Für die Freiheit... von shino-girl ================================================================================ Kapitel 19: 19 -------------- Bei einem letzten Blick in den Spiegel streiche ich über den Stoff um ihn zu glätten. Dieses dunkelblaue Kleid ist weder ausladend noch reich verziert, es ist kein Ballkleid. Für den heutigen Anlass brauche ich auch keines. Nachdenklich trete ich aus meinem Ankleidezimmer heraus. Es ist eine große Veränderung, die in wenigen Augenblicken vollzogen wird. Nicht nur für mich, gerade für Naruto. „Du siehst hübsch aus.“ Narutos Stimme reist mich aus meinen Gedanken und ich drehe mich, etwas erschrocken, in die Richtung, in der ich ihn vermute. Er saß auf einem der Stühle, ist allerdings schon aufgestanden und kommt zu mir. „Du siehst auch ziemlich gut aus!“, gebe ich das Kompliment lächelnd zurück, während ich den Kragen an seiner Uniform richte. Ein Zeichen dafür, in welcher Eile er sich umgezogen hat. „Trägst du die morgen auch?“, frage ich beiläufig. Er sieht darin wirklich gut aus. Aber ich weiß, wie er mir noch besser gefällt. Versucht unauffällig wandert meine Hand an die Knopfleiste und versucht den ersten Knopf zu öffnen. „Lass dich überraschen!“ Schmunzelnd stoppt er meine Hand, nimmt sie in seine und haucht liebevoll einen Kuss auf den Handrücken. Danach hält er sie über meinen Kopf und ich weiß, was er will. Ich soll mich drehen, damit er jede Seite von mir bestaunen kann. Elegant drehe ich mich daher um meine eigene Achse. Bin dabei etwas verlegen. So schön es auch ist, wie er mich immer ansieht. Trotzdem, daran werde ich mich bestimmt nie gewöhnen. Nach dieser Drehung schmiege ich mich daher schnellstmöglich an ihn. Damit er den leichten Rotschimmer nicht sieht, der sich auf meine Wangen gelegt hat. Aber nicht nur deswegen. Ich brauche die beruhigende Wirkung von ihm und das Gefühl gehalten zu werden. „Machen wir das Richtige?“ Je länger ich darüber nachdenke, desto unsicherer bin ich mir. „Ja. Ich glaube, wir haben gut gewählt.“ Liebevoll streicht er über meinen Rücken. Bei seinen Worten klingt er allerdings selbst etwas abwesend. Vor einigen Jahren hat er sein Ziel erreicht, welches er sich gesetzt hatte und jetzt soll er es auf einmal aufgeben. Es fällt ihm schwer, was ich vollkommen nachvollziehen kann. Gibt er damit doch in gewisser Weiße den Sinn seines bisherigen Lebens auf. „Sind sie soweit?“, frage ich weiter. Einfach nur um noch weitere Sekunden Zeit zu schinden. „Das werden wir sehen!“ Sehr überzeugt hört Naruto sich dabei nicht an, beendet damit jedoch das kleine Gespräch. Bevor er mich aber von sich drückt, bekomme ich noch einen kurzen Kuss auf die Schläfe. Hand in Hand verlassen wir meine Räume. Unser Ziel ist ein nahegelegener Raum. Er wird nur selten genutzt. Schließlich kommen solche Zeremonien im Normalfall nicht oft vor. Naruto lässt mich vor sich eintreten und schließt hinter uns die Türen, wir sind die Letzten. Sofort löst sich die Gruppe auf und sie stellen sich nebeneinander in eine Reihe. Auch Naruto reiht sich ein und sie alle nehmen Haltung an. Mein Blick schweift über jeden einzelnen von ihnen. Es ist ungewohnt, sie alle in ihrer Uniform für offizielle Anlässe zu sehen. Zu guter Letzt bleiben meine Augen an Kiba und Konohamaru hängen. Sie heben sich etwas ab, haben sie doch nicht die gleiche Uniform, wie die anderen Anwesenden. Doch das wird sich ab heute auch ändern. Bevor ich zu Sprechen anfange, muss ich mich leise räuspern. Ich bin aufgeregt. Mache ich das doch zum ersten Mal. „Ich freue mich, euch als Mitglieder meiner Leibgarde zu begrüßen. Jeder einzelne ist für seine herausragenden Fähigkeiten bekannt und ich fühle mich geehrt, dass ihr diese Fähigkeiten dafür einsetzt, um mich zu beschützen. Wir sind heute hier um einige Änderungen zu vollziehen.“ Während ich spreche, wandert mein Blick immer wieder von einem zum nächsten. Doch jetzt sehe ich zu Naruto. Erleichtert stelle ich fest, wie er lächelt. Anscheinend mache ich es besser, als ich denke. „Die Anwärter treten bitte vor.“ Ich sehe zu Kiba und Konohamaru. Sie lösen sich aus der Reihe, treten einen großen Schritt nach vorne. Ohne Aufforderung tritt nun Naruto an meine Seite. Er hält ein Buch in seinen Händen. Es enthält ihre Regeln und Verhaltensvorschriften, selbst den Eid, den sie schwören. Ich kann ihn nicht auswendig, deshalb übernimmt Naruto diese Aufgabe. Zuerst ist Konohamaru dran. Er wirkt ungeduldig. Wenn man weiß, wie lange er darauf hingearbeitet hat, ist es kein Wunder, dass ihm jetzt alles zu langsam geht. Ich stelle mich vor ihn, Naruto stellt sich etwas seitlich. Mit beiden Händen hält Naruto das Buch vor sich und damit zwischen Konohamaru und mich. Dieser legt seine linke Hand auf das Buch, seine rechte Hand liegt auf der Brust über seinem Herzen. Naruto spricht immer ein Teilstück des Eides vor, was Konohamaru anschließend wiederholt. „Ich trete heute der Leibgarde ihrer königlichen Hoheit, Kronprinzessin Hinata, bei. Ich schwöre, dass ich Ihr Leben unter Einsatz meines eigenen Lebens beschützen und jeglichen Schaden von ihr abwenden werde. Ihre Sicherheit ist mein höchstes Ziel und nur Ihr bin ich zu Treue und Loyalität verpflichtet. Ich gelobe, den Befehlen meines Befehlshabers unverzüglich und ohne Widerworte Folge zu leisten. Mein Verhalten wird stets tadellos sein.