All about H&S von LizArtCrafts (Special events) ================================================================================ Kapitel 1: The little Christmas Elf ----------------------------------- Es war einmal ein kleiner Wichtel namens Ryan. Ryan war einer der fleißigsten seiner Art, er hatte immer gute Laune, erschien jeden Tag pünktlich zur Arbeit und stand auch nie länger als notwendig unter dem Mistelzweig, der über der Eingangspforte der Wichtelwerkstatt angebracht war, im Gegensatz zu manchen anderen Wichteln, die gar nicht langsam genug hindurchschreiten konnten, um eventuell einen Kuss von einer liebgewonnenen Wichteline zu ergattern. Pah! Die hielten alle nur den morgendlichen Wichtelverkehr auf, Ryan würde dies niemals tun – er war gewissermaßen ein Workaholic. Das musste er aber auch sein, denn neben seiner Tätigkeit in der Wichtelwerkstatt, war er auch Augen und Ohren für den Weihnachtsmann in einer kleinen Stadt, die weitläufig unter dem Namen Churningham bekannt war. Er wurde erst in diesem Jahr als Jungwichtel im Außendienst eingesetzt, weswegen er sich natürlich erst einmal mit allen möglichen Anwohnern bekannt machen musste. Er hatte auch so manche Party mitgefeiert und einige gute Freunde bekommen, die er auf jeden Fall als ‚brave Kinder‘ auf Santas Liste setzte. Da gab es zum Beispiel Josy Flournoy, ein sehr schweigsames, aber auch herzensgutes Mädchen; ebenso wie ihr Freund Liam O’Neill, der eine witzige Affinität zu gelben Plüschkugeln auf Beinen hatte. Die Brylers waren auch ein tolles Beispiel dafür, wie sehr sich eine Familie lieben und unterstützen konnte – Ryan sah sie oft, denn er hatte vom Weihnachtsmann ein Haus direkt gegenüber von ihrem Haus gemietet bekommen, mitsamt einer falschen Familie. Auch ein Mädchen namens Deliah hatte sich sofort richtig gut mit dem Wichtel verstanden und ihm sehr bei seinen ersten Schritten in Churningham geholfen; ebenso wie Martin McFly, der auch neu in der Stadt war und dann gab es da noch Ryder Flynn. Ryan wusste nicht was er von ihm halten sollte. Mal wollte er mit ihm auf eine Party gehen, dann versetzte er ihn wieder, weil er wohl besseres zu tun hatte. Allgemein hatten sie aber immer richtig viel Spaß miteinander, wenn sie etwas zusammen unternahmen und Ryan hatte auch schon bei ihm übernachtet (bei Aaron Bryler übrigens auch! Die beiden hatten sich seit Ryans Einzug schon gut verstanden.) Aber mal weg von den artigen Kindern, denn auch ‚unartige Kinder‘ waren nicht selten in dem kleinen Städtchen anzutreffen (oder waren es nur wenige, die aber sehr oft auf sich aufmerksam machten?). Ryan würde ihre Namen niemals an dritte weitergeben, aber er konnte mit Bestimmtheit sagen, dass einer von ihnen keine große Leuchte, und ein weiterer schwarz wie die Nacht war; eine andere – ja, ein blondes Mädchen sogar! – ließ es sich nicht nehmen, andere auszubeuten und sich einen Spaß daraus zu machen mit ihren Gefühlen zu spielen. Ein weiterer Blondschopf tat nach außen hin immer sehr gemein, Ryan war sich aber nicht sicher, ob er das auch wirklich in seinem Inneren war, denn immerhin hatte dieser Junge einen Zwilling, der kein Wässerchen trüben könnte und mit dem verstand er sich blendend! Es kam scheinbar auf die Person an, mit der er zusammentraf – da brauchte Ryan wohl noch etwas Zeit für Recherchen. Für dieses Jahr mussten jedoch bald die Listen für den Weihnachtsmann fertiggestellt werden und da gab es kein ‚vielleicht‘. Ryan saß also noch spät nachts auf dem Sofa im Wohnzimmer und grübelte gerade darüber, ob der Rosie Donnan jetzt für artig oder unartig hielt. Wie so oft, wenn er über die unartigen Kinder nachdachte, kam ihm ein sehr unartiger Gedanke, der sich darum drehte, wie er das naughty girl über sein Knie legte und – oh! Da rumpelte etwas auf dem Dach. Ryan schrieb das Mädchen aus Versehen in seiner Eile auf die Liste der unartigen Kinder (was ihr jetzt gleich wieder vergesst! Denn wer sollte euch das auch erzählt haben? Ryan war es mit Sicherheit nicht, der plauderte ja nie aus dem Nähkästchen, schon gar nicht, wenn es um die bösen Kinder ging!) und sprang auf, um vor dem Kamin Haltung anzunehmen. Es dauerte keine fünf Minuten, da rutschte ein fröhlich aussehender Opa mit weißem Rauschebart und rotem Mantel durch den Kamin direkt in Ryans Wohnzimmer und brachte eine große Rußwolke mit sich, da Ryan vergessen hatte den Schornsteinfeger vor dem Fest anzurufen. „Oh, Entschuldigung!“, stieß er bestürzt aus und verließ seine Position, um dem alten Mann sofort aufzuhelfen. Dieser lachte aber nur herzlich und hielt sich seinen Bauch dabei, da er sonst vor Lachen immer auf und ab wackeln würde. Dabei fiel der ganze Ruß wie magisch von ihm ab, was Ryan mit großen Augen bewunderte. Er hatte sich schon lange gefragt, wie der Weihnachtsmann immer so saubere Sachen haben konnte, wenn er ständig durch Kaminschächte rutschte – es stellte sich heraus, dass der Weihnachtsmann einfach so stark wackelte beim Lachen, dass er alles abschüttelte. Ein bisschen Magie war aber sicher auch im Spiel! „Ach Ryan, ich sehe, das Stadtleben bekommt dir gut! Du wirst langsam locker.“ Wohl eher komplett überarbeitet und deswegen schusselig, dachte der Wichtel. Aber er liebte seine neue Arbeit, vor allem, weil er dadurch so viele neue Freunde gefunden hatte. Darum würde es ihm nicht im Traum einfallen, sich über irgendwas hier zu beschweren. „Ja, Santa“, bestätigte er also nur kurz und fügte dann an: „Du bist wegen der Listen hier, oder?“ Wieder lachte der Opa herzlich „Stimmt genau! Bist du denn schon fertig, oder brauchst du noch ein paar-„ „Nein, nein!“, fiel Ryan ihm ins Wort, „Ich bin gerade fertig geworden!“ Stolz zog er die zwei Zettel hinter seinem Rücken hervor und präsentierte sie dem Weihnachtsmann, der sie entgegennahm und einen prüfenden Blick darauf warf. „Hast du sie auch ordentlich ausgearbeitet?“ „Nach bestem Wissen und Gewissen!“ Jetzt salutierte der kleine Wichtel mit vor Stolz geschwollener Brust. Diesmal gluckste der Alte vor Freude „Rühren, Kamerad!“ und Ryan stellte sich wieder bequem hin, ein wenig auf den Füßen hin und her wippend, fast so, als erwartete er eine Belohnung für seine Arbeit und Santa schien zu verstehen: „Nun, Ryan, du hast deine Arbeit bisher immer sehr gewissenhaft ausgeführt und dich zu einem wirklich beachtlichen Wichtel im Außendienst gemausert. Das mit dem Kamin vergessen wir einfach ganz schnell.“ – der Wichtel lächelte entschuldigend, aber der Weihnachtsmann zwinkerte ihm einfach zu, fast ein bisschen so übertrieben wie Rosie das manchmal tat, wahrscheinlich mochte Ryan sie deshalb so gerne – „Außerdem hast du deine Listen so schnell wie kein anderer Wichtel fertiggestellt, darum erlaube ich dir dieses Jahr etwas ganz Besonderes: Du darfst deine Freunde mit zum Nordpol bringen und ihnen persönlich ihren sehnlichsten Wunsch erfüllen.“ Die Augen des Wichtels fingen an vor Freude zu leuchten, denn es gab nichts Schöneres für sie, als die sehnlichsten Wünsche der Menschen selbst erfüllen zu dürfen. Der Weihnachtsmann aber erhob seinen Zeigefinger und verschaffte sich damit noch einmal das Gehör des kleinen Wichtels. „Es gibt allerdings noch eine Bedingung: Du darfst nur je einen einzigen seiner Abstammung mitbringen!   Sonst wird mir das zu viel Tohuwabohu.“ Ryan blinzelte. Das schränkte die Sache natürlich drastisch ein, aber trotzdem nickte er eifrig, dann verabschiedete er den Weihnachtsmann und ging endlich ins Bett. Doch so recht konnte er noch nicht schlafen, immerhin musste er darüber nachdenken, wen er mitnehmen konnte und was diese Bedingung wohl für Folgen hatte… Als dann endlich der große Tag für Ryan gekommen war, die Geschenkverpackmaschinen noch die letzten Geschenke mit buntem Papier und Schleifen umhüllten und eifrige Innendienstwichtel sich die größte Mühe damit gaben, den Schlitten des Weihnachtsmannes vorsorglich mit Geschenken vollzustopfen, war Ryan noch immer in Churningham. Alles war vorbereitet für den großen Ausflug an den Nordpol: er hatte genau sieben Jugendliche – nur je einen einzigen seiner Abstammung – eingeladen zu einem kleinen Weihnachtsurlaub, der fünf Tage dauern sollte. Damit waren die Familien der Kinder aufgeklärt und niemand würde sie während ihrer Abwesenheit vermissen. Zum heiligen Abend würden sie auch alle wieder zurück sein… Vermutlich. Die Gruppe war doch recht ungewöhnlich, sie bestand aus Aaron – natürlich! Immerhin war er einer der besten Freunde von Ryan; Josy und Liam, da er Josy kaum ohne ihren besten Freund zu einer solchen Aktivität kurz vor Weihnachten hätte überzeugen können; Brandon, der immer für gute Laune zu haben war, ebenso wie T.J, die sich prächtig mit ihm verstand. Zu guter Letzt war die Wahl des Wichtels noch auf Martin gefallen, da er ihn einfach mochte und sie gewissermaßen das Schicksal der ‚neuen‘ Jugendlichen in der Stadt teilten und wenn er mitkam, durfte seine Freundin Lilith natürlich auch nicht fehlen, immerhin war Weihnachtszeit und die sollte man mit geliebten Menschen verbringen. Klar hätte Ryan auch Ryder oder Deliah mitnehmen können, aber irgendetwas hatte ihm gesagt, dass es klüger wäre, stattdessen Aaron mitzunehmen. Sie alle hatten sich mit ihren Koffern und Taschen bei Ryan versammelt und sahen etwas ratlos in die Runde, da nicht unbedingt jeder nachvollziehen konnte, wieso Ryan gerade diese Mitschüler ausgewählt hatte. Wie geplant hatten sich schon die Zweiergrüppchen gebildet, die Ryan ohnehin vorgesehen hatte – nicht, dass das zwangsweise notwendig war, immerhin waren sie eine große Gruppe, aber zu zweit konnte man den Nordpol doch viel besser erkunden, als alleine und so würde niemand allein sein. Vorerst galt es allerdings zum Wohnort des bärtigen Mannes zu reisen und dafür hatte Ryan so einiges zu erklären. Er kam gerade mit einem Tablett voll Punschgläsern ins Wohnzimmer, als Martin seine Stimme erhob: „Willst du nicht langsam mal verraten wohin es geht? Es ist ja nett, dass dein Vater uns das alles sponsert aber du machst vielleicht ein riesen Geheimnis daraus!