Bloody Eternity von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 20: Spielstunde ----------------------- Der Geruch gebratenen Specks und Eiern weckte Jane am nächsten Morgen. Gegen die Sonne anblinzelnd, die vom verglasten Balkon hereinfiel, richtete die junge Frau sich auf und sah sich verwirrt um, bis ihr einfiel, was passiert war. Ah ja. Logan. Verlegen fuhr sie sich durch die Haare und sah sich nach ihrem Gastgeber um, der sie von der offenen Küchenzeile wenige Meter von der Couch entfernt abwartend anlächelte. „Na? Gut geschlafen?“, begrüßte er sie und wandte sich ab, um Kaffee in einen Becher zu gießen. „Mhm… Danke“, murmelte sie verschlafen, als sie die Tasse in die Hand gedrückt bekam. Ohne Milch mit zwei Löffeln Zucker, wie sie ihn immer trank. Logan ließ sie auf der Couch zurück, um sich weiter um das Frühstück zu kümmern. „Deine Klamotten sind im Badezimmer. Ich hab dir auch eine Zahnbürste hingelegt… Aber ich würde dir raten, nochmal zu duschen. Ich hatte immer noch überall Farbe.“ Als ihr bewusst wurde, dass sie nur im geliehenen Bademantel dasaß, zog Jane diesen enger um sich und stand auf, um sich vollständig zu bekleiden. „Ähm… Danke. Ich geh mal…“, murmelte sie und tapste ins Bad, wo sie feststellte, dass auch zwischen ihren Zehen noch immer Farbe vom letzten Abend klebte. Also stieg sie unter die Dusche, bevor sie sich anzog und ins Wohn- Schrägstrich Esszimmer zurückkehrte. Dort rief sie erstmal ihre Mutter an, damit diese sich keine Sorgen um den Verbleib ihrer Tochter machte. Anschließend frühstückten die Studenten und plauderten bis in den späten Nachmittag. Als Jane schließlich ging, umarmte Logan sie an der Tür. „Also… Hast du jetzt eine Gästezahnbürste hier:“ Die junge Frau grinste. „Sieht so aus.“ „Dann kannst du ja öfter hier schlafen.“ Ein wenig überrascht blinzelte sie, doch dann lächelte sie und verabschiedete sich von ihrem Freund. Auf dem Heimweg dachte sie über den ungewöhnlichen Verlauf des letzten Abends nach. Sie mochte Logan, doch beieinander übernachtet hatten sie noch nie. Allerdings war er nicht im Geringsten aufdringlich gewesen – das wäre überhaupt nicht seine Art gewesen – sondern im Gegenteil fürsorglich und nachsichtig mit seinem betrunkenen Hausgast. Kate hatte eindeutig Recht gehabt als sie sagte, er wäre ein Schatz. Obwohl sie erstaunlich gut geschlafen hatte, dafür, dass sie auf einer Couch genächtigt hatte, war Jane froh, nach Hause zu kommen und nichts mehr Großartiges vorzuhaben. Sie erzählte ihrer Mutter von ihrem Abend, wobei die Ärztin verständlicherweise am interessiertesten war an der Übernachtungsstätte ihrer Tochter. Dann zog sie sich bis zum Abendessen auf ihr Zimmer zurück. Erst beim Essen sah Jane zum ersten Mal an diesem Tag Aiden, der seltsam in sich gekehrt wirkte, während seine menschlichen Mitbewohnerinnen aßen. „Und?“, sprach Jane ihn schließlich an. „Hast du gestern alles erledigen können?“ „Erledigen?“, fragte er ein wenig verwirrt. Die Jägerin zuckte die Schultern. „Ich nehme an, du hattest etwas vor, weil du mir ausnahmsweise nicht gefolgt bist.“ Das obligatorische Lächeln schlich sich wieder auf seine Züge. „Hm… Ich kann doch nicht immer auf dich aufpassen, wenn du deine kleinen Abenteuer erlebst…“ „Was für Abenteuer?“, fragte sie, leicht alarmiert, denn irgendwie klang das, als wüsste er, wo sie übernachtet hatte, und hätte seltsame Schlüsse daraus gezogen. Aiden lachte nur leise und stand auf, als er sagte: „Du bist jetzt vielleicht ein Jahr älter… Aber du bist und bleibst ein Schulmädchen und erlebst die entsprechenden Abenteuer.“ Sie wollte protestieren, vor allem, da er ihr zu allem Überfluss noch durch die Haare wuschelte, doch etwas im Lächeln des Vampirs ließ sie schweigen. Fünfhundert Jahre, erinnerte sie sich, fast fünfhundert Jahre alt war Aiden – natürlich erschienen ihre 23 Jahre ihm da wie ein unendlich kurzer Zeitraum. Was nicht hieß, dass sie ein Schulmädchen oder überhaupt irgendeine Art von Mädchen war. Das würde sie ihm das nächste Mal sagen, wenn er nicht aus der Wäsche schaute wie ein getretener Hund. „Übrigens“, fing Elizabeth an, die wohl das Thema wechseln wollte. „Hast du gehört, dass sie den Supermarkt in der Gegend schließen wollen?“ Dankbar für diese Gesprächsmöglichkeit, die von ´Abenteuern` wegführte, die sie angeblich gehabt haben sollte, wandte Jane sich an ihre Mutter. So verlief der Rest des Abendessens friedlich. Obwohl sie bei Logan lange geschlafen hatte, hing Jane die letzte Nacht noch nach, weshalb sie früh zu Bett ging, nachdem sie noch ein wenig für die Uni gearbeitet hatte. Das war gut so, denn am nächsten Tag stand ihr Besuch im Freizeitpark an. Es war zwar November und der Himmel entsprechend bewölkt, doch ein trockener Morgen. Jane zog sich Jeans und einen bequemen Pullover an, dann ging sie in die Küche, um zu frühstücken. Zu ihrer Überraschung fand sie Aiden bereits dort vor, und zwar mit einer Kanne Kaffee, aus der er ihr eine Tasse einschenkte und sie ihr mit einem: „Guten Morgen!“, überreichte. Nach Aidens Stimmung am letzten Abend war sie ein wenig überrascht von so viel guter Laune. Beschweren würde sie sich jedoch nicht, schließlich wäre es äußerst unangenehm, mit einem Trauerkloß in einen Vergnügungspark zu gehen. Außerdem passte das viel besser zu seinem lebhaften Naturell als die Nachdenklichkeit. So nahm sie nur dankend den Kaffee und machte sich einen Toast, um während des Ausfluges nicht sofort Hunger zu bekommen. Da sie die einzige war, die essen und trinken musste, nahm Jane nur einen kleinen Rucksack mit einem Geldbeutel und einer Wasserflasche mit. Speisen konnte man sich auf der Anlage kaufen. „Hast du alles?