“ Breit grinsend nimmt er beide Hände zurück an die Seiten, als er seinen Eid geleistet hat. Naruto legt schnell das Buch beiseite und nimmt dafür ein Schwert und einen Dolch auf. Zuerst reicht er mir das Schwert. „Als Mitglied meiner Leibgarde steht dir dieses Schwert zu. Es soll dich immer beschützen und dir im Kampf eine starke Waffe sein.“ Ich übergebe es ihm und während er geschickt den Hüftgürtel umlegt, erhalte ich von Naruto bereits den Dolch. Dieser steckt ebenfalls in einem Schutz, an dem ein Gurt befestigt ist. Nicht so lang wie beim Schwert, denn er soll am Oberschenkel befestigt werden. „Behalte diesen Dolch in Ehren. Ich überreiche ihn dir, als Zeichen meiner Wertschätzung für deine Loyalität und deinen Mut. Das königliche Siegel am Griff soll dir in Zeiten ohne Ausweg Tor und Türen öffnen.“ Lächelnd übergebe ich, dem nun jüngsten Mitglied meiner Leibgarde, dieses Stück Metall. Er freut sich wahnsinnig darüber, ab jetzt ist er ein vollwertiges Mitglied der Truppe und zu Recht überaus stolz. Nachdem er auch den Dolch an seinem Körper befestigt hat, zieht er sein Schwert. Er stellt es vor sich auf den Boden und kniet nieder. „Euer königliche Hoheit!“ Erneut beweist er damit seine Ergebenheit. Auf mein Zeichen steht er wieder auf, steckt das Schwert weg und nimmt seine ursprüngliche Haltung an. Kiba unterziehe ich nun der gleichen Prozedur. Beide treten danach den Schritt zurück, wieder in die Reihe. Ich gehe ebenfalls auf meinen vorherigen Platz zurück, Naruto bleibt ein Stück seitlich hinter mir stehen. Ihn brauche ich gleich nochmal. „Genma, bitte tritt vor.“ Der Braunhaarige löst sich aus der Reihe. Er stellt sich nicht direkt vor mich, sondern etwas nach links versetzt. Nach rechts versetzt steht nun Naruto. Erneut hat er das Buch in den Händen. Auf dem Buchdeckel liegen die Abzeichen, die sonst auf den Schultern von Narutos Uniform ihren Platz hatten. Jetzt sind dort nur noch die normalen Abzeichen befestigt. „Aus freiem Willen trete ich von meinem Amt des Befehlshabers zurück. Meine letzte Handlung als jener ist es, das Buch an meinen Nachfolger zu übergeben. Befolge die Regeln, erfülle die Pflichten und bewahre die Traditionen.“ Ich beobachte Naruto genau, während er spricht und die zwei Sachen an Genma weitergibt. Es fällt ihm unendlich schwer. Hat er doch so viel getan, um sich dieses Amt zu verdienen. Und dann weiß er zusätzlich noch, was danach kommt. Denn die Übergabe war nur der zweite von drei Punkten, die wir hier abarbeiten. Beide begeben sich nach einer gegenseitigen Verbeugung zurück an ihre Plätze in der Reihe. Jetzt bin ich wieder dran. „Zum Schluss treten bitte Naruto und Sasuke vor.“ Wie Kiba und Konohamaru vorhin, treten sie einen großen Schritt nach vorne. Ich gehe erst zu Sasuke. „Du hast darum gebeten aus meinen Diensten entlassen zu werden. Ist dies noch immer dein Wunsch?“ Wieder gehe ich nach Vorschrift vor. Diese Frage hätte ich sonst nicht stellen brauchen. Er wird nur wenige Tage in keinem Dienst stehen. Dann wird Naruto ihn zum Befehlshaber seiner Leibgarde ernennen und Sasuke hat die Möglichkeit eine eigene Truppe aufzubauen. So ist es besser. Es wäre nicht klug gewesen, ihn von Naruto zu trennen. Im Notfall hätte er sich dann dafür entschieden Naruto zu retten, anstatt meiner Wenigkeit. „Das ist es, Euer Hoheit.“, bestätigt Sasuke ein weiteres Mal seine Bitte. „Dann sei es so.“, spreche ich und nicke dabei, gehe noch einen kleinen Schritt auf ihn zu. „Ich entlasse dich hiermit aus dem Eid, den du geleistet hast. Du bist mir nicht länger deine Loyalität schuldig und nicht länger ein Mitglied meiner Leibgarde.“ Bei diesen Worten entferne ich seine Abzeichen von den Schultern seiner Uniform und ziehe den Dolch aus dem Oberschenkelgurt. Die königlichen Insignien werden unkenntlich gemacht, danach bekommt er seine Waffe zurück. Schließlich war es ein Geschenk. Zumindest wird dies so gehandhabt, wenn ein Mitglied für immer austritt. In Sasukes Fall werde ich den Dolch verwahren, bis er durch Naruto vereidigt wird. Dann bekommt er ihn unverändert zurück. Ich bin auch gespannt, wie Naruto das handhaben wird. Es ist unüblich einen zweiten Dolch zu verschenken. „Es war mir eine Ehre, Euer Hoheit!“ Sasuke verbeugt sich leicht, was ich mit einem Nicken zur Kenntnis nehme. „Mir ebenso.