Yu-Gi-Oh! Gx - Angels and Shadows (Year 1) von BountyHunterXX13 ================================================================================ Kapitel 2: Runde 2: Allein -------------------------- Zitternd saß ich in meinem Zimmer und versuchte meiner Gedanken wieder Herrin zu werden. Es war erst eine viertel Stunde vergangen, seit Jaden einen Obelisk Blue in meinem Namen herausgefordert hatte. Nachdem mein vermeintlicher Gegner mit seinen Kumpels von dannen gezogen war hatte ich mich ziemlich panisch in meinem Zimmer verkrochen. Mit einem Schlag realisierte ich aktiv, dass ich mich duellieren müsste. Als ob dies nicht schon schlimm genug gewesen wäre, würde ein Großteil der Schule unserem Duell zusehen, das hatte Jaden (gewollt oder ungewollt) mit der Vereinbarung einer Uhrzeit bewerkstelligt. Hunderte Studenten würden mir vielleicht zusehen… ich würde wahrscheinlich verlieren… Ich wusste nicht, warum ich seit Wochen so eine Angst vor dem Duellieren hatte. Hatte es etwas mit meiner Bewusstlosigkeit zu tun, durch die ich mich nicht mehr wirklich an meine Vergangenheit erinnern konnte? Ich erkannte zwar noch meinen Bruder und dessen Freunde, aber ich konnte mich nicht mehr an ein einziges gemeinsames Abenteuer erinnern. Ich wusste von seinen Freunden, dass fast alle sehr gute Duellanten waren. Sie vertrauten ihren Karten, egal was kommen mochte. Das und ihre Namen, war das einzige, woran ich mich erinnern konnte. Als ich im Krankenhaus wieder zu mir kam konnte mir keiner sagen, wie lange ich bewusstlos war – oder ob man es schon mittlerweile Koma nennen konnte. Vielleicht wollte es mir auch niemand sagen… Die Aussagen wichen aber von Krankenschwester zu Krankenschwester ab. Die eine sagte, es wären drei Tage gewesen, die andere meinte drei Monate. Hätte ich mich noch an das Datum erinnern können, an dem ich – durch was auch immer – in eine längerfristige Bewusstlosigkeit gefallen war, so hätte ich es selbst herausfinden können… aber ich konnte mich an nichts mehr vor meinem Aufwachen erinnern… Als ich dann mal aufgewacht war und ich in das Gesicht meines Bruders blickte, die Augen voller Sorge, konnte ich nicht anders, als ihm zu sagen, dass es mir gut ginge… dem war aber nicht so. Seitdem ich aufgewacht war, fürchtete ich mich vor Duellen, aber ich wollte meinen Bruder nicht noch mehr Sorge bereiten… deshalb verschwieg ich ihm dies. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er mich – zum Zeitvertreib – zu einem Duell herausforderte. Wir standen auf dem Dach des Krankenhauses, Duell Disks aktiviert und begannen ein Duell. Er spielte ein Monster vom Typ Unterweltler, an so viel konnte ich mich noch erinnern. Ich wusste auch noch, dass ich ein Monster in den Verteidigungsmodus rief (das ich besser zum Angriff gerufen hätte, aber ich hatte zu große Angst vor dem Verlust von Lebenspunkten). So gut ich konnte hatte ich versucht mein Zittern zu unterdrücken, damit mein Bruder nicht sah, wie groß meine Furcht war. Er zerstörte mein Monster und griff mich mit einem anderen, das er in diesem Zug gerufen hatte, direkt an. In dem Moment, in dem ich Lebenspunkte verlor, begann ich unkontrolliert zu zucken. Meine Beine konnten mich nicht mehr tragen und ich fiel auf den Boden. Augenblicklich beendete mein Bruder das Duell, welches er nur begonnen hatte, damit ich mich nicht so langweilte und weil ich das Duellieren liebte… geliebt hatte. Ich wurde auf die Duell Akademie – mit meinem zweit Deck- geschickt, damit ich meine Angst vor dem Duellieren verliere. Mein Bruder und dessen Freunde hatten auch die Hoffnung, dass ich mich vielleicht an Ereignisse vor meiner Bewusstlosigkeit erinnern möge, sobald ich in ein neues Umfeld mit neuen Freunden kam… doch bis jetzt vermittelte mir das neue Umfeld nur ein Gefühl von Heimweh. Traurig sah ich auf meinen PDA der mir eine neue Nachricht anzeigte. Sie war von meinem Bruder: ‚Hey Schwesterchen, wie geht es dir denn so?