“, fragte Jane, als sie später im Hausflur Schuhe und Jacken anzogen. „Ja… Und du brauchst wirklich keinen Geldbeutel mitnehmen“, wiederholte er missbilligend, was er zuvor schon mehrmals gesagt hatte. „Das ist dein Geburtstagsgeschenk, und ich werde alle Ausgaben übernehmen.“ „Man kann ja nie wissen, ob du nicht doch wieder deinen Geldbeutel vergessen hast“, stichelte Jane grinsend, worüber er wiederwillig schmunzelte, bevor er sich geschlagen gab und sie ins Auto steigen konnten. Es dauerte eine Weile, bis sie am Thrope-Park ankamen und sich in der nicht allzu langen Reihe anstellen konnten. Die Sonne schien zwar nicht, aber nach Regen sah es nicht aus, ein perfekter Tag für diesen Besuch. Als sie endlich auf dem Gelände des Parks waren, schlenderten sie ein wenig herum und besahen sich die Attraktionen. "Und, was willst du als erstes machen?", fragte Aiden, als sie auf einer Straße ankamen, die scheinbar nur für Achterbahnen gedacht war. Janes Blick schweifte über die Gegend und blieb an der 'Saw'-Achterbahn hängen. Na, das passte doch. "Lass uns mal die hier ausprobieren", meinte sie und deutete auf die entsprechende Bahn, ehe sie sich mit ihm anstellte und wartete, dass sie einsteigen konnten. Während sie der Schlange folgte, entdeckte sie in weiterer Entfernung einen Schießstand, den sie später sicher ausprobieren wollte. Aiden hob den Blick, um den Gästen zuzusehen, die bereits dran waren, sah aber wieder zu Jane, als diese ihn ansprach "Wenn du Schiss kriegst, darfst du gerne meine Hand nehmen ", sagte sie scherzend und mit einem kleinen Schmunzeln an ihren Begleiter gewandt. Dieser zog schmunzelnd die Augenbrauen hoch. "Pass auf, was du anbietest. Sonst komme ich noch darauf zurück", antwortete er zwinkernd, als sie an der Reihe waren und sich wie angewiesen in den Sitzen niederließen. "Gib doch zu, dass du froh darüber bist, dass ich es dir angeboten habe. Innerlich schreist du schon vor Angst", entgegnete die Brünette keck grinsend, als sie in der Achterbahn saßen. Er öffnete den Mund, schloss ihn wieder und sah sie zögernd an, ehe er sich etwas zu ihr beugte und leise sagte: „Eigentlich fragte ich mich gerade, ob ich sterben würde, wenn die Gondel abstürzen würde.“ Janes Grinsen erstarrte auf ihren Zügen, doch sie kam nicht dazu, nachzufragen, denn kurz darauf schlossen sich schon die Sicherheitshebel, ein Angestellter prüfte, ob alle gesichert waren, dann setzte sich der Wagen in Bewegung. Es nahm nur langsam Fahrt nach oben auf, fuhr ein paar Meter geradeaus und blieb einen Moment stehen, damit die Fahrgäste den Ausblick bewundern konnten - bevor sie in den freien Fall stürzten. Die Menschen um sie herum kreischten und der Wind pfiff ihnen in den Ohren, aber sie lachten beide, als Aiden sich tatsächlich Janes Hand schnappte und diese nach oben riss. Ob es am Adrenalin lag oder daran, dass alles so schnell ging, die junge Frau störte es nicht mal, dass der Vampir sie berührte. So hielt er ihre Hand noch, als die Gondel mit einem Ruck zum Stehen kam, und die Jägerin ließ sich von ihrem Begleiter heraushelfen. "Du siehst bezaubernd aus", grinste er und deutete auf ihre ziemlich verwuschelten Haare, die der Fahrtwind ruiniert hatte. "Ich frage mich langsam wirklich, ob du an einer Geschmacksverstauchung leidest", meinte die Vampirjägerin schmunzelnd, wobei sie natürlich wusste, dass er es nicht wortwörtlich meinte. Aber irgendwie machte er ihr oft in den unpassendsten Momenten Komplimente, etwa, wenn sie eine Schürze trug, als blutige Alice verkleidet war, oder eben jetzt. Während sie zusammen mit den anderen Gästen einen Weg entlang geleitet wurden, richtete Jane ihr Haar. Dann kamen sie in ein kleines Gebäude, in dem Fotos von ihrer Fahrt gezeigt wurden. "Du findest, es sei eine 'Geschmacksverstauchung', dich hübsch zu finden? Etwas mehr Selbstbewusstsein bitte, du bist eine sehr attraktive junge Frau", gab der Vampir in gespielter Strenge den Tadel zurück, während sie nach ihrem Bild Ausschau hielten. "Ich meinte eigentlich deinen Geschmack für Haarstil", erwiderte sie nur und winkte dann mit der Hand ab, ohne auf den restlichen Teil seiner Worte einzugehen. "Ach, ein schönes Gesicht entstellt nichts", fuhr er munter fort, doch da entdeckte er das gesuchte Bild und fing an zu lachen. Jane und Aiden hielten sich bei den nach oben gestreckten Händen. Beide lachten auf dem Bild und die Gesichtsausdrücke wirkten ausgelassen – auch, wenn Janes Haare durch den Fahrtwind nach hinten durcheinander gewirbelt wurden. Nachdem ihr Begleiter sich einen Abzug davon besorgt und diesen in der Manteltasche verstaut hatte, deutete die junge Frau auf einen Schießstand, der einige Meter von ihnen entfernt stand. "Wetten, ich treffe in der angegebener Zeit mehr Ziele als du?", forderte sie den Vampir heraus, als sie dort ankamen und für eine Runde bezahlten. Sie schnappte sich ein Gewehr und positionierte sich vor den Zielen. "Wenn ich gewinne, musst du dich einmal 24 Stunden von mir fern halten - in jeglicher Hinsicht!" Aiden zögerte kurz, wog die Spielzeugwaffe in der Hand, dann zuckte er die Schultern und bezahlte den Mann für eine zweite Runde. "Du würdest mich doch nach