“ Mit einem unwohlen Gefühl im Bauch trete ich vor Naruto. Er sieht angespannt aus. In seinem Blick liegt Wehmut und Traurigkeit. Jetzt muss er etwas aufgeben, wozu er in diesem Moment eigentlich noch nicht bereit ist, es aus Liebe zu mir aber macht. Nach einem langen Blick in seine Augen stelle ich ihm die gleiche Frage, wie Sasuke. Er braucht deutlich länger, bis er exakt die gleichen Worte über die Lippen bringt, die auch sein bester Freund benutzt hat. Ich schlucke. Jetzt ist es meine Aufgabe dies zu Ende zu bringen. Wieder benutze ich die vorgegebenen Worte und nehme die Abzeichen und seinen Dolch an mich. Auch er wird ihn wieder bekommen. Nach unserer Hochzeit ist er ein Mitglied des Könighauses und darf die Insignien tragen. Bis dahin ist er, genauso wie Sasuke bis zu seiner erneuten Vereidigung, genaugenommen ein Mitglied des Heeres. Nach einer leichten Verbeugung treten er und Sasuke zurück in die Reihe. „Damit sind alle vorhergesehenen Änderungen vollzogen. Gibt es kurzfristige Anträge?“ Ich schaue jeden einzelnen von ihnen an und warte kurz, ob sie etwas loswerden möchten. Doch alle bleiben stumm. „Dann löse ich die Versammlung hiermit auf.“ Die extreme Spannung weicht aus ihren Körpern und ihre Haltung wird wieder normal. Sie verteilen sich im Raum und fangen an sich zu unterhalten. Wäre ich kein Teil der Gruppe, hätten sie gewartet, bis ich den Raum verlassen habe. Ich gehe zu Naruto, er steht etwas verloren herum. Liebevoll nehme ich seine Hand in meine und sehe ihn einfach nur stumm an. Er braucht nicht mit mir reden, wenn er nicht will. Aber er soll wissen, dass ich da bin. Wir haben uns beide lange Zeit vor diesem Tag gedrückt. „Das hast du gut gemacht!“, lobt er mich leise und bekomme sogar noch einen Kuss auf die Stirn. Zufrieden und geehrt lächle ich. Mehr erwarte ich in diesem Moment gar nicht. Oder ich hatte es überhaupt nicht erwartet, das trifft es wohl eher. Genma kommt zu uns. „Wir setzen uns heute Abend alle zusammen. Feiern die Neuen und verabschieden Naruto und Sasuke. Du bist natürlich auch herzlich eingeladen!“ Er spricht gerade mit mir, als Narutos Freundin, und ich bin darüber richtig froh. Es hat sich also nichts geändert, auch wenn er jetzt das Sagen hat. Überlegend sehe ich zu Naruto. Er hat mir davon nichts gesagt, auch wenn ich mir sicher bin, dass er es schon wusste. Ob er mich vielleicht nicht dabei haben möchte. Ich verstehe das. Es ist sein letzter Abend an dem er sich noch wie ein Teil von ihnen fühlt. „Ich glaube, es sollte heute eine Männerrunde bleiben!“ Dankbar lächelnd lehne ich die Einladung ab, doch es ist nicht der einzige Grund. Mir wurde für heute Abend selbst etwas aufgezwungen. „Tut mir nur den Gefallen und treibt es nicht zu wild. Ich brauche ihn morgen gesund und munter.“ Schmunzelnd sehe ich zu Genma, der selbst sofort ein Grinsen auflegt. „Ich verspreche es!“, meint er und legt dabei eine Hand aufs Herz. „Ich werde Kurenai fragen, ob zwei Männer von ihr heute Abend aushelfen können.“, teilt er mir noch mit. Wahrscheinlich, damit ich mich später nicht wundere, wer vor meiner Tür steht. Nickend nehme ich das zur Kenntnis, danach geht er wieder zu den anderen. Dafür kommen jetzt Kiba und Ebisu zu uns. „Die anderen gehen sich umziehen. Du kannst mitgehen. Wir bleiben bei ihr.“, teilt Ebisu sachlich mit. „Ich mache das später, aber ihr könnt ruhig mitgehen.“ Ich sehe, ebenso wie Naruto, wie Ebisu und Kiba sich anschauen. Normalerweise hätten sie sich bestimmt schon umgedreht und wären gegangen. Aber heute ist nichts normal. Naruto ist streng genommen nicht mehr befugt ihnen Anweisungen zu erteilen, genießt aber trotzdem ihr Vertrauen. Zögernd nicken sie jedoch und ziehen sich zurück. Wahrscheinlich haben sie gemerkt, wie sehr es Naruto gekränkt hätte, wenn sie sich nicht so entschieden hätten. „Du kannst doch auch mitgehen. Ich nehme einfach zwei Wachen von draußen mit, bis die Zwei zurück sind.“ Ich möchte Naruto nicht von seiner Mannschaft trennen. Nicht jetzt, er soll für den Rest des Tages noch ein Teil von ihnen sein. „Ich bleibe bei dir!“, entscheidet er forsch und duldet keine Widerworte mehr. Er steht bereits an der Tür und wartet, dass ich ihm folge. Der Rest ist schon fort. Langsam nähere ich mich ihm, bleibe etwa einen Meter von ihm entfernt jedoch stehen. „Bist du glücklich?“, frage ich leise und zurückhaltend, denn ich habe Angst vor der Antwort. Habe ich ihn zu sehr in meine Welt gezogen? Ihn in ein Leben gezwängt, welches er nie wollte? In ein Leben, in welchem er nicht glücklich sein kann? Seufzend schließt Naruto die Türe. Schließt damit die neugierigen Ohren der Wachen aus. Dann kommt er zu mir und nimmt meine Hände in seine. „Ich bin nicht so glücklich, wie ich es sein könnte.“, gibt er ehrlich zu. Absichtlich macht er keine Pause, sondern spricht gleich weiter. Nur, damit ich nicht in meinen Schuldgefühlen ertrinke. „Ich habe gerade etwas aufgegeben, was mir sehr wichtig war. Für die Person, die mir am wichtigsten ist. Hättest du mir diese Frage gestern gestellt, hätte ich ohne Zweifel mit Ja geantwortet. Deswegen solltest du dir keine Gedanken darüber machen, wenn ich das heute nicht kann.