Denn ich bringe euch wahren Frieden von Meyumi (und erschaffe eine neue Weltordnung) ================================================================================ Kapitel 1: Die totale Kontrolle ------------------------------- „Verteilt euch.“ Eine raue und ruhige Stimme ertönte auf einem der vielen Dächer mitten in Konoha. Ungehindert waren die Feinde durch das Schutzschild eingedrungen. Die Ninjas, gehüllt in dunklen Mänteln, mit orangefarbenen Haaren sprangen in verschiedene Richtungen. Niemand der Dorfbewohner ahnte es, doch schon bald würde das Dorf, so wie sie es kannten, für immer untergehen. Der Hatake erinnerte sich genau, es war ein schöner, sonniger und nicht zu heißer Mittag mitten im Sommer, als Team 7 von einer Mission zurückkehrte und gut ausgeruht das große Tor durchschritt. Kakashi drehte sich zu seinen Schülern und überreichte jedem in einem kleinen Säckchen den Lohn. „Gute Arbeit.“ Bei Naruto, der ungeduldig die Hand aufhielt, zögerte er kurz, denn er wusste, wofür er es sofort wieder ausgeben würde. „Ichiraku, ich kommeeee!“, schrie Naruto voller Vorfreude, drehte sich hüpfend im Kreis, während Sai ihn analysierend beäugte und sich ein paar Notizen in ein kleines Heft schrieb, ohne auch nur eine Miene zu verziehen. Sakura schüttelte mit verschränkten Armen verlegen den Kopf, wartete darauf, dass der Uzumaki endlich wieder Ruhe gab, doch das tat er nicht. Eine kleine Ader trat an Sakuras Stirn hervor, wobei sie wütend lächelte und Kakashi wusste was folgen würde. Da war es auch schon. „SCHNAUZE!“, brüllte die Haruno völlig übertrieben und verpasste ihrem Kameraden eine heftige Kopfnuss, die ihn tief in den Boden stampfte. Eine Schweißperle rann Kakashis Stirn herunter, als er lächelte, hilflos. So und nicht anders kannte er sein Team und sein Herz zog sich krampfend zusammen, als er sich an diese Szene von vor ein paar Tagen erinnert hatte, weil er genau wusste, was ihnen allen bevorstand. Als Kakashi das Einschlagen von Sprengkörpern hörte, das Kreischen von Frauen und Kindern, das Zerbrechen von Glas und dumpfe Geräusche von fallenden Trümmerteilen auf nebenstehende Gebäude, galt sein erster Gedanke seinem Team. Kühl, fast gelassen, obwohl er das ganz und gar nicht war, drehte der Jounin sich in Richtung des Lärms, von wo aus sich riesige Staubwolken in den Himmel erstreckten. Wo waren sie zu diesem Zeitpunkt? Waren sie in Sicherheit? Oder hatte sie einer der Anschläge bereits erwischt? Glücklicher Weise befand sich Naruto zur Zeit im Reich der Kröten, wo er trainierte und somit vorerst in Sicherheit war. Deshalb wollte er nach Sakura und Sai sehen. Ab sofort herrschte in Konoha der Ausnahmezustand und jeder erfuhr es durch den Alarm, der wohl auf Befehl der Hokage ausgelöst worden war. Der Ton war so schrill, dass er sich in Mark und Bein bohrte und in jedem der ihn hörte eine Gänsehaut auslöste. Schnell und unaufhaltsam bewegten sich die feindlichen Ninjas durch das Dorf, zerstörten alles und jeden, der sich ihnen in den Weg stellte. Viele starben bei dem Versuch sie aufzuhalten oder wurden gefangen genommen. Wonach suchte dieser Pain, wie er sich nannte? Kakashi kam an ein paar flüchtenden Zivilisten vorbei, die aus einem der einstürzenden Gebäude rannten. Eine der Frauen blieb jedoch voller Entsetzen davor stehen, drohte von Geröll erschlagen zu werden. „Wo...Wo bist du? Suki!“ Sie schrie nach ihrem Kind, ignorierte den Staub in ihren Lungen und hustete die Worte eher aus. Ohne Worte huschte Kakashi an ihr vorbei, welche ihm überrascht aber ebenfalls schweigend hinterher sah. Sie konnte wohl nicht fassen, dass sich jemand in solche Gefahr begab, um ihr Kind zu retten. Die Wände wackelten wie nach einem Erdbeben, doch Kakashi ließ sich nicht davon abhalten. Er lauschte dem Weinen eines Kindes und versuchte herauszufinden, woher die Laute kamen. Sekunden später sprang er die bereits völlig auseinander gebrochene Treppe hinauf, folgte der Stimme des Kindes in ein Zimmer, wo es sich im Schrank versteckt hatte. Es schrie nach seiner Mutter, hustete vom aufgewirbelten Staub. Behutsam, aber auch voller Eile, streckte er die Hand nach dem Kind aus. „Na komm, ich bring dich zu deiner Mutter.“ Schützend schloss Kakashi die Kleine in seine Arme und sah sich um, doch hinter ihm brach bereits die Decke ein. Also sprang er gerade noch so aus dem Fenster, direkt vor die Füße der vor Freude weinenden Mutter. Doch noch ehe sie sich gebührend bedanken konnte, eilte Kakashi auch schon weiter. Es ging nur um Sekunden. Das konnte bereits den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen, weshalb er keine Zeit verlieren wollte. Sakura bekam von draußen nicht besonders viel mit. Nachdem sie realisiert hatte, dass das Dorf angegriffen wurde, war sie sofort ins Krankenhaus gerannt. Dort war der Platz, an dem sie den Dorfbewohnern am besten helfen konnte. Ein Seitenflügel des Gebäudes, war eingestürzt, doch der Rest war noch in vollem Betrieb. Es ging gar nicht anders. Wo sollten die Verletzten auch hin, wenn nicht ins Krankenhaus? Voller Konzentration behandelte sie die schweren Wunden, setzte nur bei lebensbedrohlichen ihr Chakra für eine Heilung ein. Sakura wusste genau, sie musste sparsam damit umgehen. Leichte Verletzungen ließ sie deshalb von den Krankenschwestern behandeln. Außerdem wurde eine Triage ausgeführt, wofür es ganz bestimmte Regeln gab. Die Patienten wurden nach Priorität markiert, damit sie entsprechend behandelt werden konnten. Die ganze Zeit über musste sie jedoch an ihr Team denken. An Sensei Kakashi und Sai und ob es ihnen gut ging. Ihr blieb leider keine Zeit, um nach ihnen zu suchen. Es war dunkel und staubig. Die Luft brannte in Sais Lunge, als er zu sich kam und versuchte sich zu erinnern, was passiert war. Zuerst war er vollkommen orientierungslos und wusste nicht einmal, wo oben und wo unten war. Er hustete immer wieder und versuchte Herr seiner Sinne zu werden. Was gäbe er in diesem Moment für einen Schluck Wasser. „Ist da jemand?“ Niemand antwortete ihm. Er war allein und konnte immer noch nicht erkennen, was da zur Hälfte auf seinem Körper lag. Er spürte einen enormen Druck darauf und der Blutgeschmack in seinem Mund verhieß auch nichts Gutes. Dennoch blieb er ruhig, versuchte einen Ausweg zu finden. Schmerzen, wieso hatte er keine? Vielleicht war es doch nur ein Kratzer, überlegte er. Plötzlich wurde es wieder laut, Licht fiel von irgendwo oben herunter und beleuchtete den kleinen Hohlraum, in dem er offensichtlich verschüttet war. Jetzt erkannte er auch die Wand des Gebäudes, in dem er sich vor dem Einsturz befunden hatte, welche seinen Unterkörper unter sich begrub. Da wurde ihm mit einem mal klar, dass er hier nicht mehr lebend herauskommen würde. Wieder wurde es laut. Sai hörte das aneinander kratzende Gestein und Metall, welches begann einzustürzen und nun auch den Rest seines Körpers unter sich begrub. Am Abend arbeitete Sakura noch immer im Krankenhaus, welches noch nie in solchem Hochbetrieb war. Die Katastrophe könnte nicht größer sein, wie Kakashi beim Betreten des Krankenhauses feststellte. Zumindest hatte er Sakura gefunden, als er einen der Jounin her brachte, welche voller Eifer versuchte die Verletzten zu behandeln. Verantwortungsbewusst hatte sie die Leitung übernommen, da Shizune nicht zugegen war. Nur kurz hielt Kakashi inne und kam etwas zu Atem. Es erstaunte ihn immer wieder, wie tapfer Sakura in solchen Situationen doch war. Alle hörten auf sie und befolgten ihre Anweisungen. Bestimmt ein Nebeneffekt von Tsunades Training, dachte er noch. Dann kehrte er auf das Schlachtfeld zurück, ohne sie überhaupt anzusprechen. Sakura hatte sein Kommen und Gehen nicht bemerkt. Mittlerweile war sie ziemlich erschöpft und das Chakra begann ihr auszugehen. Trotzdem ruhte sie sich keine Sekunde lang aus. Seite an Seite lagen die Verletzten neben den Toten, schrien und schüttelten sich vor Schmerzen. Die angelernte Iryonin versuchte alles, um so viele wie möglich zu retten, während sie sich fragte, wie jemand nur so grausam sein konnte. Diese Menschen die hier lagen waren zum Großteil keine Krieger und für die Schlacht nicht geboren. Unschuldige Kinder und Alte sowie Frauen wurden nicht verschont. Sie hatten keine Chance. Selbst sie, welche eine ausgebildete Ninja war, gestand sich ein, dass sie Probleme an der Front hatte. Der Druck unter dem man dort stand, konnte einen erdrücken. Naruto war nicht hier, das wusste Sakura. Er trainierte noch immer im Reich der Kröten und war erst vor zwei Tagen aufgebrochen. Wahrscheinlich wusste Naruto noch gar nichts von dem Angriff auf das Dorf. Doch könnte er Konoha überhaupt retten, wenn er hier wäre? Gedankenverloren schüttelte die Haruno den Kopf. Sie musste sich jetzt auf die Heilung ihrer Patienten konzentrieren und durfte sich dabei nicht den kleinsten Fehler erlauben. Seit Pain hier einmarschiert war, hatte sie keine Gelegenheit gehabt, nach Tsunade zu sehen. Wie sie das alles wohl verkraftete und wo sie wohl war? Da Pain sich anscheinend im Gebäude des Hokage breit gemacht hatte, hieß das Tsunade musste sich irgendwo versteckt halten und auf den richtigen Augenblick warten. Sakura nickte sich selbst bestätigend zu. Ja, so musste es sein. Erst als auch der letzte Jounin, der sich wehrte, kraftlos zusammenbrach und Pain klar wurde, dass er nun mit seinem Plan beginnen könnte, wurde das Geschrei und der Lärm auf den Straßen leiser. Seine Marionetten verteilten sich erneut gleichmäßig im Dorf, auf höher gelegenen Stellen und verhielten sich ruhig, bis aus jedem nach Minuten der schier endlosen Stille, Pains Stimme erklang und jeder Überlebende ihn hören konnte. „Dorfbewohner von Konoha. Hört mir zu,“ begann die tiefe Stimme auffordernd, aber monoton. Die Dorfbewohner in ganz Konoha hielten inne und lauschten mit angstverzerrter Miene den Worten Pains. Dunkle Wolken zogen über Konoha hinweg und schienen jegliches Licht zu verschlingen. Es wurde düster, so unglaublich düster. „Jeder der sich mir entgegenstellt hat, ist in meiner Gewalt oder tot. Verhaltet euch ruhig. Würdigt meine neuen Gesetze und handelt nach ihnen, dann wird euch nichts geschehen, denn ich, Pain, bin der neue Hokage. Ab heute werde ich euch wahren Frieden bringen.“ Diese Worte ließ er erst einmal auf das Dorf wirken, während er sich seine nächsten zurechtlegte. Keiner sagte etwas, es herrschte Totenstille und niemand wagte es, auch nur einen Finger zu rühren. Kakashi traute seinen Ohren kaum. Der neue Hokage? Doch Pain ließ ihm keine Zeit darüber nachzudenken, als er seine Rede fortsetzte. Die Stimme, die so erschreckend gefasst blieb und sich tief in die Herzen der Bewohner fraß, erklang erneut. „Schon immer mussten für den Frieden Opfer gebracht werden. Der erste Schritt in diese Richtung, ist das Opfer der fünften Hokage,“ sprachen alle Körper von Nagato gleichzeitig, als sie den Blick der Bewohner mit dem Zeigefinger in Richtung der Felsen lenkten. Genau dorthin, wo all die ehemaligen Hokage in Stein gemeißelt waren. Lautes Entsetzen ging durch die Menge. Schluchzend brachen einige zusammen und versanken in scheinbar endloser Verzweiflung, als sie den offenbar leblosen Körper von Tsunade auf dem Gipfel entdeckten. Angebunden an ein großes Kreuz. Zur Schau gestellt. Vollkommen respektlos. Das Blut, in das ihre Kleidung fast vollständig getränkt war, konnte man sogar aus weiter Entfernung deutlich erkennen. Völlig regungslos blickten auch Kakashi, der mit einem Ninja unter dem Arm auf dem Weg ins Krankenhaus gewesen war und Sakura, welche draußen einen Patienten entgegennahm auf diese schaurige Szenerie. Sakuras Lippen formten sich zu einem stummen Schrei, während sie sich in die Haare griff und zitternd auf ihre Knie sank. Erst jetzt wurde ihr klar, wie schlimm es wirklich war. Pain war dabei, Konoha komplett umzukrempeln. Kakashi war wie versteinert, konnte den Blick nicht von dem leblosen Körper abwenden. Der Wind spielte mit Tsunades Kleidung und gaukelte ihm vor, sie würde sich noch bewegen. Leere erfüllte zuerst seinen Geist. Dann kam ein Schmerz, der sich von seinem Herzen aus über den gesamten Körper ausbreitete. Erst Sekunden später bemerkte der Hatake, dass er zu atmen gestoppt hatte. Tief sog er die Luft ein und spürte, wie der Zorn sich wie ein Virus in ihm ausbreitete. Das war alles, was Pain vorerst zu sagen hatte. Nun setzten sich seine Marionetten wieder in Bewegung, wollten zu ihrem stärksten Bindeglied zurückkehren, denn ihre Aufgabe war für heute erfüllt und Nagato wollte sich ausruhen. Der Tod ihrer Anführerin, würde schon dafür sorgen, dass die Dorfbewohner ihn ernst nahmen. Da war er sicher. Tsunades Hinrichtung war ein wichtiges Exempel, das er hatte statuieren müssen. Mit emotionsloser Miene wandte Pain sich zu seiner Partnerin. „Konan.“ „Ja“, antwortete sie direkt, da sie wusste was zu tun war. Doch dann schien ihr noch eine Frage auf den Lippen zu liegen. „Was ist mit dem Neunschwänzigen?“ „Darum werde ich mich später kümmern. Die ersten Stunden sind die wichtigsten,“ sprach er ohne Zweifel. „Außerdem wird er...“ Pain ließ seinen Blick über das brennende Dorf gleiten. „...aus eigenem Antrieb in sein Grab laufen.“ Konan nickte, verharrte noch einige Sekunden und sprang dann davon. In der Luft bildete sie mehrere Doppelgänger, welche dann durch das ganze Dorf liefen, um überall die neuen Gesetze auszuhängen, die Pain vorbereitet hatte. Der Zeitpunkt des Angriff war kein Zufall. Naruto sollte nicht im Dorf sein, wenn er begann es zu übernehmen. Er musste ernst genommen werden und das lieber früher als später. Je schneller er das schaffen würde, desto weniger konnte dieser Uzumaki an Unterstützung von den Dorfbewohnern erwarten. Dann erinnerte Pain sich daran, wie er die Hokage gestürzt und deren Informationen mithilfe seiner Fähigkeit Ningendō an sich genommen hatte. Diese erlaubte es ihm, ihre Seele aus dem Körper zu entziehen, sie sich einzuverleiben, um dann ihre Gedanken zu lesen. Es hatte keinen richtigen Kampf gegeben. Tsunade war so geschwächt gewesen, von ihren Anstrengungen die Dorfbewohner zu heilen, dass sie sich kaum noch gewehrt hatte. Auch ihre Leibwächter, dieser Yamato oder Tenzo oder wie sie ihn in ihren Gedanken genannt hatte und irgendein anderer Ninja aus der Anbu-Einheit, hatten sie nicht retten können. Nun wusste Pain zumindest, wo sich der Fuchsgeist aufhielt, doch er würde sich nicht die Mühe machen müssen, ihm dort einen Besuch abzustatten. Die gefangenen Jounin und Chunin, bei denen Pain beschlossen hatte, sie noch zu brauchen, hatte Konan in ihrem Papierjutsu eingewickelt und betäubt. Um deren Unterbringung würde er sich heute noch kümmern müssen, weshalb er zu einem ganz bestimmten Gefangenen trat. Pain bückte sich und befreite den braunhaarigen Kerl mit dem metallenen Gesichtsschutz, der sein Gesicht umrahmte, von Konans Papier. Der Mann war jedoch noch bewusstlos, weshalb Pain ohne Probleme sein Bewusstsein veränderndes Jutsu an ihm vollziehen konnte. Denn er wusste, dass dieser Ninja ansonsten moralisch nicht dazu fähig wäre, seine Aufgaben auszuführen. Für ihn hatte er eine ganz besondere Rolle an seiner Seite als Hokage geplant. Doch er würde auch noch andere hier aus dem Dorf benötigen. Einen Medizinninja mit guter Ausbildung. Jemand musste sich um die Versorgung seiner Gefangenen kümmern. Und um etwas, das noch viel wichtiger war... Konan hatte nun wichtigere Aufgaben im Dorf zu erfüllen, weil sie für ihn als einzige vertrauenswürdig war. Sie musste die Dorfbewohner beobachten, über sie wachen und ihm Bericht erstatten, sobald jemand seine Gesetze brach. Da sie diese Aufgabe bereits ausübte, wollte Pain sich nun um einen Unterschlupf kümmern. Nachdem das Jutsu ausgeführt worden war, erwachte der Mokutonnutzer mit weit geöffneten, aber leeren Augen. Völlig ohne Emotionen. „Steh auf,“ befahl Pain und Yamato stand auf. „Folge mir.“ Yamato folgte seinem neuen Meister wie ein Zombie mit schlaffen Schritten ins Gebäude hinein. Pains Weg führte sie vorbei an Tsunades leerstehendes Büro, an dem sie ohne Beachtung vorbei gingen. Treppe um Treppe stiegen sie hinab, befanden sich mittlerweile im Untergrund, wo Pain Halt machte. „Und jetzt, errichte mir ein großes Gefängnis.“ Mit widerwilliger Akzeptanz sahen die Dorfbewohner dabei zu, wie die junge Frau Plakat für Plakat an nahezu jede Ecke Konohas aufhing. Die Bewohner waren wütend, bestürzt vom Tod der Hokage und trauten sich erst heran, als Konan wieder verschwunden war. Unter Tränen begannen viele das Dokument zu lesen. Es gab wirklich nicht viele Regeln, die Pain aufstellte. Doch offenbar versuchte er so etwas wie Ordnung im Chaos zu erhalten. Ob dies wirklich der richtige Weg war? Die Dorfbewohner zweifelten, tuschelten und traten empört von dem Dokument zurück. Einige rissen die Plakate direkt wieder hinunter und stampften wütend darauf herum. Es glich mehr einer Auflistung von Strafen, die man für das Brechen der Gesetze erwarten müsste. Die Regeln waren nur dazu da, Angst zu verbreiten. "#Das Stehlen von fremden Eigentum, ist nicht erlaubt und wird bestraft mit 10 Peitschenhieben. #Jegliche Art von Fluchtversuch, sowie die Beteiligung an solchen, wird bestraft mit 15 Peitschenhieben. #Jeder Einwohner hat seiner ursprünglichen Arbeit nachzukommen. Kinder, sobald sie fähig sind zu laufen, sowie sonstige Arbeitslose melden sich unverzüglich beim Hokage, um ihre neue Aufgabe entgegenzunehmen. Jegliche Arbeitsverweigerung wird bestraft mit 20 Peitschenhieben. #Das Töten von Menschen ist strengstens untersagt, es sei denn, der Hokage verhängt die Todesstrafe. Das Nichteinhalten wird bestraft mit 35 Peitschenhieben. #Verbreitung von Blasphemie ist nicht erlaubt und wird bestraft mit lebenslanger Haft, sowie mit täglich 50 Peitschenhieben. Diese Gesetze dienen dem Allgemeinwohl und sind ab sofort gültig. Jede Strafe wird öffentlich auf dem großen Platz vor dem Gebäude des Hokage von meinem Vollstrecker vollzogen. Jeder Verstoß wird aktenkundig festgehalten. Wiederholte Verstöße werden mit Verdopplung der Strafe geahndet. Nahrung wird einmal am Tag ebenfalls vor dem Gebäude des Hokage verteilt. Die Verteilung folgt Gruppenweise und wird noch bekannt gegeben." Auch Kakashi kam nun an einem der Zettel vorbei, nachdem er einen verwundeten Kollegen ins Krankenhaus gebracht hatte. Diese Aufgabe war ihm von einem von Pains Körpern zugeteilt worden. Er sollte sich vorerst um die Verletzten kümmern. Der Reihe nach bekam jeder Bewohner dieses Dorfes eine neue Aufgabe. Doch eigentlich war es für Kakashi eine Selbstverständlichkeit, den Verletzten zu helfen. Das musste Pain ihm nicht sagen und darüber ärgerte er sich ein wenig. Aber auch wenn Tsunade nun zu den Toten zählte, mussten sie alle sich wohl oder übel zusammenreißen, wenn sie nicht von Pain gerichtet werden wollten. Kakashi hatte keine Wahl. Vorübergehend musste er sich dem Willen des Feindes beugen. Das Plakat hing an der Außenmauer, neben dem Eingang. Eine wütende Meute stand darum und konnte nicht fassen, was sie da lasen. Sakura ließ die Verletzten von ihren Helfern hinein bringen, als Kakashi in ihr Blickfeld geriet. Er hatte sich bereits durch die Menge gedrängt, als Sakura zu ihm aufschloss. Ein gegenseitiger Blick genügte und sie beide wussten, um den Schmerz des anderen, den der Tod Tsunades und die gesamte Situation in ihnen auslöste. Gemeinsam inspizierten sie die neuen Gesetze des Dorfes. Mittendrin hielt Sakura sich die Hand vor den Mund, konnte die Worte nicht glauben, die da schwarz auf weiß standen. Völlig irritiert blickte sie zu ihrem Sensei, welcher äußerlich zwar gelassen wirkte, doch sein Blick verriet etwas anderes. „Das wird alles verändern“, waren seine beunruhigenden Worte, die Sakura das Blut in den Adern gefrieren ließ. Das war die totale Kontrolle. Offenbar hatte Pain vor, die Bewohner nicht nur heftig zu unterdrücken, sondern sie auch noch chronisch zu schwächen. Eine Mahlzeit am Tag war nicht genug. Sie sollten zu schwach für einen Aufstand sein. Ihre geistige Stärke war wegen Tsunades Tod auch schon in Mitleidenschaft gezogen. In welcher abstrakten Welt musste man leben, wenn man auf diese Art Frieden erschaffen wollte? Dabei hatten sie den schon längst gehabt. Sicher, hier und da wurde Blut vergossen. Alle Feindschaften konnten nicht abgelegt werden, aber war dies nicht sogar akzeptabel, wenn dafür kein neuer Ninjakrieg die Welt ins Chaos stürzte? Die Leute drängten sich immer enger vor dem Dokument, waren kurz davor es abzureißen. Kakashi und Sakura verließen vorsichtshalber die Menge, um nicht erdrückt zu werden. Noch immer waren sie sprachlos. Hilfesuchend musterte sie den Jounin neben sich, in seinem Hirn schien es zu rattern. Nicht einmal er hatte etwas gegen die Angreifer ausrichten können. Ausgerechnet er, der Kopierninja, der sonst so gefürchtet war. Missmutig beäugte sie ein paar seiner Schrammen. Sie war froh, dass er sich der Niederlage gestellt hatte und lieber geflüchtet war, statt sich sinnlos zu opfern. Sakura erinnerte sich noch genau, als Kakashi es nach seinem Kampf gerade noch so durch den Eingang des Krankenhauses geschafft hatte, wo er dann erschöpft zusammengebrochen war. Kakashi war niemand, den man oft aufgeben sah, doch er hatte wohl eingesehen, dass Konoha ihn noch brauchen würde. „Naruto wird Konoha nicht wiedererkennen, wenn er zurückkehrt“, stellte er betroffen fest und holte Sakura aus ihren Gedanken zurück. „Aber...Sensei Kakashi. Können wir denn gar nichts tun?“ Sakuras Stimme klang verzweifelt und ratlos. Als Antwort bekam sie zuerst nur ein Seufzen. Pain hatte nicht alle von ihnen erwischt. Sicher waren noch einige Ninjas irgendwo da draußen und versteckten sich. „Ich werde versuchen an Informationen zu gelangen. Vielleicht kann ich ein paar Jounin, die übrig geblieben sind davon überzeugen, sich zusammen zu schließen. Wir können Konoha nicht einfach aufgeben“, raunte Kakashi ernst. Sie spürte die Wut in seiner Tonlage, welche sie bis jetzt nur sehr selten bei ihm gehört hatte. Wie ein tiefes Knurren unterlegte es seine Stimme, wenn auch kaum zu hören. Doch es gab ihr ein wenig Hoffnung, dass er begann einen Plan zu schmieden. „Ich werde mich auch umhören!“ Der Hatake musterte seine Schülerin, welche nun wieder etwas weniger verzweifelt wirkte und nickte ihr zu. „Gut. Aber sei vorsichtig. Man weiß nie, wer dabei zuhört“, warnte er sie noch. In solch einer Situation könnten selbst vermeintlich Verbündete, sie verraten. „Ja.“ Sakura wusste genau was er meinte und bemerkte erst jetzt, dass Kakashi sein Chakra schon die ganze Zeit über unterdrückte. Dann beobachtete die Haruno von außerhalb, wie das Plakat nun doch noch abgerissen und auf dem Boden verbrannt wurde. Noch immer wollten die Menschen gegen Pain ankämpfen und gaben die Hoffnung nicht auf. Was wollte Pain mit einem Dorf ohne Dorfbewohner anfangen? Auch wenn alles was sie tun konnten, das Verbrennen der Zettel war, so war es doch wichtig als ein Symbol für ihren Zusammenhalt. Oder nicht? Plötzlich erschien etwas über der Meute. Kakashi kniff die Augen zusammen. Papier. Es begann sich zu verformen, zu einer Person, wurde menschlich und schließlich erkannten sie Konan. Sakura spürte, dass sie nur ein Doppelgänger war. „Blasphemie“, war alles was die Frau mit gefährlichem Unterton von sich gab, während sie langsam zu Boden sank. Die Menschen wichen vor ihr zurück. Den Mann, der noch immer das Feuerzeug in der Hand hielt, erfasste sie mit ihrem Blick und ließ ihn nicht mehr los. Er brach in Schweiß aus, während er hektisch vor ihr zurück trat. Der Hatake nahm die Hand aus der Hosentasche, als er mit geweiteten Augen beobachtete, wie die Frau mit dem Akatsukimantel den Mann mit ausgestrecktem Arm in Papier hüllte. Panisch schrie dieser auf, blickte an sich hinunter und konnte nicht verhindern, wie er nach und nach dahinter verschwand. Die Menschen um sie herum sahen fassungslos zu, griffen sich machtlos in die Haare und gingen weiter auf Abstand. Einige Angstlaute waren zu hören, doch keiner brachte auch nur ein Widerwort heraus. Erst drang dieser Pain ohne jeden Skrupel ins Dorf ein, tötete einen Großteil unschuldiger Menschen, brachte die Hokage um und verhängte nun auch noch seine Gesetze, sowie deren Strafe bei Nichteinhalten. Gerade als Sakura mit wütendem Ausdruck eingreifen wollte, da sie den Anblick nicht mehr hatte ertragen können, griff Kakashi ihren Unterarm und hielt sie davon ab. Erschrocken blickte sie in das Gesicht ihres Senseis, welcher sie wohl gerade vor einer großen Dummheit bewahrt hatte. Sakura erinnerte sich an die Worte. ...lebenslanger Haft, sowie mit täglich 50 Peitschenhieben... Während sie die Fassung verlor, blieb Kakashi wie gewohnt ruhig und ließ sich nicht von seinen Gefühlen übermannen, so schwer es ihm auch fiel. Hilflos sah Sakura dabei zu, wie diese Frau den mittlerweile vollkommen verhüllten Körper wegschaffte, als wäre er irgendein Paket. Kakashi beobachtete die Gesichter der Menschen, die nun ordentlich an Hoffnung verloren hatten. Es war ihnen deutlich anzusehen. Der Wille des Feuers in ihnen brach und sie gestanden sich ein, dass wenn sie überleben wollten, diese Gesetze eingehalten werden mussten. „Wir müssen klug handeln“, versuchte Kakashi ihr leise klar zu machen, den Blick noch immer auf die Menge gerichtet, welche sich langsam lichtete. Womöglich geschahen diese Dinge gerade überall in Konoha. Pain nahm offensichtlich keinerlei Rücksicht bei der Einhaltung seiner Gesetze. Nachdenklich nickte Sakura und hasste sich regelrecht dafür, nichts unternehmen zu können. Doch im Moment waren sie wohl wirklich nicht stark genug, um etwas gegen Pain und seine Leute auszurichten. Bei dem Gedanken an die Strafen erschauderte sie. Nur mühselig brachte Sakura es fertig, sich wieder ihrer Arbeit im Krankenhaus zu widmen und versuchte dabei nicht den Verstand zu verlieren. Doch sie war froh, dass wenigstens Kakashi noch an ihrer Seite war, der wohl auch nicht so schnell aufgeben würde. Als würde seine Kraft zumindest teilweise auf sie übergehen und sie versuchte das beste davon herauszuholen. Als Kakashi vor dem Gebäude der ehemaligen Hokage ankam, versuchte er zu begreifen, welch Anblick sich ihm bot. Pain war wirklich schnell in der Übernahme des Dorfes gewesen. Auf dem Fußballfeld großen Platz, hatte er bereits ein Gebilde aus Holz errichten lassen, welches einem Vollstreckungsort glich. Da die Bühne etwas erhöht gebaut war, konnte man sogar vom anderen Ende des Platzes die Show genießen. Treppen führten auf diese hinauf. Zwei dicke Holzbalken standen zwei Armlängen von einander entfernt. Moment! Aus Holz? Kakashi schluckte schwer. Konnte es sein, dass...? Das schmerzerfüllte Kreischen eines kaum 12 Jahre alten Jungen, als die lederne, unnachgiebige Peitsche ihm tiefe Wunden in den Rücken schlitzte, riss Kakashi gnadenlos aus seinen Gedanken. Die Blauhaarige von Akatsuki stand regungslos daneben und überwachte alles. Ihr war zwar nicht wohl dabei, dennoch schenkte sie ihrem Partner großes Vertrauen und baute darauf, dass dieses Leid einem höheren Zweck diente. Hier wurden bereits Strafen vollstreckt, stellte Kakashi erschrocken fest. Die Warteschlange von mit Holzranken gefesselten Menschen, die hinter dem Bau voller Angst auf ihre Disziplinierung warteten, war schon recht lang. Das unangenehme Ziehen in Kakashis Magengegend, welches seit dem ersten Angriff erschienen war, wurde immer stärker. Was war dieser Pain nur für ein Mensch? Nein, dachte er, ein Monster. Er war kein Mensch mehr, wenn er sogar wehrlose Kinder quälte. Sein Blick wanderte weiter durch die Menschenmenge. Auch junge Frauen und Alte standen in der Schlange. Nur schwer wurde Kakashis Verstand mit diesem Anblick fertig. Und es gab rein gar nichts, dass er im Moment für diese Leute tun konnte. Es war einfach nur frustrierend. Der Drang dem armen Jungen zu helfen, wuchs ins Unermessliche, als er seinen Schrei erneut durch seinen Körper zucken hörte. Doch wie er schon zu Sakura sagte, sie mussten klug vorgehen. Schließlich musste er sich abwenden, um nicht doch noch kopflos in sein Verderben zu rennen. Doch mitten in der Bewegung hielt er inne, als ihm etwas oder eher jemand im Augenwinkel bekannt vor kam. Unweigerlich musste er noch einmal zur Bühne hoch sehen, doch dieses mal fixierte er den Mann mit der Peitsche. "Yamato...", entwich es ihm kaum hörbar, als sich seine dunkle Vorahnung bestätigte. Diesen metallenen Schutz, der Yamatos Gesicht einhüllte erkannte er deutlich, als er im Sonnenlicht aufblitzte. Und diese Augen...waren definitiv seine. Doch sie schienen ihren Ausdruck vollkommen verloren zu haben. Er zeigte keinerlei Emotionen. Weder Mitgefühl, noch Reue. Nichts. Kakashi war sich sicher, dass Pain seine Finger im Spiel hatte. Seinen alten Freund so zu sehen schmerzte ihn zunehmend. Vielleicht sollte er bei ihm mit seinem Plan gegen Pain beginnen. Aber diese Konan würde ihn sofort aufhalten, wenn er jetzt versuchte Yamato zur Vernunft zu bringen. Er musste seine nächsten Schritte genaustens durchdenken. Sakura war gerade dabei einen gebrochen Arm zu behandeln. Grünliches Chakra strahlten ihre Hände aus und ließen den Mann wohltuend aufatmen. Da es ein komplizierter Bruch war, hatte sie beschlossen, den Arm nicht nur zu schienen. So konnte sie dem Mann wenigstens langwierige und starke Schmerzen ersparen. Das panische Aufschreien einiger Schwestern und Patienten ließen Sakura von ihrer Arbeit aufschauen. „Sakura Haruno?“ Eine tiefe und monotone Stimme drang durch den Raum. Verwundert blickte sie in das Gesicht eines Mannes, der seltsame metallene Stifte in seinem Gesicht stecken hatte. Die Verletzten und deren wimmernde Laute prallten wie an einer Wand an ihm ab. Sie waren ihm egal. Seine Augen waren angsteinflößend und kalt. Das Rinnegan. Sakura erkannte es sofort. Zuerst wusste sie nicht, was sie von diesem Typen halten sollte, doch als ihr der Mantel der Akatsuki und seine Augen aufgefallen waren, wich sie einen Schritt zurück. Der Patient, welcher noch immer vor ihr hockte, stand auf und sein Instinkt riet ihm, aus dem Weg zu gehen. Das musste Pain sein, schoss es Sakura durch den Kopf. Wieso tauchte er hier auf? Was wollte er von ihr und wieso zur Hölle, kannte er ihren Namen? „Was willst du?“, zischte sie nun, da sie wusste, wen sie vor sich hatte. Pain blieb völlig unbeeindruckt, sah sich in seiner Frage damit bestätigt und überquerte denselben Abstand, den sie zurückgewichen war. Es war gut gewesen, Tsunade noch ein paar Informationen aus ihrem Geist zu ziehen, dachte er. So erfuhr er von ihrer fähigsten Schülerin. Blitzschnell war seine Hand gegen Sakuras Kehle gedrückt, wobei sie keuchend aufschrie und mit den Beinen strampelte. Dabei stieß sie gegen den Tisch, von dem nun eine kleine Lampe völlig unbeachtet klirrend zu Boden fiel. Mit aller Kraft versuchte die Haruno seinen Griff zu lösen, doch der war so fest wie der von einer Maschine. Der Mann, den Sakura eben noch behandelt hatte, fiel vor Schreck rücklings zu Boden und schrie krampfend auf, als sein Arm dabei schmerzte. Hilflos standen die Krankenschwestern und Patienten daneben. „Du wirst nun mit mir kommen“, waren Pains einzige Worte, während er mit der freien Hand einige Fingerzeichen ausübte. Sakura erkannte sein Jutsu nicht, hatte seine Worte kaum mitbekommen. Dafür war sie viel zu paralysiert von seinem plötzlichen Angriff. War denn niemand in der Nähe, der ihr helfen konnte? Als Pain seine Fingerzeichen beendet hatte, legte er ihr die Handfläche gegen die Stirn. Nahezu unsichtbare Dunkelheit breitete sich vom Mittelpunkt seiner Handfläche aus. Es war wie ein Nebel, der sie langsam einhüllte. Sakura spürte das Chakra in seinem Arm, es war eine beachtliche Menge! Das hatte sie vorher überhaupt nicht bemerkt. Nein! Eigentlich war sie sicher, dass es vorher nicht da gewesen war! Sakura vermutete ein Genjutsu, doch sie kämpfte mit aller Sturheit dagegen an, die sie besaß und davon besaß sie viel. Die aufkeimende Finsternis in ihr erschütterte sie zu tiefst, doch aufgeben kam nicht in Frage. Pain neigte seinen Kopf zur Seite, als sein Jutsu nicht sofort anschlug. Noch immer glich sein Ausdruck, dem eines Toten und Sakura fühlte seinen Blick durch ein aufkommendes, unangenehmes Gefühl. Er nahm seine Hand von ihrer Stirn und schien nachzudenken. „Du hast einen starken Geist.“ Es klang wie ein Kompliment, obwohl kein besonderer Ton in seiner Stimme lag. „Dann wirst du mir so gehorchen müssen“, bemerkte er mit einer Art, als hätte er sie auf eine Kleinigkeit hingewiesen. Pain schien sicher seiner Worte äußerst sicher zu sein. Vielleicht hätte sie ihn beleidigt, ihm irgendwelche Widerworte entgegen gebracht, wenn ihr unter seinem Griff nicht bereits schwindelig werden würde. Außerdem konnte sie sich nicht erinnern, je solche Angst gespürt zu haben. Dieser Typ war mehr als unheimlich und gegen sein Jutsu zu bestehen, hatte ihr bereits einiges an Kraft abverlangt. So schlichen sich langsam aber sicher schwarze Ränder in ihr Blickfeld. Ihre Arme sanken kraftlos zur Seite, während sie spürte, wie er sich mit ihr in Bewegung setzte. Kapitel 2: Chakramodulatoren ---------------------------- Naruto erkannte das Dorf fast nicht wieder, als er mitten in Konoha auf einem Dach zum Stehen kam. Die Nachrichtenkröte war aus dem Dorf nicht zurückgekehrt und deshalb hatte er Schlimmes geahnt. Doch mit diesem Ausmaß hatte selbst er nicht gerechnet. Apathisch sah Naruto von einer Seite Konohas zur anderen. Er vernahm Schreie, irgendwo in der Ferne, ansonsten nur ohrenbetäubende Stille. Die Straßen waren leer. Von Weitem konnte er zugenagelte Schaufenster sehen, wo vorher noch Lebensmittel verkauft wurden. Viele Gebäude waren zertrümmert. Sein Blick fiel in Richtung Ichirakus Nudelsuppenstand, doch auch dort häuften sich zerschlagene Steinbrocken übereinander. Den Imbiss gab es nicht mehr. Angst lag in der Luft und Naruto wurde von Sekunde zu Sekunde wütender. Es mussten schon ein paar Tage her sein, seit dem Angriff. Fast schon bereute er das Training im Reich der Kröten, doch womöglich war es das einzige, was ihm in diesem Kampf helfen könnte. So schnell wie möglich wollte er für diese Verwüstung die Gründe erfahren und wie gerufen, erschien Pain höchst persönlich vor ihm, in der Luft schwebend. „Akatsuki! Ihr wart das also...“, kam es wütend von Naruto, der sich augenblicklich in Kampfstellung begab, bereit jederzeit loszustürmen und sein Gegenüber zu besiegen. Doch vorher wollte er ein paar Antworten. Ein Schauer ließ seinen Körper kurz erzittern, als er etwas überprüfte. Er spürte Kakashis Chakra nicht. Ob ihm etwas...? „Naruto Uzumaki. Wurde auch Zeit. Ich hatte schon an deiner Rückkehr gezweifelt“, sagte Pain schon beinahe amüsiert, als er beobachtete, wie der Junge sich weiterhin umsah. Naruto war sich jetzt sicher, sie waren hinter ihm her. Seine Schuld war es, dass Akatsuki das Dorf angegriffen hatte. Verbissen blickte er dem gepiercten Mann entgegen. „Wie du siehst, habe ich etwas umgebaut.“ Der Rinnegannutzer bewegte keinen Muskel, wollte noch etwas sagen, doch der Uzumaki grummelte genervt. „Ich werde dem jetzt ein Ende bereiten“, zischte er und stürmte voller Zorn auf Pain zu. Dieser rührte sich noch immer kein Stück. Als Naruto kurz davor war ihn zu berühren, schienen dessen Bewegung plötzlich wie versteinert zu sein. Kurz darauf durchfuhr Narutos Körper eine heftige Druckwelle, welche ihn binnen Millisekunden in die Wand des Hauses schleuderte, auf dem er eben noch gestanden hatte. „Das ist zwecklos“, bemerkte Pain unnötiger Weise und bewegte sich auf den Jungen zu. „Verschwende dein Chakra nicht, ich brauche es noch“, fügte er hinzu und hob einen Arm. Aus seinem Unterärmel erschien eine metallene Stange, die er ohne zu zögern in Narutos Schulter versinken ließ. Dieser schrie gequält auf und erfasste das Stück, welches noch herausragte, mit seiner anderen Hand. Als er das Metall berührte überkam ihn ein Schwächeanfall, als würde ihm das Chakra entzogen. Umso schneller wollte er es herausziehen und schaffte dies auch mit geringer Anstrengung. „Hm“, sagte Pain enttäuscht, weil sich der Kampf wohl noch in die Länge ziehen würde. Doch er wollte, dass dieser Junge nicht zu viel seines Chakras benutzte und beschloss kurzen Prozess zu machen. Kakashi hatte deutlich die Druckwelle wahrgenommen, sprang daraufhin sofort über die Dächer darauf zu. Für solche Sprünge würde er kurz sein Chakra brauchen, ehe er es wieder unterdrücken musste, doch ihm blieb keine Wahl. Nur weil er die Chakrakontrolle so gut beherrschte, war er von Pain noch nicht erwischt worden. Das Chakra, welches Kakashi nun fühlte, kam ihm bekannt vor. „Naruto...“, flüsterte er, als er in sicherer Entfernung stehen blieb und mitansehen musste, wie Narutos Körper an Pains Hand kraftlos hinunter hing, durchstoßen von mehreren metallenen Stangen, die ihn zu schwächen schienen. Wieder stockte ihm der Atem, als er mitansehen musste, wie Naruto da oben litt. Gleichzeitig versuchte Kakashi herauszufinden, was für eine Bedeutung diese Metallstangen hatten. Missmutig musste er sich eingestehen, dass er auch hier zu spät gekommen war. Konan erschien jetzt neben Pain. Hinter einem Schornstein suchte Kakashi Schutz. Auf keinen Fall durfte er gesehen werden. Die Frau hob die Hand und begann den Körper des Neunschwänzigen mit Papier einzuwickeln, wie er es heute schon so oft hatte beobachten müssen. Er fluchte leise. Naruto war ihre größte Hoffnung gewesen, doch sogar er war blindlings in Pains Arme gelaufen und unwissend wie war, gescheitert. Kakashi wusste, dass Naruto die Informationen über den Feind fehlten, um ihn besiegen zu können. Aus keinen anderen Gründen hatte er selbst fliehen müssen. Gefasst sah er dabei zu, wie Pain sich in Rauch auflöste und sich Konan mit Flügeln aus Papier, Naruto eingewickelt neben ihr her schwebend, langsam entfernte. Kakashi sprang wieder vom Dach als die Akatsuki verschwunden waren. Er zitterte leicht, konnte noch immer nicht glauben, dass seinen Schüler, welcher so Unmengen an Chakra besaß, nun einfach verschleppt wurde. Ihm war klar, dass es Pain um den Fuchsgeist ging. Doch warum genau er ihn besitzen wollte, diese Frage blieb offen. Mit schlechter Laune betrat Kakashi das Krankenhaus auf der Suche nach Sakura. Auch wenn sie in Tränen ausbrechen würde, sollte sie erfahren, was er eben beobachtet hatte. Zumal sie auch von Sai noch kein Lebenszeichen gefunden hatten. Viele waren noch verschüttet oder Leichen so entstellt, dass man sie nicht auf Anhieb identifizieren konnte. Ihnen blieb lediglich die Hoffnung und der Glaube an Sais Überleben. Zwischen den Patienten und Schwestern blieb Kakashi dann ratlos mitten im Raum stehen. Er konnte Sakura nirgends entdecken. Es war zwar ziemlich viel los hier, doch ihre Haarfarbe war schon immer von anderen hervorgestochen. Fragend überprüfte er jede Ecke noch einmal. Nein, sie war wirklich nicht hier und das kam ihm seltsam vor. „Entschuldigen Sie“, fragte er eine Schwester, welche alle Hände voll zu tun hatte. Sie legte einer jungen Frau gerade eine Infusion und machte keine Anzeichen, sich davon abhalten zu lassen. „Ist Sakura nicht mehr hier?“ Die Schwester musste es wissen, schließlich hatte Sakura nach Einbruch von Chaos und Leid die Leitung hier übernommen. Jeder kannte sie als Tsunades Schülerin. Der Blick den die junge Krankenschwester ihm zu warf, gefiel ihm überhaupt nicht. Noch immer wartete er auf eine Antwort, weshalb er seinen fragenden Blick nicht von ihr abwendete. Etwas niedergeschlagen ließ diese den Kopf hängen, schliff mit ihrem Blick über den Boden und blieb an der heruntergefallenen Schreibtischlampe hängen, welche noch immer keiner aufgeräumt hatte. Kakashi folgte ihren Augen und in seinen Gedanken malte er sich die schlimmsten Dinge aus. „Pain hat sie.