Bisher kein Titel von KeyblademasterKyuubi ================================================================================ Prolog: Der Sturm ----------------- Für den Bruchteil einer Sekunde erhellte das Licht eines riesigen Blitzes den ansonsten pechschwarzen Himmel, dicht gefolgt vom antwortenden Donner. Der Regen fiel wie eine Wand aus Wasser hernieder, peitschte wie der Schwanz eines aggressiven riesenhaften Alptraum, bereit anzugreifen. Das ansonsten so flache Meer hatte sich in wilde Berge und Täler verwandelt, schwappte umher wie die Buckel eines Schwarms Seedrachen, die einen Schwarm Fische jagten. Es war fast so, als wäre dem Meer Klauen gewachsen die nun gierig in die Luft schlugen, gewillt, alles, was sie in den Griff bekamen zu umschlingen und hinab zu ziehen in ihre kalte, tödliche Umarmung. Keine einzige Möwe hatte sich in diesen Sturm hinaus getraut. Der Himmel zuckte nur so vor Blitzen und zwischendrin war es pechschwarz wie in dem Magen eines riesigen Monsters. Und doch. Eine Kreatur trotze dem Sturm, bemüht, ihm zu trotzen. Ein einzelner Drache flog durch den Sturm. Der Wind schien immer wieder die Richtung zu ändern. Böen von der Kraft eines Klauenschlages eines Alphas wirbelten den schlanken Drachen gehörig umher. Ohnezahn war es eigentlich gewohnt, in Stürmen zu fliegen und normalerweise machte es ihm nichts aus. Doch dieser Sturm war abnormal andern. Fast so, als würden alle Stürme der Welt gleichzeitig fegen. Der junge Mann auf seinem Rücken hielt sich mit aller Kraft auf dem Rücken seines Partners fest. Ohnezahn Sattel war durch den Regen so schlüpfrig und rutschig geworden, dass Hicks drohte, jeden Moment hinaus zu rutschen und in den gierigen Schlund des Meeresmonsters zu fallen. Ohnezahn unter ihm wurde von den Windböen hin und her geworfen, während der Nachtschatten mit aller Kraft gegen den Sturm anzukämpfen versuchte. „Wir müssen landen!“ schrie Hicks gegen das Gebrüll des Sturmes. Sein Partner reagierte nicht. Hatte er ihn nicht gehört? War der Sturm zu laut? „Ohnezahn! Wir müssen landen!“ Aber wo? Überall um sie herum war wildes Wasser, das mit Klauen aus weißem Schaum nach ihnen griff, sie hinabziehen wollte. Egal, wie hoch Ohnezahn stieg, der Wind drückte ihn immer wieder hinab, hin und her, auf das tosende Meer zu. >Wenn wir da drin landen sind wir geliefert!< war Hicks Gedanke. Der Sturm war urplötzlich aus dem Nichts gekommen. Die Wolken am Himmel, die sie noch eine Stunde zuvor gesehen hatten, waren schnell schwarz wie die Nacht geworden und ehe sie sich versahen, hatte der Sturm sie im Griff. Vor ihnen sah Hicks das Auge des Sturmes. Eine riesige, ambossförmige Wolke, die all das Unheil ohne Halt auszuspeien schien, wie ein Wahnsinniger Zipper sein Gas, auf den Funken wartend, der es entzündete um den Sturm in ein Hölleninferno zu verwandeln. Hatten sie Thor verärgert und war das nun ihre Strafe? war Hicks Gedanke. So wie Mehltau es einmal behauptet hatte, obwohl er wusste, es stimmte nicht? Haarscharf kippte Ohnezahn zur Seite weg. Ohne Warnung und kurz danach, nach dem Bruchteil einer Sekunde, fuhr ein gigantischer Blitz neben ihnen herab, verfehlte sie haarscharf. Ohnezahns Sinne hatten ihnen das Leben gerettet, aber im Angesicht dieses Sturmes war sein sonst so agiler, wendiger und schlauer Partner nur ein Blatt im Wind. Sie waren der Spielball des Windes geworden. Der Himmel, der sonst ihr Element war, hatte sich gegen sie verschworen, war ihr Feind