Denn ich bringe euch wahren Frieden von Meyumi (und erschaffe eine neue Weltordnung) ================================================================================ Kapitel 2: Chakramodulatoren ---------------------------- Naruto erkannte das Dorf fast nicht wieder, als er mitten in Konoha auf einem Dach zum Stehen kam. Die Nachrichtenkröte war aus dem Dorf nicht zurückgekehrt und deshalb hatte er Schlimmes geahnt. Doch mit diesem Ausmaß hatte selbst er nicht gerechnet. Apathisch sah Naruto von einer Seite Konohas zur anderen. Er vernahm Schreie, irgendwo in der Ferne, ansonsten nur ohrenbetäubende Stille. Die Straßen waren leer. Von Weitem konnte er zugenagelte Schaufenster sehen, wo vorher noch Lebensmittel verkauft wurden. Viele Gebäude waren zertrümmert. Sein Blick fiel in Richtung Ichirakus Nudelsuppenstand, doch auch dort häuften sich zerschlagene Steinbrocken übereinander. Den Imbiss gab es nicht mehr. Angst lag in der Luft und Naruto wurde von Sekunde zu Sekunde wütender. Es mussten schon ein paar Tage her sein, seit dem Angriff. Fast schon bereute er das Training im Reich der Kröten, doch womöglich war es das einzige, was ihm in diesem Kampf helfen könnte. So schnell wie möglich wollte er für diese Verwüstung die Gründe erfahren und wie gerufen, erschien Pain höchst persönlich vor ihm, in der Luft schwebend. „Akatsuki! Ihr wart das also...“, kam es wütend von Naruto, der sich augenblicklich in Kampfstellung begab, bereit jederzeit loszustürmen und sein Gegenüber zu besiegen. Doch vorher wollte er ein paar Antworten. Ein Schauer ließ seinen Körper kurz erzittern, als er etwas überprüfte. Er spürte Kakashis Chakra nicht. Ob ihm etwas...? „Naruto Uzumaki. Wurde auch Zeit. Ich hatte schon an deiner Rückkehr gezweifelt“, sagte Pain schon beinahe amüsiert, als er beobachtete, wie der Junge sich weiterhin umsah. Naruto war sich jetzt sicher, sie waren hinter ihm her. Seine Schuld war es, dass Akatsuki das Dorf angegriffen hatte. Verbissen blickte er dem gepiercten Mann entgegen. „Wie du siehst, habe ich etwas umgebaut.“ Der Rinnegannutzer bewegte keinen Muskel, wollte noch etwas sagen, doch der Uzumaki grummelte genervt. „Ich werde dem jetzt ein Ende bereiten“, zischte er und stürmte voller Zorn auf Pain zu. Dieser rührte sich noch immer kein Stück. Als Naruto kurz davor war ihn zu berühren, schienen dessen Bewegung plötzlich wie versteinert zu sein. Kurz darauf durchfuhr Narutos Körper eine heftige Druckwelle, welche ihn binnen Millisekunden in die Wand des Hauses schleuderte, auf dem er eben noch gestanden hatte. „Das ist zwecklos“, bemerkte Pain unnötiger Weise und bewegte sich auf den Jungen zu. „Verschwende dein Chakra nicht, ich brauche es noch“, fügte er hinzu und hob einen Arm. Aus seinem Unterärmel erschien eine metallene Stange, die er ohne zu zögern in Narutos Schulter versinken ließ. Dieser schrie gequält auf und erfasste das Stück, welches noch herausragte, mit seiner anderen Hand. Als er das Metall berührte überkam ihn ein Schwächeanfall, als würde ihm das Chakra entzogen. Umso schneller wollte er es herausziehen und schaffte dies auch mit geringer Anstrengung. „Hm“, sagte Pain enttäuscht, weil sich der Kampf wohl noch in die Länge ziehen würde. Doch er wollte, dass dieser Junge nicht zu viel seines Chakras benutzte und beschloss kurzen Prozess zu machen. Kakashi hatte deutlich die Druckwelle wahrgenommen, sprang daraufhin sofort über die Dächer darauf zu. Für solche Sprünge würde er kurz sein Chakra brauchen, ehe er es wieder unterdrücken musste, doch ihm blieb keine Wahl. Nur weil er die Chakrakontrolle so gut beherrschte, war er von Pain noch nicht erwischt worden. Das Chakra, welches Kakashi nun fühlte, kam ihm bekannt vor. „Naruto...