“ Ihre Worte waren sanft und ruhig, Traurigkeit lag darin und doch trafen sie Kakashis Sinne mit solch einer Härte, dass er vor Schmerz hätte aufschreien können. Doch das tat er nicht, blieb still, gelassen, die Hand in der Hosentasche. So war er. Mit Schritten, bei denen er nicht wusste, wohin sie führen würden, verließ er das Krankenhaus wieder. Pain hat sie, hallte es in ihm wieder. Dieser Tag wurde von Stunde zu Stunde furchtbarer. Sasuke war irgendwo bei Orochimaru und verschollen, Sai vermutlich tot, Naruto, Yamato und Sakura in der Gewalt des grausamsten Verbrechers weit und breit. Super gemacht Kakashi, ermahnte er sich selbst. Wieder hast du all deine Teamkameraden im Stich gelassen. Er suchte Halt an einer Mauer, stützte sich dort mit der Hand ab, drehte sich von dem Plakat, auf denen Pains Gesetze ihn auszulachen schienen weg, als er es dort hängen sah. „Verdammt“, zischte er und wiederholte dieses Wort, mit dem er sich selbst verfluchte immer wieder in seinen Gedanken. Der Nahrungsmangel machte sich langsam bei ihm bemerkbar, weshalb sein Kreislauf nicht mehr mitspielte. Schwindel überkam ihn. Seine Portion für heute hatte er noch nicht abgeholt. Er blickte gen Himmel und ermittelte den Stand der Sonne. Denn so wie es aussah, hatte er seine Essensausgabe bereits verpasst. Müde sah er sich um und musterte vereinzelt herumlaufende Dorfbewohner. Erschöpfung und Hunger machte sich auch in ihren Gesichtern breit. Wenigstens zu trinken, bekamen alle genug. Die Brunnen, die noch immer Grundwasser in sich trugen, wurden nicht zugesperrt. Das hätte dann wohl auch kaum noch jemand überlebt. Kakashi erkannte, dass er nicht aufgeben durfte, wie es so viele schon hatten. Obwohl schon fast seine gesamte frühere Klasse sowie sämtliche andere Shinobi von Pain inhaftiert worden waren, gab es noch immer ein paar wenige, die übrig waren und sich ihm vielleicht anschließen würden. Allerdings standen viele der Wohnhäuser nicht mehr und die Menschen verweilten in Grüppchen irgendwelcher öffentlichen Gebäude. Verschanzten sich dort, bis sie doch irgendwann hervor kriechen mussten, um etwas zu essen. Schließlich war es verboten sich zu verstecken, nicht zu arbeiten, oder zu flüchten. Die verschiedenen Körper Pains bewachten zu jeder Zeit die Außenmauer und würden jeden Flüchtenden sofort gefangenen nehmen und auspeitschen lassen. Tage waren bereits vergangen und noch immer war kein Ende dieser Misere in Sicht. Im Gegenteil. Kakashi erlebte eine niederschmetternde Situation nach der anderen. Die Suche nach Verbündeten gestaltete sich ebenfalls schwieriger als er gehofft hatte. Zu viele der begabten Shinobis waren schon in Haft und wer wusste schon, was dort mit ihnen angestellt wurde. Andere waren tot oder vermisst. Sakura war eigentlich seine stärkste Verbündete gewesen, doch nun war auch sie fort. Was würde sie dort erwarten müssen? Seine Machtlosigkeit lähmte ihn und ließ ihn beinahe verzweifeln. Listen mit Uhrzeit und Name, der bevorstehenden Disziplinierungen des Tages, wurden seit dem zweiten Tag jeden Morgen neu aufgehängt. Zu Beginn war diese noch relativ lang gewesen, da es vielen Dorfbewohnern schwer fiel sich um zu gewöhnen, vor allem weil sie so wenig zu essen bekamen. Die Akatsuki hatten alle Lebensmittelläden ausgeräumt und Restaurants wurden geschlossen. Einige versuchten die Portionen, die auf dem großen Platz verteilt wurden, zu stehlen. Denn für die kleinen Kinder und alten, schwachen Menschen, war die eine Portion viel zu wenig. Doch sie waren leichte Ziele. Kläglich scheiterten dennoch viele bei dem Diebstahl, wurden natürlich dafür gerichtet. Die hölzerne Richtstätte war dann von Mittag bis Abend pausenlos in Betrieb. Mehrmals am Tag hatte er auf diesem Platz zusehen müssen, wie Mütter für ihre Kinder oder Großeltern versuchten zu stehlen, dabei von Konan erwischt und mitgenommen wurden. Einmal blieb ein schreiendes Kind allein zurück. Nicht wenig oft, hatte der Hatake darüber nachgedacht, diesem seine Portion zu überlassen, doch auf seinen Schultern lastete der Druck, das Dorf zu retten und dafür musste er unbedingt bei Kräften bleiben. Kakashi begann sogar sich zu fragen, ob Pain das Leid und den Schmerz der Menschen nicht einfach nur genoss, als wäre er danach süchtig. Sein Name erinnerte immerhin an das englische Wort für Schmerz. Kurz dachte Kakashi über Yamato nach, der gezwungen war all diese Menschen, darunter auch Freunde von ihm, zu foltern. Dieser konnte sich das wahrscheinlich niemals verzeihen, sobald er irgendwann wieder zu sich kam. Sakura erwachte aus einem anstrengenden Schlaf und öffnete verklärt die Augen. Eine Haarsträhne war in ihr Gesicht gefallen und sie wollte sie sich zur Seite streifen. War es wirklich schon Zeit aufzustehen? Es kam ihr vor wie mitten in der Nacht. Irgendetwas zog ihre Hand nach unten, sodass es schwer fiel, diese anzuheben. Mit einem heftigen Ruck wurde sie dann völlig klar, begriff wo sie gelandet war und sie blickte sich irritiert um. Zwei eiserne Ketten waren um ihre Handgelenke geschlungen und in der Mitte verbunden. Sie war in einer hölzernen Zelle, die wirklich nicht besonders viel Platz bot. Noch nicht einmal ein Bett stand darin, nur etwas Stroh und eine Decke. Es war dunkel, roch modrig und gleichzeitig nach frisch gehacktem Holz. Eine bittere Kälte durchfuhr ihren Körper. Ihr wurde klar, dass sie sich unterhalb der Erdoberfläche befinden musste. „Du bist wach“, ertönte eine weibliche Stimme aus der Dunkelheit. Sakura erschrak und kniff die Augen zusammen, versuchte die Person zu erkennen, die dort in der dunklen Ecke stand. Zwei orangefarbene Augen blitzten hervor und Sakura kannte sie. Der eiskalte Engel von Akatsuki. Sie kam näher, noch näher. Sakura hatte wirklich Respekt vor dieser Frau. Der Ausdruck in ihren Augen war angesichts der Situation im Dorf zu kühl. Und doch war da etwas in ihrem Ausdruck, dass sie bei Pain gesucht, aber nicht gefunden hatte. Sakura verharrte in ihrer sitzenden Position, während sie mit ihrem Blick Konan folgte, die nun direkt vor ihrer Gittertüre stand und fast schon herrisch auf Sakura hinabblickte. „Dann erkläre ich dir jetzt deine Aufgabe“, begann sie ruhig zu sprechen, öffnete sogar Sakuras Zelle. Anscheinend nahm Konan nicht an, dass sie flüchten würde. „Komm.“ Sakura folgte den Worten widerstandslos, hatte noch nicht beschlossen, ob sie dieser Frau eine knallen oder lieber davon rennen sollte. Doch sie beschloss, dass es wohl klüger wäre, die Fäuste erst einmal bei sich zu behalten, wie es ihr auch Kakashi gerieten hatte. Konan geleitete sie aus der Zelle, woraufhin Sakura die gewaltige Größe des Gefängnisses mit einem Mal sah. Erstaunt und ohne wirkliche Struktur, blickte Sakura durch mehrere Gänge, hin und her, welche nur so schmal waren, dass gerade zwei Personen eng nebeneinander laufen konnten. Angereiht an den Gängen waren Zelle für Zelle, auch gegenüber. Es glich einer Lagerhalle. Einer Lagerhalle für Menschen, überlegte Sakura bitter. Als sie noch in ihrer eigenen Zelle gesessen hatte, konnte sie es nicht sehen, denn die Wände zu den Seiten waren blickdicht verschlossen, doch viele der Zellen waren gefüllt. Diese Stille, obwohl so viele anwesend waren, jagte Sakura einen Schauer über den Rücken. Hier stimmte etwas nicht und als sie an der nächsten Zelle vorbei gingen, erkannte die Haruno woran es lag. Mit geweiteten Augen blieb sie stehen, sah in das schlafende Gesicht einer jungen, blonden Frau. „Ino!“ Sakura packte mit beiden Händen die Gittertür, hinter der ihre Rivalin bewusstlos saß. Durch ihre Arme und Schultern, sowie in ihren Beinen, waren jeweils eine metallene Stange gebohrt. Blut war aus den Einstichstellen geflossen, doch die Blutung hatte bereits gestoppt. Sakuras Iryonininstinkt wollte Ino unbedingt helfen, doch Konan zog Sakura am Arm weiter, nachdem sie deren kurzen Ausbruch der Verzweiflung schweigend geduldet hatte. Wie viele ihrer Freunde wohl noch hier waren? Sakura ließ sich mit ziehen, während sich das Bild von Ino in ihr Gedächtnis brannte. Und ihr war dabei etwas aufgefallen. In Inos Körper schwand das Chakra. Sakura musste nur eins und eins zusammen zählen und gab den Metallstäben dafür die Schuld. Sie hatte schon einmal davon gehört, doch diese Technik war äußerst selten und es war nur schwer an das Material heranzukommen. Irgendwie musste sie Kakashi ihre neu gewonnen Informationen übermitteln, aber wie es aussah, musste sie erst einmal die Gefangene spielen. Und vielleicht konnte sie noch die ein oder andere Information hinzugewinnen. „Deine Aufgabe wird es sein, die Gefangenen zu verpflegen. Du verabreichst ihnen Nahrung, setzt Infusionen, tust alles, damit sie am Leben bleiben.“ Konan klang weder streng, oder auffordernd. Sie erwartete es einfach von Sakura. „Besonders dieser Körper ist wichtig. Wenn er stirbt, werde ich dich in all deine Einzelteile zerlegen.“ Diesmal wohnte ihrer Stimme ein gefährlicher Unterton bei und die Warnung war bei Sakura deutlich angekommen. Eine derartige Aufgabe hatte sie fast schon erwartet, schließlich war sie wirklich gut in ihrem Beruf. Dass sich dieser einmal als Bürde erweisen würde, hätte sie allerdings nie gedacht. Nun musterte sie den abgemagerten Körper in dessen Rücken noch einige mehr von diesen Stangen steckten. Seine Wangen waren eingefallen und seine Haut leichenblass. Der breite Oberkörper lag frei und Sakura konnte jede einzelne Rippe herausragen sehen. Unmöglich, dass dieser Mann noch leben konnte. Das wohl einst rote Haar wirkte matt und zerfranst, hing dem Mann leblos ins Gesicht, als dieser plötzlich die Augen öffnete. Sakura machte einen Sprung nach hinten und erschrak zu Tode, als sie dafür einen giftigen Blick von Konan kassierte, der sie wieder zur Besinnung brachte. Er hatte wirklich tot ausgesehen! Ihre Gedanken arbeiteten angestrengt, während sie sich von der Frau anhörte, was sie bei ihm alles zu beachten hatte. Seine Augen hatten sich zwar nur kurz geöffnet, aber er hatte eindeutig das Rinnegan, da war Sakura sich sicher. Offenbar war sein Zustand höchst kritisch. Dass er hier drin so gut versteckt und geheimgehalten wurde, machte ihn zu einer wichtigen Person. Wenn er der Auslöser allen Übels war, wieso verweigerte sie nicht einfach ihren Dienst und ließ ihn sterben? Das widersprach eigentlich allem, was Tsunade ihr je beigebracht hatte, doch in diesem Fall, würde selbst sie eine Ausnahme machen. Schließlich hatte er sie umgebracht. Traurige Gedanken wollten sich in ihre sowieso schon miese Stimmung schleichen, also versuchte Sakura sie zu verscheuchen. Wenn das alles vorbei war, hätten sie alle genug Zeit zu trauern. Aber was würden sie mit ihr anstellen, wenn sie sich weigerte? Sakura konnte sich kaum vorstellen, dass sie entbehrlich war. Umbringen konnten sie sie also nicht. Dann brachte sie der Gedanke automatisch zurück zu Pains neuen Gesetzen. Sie biss sich auf die Unterlippe. Jetzt wusste sie, was sie erwarten würde. 20 Peitschenhiebe. Das doppelte, wenn sie sich erneut weigerte. War sie bereit, dieses Opfer für Konoha zu bringen? Dann wurde Konan wieder still, hatte alles nötige gesagt und Sakura hatte versucht sich ihre Worte einzuprägen. Konan wirkte fast, als hätte sie auch eine medizinische Ausbildung hinter sich, doch ein paar nicht unerhebliche Fachkenntnisse schienen ihr dennoch zu fehlen. „Dann zu unserem letzten Halt“, flüsterte Konan, strich Nagato noch einmal freundschaftlich über den Arm, ehe sie Sakura mit einem Handzeichen klar machte, dass diese vorausgehen sollte. Sich in Bewegung setzend fragte Sakura sich, ob der nächste Halt die bisherigen überhaupt noch toppen konnte. Die beiden näherten sich einer Tür, die Konan auch gleich öffnete. Sakura ging hinein und traute ihren Augen abermals nicht. Voller Entsetzen riss Sakura diese auf, hielt sich die Hand vor den Mund. „Yamato, aber was...?“ Ihre Worte erstickten und der Angesprochene reagierte nicht auf sie. Der Mokutonnutzer stand wie eine Schaufensterpuppe da, schien jemanden zu bewachen, die Augen stur gerade aus. Er blinzelte nicht einmal, als sie eintraten. Sakura ging weiter in den Raum hinein und wagte kaum zu atmen, als sie Naruto mit dicken Holzranken an die Wand gefesselt sah. Ihn behielt Yamato also im Auge. Naruto, die Arme zur Seite von sich gestreckt, die Beine kraftlos herunterhängend, war bewusstlos. Sein Kopf ruhte auf einem der Balken, welcher ihn um den Brustkorb gegen die Wand heftete. Durch die Hände, beide Arme und Schultern sowie in den Seiten seiner Taille steckten gleich mehrere dieser metallenen Chakramodulatoren, die so furchtbar schwächten. Augenringe der Erschöpfung zierte sein Gesicht. Weinend brach Sakura zusammen, hielt den Anblick ihres hilflosen Freundes nicht mehr aus. Sie stellte sich vor, wie er jeden Moment zu sich kam, sie verschmitzt anlächelte und „mach dir keine Sorgen Sakura, alles wird gut“ zu ihr sagen würde. Doch nichts dergleichen geschah und es brach ihr das Herz, während sie Yamato prüfend musterte. Etwas stimmte nicht mit ihm. Wie eine Hülle sah er aus, als er da stand und keinerlei Regungen zeigte, während sie sich vor Schluchzen kaum noch halten konnte. Instinktiv wusste sie, dass Pain sein Jutsu bei ihm offensichtlich erfolgreich hatte anwenden können, welches auch sie zu einem seiner Marionetten werden lassen sollte. Plötzlich spürte Sakura eine Hand auf dem Rücken, als wolle diese sie trösten. Irritiert blickte sie sich um und sah in Konans Gesicht, welche sogar wirklich so etwas wie Mitgefühl ausstrahlte. „Mit seiner Hilfe können wir die Welt verändern und wahren Frieden herbeiführen“, meinte diese dann mit beruhigenden Worten, welche sich wie das unangenehme Kratzen an einer Tafel anhörten. Sakura glaubte sich verhört zu haben. Das war nun wirklich zu viel des Guten! Statt Trauer und Verzweiflung, entwickelte sie eine brutale Wut in sich, welcher sie sich auch sofort entledigen musste. Shanaroooooooo! Sakura verpasste dieser fliegenden Lady eine heftige Schelle. Konan hatte ihre Reaktion nicht kommen sehen und prallte gegen die Wand, während Sakura immer noch vor Wut kochte und deshalb schwer atmete. „Das ist doch krank! Niemals werde ich euch dabei helfen“, schrie Sakura zornig und hob noch immer fest geballt die Faust. Die Blauhaarige hatte zwar kurz die Fassung verloren und würde sich am liebsten in einen Zickenkrieg stürzen, doch sie beherrschte sich wieder und hielt sich die pochende Wange. Dann fiel ihr Blick auf Yamato, der sich noch immer keinen Zentimeter bewegt hatte. Sakura hörte die folgenden klaren und ruhigen Worte Konans, welche sich wie Nadeln über ihre Haut legten und sie in panische Angst versetzten. „Arbeitsverweigerung. Yamato, bring sie auf den Platz.“ Kakashi war mit schweren Schritten unterwegs zu dem großen Platz, um seine Portion Reis abzuholen. Ganz schön makaber, dachte er weiter, die Essensausgabe direkt neben dem öffentlichen Strafvollzug aufzubauen. Jeder war gezwungen dort aufzutauchen. So gern er auch darauf verzichten würde, sein Körper schrie nach Nahrung. Ein langer Seufzer entwich aus seiner Kehle, während er schon von Weitem das Blut von zerfetzter Haut und Angst riechen konnte. Aus irgendeinem Grund zogen ihn seine Gedanken zu Sakura. Seit einem Tag war sie nun schon verschleppt und noch immer hatte er kein Lebenszeichen von ihr erhalten. Knirschend biss Kakashi die Zähne zusammen. Wofür könnte Pain sie nur brauchen? Doch es lag eigentlich auf der Hand. Die medizinische Ausbildung, die sie von Tsunade erhalten hatte, war alles andere als Durchschnitt. Mit einem erneuten Seufzen begab Kakashi sich in die Warteschlange. Dieselbe Gruppe, die jeden Tag mit ihm das Essen abholte. Keiner sagte etwas, alle waren immer bedrückend still. Zu erschöpft, um sich zu beschweren. Nach ein paar Minuten stand Kakashi als erster in der Reihe, bekam von dem Mann, der für die Ausgabe eingeteilt war, eine Holzschüssel mit Reis und darauf eine Scheibe Brot gelegt. Doch als er den Blick hob, um den Stand zu verlassen und keiner mehr vor ihm stand, der die Aussicht auf die Schafott ähnliche Bühne hätte verdecken können, fiel ihm etwas schmerzlich ins Auge. „Sakura!“ Abrupt ließ er seine Schüssel Reis fallen, welche mit einem hohlen Geräusch auf den steinernen Boden aufkam, dessen Inhalt sich mit ein paar Kieselsteinen vermischte und eilte näher heran. Ein Mann verscheuchte gierig einen Hund, der sich an dem Reis zu schaffen machte, was Kakashi jedoch längst nicht mehr mitbekam. Wie angewurzelt, blieb er einige Meter entfernt stehen, blickte fassungslos nach oben. Außer ihm, schien es jedoch kaum jemandem aufzufallen, oder zu schockieren. Schließlich war es das Normalste auf der Welt geworden, hier Tag ein Tag aus, dabei zuzusehen, wie Menschen gefoltert und gezüchtigt wurden. Kakashi realisierte es noch immer kaum. Zumindest lebte sie noch, dachte er beruhigt, aber was sie nun vor sich hatte, wollte er sich gar nicht vorstellen. Dass sie sich Pain nicht so einfach unterstellen würde, hätte er sich denken können. Ihm war klar gewesen, dass es zu solch einer Situation früher oder später kommen konnte, doch jetzt wo sie da war, wusste er überhaupt nicht, wie er diese durchstehen sollte. Wie eine Salzsäule stand er da, sah in Sakuras gesenkten Blick und konnte die Angst darin deutlich lesen. Sie stand zwischen den beiden aufgerichteten Holzbalken, den Blick zum Publikum gerichtet, wo Yamato ihre Handgelenke an jede Seite des Balkens festzurrte. Seine Bewegungen glichen einer Maschine, ohne besonderen Rückhalt. Ohne Berührungsängste. Als Yamato ihre Handgelenke befestigt hatte, trat er von ihr zurück, wendete sich kurz ab und nahm die zusammen gerollte Peitsche vom Tisch. Der Mokutonnutzer begann mit richterlicher, monotoner Stimme die Strafe zu verkünden. „Jeder Einwohner hat seiner ursprünglichen Arbeit nachzukommen. Kinder, sobald sie fähig sind zu laufen...“ Kakashi erschrak bei der Stimme seines alten Freundes, da sie sich so unglaublich vertraut anhörte. Als wäre er noch er selbst, obwohl die typische Tonlage in seiner Stimme dennoch fehlte. Er schluckte schwer, wollte am liebsten hinauf rennen und sie von dort befreien. Doch wenn er das tat, würde er sein Dorf und dessen Zukunft verraten, das wusste Kakashi. Auch Sakura würde so denken. Er ballte die Fäuste, als er hörte, wie Yamato zu Ende sprach. Vor jeder Strafe musste er das Gesetz wiederholen, damit es sich auch jeder einprägte. „...wird bestraft mit 20 Peitschenhieben“, sagte Yamato und holte weit mit dem Folterwerkzeug in seiner Hand aus. „Sakura“, rief Kakashi ihr zu, sodass sie es hörte, noch ehe Yamato seinen ersten Hieb setzen konnte. Mit vor Angst verzerrter Miene hob Sakura den Kopf und suchte nach der Stimme in der Menge unter ihr. Sekunden später, als sie gerade Kakashis Blick erfassen konnte, welcher ihr jedoch leider nur für kurze Zeit Trost spendete, verschwand er auch schon wieder aus ihrem Sichtfeld, als sie vor Schmerzen die Augen fest zusammenkneifen musste. Sakura spürte wie das Leder durch ihre Haut glitt, wie durch Butter und mit einem rauen Gefühl, wie von Schleifpapier, zurück fuhr. Sie konnte das Leder förmlich in ihrem Mund schmecken. Ihr Kimono zerriss an den Stellen auf ihrem Rücken und hinterließ blutige Fetzen von Stoff. Das schnalzende Geräusch hallte noch immer in ihren Ohren wieder. Der Schmerz kam nicht auf einmal, nur langsam und dann immer heftiger, brannte er auf und in ihrer Haut. Er war so heftig, dass nicht nur ihr Rücken schmerzte. Alles, einfach jede Zelle ihres Körpers schien zu versuchen den Schmerz irgendwo hinzuleiten, wo sie ihn weniger stark spürte, doch diese Stelle gab es nicht. Ihre Kehle wurde trocken. Sakura wollte schreien, doch riss sie sich noch zusammen, weil es ihr aus irgendeinem Grund unangenehm war ihre Schmerzen offen zu zeigen. Schon immer war sie stark gewesen, unerschütterlich. Doch nun wurde sie vor der gesamten Menge so gedemütigt wie viele andere auch. Kakashi hatte ihr Gesicht fest im Blick, hatte den Schmerz förmlich am eigenen Leib gespürt und war kaum merklich zusammen gezuckt, als er den Hieb kommen gehört hatte. „Eins“, begann Yamato niederschmetternd zu zählen, ließ ihr kaum eine Pause, ehe er die Zwei zählte. Auch nach dem dritten und vierten Hieb stand Sakura, wenn auch nur wackelig, noch immer auf den Beinen und schrie nicht. Der erste Hieb war der schlimmste gewesen. Danach war es nur noch ein brennender, pochender und permanenter Schmerz, der ab und zu von erneuten Hieben zu wachsen schien. Doch nach dem zehnten Hieb, verließen sie die Kräfte. Ihre Beine gaben nach und sie sackte auf die Knie, heftig atmend, den Schmerz tapfer ertragend. Sie hatte sich noch gewundert, wieso Kakashi ihr nicht erzählt hatte, dass Yamato der Henker war, der die Gesetze von Pain vollstreckte. Doch nun, als sie sich kurz zu ihm drehte und in dessen kalten Augen blickte, wurde es ihr klar. Deshalb hatte Kakashi sie die letzten Tage von hier ferngehalten, ihr sogar das Essen abgeholt und ins Krankenhaus gebracht. Auch dieser Anblick von Yamato, wie er gnadenloser nicht sein konnte, brannte sich tief in ihre Netzhaut. Auch wenn es nicht wirklich er war, der ihr das antat, es schmerzte sie zutiefst, dass er die Peitsche führte und nicht irgendein Fremder. Das würde sie ihm nie vergessen können. Beim letzten Hieb schrie Sakura gequält auf. Sie hatte überhaupt nicht mitgezählt und war kurz davor, ihn zu fragen, ob er sich sicher war, dass er nur 20 Mal zugeschlagen hatte und nicht 40 Mal. Kraftlos ließ sie ihren Körper nur von den festgezurrten Handgelenken tragen. Als Sakura sah, dass sie in ihrem eigenen Blut kniete, erschrak sie kurz. Yamato löste die Riemen um ihre Handgelenke wortlos. „Steh auf.“ Die Arme nach unten sinkend, war sie unfähig aufzustehen, als Yamato sie dazu aufforderte. Niemand hatte das je gekonnt. Konan verfolgte alles schweigend und wartete schon darauf, dass Yamato sein nächstes Opfer heraufholte. Doch als Sakura wie in Trance noch immer in ihrem eigenen Blut kniete, packte Yamato sie unter dem Arm, zog sie hoch und brachte sie zur Seite. Sakura meinte ihn so etwas wie „Nächster“ rufen gehört zu haben, doch sie war sich nicht sicher. War Kakashi noch hier? Ihre Augen suchten nach ihm, doch der Blick war verschwommen. Dann erkannte sie den silbernen Haarschopf und da fielen ihr all die Informationen ein, die sie ihm unbedingt noch sagen musste. Kakashi war mit den Nerven total am Ende, doch er sah es überhaupt nicht ein zusammen zu brechen, wenn Sakura gerade die Hölle durchmachte. Nach jedem Hieb hatte er beobachtet, wie sie erneut versucht hatte, ihn anzusehen. Wie sie jedes Mal länger brauchte, um ihn zu finden und zum Schluss kaum noch den Kopf heben konnte. Zischend sah er dabei zu, wie Yamato sie zur Seite zerrte und dort einfach hocken ließ, um sich um den nächsten in der Reihe zu kümmern. Plötzlich regte sich wieder etwas in ihren Augen. Wieder suchte sie ihn und fand ihn auch. „Chakramodule!“, schrie die Haruno ihm mit letzter Kraft entgegen. Konans Augen weiteten sich überrascht und ihre verschränkten Arme lösten sich. Schweigend wanderten ihre Augen durch die Menge, wo sie nach demjenigen suchte, dem Sakura dieses Wort entgegen gebrüllt hatte. Yamato setzte seine Aufgabe derweil ungehindert fort und war gerade dabei, den nächsten vor Angst schlotternden Menschen festzubinden. „Was...?“, entwich es erschrocken aus Kakashi. Sakura hatte es tatsächlich geschafft an Informationen heranzukommen und hatte ihm ein einziges Wort entgegen geschmettert, welches jedoch ausreichen würde, um gewisse Lücken zu füllen. Vieles ergab plötzlich einen Sinn. Wirklich erstaunt von seiner Schülerin, bemerkte er die suchenden Blicke Konans und so verhielt er sich wieder unauffällig. Ob es ihm gefiel oder nicht, er musste hier vorerst verschwinden. Er schenkte Sakura einen letzten dankenden Blick, welche ihre leeren und erschöpften Augen aber wieder zu Boden gerichtet hatte und schlich wehmütig aber still aus der Menschenmenge. Kapitel 3: Des Mokutonnutzers Alptraum -------------------------------------- Yamatos Bewusstsein sank in eine tiefe Bewusstlosigkeit, als die Luft in seinem Papierkokon immer dicker wurde und der Kohlenstoffdioxidgehalt von seinem eigenen Atem so hoch war, dass es ihm die Sinne raubte. Er begann zu vergessen, wie er hier rein geraten war, dachte nur noch an die wohlige Wärme, die ihn langsam in die Dunkelheit führte, die ihn für eine ganze Weile mit kalten, knochigen Fingern in die Tiefe zog. Irgendwann später, er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, spürte er eine kühle Sommerluft, warme Sonnenstrahlen und eine unangenehme Gegenwart. Dann war da ein Ziehen in seinem Kopf, das sich anfühlte, als würde es an seinem Hirn kratzen. Es wurde stärker und breitete sich immer weiter aus, bis seine Gedanken langsam taub wurden und nicht mehr ihm gehörten. Als hätte er zwei Stimmen in seinem Kopf. Die eine befahl ihm Dinge zu tun, die seine andere Stimme vehement ablehnte. Letztendlich aber war die erste zu dominant für ihn und er tat wie ihm befohlen wurde. Ab sofort saß er nur noch im Publikum und sah seinem Körper gelähmt dabei zu, wie er sich von selbst bewegte. Doch die Umgebung um ihn herum blieb verschwommen und dunkel, verzerrt wie eine alte Erinnerung. Einmal vernahm er eine bekannte Stimme, konnte sie dennoch nicht zuordnen. Sie weinte. Das war alles was er realisierte. An wen erinnerte er sich nur beim Klang ihrer Stimme? Wie er sich auch anstrengte, er kam nicht darauf und seine Gedanken führten ihn unentwegt weiter, als er einen Befehl hörte. Bring sie auf den Platz. Das weinende Mädchen vergaß er bereits schon wieder. Sie entfernte sich immer weiter von ihm, bis er in eine Art Trance verfiel. So war es immer, wenn er die Stimmen hörte, die ihm Befehle erteilten. Sie brannten wie Feuer in seinem Innern, wenn er sich ihnen nicht hingab und sich dabei selbst zu verlieren drohte. Jedes Mal wurde es schwerer aus der Trance zu erwachen und sich von der Stimme zu befreien, die versuchte ihn für sich einzunehmen, ihn zu verändern. Gefangen in seinem eigenen Körper, war er nicht in der Lage, irgendeine Tat zu verhindern, die ihm befohlen wurde. Es fühlte sich auf eine befremdliche Art falsch an, dabei konnte er dennoch nicht richtig erkennen, was sein Körper überhaupt ausführte, aber er spürte, dass es falsch war. Wie viel Zeit verging wohl, während er hier schlief? Er wusste nur, dass er endlich aus diesem Alptraum erwachen wollte. Pain schenkte dem Mokutonnutzer einen prüfenden Blick, mit welchem er die Wirkung seines Jutsus untersuchte. Es war noch voll in Takt. Bisher war wirklich alles sehr gut gelaufen, überlegte er. Sie befanden sich in dem Raum, in dem Naruto wie eines seiner Gesetzesdokumente an die Wand geheftet war. Dann warf Pain den Blick auf den Rücken des Mädchens, die Narutos Zustand stabilisierte. Sie trug ein frisches Shirt, doch die Wunden ihrer Verweigerungen traten in blutigen Streifen darauf hervor. Es ließ ihn völlig kalt und er hatte erkannt, dass dieses Mädchen außergewöhnlich hart im Nehmen war. Solange sie überlebte, war es ihr Problem, wie oft sie die Strafe empfangen würde. Sakura schluchzte leise, konnte vor Tränen kaum ihre Hände sehen, denn Naruto war für kurze Zeit kollabiert. Nur knapp hatte sie ihn retten können. Bibbernd stand sie auf, spürte wie das Shirt sich, nass von Blut, an ihren Rücken klebte und dort einen brennenden Schmerz verursachte. Selbstsicher drehte sie sich zum selbsternannten Hokage. „Er hätte es fast nicht geschafft. Du musst ihn in nächster Zeit schonen“, versuchte Sakura ihm zwar sachte, aber mit genügend Nachdruck klar zu machen. „Yamato“, war das einzige, was Pain daraufhin erwiderte. Das sagte er immer, wenn er ihm einen Befehl gab, den er wohl nicht einmal mehr aussprechen musste. Als wären sie über seine Gedanken miteinander verbunden. Yamato trat ein paar Schritte auf Sakura zu, holte robotisch mit dem Arm aus und verpasste ihr eine unnachgiebige Faust gegen die Wange. Wie ein Hammer traf es Sakura, welche hart auf dem Boden landete. Augenblicklich spürte sie die Hitze, die von dem Schlag verursacht unter ihrer Haut entstand. Sie hatte es zwar kommen sehen, doch wusste sie, dass es nichts bringen würde auszuweichen. Er würde nicht aufhören bis er sie erwischt hätte und für gewöhnlich, zog sie dabei immer den Kürzeren. „Hast du nicht den Mumm es selbst zu tun?“, brachte das Mädchen zähneknirschend und noch immer vorlaut hervor, während sie sich die rötliche Stelle auf ihrer Wange hielt, welche sich wohl schon bald bläulich verfärben würde. Wütend wollte sie auf Pain los gehen, doch hielt Yamato sie in schneller Reaktion fest. „Du bist mir untergestellt, also gib mir keine Befehle.“ Pain blickte sie verständnislos von oben herab an, ehe er ohne sie weiter zu beachten Richtung Türe ging. Sakura nahm an, dass er ihren Ratschlag dennoch beherzigen würde, das hoffte sie zumindest, während sie Naruto traurig anblickte. Er schlief zwar, doch er sah nicht friedlich dabei aus. Pain hielt noch einmal inne, als hätte er etwas vergessen. „Es wird Zeit“, waren seine schroffen, gefühllosen Worte, während er den Holzninja ansah, welcher sich erneut in Bewegung setzte. Sakura spürte, wie sie innerlich verbrannte, schon beinahe tot war. Zeit für ihre Bestrafung. Im Moment bereute sie, sich aufgelehnt zu haben. Aber es war nicht mehr zu ändern. Ein heiseres Gefühl überkam Sakuras Körper. Sie spürte, wie sich der Schüttelfrost bemerkbar machte, obwohl ihr nicht kalt war, eher heiß. Zu heiß. Danach war Pain verschwunden, überließ den Rest Yamato, welcher sie wie einen Einkaufswagen vor sich her schob. Zornig, aus müden Augen, blickte Sakura hinter sich, als er ihr erneut einen Schubser gab. Die Wunden auf ihrem Rücken machten sich wie Messerstiche bemerkbar. Doch ihre Wut wandelte sich beim Anblick seiner kalten Augen wieder in Traurigkeit um. Yamato konnte nichts dafür, redete sie sich immer wieder ein. Er war von Pain so programmiert worden. Gab es keine Möglichkeit, dieses Jutsu zu lösen? Leider besaß sie keinerlei Fähigkeiten, Yamatos Zustand genauer zu analysieren und mögliche Gefahren auszuschließen. Es war definitiv zu gefährlich einen Versuch zu wagen. Dafür war sie nicht die Richtige. Vielleicht klappte es ja auch auf einem anderen Weg ihn zurückzuholen. Etwas unsicher wandte Sakura sich um. Ihre Hand holte aus und verpasste Yamato eine deftige Ohrfeige. „Bitte wach auf Yamato! Bring mich nicht noch einmal dort hin. Ich flehe dich an. Wach auf!“ Ihre Stimme war zittrig. Tränen schlichen sich aus ihren Augen, während sie ängstlich seine Reaktion erwartete. Da war sie erneut. Diese Stimme, welche weinerlich und verzweifelt klang. Aus irgendeinem Grund begann er sich schuldig zu fühlen. Eine Silhouette erschien hinter grellem Licht. War sie das? Die Person, zu der diese vertraute Stimme gehörte, die versuchte ihn zu erreichen? Yamato versuchte zu dem Licht zu gelangen, streckte weit den Arm aus. Doch die eisernen Worte einer anderen Person drangen wie vom Band gesprochen erneut zu ihm durch und machten seinem Vorhaben ein Ende. Wie benommen ließ Yamato den Arm sinken, rang nach Atem, als er den Kampf gegen die finsteren Worte zu verlieren drohte. Die vertraute Stimme schwand allmählich und Dunkelheit kehrte wieder ein. Zu Sakuras Erstaunen geschah... nichts. Er drehte sein Gesicht zurück nach vorne und begann sie wieder vor sich herzuschieben. Keine Worte würden ihn jemals vollständig erreichen, gestand Sakura sich ein. Traurig wischte sie ihre Tränen weg und setzte den Weg zu ihrer Bestrafung unwillkürlich fort. Pain verharrte vor seinem echten Körper und starrte diesen nahezu hypnotisiert an. Auch Konan erschien nun aus einer Ecke und blieb neben Pain stehen. „Wahren Frieden Konan. Unser Ziel ist näher als je zuvor“, hörte sie ihn flüstern. Ihr Herz machte einen Sprung und sie musste kurz inne halten. In diesem Licht... Fast hätte sie ihn mit Yahiko verwechselt. Die junge Frau blieb stumm und so sah Pain sie direkt an. „Worüber denkst du nach?“ Er sah sie fragend an. Offenbar war Konan die einzige Person, welche es schaffte, in ihm so etwas wie menschliche Regungen auszulösen. Die Frau wandte den Blick von Nagato ab und sah Pain nun fest in die Augen. „Glaubst du Yahiko würde diesem Weg zustimmen?“ Nun schien Pain all seine Menschlichkeit wieder abgeschüttelt zu haben. „Die Frage ist unnötig. Yahiko ist tot und kann nicht mehr für sich sprechen.“ Pain richtete seinen Blick wieder auf seinen echten Körper. „Ich werde die Welt verändern, sodass jemand wie Yahiko nie wieder sterben muss“, meinte er mit gleichgültiger Stimme, doch Konan wusste um seinen Zorn und das Leid, welches in dessen Worten lag. „Gewalt ist das geringere Übel“, fügte er noch hinzu. „Ja“, war alles was Konan daraufhin antwortete, während sie den Blick senkte. Es war bereits früher Nachmittag, als Kakashi nach vollendeter Arbeit in eine dunkel gelegene Gasse einbog. Er hatte vor Kurzem die Aufgabe bekommen, beim Wegräumen der Trümmer zu helfen. Etwas, dass sie sowieso getan hätten und obwohl schon tagelang geräumt worden war, gab es noch immer viel zu tun. Noch einmal blickte Kakashi hinter sich, spürte keine Beobachter, als er eine schwere Metallplatte zur Seite schob, diese so leise wie möglich zur Seite lehnte und von dort durch ein Loch, durch das er gerade so hineinpasste, in einen versteckten Krater kletterte. Er war entstanden, als einer von Pains Körpern, Shuradō, seine Sprengkörper abgefeuert hatte. Das Gebäude war danach eingestürzt und hinterließ diese kleine Höhle, in der Kakashis Größe gerade so Platz fand. Ein paar Lichtfetzen drangen durch dünne Spalten zwischen Trümmern von außen herein. „Da sind Sie ja“, sprach Shikamaru leicht genervt und hielt sein Feuerzeug vor Kakashis Gesicht, als wolle er sicher gehen, dass er es wirklich war. Kakashi nickte ihm und auch den anderen begrüßend zu, während er sich in den Kreis der Runde setzte. Unter anderen waren da Hinata, welche seit sie von Narutos schicksalhafter Ankunft in Konoha erfahren hatte, ständig abwesend wirkte. Sensei Iruka, der allerdings sein linkes Bein, abwärts des Knies unter dem Gewicht eines Trümmerteils verloren hatte und mit Krücken da saß. Dessen Anblick ließ Kakashi nochmal bewusst werden, wie schrecklich ernst ihre Lage war. Jeder von ihnen konnte zu jeder Zeit einfach so sterben. Ob es durch ein einstürzendes Gebäude oder durch Pain war. Kakashi seufzte, etwas dass er sich in letzter Zeit angewöhnt hatte, während er seinen Blick weiter schleifen ließ. Lee und Sensei Gai saßen voller Tatendrang nebeneinander in ihren grünen Kampfanzügen. Kakashi erinnerte sich, wie sie ihm erzählten, dass Pain sie links liegen gelassen hatte, weil sie kein Chakra besaßen. Noch immer wollten sie sich für diese Respektlosigkeit rächen und ihm das Gegenteil beweisen. Ihre Pupillen flammten förmlich schon auf und erhellten den Raum zusätzlich noch zu den paar Kerzen, die aufgestellt worden waren. Sie waren erstaunlich wenig, doch mussten sie gemeinsam die Last als letzte Beschützer Konohas auf ihren Schultern tragen. „Ich habe neue Informationen“, flüsterte Kakashi dann, was die anderen hellhörig aufblicken ließ. Es war Sakuras Verdienst, dass sie sich nun endlich eine Methode überlegen konnten, um Pain das Handwerk zu legen. „Worauf wartest du Kakashi, erleuchte uns“, forderte Shikamaru ihn auf, dessen Hirn schon begann heiß zu laufen. Die kleine, schwache Flamme seines Feuerzeugs flackerte hinter seinem Atem auf. Er wollte denken und einen Plan schmieden, doch dazu benötigte er die Informationen. „Kennt sich einer von euch mit Chakramodulatoren aus?“ Kakashis Worte waren klar und alle hingen ihm an den Lippen. Das maschinelle Rattern von des Schattenmeisters Gedanken war deutlich zu hören, als er nachdenklich in die Flamme sah. Lee und Gai schüttelten gleichzeitig den Kopf. Sensei Iruka lehnte sich etwas zurück. „Ich habe mal davon gehört, doch die sollen schwer zu beschaffen sein. Genau kenne ich mich damit nicht aus, leider.“ Er klang etwas enttäuscht von sich selbst. Ruhig blickte Kakashi zu Hinata, doch diese schüttelte nur verschüchtert den Kopf. Aber er hatte auch nicht erwartet, dass besonders viele über dieses außergewöhnliche Metall Bescheid wussten. „Hm“, gab Kakashi von sich und richtete seinen Blick zum letzten in der Runde. „Shikamaru?“ Dieser grinste dann wissend, hatte sich seine Worte nur noch zurechtgelegt und wollte nun verkünden, was er darüber wusste. „Sensei Asuma hat früher einmal eine ausführliche Studie darüber angestellt“, begann er und Kakashi blickte ihn froh an, dass diese Intelligenzbestie Shikamaru mit seinem fotografischen Gedächtnis, nicht auch in Pains Gewalt gelandet war. „Ich weiß nicht ob ich mich an alle Einzelheiten erinnern kann, aber ich werde versuchen euch alles zu erklären“, führte er fort und begann von Asumas Reise zu erzählen, die er extra gemacht hatte. Außerdem hatte er Shikamaru gezwungen mitzukommen, obwohl der lieber hatte faulenzen wollen. Dort erfuhren sie etwas über die Eigenschaften des Metalls, wie es das Chakra aufnehmen und abgeben, sowie praktisch per w-Lan weiterleiten konnte. Irgendwo, versteckt in diesen Informationen, musste es auch eine Schwachstelle geben, da war sich der Stratege ganz sicher. „Eines ist jedoch klar und ich denke, ihr werdet mir alle zustimmen. Wir brauchen Yamato für unseren Plan. Er ist so nah an Pain dran wie sonst niemand. Er kann Naruto hoffentlich befreien“, stoppte Shikamaru dann, senkte den Blick, als ihm etwas bewusst wurde. Der Fuchsgeist war vielleicht ihre letzte Rettung. Nur ein Monster konnte gegen ein Monster antreten. Nun wurde auch allen bewusst, weshalb Pain den Uzumaki mit sich genommen hatte. Als seine eigene kleine Chakraquelle, die er jetzt jederzeit anzapfen konnte. Dann hob Shikamaru wieder den Kopf. „Aber das Jutsu, mit dem Yamato belegt ist, stellt ein Problem dar“, erklärte er mit einem Hauch von Unsicherheit, wurde aber gleich von Kakashi angehalten. „Ich denke, da kann ich weiterhelfen.“ Kakashi deutete auf sein Sharingan. „Sie scheinen noch nicht zu wissen, wer ich bin.“ Sonst hätte Pain ihn wohl längst ausschalten lassen, überlegte er weiter. Die anderen stimmten zu. „Dann ist unser erstes Ziel Yamato von dem Jutsu zu befreien und ihn einzuweihen“, wiederholte Lee und Gai nickte. „Und das direkt vor den Augen des Feindes, während du nicht entdeckt werden darfst“, offenbarte Sensei Gai etwas missmutig in Kakashis Richtung und steckte die anderen mit seiner Befürchtung an. „Kein Problem“, sagte Shikamaru schließlich wissend. „Die Ablenkung übernehme ich“, führte er entschlossen fort. Jetzt sah sogar Hinata erschrocken aus und lehnte sich aufgeregt nach vorne. „A...aber... Shikamaru, wenn sie dich erwischen...“, brachen ihre Worte am Ende leise ab. „Ich weiß“, lächelte er kämpferisch. „Doch ich bin wohl der einzige hier, der mit meinem Ninjutsu noch etwas gegen sie ausrichten kann, zumindest lange genug, damit Kakashi das Jutsu lösen kann. Ist das nervig.“ Er klang wirklich etwas gereizt, sollte er sich wohl besser fürchten. Doch auch die Furcht schien ihm auf die Nerven zu gehen. Schweigen brach aus. Shikamaru wollte sich opfern, als ein Bauernopfer, überlegte er amüsiert. Wie er Asuma jetzt wohl damit necken könnte, wenn dieser noch leben würde. Denn genau so hatte er es von ihm gelernt. Kakashi atmete hörbar aus, wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte oder nicht. Endlich konnten sie einen Plan vorweisen, aber dafür einen von ihnen zu opfern, war mehr als nur grausam und doch so unvermeidlich. „Das ist wirklich mutig von dir“, lobte Kakashi ihn. Er empfand es als völlig unnatürlich, wenn sich Schüler opferten und die Erwachsenen heil davon kamen. Aber so sah es nun einmal aus. Shikamaru antwortete nicht, sondern winkte grinsend das ihm Bevorstehende ab, als wäre er angstlos. Den Gesetzen nach, würden sie ihn lebenslänglich inhaftieren und jeden Tag foltern lassen. Doch wenn sie Pain durch seine Hilfe stürzen könnten, dann müsste er ja gar nicht so lange durchhalten, überlegte Shikamaru, dachte dabei an Kurenai und ihr Kind. Ihre Rettung war knapp verlaufen, doch er hatte Asuma versprochen sie und seine Tochter zu beschützen, komme was wolle. Und unter keinen Umständen konnte er zulassen, dass sie ihr Kind in dieser Welt mit Pain an der Macht großziehen musste. Dann holten Kakashis Worte ihn aus seinen Gedanken zurück. „Ich muss los, wir sehen uns später und erstellen einen Zeitplan“, erklärte Kakashi mit knappen Worten, hob zum Abschied kurz die Hand, denn er wollte sich beeilen. „Verstehe“, sagte Lee mitgenommen, da er genau wusste wohin er gehen würde. „Das, was du tust Kakashi, das ist auch mutig“, kam es nun von Gai, der Tränen in den Augen hatte. Wie immer, wenn er emotional wurde. Diesen Wettstreit der Tapferkeit würde er heute nicht gewinnen, überlegte er. Shikamaru blickte Kakashi fragend an, weil er absolut nicht wusste worum es ging. Doch Kakashi blieb nicht, um eine Antwort zu liefern. Für sie, wollte er seine schlechte Angewohnheit, zu allem und jedem zu spät zu kommen, endlich ablegen. Als Kakashi aus dem Loch verschwunden war, musste Shikamaru einfach wissen, wieso plötzlich alle so bedrückt waren. „Könnte mich vielleicht jemand aufklären?“ Dann beschloss Iruka es ihm zu sagen, da Lee und Gai schon wieder Tränen vergossen und sich tröstend in den Armen lagen. Sensei Iruka sog scharf die Luft ein. Die Worte würden seine Lippen auch nur schwer verlassen. „Er geht zum Schafott“, begann er leise. „Sakura erwartet heute noch eine Strafe“, beendete er knapp, wollte unnötige Einzelheiten, die alle nur traurig stimmen würden, nicht in den Mund nehmen. Shikamarus Augen weiteten sich schockiert. Weil er erst später ihrer Runde beigetreten war, hatte er das noch nicht mitbekommen. Tagelang war er verschollen gewesen, bevor er die anderen gefunden hatte. Auch bei seinen Essensausgaben hatte er Sakura nie dort oben gesehen. Vielleicht hätte er doch die Liste einmal durchlesen sollen. Die Angst einen bekannten Namen darauf zu lesen, war aber immer zu groß gewesen. Shikamaru wusste ja, dass Pain sie in seiner Gewalt hatte, doch dass sie so oft bestraft wurde, davon hatte er nichts geahnt. Dennoch meinte er, Sakura schon immer als taffes Mädchen gekannt zu haben und es war wirklich typisch für sie, ihren sturen Kopf durchsetzen zu wollen. Zumal sie mit Sicherheit stink wütend war, da Pain die Hokage auf dem Gewissen hatte. So wie sie alle deshalb vor Wut kochten. Nach allem, was Sakura auch schon mit Sasuke hatte durchmachen müssen und als dieser dann auch noch versuchte sie zu töten. „Sollten wir nicht auch...?