geworden, darauf begierig, sie zu zerreißen und nieder zu drücken in das hungrige Maul des Monsters unter ihnen, dass einst so ruhig und flach war. Wie waren sie überhaupt in diese Situation geraten? Sie wollten andere Nachtschatten finden. Ohnezahn war als einziger Nachtschatten so alleine auf Berk, dass manche schon befürchteten, der Drache wäre der letzte seiner Rasse. Aber das wollte Hicks nicht wahr haben. So war der Häuptling Berks eines Nachts aufgebrochen, hatte nur seine Mutter eingeweiht und sie gebeten, ihn während seiner Abwesenheit zu vertreten. Er war in der Nacht verschwunden. Ohne jemandem Bescheid zu geben, da er nicht wollte, dass ihm all seine Freunde folgten. Abrupt wurde Hicks aus seinen Gedanken gerissen. Vor ihnen braute sich ein neues Unheil zusammen. Er und Ohnezahn konnten nahezu zusehen, wie vor ihnen ein riesiger Tornado entstand. Der wirbelnde Wind tat sich zusammen und unmittelbar zusätzlich zu dem ansonst schon furchtbaren Sturm wurde der Sog stärker und stärker. Direkt unter der Ambosswolke wirkte der Tornado wie eine groteske Verbindung aus Himmel, Boden und Meer. Der Windstrudel sog das Meerwasser unter sich ein, wie eine durstige Kreatur der Apokalypse. Das Gemisch aus wirbelndem Wind und Wasser sendete ihren Sog aus, wirkte so groß und bedrohlich wie ein Portal zur Unterwelt, aus dem jeden Moment Tausende, wenn nicht sogar Millionen an Dämonen, Monstern und anderen Kreaturen schwärmen konnte. Unter dem Tornado, dort, wo er das Wasser einsog, war ein wahrlich gigantischer Strudel entstanden. Alle Ängste der Seefahrer kamen an diesem Tag zusammen, als hätten die Götter beschlossen, alles Leben auf der Erde auszulöschen. Ohnezahn, der bisher tapfer gegen den Sturm angekämpft hatte, wurden die Flügel müde. Immer weniger schlug er sie, keuchte und hechelte mit heraushängender Zunge. An seinen Lefzen hatte sich durch die Anstrengung weißer Schaum gesammelt. Ein leichtes Geräusch im Schreien des Sturmes erweckte Hicks Aufmerksamkeit und aufgrund Ohnezahn urplötzlichem Trudeln wusste er auch, was sich dort verabschiedet hatte. Dass der Drache die Kontrolle verlor konnte nur bedeuten, dass seine künstliche Schwanzflossenhälfte dem Sturm nicht länger standgehalten hatte und in der Wucht des Sturmes abgeflogen war. „Oh neeeiiinnn!“ kam ein letzter Schrei aus Hicks Kehle, gepaart mit dem panischen Schrei seines Partners, der klang, als habe Ohnezahn akzeptiert, dass das sein Tod war. Trudelnd und schreiend, hin und her geworfen vom Wind fielen sie vom Himmel. Eine unnatürlich riesige Monsterwelle türmte sich auf, beugte sich über sie und brach, sie verschluckend. Reiter und Drache kämpften nun gegen die Gewalt des Meeres an, versuchten nur irgendwie ihre Köpfe über Wasser zu halten. Manchmal gelang es, aber ein stetiger Sog zog sie stetig näher an den Strudel und als dieser sie erfasst hatte, wurden sie in der Gewalt des Strudels kreisend immer näher zum Fuß des Tornados gezogen, ehe dieser sie verschlang wie ein hungriger Drache einen Fisch, zog sie hinauf in seine Wand aus Luft und Wasser, schleuderte sie mit einer Kraft umher, die noch nie ein Mensch oder Drache gespürt hatte. Hicks wollte schreien, wollte rufen, aber da war nur Wasser und Luft in seinem Mund, erstickte jeglichen Versuch. Die Wucht des Tornados nahm ihm sein künstliches Bein, wirbelte es herum wie Drache und Reiter. Der nun einbeinige Hicks versuchte nur irgendwie bei seinem Drachen zu bleiben um wenigstens mit ihm