zwei Stunden vermissen. Aber gut, abgemacht. Wenn ich gewinne... Machst du Fotos mit mir", schlug er vor, inspiriert von dem tollen Bild aus der Achterbahn. Er legte an, grinste Jane aber nochmal zu, bevor der Countdown losging. "Ich hoffe, du hast eine Bürste dabei." "Das denkst auch nur du. Ich würde eine riesige Party feiern, weil ich endlich meine Ruhe vor dir habe“, entgegnete die Brünette nur frech und prüfte kurz die Schusslinie, ehe sie seine Worte etwas verzögert begriff und ihn mit einer hochgezogener Augenbraue ansah. Er wollte, dass sie Fotos mit ihm machte? Die Forderung klang eigenartig und sie hätte vielmehr erwartet, dass er etwas 'Größeres' von ihr verlangen würde. Dennoch nahm sie an. Dann ging die Zeit los und sie schossen etwa gleichzeitig das erste Mal. Jane betätigte gelassen und konzentriert den Abzug, um ein Ziel nach dem anderen zu treffen. Dabei konnte sie Dank den Schussgeräuschen hören, dass sie wohl gleichauf waren. Das spornte die junge Frau an, sodass sie das Tempo anziehen wollte. Jedoch gab ihr Gewehr aufgrund einer kleinen Malfunktion am Verschluss ein undefinierbares Geräusch von sich, sodass es ihr nicht möglich war, den Abzug zu betätigen und die entscheidenden Schüsse für einen Gleichstand zu machen. Unmittelbar danach lief die Zeit ab und Jane kam nicht umhin, leise zu fluchen, worauf der Besitzer zu ihr kam und sich entschuldigte. Aiden runzelte die Stirn. "Das ist unfair. Sollen wir es nochmal versuchen?", schlug er vor. "Nein. Du kannst nichts dafür und hast gewonnen, also kriegst du den Preis", meinte die Brünette, trotzdem leicht genervt, und fuhr sich durch die Haare. Der Besitzer sagte Jane, dass sie eine Runde umsonst spielen konnte, dann wandte er sich ab, um Aiden seinen Preis zu geben - der sich als großer, brauner Stoffhund herausstellte. "Ähm... Danke", sagte der Vampir schmunzelnd und überlegte kurz, dann drückte er das Kuscheltier Jane in die Arme und erklärte lächelnd: "Als Ausgleich für die kaputte Waffe.“ Etwas verdutzt blickte Jane Aiden an, bevor sie das Plüschtier begutachtete und gar nicht anders konnte, als zu schmunzeln. Das Ding war ja irgendwie ganz süß. "Danke", sprach die Vampirjägerin und klemmte den Preis unter einen Arm, während sie sich mit ihrem Begleiter vom Schießstand entfernte. "Also? Wo wollen wir die Fotos machen?" Aiden sah sich um, um eine geeignete Fotostelle zu finden. Jane richtete unterdessen ein wenig ihre Haare, da sie wirklich nicht wie eine grässliche Vogelscheuche aussehen wollte. Perfekt wollte sie aber auch nicht aussehen. Immerhin waren sie in einem Vergnügungspark und dementsprechend war es klar, dass sie nach gewissen Fahrten zerzaust aussahen. Ihr Blick fiel auf einen Fotoautomaten, als der Vampir auf diesen deutete und sie verstand, von welcher Art Fotos er sprach. "Muss ich mich da drin zum Affen machen?", wollte Jane wissen, woraufhin Aiden natürlich nickte, als sie sich zur Box begaben und das entsprechende Kleingeld heraussuchten, um den Automaten zum Laufen zu bringen. Dabei musste sie daran denken, wie lange es wohl her war, seit sie so etwas mit Freunden getan hatte und wie sie sich als Teenager darüber amüsiert hatten. Bei Gelegenheit würde sie mal nach den Fotos suchen. "Also? Welche Posen und Gesichtsausdrücke wünscht sich der werte Herr?", fragte sie Aiden etwas albern und einem kleinen Schmunzeln. "Hm… Ein Lächeln wäre schön", sagte er mit einem Seitenblick auf sie, während er etwas mit der Bedienung des Fotoautomaten kämpfte, bis das Display ein Halloween-Motiv zeigte, das wohl noch vom letzten Tag übriggeblieben war. "Ansonsten… Machen wir einfach?", schlug er unkreativer Weise vor, dann drückte er schulterzuckend auf den Knopf. Als das erste Foto gemacht wurde, sah sie ihn noch irritiert wegen dieser ungenauen Angabe an und er grinste entschuldigend. "Lächeln", erinnerte er Jane noch, bevor er den Arm um sie legte und wieder der Auslöser losging. Als die Vampirjägerin seinen Arm spürte und seine Instruktion vernahm, blinzelte sie kurz, fasste sich allerdings schnell und lächelte sofort in die Linse, damit es beim zweiten Versuch klappte. Bei den nächsten Bildern stellte sie sich einmal süß, verängstigt und einmal albern, oder mit aufgeplusterten Wangen dar. Auf den letzten beiden Fotos machten sie einfach irgendeinen Quatsch, dann warteten sie, bis sie Bilder ausgedruckt wurden. "Siehst du? Hat doch gut geklappt", sagte Aiden zufrieden, als er sich etwas umständlich aus der Kabine kämpfte, die eindeutig nicht für Personen seiner Größe ausgelegt war. "So eng, wie es da drin war, würde es mich nicht wundern, wenn wir teilweise abgeschnitten wurden", meinte sie schmunzelnd, da sie auch den Stoffhund mit in die Kabine genommen hatte. Sie folgte Aiden nach draußen und wartete, dass der Automat zwei Exemplare der Fotostrecke ausspuckte. Wie immer dauerte das einige Sekunden und als es endlich soweit war, griff die Brünette danach und kam nicht umhin, beim Anblick leise zu lachen. Wie albern das aussah! Mit dem Hund zusammen war es wirklich eng geworden, aber er machte sich immerhin gut auf den Fotos, obwohl man nur Augen und Ohren des Stofftieres sehen konnte, da es auf Janes Schoß gesessen hatte. "Ah, so groß bist du doch nicht", sagte Aiden und deutete mit der Hand die Höhe von Janes Kopf etwa bei seiner Schulter an. „Die Enge dürfte dir nichts ausgemacht haben.