“, flüsterte er, als er in sicherer Entfernung stehen blieb und mitansehen musste, wie Narutos Körper an Pains Hand kraftlos hinunter hing, durchstoßen von mehreren metallenen Stangen, die ihn zu schwächen schienen. Wieder stockte ihm der Atem, als er mitansehen musste, wie Naruto da oben litt. Gleichzeitig versuchte Kakashi herauszufinden, was für eine Bedeutung diese Metallstangen hatten. Missmutig musste er sich eingestehen, dass er auch hier zu spät gekommen war. Konan erschien jetzt neben Pain. Hinter einem Schornstein suchte Kakashi Schutz. Auf keinen Fall durfte er gesehen werden. Die Frau hob die Hand und begann den Körper des Neunschwänzigen mit Papier einzuwickeln, wie er es heute schon so oft hatte beobachten müssen. Er fluchte leise. Naruto war ihre größte Hoffnung gewesen, doch sogar er war blindlings in Pains Arme gelaufen und unwissend wie war, gescheitert. Kakashi wusste, dass Naruto die Informationen über den Feind fehlten, um ihn besiegen zu können. Aus keinen anderen Gründen hatte er selbst fliehen müssen. Gefasst sah er dabei zu, wie Pain sich in Rauch auflöste und sich Konan mit Flügeln aus Papier, Naruto eingewickelt neben ihr her schwebend, langsam entfernte. Kakashi sprang wieder vom Dach als die Akatsuki verschwunden waren. Er zitterte leicht, konnte noch immer nicht glauben, dass seinen Schüler, welcher so Unmengen an Chakra besaß, nun einfach verschleppt wurde. Ihm war klar, dass es Pain um den Fuchsgeist ging. Doch warum genau er ihn besitzen wollte, diese Frage blieb offen. Mit schlechter Laune betrat Kakashi das Krankenhaus auf der Suche nach Sakura. Auch wenn sie in Tränen ausbrechen würde, sollte sie erfahren, was er eben beobachtet hatte. Zumal sie auch von Sai noch kein Lebenszeichen gefunden hatten. Viele waren noch verschüttet oder Leichen so entstellt, dass man sie nicht auf Anhieb identifizieren konnte. Ihnen blieb lediglich die Hoffnung und der Glaube an Sais Überleben. Zwischen den Patienten und Schwestern blieb Kakashi dann ratlos mitten im Raum stehen. Er konnte Sakura nirgends entdecken. Es war zwar ziemlich viel los hier, doch ihre Haarfarbe war schon immer von anderen hervorgestochen. Fragend überprüfte er jede Ecke noch einmal. Nein, sie war wirklich nicht hier und das kam ihm seltsam vor. „Entschuldigen Sie“, fragte er eine Schwester, welche alle Hände voll zu tun hatte. Sie legte einer jungen Frau gerade eine Infusion und machte keine Anzeichen, sich davon abhalten zu lassen. „Ist Sakura nicht mehr hier?“ Die Schwester musste es wissen, schließlich hatte Sakura nach Einbruch von Chaos und Leid die Leitung hier übernommen. Jeder kannte sie als Tsunades Schülerin. Der Blick den die junge Krankenschwester ihm zu warf, gefiel ihm überhaupt nicht. Noch immer wartete er auf eine Antwort, weshalb er seinen fragenden Blick nicht von ihr abwendete. Etwas niedergeschlagen ließ diese den Kopf hängen, schliff mit ihrem Blick über den Boden und blieb an der heruntergefallenen Schreibtischlampe hängen, welche noch immer keiner aufgeräumt hatte. Kakashi folgte ihren Augen und in seinen Gedanken malte er sich die schlimmsten Dinge aus. „Pain hat sie.“ Ihre Worte waren sanft und ruhig, Traurigkeit lag darin und doch trafen sie Kakashis Sinne mit solch einer Härte, dass er vor Schmerz hätte aufschreien können. Doch das tat er nicht, blieb still, gelassen, die Hand in der Hosentasche. So war er. Mit Schritten, bei denen er nicht wusste, wohin sie führen würden, verließ er das Krankenhaus wieder. Pain hat sie, hallte es in ihm wieder. Dieser Tag wurde von Stunde zu Stunde furchtbarer. Sasuke war irgendwo bei Orochimaru und verschollen, Sai vermutlich tot, Naruto, Yamato und Sakura in der Gewalt des grausamsten Verbrechers weit und breit. Super gemacht Kakashi, ermahnte er sich selbst. Wieder hast du all deine Teamkameraden im Stich gelassen. Er suchte Halt an einer Mauer, stützte sich dort mit der Hand ab, drehte sich von dem Plakat, auf denen Pains Gesetze ihn auszulachen schienen weg, als