“ Ryans Lächeln im Gesicht wurde immer breiter vor Vorfreude. Er teilte die Gläser mit dem süßlich duftenden Getränk aus, noch während McFly sprach, dann stellte er sich vor die Runde und rieb seine Hände aneinander. „Gut, dass du fragst und ich bin wirklich froh, dass ihr es alle hier her geschafft habt. Aber bevor ich dieses Geheimnis lüfte, muss ich euch ein anderes Geheimnis anvertrauen, das ihr auf keinen Fall weitererzählen dürft.“ Das könnten sie im Übrigen auch gar nicht, dafür sorgte schon die Magie des Weihnachtsmannes. Skeptische Blicke, aber was hatte er auch anderes erwartet. Ein wenig nervös fuhr Ryan sich durch die Haare. So ein Outing als Weihnachtswichtel machte man eben nicht alle Tage und wenn überhaupt nur bei besonders auserwählten Personen. „Nun, also… Ich bin ein Wichtel“, brachte Ryan es ganz kurz und schmerzlos heraus. Schweigen. Verwirrte Blicke. „So ein Helfer vom Weihnachtsmann?“, fragte Josy mit zaghafter Stimme nach. „Ja, genau so einer“, antwortete Ryan mit einem riesigen Grinsen im Gesicht und beiden Händen stolz in die Hüfte gestemmt, scheinbar fassten seine Freunde es ganz gut auf, aber warum sollten sie das auch nicht tun? War ja auch alles ganz logisch, zumindest für Ryan. Wieder schwiegen alle…. Bis ein Prusten, sowie eine Punschfontäne aus Aarons Mund die Stille durchbrach. Der Junge schüttelte sich vor Lachen „I-Ist da-has dein E-hernst?!“ Er war sichtlich amüsiert darüber und langsam stimmten auch die anderen Gäste mit in sein Lachen ein, wenn auch leicht verwirrt. „Ja, vollkommen Ernst!“, lachte nun auch Ryan, denn lachen war ja etwas Gutes und wenn ihre Reise schon so anfing, konnte das ja nur ein Riesenspaß werden. „Und ich nehme euch mit zum Nordpol, zum Weihnachtsmann!“ Jetzt war es für Aaron vollkommen vorbei. Er warf sich zur Seite auf das Sofa und lachte aus vollem Hals. Scheinbar ging es ihm wirklich gut! Nein, natürlich war Ryan nicht so extrem einfältig, er sah nur das Gute in den Menschen und natürlich merkte er, dass man ihm diese Geschichte nicht ganz abkaufte, aber das war egal, denn er konnte seinen Freunden ja gleich alles beweisen. Vorher jedoch stimmte auch Brandon in den Spott mit ein: „AHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA, DER WAR GUT, RYAN! Und wie kommen wir da hin? Fliegen wir durch den Kamin davon?!“ Jetzt lachte auch Ryan „Neiiiin, natürlich nicht! Durch einen Kamin kann man doch nicht fliegen! Und die Rentiere konnte ich mir auch nicht ausleihen, immerhin müssen die sich noch für ihren großen Einsatz schonen. Der Weihnachtsmann hat meine Magie für den Transport verstärkt!“ Damit war dann von Ryans Seite aus auch alles geklärt und sie konnten loslegen, oder? „Ich hoffe ihr habt alle eure warmen Sachen eingepackt, denn gleich könnte es ein wenig kühl werden“, kündigte er an, dann erhob er seine beiden Hände, schloss die Augen und schnipste im Takt zu seinen Worten: „Jing-le bells, jing-le bells, jing-le all the way.“ Schon waren die Jugendlichen samt Gepäck aus dem Wohnzimmer verschwunden und reisten, oder eher: rasten, im Eiltempo als winzig kleiner Sternenstaub in Richtung Nordpol. Genau vor der großen Eingangshalle zur Wichtelwerkstatt kamen sie an. Der weiche, weiße und vor allem kalte Pulverschnee, der am Nordpol eben lag, umspielte ihre Füße. Nur bei Aaron umhüllte er den halben Körper, denn er lag noch immer auf dem Rücken und kugelte sich vor Lachen. Das hieß, sobald er realisierte, dass er innerhalb eines Augenschlages am verdammten Nordpol gelandet war, hörte er sofort auf mit Lachen und sprang auf seine Füße. „Waaaaas zur Hölle?!?!“ Aber er war nicht der Einzige, der den Mund vor Staunen nicht wieder zu bekam, auch die anderen brauchten einen Moment, um nicht gleich durchzudrehen. Lil schien weiche Knie zu bekommen und drohte umzukippen, aber Martin war sofort zur Stelle um dies zu verhindern. Er lehnte sie gegen sich und schloss einen Arm um sie, um sie zu stützen. Staunend blickte die Gruppe das Gebäude vor ihnen an, niemand wusste so recht, was er jetzt sagen sollte, darum übernahm Ryan wieder die Leitung. „Ihr könnt auch einfach reingehen, euch ist doch sicher kalt.“ Immerhin war es in Florida um diese Jahreszeit bei weitem nicht so kalt wie hier und dementsprechend war niemand von ihnen passend gekleidet. Das könnten sie dann in den nächsten Stunden nachholen, wenn sie ihre Zimmer bezogen hatten, aber vorher war natürlich eine kleine Führung durch die heiligen Hallen der Geschenke angesagt! Die großen Tore der Fabrik wurden geöffnet, sodass die Gruppe hineingehen und der Kälte entkommen konnte. In der kleinen Eingangshalle wuselten jede Menge Wichtel umher, die alle ihren eigenen Geschäften nachgingen. Einer von ihnen brachte der Gruppe warmen Kakao, damit sich die Jugendlichen aufwärmen konnten, während Ryan ein paar Worte verlor. „Ist es hier nicht obertoll?“ Er sah strahlend in die Gesichter der anderen, die es scheinbar noch immer nicht so ganz fassen konnten, Ryan jedoch war ganz aus dem Häuschen. „Also ihr habt fünf Tage Zeit um euch hier alllllles anzugucken und zum krönenden Abschluss gibt es noch eine kleine Überraschung für euch. Bis dahin könnt ihr hier wirklich alles machen! Die Tür hinter mir führt in die Produktionshalle, da wird jetzt aber ein heilloses Durcheinander herrschen, links geht es zu den Schlafräumen und rechts gibt es Essen und Trinken. Ihr könnt auch auf den Innenhof gehen, dort gibt es Schnee, aber die Temperaturen sind erträglicher. Im Gebäude nebenan ist ein Aussichtsturm und von dort aus könnt ihr noch einige andere Teile des Weihnachtslandes sehen. Ich will auch nicht zu viel verraten, ihr könnt euch frei bewegen.“ „Und wo ist der Weihnachtsmann?“, platzte es aus Brandon heraus. „Und Mrs. Claus?“, fügte Martin mit einem gespielt verruchten Augenbrauenwackeln hinzu und bekam dafür sogleich den Ellenbogen seiner Freundin in die Rippen. „Die sind auch hier überall unterwegs oder in ihrem Haus, hinten bei den Schneehöhlen“, erklärte Ryan, „Grüßt sie, wenn ihr sie seht.“ „Ich will die Rentiere sehen.“ Josy zupfte an Liams Ärmel, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen. Der Junge sah mit leuchtenden Augen zu ihr „Oh ja, lass uns herausfinden, ob sie wirklich sprechen können!“ und damit nahm er Josys Hand und zog sie mit sich mit „Wir sind bei den Ställen, den Weg finden wir schon!“ und die ersten zwei waren verschwunden, obwohl sie vorher echt ein paar wärmere Sachen hätten anziehen können.. Dabei sollte es aber nicht bleiben, denn Brandon und T.J. riefen wie aus einem Mund: „GAMESROOM!“ und stürmten davon. Das war dann wohl Auskunft genug, wo die beiden sich die nächste Zeit vergnügen würden. Da sich jetzt schon die ersten aus dem Staub gemacht hatten, bot Martin seiner Freundin seinen Arm an, welcher auch gleich von Lil ergriffen wurde. „Los, wir ziehen uns erst mal um“, schlug er ihr vor und wandte sich dann noch mal an die beiden verbliebenen: „Bis später ihr zwei. Wir können ja nachher zusammen Kekse essen oder so.“ Sie winkten, dann standen Ryan und Aaron allein da. „Und was willst du sehen?“, fragte Ryan seinen Freund. „Uh… Alles?! Alles auf einmal am besten!“ Dann rümpfte er allerdings die Nase „Dir ist aber schon bewusst, dass ich dich jetzt nie wieder ernst nehmen kann, weil ich mir dich in rot-grünen Strumpfhosen und Wichteloutfit vorstelle? Außerdem dachte ich immer Wichtel sind klein und niedlich!“, er lachte, dann klopfte er Ryan auf die Schulter, „Nichts für ungut, ich hoffe das beeinflusst jetzt nicht meine Geschenke.“ Auch Ryan fing an zu lachen über die Worte seines Freundes „Na das muss ich mir jetzt noch ganz stark überlegen. Aber wenn du willst, zieh ich nachher meine Arbeitssachen an.“ Die kamen Aarons Beschreibung nämlich schon echt nahe, zumindest was die Farbwahl betraf. „Übrigens sind wir klein und niedlich. Das fällt dir nur nicht aus, weil wir uns größer machen können und hier im Weihnachtsland ist alles geschrumpft, das ist ein Zauber von Santa, der auf der Gegend liegt. Also genau genommen bist du gerade winzig.“ „Und trotzdem noch größer als du, My-Ry! Na los, rumstehen kann ich auch wo anders!“ und schon waren auch die beiden aus der Eingangshalle verschwunden.   Die nächsten Tage verbrachten alle mit sehr viel Fröhlichkeit, Weihnachtsliedern, Süßigkeiten, Spielen, Schneeballschlachten und Nächten in denen der Himmel hell erleuchtet war von den Nordlichtern, die laut Ryan so ziemlich jede Nacht zu sehen waren. Anfangs hatten auch alle kräftig über Ryans Wichtelarbeitskleidung gelacht, inzwischen war es aber scheinbar ein gewohnter Anblick ihn in knallroten Thermohosen, grün-roter Jacke mit einer Zipfelmütze und Glöckchen an den Schuhen herumlaufen zu sehen. Abgesehen davon liefen hier alle Wichtel so rum. Liam und Josy hatten sich im Innenhof ein Schloss aus Schnee gebaut, welches kurz nach Fertigstellung von Don und T.J. attackiert und besetzt wurde, woraufhin ein riesen Schneekrieg ausbrach, in den auch Lil, Martin, Aaron und Ryan hineingezogen wurden. Alle hatten in dieser Woche den Spaß ihres Lebens, bis auf Aaron, der ab und an ein wenig leer in den Raum starrte und seufzte, als würde er sich über irgendetwas Gedanken machen. Gerade in der einen Nacht, als er zum ersten Mal die Nordlichter gesehen hatte, hatte er traurig aus dem Fenster in Richtung des Himmels gesehen. Als würde ihm etwas essentiell Wichtiges fehlen um vollkommen glücklich zu sein. Dabei hatte er hier doch alles, was sich ein Junge nur wünschen konnte! Natürlich hatte Ryan ihn am nächsten Tag darauf angesprochen, aber da hatte sich Aarons Miene sofort wieder aufgehellt und er lenkte ab, indem er freudig einen anderen Teil des Weihnachtslandes sehen wollte. Seltsam. Vor allem wurmte es Ryan schon sehr, da er nicht wusste an was es dem Jungen fehlte, auch wenn er eine Ahnung hatte, was es sein könnte – nur wusste er nicht wie er Aaron helfen konnte, denn es war für den Wichtel schlichtweg unmöglich. Am frühen Abend des 24. Dezembers hatte Ryan alle Jugendlichen in dem großen Festsaal versammelt, in dem sich auch andere Wichtel und Wichtelinen tummelten und auch der Weihnachtsmann und seine Frau waren anwesend. Heute jedoch war Ryans großer Auftritt. Er sollte die Herzenswünsche seiner Freunde erkennen und erfüllen und das vor versammelter Mannschaft. Da war es nicht verwunderlich, dass er verdammt nervös war! Als erstes trat Josy vor ihn und machte schon den Mund auf, um sich etwas zu wünschen, aber Ryan wedelte mit den Händen „Nicht sagen!