Looking Glass von Drikani ================================================================================ Kapitel 6: Leere Räume ---------------------- »Da sind wir!«, sagte Minato und versuchte dabei so viel Elan wie möglich in seiner Stimme zu tragen.   Seit sie den Hokageturm, oder genauer gesagt, den Raum mit dem Kristall, verlassen hatten, war Naruto still gewesen. Minato wusste nicht, ob das für den Jungen normal war, er wusste nämlich überraschend wenig über Naruto, doch das hielt ihn nicht davon ab zu versuchen, die Stimmung im allgemeinen zu heben.   Bei dem Haus anzukommen schien sie beide abzulenken. Minato lächelte als Narutos Kopf sich in alle Richtungen drehte um so viel von dem Haus zu sehen wie er nur konnte. Da das Haus in der Regel vom amtierenden Hokage verwendet wird, lag es in einem ruhigeren Teil des Dorfes, abseits des Zentrums aber immer noch innerhalb der Mauern. Es war nicht das größte Haus in dem Dorf. Es war alt und seit seinem erbauen wurden schon weit größere Häuser gebaut, dennoch hielt es eine ruhige Würde inne. Ein kleiner Garten umgab es auf jeder Seite, doch sah alles ein wenig überwuchert aus. Das Haus hatte zwei Stockwerke; der traditionell Stil, Schönheit in seine Schlichtheit.   Um ganz ehrlich zu sein, das Haus war viel zu groß für Minato und manchmal hasste er es nachts hierher zurückzukehren. Es nutzte nur wenige Räume und versuchte so wenig Zeit wie möglich darin zu verbringen. Ab und zu hatte er schon überlegt in ein kleineres Apartment zu ziehen. Es gab keine Regel oder Gesetz welches besagte, dass der Hokage hier leben musste, doch Kushina hatte das Haus geliebt. Sie hatte einst gesagt, dass es sie an die Häuser in Uzushiogakure erinnerte, ehe es zerstört wurde, also blieb Minato.   An den Ordnern fummelnd, die ihm ein komplett aufgelöster Angestellter in die Arme gedrückt hatte bevor sie den Turm verlassen konnten, schloss er die Tür auf. Er gab seinem Sohn einen kleinen Schubs hinein und drehte sich um, um nach seinem Sensei zu schauen. Der Kröten Sannin hatte sich heimlich aus dem Staub gemacht, als sie den Turm verlassen hatten. Ein Teil von Minato war froh, dass er einen Moment mit Naruto ohne Jiraiyas eingehenden Blick, der jegliche Interaktion zwischen ihnen beobachtete, hatte, doch ein anderer Teil von ihm fragte sich, was der alte Mann im Schilde führte. Minato wollte nicht einen weiteren Nachmittag damit verbringen, die Beschwerden von der hälfte aller jungen Frauen in dem Dorf zu beschwichtigen.   Dennoch, da war kein Zeichen von Jiraiya vor dem Haus, also kickte Minato die Tür mit einem Fuß zu und lies den schweren Stapel Papiere auf der nächstgelegenen flachen Oberfläche fallen, bevor er seine Sandalen auszog. Er starrte den Stapel böse an und schalt leise seine eigene Unfähigkeit, unbemerkt den Turm verlassen zu können. Das Benehmen des Schreibtischninjas war schnell von Schock zu Panik gewechselt, als er herausgefunden hatte, dass der Hokage unerwarteter Weise für eine nicht definierte Zeit ging, ohne die morgendlichen Berichte durchzuarbeiten. Mit letztem Blick auf den grässlichen Stapel und Minato war sich ziemlich sicher, dass die Berichte hier, mit Naruto im Haus, ebenso wenig fertig werden würde, wie wenn sie in seinem leeren Büro gewesen wären.   Minato lächelte, da Naruto im inneren des Hauses genauso starrte wie ausserhalb. Die Eingangshalle war einer der wenigen Orte, in die Minato noch mühe steckte damit sie nicht verkam. Das Mobiliar war aus simplem und elegantem dunklen Holz, wobei vieles davon schon vor seiner Zeit hier war. In den wenigen Ausnahmen in denen er Besucher hatte, blieben sie meistens in der Eingangshalle oder dem Wohnzimmer hinter der ersten Tür.   