Liebe von Jaq (in Zeiten der Hexenkessel) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Diese liederlichen Gören! Die Kerkertür fiel mit einem Krachen ins Schloss, das sich sogar das dürre Licht der Fackeln darunter erschrak. Hektisch floh es zu den Wänden, drängte sich vorbei an Phiolen und blubbernden Bronzekesseln gegen das Gestein. Nur der Staub, der in der Luft schwirrte, blieb von seinem grimmigen Schnarren unbeeindruckt - aber was scherte es ihn? Nichts! Eines Tages, so schwor sich Severus Snape stattdessen, würde er einen Weg finden, die lästigen Weasley-Zwillinge in ihren eigenen Sümpfen im ersten Stockwerk zu ertränken. Der Saum seines Umhangs sah aus, als habe er für ganz Gryffindor eine Schlammschlacht auf seine Kosten ausgerufen: Das würden sie bereuen. Bei ihrer Strafarbeit würde er sich selbst übertreffen! Doch zuvor ... Eisig lupfte der Professor einen Mundwinkel, ehe er zur Seite schwenkte und düster und heimtückisch auf einen alten, klapprigen Topf zutrat. Nicht einmal Dumbledore würde das Metall unter der Rußschicht als Kessel erkennen, aber er hatte es bei Borgin und Burke's auf der Stelle getan. Hier stand etwas, das seiner gesamten Raffinesse mehr als würdig war: Einsam, verwaist. So romantisch wie ein zart-rosafarbener Frühlingsmorgen, an dem ein Ungarischer Hornschwanz brüllend die Knospen von der Peitschenden Weide fegte und Potter für die Missetat verantwortlich gemacht werden konnte. Sein kleines Meisterwerk der Bosheit. Selbstgefällig wickelte Snape mit spitzen, langgliedrigen Fingern den Umhang um seine Brust, dann senkte er die Hakennase über das unscheinbare Gebräu. Bald würde sich das Perlmutt darin verfärben, aber bis dahin konnte er sich an dem bitteren Extrakt aus Baumschlangenhaut und Drachenhornhor- Uuuh. Die spiralförmige Duftwolke erwischte ihn im Zwielicht völlig unvorbereitet. Einen Moment versuchte er noch geistesgegenwärtig den Atem anzuhalten, doch es war zu spät: Ihm entwich ein hingerissenes Seufzen. Und noch eins, weil sich seine Brust voller Wärme dehnte und all seine Sehnsüchte beflügelte. Irgendwo in ihm starb vor Entsetzen ein kleiner Dementor, der sich mit Klauen und Geschrei gegen den Geruch zur Wehr setzen wollte, aber einen Gedanken darauf war es ihm schon wieder einerlei. Wie hätte er auch darüber sinnieren sollen? Und wieso hatte er gerade an ein Gegengift gedacht? Hach. Der wohlige Geruch nach Zimt und Kresse breitete sich in seinem Verstand aus, geriet lieblich und betörend wie ein Sonnenstrahl, der durch grünendes Geäst drang. Severus Snape glaubte, inmitten seiner Erinnerungen rotes Haar zu erhaschen, hörte ein helles, unbekümmertes Frauenlachen ... nein, spürte wie die Zeit ineinander verwirbelte und seinen scharfen, entsetzten Mundwinkel fast dümmlich entspannte. Amortentia, dachte er noch benebelt, dann verschluckte eine Puderwolke aus Weiß und Rosa seinen restlichen Verstand und ließ ihn schmachtend zurück. Sekunden verstrichen, bald wurden es Minuten. Seine Augen schimmerten längst verklärt, musterten hier und da eine Staubfluse, die sich in seinem Kopf zu einem Blütenblatt verwandelte. Da! Ein zischendes Geräusch im Nachbarkessel. Klang es nicht ganz und gar wie das Zwitschern eines Bowtruckles, den man im Teich ertränkte? Wie bezaubernd. Zufrieden und glückselig strich der gefürchtetste Hauslehrer Hogwarts über den Topf, als habe er in seinem ganzen Leben noch kein rachsüchtiges 'T' unter ein Schülerpergament setzen können. Dann hörte er erneut die schwere Kerkertür kratzig über den Boden schleifen, vernahm winzige, tippelnde Schritte und das Knistern eines überaus korrekt sitzenden Kostüms. "Hrm-Hrm. Ich habe etwas konfiszieren lassen", verkündete die Hexe aus kleinen, gemein funkelnden Augen, denen falscher Liebreiz vorausging. In ihrer Hand schwang eine Phiole wie der Hauspokal persönlich mit, ehe sie triumphierend nach Luft heischte. "Der Inhalt wurde von diesen unartigen Kreaturen offenbar bereits benutzt. Sie werden mir unverzüglich verraten, was es dieses Mal dank der Weas... dank der Weasleys ... bei Merlin, gibt es irgendeinen Grund, weshalb Sie mich mit offenem Mund anstarren?" "Ich bewundere Sie, Dolores." "Wie bitte?" Entgeistert verzog Umbridge ihren Mund, dann streckte sie sich und hielt auf den verbeulten, geschwärzten Topf zu, um sich nicht mit der Vorstellung zu plagen, dass sie gerade von Severus Snape angeseufzt wurde, als sei sie eine umwerfende Veela und er ein Fall für das St.-Mungo's. Wollte er sich über sie lustig machen? Das hatten schon ganz andere versucht! "Sie sollten eines nicht vergessen. Ich bin eine Angestellte des Ministeriums", zischte sie bei den ersten Schritten, doch ehe sie ihm voller Genugtuung unter die Nase reiben konnte, was das bald für seine Kompetenzen an der Schule für Hexerei und Zauberei bedeuten würde, erwischte sie der Geruch von kleinen, miauenden Fellknäueln auf eiskaltem Fuße. Aber wie-? ... Hach. Und dann war es ihr, als sähe sie das erste Mal diesen zarten, wohlwollenden Zug um Snapes Mundwinkel, der von einem scharfgeschnittenen Kinn, breiten Schultern und einer Gestalt ummalt wurde, die kein Lumos hätte vorteilhafter ausleuchten können. Was für ein Zauberer! Wie hatte sie da noch auf die drei Slytherins achten sollen, die gerade hinter ihr die Kerkertür aufstießen? × × × Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)