er es dort hängen sah. „Verdammt“, zischte er und wiederholte dieses Wort, mit dem er sich selbst verfluchte immer wieder in seinen Gedanken. Der Nahrungsmangel machte sich langsam bei ihm bemerkbar, weshalb sein Kreislauf nicht mehr mitspielte. Schwindel überkam ihn. Seine Portion für heute hatte er noch nicht abgeholt. Er blickte gen Himmel und ermittelte den Stand der Sonne. Denn so wie es aussah, hatte er seine Essensausgabe bereits verpasst. Müde sah er sich um und musterte vereinzelt herumlaufende Dorfbewohner. Erschöpfung und Hunger machte sich auch in ihren Gesichtern breit. Wenigstens zu trinken, bekamen alle genug. Die Brunnen, die noch immer Grundwasser in sich trugen, wurden nicht zugesperrt. Das hätte dann wohl auch kaum noch jemand überlebt. Kakashi erkannte, dass er nicht aufgeben durfte, wie es so viele schon hatten. Obwohl schon fast seine gesamte frühere Klasse sowie sämtliche andere Shinobi von Pain inhaftiert worden waren, gab es noch immer ein paar wenige, die übrig waren und sich ihm vielleicht anschließen würden. Allerdings standen viele der Wohnhäuser nicht mehr und die Menschen verweilten in Grüppchen irgendwelcher öffentlichen Gebäude. Verschanzten sich dort, bis sie doch irgendwann hervor kriechen mussten, um etwas zu essen. Schließlich war es verboten sich zu verstecken, nicht zu arbeiten, oder zu flüchten. Die verschiedenen Körper Pains bewachten zu jeder Zeit die Außenmauer und würden jeden Flüchtenden sofort gefangenen nehmen und auspeitschen lassen. Tage waren bereits vergangen und noch immer war kein Ende dieser Misere in Sicht. Im Gegenteil. Kakashi erlebte eine niederschmetternde Situation nach der anderen. Die Suche nach Verbündeten gestaltete sich ebenfalls schwieriger als er gehofft hatte. Zu viele der begabten Shinobis waren schon in Haft und wer wusste schon, was dort mit ihnen angestellt wurde. Andere waren tot oder vermisst. Sakura war eigentlich seine stärkste Verbündete gewesen, doch nun war auch sie fort. Was würde sie dort erwarten müssen? Seine Machtlosigkeit lähmte ihn und ließ ihn beinahe verzweifeln. Listen mit Uhrzeit und Name, der bevorstehenden Disziplinierungen des Tages, wurden seit dem zweiten Tag jeden Morgen neu aufgehängt. Zu Beginn war diese noch relativ lang gewesen, da es vielen Dorfbewohnern schwer fiel sich um zu gewöhnen, vor allem weil sie so wenig zu essen bekamen. Die Akatsuki hatten alle Lebensmittelläden ausgeräumt und Restaurants wurden geschlossen. Einige versuchten die Portionen, die auf dem großen Platz verteilt wurden, zu stehlen. Denn für die kleinen Kinder und alten, schwachen Menschen, war die eine Portion viel zu wenig. Doch sie waren leichte Ziele. Kläglich scheiterten dennoch viele bei dem Diebstahl, wurden natürlich dafür gerichtet. Die hölzerne Richtstätte war dann von Mittag bis Abend pausenlos in Betrieb. Mehrmals am Tag hatte er auf diesem Platz zusehen müssen, wie Mütter für ihre Kinder oder Großeltern versuchten zu stehlen, dabei von Konan erwischt und mitgenommen wurden. Einmal blieb ein schreiendes Kind allein zurück. Nicht wenig oft, hatte der Hatake darüber nachgedacht, diesem seine Portion zu überlassen, doch auf seinen Schultern lastete der Druck, das Dorf zu retten und dafür musste er unbedingt bei Kräften bleiben. Kakashi begann sogar sich zu fragen, ob Pain das Leid und den Schmerz der Menschen nicht einfach nur genoss, als wäre er danach süchtig. Sein Name erinnerte immerhin an das englische Wort für Schmerz. Kurz dachte Kakashi über Yamato nach, der gezwungen war all diese Menschen, darunter auch Freunde von ihm, zu foltern. Dieser konnte sich das wahrscheinlich niemals verzeihen, sobald er irgendwann wieder zu sich kam. Sakura erwachte aus einem anstrengenden Schlaf und öffnete verklärt die Augen. Eine Haarsträhne war in ihr Gesicht gefallen und sie wollte sie sich zur Seite streifen. War