“, ließ Shikamarus Ehrgefühl ihn in die Runde fragen. Hinata kniff allein bei dem Gedanken die Augen zusammen. Niemals könnte sie der Folter ihrer Freundin standhalten, womöglich ohnmächtig werden, obwohl auch sie ein schlechtes Gewissen hatte. „Sensei Kakashi hat uns verboten mit ihm zu gehen. Er sagte es wäre schlimm genug, wenn einer von uns dabei zusieht. Sakura wüsste, dass wir mit ihr fühlen und sie würde nicht wollen, dass wir uns das antun“, zitierte Lee Kakashis Worte, fühlte sich aber ebenso wenig wohl dabei. Shikamaru grummelte. „Mh. Aber er hat wahrscheinlich recht. Wir müssen nicht alle daran kaputt gehen“, sagte er, auch wenn es hart klang. Doch Sakura würde das genauso sehen, da war er sicher und Lee nickte. Kakashi war immerhin ihr Sensei und war womöglich derjenige, der ihr am meisten Trost spenden konnte. So dachte jedenfalls Lee darüber, während er einen nachdenklichen Blick zu Gai warf. Fast schon regelmäßig wurde Sakura ausgepeitscht. Nicht nur wegen ihrer Arbeitsverweigerung, die sie in Momenten von Trotz spontan beschloss, sondern auch weil sie immer mehr der Chunin und Jounin verlor. Ihre Körper waren einfach zu schwach, um die Tortur der dauerhaften Chakraentnahme zu überstehen. Sie würde zwar gerne alle von ihrem Leid erlösen, kam nicht drum herum darüber mehrmals am Tag nachzudenken, doch noch immer hatte sie Hoffnung, dass hier bald alle befreit werden würden. Von einer Verdopplung ihrer Strafe, hatte Pain aber offenbar abgesehen, als könnte sie das in ihrer Einstellung irgendwie motivieren, nicht noch weitere Shinobi zu verlieren. Nahezu immer ertrug sie mindestens die Hälfte der Hiebe, ohne die Schmerzen hinauszuschreien. Woher auch immer sie die Kraft nahm, sich so oft gegen Pain aufzulehnen, Kakashi verpasste keiner ihrer öffentlichen Züchtigungen. Jeden Morgen überprüfte er die neu aufgehängte Liste auf Sakuras Namen. Sein Gefühl sagte ihm, er müsse einfach da sein, weil er wusste, dass es ihr Halt gab, wenn sie ein vertrautes Gesicht sah. Viele, die Sakura kannten, hatten sich nicht überwinden können. Nur ein oder zwei hatten es einmal gewagt, doch das Zusehen, wenn eine Freundin und keine Fremde gequält wurde, war so viel schmerzhafter. Nie waren sie ein zweites Mal aufgetaucht. Außerdem bekam Kakashi sie nur noch an diesem Ort des Schreckens zu Gesicht. Es war die einzige Chance ein Lebenszeichen von ihr zu bekommen, welches er sich unbedingt immer wieder bestätigen musste. Ihm war auch nicht entgangen, dass sie wohl auch öfter Schläge einstecken musste. Hier und da konnte Kakashi einen Bluterguss hervorstechen sehen. Pain brach seine eigenen Gesetze damit schlussendlich nicht. Und ein Pazifist war er auch nicht gerade, obwohl er ständig etwas von Frieden faselte. Diesen Widerspruch sollte er ihm bei Gelegenheit erklären. Sakura musste da raus und zwar schnell, wenn er nicht dabei zusehen wollte wie sie langsam daran zerbrach, wenn sie es nicht schon war. Und diese Narben würden sie auf ewig daran erinnern. Kakashi hielt sich schon so lange versteckt, unterdrückte sein Chakra pausenlos, damit er als harmlos eingestuft wurde, auch wenn es anstrengend war. Es war schon fast ein Wunder, dass Kakashi bis jetzt noch keinerlei Strafe hatte erwarten müssen. Gerne hätte er ihr diese ein oder zweimal abgenommen. Die Haruno war zwar zäh, aber auch sie konnte solchen Qualen nicht ewig standhalten. Obwohl er wusste, dass Pain nie ihr Leben riskieren würde. Er brauchte sie als fähigste Iryonin in Konoha, denn Tsunade hatte er schließlich umgebracht, erinnerte er sich bitter. Seit diesem Tag hatte er den Blick auf das errichtete Kreuz gemieden. Zu schwer war der Anblick ihres langsam verwesenden Körpers. Auch heute konnte Sakura ihren Sensei von Weitem sehen, als er wie immer an derselben Stelle zum Stehen kam und auf sie wartete. Wenn er nicht jedes verdammte Mal hier wäre, Sakura wusste nicht, ob sie überhaupt solange durchgehalten hätte. Sogar im Schlaf verfolgte seine sanfte Erscheinung sie in ihren Träumen. Dessen Anblick hatte sie auswendig gelernt, verzehrte ihn wie einen Energieriegel. Abgesehen von ihm, gab es ihr auch ein wenig Kraft, wenn sie Naruto sehen konnte. Es kam vielleicht nicht oft vor, eigentlich gar nicht, dass er bei Bewusstsein war. Meistens wurde er sediert, um seinen Körper zu schonen. Nur ein einziges Mal, hatte sie ihn ihren Namen hauchen gehört, doch er war kurz darauf schon wieder weg gedämmert. So machtlos war sie, konnte nichts ausrichten, fühlte sich schuldig, dass sie Naruto so leiden ließ. Jeden Tag zerbrach Sakura ein Stückchen mehr und die Teile ihrer Seele lagen überall verstreut herum. Auf dem Schafott, in ihrer Zelle, bei Naruto, Yamato und alle den anderen Menschen, die hier wie Vieh eingesperrt waren. Fast schon von selbst betrat Sakura den Bereich zwischen den beiden Holzbalken, an denen Yamato sie sogleich festmachte. Unter den Dorfbewohner wurde sie heimlich schon als tapferste Frau des Dorfes gekürt. Kakashi hoffte inständig, dass er nur noch dieses eine letzte Mal dabei zusehen musste, wie sein alter Freund Yamato seinen Schützling misshandelte. Denn schon bald würden sie versuchen diesen vom Jutsu zu befreien, auch wenn es kein schönes Erwachen für ihn werden würde. „Jeder Einwohner hat seiner ursprünglichen Arbeit nachzukommen...“, begann Yamato das Gesetz erneut zu wiederholen, als etwas geschah, womit Kakashi überhaupt nicht gerechnet hätte. Ein Lächeln, so sanft wie das Hinabgleiten einer Feder, zog sich über Sakuras Mundwinkel, welches sie nur ihm allein zu schenken schien. Wie ein Engel mit gebrochenen Flügeln wirkte sie, so verletzlich und wunderschön zugleich. Gedanklich rutschte Kakashi völlig unpassend in eine Szenerie ab, in die er gar nicht geraten wollte. Die neuronalen Hirnstränge waren jedoch so glitschig, dass er einfach nicht aufhören konnte, sie anzusehen und zu bewundern. Wie konnte er in diesem einen Moment überhaupt zu solchen Gedanken fähig sein? Und was wollte sie ihm damit nur sagen? Kakashi beschloss etwas näher heran zu gehen und zwängte sich zwischen einer Gruppe Männer durch, welche den Blick schon wartend auf das Schafott gerichtet hatten. Wo war bloß der Pauseknopf, überlegte Kakashi. Dieses Bild, ihr Lächeln, er wollte es nicht vorbei ziehen lassen. Doch da drückte Yamato auch schon gezwungenermaßen den Playknopf und schaltete ihr Lächeln mit dem ersten Hieb sofort ab. Ausatmend kam Kakashi wieder zum Stehen, ließ seine angespannten Schultern sinken. Angestrengt versuchte er sich ihr Lächeln wieder in Gedanken zu rufen, aber es wollte ihm nicht gelingen. Es hatte sich wie ein Abschied angefühlt. Plötzlich wusste Kakashi, Konoha und seine Bewohner würden nie wieder dieselben sein. Jetzt, da Kakashi näher an der Bühne stand, bemerkte er die bläulich verfärbte Wange. Ihre Haut glänzte in der Sonne. Sie wirkte kränklich, sah wirklich nicht gut aus, abgesehen von den Schmerzen, die sie dabei aushalten musste. Schon nach dem dritten Hieb, brach sie diesmal zusammen. Ein Schock in Kombination mit einem Adrenalinstoß durchfuhren Kakashis Körper. Er spürte, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Sie war schwächer als sonst, konnte nach dem zehnten Hieb noch nicht einmal schreien. Ihre Augen waren geschmückt von Augenringen, das Gesicht ausdruckslos, obwohl ihr Körper sich nach jedem Hieb durch das lederne Seil bog und wieder zusammenzuckte. Fast sah sie wie eine Porzellanpuppe aus, welche gerade gnadenlos zertrümmert wurde. Die Haut so blass und zart, einzig und allein das tiefe Rot ihres Blutes, brachte etwas Farbe in diese trostlose Umgebung, welche nun wie ein Gemälde wirkte, das sich in den Erinnerungen aller für immer einprägte. Scheinbar Stunden vergingen. Kakashi ignorierte den Anblick von Yamato mit aller Kraft, könnte er doch nicht anders, als diesen zu hassen zu beginnen. Doch der würde sich bald schon selbst ausreichend hassen. Ob die Dorfbewohner ihm jemals vergeben konnten? Kakashi kam nicht umhin zu glauben, dass Yamato es von allen am schlimmsten erwischt hatte. Wogen die seelischen Wunden die ihm zugefügt würden, doch niemals mit den von ihm ausgeteilten körperlichen auf, denn sie verheilten langsamer, oder niemals. Endlich zählte Kakashi den letzten Hieb, bei dem Yamato sich ebenso wenig zurückhielt, wie bei den vorigen und kurz danach die Peitsche hübsch zusammen rollte und ordentlich auf den Tisch legte, wie er es immer tat. Kakashi konnte Sakuras Gesicht nicht mehr richtig deuten, da ihr Kopf auf ihrer Brust ruhte und einzelne Haarsträhnen im Weg waren. Ihr Brustkorb hob sich, sank schnell wieder und das viel zu unregelmäßig. Der Körper war erschüttert vom Zittern ihrer vor Schmerz zuckenden Muskeln. Yamato löste ihre Handgelenke, immer auf dieselbe Weise. „Aufstehen“, sagte er, wie immer auf die selbe unbetroffene Art. Wieder regte Sakura sich nicht, fiel stattdessen ungehemmt auf die Seite und verweilte, während sie Schwierigkeiten hatte zu atmen. „Sakura...“, entwich es Kakashi besorgt, der ein paar Schritte nach vorne machte und sich mit seinem Gesicht nun fast auf selber Höhe wie ihres befand. Ihre leeren Augen blickten seine hilfesuchend an. Kaum einen halben Meter lag sie von ihm entfernt, konnte seinen Geruch wahrnehmen, der sich angenehm in ihrer Nähe verteilte. „Nicht mehr lange Sakura“, flüsterte Kakashi ihr aufbauend zu, überprüfte seine Nähe auf mögliche Zuhörer, doch keiner beachtete ihn. „Wir haben einen Plan. Halte noch ein bisschen durch.“ Sakura hatte seine Worte gehört, schloss sie tief in ihr Herz ein, welches versuchte die Worte in Energie umzuwandeln, um weiterhin schlagen zu können. Mit gebrochenem Blick musterte er sie, wie sie sogar zu schwach war, um ein Wort herauszubringen. Tiefe Machtlosigkeit machte sich in ihm breit, als kaum eine Sekunde später Yamato hinter ihr auftauchte. Schnell, ohne sich aufhalten zu lassen, legte Kakashi eine Hand auf ihre. Die Berührung auf ihrer Haut entlockten ihr nun doch noch eine Reaktion. „Okay“, kam es mit abgebrochener Stimme von ihr, als Yamato sie kurz darauf unter den Armen packte, wortkarg hoch lupfte und sie zur selben Stelle wie immer zog, um sie bedeutungslos wie sie ihm erschien, dort liegen ließ. Kakashi war so abgelenkt, dass er die stechend orangenen Augen nicht auf sich ruhen spürte, die ihn und die Art, wie er dieses Mädchen angesehen hatte, genauestens musterte. Sie spürte, dass dort etwas vorging, von dem Pain und sie bisher nichts ahnten. Konan würde wohl in nächster Zeit etwas wachsamer sein müssen. Doch nun musste sie Sakura versorgen, da ihr Zustand wirklich etwas kritisch aussah. Die Blauhaarige hatte sich sowieso schon gefragt, wie ihr Körper die Schmerzen solange ausgehalten hatte, ohne sich dagegen zu wehren. Nun war es wohl soweit, dachte Konan, während sie Sakuras schlaffen Körper aufhob, die prachtvollen Flügel aus Papier ausbreitete und sie in ihren Armen mit sich trug. Kakashi blickte Sakura verloren hinterher, während er sich fragte, ob er sie jemals wieder sehen würde. Kapitel 4: Reuevolles Erwachen ------------------------------ Sakura erwachte von einem bedrückenden Starren, das sie auf sich spürte, doch ihre Augen wollten sich noch nicht öffnen. Ihr ganzer Körper schmerzte, sogar das Atmen, denn dabei spannte sich ihre Haut und es fühlte sich so an, als würden die Wunden erneut aufreißen. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie auf der Seite lag und nahm den unangenehmen Druck von Verbänden wahr. „Sie muss erst wieder zu Kräften kommen“, hörte sie eine Stimme sagen. Konan, überlegte Sakura leicht benebelt. Diese musste sich hinter ihr befinden und sie sprach über Sakuras Rücken hinweg ohne die geringste Spur Mitgefühl in der Stimme. „Ich gebe ihr noch zwei Stunden. Einige Gefangene überleben ohne sie nicht lange“, kam es kalt von Pain, dessen starrenden Blick Sakura wohl gespürt hatte. Endlich schaffte sie es, die Augenlider ein Stück weit zu öffnen. Sakura fühlte sich hundeelend. Das Licht an der Decke stach in ihren Augen und sie wünschte sich, sie zugelassen zu haben. Womöglich hatten sich ihre Wunden entzündet, da sie ja nie wirklich ausheilen konnten, zusätzlich addiert zu ihrem ständigen Chakraverbrauch, den sie benötigte, um die gefangenen Ninja am Leben zu erhalten. Dabei bräuchte sie dieses eigentlich für sich selbst. Kein Wunder also, dass ihr Körper darauf mit Fieber reagierte. Ohne die zusätzliche Mahlzeit, die außer ihr niemandem vergönnt war, da ihre Kräfte gebraucht wurden, wäre sie wohl schon längst zusammen gebrochen. Konan machte unglücklicher Weise keinerlei Anstalten sich für Sakura einzusetzen, um ihre Pause noch ein wenig zu verlängern. Aufmerksam musterte Pain sie, als er Sakuras geöffnete Augen sah, was ihr einen Schauer durch den Körper jagte. Egal wann sie in die Augen des gruseligen Akatsukimannes sah, immer wirkten diese noch kälter, noch unberechenbarer. „Zwei Stunden“, wiederholte er scheinbar extra für Sakura und verließ kaum später das Zimmer. Offenbar hatte sie schon eine ganze Weile geschlafen, sonst würde er nicht so einen Druck machen. Ihr Chakra war noch kaum regeneriert, wie sie spürte. Das Fieber schien zwar gesunken zu sein, nachdem es ihre Energiereserven zum größten Teil aufgebraucht hatte und trotzdem fühlte sie sich wie von einem Felsen erschlagen. Ausnahmsweise durfte Sakura auf einem Bett liegen. Es war angenehm weich und viel erholsamer als die enge Zelle, in die sie sonst jede Nacht gesteckt wurde, worin nicht einmal ein Bett stand. Nur zu einem Büschel Stroh, überzogen mit einer grob genähten und rauen Decke, hatte Pain sich herabgelassen. Sakura versank in Verzweiflung, wusste nicht, woher sie noch die Kraft entnehmen konnte, weiterhin Pains Sklavin zu sein. Auch die sture und stets mit schlagfertigen Argumenten bestückte Sakura Haruno, konnte seine Herrschaft nicht mehr ewig überdauern. Und so schloss sie, in Gedanken an selbst die kleinste Hoffnung geklammert, wieder ihre Augen. Mit den Worten Kakashis, dem Gefühl seiner, auf ihrer Hand ruhenden Berührung, verfiel sie wieder in einen unangenehmen Schlaf, um von der Rettung Konohas zu träumen. „Gib her!“ Die raue Stimme eines Betrunkenen drang durch eine Seitenstraße und galt einem kleinen Jungen, der sich mit einer Schüssel Reis in der Hand, in eine Ecke verkrochen hatte und angsterfüllt den Kopf schüttelte. „Komm schon. Die Portion ist genauso groß wie meine, das ist viel zu viel für dich Kleiner“, versuchte er den Jungen fordernd, aber noch freundlich zu überzeugen. Das Kind hatte Ärmchen wie Streichhölzer, bleiche Haut und verstrubbeltes Haar. Seine Kleidung war voller Schmutz und teilweise zerrissen. Er sah aus, als hätte er niemanden, der sich um ihn kümmerte und dieser Betrunkene nutzte das ohne zu zögern aus. Soweit war es schon mit den Zuständen in Konoha. Die Menschen fielen rücksichtslos übereinander her. Das Gesetz des Stärkeren, wie viele es bezeichnen würden, herrschte nun auf den Straßen. Die Hoffnung der Dorfbewohner schwand immer mehr dahin. Unaufhörlich sickerte sie aus ihren Herzen und versank im Blut der Gepeinigten. „Wirds bald!“ Der Mann hob die Faust, wankte kurz zur Seite, verlor dabei fast das Gleichgewicht. Ein paar Wortfetzen, die Kakashi stutzig gemacht hatten, lenkten ihn in eine dunkle Straße, wo sich Mülltonnen neben Trümmerteilen stapelten. „Sofort aufhören“, zischte er wütend, als er die Szene sah, die sich vor ihm abspielte. Doch der Mann hatte den Jungen bereits am Kragen gepackt. Der Junge ließ versehentlich die Schüssel Reis zu Boden fallen, als Kakashis Erscheinen den Mann kurz hatte zusammen zucken lassen. Zornig betrachtete dieser die Portion, welche ihm heute als dritte den Magen hätte füllen sollen. Über seine Wut vergaß er dabei schon fast wieder Kakashis Auftauchen. „Du hast sie fallen lassen“, schrie er den Jungen lallend und wütend an und holte zu einem Schlag aus, den Kakashi geschickt und blitzschnell abgefangen hatte, während er den Mann mit seinem zornigen Blick durchbohrte. Niemals könnte Kakashi zulassen, dass einem wehrlosen Jungen solch ein Leid geschieht, wenn er in der Nähe war! Der Betrunkene Mann war so überrascht, dass er den Jungen los ließ, welchen Kakashi anschließend um die Hüften gepackt und abgesetzt hatte, damit er sich nicht bei einem Sturz verletzte. Der Betrunkene wich mit erhobenen Armen zurück gegen die Wand und schien zu begreifen, dass Kakashi wirklich gerade vor ihm stand. „Du bist doch dieser Kopierninja“, stellte er unterwürfig fest, doch Kakashi antwortete ihm nicht, blickte stattdessen dem Jungen hinterher, welcher weinend die Flucht ergriffen hatte. Kakashi begutachtete traurig den Reis am Boden, ignorierte den Mann weiterhin. Zu welch Taten die Menschen schon fähig waren, ließ ihn erstarren, als würde die Kälte in den Herzen der Menschen ihn festfrieren. Nun machte sich auch der Betrunkene vom Acker, als die Stimmung ihm zu gefährlich wurde und Kakashi ließ ihn passieren. Was hätte er auch tun sollen? Ihn verprügeln? Fesseln und in ein Loch schmeißen? Wahrscheinlich, aber was würde das schon bringen? Leute wie er tauchten in letzter Zeit überall auf, wurden von Pain dazu gemacht. Zu egoistischen Menschen, die ihre Vorteile gegenüber Schwächeren ausnutzten und nur noch ihr Überleben im Sinn hatten. Man konnte es ihnen auch kaum verdenken. Jeder hatte das Recht zu leben. Manche mehr, manche weniger. Kakashi hingegen würde lieber sterben, als ehrlos die Schwäche anderer auszunutzen. Für all das Leid der Dorfbewohner kam letztendlich nur einer in Frage, der die Schuld zu tragen hatte. Ob der Junge noch ein paar Tage überstehen würde? Kakashi war nicht sicher, doch es zeigte ihm einmal mehr, dass sie sich mit ihrem Plan beeilen sollten. Also stieg er über die Portion Reis am Boden hinweg, über welche sich schon ein paar Tauben hermachten und setzte seinen eigentlichen Weg in die dunkle Gasse fort, wo er abermals die metallene Platte zur Seite schob und eintrat. Wieder einmal war er als Letzter angekommen, doch niemand schien es ihm vorzuwerfen. „Wir können nicht länger warten“, sprach er ohne die anderen zu begrüßen. „Die Dorfbewohner halten das nicht mehr lange durch“, teilte Kakashi ihnen seine Gedanken mit und Sensei Iruka nickte zustimmend. „Ja, es sieht wirklich furchtbar da draußen aus, wenn man durch die Straßen geht“, sagte Gai dann mit schwerem Gemüt. Überall lehnten geschwächte Menschen an den Wänden ihrer zerstörten Häuser. Verletzt, gedemütigt und nicht mehr dazu in der Lage zu arbeiten, was den Regeln Pains nach einen Teufelskreis lostrat. Deren einzige Zukunft war der Tod, wenn sich nicht schleunigst etwas änderte. „Wir lassen uns das schon viel zu lange gefallen“, stimmte nun auch Lee mit ein, schlug mit der geballten Faust leicht auf seinem Knie auf. Außerdem würden sie mit der Zeit nur noch mehr ihrer Kräfte verlieren. Sie alle waren jetzt schon ziemlich mager geworden. „Gut, dann sollten wir keine Zeit mehr verschwenden“, begann Kakashi. Er ging schwer davon aus, dass Sakura in nächster Zeit nicht mehr auf der Liste der auszuführenden Strafen erscheinen würde. Nicht, wenn Pain sie noch lebend brauchte. So schlecht wie sie am vorigen Tag ausgesehen hatte, müsste sie sich erst ausruhen oder war im schlimmsten Fall bereits tot. Kakashi durchfuhr ein Schauer und er schluckte schwer, ehe er weiter sprach. „Wir starten morgen. Mittags zur Pause, wenn der Platz voller Menschen ist“, verkündete Kakashi als unausgesprochener Anführer ihrer kleinen Truppe. „Ja, endlich!“ Gai konnte es kaum erwarten, nach all der quälenden Zeit würden sie etwas unternehmen. Er hatte sich so nutzlos gefühlt in den letzten Tagen. „Gai, Lee. Ihr bleibt im Hintergrund und schreitet nur im äußersten Notfall ein. Behaltet die Gesamtsituation im Auge. Unser höchstes Ziel ist es, Yamato von diesem Jutsu zu befreien. Sie dürfen mich auf keinen Fall vorher erwischen“, bemerkte Kakashi und die beiden nickten entschlossen. „Hinata, ich halte es für besser, wenn du dich raus hältst. Unterstütze bitte Gai und Lee. Wenn wir versagen, hättest du keine Chance mehr gegen Konan und Yamato“, denn Hinata war eine Nahkämpferin, überlegte er weiter. Mit Konan und Yamato als Distanzkämpfer könnte sie nicht mithalten. Die Angesprochene senkte niedergeschlagen den Kopf, obwohl sie die Entscheidung verstand. Dann fiel Kakashis Blick auf Iruka, welcher sich schon dachte, dass auch er nicht viel ausrichten konnte. „Schon gut Kakashi, du musst es nicht sagen“, verschonte er ihn und zeigte auf sein verstümmeltes Bein. „Hm“, murmelte Kakashi betroffen und richtete sich bereits wieder auf, um das Versteck zu verlassen. Denn er wollte den Plan noch vor Ort durchgehen. Dann drehte er sich doch noch einmal zu ihnen. Der Blick den er ihnen zu warf, sah so gefährlich vielsagend aus, als könnten sie schon morgen alle tot sein. Als würde er sich ihre Gesichter noch ein letztes Mal einprägen wollen. „Seid auf alles vorbereitet.“ Kakashi verinnerlichte die Worte, die er am nächsten Morgen mehrmals lesen, aber immer noch nicht glauben konnte. ... Sakura Haruno - 12:00 Uhr ... Wie konnte Pain das noch immer zulassen? Sakura musste doch viel zu geschwächt sein, um eine weitere Strafe überstehen zu können! 12:00 Uhr. Das war genau der Zeitpunkt, an dem sie Yamato von diesem Jutsu befreien wollten. Wenn Konan lange genug abgelenkt wäre, könnte er vielleicht auch Sakura in Sicherheit bringen. Zumindest breitete sich der Wunsch danach brennend in ihm aus. Mit einem Ruck, riss er den Zettel mit Sakuras Namen ab, ließ seine Arme damit sinken und das Stück Pergament zu Boden gleiten. Eine Art Selbstermutigung bei seiner Mission, nicht scheitern zu dürfen. Es war nun fast soweit und die Nervosität breitete sich in größtem Ausmaß in allen aus. Wird schon schief gehen, war nicht gerade der Spruch, den sie jetzt in den Mund nehmen wollten. Es musste funktionieren, es musste einfach! Kakashi befand sich an besprochener Stelle und suchte mit den Augen nach seinen Verbündeten, die sich über den gesamten Platz verteilt hatten. Nicht weit, etwas hinter ihm, stachen ihm die grünen Kampfanzüge von Gai und Lee ins Auge. Rechts von ihm, erkannte er Shikamarus Silhouette und irgendwo in einer Ecke links von ihm, konnte er auch Hinata entdecken. Sensei Iruka stand ebenfalls hinter ihm und würde für das Gelingen der Mission beten. Sie alle wussten, was auf dem Spiel stand und Kakashi wollte sich unter keinen Umständen aufhalten lassen. Mit vielsagenden Gesichtsausdrücken tauschten die sechs letzten Beschützer Konohas ihre Blicke aus, als Sakura erneut vor aller Augen in Richtung des Schafotts geführt wurde und kein geringerer als Yamato, schon dort oben auf sie lauerte und den eben bestraften Körper eines Mannes, wie einen nassen Sack zur Seite zog. Da war sie auch schon, schritt erschöpft und zitternd die Stufen zu ihrer vergleichbaren Hinrichtung hinauf. Auch sie schien zu spüren, dass sie die nächste Strafe wahrscheinlich nicht überleben würde. Kakashi gab Shikamaru mit geweiteten Augen ein Zeichen, welches für den Beginn der Ablenkung stand. Wenn sie jetzt eingriffen, könnten sie Sakura vielleicht dieses eine Mal davor bewahren. Noch immer fand er keine Antwort darauf, wieso Pain das Risiko einging, sie zu verlieren. War er so stolz, dass er sie unter allen Umständen disziplinieren wollte und sich nicht eingestehen konnte, sie damit zu töten? Wurde Pain langsam aber sicher größenwahnsinnig? Shikamaru nickte Kakashi zu, bereit sich zu opfern, ehe er mit eisernen Schritten langsam in Richtung der Bühne lief. Er wurde immer schneller. Sein Herz drohte ihm vor Aufregung aus der Brust zu springen, doch er zögerte dennoch nicht. Dafür war er zu wichtig. Als er der Bühne immer näher kam und beobachtete, wie Yamato seine Schülerin ausdruckslos entgegen nahm, wurde er schneller. Mit seinen Fingern formte er das Jutsu, mit welchem er Konan ablenken und wenn es möglich war, festhalten wollte. Auch Kakashi setzte sich nun in Bewegung, hielt sich jedoch fern von Shikamaru, um nicht auch ins Visier von Konan zu geraten. Er blieb versteckt hinter einer Menschengruppe und wartete auf den richtigen Moment. Gai und Lee näherten sich, behielten aber einen sicheren Abstand bei. Hinata hielt sich die Hand vor den Mund, verlor schon jetzt beinahe die Fassung, als sie Sakura kniend zwischen den beiden Balken sah, kurz vor dem Festschnallen der Lederriemen um ihre Handgelenke. Ihre Körperhaltung war gefährlich schwach und sie erkannte ihre Freundin kaum wieder, wobei es Hinata das Herz brach. „Jutsu der Schattenkontrolle!“ Shikamarus Schatten zogen sich in die Länge, schossen ungehindert über die Bühne, direkt auf Konan zu. Sakuras Atem stockte, als sie ihren Kopf hob und Shikamaru scheinbar in Zeitlupe an sich vorbei springen sah. Für einen kurzen Moment trafen sich sogar ihre Blicke. Würde sie hier endlich rauskommen? Sakuras leere Augen wurden nach und nach gefüllt mit neuer Hoffnung und Zuversicht, während sie Shikamaru weiterhin ungläubig betrachtete und die Gegenwart von Yamato näher kommend, hinter sich spürte. Doch Konan wich Shikamarus Angriff zwar überrascht, aber gekonnt aus, als wäre sie auf einen Angriff vorbereitet gewesen. Shikamaru zischte hörbar, hatte jedoch mit dieser Reaktion gerechnet, beziehungsweise, jede mögliche Reaktion voraus berechnet, wie es nun mal sein Talent war. Und so kam er kurz auf der Bühne auf, kaum merklich und sprang sofort nach rechts zur Seite hinab, warf dabei einige Shuriken in Konans Richtung, welche nun ihre volle Aufmerksamkeit auf ihn richtete und zum Angriff überging. Dabei beging sie jedoch den fatalen Fehler, sich aus dem Schatten des Gebäudes der Hokage zu begeben, woraufhin ihre Bewegung sofort stoppte. „Hab ich dich“, sagte Shikamaru mit erleichterter Stimme und drehte seinen Körper so, dass Yamato sich außerhalb ihres Blickfeldes befand. Shikamaru warf einen Blick in Kakashis Richtung, welcher bereits auf dem Schafott landete und auf Yamato zu ging. Er packte ihn an den Schultern und drängte Yamato einige Schritte rückwärts, weg von Sakura, welche er gerade hatte festschnallen wollen. Auch Konan versuchte sich zurück zu wenden, doch es gelang ihr nicht. Dieser Junge hatte ihren Körper völlig im Griff, auch wenn es nach großer Anstrengung aussah. Sie warf Shikamaru ein paar vernichtende Blicke zu. Einige Menschen im Publikum machten verwunderte Laute, hatten Angst unter Verdacht des Verrats zu geraten und wichen deshalb zurück. Sakura betrachtete Konan nur kurz, als sie auch schon Kakashi neben sich entdeckte und ihre Chance zu Fliehen zum Greifen nahe war. Kakashi schenkte ihr nur einen knappen und ernsten Blick. „Lauf Sakura“, befahl er ihr mit strengsten Worten. Nach einem Moment, der ihr wie eine Ewigkeit vor kam, richtete sie sich auf. Doch das plötzliche Aufstehen löste Schwindel aus, weshalb sie sich an einem der Balken festkrallte und einen Moment nach Atem rang. Sobald sie das Gefühl hatte, ihre Kräfte ein letztes Mal mobilisiert zu haben, sprang sie von der Bühne und landete in der Hocke zwischen zurückgewichenen Menschen. Im Augenwinkel nahm sie Kakashi wahr, der noch immer vor Yamato stand, ehe sie voller Erschöpfung einen wackeligen Schritt nach dem anderen machte und sich durch das Getümmel hindurch drängelte. Es war nur ein winziger Augenblick der Erleichterung, als Kakashi sah, dass sie noch die Kraft hatte wegzulaufen, ehe er sein Sharingan entblößte und sich seinem Freund entgegenstellte. Dieser hob bereits die Fäuste, um sich freizukämpfen. Doch reagierte Yamato nicht mit gesundem Menschenverstand. Wohl eher war ihm das in einem solchen Falle eingetrichtert worden, weshalb die lasche Gegenwehr nichts gegen Kakashi half. Schnell, ohne dass Yamato weiter reagieren konnte, presste Kakashi seine Handfläche gegen dessen Stirn. „Lösen!“ Eine unglaublich starke Dunkelheit schien Yamatos Körper durch Kakashis aufgelegte Hand zu verlassen, welcher dabei genau fühlte, wie sie einen verschlingen konnte, wenn man nicht stark genug war. Das ganze dauerte nur wenige Sekunden. Als auch der letzte Rest Dunkelheit in Form einer Aura des Bösen den Ninja verlassen hatte, wich Yamato etwas zurück. Seine Augen reagierten erst Sekunden danach, wurden lebendiger und fanden langsam zurück zu sich selbst. Es war, als würde er erst jetzt nach endlos langer Zeit endlich wieder die Augen öffnen und aus einem tiefen Schlaf erwachen. In Yamatos erstem Moment der Klarheit, erkannte er Kakashi, der die Hand von seiner Stirn genommen hatte und sie freundschaftlich auf dessen Schulter ablegte. „Willkommen zurück“, sprach dieser erleichtert aus, musste dann aber dabei zusehen, wie Yamatos Ausdruck sich schlagartig änderte. Dieser riss gequält die Augen auf, vergrub die Hände in den Haaren und kippte kraftlos nach vorn. Kakashi erschrak leicht und ließ dessen Kopf auf seiner Schulter ruhen, hatte ihn unter den Armen gepackt, damit er nicht zu Boden fiel. Die Erinnerungen prasselten schubweise und gnadenlos auf Yamatos Bewusstsein ein, als hätte er sie alle auf einmal, binnen der letzten Sekunden erlebt. Seine Taten waren so grausam, so unmenschlich, dass ihm übel und schwindlig davon wurde. Er konnte sie kaum ertragen. Es war wie ein Alptraum, den er nie wieder vergessen könnte und der zu neuen Alpträumen führen würde. Unendliche Reue machte sich in ihm breit, verzehrte seinen vergifteten Geist und ließen seinen Puls in fast unmöglicher Geschwindigkeit rasen. Es war ein Moment der Stille, der Freundschaft und sogar der Vergebung. „Kakashi...“, hauchte Yamatos Stimme nahezu weinerlich bebend, während seine Stirn noch immer gegen die Schulter seines Freundes lehnte. „Werden sie mir jemals vergeben?“ Doch er ließ Kakashi keine Zeit zu antworten, blickte stattdessen erschrocken zum Schafott, wo er sich zu erinnern meinte, dass Sakura dort knien musste. Der Platz zwischen den beiden Holzbalken war jedoch leer. Bestürzt blickte Yamato um sich, suchte nach ihr. „Hör mir zu Yamato!“ Die Worte Kakashis drangen kaum zu ihm durch, dennoch sah Yamato ihn danach verklärt an. „Shikamaru hat sich für uns geopfert, damit wir dich von Pains Jutsu befreien konnten“, erklärte Kakashi mit Nachdruck, rüttelte Yamato sogar leicht, welcher nun weggetreten schien. „Tenzo!“, rief er ihn erneut leise und bei diesem Namen, schien er tatsächlich eher zu reagieren. „Du kommst nah genug an Naruto heran. Du musst ihn befreien. Er ist vielleicht der Einzige, der Pain besiegen kann. Verstehst du was ich sage?“ Es klang unrealistisch, beinahe absurd, überlegte Yamato. Schlug Kakashi ihm ernsthaft vor, sich zurück in die Höhle des Löwen zu begeben? Getrennt von Pains Jutsu, von dem keiner wusste, wie schnell dieser von dessen Lösung erfahren würde? Doch so etwas wie Angst oder Rationalität spürte Yamato nicht mehr in sich. Da war nichts, außer Wut und Reue. Und um diese loszuwerden, das wusste er, musste Pain beseitigt werden. So gut es ging, verdrängte er die aufkeimenden Erinnerungen, die unaufhaltsam Löcher in seine Seele stießen. Damit wollte und konnte er sich zu diesem Zeitpunkt nicht beschäftigen. Tief holte Yamato Luft, vermochte es wieder aus eigener Kraft zu stehen, als er Kakashis Griff lockerte und dessen Arme sanft von sich drückte. Dann blickte er Kakashi fest in die Augen. „Ich verstehe“, meinte er und versuchte sein Herz für die nächsten Stunden zu verhärten. Denn sonst könnte er niemals durchziehen, was er nun tun musste: Aus eigenem Antrieb oder eher Zwang, die Menschen in der wartenden Reihe hinter der Bühne bestialisch zu foltern. Nur so konnte er seine Position unauffällig aufrechterhalten und in Pains Versteck, somit in Narutos Zelle vordringen. Wissend von seines Freundes inneren Qualen, legte Kakashi noch einmal seine Hand auf Yamatos Schulter. Er wollte sich nicht vorstellen, was diesem nun bevorstand. Und so sehr Kakashi ihm diese inneren Qualen ersparen wollte, es ging nicht anders. „Sie werden dir vergeben, wenn das Dorf gerettet ist.“ Er sagte die Worte mit solch einer Überzeugung, dass Yamato sie fast glauben konnte. Doch in seinem Innern konnte er sich nicht einmal selbst vergeben, wie sollten sie es? Im Moment war das jedoch nebensächlich. „Verschwinde schon“, meinte Yamato entschlossen und ruhig, ehe sie noch entdeckt wurden. Der Angesprochene hielt kurz inne, ehe er ihm zunickte und rücklings von der Bühne sprang, um dort in einer Menschenmenge unterzutauchen, den Blick noch immer auf Yamato gerichtet. Shikamarus Chakra war beinahe aufgebraucht. Diese Konan wehrte sich mit aller Kraft gegen sein Jutsu. Aber die Zeit schien gereicht zu haben, denn Kakashi verschwand soeben wieder von der Bühne. Als dann plötzlich auch noch ein Schattendoppelgänger von ihr, hinter ihm auftauchte und ihn in seiner Konzentration unterbrach, wendete sich das Blatt. Seine Augen weiteten sich resignierend, als er einen Moment später ihre Anwesenheit durch einen geringen Windhauch, nur Zentimeter entfernt hinter sich spürte. Plötzlich hatte eine weitere Doppelgängerin Konans auch schon ihre Arme um Kakashis Hals und seinen Brustkorb gelegt. Sofort wurde Kakashis Bewegungen damit gestoppt. Eine Gänsehaut erfasste seinen Körper, als er ihren Atem an seinem Ohr vorbei rauschen hörte. „Ich hätte mir denken können, dass der Kopierninja mit dem Sharingan etwas plant. Hast du vor die Kleine zu befreien?“ Die unheilvolle, siegessichere Stimme erschien völlig unerwartet direkt neben seinem Ohr. Kakashi war wie erstarrt und hatte denselben sanften Windhauch ihrer Anwesenheit gespürt. Noch immer war sein Sharingan entblößt, weshalb sie ihn wohl auch sofort erkannt und sich von hinten angeschlichen hatte. Nur ganz kurz fiel Kakashi dabei das bekannte, überhebliche Grinsen eines Mannes rechts von ihm auf, welcher im Hintergrund stand und sich keine Mühe machte, sich zu verstecken. In der einen Hand hielt er eine Flasche, die wie Sake aussah. In der anderen etwas zu Essen. Er war es gewesen. Der Mann aus der Gasse. Er hatte ihn an Konan verraten. Verkauft für etwas zu Essen und Alkohol. Dann blendete Kakashi den ehrlosen Mann aus, so bestürzt er auch über den Verrat dieses Mannes war und suchte noch im selben Moment nach Shikamaru neben der Bühne. Konan musste es geschafft haben, sich zu befreien, was für seinen Verbündeten nichts Gutes bedeuten konnte. Das letzte, was er von ihm sehen konnte, war sein noch immer hoffnungsvolles Kampfeslächeln, während sein Körper immer weiter hinter undurchdringlichem Papier verschwand. Kakashis Herz machte einen Aussetzer, als er das sah und sich nun ebenfalls gleich in dieser Situation befinden sollte. Er begann sich zu fragen, wie es sich wohl anfühlen würde, vom selbst ausgestoßenen Kohlenstoffdioxid in den Schlaf gewogen zu werden. Wenigstens hatte Yamato schnell reagieren können und war wieder in die Rolle des Henkers geschlüpft ohne Verdacht zu erregen. Gerade aber, als Kakashi dachte, es wäre nun aus und vorbei mit ihm, tauchten zwei grüne Gestalten hinter ihnen auf. „Nimm das!“, schrie Lee und trat Konan gemeinsam mit Gai zur Seite weg. Konan hatte ihre Chakren nicht wahrgenommen, da sie ja gar keines besaßen und so wurde sie meterweit über den Boden geschleudert, bevor sie mit ein paar Drehungen ihres Körpers auf dem Boden zum Liegen kam. Die beiden Helferlein kamen direkt vor Kakashi zum Stehen, welcher nicht verstehen konnte, wieso sich diese jetzt noch einmischten, da er den Auftrag doch erfolgreich ausgeführt hatte und ebenfalls bereit gewesen war, sich für Konoha zu opfern! Völlig perplex regte Kakashi sich keinen Zentimeter, während er seinen Rivalen und dessen Schüler musterte. „Verschwinde hier. Dein Sharingan wird noch gebraucht“, kamen die strengen, kühnen Worte mit einem Hauch Gutmütigkeit von Gai. „Ihr hättet mich nicht...“, begann Kakashi, wurde aber eilig unterbrochen. „Geh endlich und kümmere dich um Sakura“, verlieh Gai seinen Worten jetzt nochmal Nachdruck. Bei dem Klang ihres Namens, das wusste Gai, würde sich Kakashis Meinung sofort ändern. Und keine Sekunde später, senkte dieser den Blick. „Danke Gai. Lee. Passt auf euch auf“, flüsterte er kaum hörbar, ehe er sich einen Weg durch die erschrockenen Gesichter der Menschen bahnte, in welchen ein Gefühl der wieder gewonnenen Hoffnung aufkeimte. Sein Sharingan verdeckte er, während er lief, wieder mit seinem Stirnband. Einige stellten sich, nachdem Kakashi an ihnen vorbei gelaufen war, schützend vor ihn und verdeckten sein Verschwinden mit ihren Körpern. Ihre Augen glühten wieder. Der Will des Feuers war von neuem entfacht worden und es tat verdammt gut, das zu sehen. Es existierten noch immer Shinobi wie Kakashi und seine Verbündeten, die ihr Leben für das Wohl des Dorfes geben wollten und dies, das nahmen sich ein paar Zivilisten fest vor, würden sie überall in Konoha verbreiten! Als Konan wieder zu sich kam und die beiden Hampelmänner musterte, welche sie wohl kaum ernst nehmen konnte, rappelte sie sich langsam auf und klopfte elegant den Staub von ihrem Mantel. Dann fiel ihr erschrocken jetzt erst auf, dass eine gewisse Person verschwunden war. Gezielt wandte sich ihr Blick Richtung Schafott. Um Kakashi konnte sie sich später kümmern, aber Sakura brauchten sie für die Heilung der Ninjas. Suchend wanderte ihr Blick über die gesamte Bühne, wo Yamato das Schauspiel des Henkers fortführte und Konan glaubwürdig damit täuschte, als er mit emotionsloser Miene den nächsten Kandidaten hochholte, als wäre nichts gewesen. Glücklicher Weise hielt sie Sakuras Rettung für das Hauptziel der. Auch unter den Menschen im Publikum konnte sie Sakura nicht entdecken. Konan erhob sich in die Lüfte, fasste sich mit schmerzverzerrter Miene an die Rippen, wo der Tritt von Gai und Lee noch immer deutlich zu spüren war und versuchte Sakura nun von oben zu entdecken. „Eigentlich kämpfe ich nur ungern gegen eine Frau, doch hier müssen wir wohl eine Ausnahme machen Lee“, sprach Gai mit übertriebenem Ehrgefühl, welcher von Konan vollkommen ignoriert wurde. Gai und Lee nickten sich gegenseitig zu, ehe sie abermals zum Angriff ausholten und voller Elan in die Luft sprangen, um Konan von ihrer Suche abzuhalten. „Verdammt“, zischte die Frau, als sie den Angriffen nur mit Mühe ausweichen konnte und Sakura so wohl entkommen würde. Konan versuchte auf Distanz zu gelangen, da Gais und Lees Taijutsu somit nutzlos würde, doch es gelang ihr nicht so richtig, weil die beiden unheimlich schnell waren und zu allem Überdruss, auch noch in der Überzahl. Konan sah ein, dass sie sich vorerst zurückziehen sollte, um sich mit Pain zu beraten. Dabei durfte sie Yamato jedoch nicht sich selbst überlassen. „Yamato, hilf mir gefälligst“, befahl sie ihm aus der Luft und total außer Atem. Der Angesprochene hörte ihre Worte, hätte beinahe überrascht aufgeblickt und dankend abgelehnt, als ihm wieder einfiel, welche Aufgabe er noch zu erfüllen hatte. Und so blieb ihm wohl keine andere Wahl, als sich noch einmal gegen seine Freunde zu richten. Augenblicklich ließ er die Peitsche zu Boden fallen, ohne den ersten Hieb gemacht zu haben, wonach der angebundene Mann erleichtert aufatmete. Yamato formte nun Fingerzeichen, woraufhin dicke Holzranken aus dem Boden schossen und sich nach Gai und Lee ausstreckten, welche sich in der Luft befindend, nur schwer ausweichen konnten. Schockiert blickten die beiden Taijutsukämpfer unter sich, in das verdammt echt aussehend ausdruckslose Gesicht von Yamato. Ihnen war klar, dass er seine Maske noch nicht ablegen durfte. Schon nach kurzer Zeit hatte er Lee fest im Griff, der versuchte sich gegen den enormen Druck des Holzes um seinen Körper zu wehren. Schmerzlich konnte er das Knarzen seiner Knochen hören, welche dem Druck nicht länger standhalten könnten. Kaum einen Moment später versuchte Gai seinen Schüler zu befreien und zertrümmerte das Holz mit einem kräftigen Faustschlag. Lee kam stehend auf dem Boden auf, hielt sich verkrampft den Bauch und musste zusehen, wie nun Gai selbst von Yamatos schlangenartigen Holzranken erwischt wurde. „Lee. Lass mich zurück. Wir müssen uns nicht beide opfern“, sprach er mit heldenmutiger Stimme. Lee stiegen Tränen in die Augen, als er zu Widerworten ansetzen wollte. „Aber Sensei Gai...!“ Gai unterbrach ihn jedoch erneut. „Das ist ein Befehl!“ Nachdem Lee ihn sekundenlang schweigend anblickte, verneigte er sich respektvoll vor seinem Sensei, ehe er in einem Affenzahn, unter Tränen davon rauschte und weiteren Holzranken geschickt auswich. Natürlich hätte Gai sich der Gefangennahme noch ein Weilchen widersetzen können, doch wieso es Yamato unnötig schwer machen? Es kam eben, wozu es kommen musste, nachdem sie entschieden hatten Kakashi zur Flucht zu verhelfen. Konan versuchte wieder zu Atem zu kommen, während sie hinab gleitete und dem neuen Gefangenen keinerlei Beachtung mehr schenkte. „Bring ihn und den Schattennutzer mit. Wir gehen zurück und setzen die Bestrafungen später fort“, erklärte sie und ging nun Richtung Eingang des Hokage Gebäudes. Yamato schnappte sich nun auch Shikamaru, welcher wie eine Mumie eingepackt war, unter dessen Taille und folgte Konan unauffällig. Fast war er froh darüber, dank Gais Opfer vorerst keinen mehr foltern zu müssen. Yamato war sich wirklich nicht sicher, ob er den Strafvollzug hätte durchziehen können, ohne dabei sein Gesicht zu verziehen. Bereits bewusstlos blieb Gai gefesselt durch die Holzranken, die seinen Körper umschlungen hatten. Scharf überlegte Yamato, wie er Pains prüfendem Blick entgehen konnte, obwohl er sich zu erinnern glaubte, Pain sei so von seiner Kraft überzeugt, dass er sein Jutsu überhaupt nicht mehr so oft auf seine Funktionalität hinterfragte. So beschloss Yamato, dass selbst er nicht so viel Pech haben konnte und baute auf Pains Überheblichkeit. Voller Demut, jedoch ohne Angst, gestand Konan ihren Fehler vor Pain ein und beichtete das Verschwinden von Sakura, sowie das Eingreifen des Kopierninjas mit dem Sharingan. Doch Pain schien ihr sogar das zu verzeihen, obwohl er trotzdem eine Art Regung zeigte, die Wut bedeuten könnte. „Dann müssen wir sie schnellst möglich ausfindig machen“, waren seine einzigen Anweisungen und Konan nickte ihm zustimmend zu. „Zur Unterstützung, werde ich dir drei meiner Körper zur Verfügung stellen.