Bloody Eternity von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 14: Nennt das bloß nicht ´Date`! ---------------------------------------- Innerlich verfluchte Jane sich für die Reaktion, die Aidens spärliche Habe bei ihr ausgelöst hatte. Die Tatsache, dass sie so etwas wie Mitgefühl für ihn empfand und aufgrund dessen vorschlug, seine Besitztümer gemeinsam zu ersetzen, konnte sie nicht so einfach akzeptieren, weshalb sie schnell nach einer logischen Erklärung gesucht hatte um ihr Gewissen zu beruhigen. Natürlich hatte sie eine passende Erklärung gefunden. Sie redete sich schlichtweg ein, dass es ein Dankeschön für den gemeinsamen Auftrag und die Ablenkung war, die er ihr vor einiger Zeit geboten hatte. Dem Lächeln des Vampirs war allerdings zu entnehmen gewesen, dass er sie mal wieder viel besser verstand als ihr lieb war. Er wartete bereits unten. Ohne groß zu zögern, begab sie sich nach draußen zu ihrem Wagen, stieg ein und fuhr gemeinsam mit ihrem Begleiter in die Stadt, wo sie den Wagen in einem Parkhaus in der Nähe der Regent Street - einer angesagten und nicht unbedingt billigen Einkaufsmeile - parkte. "Falls du etwas Bestimmtes suchst, sag Bescheid. Ansonsten sehen wir uns einfach nach allem um, was passt und du gebrauchen kannst", sagte die junge Frau an den Vampir gewandt und betrat nach kurzem Fußweg einen riesigen Burberry Laden. Wie auf Knopfdruck erschien eine Verkäuferin, die Jane höflich beim Nachnamen nannte und sie begrüßte. Es war offensichtlich, dass man sie hier kannte und sie anscheinend des Öfteren hier war. Kein Wunder, immerhin war das ihre Lieblingsmarke war. "Was kann ich heute für Sie tun, Miss McCollins?", wollte die etwa dreißigjährige, blonde Dame lächelnd wissen. "Danke. Heute geht es nicht um mich", stellte die Grey-Nachfahrin sofort klar und deutete auf ihre Begleitung. "Darf ich vorstellen: Mister Hunt. Stellen Sie bitte alle möglichen Outfits zusammen. Von legere bis formell." Die Modeberaterin nickte sofort, deutete den beiden an ihr zu folgen und bot den Kunden einen Platz in einem abgeschirmten Bereich an, wo zwei Sessel und eine gemütliche Couch, sowie einen Spiegel, einen Tisch, eine Umkleidekabine und einige Accessoires und Kleidungsstücke zu finden waren. Elegant ließ sich die Vampirjägerin auf einem der cremefarbenen Sessel nieder, lehnte sich zurück und antwortete auf die Frage, ob sie etwas zu trinken wollte, mit 'Nur ein Wasser, bitte', worauf die Blondine nickte und davon schwirrte. Kurz darauf tauchte sie mit dem Wasser, sowie einigen Kleidungsstücken auf, die sie teilweise auf dem Tisch ablegte. Den Rest übergab sie Aiden, damit dieser sie anprobieren konnte. Hilfesuchend warf der Vampir, der bis dahin auffällig schweigsam gewesen war, ihr einen Blick zu, aber Jane ignorierte das und er wurde in die Umkleide gescheucht. Schließlich musste er da nun mal durch, wenn er seinen Kleiderschrank ein wenig füllen wollte. Wenn er diesen voll kriegen wollte, dann würde er eine noch viel schlimmere Tortur über sich ergehen lassen, da er ja eigentlich kaum noch etwas zum Anziehen besaß. Dementsprechend lehnte sie sich einfach zurück und ließ die Verkäuferin machen. Es dauerte nicht lange, bis ihre Begleitung - nach einem kurzen Gespräch mit der Beraterin - nach draußen trat. Er trug einen grausamen roten Pullover mit den weißen Herzen darauf und eine gut sitzende, graue Jeans und sah aus, als traue er sich in diesem Ensemble kaum aus der Umkleide. "Gefällt es Ihnen?", erkundigte sich die Verkäuferin, woraufhin Aiden etwas gequält lächelte. "Wenn Sie etwas weniger… Buntes hätten, wäre ich Ihnen sehr verbunden", erklärte er höflich, woraufhin sie nickte und erneut davon schrawänzelte. Sobald sie weg war, wandte der Vampir sich mit hochgezogenen Brauen an seine Begleiterin. Diese presste ihre Lippen fest aufeinander, um nicht zu lachen. Der Anblick, der sich ihr da gerade bot, war einfach nur zum Schreien, als hätte er einen von Mrs Weasleys selbstgestrickten Weihnachtsgeschenken an. Wo er doch sonst sehr schlicht gekleidet war, fiel der Unterschied besonders auf. "Der... steht dir. Irgendwie", presste Jane leise hervor, wobei sie schlussendlich trotzdem hinter vorgehaltener Hand lachen musste. Sie schüttelte jedoch anschließend den Kopf und wollte ihm sagen, dass er den Pullover bitte ausziehen sollte, als er es bereits von selbst tat. Dabei hatte sie freie Sicht auf seinen nackten Oberkörper, worauf sie kurz die Augenbrauen anhob und den Kopf schief legte. Na, den Körperbau seines Vaters, der auf dem Portrait in ihrem Zimmer eher klein und untersetzt wirkte, hatte er definitiv nicht. Ob er zu seiner Zeit als Mensch wohl ein Training oder so absolviert hatte? "Ähm… Ehrlich gesagt ist das alles ein wenig teuer für meine Verhältnisse", gestand Aiden widerwillig, der sein schlichtes, graues Shirt wieder überstreifte, in dem er sich merklich wohler fühlte als in dem wahrscheinlich unglücklich gewählten ersten Stück. "Tut mir Leid, das hätte ich wohl vorher sagen sollen." "Wer sprach davon, dass du zahlst?", entgegnete die wohlhabende Studentin schlicht und drückte ihm gleich einmal einen schwarzen und einen grauen Anzug, ein Hemd mit dem typischen Burberry Muster, einen Mantel und ein paar dezente Pullover, sowie Hosen in die Hände. Sie wusste zwar nicht, ob ihm der Stil gefallen würde, doch würden diese Kleidungsstücke generell immer irgendwie passen - ohne groß aufzufallen (wenn man denn von der Marke absah). Vermutlich aus der reinen Gewohnheit, ihr zu gehorchen, nahm er die Kleidung entgegen, wobei er jedoch die Stirn runzelte. "Wer soll denn sonst zahlen?", fragte er verständnislos. Was war das denn bitte schön für eine Frage? "Wer außer mir sollte denn bezahlen? Es war immerhin meine Idee und ich habe dich hierhin geschleppt", erwiderte die junge Frau ziemlich nüchtern. Für sie war das selbstverständlich. Sie dachte nicht daran, dass es für den 500 Jahre alten Vampir überhaupt nicht natürlich war. Außerdem hatte sie auch Nichts von einem 'Dankeschön' erwähnt, sodass er nicht wissen konnte, dass sie diese ganze Shoppingtour eigentlich deswegen veranstaltete. Überrumpelt sah Aiden seine Begleitung einen Moment sprachlos an. "Du?", wiederholte er, nur um sicher zu gehen, dann schüttelte er den Kopf. "Kommt nicht in Frage. Immerhin sind das meine Besorgungen", erklärte er dann sofort. Es war nicht verwunderlich, dass ihr Begleiter von ihrem Vorhaben alles andere als begeistert war. Schließlich war das Ausgeben von Geld für andere Leute auch zu der heutigen Zeit ein sehr heikles Thema - vor allem, wenn es um einen so hohen Betrag ging. Allerdings wollte die Brünette keine Widerworte dulden, weshalb sie auf sein Sträuben nicht wirklich einging. Außerdem hatte Geld in ihren Augen auch keinen allzu großen Stellenwert. Das lag wohl daran, dass sie Unmengen davon besaß und so ein Betrag für sie nicht einmal erwähnenswert war. Vielmehr waren die Einzelheiten, die man benötigte von Wichtigkeit - wie zum Beispiel Kleider zum Anziehen, Essen um zu leben, Erlebnisse für die Erinnerungen und ähnliches. "Wieso sollte ich das nicht können? Ich hab dir doch gesagt, dass ich es kann", meinte die junge Frau auf seine Worte hin nur, da sie kein Problem darin sah. "Zieh das mal alles an. Falls es irgendwie juckt oder nicht richtig sitzt, sag Bescheid", befahl die Brünette ihm, und weil in der Zwischenzeit die Verkäuferin zurückgekehrt war und er nicht unhöflich sein wollte, kehrte Aiden zurück in die Umkleide. „Einen Anzug brauche ich wirklich nicht", erklärte er Jane aus der Kabine, doch auch das ignorierte die Alleinerbin. Als ihr Begleiter nach einer Weile endlich nach draußen trat und den schwarzen, perfekt anliegenden Anzug trug, stutzte die Vampirjägerin für einen Moment, wobei sie nicht umhin kam, ihn kurz angetan zu mustern. Die schicke Kleidung stand ihm außerordentlich gut, betonte die breiten Schultern, schmalen Hüften und langen Beine des Vampirs, und für einen kleinen Augenblick musste Jane insgeheim zugeben, dass er in der ganzen Aufmachung... Ja, doch