Find your own way von Kokoro-Tamashi ================================================================================ Kapitel 34: Nach Regen folgt auch wieder Sonnenschein ----------------------------------------------------- Ein Regenbogen erscheint nur wenn sowohl Regen als auch Sonnenschein ist. Unbekannt   *.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Mimi*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*   Wie passend das Wetter sich doch manchmal den eigenen Emotionen anschmiegte. Denn trotz des Sommers war es der Regen, der unerbittlich gegen die Scheiben prasselte und das Wetter von seiner besten Seite zeigte. Seit gut einer Woche wurde Tokyo förmlich von einer Unwetterperiode nach der anderen heimgesucht. Doch es hinderte die Menschen nicht, auf die Straßen zu gehen und durch den Regen zu spazieren. In Mitten der Massen setzte ein Mädchen einen Schritt vor den Anderen. Ihre rosa Gummistiefel ließen das Wasser nicht an ihre Füße heran, während ihr schwarzer Regenschirm das Wasser vom Himmel abperlen ließ. Völlig in Gedanken musterte sie ihre Schuhe, die sich durch das Laufen abwechselten. Mittlerweile war sie zurück in die WG gezogen, doch sie blieb ihrer Entscheidung treu, hatte sich von ihren Freunden distanziert und ließ kaum mehr Jemanden an sich heran. Mit einem traurigen Ausdruck in den Augen schloss sie den Regenschirm, als sie unter das Vordach des The University of Tokyo Hospital trat. Seufzend ging sie in das Gebäude, um sich bei der Anmeldung anzukündigen. Nach nur wenigen Minuten wurde sie von einem ihrer besten Freunde aus dem Wartezimmer abgeholt.   „Wie geht es dir, Mimi-chan?“, fragte Joe eindringlich, trug dabei aber ein aufrichtiges Lächeln auf den Lippen. Mimi selbst versuchte nur schwerlich das Lächeln zu erwidern, beließ es letztlich dabei und zuckte nur niedergeschlagen mit den Schultern. „Den Umständen entsprechend, könnte man sagen…“, sagte sie ehrlich. Mit einem misstrauischen, aber zugleich besorgen Blick sah Joe seine jüngere Freundin an. Er hatte schließlich mitbekommen, was sich vor einer Woche ereignet hatte. Im Gegensatz zu ihr hatte er aber auch das Ausmaß der Katastrophe mitbekommen. Leider. Er bereute es, nicht direkt eingegriffen zu haben. Nun waren all seine Freunde unglücklich. Allen voran Mimi, die sich komplett der Freundschaft entzog. Er verstand nicht ganz, warum sie diesen Weg schritt, wollte er ihr aber auch nicht reinreden. Das Problem dabei war nun, dass er sah, dass es ihr mit dieser Entscheidung nicht gut ging. Mimi hatte in der nur einer Woche anscheinend kaum was gegessen, wirkte einfach nur müde und kraftlos, ihre Haut war noch blasser als sonst. Der Brillenträger hatte Angst, sie könnte rückfällig werden, was die Drogen anging. Sie wäre nicht die Erste, die bei einem solch hohen Stresspensum nicht mehr Herr über ihre Gefühle wurde. „Du solltest wirklich etwas mehr essen…“, mahnte Joe an und legte seine Utensilien zur Seite, die er für die Untersuchung verwendet hatte. „Deine Vitalwerte sind an für sich in Ordnung. Aber du scheinst mir schon wieder abgenommen zu haben. Das gefällt mir eher weniger. Nimmst du regelmäßig die Opiate… Ich meine… die Medikamente?“, fragte er forschend und blieb dabei sehr sachlich. Schließlich war er im Moment nicht nur Mimis Freund, sondern auch ihr behandelnder Arzt. „Ja… Aber sie sind bald leer…“, erwiderte sie mit ruhiger Stimme und fuhr sich etwas durch die Haare. „Dann werde ich dir nochmal ein Rezept ausstellen… Mimi…?