Schritte näher an Minatos Schreibtisch: »Erinnerst du dich an irgendetwas von euren Gesprächen?«   »Die letzten paar Wochen war er über irgendetwas schwer besorgt und er war zunehmend beschäftigter, zu beschäftigt um zu reden. Er erzählte mir jedoch nicht was es für Probleme gab«, antwortete Minato während er sich an die letzten paar Gespräche mit dem älteren Hokage erinnerte.   »Kam sonst noch etwas hindurch?«, fragte Jiraiya wobei sein Blick kurz zu Naruto flackerte.   Minato hatte keine Schwierigkeiten zu begreifen worauf Jiraiya anspielte. Wenn ein achtjähriger Junge hindurch kommen konnte, was wäre dann sonst noch in der Lage dazu? Sie hatten die Möglichkeit bedacht, dass ihnen feindlich Gesinnte sich ihren Weg von der anderen Welt aus bahnen konnten. »Noch nicht. Ich bin mir nicht einmal sicher wie Naruto-kun hierher kam, da wir nur die Möglichkeit in der Theorie ein paar mal diskutiert hatten. Der Sandaime musste einen Weg lebende Objekte hindurch zu schicken ohne mein Wissen gefunden haben.«   »Wo bewahrst du es auf? Ich würde es gerne sehen«, sagte Jiraiya und wandte sich zur Tür.   Minato richtete sich auf und folgte ihm während er Naruto bedeutete es ihm gleich zu tun. »Es ist in dem untersten Stockwerk. Es zu sehen könnte eventuell mehr von Naruto-kuns Erinnerungen zurückbringen.«   Naruto hüpfte von seinem Stuhl und rannte kurz, um zu den zwei Erwachsenen aufzuholen. Er schaute mit einem leichten Stirnrunzeln zu Minato als er zu den zwei Männern aufschloss. »Aber…«, sagte er unsicher.   Minato ließ Jiraiya die Fingerzeichen machen, um die Siegel der Tür zu lösen. Er schaute seinen Sohn mit einem aufmunternden Lächeln an. »Was ist los, Naruto-kun?« Sein lächeln wurde breiter; er wurde besser darin, den Namen auszusprechen.   »Wenn der alte Mann Sandaime nicht Hokage ist, wer ist es dann?«   Nun lächelte Minato vor Verlegenheit, doch war ein wenig Stolz hinter dem Ausdruck zu erkennen und irgendwie machte die Tatsache, seinem Sohn zu sagen, dass er der Hokage war, die Position wieder neu und aufregend. »Ich.«   »Minato-kun ist der Yondaime Hokage«, sagte Jiraiya während er die Tür öffnete.   »Der… Yondaime?«, echote Naruto wobei es mehr wie eine Frage klang. Er verschränkte die Arme und senkte den Kopf, wobei sein Ausdruck mit intensiver Konzentration gefüllt war: »Aber er starb… als er den Fuchsdämon getötet hat… Ist das hier auch anders passiert?«   »Ja«, sagte Minato, brachte es jedoch nicht übers Herz, ihm die Situation jetzt im Detail zu erklären. Er war erleichtert zu sehen, dass Naruto die Idee aufnahm, war gleichzeitig jedoch von seiner Reaktion enttäuscht. Es dämmerte ihm dann als er in Narutos Augen sah und die Bewunderung sehen konnte, ein Wiedererkennen jedoch nicht auftauchte. Naruto wusste nicht, wer seine Eltern waren.    Diese Erkenntnis nahm Minato einen Teil seiner Aufregung. Sein Sohn wusste nicht wer er war, erkannte ihn gar nur als einen lange verstorbenen Helden des Dorfes. Der Gedanke war deprimieren und Minato nahm sich vor, den Sandaime das nächste mal zu fragen wenn sie miteinander sprechen konnten. Er öffnete den Mund, bereit Naruto hier und jetzt zu sagen wer er war, doch er hielt sich selbst zurück.   Naruto hatte bereits genug neue Eindrücke für den Tag bekommen. Der Junge hatte immer noch Schwierigkeiten mit der Idee von verschiedenen Realitäten und einer Invasion in seiner Heimatwelt. Es wäre nicht fair dem Achtjährigen noch mehr zuzumuten. Minato schwor sich selber es Naruto zu erzählen und zwar bald, nur… nicht jetzt.   Schwach lächelnd wandte Minato sich der offenen Tür zu. Jiraiya stand dort, versperrte den Weg und beobachtete die zwei. Minato war dankbar dafür mehr Verständnis denn Misstrauen in den Augen seines Sensei zu sehen. Es war besser wie das Mitleid, welches er im Krankenhaus erkennen konnte. Einmal nickend trat Jiraiya beiseite und der ältere Blonde rauschte an ihm vorbei und führte sie zur Treppe.   