“ „Groß genug für dich“, schmollte sie, woraufhin er ihr nur zuzwinkerte. "Das gefällt mir am besten." Aiden deutete auf das Foto, auf dem sie die Backen aufgeplustert hatte. Jane schmunzelte nur leicht. Ja, da sah sie wirklich ziemlich albern aus. Sie konnte nur hoffen, dass er das Foto irgendwo verstauen würde und nicht auf die Idee kam, es im Zirkel oder womöglich sogar Eldric zu zeigen. Nicht auszudenken, welche Reaktionen das bei den Leuten auslösen würde. Immerhin hatte sie erst vor wenigen Wochen Lucas zurechtgewiesen, weil das unmögliche Gerücht herumgegangen war, dass sie etwas mit einem Vampir am Laufen hatte. "Wieso wolltest du aber Fotos mit mir schießen? Ich hatte irgendwie mit... hm ... dem Eid-Abschluss oder etwas dergleichen gerechnet”, wollte die junge Frau wissen, nachdem sie die Bilder einsteckte und wieder weiterging. Dabei entdeckte sie einen Stand mit Süßigkeiten und steuerte diesen an, um die Auswahl zu betrachten und entschied sich schließlich für Schoko-Früchte am Stiel. Der Vampir zögerte kurz, bevor er antwortete: "Ich habe dir doch schon gesagt, dass mir nichts an diesem Pakt liegt. Wenn du dich dafür entscheidest, soll es zu deinem Besten und aus deinem freien Willen heraus sein." Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf und sah in den blassgrauen Herbsthimmel. "Außerdem wäre das eine ziemlich große Sache für so einen Spaß, oder? Etwas Vergleichbares wäre… Keine Ahnung, den ganzen Tag deine Hand halten dürfen oder so was", überlegte er weiter und sah aus dem Augenwinkel zu ihr. Die Brünette aß ihre Schokofrüchte und hob die Augenbrauen. Nun, da hatte er irgendwie Recht. Für so ein kleines Spiel wäre es schon ziemlich dreist gewesen, wenn er so eine Forderung gestellt hätte. Die Erkenntnis, dass er die ganze Situation nicht ausgenutzt hatte, ließ sie unwillkürlich lächeln. Damit hatte er ihr mal wieder bewiesen, wie geradlinig und ehrlich er war. "Den ganzen Tag meine Hand halten?", wiederholte Jane um sich von dem Thema abzulenken, und da sie diesen Vorschlag beziehungsweise Vergleich für ziemlich absurd hielt. "Das wäre zwar eine ziemliche Folter für mich, doch ich sähe keinen Vorteil und Nutzen für dich dabei." Sie biss von einer Schokoerdbeere ab und leckte sich flüchtig, aber genüsslich über die Unterlippe, da dort ein wenig von der teilweise geschmolzenen Süßigkeit geklebt hatte. Seufzend, mit einem schmalen Lächeln, rieb er sich den. "Tja, das wäre dann deine Strafe fürs Verlieren. Immerhin müsstest du dann den ganzen Tag noch enger mit mir zusammen sein, statt mich los zu werden", saugte er sich eine Erklärung aus den Fingern. Sie konnte sich schon denken, dass ihr Begleiter noch mehr dazu zu sagen gehabt hätte, wollte es aber eigentlich gar nicht wirklich wissen. Ihr Blick schweifte über die Gegend, während sie aufaß, wobei sie die Geisterbahn entdeckte und sie nicht anders konnte, als zu grinsen. "Wie wäre es damit?", schlug die Vampirjägerin vor und deutete auf die Attraktion, nachdem sie den Stiel weggeworfen und sich Gedanken dazu gemacht hatte, wie ihr Begleite wohl da drin reagieren würde. Allein die Vorstellung, einen Vampir in ein Spukhaus mitzuschleppen, war grotesk, aber überaus amüsant. Sie stellten sich in die Schlange und es dauerte eine ganze Weile, bis sie in ein Zweier-Gefährt einsteigen und losfahren konnten. Ob er sich wohl erschrecken oder sogar lustige Laute von sich geben würde? Irgendwie konnte sie sich das nicht vorstellen, doch wäre es bestimmt höchst unterhaltsam, solche Reaktionen von ihm zu sehen. Leider wirkte Aiden nicht, als habe er Angst, aber ein paar Mal zuckte er doch zusammen, als plötzlich eine Vorrichtung losging oder ihr Wagen sich drehte. Dann lachte er aber jedes Mal wieder. Auch Jane fürchtete sich nicht, sondern erschrak lediglich ab und zu, wenn irgendetwas plötzlich und unerwartet geschah. Schließlich hatte sie, dank ihres Nebenjobs, mit viel gruseligen Geschöpfen zu tun und viel entsetzliche Dinge gesehen, obwohl die Geisterbahn schon ganz gut gemacht war, wie sie zugeben musste. "Hätte ich keinen allzu ungewöhnlichen Nebenjob, dann würde ich sicher irgendwie Schiss kriegen", kommentierte die Vampirjägerin die ganze Aufmachung und während sie sich ebenfalls ein wenig zurücklehnte. "DU kannst Angst haben?", fragte Aiden seine Begleiterin, als hätte sie ihm gerade erzählt, der Himmel sei Grün. Zwar hielt sich die Vampirjägerin regelmäßig für unverwundbar und unbesiegbar, doch wusste sie nur zu gut, dass sie alles andere als furchtlos war. Zwar kam es nicht so oft vor, wie bei wahrscheinlich anderen Frauen, doch es gab Situationen, in denen sie Angst verspürte. Dementsprechend verdrehte die Brünette die Augen, als sie den kleinen Ausruf ihres Begleiters vernahm. Bevor sie allerdings eine schnippische oder schlagfertige Antwort geben konnte, spürte sie, wie Aiden sich neben ihr ein wenig anspannte. Sie wollte fragen, was los war, doch. im nächsten Moment öffnete sich schon eine Geheimtür auf Janes Seite des Wagens und ein Mann sprang johlend auf sie beide zu. In der Hand hielt er etwas, das erschreckend überzeugende Kettensägengeräusche von sich gab, natürlich aber nur eine Attrappe war. Jane zuckte erschrocken zusammen, als der Angestellte neben ihr auftauchte und griff instinktiv nach Aidens Arm, nachdem sie sogar zu ihm gerutscht war, um einen gewissen Abstand zwischen sich und dem Verkleideten zu bringen. Dann fuhren sie aber schon weiter und der Mann