“, fragte er und bemerkte, dass sie gedankenverloren auf den Boden starrte. Dabei hob sie nicht den Blick, sondern schien seine Worte gar nicht wahrgenommen zu haben. „Mimi-chan…“, flüsterte er und fasste ihr leicht an die Schulter. Sie schreckte augenblicklich hoch. „W-Was?“, fragte sie erschrocken. „Ich stellte dir nochmal ein Rezept aus. Hast du mal mit Jemanden über das Ganze gesprochen?“, fragte er sie nun ganz direkt. Sie strich sich nervös über den Oberarm. „Ja, sicher… Rei-chan ist ja regelmäßig bei mir…“, erwiderte sie. Irgendwie war es nicht die Antwort, die sich Joe erhofft hatte. Selbst wenn Rei ein liebes Mädchen war, so war sie auch eine lange Weile an das Teufelszeug gebunden. Wenn Mimi konsequent genug bat, würde sie ihr vielleicht Zugang verschaffen.   „Warum fragst du?“ „Ich mache mir Sorgen um dich. Schließlich war die Sache mit Koushiro-kun und Taichi sicher nicht einfach für dich. Ich habe mitbekommen, dass du dich bei beiden nicht mehr meldest und auch mit Sora-chan kaum ein Wort sprichst!“, sprach er gerade aus. „Na und? Wo ist das Problem?“, fragte sie verständnislos. „Du brauchst gerade in deiner jetzigen Lebensphase gute Freunde an deiner Seite. Auch wenn du den Entzug überstanden hast, kannst du gerade in deiner jetzigen Situation schnell einen Rückfall erleiden!“, versuchte er so vorsichtig wie möglich sich an die Jüngere herantasten. „Joe. Deine Sorge in allen Ehren, aber ich werde keinen Rückfall erleiden. Ich habe so eine harte Zeit hinter mit und ich bin nicht scharf daraus, das, was ich geschafft habe, bedeutungslos zu machen. Zumal wegen mit auch meine Freunde unter der Situation zu leiden hatten. Ich werde die ganzen Bemühungen sicher nicht zu Nichte machen!“, sagte sie aufgebracht. „Und Rei-chan hilft mir dabei wirklich gut!“ „Denkst du wirklich, es ist so gut, wenn du“ „Stop! Jetzt gehst du drei Schritte zu weit. Richtig, sie war genauso wie ich abhängig, aber sie ist für mich da und verhindert, dass ich aus Verzweiflung nochmal danach greife! Das kann keiner von euch!“, meinte Mimi wütend.   Es war besser, gleich jeden von sich zu stoßen, als ihn noch tiefer mit in den Abgrund zu stoßen.   Joe jedoch ließ sich nicht beirren. „Okay. Dann bin ich ja froh. Ich habe nicht vor, mich dir aufzudrängen. Aber ich hoffe dir ist klar, dass wir Freunde sind und ich andere Ansichten als du hast. Selbst wenn du dir einredest, dass du an allem schuld bist. Wie alle sind erwachsen und können selbst Entscheidungen treffen und deren Konsequenzen abwägen!“, sagte er noch eindringlich. Mimi war in der Zwischenzeit aufgesprungen und hatte sich ihre Jacke genommen. Verzweifelt biss sie sich bei seiner Aussprache auf die Unterlippe und schob ihren Oberkiefer hin und her. „Aber vielleicht ist deine Herangehensweise gar nicht falsch. Du hast recht, wenn du sagst, dass du eine schwere Zeit hinter dir hast. Manchmal ist es ganz gesund, den Dingen mit Abstand zu begegnen und sich ein neues Bild zu machen. Ich hoffe wirklich, dir wird klar, warum wir dass alles getan haben.