“ Seine Worte klingen so unendlich ernst und trotzdem lächelt er zum Ende hin. „Frag mich morgen nochmal!“, weist er mich kurz darauf an und sein Gesichtsausdruck wird sofort weicher. Er freut sich auf morgen, genauso wie ich, zumindest noch. Nickend bestätige ich ihm, dass ich das morgen machen werde. Ich werde ihn fragen und ich weiß bereits jetzt, was seine Antwort sein wird. Und das ist es, was mich jetzt zum Lächeln bringt und meine schlechten Gedanken in den Hintergrund drängt. Er begleitet mich zurück in meine Räumlichkeiten und wir nutzen die restliche Zeit, die uns heute noch bleibt. Reden noch etwas und tauschen dabei häufig Zärtlichkeiten aus. Solange, bis TenTen, Ino und Sakura uns beide trennen. Die Drei haben sich rasend schnell angefreundet und sind seitdem beinahe unzertrennlich. Forsch schmeißen sie Naruto raus, sodass wir uns gar nicht richtig verabschieden konnten. Sehnsüchtig blicke ich zur Türe. Ich werde ihn bis morgen nicht mehr sehen und diese Nacht ohne ihn verbringen müssen. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal eine Nacht alleine war. Aber eines weiß ich. Eine Nacht ohne Naruto an meiner Seite ist keine sehr erholsame Nacht. Ich werde nicht schlafen können und wenn ich doch einschlafe, werden mir meine Erinnerungen und Fantasien streiche spielen. Aber so weit ist es noch nicht. Jetzt werden wir erstmal einen entspannenden Abend haben. Zumindest hoffe ich, dass meine Proteste erhört worden sind und die Drei keine Pläne geschmiedet haben. Ich möchte nur einen ruhigen Abend haben, dabei eine Kleinigkeit essen und mich mit ihnen unterhalten. Erleichtert stelle ich fest, dass sie ihre Pläne dahingehend geändert haben. Wir machen es uns auf meinem Bett gemütlich und sofort finden sie etwas, über das sie reden können. Interessiert höre ich ihnen zu, auch wenn ich mich selbst im Hintergrund halte. Durch sie erfahre ich immer die neuesten Dinge und was so alles am Hofe passiert. Das ist manchmal wirklich amüsant. Etwas später bekommen wir ein Aufgebot an Speisen und Getränken gebracht, über die wir uns hermachen. Ich weiß nicht, wie oft ich schon so müde gegähnt habe, wie ich es jetzt gerade tue. Mittlerweile kann ich meine Augen kaum noch aufhalten, während Ino, Sakura und TenTen noch munter über die Romanze von zwei Angestellten herziehen, die ich nicht kenne. Wie gern würde ich mich jetzt einfach hinlegen, dem Drang nachgeben und meine Augen schließen. Ich versuche wirklich, ihnen weiter zuzuhören. Nach weiteren, langen Minuten gebe ich auf und lege mich hin. Schwer fallen meine Augen zu. Zwar höre ich sie noch, doch ich verstehe sie nicht mehr. Ich merke auch, wie sie leiser werden, kurz nachdem ich mich hingelegt habe. Ob sie es bemerkt haben, dass ich schlafen möchte? Oder war es von Anfang an ihr Plan mich solange zu beschäftigen, bis ich einschlafe? Ich möchte darüber nicht länger nachdenken, ich möchte einfach nur schlafen. Ihre leisen Stimmen drängen sich wieder in den Vordergrund. Ich versuche sie zu verstehen und bemerke dabei den Übergang in den Schlaf nicht mehr. Am nächsten Morgen weckt mich TenTen mit einem breiten Lächeln im Gesicht. „Heute ist es soweit!“, singt sie fröhlich und lacht über mein unzufriedenes grummeln. Es ist viel zu früh zum Aufstehen. Zum einen war ich gestern viel zu lange wach, zum anderen ist die Sonne erst vor kurzem aufgegangen. Normalerweise würde ich noch mindestens drei Stunden schlafen. Mein Unmut dem Aufstehen gegenüber hat natürlich nichts mit meiner Hochzeit gemein. Nach ein paar Minuten, in denen ich mich an den wachen Zustand gewöhne, schleicht sich auf einmal ein glückliches Lächeln auf mein Gesicht. Ich werde heute Naruto heiraten. Denjenigen, den ich über alles liebe. Den Menschen, der mir der Wichtigste in meinem Leben ist. Ihn, der mich so unendlich glücklich macht. Ich kuschele mich dichter an mein Kissen und schließe die Augen. Es fällt mir leicht, mir vorzustellen, dass er es ist an den ich mich schmiege. Schließlich ist heute nur eine Ausnahme. Sonst ist es tatsächlich so. „Du kannst ihn nachher anhimmeln. Steh jetzt endlich auf!“ Gebieterisch und ziemlich ungeduldig zieht die Braunhaarige mir nun Bettdecke weg. „Ist ja gut, meine Gebieterin!“ Schmollend sehe ich sie an, während ich mich aufsetze. Keine zwei Sekunden später lachen wir beide gleichzeitig los. „Los jetzt!“ Sie jagt mich in den angrenzenden Waschraum, wo schon eine, vom warmen Wasser, dampfende Wanne auf mich wartet. Danach warten Ino und TenTen schon leicht nervös. Wir haben doch noch Zeit, denke ich mir und setze mich in aller Ruhe auf den Hocker, den sie bereits zurechtgerückt haben. TenTen macht sich an meinen Haare zu schaffen, währenddessen kümmert sich Ino um die Schminke. Mit geschlossenen Augen lasse ich sie einfach machen. Sie haben sich im Voraus mit der Schneiderin, welche mein Hochzeitskleid entworfen hat, besprochen und wissen, was sie machen sollen. Daher nutze ich diese Ruhe und versuche mich selbst etwas zu beruhigen. Ich bin nervös und ich habe etwas Angst. Die Masse an Menschen, die ich nicht kenne, macht mir Angst. Die Tatsache, Naruto seit vielen Stunden nicht mehr gesehen zu haben, macht mich nervös. Ich weiß nicht, wie sein Abend gestern gelaufen ist. Haben sie übertrieben und wird er deswegen heute gar nicht erst erscheinen? Oder hat er es sich nochmal überlegt, nachdem der erste Schritt ihn bereits so mitgenommen hat? „Wisst ihr, wie der Abend von den Männern ausgegangen ist?