zusammen zu sterben. Er bekam die Sattelriemen zu fassen und versuchte, nur irgendwie gegen die Macht des Tornados ankämpfend sich festzuketten. Zum Teil gelang es ihm, doch urplötzlich spürte er einen unglaublich harten Schlag gegen den Kopf als sein künstliches Bein durch den Tornado gegen seine Kopf geschleudert wurde. Unmittelbar wurde alles schwarz. Er hörte nur noch einen letzten besorgten Schrei Ohnezahn und das letzte das er sah, waren die großen, grünen Augen des Drachen, ehe er das Bewusstsein verlor. „Ich verstehe das nicht.“ beschwerte sich Astrid. „Warum hat er uns nicht Bescheid gegeben?“ Die Wikingerfrau ärgerte sich fast schwarz über den Sturkopf ihres Häuptlings. „Du kennst ihn doch.“ kam es von Rotzbakke zurück. „Der ist doch immer so stur.“ „Ja, leider. Manchmal würde ich ihm die Vernunft gerne brutal in den Kopf prügeln.“ Astrid knirschte mit den Zähnen. Die scherzhaften Einwürfe der Zwillinge konnte sie nun gar nichts gebrauchen und ignorierte sie gekonnte. Das Schlusslicht der Formation bildete Fischbein auf Fleischklops. Wenn einer flog, dann flogen alle. Sie waren über dem Meer. Weit und breit keine Insel, nur hier und da vereinzelte Felszacken, die aus dem Meer ragten. „Wartet! Da!“ Fischbein deutete panisch auf eine der Felszacken und nun sah Astrid es auch. Etwas rotes wartete, aufgespießt auf die Felszacke darauf, beachtet zu werden. Etwas bekanntes rotes. Astrid wurde leichenblass. „Oh nein... Sag mir nicht, dass...“ Sogleich tauchte Sturmpfeil hinab und angelte das bekannte, rote Segel von der Felszacke. Mit zitternden Fingern bestätigte sich Astrids Befürchtung, als sie die künstliche Schwanzspitze Ohnezahns in Händen hielt. Die Metallkonstruktion war unnatürlich verbogen und das rote Tuch bis aufs äußerste zerfetzt. Nur eine unglaubliche Kraft hätte das zustande gebracht. „Ich will ja nichts sagen...“ begann Raffnuss „... aber ich denke, wir brauchen einen neuen Häuptling.“ Kapitel 1: Zwischen Hier und Da ------------------------------- Leicht rauschte die Wellen an den Strand, spülten neues an und altes fort. Nach dem gewaltigen Sturm wirkte alles so ironisch friedlich, als sei nichts gewesen. Abgesehen von all dem, was das Meer an den Strand gespült hatte. Unmengen Seetang, Holz und andere Dinge. Und manches davon konnte man sogar gut verkaufen. Aber etwas erweckte mehr Aufmerksamkeit als alles andere. Etwas großes lag bedeckt von Seetang, noch halb im Wasser, am Strand. Da die Pflanzen des Meeres es zum größten Teil verdeckten konnte man nur hin und wieder etwas schwarzes aufblitzen sehen. Ein Mann, bullig und vernarbt mit einer Glatze, die das Sonnenlicht reflektierte, durchsuchte das Strandgut nach angespülten Kostbarkeiten, die er zu Geld machen konnte. Einiges hatte er schon gesammelt, was er auf einem Pferdekarren sammelte. „Seetang. Pah, nutzlos! Holz. Nutzlos. Steine. Noch nutzloser.“ Frustriert sortierte er aus. Seit einiger Zeit hatte der Strand nichts wertvolles mehr hergeben wollen. So frustriert wie er war, kickte der Mann einen der angespülten Steine fort. Der Stein aber prallte an etwas großem ab, ditschte zurück und traf ihm in Gesicht. Murrend und fluchend hielt sich der Mann die Stelle, an welcher der Stein ihn getroffen hatte und stierte böse auf das, an dem er abgeprallt war. Doch war seine Frustration urplötzlich verschwunden, als er den großen, von Seetang, Holz und anderem bedeckten Berg sahen. Von der Neugier gepackt trat er auf dem Berg zu, befreite