Find your own way von Kokoro-Tamashi ================================================================================ Kapitel 29: Verschmähte Herzen ------------------------------ Weißt du, was das heißt, zu lieben und verschmäht zu werden? Das ist nicht wie sonst ein Leid. Nimmt man mir heute etwas, so lern' ich morgen, daß ich's entbehren kann. Schlägt man mir eine Wunde, so hab' ich Gelegenheit, mich im Heilen zu versuchen. Aber, behandelt man meine Liebe wie eine Thorheit, so macht man das Heiligste in meiner Brust zur Lüge. Christian Friedrich Hebbel   *.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Hikari*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*   Es dauerte nicht lange bis der Krankenwagen auf dem Sportplatz ankam und Taichi ins Krankenhaus beförderte, er kam zunächst nicht wieder zu sich und die kleine Schwester sowie seine Freunde machten sich große Sorgen um ihren ehemaligen Anführer. Hikari durfte als Schwester mit im Krankenwagen fahren und die Freunde wollten so schnell wie möglich ins Krankenhaus nachkommen. Hikari rief unterwegs ihre Eltern an, auch diese machten sich umgehend auf den Weg. „Taichi-kun, kannst du mich hören?“, rief die Trägerin des Lichts und musterte ihren großen Bruder besorgt, noch immer fühlte er sich kochend heiß an und dennoch schien er am ganzen Körper zu zittern, die Sanitäter nahmen ein Fieberthermometer und stellten fest, dass der junge Mann bereits eine Körpertemperatur von 39,9° Grad erreicht hatte. Wie konnte er nur in diesem Zustand Fußballspielen? Er war so unvernünftig. Sie kamen im Krankenhaus an und wurden zur Notfallaufnahme gebracht. An diesem Tag hatte Joe Dienst und die junge Yagami verlangte direkt nach ihm. Es dauerte nicht lange, bis Joe auch bei seinen Freunden erschien und realisierte kurz was geschehen war. Er ließ sich von den Rettungssanitätern kurz berichten, dass Taichi aufgrund körperlichen Überanstrengung mit starker Körpertemperatur zusammengebrochen war. Er zeigte den Sanitätern kurz mit einer Handbewegung, dass sie Taichi in einen Untersuchungsraum fahren sollten, der sich hinter der Notfallambulanz befand. Dann sah er kurz zurück zur jungen Yagami und musterte auch sie besorgt. „Mach dir keine Sorgen Hikari-chan, wir werden ihm jetzt ein Antibiotikum geben, damit die Temperatur wieder gesenkt wird und wenn es anschlägt braucht er nicht mal über Nacht zu bleiben, okay?“ Hikari nickte betrübt, während sie schon hörte wie ihre Freunde angerannt kamen. „Wie geht es Taichi-kun?“, fragte Mimi verzweifelt. „Joe-Sempai kümmert sich um ihn.“ Takeru schritt gleich auf seine schwangere Freundin zu „Geht es dir gut?“, fragte der Blonde besorgt nach. Die Braunhaarige nickte: „Soweit schon, ich hoffe das es Taichi bald bessergeht.“   Der Tag nahm alle Freunde sehr mit, mittlerweile wurde Taichi wieder wach und durfte Besuch empfangen, jedoch war die Temperatur noch nicht runtergegangen. Yuri kam jede Stunde und wechselte die Wadenwickeln des Yagamis und kontrollierte das er auch genug Flüssigkeit zu sich nahm. Die Schmerzmittel die gegen die Gliederschmerzen und das Antibiotikum das gegen das Fieber helfen sollte, wirkte nur langsam, daher entschied Joe Taichi über Nacht im Krankenhaus zu behalten. Taichi dürfte erst das Krankenhaus verlassen, wenn er eine Temperatur von unter 38,5° Grad erreichen würde. Mimi und Hikari blieben dabei die ganze Zeit bei Taichi im Krankenzimmer, während sich die restlichen Besucher abwechselten, auch Yamato kam kurze Zeit später, nachdem Sora ihn benachrichtigt hatte.   