irgendwie attraktiv wirkte. Um diesen Gedanken nicht weiterzuspinnen, räusperte sich die schwerreiche Wirtschaftsstudentin und strich sich die Haare hinters Ohr, ehe sie sich von ihm abwandte und nach ihrem Wasser griff. "Nehmen wir", sagte sie schlicht, aber schnell und nippte an ihrem Glas, um ein wenig zu trinken, während die Beraterin sofort nickte und anschließend den Anzug an sich nahm, nachdem sich der augenscheinlich junge Mann umgezogen hatte. Jane hoffte wirklich sehr, dass Aiden nicht bemerkte, dass sie vor wenigen Sekunden gedacht hatte, dass er gut aussah und dass es sie ein wenig aus der Fassung gebracht hatte. Sie hatte einfach selbst nicht damit gerechnet, jemals so über einen Untoten zu denken, geschweige denn von ihrem Stalker. Die Verkäuferin wuselte erneut davon solange ihr Kunde in der Umkleide war um ein neues Outfit anzulegen. Es überraschte Jane ein wenig, wie bereitwillig er das Modepüppchen spielte – Andere Männer hätten sich mehr gesträubt – Aber ihr war das nur Recht. "Die Kette, die du trägst... ist das ein sogenannter Sonnenschutz?", fragte sie während der Wartezeit. Sie war sich nicht sicher, da sie von solchen Schmuckstücken nur in Büchern gelesen hatte. Natürlich hätte der Anhänger, den sie hatte aufblitzen sehen, als Aiden den Herzchen-Pullover ausgezogen hatte, ein normales Accessoire sein können, doch da ihr Begleiter sonst nirgendwo so etwas mit sich trug, ging sie davon aus, dass es aus rein funktionellen Absichten getragen wurde. „Ja“, antwortete er für seine Verhältnisse ungewöhnlich knapp. Natürlich fiel ihr das auf, sodass sie nicht umhin kam, kurz mit der Stirn zu runzeln. Gerne hätte sie ihn weiter ausgefragt, doch da sie keine größere Auseinandersetzung riskieren wollte weil das zu dem Zeitpunkt wirklich ungünstig gewesen wäre, vermied sie es, weiter darauf einzugehen. In dem Moment fiel ihr ein lilafarbener Frauenmantel im typischen Burberrymuster auf, der an der Kleiderstange hinter den Sitzgelegenheiten hing. Sie schnappte sich diesen, zog ihn an und begutachtete ihn im Spiegel, ehe die blonde Verkäuferin zurückkehrte und meinte, dass ihr der Mantel ausgezeichnet stand. "Ich würde den gerne nehmen. Bitte legen Sie ihn schon einmal zur Seite", wies Jane die Blondine an und übergab ihr den Trenchcoat, bevor sie die Arme verschränkte und darauf wartete, dass Aiden fertig wurde. Dieser kehrte in seiner eigenen Kleidung nach draußen zurück und verschränkte die Arme. "Willst du noch etwas oder gehen wir?" Anscheinend war seine Geduld für diese Einkaufstour jetzt doch aufgebraucht. „Nein, wir haben alles was wir brauchen. Jedoch könntest du wahrscheinlich noch ein paar Schuhe gebrauchen. Aber die kriegen wir woanders", meinte Jane schlicht, bevor sie mit ihm zur Kasse schritt. Die Kleider waren sorgfältig zusammengefaltet und in entsprechende Tüten gelegt worden, ehe man die Preisschilder scannte und ein fünfstelliger Betrag auf dem Display zu sehen war. Ohne mit der Wimper zu zucken, zückte die Brünette die Kreditkarte und wollte sie über den Kartenscanner ziehen, doch plötzlich schlossen sich Aidens Finger um ihr Handgelenk. "Das kannst du nicht für mich ausgeben", sagte er prompt und hielt ihre Hand fest, als sie der Verkäuferin ihre Kreditkarte reichen wollte. "Tut mir leid, aber ich kann mir das nicht leisten", erklärte er der Angestellten, die ein wenig verwirrt wirkte und Jane einen fragenden Blick zuwarf. So viel hatte der Mann an ihrer Seite also zu sagen. Auf sein Verhalten hin konnte die Brünette nur die Stirn runzeln und ihn verständnislos ansehen. Wie hätte es denn bitte schön anders sein können? Es war klar gewesen, dass er nicht so schnell aufgeben würde. Dennoch setzte sie schlichtweg ihren Kopf durch, indem sie sich aus seinem Griff wandte und ungeduldig knurrte: "Stell dich nicht so an." So kam es, dass Aiden schließlich mit einem ganzen Haufen Tüten in den Händen hinter seinem ´Frauchen` her dackelte. Dabei hatte er einen äußerst unzufriedenen Gesichtsausdruck, zu dem sich noch ein Stirnrunzeln gesellte, als die junge Frau schon den nächsten Laden ansteuerte. "Jane", sprach er sie ernster als sonst an und blieb stehen. Als sie ihn fragend ansah, schüttelte er den Kopf. "Ich möchte das nicht. Du bist zu großzügig, das kann ich dir nie wieder zurückzahlen. Bring mich nicht derart in Verlegenheit", erklärte er in seiner üblichen, völlig übertriebenen Ernsthaftigkeit. Oh man... Musste er es ihr denn so schwer machen? Leise seufzend fuhr sich die junge Frau durch die Haare und biss sich kurz auf die Unterlippe, ehe sie die Arme vor der Brust verschränkte. "Du musst es nicht zurückzahlen. Ich will dafür Nichts von dir", antwortete Jane schlicht, aber ehrlich und ließ ihren Blick ein wenig zur Seite schweifen, da der folgende Part sie eine gewisse Überwindung kostete. Schließlich würde sie damit eingestehen, dass er ihr tatsächlich eine Hilfe und dass sie ihm wirklich dankbar war. Natürlich existierte zudem das Mitgefühl, welches sie für ihn empfand, doch das würde sie nicht aussprechen. In der Hinsicht war sie einfach noch nicht soweit. "Das ist doch Wahnsinn. Ich halte grade wahrscheinlich mehr in Händen, als ich den Rest des Jahres insgesamt ausgegeben habe", protestierte er weiterhin. Auf seinen Protest hin machte die junge Frau lediglich eine abwinkende Handbewegung. Wahnsinn hin oder her. Für sie stand fest, dass sie das Ganze übernehmen würde und dass er in der Hinsicht nicht wirklich ein Mitspracherecht hatte. Da half ihm auch die Mitleidstour nicht. Vielmehr frustrierte es die Brünette, dass ihr Begleiter sich so quer stellte, weil sie eigentlich nicht diskutieren, sondern einkaufen wollte. Dementsprechend hoffte sie, dass er endlich nachgab und die Klappe hielt. "Wenn du das so nicht annehmen kannst, dann sieh es so: Für den gemeinsam erledigten Auftrag steht dir die Hälfte Belohnung zu und das benutzt du gerade, um dich neu einzukleiden und die Dinge zu kaufen, die du brauchst", versuchte es die schwerreiche Wirtschaftsstudentin weiter und hoffte dabei, dass er dadurch endlich überzeugt war und Ruhe gab. Als sie von ihrem gemeinsamen Auftrag anfing, runzelte er leicht die Stirn, hatte offenbar ganz vergessen, dass er dafür bezahlt werden sollte. Er schnaubte leise und wollte schon zu weiterem Protest ansetzen, ehe er dann doch anmerkte: "Aber das kann doch nicht durch diesen einen Auftrag gedeckt worden sein.“ "Hm? Doch. Es ist sogar noch mehr als genug übrig", entgegnete die junge Frau. Dabei fiel ihr auf, dass sie ihm gar nicht verraten hatte, wie viel sie mit dem Tod Richards verdient hatten. "Für den ganzen Auftrag haben wir genau 150'000 Pfund gekriegt. Fairerweise teile ich das durch zwei, also steht dir rechtmäßig 75'000 Pfund zu. Eigentlich würde ich dir ja 100'000 abgeben, weil du den größten Teil der Arbeit erledigt hast, aber ich denke nicht, dass du damit einverstanden bist, oder?", erklärte Jane. "Das ist Einiges", merkte er an. "Ist das ein normaler Lohn für einen Auftrag?"