Naruto wanderte am Rand der Halle entlang, inspizierte alles, was sich in seiner Reichweite befand, öffnete Schubladen und lugte in den Schrank. Er kam zum Eingang des Wohnzimmers und steckte seinen Kopf hinein wobei Minato ihm folgte und es ihm gleich tat. Der ältere Blonde zuckte zusammen als er den Zustand des Raumes erblickte. Es war relativ sauber, frei von Staub oder einem Durcheinander und hatte zwei Sofas, die sich in der Mitte des Raumes um einen kleinen Kaffeetisch gegenüber standen. Die paar extra Stühle und Tische an den Wänden waren gerade wie das große Bücherregal, welches die gegenüberliegende Wand säumte. Die einzigen fehlplatzierten Objekte waren die vielen Bücher, die überall im Raum verteilt waren, gestapelt auf dem Kaffeetisch, den Seitentischen und auf den Sofapolstern, anstatt in dem vorgesehenen Platz im Bücherregal zu sein.   »Ich hatte noch vor, sie aufzuräumen«, murmelte Minato zu sich selbst und zog dabei Naruto weg vom Wohnzimmer. »Nun«, sagte er mit lauterer Stimme während er den Jungen zu den Treppen führte, »Ich schätze wir sollten erst einmal ein Zimmer für dich finden.«   Naruto schaute zu ihm hoch, Überraschung und Aufregung im Ausdruck. »Also werde ich wirklich hier wohnen?«, fragte er mit großen, leuchtenden Augen, »Und das macht dir nichts aus?«   »Natürlich macht es mir nichts aus«, sagte Minato halb abgelenkt als er in Gedanken die nutzbaren Schlafzimmer durchging. Er zog sich gerade lange genug aus seinen Gedanken, um auf seinen Sohn hinab zu lächeln: »Ich bin froh, dich hier zu haben.«   Minato begann die Treppen nach oben zu gehen, hielt jedoch inne, als er keine Schritte hinter sich hören konnte. Er drehte sich um und schaute zurück nach unten. Naruto stand immer noch an der Treppe und starrte die Stufen vor sich mit zusammengezogenen Augenbrauen an.   »Naruto-kun?«, fragte Minato.   »Warum tust du das?«, fragte Naruto und schaute zu ihm hoch.   Die Verwirrung und der Anflug von Misstrauen in Narutos Augen traf Minato wie ein physischer Schlag und zum ersten mal fragte er sich, was für eine Art Leben Naruto hatte in welchem er ganz alleine in dem Dorf aufwuchs. Erdachte nicht, dass sein Sohn gemieden werden würde, wenn die Dinge anders gelaufen wären. Dennoch, da waren die kleinen Dinge, unbewusstes Verhalten, Reaktionen und Kommentare wie den letzten, die Minato nervös machten. Er hatte das schleichende Gefühl, dass er nicht mögen würde, was er über Narutos Leben in der Spiegelwelt herausfände. Es war ein weitere Punkt auf der immer größer werdenden Liste der Dinge, die er mit dem Sandaime besprechen musste. Er schob es jedoch erst einmal beiseite. Das war ein Thema für ein anderes mal an einem anderen Ort. Jetzt im Moment lag sein Fokus darauf einen bequemen Raum für Naruto zu finden.   Minato ging die Stufen wieder hinunter und kniete sich hin, sodass er auf einer Augenhöhe mit dem Jungen war. »Ich tue das, weil ich es will«, ›weil du mein Sohn bist‹, fügte er still hinzu. Er war   versucht, Naruto einfach die Wahrheit zu sagen, doch er wusste nicht, wo er beginnen sollte, geschweige denn, wie er weitermachen sollte, falls er es geschafft hätte, die Konversation überhaupt zu starten. Stattdessen griff er nach Narutos Schultern und sagte: »Ich weiß, dass das für dich vermutlich sehr verwirrend ist, aber ich verspreche dir, dass ich die alles erklären werde, zumindest, was ich alles verstehe. Lass uns dir jedoch zuerst einen Platz zum bleiben suchen.«   Naruto starrte ihn einen langen Moment an und er hatte plötzlich das Gefühl, gewogen und abgemessen zu werden. Die Verwirrung verlies Narutos Gesicht nicht vollständig, doch das Stirnrunzeln glättete sich ein wenig und seine Augen leuchtete auf. Dann rannte Naruto die Treppen hinauf und riss sich dabei, in einem Schub von Energie, aus Minatos Griff. »Richtig! Bekomme ich mein eigenes Zimmer? Welches ist es?