ihn von Seetang und Holz und sprang erschrocken zurück, als er in das Gesicht eines bewusstlosen schwarzen Drachen sah. Vom ersten Schock erholt, trat der Mann vorsichtig näher und tippte die schwarze Kreatur mit der Fußspitze an. Sie rührte sich nicht und ein erleichterter Seufzer verließ den Mund des Mannes. Folgend machte er sich daran, den Drachen freizulegen. Bald schon hielt er erneut inne. Der Drache trug eine Art Geschirr und einen Sattel. Verfangen in dem Geschirr lag ein bewusstloser Mann. Er hatte nur ein Bein und eine riesige Platzwunde am Kopf, die immer noch blutete. „Bei Thor!“ entfloh es dem Mann. Eine Pause folgte... Der Mann sah nach links. Der Mann sah nach rechts. Die Zahnräder in seinem Kopf schienen regelrecht zu mahlen und er verschränkte nachdenklich den Kopf, bis er, eine Idee habend, seine Faust in die Handfläche schlug. Dann machte er sich daran, das seltsame Gespann komplett frei zu räumen, befreite den Mann aus dem Geschirr des Drachen, welchen er dann hochhob und ächzend zu seinem Karren schleifte und dort zu seinen Fundstücken warf. Dann kehrte er um, hob den Mann hoch und warf ihn ebenfalls zu seinen Fundstücken. Daraufhin setzte er sich auf den Kutscherbock und trieb die Pferde an. Der Wagen setzte sich in Bewegung und verließ den Strand. Der schwarze Schwanz des Drachen, dem ein Teil der Schwanzflosse fehlte, schleifte über den Rand des Karrens hängend leicht über den Boden. „Kommen sie, kommen sie!“ schallte es über den Marktplatz. „Nur heute ergibt sich ihnen die einmalige Gelegenheit, einen echten Nachtschatten bald ihr Eigentum zu nennen!“ Um das Podest, dass der Mann mit der Glatze aufgebaut hatte, hatte sich eine riesige Traube an Menschen gebildet, die erstaunt, ängstlich und manchesmal auch interessiert und gierig auf den tobenden Drachen in dem Käfig starrten. Das Maul des Nachtschattens war derart versiegelt, dass er es noch nicht einmal öffnen konnte, geschweige denn seinen tödlichen Strahl feuern. Seine Flügel waren mit festen, schweren Riemen an seinem Körper fixiert, Beine, Schwanz und Hals wurde von Ketten gehalten, die bei jeder Bewegung rasselten wie ein Schlossgespenst. „Nur heute“ fuhr der Mann unbeeindruckt von dem Knurren aus dem Käfig fort. „haben sie die Gelegenheit, diese Kreatur zu erwerben. Diese Kreatur, das Kind des Todes und der Nacht persönlich. Schlagen sie zu!“ Sofort erhoben sich die Stimmen der Interessenten und Gebote wurden durcheinander geschrieen. „Ich höre eine Millionen.“ rief der Mann. „Wer bietet mehr?“ Das Geschrei an Geboten brach nicht ab. Zwei Millionen wurde hier geboten, drei Millionen da. Der Mann, ein erfahrener Geschäftsmann, war nicht dumm. Dieser Nachtschatten würde ihm ein Vermögen einbringen. Gezielt wartete er auf höhere Gebote und trieb sie höher und höher. „Einhundert Millionen!“ rief dann jemand dazwischen und der Rest verstummte abrupt. Stattdessen erhob sich erschrockenes und aufregendes Gemurmel. Der Bieter war ein vornehm gekleideter Herr. Eine Gasse bildete sich in der Menschentraube, durch welche der Herr auf das Podest zu marschierte. „Verkauft für Einhundert Millionen an diesen Herren!“ lies der Glatzköpfige verlauten und bat den Herrn auf das Podest. „Herzlichen Glückwunsch, der Herr. Sobald ihre Bezahlung registriert wurde sind sie der neue Besitzer dieses edlen Geschöpfes.“ schmierte die Glatze dem Mann Honig ums Maul. „Jaja. Bring ihn mit einem Karren zum Dorfrand. Dann sage ich euch, wo ihr ihn schlussendlich hinbringen sollt um eure Bezahlung in Empfang zu nehmen.