“   Danach ging Mimi ohne ein weiteres Wort aus dem Behandlungszimmer. Tränen brannten in ihren Augen und sie kniff die Augen zusammen, bevor sie mit ihren zierlichen Fingern die Tränen wegwischte. Seit wann war Joe nur so redegewandt? Mimi vermisste ihre Freunde schon genauso sehr wie in Amerika. Und da waren sie tausende von Kilometern voneinander entfernt. Es schmerzte sie, von Taichi getrennt zu sein, obwohl ihr Herz unaufhörlich nach ihm verlang. Es schnürte ihr die Luft zum Atmen ab, nicht mit ihrer besten Freundin reden zu können, ganz zu schweigen von ihrem besten Freund…   Draußen angekommen hatte sich das Wetter nach wie vor nicht verändert. Traurig öffnete sie ihren Regenschirm und schritt erneut durch die Straßen. Ihr bester Freund. Warum musste ausgerechnet er sich in sie verlieben. Mimi hob ihren Arm, an welchen noch immer das silberne Armband schimmerte. „Ich gebe die Hoffnung nicht auf…“, waren damals seine Worte gewesen. Bereits zu diesem Zeitpunkt wusste sie, dass sie seine Gefühle wohl niemals richtig erwidern würde. So sehr sie es sich auch wünschte, ihn zu lieben, so gelang es ihr einfach nicht, sich zu diesen Gefühlen zu zwingen. „Was bin ich nur für eine blöde Kuh… Ich hab versucht mich selbst zu belügen und dabei meinem besten Freund das Herz gebrochen…“, hauchte sie über ihre Lippen, als sie mitten im Park zum Stehen blieb und mit glasigen Blick vor sich sah.   Warum hatte sie in der Vergangenheit eigentlich nie mitbekommen, dass auch das Herz ihrer besten Freundin für Taichi schlug? Die gesamte Zeit war Mimi so Ich-Bezogen gewesen, dass sie nicht einmal die sehnsüchtigen Blicke bemerkt hatte, die die Rothaarige dem Yagami die gesamte Zeit zugeworfen hatte. Und Mimi, naiv wie sie war, hatte der Takenouchi auch noch brühwarm davon erzählt, dass sie Taichi geküsst hatte. Mimi hatte überhaupt kein Recht dazu, auf ihre beste… oder…frühere beste Freundin böse zu sein. Sicher waren ihre Taten keine Glanzleistung getan, aber Mimi selbst hatte als beste Freundin doch noch mehr versagt. Ohne Rücksicht auf die Gefühle von Sora hatte sie einfach gehandelt, frei ihrem Herzen folgend und wollte glücklich sein. Er also konnte es Sora verübeln, dass auch sie versuchte, dieses Ziel zu erreichen. Schließlich war das Herz keine Maschine, dass man einfach kontrollieren konnte. Oder gar an-oder ausschalten. Stattdessen waren Gefühle etwas, was man einfach nicht unter Kontrolle bringen konnte. Mimi konnte Sora für die Gefühle zu Taichi keine Vorwürfe machen, denn sie selbst konnte nichts dafür. Schlussendlich war es Mimi, die ihre beste Freundin zu ihren Taten getrieben hatte…   Ein Schluchzen erklang in der Ferne, bevor Mimi ihren Regenschirm einfach zu Boden fallen ließ und vor sich besagte Frau sah. Überrascht sah sie in das weinende Gesicht von Sora, die ebenso verwirrt zu Mimi blickte. Sora trug nur eine dünne Jacke und Joggingsachen, doch laufen sah für Mimi anderes aus. „Was machst du bei dem Wetter hier draußen?“, fragte Sora und versuchte sich schnell die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. „Das Gleiche könnte ich dich fragen!“ „Ich bin einfach nur joggen…“ „Im Regen?“ „Manchmal tut das ganz gut…“, erwiderte die Rothaarige nur. „Und weinend?“, fragte Mimi, die sich selbst die Tränen aus dem Gesicht wischte.   „Das sagt die Richtig!“, kam es von Sora nur monoton. Doch sie brach in sich zusammen, ihr gesamten Kartengerüst brach in sich zusammen, als sie in das traurige Gesicht ihrer besten Freundin blickte. Die letzten Wochen waren ihr zu viel geworden. Zu viel Streit, Kummer und Schmerz. Etwas, was sie alle nicht verdient hatten. „E-Es…Es…Es tut mir leid!