es wirklich schon Zeit aufzustehen? Es kam ihr vor wie mitten in der Nacht. Irgendetwas zog ihre Hand nach unten, sodass es schwer fiel, diese anzuheben. Mit einem heftigen Ruck wurde sie dann völlig klar, begriff wo sie gelandet war und sie blickte sich irritiert um. Zwei eiserne Ketten waren um ihre Handgelenke geschlungen und in der Mitte verbunden. Sie war in einer hölzernen Zelle, die wirklich nicht besonders viel Platz bot. Noch nicht einmal ein Bett stand darin, nur etwas Stroh und eine Decke. Es war dunkel, roch modrig und gleichzeitig nach frisch gehacktem Holz. Eine bittere Kälte durchfuhr ihren Körper. Ihr wurde klar, dass sie sich unterhalb der Erdoberfläche befinden musste. „Du bist wach“, ertönte eine weibliche Stimme aus der Dunkelheit. Sakura erschrak und kniff die Augen zusammen, versuchte die Person zu erkennen, die dort in der dunklen Ecke stand. Zwei orangefarbene Augen blitzten hervor und Sakura kannte sie. Der eiskalte Engel von Akatsuki. Sie kam näher, noch näher. Sakura hatte wirklich Respekt vor dieser Frau. Der Ausdruck in ihren Augen war angesichts der Situation im Dorf zu kühl. Und doch war da etwas in ihrem Ausdruck, dass sie bei Pain gesucht, aber nicht gefunden hatte. Sakura verharrte in ihrer sitzenden Position, während sie mit ihrem Blick Konan folgte, die nun direkt vor ihrer Gittertüre stand und fast schon herrisch auf Sakura hinabblickte. „Dann erkläre ich dir jetzt deine Aufgabe“, begann sie ruhig zu sprechen, öffnete sogar Sakuras Zelle. Anscheinend nahm Konan nicht an, dass sie flüchten würde. „Komm.“ Sakura folgte den Worten widerstandslos, hatte noch nicht beschlossen, ob sie dieser Frau eine knallen oder lieber davon rennen sollte. Doch sie beschloss, dass es wohl klüger wäre, die Fäuste erst einmal bei sich zu behalten, wie es ihr auch Kakashi gerieten hatte. Konan geleitete sie aus der Zelle, woraufhin Sakura die gewaltige Größe des Gefängnisses mit einem Mal sah. Erstaunt und ohne wirkliche Struktur, blickte Sakura durch mehrere Gänge, hin und her, welche nur so schmal waren, dass gerade zwei Personen eng nebeneinander laufen konnten. Angereiht an den Gängen waren Zelle für Zelle, auch gegenüber. Es glich einer Lagerhalle. Einer Lagerhalle für Menschen, überlegte Sakura bitter. Als sie noch in ihrer eigenen Zelle gesessen hatte, konnte sie es nicht sehen, denn die Wände zu den Seiten waren blickdicht verschlossen, doch viele der Zellen waren gefüllt. Diese Stille, obwohl so viele anwesend waren, jagte Sakura einen Schauer über den Rücken. Hier stimmte etwas nicht und als sie an der nächsten Zelle vorbei gingen, erkannte die Haruno woran es lag. Mit geweiteten Augen blieb sie stehen, sah in das schlafende Gesicht einer jungen, blonden Frau. „Ino!“ Sakura packte mit beiden Händen die Gittertür, hinter der ihre Rivalin bewusstlos saß. Durch ihre Arme und Schultern, sowie in ihren Beinen, waren jeweils eine metallene Stange gebohrt. Blut war aus den Einstichstellen geflossen, doch die Blutung hatte bereits gestoppt. Sakuras Iryonininstinkt wollte Ino unbedingt helfen, doch Konan zog Sakura am Arm weiter, nachdem sie deren kurzen Ausbruch der Verzweiflung schweigend geduldet hatte. Wie viele ihrer Freunde wohl noch hier waren? Sakura ließ sich mit ziehen, während sich das Bild von Ino in ihr Gedächtnis brannte. Und ihr war dabei etwas aufgefallen. In Inos Körper schwand das Chakra. Sakura musste nur eins und eins zusammen zählen und gab den Metallstäben dafür die Schuld. Sie hatte schon einmal davon gehört, doch diese Technik war äußerst selten und es war nur schwer an das Material heranzukommen. Irgendwie musste sie Kakashi ihre neu gewonnen Informationen übermitteln, aber wie es aussah, musste sie erst einmal die Gefangene spielen. Und vielleicht konnte sie noch die ein oder andere Information hinzugewinnen. „Deine Aufgabe wird es sein, die Gefangenen zu verpflegen. Du verabreichst ihnen Nahrung, setzt Infusionen, tust alles, damit sie am Leben bleiben.