“, frage ich so beiläufig wie möglich nach. Zu viel Interesse würde die Beiden bestimmt nur misstrauisch machen. „Es war wohl ein feuchtfröhlicher Abend, soweit ich gehört habe.“ Auf Inos Worte hin bleibe ich stumm. Das bedeutet nichts anderes, als dass viel Alkohol geflossen ist und es bestimmt eine lange Nacht war. Jetzt bin ich nur noch unsicherer, was Naruto angeht. „Aber Naruto hat es nicht übertrieben. Er ist ausgeschlafen und beaufsichtigt das Treiben.“, erlöst mich TenTen von einem Teil meiner Ängste. Mit Sicherheit ist ihr aufgefallen, wie ich mich verspannt hatte. „Du brauchst dir keine Gedanken machen. Naruto würde nichts tun, was eure Hochzeit in Gefahr bringt.“, beruhigt sie mich weiter, was mich wirklich einmal tief durchatmen lässt. „Fertig!“ Fast gleichzeitig melden sich beide zu Wort. Neugierig öffne ich deshalb meine Augen und sehe mich im Spiegel an. Die Beiden haben wirklich tolle Arbeit geleistet. TenTen hat die vordersten Strähnen gelassen, sie umrahmen mein Gesicht so schön. Ein paar weitere Strähnen hat sie zusammengefasst und auf dem Hinterkopf kunstvoll nach oben gesteckt. Der Rest meiner langen Harre fällt offen über meine Schultern. Mit viel Geduld hat sie Locken in die sonst so glatten Haare gebracht. Es sieht wirklich gut aus. Und Ino hat sich genau so viel Mühe gegeben. In meinem Gesicht ist keine Unebenheit mehr zu sehen und ich habe eine gesund aussehende Gesichtsfarbe bekommen. Trotzdem habe ich nicht das Gefühl, dass mein Gesicht nur noch aus Schminke besteht. Wieder hat sie meine Augen betont. Dieses Mal mit einem hellen Blauton. Meine Lippen sind rosiger und ziehen den Blick auf sich. Das wird Naruto bestimmt gefallen. Lächelnd bewundere ich mich immer noch im Spiegel. Ich fühle mich wohl und weiß, dass ich gut aussehe. Eine Kombination, die ich eigentlich nicht erwartet hatte. „Komm, du musst jetzt dein Kleid anziehen. So viel Zeit haben wir nicht mehr.“ TenTen reißt mich aus meinen Gedanken und macht klar, dass ein bisschen Zeitmangel herrscht. Ich stehe auf und folge ihnen in das Ankleidezimmer. Das weiße Kleid ist bereits bereitgelegt worden und wartet nur darauf, angezogen zu werden. Zu allererst schnüren die Beiden mich in eine Korsage. Sie gibt meinem Körper die gewünschte Form, lässt mich allerdings mit Luftmangel zurück. Aber das muss ich heute wohl aushalten. Danach wird ein schmaler Reifrock an der Korsage befestigt, er sorgt für etwas Beinfreiheit. Darüber kommt nun endlich das Kleid. Ich hatte es bereits ein paar Mal getragen, damit Änderungen abgesteckt werden konnten, dennoch freue ich mich gerade, als ob ich es zum ersten Mal anziehen würde. Es ist so schlicht, wie kaum ein anderes Kleid in meinem Kleiderschrank und trotzdem ist es einfach wunderschön. Vielleicht gefällt es mir gerade wegen dieser Schlichtheit. Ich helfe den beiden so gut es geht. Sie rücken es richtig und halten mir dann die Ärmel hin, um hinein zu schlüpfen. Sie reichen mir bis zur Mitte der Unterarme und bestehen nur aus einem ganz dünnen Stoff, sind fast durchsichtig. Feine Stickereien zieren den Stoff, der sich über meine Arme, einen Teil meines Dekolleté, Schultern und Rücken legt. Er legt sich dazu noch über den zarten, weißen Stoff des eigentlichen Kleides, läuft an der Hüfte fließend aus, in reinste und wunderschönste Seide. Das Kleid ist schlicht und genau deswegen fühle ich mich darin so wohl. Keine funkelnden Steine sind angebracht worden und es ist nicht so ausladend, wie meine anderen Kleider. Trotz seiner Schlichtheit ist es für mich das schönste Kleid, welches ich je getragen habe. Schwärmend betrachte ich das Kleid im Spiegel, während Ino und TenTen an mir herumzupfen und die Knöpfe im Rücken schließen. Als sie fertig sind, sitzt es an mir wie angegossen. Keine Falte zerstört das Gesamtbild und der Rock fällt wie beabsichtig. „Naruto wird seine Augen nicht von dir abwenden können!