“ Er rieb seine Hände zusammen, als würde ihm das beim Denken helfen, dann schloss er die Augen und durchforstete angestrengt Josys Gedanken. „Mhhh…..“ Er klatschte in die Hände und vor dem Mädchen erschien eine Geschenkbox. Sie hockte sich hin, dann öffnete sie die Schachtel, sah hinein und sprang dann auf, um Ryan um den Hals zu fallen „Oh danke, Ryan! Aber das ist doch viel zu teuer!!! Das geht noch nicht.“ Ein paar umstehende Wichtel fingen an zu kichern, aber Ryan drückte sie ganz vorsichtig zurück – immerhin hatte Josy ein Problem mit Körperkontakt, soweit Ryan wusste. „Hey, es ist ja nicht so, dass mir das hier vom Lohn abgezogen wird… Ich krieg ja nicht mal Lohn! Aber es freut mich, wenn es dir gefällt!“ Das Mädchen nickte eifrig, bekam aber rote Wangen, weil sie sich ein wenig für ihre Worte schämte. Trotzdem zog sie jetzt endlich das Geschenk – eine brandneue Kamera mit allem möglichen Schnickschnack in einer teddybärförmigen Kameratasche – aus dem Karton und machte sogleich Platz für den nächsten. Die Kamera wurde natürlich sofort ausprobiert und Josy machte so viele Fotos, wie sie konnte. Als nächstes war Liam dran, er bekam nach einer kurzen Bedenkzeit einen Stapel Comichefte und qualitativ hochwertige Malutensilien. „Das sind ja die ersten Erscheinungen von meinen Lieblingscomichelden! Das ist wirklich toll!“ Ryan hatte also schon zwei von sieben Kindern richtig glücklich gemacht, das fing doch gut an. Bei den nächsten lief es ähnlich ab. Brandon bekam eine brandneue Spielekonsole und ein paar Utensilien für Zaubertricks mit Feuer und Explosionen, die natürlich durch ein wenig Magie von Ryan aufpoliert worden waren, damit Don auch eine gute Show abliefern konnte. Bei T.J. musste Ryan schon echt grübeln, letztendlich zog er aber seine Augenbrauen erstaunt in die Höhe und meinte nur „Ich glaube Brandon hat etwas für dich!“ Dieser trat verwundert vor „Woher.. weißt du das? Ah, egal..“ Don machte einen Filmreifen Kniefall vor der Blauhaarigen „Theodora-Jane Haynes, willst du..“ T.J. schlug beide Hände vor dem Mund zusammen und gab einen aufgeregt quietschenden Laut von sich, als Brandon eine kleine Box hervorholte, die eine wirklich verdächtige Größe hatte. „Für immer meine Gamer-Freundin sein?“ Er öffnete die kleine Schachtel und in ihr befand sich der eine Ring… von Herr der Ringe. Der, den Frodo eigentlich in den Schicksalsberg schmeißen sollte. T.J. brach in Lachen aus „Natürlich du Knallkopf!!“ Sie bekam den Ring angesteckt, dann drückten sich die beiden Freunde und Ryan grinste sie an. Scheinbar gab es einfach Geschenke, die von anderen Menschen überreicht werden mussten. Aber immerhin hatte er es richtig vorausgesagt, also wertete er das jetzt mal als einen Punkt für sich. Weiter ging es mit Lil, ein wirklich schwieriger Fall, aber auch dieser konnte gelöst werden mit ein wenig Hilfe von McFly, der ebenfalls nach Ryans Ansage an seine Freundin herantrat. „Irgendwie stielt Don mit seinem Ring mir gerade voll die Show, aber…“ Er zog ein Yoshi Plüschtier hinter seinem Rücken hervor „Ich wusste nicht, dass wir alles mitnehmen können, was wir wollen und so ein Plüschtier würde doch sicher nicht auffallen, wenn es weg ist und du hast das immer so lange angesehen. Da dachte ich… Es gefällt dir vielleicht.“ Er atmete tief durch und überreichte es ihr. Hatte Martin ernsthaft gedacht, er könnte den Weihnachtsmann bestehlen? Der alte Mann hatte alles auf der Welt, was man sich vorstellen konnte. Er sah es vermutlich nicht mal als Diebstahl, wenn ihm die halbe Bude ausgeräumt wurde, sondern als Geschenk für Bedürftige! Lil blinzelte einen Moment, dann drückte auch sie ihren Freund „Dass dir das aufgefallen ist! Oh man und ich dachte, du guckst nur anderen Röcken hinterher!“. Sie gab ihm einen Kuss, dann begutachtete sie das Kuscheltier und umklammerte es wie einen Schatz, den sie gerade gefunden hatte. Okaaaay… Das war ein wenig seltsam, aber gut. Lilith freute sich und das zählte Ryan auch als einen Punkt für sich. Martin war an der Reihe. Er grinste verschmitzt, als Ryan versuchte herauszufinden, was er sich wünschte und dann bekam Ryan glühend rote Ohren, die prächtig zu seiner roten Mütze passten. Es schien fast so, als ob McFly sich seinen Wunsch selbst erfüllt hatte, das erklärte nämlich auch die Seitenblicke, die er hin und wieder zu der einen Wichteline geworfen hatte und die mit einem verliebten Lächeln erwidert wurden. Wah! Das konnte Ryan ja nun niemandem erzählen, also bekam Martin einfach eine Kiste Bücher! Und für das nächste Jahr musste der Wichtel sich echt überlegen, ob er den Jungen nicht vielleicht lieber auf die Liste für die unartigen Kinder schreiben sollte, also ehrlich!! Als Aaron letztendlich vor Ryan stand, schluckte dieser nervös einen großen Kloß in seinem Hals runter. Das hier würde wirklich nicht einfach werden, vor allem, wenn Aaron wirklich das wollte, was Ryan schon länger vermutet hatte. Er schloss seine Augen und suchte… Als er sie wieder öffnete, waren sie wässrig und kein breites Grinsen zierte seinen Mund. „Ich… Ich kann das nicht.“ Ryans Stimme war leise, entschuldigend, trotzdem hallten seine Worte von den Wänden des Raumes wieder und er war sich sicher, dass alle ihn gehört hatten. Wie stand er denn jetzt da vor dem Weihnachtsmann und all den anderen Wichteln? Und was noch viel schlimmer war: Es gab vermutlich nichts furchtbareres für einen Wichtel, als einen Wunsch nicht erfüllen zu können! Noch dazu schossen jetzt auch Aaron Tränen in die Augen. „Wieso? Alle anderen haben doch auch bekommen, was sie wollten, wieso geht das bei mir nicht auch..?“ Er klang heiser. Als würde er jeden Moment losschluchzen. Ryan musste mitansehen, wie sich eine Träne den Weg über Aarons Wange bahnte und es bracht ihm förmlich das Herz, sodass er schnell nach Aarons Händen griff. Dieser zog sie allerdings weg, was Ryan nur noch einen weiteren Stich in sein kleines Wichtelherz versetzte, aber das war nebensächlich, immerhin war es Aaron, der seinen Herzenswunsch nicht erfüllt bekam. „Es liegt an..“, Ryan sah hinüber zum Weihnachtsmann, dieser nickte, „Es liegt an den Bedingungen, damit ich euch hier her holen durfte. Ich konnte nur einen einzigen seine Abstammung hierher bringen und wenn ich Dan holen würde… Dann könnte ich nicht hier sein um euch eure Wünsche zu erfüllen.“ Aaron ballte seine Hände zu Fäusten. Jetzt wurde er langsam wütend „Und wie kommt es, dass ich der einzige bin, bei dem es egal ist, dass er seinen Wunsch nicht erfüllt bekommt?! Wieso bekommen die anderen nicht auch nichts? Warum ist mein Wunsch so viel weniger wert, als die der anderen, sodass mein Wunsch dafür geopfert werden kann?! Zumal ich keine Ahnung habe, was du und Dan für eine gemeinsame Abstammung haben solltet, er ist immerhin mein Bruder.“, herrschte er den Wichtel an, dem mittlerweile gar nicht mehr nach Lachen zu Mute war. Alle Augenpaare waren auf die beiden gerichtet und Ryan konnte es selbst nicht mal erklären, versuchte es aber dennoch irgendwie: „D-Du verstehst das falsch, damit ist nicht die Blutverwandtschaft gemeint, sondern-“ „Weihnachten ist scheiße!“, unterbrach Aaron den anderen bei seinen mickrigen Erklärungsversuchen. „Und diese Magie mit ihren Regeln, die kein Schwein versteht, ist genau so dumm!“, schrie Aaron verheult in den Raum hinein, damit es auch jeder verstand. Selbst der Weihnachtsmann war schockiert über diese Wortwahl in seinen Hallen und einige Wichtel schüttelten verständnislos den Kopf. Plötzlich hämmerte es gegen die riesigen Flügeltüren des Saales, sodass Aaron zusammenfuhr. Wäre er nicht gerade so wütend gewesen, wäre er sicher hinter den Weihnachtsmann gesprungen und hätte ihn angefleht, dass er ihn doch jetzt bitte nicht bestrafen lassen sollte von den Eisriesen, die da mit Sicherheit an die Pforte klopften und das ungezogene Kind verschleppen wollten. Da das in Aarons Rage aber keine mögliche Option war, richtete er nur trotzig seinen Blick hinüber zur Tür, mit verschränkten Armen und harrte der Dinge die da kamen. Es hämmerte noch einmal, dann gingen die Türen auf und davor stand… „Danny?!“, rief Aaron verblüfft aus. Seine Arme lockerten sich, dann setzte er sich in Bewegung und lief auf seinen Bruder zu, der ihm mit einer rotgefrorenen Nase und weit geöffneten Armen ebenfalls entgegenkam. Als die beiden sich trafen, schlangen sie ihre Arme umeinander, als wollten sie sich nie wieder loslassen. Aaron liefen unaufhörlich Tränen über die Wangen, diesmal aber nicht aus Wut, sondern vor Freude. „Wie gut, dass wir keine dumme Magie mit Regeln, die kein Schwein versteht, brauchen, um zusammen zu sein“, lachte Dan, glücklich darüber, dass er seinen kleinen Bruder endlich gefunden hatte. „Aber wie… warum..? Dan, das hier ist der Nordpol! Woher wusstest du wo ich bin? Wie kommst du hier her?