“, schoss es plötzlich aus der Takenouchi heraus, die daraufhin zitternd und mit bebenden Schultern zu Boden sank. Mimi sah nur schockiert zu der Rothaarigen und ging sogar einen Schritt zurück. Unaufhörlich war nur das starke Schluchzen von Sora und das Niederprasseln des Regens zu hören. Mimi überwand die zwei Schritt zu ihrer Freundin und kniete sich zu ihr herunter. Ihr was es ganz egal, dass der Regen ihre Kleider durchnässte und sie womöglich die nächsten drei Wochen niederringen würde. Doch noch nie hatte es ihr gefallen, ihre Freundinnen weinend zu sehen. Augenblicklich schossen auch der sensiblen Tachikawa Tränen in die Augen, während sie die Schulter von Sora sanft berührte. „Sora-chan…“, murmelte Mimi nur, bevor die Angesprochene ihren Blick hob. „Es tut mir alles so leid Mimi! Die gesamte Zeit habe ich nur an mich gedacht, habe dir und Taichi-kun, ja sogar Yamato weh getan und nun ist unsere Freundschaft nur noch ein Scherbenhaufen, dessen Einzelteile ich nicht zusammentragen kann! Ich ertrag diese Distanz zwischen und nicht. Dabei hab ich mich so darauf gefreut, dich wieder in Japan – bei mir zu wissen. Ich hab so viel Mist gebaut und immer wieder angenommen, dass du mir verzeihen würdest, aber mir ist klargeworden, dass meine Taten unverzeihlich sind“, die Ältere schluchze, während sie ihre flache Hand auf ihren Mund legte. „Ich wollte keinem von euch jemals wehtun. I-ich…Ich war verliebt…und hab gehandelt. Blind. Ohne auch nur jemanden anderen zu sehen. Und nun…nun hab ich nicht nur Taichi, sondern auch dich verloren!“, brach es aus ihr heraus.   Seit der letzten Woche hatte es Sora schmerzlich erleben müssen, dass sich etwas verändert hatte. Zuvor hatten sich die Mädchen noch unterhalten und die ein oder anderen Späße miteinander getrieben. Doch mit Mimis Heimkehr veränderte sich die Lage. Mimi zog sich ihr Schneckenhaus zurück. Nicht nur einmal standen Koushiro und Taichi, selbst Yamato vor der Türe und hatten versucht, mit Mimi zu reden, doch sie öffnete nicht die Türe. Stattdessen brach es Sora förmlich das Herz, ihren ehemals besten Freund verzweifelt und flehend vor Mimis Türe zu sehen, während er hoffte, sie würde ihn erhöhen. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Rothaarigen klar, was Liebe wirklich bedeutete. Liebe bedeutete loslassen, wenn es am Schwersten fiel. Die Menschen, die ihr am meisten bedeuteten litten und quälten sich und obwohl ein Zusammensein ihre blutenden Herzen heilen würde. Trotzdem weigerte sich Mimi, Taichi auch nur ansatzweise an sich heran zu lassen, sprach nicht einmal mit ihm, bis er enttäuscht und am Ende seiner Kräfte die Wohnung verließ. Nie zuvor im Leben hatte sich die Rothaarige je gewünscht, für ihre Freunde da sein zu können. Doch mit Taichi hatte sie es sich verscherzt und auch Mimi konnte ihr kein Vertrauen mehr entgegenbringen. Es war eine Sache, um die Liebe zu kämpfen, eine andere aber, andere Menschen damit zu verletzten… Sie wollte gut machen, was sie verspielt hatte und heilen, was sie verwundet hatte.   „Du hast mich doch gar nicht verloren…“, flüsterte Mimi plötzlich und Sora hob erschrocken den Kopf. „I-ich…Ich…Sora…wegen mir…musst du die ganze Zeit leiden. Das wollte ich nie. A-Aber…Aber ich kann nicht einfach…von heut auf morgen…“, stammelte die Jüngere. Doch Sora konnte ihren Worten kaum Glauben schenken. „Ich hab es versucht. Wirklich. Und ich hab dich wirklich lieb. Aber du hast mir mit deinen Aktionen wirklich weh getan…“, platzte es dann auch der Tachikawa heraus. „Ich war so sauer auf dich und hab deine Denkweise nicht verstanden… Aber… Aber… Ich glaube, ich hätte an deiner Stelle genauso gehandelt…“, gestand Mimi. „Was?“ „Ja… Wenn man verliebt ist, macht man manchmal Dinge, die man später bereut. Ich war wirklich sauer. Aber Sora…ich hab dich auch lieb! Und es tut mir noch mehr weh als alles andere, dich verloren zu haben! Als meine beste Freundin!“ schluchze Mimi nun laut auf und Tränen tropften ihr unaufhörlich über die Wange. „Mimi-chan…“, murmelte Sora nur. „Lass uns wieder beste Freundinnen sein! So wie damals!“, brachte die Angesprochene nur schwerlich über die Lippen und sah Sora direkt an. Diese lächelte einfach nur, während auch ihr die Tränen die Wangen entlang tropften. Mit einem Ruck hatte sie ihre braunhaarige zierliche Freundin fest in die Arme genommen. „Ich wünsche mir nichts mehr als das…“   *.: 。✿*゚‘゚・✿.。.:*Taichi*.:。✿*゚’゚・✿.。.:*   Taichi hatte mit einer seiner schlimmsten Woche hinter sich. Von dem Zeitpunkt an, an dem Mimi das Telefongespräch beendet hatte, hatte er nichts mehr von ihr gehört beziehungsweise ließ sie es nicht zu, dass sie in irgendeiner Art und Weise kommunizieren würden. Der Yagami bemühte sich verzweifelt sich irgendwie abzulenken, mit Sport, mit Freunden – allen voran Yamato, selbst seine kleine Schwester Hikari kam täglich vorbei um nach ihrem großen Bruder zu sehen, auch sie versuchte Mimi zu erreichen, aber ihre Bemühungen blieben erfolglos. Dem Politikstudenten drohten ihm folglich seine Emotionen zu übermannen, als würde sein Schädel zerspringen und das Herz zermalmen. Gedankenverloren saß er auf seinem Fensterbrett, starrte aus dem Fenster um den starkem Regen dabei zuzusehen, wie sie ganz allmählich die schrille Stadt in sich versinkt. Wäre das Wetter besser gewesen, wäre er zum Sportplatz oder joggen gegangen, aber so hatte er keinen Bock, er hatte einen gelben Tennisball in der Hand und warf diesen Ball immer mal wieder in die Luft um ihn dann wieder aufzufangen. Der Tennisball war ein Geschenk von Sora, mit diesem Ball hatte sie gespielt, als sie vor vielen Jahren ihr erstes Turnier gewann und es dem Brünetten geschenkt, damals war er sprachlos und freute sich über die Geste und was war heute? Seine beste Freundin hatte sein Vertrauen missbraucht – dabei bräuchte er sie genau jetzt mehr denn je und seine erste und einzige Liebe die er je hatte, ja, was war mit ihr? Was war nur los mit ihr? Egal wie oft Taichi diesen Tag in seinen Gedanken immer und immer wieder abspielte, er verstand es einfach nicht. Er verstand natürlich, dass Mimi sauer, enttäuscht und verletzt wegen der Sache mit Serena war, aber deshalb gleich alles hinzuschmeißen und aufzugeben? Noch nie war er so glücklich wie in jener Nacht an seinem Geburtstag. In den knappen zwei Sekunden, in denen sie beide glücklich waren. Ja – sie beide. Kein Zweifel. Erinnert sie sich denn nicht daran? In jenen gefühlten zwei Sekunden, hatte er sich so echt gefühlt, wie nie zuvor und er war sich sicher, dass es bei der Jüngeren nicht anders war. So gut konnte kein Mensch der Welt schauspielern.   