Yu-Gi-Oh! Gx - Angels and Shadows (Year 1) von BountyHunterXX13 ================================================================================ Kapitel 44: Runde 44: Die Taten der Vergangenheit ------------------------------------------------- Endlich standen wir uns gegenüber. Der unbekannte Absender zahlreicher E-Mails und ich. Unser Schauplatz hätte nicht unheilvoller gewählt sein können… die Verlassene Unterkunft. Zitternd versuchte ich nach dem langen Sprint wieder zu Atem zu kommen… blinzelte mehrmals, um meine Augen am weiteren Tränen zu hindern und sie an die Dunkelheit zu gewöhnen, „Was willst du? Warum verfolgst du mich?“ „Wie schon gesagt: Ich will Rache. Für alles, was du mir angetan hast.“, antwortete er mit einem Grollen in der Stimme. Doch er blieb äußerlich völlig gelassen, lehnte sich sogar an eine der Steintafeln. Nämlich an die, die den Millenniums-Ring darstellte… „Und das wäre?“, fragte ich, so selbstbewusst ich konnte. Auch wenn mir völlig anders zu Mute war, musste ich die Starke mimen… anderenfalls würde er meine Schwächen wahrscheinlich genauso ausnutzen, wie der Dämon in mir, von dem ich seit unserer Unterhaltung im Speiseraum nichts mehr gehört hatte. Der Unbekannte schwieg. Wahrscheinlich war er am Abwägen, ob ich wirklich unwissend war, oder nur die Ahnungslose spielte. „Was soll ich dir angeblich angetan haben?“, meine Stimme bebte vor Angst. Eigentlich wollte ich es nicht wissen. Man trachtete einer anderen Person doch nur nach dem Leben, wenn sie das eigene zerstört hatte… was hatte ich in meiner Vergangenheit getan…? „Spiel nicht die Unschuldige!“, offensichtlich kam er zu dem falschen Schluss, dass ich sowohl meine Angst, als auch die Ahnungslosigkeit nur spielte. „Ich weiß es nicht!“, rief ich, am ganzen Körper zitternd. Meine Stimme drohte zu versagen, die Beine nachzugeben. „Ach was? Du kannst dich nicht daran erinnern, wie du mich vor Jahren ins Reich der Schatten verbannt hast?“, schrie er wutentbrannt. Mein Herz setzte kurz aus. Waren meine Befürchtungen wahr? All das, wovor ich mich fürchtete war, dass ich ein völlig anderer Mensch im meinem vorigen Leben war: Eine rücksichtslose Duellantin, die Schattenspiele liebte… die vor nichts und niemandem zurückschreckte… und der auch egal war, ob der Gegner verletzt würde oder nicht. „Du hast mein Leben zerstört! Meine Karriere! Wegen dir fiel ich nach jedem nennenswerten Turnier immer mehr in Ungnade! Ich musste in der Gosse leben!! Letzten Endes hattest du mich ganz weggeschickt!!!“, er konnte sich gerade noch so beherrschen, damit er mir nicht an die Kehle ging. Mir fehlten die Worte. Ich hatte seit Wochen nicht mehr versucht, mich an die eigene Vergangenheit zu erinnern, da ich genau dies befürchtete: Vor meinem Koma war ich ein völlig anderer Mensch. Tränen rannen meine Wangen herunter. War das, was er gesagt hatte, wirklich wahr? Plötzlich packte der Unbekannte mich am Kragen meines Oberteils und der Krawatte, zog mich zu ihm und drückte mich mit seinem Unterarm an dieselbe Wand, an der er vor Augenblicken noch gestanden hatte. Entsetzt sah ich ihn an. Er würde mir wirklich etwas antun. Ja, ich hatte es eigentlich nichts anderes verdient… aber das war in einem vorigen Leben… und ich konnte mich an nichts erinnern. Ich hoffte, dass er log… doch dieser Zorn würde nicht einfach so aus einer Lüge entspringen. „Wie ist dein Name!?!“, schrie er, drückte mit der freien Hand Stückchen für Stückchen meinen Hals fester zusammen. „Was?