“ Aaron war völlig durch den Wind. Er vergrub seinen Kopf in Dans Halsbeuge, der ihn daraufhin nur noch enger an sich zog. „Gott, du bist so schön warm…“ Der Ältere genoss die Wärme, die von seinem Bruder ausging. „Ich hab dich so verdammt vermisst. Ohne dich ist Weihnachten nicht dasselbe.“ Jetzt löste er sich ein wenig von dem Größeren, damit er ihn ansehen konnte. „Unsere Beziehung ist märchenhaft genug für Wunder.“ Dan schniefte kräftig. Er war einfach überglücklich, dass er seinen Bruder gefunden hatte und ließ es sich jetzt nicht nehmen, mit seiner kühlen Hand über Aarons feuchte Wange zu wischen, um seine Tränen zu trocknen. „Außerdem weißt du doch: Way up high or down low, I'll go wherever you will go.“ Er lachte kurz auf, dann konnte er nicht mehr länger warten und versiegelte endlich Aarons Lippen mit seinen eigenen. Es war ihm egal, was die anderen davon hielten, immerhin war er hier gerade zum verkackten Nordpol gereist, um seinen kleinen Bruder wiederzufinden! Zwei Tage war er orientierungslos durch Schneelandschaften gefahren, das hätte ihn umbringen können, wenn er nicht stupid und reckless genug war, um genug Glück zu haben. Glück und vielleicht ein klein wenig Hilfe vom Weihnachtsmann, aber das würde sicherlich niemals jemand erfahren. Der bärtige Mann grinste übrigens nur so vor sich hin, als er sah, wie sehr sich die beiden Brüder liebten, dass sie ihre Hände gar nicht mehr voneinander lassen konnten. „Ich liebe dich, Danny. Hab ich schon immer.“ Aaron klang überglücklich, genauso wie Dan, als er diese Liebesbekundung erwiderte: „Ich liebe dich auch, Aaron, jeden Tag unseres Lebens.“ Bei so viel Liebe in der Luft, konnten die anderen Anwesenden einfach nicht anders, als sich mit den beiden zu freuen. Selbst die, die anfangs noch sehr verwirrt von dieser Geschwisterliebe waren, zuckten jetzt lediglich mit den Schultern und wandten sich wieder ihren eigenen Dingen zu. Alle waren rundum zufrieden, als Ryan sich umschaute. Überall standen Paare, die sich in den Armen lagen und liebten, Dan und Aaron, Lilith und Martin, Josy und Liam umarmten sich gerade und Don bekam einen Kuss auf die Wange. Selbst die anderen Wichtel hatten alle einen Partner nur Ryan fühlte sich trotz dieser ganzen Heiterkeit plötzlich ganz schön einsam. Bisher hatte er seine Zeit ja größtenteils mit Aaron verbracht, da war es ihm gar nicht aufgefallen, dass er eigentlich ziemlich allein auf der Welt war. Er hatte einfach zu viel damit zu tun gehabt, seine Arbeit zu erledigen und dabei vollkommen vergessen, auf was es wirklich ankam in dieser Welt. Er seufzte leise, dann setzte er ein breites Lächeln auf und machte sich auf den Weg in Richtung Ausgang. Er würde sich die Zeit einfach wieder mit Arbeit vertreiben, die Rentiere striegeln oder etwas in der Art, als er kurz vor dem Ausgang aufgehalten wurde. „Ryan!“ Der Wichtel drehte sich um, in die Richtung, aus der die gewohnt tiefe Stimme kam. „Ja, Weihnachtsmann?“ Der rot Gekleidete kam gemächlich zu ihm rüber gewackelt. „Das hier ist ein schöner Abschluss, aber du hast deine Arbeit noch nicht erledigt. Du wolltest die Wünsche von sieben Kindern erfüllen, den von Aaron hast du nicht geschafft.“ Auch das noch! Als ob Ryan sich gerade nicht schon deprimiert genug fühlte, jetzt musste Santa ihn auch noch an sein Versagen erinnern. „Ja, das stimmt wohl..“, gab der Wichtel mit hängendem Kopf zu. „Du hast noch eine weitere Chance, Ryan.“ Der Angesprochene hob gerade den Kopf, als der Weihnachtsmann ihm einen kräftigen Schubs gab, indem er seine Hüfte mit Schwung gegen Ryan stieß. Dieser stolperte daraufhin in Richtung der Tür und landete geradewegs in den Armen eines im ziemlich vertrauten Jungen. „Ryder!“ „Heilige Scheiße, das ist doch ein Traum, oder?!“ Ryder hielt Ryan in seinen Armen und es war nicht ganz klar, was genau er jetzt meinte. Das Weihnachtsland oder den Wichtel in voller Montur. „Das ist der Weihnachtsmann.“ Okay, das war dann wohl auch eine Option gewesen. Ryan vergaß immer, dass es nicht alltäglich war, auf den Opa zu treffen. „Uh, auch schön dich zu sehen..“, murmelte der Wichtel und richtete sich wieder auf. „Oh, hi Ryan.“ Ryder musterte ihn erst jetzt, dann fing er an zu grinsen. „Nettes Outfit. Bin gerade mit Dan hier vorbeigekommen und dachte, ich schau mich erst mal um, bevor ich die Party sprenge.“ Etwas verunsichert sah Ryan zum Weihnachtsmann, der war aber schon wieder verschwunden und schunkelte mit seiner Frau zu der leisen Musik, die im Hintergrund lief. Er drehte sich wieder zu Ryder um. „Sprengen? Du kommst eigentlich genau richtig für mich.“ Jetzt grinste er wieder. „Ich brauche noch jemanden, dem ich einen Wunsch erfüllen kann.“ „So? Na wenn es weiter nichts ist.“ Jetzt grinste auch Ryder und weil er keine Ahnung hatte, wie dieses ganze Wünsche erfüllen Ding so ablief, sorgte er einfach selbst dafür, dass sein Wunsch in Erfüllung ging. Er trat näher an Ryan heran, der sich gerade bereitmachte, den Herzenswunsch von Ryder herauszufinden und dafür, wie auch die Male zuvor, seine Augen schloss. Er strengte sich an, ganz konzentriert auf Ryders Innerstes zu hören, als sich ein paar weiche Lippen auf seine legten und ihn komplett aus dem Konzept brachten. Er wehrte sich nicht, im Gegenteil, seine Mundwinkel zogen sich unweigerlich gen Himmel, auch wenn der Kuss nicht länger als ein paar Sekunden dauerte, bevor Ryder sich wieder löste und herausfordernd grinste. „Also so läuft das eigentlich nicht“, klärte Ryan den anderen verlegen auf. „Doch, genau so läuft das“, konterte Ryder und ließ seinen Blick nach oben wandern. Ryan folgte ihm und sah den Mistelzweig, der über den beiden hing. Er schnaubte, dann schüttelte er den Kopf „Du bist unmöglich, Ryder.“ „Und trotzdem bin ich da. Fröhliche Weihnachten, Ryan.“ – „Fröhliche Weihnachten.“ Tatsächlich hatte dieser kleine, unbedeutende Kuss etwas in dem Wichtel ausgelöst. Sein Herz klopfte so schnell wie damals, als er nach Churningham versetzt wurde und endlich im Außendienst gelandet war, nur fühlte es sich jetzt irgendwie anders an. Vermutlich lag es daran, dass dies eben sein erster Kuss war, den er jemals bekommen hatte und damit auch noch Ryders Wunsch erfüllen konnte. So beschwingt, entschloss sich Ryan dann doch noch dazu, weiter mit den anderen zu feiern, denn immerhin war er jetzt auch nicht mehr allein. Am frühen Abend war es an der Zeit die Sachen zusammenzupacken, was durch ein simples Zwinkern des Weihnachtsmannes für die Jugendlichen übernommen wurde. Die Gepäckstücke wanderten wie von selbst in Santas Schlitten und Ryan war noch mal kurz verschwunden, um sich wieder seine normalen Sachen anzuziehen, denn auch für ihn hieß es Abschied nehmen vom Weihnachtsland und zurückkehren in seine neue Heimat. Natürlich war der krönende Abschluss für die Jugendlichen die Heimfahrt im Schlitten des Weihnachtsmannes höchst persönlich, auch wenn sie etwas enger zusammen rutschen mussten, dank der zwei Überraschungsgäste. Das war aber auch gar nicht schlimm, denn so fiel es wenigstens niemandem auf, dass Ryan in einer scharfen Kurve ganz zufällig seinen Arm um Ryders Schultern geschlichen hatte; während Dan und Aaron die Zeit nutzten, um ihrer frischen Liebe Ausdruck zu verleihen. Sie saßen ganz hinten, Arm in Arm und nichts auf der Welt konnte sie mehr beeindrucken als die Augen des jeweils anderen – nicht mal der Sternschnuppenschauer, den sie alle aus nächster Nähe bewundern konnten und auch nicht die Polarlichter oder die funkelnden Städte, die sie auf ihrer Reise passierten. Für sie war das Wichtigste, dass sie zusammen waren und das würden sie ab jetzt auch bis an ihr Lebensende sein – ohne Magie, denn die brauchten sie schlichtweg nicht um sich zu lieben. Kapitel 2: Sweet Sixteen ------------------------ „Ey, pass auf wo du langgehst!“ Die Schulter, die Aaron da eben voll gegen die Spinde befördert hatte, konnte nur einem gehören: Spellman. Natürlich war der Spacko nicht allein unterwegs, er hatte wie so ziemlich immer seine Idiotenfreunde Grant, der ein fast schon langweiliges „Freak“ schnaubte, und Fitch mit dabei, der voll auf den Zug mit aufsprang und es erst so richtig schlimm machte: „Vielleicht sollten wir der Schwuchtel ein paar Manieren beibringen.“ Oh, bitte nicht. Scheinbar hing da noch etwas Glitzer in seinen Haaren, anders konnte Aaron sich nicht vorstellen, wie Fitch darauf kam, ihn als schwul zu betiteln. Er schrumpfte wortwörtlich zusammen, als das Trio ihm jetzt auch noch wesentlich zu nah kam – so nahe, dass er mit dem Rücken gegen die Spinde gepresst wurde von Fitchs Arm auf seinem Brustkorb und Brights Faust auf Augenhöhe. Die Situation schien ausweglos zu sein und dabei hatte der Tag so toll begonnen! --- TRÖÖÖÖÖT, eine unendlich laute Stadionhupe riss das jüngste Familienmitglied der Brylers aus dem Schlaf, das reflexartig mit dem Oberkörper nach oben schnellte – direkt in eine Wolke aus pinkem Glitzer und Konfetti, was jetzt überall in Aarons Gesicht klebte und in seinem Bett verteilt war. „HAPPY BIRTHDAAAAAAY!