Aber Mimi war es egal. `Es war ein Fehler. Alles´ hatte sie ihm ausrichten lassen und dann aufgelegt. Das zu hören, war ein scheissgefühl und ließ seinen Magen gleich rebellieren, was ihn noch mehr enttäuschte als dieser Satz als solches, der deutlich mehr schmerzte, als die Ohrfeige die sie am gleichen Tag verteilte, war die Tatsache, dass er nicht mal lächerliche fünfzehn Sekunden bekam, um sich zu erklären um irgendwie zu versuchen miteinander umzugehen. Aber auch das wird ihr wohl egal sein. Herzlich egal mit Sternchen. Und Taichi kam sich selber vor wie der dümmste Mensch der Welt. Mit Abstand. Weil er noch immer nicht wusste, verstand oder gar realisierte, wieso er und alles was mit ihm zu tun hatte, ihr auf einmal so herzlich egal geworden war, dass sie ihm komplett aus dem Weg ging und keine Art der Kommunikation zu ließ.   Wie oft hörte er seine Freunde in der letzten Woche sagen: `Lass den Kopf nicht hängen´ und `Das wird schon wieder. ´ Nichts wird wieder! Und obwohl der Träger des Mutes wusste, dass seine Freunde es nur gut meinten, stellte er sich in einem kurzen Nebensatz vor, wie ihre ewig nett labernden Köpfe mal eben abheben und in einem bunten Feuerwerk hoch oben am Himmel detonieren. Ach. Lasst. Mich. Doch. Alle. in. Ruhe. War alles war er dachte. Sie hatten doch keine Ahnung wie es sich anfühlte, alles verloren zu haben, nachdem für zwei Sekunden dachte, alles gewonnen zu haben.   Ein klopfen an seiner Zimmertüre holt ihn zunächst aus seinen trübseligen Gedanken, während er den Tennisball ein letztes Mal auffing. Da es nicht geklingelt hatte – konnte nur eine Person auf der anderen Seite der Zimmertüre stehen, denn Koushiro war am gleichen Tag vorrübergehend zu seinen Eltern gezogen, dass war auch besser und sicherer so. Für alle Beteiligten. Yamato öffnete die Türe, er wartete schon lange nicht mehr auf ein höfliches seinerseits ab. Besorgt musterte er seinen besten Freund der sich dafür entschied lieber aus dem Fenster – als zu seinem besten Freund zu sehen. Noch nie hatte Yamato seinen besten Freund so fertig und neben sich gesehen – wie in der letzten Woche und die zwei haben genug scheiße erlebt. Nachdem Telefonat mit Mimi viel der Braunhaarige in ein regelrechtes Loch, dass aus Kummer, Schmerz und Verzweiflung bestand. Nachdem Ende des finalen Satzes sah er eine Art Verzweiflung in seinem Blick die er so nicht von ihm kannte. Nicht wirklich. Der blonde Musiker hatte am besagten Abend eigentlich ein Konzert mit seiner Band gehabt, doch dieses sagte er ab, nachdem er einen Blick auf seinen besten Freund warf. Ja – er sagte ein Konzert ab! Premiere. „Hi, du sitzt hier ja schon wieder rum wie ein Schluck Wasser“, kam es mürrisch aus dem Älteren. „Was soll man bei dem Wetter auch sonst machen?“ Yamato schüttelte seinen Kopf, er war mit seinem Latein am Ende und er wusste nicht wie er noch zu ihm durchdringen konnte. „Hast du nochmal versucht Mimi zu erreichen?“ „Und was soll das bringen? Ich könnte natürlich ein weiteres Mal versuchen, sie zu erreichen und sie könnte ein weiteres Mal nicht abheben. Ich könnte ihr die achtundzwanzigste SMS schreiben und sie ins wozu denn auch? Es interessiert sie nicht mal.“ „Endlosen Nichts toter Beziehungen?“, fragte Yamato lachend nach. „Darf in den Satz für einen meinen Songs verwenden?