“, flüstert TenTen leise. Sie steht leicht versetzt hinter mir und schaut ebenfalls in den Spiegel. Ino nickt zustimmend. Hat es ihr etwa die Sprache verschlagen? Wie ungewöhnlich für sie. Wir stehen noch einen Moment so da, ehe TenTen dann doch zur Eile antreibt. Sie helfen mir dabei die Schuhe anzuziehen und legen mir dann einen Umhang an. Es soll mein Kleid vor Schmutz und neugierigen Blicken schützen. Den Schleier werden die Beiden erst in der Kirche anbringen. Deshalb sind wir nun auf dem Weg zur Kutsche, die uns dorthin bringen wird. Es ist nur eine kurze Fahrt, ungefähr eine halbe Stunde, in der ich immer aufgeregter und nervöser werde. Wie soll ich es nur schaffen, vor so vielen Augen fremder Menschen zu heiraten. Bewusst habe ich diese Gedanken bisher verdrängt, aber jetzt werden sie immer gegenwärtiger. Bei der Kirche angekommen wird es nur noch schlimmer. Bereits jetzt drängen sich die Kutschen dicht an dicht, welche die eingeladenen Gäste bringen. Dazu haben sich die, verständlicherweise, neugierigen Dorfbewohner versammelt. So viele Menschen. Zu viele Menschen. Ich kann das nicht. Ich bin bleich geworden, mein Herz rast und ich bekomme kaum noch Luft. Auf einmal schiebt sich der kleine Vorhang vor das Fenster der Kutsche und versperrt mir die Sicht. Gleichzeitig spüre ich die zärtlichen Hände, die beruhigend über meine Handrücken fahren. „Ganz ruhig. Dir kann nichts passieren. Überall sind Wachen.“ Beide versuchen mich zu beruhigen, dabei verstehen sie das Problem an sich nicht. Nur Naruto versteht das, aber zu ihm werden sie mich jetzt auf keinen Fall lassen. „Kiba… holt ihn, bitte.“ Ich entziehe TenTen meine Hände und schlinge meine Arme um mich selbst. Sobald die Kutsche anhält, begibt sich Ino auf die Suche nach ihm. Ihnen ist bewusst, dass ich mich nicht aus der schützenden Umgebung der Kutsche begeben werde, solange ich mich unwohl fühle. Ich schließe die Augen und versuche mich auf meine Atmung zu konzentrieren. Aber es wird nur noch schlimmer. Vor meinen geschlossenen Augen sehe ich hunderte von Menschen, die mich anstarren und ich bin ihnen schutzlos ausgeliefert. „Schau mich an!“, höre ich Kiba im Dunkeln, aber erst seine sanften Hände bringen mich dazu, blitzschnell meine Augen zu öffnen. Sofort blicke ich in seine ruhigen, braunen Augen. „Beruhige dich. Du musst ruhiger atmen.“ Er macht es mir vor und ich versuche wirklich es ihm gleich zu tun. Seit wann ist das so schwer? Das Zittern und Beben, welches sich meines Körpers bemächtigt hat, macht es nicht leichter. Ich komme einfach nicht zur Ruhe. „Atme ein und halte die Luft an.“, weist er mich an und ich gebe mir wirklich Mühe. Tatsächlich wird es daraufhin mit jedem Atemzug besser. Erleichtert falle ich in seine Arme. Sie beschützen mich, auch wenn es nicht Narutos Arme sind. Die Beiden können sich, glaube ich, immer noch nicht ausstehen. Trotzdem konnte ich Naruto überreden, ihn in die Mannschaft zu holen. Weil Kiba mich immer beschützen wird, in jeder Situation. Sie werden sich wegen mir wahrscheinlich für immer in den Haaren liegen, aber Kiba wird für mich nie mehr als ein Freund sein, auf den ich mich jederzeit verlassen kann. So wie auch jetzt. Er wispert mir beruhigende Dinge zu, während ich an seiner Schulter endlich zur Ruhe komme. „Wenn wir jetzt gleich aussteigen, wird dich niemand sehen. Das verspreche ich dir!“ Er gibt mir daraufhin einen Moment, um diese Information zu verarbeiten. „Schaffst du den kurzen Weg?“ Angespannt nicke ich sachte und setze mich wieder auf. Erleichtert stelle ich fest, wie sich in seinem Blick keine Besorgnis abzeichnet. Sie hätte es mir nur schwerer gemacht. Stattdessen blitzen sie lebensfroh, wie eh und je. Das gibt mir selbst etwas Mut. Er schickt erst die Beiden hinaus, geht dann selbst vor und hilft mir aus der Kutsche. Tatsächlich ist hier keine Menschenseele. Wir sind am hinteren Eingang, der vollständig vor neugierigen Blicken geschützt ist. Mit schnellen Schritten folge ich Kiba. Er bringt mich in ein kleines Zimmer. Hier kann ich mich aufhalten, bis es soweit ist und die Zeremonie beginnt. Hier finde ich hoffentlich noch etwas mehr Ruhe um mich für das Bevorstehende zu wappnen. „Ich bin vor der Türe. Du brauchst nur zu rufen.“ Er streicht mir kurz über die Wange und verlässt danach eilig den Raum. Seit er die Schläge von Naruto einstecken musste, bleibt er soweit es geht auf Abstand. Natürlich sitzen wir noch zusammen und reden, doch er nimmt mich nicht mehr wie früher in den Arm. Das gerade eben in der Kutsche war eine absolute Ausnahme. Nur noch wenige Sekunden dauern sie, wenn wir uns begrüßen. Ich weiß nicht einmal, ob die Beiden nochmal mit einander geredet haben. Alle schweigen sich darüber aus. Sicher ist nur, dass Kiba sich wirklich vor Naruto in Acht nimmt. Ist er in der Nähe, hält er einen extra großen Abstand zu mir ein. Und, dabei bin ich mir auch sehr sicher, Naruto duldet Kiba nur meinetwegen. Solange bis er sich nicht mehr an die Spielregeln hält. Dann werde nicht einmal mehr ich etwas ausrichten können. Dann wird Naruto ihn rausschmeißen. Ohne Wenn und Aber. Entschuldigend blicke ich zu meinen beiden Freundinnen und Zofen, als ich aus meinen Gedanken auftauche. Sie machen sich offenkundig Sorgen und verstehen nicht, was gerade geschehen ist. Ich würde es ihnen gerne erklären, aber ich finde nicht die passenden Wörter, versuche es trotzdem. „Ich mag keine Menschenmassen. Wenn sie mich ansehen, fühle ich mich unwohl.