“ Dan sprang auf das Bett des Geburtstagskindes und zog es in eine fette Umarmung. Vielleicht war das die Rache für den morgendlichen Scherz, den Aaron sich an Dannys Geburtstag geleistet hatte, aber irgendwie war es ja auch Tradition, dass die Geburtstagskinder der Familie Bryler erst ein bisschen leiden mussten, bevor dann der schöne Part kam: Schokotorte zum Frühstück und natürlich die Geschenke! Nachdem auch Jamie und Fred Aaron gratuliert hatten und alle morgens halb sieben in ihren Schlafsachen am Küchentisch saßen, ging auch endlich die Bescherung los. Es war Aarons 16. Geburtstag, da hätte Dan natürlich eine sweet-sixteen Party für das Wochenende geplant, nur hatten ihm Jamie und Fred einen Strich durch die Rechnung gemacht, indem sie Aaron ein Wochenende in Disneyland, mit Anfahrt und Übernachtung für Aaron und einen Freund seiner Wahl, inclusive Premiumtickets, sodass sie bei den Achterbahnen nicht anstehen müssten. Das war zwar auch ziemlich cool, aber leider kein Auto (womit Aaron übrigens eh nicht gerechnet hätte, sein Bruder hatte ja auch noch keines bekommen – aber die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt!). Blieb nur noch Dan, der ihm tatsächlich etwas gab, das Aaron sogar benutzen konnte: Die neue Version von Pokemon Mystery Dungeon, also Pokemon SUPER Mystery Dungeon, die praktischerweise eine Woche vor Aarons Geburtstag released wurde und von Dan liebevoll in nicht weniger als fünfzehn Kartons ineinander verpackt worden war. ‚No pain, no gain.‘ hieß auch hier wieder die Devise. Natürlich hätte Aaron das Spiel sofort in seinen 3DS gestopft und drauflosgespielt, aber wenn er nicht als glitzernde Discokugel in der Schule erscheinen wollte – es war nämlich ein stinknormaler Schulmittwoch, an dem Aaron Geburtstag hatte – sollte er sich lieber noch mal gründlich duschen. Der Glitzer, den Dan großzügig über seinen kleinen Bruder verteilt hatte, klebte wie blöde. So ergab es sich also, dass das Geburtstagskind vor der Schule nicht mehr dazu kam sein Geschenk überhaupt auszuprobieren und auch während der Schule würde das nichts werden, denn seinen 3DS würde er sicher nicht mitnehmen, wenn Typen wie Bright in der Schule herumliefen. --- „Hey ihr Spackos! Habt wohl heute Morgen eure Tangas zu weit nach oben gezogen?“ Aaron hatte die Augen zugekniffen, ob der drohendenden Abreibung, die er vollkommen ungerechtfertigt gleich bekommen hätte, wäre da nicht diese Stimme, die die Aufmerksamkeit der drei Bullys plötzlich von ihm ablenkte. „Ja, euch meine ich. Ein Kneifen in der Kimme, soll ja so manche Aggressionen auslösen.“ Ryder. Was machte der Typ da bitte?! Wollte er unbedingt als Boxsack- OH! Tatsächlich konnten die drei Idioten diese Beleidigung nicht auf sich sitzen lassen und ließen damit tatsächlich einfach so von Aaron ab und gingen hinüber zu Ryder, der provokant grinste. Als sichergestellt war, dass sie wirklich kein Interesse mehr an dem jüngeren Bryler hatten, nahm Ryder die Beine in die Hand und rannte wie von der Tarantel gestochen in die andere Richtung „HAPPY BIRTHDAY BABY-BRYLER!“ rief er noch aus der Ferne, dann war er auch schon hinter der nächsten Ecke verschwunden, zusammen mit dem wütenden Pulk, der ihm dicht auf den Fersen saß. „Okaaaay.. Krass..?“ Aaron hatte gar nicht so schnell realisiert, was hier gerade abgegangen war, aber es schien wohl so, als ob Ryder ihm gerade ein sehr unkonventionelles Geburtstagsgeschenk gemacht hatte. Dabei sollte es allerdings nicht bleiben! Denn als er sich gerade umdrehte, um seinen Weg fortzusetzen, stieß er fast mit Thalia Rogers zusammen, die sich wohl von hinten an ihn herangepirscht hatte. „Hi Aaron. Du hast heute Geburtstag? Das wusste ich gar nicht, alles Gute. Sag mal... Hast du vielleicht Lust mit mir einen Kaffee trinken zu gehen nach der Schule? Als.. Geburtstagsgeschenk! Jawohl.“ Was war denn nun los? Klar, Thalia war immer ganz nett gewesen, bis zu diesem einen Vorfall auf dieser Party, aber seitdem hatte sich ihre Beziehung doch eher in peinliche Stille verwandelt. Na vielleicht war die Zeit jetzt einfach gekommen und sie konnten endlich darüber hinwegsehen und das vergessen? Wobei Aaron das sicherlich niemals vergessen würde. Nargh! Aber wenn Thalia ihn schon fragte, konnte er nicht anders, als zuzustimmen, auch wenn er sich schon wahnsinnig darauf gefreut hatte, endlich nach Hause zu kommen und PMD zu spielen. Das lief ihm allerdings nicht weg, im Gegensatz zu Chancen auf eine Knutscherei mit so hübschen Mädchen wie Thals. --- „Nimm den Dino!“ – „Aaron, nimm deinen Kopf weg, ich seh‘ gar nichts!“ – „Reicht doch, wenn ich was sehe, jetzt drück endlich du lahme Ente!“ Damit drückte der fünfjährige Aaron mehrfach ungeduldig auf den Daumen des siebenjährigen Dans und schon hatte dieser Glumanda als sein Startpokemon ausgewählt. „Jetzt weiß ich gar nicht was da stand!“ Dan zog den Gameboy weg und richtete sich trotzig auf. Immerhin konnte er jetzt schon ganz gut lesen und da musste man eben auch alles lesen, was irgendwo geschrieben stand, vor allem, wenn er sich auf dem Flohmarkt einen gebrauchten Gameboy gekauft hatte und dazu auch noch ein Pokemonspiel der ersten Generation ergattern konnte. Pokemon blaue Edition, um genau zu sein. Er sah auf den Bildschirm, wo jetzt das Texteingabefeld erschienen war, um das Pokemon zu benennen. „Dafür nenn ich ihn Pups!“, Dan lachte und Aaron stimmte mit ein. Ja, Pupswitze waren schon etwas ganz Besonderes in ihrer Altersklasse, darum hatte Dan auch nach einigen Stunden drei Pokemon im Team mit den Namen PUPS, PUPS*2~ und VOGELxyz. „Hey, ihr zwei. Es ist Zeit für das Bett!“ Aaron und Dan hatten gar nicht gemerkt, dass ihre Mutter plötzlich hinter ihnen stand. Dass es draußen schon dunkel geworden war, hatten sie auch überhaupt nicht mitbekommen, weil sie den gesamten Nachmittag gemeinsam über diesem einen uralten Gameboy gehockt hatten. Dan hatte immer vorlesen müssen, was passierte und Aaron hatte ihm aus lauter Übermut manchmal einfach auf die Knöpfe gehauen, wenn es schneller weiter gehen sollte. Alles in allem also ein prima Tag für die beiden Brüder. Natürlich protestierten sie erst mal, aber bei Carol Bryler half das nichts. Also machten sich die Brüder fertig und lagen kurze Zeit später auch schon im Bett, bekamen beide noch einen dicken Knutscher von Carol und Jamie und dann war das Licht aus. „Aaron..?“ Dan flüsterte. „Was?“ Aarons Bett knarkste, offensichtlich hatte er sich gerade zu Dan umgedreht. „Wenn du morgen früher zu Hause bist als ich, darfst du nicht weiterspielen, ja?“ Dan durfte seinen Gameboy nämlich nicht mit in die Schule nehmen, er sollte lieber mit den anderen Kindern spielen. „… Ja, ich kann doch nicht lesen.“ Aber man hörte schon an der kleinen Pause, dass genau das Aarons Plan gewesen war. „Als ob dich das davon abhalten würde.“ Dan giggelte etwas. „Du musst es mir versprechen, okay?“ „Okay. Versprochen.“ --- „Das war heute echt schön mit dir, Aaron.“ Sie standen vor dem Haus der Brylers, denn von der ‚Innenstadt‘ aus, kamen sie eben zuerst an Aarons Haus vorbei. Der war jetzt irgendwie unschlüssig, was er tun sollte. Thalia stand da so am Fuße der Treppe und schien auf etwas zu warten, aber was? Sie hatten natürlich nicht wild (und auch nicht ‚normal‘) herumgeknutscht, aber trotzdem schien es, als ob Thalia einfach nicht hatte nach Hause gehen wollen. Dazu hatte sie ihn nach dem Eis und einem Kaffee noch urplötzlich mit in einen Schmuckladen geschliffen und eine gefühlte Ewigkeit verschiedene Ringe und Armbänder anprobiert. Mittlerweile war es schon dunkel und so toll der Tag heute auch war – Aaron hatte nicht das Gefühl, dass Thalia jetzt auf einen Kuss wartete. Darum konnte er auch mit ruhigem Gewissen endlich an sein neues Spiel denken. Oder? Wenn sie doch jetzt endlich weggehen würde! Oder wollte sie doch noch einen Kuss? Irgendwie war das alles seltsam und langsam kam auch wieder diese peinliche Stille auf, die Aaron über den Tag schon fast vergessen hatte. Fuck, irgendwas musste er tun, also nahm er all seinen Mut zusammen – immerhin hatte Thalia ihn schon mal rangelassen. So übel konnte sie ihn also gar nicht finden… – und ging noch mal die drei Stufen zu dem Mädchen hinab. Sie sah ihn erst fragend an, aber als Aaron dann Anstalten machte, sie zu küssen, zog sie ihn schnell in eine Umarmung. Eh.. Okay? Aaron fühlte sich gerade sehr gefriendzoned. Aber warum hatte er es auch gewagt sich an seinem Geburtstag Hoffnungen auf eine Freundin zu machen? „Jetzt geh endlich rein, mir wird kalt.“ Okaaay? Langsam klang Thalia irgendwie… nicht mehr sehr begeistert? Es war wohl besser, wenn Aaron das weirde Mädchen einfach stehen ließ, wenn sie das unbedingt wollte, und reinging. „Äh... Klar, dann bis morgen. In der Schule.“   Innerlich kopfschüttelnd über dieses seltsame Verhalten, schloss Aaron also die Haustür auf und öffnete die Tür, als ihm auch schon ein mehrstimmiges „Überraschuuuuuung!!“ entgegen dröhnte. Und er in einer weiteren Konfettiwolke – diesmal aber ohne Glitzer – baden durfte. Im Hausflur standen ein paar Freunde von Aaron, darunter natürlich Caleb, Joel und Lilly, Lukas und Josy und Caleb hatte scheinbar auch Eddy mitgebracht. „Waaaaas?! Ist er schon da?!“ Dan kämpfte sich durch Aarons Freunde hindurch, in der Hand ein paar Knicklichter, die er offensichtlich noch vorher an alle anderen verteilen wollte. „Meeeeh, du bist zu früh! Aber ist auch egal. ÜBERRASCHUNG!“  Dan umarmte seinen kleinen Bruder noch einmal, dann drückte er ihm die Knicklichter in die Hand. Wieder ertönte die Stadiontröte, diesmal aber aus der Küche, wo Ryder den Kopf zur Tür herausstreckte und der Geruch von Pizza mit in den Flur waberte. „Happy Birthday noch mal. Dein Geschenk hast du ja schon. Gern geschehen und so.“ Er grinste, dann verschwand er vorerst wieder – er war ja eigentlich nur da, weil Dan sein bester Freund war und er damit natürlich nicht verpassen konnte, wenn dieser eine kleine Party für den kleinen Bruder schmiss. Aaron grinste alle an. Er war noch immer etwas perplex, aber immerhin ergab jetzt Thalias seltsames Verhalten irgendwie Sinn. „Das hast du alles geplant?