«, rief er, die nackten Füße trappelten auf den hölzernen Stufen.   Minato blinzelte verwundert und beeilte sich, aufzuholen: »Manche der Räume sind noch nicht wirklich bereit dazu, jemanden aufzunehmen.« Er kam in den zweiten Stock und fand Naruto, wie er seinen Kopf in den ersten Raum zu seiner Rechten steckte. »Dieser Raum ist mein Büro«, sagte er und zog dabei den Jungen von der halb geöffnete Tür weg. Er erhaschte einen kurzen Blick auf seine mit Büchern, Schriftrollen und halb beendeten Versiegelungsexperimenten beladene Arbeitsfläche, etwas, was sein Wohnzimmer auch werden konnte, wenn man es für nich ein paar weitere Wochen vernachlässigte. »Du darfst nicht in diesem Raum gehen mit Ausnahme meiner Erlaubnis oder in einem Notfall. Es hat viele Sensible Dinge darin und ich will nicht, dass du dich verletzt, verstanden?«, sagte Minato und versuchte streng zu klingen während er die Türe zuzog. Es gab ein paar gefährliche Schriftrollen in dem Raum und einige der Projekte, an denen er arbeitete, waren für einen Akademie Studenten nicht sicher. Er musste sich daran Erinnern für alle Fälle, einige Sicherheitssiegel an der Tür anzubringen.   Glücklicherweise schien der Achtjährige nicht im geringsten in dem Raum interessiert zu sein. Naruto zuckte mit den Achseln und eilte zur nächsten Tür. Minato folgte ihm und rümpfte die Nase über den Zustand des Nachbarraumes. In dem Schlafzimmer war alles total verstaubt. Es gab ein paar Schachteln, die auf dem Boden gestapelt waren und dem Betgestell fehlte seine Matratze. Minato erblickte sie in einem Eck des Zimmers aufgestellt. Es brauchte einen Moment ehe er sich daran erinnerte, dass der Raum vor Jahren in ein Lager umgewandelt wurde: »Diese wird es nicht tun.«   »Das kannst du so sagen«, murmelte Naruto und zog sich von der Tür zurück und wandte sich den anderen Weg den Flur hinab zur linken der Treppe.   Der nächste Raum war in einem ähnlichen Zustand, doch ihm fehlten die Schachteln und die Matratze lag immerhin in seinem Gestell. In die Räume zu schauen, die er schon mehrere Jahre lang nicht aufgesucht hatte, lies Minato leicht beschämt fühlen: »Ich nutze diese Räume nicht, hatte keinen Nutzen dafür.«   »Das ist ok!«, rief Naruto und eilte zur nächsten Tür. Er schien von dem reinen Erkunden begeisterter zu sein, wie von allem anderen: »Ich mag auch nicht gerne putzen.«   Minato zog die Brauen zusammen. Das war nicht der Eindruck, den er seinem Sohn geben wollte. Er war eine wirklich saubere Person. Abgesehen von seiner Angewohnheit, seinen Lesestoff überall herumliegen zu lassen, war er immer die reinlichere Person gewesen, wenn man es mit Kushina verglich. Die meisten Zimmer des Hauses wurden schlicht nicht benötigt weswegen er sie, in der wenigen Zeit, die er hier war, einfach nicht nutzte. Er fügte das Haus zu putzen auf seine Liste der Dinge, die er noch tun musste, hinzu; vielleicht könnte er ein paar Genin die leeren Räume als D-Rang Mission machen lassen.   Der dritte Raum hielt eine größere Überraschung inne als die zwei zuvor. Er schaffte es die Tür vor Naruto zu öffnen und hielt inne, als er Jiraiya eine Hand über einen leeren Schreibtisch fahren sah, der große Rucksack des Sannin lag auf dem Bett und die Vorhänge flatterten auf beiden Seiten des geöffneten Fensters.   »Minato-kun, du brauchst ein Hausmädchen«, sagte der ältere Mann bevor Minato zu Wort kommen konnte, »bevorzugt ein junges, schönes und allein stehendes.«   Der unverheiratete Hokage rollte seine Augen bei dem Kommentar. »Was machst du hier Sensei?