Nach bitten ihres Freundes gab sich Hikari schließlich geschlagen und ging mit Takeru in die Cafeteria. Er wollte das seine Freundin etwas zu sich nahm. „Na komm Hika, iss mal etwas“, sagte der Blonde mitfühlend und holte gerade einen Teller mit einer kleine Portion Reis und Geschnetzeltem hervor und stellte es der Kleineren auf den Tisch ab. Sie blickte auf das essen und stichelte mit einer Gabel etwas missmutig darin herum, doch entschied sich dann auch wenn sie eigentlich keinen Hunger hatte, zu essen. „So ist brav“, lächelte der Blonde „Schmeckt noch immer besser, als das essen von Mama“, lachte die Braunhaarige. „Das ist auch nicht besonders schwer,“ erwiderte der Oberschüler grinsend. Hikari nickte und sah zurück zu ihrem Freund. „Das stimmt.“ Nach zehn Minuten war der Teller leer und Hikari schob den Teller von sich weg. „Darf ich jetzt zurück zu meinem Bruder?“, hakte sie bei ihrem Freund nach. Takeru sah sie besorgt an. „Du musst auch auf dich aufpassen Hika, Taichi-kun wird schon bald wieder der alte sein.“ „Das hoffe ich wirklich und zwar in allen Lebenslagen, es ist doch blöd, dass er momentan so viel Pech hat“, murmelte die Braunhaarige nachdenklich.   Hikari bemerkte ein kurzes aber intensives zwicken in ihren Unterbauch und verzog das Gesicht. „Alles okay Hika?“, hakte der Basketballspieler gleich nach, als er sah wie seine Freundin schmerzlich ihre Lippen aufeinanderpresste. „Irgendwie habe ich gerade Krämpfe“, nuschelte die Brünette. Sofort sprang Takeru von seinem Platz auf und lief zu seiner Freundin. „Krämpfe? Das ist nicht gut, das kommt sicher wegen der ganzen Aufregung des heutigen Tages“, mutmaßte der Blonde. Er sah sich in der Cafeteria um und suchte nach einem Arzt oder Pfleger, doch er fand nur Angehörige und Patienten. „Es geht gleich wieder, Keru“, versuchte die Brünette ihren Freund zu beschwichtigen. „Nein, ich rufe Joe mal an.“ Gesagt wie getan schnappte sich der Blonde sein Telefon und rief seinen blauhaarigen Freund an. Kurz erklärte Takeru was los war und ein paar Minuten später tauchten Joe mit Yuri und einem Rollstuhl auf. „Man, die Familie Yagami hält mich heute ganz schön auf trapp“, beklagte sich der junge Assistenzarzt, als sie die Jüngere abholten. Sie fuhren die Braunhaarige zur Gynäkologie rauf. Eigentlich wollte der Blauhaarige so schnell wie möglich das Weite suchen, denn die Gynäkologie war sicher nicht sein Wunschfachbereich und bei einer jüngeren Freundin, die auch noch die Schwester von Taichi war, wollte er schon gar nicht genauer nach- beziehungsweise hinsehen. „Wo willst du hin Joe-Sempai?“, hakte die junge Yagami verwirrt und ängstlich nach. „Ich rufe eine Kollegin“, erklärte der Brillenträger unbeholfen und ging weiter zur Türe. „Er hat es nicht so mit den weiblichen Geschlechtsorganen...“, erwiderte Yuri zügig, wurde prompt rot im Gesicht und korrigierte haspelnd ihren vorherigen Satz. „Ähm...ich meine in fachlicher Hinsicht.“ Takeru und Yuri halfen Hikari beim Aufstehen und setzten sie vom Rollstuhl auf den Behandlungsstuhl.   „Ahhh“, rief die junge Yagami erneut auf. „Zieh dein Rock aus Hikari-chan“, forderte die junge Krankenschwester bei der Trägerin des Lichts auf. Nachdem die junge Frau ihren Rock komplett abgestreift hatte, blickte sie gleich auf ihre Unterhose die mit einem Mal rot statt weiß war. Panisch schlug sie ihre Hand vor ihrem Mund. „Keru“, flüsterte sie ängstlich „Mein Baby.“ „W-was ist das?“ fragte der werdende Vater aufgeregt bei Yuri nach, die sich mit den Jüngeren alleine im Krankenzimmer befand, da Joe schon losgegangen war um eine Kollegin zu konsultieren. „Macht euch erst mal keine Sorgen Zwischenblutungen können in der Schwangerschaft ganz normal sein, erst Recht, wenn man viel Stress und Sorgen hat und beides hattest du heute zu genüge, entspann dich einfach okay?“ Unsicher nickte Hikari mit dem Kopf, während sie nach den Händen ihres Freundes suchte. Yuri bereitete alles für einen Ultraschall vor und wartete gemeinsam mit ihren Freunden darauf, dass endlich ein Arzt auftauchen würde.   Kurze Zeit später tauchte Joe zusammen mit einer junge Ärztin auf, die ein Jahr weiter als der Brillenträger war. „Hallo mein Name ist Dr. Iwabuchi, sie sind als schwanger und haben Krämpfe?“ fragte die junge Ärztin bei ihrer Patientin nochmal nach. „Ja und jetzt auch Blutungen“, erwiderte sie traurig. „Dann machen wir erst mal eine Sonographie und dann schauen wir weiter“, schlug die junge Ärztin vor, setzte sich auf einen kleinen schwarzen Hocker und stellte den Monitor in die Richtung von Hikari und Takeru. „Das könnte jetzt etwas kalt werden“, sprach die Ärztin mit ruhiger Stimme weiter und die Oberschülerin spürte eine geleeartige Flüssigkeit an ihrem Unterbauch. Die Ärztin nahm die Sonde in die Hand und ließ diesen an Hikaris Unterleib wandern. Augenblicklich erschien am Bildschirm ein kleiner Embryo mit deutlichem Herzschlag. Erleichterung machte sich in der junge Frau breit, während auch Tränen in ihren Augen glitzerten, auch Takeru ließ sich geschafft auf einem Stuhl nieder, ließ die Hand seiner Freundin jedoch zu keinem Zeitpunkt los. „Na da haben wir ja ihren kleinen Schatz und zwar putzmunter“, strahlte die Ärztin. „Zur Sicherheit werde ich aber noch ihren Gebärmutterhals und den Schambereich untersuchen um zu schauen wo die Blutung herkommt“, erklärte die Ärztin. „Ja, ich schau dann mal nach deinem Bruder“, erklärte Joe mit rotem Kopf und verließ geradezu fluchtartig den Raum. Yuri schüttelte fassungslos den Kopf „Idiot.“   „Kann es sein, dass sie in den letzten 24 Stunden Geschlechtsverkehr hatten?“, fragte die Ärztin bei dem Pärchen nach. „Ähm ja“, antwortete die junge Frau wahrheitsgemäß und es legte sich ein roter Filter um ihre zierliche Nase. „Okay, wissen sie der Muttermund wird während der Schwangerschaft besonders gut mit Blut versorgt, und manchmal kann es nachdem Geschlechtsverkehr zu kleinen Verletzungen der Adern kommen, die jedoch ungefährlich für sie und ihr Baby sind“, erklärte die junge Ärztin mitfühlend. „Also sollten wir besser keinen Sex mehr haben, solange ich schwanger bin?“, fragte Hikari bei der Ärztin nach und jetzt war sie doch froh, das Joe nicht mehr ihr behandelnder Arzt war. „Was?“, fragte auch Takeru geschockt nach und hoffte, dass die Ärztin einen anderen Vorschlag hatte. Wie sollte er denn bitte sechs Monate ohne Sex überleben? „Doch sie können weiterhin miteinander schlafen, nur vielleicht ein wenig vorsichtiger“, erwiderte die Ärztin mit einem Lächeln. „Takeru geht ja ganz schön ran“, trällerte Yuri im Hintergrund fröhlich, während Hikari der Veganerin nur einen bösen Blick zuwarf. „Sie sollten sich in den nächsten 24 Stunden schonen, viel trinken und na ja auch zunächst auf den Geschlechtsverkehr verzichten, bis ihr Arzt ihnen ein klares `Go` gibt, aber länger als zwei Wochen sollte das nicht dauern.