 "Nun, es ist ein bisschen mehr, als die regulären Aufträge, die ich annehme und erledige. Es kommt halt immer auf die Ränge an. Je höher die Stufe, desto komplexer und schwieriger sind die Aufträge und dementsprechend fallen auch die Entlohnung aus", antwortete die junge Frau. Wenn man es nüchtern betrachtete, waren 150'000 beziehungsweise 75'000 Pfund nicht gerade viel, immerhin hatten sie ihr Leben aufs Spiel gesetzt. "Verstehe… Das erklärt einiges", meinte er mit einem schmalen Lächeln, das darauf schließen ließ, dass er noch so manches zu der Sache zu sagen gehabt hätte. "Das ist... ein Dankeschön dafür, dass du mir hilfst und geholfen hast", überwand Jane sich schließlich doch zur Wahrheit und strich sich erneut mit einer fahrigen Bewegung durchs Haar, bevor sie ihn ansah und leise seufzte. Dabei hoffte sie, dass er dadurch endlich überzeugt war und Ruhe gab. Ansonsten hätte sie nicht gewusst, was sie sonst noch hätte sagen oder tun können. „Dafür musst du dich nicht bedanken", erklärte er ihr mal wieder. "Und wenn du dich wirklich bedanken willst, dann würde ein ´Danke` schon reichen und nicht das." Bei dem letzten Wort hob er die vollen Tüten. "Mag sein, dass ein Danke dir gereicht hätte. Mir aber nicht", gab Jane offen zu und schimpfte innerlich mit sich selber, weil ihr das ungeplant so rausgerutscht war. Schließlich hatte sie damit ja gezeigt, dass er und sein Tun ihr nicht gleichgültig war oder dass sie ihn weiterhin hasste. Immerhin hätte es der Vampirjägerin vollends egal sein können, wenn sie ihn weiterhin verabscheut hätte. Demnach hätte sie seine Taten einfach ausnutzen und es dabei belassen können. Da sie das aber nicht tat, zeigte, dass ihr etwas an ihm lag. Aiden seufzte leise und trommelte auf seinem Arm herum, dann nickte er schicksalsergeben. "Na gut. Wenn du es so sehen willst, nehme ich deinen Dank gerne an", gab er schließlich nach. Wie immer, eigentlich, also hätte es diese nutzlose Diskussion gar nicht gebraucht. Jane war erleichtert und schlüpfte in das nächste Schuhgeschäft, bevor der sture Untote es sich doch nochmal anders überlegte. Er hätte ja bedeutend mehr Zeit zu diskutieren, und der Vampirjägerin war es sowieso schon unangenehm, dass sie ihm die wirklichen Gründe für diesen gemeinsamen Ausflug hatte offenlegen müssen. Er und sein bescheuertes Ehrgefühl! Es hatte ihn schon zu der Albernheit veranlasst, sein mickriges Gepäck im Garten zu deponieren statt es auf sein Zimmer zu bringen, und jetzt stellte er sich aus demselben Grund so an. Eine neue Verkäuferin deckte Aiden jetzt mit diversen Schuhkartons ein, in deren Inhalt er dann jeweils ein wenig herumlaufen sollte. Sie lehnte sich währenddessen ein wenig zurück und betrachtete die Schuhe, die Aiden anzog und mit denen er ein paar Schritte ging. Dabei hielt sie sich mit den Kommentaren eher zurück, da es hierbei hauptsächlich darum ging, dass die Treter bequem und angenehm zu tragen waren - beides subjektive Wahrnehmungen. Allerdings bestand sie darauf, dass er mindestens zwei Alltagstaugliche und ein paar elegantere Schuhe aussuchte. "Brauchst du neben Kleidung und Schuhen eigentlich noch etwas?", wollte Jane an ihren Begleiter gewandt wissen als sie die Schuhe bezahlt hatte. Seinen nach wie vor wiederwilligen Blick ignorierte die Studentin dabei geflissentlich. "Um den Rest kann ich mich selbst kümmern, danke", betonte er und verließ rasch den Laden, als ob er glaubte, sie würde ihm sonst noch mehr Schuhe aufdrängen. "Wobei...", fiel ihm ein, als sein Blick zufällig über Janes frisch modifizierten Ring glitt. "Glaubst du, die Vampirin könnte mein Telefon orten? Dann wüsste sie, wann ich bei euch bin und wann nicht." Seine Frage ließ Jane stutzen. Sie war sich nicht sicher, ob es bei solch alten Modellen möglich war, doch im Grunde genommen konnte man mittlerweile so Einiges anstellen. "Wir sollten dir zur Sicherheit ein Neues kaufen. Außerdem wird es ohnehin Zeit, dass du das schäbige, alte Ding loswirst", meinte die Vampirjägerin. Sicher war immerhin sicher. "Es funktioniert noch", war alles, was er mit einem Schulterzucken dazu zu sagen hatte, wobei er mal wieder ganz wie der alte Mann klang, der er in Wirklichkeit war. Ohne darauf einzugehen betrat sie einen Laden für technischen Schnickschnack und schritt direkt zu den Mobiltelefonen. "Gibt es gewisse Features, die du bei einem Handy bevorzugst?", fragte die Brünette ihn und sah sich die beachtliche Auswahl an. "Man sollte damit telefonieren können", war die wenig aufschlussreiche Antwort. Darüber verdrehte die Brünette lediglich die Augen. Herrje. Das konnte ja noch heiter werden. Sie hoffte einfach, dass das Handy für eine gewisse Zeitspanne überleben und nicht gleich nach wenigen Stunden komplett den Geist aufgeben würde, weil er nicht damit umzugehen wusste. Es wäre doch so viel einfacher, wenn er einen festen Wohnsitz mit Festnetzanschluss besaß, so dass man ihn einfacher kontak...-! Halt. Moment! Instinktiv zog die Vampirjägerin gedanklich die Notbremse, so dass sie in ihren Bewegungen innehielt. Dachte sie da gerade wirklich darüber nach, wie sie ihn am besten kontaktieren konnte? Sofort schüttelte Jane den Kopf, um diese Gedanken zu verscheuchen, bevor sich schon ein Berater zu ihnen gesellte. Ausnahmsweise wurde Aiden zuerst begrüßt und gefragt, ob man ihm helfen könnte. Der Vampir lächelte fast genauso hilfesuchend wie im Burbery-Laden und sah seine Begleitung an. Das brachte ihm einen ziemlich schrägen Blick vonseiten des Verkäufers, der sich nach ein paar gescheiterten Versuchen, Aiden in ein Beratungsgespräch zu verwickeln (bei dem sich seltsamerweise ein Senioren Handy als am geeignetsten herauskristallisierte), ebenfalls lieber Jane zuwandte. "Am besten ein Smartphone, welches relativ einfach zu bedienen ist", meinte diese, worauf der Verkäufer nickte und zwei aktuelle Modelle präsentierte. Da ihr Begleiter in der Hinsicht wirklich keine Ahnung hatte und lediglich damit telefonieren wollte, entschied sich die Brünette für das schwarze Mobiltelefon mit weniger Schnickschnack und zahlte mit der Karte, bevor man die Simkarte reinsetzte und Aiden das uralte Handy abnahm, um es für ihn zu entsorgen. "Gut. Dann denke ich, dass wir alles haben. Oder gibt es noch ein paar Dinge, die du gleich besorgen möchtest, da wir ohnehin schon in der Stadt sind?", wollte Jane wisse, nachdem sie wieder draußen waren. Ihr Blick fiel dann auf die Uhr, sodass sie sah, dass sie noch ein wenig Zeit hatten, bis sie ihre Mutter abholen konnten. Die Zeit konnten sie natürlich in einem Café überbrücken, doch da der Vampir keine menschliche Nahrung zu sich nehmen konnte, wäre das nicht unbedingt von großem Nutzen. "Können wir erst mal die Taschen irgendwo abladen?", bat er, , immerhin lief er inzwischen herum wie ein Packesel. Die junge Frau hob eine Augenbraue an, ehe sie den Kopf schief legte. Kurz war sie davon ausgegangen, dass es ihm zu schwer war, doch dann fiel ihr ein, dass er ein Vampir und diese Menge für ihn entsprechend leicht war. Oh Gott. Wieder schüttelte sie den Kopf. Hatte sie sich gerade tatsächlich daran erinnern müssen, dass er ein verdammter Blutsauger war? Schwer seufzend fuhr sich Jane durch die Haare, während sie einmal tief durchatmete und versuchte, diese unliebsamen Gedanken zu ordnen und gegebenenfalls zur Seite zu schieben. Dementsprechend nickte sie nur und begab sich mit ihm zum Parkhaus, wo sie zu ihrem Wagen schlenderten und die Taschen im Kofferraum verstauten. Anschließend verließen sie das unterirdische Betongebäude und befanden sich wenige Augenblicke später erneut auf der belebten Einkaufsstraße. „Ansonsten brauche ich eigentlich nichts mehr. Wir können uns ja einfach ein bisschen umsehen, wenn wir deine Mutter noch nicht abholen können?", schlug Aiden vor und blinzelte gegen die Sonne. "Vielleicht fällt uns etwas auf, was wir brauchen können", stimmte die Brünette zu und begann dann auch mit ihm, durch die Fußgängerpassage zu bummeln und immer mal wieder in die Schaufenster zu blicken. Nach einer Weile erblickte sie eine junge Blondine, die an einem Straßenstand Flyers verteilte. Sofort ging diese auf Jane und Aiden zu und lächelte die Beiden an. "Ihr seid ja ein süßes Paar!", sprach sie sofort, worauf die Vampirjägerin die Augen weitete und sofort widersprechen wollte. Allerdings kam sie gar nicht dazu, da die Fremde bereits weitersprach. "In zwei Tagen werden die neuen Attraktionen im Thrope Park eröffnet und sind ein echter Hingucker - auch für Paare! Es wäre perfekt für ein Date!" Bevor die Brünette noch etwas hinzufügen, geschweige denn klarstellen konnte, hatte die Blondine ihr und dem Vampir schon einen Flyer in die Hand gedrückt, um sich dann wieder aus dem Staub zu machen und andere Leute anzuquatschen. Der Vampir aber schlug er nur den Flyer auf und besah sich mit einem viel zu amüsierten Gesichtsausdruck die bunten Anzeigen. „Was ist so lustig?", verlangte die junge Frau zu wissen, obwohl es offensichtlich war. Allerdings spielte sie - mal wieder - mit dem Gedanken, ihm heftig gegen das Schienbein zu treten, falls er das