“ Wie erwartet drücken die Wörter nicht ansatzweiße das aus, wie es mir wirklich in solchen Augenblicken ergeht. „Naruto war in diesen Momenten immer bei mir und hat mir den nötigen Halt gegeben.“ Ohne ein Wort nehmen mich beide gleichzeitig in den Arm. „Da ist die Hochzeit ja genau das Richtige für dich!“, gibt Ino ironisch von sich und wir lachen alle zusammen auf. Ich ziemlich verzweifelt, weil ich einfach nicht weiß, wie ich das schaffen soll. Noch bevor mich überhaupt jemand anstarren konnte, hatte ich bereits eine Panikattacke. Wie soll es denn werden, wenn ich den Gang entlang gehen muss? Das kann nur schief gehen. Allein der Gedanke daran wirbelt erneut diese Unruhe in mir auf. Ich erinnere mich an Kibas Anweisungen und atme langsam und tief ein und aus. Es hilft schnell, schließlich hatte ich mich noch nicht hineingesteigert. Ino und TenTen entgeht das natürlich nicht, weshalb sie beschließen mich abzulenken. Die Schminke hat etwas gelitten, daher arbeiten sie diese nochmal nach und auch der Schleier wird schlussendlich angebracht. Bald ist es also soweit. Ein leises Klopfen an der Türe lässt uns aufmerksam werden. Ich möchte schon `Herein´ rufen. Bestimmt sind es nur die Wachen, welche mein Diadem bringen. Allerdings erhebt derjenige vor der Türe seine Stimme, bevor ich es machen kann. „Prinzessin?“, kommt es leise von Naruto. Fragend, ob ich ihn hören kann. Schnell handelt Ino. Sie legt mir erneut den Umhang um und schiebt mich aus dem Sichtfeld. Dann geht sie zur Türe und öffnet diese einen winzigen Spalt breit. „Warum bist du hier? Du weißt, du darfst sie nicht sehen!“ Sie ist forsch, aber nicht unfreundlich. Sondern will einfach nur wissen, warum er hier ist, obwohl er doch die Regeln am besten kennt. „Ich will nur kurz mit ihr reden. Ihr habt uns gestern zu schnell getrennt.“ Es ist kurz ruhig, während Ino abwägend zu mir schaut. „Bitte.“, setzt Naruto noch hinterher. „Na gut. Warte kurz.“ Ino gibt seufzend nach. Letztendlich wahrscheinlich nur, weil sie meinen flehenden Blick gesehen hat. Und weil sie gesehen hat, wie sehr ich heute schon unter der Situation gelitten habe. Sie schließt die Türe und winkt mich zu sich. Erst, als sie sicher ist, dass er mich nicht sehen kann, öffnet sie diese wieder ein kleines Stück. „Hinata? Prinzessin?“, fragt Naruto sofort vorsichtig. „Ich bin hier.“, bestätige ich ihm, lege dabei eine Hand auf das Holz, welches uns trennt. Wie gern würde ich ihn jetzt berühren. „Kiba hat mir erzählt, was passiert ist. Geht es dir gut?“ Ich höre deutlich die Sorge aus seiner Stimme. „Ja, es ist alles in Ordnung.“ Mit ziemlicher Sicherheit kann ich davon ausgehen, dass er mir das nicht glaubt. Er weiß genauso gut wie ich, was jetzt noch auf mich zukommt und das wird noch schlimmer als alles, was ich bisher erlebt habe. „Ich hätte dir so gerne deinen Wunsch von einer kleinen Hochzeit erfüllt, nur mit unseren Freunden. Das einzige, was ich stattdessen machen kann, ist versuchen, es dir leichter zu machen.“ Bei diesen Worten lehne ich noch zusätzlich meine Stirn gegen die Türe und schließe für einen Moment meine Augen. Es wäre so unbeschreiblich schön, wenn das jetzt Naruto wäre, an den ich mich lehne. „Wenn sich gleich die Türen für dich öffnen, dann schau nur mich an.“, spricht er weiter, nachdem ich keinen Ton mehr von mir gebe. „Es sind nur ein paar Meter, die uns trennen. Dein Vater ist an deiner Seite und gibt dir Halt, bis du bei mir bist.“ Tief atme ich durch. Es werden die schwersten und längsten Meter meines Lebens. Aber ich habe mir fest vorgenommen das zu schaffen. Schließlich geht es hier nicht um irgendwas, sondern um meine Zukunft. Meine Zukunft mit Naruto, in der wir unzertrennlich miteinander verbunden sind. „Lass mich nicht aus den Augen.“, bitte ich ihn leise und höre, wie er leise auflacht. „Diese Bitte ist überflüssig, Prinzessin. Ich lasse dich schon seit Jahren nicht mehr aus den Augen.“ Auch ich muss daraufhin schmunzeln. Wie Recht er doch wieder hat. Darum brauche ich mir schon mal keine Sorgen mehr machen. Sobald ich durch die Türen trete, wird er mich ununterbrochen ansehen. Das ist es, was ich brauche. Ich brauche den Blickkontakt zu ihm, der mich alles um uns herum vergessen lässt. So werde ich den schweren Gang meistern können. „Du bist stärker, als du denkst, Prinzessin!“ Liebevoller kann er dabei gar nicht klingen und es gibt mir zusätzlich noch ein bisschen mehr Kraft. „Da bin ich absolut deiner Meinung!“ Verwirrt, über die Frauenstimme, hebe ich den Kopf und starre auf das Holz vor mir. Wer ist da bei Naruto und warum kommt mir die Stimme derart bekannt vor? „Ich könnte schwören, dass der Bräutigam sich hier nicht aufhalten sollte. Also, was machst du hier?“ Ihre Stimme klingt neugierig, dennoch keineswegs anklagend. Im selben Moment, in dem Naruto ihren Namen ausspricht, fällt es auch mir wie Schuppen von den Augen. „Temari. Schön dich zu sehen!“ Bestimmt umarmen die Beiden sich gerade. Wie gerne wäre ich jetzt auch in seinen Armen. „Ich versuche gerade meine Zukünftige dazu zu bringen, mich zu heiraten.