“ Er sah seinen großen Bruder ungläubig an. „Jep! Und es kommt sogar noch besser! Da ja morgen Schule ist und alle nicht sonderlich lange bleiben dürfen.. und ich sie auch nicht zwingen wollte konnte, sich heute zuzulöten… Machen wir eine Nerd-Party.“ Erst jetzt fiel Aaron auf, dass seine Freunde gar keine normalen Sachen trugen, sondern sich in solche Plüschkostüme, die wie Riesenstrampler aussahen, gehüllt hatten. Soweit Aaron das identifizieren konnte, gab es dreimal Pikachu, Marill, Relaxo, Schiggy und Dan war als Glumanda verkleidet. „Ich glaube du musst dich noch umziehen.“ Schiggy Caleb wedelte mit einem rot-blau-gelben Kostüm umher, das nur ein Karnimani-Anzug sein konnte und auch Thalia schob Aaron jetzt mal von der Tür weg, um ebenfalls das Haus zu betreten. Sie hatte sich einen Haarreifen mit Hasenohren aufgesetzt, den Dan ihr gleich wieder abnahm. „Nenene, wenn, dann sind wir alle richtig verkleidet.“ Er lachte, Thalia verschränkte die Arme und schmollte. „Wow, du passt gerade ganz wunderbar in dieses Pummeluff-Kostüm, Thals.“ Gesagt - getan, Thalia und Aaron zogen sich noch schnell um, dann versammelten sich alle im Wohnzimmer, wo es Pizza gab, sie den ersten Pokemonfilm sahen und Aaron endlich auch sein Geburtstagsgeschenk ausprobieren konnte. Er lag zwischen Dan und Caleb auf dem Fußboden startete das Spiel und musste feststellen, dass es bereits einen Spielstand gab. „Du Arsch, hast du schon angefangen zu spielen?!“, platzte es aus ihm heraus und er schubste Dan etwas von sich weg. „Finde es heraus“, war der einzige dämliche Kommentar, den Dan dazu abgab, aber es war schon irgendwie verdächtig, dass da nicht mehr Protest oder Verteidigung und Leugnen von ihm kam. Vielleicht hatte Dan auch einfach ein gebrauchtes Spiel gekauft – das wäre aber ziemlich blöd! Also blieb Aaron nichts Anderes übrig, als grummelnd (immerhin hatte er sich am meisten auf die Fragen und die anschließende Zuordnung zu den Pokemon gefreut!!) den Spielstand fortzusetzen und siehe da: es kam eine Filmsequenz gleich am Anfang. Aha. Da war ein Karnimani mit dem Namen Aaron, das war dann wohl der Spieler und er unterhielt sich mit einem Glumanda mit dem Namen.. „PUPS?! Ernsthaft, Dan?!“ Dan brach in schallendes Gelächter aus. „Ich wollte es erst Dannylein♥ nennen, aber dann ist mir aufgefallen, dass dein Partner ein Mädchen ist und… Eh, also früher fandest du das noch witzig. Du kannst ja noch mal neu anfangen…“ Aaron schnaubte. „Ich bin keine fünf mehr.“ Trotzdem musste er bei dem Gedanken an ihre Pokemonsessions früher ein klein wenig grinsen und obwohl er den Namen total dumm fand, brachte er es auch nicht fertig den Spielstand zu löschen, um noch mal von vorn anzufangen, denn irgendwie… Nun ja, das war eben ihr ganz spezielles Ding und dass Dan sich überhaupt noch genauso daran erinnerte, wie Aaron es auch tat, hatte bestimmt etwas zu bedeuten. Ebenso wie die Tatsache, dass nach all den Jahren und gefühlt tausend neuen, coolen Pokemon Glumanda noch immer Dans Liebling war.  Kapitel 3: Priorities --------------------- Dong. Stille. Dong. Stille. Dong. … Dan lag in seinem Sitzsack und lauschte schon eine ganze Weile den dumpfen Geräuschen, die aus Aarons Zimmer zu ihm hinauf drangen. Was zur Hölle tat sein Bruder da? Nicht dass es den Älteren sonderlich nervte, nein, Aaron hatte da einen wunderbaren Rhythmus, der sogar irgendwie ins Ohr ging, aber etwas Neugier weckte das schon. Dong. Stille. Dong. Stille. KLONK. „Ah fuck, Scheißteil!“ Jetzt war es aber genug! Dan sprang auf und huschte die Treppe hinunter - leise, er wollte ja nur beobachten. Er positionierte sich vor dem Schlüsselloch von Aarons Zimmertür und spähte hindurch: Nichts.. nichts, ein vorbeirollender Tennisball, nichts… „UAH!“ Der Ältere kippte rücklings um, als die Tür plötzlich geöffnet wurde und ein furchtbar genervt aussehender Aaron vor ihm auftauchte. „Und was tust du hier bitteschön?!“, keifte er den Spanner direkt mit verschränkten Armen von oben herab an. Dan sah ihn an, blinzelte ein-zwei mal verdutzt, bevor er schließlich das Naheliegendste antwortete: „Ich sitze.“ Der Jüngere rollte genervt mit den Augen. „Vergiss es.“  Er stieg über seinen Bruder hinweg und schlug den Weg zur Besenkammer ein, wo er Kehrblech und Handfeger hervorkramte, um gleich darauf wieder den Rückweg anzutreten, abermals über seinen Bruder hinweg, der sich noch keinen Zentimeter wegbewegt hatte, hinein in sein Zimmer, dann wurde dem Älteren die Tür vor der Nase zugeschlagen. Was zum..? Dan setzte sich im Schneidersitz hin, legte sein Ohr an die Tür und lauschte. Da wurde ganz eindeutig etwas aufgekehrt - war ja auch zu erwarten, wenn Aaron schon mal Putzutensilien aus freien Stücken in die Hand nahm. Schritte, Schritte.. „UAH!“ Diesmal kippte Dan nach vorn, wenn auch nicht sonderlich weit. Wieder sah Aaron zu ihm hinab: „Sag mal geht’s noch? Wenn du sonst nichts weiter zu tun hast, dann mach dich nützlich. Hier!“ Er drückte seinem ‚kleinen‘ Bruder Kehrblech samt Scherbenhaufen und Besen in die Hand, dann machte er auf dem Absatz kehrt und schmiss die Tür ein weiteres Mal ins Schloss. Seltsam. Dan sah hinunter auf die Scherben. Das war dann wohl eine Schüssel, die da das Zeitliche gesegnet hatte. Seufzend stand er auf und entsorgte die Überreste, bevor er die Putzsachen wieder achtlos in den Besenschrank hineinwarf. Danach ging er wieder hinüber zu dem Zimmer seines Bruders, klopfte heute sogar mal an, weil Aaron wirklich schlechte Laune zu haben schien und kam dann dennoch unaufgefordert hinein. „Niemand hat gesagt, dass du rein kommen kannst…“, kam die entnervte Beschwerde unter einem Haufen Papierzetteln auf dem Bett hervor. Aaron hatte sich selbst gewissermaßen begraben. Er lag auf dem Rücken, überall waren Notizen verstreut und sein Kopf wurde bedeckt durch einen Schulhefter. Sah ganz nach Resignation aus. „Was tust du da?“, fragte der kleinere der beiden ungläubig, auch wenn er das eigentlich schon ahnen konnte. „Wonach sieht‘s denn aus?“ – „Ich weiß nicht..? Baust du dir ein Nest?“, der belustigte Unterton war nicht zu überhören – „Ha-ha. Fick dich. Du bist nicht lustig.“ Dan verzog das Gesicht. Sein Bruder hatte eindeutig viel zu schlechte Laune und das mochte er sowas von gar nicht, vor allem, wenn er diese schlechte Laune an ihm ausließ. Da musste er doch was machen können! „Mhh, es ist echt schade, dass du so beschäftigt bist. Ich dachte, wir könnten vielleicht zusammen zur Mall? Sieht so aus, als ob du eh gerade Pause machst.“ Dan versuchte komplett unschuldig zu klingen, aber eigentlich war klar, dass er seinen Bruder nur ein wenig ablenken wollte. Dieser schnaufte übertrieben laut, sodass auch der letzte Vollidiot noch merkte, dass er angepisst war – alles nur Scharade, wenn man Dan fragte. Ein leises Seufzen entwich ihm. „Mit wem soll ich denn sonst Arcade Games spielen gehen?“ Stille. Was Dan nicht sah, war, dass Aarons Mundwinkel sich unterhalb seines Hefters leicht nach oben gezogen hatten und sich ein kleines Grinsen anbahnte. Etwas mit seinem älteren, coolen Bruder zu unternehmen - so ganz in der Öffentlichkeit - war doch immer wieder verlockend. Aber natürlich war das nicht so einfach. Aaron schrieb morgen einen furchtbaren Test in Chemie, er konnte jetzt nicht einfach glücklich sein und aufspringen, auch wenn er das nur allzu gerne tun würde. „Ich kann nicht“, brummte er mittlerweile eher traurig als genervt klingend. „Mh.. Ja, verstehe. Schule und so.. Ist super wichtig. Dabei haben sie doch jetzt ganz neu kleine Baby-Bartagamen in der Tierhandlung. Hab‘ ich zumindest gehört.“ Jetzt kam da blind ein Kissen von Aarons Bett aus angeflogen und mit ihm ein paar herumwirbelnde Zettel. Der Ältere fing das Kissen, bevor es an ihm vorbei direkt in Aarons Schrank landen und dort irgendwas zerstören konnte. „Ist das ein ja?“ Dan grinste mittlerweile, Aaron hingegen atmete geräuschvoll ein, hielt kurz die Luft an – vermutlich dachte er angestrengt nach – dann gab er auf und kam unter seinem Hefter hervorgekrochen. „Das ist ein: fick dich, ich darf fahren und du kaufst mir ‘nen Froyo, wenn es keine Baby-Bartagamen gibt! Und du zahlst für die Spiele.“ Dan verzog das Gesicht: „Man kann‘s auch echt übertreiben“, murmelte er, „Ich fahre, du kannst die Musik aussuchen.“ Aaron sagte nichts dazu. Er nahm einfach seinen Hefter und hielt ihn wieder vor sein Gesicht, um so zu tun, als würde er lernen. „Gooooott! Du bist anstrengend! Okay. Du darfst fahren.“ – „Und Musik aussuchen!“ – „GRAH!“ Mittlerweile wieder über beide Ohren grinsend, parkte Aaron das Auto seines Bruders vor der Mall. Er hatte Dan mit den schlimmsten Popsongs gequält, einfach nur, weil er es lustig fand, dass dieser sich darüber aufregte. „Ich will als erstes in die Tierhandlung und meinen Froyo.“ Dan rollte mit seinen Augen. Sein kleiner Bruder stellte seine Nerven ganz schön auf die Zerreißprobe, aber er hatte ja auch schlechte Laune und wenn Aaron schlechte Laune hatte, dann wurde er eben zu einer kleinen Prinzessin, der man besser jeden Wunsch erfüllte. Außerdem schien es ihm wirklich Spaß zu machen den Älteren zu piesacken und wenn Aaron das glücklich machte, dann war Dan vollkommen zufrieden damit. „Schon klar, wir können uns den Laden auch sparen und uns gleich was zu futtern holen.“ – „Nööö, ich muss dir doch Danny zeigen!“ Dan zog seine Augenbraue in die Höhe: eh was? Aaron bekam nur dieses diabolische Grinsen, verweigerte aber jegliche weitere Aussage, weil Dan sich überraschen lassen sollte. „Mhhh… Fremdfinanzierter Froyo ist immer noch der beste“, schwärmte der Jüngere und bohrte somit noch weiter in der Wunde herum. „Und Danny war doch wirklich niedlich!“ – „Ja, wie ein schrumpeliger, ekelhafter Schwanz mit Zähnen.