«, fragte er und drückte die Tür weiter auf, sodass Naruto in den Raum konnte. Dieser schien nicht zu schlecht zu sein. Der Staub lag nur in dünne Schichten und das Bett war bereits gemacht. Er beäugte den Rucksack, der auf eben jenem Bett lag.   »Nach was sieht es aus?«, sagte Jiraiya, klopfte sich ein wenig Staub von den Händen und lächelte die beiden Blonden an, »Hier bin ich in der Stadt und brauche einen Ort, an dem ich bleiben kann und ich dachte mir, welcher Ort wäre besser, als das Zuhause meines alten Schülers? Es hat mehr Platz als er brauchen könnte und würde einen alten Freund nie abweisen.«   »Kein Badehaus diese mal?«, fragte Minato, ein wissendes Schmunzeln auf dem Gesicht.   »Was? Und meinen liebsten Schüler vernachlässigen?«, fragte Jiraiya mit übertrieben schockierter Stimme, »Es ist fast so, als würdest du mich hier nicht wollen. Das tut weh; ich dachte du würdest die Gesellschaft begrüßen.   Minato rollte erneut mit den Augen, doch sein Lächeln wurde breiter und es verbarg sich mehr Erleichterung denn Humor darin. Minato fühlte sich ein wenig aus seiner Haut. Er hatte so lange alleine gelebt und plötzlich musste er sich um einen Achtjährigen kümmern. Der Gedanke, ein wenig Hilfe zu haben war eine Erleichterung und es würde bedeuten, dass sein Sensei zur Hand war, falls er seine Hilfe mit der Situation benötigte: »Wir wären froh um die Gesellschaft, oder nicht Naruto-kun?«   Naruto schaute erschreckt, da er mit einbezogen wurde, denn große, überraschte Augen schauten in Minatos lächelndes Gesicht, ehe sein Blick zu Jiraiya wanderte und sich bei ihm auch ein kleines Lächeln auf das Gesicht stahl. »Ja!«, rief Naruto, ein wenig lauter als nötig, »Das wäre großartig! Jetzt brauchen wir nur noch einmal ein Zimmer!« Und damit stürmte er auch schon aus dem Zimmer und den Flur hinab.   Minato schaute dem Bündel blonden Haares hinterher und sah, wie Naruto die Tür zu einem weiteren Zimmer öffnete, von dem er wusste, dass es ein Bad war. Der Enthusiasmus des Junge war genauso anstecken, wie es bei Kushina war und Minato lächelte zurück zu Jiraiya, der seinen Kopf schüttelte.   »Der Junge ist besser nicht immer so energiegeladen. Ich bin zu alt, um mich mit lauten Bälgern zu befassen«, sagte er, doch das Lächeln auf seinem Gesicht, als er sich seinem Rucksack zuwandte, schwächte seine Beschwerde.   »Er wird dich vermutlich unter die Erde bringen, falls er es ist, alter Mann«, sagte Minato und fügte nach einem Moment noch hinzu: »Er wird mich sogar vermutlich noch unter die Erde bringen. Ich frage mich, wo er das alles herbekommt.« Er dachte an das Siegel, welches er auf Narutos Bauch gesehen hatte. Er hatte er vergessen nach allem, was passiert war. Eine Hand in seine Tasche steckend, zog Minato die Schriftrolle hervor, auf der er Narutos Siegel kopiert hatte: »Hier, schau dir das an. Sag mir im privaten, was du darüber denkst nachdem wir ein Zimmer für Naruto gefunden haben.«   Sein ernster Tonfall lies Jiraiya zuerst ihn und dann die Schriftrolle anschauen . Er nahm die Rolle, zog sie auf und warf einen Schnellen Blick auf den Inhalt. »Das ist eines deiner Siegel«, sagte er mit in Falten gelegter Stirn.   »Nicht ganz, es wurde modifiziert«, sagte Minato. Den Flur hinab konnte er eine weitere Tür hinter dem Bad zuschlagen hören weswegen er aus dem Raum eilte. »Schau es dir genau an und sag mir, was du denkst.