“ Konan klang weder streng, oder auffordernd. Sie erwartete es einfach von Sakura. „Besonders dieser Körper ist wichtig. Wenn er stirbt, werde ich dich in all deine Einzelteile zerlegen.“ Diesmal wohnte ihrer Stimme ein gefährlicher Unterton bei und die Warnung war bei Sakura deutlich angekommen. Eine derartige Aufgabe hatte sie fast schon erwartet, schließlich war sie wirklich gut in ihrem Beruf. Dass sich dieser einmal als Bürde erweisen würde, hätte sie allerdings nie gedacht. Nun musterte sie den abgemagerten Körper in dessen Rücken noch einige mehr von diesen Stangen steckten. Seine Wangen waren eingefallen und seine Haut leichenblass. Der breite Oberkörper lag frei und Sakura konnte jede einzelne Rippe herausragen sehen. Unmöglich, dass dieser Mann noch leben konnte. Das wohl einst rote Haar wirkte matt und zerfranst, hing dem Mann leblos ins Gesicht, als dieser plötzlich die Augen öffnete. Sakura machte einen Sprung nach hinten und erschrak zu Tode, als sie dafür einen giftigen Blick von Konan kassierte, der sie wieder zur Besinnung brachte. Er hatte wirklich tot ausgesehen! Ihre Gedanken arbeiteten angestrengt, während sie sich von der Frau anhörte, was sie bei ihm alles zu beachten hatte. Seine Augen hatten sich zwar nur kurz geöffnet, aber er hatte eindeutig das Rinnegan, da war Sakura sich sicher. Offenbar war sein Zustand höchst kritisch. Dass er hier drin so gut versteckt und geheimgehalten wurde, machte ihn zu einer wichtigen Person. Wenn er der Auslöser allen Übels war, wieso verweigerte sie nicht einfach ihren Dienst und ließ ihn sterben? Das widersprach eigentlich allem, was Tsunade ihr je beigebracht hatte, doch in diesem Fall, würde selbst sie eine Ausnahme machen. Schließlich hatte er sie umgebracht. Traurige Gedanken wollten sich in ihre sowieso schon miese Stimmung schleichen, also versuchte Sakura sie zu verscheuchen. Wenn das alles vorbei war, hätten sie alle genug Zeit zu trauern. Aber was würden sie mit ihr anstellen, wenn sie sich weigerte? Sakura konnte sich kaum vorstellen, dass sie entbehrlich war. Umbringen konnten sie sie also nicht. Dann brachte sie der Gedanke automatisch zurück zu Pains neuen Gesetzen. Sie biss sich auf die Unterlippe. Jetzt wusste sie, was sie erwarten würde. 20 Peitschenhiebe. Das doppelte, wenn sie sich erneut weigerte. War sie bereit, dieses Opfer für Konoha zu bringen? Dann wurde Konan wieder still, hatte alles nötige gesagt und Sakura hatte versucht sich ihre Worte einzuprägen. Konan wirkte fast, als hätte sie auch eine medizinische Ausbildung hinter sich, doch ein paar nicht unerhebliche Fachkenntnisse schienen ihr dennoch zu fehlen. „Dann zu unserem letzten Halt“, flüsterte Konan, strich Nagato noch einmal freundschaftlich über den Arm, ehe sie Sakura mit einem Handzeichen klar machte, dass diese vorausgehen sollte. Sich in Bewegung setzend fragte Sakura sich, ob der nächste Halt die bisherigen überhaupt noch toppen konnte. Die beiden näherten sich einer Tür, die Konan auch gleich öffnete. Sakura ging hinein und traute ihren Augen abermals nicht. Voller Entsetzen riss Sakura diese auf, hielt sich die Hand vor den Mund. „Yamato, aber was...?“ Ihre Worte erstickten und der Angesprochene reagierte nicht auf sie. Der Mokutonnutzer stand wie eine Schaufensterpuppe da, schien jemanden zu bewachen, die Augen stur gerade aus. Er blinzelte nicht einmal, als sie eintraten. Sakura ging weiter in den Raum hinein und wagte kaum zu atmen, als sie Naruto mit dicken Holzranken an die Wand gefesselt sah. Ihn behielt Yamato also im Auge. Naruto, die Arme zur Seite von sich gestreckt, die Beine kraftlos herunterhängend, war bewusstlos. Sein Kopf ruhte auf einem der Balken, welcher ihn um den Brustkorb gegen die Wand heftete. Durch die