Falsche von sich geben würde. Immerhin war es für sie nicht einmal annähernd halb so amüsant, wie er es empfand. Ihr gereizter Ton nahm Aiden aber nicht das Grinsen von den Lippen, als er die Schultern zuckte und antwortete: "Dein Gesicht, ehrlich gesagt. Wie dir gerade das Kinn runtergefallen ist… Köstlich." Jetzt, wo er es ausgesprochen hatte, konnte er ein kleines, belustigtes Schnauben nicht mehr unterdrücken, das jedoch schnell zu einem kleinen Lachen wurde. "Entschuldige, aber komm schon… Du sagst selbst, du kannst mich nicht ausstehen und sie… Pf…!" Seine Reaktion auf seine Frage liess sie zunächst die Stirn runzeln und die Arme schwer seufzend vor die Brust verschränken, ehe sie die Augen verdrehte und die Lippen aufeinander presste. Der Drang, ihm gegen eines seiner (möglicherweise sogar weicheren) Körperteile zu treten keimte in ihr auf, doch da zu viele Zuschauer beziehungsweise Zeugen um sie herum waren, unterließ sie es mit Mühe. "Sei froh, dass wir nicht allein sind. Ansonsten würde ich jetzt versuchen, dir ein paar Knochen zu brechen und zusätzlich dafür sorgen, dass du keine Nachkommen mehr zeugen kannst", presste Jane zwischen zusammengebissene Zähnen hervor und wandte sich sogleich ab, um weiterzugehen. Es würden sie keine zehn Pferde dazu bringen, mit Aiden auf ein romantisches Date zu gehen. Er war in ihren Augen immerhin kein wirklicher Mann. Er war ... ein Vampir - nicht mehr, nicht weniger. Aiden grinste nur unbekümmert weiter. "Zusätzlich gleich? Du meine Güte", amüsierte er sich über ihre ziemlich nutzlose Drohung - als verwandelter Vampir konnte er sowieso keine Kinder zeugen - dann deutete er auf den Flyer, den er noch immer in der Hand hielt. "Im Oktober gibt es eine Art Halloween Special mit Zirkuszombies… Was die Menschen nur mit lebenden Toten haben?", schmunzelte er, da das in seiner Situation schon eine gewisse Komik hatte. Dann sah er Jane neugierig an. "Magst du solche Parks?" Ihr Blick schweifte dann auch zum Fyler, worauf sie kurz mit den Schultern zuckte. "Nun ja, ich würde nicht unbedingt sagen, dass ich solche Parks wirklich mögen würde. Jedoch sind sie eine nette und willkommene Abwechslung, wenn man Zeit dafür hat und mal abschalten möchte", erklärte die Vampirjägerin ihre Meinung zu Vergnügungsparks. Sie war kein Achterbahnjunkie, mochte aber die Atmosphäre und einige, andere Attraktionen in solcher Themenparks, weshalb sie immer mal wieder gerne dahin ging. "Warst du eigentlich schon einmal in einem solchen Park? Verträgst du Achterbahnen?", fragte die Brünette ihren Begleiter mit einer hochgezogener Augenbraue, während sie im Weitergehen den Flyer einsteckte. Immerhin hatte es zu seinen Lebzeiten keine Vergnügungsparks in solcher Form gegeben und sie wunderte sich, ob er als Vampir bereits Erfahrungen damit gesammelt hatte - und falls ja, welche. "Ja, ich war schon ein paar Mal in Freizeitparks. Und mir wird nicht mehr schlecht, also macht mir die Achterbahn nichts aus. Allerdings gab es damals noch nicht solche monströsen Fahrgeschäfte wie heute", überlegte er, woraufhin ein kleines Lächeln auf seine Lippen trat, das Jane nicht wirklich nachvollziehen konnte. "Hm.. Verstehe. Dann bist du einfach mal aus reiner Neugierde allein in einen Themen- beziehungsweise Vergnügungspark und hast dich in die Bahnen gesetzt?", wollte die junge Frau wissen, wobei sich bei der Vorstellung ein kleines Schmunzeln auf den Lippen bildete. Immerhin gab es solche räumliche Gruppierungen erst seit Ende des 19. Jahrhunderts und zu der Zeit - so ging sie aus - lebten wahrscheinlich keiner seiner Bekannten mehr. Sie ging weiter, und Aiden folgte ihr brav auf dem Fuß. Inzwischen hatten sie wohl kein klares Ziel mehr, sondern spazierten einfach durch die Einkaufsstraße. "Nein, alleine war ich nicht. Meine damalige Freundin wollte sich das gerne ansehen. Wir waren kurz nach der Eröffnung im Tivoli Park in Kopenhagen." Gerad war Jane vor einem Schmuckladen zum Stehen gekommen und betrachtete ein paar Silber- und Goldschmuckstücke, als Aidens Worte sie innehalten und sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu ihm wenden ließen. "Eine Freundin?", wiederholte die Vampirjägerin, wobei sie sich nicht wirklich die Mühe machte, ihre Überraschung und Verblüffung zu verbergen. Dabei kam sie nicht umhin, sich den Vampir gedanklich mit einer Geliebten vorzustellen. Allerdings verwarf sie diese Vorstellung schnell wieder, da es ihr so unglaublich absurd vorkam - so besessen, wie er doch von Lady Jane Grey war. "Also... eine feste Freundin, ja?", wollte die schwerreiche Wirtschaftsstudentin anschließend genauer wissen. "FreundIN, genau", bestätigte er, bevor er ein wenig zögerte. Jane blinzelte sprachlos, als sie erfuhr, dass es sich bei der Freundin um eine feste Freundin gehandelt hatte. Schließlich hieß das, dass er während seinen 'untoten Jahren' liiert gewesen war und dass er tatsächlich eine andere Frau hatte ansehen können als Lady Jane Grey. Vielleicht war seine Fixierung und Besessenheit bezüglich ihrer Vorfahrin gar nicht so extrem wie angenommen. Möglicherweise redete er sich das einfach zu sehr ein, weil er momentan keine andere Möglichkeit sah und in einem ungünstigen Moment sie getroffen hatte... "Fest... Könnte man so sagen. Aber das war vor über 100 Jahren", führte der Vampir schließlich ziemlich unbehaglich weiter aus, weil sie so lange schwieg. Als Aiden sich rechtfertigte, runzelte Jane die Stirn und benötigte einen Augenblick, um die unerwarteten Informationen zu verarbeiten, ehe sie dann den Kopf schüttelte und abwinkte. Sie verstand nicht, weshalb er sich rechtfertigte. Schließlich hatte er - ihrer Meinung nach - keinen Grund dazu. "Ich bin .... nur ein wenig überrascht, dass du in den vergangenen Jahren eine feste Freundin hattest", gab die Vampirjägerin ehrlich zu und musterte ihren Gegenüber zum ersten Mal ein wenig genauer, aus einer differenzierteren Perspektive. Er war wirklich gut gebaut, hatte attraktive Gesichtszüge und schöne Augen. Ob seine Attraktivität deshalb so auffallend beziehungsweise präsent war, weil er ein Vampir war oder nicht - das würde sie wohl nie herausfinden. Allerdings war sein Charakter - wenn man vom Faktor 'Vampir' absah und die paar Macken ignorierte - ebenfalls irgendwie ganz in Ordnung. Sie konnte sich gut vorstellen, dass einige Frauen existierten, die für so einen Mann morden würden. Man konnte fast schon behaupten, dass er so etwas wie gutes 'boyfriend Material' war. Aiden wusste nicht mehr, wo er seine Hände hin packen sollte, also verschränkte er in einer instinktiven Abwehrhaltung die Arme vor der Brust. "Es ist wie gesagt sehr lange her", beharrte er nervös. "Hm... okay. Nach längerer Überlegung ist das vielleicht doch nicht ganz so abwegig.“ „Das fand sie wohl auch nicht. Aber danke, schätze ich", gab er trocken zurück. Jetzt war es an Jane, die Arme vor der Brust zu verschränken und leise schnaubend zur Seite zu blicken. "Bilde dir bloß Nichts darauf ein!", entgegnete die Vampirjägerin schneller als gewohnt, wobei sie sich innerlich dafür verfluchte, die Attribute 'attraktiv' und 'gutaussehend' gedanklich mit ihm in Verbindung gebracht zu haben. Wie gut, dass er keine Gedanken lesen konnte. Ansonsten wäre das hier wahrscheinlich zum reinsten Desaster geworden, so dass sie diesen Vampir hätte aufsuchen müssen, der offenbar Erinnerungen modifizieren konnte. „Es überrascht mich nur, wenn ich bedenke, wie ... fixiert du auf eine gewisse Person bist", sprach die Brünette schließlich, wobei sie versuchte, das eher etwas vorsichtiger und mit Bedacht zu sagen. Schließlich wollte sie keinen weiteren Streit anzetteln und sie wusste nicht, inwiefern sie ihn auf die Neuntagekönigin ansprechen konnte und durfte. Diesmal wusste Aiden nicht mehr, wo er hinsehen sollte. Kurz blickte er auf den Boden, dann wieder in ihre Augen. "Bevor ich dich getroffen habe, war es nicht so… Heftig.