“, mir wurde schwindelig; bekam kaum noch Luft. Die Finsternis begann in einem Strudel vor meinem inneren Auge zu verschwimmen. Oh nein... das wollte ich nicht sehen… Ich stand meinem Gegner gegenüber. Er war groß, trug einen dunklen Umhang mit Kapuze, sodass ich sein Gesicht nicht erkennen konnte. Auch wenn er mir optisch keine Anhaltspunkte bot, wer er war, konnte ich seine Identität erahnen. Es war dieser Typ, um nicht zu sagen, diese Niete, der mich bei jedem verdammten Turnier herausforderte und immer verlor. Vielleicht war er vor dem Beginn meiner Karriere eine große Nummer gewesen, doch heute nicht mehr. Er hatte mich schon so oft belästigt, mich so oft verletzt… mir so viel angetan… Und jetzt würde alles wieder auf ihn zurück kommen. In einem Spiel der Schatten! Heute würde er für die Pein bezahlen! Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Auch wenn ich schon Teilnehmerin an so vielen Spielen der Schatten gewesen war – bewusst oder unbewusst -, hasste ich das Gefühl der Ungewissheit. Ich duellierte mich hier, damit ich wieder zurück ins Licht kam... Zu meinem Bruder… zu unseren Freunden… „Du hast einen Fehler begangen, als du annahmst, du könntest mich besiegen!“, rief ich wütend, „Denkst du wirklich, nach so vielen verlorenen Duellen, gegen mich ankommen zu können? Heute wirst du mit mehr zahlen, als mit deinem Ansehen!“ „Das ist mir egal.“, antwortete diese tiefe Stimme, „Denn du wirst verlieren. Ich habe einflussreiche Freunde! Wenn ich siegreich aus dem Duell hervorgehe, so werde ich alles, was ich verloren hatte, wiederbekommen. Ich werde ein Profi, sobald du verschwunden bist!“ Unsagbarer Zorn überkam mich. Er hatte mich schon mehrmals fast getötet. Dieser Mann würde über Leichen gehen, um sein Ziel zu erreichen… am liebsten aber, über meine… und dafür müsste er bezahlen… Ich zog… Schlagartig fand ich mich in der Gegenwart wieder. Er hatte die Wahrheit gesagt?! Ich hatte ihn in die Schatten verbannt?! War ich wirklich so ein Monster? Wie konnte ich all dies wieder gut machen? Wie war es mir möglich, für das Elend zu bezahlen? Zwar fürchtete ich mich vor den Schatten, aber das Wissen über meine vergangenen Taten lastete umso mehr auf meinem Herzen. Von dem Unbekannten immer noch gegen die Steintafel gedrückt, eine Hand fest um meinen Hals geschlossen, hatte ich keine Angst mehr. Vielmehr verspürte ich Reue. Ohne mit der Wimper zu zucken hatte ich mich in einem Spiel der Schatten gegen ihn duelliert? Wohl wissend, was dies für Konsequenzen für den Verlierer haben würde… Traurig senkte ich meinen Blick, „Es tut mir leid.“, mein Entschluss stand fest. Ich wusste genau, was ich zu tun hatte. Irritiert ließ er mich los, „Wie bitte?“ Meine Knie gaben nach. Auf dem Boden sitzend begann ich zu weinen, „Es tut mir leid, was ich dir angetan hatte… nichts auf dieser Welt legitimierte mein Verhalten, ein Spiel der Schatten zu beginnen…“ Der Unbekannte… mein Gegner aus meiner Erinnerung… zögerte, bevor er wütend brüllte, „Denkst du, ein paar Tränen können das alles wieder gut machen? Ich habe Jahre in der Finsternis zubringen müssen, allein wegen dir!!!“ „Es gibt nur einen Weg für dich, Genugtuung zu erhalten.“, mit schmerzverzerrtem Gesicht rappelte ich mich wieder auf, nahm in einer geschmeidigen Bewegung mein Deck aus der Box an meinem Gürtel, „Und zwar in einem Duell… einem Schattenduell“ „Du willst mich wohl veralbern!“, rief mein Gegner ungehalten. „Nein.“, seufzte ich entschlossen, „In diesem Duell werde ich mich nicht wehren. Ich werde kein Monster beschwören… freiwillig das Duell verlieren, damit du deinen Frieden und deine Rache erlangst.“ „Warum denkst du, das würde mir genügen?“ „Weil ich realen Schaden in einem Duell erhalte. Jeder Angriff verletzt mich…“, antwortete ich, vergeblich versuchend, das Zittern meiner Stimme zu unterdrücken. Heute musste ich für meine Taten der Vergangenheit bezahlen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)