“, fuhr er fort. Taichi sah genervt aber auch amüsiert zu seinem besten Freund und bewarf ihm mit dem Tennisball, doch dieser fing ihn auf und schmiss ihn prompt zurück. „Nein, darfst du nicht“, erwiderte Taichi grinsend. „Na kommt lass uns was zocken, immer noch besser als dem Regen zuzugucken oder?“ „Stimmt“, erwiderte der Yagami und ließ den Tennisball auf den Boden fallen und liegen.   Tatsächlich schaffte es der Träger der Freundschaft den Brünetten während sie GTA zockten für eine ganze Stunde abzulenken, doch spätestens nach einer Stunde fing er doch wieder das leidige Thema mit dem Namen an. „Ich verstehe es einfach nicht, Yama“, sprach es ungehalten aus dem Brünette. Yamato seufzte, er wusste nicht was er noch sagen sollte. Er hatte schon alles gesagt immer und immer wieder. Er versuchte Mimi ebenfalls zu kontaktieren, war sogar bei ihr in der WG aber sie sprach nicht ein Wort mit ihm. „Ich weiß es doch auch nicht Tai, aber du bist ihr sicher nicht egal.“ „Tzz...merk ich, sie ignoriert mich doch in einer Tour. Es war ein Fehler. Alles“, kam es zynisch von dem Yagami. „Ein Fehler“, schrie er wieder auf. „Ein Fehler“, kam er einfach nicht über diese Worte „Wie konnte sie das nur sagen?“ Yamato sah zu seinem besten Freund und nahm ihm den Controller aus der Hand. „Taichi, was wenn es wirklich ein Fehler war?“ Ungläubig sah Taichi zu seinem besten Freund. „Wie bitte?“ „Ich meine ihr zwei seid beide sehr impulsiv, vielleicht wäre es ohnehin nicht gut gegangen und dann doch besser früher als später“, argumentierte er sachlich. Taichi stand wütend auf und schritt in die Küche, er dachte über die Worte seines besten Freundes nach und besann sich zur Ruhe, dann drehte er sich zurück zu Yamato. „Du irrst dich, dass zwischen uns mag vielleicht impulsiv sein, aber sicher ist es kein Fehler. Auch wenn wir nur eine Nacht zusammen waren, war es immer noch die beste Nacht meines Lebens.“ Yamato grinste ihn schelmisch an. „Beste Nacht also.“ Taichi rollte genervt mit seinen Augen. „Ich spreche nicht vom Sex. Na ja nicht nur“, erwiderte er lachend, denn stand ganz außer Frage, dass diese Nacht seine beste Nacht in jeglicher Hinsicht war. „Schon alleine ihre Nähe, sie bei mir zu wissen, ihr lächelnd am nächsten Morgen in die Augen zu sehen, das war kein Fehler!“, beteuerte er abermals. „Und das kann doch nicht alles nur an dieser dämlichen Serena liegen.“   Yamato zuckte mit den Schultern. „Frauen sind kompliziert, sie erfinden Gründe auf die wir niemals kommen würden. Sie sind böse mit uns wegen Sachen die sie sich selber in ihrem Kopf pflanzen. Wer weiß mit welchen Gedanken sich Mimi-chan herumplagt, aber sicher nicht nur mit Serena.“ „Und warum kann sie mit ihren Gedanken nicht zu mir kommen und wir finden eine Lösung.“ „Weil Frauen kompliziert sind“, entgegnete Yamato erneut unbeeindruckt. „Sora war einmal sauer auf mich, weil ich mich mal ein Tag nicht gemeldet hatte. Schon war sie mit ihren Gedanken in der nächsten Notaufnahme oder bei der Polizei, dabei hatte ich einfach nur keine Zeit“, erklärte Yamato neutral. Taichi kicherte „Und du hattest nicht mal eine Minute Zeit ihr das zu sagen?“, kam es amüsiert aus dem Brünetten. „Nein, das hatte ich wirklich nicht, das habe ich damals auch versucht Sora zu erklären, natürlich hatte ich deshalb keine Zeit, weil ich mich mit anderen Frauen getroffen habe“, erwiderte Yamato augenrollend. Taichi kicherte. „Wir hatten einfach nur Studioaufnahmen“, beteuerte Yamato. Taichi lachte weiter „Okay, ich glaube dir ja schon“. „Danke und Mimi-chan ist noch weitaus komplizierter. Gib ihr doch einfach mal ein paar Wochen Zeit, melde dich gar nicht mehr. Keine Anrufe, keine Nachrichten, kein Lebenszeichen. Geh ihr aus dem Weg und leb einfach dein Leben wir zuvor!