“ Als der Vampir weitersprach, hob die junge Frau die Augenbrauen an und ließ ihren Blick langsam wieder zu ihm schweifen. Nun, eigentlich war es logisch, dass die Fixierung extremer wurde, seit er ihr begegnet war. Schließlich war sie eine direkte Nachfahrin der Lady Jane Grey und so wurde er - ob er denn nun wollte oder nicht - mit der Vergangenheit und seiner Liebsten konfrontiert. Da sie davon ausging, dass die Beziehungen aus 'normaleren' Gründen gescheitert waren und nicht wusste, dass es vielmehr daran lag, dass er glaubte ein Heuchler oder unaufrichtig zu sein, stellte sich die Frage, weshalb er denn so sehr daran festhielt. Wieso versuchte er nicht mit allen Mitteln von hier zu verschwinden und sie aus seinem Blickfeld zu verbannen. Es hieß doch nicht umsonst 'Aus den Augen, aus dem Sinn'! Nun, möglicherweise würde er das ja irgendwann tun, wenn sich die Chance ergab und er es endlich eingesehen oder wenn er genug hatte. Die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt... Scheinbar bemerkte der Vampir, dass er seine Begleiterin in Verlegenheit gebracht hatte, denn er räusperte sich und meinte: "Na ja, es war nicht gerade angenehm, so lange alleine zu sein... Deswegen... Trotz Jane..." "Hm. Das kann ich, glaube ich, sogar irgendwie nachvollziehen. Es ist bestimmt komisch und nicht angenehm, so lange völlig abgeschottet zu leben und nicht wirklich sozial irgendwie in Kontakt treten zu können", sprach Jane, da sie davon ausging, dass er wortwörtlich 'allein' gemeint hatte und nicht im Sinne der (männlichen) Bedürfnisse. "Nun, völlig abgeschottet würde ich es nicht nennen, nur ist es nett, ab und an mal mit einer Dame zu sprechen", antwortete er daher, deutlich gelassener als noch vor ein paar Minuten, da sich das Gespräch über sein Liebesleben scheinbar dem Ende zuneigte. Sie nickte knapp und wandte sich dem Schaufenster eines Schmuckladens zu, da sich ihre Überraschung damit gelegt hatte und sie nun eine - in ihren Augen - angemessene Antwort gefunden hatte: Er hatte Frauen an seiner Seite gehabt, weil er während längerer Zeit einsam gewesen war. "Gefällt dir etwas davon?", erkundigte der Vampir sich, da sie nun schon eine ganze Weile vor der Auslage des Schmuckgeschäfts standen. "Hm?", kam es leise und mit einer hochgezogenen Augenbraue über Janes Lippen, als sie Aidens Frage vernahm. "Oh. Na ja, sie haben ein paar schöne Schmuckstücke." Dabei hatte sie allerdings bereits schon ein Auge auf ein paar Weißgold Ohrringe geworfen. Allerdings fiel ihr Blick auf die Uhr, welche ebenfalls in der Vitrine stand, so dass sie sich vom Schaufenster abwandte und ihrem Begleiter andeutete, wieder Richtung Parkhaus zu gehen. "Wir sollten los. Meine Mutter hat in knapp einer halben Stunde Feierabend", meinte sie schließlich und begab sich mit dem Vampir zurück zum Wagen, um sich auf den Weg ins Krankenhaus zu fahren und Elizabeth abzuholen. "Ich schätze, du würdest es begrüßen, wenn wir im Wagen warten und nicht drin?", wollte Jane wissen, als sie ihr Auto parkte und noch immer keinen Anruf von ihrer Mutter erhalten hatte, woraus sie schloss, dass die Ärztin noch immer im Dienst war. Als er nickte, lehnte sich auch die Vampirjägerin ein wenig zurück - jedoch nicht, ohne den Eingang des Krankenhauses im Augen zu behalten. Schließlich wäre es nicht ungewöhnlich, wenn man versuchen würde, ihre Mutter direkt nach dem Feierabend abzufangen. „Deine Mutter ist Ärztin und dein Vater war Architekt, wenn ich richtig verstanden habe?", fing Aiden nach kurzem Schweigen ein neues Gespräch an. "Hat dich Medizin oder Architektur nie interessiert?", fragte er nach einem kurzen Schweigen. "Doch, hat es", erwiderte die junge Frau und blickte kurz auf ihr Handydisplay, um nach der Uhrzeit zu sehen. Sie hatten gut zehn Minuten, bis ihre Mutter offiziell den Feierabend antreten konnte. Es war jedoch fraglich, ob Elizabeth pünktlich rauskommen konnte. Immerhin wusste man ja nie, ob irgendein Notfall eintreffen würde. "Allerdings hätte ich mit Medizin meinen Nebenjob nicht ausüben können und für Architektur... nun. Dafür habe ich wohl zu wenig Geduld und nicht das nötige kreative Köpfchen", fügte Jane hinzu. "Da ich allerdings bis heute nicht wirklich sicher bin, was ich machen möchte, habe ich mich für Wirtschaft entschieden, da dies eine gute Grundlage bietet und man so gut wie alles damit machen kann und Psychologie... nun, dieses Gebiet verfolge ich aus purem Interesse." Wie es aussah, war Jane in ziemlicher Plauderlaune, da sie offen darüber redete und einiges über sich preisgab. Hätte der Vampir ihr diese Frage vor wenigen Wochen gestellt, hätte sie ihn wahrscheinlich ignoriert oder ihn mit einer Waffe zum Teufel gejagt. "Klingt verständlich. Du kommst mir mehr wie eine Macherin vor, wenn du weißt, was ich meine", lächelte er. Mit seinen Vermutungen lag der Vampir gar nicht einmal so falsch - vor allem bezüglich des Architekten-Berufes. Schließlich glich das Bild, Jane zeichnend an einem Schreibtisch, praktisch einer kleinen Komödie. Als ob sie sich stundenlang hinsetzen und irgendwelche 'gebäudetechnische Kunstwerke' kritzeln könnte. Da würde sie vielleicht noch eher irgendein verrücktes Mitglied eines Zirkus werden und wie ein Vagabund durch die Gegend ziehen. Dementsprechend nahm sie ihm seine Worte keineswegs übel, sondern nickte nur leicht. "Wie sieht es bei dir aus? Hast du in deinem langen.... 'Dasein' einige Berufsfelder ausprobiert?", wollte sie wissen. "Kann man so sagen." Er musste eine Weile überlegen, bis ihm wieder einfiel, was er zuerst getan hatte, als er ein Vampir war. "In den ersten Jahren habe ich ehrlich gesagt nicht gearbeitet, aber irgendwann wollte ich doch etwas… Zu tun haben. Zuerst habe ich bei einem Schmied gearbeitet, glaube ich. Eine Zeit lang habe ich auf Schiffen angeheuert, aber das ist nicht so gut gegangen." Das ließ er absichtlich mit einem vagen Lächeln auf sich beruhen, aber Jane verstand es auch so; zu lange auf engem Raum mit Menschen eingesperrt zu sein, war für jemanden von seiner Art einfach nicht die beste Idee. "Danach hab ich verschiedenes ausprobiert. Zuletzt war ich auf Hawaii und habe Surfen gelernt und danach anderen beigebracht." "Hmm... verstehe. Du bist also ziemlich rumgekommen. Beruflich, aber auch geografisch", meinte die junge Frau als er von seinen Jobs erzählte. In der Hinsicht war ein ewiges Leben wirklich von Vorteil. Man konnte sich in aller Ruhe jedes noch so kleine Fleckchen der Welt ansehen und miterleben, wie sich die Menschheit veränderte. Bevor Jane noch etwas sagen konnte, erschien schon Elizabeth, worauf sie erleichtert aufatmete und lächelte. Zwar hatte sie gewusst, dass ihre Mutter im Krankenhaus gut aufgehoben war, doch sie so gesund und normal zu sehen, beruhigte sie ungemein. "Irgendwelche komischen Ereignisse?", wollte die Vampirjägerin wissen, als sie den Wagen vom Parkplatz beförderte und nach Hause fuhr. Aus ihrem Blickwinkel konnte sie sehen, dass die ältere Dame den Kopf schüttelte, weshalb sie nur kurz nickte und sich weiter auf die Straße konzentrierte. Aiden Nach gut fünfzehn Minuten betraten sie zu dritt das McCollins Anwesen. Aiden sah sich auf dem kurzen Weg zur Haustür um und fragte sich, ob Eldric den Damen bereits Geleitschutz zur Verfügung gestellt hatte. In der Nähe war wohl zumindest niemand, sodass der Hausgast den Ladies nach drinnen folgte. Im Wohnzimmer händigte die junge Frau ihrer Mutter die Kette aus und erklärte, wozu es nötig war, diese für den Moment ständig zu tragen. Wie erwartet empfand es Elizabeth als ein wenig eigenartig, doch um die Gefahr zu minimieren, zog sie den Schmuck ohne zu murren an. Während Jane ihrer Mutter die Bedeutung des neuen Schmucks erklärte, verstaute Aiden seine Einkäufe in seinem Zimmer, das so wenigstens nicht mehr ganz so kläglich wirkte. Trotzdem runzelte er missbilligend die Stirn, als er sich an die, seiner Meinung nach, überhöhte Rechnung erinnerte. Nur, weil Jane so verlegen und gleichzeitig aufrichtig geredet hatte, hatte er sich einlullen lassen. Das war ziemlich frustrierend. Nachdem dies erledigt war, kehrte der Vampir zu seinen Gastgeberinnen zurück und sah, wie die Vampirjägerin in die Küche verschwand, um das Abendessen vorzubereiten, während die Ärztin zu Aiden trat und ihm die zwei Blutkonserven in einem kleinen Paket übergab. Dabei kam sie nicht umhin, ihn neugierig zu mustern. "Darf ich fragen... wie du die trinkst? In einem Glas, mit Strohhalm oder reißt du sie einfach auf? Ist der Geschmack und die Wirkung irgendwie anders, als wenn du... uhm.. wie soll ich sagen ... 