“ Seine Stimme klang weder gereizt, noch unüberlegt. Mit etwas Rauch und einem zischenden Geräusch, wie das Platzen einer Rauchbombe, erschienen drei seiner Körper neben ihm. Gakidō, welcher Chakra absorbieren konnte. Shuradō, ein Cyborg ausgestattet mit mehreren Gliedmaßen und einem vielseitigen Waffenarsenal. Und Ningendō, welcher die Seele aus dem menschlichen Körper extrahieren und die darin enthaltenen Gedanken lesen konnte. „Wir werden einiges an Chakra benötigen“, fiel Pain auf, als er sich an Yamato wandte. „Bewache Naruto und verteile noch einige Chakramodulatoren in seinem Körper.“ Der Mokutonnutzer traute seinen Ohren kaum, als Pain ihn genau dort hinschickte, wo ihn seine geheime Mission hinführen sollte. Gehorsam drehte Yamato sich und wollte gerade los marschieren, als Pains Stimme nochmals erklang. „Ach und Yamato.“ Eine Schweißperle löste sich von der Stirn des Angesprochenen, als er versuchte seinen Gesichtsausdruck zu entemotionalisieren und sich noch einmal zu Pain drehte. „Sperr den nutzlosen Kerl und den anderen bei Gelegenheit in eine Zelle. Verteile auch in dem Ninjutsunutzer Chakramodulatoren“, vollendete er dann mit dem Blick auf den eingehüllten Körper Shikamarus gerichtet. Erleichtert drehte Yamato sich zurück und versuchte sich an den Weg zu Narutos Zelle zu erinnern. Dann entfernte er sich von den Akatsuki wie ein wandelnder Zombie. Er konnte kaum fassen, dass er sie erfolgreich unterwandert hatte und nun in Begriff war, das Dorf zu retten. Als er sich aus dem Sichtfeld von Pain befand, lockerte er den Griff um Gais bewusstlosen Körper, damit dieser ihm nicht erstickte. In Yamatos Erinnerungen schien Naruto ziemlich geschwächt gewesen zu sein. Er würde ebenfalls seine Zeit brauchen, um sich zu erholen, sobald er gerettet war. Umso besser für ihn, dass Sakura nun wieder frei war und ihn als Iryonin dabei unterstützen konnte. Zumindest, wenn sie noch ausreichend Chakra dafür besaß. In seiner Erinnerung sah es nämlich nicht danach aus. Die Gedanken Yamatos blieben rastlos an der Haruno hängen. Zwar hatte er nur kurz die Rolle als Sensei von Team 7 übernommen, sie jedoch gefühlt nie wieder vollständig ablegen können. Dass er ihr die Strafe so oft hatte antun müssen, stimmte ihn mehr als traurig, eher verzweifelt und es war unverzeihlich. Er würde es sein gesamtes Leben wieder gut machen müssen. Bei ihr, Naruto und all den anderen Dorfbewohnern. Ein paar waren durch seine gnadenlose Hand sogar gestorben. Der Gedanke an sie, durchbohrte sein Herz wie einen Pfeil. Tränen stiegen in ihm auf, aber er ließ ihnen keinen freien Lauf. All die Emotionen durften ihn jetzt nicht übernehmen! Auf dem Weg zu Naruto setzte er Gai und Shikamaru zusammen in eine der vielen Zellen. Shikamaru befreite er teilweise von dem Papierkokon, damit er wieder richtig atmen konnte, befolgte den Befehl, ihm ebenfalls diese metallenen Stangen in den Körper zu jagen natürlich nicht. Die Erinnerungen, wie die Ninjas vor Schmerzen aufschrien, als er ihre Körper damit gelähmt hatte, verursachten einen kurzen Schwächeanfall in ihm. Diesmal war Kakashis stützende Schulter jedoch nicht zugegen. Yamato fand Halt an seinem eigenen Holzgitter, aus dem die Zellen gemacht waren. Dann schloss er die Gittertür mit einem leisen Seufzen, verriegelte diese jedoch nicht. Wenn sie zu sich kommen würden, hätten sie zumindest die Chance zu entkommen. „Entschuldigt ihr zwei“, kam es geflüstert von ihm, als er seinen Weg fortsetzte. Dann blieb Yamato wehmütig vor einer Tür stehen, an die er sich erinnert hatte und ihn vorerst aus seinen dunklen Gedanken befreite. Dahinter musste Naruto sein und damit die gesamte Hoffnung des Dorfes. Also verdrängte er erneut den aufkeimenden Schmerz seiner schattenhaften Erinnerungen und hoffte inständig, dass er das Gebäude unbeschadet mit dem Neunschwänzigen verlassen konnte. Kapitel 5: Nagato, der Puppenspieler ------------------------------------ „Naruto.“ Die Stimme lag leise, kaum hörbar weit in der Ferne. Der Uzumaki versuchte die Augen zu öffnen, welche sich zittrig kaum regten. Es war schwer den tiefen Schlaf zu verlassen. Seinen Körper spürte er kaum, bemerkte nur, dass dieser unnatürlich und aufrecht irgendwo hing, denn die Schwerkraft zog an ihm. „Naruto, du musst die Augen öffnen.“ Die Stimme war jetzt deutlicher, fordernder und spornten ihn noch einmal an. Erst jetzt erkannte Naruto sie. Den feurigen und trotzigen Unterton in der Stimme des Neunschwänzigen. Endlich öffneten sich Narutos Augen mühselig und er fand sich in seinen eigenen Gedanken wieder. Die Atmosphäre war unheilvoll erfüllt von Dunkelheit. Verdampftes Chakra lag in der Luft. Narutos Blick fiel noch immer müde auf den gigantischen Käfig, in dem Kurama saß und ihn durchdringend anstarrte. „Wurde auch Zeit“, waren dessen leicht genervte Worte, obwohl man ihm die Erleichterung anmerken konnte. Kurama sah geschwächt aus, wirkte kleiner und dünner. „Was ist passiert?“ Naruto spürte noch immer die Schwerkraft auf seinem Körper lasten, obwohl er jetzt bemerkte, dass er an keiner Wand hing, sondern in dem niedrigen Wasserspiegel auf dem Boden lag, der den Chakrafluss seines Körpers entsprach. „Seit Ewigkeiten versuche ich dich aufzuwecken. Dich durch das Gitter anzuschreien, hat aber nicht viel genutzt“, erklärte der Fuchsgeist und räusperte sich wie eine harmlose Katze. Naruto richtete sich auf, spürte die Schwäche, die an seinem Körper nagte und blieb deshalb mit einem Knie auf dem Boden gestützt. „Ich habe fast kein Chakra mehr“, stellte er trocken fest und blickte auf seine geöffnete Handfläche. Kurama nickte wissend. „Es wird uns schon geraume Zeit unentwegt entzogen. Doch vor Kurzem hat es aufgehört. Ich weiß nicht warum.“ Erschöpft legte Kurama seinen Kopf auf die Pfoten und schlug die Augenlider zu. „Da du jetzt wach bist, kann ich mich endlich etwas ausruhen“, sagte er leise und gähnte nochmal kräftig. Naruto streckte die Hand nach ihm aus. „Warte Kurama!“ Er hatte noch so viele ungeklärte Fragen, doch der Fuchsgeist schlief bereits und Naruto wurde bewusst, dass Kurama ihn durch die Gabe seines Chakras beschützt hatte. Denn sein körpereigenes Chakra wäre längst verbraucht gewesen. So hatte Naruto den letzten Rest von seinem Chakra in sich behalten können. Sonst hätte er bereits den Löffel abgegeben, da war er sich sicher. Doch wie konnte er nun aus seinen eigenen Gedanken erwachen? Suchend blickte Naruto sich nach einem Ausgang um, obwohl ihm auch klar war, dass dieser nicht real existierte. Plötzlich beantwortete sich die Frage aber ganz von selbst, als der Raum begann, hell zu erleuchten und der sanft ruhende Kurama hinter gleißendem Licht verschwand. Noch immer die Hand nach seinem schlafenden Fuchsgeist ausstreckend, wurde Narutos Körper nach hinten gezogen, aus der Dunkelheit hinaus und aus seinem tiefen Schlaf. Mit heftigen Schmerzen öffnete Naruto die Augen und blickte in das besorgte Gesicht von Yamato, welcher sich hektisch bewegte. Er selbst lag auf dem Boden, jeder Körperteil brannte, als würde er unter Feuer stehen. „Naruto, Gott sei dank!“ Yamato blickte kurz in Narutos halb geöffnete Augen. Soeben verband er auch die letzte, übrig gebliebene Stichwunde in Narutos Arm notdürftig mit einem Stück Stoff, den er aus einer Decke gerissen hatte. Die vielen Chakramodulatoren hatte er aus Narutos Körper bereits entfernt. Verstreut lagen diese auf dem Boden und hinterließen dort Spuren von Blut. Keinen Ton bekam Naruto heraus, egal wie sehr er sich anstrengte. Die Kraft, die er dazu aufwenden müsste, fand er nirgends. Er war total irritiert und erinnerte sich kaum noch an die letzten Ereignisse. „Schon gut Naruto. Ruh dich aus, ich hol dich hier raus“, beruhigte er seinen ehemaligen Schüler, dem er die Unsicherheit und dessen Fragen in den Augen hatte ablesen können. Als Yamato den Verband um Narutos Arm festzog, ließen ihn die auf klingenden Schmerzen wieder in die Bewusstlosigkeit abdriften, denn er war sicher, dass er Yamato vertrauen konnte. Dass dieser ihn nicht im Stich lassen würde. Sakura wusste nicht, wie lange sie schon gerannt war, als ihre Beine langsam aber sicher die Arbeit einstellten und sie zum Stehen kam. Die Umgebung hatte sie kaum beachtet, war einfach nur gerannt, geflüchtet vor möglichen Verfolgern. Nun erschienen auch wieder die Schmerzen, vor denen sie ebenfalls versucht hatte zu fliehen, welche sie aber langsam wieder Stück für Stück einholten. Panisch und völlig außer Atem stützte Sakura sich auf ihre Knie ab, nachdem sie kurz hinter sich gesehen hatte. Jetzt war ihr wirklich komplett die Kraft ausgegangen. Sie spürte, wie sie kurz davor war zusammen zu brechen, wie ihr Blick verschwommen wurde und ein starkes Schwindelgefühl sich in ihr breit machte. Die Beine zitterten wie Espenlaub und gaben schon leicht nach. Sakura hasste diese Art von Schwächegefühl. Man konnte einfach nichts dagegen ausrichten. Also beschloss Sakura sich in der Nähe zu verstecken. Nicht, dass sie noch mitten auf der Straße ohnmächtig wurde und Pain so leichtes Spiel gab, sie wieder aufzugreifen. Wie still das Dorf geworden war, fiel ihr auf als sie in eine enge Seitenstraße einbog, die ihr direkt neben der Straße aufgefallen war. Mit aller Kraft kämpfte sie gegen die Müdigkeit an und schleppte ihren Körper dort hinein. Einige schmutzige und halb aufgerissene Kartons standen herum, sowie gehäufte Trümmerteile, zwischen welchen sie eine kleine Lücke entdeckte. Dort krabbelte sie hinein, lehnte seitwärts mit ihrer Schulter gegen die Wand, da die Wunden auf ihrem Rücken bei Berührungen wie heiße Nadelstiche brannten. Eine große Last und Anspannung fiel von ihr ab, auch wenn sie wusste, dass sie noch nicht vollkommen in Sicherheit war. Doch fürs erste konnte sie die Augen schließen und sich ausruhen. Als sie Minuten später plötzlich das Rufen ihres Namens hörte, zuckte sie erschrocken zusammen und schlug eilig wieder die Augen auf. Hatte man sie verfolgt? „Sakura? Wo bist du?“ Iruka versuchte leise zu rufen, war der geringen blutigen Spur ihrer Fußabdrücke bis zu einer unbelebten Straße gefolgt. Dann endlich erkannte Sakura die Stimme, schaffte es aber nicht aufzustehen und musste sich anderweitig bemerkbar machen. „Sensei Iruka“, versuchte sie laut zu rufen, doch war ihre Kehle so trocken, dass sie sich selbst kaum hörte. Noch einmal versuchte sie ihn, dieses Mal lauter zu rufen und schon kurz darauf erschien sein Gesicht hinter dem Trümmerteil. Sein besorgter Blick musterte sie, während sie kaum die Augen offen halten konnte. Immer wieder fielen sie zu. Er versuchte ihren Zustand zu ermitteln, hatte mit seinen Krücken wohl kaum mit ihr mithalten können. Entsetzt fiel ihr erst jetzt wieder ein, wo sie die Krücken sah, dass er ein Bein verloren hatte. „Du bist echt schnell unterwegs“, versuchte er sie, noch immer außer Atem, aufzumuntern, doch Sakura blickte ihn nur stumm und schwach entgegen, woraufhin er eine Krücke auf dem Boden ablegte und sich zu ihr hinunter beugte, um ihre Stirn zu fühlen. Besorgt stellte er fest, dass sie hohes Fieber hatte. Doch mit diesen dämlichen Krücken, konnte er sie nicht tragen und auf dem Boden umherziehen, wollte er sie auch nicht. „Ich werde Hinata suchen. Du wartest hier.“ Seine letzten Worte klangen wie ein schlechter Witz, als hätte sie in ihrem Zustand noch die Kraft, irgendwo hin zu laufen, geschweige denn aufzustehen. Außerdem fühlte sie sich in dieser geschützten Ecke gerade ziemlich wohl. Sakura schloss zustimmend die Augen, als Iruka sich mühsam wieder aufrichtete und mit seinen drei Beinen davon hinkte. Sakura wusste nicht, wie lange er weg gewesen war, als sie spürte, wie er sie am Arm packte. Nur vereinzelt konnte sie Wortfetzen wahrnehmen, war zu benommen, um die Augen zu öffnen. Ihr war eiskalt, als sie aus ihrer windgeschützten Ecke herausgezogen wurde und den Wind durch die Gasse heulen hörte. „...Wieder eine Tote mehr...“, waren die betroffenen Worte eines Mannes, die Sakura einen Schock durch den Körper jagten. Das war nicht Sensei Irukas Stimme, stellte sie panisch fest. Ihr Kopf hing kraftlos nach hinten, während ihr Körper an den Armen gepackt, über den rauen Boden geschliffen wurde. Mit größter Kraftanstrengung, war alles was sie hinbekam, das kaum bemerkbare Öffnen ihrer Augen. Doch der Mann sah sie nicht einmal an. Sie wollte schreien, irgendwie zeigen, dass noch immer Leben in ihr war. Doch ihr Körper rührte sich kein Stück. „Sofort los lassen!“ Die erlösende Stimme Irukas hallte durch die beiden engen Wände, wonach das Ziehen an ihren Armen endlich nach ließ. „Sie ist tot. Wir wollten sie begraben. Da gibt es ein Massengrab...“ Sakura schluckte schwer. Massengrab? Das Leiden des Dorfes war in ihrer Gefangenschaft kaum merklich an ihr vorbei gezogen, auch wenn sie es niemals versucht hatte auszublenden. Dass die Männer auf der Suche nach Leichen das Dorf durchkämmten, machte ihr die Lage der Bewohner nochmals bewusst. Iruka zuckte heftig zusammen und richtete seinen Blick voller Schreck auf Sakuras leblos aussehenden Körper, welcher wirklich so leichenblass aussah, dass er schon befürchtete, zu spät gekommen zu sein. „Habt ihr den Puls überprüft?“, fragte er dann unsicher und ging zögerlich auf sie zu. Auch Hinata erschien nun hinter ihm. Diese hatte sich kaum hervor getraut, als die Männer ihre Freundin für tot erklärt hatten. Iruka schenkte ihr einen vielsagenden Blick und Hinata verstand, dass sie nach einem Lebenszeichen suchen sollte. Da entdeckte sie die noch immer von Leben strotzenden Augen Sakuras, die sie hilfesuchend erfassten. Dennoch wollte Hinata sicher gehen, sich das nicht nur einzubilden und so beugte sie sich etwas hinunter, um einen Finger gegen Sakuras Hauptschlagader am Hals zu drücken. „Sie lebt noch. Schwach, aber sie lebt“, sagte Hinata außergewöhnlich selbstbewusst, mit Tränen in den Augen. Sakura konnte das Gefühl nicht beschreiben, welches sie gerade empfand. Freude, Erleichterung, Glück, Dankbarkeit mischten sich definitiv darunter. „Helft mir bitte kurz. Ich werde sie tragen“, sagte Hinata, biss die Zähne zusammen, um bei Sakuras Anblick nicht sofort in schluchzendes Weinen auszubrechen. Die beiden Männer nickten fassungslos, wegen des Fehlers, den sie beinahe begangen hatten. Pain hatte ihnen die Aufgabe erteilt, tote Körper von den Straßen in ein Massengrab zu werfen. Es waren so viele gewesen, dass sie schon den Überblick, sowie die Hoffnung, doch noch einen Lebenden zu finden, verloren hatten. Vorsichtig lupften sie Sakuras Körper und setzten sie auf Hinatas Rücken ab, während Iruka die beiden Männer missmutig musterte. „Gehen wir“, meinte Hinata und setzte sich mit Sakura zusammen in Bewegung. Den Männern, welche ihre Freundin beinahe lebendig begraben hätten, schenkte sie keinerlei Beachtung mehr. Iruka nickte und ging voraus und achtete darauf, dass die Männer ihn nicht mehr hörten. Es war Glück genug gewesen, dass sie Sakura nicht erkannt hatten. Womöglich hätten sie Pain noch benachrichtigt. „Ins Krankenhaus können wir sie nicht bringen. Dort würde Pain zuerst nach ihr suchen. Also ins Versteck.“ Hinata stimmte ihm nickend zu und folgte ihm, während er hinter den nächsten Ecken hervorlugte und sie dann mit einem Handzeichen immer wieder zu sich rief, wenn die Luft rein war. Stumm lauschte Hinata dem Atmen ihrer Freundin, während sie sich gedanklich auf die bevorstehende Behandlung vorbereitete. Auch sie war eine angelernte Iryonin, jedoch noch mitten in der Ausbildung und wohl kaum so gut wie Sakura. Aber sie wusste, dass die Verletzungen, die sie später behandeln musste, ein schlimmer Anblick werden würden. „Da seid ihr ja endlich“, ertönte Lees Stimme aus einer Ecke des Unterschlupfs, als Sensei Iruka und Hinata vorsichtig mit Sakura eintraten. Lees Gesichtsausdruck änderte sich sofort, als er Sakura entdeckte und er kam etwas näher. „Lee? Du wurdest nicht gefangen genommen?“, fragte Iruka überrascht, aber froh, während er Hinata dabei half, Sakura abzusetzen. „Legen wir sie auf den Bauch“, erwähnte Hinata beiläufig, als auch sie sich darüber freute, dass Lee offenbar hatte entkommen können. Dieser senkte traurig den Kopf. „Sensei Gai hat mich befreit und mir befohlen zu fliehen. Dabei hat es ihn selbst erwischt“, erklärte er tief getroffen. „Verstehe“, kam es mitfühlend von Iruka. Bald würden keine Menschen mehr übrig bleiben, die Pain kontrollieren konnte. Mit größter Vorsicht hatten sie Sakura auf eine Decke, auf dem Bauch abgelegt, welche dabei leise stöhnte. „Was ist mit Kakashi?“, fragte Iruka dann nachdenklich, doch Lee schüttelte den Kopf. „Er ist ebenfalls entkommen. Ich konnte ihn aber nicht finden, also kam ich hierher. Ich war mir sicher, dass er zuerst hier auftauchen würde“, meinte Lee und Iruka nickte zustimmend. „Ich könnte mir vorstellen, dass er auch nach Sakura sucht. Er wird bestimmt bald hier sein“, überlegte er weiter. Wie lange es wohl dauern würde, bis Kakashi die Suche nach ihr aufgeben und hierher zurückkehren würde? Eine Weile, beschloss Iruka, sich gedanklich zustimmend. Dann richtete Lee sich an Hinata, welche mit der Behandlung Sakuras beginnen wollte. Die Frage wie es ihr ging, sprach Lee vorsichtshalber dann doch nicht aus, da er die Antwort deutlich vor sich sah. Plötzlich fiel erneut helles Licht von außen herein, als sich der Eingang des Verstecks öffnete. Erschrocken starrten alle zu der Lichtquelle und kurz darauf in Kakashis überraschtes Gesicht, als er alle außer Gai und Shikamaru hier vor traf. „Jo“, begrüßte er sie, als alle ihn noch immer anstarrten und dann erleichtert ausatmeten. Dann bemerkte er aus dem Augenwinkel rosafarbenes Haar im Halbdunkel des Raumes und kam neugierig näher. Hinatas Rücken hatte den Blick auf sie beinahe verdeckt. „Ihr habt sie gefunden. Ein Glück...“, hauchte Kakashi zum Schluss und zum ersten Mal seit langem, empfand er so etwas wie Freude. Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit hatten sich auch an sein Gemüt geklammert und es war ihm deutlich anzusehen, wie erschöpft er war. Durch das halbe Dorf war er gelaufen, ehe er endlich eine Spur von Sakura gefunden hatte, welche er bis zu einer Straße verfolgte und sie dann wieder verlor. Er hatte schon das Schlimmste erwartet und darauf gebaut, dass Iruka und Hinata ihr gefolgt waren und sie in Sicherheit gebracht hatten. Er war mehr als dankbar, dass sich seine letztere Vermutung bewahrheitete. Etwas unbeholfen kam er hinter Hinata zum Stehen, wollte irgendwie Helfen, wusste aber nicht wie, als er in Sakuras schmerzverzerrtes Gesicht blickte. Sie war nicht bewusstlos, was sie wohl den starken Schmerzen zu verdanken hatte. Aber so richtig ansprechbar, war sie auch nicht. So richtig traute Kakashi sich nicht, etwas zu tun oder zu sagen aus Angst, das verletzte Mädchen könnte dabei zerbrechen. Hinata hatte sich wieder von Kakashi abgewendet und war gerade dabei, das Oberteil ihrer Freundin von unten bis zur Hälfte einzureißen, damit es nicht völlig hinüber wäre. Sie zog den Rest des Shirts nach oben, um sich das Ausmaß ihrer Wunden auf ihrem Rücken anzusehen. Ein erschreckter Laut entwich ihrer Kehle, als sie den Stoff nach oben geschoben hatte. Kakashi und auch die anderen wendeten den Blick ab. Sie fühlten sich nicht wohl, so als würden sie ihre Privatsphäre verletzen, wenn sie ihren nackten Rücken weiterhin anstarrten. Kakashi konnte sich kaum vorstellen, wie das schüchterne Nesthäkchen Hinata den Schmerz ihrer Freundin ertragen konnte. Doch die Situation im Dorf hatte alle unweigerlich erwachsen werden lassen. Seufzend setzte Kakashi sich auf eine Decke in der Mitte des Raumes, bekam nur noch Hinatas Rücken zu sehen. Erstaunlich souverän begann sie mit der Heilung Sakuras, woraufhin ihre Hände vor Chakra grün zu glühen begannen. Die Angespanntheit der anderen konnte Sakura deutlich spüren, hatte auch Kakashi hereinkommen sehen, sich jedoch kaum freuen können, als sie gespürt hatte, wie Hinata ihre Verletzungen entblößte. Auf eine seltsame Weise, fühlte Sakura sich plötzlich nackt und war dankbar, als die anderen ihre Blicke abwandten. Wohlige Wärme begann sich um den stechenden Schmerz auf ihrem Rücken zu legen. Dann musste sie doch die Augen fest zusammen kneifen, als sie fühlte, wie die Heilung einsetzte und die tiefen, blutigen Einkerbungen in ihrer Haut sich langsam schlossen. Als würde Hinata mit einem heißen Eisen ihre Wunden schließen, biss die Haruno weiterhin die Zähne zusammen, schaffte es aber nicht immer, einen stöhnenden Laut zurück zu halten, wenn die Schmerzen zu groß wurden. Jedes Mal entschuldigte sich Hinata leise dafür, obwohl sie das nicht musste. Totenstille herrschte während Sakuras Heilung im Unterschlupf, bis auf die leisen schmerzverzerrten Aufschreie, die ab und zu die Ruhe durchbrachen. Sie wusste aber, dass sie hier nicht so laut herumschreien durfte, denn es bestand permanent das Risiko entdeckt zu werden. Die erste Behandlung hatte fast eine Stunde gedauert. Hinata zog erschöpft die Hände zurück und ließ Sakuras Shirt vorsichtig nach unten gleiten. Zum Ende hin würde sie jedoch Kakashis Hilfe brauchen, weshalb sie ihn schüchtern zu sich her bat.Verwundert darüber richtete Kakashi sich auf und ging zu ihr rüber. „Was kann ich tun?“, fragte er mit tiefer Stimme, als er in Hinatas hilfesuchende Augen sah. „Ich muss ihr den Verband umlegen. Kannst du sie halten?“ Hinatas Wangen erröteten sogar leicht, was in diesem sanften Licht jedoch kaum zu sehen war, denn leider hatte sie keine weibliche Unterstützung unter ihren Verbündeten. Da Hinata um Lees Gefühle für Sakura wusste, hatte sie sich seine Hilfe schnell aus dem Kopf geschlagen. Gai und Shikamaru waren nicht mehr hier und Sensei Iruka wollte sie auch nicht fragen. Hinata erinnerte sich an die Szene, als sie ihn früher einmal mit Naruto beobachtet hatte. Der Uzumaki hatte ihm sein sexy Jutsu präsentiert. Irukas Reaktion darauf hatte ihr nicht gefallen. Da blieb dann also nur Kakashi übrig, von welchem sie zwar fast nichts wusste, von dem sie aber hoffte, dass er in diesen Dingen erwachsener war, vielleicht sogar ein Gentleman. Den Verband sowie die Salbe, die sie auf Sakuras Rücken verteilt hatte und einige andere nützliche Dinge, kamen aus dem Krankenhaus. Zur Sicherheit hatte Hinata ein paar Vorräte von dort entwendet, war dabei nur haarscharf nicht erwischt worden. Zehn Peitschenhiebe hätten sie erwartet, was ihr aber nicht annähernd wie eine Strafe vorkam, wenn sie diese mit Sakuras Martyrium verglich. Kakashi nickte nur stumm, nahm die Hand aus der Hosentasche und ging neben Sakura auf die Knie. Er wurde sogar etwas nervös, als er Hinata dabei half Sakura aufzurichten. Diese war noch immer bei Bewusstsein, hatte aber jegliche Kräfte verloren und auch das Fieber war noch nicht gesunken. Schüchtern wich Sakura seinem Blick aus, als sie erneut seinen guten Duft wahrnehmen konnte und sie ebenfalls rot anlief. Wie konnte sie in solch einer Situation nur an so etwas denken? Kakashi hielt Sakura an den Schultern fest, erfasste ihren zu Boden geneigten Blick kurz. Die Nähe zu ihr war nicht zu verhindern und so spürte er, wie sein Herz begann schneller zu schlagen. Währenddessen hatte Hinata ihre Arme immer wieder um Sakura wandern lassen, als sie ihr den Verband um die Brust und den Rücken legte und dabei versuchte, Sakuras Shirt nicht zu weit hoch zu schieben. Sie wusste, dass Sakura sie später verprügeln würde, wenn Hinata zu viel von ihrer Haut preis gab. Einmal hatte Hinata den Verband zu fest gelegt, weshalb Sakura ungewollt zusammen gezuckt war und Kakashi von sich drückte, wobei er sie beinahe aus seinem Griff verloren hatte. Hinata entschuldigte sich abermals und lockerte das Band etwas, ehe Kakashi wieder richtigen Halt gefunden hatte und Hinata ihr Vorhaben fortsetzen konnte. Die Sekunden verstrichen und Kakashi wurde etwas mulmig, als er die erröteten, stechenden Blicke von Lee und Iruka hinter sich spürte. Was ihnen wohl durch den Kopf ging? Vorsichtig wanderten Hinatas Hände ein letztes Mal unter Sakuras Oberteil, um den Verband zu verknoten. „Geschafft. Danke Sensei Kakashi“, meinte Hinata zu ihm, ehe sie Sakuras Oberkörper auf die Seite sinken ließen. Dabei legte Kakashi seine Handfläche an Sakuras Wange, um ihren Kopf zu stützen und sanft auf die Decke abzulegen. Sakura ärgerte sich fast ein wenig, als er seine Hand wieder zurückzog, da es so ein angenehmes Gefühl in ihr freisetzte. Einen letzten Blick schenkte Kakashi dem am Boden liegenden Mädchen, welche ihn überraschend erwiderte. Beiden war die Spannung dieser erzwungenen Nähe aufgefallen. Kakashi hüstelte, versuchte damit seine Verlegenheit abzuwerfen, als er sich wieder aufrichtete und schweigend zu seinem Platz zurück ging. Damit lieferte er sich den ungenierten Blicken der anderen vollkommen aus, ignorierte diese aber gekonnt und gelassen. Lee verschränkte die Arme und nervte sich darüber, dass Hinata nicht ihn um Hilfe gebeten hatte. Sensei Iruka hustete nervös, wie es auch Kakashi getan hatte und suchte in Kakashis Körpersprache nach irgendeiner Art Gefühlsregung. Doch der Hatake war ein Meister darin, seine Gefühle zu verschleiern und zu verstecken und wimmelte Iruka mit einem verschmitzten Grinsen ab. Ertappt wich Irukas Blick zur Seite aus, während er irgendetwas vor sich her brabbelte. Die selten, wenig aufgeheiterte Stimmung tat ihnen allen gut. Selbst Sakura fühlte sich besser, als sie die Szene beobachtete. Hinata bekam von all dem, was ihre männlichen Verbündeten hinter ihr veranstalteten, nichts mit. Stattdessen blieb sie besorgt neben Sakura sitzen, welche nun erschöpft die Augen schloss. Eine weitere Stunde schlief Sakura, während Hinata immer wieder ihre Stirn fühlte und die Blicke der anderen jedes Mal dabei auf ihr ruhten. Sakuras Temperatur sank glücklicher Weise nach und nach. Die Salbe wirkte also, überlegte sie. Die Wunden waren stark entzündet gewesen, da sie falsch oder gar nicht versorgt worden waren, wie von einem Laien. „Aufhören!“ Sakura erwachte schreiend und heftig atmend aus einem Alptraum. Die anderen waren vor Schreck zusammen gezuckt. Reflexartig war Kakashi aufgesprungen und schenkte ihr einen besorgten Blick. „Sakura! Es war nur ein Traum“, beruhigte Hinata sie und strich ihr durch die Haare. Der Puls und Atem der Haruno wurde langsam wieder ruhiger und der Alptraum verblasste aus ihrem Gedächtnis. Es war so real gewesen, als sie davon träumte, wie all ihre Freunde nacheinander von Pain umgebracht wurden. Es vergingen einige Minuten, bis die Stimmung wieder gelassener wurde. „Danke Hinata. Es fühlt sich schon viel besser an“, kamen die ermüdeten, aber sanften Worte von Sakura, welche damit wieder die gesamte Aufmerksamkeit auf sich zog. Weinend lächelte Hinata ihr entgegen, hatte die ganze Zeit über neben ihr verweilt und Sakura erschrak kurz. Hatte Hinata die ganze Zeit über geweint? Sakura lächelte so freundlich sie konnte zurück, um ihre Freundin ein wenig aufzubauen. Dann versuchte sie sich aufzurichten, da sie sich irgendwie blöd vor kam, hier herumzuliegen und dachte nervös an Kakashis fürsorgliche Hilfe von vorhin zurück, als sie selbst nicht mehr die Kraft gehabt hatte, sich zu bewegen. Als sie zu lange damit brauchte, sich aufzurichten, bekam sie Hilfe von Hinata, die sie nun in die sitzende Position brachte. Sakura musterte die anderen, bemerkte erst jetzt, dass diese wohl als letzter Widerstand übrig geblieben waren. Sie befanden sich in einer Art Krater, fiel ihr auf, während sie sich weiter umsah. Shikamaru hatte es wohl nicht mehr hergeschafft. Sein Platz war leer. Auch Kakashi blickte nun zu ihr rüber. „Wie fühlst du dich?“, sprach er die Frage aus, die allen auf der Zunge lag. Verschüchtert erwiderte Sakura seinen Blick, als sie sich daran erinnerte, wie er jedes Mal ihrer Peinigung beigewohnt, sie nie damit allein gelassen und als er ihr die sanften Worte von Hoffnung zugeflüstert hatte. Unbewusst strich Sakura sich über ihren Handrücken, wo sie Kakashis Berührung von diesem Tag, noch immer spürte. Dieser wartete noch immer ungeduldig auf eine Antwort. Tausende Bilder schossen durch ihre Gedanken, bis sie dann doch noch antwortete. „Ganz gut.“ Keiner konnte ihr die Antwort so recht abnehmen, doch sie wurde akzeptiert. Noch immer spielte Sakura die Starke, die Unbrechbare. Obwohl ihr die inneren Qualen deutlich anzusehen waren, sprach es niemand aus. Irgendwann hielt Sakura die bedrückende Stille dann nicht mehr aus, die wohl wegen ihr entstand. „Wie geht es jetzt weiter?“ „Hm“, kam es direkt von Sensei Iruka. „Wir hoffen, dass Yamato Naruto befreien kann und ihn hierher bringt.“ Sakuras Augen weiteten sich und endlich begriff sie, was Shikamaru und Kakashis Mission gewesen war. Ein schlechtes Gewissen überkam Sakura, beim Gedanken an Naruto. Traurig schlang sie die Arme um sich und verkniff es sich, zu weinen. Als Kakashi sie dabei beobachtete, stellte sich ihm eine weitere Frage. „Sakura. Was hat Pain mit ihm gemacht?“ Bei seiner Frage entwich ihr dann doch noch eine Träne, die sie sofort aus ihrem Gesicht verbannte. Das Bild ihres Freundes, durchbohrt von Chakramodulatoren, blutend, verletzlich und hilflos, erschien immer wieder vor ihrem inneren Auge. So oft hatte sie von ihm geträumt während ihrer Gefangenschaft, wie er nach ihr rief, wie er die Hand nach ihr ausstreckte und sie ihn dennoch nie erreichen konnte. In Gedanken versunken schüttelte Sakura den Kopf und befreite sich von den Bildern. „Es geht ihm wirklich schlecht“, brachte sie zögerlich hervor und hielt sich die Hand vor dem Mund, als die Tränen und das Schluchzen doch noch aus ihr herausbrachen. „Wein nicht Sakura. Er wird es schaffen“, versuchte Lee sie aufzubauen, während ihre Tränen ihn schon fast ansteckten. Tröstlich legte Hinata ihr eine Hand auf die Schulter, woraufhin Sakura erschrocken zusammen fuhr und mit geweiteten Augen hinter sich blickte. Für einen Moment hatte sie Konans Gesicht vor sich gesehen, als diese ihre Hand genau an derselben Stelle abgelegt hatte. Hinata zog ebenfalls erschrocken die Hand zurück. „Entschuldige“, sagte Sakura traurig. „Ich dachte kurz...“ Die restlichen Worte brachte sie nicht hervor. Mitleidig sahen die anderen sie an und ihnen wurde klar, dass Sakura die vergangenen Ereignisse keinesfalls schnell vergessen würde, so wie sie alle. Dann wollte Sakura auf Kakashis Frage antworten, um sich von ihrer eigenen Verwirrtheit zu lösen. „Pain hat ihn an sämtlichen Stellen seines Körpers mit diesen Chakramodulatoren durchbohrt“, begann sie leise zu erzählen. Kakashis Augen weiteten sich. An sämtlichen Stellen. Kein Wunder, dass Sakura verzweifelt war. Es lag zwar auf der Hand, wofür Pain ihn brauchte, aber es so direkt aus Sakuras Mund zu hören war doch erschreckend. „Ich hätte ihn einmal fast verloren“, beendete sie und ließ die Arme wieder sinken, als sie sich etwas beruhigt hatte. Wenn Yamato ihn nicht sicher hierher bringen könnte, dann würde sie zurückkehren müssen. Denn anders würde Naruto nicht überleben. Iruka senkte seinen Kopf und versank in Gedanken an früher, als er begann sich für Naruto verantwortlich zu fühlen. Väterliche Gefühle hatten sich in ihm geregt. Jetzt befand Naruto sich in solchen Schwierigkeiten und er konnte absolut nichts tun. Auch Lee und Kakashi senkten den Blick, konnten kaum glauben, wie schlimm es um den Helden Konohas stand. Und er war nicht der Einzige. „So viele hat er in seinen Zellen eingesperrt“, setzte Sakura erneut an. Sie hatte das Gefühl ihnen die schreckliche Boshaftigkeit Pains vor Augen führen zu müssen. „Und so viele habe ich verloren.“ Zum Ende hin versagte ihre Stimme, als sie begann sich dafür verantwortlich zu fühlen. Wut kochte in Kakashi auf, als er sah, wie Sakura sich Schuld auf ihre Schultern lud, die eigentlich Pain tragen sollte. Alle hingen an ihren Lippen und lauschten den Worten, die einem den Boden unter den Füßen wegreißen konnten. „Pain ist außerdem nicht sein echter Körper“, erzählte sie dann ernst, fixierte dabei weiterhin den staubigen Boden. „Nagato nennt er sich und er ist im Untergrund des Hokage Gebäudes versteckt. Doch er ist nicht in der Lage sich zu bewegen. Er ist es auch, der mithilfe des Rinnegans und dem Jutsu der sechs Pfade, die Körper lenkt“, vollendete sie. Auf einmal wurde allen das Ausmaß seiner Kräfte bewusst und aus Sakuras Antworten bildeten sich nur noch weitere Fragen. Sprachlos wurde sie angestarrt. Sakura hatte Glück, überlegte sie, dass Pain so unvorsichtig gewesen war, wenn er sich mit Konan unterhielt. So war sie an einige Informationen gekommen. Womöglich hatte er nie damit gerechnet, dass sie einmal flüchten würde. „Du überraschst mich immer wieder“, kam es stolz, mit einem Hauch von Mitgefühl, von Kakashi. So viel hatte sie in Erfahrung bringen können und das obwohl es ihr die ganze Zeit über so schlecht ergangen war. Sakura jedoch, hatte es als ihre Pflicht angesehen, sich alles mögliche zu merken, was Pain von sich gab, sofern sie einmal die Möglichkeit bekam, diese irgendwem mitzuteilen. Schließlich gaben ihre Freunde auch alles und opferten sich sogar für Konoha. Dass sie nun frei und erleichtert hier mit ihren Freunden sitzen konnte, verdankte sie nur ihnen. Aber mit ein paar Worten seitens Iruka, zerstörte er ihre vorübergehende Freude darüber. „Gut“, sagte er und blickte Sakura und auch Kakashi ernst entgegen. „Pain wird nach euch beiden suchen und das nicht zu knapp“, meinte er dann. Für Kakashi war das jedoch nichts Neues, damit hatte er bereits gerechnet, aber für Sakura tat es ihm leid. Jetzt war sie endlich frei und musste sich dennoch wie eine Gefangene hier verstecken. Kakashi blickte sie prüfend an. „Ja“, brachte Sakura verbissen hervor. Angst kroch in ihr hoch. Angst vor Pain, vor der Strafe, die er sich extra für sie ausdenken würde, sobald er sie wieder in seine Finger bekam. Angst davor, dass er auch Kakashi nicht verschonen würde. Kapitel 6: Flucht aus der Hölle ------------------------------- Pain fasste sich krampfend in die Brust, als er spürte, wie Schwäche seinen Körper durchströmte. Das Chakra verließ seinen Körper in solchen Mengen, dass es ihn auf keuchen ließ. „Was ist mit dir?“, fragte Konan erschrocken und stützte den Körper ihres alten Freundes. Augenblicklich kam ihm ein Verdacht, woher diese Schwäche rühren könnte, als er noch immer nach Luft rang. Langsam gewöhnte er sich an das Gefühl und er kam wieder zu Atem. „Konan, du wirst dich sofort auf die Suche nach Sakura machen“, befahl er ihr, hatte dabei noch nie so hart geklungen. Konan beschlich eine böse Vorahnung, weshalb Pain plötzlich so kraftlos wurde. Die Angesprochene nickte stumm, nahm die Situation durchaus ernst, wusste aber das Sakura auf seiner Prioritätenliste ganz oben stand. Also setzte sie sich mit ihren drei Begleitern in Bewegung und verließ das Gebäude durch den einzigen Eingang, der gleichzeitig auch der einzige Ausgang war. Dafür hatte Pain schon am ersten Tag gesorgt. Als Konan verschwunden war, führten ihn seine Schritte wortlos in die Richtung, in die Yamato vor einiger Zeit verschwunden war. Auf dem Weg durch die Zellen, bemerkte Pain die beiden Körper von vorhin, Gai und Shikamaru, die noch immer bewusstlos waren. Im Körper des Schattenninjas befanden sich allerdings keine Chakramodulatoren, wie er es angeordnet hatte. Nun verzog Pain mit einem Anflug von Wut das Gesicht, wirkte dabei angsteinflösender als je zuvor. Dieser Yamato hatte ihn doch wirklich getäuscht, ihm vorgespielt, noch unter dem Jutsu zu stehen. Zornig stampfte Pain in die Zelle, zog ein Chakramodul aus seinem Ärmel und verfrachtete eines nach dem anderen in Shikamarus Arme und Beine, womit er diesen zusätzlich an den Boden heftete. Das Geräusch, als sich die metallenen Stangen in dessen Fleisch bohrten, könnte einem den letzten Nerv rauben, sofern man für Gefühle offen war. Reiner Schmerz würden Shikamaru erwarten, sobald er erwachte. Mithilfe eines versteckten Drahtes fesselte er Gai an das Holzgitter, an das er lehnte. Pain zog es so fest, dass es in seine Haut schnitt. Seine Fäuste ballten sich, als er die Zelle der beiden wieder verließ und verschloss, da er sich hatte denken können, dass Yamato ihnen die Chance zur Flucht hatte ermöglichen wollen. Doch da hatte sich dieser getäuscht. Die beiden würden sich der gerechten Strafe des Hochverrats entgegen stellen müssen, das versprach Pain sich. Und wenn er erst die anderen in die Finger bekäme... Erneut entfachte sich in seinem Inneren Zorn, welcher sich langsam hoch potenzierte. Wie konnten sie es wagen sich ihm zu widersetzen, seine Gesetze zu missachten und das Ziel von wahrem Frieden damit in weite Ferne rücken?! Pain setzte seinen Weg zu Narutos Zelle fort, doch er ahnte schon, was ihn dort erwarten würde. Als er die Tür zu dieser öffnete, die metallenen Rohre ungeordnet auf dem Boden vorfand, von Naruto und Yamato jede Spur fehlte, wuchs sein Zorn ins Unermessliche. „Konoha ist hartnäckiger, als ich dachte“, zischte er gefährlich ruhig zu sich selbst. Dann müssen eben die anderen Ninjas mit ihrem Chakra herhalten, überlegte er vollkommen kalt. Die würden das auf Dauer jedoch nicht lange genug überleben, weshalb er Naruto und auch Sakura schleunigst finden musste. Die Zeit für sein persönliches und er schwor es sich, sein unbarmherziges Eingreifen war also gekommen. Das Chakra unterdrückt, beobachtete Yamato, wie Konan in Begleitung dreier Ninjas das Gebäude verließ. Und Yamato erkannte diese Ninjas als die Angreifer des Dorfes vom ersten Tag, welche seit dem die Außenmauer Konohas bewachten. Er durfte sich keinen Fehler erlauben! Wenn sie ihn jetzt entdecken würden, wäre es aus mit ihm und Naruto. Grausame Erinnerungen stiegen langsam wieder in ihm auf, doch zunächst, musste er Naruto unbedingt in Sicherheit bringen, weshalb er sie erneut verdrängte. Mit betrübtem Blick musterte er den bewusstlosen und schwer verletzten Jungen in seinem Arm, ehe er wieder aufsah, da er sich endlich gefahrlos aus dem Gebäude schleichen konnte. Alle anderen Ausgänge hatte er überprüft und entsetzt feststellen müssen, dass Pain sie mit Trümmerteilen verschüttet hatte. Also trat Yamato aus dem Schutz der dunklen Ecke hervor und verließ das Gebäude mit wachsamen Schritten, bepackt mit dem Uzumaki. Mehr als übervorsichtig, aber eilig huschte er durch enge Gassen, über verlassene Wege, bis hin zu der dunklen Seitenstraße, die Kakashi ihm beschrieben hatte, in welcher das Versteck lag. Er wurde nervös, während er zögerte, die metallene Platte vom Eingang zu entfernen. Ob Sakura und Kakashi sicher hier angekommen waren? Wie sollte er nur mit ihr umgehen? Was, wenn sie ihn auf ewig meiden würde? Hörbar atmete Yamato aus. Er entschied, dass seine Sorgen das Unvermeidbare nur herauszögerten. Zumal er seine Taten sowieso nicht rückgängig machen konnte. Also lehnte er den Körper Narutos behutsam gegen die Wand, ehe er die schwere Platte zur Seite schob. Aus dem dunklen Loch kam nicht ein Laut heraus. Ob er hier richtig war? „Jemand hier?“, fragte er dann von außen hinein. Yamato konnte niemanden erkennen, da seine Augen sich noch nicht an das darin herrschende, schwache Licht gewohnt hatten. „Yamato!“ Irukas Gesicht erschien plötzlich vor dem Eingang. Da sie vom plötzlich einfallenden Licht geblendet gewesen waren, hatten sie sich vorsichtshalber still verhalten. „Oh man. Du hast es tatsächlich geschafft“, rief Iruka dann beinahe etwas zu laut, als er Naruto bewusstlos neben dem Eingang sah. Verlegen kratzte Yamato sich am Hinterkopf. „Sieht so aus“, meinte dieser etwas ratlos. Hatten sie denn an ihm gezweifelt? Naja, überlegte Yamato, war ihnen auch nicht zu verübeln, aufgrund seines Versagens zu vorigen Zeiten. Dann packte er Naruto wieder und brachte ihn mithilfe von Iruka in die kleine Höhle und wollte den Eingang gleich wieder verschließen. Damit ließ er sich jedoch mehr Zeit als es nötig gewesen wäre, bevor er zögerlich in die Runde blickte. „Naruto!