Hände, beide Arme und Schultern sowie in den Seiten seiner Taille steckten gleich mehrere dieser metallenen Chakramodulatoren, die so furchtbar schwächten. Augenringe der Erschöpfung zierte sein Gesicht. Weinend brach Sakura zusammen, hielt den Anblick ihres hilflosen Freundes nicht mehr aus. Sie stellte sich vor, wie er jeden Moment zu sich kam, sie verschmitzt anlächelte und „mach dir keine Sorgen Sakura, alles wird gut“ zu ihr sagen würde. Doch nichts dergleichen geschah und es brach ihr das Herz, während sie Yamato prüfend musterte. Etwas stimmte nicht mit ihm. Wie eine Hülle sah er aus, als er da stand und keinerlei Regungen zeigte, während sie sich vor Schluchzen kaum noch halten konnte. Instinktiv wusste sie, dass Pain sein Jutsu bei ihm offensichtlich erfolgreich hatte anwenden können, welches auch sie zu einem seiner Marionetten werden lassen sollte. Plötzlich spürte Sakura eine Hand auf dem Rücken, als wolle diese sie trösten. Irritiert blickte sie sich um und sah in Konans Gesicht, welche sogar wirklich so etwas wie Mitgefühl ausstrahlte. „Mit seiner Hilfe können wir die Welt verändern und wahren Frieden herbeiführen“, meinte diese dann mit beruhigenden Worten, welche sich wie das unangenehme Kratzen an einer Tafel anhörten. Sakura glaubte sich verhört zu haben. Das war nun wirklich zu viel des Guten! Statt Trauer und Verzweiflung, entwickelte sie eine brutale Wut in sich, welcher sie sich auch sofort entledigen musste. Shanaroooooooo! Sakura verpasste dieser fliegenden Lady eine heftige Schelle. Konan hatte ihre Reaktion nicht kommen sehen und prallte gegen die Wand, während Sakura immer noch vor Wut kochte und deshalb schwer atmete. „Das ist doch krank! Niemals werde ich euch dabei helfen“, schrie Sakura zornig und hob noch immer fest geballt die Faust. Die Blauhaarige hatte zwar kurz die Fassung verloren und würde sich am liebsten in einen Zickenkrieg stürzen, doch sie beherrschte sich wieder und hielt sich die pochende Wange. Dann fiel ihr Blick auf Yamato, der sich noch immer keinen Zentimeter bewegt hatte. Sakura hörte die folgenden klaren und ruhigen Worte Konans, welche sich wie Nadeln über ihre Haut legten und sie in panische Angst versetzten. „Arbeitsverweigerung. Yamato, bring sie auf den Platz.“ Kakashi war mit schweren Schritten unterwegs zu dem großen Platz, um seine Portion Reis abzuholen. Ganz schön makaber, dachte er weiter, die Essensausgabe direkt neben dem öffentlichen Strafvollzug aufzubauen. Jeder war gezwungen dort aufzutauchen. So gern er auch darauf verzichten würde, sein Körper schrie nach Nahrung. Ein langer Seufzer entwich aus seiner Kehle, während er schon von Weitem das Blut von zerfetzter Haut und Angst riechen konnte. Aus irgendeinem Grund zogen ihn seine Gedanken zu Sakura. Seit einem Tag war sie nun schon verschleppt und noch immer hatte er kein Lebenszeichen von ihr erhalten. Knirschend biss Kakashi die Zähne zusammen. Wofür könnte Pain sie nur brauchen? Doch es lag eigentlich auf der Hand. Die medizinische Ausbildung, die sie von Tsunade erhalten hatte, war alles andere als Durchschnitt. Mit einem erneuten Seufzen begab Kakashi sich in die Warteschlange. Dieselbe Gruppe, die jeden Tag mit ihm das Essen abholte. Keiner sagte etwas, alle waren immer bedrückend still. Zu erschöpft, um sich zu beschweren. Nach ein paar Minuten stand Kakashi als erster in der Reihe, bekam von dem Mann, der für die Ausgabe eingeteilt war, eine Holzschüssel mit Reis und darauf eine Scheibe Brot gelegt. Doch als er den Blick hob, um den Stand zu verlassen und keiner mehr vor ihm stand, der die Aussicht auf die Schafott ähnliche Bühne hätte verdecken können, fiel ihm etwas schmerzlich ins Auge. „Sakura!