verschwand hinter der nächsten Biegung. "Oh Mann...! Das hat sogar mich erschreckt", meinte sie kopfschüttelnd und ließ wieder von ihrem Begleiter ab, um sich durch die Haare zu fahren. Dabei dachte sie gar nicht groß darüber nach, dass sie ihm eben so nah gewesen war oder ihn berührt hatte. So sehr es die Vampirjägerin auch abstreiten mochte, so war es mittlerweile ziemlich normal für sie geworden. Aiden lachte, als sie ihn wieder losließ und wuschelte ihr durch die Haare. "Keine Angst, solange ich da bin, tut dir schon keiner was", neckte er sie grinsend, was ja irgendwie sogar der Wahrheit entsprach. "Ach ja? Obwohl du hier eigentlich das wahre Monster hier bist?", entgegnete sie leicht schmunzelnd. Wenn die Darsteller und Besucher gewusst hätten, dass gerade ein Vampir in der Geisterbahn saß, dann wären sie bestimmt allesamt schreiend rausgerannt. Da der größte Teil der Menschheit jedoch glaubte, dass solche Wesen bloß aus der Fantasie entsprungen und dementsprechend nicht real waren, würde es wohl nie soweit kommen. Es sei denn, ihr Begleiter würde sich plötzlich dazu entscheiden, seine wahre Identität zu offenbaren. „Gut, ich muss mich korrigieren; niemand außer mir wird dir etwas tun", antwortete er mit im dunkeln leuchtenden Katzenaugen. „Übrigens hättest du mich ruhig vorwarnen können“, beschwerte sie sich, während die Fahrt weiterging. „Du hast den Mann doch gerochen, oder?“ Aiden lachte nur leise, doch das war Antwort genug. Deshalb hatte er sich einen Moment vor dem ‚Überfall‘ kurz angespannt und sofort wieder entspannt; er hatte die ‚Gefahr‘ gewittert, war sich aber gleich klar geworden, dass alles in Ordnung war und es zu der Attraktion gehörte. Wenig später fuhren die beiden Fahrgäste nach draußen und das helle Licht schien ihnen entgegen, sodass Jane kurzzeitig die Augen zusammenkneifen musste, um sich wieder daran zu gewöhnen. Gemeinsam mit dem Vampir stieg die junge Frau aus und begann damit, mit ihm durch den Park zu schlendern und sich umzusehen. "Wo wollen wir als Nächstes hin?", fragte Jane an Aiden gewandt, da sie ihn entscheiden lassen wollte. "Willst du in dieses ´Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!`-Labyrinth? Das klingt recht amüsant“, schlug er vor, wobei Jane sich wunderte, dass er diese Sendung kannte. Ab und zu sah er zwar mit ihr und ihrer Mutter fern, aber da weder sie noch Elizabeth dieses Format mochten, fiel es ihr schwer, sich vorzustellen, wann Aiden das Konzept aufgeschnappt haben sollte. Allerdings hatte sie nichts gegen die Attraktion, sodass sie sich auf den Weg dorthin machten. Davor mussten sie eine Weile warten, bis sie von einer Angestellten in einen Einführungsraum mit Bänken geführt wurden. Eine Frau erklärte dort die Spielregeln: "Diese Attraktion ist als Labyrinth aufgebaut, durch das ihr auf verschiedenen Wegen kommen könnt. Ihr arbeitet in Zweierteams zusammen, um goldene Sterne zu finden, die in der Anlage versteckt wurden. Um an manchen Stellen weiter zu kommen, müsst ihr verschiedene Aufgaben bewältigen. Wie draußen schon gesagt wurde, könnt ihr dabei dreckig oder nass werden. Elektronische Geräte könnt ihr in den Spinden ablegen, damit nichts kaputtgeht.“ Ein paar Leute standen auf, um ihre Handys und Kameras abzulegen. Jane und Aiden hatten das vorher schon getan, auch der Stoffhund war weggeschlossen worden. „Wenn euch eine Aufgabe zu schwer oder zu eklig ist, könnt ihr einen anderen Weg suchen. Falls ihr gar nicht weiterkommt, sind auf dem Gelände überall Kameras angebracht. Winkt einfach, wenn ihr Hilfe braucht, dann holt euch einer von uns.“ Die kurzhaarige Frau zog eine Kiste hervor, in der sich beim Öffnen einige Handschellen offenbarten. „Um es ein bisschen spannender zu machen, werden wir euch Handschellen anlegen, für die natürlich ein Schlüssel versteckt wurde - aber den müsst ihr euch verdienen. Alles verstanden?" Als alle nickten, strahlte sie und reihte ihre Kunden in einer Reihe auf, die immer zu zweit oder zu dritt in den Parcours gelassen wurden. Bevor die Teams eingelassen wurden, wurde ihnen eine Armfessel angelegt, die Aiden etwas skeptisch betrachtete, als er mit Jane in der Anlage war. Während sie gingen, reizte das Metall unangenehm ihre Haut. Daraufhin seufzte die Brünette leise auf und nahm kurzerhand ohne Erklärungen Aidens Hand, um ihre Finger locker mit seinen zu verschränken. Sie dachte nicht groß darüber nach, sondern ging unbehelligt weiter. Welchen Unterschied machte es denn schon, wieder Händchen zu halten? Einmal mehr oder weniger würde sie keineswegs umbringen und angesichts der Tatsachen war es deutlich angenehmer. Aiden warf ihr zwar einen Blick zu, sagte aber nichts dazu. "Wo lang? Und sollen wir den Schlüssel suchen oder gleich die Sterne?", fragte der Vampir, als sie sich entschlossen hatten, eine wackelige Hängebrücke zu ihrer Rechten zu passieren. Die junge Frau dachte kurz nach, entdeckte am Ende der Brücke allerdings zwei Glasboxen mit jeweils einem Loch. Bei genauerem Hinsehen, konnte man feststellen dass sich in der einen Kiste unzählige Mehlwürmer und in der anderen Regenwürmer befanden. "Ich denke, wir suchen gleich die Sterne. Es bietet sich gerade an", schlug die Vampirjägerin vor und deutete auf die Glasboxen, während sie unbeeindruckt über die wackelige Brücke ging. Schließlich hatte sie bei der Ausbildung zur Jägerin schon deutlich schlimmere körperliche Tätigkeiten vollbracht. Bei den