“, ertönte Sakuras Stimme überglücklich, aber weinerlich, als sie sich, mit dem Rücken zu Yamato und Kakashi, neben ihren Freund setzte und ihm einer kleinen Voruntersuchung unterzog. Mittler Weile konnte Sakura wieder aufstehen, wenn auch nur wackelig. Narutos Atem wurde überprüft, der Puls, die Reaktion der Pupillen. Sein Zustand war zwar schlecht, aber er würde es überstehen. Erleichtert atmete Sakura aus. „Er wird schon wieder“, verkündete sie und auch von den anderen fiel eine große Last ab. Lee und Sensei Iruka hatten sich auf die andere Seite von Naruto, gegenüber von Sakura gesetzt und beobachteten ihn still, wie er schlief, wie sich sein Brustkorb kaum merklich hob und sank. Schweigend observierte Yamato die Rosahaarige, oder eher gesagt ihren Rücken, mit dem sie zu ihm saß. Ihr Shirt war dort mit ihrem Blut getränkt und der Verband ragte hinter dem zerrissenen Stoff hervor. Schmerzlich ballte er seine Hand zur Faust, welche die Peitsche gehalten und ihr das angetan hatte. Bedauernd konnte er den Blick nicht mehr von ihrem blutigen Rücken abwenden. Noch immer fragte er sich, wie sie ihm gegenüber treten würde und beschloss deshalb etwas zu sagen. „Das hoffe ich“, meinte er dann leise in ihre Richtung. Auch Kakashi bemerkte nun, wie Yamato sie zurückhaltend ansah und ihr absichtlich nicht zu nahe trat, weil er befürchtete abgewiesen zu werden. Jetzt wollte auch Kakashi ihre Reaktion sehen und betrachtete sie deshalb unauffällig. Sakura drehte ihr Gesicht ins Profil, wollte sich ihnen nicht vollkommen zuwenden, da sie ihre Gefühle nicht verstecken konnte. Doch Yamato erkannte trotzdem die Abneigung, vielleicht sogar Angst ihm gegenüber in ihrem Blick. „Hört auf mich so anzustarren“, giftete sie die beiden an, überraschte diese mit ihren vollkommen unerwarteten Worten. Kakashi und Yamato schenkten sich einen ertappten Blick, als Sakura laut seufzte und aufstand, um sich nun doch zu ihnen zu drehen. Doch sie konnte Yamato nur kurz ins Gesicht sehen, als sein Anblick in ihr schreckliche Bilder und Schmerzen hervorrief. Dieser konnte ihren Ausdruck sofort deuten und rechnete damit, dass sie ihn nun aus dem Versteck verbannen würde. Aber dann kamen aus ihrem Mund diese Aneinanderreihung an Silben, für welche Yamato Minuten brauchte, um sie zu realisieren. „Ich weiß von Pains Jutsu, Yamato. Er hat es auch bei mir versucht. Du musst dir also für nichts die Schuld geben.“ Obwohl Sakura wusste, dass ihre Worte eher trocken klangen, so meinte sie es dennoch ernst. Ihr Hirn wusste, dass von ihm keine Gefahr mehr ausging, doch ihr Geist fürchtete sich noch immer. Sprachlos senkte Yamato den Blick. Er wusste nicht, was er hätte erwidern können, das einer Entschuldigung auch nur annähernd gleich kam. Egal was er sagen würde, die Zeit konnte er nicht zurück drehen und eine Entschuldigung würde Sakura vielleicht sogar wütend machen. So gut hatte er sie dann doch in seiner Zeit als Sensei kennen gelernt. Lee und Iruka lauschten den gutmütigen Worten, für die sie Sakura wirklich bewunderten. Ihre Worte waren wichtig für Yamato gewesen, das wusste auch Kakashi, als er seinen Freund mild musterte. Ebenso wusste Kakashi, dass sich Yamato trotz ihrer Worte niemals verzeihen würde. Nochmals warf Kakashi dann einen hellhörigen Blick auf Sakura. Pain hatte versucht auch sie unter die Kontrolle seines Jutsus zu bringen? Wieso war es ihm nicht gelungen? Womöglich hatte es eine Schwäche gegen Willensstärke, überlegte er weiter. Wieso aber konnte dann Yamato davon übernommen werden? War es, weil seine Moral durch den verlorenen Kampf und den Verlust der Hokage geschwächt war? Danach fragen würde Kakashi ihn jedenfalls nicht. Noch einmal erhaschte Sakura einen knappen Blick auf Yamato, während sie energisch, aber nicht erfolgreich versuchte, diesem zu vergeben. Dann aber rief sie Themen wechselnd Hinata zu sich, die wie angewurzelt, still und unauffällig in einer Ecke stand. Diese hatte Tränen der Freude in den Augen, die wohl dem Uzumaki galten. „Ich schaffe das nicht allein“, erklärte Sakura ihr, wies damit auf ihren noch immer niedrigen Chakrastand hin. Hinata nickte aufgeregt, als sie in Narutos Nähe kam, errötete beinahe augenblicklich. Mit vereinter Kraft könnten sie seinen Zustand vielleicht schneller als erhofft verbessern. Erschüttert stoppte Sakura das Zählen seiner Wunden und löste stattdessen die Verbände, die wohl in aller Eile entstanden waren. Erfreulicherweise hatten sie ihren Zweck jedoch erfüllt und die Blutungen gestoppt. Der Raum erhellte sich in grünlichem Licht, als die beiden Iryonin mit der Heilung Narutos begannen. Es war ein sanftes und tröstendes Licht, welches die Umgebung in scheinbar mystische Kräfte tauchte. Die heilende Wirkung schien sich auch auf die anderen Anwesenden zu übertragen, von welchen sich ein weiteres Puzzleteil der Verzweiflung löste, um nach und nach in Hoffnung überzugehen. Noch immer hatte Yamato sich kein Stück geregt, war wie gelähmt von Sakuras versuchter Vergebung und musterte diese ungläubig. Wie konnte man nur so sanftmütig sein und gleichzeitig solch ein aufbrausendes Wesen besitzen? Es schien einfach nicht zusammen zu passen und doch war es nun einmal Sakuras Art. Nach einer scheinbar vergangenen Ewigkeit verblasste das grünliche Licht um Sakuras Hände, als diese schon eine Weile gegen ihren Energieverlust angekämpft hatte. Ihr Atem ging schnell und sie ließ kraftlos die Arme sinken. Als sie drohte nach hinten zu kippen, spürte sie einen sanften Druck an jeder Schulter. Yamato und Kakashi hatten sie beide im Auge behalten und instinktiv gehandelt, indem jeder sie mit einem Arm aufgefangen hatte. Auch Lee und Iruka, welche auf der anderen Seite von Naruto saßen, hatten jeder eines ihrer Handgelenke ergriffen, welche immer noch grün und bläulich verfärbt waren. Die eisernen Handschellen, sowie die ledernen Riemen auf dem Schafott hatte sie schon wie Armbänder getragen. Sakura lächelte schwach, als sie die Unterstützung ihrer Freunde so deutlich wie nie zuvor spürte. „Schon gut, ich mache allein weiter“, meinte Hinata hoch konzentriert. „Du solltest eine Pause machen“, sagte Lee besorgt und Sakura nickte zustimmend, während Yamato seinen Arm zurück zog und lieber Kakashi den Rest überließ. Dieser schloss ihren Arm sanft in seine Hand und zog sie zu sich hoch. Fast wäre sie ihm wieder entglitten, als er dachte sie könne allein stehen. Mit erschrockenem Gesichtsausdruck hatte er sie schnell um die Schultern gepackt und brachte sie schweigend zum anderen Ende des Raumes. Dort setzte sie sich auf die Decke und lehnte vorsichtig gegen die Wand, sodass sie den Schmerz ihrer Verletzungen durch das Anlehnen mit ihrem Rücken kaum spürte. Kakashi blickte betroffen zu ihr hinunter, ehe er beschloss sich neben sie zu setzten. Etwas verwundert beobachtete sie ihn dabei, war aber auch dankbar dafür, obwohl sie sich das nicht eingestehen wollte. Wortlos standen sie in diesen Zeiten einander bei, als spürte er, dass sie jemanden in ihrer Nähe brauchte. Yamato schenkte den beiden abwechselnd noch einen forschenden Blick, bevor er sich seinen Teil dazu dachte und sich etwas verdutzt abwendete. Konan war mit den drei Körpern Pains zum Schafott zurückgekehrt und wollte dort mit ihrer Spurensuche beginnen. Mit Verachtung erinnerte sie sich zurück, wie sie sich so sehr hatte ablenken lassen, dass Sakuras Flucht ihr nicht einmal aufgefallen war. Die Blauhaarige zischte gereizt, dachte ebenfalls an die Ohrfeige zurück, die Sakura ihr ins Gesicht gefeuert hatte, nachdem sie diese hatte trösten wollen. Wie undankbar! Nun hatte Sakura Pain schon so weit getrieben, dass er Gefühle zeigte. Keineswegs positive Gefühle. Die Frau wusste, dass Eile geboten war und so stöberte sie mit geneigtem Kopf vom Schafott hinunter, über den steinernen Boden. Blutige Fußspuren, welche eindeutig von der Bühne herunterführten, zeigten Konan die Richtung, in die Sakura geflohen war. „Hier lang“, sagte sie zu den anderen, hatte schon fast vergessen, dass Yamato überhaupt nicht mehr an ihrer Seite war. Er war wirklich ein fähiger Gefährte gewesen. Es dämmerte bereits und Konan blickte gen Himmel, welcher mit dicken Wolken überdeckt war. Bald müssten sie die Suche unterbrechen, da sie die Spuren dann nicht mehr erkennen würden. Immerhin konnten sie diesen bis hin zu einer dunkel gelegenen Seitenstraße folgen, welche bei Nacht noch enger und finsterer wirkte. „Im Morgengrauen beginnen wir hier wieder mit der Suche“, meinte sie, wohl wissend, dass die Spuren kälter wurden, je länger sie warteten. Auch Pain würde jedoch einsehen müssen, dass eine Suche bei Nacht keinen Sinn machte und Sakura ihnen nicht davon laufen würde. Auf Befehl nahmen die drei Ninjas ihre Plätze auf der Außenmauer Konohas ein, um über die Nacht darüber zu wachen, während Konan zurück ins Gebäude des Hokage kehrte. Es war stockfinster, als Naruto aus einem traumlosen Schlaf erwachte und sich verwirrt fragte, wo er war. Doch er konnte keinerlei Umrisse erkennen, weshalb er versuchte sich aufzusetzen. Dabei musste er jedoch keuchend feststellen, dass der Schmerz noch nicht nachgelassen hatte. Dennoch setzte er sich auf, nahm friedliche Atemzüge in der Nähe wahr und spürte, dass Yamato sein Wort gehalten und ihn in Sicherheit gebracht hatte. Da erschrak Naruto kurz, als er eine schlafende Person direkt neben sich spürte, deren Hand auf seiner ruhte und so beugte er sich direkt über diese, um sie zu identifizieren. Er erkannte das schlafende Gesicht von Hinata und musste dankbar lächeln. Womöglich hatte sie ihn solange geheilt, bis sie dabei eingenickt war, überlegte er, als er seine Wunden betrachtete. Von außen waren diese geschlossen, aber der Schmerz schoss noch immer durch seine Gliedmaßen. Naruto spürte, wie seine inneren Kräfte langsam wieder zurück kehrten und auch, dass Kurama bestimmt bald wieder erwachen würde. Er gähnte, streckte sich dabei. Dann zuckte er zusammen als er abermals den stechenden Schmerz vergessen hatte und legte sich wieder zurück auf die Decke. Seine Hand schob er zurück unter Hinatas, weil es sich auf eine ihm nicht erschließende Weise tröstlich angefühlt hatte. Dann schloss er erholsam die Augen und schlief wieder ein. Der nächste Morgen war viel zu schnell da und erleuchtete das kleine Versteck in goldgelben Farbtönen, als die Sonne aufging. Naruto war als erster wach, was für ihn eigentlich vollkommen untypisch war. Aber sein Gefühl sagte ihm, dass er in letzter Zeit lange genug geschlafen hatte. Endlich konnte er seine Umgebung erkennen, als er sich aufsetzte und neugierig umblickte. Hinata lag noch immer neben ihm, genau so, wie er sie von letzter Nacht in Erinnerung hatte. Sie sah müde und abgemagert aus. Mit schwerem Gemüt, strich er eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und fragte sich, was seine Freunde ihm für schreckliche Geschichten aus Konoha erzählen würden. Naruto blickte nach rechts, wo Kakashi und Sakura im Sitzen, gegen die Wand lehnend eingeschlafen waren. Dass Sakuras Kopf auf dessen Schulter ruhte, während Kakashis Kopf auf ihrem abgelegt war, empfand er als ungewöhnlich und er zog eine Braue nach oben, als er das sah. Doch irgendwie überkam ihn dabei auch ein wohliges Gefühl von Zusammenhalt. Hinter sich entdeckte er Sensei Yamato, allein schlafend in eine Decke gerollt. Der Ausdruck seines schlafenden Gesichts wirkte friedvoll. Er schien gut zu schlafen. Dann blickte Naruto links von sich, wo Lee und Iruka in seltsamen Positionen tief und fest schliefen. Lees Mund war weit aufgerissen, sein linkes Bein erstreckte sich in einem 90 Grad Winkel die Wand entlang nach oben, an der er lag. Beide Arme waren nach oben von sich gestreckt. Sensei Iruka lag auf dem Bauch, mit dem Gesicht zu Naruto. Er sabberte und sein Arm hing über Lees Gesicht. Sein Bein... Naruto hielt den Atem an. Eines fehlte. Schockiert von dieser Erkenntnis, nachdem er den Befund mehrmals in Augenschein genommen und sich die Augen gerieben hatte, es aber immer noch zu fehlen schien, blickte Naruto in das Gesicht seines ehemaligen Senseis. Er hatte so viel verpasst, war im größten Leid des Dorfes zu spät aufgekreuzt und hatte sich dann auch noch wie ein Idiot gefangen nehmen lassen. Erst jetzt, nachdem er jeden Einzelnen seiner Freunde noch einmal eingehend gemustert hatte, stellte er entgeistert fest, dass sie alle abgemagert und angeschlagen wirkten. Sensei Kakashi hatte eine verbundene Schulter, dessen Verband schon etwas älter aussah, da er ein wenig Schmutz auf sich trug. Außerdem hatte er wohl in letzter Zeit wenig geschlafen, was die leichten Augenringe verrieten. Sakuras Wange zeichnete einen verblassenden Bluterguss, ihre Handgelenke waren deutlich errötet und an den Sohlen ihrer Schuhe, klebte getrocknetes Blut. Wer ihr das angetan hatte, musste er unbedingt noch in Erfahrung bringen! Zumindest Lee und Yamato wirkten auf den ersten Blick unversehrt. Denn Lees Quetschungen durch Yamatos hölzernen Griff am vergangenen Tag und Yamatos seelische Qualen, aufgrund seiner grausam ausgeführten Befehle, konnte Naruto mit dem bloßen Auge nicht sehen. Mit trauriger Miene zog Naruto vorsichtig seine Hand unter Hinatas hervor und stand auf. Wo war er überhaupt? Sein Blick wanderte durch den seltsam gebauten Raum, als ihm auffiel, dass es gar kein Raum, sondern eher ein Hohlraum war. Ein Hohlraum zwischen großen Trümmerteilen. Über ihm lugten mehrere Stangen aus dem Beton, welche früher einmal das Grundgerüst des Gebäudes gewesen waren. Er erkannte die zerstörte und vereinzelte Türe eines Holzschrankes. Kleidung steckte in der Nähe zwischen kleineren Felsbrocken. Entsetzt fragte er sich, in welchem Trümmerhaufen, welchen Hauses sie sich gerade befanden und deshalb suchte er nach dem Ausgang. Sein Blick fiel auf das Loch und den dunklen Fleck dahinter, der wie Metall aussah. Als er wankend dort ankam, schob er die Platte zur Seite, welche beim Herumschieben laut auf dem Boden kratzte. Kurz darauf spürte Naruto eine Hand auf seiner Schulter, die ihn zurück hielt. „Wo willst du hin?“, fragte Kakashi ruhig, welcher sich noch einmal unweigerlich in den Gedanken, der auf seiner Schulter schlafenden Sakura verfing, nachdem er selbst überrascht auf ihr ruhend aufgewacht war. Jetzt wurde ihm auch klar, wieso er so friedlich hatte schlafen können. Auch wenn es sich eher befremdlich, oder noch eher, verboten anfühlte, so war es doch ziemlich angenehm gewesen. Mit ernster Miene wandte Naruto sich zu Kakashi, welcher von Narutos festem Blick aus seinen Gedanken zurückgeholt wurde. Und es verwunderte ihn, da dieser ernste Ausdruck nicht zu seinem Schüler passte. Kakashi zog seine Hand wieder zurück und wartete auf eine Antwort. „Nur sehen, wo wir hier sind“, entwich es Naruto Zähne knirschend, da er nicht glauben wollte, sich in Konoha zu befinden. Fast schon trübsinnig blickte Kakashi ihm in die Augen. „Ich denke, das weißt du“, waren seine klaren Worte, die Naruto wie einen Vorschlaghammer trafen. Dieser schnaubte, wollte gerade zu ein paar Worten ansetzen, als ihn die Faust Sakuras unvermittelt am Kopf traf. Die einzige Stelle, an der er unverletzt war. Der Schlag hatte nicht die Wucht, die sie sonst dafür einsetzte, aber dennoch war er tödlich. Naruto war sicher, dass sie darauf gezielt hatte, als er Sternchen sehend zu Boden sank. Nun waren auch die letzten aufgewacht und gesellten sich entsetzt zu der, zugegeben, allzu gut bekannten Situation. Erschrocken wich Kakashi etwas zurück. „Sachte Sakura, du bringst ihn noch um“, hob dieser beschwichtigend die Hände und bemitleidete den armen Kerl am Boden. Offenbar hatte Sakura über ihrer beiderseits vertraute Schlafposition in der Nacht nichts mitbekommen. Eine Falte von Wut zeichnete sich auf ihrer Stirn ab. „Weißt du eigentlich, was ich mir für Sorgen um dich gemacht habe?“ Sakura ignorierte ihren Sensei vollkommen, was dieser aber irgendwie erwartet hatte und kaum hatte sie Naruto ihre Worte entgegen gefeuert, brach sie auch schon in ungehaltenes Schluchzen aus, sank auf die Knie und schloss den Naruto in ihre Arme. Dieser kam nervös lächelnd wieder zu sich, hielt sich die Beule und hatte ihren Faustschlag schon fast wieder vergessen. Er freute sich sogar über ihre Zuneigung. „Alles ist gut Sakura, ich lebe noch“, besänftige er seine Teamkameradin, die urplötzlich wie eine Naturgewalt zerstörerischen Schaden anrichten konnte. Dass sie noch immer dieselbe war, bestätigte ihm nun endlich, dass er sich wohl wirklich in Konoha befinden musste. Sakuras Atem stockte, während sie ihn mit verweinten Augen ansah, sein Gesicht mit ihren Händen umrahmte, als könnte er sich jeden Moment in Luft auflösen. Die Worte, welche sie sich so oft vorgestellt hatte, waren tatsächlich aus seinem Mund gekommen. Diesmal wirklich, überlegte sie glücklich. Kakashi huschte bei diesem Anblick ein verschmitztes Lächeln über die Lippen. Ihm fiel auf, wie sehr er diese Szene vermisst hatte. Schemenhaft glaubte er kurz Sai in durchsichtiger Gestalt daneben gesehen zu haben. Doch dieses Mal, war er nicht hier, um sich Notizen in sein Büchlein zu schreiben... Sekunden später hatte Naruto sich wieder aufgerappelt und Sakura beruhigte sich langsam wieder, auch wenn niemand ihr das glückliche Lächeln nehmen konnte. „Was ist eigentlich mit all den anderen? Was ist mit deinem Bein passiert, Sensei Iruka? Und wo ist überhaupt Sai?“, fragte Naruto nachdenklich, ohne Pause, als hätte auch er den bleichen Kerl in dieser Szene eben vermisst. „Langsam Naruto. Eins nach dem anderen“, beruhigte Iruka ihn. „Das war ein dummer Unfall mit einem Felsbrocken“, erklärte er weiter, woraufhin Naruto traurig den Blick auf das fehlende Bein warf. „Und Sai?“, fiel ihm dann auf. Er wollte alles auf einmal wissen, ließ sich keine Zeit, die Antworten zu verdauen. „Wir konnten ihn nirgends finden“, meldete sich dann Sakura zu Wort und nun versiegte ihr Lächeln doch noch. Kakashi war nicht froh, dass Sakura ihm das Überbringen dieser schrecklichen Nachricht abnahm. Eigentlich wäre das eine Aufgabe des Senseis. Er wusste nicht wieso er zögerte. Vielleicht, weil er eine grausame Vorahnung hatte. Mit diesen Worten umschrieb Sakura durch die Blume Sais Tod. Doch Naruto, erkenntnisresistent wie er war, begriff es nicht oder wollte es nicht begreifen. „Dann hat Pain ihn vielleicht auch...“, begann Naruto hoffend, wurde aber sofort von Sakura unterbrochen, ehe er sich an den Gedanken festklammern würde. „Nein Naruto.“ Sie schüttelte traurig den Kopf. „Sai ist tot.“ Stille. Narutos Blick verriet keines seiner Gefühle, die gerade in ihm tobten. Sakura fürchtete sich davor, ihm noch mehr von den Geschehnissen zu erzählen. Er wirkte zu gefasst und zu ruhig, obwohl Sakura zu erkennen glaubte, dass ein gewisses Strahlen seiner Augen verloren ging. „Was ist mit Oma Tsunade? Wieso hat sie nichts unternommen?“, kam seine fast schon vorwurfsvolle Frage. Die Antwort darauf musste nicht einmal ausgesprochen werden, denn die Gesichter seiner Freunde sprachen Bände. Sie war tot. Bilder des verwüsteten Dorfes erschienen auf einmal vor Narutos geistigem Auge und schürften unaufhörlich an seinem Geist, als wollten sie ihn brechen. Konnte er weitere schlechte Nachrichten verkraften? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass er mehr erfahren wollte. Einfach alles. „Ich will alles hören. Erzählt es mir“, kam es dann ernst von Naruto, während er sich auf eine Decke in den Schneidersitz setzte und hörte, wie Iruka den Eingang des Verstecks wieder schloss und Yamato laut seufzte. „Ich weiß nicht ob...“, begann Kakashi, als er sich an den Tag erinnerte, an dem Sakura aus gutem Willen ihre Liebe zu Naruto gestanden hatte. Als sie ihn von dem Versprechen, welches er ihr früher einmal gegeben hatte, befreien wollte. Wonach Sakura sich allein auf den Weg zu Sasuke gemacht und dieser sie zweimal fast umgebracht hatte. An den Tag, als Naruto schon einmal zusammen gebrochen war, weil seine Psyche durch die Anhäufung seiner Gefühle vollkommen überlastet gewesen war. Kakashi wusste nicht, ob er das noch einmal zulassen konnte. Doch Naruto blieb stur, es war ihm deutlich anzusehen, während er wartete. Also atmete Kakashi hörbar aus. „Na schön“, stimmte er resignierend zu. Vielleicht würde Naruto die Wut, die er danach definitiv empfinden würde, sogar im Kampf gegen Pain helfen. Yamato blickte Kakashi fragend an, als hätte auch dieser sich an Narutos damaligen Zustand erinnert. Er kannte damals zwar die Umstände nicht genau, doch ihm war klar, dass Naruto sich solche Dinge sehr zu Herzen nahm. Und so setzten sich die übrig gebliebenen ebenfalls in den Kreis der Runde und begannen nach und nach die ganze grausame Geschichte und all ihre schockierenden Einzelheiten zu erzählen. Nur die Sache mit Yamato und dem Jutsu, das ihn kontrolliert hatte, ließen sie alle, ohne darum gebeten worden zu sein, aus. Sie erzählten lediglich von einem Henker, der die Strafen vollzog. Yamato war allerdings nicht wohl dabei, da er eine fast so große Schuld am Leid der Dorfbewohner trug, wie Pain. Auch wenn die anderen es nicht so darlegten. Sein Blick senkte sich reumütig, als er ihn heimlich zu Sakura schwenkte. Auch die Tatsache ihrer schweren Misshandlungen des Henkers, wurde ausgelassen. Sakura hatte die anderen jedoch schon am Abend zuvor darum gebeten. Alle außer Yamato selbst hatten eingewilligt. Ihre Bemühungen, Naruto niemals den Rücken zuzuwenden, waren ihm nicht entgangen und Naruto schien wirklich nicht zu ahnen, wie schwer sie eigentlich verletzt war. Das Mädchen spielte ihre Rolle gut. Lee erzählte von Gai und ihm, von ihrer Schikane und Gais Gefangennahme, außerdem von Pains neuen Gesetzen. Hinata sprach nur ein paar knappe Sätze, worin sie über ihr schon baldiges Verstecken berichtete, als sie diesen Unterschlupf mithilfe ihres Byakugans gefunden hatte. Und Yamato wusste erst nicht, was er sagen konnte, wollte aber auch nicht lügen. Also ließ er lediglich die Wahrheit weg und erzählte etwas von seinem verlorenen Kampf und dachte dabei an die offene Gittertür, die Gai und Shikamaru hoffentlich zur Flucht verhalf. Obwohl sie längst hätten auftauchen müssen, wenn sie entkommen wären. Kakashis Worte ähnelten denen von Yamato. Außerdem erzählte er von Sakuras Gefangennahme, bei der Naruto sie sogar kurz sorgenvoll gemustert hatte und wie er Narutos Niederlage gegen Pain beobachtet hatte. Sensei Iruka berichtete über seinen eigenen Kampf und von Shikamarus Opfer, während Sakura ihm von ihrer Aufgabe bei Pain berichtete. Wie sie sich um die Dorfbewohner, um Freunde und auch um Naruto selbst gekümmert hatte. Eine ganze Weile dauerte es, bis Naruto alle wichtigen und tragischen Ereignisse seit dem ersten Tag von Pains Ankunft erfuhr. Er sagte nichts und regte sich auch nicht. Kein Gutes Zeichen, bemerkte Kakashi in sich gekehrt und blickte diesen besorgt an. Wieder herrschte Stille, vermischt mit einer gefühlsgeladenen Atmosphäre. Noch immer hatte Naruto kein Wort gesagt. Alle erwarteten einen Wutausbruch, oder sein Zusammenbrechen. Keiner hatte jedoch damit gerechnet, dass er wortlos aufstehen würde, wie er es nun tat. Er begab sich erneut zum Ausgang des Kraters. „Naruto!“ Sakura sprang besorgt auf und kam ihm entgegen, weshalb er sich zu ihr drehte. Wieder verbarg sie ihren Schmerz gekonnt. Dann aber blieben ihr die Worte im Hals stecken, als sie nicht wusste, wo sie anfangen sollte. „Ich werde mir jetzt das Dorf ansehen“, waren seine einzigen schroffen Worte, die ihn unaufhaltsam wirken ließen. Die anderen richteten sich ebenfalls auf und akzeptierten Narutos Entscheidung missmutig, da er sowieso nicht zu stoppen war. Sakura beobachtete, wie Naruto sich dem Ausgang zuwendete und die Platte erneut zur Seite schob, weshalb sie sich auf ihren Platz zurück setzen wollte, um dort auf seine Rückkehr zu warten. Denn Kakashi und sie durften sich keiner Gefahr aussetzen, das Versteck demnach nicht verlassen. Augenblicklich spürte Sakura den stechenden Blick Narutos auf ihrem Rücken, noch vor seinen erschrockenen Worten. Mitten im Gehen hielt sie inne, hob den Blick und weitete die Augen. „Sa...Sakura...“, ließ er wie erstarrt verlauten. Alle sogen scharf die Luft ein, als sie dabei zusahen, wie das Weglassen der Wahrheit, aufgeflogen war. Naruto kam wieder näher, als das Sonnenlicht vom Eingang Sakuras blutiges Shirt, mit wie von Schnitten zerfetzten Rissen erhellte und all ihre Geheimnisse offenlegte. Nun fiel sein Blick auf den Verband, der unter dem zerrissenen Stoff hervorstach, sich ebenso rötlich verfärbt hatte. Es war ihm sofort klar, woher diese Wunden rührten, doch die genauen Umstände, würden ihn praktisch umhauen. Naruto kannte Sakuras Temperament, was ihr schon des öfteren Ärger eingebrockt hatte. Dass sie aber von Pain ausgepeitscht worden war, hatte ihm keiner erzählt. Wieso nicht? Yamato atmete hörbar aus, während Naruto noch immer sprachlos und ungläubig näher an Sakura herantrat und ihren Rücken betrachtete. „Es tut mir leid, dass du es so erfahren musst Naruto“, begann Yamato und ging auf ihn zu. „Nicht Yamato!“ flüsterte Kakashi diesem energisch zu, doch da war es schon zu spät. „Was? Was tut dir leid?“ Narutos Stimme zischte gestochen scharf durch den Raum und hallte von den Trümmern wieder, während Yamato sich kurz an Kakashi wendete. „Früher oder später, wird er es erfahren. Und wenn ich es ihm selbst erzähle!“, meinte Yamato mit selbstbewusster Miene, was auch ziemlich überzeugend klang. Er wollte es so kurz wie möglich halten, ihm aber auch keines der Details ersparen. Es war Yamatos Art, sich selbst zu bestrafen, für das, was er Sakura und den Dorfbewohnern angetan hatte. Wenn Naruto den, vorsichtig ausgesprochen, weniger schlimmen Teil der Geschichte so tapfer überstanden hatte, dann würde er dies auch noch verkraften, überlegte Yamato, als er schuldbewusst die Augen schloss. „Ich war das.“ Er deutete auf Sakuras Rücken, welche sich dabei kein Stück rühren konnte. Narutos Augen drückten augenblicklich Verzweiflung aus. Sakura drehte sich nun vollständig zu ihm um, hatte sie ihm dies doch eigentlich ersparen wollen, ehe sie unruhig an Yamatos Lippen hing und den Kopf schüttelte. Doch Yamato wollte ihm nun auch den Rest erzählen. „Pain hat meinen Körper mit einem Jutsu unter seine Kontrolle gebracht und mich zu seinem Henker gemacht“, sprach er ohne Angst, aber mit Reue und Wut, während Naruto weiterhin stumm seine Worte in sich aufnahm. Noch einmal seufzte Yamato laut. Dass er die Worte so schwer herausbrachte überraschte ihn selbst. „Ich wollte ihr das nicht immer wieder antun. Ich habe versucht dagegen anzukämpfen, aber Pain ließ mir keine Wahl“, beendete er, hatte mit seiner Argumentation jedoch keineswegs vor, sich zu rechtfertigen. Er wollte Naruto aber das Ausmaß von Pains Kräften klar machen. „...immer wieder...“, keuchte Naruto unter rasendem Puls. Wie oft hatte Yamato ihr das antun müssen? Die Frage stellte sich ihm mehrmals, als er versuchte sich die Worte in seinen Schädel zu hämmern. Schwindel überkam ihn, sein Atem ging unregelmäßig und schnell. Schon kurze Zeit später, musste er sich auf seine Knie stützen und schloss gequält die Augen. „Naruto!“ Sakura wusste nicht, was auf einmal mit ihm los war, aber er schien keine Luft zu bekommen. Auch Kakashi kam nun neben ihn, legte besorgt einen Arm auf dessen Rücken, um sich etwas zu ihm hinunter zu beugen, damit er Narutos Gesicht sehen konnte. Yamato blieb wie angewurzelt stehen, als ihm beschämt klar wurde, was er da angerichtet hatte. Wie war das mit er würde das schon verkraften? Was hatte er sich nur dabei gedacht, überlegte Yamato angestrengt, wütend auf sich selbst und auf die Idee sich bestrafen zu wollen. Wie egoistisch er sich gerade vor kam, war kaum zu beschreiben. Nun griff Naruto sich mit einem schmerzverzerrtem Stöhnen an die Brust, was Kakashi in ein Dejavu zurück versetzte. „Es...ist wie damals“, raunte er leise. Sakura blickte ihren Sensei fragend an. „Wie damals? Was meinen Sie damit?“ Kakashi musterte sie kurz, ehe ihm einfiel, dass sie es damals nicht mitbekommen hatte. Noch bevor er ihr aber antworten konnte, sackte Naruto kraftlos in sich zusammen. Kakashi und Sakura fingen seinen Körper erschrocken auf und setzten ihn sanft auf seine Knie ab. Noch immer atmete er heftig, hatte den Griff an seine Brust nicht gelockert. „Du musst dich beruhigen Naruto“, ermahnte Kakashi ihn. Yamato kam nun auch näher und blickte den Jungen entschuldigend an. Er war wohl doch geschwächter gewesen, als er vorgab zu sein. Die Zerstörung des Dorfes, die vielen Tode und das noch immer andauernde Leid der Bewohner. Das alles hatte er schweigend und ruhig ertragen. Dass Pain aber seinen Sensei gezwungen hatte, Sakura immer wieder aufs neue zu verletzen, war eindeutig zu viel für ihn gewesen. „Es geht mir gut Naruto. Hinata hat mich geheilt“, versuchte sie ihm klar zu machen, klang jedoch selbst nicht gerade überzeugt von ihren Worten. Denn die Heilung der Wunden würde noch lange dauern. Schon immer hatte Naruto ihre Lügen durchschaut. Sogar das Geständnis ihrer Liebe damals. Naruto musterte sie eingehend und erkannte auch jetzt die Lüge in ihren Augen, ehe er sich erneut stöhnend verkrampfte. Einige Minuten vergingen. Keiner war von seiner Seite gewichen, als Narutos Puls sich endlich stabilisierte. Sein Blick ging steil, aber erschöpft nach oben, als würde er noch immer über die Ereignisse nachdenken, die ihm erzählt wurden. Als wäre er dabei gewesen blitzten die Bilder in Endlosschleife vor seinem inneren Auge auf. Hinatas zierliche Stimme unterbrach überraschender Weise die Stille. „Du solltest noch nicht nach draußen Naruto.“ Ihre Worte waren leise und sanft, während sie schüchtern die Hände auf ihrem Schoß faltete. Naruto drehte den Kopf zur Seite, damit er sie ansehen konnte. Von seinem Blick erwischt, zuckte sie kurz zusammen und errötete. „Also... ich meine...Nicht bevor ich deine Verletzungen noch einmal behandelt habe“, brachte sie zögerlich, aber selbstbewusst hervor. Sakura stimmte ihr nickend zu. „Ärztliche Anordnung Naruto. Dagegen kommst du nicht an“, hob sie gefährlich lächelnd die Faust, doch aus Naruto war diesmal kein Grinsen hervorzuzaubern. „Okay“, sagte er schließlich und überraschte mit seiner Einsicht selbst Kakashi, welcher ihn danach analysierend musterte. Auch Hinata konnte nicht fassen, dass sie ihn, wenn auch mit Sakuras furchteinflößender Hilfe, überzeugt hatte und lächelte zufrieden. Der Morgen war bereits angebrochen, als Konan und ihre Begleiter die Spur von Sakura erneut aufnahmen. Sie kamen allerdings nicht weit, denn aus irgendeinem Grund, verschwanden ihre blutigen Fußabdrücke mitten in einer Seitenstraße. Dort waren Schleifspuren, wie die eines toten Körpers. Etwas nervös überlegte sie, ob Sakura die Tortur vielleicht nicht überlebt hatte, was Pain ganz und gar nicht gefallen würde. Zumindest hätte Konan ihr den Tod gegönnt, so wie sie ausgesehen hatte. Wohl oder übel musste Konan erneut mit leeren Händen zu Pain zurück kehren und ihm ihre Vermutung irgendwie erklären. Also schickte sie Shuradō, Ningendō und Gakidō wieder zur Außenmauer und überlegte sich währenddessen die richtigen Worte für Pain. Was würde er tun, wenn Sakura tot war? Nach einer gewissen Zeit, würden alle Ninjas an den Folgen der stetigen Chakraentnahme sterben. Eine Kettenreaktion, überlegte Konan weiter. Je mehr Ninjas starben, desto weniger konnten Pain mit ihrem Chakra versorgen. Pain brauchte jedoch immer eine Mindestmenge, was bedeuten würde, dass die immer geringere Anzahl an Shinobi ihm immer mehr Chakra spenden mussten und auf diese Weise noch schneller sterben würden. Konan blickte verbissen auf das Gebäude des Hokage, als sie sich diesem näherte. Nein, Sakura durfte nicht tot sein. Das würde ihren gesamten Plan zunichte machen. Vielleicht hätte Pain Tsunade am Leben lassen sollen, doch Konan wusste auch, dass ihr Tod für den Moralverlust des Dorfes wichtig gewesen war. „Pain?“, fragte Konan vorsichtig, als dieser auf seinem, von Yamato errichteten Thron aus Holz mit geschlossenen Augen saß, als würde er schlafen. Doch dieser öffnete keine Sekunde später die Augen und erfasste die Frau mit einem kalten Blick. „Ist mit deinem echten Körper alles in Ordnung?“ Konan sah ihn besorgt an, da er so schwach und zerbrechlich wie schon lange nicht mehr wirkte, obwohl er theoretisch nur ein toter Körper war. Pain nickte leicht, was Konan erleichtert aufatmen ließ. Aber bei ihren nächsten Worten, spannten sich all ihre Nerven aufs Äußerste an. „Es...“, sie zögerte, weshalb er sie nun eingehend anstarrte. „Es besteht die Möglichkeit, dass Sakura an ihren Verletzungen...“ Pain stand plötzlich auf, unterbrach Konan mitten im Satz, da er genau wusste, worauf sie hinaus wollte. „Nein. Sie ist nicht tot“, sagte er wissend. Konan fragte sich, wie er sich da so sicher sein konnte, aber für gewöhnlich hatte er mit seinen Thesen recht. „Sie versteckt sich. Das ist gefährlich für uns. Dieses Mädchen hat zu viele Informationen“, sprach er weiter und auch Konan sah ein, dass dies wirklich beängstigend war. „Wir locken sie aus ihrem Versteck“, meinte er dann und schien schon einen genauen Plan im Kopf zu haben. Wenn das Schicksal auf seiner Seite war und dessen war er sich sicher, dann war Sakura womöglich bewusstlos und hatte keine der Informationen preisgeben können. Nun richtete Pain sich erneut an Konan. „Hol den Chakralosen und den Schattenninja aus ihrer Zelle. Bring sie zum Schafott“, waren seine harten Worte und Konan nickte eilig, während sie mit allerlei schlimmen Ahnungen davon schritt. Was hatte Pain vor? Nicht einmal Konan vermochte dies jetzt noch vorher zu sagen. Kapitel 7: Zurück in die Hölle? ------------------------------- Naruto hatte sich aufgesetzt und lehnte mit dem Rücken gegen die Wand, während Hinata erneut seine Wunden versorgte. Er saß mit geschlossenen Augen da, war aber definitiv wach. Still hatte er sie einmal geöffnet und Sakura betroffen gemustert, welche dösend, aber ebenfalls wach auf einer Decke lag und versuchte sich zu erholen. Trotz Hinatas Behandlung am Vorabend, schmerzte noch immer jede Bewegung. Der Verband musste demnächst gewechselt werden, sonst würden sich die Wunden wieder entzünden, das wusste Sakura, zumal er auch voller Blut war und sie nicht fand, dass Naruto das nicht unbedingt jedes Mal sehen musste. Etwas müde öffnete Sakura nach einer Weile wieder die Augen und setzte sich auf, wurde dabei unbemerkt von Yamato beobachtet. Dieser hatte zwischen sich und Sakura den größtmöglichen Abstand eingenommen, den dieser Hohlraum zur Verfügung stellte und lehnte sitzend gegen die Wand. Noch immer machte er sich schwere Vorwürfe. Kakashi stand mit der Hand in der Hosentasche neben ihm, während er nachdenklich Narutos Heilung beobachtete. Es gab keinen bestimmten Grund, wieso Kakashi sich direkt neben Yamato gestellt hatte. Obwohl ihn das Gefühl beschlich, dass dieser ein wenig Aufmunterung nötig hatte. Vielleicht war das der Grund gewesen. Lee und Sensei Iruka spielten ein Kartenspiel, das sie irgendwo unter Trümmerteilen gefunden hatten. Leise ärgerte sich Iruka immer wieder über seine wiederholte Niederlage, was die einzigen Geräusche zur Zeit waren. Die Karten waren teilweise eingerissen, manche kaum noch lesbar und ein paar waren nicht auffindbar gewesen. Es war gut, dass sie sich beschäftigten, überlegte Sakura. Zumindest eine kleine Ablenkung von der Tragödie, die einfach kein Ende nehmen wollte. Urplötzlich ertönte eine ihnen allen bekannte und monotone Stimme, die keinen Ton Emotionen vermuten ließ. Sie schien aus mehreren Richtungen zu kommen, lag aber dennoch in einiger Entfernung. Pain hatte seine Körper in ganz Konoha verteilt, um etwas zu verkünden. Alle hoben erschrocken den Blick. „Sakura Haruno“, begann er und augenblicklich schreckte die Angesprochene heftig zusammen und hielt sich die Hand vor den Mund, während ihre Iriden sich starr auf den Boden fixierten. Naruto riss die Augen auf und unterbrach Hinatas Behandlung, welche sich ebenfalls zu Sakura umdrehte. Kakashi verließ seine lockere Haltung sofort, während auch er und Yamato die Haruno entsetzt musterten. Lee und Sensei Iruka ließen fast gleichzeitig ihre Karten fallen und blickten sich ernst und bestürzt an. Was um alles in der Welt konnte dieser Pain nun schon wieder geplant haben? „...trägt nun allein die Verantwortung des Verbleibs ihrer beiden Freunde. Gai und Shikamaru werden im folgenden Morgengrauen...“ Tränen schlichen sich unaufhaltsam aus Sakuras Augen. Sie versuchte die Fassung nicht zu verlieren, während sie das Hören der nächsten Worte Pains verzögerte. „...zum Tode durch den Strick verurteilt und hingerichtet.“ Seine Worte trafen Sakura wie einen Stromschlag. Die Betroffenheit aller wurde durch ihr Schweigen umso stärker betont. Lee begann sich ernsthafte Sorgen um seinen Sensei zu machen, während er sich vorstellte, wie dieser tapfer grinsend mit verschränkten Armen dem Tod entgegen lachen würde. Pain war noch immer nicht am Ende seiner Rede angelangt und auch seine nächsten Worte sorgten für aufkeimenden Zorn. Er gab ihnen kaum Zeit sein Urteil zu verdauen. „Ich bin jedoch bereit, von der Todesstrafe abzusehen, wenn Sakura zu mir zurückkehrt. In welcher Weise ist irrelevant. Freiwillig oder nicht, aber unbedingt lebend.“ Seine letzten Worte ließ Sakura sich auf der Zunge zergehen, während sie noch immer nicht glauben konnte, dass Pain gerade eine offizielle Jagd auf sie eröffnet hatte. War sie denn nur ein Stück Vieh, welches Pain nach Vergnügen misshandeln und benutzen konnte? Sakuras erster Gedanke war aber, dass sie keinen der Dorfbewohner dazu bringen wollte, sich gegen sie zu stellen und sie vielleicht wirklich freiwillig zurück in ihre eigene persönliche Hölle gehen sollte. Doch die Angst davor stieg ins Unermessliche, weshalb sie begann am ganzen Körper zu zittern. Adrenalin entstand unter dem enormen Stress, den sie gerade empfand und versetzte sie in eine Art Schockzustand. Aus dieser Situation konnte es gar kein Entkommen geben, jedenfalls fand sie keine Lösung darauf. Erst jetzt, Minuten nach Pains Verkündung, konnte Sakura die Stimme neben sich hören und blickte mit angsterfüllten Augen in das Gesicht von Naruto, dessen Worte sie aber noch immer nicht hören konnte. Seine Lippen bewegten sich, aber der Ton war noch undeutlich. „Sakura!“, betonte er nochmals. „Das lass ich nicht zu, hörst du? Wir werden Gai und Shikamaru retten“, sagte er mit Nachdruck. Die Haruno blickte sich um. Alle hatten sich um sie herum versammelt und nickten entschlossen, als Naruto das sagte. Dann aber konnte sie Hinatas Blick sehen, welche sich bereits Sorgen um Naruto und seinen Zustand machte. Sakura musterte dessen blutige Einstichlöcher auf seinem gesamten Körper und ihr wurde bewusst, dass Naruto für diesen Kampf noch nicht bereit war. Wie viele ihrer Freunde würde sie diesmal verlieren? Dennoch nickte sie ihm letztendlich zu, sah ihn jedoch nicht dabei an, denn er würde ihre Lüge sonst wieder entlarven. Endlich ließ Naruto wieder von ihr ab, setzte sich erschöpft neben sie. „Gut“, sagte er, als er meinte Sakura überzeugt zu haben. Kakashi beäugte das auf dem Boden hockende Mädchen und ihren Blick genau, konnte aber beim besten Willen nicht herausfinden, worüber sie nachdachte. Mitgefühl beschlich ihn. In letzter Zeit hatte sie es wirklich nicht einfach gehabt, umso stolzer war er, wie sie damit umging. Trotzdem bereitete es ihm Sorgen, denn sie war zerbrechlicher als sie vorgab. Das hatte er schon immer gewusst und es war ihm seit Sasukes Verschwinden nur noch deutlicher geworden. Schon immer löste sie bei ihm einen ungewöhnlich starken Beschützerinstinkt aus. Es war nicht nur der Drang, seine schutzbefohlene Schülerin vor Gefahr zu bewahren, wie er es auch bei Naruto, Sasuke und Sai empfand. Es war mehr. Aber wie viel mehr? Das konnte er nicht sagen. Sein Herz verriet ihm nur, dass etwas wichtiges in ihm zerbrechen würde, wenn sie nicht mehr da wäre. Als dann Yamatos Worte erklangen, bemerkte er, wie er sie die ganze Zeit über angestarrt hatte und wendete seinen Blick zu dem Sprechenden. „Aber du solltest dich so lange wie es geht ausruhen“, überlegte Yamato laut in Narutos Richtung. Furchtbar, dass Gai und Shikamaru nicht rechtzeitig erwacht waren, um zu entkommen. „Du brauchst alle deine Kräfte, wenn wir bei Pain auftauchen“, argumentierte auch Sensei Iruka. Naruto brummte, als er von den beiden ausgebremst wurde. Am liebsten wäre er sofort hinausgestürmt und hätte diesem Pain mal ordentlich etwas über wahren Frieden erzählt. Da er aber wusste, wie viel von diesem Kampf abhing, versuchte er seine Wut zu zügeln, während sein Blick prüfend auf Sakura fiel, die noch immer traurig den Blick gen Boden gesenkt hatte. Die schreckliche Nachricht von Gais und Shikamarus bevorstehender Hinrichtung setzte jeden unter Spannung. Die Grausamkeit, welche Pain mit solch gefühlskalter Stimme verkündete, wirkte nur umso brutaler. „Ich schlage vor, dass wir im Morgengrauen angreifen, wenn Shikamaru und Gai auf dem großen Platz sind“, meinte Kakashi mit einer gewissen Sorge in der Stimme, die auch er diesmal nicht verbergen konnte. Er wusste, dass es knapp werden könnte, doch es wäre der günstigste Augenblick für einen Angriff. Dem würde wohl auch der Stratege Shikamaru zustimmen. Trotzdem versetzte die Angst um seinen Rivalen Gai ihm einen kleinen Stich. Der hatte es schon immer drauf gehabt, sich in Schwierigkeiten zu bringen, überlegte Kakashi kopfschüttelnd in sich hinein. In jedem Fall mussten sie einen genauen Ablaufplan entwickeln, was ohne Shikamaru ein wenig aufwendiger werden würde, aber sie mussten auf alles vorbereitet sein. „Iruka. Yamato“, begann Kakashi, als er ihnen entgegen blickte. „Ich halte es für besser, wenn ihr mit Sakura hier bleibt. Die Gefahr des Kampfes für euch ist zu groß“, erklärte er weiter und deutete auf Iruka und Sakura. „Yamato bleibt zu eurem Schutz hier“, beendete er ruhig. Der Mokutonnutzer blickte überrascht auf, als er das hörte. Ein unsicheres Gefühl überkam ihn, als fühlte er sich dieser Aufgabe nicht gewachsen. Schließlich hatte er wochenlang das Gegenteil von Beschützen getan. Wieder traten ungewollt Erinnerungen in seine Gedanken hervor, die seinen Blick gequält zu Boden drückten. Iruka nickte seufzend, bereute den Verlust seines Beines wieder einmal sehr. An diese Krücken hatte er sich noch lange nicht gewöhnt. Er würde Sakura jedoch unter Einsatz seines Lebens hier beschützen, sollte es zu Vorfällen kommen. Das versprach er sich. Da sie das Hauptziel Pains war, wäre es undenkbar stupide sie im Kampf dabei zu haben. Womöglich würde Pain sie sich einfach kampflos schnappen und damit stünden sie wieder am Anfang. Sakura vernahm Kakashis Plan schweigend. Ob sie ihm sagen sollte, dass er hinfällig würde, da sie sich Pain sowieso ausliefern wollte? Nein, entschied sie. Auch wenn es ihr ein wenig leid tat. Sie konnte Naruto doch nicht einfach in den Tod laufen lassen. Wenn sie zu Pain zurückkehrte, wären Gai und Shikamaru vorerst gerettet. Solange, bis Naruto fit genug für einen fairen Kampf wäre. „Lee, du wartest auf eine Gelegenheit aus dem Hinterhalt. Sie werden Schwierigkeiten haben, dich zu bemerken“, erklärte Kakashi weiter gestikulierend. Lee nickte entschlossen, während er bereits in Kampfhaltung da stand. „Und Hinata“, sprach Kakashi dann weiter. Diese sah ihn verschüchtert an, dennoch bereit jegliche Aufgabe entgegen zu nehmen. „Du begleitest Naruto und mich, bleibst aber in sicherer Entfernung. Eine Iryonin wäre im Ernstfall sicher von Vorteil für uns“, versuchte er sie zu ermutigen, doch das brauchte er gar nicht. Hinata nickte selbstbewusst und voller Elan, weil sie Naruto unbedingt unterstützen wollte. Allerdings war ihr klar, dass sie Pain ihre Fähigkeiten nicht zu offensichtlich zeigen sollte. Sonst käme dieser noch auf die Idee, sie als Ersatz mitzunehmen. Bei dem Gedanken erschauderte sie. Kurz dachte Kakashi noch über ein paar Dinge nach und ob er auch nichts übersehen hatte, ehe er wieder eine lockere Haltung einnahm. Er sprach es nicht aus, aber wenn sie Pain am nächsten Morgen nicht besiegen würden, könnte es ein schlimmes Ende für sie alle nehmen. Wenn Naruto mit seiner Unterstützung versagen würde, dann war es nur noch eine Frage der Zeit bis Pain das Versteck hier fand. Bei dem Gedanken blickte er unbewusst erneut zu Sakura, welche sich noch immer nicht viel geregt hatte. Sie wirkte völlig in Gedanken, was ihn etwas verunsicherte. „Gut, dann...