“ Abrupt ließ er seine Schüssel Reis fallen, welche mit einem hohlen Geräusch auf den steinernen Boden aufkam, dessen Inhalt sich mit ein paar Kieselsteinen vermischte und eilte näher heran. Ein Mann verscheuchte gierig einen Hund, der sich an dem Reis zu schaffen machte, was Kakashi jedoch längst nicht mehr mitbekam. Wie angewurzelt, blieb er einige Meter entfernt stehen, blickte fassungslos nach oben. Außer ihm, schien es jedoch kaum jemandem aufzufallen, oder zu schockieren. Schließlich war es das Normalste auf der Welt geworden, hier Tag ein Tag aus, dabei zuzusehen, wie Menschen gefoltert und gezüchtigt wurden. Kakashi realisierte es noch immer kaum. Zumindest lebte sie noch, dachte er beruhigt, aber was sie nun vor sich hatte, wollte er sich gar nicht vorstellen. Dass sie sich Pain nicht so einfach unterstellen würde, hätte er sich denken können. Ihm war klar gewesen, dass es zu solch einer Situation früher oder später kommen konnte, doch jetzt wo sie da war, wusste er überhaupt nicht, wie er diese durchstehen sollte. Wie eine Salzsäule stand er da, sah in Sakuras gesenkten Blick und konnte die Angst darin deutlich lesen. Sie stand zwischen den beiden aufgerichteten Holzbalken, den Blick zum Publikum gerichtet, wo Yamato ihre Handgelenke an jede Seite des Balkens festzurrte. Seine Bewegungen glichen einer Maschine, ohne besonderen Rückhalt. Ohne Berührungsängste. Als Yamato ihre Handgelenke befestigt hatte, trat er von ihr zurück, wendete sich kurz ab und nahm die zusammen gerollte Peitsche vom Tisch. Der Mokutonnutzer begann mit richterlicher, monotoner Stimme die Strafe zu verkünden. „Jeder Einwohner hat seiner ursprünglichen Arbeit nachzukommen. Kinder, sobald sie fähig sind zu laufen...“ Kakashi erschrak bei der Stimme seines alten Freundes, da sie sich so unglaublich vertraut anhörte. Als wäre er noch er selbst, obwohl die typische Tonlage in seiner Stimme dennoch fehlte. Er schluckte schwer, wollte am liebsten hinauf rennen und sie von dort befreien. Doch wenn er das tat, würde er sein Dorf und dessen Zukunft verraten, das wusste Kakashi. Auch Sakura würde so denken. Er ballte die Fäuste, als er hörte, wie Yamato zu Ende sprach. Vor jeder Strafe musste er das Gesetz wiederholen, damit es sich auch jeder einprägte. „...wird bestraft mit 20 Peitschenhieben“, sagte Yamato und holte weit mit dem Folterwerkzeug in seiner Hand aus. „Sakura“, rief Kakashi ihr zu, sodass sie es hörte, noch ehe Yamato seinen ersten Hieb setzen konnte. Mit vor Angst verzerrter Miene hob Sakura den Kopf und suchte nach der Stimme in der Menge unter ihr. Sekunden später, als sie gerade Kakashis Blick erfassen konnte, welcher ihr jedoch leider nur für kurze Zeit Trost spendete, verschwand er auch schon wieder aus ihrem Sichtfeld, als sie vor Schmerzen die Augen fest zusammenkneifen musste. Sakura spürte wie das Leder durch ihre Haut glitt, wie durch Butter und mit einem rauen Gefühl, wie von Schleifpapier, zurück fuhr. Sie konnte das Leder förmlich in ihrem Mund schmecken. Ihr Kimono zerriss an den Stellen auf ihrem Rücken und hinterließ blutige Fetzen von Stoff. Das schnalzende Geräusch hallte noch immer in ihren Ohren wieder. Der Schmerz kam nicht auf einmal, nur langsam und dann immer heftiger, brannte er auf und in ihrer Haut. Er war so heftig, dass nicht nur ihr Rücken schmerzte. Alles, einfach jede Zelle ihres Körpers schien zu versuchen den Schmerz irgendwo hinzuleiten, wo sie ihn weniger stark spürte, doch diese Stelle gab es nicht. Ihre Kehle wurde trocken. Sakura wollte schreien, doch riss sie sich noch zusammen, weil es ihr aus irgendeinem Grund unangenehm war ihre Schmerzen offen zu zeigen. Schon immer war sie stark gewesen, unerschütterlich. Doch nun wurde sie vor der gesamten Menge so gedemütigt wie viele andere auch. Kakashi hatte ihr Gesicht fest im Blick, hatte den Schmerz förmlich am eigenen Leib gespürt und war kaum merklich zusammen gezuckt, als er den Hieb kommen gehört hatte. „Eins“, begann Yamato niederschmetternd zu zählen, ließ ihr kaum eine Pause, ehe