'direkt' trinkst?", fragte die Dame des Hauses vorsichtig, da sie nicht wusste, dass dies ein heikles und intimes Thema für Vampire war. Außerdem war er der erste seiner Art, mit dem sie sich seit Langem unterhielt. Aiden vermutete, dass sie genauso wenig mit seinesgleichen geredet hatte wie ihre Tochter, immerhin war ihr Mann ein Jäger gewesen. „Ähm...", machte der Vampir, der plötzlich die Kiste mit seinem Abendessen in der Hand hielt, ein wenig überfordert. Es war ihm unangenehm, über seine "Essgewohnheiten" zu sprechen - immerhin stand Elizabeth mehr oder weniger auf dem Speiseplan. Andererseits verstand er natürlich ihre Neugierde, und da sie ihn hier aufnahm und versorgte, standen ihr wohl ein paar Antworten zu. Also räusperte er sich und erklärte geflissentlich: "Ich habe das erst ein Mal gemacht, als Jane mir Konserven gegeben hat. Da hatte ich kein anderes Gefäß, also hab ich es einfach so... Getrunken." Ein Grund, aus dem es ihm schwer fiel, darüber zu reden, war, dass er sich vorstellen könnte, dass Elizabeth es als ekelhaft empfinden konnte und er sie nicht anwidern wollte. Natürlich war die als Ärztin einiges gewohnt, aber zwischen Blutverlust und Blut Trinken war wohl nochmal ein gewaltiger Unterschied. "Der Geschmack ist durch das Plastik anders und die Wirkung ist etwas abgeschwächt. Ich denke, das liegt daran, dass das Blut bereits 'tot' ist, wenn man das so sagen kann... Dürfte ich wohl Ihre Waschküche benutzen?", warf er dann rasch ein, ehe der Hausherrin noch mehr unangenehme Fragen einfielen. Neugierde gehörte ja zu ihrem Beruf, da wäre das wohl kaum verwunderlich. Aiden schämte sich für diesen doch sehr plumpen Fluchtversuch, aber der Blutgeruch setzte ihm zu, nachdem er ein paar Tage nichts getrunken hatte. Er spürte bereits, wie seine Reißzähne gegen die Oberlippe drückten und er wollte nicht, dass Elizabeth oder ihre Tochter das sahen und womöglich als Drohung empfanden. Die Ärztin lächelte nur schwach. "Tut mir Leid. Ich wollte nicht unhöflich oder aufdringlich sein. Es interessiert mich als Medizinerin einfach sehr", entschuldigte sich die kurzhaarige Brünette. "Nein, bitte, fragen Sie ruhig", lenkte Aiden sofort ein, der sich ziemlich unhöflich vorkam. Sie hatte sich ja nur für ihn interessiert, das war eigentlich sehr nett. "Ich bin es nur nicht gewohnt, mit jemandem zusammen zu wohnen - Vor allem nicht mit Menschen", erklärte er mit einem etwas verlegenen Lächeln. Es gefiel ihm, so viel Zeit mit Jane zu verbringen, und auch ihre Mutter mochte er bereits, aber dauerhaft um andere Leute zu sein kannte er einfach nicht. Und die meisten Personen, mit denen er längerfristig zu tun hatte, mussten solche Fragen nun mal nicht stellen. „Das ist verständlich… Aber wir verschieben es vielleicht auf ein andermal“, lächelte die Hausherrin und deutete auf eine Tür, die direkt runter in den großen Keller führte. "Wenn du runtergehst, kommst du zuerst in einen Aufenthaltsraum. Die Tür links führt in den Wäscheraum." Bevor Aiden jedoch gehen konnte, nahm Elizabeth ihm einfach die Kleider ab, die vor dem ersten Tragen gewaschen werden mussten und er deshalb mit aus seinem Zimmer runtergebracht hatte. "Da wir ohnehin Wäsche zu waschen haben, mache ich das gleich für dich. Es wäre doch Verschwendung, wenn wir separat waschen, wenn man doch gleich alles gemeinsam in eine Ladung tun kann. Außerdem kannst du so in Ruhe etwas ... essen." Ohne auf seine Antwort zu warten, verschwand die Ärztin nach unten, um sich um darum zu kümmern. Seufzend fuhr er sich durch die Haare; dieses Nicht-Dulden von Wiederspruch hatten die Damen des Hauses eindeutig gemeinsam… Immerhin hätte er auch die Wäsche der Frauen machen können. Andererseits wäre er wahrscheinlich ziemlich verlegen geworden, wenn er plötzlich Janes Unterwäsche in der Hand gehabt hätte, aber darüber dachte er natürlich gar nicht nach. Trotzdem befolgte er den Rat der Ärztin und trank erstmal etwas. Dafür zog er sich allerdings nach draußen zurück, denn er wollte keinesfalls nochmal so einen Beinahe-Zwischenfall wie bei seinem Gespräch mit Jane im Wald. Noch dazu sollten die zwei ihm nicht zusehen, egal, wie neugierig Elizabeth war. In Ermangelung eines Glases (Und irgendwie wäre es ihm komisch erschienen, den Inhalt einer Blutkonserve in einen Becher zu kippen) hielt er es wie beim ersten Mal und trank einfach aus der Konserve. Dabei verzog er leicht das Gesicht; mögen würde er diese Art der Ernährung wohl nie, aber solange es der Sicherheit seiner Gastgeberinnen und deren Wohlbefinden diente, würde er sich damit arrangieren können. Nachdem er ausgetrunken hatte, sah er sich noch etwas auf dem Anwesen um, wobei ihm auffiel, dass die Fremde schon wieder hier gewesen war. Leise knurrend verfolgte er die Fährte - Aber sie verlor sich erneut nach einer kurzen Strecke. Unterwegs traf er einen Mann und eine Frau, die er für Mitglieder des Zirkels hielt. Da er sich aber nicht sicher sein konnte, sprach er sie nicht an, sondern kehrte nach Hause zurück, wo die beiden Bewohnerinnen bereits beim Essen waren. "Guten Appetit", wünschte er und setzte sich höflicherweise zu den Frauen, dann sah er Jane an. "Sie war schon wieder hier. Ich glaube, deine Kollegen verfolgen die Spur bereits", erklärte er ihr, weil es ja mehr als gut sein konnte, dass sie gleich aufspringen und mitmischen wollte. Immerhin war ihre Mutter jetzt durch andere Mitglieder der Organisation geschützt, sodass sie das Haus auch mal unbewacht lassen konnte. "Wir brechen in einer Dreiviertelstunde auf", bestätigte sie seine Vermutung direkt und entschlossen, worauf Elizabeth leise aufseufzte. Die Tatsache, dass ihre Tochter nun wieder losziehen und eine blutrünstige Kreatur jagen wollte, missfiel ihr sichtlich. „Keine Sorge, Mom. Ich passe auf", versuchte sie ihre Mutter dementsprechend mit einem schwachen Lächeln zu beruhigen, worauf die Angesprochene leicht, aber kaum merklich nickte. Als Jane sich umziehen ging, blieb Aiden deshalb in der Küche und half seiner Gastgeberin beim Abwasch. "Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan, aber machen Sie sich bitte keine Sorgen. Ihrer Tochter wird nichts passieren", versprach er sanft, sobald die jüngere McCollins außer Hörweite war. Elizabeth musterte ihn kurz ein wenig überrascht, dann nickte sie sanft lächelnd. "Danke, Aiden." Kurz darauf kehrte seine Jagdpartnerin aber auch schon in der bereits gewohnten Kluft zurück und das Jägerteam verließ gemeinsam das Haus, um in Janes Wagen zu steigen. Sie fragte ihn nach der Fährte und er deutete bei der Ausfahrt nach links. "Ein paar Straßen runter Richtung Süden hab ich ihre Spur verloren", erklärte der Vampir und deutete ihr während des Fahren die Richtung an. Ein paar Minuten später erreichten sie die Stelle, an der die Fährte im Sande verlief. Die luxuriöse Wohngegend wich langsam mittelständischen Häusern, aber noch immer war hier zu viel los, als das ein Vampir sein Jagdgebiet hier gewählt hätte. Zusammen mit Jane stieg Aiden aus und zeigte ihr die Kreuzung, auf der sich der Geruch verlor. "Wie weit konntest du die Spur zurückverfolgen?", wollte die junge Frau von Aiden wissen, als sie ausstiegen. "Ich weiß nicht, wo sie von hier aus hin ist. Aber in der Nähe ist eine Bushaltestelle, vielleicht hat sie die öffentlichen genommen. Oder sie hat ein Auto", überlegte er weiter, während seine Begleiterin sich umsah. In dem Moment fiel ihm auf, dass sie nicht alleine waren und er richtete den Blick auf das Paar, das ihm schon zuvor aufgefallen war. Sie standen auf der anderen Seite der Kreuzung, halb verborgen hinter einem Transporter. Von den Bruchstücken aus zu schließen, die er