Sie stiegen die Treppen zum ersten Stock hinab und gingen zu einem separaten Treppenhaus, welches in die tieferen, stärker gesicherten Stockwerke führte. Umso tiefer sie kamen, desto weniger Menschen begegneten sie, bis nur noch sie drei übrig waren und ihre Schritte durch die langen Korridore hallten. Die Beleuchtung war in diesem Teil des Turmes gedämmter und es gab mehr Türen, die die Seiten des Korridors säumten wobei jede mit Siegeln versehen war, sodass unbefugte keinen Zutritt zu den sensiblen Bereichen hatten.   Neben ihm konnte Minato spüren, wie Naruto näher neben ihm lief während sie durch die stillen Gänge gingen. Er schaute hinunter um zu sehen, wie der kleine blonde Kopf sich mit weit geöffneten Augen drehte. Ein Teil von ihm wollte eine Hand ausstrecken um den Jungen zu beruhigen und wenn es nur ein tätscheln auf den Kopf wäre, doch er wusste nicht, wie Naruto reagieren würde. Minato würde sich selbst belügen wenn er sagen würde, dass er wusste was er tun sollte. Er konnte mit Kindern normalerweise ziemlich gut umgehen, doch zu wissen, dass Naruto sein Sohn war machte die Sache anders, komplizierter.   Stattdessen lächelte er einfach zu dem Jungen neben ihm hinunter: »Mach dir keine Sorgen Naruto-kun, es gibt hier nichts, was die Schaden zufügen würde.«   »Ich habe keine Angst«, behauptete Naruto mit lauter Stimme, die Arme vor der Brust verschränkend. Er schaute mit einem entrüsteten Schmollmund weg, doch Minato dachte, dass der Effekt durch die markanten Linien auf dem kleinen Gesicht ein wenig zunichte gemacht wurde.   »Natürlich nicht«, kam die trockene Stimme von Jiraiya unmittelbar hinter ihnen.   Naruto hatte keine Chance zu antworten, doch hatte er sich umgedreht und seinen Mund geöffnet um genau das zu tun. Minato hielt vor der Tür zu dem Raum mit dem Kristall an, der letzte Raum in dem Korridor: »Wir sind da.«   Narutos Blick schnellte wieder zu ihrem Ziel, die Augen wieder weit aufgerissen. Minato schob seinen Sohn sanft ein wenig seitlich hinter sich um sich genug Raum zu schaffen, die Tür zu öffnen. Er ging die Fingerzeichen durch um den Raum zu entsiegeln und öffnete den Eingang. Es dauerte, aufgrund der bloßen Anzahl und Komplexität der verwendeten Siegel, länger wie um sein Büro zu öffnen, vor allem, da er nach Narutos auftauchen extra Vorkehrungen getroffen hatte. Jiraiya trat näher hinter ihn und direkt neben Naruto während die Zwei Minato bei der Arbeit zusahen.   An einem Punkt begann Naruto etwas mit einem fragenden Unterton zu sagen, doch Jiraiya lies ihn schnell verstummen und Minato behielt seine Konzentration vollkommen auf der Tür. Als er dann fertig war atmete er einmal tief durch und machte einen Schritt zurück. Jiraiya trat an ihm vorbei und nickte seine Anerkennung ob der langen Liste der Sicherheitssiegel auf der Tür und der umliegenden Wand.   Der Raum war exakt so, wie ihn Minato verlassen hatte. Der Spiegel stand in der Mitte, blank und relativ gewöhnlich. Das Licht flackerte an als sie eintraten und warf seine Schatten in merkwürdigen Winkeln. Minato erblickte den Fleck getrockneten Blutes auf dem Boden wo er Naruto gefunden hatte. Es versetzte seinem Magen einen Stich bei dem Gedanken von dem Blut seines Sohnes auf dem Boden. Er musste es so schnell wie möglich reinigen lassen. Der dunkle Fleck sog auch die Aufmerksamkeit des Sannin auf sich und Jiraiya kniete daneben hin und untersuchte ihn mit einem Stirnrunzeln.   »Das ist passiert, als ich Naruto-kun gefunden habe«, sagte Minato gedämpft und trat ein wenig näher, hielt jedoch immer noch genug Abstand zu den Überresten.   Jiraiya brummte und stand auf, ehe er sich dem Spiegel zuwandte. »Also, das ist was du benutzt hast um den Sandaime zu kontaktieren.« Es war mehr eine Aussage denn eine Frage.   »Ja«, antwortete Minato, obwohl es nicht nötig gewesen wäre, da sonst nichts in dem Raum war, mit dem man jemanden kontaktieren könnte. »Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt schon mehrere Monate miteinander Kontakt gehabt. Ich bin überzeugt davon, dass er sehr ähnlich wenn nicht sogar der selbe Mann ist wie unserer es war; er würde uns nicht beabsichtigt in Gefahr bringen.