“ Zögerlich strich Kakashi sich durch die Haare. „Nutzen wir die Zeit und ruhen uns bis morgen früh aus“, beendete er nachdenklich, ließ jedoch keine seiner Sorgen in seiner Stimme erklingen. Dann ergriff Sakura doch noch das Wort, war sich ihrer Idee sicher. „Moment“, begann sie ernst und hob ihren Blick. Als alle sie fragend musterten, wurde ihr dennoch etwas mulmig zumute, aber sie fand, dass sie recht hatte. „Tut mir leid, aber ich stimme dem Plan nicht zu.“ Kakashi musterte Sakura besorgt, als sich eine kleine Vorahnung in ihm breit machte. „Ich denke Naruto braucht noch ein paar Tage, bis er wirklich gegen Pain kämpfen kann. Wir sollten auf Nummer sicher gehen und warten bis seine Verletzungen geheilt sind und sein Chakra vollständig regeneriert ist“, führte sie fort und ignorierte dabei das entsetzte Kopfschütteln von Naruto. Yamato wusste worauf Sakura hinaus wollte, konnte nicht abstreiten, dass ihre Idee klüger war, aber er konnte und wollte sie nicht zu Pain zurück schicken, weshalb er leise seufzte. „Deshalb, werde ich zu Pain gehen und die beiden damit retten, während Hinata hier meinen Platz als Iryonin übernimmt“, sprach Sakura zu Ende und richtete sich entschlossen auf. Mutig und gleichzeitig voller Angst führten ihre Schritte zum Ausgang des Unterschlupfs. Es wäre besser, sie würde sofort gehen, überlegte sie. Bevor die Panik doch noch die Oberhand über ihre Beine gewann und sie nicht gehen ließ. Doch dann stellte Yamato sich ihr direkt in den Weg. „Das kann ich nicht zulassen“, bemerkte er ruhig und verschränkte seine Arme. Er hatte nicht vor sie vorbei zu lassen. Sakura blieb stehen und warf Yamato, der sich vor ihr regelrecht aufbaute, einen zornigen Blick zu. Auch Kakashi trat nun neben Sakura. Hätte Yamato sich ihr nicht in den Weg gestellt, dann hätte er selbst das getan. Schockiert legte er eine Hand auf ihre Schulter und drehte sie mit sanfter Gewalt zu sich. „Ich denke wir sind uns alle einig, dass du das nicht tun musst Sakura. Gai und Shikamaru würden das genauso wenig wollen“, meinte Kakashi streng. Etwas verunsichert blickte Sakura ihren Sensei an, konnte nicht fassen, dass sie alle das Risiko eingehen wollten, nur für ihr Wohlergehen. Auch Lee und Sensei Iruka, sowie Hinata schienen genauso zu denken, als Sakura deren Ausdruck las. „Wage es ja nicht, dich zu opfern“, erklang dann Narutos zerknirschte Stimme, die Sakura sogar leicht verängstigte. Er sah wirklich wütend aus und vielleicht konnte er Pain ja wirklich schon besiegen. Aber war es das Risiko wirklich wert? Kapitulierend senkte Sakura den Blick, drehte auf der Stelle um und begab sich zurück zu ihrem Platz. „Na schön“, sagte sie leicht gereizt. Kakashi war nicht sicher, ob sie nun wirklich nachgegeben hatte. Noch immer stand er an der selben Stelle und verfolgte sie mit seinem Auge. Wie er sie kannte, würde sie an ihrem Plan festhalten. Unbeholfen setzte Hinata sich neben ihre Freundin, hielt etwas Weißes in der Hand. „Lass mich erst einmal deinen Verband wechseln“, versuchte sie Sakura abzulenken, während sie sanft lächelte. Die Angesprochene seufzte, denn das würde schmerzhaft werden. Gemeinsam verkrochen sich die beiden in eine Ecke. Mit dem Rücken drehte Sakura sich zur Wand, damit sie die Augen der männlichen Rasse im Blick hatte. Hinata saß hinter ihr. Nur kurz hatten Naruto und Lee in ihre Richtung geschaut, wollten wissen, was diese dort trieben. Aber Sakuras gefährlicher Blick ließ sie beide auf der Stelle beinahe ohnmächtig werden. Vorsichtig löste Hinata den Verband, hatte Mühe diesen ohne Schmerzen zu verursachen, abzuziehen. Zumindest, überlegte Sakura, konnte sie sich diesmal aus eigener Kraft aufrecht halten, während sie ihr Shirt davor bewahrte, dass Hinata es versehentlich zu weit hoch zog. Sie dachte daran zurück, wie Kakashi sie sanft aber bestimmt fest gehalten hatte. Wie nah sie ihm gewesen war und wie gut sich diese Nähe angefühlt hatte. Sakura kniff schmerzlich die Augen zusammen, suchte mit der Hand Halt an der Wand neben ihr und stöhnte leise von dem aufkeimenden Schmerz, von dem sie schon fast vergessen hatte, wie er sich anfühlte. Vielleicht war es gut gewesen, dass die anderen sie aufgehalten hatten, überlegte sie kurz. Naruto hatte in seinen Bewegungen gestoppt und lauschte Sakuras gequälten Lauten, was ihn von Sekunde zu Sekunde wütender machte. Nie wieder würde er zulassen, dass jemand sie so verletzte. Leise richtete Naruto sich an Kakashi. „Sensei“, begann er und der Angesprochene kam näher und setzte sich zu ihm. „Wie schlimm war es?“ Kakashi sah ihn weiterhin fragend an, als ihm klar wurde, dass es um Sakura ging. Er seufzte, wollte selbst nicht so richtig darüber nachdenken. Wie sollte er Naruto auch erklären, dass Pain für immer Narben an ihr zurück gelassen hatte? „Frag lieber nicht. Die Hauptsache ist doch, dass sie sich erholt.“ Kakashi wollte die unangenehmen Details nicht aussprechen. Wie sie ihn jedes Mal angesehen hatte, wenn Yamato zu einem neuen Hieb angesetzt hatte. Wie sie kraftlos vor seinen Augen zusammen gebrochen war und nach ihrer Flucht sogar beinahe lebendig begraben wurde, wie Iruka ihm berichtet hatte. Naruto blickte seinen Sensei prüfend an. „So schlimm also“, stellte er niedergeschlagen fest. Nun sah auch Kakashi ihn an, als er bemerkte, dass Naruto ihn wie ein offenes Buch gelesen hatte. Er war wirklich nicht mehr der kleine, naive Junge von damals, der keinerlei Menschenkenntnis besaß. Mittlerweile war er reifer, stärker und hatte durch seine Reisen mit Jiraiya viel mehr gelernt, als der wortkarge und eher emotionsmeidende Kakashi Hatake ihm je hätte beibringen können. Darüber war er sogar froh, auch wenn Jiraiya in manchen Dingen kein so gutes Vorbild abgab, schmunzelte Kakashi in sich hinein. Da fiel ihm wieder ein, dass dieser vor Kurzem erst verstorben war. Durch keinen geringeren als diesen Pain, was ihn nun wieder aus dem Schwelgen in der Vergangenheit brachte und zurück auf den Boden der Tatsachen riss. Der weitere Mittag verlief ruhig. Alle versuchten sich auf den Kampf vorzubereiten, geistig, als auch körperlich. Lee fuchtelte mit Faustschlägen in der Luft herum, während Iruka ihm dabei zusah und immer noch um sein Bein trauerte. Yamato döste etwas, hatte seinen Platz noch immer nicht verlassen. Doch plötzlich unterbrach etwas die Stille des Unterschlupfs. Ein lautes Knurren. „Hungeeer“, jammerte Naruto, dessen Magenknurren man wahrscheinlich durch ganz Konoha hatte hören können. Auf Extremsituationen, wie Nahrungsmangel, wenig Schlaf und so weiter, waren Ninjas normaler Weise ja vorbereitet, doch sie alle waren so stark entkräftet, dass sie Narutos Jammern sogar verstehen konnten. Sakura schämte sich etwas für Narutos knurrenden Magen und wurde leicht rosa um die Nase. „Das hat bestimmt unseren Aufenthaltsort verraten“, ärgerte sie ihn und verkniff sich einen Faustschlag. Naruto kauerte auf dem Boden und ignorierte ihre neckenden Worte. Er träumte von einer einfachen Nudelsuppe und begann zu sabbern. Unerwartet stand Iruka mit seinen Krücken auf. Dieser begab sich dann zum Ausgang, woraufhin ihn alle, bis auf Naruto, fragend ansahen. Doch ehe er darauf reagierte, überprüfte er den Inhalt seiner Westentasche. Dort war noch immer die Plastiktüte, welche er letztens gefunden hatte. „Ich werde sehen, ob ich etwas zu Essen auftreiben kann. Ich denke wir alle könnten was vertragen.“ Doch Lee widersprach ihm. „Ist das nicht zu gefährlich?“ Aber Iruka schüttelte den Kopf. „Von uns allen errege ich am wenigsten Aufmerksamkeit. Wer würde schon auf die Idee kommen, dass ich ein Widerstandskämpfer bin?“, fragte er rhetorisch und hob beweisend eine Krücke hoch. „Ich denke Iruka hat recht“, meldete sich dann auch Yamato. „Vor allem, wenn wir nicht wollen, dass Narutos knurrender Magen uns noch alle verrät“, grinste er nun sachte. Die anderen lächelten, was sich trauriger Weise ziemlich fremd und ungewohnt anfühlte. Naruto schnaubte nur, weil er nicht die Kraft hatte sich aufzuregen oder darüber zu diskutieren. „Na schön“, lachte Iruka. „Und keine Sorge, ich bin vorsichtig“, sagte er noch, während er eine Krücke ablegen musste, um den Ausgang freizulegen. Insgeheim waren ihm alle dankbar für die Hoffnung auf etwas zu Essen. In letzter Zeit konnten sie ja wohl kaum einfach auf den großen Platz spazieren, um ihre Portion Reis abzuholen. Also hatten sie sich mit irgendwelchen Resten durchschlagen müssen. Kaum hatte er den Zugang zum Unterschlupf wieder verschlossen, überkam Iruka ein Gefühl von Einsamkeit. Er war jetzt auf sich gestellt hier draußen und das wo er so gut wie kampfunfähig war. Es sei denn er benutzte seine Krücken als Baseballschläger, doch das würde Pain und seine Komplizen wohl nicht gerade einschüchtern. Etwas neben sich stehend, schüttelte Iruka den Kopf und verließ die dunkel gelegene Seitenstraße. Doch als er so durch die verlassenen Straßen ging, fiel ihm auf, wie idiotisch seine Idee nun klang, hier etwas Nahrung zu finden. Trotzdem blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als danach zu suchen. Naruto und auch die anderen könnten diese Energie gut gebrauchen. Wenigstens konnte er sie auf seine Weise unterstützen, wenn schon nicht im Kampf. Iruka schlenderte durch Konoha, versuchte den Anblick auf herumliegende Körper und das Weinen von Kindern im Hintergrund auszublenden. Bald schon, hoffte er inständig, würde das Dorf gerettet sein und das Leid endlich ein Ende haben. Er kam am Krankenhaus vorbei, wo er kurz vor dem Eingang stehen blieb und hinein sah. Überall tummelten sich Verletzte. Ob sie ohne Sakura klar kamen? Die Krankenschwestern waren nämlich nur zu zweit oder dritt, zumindest zählte er nur so wenige. Wo waren die anderen? Das konnten doch nicht alle sein? Der Drang diese Information zu bekommen, lenkte seine Schritte nun doch durch den Eingang, wo er neben einer der gestressten Schwestern stehen blieb. „Tut mir leid, wenn ich störe, aber“, etwas verlegen kratzte er sich am Kopf, als die hübsche Schwester ihn in Augenschein nahm. „Es gibt ein Formular zur Anmeldung an der Rezeption. Bitte wenden Sie sich an die Angestellte dort“, meinte diese fast schon erschreckend freundlich, wenn man ihre Situation bedachte. Reflexartig warf Iruka einen Blick zur Rezeption, wo jedoch keine Menschenseele saß. „Ich bin kein Patient“, klärte er sie dann auf. „Ich frage mich nur, wieso Sie so wenig Personal haben?“ Die Schwester beäugte ihn erneut, bemerkte nebenbei Irukas fehlendes Bein. „Ich bin nicht sicher. Pain hat ihre Arbeit ins Gebäude des Hokage verlegt. Mehr weiß ich nicht“, meinte sie nachdenklich und blickte gleichzeitig um sich. „Wir kamen vorher schon kaum klar. Jetzt häufen sich die Verletzten und Kranken immer mehr und wir können kaum etwas für sie tun“, erläuterte sie erstaunlich ehrlich. Iruka war sichtlich wütend, als er das hörte. Pain fiel es doch wirklich ein, die Krankenschwestern aus dem Krankenhaus zu „stehlen“ könnte man sagen. Wohl eine Art Ersatz für Sakura, überlegte er. Das würde er ihr kaum erzählen können. Wenn sie davon erfuhr, würde sie vielleicht Hals über Kopf ins Krankenhaus rennen, um den Verletzten dort zu helfen. Jedenfalls konnte Iruka es sich gut vorstellen. Als er sich umsah, entdeckte er zum Großteil gepeinigte, ausgehungerte und kranke Menschen. Darunter Kinder, Frauen und Männer jeden Alters. Wenn Pain sich darunter wahren Frieden vorstellte, dann war es ein Frieden ohne Menschen, weil sie dann schon alle tot sein würden. Ironischer Weise könnte man das tatsächlich wahren Frieden nennen. Die Schwester hatte den zornigen Iruka danach stehen gelassen, hatte sich weiterhin um die Patienten kümmern müssen. Mit schweren Schritten verließ er den Ort des Todes wieder, obwohl man sich dort eigentlich Hilfe erhoffen sollte. Die Gegend, welche er nun betrat kam ihm zumindest zum Teil vertraut vor. Ein paar Gebäude standen nicht mehr, darunter auch Ichirakus Rahmenimbiss, wovor er nun verweilte. Traurigkeit überspielte seine sowieso schon trüben Gedanken. Hier hatte er immer mit Naruto gegessen, wenn er wieder einmal spürte, wie allein sich dieser fühlte. Iruka blieb direkt vor den Trümmern des Imbisses stehen und lächelte sanft. Es war immer lustig gewesen mit dem Uzumaki. Laut, aber lustig, überlegte er. Plötzlich fiel ihm etwas ins Auge, also ging er näher heran, stieg über ein paar Steine. Kurz sah er sich um, doch niemand der wenigen Menschen hier interessierte sich für ihn. Er griff mit der Hand unter eine Lücke und zog einen Plastikbecher hervor. Es waren getrocknete Nudeln, die mit kochendem Wasser zu einer leckeren Suppe wurden. Doch die Packung war leer und verbeult, der Inhalt wahrscheinlich unter den Steinen begraben. Iruka beschloss dort weiter zu suchen. Vielleicht konnte er tatsächlich ein paar verpackte Becher auftreiben. Er stellte beide Krücken am Rand ab, fand an den Trümmern halt, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Dann begann er einen Brocken nach dem anderen, nicht etwa anzuheben, dafür fehlte ihm die stützende Kraft des zweiten Beins, aber ihn vom Haufen herunter zu schieben. Das konnte er. Er befand sich an der Seite des Ladens, wo sich hinter dem nächsten Brocken ein Zwischenraum verbarg. Zuerst überlegte Iruka, ob es wohl sicher war, dort hineinzugreifen, oder ob er dann auch noch einen seiner Arme darunter verlieren würde. Das wäre nun wirklich nicht mehr witzig, dachte er genervt. Sogar Kakashi würde ihn dafür auslachen. Dennoch, er griff hinein, nachdem er die Trümmer darüber mit ein paar mal Ruckeln auf einen möglichen Einsturz geprüft hatte. Etwas wie Plastik streifte seine Fingerspitzen. Ein Regal, glaubte er, war es zumindest mal. Was er dann zu greifen bekam, zauberte ein Grinsen in sein Gesicht. Iruka zog einen Becher nach dem anderen heraus. Gut, sie waren ziemlich eingestaubt und ein paar eingerissen. Doch der Inhalt war noch drin. Schnell und heimlich zog er seine Plastiktüte aus der Westentasche und versteckte die Becher darin, bevor noch jemand auf die Idee kam, ihn auszurauben. Dann müsste er wohl doch zu einer Krücke greifen und er würde nicht zögern, diese auch zu benutzen, überlegte er mutig und fühlte sich dabei wie ein Held. Endorphine konnten wohl auch einen Rausch ähnlichen Zustand verursachen, zumindest wenn man ausgehungert war. Die anderen werden richtig Augen machen, freute er sich. Schleunigst hängte er sich den Beutel ums Handgelenk, schnappte sich seine Krücken und ging eilig zurück Richtung Unterschlupf. Dass er so ein Glück gehabt hatte, musste an seinen Gebeten liegen. Vielleicht war es aber auch ein Ausgleich vom Schicksal für den Verlust seines Beins. Es war ihm egal, nun würden sie für den Kampf morgen zumindest gestärkt sein. Irukas Erkundungstour hatte ein bis zwei Stunden gedauert, als er etwas ermüdet wieder in den Unterschlupf eintrat. Hier hatte sich in der Zeit nicht sonderlich viel verändert. Yamato saß immer noch in weiter Entfernung von Sakura, welche sich an die Wand gelehnt hatte und dabei etwas ausruhte. Neben ihr hatte Kakashi Platz genommen, mit verschränkten Armen, als würde er wie ein Bodyguard Alpträume von ihr fernhalten wollen. Naruto saß neben Hinata, welche die Behandlung seiner Wunden fortsetzte. Lee hatte begonnen die Spielkarten wie eine Tarotvorhersage vor sich zu legen, als versuche er die Zukunft Konohas selbst zu bestimmen. Neugierige Blicke starrten Iruka an, als er mit einem stolzen Lächeln wieder herein stolperte. Die doppelte Arbeit, die sein übriges Bein tragen musste, belastete Iruka mehr, als er gedacht hatte. Er war ziemlich ausgepowert. „Naruto, du wirst es mir nicht glauben“, meinte der Einbeinige mit quietschend fröhlichem Unterton. Der Angesprochene blickte in sitzender Haltung zu ihm hinauf, während sein Arm von Hinatas heilenden Händen umschlossen war, und erkannte eine Plastiktüte, in der irgendein Inhalt steckte. Iruka griff in die Tüte und zog einen Becher Rahmen hervor, woraufhin Naruto Tränen der Freude aufstiegen und er begann sich schon förmlich die Finger zu lecken. „Wow! Iruka, du hast wirklich etwas gefunden. Das ist die wahre Kraft der Jugend!“, kam der typische Spruch von Lee, welchem der Magen kurz darauf knurrte. Da fiel Naruto noch etwas ein. „Aber wir haben kein kochendes Wasser“, stellte er schockiert fest und dachte schon ohne Vorfreude daran, wie er die getrockneten Nudeln herunterwürgen müsste. „Wir haben zumindest Wasser hier“, erklärte Sakura und deutete auf einen großen Topf, den sie abwechselnd im Brunnen auffüllten, sobald er leer war. „Zumindest kalt können wir sie essen“, fügte sie noch hinzu. „Besser als trocken“, lachte Naruto erfreut und war sich seiner Mahlzeit nun sicher. Wie etwas so einfaches so wichtig werden konnte, überlegte er noch. Die Freude war allen anzusehen, als jeder seinen eigenen Becher bekam. „Gut gemacht“, sagte Kakashi lobend, als Iruka auch ihm einen Becher reichte. Es blieben sogar zwei übrig. „Sind alle einverstanden, wenn Naruto die übrigen Becher bekommt?“, fragte Iruka gütig in die Runde. Der Uzumaki konnte sein Glück kaum fassen. Alle stimmten schweigend zu und nahmen Narutos Freude darüber glücklich entgegen. „Schließlich braucht er die Kraft“, meinte Yamato dann noch zufrieden. „Du bist am Krankenhaus vorbei gekommen, oder?“, begann Sakura ihn total überraschend zu fragen. Iruka hielt perplex inne und fragte sich, ob sie Gedanken lesen konnte. Aber wahrscheinlich lag es eher daran, dass es in der Nähe von Ichirakus Imbiss lag. Er nickte stumm und unheilvoll, wendete den Blick von ihr ab, um weiteren Fragen zu entgehen. Doch ihr Blick verließ ihn nicht, das spürte er deutlich. „Wie sieht es dort aus?“, hakte sie weiter nach, als er sie immer noch ignorierte. Iruka stellte auch die anderen zwei Becher zu Naruto auf den Boden, ehe er ihren Blick seufzend aufnahm. „Es sieht so aus, als ob Pain einen Großteil des Personals zu sich geholt hat.“ Und wieso er das hatte, musste er wohl kaum erklären. „Sie können sich kaum um die Verletzten kümmern, es sind einfach zu viele“, bemerkte er niedergeschlagen. Sakuras Blick sank schuldbewusst. Weil sie nicht bei Pain war, starben Patienten, die nicht behandelt werden konnten. Iruka sah, wie es in ihrem Kopf arbeitete und er suchte nach ein paar aufmunternden Worten. „Schon morgen werden sie befreit sein, denk daran“, meinte nun Kakashi, obwohl ihm klar war, dass sie das nicht beruhigen würde. „Ja“, meinte sie dann ruhig und setzte sich nun auch, um zu essen. Dennoch starben in dieser Zeit Menschen, denen sie nicht helfen konnte. Nach der kleinen Mahlzeit war es allen einfach gefallen einzuschlafen, auch wenn sie etwas nervös wegen des bevorstehenden Kampfes waren. Ein voller Magen war eben ein voller Magen, obwohl man nicht gerade von voll sprechen konnte. Ein Geräusch ertönte, welches Sakura in der Nähe wahrgenommen hatte und sie sich deshalb erschrocken aufrichtete. Es klang wie das Schneiden durch halb geschmolzene Butter und sie konnte sogar eine Flüssigkeit tropfen hören. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Ein Schatten bewegte sich über den Boden. „Naruto, bist du das?“, fragte sie. Ihre Stimme klang seltsam leise, als würde sie von einer Art Gegenschall neutralisiert werden. Als sie ein mulmiges Gefühl beschlich, beschloss sie Kakashi aufzuwecken, der neben ihr schlief. Sie legte ihre Hand auf seine Brust und rüttelte ihn leicht. Sekunden später fiel ihr auf, dass ihre Hand in eine Flüssigkeit gefasst hatte und sich Kakashi kein bisschen regte. „Sensei?“ Das Gefühl von Panik umschlang ihren Körper, als der Raum merkwürdiger Weise plötzlich heller wurde und sie Kakashis Körper in einer großen Blutlache erkennen konnte. Sein Kopf lag ausdruckslos auf der Seite, die Augen geöffnet, doch sie waren ergraut und leer. Sakuras Augen weiteten sich. Ihr Atem stockte. Er war tot. Ihr Blick schweifte panisch weiter durch den Raum, wo sie eine in schwarz gehüllte Person erkannte, die ein scharfes Messer in der Hand hatte, welches durch sanftes Licht aufblitzte. Dessen Fuß stemmte den Körper Hinatas mit Gewalt auf den Boden, welche nun verschreckt aufschrie, sich jedoch nicht gegen das Eindringen des Messers in ihre Brust wehren konnte. Wieder ertönte das Geräusch vom Schneiden wie durch Butter. Mit Wucht zog er das Messer wieder aus ihr heraus, woraufhin das Tropfen des Blutes zu hören war. Sakura schrie aus Leibeskräften, aber kein Ton verließ ihren Mund. Dann kam die Person zielsicher auf sie zu, denn sie war die letzte Überlebende. Sakura blickte sich panisch um und entdeckte die toten Körper all ihrer Freunde, getaucht in Blut. Resignierend sah sie zu der Person hoch, die nun direkt vor ihr stand. Das letzte was sie sah, war das Ausholen seiner Hand mit dem Messer, welches auf sie zielte und die kalten, leeren, unnatürlich weit aufgerissenen Augen von Pain, die sie zu durchbohren drohten. Heftig schreckte Sakura auf, als sie es endlich geschafft hatte, aus diesem furchtbaren Traum aufzuwachen. Ihr Atem ging stoßweise und sie musste sich ein paar Tränen verkneifen. Yamato erwachte durch irgendein Geräusch und ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Dann konnte er Sakura nach Luft ringen hören. Kurz musste sie sich versichern, dass alle am Leben waren. Sie legte eine Hand auf Kakashis Brust, die sich noch immer unter ihrer Hand hob und sank. Da war kein Blut, kein Pain und kein Messer. Erleichtert versuchte sie wieder zu Atem zu kommen. Es war das fünfte Mal, dass sie diesen Traum hatte, nur der Raum, in dem die Szene spielte, änderte sich ab und zu. Wie spät es wohl war? Sanftes Mondlicht legte sich über den Hohlraum, es dürfte mitten in der Nacht sein, überlegte sie. Höchste Zeit, dass sie nun verschwand, bevor die anderen sie aufhalten würden. Entschlossen richtete Sakura sich auf. Ihr Magen brannte leicht, von der ihm unbekannten Nahrung vor Kurzem und auch etwas Schwindel überkam sie. Ihr Adrenalinpegel war noch nicht gesunken und auch das erschöpfte Herz schlug noch viel zu schnell. Der neue Verband um ihren Rücken fühlte sich unnatürlich und eng an. Zielgerichtet ging sie zum Ausgang, beschloss dabei keinen ihrer Freunde noch einmal anzusehen. Eine Art kurzer Abschied, um ihr die Entscheidung leichter zu machen. Sie war sich sicher, dass sie hiervon nicht mehr zurückkehren würde. Vor der metallenen Platte, machte sie dann doch nochmal Halt. Tränen der Angst rannen ihre Wange hinunter. Aber wie könnte sie nicht gehen? Wenn sie zu Pain zurückkehrte, wäre Naruto vorerst in Sicherheit und konnte sich ausreichend erholen. Dass er sie dafür hassen würde, nahm sie gern in Kauf. Dennoch zögerte sie ängstlich. Es war dumm und Sakura wusste es. Es wäre dumm Pain in die Arme zu laufen, doch ihr Gewissen redete unaufhörlich auf sie ein. Ihre zittriger Hand streckte sich nach der Metallplatte aus, doch kurz bevor sie diese erreichte, tauchte jemand neben ihr auf. „Was hast du vor Sakura?“, fragte Yamato überrascht und war ihr dabei so nah wie schon lange nicht mehr. Sakura wich vor Schreck zur Seite, was Mitgefühl in ihm hervor rief. Vor allem, als er ihre Tränen sah. Sakura aber antwortete nicht, senkte nur den Blick und hasste sich dafür, sich nicht opfern zu können. Alle waren sie dazu bereit gewesen, nur sie brachte es einfach nicht fertig. Der erschreckte Laut von Sakura hatte nun auch Kakashi aus seinem leichten Schlaf geholt. Kurz versuchte er die Situation einzuschätzen, beschloss dann aber sich nicht einzumischen, als er Yamato neben ihr stehen sah. Er konnte sich denken, was Sakura vor gehabt hatte, würde am liebsten aufspringen und sie wachrütteln. Doch vielleicht übernahm sein alter Freund das für ihn, zumal die beiden kaum ein Wort gewechselt hatten, seit er hier war. Vielleicht tat es den beiden ganz gut. Also schloss Kakashi wieder seine Augen, um sein Erwachen geheimzuhalten. Dass er dabei jedes Wort der beiden hören konnte, war ein nicht ganz freiwilliger Nebeneffekt. Tröstend legte Yamato eine Hand auf Sakuras Schulter, als ihm klar wurde, was ihr Vorhaben war. „Du solltest nicht gehen“, sprach er leise aber bestimmt. „Es wäre ein sinnloses Opfer und ich glaube du weißt das“, führte er fort, brachte sie damit aber noch mehr aus der Fassung. Weitere Tränen kullerten einsam gen Boden. Yamato seufzte betroffen. „Hab Vertrauen Sakura. Schon morgen wird Pain besiegt sein und dann wird alles wieder wie es war“, versuchte er sie weiter aufzubauen. Irgendwie musste er sie davon überzeugen, damit sie nicht erneut den Versuch wagen würde, sich zu opfern. „Okay“, sagte sie weinerlich und wich seinem Blick aus, obwohl für sie nichts mehr wie früher werden würde. Pain hatte einen Teil in ihr für immer abgetötet, wie in vielen anderen Menschen sicherlich auch. Gerade wollte Yamato sich wieder zurück ziehen, um sie mit seiner Persönlichkeit nicht weiter zu verunsichern. Er nahm an, dass sie aufgrund seiner Anwesenheit weinte. Doch als er seine Hand von ihrer Schulter genommen hatte, vergrub sie ihr Gesicht plötzlich in seiner Weste und weinte leise in sie hinein. Verlegen und paralysiert, wusste Yamato nicht, wie er reagieren sollte. Dass sie ihn verabscheuen, gar hassen würde, war ja anzunehmen, aber dass sie plötzlich Trost bei ihm suchte, war wirklich nicht normal, überlegte er. „Tut mir leid, Sensei Yamato“, kam es leise von ihr. Dieser blickte stutzig auf sie hinunter, während er tröstend einen Arm um ihre Schultern legte. „Dass du gehen wolltest?“ Sakura schüttelte verweint den Kopf und blickte ihn aus großen Augen an, was ihm fast das Herz brach. Er war ein wirklich guter Sensei gewesen damals. Das Bild, welches sie von ihm dank Pain in ihrem Kopf hatte, entsprach überhaupt nicht der Wirklichkeit. Doch es war so schwer, das Bild zu übermalen. „Dass ich dich nicht ohne Angst ansehen kann“, erklärte sie zögerlich und wendete den Blick wieder ab, um sich erneut in seiner Weste zu verbergen. Yamato zog die Augenbrauen zur Mitte zusammen. „Nein Sakura. Das ist mehr als verständlich, wirklich. Ich kann mir kaum vorstellen, wie...“ Seine Worte brachen ab, als er es nicht aussprechen konnte. „Das kriegen wir schon wieder hin“, sagte er dann abschließend und Sakura nickte, wischte sich die Tränen aus den Augen. Obwohl die Umarmung sich wie Balsam über ihre traurige Seele legte, löste sie sich wieder von ihm und vermied es, ihm in die Augen zu sehen. Auf einmal war es ihr sogar peinlich, wie sie sich gerade weinend an ihn geschmiegt hatte. Wie ein kleines Kind. Doch die letzten Tage hatten sie alle so aneinander geschweißt, dass sie wohl kaum noch Sensei und Schüler waren, sondern einfach nur Freunde. Beide gewannen ein wenig Hoffnung in der Hinsicht ihrer zukünftigen Freundschaft, die Pain beinahe zerstört hätte. Yamato lächelte sanft, war sogar leicht errötet, ehe er zu seinem Sitzplatz zurückkehrte. „Wir sollten noch etwas schlafen“, gähnte er dann, überprüfte kurz, ob auch niemand seine sentimentale Seite gesehen hatte. Aber alle schliefen noch tief und fest. Dann beobachtete er Sakura, wie sie ebenfalls zu ihrem Schlafplatz ging. Den sanft schmunzelnden Kakashi bemerkte er dabei nicht, denn dessen Lippen waren ja auch verhüllt. Der morgige Tag würde die Zukunft Konohas entscheiden, überlegte Yamato und dachte noch ein Weilchen darüber nach, bis er irgendwann wieder einschlief. Kapitel 8: Der Kampf um Konoha beginnt -------------------------------------- Als Yamato am Morgen aufwachte, war sein erster Gedanke Sakura. Sie war die erste, welche seine Augen suchten und er stellte froh fest, dass sie noch immer hier war. Also hatte er sie tatsächlich überzeugen können, nicht zu gehen, überlegte er froh. Die anderen waren bereits wach. Naruto hatte zusammen mit drei Doppelgängern eine meditative Position eingenommen und Kakashi beantwortete Lee noch ein paar ungeklärte Fragen. Sein Blick schweifte weiter erneut zu Sakura und Hinata, welche sich unterhielten und dabei immer wieder zu Naruto schielten. Beide waren wohl ziemlich nervös so kurz vor dem Kampf. Die Sonne ging bereits auf, weshalb es wohl höchste Zeit wurde, dachte Yamato, als er sich noch immer müde aufrichtete und seinen Körper kräftig streckte. Jeder Muskel dehnte sich und das fühlte sich gut an. Aus dem Augenwinkel war Sakura sein Aufwachen aufgefallen, weshalb sie ihn kurz musterte und ihm sogar sachte entgegen lächelte. Verlegen lächelte er zurück und wusste mit dieser plötzlichen Beachtung von ihr nur wenig anzufangen. Vielleicht war er aber auch einfach noch zu müde, um einen klaren Gedanken fassen zu können. „Ich fürchte, wir sollten langsam los“, erwähnte Kakashi mehr beiläufig als ernst. War er etwa genauso aufgeregt wie die anderen? Jedenfalls konnte man es ihm kaum anmerken. Naruto nickte entschlossen und richtete sich auf, während seine Doppelgänger mit geschlossenen Augen sitzen blieben. Diese würden für ihn während seines Kampfes die Energie der Natur sammeln, um ihm einen längeren Sennin Modus zu ermöglichen. Nun blickte Hinata nochmals verabschiedend in Sakuras Richtung. Diese stand auf und behielt Naruto im Auge. Sakura umarmte ihn kurzerhand, welcher die Umarmung überrumpelt erwiderte. „Pass gut auf dich auf“, flüsterte sie besorgt. Danach löste sie sich wieder von ihm und schenkte auch Kakashi einen nüchternen Blick. „Wagt es nicht besiegt zu werden“, war ihre Umschreibung dafür, dass sie keinen der beiden verlieren wollte. Kakashi nickte ihr zuversichtlich zu. Nicht, dass diese noch auf die Idee kam mitten im Kampf nach ihnen zu sehen. Sekunden vergingen, während Sakura noch immer ihren Sensei musterte, als schien sie über etwas nachzudenken. Fragend blickte er zu ihr hinunter und konnte kaum glauben, als er plötzlich spürte, wie sie ihre Arme fest um ihn legte. Völlig perplex stand er da und vergaß sogar die Umarmung zu erwidern, als Sakura sich auch schon wieder von ihm löste. Total irritiert blickte er in die Gesichter der anderen, doch für sie schien das völlig normal gewesen zu sein. Nervös rieb er sich den Hinterkopf, während Sakura sich dem nächsten in der Reihe zuwendete. Diese Art Abschied hatte Kakashi nun wirklich nicht von ihr erwartet, aber irgendwie gab es ihm auch Kraft und spornte ihn an. Die Beziehung zu seinem Team versuchte er stets professionell zu halten und auf der angebrachten Distanz, besonders zu weiblichen Teamkollegen. Aber er sah ein, dass diese vom Hokage aufgelegten Regeln in diesen Zeiten nicht mehr galten, vielleicht nie wieder gelten würden. Lee hatte das Gefühl, ebenfalls eine Umarmung verdient zu haben und schritt mit ausgebreiteten Armen und einem Grinsen, das Vorfreude ausstrahlte, auf Sakura zu. Diese lächelte ihm nur freundschaftlich entgegen und tätschelte seine Schulter. „Viel Glück, Lee“, sagte sie ernst gemeint, aber viel zu knapp und brach ihm damit erneut das Herz. Wie eine Stoffpuppe ließ Lee die Arme sinken. „Danke“, antwortete er trotzdem leise, war ihre ständigen Abfuhren bereits gewöhnt. Sensei Kakashi lachte unbeholfen über Lees Abfuhr und hatte fast etwas Mitleid mit ihm. Aber irgendwie gefiel Kakashi der Gedanke, dass Sakura ihm die Umarmung nicht verweigert hatte. Zum Schluss bekam jedoch auch noch Hinata eine feste Umarmung. „Keine Sorge Sakura, ich passe auf sie auf“, meinte diese kaum hörbar mit zarter Stimme. Sakura entzog sich wieder der Umarmung und blickte ihr mit einem Lächeln fest in die Augen. „Ich weiß“, flüsterte Sakura und war wirklich dankbar, für Hinatas Unterstützung. So hatte Sakura das Gefühl, dass Naruto und Kakashi in guten Händen waren. Nun näherte sich auch Yamato und gesellte sich neben Iruka. „Also dann, kommt heil wieder“, sagte er und Iruka stimmte mit ein. „Hals und Beinbruch...“ Alle starrten ihn verdutzt an. „Oder so ähnlich“, verhedderte Iruka sich dann in unangebrachten Worten. „Lieber nicht“, lachte Naruto voller Zuversicht. Dass diese Worte ausgerechnet von dem Beinlosen kamen war schon verwunderlich. „Es wird Zeit“, betonte Kakashi noch einmal, was alle wieder etwas ernster stimmte, während er den Ausgang öffnete und einer nach dem anderen den Unterschlupf verließ. Nur Yamato, Sensei Iruka und Sakura blieben zurück, sowie die drei Doppelgänger von Naruto. Auch Minuten später, nach dem Verschwinden der tapferen Ninjas, blickte Sakura noch immer den wieder verschlossenen Ausgang an, während sich ihre Hand aufgeregt in ihr Shirt krallte. Kurz darauf musterte sie die am Boden meditierenden Doppelgänger, was ihr ein wenig Trost spendete. Solange sie hier waren, fühlte es sich so an, als wäre Naruto in Sicherheit. Yamato beobachtete das Trauerspiel, das in Sakura vorging und er konnte es mehr als nachvollziehen. Auch er war ziemlich besorgt um die vier, die sich für Konoha in Lebensgefahr begaben. „Sie schaffen es. Ich hab da so ein Gefühl“, unterbrach Iruka dann die Stille, während er neben den Doppelgängern Platz nahm und diese genau beobachtete. Diese waren aus ihrer Konzentration nur schwer herauszubringen. Voller Tatendrang rannten die vier in Richtung des großen Platzes, wo Pain ihre beiden Freunde hängen wollte. Aufregung sammelte sich in allen und ließ sie noch schneller werden. Der Gedanke, was sie dort erwarten würde, verursachte Schweigen unter ihnen. „Lee, Hinata. Los“, gab Kakashi irgendwann den Befehl, als sie dem Platz immer näher kamen. Die beiden nickten ihm zu und kapselten sich von der Gruppe ab, um von Pain nicht entdeckt zu werden. Sie begaben sich in sicherer Distanz an den Rand des großen Platzes, versteckt in der Menge der Schaulustigen, die sich dort versammelt hatten. Entweder waren diese lebensmüde oder hatten das Gefühl von Angst bereits zu oft gehabt, als dass sie diese noch richtig deuten konnten. Naruto und Kakashi betraten den großen Platz mit ernstem Blick auf das Schafott gerichtet. Dort verweilten bereits Gai und Shikamaru, welche aufgeknüpft auf einer Vorrichtung standen, die mit Betätigung eines Hebels mit einem Ruck sinken würde. Beide sträubten sich gegen die eisernen Ketten, die ihnen die Hände auf den Rücken fesselten. Obwohl ihr Blick verbissen wirkte, konnte Kakashi ihre Angst schon aus der Ferne spüren. Unweigerlich musste er sich selbst an den Hals fassen, als er den zugezogenen Strick um deren Kehlen sah. Wenn der Genickbruch nach dem Fallen sie nicht umbringen würde, dann die gequetschte Kehle. Ersteres war zumindest ein schneller Tod. Auf Zehenspitzen standen sie dort und rangen schon jetzt nach Atem, da der Strick wohl ein wenig zu hoch angelegt war. Außerdem erkannte er blutige Stellen an ihren Klamotten. Pain war wohl nicht zu sanftmütig mit ihnen umgegangen. Kakashis Blick wanderte weiter zum Hebel der Vorrichtung, an dem Pain höchst persönlich stand. Er selbst wollte wohl den Hebel ziehen, während er total gelassen den Stand der Sonne begutachtete. Es war fast soweit, überlegte dieser. Pain beäugte die Menge Schaulustiger vor ihm kritisch. Er verstand nicht so richtig, wieso sie hier waren, konnte ihre Blicke nicht deuten. „Da ist er“, bemerkte nun auch Naruto Zähne knirschend. Keine Sekunde später rannte Naruto voraus, gefolgt von Kakashi, mitten auf den Platz, durch die Zivilisten hindurch. Die Menschen begaben sich in große Gefahr, überlegte Kakashi, während sein Blick durch die Menge streifte. Sie alle starrten gebannt zu Gai und Shikamaru hinauf. Es sah so aus, als hätte ihr Ehrgefühl sie hergebracht. Ihre Augen strahlten Angst, aber gleichzeitig auch Loyalität aus. Wollten sie Gai und Shikamaru beistehen? „Du kannst aufhören Pain, ich werde dich sowieso besiegen“, feuerte Naruto dem Mann auf der Bühne trotzig entgegen, welcher nun mit seinen Augen nach der Stimme suchte. Die Menschen um Kakashi und Naruto herum wichen erschrocken zurück und ihnen wurde klar, dass es hier gleich gefährlich werden würde. Gai und Shikamaru waren erleichtert, als Rettung nahte, doch sie saßen noch immer bewegungsunfähig fest. „Ich sehe Sakura nicht“, war alles was Pain ruhigen Gemüts dazu zu sagen hatte. Kakashi schnaubte verächtlich. „Das wirst du auch nicht“, zischte er. Hatte Pain wirklich geglaubt, dass sie ihm Sakura ausliefern würden? „Bist du sicher?“, fragte Pain kaum hörbar, doch Naruto und Kakashi hatten es genau verstanden und sahen ihn irritiert an. Sie hatten jedoch keine Zeit, um weiter darüber nachzudenken. Ohne weitere Worte, blickte Pain Kakashi und Naruto kalt entgegen, während er einfach den Hebel betätigte, ohne dabei die aufgeknüpften Körper zu beachten. Narutos Augen weiteten sich entsetzt, als sein Blick auf Gai und Shikamaru fiel, deren einziger Halt unter ihren Füßen einfach verschwand. Doch Kakashi hatte schnell reagiert und zwei Kunai in ihre Richtung geworfen, welche den Strick lösten, noch ehe ihr eigenes Gewicht ihnen das Genick brechen konnte. Gai und Shikamaru kamen stehend auf dem Boden auf, konnten ihren entgangenen Tod kaum glauben, ehe sie aufatmend von der Bühne springen wollten. Pain könnte sie mit Leichtigkeit davon abhalten, aber er ließ sich Zeit. Er regte sich nicht einmal und das ließ ihn unglaublich überlegen wirken. Alles verlief nur noch in Zeitlupe. Dann aber hob Pain doch noch den Arm in deren Richtung, seinen Blick eisern auf Kakashi und Naruto fixiert. Eine heftige Druckwelle schleuderte die beiden Gefangenen sofort dutzende Meter weit. Ihre Körper fegten über die Köpfe der Menschenmenge hinweg, welche ängstlich aufschrien und in Deckung gingen. Die beiden landeten in irgendeinem Gebäude. Mit lautem Krachen brachen sie durch die Wände hindurch und waren fürs erste ausgeschaltet. Davon war Pain überzeugt. Naruto kochte vor Wut und würde sich von nun an auch nicht mehr zurückhalten. Gai und Shikamaru hatten ihren Aufprall nicht einmal abfangen können, da sie gefesselt waren. Noch immer sah Kakashi in die Richtung, in der die beiden geschleudert wurden und schluckte schwer. Dieser Pain war ein wirklich anderes Kaliber, als ihre bisherigen Feinde. Er hoffte, dass Naruto trotz seiner Wut konzentriert blieb und nicht übermütig wurde. „Bleib ruhig Naruto“, flüsterte er ihm warnend zu. „Er will dich wütend machen.“ „Achja?“, fragte Pain und lenkte die Aufmerksamkeit damit wieder auf sich. „Du bist dieser Kopierninja mit dem Sharingan“, bemerkte Pain, obwohl Kakashis zweites Auge noch verborgen war. Konan musste es ihm erzählt haben. „Wie auch immer“, setzte Pain monoton fort. „Ich werde mir jetzt den Fuchsgeist zurück holen“, verkündete er unnötiger Weise, was Naruto noch einmal wütend aufstöhnen ließ. Da gab es jedoch etwas, was Naruto ihm noch sagen wollte. Einiges, um genau zu sein. „Dieser wahre Frieden, von dem du da immer sprichst. Der wird auf deine Art niemals existieren“, begann er und sprach damit eindeutig einen wunden Punkt an. Pain riss die Augen auf, was man durchaus als zornig beschreiben konnte und richtete seinen ausgestreckten Arm nun gegen Naruto. „Pass auf Naruto!