“ „Vielen Dank Dr. Iwabuchi.“   Hikari war erleichtert, dass mit ihrem Baby alles in Ordnung war. Schon jetzt konnte sie es sich nicht mehr vorstellen ohne Baby zu sein, auch wenn sie noch ein paar Monate warten müsste bis sie ihr Baby tatsächlich sehen würde. Sie konnte es kaum erwarten in die Augen ihres Kindes zu sehen. „Unglaublich wie groß Little You schon geworden ist, findest du nicht auch?“, fragte der Blonde bei seiner Freundin nach, blickte auf das neueste Ultraschallbild und hauchte seiner Freundin einen Kuss auf die Stirn. „Oh Ja.“  Yuri wischte die Flüssigkeit von Hikaris Unterbauch mit einigen Papierhandtüchern weg und staunte auf die kleine Wölbung die sich nicht länger bestreiten ließ. „So eine Schwangerschaft ist doch wirklich ein Wunder“, erwiderte sie fröhlich. „Ja, das stimmt, ich bin auch immer ganz aufgeregt, wenn wir einen Frauenarzttermin haben und wir Little You wiedersehen können. Wir sind immer ganz erstaunt wie es sich immer verändert und entwickelt“, erzählte sie verträumt. „Wann ist eigentlich der errechnete Geburtstermin?“ wollte die hübsche Krankenschwester wissen. „Am 17. Januar“, antwortete die junge Frau zufrieden. „Schön.“   Plötzlich ging die Türe auf und Yuuko Yagami trat zur Türe rein „Hikari, ich habe gerade Joe getroffen, alles in Ordnung?“ fragte die besorgte Mutter nach. „Ja, alles wieder gut, ich habe keine Krämpfe und keine Blutungen mehr. Ich muss mich nur etwas schonen“, erklärte die Braunhaarige ihrer Mutter. „Was ist heute nur für ein Tag?!“ „Entschuldigung Mama“, sagte das jüngste Familienmitglied reumütig. „Du kannst ja nichts dafür.“ „Das erinnert mich immer an einem Spruch den meine Mutter immer gesagt hat: Kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen“, dachte Yuri laut nach. „Da ist wohl mal was Wahres dran“, sagte Yuuko und legte ihrer Tochter ein paar Haarsträhnen, die an ihrer Stirn klebten zur Seite.  „Wie geht es denn Taichi?“, hakte der blonde Oberschüler nach. „Die Temperatur geht langsam runter, aber die Nacht wird er noch hierblieben um weiter zu Kräften zu kommen. Musst du auch über Nacht bleiben?“ Hikari schüttelte den Kopf. „Nein, ich darf nach Hause, zwar muss ich strenge Bettruhe einhalten, aber ich brauche nicht hier zu bleiben“, berichtigte sie ihrer Mutter. „Wenigstens etwas.“   Hikari war froh, so viele liebe Menschen an ihrer Seite zu haben die ihr halfen und zur Seite standen. Sie würde alles dafür tun um ihr Baby zu beschützen. Zusammen mit Takeru. Sie würden eine Familie werden, zwar sehr viel früher als gedacht, aber das würde ihnen keiner kaputt machen können. Aus Liebe würde Leben werden, noch trug sie unter ihrem Herzen ihren ganzen Stolz und dennoch spürte sei bereits die tiefe Verbundenheit. Welche Familie war schon perfekt? Keine aber sie mussten nicht perfekt sein, sie mussten sich nur lieben und füreinander da sein. Aufeinander aufpassen und sich gegenseitig beschützen dann hatten sie schon viel gewonnen. Hikari lächelte zufrieden und blickte positiv in ihre Zukunft.   *.