«   »Nein, in diesem Punkt stimme ich dir zu«, sagte Jiraiya während er den Spiegel, mit vor Interesse aufblitzenden, umkreiste: »Meine Sorge sind die anderen in seiner Welt. Wie hat er es geschafft Naruto hindurch zu schicken, wenn du zugibst, dass du nicht einmal weißt wie so etwas möglich wäre?«   Minato verschränkte die Arme und nickte zustimmend: »Ich hatte vor ihn das nächste mal zu fragen. Eigentlich gab es da einige Dinge, die ich ihn noch fragen wollte.«   »Ist es weise es erneut zu öffnen auch wenn wir wissen, dass andere hindurch kommen können?«, fragte Jiraiya und schaute zu Minato zurück.   »Wir müssen wissen, was vor sich geht und sollten mehr über Naruto-kun herausfinden. Wir werden es nie herausfinden, bis wir erneut Kontakt mit ihnen aufnehmen. Dann muss man auch bedenken, dass der Spiegel auf meiner Seite verschlossen war als Naruto hindurch kam. Außerdem, was ist, wenn die Bedrohung, mit denen sie zu kämpfen haben auch in unserer Welt existiert. Ich würde lieber eine Warnung haben wie völlig unvorbereitet einem unbekannten Gegner gegenüber zu stehen.«   Jiraiya brummte seine Zustimmung und schüttelte dann seinen Kopf in gespielter Verzweiflung: »Du schaffst es immer wieder, dich in solche Situationen zu manövrieren. Dafür, dass du ein Genie bist schienst du es echt schwer zu haben es einfach anzugehen.«   Minato rollte mit den Augen: »Sagte der Mann, der mich quasi zu den Projekten gezwungen hat die mich jetzt hierher geführt haben. Ich plane einen oder zwei ANBU hier zu stationieren, da wir jetzt ja wissen, dass Dinge hindurch kommen können.«   »Es wäre hilfreich, wenn wir irgendeine Information bezüglich der Geschehnisse in der anderen Welt bekommen könnten. Vielleicht erinnert sich der Bengel an etwas nachdem er dieses Ding hier gesehen hat.«   »Naruto-kun«, sagte Minato und bemerkte erst jetzt wie ruhig der Junge doch war. Er drehte sich um und schaute zurück zu der Tür und runzelte die Stirn.   Naruto stand ein paar Schritte im Raum. Er starrte den Kristall komplett starr an, ein intensiver Ausdruck von Konzentration auf dem Gesicht.   »Naruto-kun?«, fragte Minato erneut und trat näher an den Jungen heran. Er erhielt keine Antwort. Naruto schien ihn nicht einmal zu hören. »Naruto? Geht es dir gut?« Man konnte einen Anflug von Panik hören während er sich neben dem Jungen hinkniete.   Jiraiya eilte neben sie. »Was ist los?«, fragte er und schaute Naruto an.   »Er reagiert nicht«, sagte Minato unnötigerweise. Er drehte Naruto an den Schultern zu sich, doch der Blick seines Sohnes lag starr auf dem Kristall. Minato ergriff das kleine Kinn und drehte Narutos Kopf sanft, sodass er auf ihn gerichtet war, doch selbst dann waren seine Augen voll auf dem Spiegel fixiert. Minato fühlte, wie eine Hand sein Herz zusammendrückte als jeder Versuch den Jungen zu erreichen fehlschlug.   Minato schaute zurück zu dem Kristall. Er stand dunkel und still und reflektiere ihre eigene Welt zurück in den Raum anstatt die, in der der Sandaime immer noch lebte. Er wusste nicht, was solch einen Einfluss auf seinen Sohn hatte denn, ohne aktiviert zu werden, war der Spiegel nicht mehr als ein Chakrakristall, doch sie würden das herausfinden, wenn sie Naruto von dem Spiegel entfernt hatten. Minato hob Naruto auf und huschte mit ihm aus durch die Tür.   OoOoO   Naruto hatte das starke Gefühl eines Déjà-vu als er Minato beobachtete, wie er Fingerzeichen formte und dadurch mehrere Siegel auf der Tür und der umliegenden Wand aufloderten. Das Gefühl war jedoch nicht von vorhin mit der Bürotür; es war etwas tieferes und ähnlich verwirrend. Er schüttelte den Kopf und lugte gespannt in den gedämmten Raum, da seine Neugierde sich trotz der gruseligen Umgebung nicht dämmen lies.   Minato und Jiraiya gingen vor ihm hinein, knieten neben etwas auf dem Boden und redeten mit gedämpften Stimmen miteinander. Narutos Blick folgte dem Yondaime einen Moment lang und konnte es immer noch nicht glauben, dass er mit seinem Helden unterwegs war, der berühmte Hokage, der das Dorf vor der totalen Zerstörung gerettet hatte. Ein Teil von ihm erwartete, dass er jeden Moment aufwachen würde, doch es war kein Traum. Er wusste es einfach.   