Kisten angekommen, erblickte die Brünette eine Karte, auf der die Aufgabe stand: Man musste reingreifen und jeweils einen Stern herausfischen. Während im Hintergrund immer wieder lautes Gekreische oder Geheule zu hören war, griff Jane ohne Umschweifen in die Kiste. Immerhin hatte sie keine Angst vor Insekten. Wenige Momente später, nachdem die Mehlwürmer abgeschüttelt waren, hielt sie schon einen goldenen Stern in der freien Hand. Sie schielte zu ihrem Partner, der die Aufgabe ebenfalls abschloss. Sein Stern war ganz nach hinten in die Kiste gerutscht, sodass er etwas wühlen musste, aber schließlich hatte auch Aiden die Trophäe. Leicht angewidert wischte er die Hand an der Hose ab. "Was Menschen alles für Geld tun...", grummelte er, dann ging es schon weiter, wieder Hand in Hand. "Sie hätten lieber ein Grusellabyrinth daraus machen sollen, mit irgendwelche Statisten, die uns verfolgen oder uns so lange festhalten, bis wir gewisse Aufgaben und Rätsel gelöst haben", meinte die junge Frau, während sie weiterging und über das Spiel nachdachte. Es hatte einen gewissen Thrill, doch irgendwie traf es nicht ihren Geschmack - was wohl an den eher dümmlichen Prüfungen lag. "Ich weiß nicht, ob Statisten so eine gute Idee wären. Nicht, dass du dich wieder erschreckst", konnte Aiden sich nicht verkneifen, Jane aufzuziehen. Irgendwie hatte die junge Frau damit gerechnet, dass ein Seitenhieb seinerseits bezüglich ihrer Reaktion in der Geisterbahn kommen würde. Dementsprechend überraschte sie seine Aussage keineswegs und sie kam nicht umhin, nur den Kopf leicht zur Seite zu neigen und ihn gespielt tadelnd anzusehen. Vor einer Gabelung blieben sie stehen und mussten sich für eine Richtung entscheiden. Je nachdem, wie diese ausfiel, würde wohl eine andere Prüfung auf sie warten. "Rechts oder links?", wollte die junge Frau vom Vampir wissen. Er entschied sich für den rechten Weg, an dessen Ende sie an einen künstlichen Flusslauf gelangten, der von zwei frei schwingenden Planken überspannt wurde. An Seilen über dem Konstrukt baumelten Sterne, an die man nur kam, wenn man geschickt balancierte und sich strecke. Gleichzeitig musste man den Arm ausgestreckt halten, weil man sonst seinen Partner ins Wasser beförderte. "Soll ich zwei runter holen oder schaffst du das?", fragte er, da die Sterne doch recht hoch hingen und sie nicht so groß war. "Ich schätze, es ist einfacher, wenn du das übernimmst", erwiderte Jane leise grummelnd, bevor sie ihm folgte. Das war wohl keine gute Idee gewesen war, denn zu zweit war es natürlich schwieriger, das Gleichgewicht zu halten. Das sahen sie aber erst ein, als Aiden sich schon mit einem Fuß im knapp knietiefen Wasser befand. Danach ging Jane auf der für sie vorgesehenen Planke, er sammelte zwei Sterne ein und ging weiter. "Klasse", seufzte er, weil er nicht gerade ein tolles Gefühl war, ein nasses Hosenbein und vor allem nasse Socken in den Schuhen zu haben. Immerhin hatten sie bereits je zwei Sterne von zehn zu sammelnden. Auch Jane war nicht begeistert von ihrem nassen Hosenbein. "Ich glaube, wir sollten uns daran machen, diese Handschellen loszuwerden. Anbetracht der vorherigen Aufgabe, wäre es von Vorteil, nicht angekettet zu sein", schlug die Vampirjägerin vor und blickte zum unfreiwilligen Metallschmuck an ihren Händen. Natürlich wusste sie, dass der Vampir diese ohne weiteres aufbrechen konnte, doch wäre das erstens Zerstörung von Eigentum und zweitens alles andere als der Sinn der Sache. Sie waren nicht die einzigen, die ein wenig durchnässt waren. Tatsächlich kam ihnen ein Paar entgegen, das nicht nur feuchte Hosen, sondern insgesamt ziemlich klamme Bekleidung vorzuweisen hatte. Na, so dumm hatten sie sich wohl gar nicht angestellt, und ein wirkliches Problem war die Nässe nicht, da es ziemlich warm war. Wahrscheinlich war der Vergleich aber ein wenig unfair, immerhin waren weder Aiden noch Jane der durchschnittliche Freizeitparkbesucher. Nach einigen Metern standen die beiden vor einem dunklen Eingang, der in ein Tunnelsystem führte und vor dem ein Tisch mit einer kleinen Taschenlampe stand. Ohne zu zögern trat die Brünette ein und sah sich mit der schwachen Lichtquelle um, wobei sie kaum etwas entdecken konnte. Nach einer Weile erkannte sie allerdings eigenartige Fäden, die aussahen wie Spinnenweben. Bei genauerer Betrachtung konnte sie jedoch sehen, dass es keine Spinnweben, sondern weißer Faden war, der künstlich an den Wänden angebracht wurde. Dabei erkannte die Jägerin relativ schnell, dass sich an den Fäden Schlüssel befanden. Wie fand man nun aber heraus, welche Schlüssel der Richtige war? Um auf die Lösung zu kommen, betrachtete Jane die Handschellen genauer und konnte eine eingravierte acht erkennen. "Siehst du einen Schlüssel mit einer Acht?", wollte sie an Aiden gewandt wissen, da er im Dunkeln sehen konnte. Um ihr nicht den Spaß zu verderben, so vermutete die Jägerin, hatte er ihr die Führung überlassen. Es dauerte zwar ein wenig, bis sie den entsprechenden Schlüssel hatten, doch ging es danach relativ schnell und sie konnten die Handfesseln abmontieren und getrennt das dunkle Tunnelsystem verlassen. Allerdings wartete kurz darauf schon die nächste Aufgabe: Über einem Teich hing ein Seil mit zwei Sternen dran. Dieser war allerdings so hoch, dass man nur heran kam, wenn der eine den anderen hochhob oder die Leiter imitierte. Letzteres würde sich allerdings als schwierig