«   OoOoO   Letztendlich verblieben sie bei einem Zimmer neben dem von Minato. Es war genauso wie alle anderen unter einer Schicht Staub begraben, doch es hatte eine komplette Möblierung und ein großes Fenster, welches Naruto liebte. Trotz seiner Behauptung das Putzen zu verabscheuen, schien Naruto begeistert genug von dem Gedanken ein eigenes Zimmer in dem gemeinsamen Haus zu haben, dass er den Staub, welcher das Zimmer angesammelt hatte, in Angriff zu nehmen. Sie mussten Naruto noch weitere Klamotten und andere wichtige Dinge kaufen, doch Minato war mit dem Fortschritt des Tages zufrieden genug, um es auf ein anderes Mal zu verschieben. Er lies den Jungen mit einem Eimer Wasser und ein paar Lumpen alleine, versprach ihm jedoch, in ein paar Stunden nach ihm zu schauen nachdem er mit Jiraiya geredet hatte.   Der ältere Mann saß auf dem Bett in dem Zimmer, welches er für sich beansprucht hatte und studierte das Siegel. Sein Gesicht war vor Konzentration verzogen und sein Rucksack, welcher immer noch nicht ausgepackt worden war, war auf den Boden gewandert. Minato schlüpfte in den Raum und schloss die Tür hinter sich. Er überbrückte die Distanz zu einem Stuhl, der an einem Schreibtisch beim Fenster stand, drehte ihn so, dass er zu seinem Sensei zeigte und setzte sich um zu warten.   Ein paar Minuten vergingen in Stille bevor Jiraiya den Mund öffnete um zu sprechen. »Das ist eines deiner Siegel«, sagte er, ohne aufzusehen, »Ich erinnere mich daran, als du daran gearbeitet hast. Ich bezweifle, dass ich alle Modifikationen entdecken konnte, die du genannt hast, aber ein paar waren es dann doch. Wann hast du sie gemacht?«   »Habe ich nicht«, gab Minato zurück, lehnte sich zurück und verschränkte sowohl Arme als auch Beine, »Ich fand das Siegel auf Narutos Bauch.«   Das brachte Jiraiyas Kopf in die Höhe wo seine großen Augen Minatos trafen. »Das war auf Narutos Bauch?«, wiederholte er ehrfürchtig.   Minato wartete nicht auf weitere Fragen: »Als ich ihn gefunden habe, war er verwundet, nichts lebensbedrohliches, doch genug, um ihn in einen Schockzustand zu versetzen und unter Blutverlust zu leiden. Ich brachte ihn ins Krankenhaus und die Schwester dort sagte, dass er mit beschleunigtem Tempo heilte. Ich habe das Siegel entdeckt, als ich seine ruinierten Klamotten entfernte.«   »Beschleunigte Heilung sagst du?«, meinte Jiraiya und schaute wieder zurück auf das Siegel, seine Finger strichen über Teile davon. »Nun, das erklärt einige der Änderungen. Diese Erweiterungen sind dazu da, Chakra zu recyceln. Ich schätze das andere Du in Narutos Welt machte diese Änderungen und wenn man den ursprünglichen Zweck für dieses Siegel bedenkt…« Er schaute wieder zu Minato hoch für eine Bestätigung.   Minato lehnte sich nach vorne, die Ellbogen auf den Knien abgestützt und schaute auf seine Hände hinab. Zum ersten mal sprach er seine Befürchtungen aus: »Ich denke Naruto ist ein Jinchūriki… und… ich denke, dass ich ihn dazu gemacht habe.« Stille folgte dieser Aussage. Sie dehnte sich so lange, dass Minato es nicht mehr aushalten konnte. Er schaute auf.   Jiraiya schaute ihn an, sein Ausdruck gleich dem eigenen. »Du hast ihm das nicht angetan.«   »Eine Version von mir hat es getan.«   »Das warst nicht du. Das war jemand anderes, jemand, der eine andere Ausgangssituation hatte und andere Entscheidungen getroffen hat«, sagte Jiraiya mit fester Stimme und starrem Blick.   Minato war sich nicht sicher, ob er seinem Sensei glauben schenken sollte, denn ein Teil von ihn war immer noch von Schuld geplagt bei dem Gedanken daran, seinem Sohn jemals so etwas anzutun. Kushina hatte nie viel darüber geredet, wie es war der Jinchūriki des Kyūbi zu sein, doch er sah immer noch den Schmerz, den es ihr ihr Leben lang verursacht hat. Er würde so ein Leben niemals für seinen Sohn wollen.   »Es erklärt immer noch nicht was mit ihm passiert ist, als wir vorhin den Kristall angesehen gegangen sind«, sagte Jiraiya in nachdenklichem Tonfall und zog Minato dadurch aus seinen Gedanken, bevor er noch tiefer darin versinken konnte.   »Nein tut es nicht«, stimmte der jüngere Mann zu, lehnte sich zurück und zwang seinen Geist fort von den noch düstereren Gedanken, »Ich habe noch nie eine Reaktion wie diese gesehen und kann mir auch nicht erklären, was es verursacht haben könnte… es könnte eines von dutzenden Dingen sein.«   »Naruto ist der Erste, von dem ich je gehört habe, dem es möglich war zwischen zwei möglichen Welten zu reisen«, stimmte Jiraiya zu. Er rollte die Schriftrolle, welche Narutos Siegel enthielt zusammen und lies sie in seinen Rucksack gleiten. »Es könnte ein Nebeneffekt der Reise zwischen ihnen sein. Ich weiß weiß nicht einmal, wie ich beginnen soll vorherzusagen, was das einem menschlichen Körper geschweige denn dem Geist einer Person antun würde. Vielleicht sollten wir Tsunade aufsuchen.«   Minato nickte und lies seinen Blick über den nackten Holzboden gleiten wobei er nur an Jiraiyas Sandalen, die an der Wand standen, hängen blieb. Der Fußboden hatte es dringend nötig ausgefegt und geputzt zu werden. Das ganze Haus wurde für zu lange vernachlässigt. Er hatte das Gefühl, dass er einen großen Teil seines Lebens vernachlässigt hatte, wie der Staub in den ungeöffneten Räumen. Minato schnaubte über sein eigenes Verhalten, er brauchte mehr Schlaf. Er brachte seine wandernden Gedanken wieder zu den wichtigeren Problemen: »Dann ist da noch die Zeit unmittelbar bevor er hindurch kam an die er sich nicht mehr erinnern kann. Es hätte in dieser Zeit alles mögliche passieren können.«   Jiraiya nickte und grunzte seine Zustimmung: »Wenn wir mit dem Sandaime sprechen könnten, würde das bestimmt viele Dinge aufklären.«   »Aber wenn der Feind die Kontrolle über den Turm erlangt hat und Zugriff auf den Kristall bekommt…«, sagte Minato mit einem seufzen. Es wurde erst Mittag und er war schon erschöpft.   »Wir werden es nicht herausfinden, solange wir es nicht versuchen. Es wird immer ein gewisses Risiko bestehen«, sagte der ältere Mann. Jiraiya stand auf, schnappte seinen Rucksack und stellte ihn zurück aufs Bett. »Du bist müde und wir werden jetzt nicht sonderlich viel mehr herausfinden. Lass uns ein paar Stunden Zeit nehmen um alles ein wenig sacken zu lassen. Ich werde länger bleiben, als ich ursprünglich vor hatte, also wäre es besser, wenn du ein wenig Sake vorrätig hättest sonst wirst du einen missmutigen Gast haben.« Er drehte den Rucksack um und leerte den Inhalt auf dem Bett aus.   Minato drückte sich hoch und nickte zustimmend. »Ich frage mich, ob es überhaupt noch etwas zu Essen in der Küche hat…«, sagte er laut, während er zur Tür hinausging. Er schaute kurz nach Naruto und ging dann zur Küche, um nach den Essens Vorräten zu schauen. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte mal Lebensmittel einkaufen gegangen war, was ihm reichte um davon auszugehen, dass er später vermutlich noch beim Markt vorbeischauen musste. Fertigkost wird nicht gut genug für einen wachsenden Jungen sein.   OoOoO   »Hokage-sama, ich habe den Bericht.« Der ANBU erschien gebückt vor Sarutobi und dem Tisch mit der Karte und den verstreuten Zetteln.   »Fahre fort«, sagte der alte Hokage ohne von der verschlungenen Straßenkarte von Konohas östlichem Bezirk aufzusehen.   »Hai«, sagte der ANBU mit einer leichten Verbeugung des Kopfes, »der Feind hat knapp sechzig Prozent des Dorfes eingenommen. Die meisten der Wohngebiete sind überrannt worden, ebenso das Haupttor sowie der Hokageturm. Wir haben schwere Verluste erlitten, doch den Eindringenden Streitmächten erging es nicht anders. Die meisten unserer hochrangigen Shinobi ist immer noch am leben und die Mehrheit davon ist noch kampffähig. Es gibt noch keinen Bericht über die hochrangigen Shinobi in den feindlichen Reihen. Wir konnten einige Iwa-Nin gefangen nehmen und verhören sie momentan. Wenn wir die Information haben, werden wir sie unverzüglich überbringen.