“ Temari lacht auf. „Das erklärt natürlich so einiges. Die einzige Person, die sie davon abhalten kann, ist nur sie selbst.“, stimmt sie Naruto zu. Lässt sich davon allerdings nicht ablenken. „Aber du solltest wirklich nicht hier sein. Geh schon, ich beende, was du begonnen hast!“ Temari hatte schon immer ein gesundes Selbstvertrauen, denke ich mir und schmunzle dabei. Etwas, das mir noch fehlt. „Bis gleich, Prinzessin.“, höre ich nach einer kurzen Pause, in der Naruto mit Sicherheit überlegt hat, ob er es wirklich Temari überlassen kann. Selbst, wenn er nicht will, bleibt ihm nichts anderes übrig. Ich antworte ihm nicht, sondern trete einen Schritt zurück, in der Erwartung, dass Temari nun eintritt. Was sie auch tut. Das erste, was sie macht, ist mich ausgiebig zu mustern. Mit fachmännischem Blick geht sie einmal um mich herum, bleibt dann vor mir stehen. Ihr ernstes Gesicht weicht einem strahlenden Lachen und sie zieht mich in eine feste Umarmung. „Du bist die hübscheste Braut, die ich je gesehen habe!“, gesteht sie gerührt und festigt ihren Griff um mich nochmal, ehe sie mich wieder frei gibt. „Es ist so schön dich zu sehen!“, murmele ich, noch während wir uns umarmen. Dann stelle ich sie erst einmal Ino und TenTen vor, bevor ich mich ihr wieder zuwende. „Sind deine Brüder auch da?“ Die Beiden würde ich ebenfalls gerne dabei haben. Jeden der ehemaligen Streuner will ich an unserer Hochzeit in der Nähe wissen. „Natürlich!“, beruhigt sie mich mit einem zwinkern. „Ohne die Beiden gehe ich nirgendwo hin, das weißt du doch.“ Glücklich darüber lächle ich. Bis mir Shikamaru in den Sinn kommt. Wie ist es den beiden wohl ergangen? „Was ist mit Shikamaru? Seid ihr noch zusammen?“ In meinem Blick liegt Hoffnung, waren sie doch glücklich miteinander. Es würde mich unendlich traurig machen, wenn sie auseinander gerissen sind. Und dann auch noch wegen mir. „Wir versuchen es, aber es ist nicht einfach über diese Entfernung hinweg.“ Gekonnt lächelt sie, auch wenn ihr danach mit Sicherheit nicht zumute ist. Wahrscheinlich auch nur, um mich nicht zu beunruhigen. „Aber jetzt geht es erstmal nur um dich! Darüber können wir später noch sprechen. Freust du dich schon? Oder denkst du tatsächlich darüber nach, Naruto am Altar stehen zu lassen?“ Wie aufgeregt sie klingt und dabei so voller Vorfreude. Ob sie das für mich übernehmen würde? Bei dem Gedanken muss ich einfach anfangen zu grinsen. Noch viel mehr, wenn ich dabei an Narutos verdutztes Gesicht denke. „Ich will ihn heiraten, aber freuen ist gerade etwas zu viel gesagt. Vielleicht wenn es vorbei ist.“ Sie greift nach meinen Händen und sieht mich streng an. „So darfst du gar nicht erst denken! Ich will, dass du dich auf den Moment freust, wie er dort steht und wartet. Nur auf dich! Weil er dich liebt und den Rest seines Lebens mit dir verbringen will! Und egal, wieviele Menschen heute da sind. Es ist allein euer Moment und den sollst du genießen!“ Aufmerksam höre ich ihr zu, bin für jeden guten Rat dankbar. Temari schafft es sogar, dass ich es mir vorstellen kann. Und mit Narutos sanften Gesichtszügen vor den Augen, bin ich zum ersten Mal bereit den Gang entlang zu gehen und Naruto zu heiraten. In diesem Moment klopft es erneut. Dieses Mal sind es wirklich die Wachen und TenTen nimmt das Diadem entgegen. Freudig klatscht Temari in die Hände und besieht sich das teure Stück neugierig. „Darf ich es ihr aufsetzen?“, fragt sie die Braunhaarige und wird schon jetzt ganz unruhig. Mit einem kurzen Blick zu mir, holt sie eine Bestätigung von mir ein. Erst dann hält sie das kleine Kissen, auf welchem das Schmuckstück präsentiert wird, Temari hin, die es mit vorsichtigen Fingern aufnimmt. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht kommt sie auf mich zu und setzt das feine, mit geübten Händen gefertigte, Diadem auf meinen Schopf. Entzückt seufzt sie. „Es wird nie eine schönere Braut geben.“ Selbst TenTen und Ino nicken zustimmend zu ihren Worten. Ich werfe daraufhin einen Blick in den Spiegel und muss es selbst zugeben. Ich finde mich ganz hübsch, was doch eher selten der Fall ist. „So… bist du bereit? Dein Vater wartet schon.“ Nervös streiche ich bei diesen Worten über den feinen Stoff des Kleides. Zittrig hole ich Luft, nicke dann. Ich kann nicht länger davor wegrennen. Jetzt ist es soweit und es gibt keinen anderen Weg. Mit meinen Freundinnen, welche mir den Rücken stärken, gehe ich Vater entgegen. Er schenkt mir ein Lächeln. Ein seltenes Ereignis. „Du siehst sehr hübsch aus.“ Unbeholfen macht er mir ein Kompliment. Hält mir dabei seine Hand hin. Während eines tiefen Atemzuges lege ich meine Hand in seine. Sie wird mir den Halt geben, von dem Naruto gesprochen hat. Wir drehen uns beide der riesigen Doppeltüre entgegen und müssen nicht lange warten. Langsam, aber stetig öffnen sich die beiden Türhälften und geben den Blick frei. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)