Naruto schaute zu dem einen Objekt in dem Raum neben den wenigen Lampen die die Wand säumten. Es war eine große, flache Art von Glas, vielleicht ein Kristall, fast so groß wie Minato. Es reflektierte ein dunkles Bild von dem Raum, drei Figuren schienen vage auf seiner glasigen Oberfläche.   Ab dem Moment, ab dem er seinen Blick darauf gerichtet hatte, konnte Naruto sich einfach nicht mehr abwenden. Der Rest des Raumes verblasste im Hintergrund bis er fast nicht mehr existierte und es nur noch er und der Kristallspiegel waren, die sich einander anstarrten. Er verstand plötzlich, dass er wartete. Naruto wusste nicht wieso oder auf was, doch etwas sollte passieren und er musste darauf warten. Er stand da und starrte den Kristall an und wenn es tage dauern sollte. Es war wichtig, lebenswichtig sogar, auch wenn er es nicht erklären konnte. Für einen Moment dachte er, dass er sich an etwas neues erinnerte, Worten, die an ihn gerichtet waren. Es war jedoch zu verschwommen, zu weit ausserhalb seiner Reichweite, um es voll erfassen zu können, doch unglaublich wichtig nicht zu vergessen.   »NARUTO!«   Der Klang einer Stimme, die seinen Namen rief lies Naruto zusammenzucken; erschüttert ob des plötzlichen, lauten Geräusches. Er schaute erregt auf und fragte sich, was er wohl getan haben könnte, dass er in Schwierigkeiten war, wenn er doch nur dagestanden und geschaut hatte.   Einen Moment später realisierte Naruto, dass sie nicht länger in der Kammer standen sonder zurück in dem Korridor waren. Minato kniete vor ihm, große blaue Augen starrten ihn alarmiert an.   »Naruto?«, sagte Minato erneut, diesmal eine Frage.   Naruto blinzelte ihn, immer noch verwirrt, an. »Was?«, fragte er sich leicht verteidigend, »ich hab nichts gemacht!«   Minato stieß einen erleichterten Seufzer aus und seine Schultern sackten zusammen während er seinen Griff um Narutos Schultern hielt. Naruto zog seine Stirn in falten. Der Hokage verletzte ihn nicht, doch wirklich wohl fühlte er sich bei dem Kontakt nicht. Dann fand er sich plötzlich in einer Umarmung wieder. Naruto erstarrte und versteifte sich in den Armen die sich um ihn gelegt hatten. Er richtete seine großen, verwirrten Augen zu Jiraiya, der neben der verschlossenen Tür stand.   »Du hast nicht mehr reagiert«, sagte der ältere Mann. Er wandte sich zu der Tür und begann mit den Fingerzeichen, um den Raum wieder zu versiegeln.   »Du hast mich fast zu Tode erschreckt«, murmelte Minato halb zu sich selbst, zog sich dann plötzlich zurück und sah Naruto direkt an, »Was ist passiert?«   Naruto wand sich leicht unter dem intensiven Blick. Er war die Blicke gewohnt, doch es schien anders zu sein, wenn der Hokage es tat. »Ich weiß es nicht«, sagte er kopfschüttelnd, »Ich habe nur das Ding angesehen und… Ich weiß es nicht.«   Minato stieß noch einen Seufzer aus und drückte Narutos Arme einmal mehr, bevor er sich wieder erhob: »Das sind genügend Überraschungen für einen Tag denke ich. Ich werde dir zeigen wo du wohnen wirst.«   »Wo werde ich wohnen?«, fragte Naruto, seine Neugierde zeigte sich wieder auch wenn er immer noch ziemlich entnervt war von dem Geschehenen.   »Bei mir«, gab Minato zurück und manövrierte Naruto den Korridor hinab.   »Minato—«, begann Jiraiya hinter ihnen, doch der Hokage schnitt ihn ab.   »Er bleibt bei mir.« Sein Ton war endgültig und alle Diskussionen über dieses Thema waren damit beendet.   Naruto blinzelte den Blonden hinter ihm überrascht an. Er wusste nicht was er von der ganzen Situation halten sollte. Es war einfach zu verwirrend. Das einzige, dessen er sich im Moment sicher war, war die Erleichterung eine Pause von all dem zu bekommen. Mehr als alles andere, wollte er jedoch aus den tieferen Korridoren des Hokageturmes entkommen. Er wusste nicht, in was für eine Art Haus der Hokage lebte, doch jeder Ort war besser, als die dunklen, widerhallenden Korridore und vor allem der Raum mit dem Kristall. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)