über den Straßenlärm hinweg hören konnte, diskutierten sie gerade, ob er der 'Ungefährliche' Vampir war, von dem sie in ihrem Auftrag gelesen hatten, oder ob sie die 'Jungfrau in Nöten' (aka Jane) retten sollten. Ohne den Blick von ihnen abzuwenden, sagte er zu seiner Partnerin: "Glaubst du, deine Kollegen kommen von selbst drauf, dass du mich schon längst angegriffen hättest, wenn du mich nicht kennen würdest? Oder sollen wir ihnen das lieber sagen?" Die zwei waren wohl Menschen, sonst hätten sie das gehört. Er war sich nicht sicher, ob Jane ihre beiden Kollegen schon bemerkt hatte, immerhin waren sie ein Stück entfernt und er hatte mit ihrer Anwesenheit gerechnet, weil er sie vorhin schon gesehen hatte. Jane dagegen brauchte einen Moment, bis sie seinem Blick folgte und verstand, wovon ihr Begleiter redete. Als sie die anderen Jäger sah, knurrte sie ungeduldig, da sie Inkompetenz nicht leiden konnte, wie Aiden wusste. „Hingehen und es ihnen sagen wäre zu auffällig. Wer weiß, ob diese Verfolgerin uns von irgendwo beobachtet", meinte sie auf seinen Vorschlag hin nur und seufzte genervt, bevor sie ohne jegliche Vorwarnung seine Hand nahm, ihre Finger mit seinen verschränkte und ihn mit sich zog. "Komm mit." Völlig verdutzt sah er auf ihre schmalen Finger, die sich warm und weich an seine schmiegten, und sämtliches Blut, dass er vorhin getrunken hatte, stieg ihm in den Kopf. "Ähm…", versuchte er es auch bei seiner Partnerin noch mal mit demselben unartikulierten Laut wie schon vorhin bei Elizabeth. Die zwei waren aber auch wahnsinnig gut darin, ihn zu überfordern. Allerdings waren die momentanen Anforderungen sehr klar gesetzt, indem er der jungen Frau folgen musste, als diese betont gelassen über die Straße spazierte. Zuerst war er so verwirrt davon, WAS sie getan hatte, dass er sich gar nicht fragen könnte, WARUM sie es tat. Als sie aber so direkt durch das Sichtfeld der Zirkelmitglieder spazierten, um zur Bushaltestelle zu gelangen, ging ihm jedoch ein Licht auf. Ihre Kollegen durften ja wohl kaum davon ausgehen, dass sie Händchenhalten würde mit einem fremden, geschweige denn feindlichen Vampir. Er zog die Brauen hoch und sah skeptisch lächelnd zu ihr rüber. Ihr war wohl wirklich jedes Mittel zum Zweck recht... Und jetzt, wo er sich langsam daran gewöhnte, musste Aiden zugeben, dass ihre Hand sich alles andere als schlecht in seiner anfühlte. Wie klein ihre Finger waren... 'Ihr seid ja ein süßes Paar' - ob das die anderen Passanten auch dachten? Er schob diese Überlegung beiseite und besah sich wie auch seine Begleitung den Stadtplan an der Haltestelle an, obwohl er nicht ganz sicher war, was Jane sich davon erhoffte. "Hatte Richard laut der Akten irgendwelche näheren Verwandten? Immerhin ist das das einzige, das wir gemeinsam haben, außer der Uni. Und dort habe ich persönlich außer mir keinen Vampir gesehen", überlegte er, wobei er die Hand seiner Begleitung nicht los ließ. Sie hatte das angefangen, sollte sie es doch beenden... Auch wenn es ihn, ehrlich gesagt, ein wenig nervös machte, sie zu berühren. Aber er war ja ein Vampir, also gab es keinen verräterischen Puls, den sie durch seine kühle Hand hätte spüren können und keinen peinlichen Schweißfilm, der ihre Haut an seine klebte. "Nun... zwei seiner näheren Verwandten hat er umgebracht und der Rest seiner Familie wollte laut Informationsquellen nichts mehr mit ihm zu tun haben, da er bereits als Mensch überaus gefährlich war. Darum können wir ihn eigentlich ausschließen", erklärte die Vampirjägerin leise und blickte weiterhin auf die Karte. Mit einem Nicken verwarf er den Gedanken, den man aber wohl hatte in Betracht ziehen müssen. Immerhin musste es auf die eine oder andere Art sie beide etwas angehen. Er versuchte, sich einen Reim auf das Ganze zu machen, mit dem Blick zu den anderen Zirkelmitgliedern, die seiner Meinung nach langsam mal hätten Leine ziehen können. Er war hier, somit war Jane nicht in Gefahr. Sie brauchten nicht in unmittelbarer Nähe herumlungern. Sollten sie lieber etwas Nützliches machen und versuchen, die Spuren der Verfolgerin ausfindig zu machen. Nachdenklich studierte Jane das Papier vor sich, da allein zwei Buslinien hier vorbeifuhren und somit die Richtung eingrenzten, in die ihre Verfolgerin hätte verschwinden können - wenn sie denn öffentliche Verkehrsmittel benutzt hätte. Allerdings fand sie dort zu dem Zeitpunkt wohl keinen roten Faden, weshalb sie schwer aufseufzte und sich durch die Haare fahren wollte. Sie hielt dann aber inne, als sie merkte, dass sie noch immer Aidens Hand hielt. Ohne etwas zu sagen, ließ sie von ihm ab und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich glaube, ich werde nachher noch einmal über die Akten gehen. Soweit ich weiß, war ich in diesen beiden Bezirken nicht tätig, aber vielleicht kann Eldric herausfinden, ob irgendein Verwandter der getöteten Vampire da lebt", meinte die Brünette und sah sich leise seufzend um. Da sie jetzt wohl nichts mehr tun konnten, deutete sie ihrem Begleiter an, ihr wieder zum Wagen zu folgen, damit sie nach Hause fahren konnten. "Langsam verstehe ich, warum du keine Ermittlungsarbeit machen möchtest. Das ist ziemlich frustrierend", bemerkte Aiden, als sie unverrichteter Dinge zurückkehrten. Er überlegte, ob er sich noch mal auf den Weg machen und mit ein paar Leuten sprechen sollte, immerhin wurden die beiden Frauen jetzt bewacht. Aber wie auch Jane war es ihm lieber, selbst vor Ort zu sein und auf die beiden achten zu können. Natürlich hätte er seine Partnerin mitnehmen können, aber das hätte sie direkt auf den Radar der Szene gebracht. Irgendjemand wusste sowieso schon von seiner Verbindung zu ihr, und das wollte er nicht noch weiter herausfordern. "Du hast ihre Fährte bisher dreimal vernommen, oder? Verliefen sie alle in die gleiche Richtung?", wollte sie während der Fahrt von ihm wissen. Wenn dies der Fall war, würden sie das Gebiet vielleicht sogar ein wenig einschränken können - was wirklich von Vorteil wäre. "Während wir nicht gesprochen haben, war sie mehrmals hier, aber ich bin ihr nie weiter gefolgt", antwortete Aiden, der den anderen Jägern noch einen nachdenklichen Blick zuwarf, ehe sie aus seinem Sichtfeld verschwanden. Wenn er Janes fester Partner gewesen wäre, hätten sie ihn sicherlich nicht so misstrauisch beäugt… Aus dem Augenwinkel sah er zu Jane, die auf so etwas im Moment sicherlich keinen Gedanken verschwendete. Nur, um an ihrer Seite akzeptiert zu werden, wäre es auch unsinnig, so einen Vertrag einzugehen. "Als wir uns wieder gesehen haben, konnte ich ihr auch nicht folgen, aber sie war in die andere Richtung der Straße unterwegs. Und sonst konnte ich ihr ehrlich gesagt nur ein paar Straßen weit folgen. Es könnte also gut sein, dass sie jetzt will, dass wir ihr folgen. Immerhin kann sie dich im Moment nicht in eurem Haus herausfordern, ohne ein halbes Dutzend Jäger auf den Plan zu rufen. Sie könnte versuchen, dich ganz bewusst von dort weg zu locken", überlegte er weiter, wobei er davon ausging, dass das funktionieren könnte. Wenn Jane die Möglichkeit hatte, sich der Fremden zu stellen und sie unschädlich zu machen, würde sie das tun, zumindest schätzte Aiden sie so ein. "Hmm... Vielleicht sollten wir versuchen, den Spieß umzudrehen", meinte die junge Frau leise, während sich ihr Griff am Lenkrad ein wenig verfestigte, so dass es kaum merklich knarzte. "Ich weiß, es passt dir nicht, aber in dem Fall wäre es vielleicht das Günstigste, wenn ich den Lockvogel spiele", sprach sie weiter, ehe sie den Wagen in der Garage parkte und anschließend ausstieg. Anstatt sofort reinzugehen, blieb sie an ihrem Auto stehen und blickte ihren Begleiter mit verschränkten Armen an. "Es ist ja nicht so, dass ich völlig allein wäre. Du und meine dutzende Bodyguards seid doch in der Nähe und könnt sofort eingreifen, sobald sie sich zeigt. Außerdem könnte man das bis ins Detail planen und versuchen, die Gefahr zu minimieren", fuhr die Brünette nach einem kurzen Schweigen fort. Sie suchten die Verfolgerin ja bereits, eine größere