“ Dan löffelte lustlos in seinem Eisbecher herum. Aaron hatte ihm den Nacktmull mit Namen Danny gezeigt, der ihm jeglichen Appetit verdorben hatte. So ein hässliches kleines Vieh. Wer zum Teufel wollte sowas bitte als Haustier haben? Und wer nannte es schon Danny? Das war bestimmt irgendwann mal auf Aarons Mist gewachsen, zumindest würde Dan ihm das zutrauen, jaha, so als richtig dummen Witz, den er random bei irgendeiner Gelegenheit mal bringen konnte, wie jetzt eben. Die beiden schlenderten gemeinsam durch die Mall, bis Dan in kleiner Entfernung Ryder erblickte. Mist. Ohne weitere Umschweife zog er Aaron am Arm in den Laden, vor dem sie gerade gestanden hatten, um seinem besten Freund auszuweichen. „Was sollte das denn jetzt, Danny?“, hakte der Jüngere nach, „Da war Ryder? Willst du nicht hingehen?“ Dan schüttelte den Kopf und zog Aaron noch ein Stück tiefer in den Laden hinein, hinter ein Regal, damit Ryder sie auch wirklich nicht sehen konnte, wenn er hier vorbeikam. „Ne, ich bin doch mit dir hier“, erklärte er, als sie in Sicherheit waren, „Keine Lust, dass Ryder sich jetzt noch an uns dranhängt.“ Der Ältere konnte beobachten, wie Aarons anfangs skeptische Miene zu einem zarten Lächeln wurde, das Dannys Augen zum Funkeln brachte. Es war nicht sonderlich schwer zu erahnen, dass er gerade ein wirklich guter großer Bruder war und dass Aaron jetzt tatsächlich endlich die Gedanken von dem Schulkram losgelöst hatte. Er liebte es, wenn Aaron so unbekümmert und glücklich war und dann regelrecht vor Freude strahlte. Wobei es da immer noch diesen kleinen Unterschied gab zwischen den Momenten, wo Aaron sich einfach nur freute und den Momenten, wo Aaron einfach unglaublich glücklich und zufrieden mit sich und der Welt war. Diesen Ausdruck, den nur Dan in ihm hervorrufen konnte – zumindest glaubte der Ältere, dass es genau so war, dass er diese spezielle Superkraft hatte, die seinen Bruder einfach bedingungslos glücklich machte und das wiederum machte ihn glücklich. Aaron fing leise an zu lachen, was Dan kurz verwirrte, aber dann musste auch er plötzlich lachen, als er ebenfalls mitbekam, dass sie direkt in einen Sexshop geflohen waren und jetzt passenderweise vor dem Regal mit Riesendildos standen. „Hey, der wäre doch was für dich, oder?“, gluckste Aaron hinter vorgehaltener Hand und zeigte wahllos auf irgendein monströses Ding. „Pah. Die Größe ist nicht entscheidend, wichtig ist doch die Vibrationsfunktion!“ Dan lachte. „Hey, wenn wir schon mal hier sind..“ Er sah sich kurz um, dann huschte er zu einem anderen Regal, schnappte sich zwei kleinere Packungen und ging auf direktem Weg zur Kasse, um zu bezahlen. Aaron versuchte neugierig zu sehen, was sein Bruder da gekauft hatte, aber das verschwand direkt in einer diskreten, schwarzen Tüte. Hehe. „Lass dich überraschen. Und jetzt komm, wir gehen ‘ne Runde zocken!“ Der Größere von beiden hatte zwar noch ein paarmal nachgefragt, was in dieser Tüte drin war, es aber nicht wirklich erfahren und nach der dritten Runde Dance Dance Revolution, wo die beiden ihre oberpeinliche Choreografie von Captain Jacks Only You perfektionierten, komplett vergessen. Sie blieben noch eine ganze Weile in der Spielhalle, bis es schließlich dunkel wurde und sie noch bei Taco Bell vorbeischauten. „Only you can make me feel so true“, sang der Ältere und wedelte mit seinem Taco in Aarons Richtung, der sich gerade den Mund vollgestopft hatte. Das hinderte ihn aber auch nur geringfügig daran bei dem Song mit einzusteigen: „I'll never never be so blue as long as I have you!“ schmatzte er mit vollem Mund. „Na das will ich doch mal meinen!“, gab Dan grinsend von sich, aber Aaron rezitierte noch eine andere Stelle aus dem Song, den sie vorhin getanzt hatten: „You like me, I like you. So happy you're my bro.“ Er grinste bis über beide Ohren. „You know you have my heart”, konterte Dan und Aaron ergänzte: “Tell me we'll never part.” Für einen Moment sahen sich die Brüder stumm grinsend an. Der Tag war einfach perfekt gewesen, auch wenn sie ein paar Startschwierigkeiten gehabt hatten. Dann kam noch mal Bewegung in Dan hinein: „Ohhh, das hätte ich beinahe vergessen, gut, dass du mich dran erinnerst!“ Er wischte seine Finger an seiner Hose ab, dann griff er in die ominöse schwarze Tüte, die neben ihm auf der Bank stand und zog eine kleine Packung heraus, die er zu Aaron hinüber schob. „Hier, ich glaub das könnte dir gefallen. Sieh ihn einfach als ewiges Symbol unserer Verbundenheit.“ Dan lachte. Er war echt nicht gut darin seinem Bruder Sexspielzeug zu schenken oder ihm Anträge zu machen, aber Aaron würde das sicher trotzdem zu schätzen wissen! Der beäugte auch gleich die Schachtel, deren Inhalt man durch ein kleines Plastefenster sehen konnte. „Du schenkst mir… einen Ring?“ Aaron schnaubte belustigt. „Einen Penisring! Mit Vibration“, korrigierte Dan ihn, „Ich hab den gleichen in blau. Das ist wesentlich cooler als solche Freundschaftsarmbändchen.“ Außerdem würde Aaron dann jetzt immer an ihn denken, wenn er den benutzte und das fand Dan schlichtweg verdammt heiß. Aaron prustete los, auch wenn sich ein leichter Rotschimmer auf seinen Wangen abgezeichnet hatte. „Den muss ich gleich testen, wenn wir nach… Hause…“ Aarons Gesichtszüge fielen in sich zusammen und er starrte ein Loch durch seinen Bruder hindurch. „Scheiße.“ – „Äh… Was?“ Dan war verwirrt. Was war denn jetzt auf einmal kaputt?! „Der Test, Dan! Ich schreibe morgen Chemie! Gott, du hast mich den ganzen verdammten Tag beschäftigt.“ Ohhhh, stimmt. Da war was. Er hatte Aaron zwar ablenken wollen, aber doch nicht so. Also schon so, aber nicht so lange und ganz sicher nicht so, dass Aaron jetzt gar nicht mehr gelernt hatte. Dan sprang von seiner Bank auf und holte eine Takeaway-Tüte. „Los pack ein, wir fahren nach Hause.“ Der Ältere kippte das Essen von ihren Tabletts in die Tüte hinein, dann schnappte er Aaron, dessen Welt gerade in sich zusammenbrach und der deshalb ein winziges bisschen lethargisch und am Verzweifeln war, sie fuhren heim, dann ging es sofort in Aarons Zimmer, wo Dan die Zettel von seinem Bett zusammensuchte und etwas Platz für sie beide machte. „Okay, Aary, wir packen das, okay?!“ Der Jüngere ließ sich auf sein Bett fallen, umklammerte instinktiv seinen Teddybären und verzweifelte erst mal vollkommen. „Ich schaff das nicht, Dan! Wie soll ich das denn bitte schaffen?! Ich hätte schon vor einer Woche anfangen müssen zu lernen! Oder noch besser: vor einem Monat!“ Tränen bildeten sich in Aarons Augen. „Ohhh.. okay, stopp, warte, nicht verzweifeln..“ – „DAS SAGT SICH SO LEICHT!“ Da war wieder diese latente Wut, die Aaron schon am Nachmittag gehabt hatte und die er jetzt dummerweise schon wieder gegen seinen Bruder richtete, weil er einfach so überfordert und mittlerweile auch noch müde war. Dan presste die Lippen aufeinander. Nicht gut. Gar nicht gut! Jetzt nur die Ruhe bewahren. Der Ältere rutschte neben seinen Bruder, lehnte sich gegen die Wand und sah die verschiedenen Zettel durch, ohne noch mal näher auf Aarons Panik einzugehen. Was für ein Glück, dass Dan sogar ein bisschen Ahnung von dem Thema hatte. Er hatte diesen Unterricht immerhin auch gehabt, sogar bei dem gleichen Lehrer und die Aufzeichnungen von Aaron kamen ihm zumindest teilweise wirklich bekannt vor. „Ich helf dir, okay?“ Er legte einen Arm um Aarons Schultern und zog ihn an sich heran, um mit ihm gemeinsam auf die Zettel zu schauen. „Ich versteh das aber einfach nicht!“ Vor allem wehrte Aaron sich jetzt auch noch regelrecht es zumindest zu versuchen. „Shhh..“ Dans Daumen strich über Arons Schulter, um ihn zu beruhigen. „Ich erklär es dir, wir machen einfach die Nacht heute durch und morgen früh bist du ein absolutes Chemie-Genie. Ich weiß wovon ich rede!“ Aaron seufzte schwer. „Du kannst es versuchen, aber ich bin jetzt schon hundemüde.“ – „Dann halte ich dich eben wach.“ Dans Finger drückten sich in die Schulter seines Bruders und er würde den Arm da auch vorerst nicht mehr wegnehmen. „Und jetzt pass auf: das hier, das ist ein Hydroxidion, OH-..“ und Dan fing an einfach alles zu erklären, was er wusste. Je länger er redete, desto mehr fiel ihm tatsächlich auch wieder ein und immer, wenn Aaron besonders still wurde, weil er nicht hinterherkam, versuchte er irgendwelche witzigen Vergleiche und Eselsbrücken zu bringen. Die anfängliche Panik legte sich langsam und Dan merkte, dass Aaron sich beruhigte. Vielleicht ein wenig zu ruhig, denn irgendwann fiel sein Kopf auf Dans Schulter. Der Ältere sah hinüber und musste schwerlich feststellen, dass Aaron eingepennt war. Süß war er ja, wie er so dalag und leise atmete. Dans Herz pochte schneller. Es war so selten, dass sie sich einfach so nahe waren, dass es beinahe zu schade war, ihn jetzt aufzuwecken. Nur leider half es nichts, Aaron musste sich den Stoff jetzt noch reinprügeln, wenigstens noch ein, zwei Stunden, dann hätten sie es ohnehin geschafft! Dan lehnte seinen Kopf kurz gegen Aarons, einfach nur, um diesen kleinen Moment auszukosten, dann wanderte seine Hand verlangend an Aarons Seite hinunter, wo sie schließlich an seiner Hüfte liegen blieb. Dan hatte ehrlich keine Ahnung, wie der Jüngere jetzt schlafen konnte, wo er sich doch gerade so aufgeputscht wie ein Eichhörnchen auf Crack fühlte! Langsam schob er Aarons Shirt hoch sodass seine Hand auf der nackten Haut seines Bruders Halt finden konnte und das machte ihn wirklich kirre! Klar, er könnte Aaron jetzt noch weiter befummeln, aber irgendwo fühlte er sich dabei auch wie ein perverser Lüstling, also ließ er es bei dem, was er hatte und genoss das Herzklopfen noch ein winziges bisschen länger, bevor er dann doch noch seine Finger in die Seite des Schlafenden bohrte und ihn wachkitzelte. „Hier wird nicht geschlafen!