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Sora*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*   Immer und immer wieder entrang ihrer Kehle ein Seufzen, während sie durch das Blickfenster in der Türe zu dem Yagami blickte, der sich dem erholenden Schlaf hingab. Seine Hand lag dabei in der kleinen Hand der Tachikawa, ihrer besten Freundin. Wie sehr sich Sora doch wünschte, selbst an dieser Stelle zu sitzen und bei Taichi zu sein. Aber ihr war es nicht gewährt. Bei seinem Zusammenbruch hatte er nach Mimi, nicht aber nach seiner besten Freundin verlangt. Wahrscheinlich würde sie niemals sein Herz erobern, egal was sie versuchte. In festen Händen hielt nämlich bereits Mimi das Herz des Yagami in ihren Händen. Damals war es für Sora ein Schlag ins Gesicht gewesen, zu erfahren, dass ihre beste Freundin ein Auge auf den Fußballer geworfen hatte. In ihrer Verzweiflung tischte sie der Tachikawa eine Lüge nach der Anderen auf und trieb sie somit direkt in die Armes des rothaarigen Computerfreaks. Eine Wahl, die selbst Sora treffender für die Jüngere fand, als Taichi selbst. Aber auch sie wusste, wie es war, wenn man sich nicht wie geplant verliebte. Yamato hatte ihr immer gutgetan, war für sie da und legte ihr die Welt zu Füße. Und was tat sie? Sie trat die Bemühungen des Blonden mit Füßen und verliebte sich in dessen Freund. Dabei prophezeite man ihr und Yamato eine hervorragende Zukunft. Manchmal sehnte sich die Rothaarige dahin zurück, sehnte sich nach der Sicherheit und Geborgenheit des Musikers. Doch dann fiel ihr schmerzlich ein, dass ihr Herz bei seinem besten Freund, nicht aber an Yamato selbst hing. Sie kämpfte auf verloren Posten. Allein wenn sie die Blicke zwischen Taichi und Mimi beobachtete, zog ein stechender Schmerz durch den Körper. Auch bei seinem Zusammenbrach vor wenigen Stunden war es scheinbar Mimi, die er sehen und bei sich wissen wollte. Nicht Sora. Sie tat gut daran, sich mit diesen Gegebenheiten abzufinden. Doch es tat so weh…   „Willst du nicht reingehen?“ Die Angesprochene fuhr zusammen, als sie die Stimme von Yamato hinter sich vernahm. Sie war froh, dass sie sich ausgesprochen hatten, aber es war ihr unangenehm, dass er sie mit diesem wissenden Blick ansah. „N-Nein…i-ich…ich glaube, ich geh nach Hause…“, flüsterte sie niedergeschlagen. Die junge Frau wich seinem Ausdruck aus, wusste sie doch ganz genau, dass auch er wusste, wie es in ihr aussah. Ein unangenehmes Gefühl. „Ich habe dir gesagt, du wirst sein Herz nicht gewinnen. Du solltest vielleicht beginnen, auch jemand anderen die Chance zu geben…“, erklärte er direkt, aber auch mit einfühlsam klingender Stimme. „Musst du mir das jedes Mal sage?! Ich weiß das selber! Aber es ist nicht besonders einfach, okay? So von jetzt auf nachher sich verlieben…“ „Was du nicht sagst…“, erwiderte Yamato nur sarkastisch und öffnete die Zimmertüre seines besten Freundes. Verdutzt sah die Takenouchi ihrem Exfreund nach. Hatte sie ihm wehgetan oder warum reagierte er plötzlich so angepisst? Doch schon im folgenden Moment fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. „Ich Idiotin…“, murmelte sie nur wütend und fuhr sich durch ihre roten Haare. Konnte nicht einmal was so funktionieren, wie man sich es vorstellte? In letzter Zeit ging wirklich alles schief, was nur schiefgehen konnte.   