Drohung als ein ganzer Haufen Jäger, die ihr Ziel umstellten, konnte es kaum geben. Sie befanden sich im Moment in einer Patt-Situation, und das nur, weil sie die Fremde nicht stellen konnten. Wenn sie etwas von den McCollins wollte, würde sie aus ihrer Deckung kommen und sich somit in Gefahr begeben müssen. Von dem her war es äußerst unlogisch, sich selbst als Zielscheibe anzubieten. Natürlich sah Jane das mal wieder anders. Aiden gab ein ungeduldiges Knurren von sich; ihr musste doch klar sein, dass er absolut nichts davon halten würde, sie in unmittelbare Gefahr zu bringen, und das hatte nichts damit zu tun, dass er sie für wehrlos oder unfähig hielt. Er stieg ebenfalls aus und verschränkte unwillig die Arme vor der Brust, versuchte aber sogar, besonnen über ihren Vorschlag nachzudenken. Natürlich gäbe es Vorteile, zum Beispiel würden sie nicht mehr derartig in der Schwebe hängen. Und vor allem hätte Jane etwas zu tun, bei dem sie trotzdem noch unter Sicherheitsvorkehrungen agierte. Er wartete nämlich immer noch darauf, dass sie sich alleine auf den Weg machte, wenn ihr das Ganze zu lange dauerte - Dass ihre Mutter jetzt in Sicherheit war, begünstigte dieses Verhalten seiner Meinung nach nur noch Und trotzdem wollte ihm diese Idee einfach nicht gefallen. Er wusste genau, warum sie das hier besprachen; damit Elizabeth das nicht mitbekam. Denn ihre Mutter wäre mit Sicherheit auf Aidens Seite, was die wahnwitzigen Pläne ihrer Tochter anging. "So etwas kann man nie ´Bis ins kleinste Detail` planen. Irgendwas geht immer schief. Ich war auch bei dir, als Richard dich fast gebissen hätte", gab Aiden zu bedenken, dem es selbst nicht gefiel, sich an dieses Ereignis zu erinnern. Aber wie gesagt, er wollte es zumindest in Erwägung ziehen, also zuckte er schicksalsergeben die Schulter. "Aber man kann wohl darüber nachdenken. Hast du eine Idee, wie genau du das anstellen möchtest - Ohne dich in Lebensgefahr zu bringen?" "Das mit Richard war ein Fehler meinerseits, der diesmal ganz bestimmt nicht passieren wird", stellte die Brünette sofort klar. "Das war nicht dein Fehler, aber darum geht es jetzt nicht. Im Moment ist es das logischste, einfach abzuwarten. Wenn sie wirklich etwas von euch will, muss sie auf uns zukommen, und wenn die Jäger sie abschrecken, umso besser. Das einzige, das du brauchst, ist Geduld." Ihm war natürlich überaus bewusst, dass es Jane genau daran mangelte. Einen klitzekleinen Moment blickte sie ihn nur an, ehe sie schwer aufseufzte und mit langsamen Schritten auf ihn zuging. Als sie unmittelbar vor ihm stand, ergriff sie - bereits zum zweiten Male an diesem Tag - seine Hände und drückte diese mit einem zarten, aber doch bewussten Druck. Erneut wurde ihm bewusst, wie warm sich ihre Finger in seinen anfühlten. "Es kann gefährlich sein, aber wenn wir Eldric hinzuziehen wird es bestimmt deutlich sicherer sein. Er wird schon dafür sorgen, dass Nichts schief geht", sprach Jane in einem leisen, beinahe schon flehenden Ton, in dem aeine süßliche Note zu hören war. Dabei blickte die junge Frau mit dem Ansatz eines Schmollmundes und großen Augen zu ihm hoch, um den Effekt ihrer Überredung zu verstärken. "Bitte, Aiden", fügte sie anschließend leise hauchend hinzu. "Ich werde sonst noch wahnsinnig, wenn wir nicht bald weiterkommen. Immerhin bedroht sie auch meine Mutter..." Er sah von ihren Händen in ihr Gesicht und wusste genau, was sie damit vorhatte. Es wurde noch offensichtlicher, als sie ihn dann auch noch ansprach, und trotzdem… Die Art, wie sie ihn ansah, wie ihr Duft ihm in die Nase stieg, wie anders sie plötzlich sprach, sogar seinen Namen sagte… Er schluckte, sah zur Seite und verlagerte das Gewicht von einem Bein auf das andere, während er dagegen ankämpfte, einfach sofort exakt das zu tun, was sie wollte. Es war unlogisch, was sie von ihm wollte, und er wusste, dass sie ihn durch ihr Verhalten nur manipulierte wollte. Ihrem Willen zu folgen wäre eine reine Gefälligkeit… Das Problem war nur, dass Aiden genau das wollte: Ihr gefallen. Wenn sie jetzt noch gesagt hätte, dass er selbst, Aiden, dafür sorgen könnte, dass ihr sicher nichts passierte, wäre er hundertprozentig dabei gewesen. "Du bist echt anstrengend…", seufzte er und fuhr sich über das Gesicht, wofür er eine Hand aus ihrer löste. "Na schön. Lass uns mit Eldric darüber sprechen", sagte er schließlich hilflos ergeben, wobei er sie jedoch unzufrieden ansah. "Allerdings stelle ich es mir schwer vor, ihr eine Falle zu stellen. Sie weiß spätestens, seit die ganzen Leute hier aufgetaucht sind, dass wir sie auf dem Radar haben. Bevor sie sich dir irgendwie nähert, wird sie versuchen, hundertprozentig sicher zu gehen, dass ihr alleine seid." Es ärgerte ihn so sehr, dass er derartig anfällig war für Janes Annäherungsversuche, dass er die andere Hand von ihr wegzog. Er fuhr sich durch die Haare, schüttelte den Kopf und machte Anstalten, ins Haus zu gehen. „Ich bin mir sicher, dass wir eine geeignete Lösung dazu finden werden. In unserem Fall könnten wir ja so etwas wie ein Streitgespräch vortäuschen", erwiderte Jane höchst zufrieden. "Da muss man nichts vortäuschen...", murrte Aiden mehr zu sich selbst. Sie bräuchte nur noch so eine Idee bringen, dann wäre es tatsächlich so weit... Natürlich stimmte das nicht, immerhin hatte der Vampir sich fest vorgenommen, nicht mehr so wütend auf Jane zu reagieren, obwohl sie es eindeutig beherrschte, die richtigen Knöpfe bei ihm zu drücken. Gerade war er weniger wütend als viel mehr gestresst. Was musste sie ihn heute den ganzen Tag antatschen...? „Du hattest deiner Mutter versprochen, dich nicht in Gefahr zu begeben. Ich glaube nicht, dass diese Idee dieses Kriterium erfüllt", sagte er noch dazu, während sie die Tür aufsperrte. Das ließ sie innehalten. Aiden warf ihr einen kühlen Blick zu und wollte weiter gehen, als sie plötzlich beide Arme um seinen schlang und ihn flehentlich ansah. "Das mit dem Versprechen...", begann Jane dann erneut leise und mit einem liebreizenden Ton. "... Denkst du, du könntest das vielleicht für dich behalten? Ich möchte nicht, dass sie sich unnötig den Kopf zerbricht und es könnte für den Plan hinderlich sein." Etwas überaus Warmes und Weiches und lebendiges war an seinem Arm. Ihr Herzschlag, fast auf seiner Haut… Aiden blinzelte ein paar Mal und löste sich aus ihrem Griff. Dabei wich er ein paar Schritte zurück und verschränkte wieder die Arme vor der Brust. "Genug jetzt", wies er sie streng zurecht, was wohl an Wirkung verlor, da er ziemlich nervös war. Aber wie hätte er das nicht sein können? Seine Kleidung roch jetzt nach Jane. "Ich habe nicht sagen wollen, dass ich es deiner Mutter erzähle, also ist es nicht nötig zu... W-was auch immer das werden soll", endete er mit einer undefinierbaren Handbewegung die Janes ganze Gestalt einschloss. "Ich weiß gar nicht, was du meinst", gab sie unschuldig von sich, wobei ihre Mundwinkel verräterisch zuckten. Natürlich wusste sie ganz genau, was er meinte. Aiden warf ihr noch einen tadelnden (und verlegenen) Blick zu und flüchtete er vor ihren 'Avancen' ins Haus, wobei er vom Flur aus ihr leises Kichern hörte, das ihn nur noch unbehaglicher machte. Seine Pläne, mal zu schlafen, hatte er inzwischen aufgegeben. Wahrscheinlich zog er wieder los, sobald es völlig dunkel war. Er fühlte sich jetzt schon unruhig, was er mit Janes Verhalten in Verbindung brachte, weil das gerade alles war, an das er denken konnte. Sicher hatte es aber auch damit zu tun, dass er lange nicht wirklich jagen gewesen war und er, obwohl er nicht durstig war, eine Art 'Bewegungsdrang' verspürte. Sie wusste ganz genau, dass er ihr völlig verfallen war und nutzte das schamlos aus. Das war unfair und eigentlich sinnlos. Immerhin hatte er mehr als ein Mal klar gemacht, dass er auf ihrer Seite stand und sie unterstützte, egal, was sie vorhatte. Da brauchte sie ihn nicht auch noch zu manipulieren. Und trotzdem, dachte er und bewegte die Hand, die sie zuvor gehalten hatte, War ihre Hand so warm... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)