«   »Sehr gut«, sagte Sarutobi und schaute kurz zu dem Mann, der vor ihm kniete. Die ANBU Uniform war dreckig und eingerissen, befleckt mit Blut und Dreck. Wer weiß, wie lange der Shinobi schon wach und am kämpfen war. »Nimm dir ein paar Stunden um dich auszuruhen, besorge dir ein wenig Essen und Schlaf.«   »Ich kann immer noch kämpfen Hokage-sama«, protestierte der ANBU und versteifte sich bei dem Befehl.   Sarutobi schüttelte den Kopf mit der Weisheit eines Mannes, der schon zu viele Kriege gesehen hatte: »Du wirst niemandem helfen, wenn du vor Erschöpfung zusammenbrichst. Du wirst deine Pflicht viel besser ausüben können, wenn du dich ausruhst wann immer es möglich ist; anderseits wirst du zu einer Gefahr für deine Kameraden.«   Die Schultern des ANBU hingen ganz leicht durch als er sagte: »Hai, Hokage-sama. Es gibt eine weitere Beobachtung von der Frontlinie. Die Iwa Streitmächte formieren ihre Hauptverteidigungslinie durch das Dorf. Die Streitmächte aus Amegakure scheinen sich jedoch auf das Gebiet rund um den Hokageturm zu konzentrieren.«   Die Ankündigung lies Sarutobi innehalten und seine Sorgenfalten vertieften sich. »Sehr gut, verschaffe dir ein wenig Schlaf und bereite dich gut vor. Bei Sonnenuntergang werden wir unseren Gegenangriff vorbereiten.«   Der ANBU verbeugte sich erneut tief und verschwand dann aus dem Raum. Sarutobi drehte sich zurück zu seinen Karten, doch sah er sie nicht wirklich. Seine Gedanken waren bei dem Bericht, den er just erhalten hatte. Während es ihn beruhigte zu hören, dass die meisten seiner effektiven Shinobi noch dazu fähig waren, weiter zu machen, betrübte es ihn zu hören, dass so viele ihrer Jüngsten gefallen waren, Frauen und Männer, die noch nicht einmal eine Chance hatten ihr Leben zu leben. Es erinnerte ihn an die Shinobi Kriege, eine Zeit, von der er sich gewünscht hatte, sie in seinen verbleibenden Jahren nicht mehr besuchen zu müssen.   Die Besorgnis erregendste Nachricht war jedoch die Verteilung der Feinde. Er hatte das Gefühl, dass Iwa, auch wenn sie den Großteil der Truppen für den Angriff bereitstellten, nicht der wahre Gegenspielen war. Amegakure war, seine Meinung nach, die gefährlichere Macht und vermutlich der Initiator.   Und nun waren sie in der Kontrolle des Hokageturmes.   Sarutobis Gedanken wanderten unverzüglich zu dem Kristallspiegel den er benutzt hatte, um mit Minato in den Tiefen des Turmes zu sprechen. Er konnte sich keinen möglichen Weg ausmalen, wie der Feind von seiner Existenz wissen konnte. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie darüber stolperten war sogar noch geringer, doch wissen oder nicht, zufälliges entdecken oder nicht, die Gefahr war immer noch vorhanden. Sarutobis Gedanken rasten zu seinen persönlichen Notizen und Forschungen, welche die Fingerzeichen enthielten, die er benutzt hatte um Naruto auf die andere Seite in Sicherheit zu schicken. Er hatte befohlen, sie, mit allen weiteren sensiblen Daten, die nicht in feindliche Hände gelangen durften, zu zerstören, doch er hatte es nicht persönlich überwachen können.   Kopfschüttelnd konzentrierte Sarutobi sich wieder auf die Karte vor ihm. Shikaku, ihr strategischer Kopf, war die verschiedenen Pläne für ihren Erfolg durchgegangen. Er konnte es nicht ändern, ob seine Notizen komplett zerstört worden waren oder nicht. Das beste, was sie jetzt tun konnten war, den Turm zurückzuerobern und die Feinde aus ihrem festen Stand zu vertreiben. Alles weitere würde zu seiner eigenen Zeit kommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)