Die junge Frau beschloss nach Hause zu gehen. Sie fühlte sich so und auch so vollkommen fehl am Platze und wollte nicht weiterhin dem jungen Glück im Krankenzimmer zusehen. Vielleicht sollte sie sich auch einfach die Worte ihres Exfreundes zu Herzen nehmen. Bei ihm wusste sie schließlich, dass er noch eine lange Zeit Gefühle für Sora gehegt hatte. Es tat der Takenouchi immer leid, teilweise sogar weh, ihn leiden zu sehen, doch wollte sie ihm einfach nichts vormachen, was nicht der Realität entsprach. Aber mittlerweile schien dies nicht mehr sonderlich relevant zu sein. Denn scheinbar hatte er nun einen anderen Augenstern. Es wurmte Sora tatsächlich etwas. Jeder ihrer Freunde schien sein Glück irgendwie zu finden. Nur sie nicht. Sie… und Koushiro.   Dieser Gedanke kam ihr, als sie das Gebäude des Krankenhauses verließ und direkt in ihrem Blickfeld den Izumi erkannte. Er hatte sich auf eine der Parkbänke niedergelassen und tippte irgendwas in sein Handy ein. Erst jetzt fiel ihr richtig auf, dass er gar nicht mehr im Krankenhaus war, sondern sich schon vor geraumer Zeit zurückgezogen hatte. Für den Computernarren musste die ganze Situation ebenfalls ziemlich belastend sein, schließlich wussten sie alle, dass er noch immer Gefühle für die Tachikawa hegte. Die saß allerdings am Bett von Taichi und würde in nächster Zeit sicher nicht aufstehen. Schweigend schritt sie zu dem Träger des Wissens und musterte in kritisch, bevor sie ihre Worte aussprach: „Was machst du denn hier draußen? Ganz allein?“, fragte sie neugierig und schaffte es erst durch ihre Frage, den Jüngeren aus den Gedanken zu reißen. Verwirrt hob er den Blick und sah in das Gesicht von Sora. „I-Ich…ähm…ich warte auf Mimi-chan…“, erwiderte er ruhig und steckte das Handy in seine Jackentasche. Die Takenouchi hob nur verwirrt die Augenbrauen. „Auf Mimi-chan? Dir ist aber schon klar, dass sie sicherlich die nächsten paar Stunden nicht von seiner Seite weichen wird, oder?“, fragte sie verständnislos. Koushiro zuckte jedoch nur unbekümmert mit den Schultern. „Na und? Ich werde trotzdem für sie da sein, wenn sie gehen muss…“ „Du bist doch bescheuert. Nichts für Ungut. Es ist doch offensichtlich, dass sie sich für dich nicht entscheiden wird… Warum machst du dir selbst das Leben so schwer?“, fragte sie aufgebracht und verschränkte die Arme streng vor der Brust. „Ich gebe halt die Hoffnung nicht so schnell auf. Zumal Mimi-chan nicht nur meine Exfreundin, sondern auch meine beste Freundin ist. Wenn sie unglücklich ist, möchte ich für sie da sein. Besonderes nachdem sie den Entzug hinter sich gebracht hat!“   Sora biss sich auf die Unterlippe. Unbewusst hatte Koushiro eine Flut schlechtes Gewissen in ihrem Inneren ausgelöst. Sie wollte sich dieser Emotion nicht hingeben, aber sie konnte nicht anderes. Wie für Taichi, war auch sie die beste Freundin von Mimi. Aber sie wollte nicht jedes Mal damit konfrontiert werden, wie sich die beiden verliebt anstarrten und verträumte Blicke austauschten. Ehrlich gestanden kotzte es Sora richtig an, die beiden miteinander glücklich zu sehen. Irgendwas in ihrem Inneren weigerte sich dagegen, sich für die Beiden und ihr gemeinsames Glück zu freuen. Nein, sie wollte an der Stelle von Mimi sein. Genauso wie Koushiro an der Stelle von Taichi stehen wollte. Trotzdem blieb er bei der Tachikawa, obwohl das Zusammensein doch wahnsinnig schmerzlich sein musste. Sie verstand die Perspektive des Rothaarigen nicht.   „Ich verstehe dich nicht…“, flüsterte sie und ließ sich neben ihm nieder. „Tja… Du versuchst das Herz deines Schwarmes ja auch mit unfairen Mitteln zu gewinnen…“, schnaubte Koushiro verächtlich und demonstrierte ihr damit offensichtlich, dass er von ihren Aktionen wirklich nichts hielt. Sora seufze. „Ich weiß, dass ich die Sache nicht richtig angegangen bin. Aber wenigstens sehe ich ein, dass es aussichtslos ist.“ „Mimi und ich haben uns an ihrem Geburtstag geküsst… Freiwillig…“, erklärte Koushiro. Überrascht sah Sora den Rothaarigen an. „Was?! Wie? Warum das?“ „Sie war traurig und ich war möglicherweise zur richtigen Zeit, am rechten Ort“, erklärte er neutral. „Tzz. Aber das hat doch gar nichts zu bedeuten. Mimis Geburtstag war einfach nur ein Reinfall und sie war am Ende mit ihren Kräften!“ Koushiro sah in die rotbraunen Augen der Älteren, wirkte dabei gar ein wenig verletzt, lächelte jedoch. „Ja, vermutlich hast du Recht. Aber es gab einen Grund, warum Mimi und ich ein Paar geworden sind. Nicht nur, weil ich ihr bester Freund bin. Ich bin mir sicher, dass noch immer was zwischen uns ist…“, sagte er. Doch Sora glaubte ihm nicht. Kein Wort. Koushiro schien sich ja noch nicht einmal selbst zu glauben. Es klang wie ein Mantra, welches er sich täglich aufsagte, nur um die Kraft zu erlangen, den Tag zu überstehen.   „G-Glaubst du…zwischen mir und Taichi ist irgendwas…?“, fragte sie zaghaft. „Sicher.“ Überrascht sah sie den Jüngeren an. „Wie sicher?“ „Naja…sicher ist da war zwischen euch. Aber Sora-san. Ganz ehrlich. Du weißt selber, dass er in dir nur seine beste Freundin sieht. Damals hat er zu dir aufgesehen und der Stärke deines Herzens vertraut. Das macht er heute auch noch. Aber du wirst niemals sein Herz gewinnen. Selbst wenn es Mimi-chan nicht gäbe“, erläuterte der rational denkende Student. Sora spürte, wie die Tränen in ihren Augen brannten, während sie sich von Koushiro abwand. „Das heißt also, ich bin nicht attraktiv genug?“ Koushiro schnaubte nur. Frauen konnten wirklich so anstrengend sein. „Schwachsinn. Das hat gar nichts damit zu tun. Aber ich weiß, welch Lawinen es auslöst, wenn man sich in die beste Freundin verliebt. Man hat Angst, sie für immer aus dem Leben streichen zu müssen, wenn es mit der guten Liebe nicht funktioniert. Viele Beziehungen zerstören langjährige Freundschaften. Du bist für ihn seine beste Freundin. Egal was du machst. Du wirst diese Rolle wohl immer haben, auch wenn er nach manchen Handlungen sauer auf dich sein wird, wird er dir wohl immer verzeihen. Aber sein Herz gehört einer anderen…“, erläuterte er. „Genauso wie Mimis Herz einem anderen gehört“, schoss sie zurück. Koushiro schüttelte den Kopf. „Benehme dich bitte nicht so kindisch, Sora. Ich weiß, was ich fühle und ich werde warten. Vielleicht kämpfe ich tatsächlich auf verlorenen Posten. Aber ich bin mir sicher, dass zwischen uns noch was ist…“, hauchte er. Dann sah er sie aber mit einem warmen Lächeln an und Sora wich zurück. „Ich werde immer für Mimi da sein. Auch wenn sie mit Taichi zusammenkommt. Wenn er sie glücklich macht, ist das okay für mich. Denn das ist es, was mir am Wichtigsten ist. Ich möchte, dass sie glücklich ist…“ Bemitleidend sah sie ihn an. „Koushiro… das wird dir selbst das Herz brechen? Warum tust du dir das alles an?