er die Zwei zählte. Auch nach dem dritten und vierten Hieb stand Sakura, wenn auch nur wackelig, noch immer auf den Beinen und schrie nicht. Der erste Hieb war der schlimmste gewesen. Danach war es nur noch ein brennender, pochender und permanenter Schmerz, der ab und zu von erneuten Hieben zu wachsen schien. Doch nach dem zehnten Hieb, verließen sie die Kräfte. Ihre Beine gaben nach und sie sackte auf die Knie, heftig atmend, den Schmerz tapfer ertragend. Sie hatte sich noch gewundert, wieso Kakashi ihr nicht erzählt hatte, dass Yamato der Henker war, der die Gesetze von Pain vollstreckte. Doch nun, als sie sich kurz zu ihm drehte und in dessen kalten Augen blickte, wurde es ihr klar. Deshalb hatte Kakashi sie die letzten Tage von hier ferngehalten, ihr sogar das Essen abgeholt und ins Krankenhaus gebracht. Auch dieser Anblick von Yamato, wie er gnadenloser nicht sein konnte, brannte sich tief in ihre Netzhaut. Auch wenn es nicht wirklich er war, der ihr das antat, es schmerzte sie zutiefst, dass er die Peitsche führte und nicht irgendein Fremder. Das würde sie ihm nie vergessen können. Beim letzten Hieb schrie Sakura gequält auf. Sie hatte überhaupt nicht mitgezählt und war kurz davor, ihn zu fragen, ob er sich sicher war, dass er nur 20 Mal zugeschlagen hatte und nicht 40 Mal. Kraftlos ließ sie ihren Körper nur von den festgezurrten Handgelenken tragen. Als Sakura sah, dass sie in ihrem eigenen Blut kniete, erschrak sie kurz. Yamato löste die Riemen um ihre Handgelenke wortlos. „Steh auf.“ Die Arme nach unten sinkend, war sie unfähig aufzustehen, als Yamato sie dazu aufforderte. Niemand hatte das je gekonnt. Konan verfolgte alles schweigend und wartete schon darauf, dass Yamato sein nächstes Opfer heraufholte. Doch als Sakura wie in Trance noch immer in ihrem eigenen Blut kniete, packte Yamato sie unter dem Arm, zog sie hoch und brachte sie zur Seite. Sakura meinte ihn so etwas wie „Nächster“ rufen gehört zu haben, doch sie war sich nicht sicher. War Kakashi noch hier? Ihre Augen suchten nach ihm, doch der Blick war verschwommen. Dann erkannte sie den silbernen Haarschopf und da fielen ihr all die Informationen ein, die sie ihm unbedingt noch sagen musste. Kakashi war mit den Nerven total am Ende, doch er sah es überhaupt nicht ein zusammen zu brechen, wenn Sakura gerade die Hölle durchmachte. Nach jedem Hieb hatte er beobachtet, wie sie erneut versucht hatte, ihn anzusehen. Wie sie jedes Mal länger brauchte, um ihn zu finden und zum Schluss kaum noch den Kopf heben konnte. Zischend sah er dabei zu, wie Yamato sie zur Seite zerrte und dort einfach hocken ließ, um sich um den nächsten in der Reihe zu kümmern. Plötzlich regte sich wieder etwas in ihren Augen. Wieder suchte sie ihn und fand ihn auch. „Chakramodule!“, schrie die Haruno ihm mit letzter Kraft entgegen. Konans Augen weiteten sich überrascht und ihre verschränkten Arme lösten sich. Schweigend wanderten ihre Augen durch die Menge, wo sie nach demjenigen suchte, dem Sakura dieses Wort entgegen gebrüllt hatte. Yamato setzte seine Aufgabe derweil ungehindert fort und war gerade dabei, den nächsten vor Angst schlotternden Menschen festzubinden. „Was...?“, entwich es erschrocken aus Kakashi. Sakura hatte es tatsächlich geschafft an Informationen heranzukommen und hatte ihm ein einziges Wort entgegen geschmettert, welches jedoch ausreichen würde, um gewisse Lücken zu füllen. Vieles ergab plötzlich einen Sinn. Wirklich erstaunt von seiner Schülerin, bemerkte er die suchenden Blicke Konans und so verhielt er sich wieder unauffällig. Ob es ihm gefiel oder nicht, er musste hier vorerst verschwinden. Er schenkte Sakura einen letzten dankenden Blick, welche ihre leeren und erschöpften Augen aber wieder zu Boden gerichtet hatte und schlich wehmütig aber still aus der Menschenmenge. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)