“ Taichi grübelte, während er mit zwei Bieren bewaffnet zurück auf das Sofa zusteuerte.  „Und dann?“ Yamato sah zu Taichi und nahm ihm das zweite Bier aus der Hand. „Dann wirst du sehen, ob Mimi ohne dich leben kann oder nicht, wenn nicht wird sie auf dich zukommen. Gefühle kann man nicht steuern, glaub mir ich hab’s versucht, wenn sie dich liebt wird sie es nicht ewig aushalten dich nicht zu sehen.“ Taichi öffnete seine Bierflasche mit Yamatos Feuerzeug, stieß mit ihm an und nahm einen Schluck. „Was, wenn sie nicht kommt? Wenn sie mich nicht genug liebt?“, murmelte Taichi betrübt und blickte zum Fußboden. „Wenn du nur an die Nacht und an nichts Anderes denkst, was sagt dir dein Gefühl?“ „Sie liebt mich und sie war glücklich“, kam es wie aus der Pistole geschossen aus dem Brünetten. „Na siehst du und wer kann schon ewig ohne Liebe leben?“ Taichi sah zu seinem besten Freund.   „Du.“ Der blonde Musiker stellte sein Bier auf dem Wohnzimmertisch ab und blickte auf den Fernseher, der noch immer das Spiel seiner Play-Station auf der Taste erblickte. „Nicht wirklich, ich tarne nur.“ „Was läuft denn da mit dir und Rei-chan? Ihr habt doch in der gleichen Nacht miteinander geschlafen“, fragte Taichi interessiert nach und bekam prompt ein schlechtes Gewissen, er hatte noch nicht einmal nachgefragt, während sein bester Freund die ganze Zeit für ihn da war. Er war doch echt scheiße. „Und seitdem nicht mehr gesehen. Man nennt das einen One-Night-Stand“, erklärte er monoton. „Ach komm, Laber doch nicht. Du magst Rei doch, zumindest mehr als so manch anderes Mädchen“, stichelte Taichi nach. „Ich weiß nicht, ja irgendwie mag ich sie, aber... ich glaube nicht, dass sie die richtige ist.“ Taichi wusste genau, was das Problem für den Blonden war, ihre Drogenvergangenheit, denn ansonsten war sie genau der Typ Frau die den Rebellen gefiel. Schlank, hübsch, alternativ, selbst rebellisch, schlagfertig, einfach anders eben. „Du solltest ihr eine Chance geben. Sie richtig kennenlernen und dann entscheiden, ob sie die richtige ist oder nicht“, erwiderte der Yagami und nahm sein Controller statt sein Bier in die Hände. „Vielleicht hast du Recht“, überlegte er, während er die >Pause< Taste beendete und sie sich erneut ihrem GTA Spiel hingaben. „Vielleicht hast du auch Recht“, erwiderte Taichi und stellte jetzt erst fest wie schlecht er die ganze letzte Woche gespielt hatte. „Ey, mein Durchschnitt ist ja voll im Keller“, beklagte er sich lautstark, während Yamato selbstgefällig grinste. „Viel Spaß dabei, dass wieder hinzukriegen.“ „Tzz du bist mir ein Freund, meine Verletzlichkeit so auszunutzen“, kam es theatralisch aus Taichi, was Yamato zum Lachen brachte. „Jammer nicht kämpfe!“ Taichi sah zurück zu seinem besten Freund. „Werde ich auch und wie ich kämpfen werde. “ "Das klingt schon eher nach meinem besten Freund." Taichi grinste. Was auch immer Mimi wirklich dachte über ihn und sie beide, egal werden ihm die zwei Sekunden des Glücks sicher niemals sein, die sie in dieser Nacht verunden hatte. Er würde kämpfen um sein Glück und wie er kämpfen würde.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)