erweisen, wenn man keinen allzu großen Gleichgewichtssinn besaß, da über den Teich nur eine schmale, halterlose Brücke führte. "Schon wieder Wasser… Hoffentlich haben die einen Föhn am Ende des Parcours…", murmelte Aiden mehr zu sich selbst, als er zu Jane trat und ihr auffordernd die Hand hinhielt. "Wenn du dich auf meine Schultern setzt, müsstest du hinkommen, oder? So müssen wir nicht auf der Brücke herum turnen." Der Gedanke, sich auf seine Schulter zu setzen, war ziemlich befremdlich. Immerhin konnte er sie doch einfach hochheben, oder? Nun, womöglich war das keine allzu gute Idee, wenn man bedachte, dass der ganze Parcours mittels Kameras überwacht wurde. Die Angestellten hätten sich trotz Aidens Größe und Statur sicher trotzdem gewundert, hätte er sie herumgetragen wie eine Puppe. So ließ sich Jane mit einem eigenartigen Gefühl auf seine Schultern setzen. Die Hängebrücke war zum Glück nicht ganz so wackelig wie die Planke bei der letzten Prüfung. Der Vampir ging langsam, weil er nicht riskieren wollte, sein "Gepäckstück" vornüber ins Wasser zu schmeißen, aber schließlich waren sie unter dem Stern. "Kommst du hin?", fragte er, als sie sich etwas verrenkte, um an das Seil zu kommen. Als sie den Stern hatte, machte sie einen Ruck, weil ihre Körperspannung nachließ. Aiden konnte das aber noch mit einem Ausfallschritt ausgleichen, sodass sie nicht noch mal im Nassen landeten, dann verließen sie den Teich und er ließ Jane vorsichtig runter. Als sie schließlich von ihrem Begleiter runterklettern konnte und wieder Boden unter den Füssen hatte, atmete die junge Frau erleichtert auf. "Wenn man bedenkt, dass du einfach hättest hochspringen können, war das ziemlich umständlich", kommentierte sie die Aufgabe, bevor sie sich mit ihm auf den weiteren Weg begab. "Für uns sind die Anforderungen halt etwas zu niedrig, da müssen wir es spannender machen… Wolltest du nicht sowieso mal wieder in den Zirkel, um zu trainieren?", fiel ihm ein, dass sie vor ein paar Tagen mal etwas in der Art erwähnt hatte. Jane nickte und dachte darüber nach, wann wohl der beste Zeitpunkt wäre, während sie weiterliefen. Sie diskutierten schon, ob sie sich verlaufen hatten und umkehren sollten, als sie an eine Plattform kamen, an der ein recht gelangweilter Parkangestellter lehnte. "Ihr könnt hier nur mitmachen, wenn ihr die Handfessel gelöst habt… Ah, so weit seid ihr schon", stellte der Mitarbeiter mit einem Blick auf ihre Handgelenke fest und löste sich endlich von seiner Wand, um ein paar Sicherheitsgurte zur Hand zu nehmen. Dabei kam Jane nicht umhin, leicht zu schmunzeln, als sie sah, mit welchem (nicht vorhandenen) Elan der Mitarbeiter auf die Teilnehmer wartete. "Wenn ihr es versuchen wollt, müsst ihr euch an dem Seil runter zur nächsten Plattform schwingen. Von da aus führt ein Parcours zu den nächsten Sternen. Wollt ihr?" Die beiden sahen sich an, worauf sich fast synchron ein kleines Grinsen auf ihren Lippen bildete. Na, das hörte sich doch vielmehr nach Janes Geschmack an als Mehlwürmer. Sie ließen sich von dem Mann erklären, wie die Sicherheitsgurte richtig angelegt wurden, dann sprang Aiden als erster, wofür er sich mit vollem Gewicht ins nichts fallenlassen musste. Jane ließ sich befestigen und sprang dem Vampir hinterher ohne mit der Wimper zu zucken. Von Angst war keine Spur zu sehen, viel mehr durchfuhr sie ein Rausch und sie grinste breit, während sie in rasanter Geschwindigkeit nach unten schoss. Etwa dreißig Meter vor dem Ende bremste die Konstruktion automatisch ab, sodass die Passagiere sicher auf der Plattform landeten. "Glaubst du, wir können das nochmal machen?", fragte Aiden begeistert, als Jane bei ihm angelangte. "Nun, ich hätte nichts dagegen", erwiderte die Brünette, während sie sich abschnallte. "Wenn ihr noch mal hochklettert, sicher", sagte ein zweiter Guide belustigt, der gerade auf sie zugetreten war, dann zeigte er ihnen, wo sie lang mussten. Der Parcours stellte sich als eine Art Hochseilgarten heraus, in dem man sich in verschiedenen Arten fortbewegen musste, zum Beispiel von Seil zu Seil schwingen, über wackelnde Bretter balancieren und dergleichen. Das Ganze war für Jane alles andere als schwierig, da sie seit ihrer Jugend auf ein sehr hartes Training hatte absolvieren müssen. Betrachtete man die Aufgaben aber aus Sicht eines Normalsterblichen, dann wäre es wohl kompliziert und alles andere als verwunderlich, wenn man mehrere Anläufe benötigte. Die beiden schafften in Rekordzeit den Durchgang und erreichten das Hindernis, auf dem der Stern gelagert war. Aiden hatte seinen Spaß, als er an einem glattpolierten Baumstamm hochkletterte, um ihre Trophäen zu besorgen. Das hätte man auch einfacher haben können, indem man Sprossen benutzte, die ins Holz gelassen waren, aber der Vampir schaffte es auch so und kehrte mit einem Sprung aus knapp drei Metern sicher neben seine Begleitung zurück. Während Aiden kletterte, hatte Jane ihm belustigt zugesehen und schüttelte leicht den Kopf, als er wieder bei ihr war. "Als Äffchen würdest du dich ziemlich gut eignen", meinte sie zu seiner akrobatischen Einlage, womit sie indirekt auf seine 'Schoßhündchennatur' ansprach. Dabei kam sie nicht umhin, zum absurden Zeitpunkt zurückzudenken, an dem sie ihn gefragt hatte, was er beim Befehl 'Spring!' tun würde. Bei den aufkommenden Erinnerungen, konnte sie gar nicht anders, als kurz zu lachen. Bei geeigneter Gelegenheit würde sie das