‘ Unweigerlich huschte mir ein leichtes Grinsen über die Lippen, er sorgte sich immer um mich. Es schien mir, als hätte er ein schlechtes Gewissen, dass er mich nicht beschützen konnte. Ich hasste es, ihn anzulügen, doch wollte ich ihm nicht noch mehr Sorgen bereiten: ‚Hallo Bruder, mir geht es so weit so gut. Ich vermisse die Heimat sehr. Kann ich nicht früher heim kommen? Ich weiß um ehrlich zu sein nicht, wie ich drei Schuljahre überstehen soll. Meine Hauskollegen sind nett, doch würde ich lieber zuhause sein.‘ Kaum hatte ich die Nachricht gesendet, kam schon seine Antwort zurück: ‚Wir vermissen dich auch, aber es ist besser, wenn du in einem neuen Umfeld dein weiteres Leben verbringen kannst. Auf der Duell Akademie bist du sicherer, als bei uns. Wir haben lange überlegt, wo dir nichts schlechtes widerfahren kann und die DA ist der beste Ort. Sei uns nicht böse, doch wir möchten, dass du so lange bleibst, bis du den Abschluss hast. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag. Wir schreiben uns morgen.‘ Am liebsten hätte ich den tragbaren Computer gegen die Wand geworfen. Diese Nachricht war genau das, was ich nicht lesen wollte. Ich wollte nach Hause! Wie schwer war das für meinen Bruder zu verstehen? Nicht schon schlimm genug, dass ich immense Gedächtnislücken hatte, mein Bruder wollte, dass ich fernab von ihm und unseren Freunden ein neues Leben beginne, ohne das Wissen, wer ich vorher einmal war. Wollten sie verhindern, dass ich mich erinnere? Diese Frage nagte an mir, seit ich weg geschickt wurde. Genauso wie das Gefühl, sie wollten mich einfach los werden. Was war hier nur los? Ich konnte mich an nichts mehr erinnern und wurde an diesen Ort geschickt! Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Das Duell heute würde ich ausfallen lassen. Ich wollte mich in meinem Zimmer verkriechen und es an diesem Tag nicht mehr verlassen. Noch ein wenig zitterig stand ich auf und holte mein Deck aus der Duel Disk heraus, ging alle meine Karten durch. Ich liebte dieses Deck. Diese Monster waren regelrecht mein Leben. Sie kannte ich noch von früher… zumindest glaubte ich, mich an sie erinnern zu können. Mein Blick fiel auf jede Karte, blieb kurz daran hängen, bis ich in Gedanken alle Effekte des jeweiligen Monsters aufgezählt hatte, dann sah ich mir die nächste an. Als ich fertig damit war, hatte ich das Gefühl, dass etwas fehlen würde. Ich wusste nicht was, doch eine noch größere innere Unruhe machte sich in mir breit. Normalerweise bewirkte dieses Ritual das Gegenteil: sonst war ich danach ruhiger. Langsam stand ich auf und ging Richtung Spiegel, der über dem Waschbecken, gegenüber des Endes des Hochbettes (neben dem Kleiderschrank) befestigt war. Eine blasse Jugendliche starrte mich mit braunen Augen unsicher an. Sie trug ein rotes kurzärmliges Hemd, mit jeweils einem weißen Streifen an Kragen und Armumschlag. Über dem Hemd hatte sie einen doppelten schwarzen Gürtel befestigt, an dem ihre Deckbox hing. Auch wenn sie sich nicht duellieren wollte, fühlte sie sich leer und einsam ohne das Deck. Sie trug ellenbogenlange, fingerlose Armstulpen und einen kurzen roten Rock, der an den Seiten durch eine dunkelblaue Ellipse ein wenig an Langweiligkeit verlor. Auch hatte sie rote Stiefel an. Ihre Haare waren in mehreren vertikalen Blockstränen braun und schwarz gefärbt. Das merkwürdigste war, dass ich, egal wie oft ich mein Spiegelbild betrachtete, mich nicht darin erkannte. Dieses Mädchen mir gegenüber fühlte sich fremd an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)