Zuckersüße Küsse von May_Be ================================================================================ Kapitel 7: Die E-Mail --------------------- Nach dem Unterricht packte Minako hastig ihre Sachen zusammen und verließ beinahe als erste die Klasse. Sie wollte heute nicht mehr auf Yoshiro treffen, was sich nicht als einfach erweisen würde, denn heute war Freitag, das hieß, dass sie gleichzeitig Schluss hatten und gemeinsam nach Hause gehen würden. Seit sie in unterschiedliche Klassen gingen, hatten sie auch unterschiedliche Stundenpläne. Lediglich am Freitag hatten sie beide 8 Stunden. Minako sah die Eingangstür vor sich und steuerte direkt darauf zu. Bis er ihren Namen rief. Minako hielt kurz inne, ging dann aber weiter, schneller. Doch bevor sie das Gebäude verlassen konnte, wurde sie am Arm gepackt. „Minako! Hast du mich nicht gehört?“ Yoshiro drehte sie zu sich herum und sah sie fragend an. „Doch, ich...“, stammelte sie und war auf der Suche nach einer Erklärung für ihr merkwürdiges Verhalten. „Läufst du etwa vor mir weg?“ Er traf es auf den Punkt! Doch Minako schüttelte den Kopf. Was in ihr vorging würde sie ihm ganz sicher nicht auf die Nase binden. „Nein. Ich musste nur ganz schnell etwas erledigen.“ Yoshiro betrachtete sie eingehend und schien mit ihrer Aussage halbwegs zufrieden zu sein, denn er fragte nicht weiter nach. Er ließ sie jedoch nicht gehen, sondern hielt sie immer noch fest. „Was war vorhin los mit dir?“, fragte er besorgt. Nein, bitte nicht... Sie wollte sein Mitleid nicht. Minako spürte wie ihre Augen wieder brannten. Verdammte Tränen. Yoshiro zog sie näher an sich heran. „Du weißt, dass du mit mir reden kannst. Immer. Über alles.“ Seine freie Hand strich ihr sanft über den Kopf. Wenn er nur wüsste, dass er es ihr damit nur noch schwerer machte. Minako biss sich auf die Unterlippe und drückte ihn nach wenigen Augenblicken wieder von sich. „Es ist alles gut“, versuchte sie ihn zu überzeugen, aber sie glaubte nicht einmal sich selbst, was sie da von sich gab. „Ich muss jetzt los.“ Sie wartete, bis Yoshiro sie aus seinem Griff befreite, und wandte sich zum gehen. „Mach's gut, Amamiya.“ Amamiya? So hatte sie ihn schon lange nicht mehr genannt. Yoshiro sah ihr hinterher, wie sie aus dem Gebäude flüchtete. Es sah wirklich nach einer Flucht aus. Sonst ging sie ihm nie aus dem Weg. Sie hatten sich immer über alles unterhalten können. Bis jetzt. Und was hatte sie heute so Unerwartetes vor? Gestern hatten sie nichts davon erwähnt und er ging davon aus, dass sie heute den Nachhauseweg gemeinsam antreten würden. Außerdem hatte er sich noch gar nicht für die Nusshörnchen bedankt. „Yoshiro!“, rief eine Stimme hinter ihm und Yoshiro wandte sich zu seinem Freund, Arata, um. Er kam auf ihn zu gestürmt und blieb keuchend vor ihm stehen. „Gut, dass ich dich noch erwischt habe. Du warst so schnell aus der Klasse verschwunden, da hab ich dich nicht mehr geschafft nach Minakos Email-Adresse zu fragen.“ Yoshiro erinnerte sich daran, dass Arata sich ja mit Minako verabreden wollte. Wieder schlich sich ein unbestimmtes Unbehagen in sein Inneren ein. Es drückte ihm auf den Magen, ließ sein Herz verkrampfen. Was war nur wieder los? Wurde er krank? Yoshiro holte sein Handy aus der Hosentasche. „Ich maile dir ihre Adresse.“ „Danke man!“ Yoshiro steckte das Handy wieder ein und sah zu Arata. Sein Freund schien sich aufrichtig darüber zu freuen. Da Minako gegangen war, ging er zusammen mit Arata zur Bahn. Sie mussten ab dort in verschiedene Richtungen. Den Weg über sprachen sie nicht miteinander, da Arata die ganze Zeit auf sein Handy starrte. „Was machst du denn da?“, fragte Yoshiro nach einiger Zeit und sah zu Arata. Arata seufzte verzweifelt. „Ich weiß nicht, wie ich Minako auf das Date ansprechen soll.“ Bei dem Wort „Date“ wurde Yoshiro ganz flau im Magen. So weit er wusste, hatte Minako noch nie ein Date gehabt. Ob sie mit Arata tatsächlich ausgehen würde? „Frag sie doch einfach“, meinte Yoshiro, „kann doch nicht so schwer sein.“ Arata warf ihm einen herausfordernden Blick zu. „Ach ja? Dann mach doch!“ Er hielt Yoshiro sein Handy entgegen. Yoshiro nahm seufzend das Handy und tippte eine Nachricht. Hallo Minako, ich wollte dich fragen, ob du am Wochenende schon was vor hast. Wenn nicht, können wir doch was unternehmen? Ich würde mich freuen. Arata Fast hätte er seinen Namen unter die Nachricht gesetzt. Arata las sich die Nachricht durch. „Soll ich sie wirklich direkt beim Vornamen nennen? Ich meine, wir kennen uns, aber... das ist so persönlich.“ Yoshiro war das gar nicht aufgefallen, weil er ja praktisch aus seiner Sicht geschrieben hatte. „Du willst sie doch treffen. Das ist doch persönlich genug, oder?“ Arata grinste daraufhin und drückte auf Senden. „Drück mir die Daumen, man!“ Yoshiro lächelte zuversichtlich, auch wenn das dumpfe, bedrückende Gefühl nicht verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)