vielleicht sogar einmal austesten... "Ein Stern noch", stellte Aiden gut gelaunt fest, als sie sich wieder auf den Weg machten, um den Hochseilgarten zu verlassen. Es war ziemlich offensichtlich, dass ihm diese letzte Aufgabe Spaß gemacht hatte. Die letzte Prüfung war allerdings wieder recht stumpfsinnig, da man dafür, nachdem man durch einen niedrigen Tunnel gekrabbelt war, in einer Nische voller Moder nach den Sternen suchen musste. Anspruchsvoller war da schon, den Ausgang wieder zu finden, aber nach einer Weile erreichten die beiden das Ende der Attraktion und wurden als erste aus ihrer Gruppe zurückbegrüßt. Inzwischen waren ihre Kleider wieder leidlich trocken und sie konnten sich angenehmer Weise die Hände nach der Aktion mit dem Schleim waschen. Während sie sich säuberten, kam eine Parcours-Mitarbeiterin auf sie zu und übergab ihnen die Handschellen mit dem Schlüssel. "Da ihr die Ersten wart, bekommt ihr als Preis die Handschellen. Viel Spaß damit", wünschte die junge Frau und drückte Jane die Handfesseln in die Hand, bevor sie sich zurückbegab, damit sie sich um die anderen Teilnehmer kümmern zu können. "Ein höchst.... interessanter Preis. Willst du die Dinger?", wollte die Vampirjägerin wissen, als sie ihren Plüschhund wiederhatte. Ihr Begleiter lachte leise, als sie neben den Handschellen noch ihr Stofftier in den Armen hielt, eine einfach verrückte Mischung. "Man weiß nie, wofür es mal gut sein wird", meinte er schulterzuckend, als sie die Attraktion wieder verließen, in der sie eine ganze Weile zugebracht hatten. In dieser Zeit hatte der Himmel zugezogen und alles deutete auf den Wolkenbruch hin. Noch ehe sie sich umsehen und für eine weitere Bahn entscheiden konnte, fielen die ersten Regentropfen, sodass die junge Frau innehielt und nach oben blickte. Na toll, da waren sie gerade eben trocken geworden und nun schien es, als ob sie gleich wieder nass werden würden. "Wir sollten uns beeilen und Unterschlupf suchen", schlug Jane vor und ging mit etwas schnelleren Schritten los. Wie auf Stichwort donnerte es und es dauerte kaum eine weitere Minute, bis es wie aus Kübeln schüttete und die Besucher des Parks durch die Gegend rannten, um sich möglichst schnell unterstellen zu können. Kurzerhand zog Aiden seine Jacke aus, um sie über sie beide zu halten, während Jane und er einen sicheren Unterschlupf suchten. Da sie nicht die einzigen waren und es nicht übermäßig viele überdachte Attraktionen gab, stellte sich das aber als schwer heraus. "Sollen wir gehen?", fragte Aiden, als sie schon eine Weile gesucht hatten. Nachdem es so heftig geregnet hatte, würden die meisten Bahnen wohl erstmal sowieso geschlossen bleiben, und sie waren bereits eine ganze Weile hier. Also beschlossen sie, den Park zu verlassen. Sie waren allerdings schon ziemlich durchweicht, als sie Janes Auto eine Weile später erreichten. Aiden packte seine pitschnasse Jacke auf den Rücksitz, als Jane losfuhr. "Das war jetzt ein unrühmliches Ende", lachte er, dann sah er sie neugierig an. "Ich hoffe, du hattest trotzdem Spaß?" "Es war eine willkommene Abwechslung", antwortete die Brünette. Mal wieder konnte sie nicht einfach nur 'Ja' oder 'Nein' sagen. Auf der Heimfahrt ließ der Regen kaum nach, sodass es wohl gut gewesen war, dass sie den Park verlassen hatten. Sie brauchten länger als für die Anfahrt, aber schon auf dem kurzen Weg vom Auto ins Haus waren sie bereits wieder nass. Jane beschloss, ein Bad zu nehmen, und ließ warmes Wasser in die Wanne, um einer Erkältung vorzubeugen. Nach einiger Zeit begab sie sich mit einer heißen Tasse Tee ins Wohnzimmer, wo sie sich auf der Couch niederließ und wie gewohnt die Nachrichten im Fernsehen verfolgte. Neben irgendwelchen Unfällen, Überfällen und sonstigen, unbedeutenden Geschehnissen auf der Welt gab es keine ungewöhnlichen Ereignisse, die Janes Interesse weckten. Auch die Tatsache, dass ihr vampirischer Mitbewohner sich neben ihr niederließ, war inzwischen selbstverständlich für Jane. Er erkundigte sich, ob sie wüsste, wo Elizabeth war, dann schwiegen sie einträchtig. Janes Augen wurden mit der Zeit deutlich schwerer und ihr Körper bekam die Erschöpfung zu spüren, die der Tag im Freizeitpark mit sich brachte. Sicher, die war fitter als die meisten, doch sie waren viel herumgelaufen und hatten sich besonders bei der Dschungel-Attraktion sportlich betätigt. Deshalb wurde sie von Müdigkeit übermannt, sodass sie neben dem Vampir einschlief und ihr Kopf wie von selbst seitlich auf dessen Schulter landete. Die junge Frau schlief ruhig und machte keine Anstalten, aufzuwachen - selbst dann nicht, als ihr ständiger Begleiter auf sie einsprach und sie wecken wollte. Stattdessen seufzte sie kurz und lehnte sich an ihn. Hätte sie ihr eigenes Verhalten bemerkt, wäre sie höchst alarmiert gewesen, schließlich sprach es von großem Vertrauen, nicht nur neben einem Vampir einzuschlafen, sondern mit diesem zu kuscheln. So sehr die Brünette behauptete, Aiden kein bisschen zu mögen oder ertragen zu können, so sehr widersprachen ihre Handlungen dem Gesagten. Würde sie sich in seiner Nähe kein bisschen wohlfühlen, wäre sie niemals in der Lage gewesen, so tiefenentspannt neben ihm zu schlafen oder sich irgendwie an ihn zu lehnen. Doch sie bekam weder ihr eigenes Verhalten noch die Reaktion ihres Mitbewohners darauf mit, denn Jane schlummerte friedlich an Aidens Seite. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)