“, rief Kakashi und schon einen Moment später konnten sie mit einem Sprung gerade noch rechtzeitig einer Druckwelle ausweichen. Ein paar Menschen wurden jedoch schreiend und ohne Rückhalt mitgerissen, was Naruto wehmütig beobachtete. Die Menschen strauchelten den steinernen Boden entlang, mehrere Meter weit. Glücklicher Weise verletzte sich keiner ernsthaft, denn Pain hatte scheinbar nicht seine volle Kraft benutzt. Nach ein paar Sekunden, waren jedoch auch die letzten Zivilisten geflüchtet. Ein gefühlter Orkan fegte noch immer über den großen Platz, was Kakashi dazu veranlasste kurz die Augen zu schließen, da der Wind so stark war, dass es ihm den Staub in die Augen blies. Schützend hoben Kakashi und Naruto die Arme vor sich und versuchten diesem Wind stand zu halten, als dieser sich endlich legte. „Du Mistkerl!“, schrie Naruto, als er neben Kakashi wieder auf dem Boden aufkam, während dieser angestrengt über etwas nachdachte. Kakashi musterte Konan, welche in sicherer Entfernung in der Luft über Pain schwebte und wohl nur eingreifen würde, wenn es gefährlich für Pain wurde. Wo aber waren Pains andere Körper? Wieso waren sie nicht zu seiner Unterstützung hier? War er sich seines Sieges so sicher oder hatte er noch ein anderes Ass im Ärmel? All diese ungeklärten Fragen machten Kakashi Angst und er befürchtete, dass sie den Gegner möglicher Weise unterschätzt hatten. Nervöses Schweigen herrschte im Unterschlupf. Es war wirklich nervenaufreibend, den Kampf nicht verfolgen zu können. Sakura hatte sich allein in eine Ecke zurück gezogen, die Beine angewinkelt. Währenddessen stand Yamato still ein paar Meter gegenüber von Narutos Doppelgängern und blieb wachsam. Er rechnete nicht mit einem Angriff, aber bei Pain konnte man nicht vorsichtig genug sein. Iruka saß noch immer neben den Doppelgängern und war halb am Eindösen. Vielleicht wäre Konoha gerettet, sobald er wieder aufwachen würde, überlegte er hoffend im Delirium. Ein Zischen durchbrach plötzlich die Stille. Erst war es leise, dann immer lauter und als Yamato spürte, dass ein Geschoss auf sie zuraste, formte er ohne zu zögern Fingerzeichen, während er eine Holzmuschel erst über Sakura, dann über Narutos Doppelgänger mit Iruka zusammen aus dem Boden wachsen ließ, um danach sich selbst unter einer zu schützen. Sakuras Atem stockte, als das letzte was sie sah, Yamatos besorgter Blick zu ihr war. Mit einem Mal wurde es stockdunkel um sie herum. Was folgte, war das laute Aufschlagen von irgendetwas über ihr, aber das Holz brach nicht ein. Die Erde unter ihr bebte und die Schwingungen schienen in ihren Körper überzugehen. Der Krach um sie herum war ohrenbetäubend. Immer wieder zuckte sie davon heftig zusammen. Was geschah hier? War Naruto etwa schon besiegt worden? Es dauerte nur Sekunden, bevor der Lärm sich wieder beruhigte und ihre Augen vom gleißenden Licht der Sonne geblendet wurden. Die Holzkuppel verschwand wieder im Boden, doch der Anblick, den sie nun hatte, raubte ihr erneut den Atem. Der Unterschlupf existierte nicht mehr. Der Trümmerhaufen, der eben noch über ihren Köpfen war, lag nun durch die Explosion meterweit um sie herum verstreut. Sie entdeckte Yamato und auch die Kuppel, unter der Iruka und die Doppelgänger sein mussten, welche dank Yamatos schneller Reaktion unbeschadet waren. Doch sie waren auch überhaupt nicht das Ziel gewesen, überlegte sie. Fast schon zu sauber, zu kontrolliert war das Versteck aufgesprengt worden. Als wären die Maße und Dicke der Wände, sowie die Größe des Hohlraumes genau bekannt gewesen. Iruka und Narutos Doppelgänger ließ Yamato geschützt unter der Kuppel, denn sie durften nicht gesehen werden. Es wäre fatal, wenn sich seine Doppelgänger zur falschen Zeit auflösten. Mit einem schnellen Blick überprüfte Yamato dann, ob Sakura unversehrt war, als er sich den Gestalten widmete, die sich direkt vor ihnen aufreihten. Es waren drei und sie alle starrten mit toten Augen auf Sakura, welche wohl auch ihr Ziel war. Ihr lief es eiskalt den Rücken herunter, als sie die Blicke der drei Körper erwiderte und anschließend hilfesuchend zu Yamato sah. Würden sie zu zweit eine Chance gegen sie haben? „Wie haben sie uns so schnell gefunden?“, fragte Sakura laut, was auch Yamato noch immer beschäftigte. Sie wusste, dass sie ihr eigentliches Ziel war und überlegte, ob sie kapitulieren sollte. Eine reelle Chance hatten sie nicht wirklich und außerdem wollte sie Yamato nicht unnötig gefährden. „Ich weiß es nicht“, antwortete er bitter. „Aber wir müssen Naruto so viel Zeit wie möglich verschaffen“, meinte er noch als sich plötzlich auf Shuradōs Rücken ein Spalt öffnete. Blitzschnell schoss daraus ein meterlanger Greifarm hinaus, der nun direkt auf Sakura zu eilte. Mindestens genauso schnell, hatte Yamato den Arm in den Boden gerammt, woraufhin ein dicker Holzbalken den Greifarm stoppte, der direkt vor Sakura hervorkam. Völlig erschrocken sprang Sakura ein paar Schritte zurück. Sie hatten es offensichtlich nicht auf einen Kampf abgesehen, wollten lediglich Sakura einfangen. „Du musst hier weg Sakura. Ich werde sie aufhalten“, sagte er ernst, als Shuradō auch schon ein weiteres Fach auf seinem Körper öffnete und eine Rakete auf Yamato abfeuerte. Dieser war aber noch mit der Faust durch die Erde, am Boden gefesselt und würde nicht rechtzeitig ausweichen können. Also blieb Sakura keine Zeit zu überlegen, als sie todesmutig vor ihren Sensei sprang und verzweifelt hoffte, dass der Ninja seine Rakete nun stoppen würde. Immerhin brauchten sie Sakura lebend. Yamatos Augen weiteten sich, als ausnahmsweise mal er beschützt wurde und die Rakete tatsächlich anhielt. „Das war viel zu gefährlich!“, ermahnte er sie stotternd, noch immer völlig paralysiert. „Ein Danke hätte es auch getan“, lächelte sie nervös hinter sich, als die Anspannung ihres schieren Selbstmordes von ihr abfiel. Sakura sank auf die Knie und zitterte. „Aber das nächste mal, weich bitte selbst aus“, murmelte sie sarkastisch. Der Angesprochene grummelte verlegen. „Jetzt solltest du aber wirklich verschwinden“, flüsterte er leise, doch Sakura schüttelte verweigernd den Kopf. „Das ist ein Befehl“, betonte Yamato gefährlich streng. „Zusammen können wir sie länger aufhalten. Außerdem, bin ich doch ein ganz gutes Schutzschild.“ Ihm gefiel ihre Antwort zwar nicht, aber je länger er darüber nachdachte, desto sinnvoller klang es. Wenn er alleine gegen sie kämpfen würde, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis einer ihm entwischen würde und sich Sakura dann doch noch holte. Vielleicht war sie in seiner Nähe doch sicherer, überlegte er. Als Yamato nicht mehr antwortete, fühlte Sakura sich in ihrem Vorschlag bestätigt. Sie wusste, dass mit Yamato bei Befehlsverweigerung nicht zu spaßen war, aber sie befanden sich in einer Notsituation und auch er musste einsehen, dass sie recht hatte. Sakura erinnerte sich an den Tag, als das Team Yamato gegründet wurde. Wie Naruto und sie immer mit Sai gestritten hatten und Yamato ihnen damit gedroht hatte, sie für einen ganzen Tag zu dritt in ein Holzgefängnis zu sperren. Sai. Er war tot, fiel ihr wieder traurig ein. Dabei waren sie gerade dabei gewesen, wirklich gute Freunde zu werden. Bis jetzt hatte sich keiner der drei Körper weiterhin bewegt, als würden sie zusammen in Gedanken einen Plan schmieden. „Was haben die nur vor?“, fragte Yamato laut und Sakura schüttelte den Kopf, welche nun wieder etwas hinter ihm Schutz suchte. „Vielleicht sollte ich...“, begann Sakura zögerlich, während sie den Blick von den drei Gestalten nicht abwandte. Sie wollte Yamato einfach nicht dieser Gefahr aussetzen, zumal ihre Chancen wirklich schlecht standen. „Denk nicht mal dran“, unterbrach er sie und sah sie ernst dabei an. Es war ihm egal, was aus ihm wurde. Schon nach seinem Kampf mit Pain hätte er sterben sollen, dann wäre vieles ungeschehen geblieben. Obwohl Pain wahrscheinlich einfach jemand anderen als Henker benutzt hätte. Was ihm aber nicht egal war, war Sakuras Angst vor Pain, zu welchem sie unter keinen Umständen zurückkehren durfte. Sakura seufzte leise. Plötzlich aber verteilten sich die drei Ninjas und griffen von beiden Seiten, sowie frontal an. Yamato verzerrte angestrengt das Gesicht, während er versuchte alle gleichzeitig mit seinem Mokuton zu aufzuhalten. Hierfür blitzten seine Iriden furchtbar schnell in alle Richtungen. Doch drei waren einer zu viel. Nur Gakidō und Chikushōdō, welche von rechts und vorne heranstürmten, hatte er mit seinen Holzranken festhalten können, womit er schon alle Hände voll zu tun hatte. Von links raste noch immer Shuradō auf Yamatos ungedeckte Seite zu, welcher jedoch nicht fähig war sich zu verteidigen, solange er die anderen beiden fest hielt. Also sprang Sakura erneut vor ihn, setzte zu einem Sprung an und holte zu einem kräftigen Schlag aus. Sie war jedoch nicht schnell genug, um die Wucht ihres Faustschlags an ihm auszulassen, denn er ging daneben. Shuradō war trotz seines riesigen, maschinellen Körpers elegant ausgewichen, packte nun ihren ausgestreckten Arm von oben her und wandelte die Kraft ihres Angriffs zu einer Konterattacke um. Mit dem Rücken voraus schleuderte er sie direkt unter sich in den harten Steinboden, welcher unter ihrem Körper bröckelte und einen kleinen Krater bildete. Das Mädchen schrie gequält auf, als der stechende Schmerz ihrer Verletzungen aufkeimte. Der harte Boden hatte sie durch den Verband hindurch aufgerissen. Der Sturz hätte sie töten können, überlegte sie verblüfft. Wieso wurde sie so extrem angegriffen, obwohl Pain sie doch offensichtlich noch brauchte? Ihr war zwar klar, dass diese Körper nicht tatenlos zusehen würden, wenn sie versuchte, einen von ihnen anzugreifen, aber so heftig zurückzuschlagen? Vielleicht war sie doch etwas leichtsinnig gewesen. „Sakura, alles klar?“, kam es unter Anstrengung von Yamato. Er bekam aber keine Antwort. Sakura schluckte schwer, hustete vom aufgewirbelten Staub und kam kaum aus dem Schutthaufen unter ihr hoch. Der Cyborg kam zwischen ihr und Yamato zum Stehen und blickte sie ruhig an. Noch immer kämpfte Yamato verzweifelt gegen die anderen zwei Ninjas an, welche mit größter Anstrengung versuchten frei zu kommen. Shuradō aber schien sich nicht für das Festhalten seiner zwei Teamkollegen zu interessieren. Er hatte Pains Befehl befolgt und war nun kurz davor Sakura zurück zu bringen, welche ihr höchstes Ziel war. Hinter Shuradō konnte sie Yamato „Steh auf“ rufen hören und sehen wie er immer wieder zu ihr rüber blickte, doch er konnte auch nicht die Konzentration vernachlässigen, welche er benötigte, um die anderen zwei weiterhin festzuhalten. Schon jetzt war Sakura total am Ende und hatte kaum die Kraft zu noch einem Angriff, geschweige denn zur Verteidigung. Plötzlich fiel Yamato ein, dass Iruka noch immer unter der Kuppel war. Also öffnete er diese kurz, damit er hinaus konnte. Iruka blickte sich irritiert um, während er versuchte seine Augen an das grelle Licht zu gewöhnen. „Was zum...“, verschlug es ihm die Sprache, als er zuerst Yamato und dann Sakura sah. „Tu irgendwas, sonst nimmt er sie mit“, befahl Yamato in verzweifelte Tonlage und Iruka richtete sich sofort auf, während Yamato die Kuppel um Narutos Doppelgänger wieder schloss. Beide beobachteten, wie der Cyborg auf Sakura zu ging und schon seine Hand nach ihr ausstreckte, als diesen plötzlich etwas am Kopf traf. Iruka schlug ihm eine seiner Krücken heftig in die Seite seines Genicks, was den Cyborg zumindest aus dem Gleichgewicht brachte und ihn meterweit zur Seite wanken ließ. Sakura erkannte ihre Chance und kroch schnell an diesem vorbei, um wieder in die Nähe von Yamato zu gelangen. Auch Iruka sprang mit einem Satz zu Sakura, jedoch nur noch mit einer Krücke bewaffnet. Die andere lag verbogen neben Shuradō. „Danke, das war knapp“, flüsterte Sakura schwer atmend. Die Schmerzen brachten sie beinahe um den Verstand und auch Yamato musterte kurz ihren Rücken, welcher sich blutrot verfärbt hatte. „Verdammt. Woher zum Henker wussten die wo wir waren?“, fragte nun auch Iruka, erwartete jedoch keine Antwort, während er den Blick nicht von dem Cyborg abwandte. Dieser richtete sich schon wieder auf, blieb völlig unbeeindruckt. „Hoffentlich geht es Naruto gut“, überlegte Sakura laut und biss die Zähne zusammen. „Seine Doppelgänger sind jedenfalls noch da“, bemerkte Yamato, also sollte es ihm noch gut gehen. Plötzlich sank er vor Erschöpfung in die Knie. „Ich befürchte ich kann sie nicht länger aufhalten“, stammelte er außer Atem und schon kurz darauf befreiten sich die beiden Gegner. Iruka grummelte nervös, als auch der Cyborg sich wieder zu ihnen drehte und ihr Ende schon in unmittelbare Nähe rückte. „Du kannst Frieden nicht mit Gewalt erschaffen“, setzte Naruto erneut an, aber noch immer reagierte Pain nicht auf dessen Versuche zu einem Gespräch. Stattdessen versuchte er unaufhörlich Naruto mit Chakramodulatoren zu erwischen, aber diesmal war dieser vorbereitet und wich jedem einzelnen mit Leichtigkeit aus. Pain wollte nicht auf Anhieb zu viel Chakra verschwenden, denn die Shinobi in seiner Gefangenschaft würden ihn nicht ewig damit versorgen. Der Verlust wäre zu hoch. Als er Naruto mit seiner Kraft dann doch zu sich her zog, wirkte Naruto nicht überrascht. Jetzt reagierte auch Kakashi und griff Pain von der Seite mit seinem Raikiri an, um ihn abzulenken. Doch Pain verwendete einfach seine Gegenkraft, zielte mit dem anderen Arm auf Kakashi und schleuderte ihn wieder davon. Kakashi flog wie ein Pfeil durch die Luft, während sich sein Jutsu auflöste. Ein Kribbeln durchfuhr seinen Körper, was wohl der Kraft zu verdanken war, die auf ihn wirkte. Nach einem scheinbar endlosen Flug kam er endlich rutschend auf dem Boden auf. Ohne sich ernsthaft bei dem Sturz zu verletzen, konnte er sich abfangen. Naruto wurde derweil von Pain am Kragen gepackt, welcher ihn wütend aber unbeeindruckt ansah. „Wie viele Familien und Freunde du auseinander gerissen hast, das werde ich dir nie verzeihen. Du Monster“, kam es schreiend von Naruto, der den Ernst seiner Lage überhaupt nicht wahrnahm. Mit diesen Worten löste er in Pain eine Reaktion hervor. Er hielt in seiner Bewegung inne und starrte den Uzumaki ungläubig an. Seinen Arm hatte er gehoben, ein metallenes Rohr in der Hand, doch er stach nicht zu. „Freunde auseinander gerissen?“, wiederholte Pain und dachte an Yahiko, einen alten Freund, welcher ihm damals brutal genommen wurde. Und nun sollte er selbst so ein Monster sein? Niemals. Er wollte Frieden in das Dorf bringen. Dazu waren nun mal Opfer nötig. Naruto nutzte seine Gunst und formte Doppelgänger, die Pain mit beiden Händen abwehren musste. Dazu musste er allerdings Naruto los lassen und tat dies auch kurz darauf. Dieser sprang wieder einige Meter nach hinten, während seine Doppelgänger längst wieder durch Pains Gegenangriff verpufft waren. „Diese Opfer sind nötig für den wahren Frieden, den ich in das Dorf einführen werde“, zitierte Pain sich selbst, noch immer überzeugt. Aber Naruto kannte nun einen weiteren wunden Punkt seines Feindes und er wollte unbedingt herausfinden, was ihm widerfahren war. Vielleicht war das des Rätsels Lösung für die Rettung Konohas. Es vergingen einige Sekunden, bis Pain seine Gedanken wieder geordnet hatte. „Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis das Mädchen wieder hier ist. Dann wird sie die Shinobi für mich heilen und ich werde dich wieder einfangen, Fuchsgeist.“ Naruto blickte ihn fragend an. „Was soll das heißen?“, hakte er laut nach. „Sakura ist in Sicherheit. Du wirst sie nicht finden!“ Naruto war sich seiner Worte eigentlich sicher, aber Pains Augen verrieten eine andere Wahrheit. „Du scheinst meine Fähigkeiten zu unterschätzen“, begann Pain erstaunlich sanft mit einem arroganten Unterton. In diesem Moment sprang Kakashi wieder neben Naruto, als er versuchte dessen Blick zu deuten. „Was ist los, Naruto?“ Doch dieser antwortete nicht, fixierte weiterhin Pain und Kakashi tat es ihm nach. Der Rinnegannutzer seufzte, wollte sich erbarmen, ihnen ein paar Details zu nennen und sich vielleicht sogar ein bisschen dabei aufspielen. Schließlich war er ein Gott. Er war unbesiegbar. Alle sollten ihm Respekt entgegen bringen und seine große Macht zu spüren bekommen, würden sie es nicht tun. Er formte ein paar Fingerzeichen und rief Ningendō zu sich, der sogleich puffend erschien. „Ningendō kann Gedanken lesen“, ließ er die Bombe platzen, was Kakashi und Naruto total sprachlos machte. „Und eure beiden Freunde da drüben“, er zeigte in die Richtung, wo Gai und Shikamaru irgendwo lagen. „Haben einen erheblichen Beitrag geleistet.“ Jetzt wurde Kakashi so langsam einiges bewusst. Deshalb fehlten die anderen Körper Pains. Sie waren auf dem Weg zu Sakura, wenn sie nicht längst dort eingetroffen waren. Dieser Mistkerl hatte sie doch tatsächlich dazu gebracht, sich aufzuteilen und somit quasi selbst zu schwächen. Narutos Augen blieben wutentbrannt geweitet. „Kakashi, ich schaffe das hier allein. Du wirst zu Sakura gehen“, befahl Naruto ihm, was Kakashi etwas seltsam vorkam, da er sonst die Befehle gab. Dennoch hatte Naruto noch Hinata und Lee auf seiner Seite. Denn es war ebenso wichtig, dass Pain nicht an Sakura herankam. Also nickte Kakashi ihm zu. „Unterschätze ihn nicht Naruto“, warnte er ihn noch, während er sich umdrehte, um zurück zum Unterschlupf zu gelangen. Doch Pain wollte ihn nicht einfach ziehen lassen und hetzte Ningendō auf ihn. Ningendō setzte sich sofort in Bewegung und startete einen Angriff. Aber ehe er Kakashi erreichen konnte, hatte Naruto ihn mit einem einzigen Schlag auch schon in den Boden gestampft. Kakashi staunte nicht schlecht, während er davon raste, Naruto noch immer im Blick. Wenn Naruto wütend war und er sich somit nicht mehr zurückhielt, konnte er all seine Kräfte in nur einem Schlag entfesseln. Hart traf Iruka die stählerne Faust in den Magen, als der Cyborg ihn ohne Mühe an der Kehle gepackt hatte. Nun ließ er auch die zweite Krücke fallen, während er einige Meter weggeschleudert wurde und über den Steinboden rutschte. Die Kraft des Schlages war so heftig gewesen, dass er den Geschmack seines eigenen Blutes im Mund wahr nahm und kaum noch Luft bekam. Er hustete und versuchte den Angreifer in seinem verschwommenen Blick zu behalten. Doch die Übelkeit verstärkte sich immer weiter, also blieb er einfach liegen und versuchte zu Atem zu kommen. Yamato schaffte es irgendwie den Angriffen der anderen beiden auszuweichen und hielt diese auf, während Sakura versuchte Iruka zu helfen. Obwohl der Cyborg sich schon gar nicht mehr um diesen scherte, sondern sich mit emotionsloser Miene wieder zu der Haruno drehte. Sie verfluchte sich und ihr Können als Iryonin kurz, als sie mitten in der Bewegung inne hielt und wieder vor Shuradō zurück weichen musste. „Einfach liegen bleiben, Sensei Iruka“, rief sie ihm zu, denn sie wollte nicht, dass er ihretwegen umgebracht wurde. „Nein“, stammelte Iruka. Er streckte daraufhin die Hand nach Shuradō aus, wollte helfen, aber sein Körper blieb wie gelähmt liegen. Abgesehen davon, konnte er ohne mindestens eine Krücke, kaum laufen. Sakura ließ ihren Gegner nicht aus den Augen, während sie ihn von Iruka weglockte. Der permanente Schmerz in ihrem Rücken ließ sie immer wieder die Augen zusammen kneifen. Jede Bewegung machte es schlimmer. Immer schneller wurde Shuradō und wechselte mit ihr zusammen fast zeitgleich die Richtung. Es war ihr nicht möglich ihm in ihrem Zustand zu entkommen. Sakuras Körper spannte sich bis aufs Äußerste an, während sie weiter in Yamatos Richtung lief. Zu zweit waren ihre Chancen höher, aber beide wussten, dass sie das nicht mehr lange durchhalten würden. Ein Augenblick der Unachtsamkeit reichte aus, als Shuradō statt auf Sakura, auf Yamato los ging, welcher ihm völlig ungeschützt den Rücken zugewandt hatte. Schon wieder hatte sie den Gegner völlig falsch eingeschätzt, verfluchte Sakura sich selbst. Wie ein Geschoss zischte der Ninja an ihr vorbei. „Yamato!“, versuchte sie ihn zu warnen, welcher sich gerade noch zurück wenden konnte, bevor Shuradō ihn mit seinen verlängerten Armen am Kopf erwischte. Mit einem kräftigen Ruck verdrehte Shuradō seinen Kopf, als wäre sein Hals ein Streichholz, ohne jede Mühe und brach ihm damit sofort das Genick. ... Sakura hörte es. Das Brechen jeden einzelnen Knochens. Wie die Sehnen unter seiner Haut rissen und die Nervenbahnen, welche das Rückenmark mit dem Gehirn verbanden, einfach abgetrennt wurden. Das ungedämpfte Aufkommen seines leblosen Körpers auf den Boden. Sie konnte all das hören und würde es nie wieder vergessen. Unnatürlich landete sein Kopf auf der Seite. Seine Augen wurden so leer und träge, als würde er wieder unter Pains Jutsu stehen. Schockiert sank sie auf die Knie, konnte nicht einmal Tränen vergießen. Gerade eben hatte er noch da gestanden, mit ihr geredet, sie beschützt und nun... Nur langsam begriff sie, dass er wirklich tot war, als sie den Blick weiterhin auf seinen verblassenden Gesichtsausdruck richtete. Er würde nie wieder zurück kommen. Nie wieder lachen. Nie wieder Naruto zurecht weisen oder seinen Horrorblick gegen ihn einsetzen. Und er würde nie die Gelegenheit bekommen, seine Schuld zu begleichen. Ihr Herz begann zu brechen. Dann passierte etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. Yamatos Körper zerfloss zu Lehm und überdeckte den Boden so mit einer braunen, dickflüssigen Masse. „Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe, aber ich musste schnell handeln“, tauchte die Stimme direkt hinter ihr auf. Schon den Tränen nahe drehte Sakura sich um und beobachtete, wie Yamato aus dem Boden auftauchte. Dafür würde sie ihn später noch windelweich prügeln, versprach sie sich, aber fürs erste war sie nur heilfroh, dass er noch lebte! Dass er sie nicht allein gelassen hatte. „Tun Sie das nie wieder!“, ermahnte sie ihn, richtete sich noch immer zitternd auf, konnte das Weinen gerade noch so unterdrücken und schluckte die Trauer hinunter. Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, da sie sich von ihm abgewandt hatte, doch ihre Stimme klang weinerlich. Hatte sie wirklich gedacht er sei tot? Ein entschuldigender Blick huschte kurz in Sakuras Richtung, ehe er versuchte sich wieder auf den Kampf zu besinnen. „Die haben nicht einen Kratzer“, stellte Yamato dann missmutig fest. Sie konnten wirklich nichts anderes tun, als sie so lange wie möglich aufzuhalten. Doch das hieße gleichzeitig, dass ihr Kampf in jedem Fall auf eine Niederlage hinauslief, in der sie Sakura mitnehmen würden. Und dieser Umstand bestärkte das Gefühl der Machtlosigkeit in ihm. Kurz wandte Yamato sich zu Iruka um. Dieser hustete gerade Blut, lebte aber immerhin noch. „Hm“, murmelte Yamato etwas unter Druck gesetzt. Wenn Sakura doch nur stark genug wäre, einen von ihnen zu Brei zu schlagen. Aber ihr fehlten im Moment einfach die Kräfte, das war ihm klar. Außerdem war sie schwer verletzt, was nicht wenig schmerzhaft aussah. So konnte sie nicht richtig kämpfen und in gewisser Weise, kämpfte er wohl allein. „Kannst du einen von ihnen festhalten? Das Mädchen“, fragte Sakura dann leise und deutete auf den zierlichen Körper in der Mitte. Denn von dieser spürte sie, dass sie eine Menge Chakra in sich trug. Sie erinnerte sich daran, wie dieses Mädchen einige unheimliche Kreaturen herbei gerufen hatte, die das halbe Dorf zerstört hatten. Es war eigentlich unmöglich, so viele auf einmal zu beschwören, weshalb dieses Mädchen wirklich stark sein musste. Doch Sakura hatte keine Zeit das alles zu erklären, als Yamato sie fragend ansah. „Ich erkläre es später“, sagte sie eilig und Yamato nickte entschlossen, während er überlegte, was sie wohl vor hatte. Da er aber wusste, wie wenig Zeit ihnen blieb, versuchte er sich zu beeilen. Erneut formte er Fingerzeichen und bohrte beide Fäuste in den Boden, während Sakura in Richtung von Chikushōdō rannte. Das Holz grub sich durch den Boden und packte die Beine des Mädchens so schnell, dass sie nicht entkommen konnte. Die anderen beiden versuchte Yamato von Sakura fern zu halten, in dem er sie mit angespitzten Holzranken angriff. Solange sie sich nicht zu weit voneinander entfernten, konnte er mit allen dreien fertig werden. Doch Chikushōdō befreite sich unerwarteter Weise mit Shuradōs Hilfe, welcher das Holz mit einer kleineren Rakete von deren Beinen absprengte. Dass ihre Beine Verletzungen davon trug, schien keinen der beiden etwas auszumachen. Mit voller Konzentration wollte Yamato sich nicht abwimmeln lassen, denn Sakura setzte schon zu einem Schlag an. Ein Adrenalinstoß gab ihm die letzte Kraft, um seine Holzranken noch schneller werden zu lassen und Chikushōdō doch noch einmal zu erwischen. Der Gesichtsausdruck des Mädchens änderte sich nicht. Da war weder Angst, noch Wut. Kein Leben war in ihren Augen zu erkennen. Mit einem verbissenen Kampfesschrei durchschlug Sakuras Faust deren Körper von oben herab und hinterließ nur Fetzen von ihr. Die Reste ihres Körpers begannen sofort blau zu leuchten, als das Chakra aus diesem befreit wurde. Doch die anderen beiden Ninjas verleibten sich dieses ohne zu zögern ein, ehe es verloren war, während Sakura direkt neben ihnen völlig erschöpft auf dem Boden aufkam. In den Schlag hatte sie ihre letzten Kraftreserven gesteckt. Yamato konnte nicht glauben, wie unglaublich stark Sakura war. Die sollte man wirklich nicht gegen sich aufbringen, überlegte er stolz. Dann aber sah er, wie sie nicht einmal mehr die Kraft hatte, um sich in Sicherheit zu bringen, sondern einfach müde an Ort und Stelle auf die Knie sank. Also umwickelte er ihre Hüften mit einer Holzranke und zog sie zu sich, während die anderen immer noch das übrige Chakra aufnahmen. „Gute Arbeit Sakura, ich muss schon sagen“, lobte er sie. Sie stöhnte nur erschöpft, statt zu antworten. Noch immer hatten sie zwei Probleme vor sich, also immer noch zwei zu viel. Yamato musterte Sakura, welche heftig nach Luft rang und auf dem Boden kniete. Schon seit er sie kennen gelernt hatte, beging er immer wieder den Fehler sie zu unterschätzen, fiel ihm auf. Auch als sie damals auf der Brücke von Himmel und Erde als Team gegen Orochimaru kämpften und Narutos Körper vom Chakra des Fuchsgeistes übernommen worden war. Damals hatte er nicht mit ihrem beherzten eingreifen gerechnet, mit dem sie Naruto wieder zurückholen wollte und dabei selbst schwer verletzt wurde. Er erkannte, dass sie sogar ihr Leben für ihre Freunde geben würde, doch soweit würde er es gewiss nicht kommen lassen. In einem kurzen Moment schwelgte er in Erinnerungen, als er Sensei von Team 7 war. Als Sai noch lebte. Sie hatten noch keine Zeit gehabt, seinen Tod zu betrauern, geschweige denn irgendeinen anderen Tod. Er hoffte, dass Pain bald besiegt wurde, damit sie alle endlich wieder aufatmen konnten. Binnen Sekunden wurde Yamato in seinem Gedankengang unterbrochen, als die übrigen Körper Shuradō und Gakidō erneut einen Angriff starteten. Er griff Sakura um die Taille und sprang mit ihr zusammen nach hinten, wich den Greifarmen von Shuradō geschickt aus. Einen Augenblick später musste er Sakura absetzen, um Gakidōs direkten Angriff mit einem Kunai abzublocken, indem er seinen Unterarm gegen dessen stemmte. Sogar leicht nach hinten musste er ausweichen, da Gakidō wirklich eine immense Kraft besaß. Sakura konnte nur zusehen, wie sein Angreifer ihm unerwartet, die zu einer Spitze geformte Hand ohne Rückhalt in Yamatos Schulter stieß. Dieser stöhnte unter dem stechenden Schmerzen, die er versuchte zu unterdrücken. Das Brennen breitete sich von seiner Schulter über den gesamten Arm aus. Schwäche durchfuhr ihn, als er spürte wie Gakidō begann ihm das Chakra zu entziehen. Das war also seine Fähigkeit überlegte Yamato, als er gegen dessen Arm mit dem Kunai in der Hand nicht länger ankam. Gerade wollte Sakura sich aufrichten und ihm helfen, als sie die unüberspürbare Anwesenheit Shuradōs hinter sich fühlen konnte. Ängstlich riss sie die Augen auf und konnte keinerlei Gegenwehr aufbringen, als dieser sie mit seinem verlängerten Arm am Hals packte und den Druck verstärkte. „Nein“, stammelte Yamato kaum hörbar, als er Sakura direkt im Blickfeld hatte. Jetzt war es aus, dachte Sakura. Yamato verlor immer weiter sein Chakra und somit die Kraft, sich zu wehren und Sakura hatte diese bereits längst verloren. Sie strampelte mit den Beinen, wollte ihm einen Tritt verpassen, doch sein Arm war zu lang, als dass sie ihn erreichen konnte. Ihr wurde schwummrig, die Lunge brannte als sie vergeblich nach Sauerstoff suchte. Eine schlimme Vorahnung, die ausschließlich Pain beinhaltete, versetzte sie in Panik, woraufhin ihr übriger Sauerstoff noch schneller verbraucht war. In einem schwachen Moment wünschte Sakura sich kurz, dass Shuradō sie versehentlich umbringen würde. Somit wären Pains Pläne hinfällig und sie wäre erlöst. Und plötzlich. Schwerelosigkeit. Sie fiel. Der Griff um ihren Hals lockerte sich. Wie eine Feder fühlte sie sich. Eine in Flammen stehende Feder, die sobald sie den Boden berührte, zu Staub zerfallen würde. Irgendjemand fing sie jedoch auf und setzte sie auf dem Boden ab. „Sakura, bleib wach, hörst du!“ Kakashis Stimme durchbrach ihre beinahe Bewusstlosigkeit, ehe sie die Augen öffnete. Als er sah wie sie wach wurde, blickte er zu Yamato. „Bin gleich zurück“, flüsterte er ihr zu und eilte weiter zu Yamato, welcher noch immer versuchte die Hand seines Gegners aus seiner Schulter zu ziehen. Sakura blickte an die Stelle, an der eben noch Shuradō gestanden hatte, aber sie entdeckte ihn nicht. Nun ging Kakashi mit seinem Raikiri auf Gakidō los, welcher seinen Angriff aber bemerkte, seine Hand deshalb aus Yamatos Schulter zog und ihn danach einfach fallen ließ. Kakashis Schlag ging ins Leere, doch ihm war wichtiger, dass Yamato nun wieder frei war. Dieser rappelte sich bereits wieder auf und hielt sich die blutende Schulter. „Pass auf, er kann Chakra absorbieren“, stammelte er und Kakashi nickte, während er sich kurz vergewisserte, dass Yamato stehen konnte. Dann ging er wieder zu Sakura, ließ die Gegner dabei nicht unbeobachtet und lupfte sie vorsichtig hoch. Diese stöhnte jedoch schmerzverzerrt, als sie die Berührung seiner Arme auf ihrem Rücken spürte. Kakashi blickte auf seine Hände, die nun blutverschmiert waren. „Mh“, brummte er wütend. Hatte sie nicht schon genug durch machen müssen? Reichte es nicht, dass Pain ihre Fähigkeiten ausnutzte und sie dafür auch noch bestrafte? Kakashis Blick verriet keines seiner hoch siedenden Gefühle, als er sich langsam wieder fing. Er konnte ihre Verletzungen und auch die von Yamato und Iruka hier nicht behandeln. Er würde sie zu Hinata bringen müssen. „Wir versuchen zu Naruto und den anderen zu gelangen. Es war dumm uns zu trennen“, erklärte Kakashi bitter, was wie eine Entschuldigung klang. Denn er war es schließlich gewesen, der den Plan geschmiedet hatte. „Kannst du laufen?“, fragte er Yamato dann, welcher völlig fertig mit den Nerven nickte, obwohl er ganz schön mitgenommen aussah. Ihm blieb aber leider keine Wahl. Mit einem Satz kam Kakashi dann neben dem immer noch nach Luft ringenden Iruka auf und versuchte dessen Arm über seine Schulter zu ziehen. Kakashi konnte nur eine der verbogenen Krücken entdecken, welche nicht mehr zu gebrauchen war und wusste, dass Iruka ohne sie nicht laufen konnte. Dieser spürte, dass er ein wenig mithelfen musste, damit Kakashi auch noch Sakura tragen konnte, also riss er sich zusammen. Er behielt den Arm um Kakashis Schultern gestützt, als wäre dieser das fehlende Bein, welches er so dringend zum Laufen brauchte. Iruka war der Meinung, dass man ihn auch hätte zurück lassen können, damit Kakashi Sakura in Sicherheit bringen konnte. Aber Iruka kannte Kakashi sehr gut und wusste, dass dieser eher sterben würde, bevor er einen Kameraden zurück ließ. Deshalb schwieg Iruka. Nur kurz bestaunte Kakashi die Reste eines von Pains Körpern, welche definitiv Sakuras Unterschrift trugen, ehe er sich mit den anderen auf den Weg machte. Sie mussten sich beeilen, denn Shuradō hatte er zwar mit einem Tritt erst einmal aus dem Weg befördern können, nachdem er dessen Arm abgetrennt hatte, doch Gakidō war noch immer in ihrer Nähe und begann auch ohne Umwege ihre Verfolgung aufzunehmen. Besorgt stellte Kakashi fest, dass Yamato kaum mit ihm mithalten konnte, als er zurück blickte. Doch er konnte Sakura nicht in weitere Gefahr bringen. Eine dritte Person würde er nicht tragen können, dafür hatte er leider zu wenig Hände frei. Da hatte dieser Shuradō wirklich einen Vorteil mit seinen vielen Greifarmen, überlegte er. „Halt noch etwas durch“, rief er zu Yamato nach hinten, welcher jedoch all seine Kraft zum rennen brauchte und deshalb unfähig war zu antworten. Gakidō holte Yamato immer weiter ein und ging ganz plötzlich zum Angriff über. Mit Schwung sprang er von der nächsten Hauswand ab, welche unter seinem Gewicht zerbrach. Er holte aus und trat den ahnungslosen Yamato mit voller Wucht von oben in den Boden. Kakashi blieb bestürzt stehen und wandte sich um. "Das sah übel aus", bemerkte Iruka unnötiger Weise. Im selben Moment zischte eine grüne Silhouette an ihnen vorbei. „Lee! Gerade richtig“, atmete Kakashi erleichtert auf. „Geh mit Sakura schon mal vor“, rief dieser noch und betrachtete kurz das kraftlose Mädchen in seinen Armen. Dann galt Lees Aufmerksamkeit ganz Gakidō, welcher kaum einen Arm bewegen konnte, als Lee ihm mit Höchstgeschwindigkeit einen Tritt verpasste und ihn von Yamato herunterschleuderte. Lee hatte seine Trainingsgewichte abgenommen und dadurch einiges an Geschwindigkeit gewonnen. Von Weitem sah Lee schon, wie auch ein zweiter Ninja zum Vorschein kam, der wohl zu Pain gehörte. Gakidō rauschte an diesem, noch immer im Tempo von Lees Tritt, vorbei. „Yamato-sensei, sag doch was“, forderte Lee voller Sorge, als er ihn aus dem zertrümmerten Boden hinaufzog und dessen Arm um seine Schultern legte. Er atmete noch, bemerkte Lee, war jedoch bewusstlos. Ein Rinnsal Blut tropfte von seinem Mundwinkel. Das musste ein heftiger Schlag gewesen sein. Ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte, überlegte Lee und schloss Minuten später mit Yamato im Schlepptau wieder zu Kakashi auf. Erleichtert blickte dieser hinter sich und beäugte Yamato. Jetzt sah er noch schlimmer aus als zuvor, überlegte er niedergeschlagen und richtete seinen Blick wieder nach vorne. Wenn sie bei Naruto ankommen würden, müssten sie sich von zwei Seiten her verteidigen. Das könnte echt übel werden, überlegte Kakashi weiter. Vor allem, da er Sakura damit wie auf einem Silbertablett servieren würde. Aber dieser Pain ließ ihnen wieder einmal keine Wahl. Kapitel 9: Das Band der Freundschaft ------------------------------------ Als Kakashi und Lee zusammen mit Sakura, Iruka und Yamato auf dem großen Platz ankamen, war Narutos und Pains Kampf gerade zum Stillstand gekommen. Es sah so aus, als würden sie sich allein mit ihren Blicken bekämpfen. Ein Kampf der inneren Stärke. Sakuras Blickfeld blieb verschwommen. Trotzdem erkannte sie ihren Sensei und sah ihn die ganze Zeit über an. Wie es aussah, trug er sie. Es fühlte sich aber mehr nach Schweben an, unter Schmerzen zwar, aber auch irgendwie sanft. Der Lärm um sie herum war wie abgestellt. Manchmal sah er direkt zu ihr hinunter und sagte etwas zu ihr, aber sie konnte es nicht verstehen. Die Schmerzen und das Pulsieren ihres Herzens waren viel zu laut. Seine Arme, die sie trugen, fühlten sich wie ein Nadelkissen auf ihrer Haut an. Alles worauf sie sich konzentrierte, war das Offenhalten ihrer Augen, die Kakashi fixierten. Nichts anderes wollte sie mehr wahrnehmen. Wieso überlegte sie ausgerechnet jetzt, wie er wohl demaskiert aussehen könnte? Und wieso war seine Nähe so angenehm, so wohltuend, fast wie eine Schmerztablette? Die Feinde befanden sich dicht hinter Lee und Yamato. Sie durften sie nicht zu Hinata locken und würden sowieso wohl kaum rechtzeitig bei ihr eintreffen. Hilfe war nötig. „Naruto!“, schrie Kakashi zu ihm hinauf, da hinter ihnen Gakidō und Shuradō jeden Moment angreifen würden. Der Angesprochene entdeckte kritisch die Ninja in ihrer misslichen Lage und er reagierte sofort. Er konnte Sakura in Kakashis Armen sehen und sie machte keinen besonders fitten Eindruck. Sensei Iruka hielt sich krampfend den Bauch. Dieser konnte sich nur mit Kakashis Hilfe fortbewegen. Auch Yamato schien es schwer erwischt zu haben, sein Körper zeigte keinerlei Regungen und seine Augen waren geschlossen. Naruto entnahm seiner Tasche ein spezielles Kunai, dass er nun in Richtung der beiden Angreifer warf. In Gedanken dachte er dabei an seinen Vater, ohne den er zu diesem Jutsu wohl kaum in der Lage wäre. Naruto sammelte sein Chakra und verteilte es gleichmäßig im gesamten Körper. Kaum eine Sekunde später, teleportierte Naruto sich zu dem Kunai, wie er es von Minato abgeguckt hatte. Erst jetzt fiel Kakashi auf, dass er im Sennin-Modus war und den Gegner mit erschreckender Leichtigkeit vorerst auf Abstand halten konnte. Wie ein Schutzschild erschien er vor Lee und Yamato, welche das Schlusslicht bildeten und hielt die Angreifer davon ab, sie zu verfolgen. Nur in einer einzigen Millisekunde, hatte Kakashi ihn mit seinem Sensei Minato verwechselt und war dabei sogar leicht zusammen gezuckt. Die beiden wurden sich von Tag zu Tag ähnlicher. Kurz darauf gelang es Kakashi sich mit Sakura zwischen zwei Gebäuden zu verstecken. Hinter einer Ecke von dort kam auch Hinata hervor, die sofort wusste was zu tun war. Zuerst nahm Kakashi Irukas Arm, hielt dessen Körper dadurch und ließ ihn vorsichtig die Mauer hinuntergleiten. Erschöpft blieb Iruka dort sitzen und rang angestrengt nach Atem, während er Hinata beobachtete. Diese wollte schon nach ihm sehen, aber er winkte ab. „Schon okay“, nuschelte Iruka und musste erneut Luft holen für seine nächsten Worte. „Ich muss mich nur ausruhen“, beendete er und Hinata nickte nachdenklich, wendete sich Sakura zu. Kakashi setzte sie sanft auf dem Boden ab. Sakura war bei Bewusstsein, hatte aber starke Schmerzen und schaffte es kaum sie zu verbergen. Etwas entsetzt musterte Kakashi seine blutigen Arme und streifte das Blut auf seinen Händen schnell an seiner Hose ab. Wenn das alles von Sakura war, dann hatte sie viel davon verloren. Er bereute es, nicht früher dagewesen zu sein. Und das alles war seine Schuld. Er hatte den Plan geschmiedet, der ihnen allen nun vielleicht das Leben kostete. Sein betroffener Blick schwenkte zu Hinata, als diese bereits versuchte Sakuras Wunden zu schließen. Wenigstens waren die Verletzten nun erst einmal in Sicherheit, überlegte Kakashi und blickte auch nochmal zu Iruka. Dann drehte er sich um, als er schwere Atemzüge hinter sich vernahm. Lee kam ihm mit Yamato entgegen, der sogar schon wieder aufgewacht, aber schwer angeschlagen war. Wieder waren sie einer weniger. Kakashi überkam ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit, während er zusah, wie Lee ihn behutsam an der Wand hinunter sinken ließ. Yamato schien starke Schmerzen zu haben und bekam wie Iruka nur schwer Luft. Bei ihm sah es jedoch noch eine Nummer schlimmer aus, wenn er Luft holte. Er röchelte ja schon fast. Wie gerufen bestätigte sich sein schlechter Zustand, als er Blut hustete und dieses besorgt auf seiner Handfläche musterte. Einer nach dem anderen wurde ausgeschaltet. Wie sollten sie zu dritt mit Pain und seinen Körpern nur fertig werden? Die Zeit würde das zeigen, hoffentlich, betete Kakashi zu sich selbst, nachdem er Yamatos erwidernden Blick ausgewichen war. Er musste zurück aufs Schlachtfeld, zu Naruto und ihn unterstützen soweit er konnte. Also schritt er davon und Lee folgte ihm kurz darauf mit bedrücktem Ausdruck in den Augen. Ihnen beiden war nicht wohl dabei, die Verletzten hier nahezu schutzlos zurückzulassen. Hinata schluckte schwer, weil sich die Verletzten häuften, um die sie sich zu kümmern hatte. Nur aus dem Augenwinkel nahm sie war, wie Kakashi und Lee sie wieder verließen. Als Sakura dann Yamato bemerkte, zog sie Hinatas Hand zu sich vor, um sie von ihrer Heilung abzuhalten. „Du musst ihn zuerst behandeln. Er ist im Kampf von größerem Nutzen als ich“, flüsterte Sakura leise zu ihr und Hinata war nicht sicher, ob sie das wirklich tun konnte. „Hinata, bitte.“, betonte sie noch einmal und die Angesprochene nickte zögerlich, während sie eher widerwillig von Sakura zu Yamato wechselte. Dieser hielt sich die Schulter und blickte überrascht auf, als Hinata sich neben ihn setzte. Verwundert sah er zu Sakura rüber, welche aber noch nicht sonderlich erholt aussah, im Gegenteil. Sie sah aus, als würde sie jeden Moment ohnmächtig werden. „Hinata, was...?“ Doch Hinata unterbrach ihn und begann mit der blutenden Wunde an seiner Schulter, von der sie nun seine Hand wegzog. „Sakura will es so“, sagte sie bitter, weinte ja sogar fast dabei. „Wieso hörst du auf sie? Du solltest...