“, fragte sie verständnislos. Er seufze. „Ich weiß auch nicht. Wahrscheinlich, weil ich masochistisch veranlagt bin. Oder weil ich sie glücklich machen will. Noch weiß ich nämlich nicht, ob Taichi der richtige Mann ist, um sie glücklich machen zu können. Aber die Zeit wird alle Fragen beantworten. Und vielleicht wird auch die Zeit irgendwann das Glück für mich bereithalten. Wann das sein wird, kann ich nicht einmal mit meinem PC herausfinden. Doch ich warte…“, erklärte er und sah dabei gen Himmel, während er sich zurücklehnte.   Sora selbst war tatsächlich beeindruckt von seiner positiven Einstellung der Welt entgegen. Sie war sich nicht sicher, ob auch sie dies alles konnte, ob auch sie diese Stärke erbringen konnte. Sora wusste nicht, ob sie Taichi an der Seite von Mimi glücklich sehen wollte. Natürlich wollte sie, dass er glücklich wurde, aber konnte er dafür nicht Sora selbst auswählen? Doch Koushiros Worte hatten sie zum Nachdenken angeregt. Sie beschloss, die Sache aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Schließlich war sie die beste Freundin von Taichi und Mimi. Als solche musste sie sich zunächst erstmal wieder bewähren. Sie wusste nicht, was passieren würde. Aber vielleicht war es auch einfach an der Zeit, eine andere Richtung einzuschlagen. Denn auch wenn sie nicht wollte, dass die beiden zusammenkamen, hatte Koushiro recht. Sie wollte, dass sie glücklich waren. Mimi, die schon immer für sie wie eine kleine Schwester war und Taichi, den sie liebte. Manchmal war es womöglich genau das Gefühl der Liebe, was von den Menschen wahnsinnig viel abverlangte. Aber genauso war es Liebe, wenn man manchmal verzichtete und versuchte, das Schlagen des eigenen Herzens zu ignorieren. Wenn man sich liebte, dann gab es viele Formen davon. Nicht nur auf der romantischen Basis, sondern auch freundschaftlich. Genau diese Liebe sollte für sie nun im Vordergrund stehen. Die Freundschaften wieder neu wachsen und gedeihen lassen. Danach konnte sie noch immer schauen, was die Zukunft mit sich brachte.   Die junge Frau stand von der Bank auf und streckte sich einmal ausgiebig. Irgendwie tat es gut, sich die Perspektive von Koushiro anzuhören. Auch wenn er ihr nach wie vor leidtat. Sie glaubte nicht daran, dass er die Chance bei Mimi bekommen würde, die er sich erhoffte. Koushiro wusste das, da war sie sich sicher. Aber er schritt seinen Weg eigenständig und würde auch sein eigenes Resümee daraus ziehen. Genauso wie Sora. „Ich geh jetzt nach Hause…“, murmelte sie. „Und du bist sicher, dass du hierbleiben wirst?“, fragte sie an den Jüngeren gewandt. Er grinste. „Jap, ganz sicher.“ „Gut, dann sehen wir uns vermutlich die Tage. Sag Mimi-chan und Taichi-kun liebe Grüße!“, hauchte sie grinsend.   Danach bewegte sie sich von ihm weg, schritt zur Haltestelle und stieg in die folgende Straßenbahn. Während die Gebäude an ihr vorbeifuhren, dachte sie an die Konversation zurück. Sie hatte sich entschieden. Sie wollte wieder zu sich selbst finden. Zu der Liebe in ihrem Inneren. Der Liebe zur Freundschaft. Wie ging das besser, als sich direkt zuhause an den Yukata für ihre beste Freundin zu setzen und diesen zu nähe. Denn Dinge, die man aus dem Herzen tat, gelangen bekanntlich am besten. Und ihre Freundschaften wieder zurück finden zu lassen war wahrlich eine Herzensangelegenheit, gefruchtet in der Liebe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)