“ schnitt der Edelmann dem Verkäufer das Wort ab. „Sehr wohl, der Herr. Sehr wohl. Ich werde mich gleich an die Arbeit machen!“ Der Edelmann verließ das Podest und die Traube trollte sich enttäuscht. Die Glatze verfrachtete den Käfig mit der Kreatur, die sich durch die Fesseln kaum bewegen konnte, auf seinen Pferdekarren, saß auf und folgte dem Edelmann, der voraus stolzierte. Von all dem Trubel bekam der junge Mann im Verlies nichts mit. Sehen konnte er ja ebenfalls nichts. Sein Kopf schmerzte und pochte, während er wie ein nasser, gebrochener Sack in seinen Fesseln an der Wand hing. Er war nur in Lumpen gekleidet und trug eine Augenbinde, die seine Fähigkeit zu sehen unterdrückte. Der kalte Stein entzog ihm jegliche Wärme. Die Haut war fahl und seine kurzen, braunen Haare zerzaust. Auffällig war, dass ihm ein Bein fehlte und seine Peiniger hatten sich auch nicht die Mühe gemacht, es festzuketten, im Gegensatz zu seinem anderen, gesunden Bein. Der Mann hatte keinen Namen. Sein Kopf war leer und sein Gedächtnis wie weg gewischt. Es wäre ein leichtes, ihn jetzt zu formen. Mit einem klacken gab das Schloss der Zelle den Zutritt frei und Schritte näherten sich dem Gefangenen, ehe die große Tür hinter ihm wieder zu fiel. Der Mann hob den Kopf, lies ihn dann jedoch wieder hängen. Sehen konnte er ja eh nichts. Die Person, die eingetreten war, hatte sich offenbar vor ihm positioniert und starrte ihn nun nieder. Das konnte er fühlen. „Du bist nichts!“ erklang dann eine Stimme, scharf wie ein Schwert. „Du bist nichts. Du kannst nichts, du bist ein Niemand und verdienst keinen Namen.“ Der Gefangene nahm diese Worte auf wie ein Schwamm. Sein leerer Kopf verlangte danach, gefüllt zu werden. „Du bist nichts wert. Du bist nur dazu da, anderen Menschen zu dienen. Du bist ein Sklave, warst schon immer einer und wirst auch immer einer sein.“ fuhr die Person fort. Der Gefangene erwiderte nichts und lauschte einfach weiterhin, wie die Person vor ihm ihn niedermachte. Sein leerer Geist begann langsam, diese Manipulation anzunehmen. Diese Prozedur wiederholte der Mann, den der Gefangene letztendlich Schwertstimme nannte, mehrere Tage lang, sagte ihm, er sei nichts und nur ein Sklave und wenn er etwas falsch machen würde, drohen ihm die Peitsche und andere Strafen. Schwertstimmes Manipulation füllte bald den ganzen Geist des Gefangenen aus. Er wurde geformt, ein Sklave aus Fleisch und Blut zu werden. Dass er seinen Herren nie widersprechen durfte und alles tun musste, was sie von ihm verlangten. Schwertstimme trainierte ihn sozusagen in sein Sklaventum und das durch eiskalte Manipulation. Bei anderen wäre diese Art der Manipulation vielleicht viel schwerer oder gar gescheitert, aber eine Person mit Amnesie konnte man so formen, wie man wollte. Der junge Gefangene begann schnell das zu glauben und zu denken, was Schwertstimme ihm eintrichterte. Doch eine Frage blieb: Warum war er gefangen? Etwa, um ihn zu trainieren? Mit einem flauen Gefühl im Magen kehrte Astrid Geschwader nach Berk zurück. Das rote Fundstück an sich geklammert. Wie sollte sie das denn nur Valka beibringen? Wie sollte sie es dem ganzen Dorf beibringen, dass ihr Häuptling... Wild schüttelte sie den Kopf. Nein, nein, nein! Daran wollte sie nicht denken! Es war Hicks! Der war so zäh wie ein Drache! Er musste überlebt haben! Sie blickte wieder auf den Überrest des Schwanzsegels. Hoffentlich hatte er überlebt... Rotzbakke musterte sie, als sie sich auf den Weg zu Valka machte. „Das wird stressig...