“ Aaron murrte zwar, richtete sich aber doch noch mal auf. Die Hand ließ Dan einfach an seiner nackten Hüfte liegen und kraulte ihn ab und an ein wenig, wenn er wieder drohte einzuschlafen. Das klappte sogar ganz gut! Entweder war Aaron dort so empfindlich oder – und Dan hoffte inständig, dass das der wahre Grund war – Aaron bekam durch diese kleine, unschuldige Berührung von nackter Haut auf nackter Haut so viel Herzklopfen, dass es ihn wieder munter machte. Dan wiederholte den gesamten Stoff drei mal und ließ Aaron zwischendurch immer noch ein paar Fragen beantworten. Er war wirklich unerbittlich. Bei der letzten Runde waren sie irgendwann auch so weit im Bett runtergerutscht, dass sie schon komplett horizontal lagen. Aaron auf dem Rücken, seinen Teddy noch immer in den Armen und Dan auf der Seite mit Aaron in seinem Arm und sein Bein hatte er irgendwann über Aarons gelegt, weil das natürlich viel bequemer war und weil Aarons Bett so klein war, dass sie nicht so viel Platz hatten und vor allem aber konnte er so ganz bequem mit seinem Bruder kuscheln. Mittlerweile war Dan auch so müde, dass er gar nicht richtig realisierte, wie das wohl aussehen musste und es war ihm vermutlich auch egal. Er freute sich einfach nur wie blöde über diese unheimliche Nähe und hätte beinahe noch seinen Kopf auf Aarons Brust gelegt, aber das würde dann doch wirklich zu weit gehen. Aaron hingegen schien gar nicht mehr so müde zu sein – toll! Er hatte also diese Phase der Müdigkeit überschritten und war jetzt wieder wach, zumindest glaubte das Dan. Er hatte irgendwann die Zettel aus der Hand gelegt und diese irgendwo auf Aaron abgelegt, weil er einfach zu müde war. Dass er dabei fast genau Aarons Schritt getroffen hatte, drang nicht mehr in sein halbvernebeltes, schläfriges Gehirn vor. Auch, dass er diese Hand ein paarmal bewegte und sie dabei genau Aarons goldene Mitte streifte, was den Jüngeren irgendwann mit einer Erektion zurückließ, merkte er nicht so genau. Dan schlief letztendlich vollkommen ein, rückte noch näher an Aaron dran und mittlerweile rieb auch sein Schritt gegen Aarons Körper – allerdings nur an seinem Bein, was die Situation nicht weniger erhitzte. An Schlaf war für den Jüngeren jetzt wirklich nicht mehr zu denken – an lernen nur irgendwie auch nicht! Er könnte doch… Seine Hand wanderte in seine Hosentasche, wo er das kleine Päckchen mit dem Ring drin hervorzog. Mhhh.. Wie sollte er denn jetzt so mit Dan halb auf seinem Körper drauf irgendetwas gegen seine Erregung tun? Das ging de facto einfach nicht, ohne den Älteren aufzuwecken, also ließ Aaron sein Geschenk leise seufzend in seiner Nachttischschublade verschwinden. Wie gern er sich jetzt einfach um sich selbst gekümmert hätte.. Aber dann war da auch immer noch Dan, der seine Hände über Aarons Körper verteilt und dann auch noch sein eines Bein in Beschlag genommen hatte. Das bot dem Jüngeren einfach so viel Kopfkino-Material für die nächsten Abende, dass er jetzt kaum noch an den bescheuerten Test denken konnte. Sollte er aber! Also nahm er sich die Zettel doch noch mal und las sie desinteressiert durch, während er mit seiner Hand abwesend über seinen Schritt rieb. Sein Kopf war einfach so überlastet, dass er das gar nicht richtig merkte, auch dann nicht, als Dan seine Augen wieder aufschlug und live miterleben konnte, wie sein kleiner Bruder gedankenverloren an sich herumspielte. Jeez! Sollte er irgendwas tun? Sollte er irgendwas sagen? Wie lag er überhaupt gerade da? Dan war sofort hellwach, als er realisiert hatte, was da neben ihm abging. Schnell machte er seine Augen wieder zu. Er wollte nun wirklich nicht bei der heißesten Sache stören, die jemals jemand neben ihm gemacht hatte, aber einfach nur so rumliegen war auch irgendwie doof. Daher entschied er sich dafür einfach so zu tun, als würde er noch immer schlafen, streckte sich ein bisschen, als ob er gerade nur einen kleinen Positionswechsel brauchte, was Aaron sofort innehalten ließ, dann schob er seine Hand genau an Aarons Mitte, packte zu, was natürlich durch die Hose total gedämpft wurde, und hatte plötzlich den harten Schwanz seines Bruders in der Hand und fuck! Das war eine Menge und es war hart und heiß und er konnte förmlich spüren wie ihre Herzen im Dreieck sprangen. Das ließ er erst mal so als Statement stehen, bis er wirklich sichergehen konnte, dass Aaron auch keinen weiteren Verdacht schöpfte und es einfach dabei beließ, dass sein Bruder ihn dermaßen in der Hand hatte – wortwörtlich. Nur ein paar Minuten später allerdings begann er, seine Hand zu bewegen. Er knetete, dann rieb er hin und her und am Ende konnte man fast kaum glauben, dass das unabsichtlich im Schlaf passieren sollte. Aaron sagte allerdings nichts, also ging Dan einfach mal davon aus, dass er auch das akzeptierte, dass es ihm irgendwie beim wach bleiben half oder etwas in der Art. Zumindest war es nicht furchtbar genug, um ihn von sich wegzustoßen. Dass diese ganze Aktion auch Auswirkungen auf Dan hatte, war dabei unvermeidlich. Seine Erektion drückte hart gegen Aarons Bein und zuckte ab und an vor Lust. Er spürte sogar, wie seine Unterhose langsam feucht wurde, aber hey – das war doch alles für einen guten Zweck, oder?! Nach gar nicht allzu langer Zeit hörte er, dass Aarons Atem hektisch wurde, seine Muskeln spannten sich an. An Lernen konnte der Jüngere jetzt wohl kaum noch denken, so wie Dan ihn hier bearbeitete. Nur zu gerne hätte er seinen Bruder zu seinem Höhepunkt getrieben, ihm war selbst schon ganz schwindelig, als Aaron aus dem Nichts heraus plötzlich zur Seite rollte und sich damit Dans Einfluss entzog. Er zeigte ihm sozusagen die kalte Schulter, aber warum? Dan robbte an den Jüngeren heran, legte den Arm um ihn und war drauf und dran einfach weiter zu machen, als Aaron sich seine Hand schnappte und sie gegen seine Brust drückte, dann landeten die Schulsachen auf dem Boden und er machte das Licht aus. Das war doch nicht möglich! Hatte Dan da gerade eine Abfuhr von seinem Bruder bekommen? Sowohl Aarons als auch Dans Atmung war beschleunigt, Dan konnte es hören und unter dem Stoff von Aarons T-Shirt schlug sein Herz so schnell und kräftig, dass er auch das spüren konnte in der Dunkelheit. Nur wieso musste er dann jetzt aufhören? War es Aaron vielleicht doch zu abgefahren? Dan hoffte wirklich, dass es das nicht war! Eine viel bessere Erklärung war doch, dass Aaron das Ganze zu unromantisch war. Dass er nicht mit einem so dämlichen Schauspiel seinen ersten Höhepunkt mit seinem Bruder haben wollte, oder dass er es einfach aktiver genießen wollte. Vielleicht war er auch einfach nur zu schüchtern oder zu müde. Dan machte sich noch lange Gedanken darum, wieso, weshalb und warum Aaron ihn gestoppt hatte, schmiegte sich an seinen Rücken und schlief letztendlich darüber ein, während seine Finger immer wieder kleine Kreise auf Aarons Brust entlangfuhren. Im Grunde war es auch vollkommen egal, so lange sie jetzt friedlich Arm in Arm zusammen in einem Bett lagen und die Nähe des jeweils anderen genießen konnten. Auch Aaron lag noch lange wach. Er hatte gekniffen. Oh Gott, wie hatte er sich nur so viel Stress und so viele Gedanken um diesen dämlichen, unwichtigen Chemietest machen können, wo es doch so viel wichtigere Dinge im Leben gab! Wie zum Beispiel, ob sein Bruder gerade schlief, oder ob er tatsächlich im vollen Bewusstsein (oder vielleicht auch im Halbschlaf) angefangen hatte, ihm einen runterzuholen. Aarons Herz raste. Anfangs war das ja noch richtig geil gewesen, nach dem kurzen Schock, dass sein großer, heißer Bruder, Dan, wahrhaftig Hand an ihn gelegt hatte. Aber dann, als es immer besser wurde, als schon die ersten Lusttropfen in seiner Unterhose landeten, kamen die Zweifel daran, ob das wirklich das Richtige war. Er fühlte sich mies, wenn er seinen Bruder einfach so ausnutzte, auch wenn es sich so verdammt gewollt angefühlt hatte. Dass Dan schlief, konnte doch kaum möglich sein – Aaron war total überfordert. Jetzt wurde schon mal eine Fantasie von ihm Wahrheit und er hatte keine Ahnung wie er damit umgehen sollte. Am liebsten hätte er Dan einfach geweckt und ihn um Rat gefragt, aber das ging offensichtlich nicht, vor allem, wenn der feststellte, was er da machte, während er selig vor sich hinträumte. Es gab also keine andere Möglichkeit und so hatte der Jüngere sich am Rande seines Höhepunktes einfach weggedreht. Er war geflohen, aber auch nicht richtig. Er war nervös, er war erregt und er war verwirrt und übermüdet. Die Chemiesachen schwirrten auch immer noch durch seinen Kopf, zusammen mit diesen zärtlichen Berührungen seines Bruders. Mit anderen Worten: Sein Herz hämmerte wie wild gegen seine Brust und Aaron hatte keine Ahnung, wie er damit umgehen sollte. Er wollte aber auf jeden Fall, dass Dan wusste, dass er es toll gefunden hatte und dass es ihn unglaublich aufgeputscht hatte und dass er eben einfach nur nervös wie sau war; darum nahm er Dans Hand, bevor er irgendetwas anderes hatte tun können, und presste sie gegen seine Brust, direkt über seinem Herzen. Dan sollte spüren, was er in ihm ausgelöst hatte, wenn er denn wach war. Wenn er schlief, würde das bestimmt auch in sein Unterbewusstsein vordringen – zumindest hoffte Aaron das. Die kleinen Bewegungen, wie Dans Fingerspitzen über seine Brust strichen, beruhigten ihn. Es fühlte sich an, als würde sein Bruder ihm sagen wollen, dass alles okay war und dass es keinen Grund mehr gab, nervös zu sein und das klappte tatsächlich auch, sodass der Jüngere irgendwann in das Land der Träume abdriftete, zusammen mit Danny, dem Nacktmull, Froyo, Dance Dance Revolution, Tacos, Penisringen, Chemie und vor allem ganz viel Dan ♥ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)