“ Aber Hinata unterbrach ihn erneut mit einem Kopfschütteln und Yamato hustete nochmals, als er spürte wie sich seine Lunge mit Flüssigkeit füllte. „Weil sie leider recht hat“, bemerkte sie und konnte eine Träne nicht unterdrücken. Yamato beobachtete schweigend den Weg der salzenen Flüssigkeit bis hinunter zu ihrem Kinn. „Danach werde ich mich sofort um sie kümmern, keine Sorge“, beruhigte sie ihn, als er geschwächt versuchte Hinatas Hand wegzuziehen. Nach ihren Worten jedoch, ließ er die Heilung endlich zu. Pain hatte, so hart es auch klang, die höchste Priorität. Womöglich könnte er ja tatsächlich noch etwas ausrichten, wenn er wenigstens wieder laufen könnte. Der Tritt gegen seine Wirbelsäule hatte irgendeinen wichtigen Nerv zertrümmert, wenn er nicht sogar schon zur Hälfte gelähmt war, denn seine Beine reagierten nicht auf seine Bemühungen sie zu bewegen. Er war von sich selbst erstaunt, wie gelassen er diese Vermutung aufnahm. Lag sicher am Adrenalin. Dann spürte er, dass die Blutung an seiner Schulter nach ein paar Minuten gestoppt hatte, denn das starke Pochen und Brennen ließ langsam nach. Ein angespanntes Gefühl blieb an der Stelle zurück. Hinata hatte die Wunde nicht vollständig geheilt, nur die Blutung gestoppt. „Ich bin nicht sicher, aber ich denke meine Wirbelsäule hat etwas abbekommen“, erklärte er Hinata erheblich gefasster, als sie es erwartet hätte. Stumm nickte sie und übte leichten Druck gegen seinen Oberkörper aus, damit er sich etwas nach vorne lehnte. Ihre Hände ließ sie über seinen Rücken wandern und sie hatte die betroffene Stelle schnell gefunden. Die sanfte Berührung ihrer Hände spürte Yamato kaum. Lediglich ein leichtes Kitzeln nahm er auf seiner Haut wahr. Der Ausdruck, den sie nun aufsetzte, jagte Yamato dann doch ein wenig Angst ein und es schmerzte, als sie dort versuchte den Schaden zu begrenzen. „Gut, dass du so schnell hier warst“, meinte sie dann fachmedizinisch und professionell unbesorgt. Dem Patienten niemals Angst machen, wenn ihr Zustand kritisch war, hatte sie in ihrer Ausbildung gelernt. Auch wenn sie ihren Gesichtsausdruck dabei noch nicht ganz unter Kontrolle hatte. Während Yamato versuchte den immer wieder von neuem aufkeimenden Schmerz zu unterdrücken, blickte er zu Sakura und bemerkte auf einmal, dass ein paar Meter hinter ihr zwei weitere Personen lagen. „Du hast Gai und Shikamaru gefunden. Geht es ihnen gut?“ Den Blick wandte nicht von ihrer Heilung ab. „Sie sind nur bewusstlos und wachen hoffentlich bald auf“, erklärte sie, obwohl Gai eine übel klaffende Kopfverletzung davon getragen hatte, doch auch die hatte sie schon verschlossen. Ganz zu schweigen von Shikamarus Stichwunden durch die Chakramodulatoren. Die Heilung der beiden hatte ihr schon eine Menge Chakra geraubt. Dann konnte Yamato seine Beine plötzlich wieder spüren, auch wenn das Gefühl eher unangenehm war. Als wären sie eingeschlafen und würden gerade unter tausenden Nadelstichen wieder erwachen. Seine Lunge wurde von dem bedrückenden Druck des Erstickens langsam aber sicher befreit, wofür er sehr dankbar war. Das hatte ihm wirklich Sorgen bereitet. Ohne Vorwarnung kippte Sakura plötzlich bewusstlos auf die Seite. „Sakura!“, rief Yamato nach ihr, während er versucht hatte aufzustehen, um zu ihr zu laufen, doch er hatte seine Beine wohl noch etwas überschätzt, denn er fiel unbeholfen einfach nach vorn auf den Boden. Hinata half ihm erschrocken sich wieder aufzurichten, schenkte ihm noch einen Bloß-nicht-aufstehen-Ärzte-Blick und ging statt seiner zu Sakura. Vorsichtig drehte sie den Körper ihrer Freundin auf die Seite, damit kein Schmutz in ihre Wunden auf dem Rücken eindrang. „Sie ist ohnmächtig, aber sie lebt“, stellte Hinata bedrückt fest, während sie ihr mitleidig über die Stirn strich. „Ich bin bald fertig mit deiner Behandlung“, erklärte sie dann und kam wieder zu ihm, um diese fortzusetzen. Yamato konnte den Blick nicht von Sakura abwenden. Wie konnte sich Sakura nach allem was er ihr angetan hatte, noch immer so für ihn einsetzen? Es kam ihm nicht so vor, dass es ihr dabei nur um den Vorteil der Kampffertigkeiten gegangen war, die er besaß. War es aus Freundschaft? Das Geräusch eines einstürzenden Gebäudes riss Yamato aus seinen Gedanken. Es war ganz in der Nähe. Anscheinend ging es da draußen auf dem Schlachtfeld ganz schön zur Sache. „Beeil dich Hinata“, meinte er unheilvoll und blickte in die Richtung, von welcher der Lärm kam. „Alles klar, Sensei Kakashi?“, rief Naruto nach hinten und suchte zwischen den Brocken eines Gebäudes, das eben noch gestanden hatte, nach seinem Sensei. Eine komplette Wand fehlte nun, nachdem Kakashi unsanft darin gelandet war. Erst nach ein paar Sekunden bewegten sich ein paar Steine und Kakashis Arm tauchte daraus empor, bevor er sich komplett befreit hatte und den Staub aus den Lungen hustete. Ein paar Schrammen hatte er abbekommen. Aus einem kleinen Schnitt an der Stirn trat Blut hervor. Sein linker Arm lag zum Teil hinter dem zerrissenen Stoff frei und war voller Kratzer von den rauen Steinen. Zumindest spürte er keine ernsthafte Verletzung. Adrenalin konnte schon eine wahre Wunderdroge sein. Lee wollte nun endlich sein chakraloses Talent beweisen! Den Blick wendete er wütend von Kakashi ab und richtete ihn zu Pain. „Dann versuch ich mal mein Glück!“, rief er energisch und rannte so schnell auf diesen zu, dass man ihn kaum noch sehen konnte. Er war nur noch ein angreifender, grüner Fleck und diese Geschwindigkeit nutzte er für eine schwungvolle Beinattacke. Keinen Millimeter rührte sich Pain, packte Lees heran eilendes Bein, als wäre es im Schneckentempo unterwegs und verzog dabei keine Miene. „Was eh... Wie konntest du...?“, stammelte Lee verwundert. Aber Pain störte sich nicht weiter an seinen Fragen und begann zuzudrücken. Wie eine Greifzange packte er zu und drohte Lees Bein zu zerquetschen. Dieser schrie gequält auf und versuchte sich aus dem Griff zu befreien. Zwecklos. Er kam nicht frei, stattdessen verstärkte sich Pains Griff immer weiter. „Lass ihn los!“, brüllte Naruto von hinten und stürmte nun ebenfalls los, während Kakashi sich noch immer von seinem Sturz erholte und sich aus dem Trümmerhaufen kämpfte. Noch ehe Naruto bei Pain ankam, entledigte dieser sich Lees Person einfach, indem er ihn mit einer gewaltigen Druckwelle von sich schleuderte. Da Lee in unmittelbarer Nähe der Quelle war, von der die Druckwelle ausging, war sie noch heftiger, noch zerstörerischer und feuerte den grünen Fleck hunderte Meter weit. Lee bekam keine Chance den Sturz in irgendeiner Form abzufangen und Pain hatte damit einen direkten Treffer gelandet. Es war nur noch zu hören, wie der Körper von Lee durch etliche Häuser und Mauern brach. Nichts als Staubwolken und Schutthaufen blieben zurück. „Der steht so schnell nicht wieder auf“, bemerkte Pain beinahe amüsiert von seiner eigenen Kraft. Kakashi blickte Lee besorgt hinterher. Überleben würde er es, denn Lee war mindestens genauso zäh wie Gai, aber mit dem Aufstehen könnte es wirklich vorerst problematisch werden. Naruto hatte seinen Angriff gestoppt und sprang nun wieder etwas zurück, nachdem er Lee leider nicht rechtzeitig erreicht hatte. Er zischte genervt und blickte zu Pain, der noch immer keinen Schaden genommen hatte. „Dann muss ich dich wohl besiegen und dich zur Besinnung prügeln“, verkündete Naruto vorlaut, war sich aber sicher, dies auch zu erreichen. Noch nie hatte man ihn von einem seiner Gedanken abbringen können. Das wusste Pain nur noch nicht. Erschöpft richtete Kakashi seinen Blick nach vorn, wo Naruto sich auf seinen nächsten Angriff vorbereitete. Danach wanderte sein Blick weiter zu Pain in die Luft, wo er fast wie ein Gott wirkte, als das Sonnenlicht seinen Körper in einen goldenen Hintergrund tauchte. Aber er war kein Gott. Nicht in dieser Welt. Kakashi wollte in der Nähe von Hinata und den anderen bleiben, um diese vor einem möglichen Angriff zu schützen, aber er wollte ebenso Naruto helfen. Dazwischen lag eine Entfernung von mehreren hundert Metern. Eine Entscheidung wurde also fällig. Als er Naruto genauer musterte, fiel ihm auf wie schwer dieser bereits atmete und auch im Sennin-Modus war er nicht mehr. Wie viele seiner Doppelgänger hatte er schon verbraucht? Doch auch Pain dürfte langsam die Grenzen seiner Kräfte erreichen, zumindest seines Chakras, das ihm langsam aber sicher ausgehen dürfte. Gut möglich, dass er bald ernst machte und wer wusste schon, was dann passieren würde. Sie konnten jedenfalls nicht darauf warten. Der Kampf dauerte schon viel zu lange, überlegte Kakashi. Auch Hinata konnte sie nicht immer wieder zusammenflicken und Sakura hatte bereits keine Chakrareserven mehr. Durch die Gefangenschaft konnte sie sich nie wirklich erholen und war deshalb seit Beginn des Tages schon stark geschwächt. Schwermütig blickte Kakashi in ihre Richtung hinter sich und spürte dann, wie Naruto seinen Angriff startete. „Du wirst Konoha nicht noch weiter verändern!“, brüllte er Pain entgegen und setzte zu einem Faustschlag an. Pain blieb wie immer völlig unbeeindruckt, hob lediglich den Arm. „Die Strafe für den Verrat an mir, wird deinen Freunden das Leben kosten“, sprach er wie ein Richter, scharf und unabwendbar. Fast war das Echo eines Urteil beschließenden Hammers, der auf den Richtertisch schlug, zu hören. Die Drohung kroch Naruto durch alle Knochen, aber statt Furcht, wurde nur weitere Wut in ihm entfacht. Er war sogar so abgelenkt, dass er Pains Angriff gar nicht kommen sah. Erneut wurde Naruto zu Boden geschleudert und rutschte über diesen bis direkt neben Kakashi zurück, welcher ihn besorgt musterte. Naruto war noch längst nicht am Ende, das spürte er, aber er konnte Pain einfach nicht erreichen. Dessen Macht über die Anziehungskräfte war übermenschlich, gar göttlich. Hm. Schon wieder begann er Pain mit einem Gott zu vergleichen. Gedanklich schüttelte Kakashi den Kopf. „Wir müssen uns etwas einfallen lassen, wie wir nahe genug an ihn herankommen“, meinte Kakashi in Narutos Richtung, welcher sich gerade wieder aufrichtete. Pain brauchte doch seine Arme, um diese Attacken auszuführen? Kakashi kam eine Idee. „Naruto, mach dich bereit“, erklärte Kakashi und sprintete plötzlich voraus. Bereit zu allem nickte Naruto und blieb dicht hinter seinem Sensei. Dieser sprang in unglaublicher Geschwindigkeit Richtung Pain. Mitten im Sprung biss er sich leicht in den Finger. „Jutsu des vertrauten Geistes!“ Muskulöse und angsteinflößende Hunde tauchten puffend überall um Pain herum auf. Ohne zu zögern verbissen sie sich in dessen Körper. In seinen Nacken, in die Seite, aber vor allem in die Arme, um diese zu fixieren. „Jetzt Naruto!“, rief Kakashi ihm zu. Der hatte bereits ein Rasengan mit einem Doppelgänger gebildet und stürmte mit diesem voraus direkt auf Pain zu, welcher ihn unbekümmert bemerkte. Immer noch blieb sein Ausdruck gleichgültig, obwohl er dieses Windchakra, das in Narutos Handfläche herumwirbelte, durchaus ernst nahm. Weder Schmerz durch die Bisse der Hunde, noch Angst vor Narutos Angriff spiegelten sich in Pains Augen wieder, beobachtete Kakashi und es verunsicherte ihn ein wenig. Da erinnerte er sich an etwas, das Sakura erzählt hatte. Dies war nicht Pains echter Körper. Nagato war derjenige, der ihn steuerte und sich irgendwo im Gebäude verstecken musste. Kein Wunder zeigte Pain keinerlei Emotionen, denn er war nur eine Marionette. Ein wiedergeborener Körper, den man kaum noch als Menschen bezeichnen konnte. Das erklärte auch den Umstand, mit welch enormen Kräften sein Körper klar kam, wenn er dabei keinerlei Schaden spürte. Es war haarscharf gewesen, doch das Rasengan traf Pain wieder einmal nicht. Shuradō war plötzlich unter ihnen aufgetaucht und hatte Naruto vom Boden aus am Knöchel gepackt, weshalb er nicht nah genug an Pain heran kam. „Verdammt“, schrie Naruto, während sein Rasengan an Pain vorbeirauschte und Shuradō ihn zu sich hinunter zog. Naruto konnte sich nicht aus seinem Griff befreien und wurde wild herumgewirbelt. Shuradō verfrachtete Naruto gleich mehrmals in den Boden und unterwies ihn somit in der Kunst des Steinbodenspaltens mit dem eigenen Körper. Jedes Mal, wenn sein Körper erneut den Steinboden durchbrach, wirkte Naruto weggetretener und schlapper. Nicht in der Lage, den Aufprall abzufangen. Schon Sekunden später, riss Pain jeden einzelnen der Köter von sich, ohne darauf zu achten, ob sie mit ihrem festen Biss Stücke seines Fleisches mit hinaus rissen, denn er spürte es nicht. Die Hunde jaulten auf bei seinem Griff und verpufften kurz darauf, als Pain sie mit Wucht von sich warf. Kakashi fiel rücklings und kam wieder auf dem Boden auf. Er konnte nichts für seine treuen Freunde tun. Pain waren diese nicht gewachsen. Gut, dass sie sich wieder in ihre Welt zurückzogen! Suchend blickte Kakashi sich nach Naruto um, welcher gerade heftige Attacken durch Shuradō über sich ergehen lassen musste. Dessen Waffenarsenal war wirklich nicht von schlechten Eltern. Besonders die verlängerten Arme, wodurch er in den Nah-, sowie auch in den Fernkampf wechseln konnte. Irgendwann hatte Naruto sich dann endlich befreit und flüchtete sprunghaft, fast grazil vor mehreren kleinen Raketen, die immer wieder auf ihn zuschossen. Er kam jedoch nie zu einem Gegenschlag. Shuradōs Angriffe waren viel zu schnell und unnachgiebig. Dann blickte Kakashi wieder zu Pain hoch, welcher anscheinend gerade eine kleine Pause einlegte, dem Kampf von Naruto und Shuradō beobachtete und wohl keinen von ihnen für eine Bedrohung hielt. Alles änderte sich, als Pain bemerkte, wie Yamato zwischen zwei Gebäuden hervor trat, scheinbar wieder laufen konnte. Wo er doch so lädiert ausgesehen hatte. Was ging da vor? Pain wandte den Blick nicht von dem Mokutonnutzer ab, welcher sich noch immer stützend an der Wand halten musste, um gehen zu können. Pain schloss jedoch nicht aus, dass er noch immer seine Jutsus wirken konnte. Die Augen zu kneifend erkannte er hinter ihm einen dunkelblauen Haarschopf im Schatten und an ihren Händen glühend grünes Licht. „Ihr habt also noch eine Iryonin unter euch“, bemerkte Pain eher zu sich selbst. Kakashi weitete seine Augen und befürchtete einen Angriff auf Hinata, aber er war so weit weg. Sie befand sich hunderte Meter von ihm entfernt, am anderen Ende des Platzes. Noch bevor er reagieren konnte, hob Pain seinen Arm und aus dessen Ärmel erschienen gleich mehrere Chakramodulatoren, welche in Höchstgeschwindigkeit in Richtung Hinata rauschten. „Nein!“, zischte Kakashi und drehte sich zu Hinata, rannte los, doch er würde viel zu langsam sein. Auch Naruto hatte Pains Angriff im Augenwinkel gesehen, versuchte sich von Shuradō zu befreien, aber dieser war hartnäckig und ließ ihn nicht an sich vorbei. Mit seinen sechs riesigen und verlängerten Armen, versperrte er den kompletten Luftraum um sich herum. „Hinataaa!“, schrie Naruto, um sie zu warnen, da er ihr zumindest näher als Kakashi war und sie ihn vielleicht hören konnte. Und tatsächlich, Hinata hörte ihn. Sie hatte den Rücken zu Pain gewandt, war dabei Sakura zu versorgen, als Narutos Stimme sie in Angst versetzte. Augenblicklich wusste sie, dass Pain sie entdeckt hatte. Mit entsetztem Blick schob sie die bewusstlose Sakura instinktiv zur Seite, richtete sich auf, drehte sich auf der Stelle zu Naruto um, als das harte Metall sich auch schon in ihren Körper bohrte. Deutlich konnte Sensei Iruka das schneidende Geräusch durch Fleisch wahrnehmen, welches von einem kurzen Aufschrei verfolgt wurde, als er voller schlimmer Vorahnungen seinen Kopf hob und in Richtung Hinata drehte. Es war der pulsierende Schmerz in ihrer Schulter, der noch im selben Moment ihren Körper zu durchschlagen schien. Das Chakramodul blieb darin stecken und zog ihren Körper mit seiner Wucht nach hinten aus dem Gleichgewicht. Hinata befand sich mitten im Fall, als sich ein weiteres zischendes Geräusch näherte. Keine Sekunde später spürte sie das Eindringen eines weiteren Fremdkörpers direkt zwischen ihre Rippen, dessen Kraft ihren Körper noch heftiger erfasste. Eine massive Holzwand, die sich vor ihr aufbaute, beschützte Hinata vor weiteren Modulen. Krachend schossen diese wie Projektile in das Holz, welches hörbar zu splittern begann. Aber sie traten nur mit der Spitze auf der anderen Seite der Holzwand hinaus, ehe sie stecken blieben, was erstaunlich genug war, denn Yamatos Holz war kein gewöhnliches. Es war versetzt mit Chakra und normaler Weise ziemlich widerspenstig. Dennoch war er zu diesem Zeitpunkt ziemlich geschwächt, was aber zum Glück noch ausgereicht hatte. Noch während Hinata fiel hatte Naruto sich zu dem Kunai, der noch immer in der Nähe gesteckt hatte, teleportiert. So war er ohne Probleme an Shuradō vorbeigekommen. Leider war er dennoch zu langsam gewesen. Schnell wie ein Blitz schoss er an der mindestens einen Meter dicken Holzwand vorbei und streckte beide Arme nach ihr aus. Nur knapp konnte er sie vor dem unsanften Fall bewahren und landete mit ihr zusammen auf dem Boden. Sekunden später erschien auch Kakashi und Yamato kam ebenfalls wieder näher, welcher jedoch etwas langsamer war. Die beiden behielten Pain im Auge, während sie immer wieder hinter sich sahen, um Hinatas Zustand zu ermitteln. Sakura lag noch immer bewusstlos ein Stück weit hinter ihr. „Wieso versucht er an ihr Chakra heranzukommen, statt sie wie Sakura zu benutzen?“, überlegte Yamato laut und auch Kakashi war dies aufgefallen. Wieso würde Pain das tun? War sein Chakravorrat vielleicht so niedrig, dass er keine andere Wahl hatte? „Schnell Naruto, zieh die Module heraus“, rief Kakashi ihm zu, denn sonst würde Pain nicht zögern sie auf den letzten Tropfen Chakra auszusaugen. Naruto konnte den Anblick in seinen Armen noch immer nicht fassen, während er auf dem Boden kniete und das Blut Hinatas über sein Bein tropfte. „Ich schätze er hält den Platz noch immer für Sakura frei“, führte Kakashi mit ruhiger Stimme fort, wieder zu Yamato gerichtet. Dieser blickte daraufhin wütend zu Pain. Das Gefühl, das Hinata beschlich war ein schweres, als würde eine Last auf ihren Körper drücken, der sie irgendwann wie ein Insekt zerquetschen würde. Sie hatte die Augen geöffnet und war erfreut, als sie Narutos Gesicht sehen durfte. Ihre klaren Augen trafen seine und seltsamer Weise, war sie überhaupt nicht nervös. Sie konnte ihn direkt ansehen und empfand auf einmal keinen Schmerz mehr. Nur eine Dunkelheit, welche sie langsam für sich einnahm und das Leben aus ihrem Körper verdrängte, wie aus einem Gefäß. Es fiel Naruto schwer, den aus ihrer Schulter herausragenden Teil des Moduls zu greifen. Doch er wusste, dass es schnell gehen musste. Also griff er einfach zu und zog den ersten mit einem kräftigen Ruck hinaus, woraufhin ihn ein kleiner Adrenalinstoß durchfuhr. Hinata stöhnte schmerzlich auf, als sie spürte wie das Metall ihren Knochen streifte und ein tiefes Loch hinterließ, aus welchem unaufhörlich Blut floss. Nun noch stärker als zuvor. Naruto konnte praktisch mit ihr fühlen. Er selbst hatte tagelang einige dieser Dinger in seinem Körper stecken gehabt. Das war untertrieben, kein sonderlich angenehmes Gefühl gewesen. Keinen Moment später packte er auch das Metall, welches noch zwischen ihren Rippen steckte und zog es schnell heraus. Wieder schrie sie leicht auf und griff mit der Hand seinen Arm, als der Schmerz unerträglich wurde. „Tut... mir leid. Ich habe nicht aufgepasst“, stammelte sie müde. Die Chakramodule hatten nur kurze Zeit in ihr gesteckt und doch hatte Pain ihr in dieser Zeit sämtliches Chakra entzogen. Naruto konnte nicht antworten. Er biss sich auf die Unterlippe und kniff die Augen zu. Sein Herz krampfte zusammen, als er sie wieder öffnete und Hinata ihn noch immer so ansah, als würde alles wieder gut werden. Als wäre es halb so schlimm. Wütend wich sein Blick in Pains Richtung. Wie auf Knopfdruck spürte Kakashi das nahende Chakra des Feindes und beschloss allein vorzurücken. Auch Yamato kam ihm hinterher, war aber nicht wirklich schnell unterwegs. Seine Beine waren noch immer nicht bei 100 %, aber vielleicht bei 25 %, sodass er eben gerade so mithilfe einer stützenden Wand laufen konnte. Jedenfalls konnte er jetzt nach empfinden, wie Iruka sich fühlen musste. Naruto blieb noch bei Hinata zurück, konnte sich noch nicht von ihr lösen. Konnte sich nicht überwinden, den Griff ihrer Hand in seinem Hemd von sich zu trennen. Derweil kam Kakashi wieder auf dem Schlachtfeld an und beobachtete, wie Pain seine Körper hinter sich versammelt hatte. Da war noch immer der Cyborg Shuradō, Gakidō, welcher die unheimliche Fähigkeit besaß, Chakra zu entziehen. Und der Gedanken lesende Ningendō, den er vorhin herbeigerufen hatte, sowie Konan, die noch immer seelenruhig in sicherer Entfernung schwebte und die Show schweigend beobachtete. „Diese Hyuuga hat wirklich ein äußerst schmackhaftes Chakra“, kam es von Pain, während er die Faust hob und seine neuen Kräfte spüren konnte. „Mistkerl“, entwich es Yamato leise, ohne dass es jemand hören konnte, während er noch immer Halt an der Mauer hinter Kakashi suchen musste. Dann traf Pains eiskalter Blick direkt auf Kakashi, da er Yamato nun mehr oder minder für gefahrlos hielt. Kakashi erschauderte unbemerkt und fragte sich, was dieser wohl als nächstes geplant hatte. Sofern er überhaupt irgendetwas plante. Es erschien ihm doch ziemlich spontan, das alles. Aber zu ihrem Pech schienen sie ihm immer wieder in die Hände zu spielen. Es war zum Haare raufen, doch nicht mehr zu ändern. Sie mussten versuchen das Beste aus der Situation zu machen und nach vorne sehen. „Und jetzt geht zur Seite und übergebt mir Sakura“, befahl Pain und hatte wohl noch immer nicht kapiert, das Freunde einander nicht auslieferten. Verständnislos blickten Yamato und Kakashi sich gegenseitig an. Als keiner auf Pains Worte antwortete, begann er stattdessen zu reagieren. Wenn er Sakura endlich zurück hätte, könnte er viel mehr Chakra von seinen Gefangenen absorbieren und sich damit den Fuchsgeist zurück holen. „Wieso wollt ihr euch einer nach dem anderen für dieses Mädchen opfern? Wenn ihr sie mir einfach überlasst, wird euer Leben verschont“, versuchte Pain es erneut, stieß dabei aber auf taube Ohren. „Vergiss es. Niemand von uns wird Sakura ausliefern, wann verstehst du das endlich?“ Kakashis Worte klangen bitter, fast beleidigt. Appellierend an Pains Menschlichkeit, die er aber zu keinem Zeitpunkt zu besitzen schien. Nicht einmal Narutos Worte waren zu ihm durch gedrungen. „Wie du willst“, meinte Pain unbekümmert und hob erneut den Arm. Sofort spürte Kakashi die Kräfte, die auf seinen Körper wirkten. Verschieden stark und doch so unüberwindbar. Die Schwerkraft verschob sich und er fühlte wie er unaufhaltsam in Richtung Pain gezogen wurde. Auch die Holzranken von Yamato erwischten seinen Freund nicht mehr. Mittlerweile war er zu langsam, hatte zu viel Chakra verbraucht und war noch immer schwer verletzt. „Kakashi!“, rief er besorgt hinterher. Nun nahm Yamato entschlossen Abstand von der Mauer, welche ihm Halt gegeben hatte. Zuerst fiel er unbeholfen hin, richtete sich aber wieder auf und ging noch ein paar Schritte, bevor er wieder das Gleichgewicht verlor und auf die Knie sank. Erschöpft keuchte er auf und richtete seinen Blick zu Kakashi, der sich immer weiter und viel zu schnell entfernte. Er konnte ihm nicht helfen. Naruto wollte Hinatas Verletzungen zumindest notdürftig versorgen. Besser hatte er es nie gelernt, aber doch ein wenig von Sakura abgeguckt. So riss er einen seiner Ärmel kurzerhand ab und teilte diesen der Länge nach in zwei. Den einen führte er unter Hinatas Arm hindurch und band ihn über der Schulter zusammen. Den anderen legte er vorsichtig über die Wunde an ihrer Seite, nahm ihre Hand und drückte sie darauf. „Du musst fest drauf drücken“, sagte er zu ihr, als würde er es als Laie besser wissen, wie sie als Iryonin. Hinata schmunzelte sogar leicht darüber und tat was er sagte, auch wenn der Schmerz dadurch größer wurde. Aber sie wollte hier nicht verbluten. „Geh schon, Naruto. Versprich mir, dass du ihn besiegst“, keuchte sie leise. Naruto blickte sie mit traurigen Augen an und nickte. „Das werde ich, ich verspreche es“, antwortete er, als er seinen Blick noch einmal zu Sakura schweifen ließ, welche wohl einen großen Schock bekommen würde, wenn sie aufwachte. Seine Augen wanderten weiter und fanden Sensei Iruka, der wohl irgendwann vor ein paar Minuten in sich zusammen gesackt war. Dessen Augen waren geschlossen, aber Naruto konnte sehen wie sein Brustkorb sich hob, also war er nur bewusstlos. Weiter hinten lagen noch immer ruhend Gai und Shikamaru. Dann stand Naruto entschlossen auf und wandte Hinata den Rücken zu. Auch wenn er gerne hier bei ihr und Sakura bleiben würde, führte ihn das Versprechen auf das Schlachtfeld zurück. Er war der einzige, der noch genügend Chakra hatte, um Pain das Handwerk zu legen. Voller Sorgen und anderer Emotionen blickte Hinata ihm hinterher. Das helle Sonnenlicht, welches ihm vom Schlachtfeld entgegen strahlte, verlieh Naruto einen endlosen Schatten, der ihn unglaublich groß wirken ließ. Hinata erkannte in ihm einen Krieger, der wohl niemals aufgeben würde. Einen echten Helden. Als Naruto sah, wie Kakashi in weiter Ferne bereits von Pain angegriffen wurde, wollte er sofort eingreifen. Doch die anderen Körper Pains, Ningendō und Shuradō stellten sich ihm erneut in den Weg. Er wusste, dass er noch zwei Doppelgänger übrig hatte, die ihm den Sennin-Modus ermöglichen würden. Jedoch durfte er die nicht für Pains Komplizen verschwenden. Er wollte unbedingt Pain damit besiegen, da es ihm wie der letzte Ausweg erschien. Bedrückt musste er mitansehen, wie Kakashi im Hintergrund versuchte sich gegen Pain zu verteidigen und mit ihm mitzuhalten. Auch Konan schwebte noch in sicherer Entfernung. Sie hatte sich noch immer nicht eingemischt. Ob Pain sie für den Notfall aufhob? Als wüsste sie, dass Pain noch immer alles unter Kontrolle hatte. Ziemlich entmutigend. Dann lenkte Kakashi wieder die Aufmerksamkeit auf sich. Soeben hatte er seinen Blitzdoppelgänger losgeschickt, was nur bedeuten konnte, dass es sein letzter Ausweg gewesen war. Denn diese Technik verbrauchte eine große Menge Chakra und deshalb benutzt er diese bisher nur in Notfällen. Kakashis Doppelgänger verpasste jedoch Gakidō statt Pain einen ordentlichen Stromschlag, welcher sich schützend vor ihn geworfen hatte. Plötzlich schossen Shuradōs Arme wieder auf Naruto zu, der seinen Blick nun abwenden und sich auf seinen eigenen Kampf konzentrieren musste. Kakashi hatte gehofft, Pain endlich einmal schaden zu können, wo er doch wegen Sakuras Martyrium solch ein Rachegefühl in sich trug. Mit jeder ihrer Strafen, bei denen er zugesehen hatte, wuchs es immer weiter und nährte sich an dem Anblick ihrer Tränen, ihrem Leid und dem Ausdruck ihrer Augen, den sie dabei hatte. Und nun hatte er ihn einfach verfehlt. Gakidōs Körper qualmte heftig, aber statt verletzt zu werden, hatte er das komplette Chakra einfach aufgesogen. Direkt hinter Pain auf dem Balkon des Hokage landete Kakashi und stand nun auf Augenhöhe mit diesem, welcher sich fast schon gefährlich gemütlich zu ihm drehte. Enttäuscht dachte Kakashi nochmals daran, dass er die enorme Menge Chakra, die er für seinen Blitzdoppelgänger benötigte, verschwendet hatte. Diesem Pain schien nichts etwas anhaben zu können. Auf jeden Angriff, jede Situation, war er vorbereitet. Nach dieser Attacke brauchte Kakashi jedoch dringend eine Verschnaufpause, aber die würde ihm Pain wohl kaum gewähren. Mit heftigen Atemstößen versuchte er die fehlende Kraft mit Sauerstoff auszugleichen, was nur zu einem Schwindelgefühl führte. Seine Augen fielen müde immer wieder leicht zu, aber er konnte sie offen halten. Kurz schwenkte sein Blick zu Naruto, welcher ihn ebenfalls gerade ansah, als er aber auch schon ein paar Angriffe von Shuradō abblocken musste. Yamato war dabei Naruto aus der Ferne zu unterstützen, musste aber aufpassen, dass er kein Risiko einging. Schließlich war er kaum noch in der Lage einen Nahkampf zu bestehen. Gakidō fiel wieder zurück und landete im Hintergrund auf dem Boden, schien seinen Teil erledigt zu haben, als er Pain beschützte. Kakashi beobachtete ihn schweigend. Dann kam Pain langsam auf ihn zugeflogen und verpasste ihm damit eine eisige Gänsehaut. Dennoch schaffte Kakashi es, bis auf seine offensichtliche Erschöpfung, ziemlich gelassen zu wirken. Tja, gestand sich Kakashi ein. Das war es dann wohl mit dem Kopierninja aus Konoha. Schon wieder versagt, dachte er vollkommen entmutigt. Nachdem Pain ihn erledigt hätte, wäre es ihm ein leichtes an Yamato vorbei zu kommen und sich Sakura zu schnappen. Er konnte nichts weiter tun, als zu versuchen auszuweichen, weshalb er zurück wich, aber Pain rauschte blitzschnell an ihn heran und packte seinen Hals. Gequält stöhnte Kakashi dabei auf, als seine einzige Kraftquelle, der Sauerstoff, nun immer knapper wurde. „Du hättest sie mir einfach überlassen sollen“, ermahnte Pain ihn, als wäre er ein kleines Kind, das nicht auf seine Eltern gehört hatte. Der Angesprochene antwortete nicht, empfand es als sinnlos. Außerdem war seine Kehle fast zugeschnürt und genügend Luft bekam er auch nicht mehr, um auch nur irgendein Wort heraus zu bekommen. „Bist du auf den Tod vorbereitet, Kakashi Hatake?“ ... War er es? Die Worte waren wie Stiche in seinen Körper und sein Name klang wie das Ende selbst. Nein er war es nicht, verdammt! Aber schon immer hatte er das Gefühl gehabt, einmal früh zu sterben. Das Leben eines Ninja war nun mal gefährlich und oftmals viel kürzer, als es sich die meisten erhofften. Sein gesamtes Leben lang, war ihm das bewiesen worden. Ja, es war unglaublich kurz. Das Leben. Hatte er es ausgekostet? Die Frage beschäftigte ihn einige Sekunden lang. Kakashi fand keine Antwort darauf. Wohl eher nein, wenn er ehrlich zu sich selbst war. Tag ein Tag aus, war das Leben an seinen trägen Augen vorbeigezogen. Die einzigen Highlights, waren die Missionen mit seinem Team. Die Tage, die er mit Freunden verbrachte. Die Wettkämpfe gegen Gai, die er niemals bewusst, sondern eher gezwungen bestritt und doch hatte er dabei immer eine gewisse Freude empfunden. Eigentlich... klang das alles für ihn gar nicht so übel. Und doch blieb das Gefühl bestehen, etwas sehr Wichtiges und Schönes verpasst zu haben. Die Faust Pains in seinem Magen kappten seine Gedanken wie nach einem Kopfschuss. Die Kraft dahinter war so gewaltig und ohne jeden Rückhalt, dass er dachte, Pain hätte seinen Körper damit durchtrennt. Als würde sein Magen nur noch in Fetzen von ihm herunter hängen. So war es aber nicht. Er spürte seinen Körper noch und zwar viel zu deutlich. Der Schmerz brannte. Wie Feuer. Nein, schlimmer. Wie Lava, die seinen Körper überschwemmte und ihn unter unvorstellbaren Temperaturen versteinerte. Es dauerte wenige Momente, aber dann realisierte er, dass Pains Schläge nicht gestoppt hatten. Kakashi vernahm es mehr nebenbei, während er Pains Gesicht nicht aus den Augen ließ. So sah also der Tod aus, überlegte Kakashi völlig ruhig. Und so musste er sich anfühlen. Einsam und unaufhaltsam. Brutal. Er würde allein sterben. Das machte ihm Angst. Dann aber erinnerte er sich, wer dort alles auf ihn warten würde. Tsunade. Jiraiya. Sai. Rin. Obito. Sein Vater... Auf einmal empfand er es nicht mehr als so tragisch, für immer zu gehen. Im Moment war er vielleicht allein, aber bald würde er es nicht mehr sein und das beruhigte ihn auf eine erschreckende Weise. „Aufhören!“ Eine vertraute Stimme schlich sich in Kakashis Verstand, aber es war schwer den sowieso teilweise benebelten Blick von Pain, somit vom Tod selbst, abzuwenden. Der Ausdruck der Stimme war schwach, oder eher kraftlos. Sein Hirn arbeitete schwer daran, sie einer Person zuzuordnen. Dann aber, nahm Pain ihm die Arbeit ab. „Sakura Haruno. Du bist also wieder wach.“ Kakashis Augen weiteten sich vor Schreck. Er schien das Leben wieder zu sich zu rufen, den Tod zu verhöhnen, als er ihren Namen gehört hatte. Wieso nochmal hatte er aufgegeben? Wie gern hätte er zu ihr nach unten geschaut, aber Pains Griff ließ das nicht zu. „Bitte“, flehte sie nun weinerlich. „Lass ihn leben, dann bin ich bereit dir zu helfen.“ Nun war ihr Alptraum, in welchem ein Freund nach dem anderen starb, doch dabei wahr zu werden. Sie konnte nicht noch ein Teammitglied verlieren. Der Verlust von Sasuke, der sie verlassen hatte, addiert mit dem Tod von Sai, Tsunade und vieler anderer, zerrte sie bereits in eine bodenlose Verzweiflung. Dann war auch noch Hinata von Pain verletzt worden und um die anderen stand es auch nicht gerade gut. Je länger sie Kakashi dort oben bei Pain beobachtete, desto bodenloser wurde das Gefühl. Wie in Treibsand versank sie darin und ertrug den Gedanken nicht, ihn sterben zu sehen. Schon vor geraumer Zeit hatte Sakura gespürt, dass diese Liebe, die sie Sasuke entgegenbrachte nur noch eine verblassende Kindheitsschwärmerei war. Zu lange war er fort gewesen. Zu sehr hatte er sich verändert und ihr damit das Herz gebrochen. Den Schlussstrich zog sie, als er sie hatte töten wollen. Mit der Zeit war diese Kindheitsschwärmerei dann durch ein anderes ersetzt worden. Gerichtet an jemanden, der sie nie im Stich gelassen hatte. Jemand der immer an ihrer Seite gewesen war, wenn sie ihn brauchte. Jemand, der sie mit seiner Art zur Weißglut und gleichzeitig zum Lachen brachte. Der kraftlose Körper Kakashis, der an Pains Hand hinunter hing, sog ihre Worte wie Gift auf. Wie hätte er sie jetzt angeschrien, wenn er nur die Kraft dazu hätte. Sie war die Iryonin im Team. Ihre Position war klar: In Deckung bleiben. Schutz suchen. Sich nicht in Gefahr bringen! Das durfte sie einfach nicht tun. Nicht für ihn. Er war schließlich der Sensei, musste sein Team beschützen und nicht anders herum. Noch immer auf Pain fixiert, versuchte Kakashi in dessen Augen zu erkennen, was als nächstes geschah. Als ob er das nicht längst wüsste. „Dann komm“, sprach Pain monoton an Sakura gerichtet und begann seine freie Hand nach ihr auszustrecken. Kakashi konnte hören, wie sie erschrak, als ihr Körper sich anhob und direkt auf Pain zusteuerte. Dieser führte ihren Hals direkt in seine Hand und hielt sie schon kurze Zeit später fest in seinem Griff, als wiege sie nichts. Auch sie stöhnte auf, als die Hand um ihre Kehle sich verengte. Mutig erwiderte sie Kakashis entsetzten Blick, den er ihr von der Seite aus zu warf. Sie konnte ihm ansehen, wie sehr er sein Versagen in diesem Moment bereute, doch für sie war das in Ordnung. Von Anfang an hatte sie gewusst, dass dieser Zeitpunkt kommen würde, an dem sie zu Pain zurückkehren musste. Als Kakashi sie so ansah und mit seinen Augen nicht mehr loslassen wollte, überkam sie das seltsame Gefühl ihn trösten zu müssen. Also schloss sie seine Hand fest in ihre. Ein kribbelndes Gefühl durchfuhr sie überraschend, doch sie konnte es nicht richtig deuten. Nur kurz wanderten seine Augen, gerührt von ihrer Berührung, nach unten zu seiner Hand, ehe er den Blick wieder anhob, fast noch tragischer als zuvor. „Nun gut“, begann Pain kühl und richtete seinen Blick auf Kakashi. „Dich brauche ich jetzt nicht mehr.“ Unachtsam ließ er Kakashis Körper einfach los, welcher keine Kraft hatte, seinen Fall vom Balkon irgendwie abzubremsen. Unter keinen Umständen wollte Kakashi ihre Hand los lassen, aber er spürte, wie sie ihn nicht halten konnte und schlussendlich abrutschte. Machtlos blickte sie ihm nach, wie er immer tiefer fiel und auch er ließ sie noch immer nicht aus den Augen. Eine ihrer Tränen flog ihm hinterher, als wolle sie ihn auffangen. Wann hatte er begonnen, Sakura mit anderen Augen zu sehen? Nein, es war kein Zeitpunkt, sondern eine Zeitspanne. Als sie zu einer jungen Frau herangewachsen war. Wann immer Team 7 auf einer Mission war, der Drang Sakura zu beschützen wurde mit jeder größer. Wie auch das Verlangen in ihrer Nähe zu sein, in der sie seinen Blick wie einen Magnet anziehen konnte. Er versuchte zwar stets diese Gefühle zu unterlassen, aber irgendwie gelang ihm das nie so richtig. Jetzt, in diesem Augenblick, als er den Halt ihrer tröstenden Hand verlor, da war das Gefühl deutlicher als je zuvor. Er durfte sie nicht verlieren. Es war egal was mit ihm passierte, denn sein Leben war nur dazu da, ihres zu bewahren. Kein Schüler sollte vor seinem Sensei aus dem Leben gehen. Und doch hatte er so kläglich versagt. Sein Fall schien Stunden zu dauern, wollte nicht enden, genauso wenig wie er den Blick auf sie nicht verlieren wollte. Dann aber spürte Kakashi einen Ruck. Jemand fing ihn auf und bewahrte ihn vor dem Aufprall auf dem harten Steinboden. „Hast du nichts Besseres zu tun, als dich in Schwierigkeiten zu bringen?“ Die überhebliche und übertrieben gut gelaunte Stimme von Gai, war nicht gerade das, was Kakashi jetzt unbedingt hören wollte. Es klang wie eine Retourkutsche, als er letztens dasselbe über Gai gedacht hatte. Lieber hätte dieser ihn auf dem Boden zerschellen lassen sollen. Unfähig etwas zu erwidern blickte Kakashi seinen Rivalen aus trägen Augen an, während er versuchte durch seine gequetschte und brennende Kehle zu atmen. Eine Verletzung, die sehr tief aussah, zierte Gais Stirn. Allerdings blutete sie nicht mehr. Sein grüner Kampfanzug war von kleinen Schlitzen gezeichnet, welche blutrot umrandet waren. Sah so aus wie die Spuren eines Fesseldrahtes. Als hätte Gai seinen Blick verfolgt und gedeutet, hob dieser anmutig die Faust. „Jawohl, das ist die unvergleichliche Kraft der Jugend. Nichts haut mich um“, sagte er überzeugt, obwohl er Minuten zuvor noch bewusstlos gewesen war. Seine Augen entflammten dabei wie ein Streichholz und Kakashi begann sich wieder nach Pain und dessen Faust zu sehnen. Was ließ er sich eigentlich so ablenken und von Gai in seinen lächerlichen Bann ziehen? Kakashi versuchte aufzustehen, musste Sakura da raus holen, aber er spürte, wie seine Beine nachgaben und Gai ihn erneut auffangen musste. „Ganz ruhig alter Freund“, begann Gai wieder ziemlich ernst und hatte wohl seine melodramatische Phase überwunden. „Wir holen sie da schon raus. Shikamaru ist kurz nach mir aufgewacht. Er sucht gerade nach Lee. Wir sind noch längst nicht am Ende“, ermutigte er Kakashi und zeigte mit dem Finger auf Naruto, welcher Ningendō in genau diesem Augenblick auf epische Art und offensichtlich scheiß wütend zerschlug. Dabei bekam er kaum eine Pause durchzuatmen, war permanent in den Kampf verwickelt, denn Shuradō war auch noch da. Womöglich hatte er das mit Sakura ebenfalls beobachtet, ohne die Chance gehabt zu haben, einzugreifen. Gai lächelte zwar, aber eigentlich war ihm zum Heulen zumute. Hinata hatte blutend an der Wand gesessen, nachdem er aufgewacht war. Sakura hatte sich für Kakashi geopfert und war wieder in Pains Händen. Sensei Iruka war bewusstlos, Yamato stark geschwächt und kaum fähig zu laufen. Sein diszipliniertester Schüler war schwer verletzt worden und sein bester Freund und Rivale sah auch nicht besser aus. Noch nie hatte er Kakashi in so einem schlechten Zustand gesehen und das will was heißen. Dieser Pain war wirklich ein Monster. Derweil hatte Pain die wieder gewonnene Iryonin vor dem Eingang seines Gebäudes abgesetzt, welche erst einmal kräftig hustete und sich von seinem Griff erholte. Nun kam auch Konan zu ihr und musterte sie abschätzig. Die deftige Ohrfeige von vor einer halben Ewigkeit, hatte sie ihr wohl noch immer nicht verziehen. „Wenn ich spüre, dass du sie nicht heilst, dann schwöre ich, töte ich Kakashi Hatake und all die anderen“, sprach Pain zu ihr. Erschreckend ruhig, ohne dabei brutal zu klingen, was seine Warnung nur noch deutlicher wirken ließ. Sakura konnte seinem Blick nicht stand halten und nickte eingeschüchtert. Ihre Unfähigkeit zu Heilen verbarg sie dabei überzeugend gut, denn sie besaß nur noch das letzte bisschen Chakra, welches sie selbst mit letzter Kraft am Leben erhielt. Aber nun schien sie auch diesen Rest opfern zu müssen. Jetzt war sie tatsächlich wieder hier und fühlte erschreckender Weise: Nichts. Innerlich tot hatte sie jegliche Gefühle abgestellt. Die einzige Emotion, die sie in diesem Moment nicht auslöschen konnte, war die zu ihrem Sensei, welche sie aber nur unklar definieren konnte. Offenbar war sie schon seit einiger Zeit dagewesen. Es war ihr aber nie gelungen diese zu deuten. So oft war er auf ihren Missionen zu ihr geeilt, um sie zu schützen. Wie sie ihn jedes eine Mal dafür bewundert hatte und dieses bestimmte Gefühl wie ein Sprössling heranwuchs. Sie hielt es für Zuneigung, Freundschaft, aber war es nur das? Allerdings war es nun etwas spät, diesem Gefühl auf den Grund zu gehen. Denn es blieb für immer unausgesprochen, da sie schon in nächster Zeit abtreten würde. Die Tragik, welche sie gerade spürte, war schon fast reif für eine Oper. Was hatte alles passieren müssen, damit sie dieses eine Gefühl endlich ernst nahm, dessen Bedeutung verstehen wollte. Mit einem letzten Blick in Richtung Kakashi, der von Gai einige hunderte Meter in Sicherheit gebracht worden war, wollte sie sich verabschieden. Wollte ihn noch ein aller letztes Mal sehen. Kakashi schien es sogar zu spüren und richtete seinen Blick instinktiv zu ihr, als er sah wie Konan ihren Gang wie ein Wärter bewachte. Auch aus dieser Entfernung konnte er spüren, wie verzweifelt sie gerade sein musste. Wie hoffnungslos verloren sie sich fühlte. Sakura verschwand kurz darauf im Eingang des Gebäudes in die Dunkelheit, das wie ein kaltes und düsteres Maul wirkte, welches sie auf ewig verschlingen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)