Zuckersüße Küsse von May_Be ================================================================================ Kapitel 13: Ein Schritt Richtung Glück -------------------------------------- Seit dem letzten Gespräch waren bereits einige Tage vergangen. Heute war Freitag und Minako hatte sich immer noch nicht bei ihm gemeldet. Sie antwortete nicht auf seine Emails und in der Schule ging sie ihm aus dem Weg. Es war zum Haareraufen! Yoshiro ließ seinen Blick nachdenklich über den Schulhof gleiten. Er verbrachte die Mittagspause draußen, allein, weil er nachdenken musste. Am Sonntag hatte er Minako geküsst und sie hatte sogar mitgemacht. Sie war sogar alles andere als abgeneigt. Er hatte nicht einmal geahnt, dass Minako so leidenschaftlich sein konnte. Es war aber auch irgendwie süß, dass sie trotz ihrer leidenschaftlichen Ader manchmal verlegen dreinblickte. Er wollte sie wieder küssen, aber das konnte er ihr wohl unmöglich anbieten. „Warum so grüblerisch?“ Aratas Stimme ließ ihn aufblicken. Sein Freund setzte sich zu ihm auf die Bank und lehnte sich zurück. „Ist es wegen Minako?“, fragte er nach, ohne Yoshiros Antwort abzuwarten. Arata traf es auf den Punkt. Etwas in Yoshiros Inneren zog sich unangenehm zusammen. Er nickte leicht. Er wollte und konnte seinen Freund nicht anzulügen, auch wenn ihm eine leise, dunkle Stimme zuflüsterte, dass er es musste. Sogleich meldete sich sein schlechtes Gewissen. Er hatte Minako geküsst, obwohl er wusste, dass sein Freund Interesse an seiner besten Freundin zeigte. Seit dem Viererdate hatte Arata Minako nicht mehr getroffen. Daran war wahrscheinlich sogar Yoshiro Schuld. „Habt ihr euch gestritten? Ich hab euch schon länger nicht mehr zusammen gesehen.“ Yoshiro seufzte und stützte seine Arme locker auf seinen Oberschenkeln ab. Konnte man das denn wirklich so nennen? „Kann man so sagen...“, murmelte Yoshiro und wurde wieder nachdenklich. Er hatte seine beste Freundin geküsst und er bereute es nicht einmal. Er hatte nicht einmal ein schlechtes Gewissen gegenüber Hina. Was sagte das bitte über ihn aus? Aratas unerwarteter Schlag gegen seine Schulter rüttelte ihn aus seinen grüblerischen Gedanken. „Hey, was soll das?!“, beschwerte sich Yoshiro und rieb sich die pochende Stelle. Aratas Gesichtsausdruck wurde ernst. So kannte Yoshiro ihn gar nicht. Arata war stets der witzige, lockere Typ. Dass er auf einmal so ernst wurde, passte gar nicht zu ihm. „Du bist echt der blindeste Idiot, den ich je getroffen hab!“, meinte Arata aufgeregt. Gab es denn überhaupt eine Steigerung von „blind“? - ging es Yoshiro kurz durch den Kopf, bevor er von seinem Freund noch einen Schlag gegen die Schulter kassierte. „Alter...“ Yoshiros Geduldsfaden drohte zu reißen. „Wann merkst du endlich, dass Minako dich liebt!“ Aratas Vorwurf ließ Yoshiros Ärger über die Gewalttätigkeit seines Freundes mit einem Mal verschwinden. Dass Minako ihn liebte, hatte Arata schon immer behauptet. Aber sie hatte es ihm nie direkt gesagt, es nie in Worte gefasst. Wie konnte Arata sich dann so sicher dann? Gerade, als Yoshiro zu einer Antwort ausholen wollte, fiel es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen. Jeder Moment mit ihr lief vor seinem inneren Auge ab und er sah alles auf einmal in einem ganz anderen Licht: Ihr liebevoll verziertes Gebäck, das sie fast jeden Tag für ihn backte (sogar vor der Schule!); ihre Reaktion darauf, als sie von ihm und Hina erfuhr; ihre Worte, die sie ihm beim letzten Gespräch gesagt hatte - Was bin ich für dich?. All das und noch mehr ergab auf einmal einen ganz anderen Sinn. Minako liebte ihn wirklich, die ganze Zeit schon. Er war einfach nur zu blind, um es zu erkennen. Arata schien die Erkenntnis in seinen Augen zu sehen und wurde wieder ruhiger. Sein Freund versuchte ihn seit Ewigkeiten darauf aufmerksam zu machen, doch Yoshiro hatte es nie sehen wollen oder können. „Die Frage ist jetzt nur, was möchtest du?“, sagte Arata in einem ruhigen Ton. Das hatte Minako ihn auch gefragt. Manchmal wunderte sich Yoshiro sehr über Aratas weisen Worte. Seine Frage war berechtigt, denn schließlich war er mit Hina zusammengekommen. Aber diese Beziehung hatte nicht länger als fünf Tage gedauert. Nachdem Yoshiro das letzte Mal am Montag mit Minako gesprochen hatte, musste er die ganze Zeit an sie und ihre Worte denken. Irgendetwas hatte er falsch gemacht und die Beziehung mit Hina gehörte eindeutig dazu. Am Dienstag vor der Schule hatte Yoshiro Hina abgefangen und ihr gesagt, dass er die Beziehung beenden möchte. Sie war nicht gerade erfreut darüber, aber nahm es doch gefasst auf. Als hätte sie es geahnt, dass bald Schluss sein würde. Die einzige Frage, die sie ihm stellte, lautete: Ist es wegen Miyazawa? „Ich glaube, ich weiß, was ich will...“ Yoshiro war sich seit langem nicht mehr so sicher wie in diesem Moment. Arata war mit dieser Antwort zufrieden. „Dann wird es Zeit, den Schritt in Richtung Glück zu machen.“ Yoshiro sah zu seinem Freund. Es gab noch eine Sache, die geklärt werden musste, bevor Yoshiro diesen Schritt wagte. „Und du hast nichts gegen?“ Yoshiro hatte trotz der unterstützenden Worte seines Freundes das Gefühl ihn zu hintergehen. Arata sah mit einer gehobenen Augenbraue zu Yoshiro, als würde er nicht verstehen, was dieser meinte. „Ich stand dir nie im Weg, Yoshiro Amamiya. Das warst immer nur du selbst.“ Die Last fiel auf einmal von Yoshiros Schultern ab und ließ ihn erleichtert aufatmen. Dann jedoch nahm er seinen Freund grinsend in den Schwitzkasten und hielt ihn fest. „Nun bloß nicht frech werden, verstanden?!“ Sie rangen ein wenig miteinander, bevor sie in schallendes Gelächter ausbrachen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)