“ raunte er den Zwillingen zu. Mit einem flauen Gefühl im Magen klopfte Astrid an das Haus, das sich Hicks mit Valka, Wolkenspringer und Ohnezahn teilte. Als keine Antwort kam, trat sie vorsichtig ein. „Valka?“ fragte sie und setzte einen zögerlichen Schritt hinein. Wieder kam keine Antwort. Sie vernahm aber ein leichtes wimmern aus der oberen Etage. Vorsichtig stieg sie die Treppe hinauf. Das Wimmern wurde lauter und sie vernahm ein leichtes schaben von Schuppen. Valka saß auf Ohnezahns Lager, neben ihr Wolkenspringer. Hicks Mutter hielt etwas fest umklammert und weinte. „Valka?“ Die Wikingerfrau hob den Kopf. Ihr Gesicht war verweint und Wolkenspringer legte tröstend einen Flügel um sie. Astrid trat näher und warf ein Blick auf das, was Valka in der Hand hielt. Ihr Herz setzte aus. Das war doch... Die Reste von Ohnezahns künstlicher Schwanzspitze fielen zu Boden und Astrid sank auf die Knie. Valka hielt Hicks Beinprothese in dem Armen. Das künstliche Bein, das Grobian ihm einst gemacht hatte. Astrids Hoffnung, dass Hicks überlebt hatte, schwand. Valka schien es bereits schmerzlich akzeptiert zu haben. Jetzt, wo sie Ohnezahns Schweifspitze sah, brach sie in ein haltlosen Klagegejammer aus. Astrid konnte nicht anders als sie in den Arm zu nehmen. Auch sie begann zu weinen und beide Frauen mussten den Verlust des Sohnes und des guten Freundes akzeptieren. „Heute im Angebot!“ schallte die Stimme des Sklavenhändlers über den Markt. „Greifen sie zu, meine Damen und Herren. Heute habe ich gute Ware im Angebot!“ Männer und Frauen standen auf einem Podest, dem Publikum zugewandt. Die Gruppe war bunt gemischt. Kräftige, muskulöse und dünne Männer und Frauen und ein Sklave, der aus der Reihe tanzte. Er hatte nur ein Bein, war jünger als die anderen Sklaven und schmächtig. Ketten rasselten von den Fesseln um Hälse, Hände und Füße der Sklaven. Der Sklavenhändler trug eine Peitsche in der Hand, um die Sklaven zu bestrafen, anzutreiben oder anderes. Eine weitere hing an seinem Gürtel und diese Peitsche war gespickt mit eisernen Dornen und Stacheln, perfekt dafür, Wunden zu reißen. „Zusätzlich zu jedem gekauften Produkt gibt es die Möglichkeit, eine zusätzliche Peitsche zu erwerben!“ Dabei hielt er seien Peitsche hoch. „Oder ganz exklusiv...“ Er löste die Dornenpeitsche von seinem Gürtel, zeigte sie und lies sie einmal knallen. Ein sirrendes und peitschendes Geräusch, untermalt von klingen der Metallspitzen war zu vernehmen. „... diese spezielle Züchtigungspeitsche für harte Fälle!“ Er rollte sie wieder ein und verstaute sie wieder an seinem Gürtel. Die Menge vor dem Podest raunte, diskutierte oder wägte die verschiedenen Vor- und Nachteile der Sklaven ab. Nach und nach wurde ein Sklave nach dem anderen verkauft. Manche der neuen Herren kauften sich auch eine Peitsche dazu, der ein oder andere sogar die besondere Peitsche. Als letztes blieb nur noch der Einbeinige zurück. Die Menge hatte schon über die Hälfte an Schaulustigen und Käufern verloren. Der Sklavenhändler knirschte mit den Zähnen. Warum hatte man ihm diesen Krüppel zum Verkauf übergeben? Den wollte doch niemand! Er war ein Ladenhüter! Wie er es schon von vorneherein vermutet hatte! Grummelnd zog er seine Peitsche straff und entspannte sie wieder. Er war ungeduldig und wollte dieses... Ding loswerden, das er hier verkaufen sollte. Wo hatten seine Vorgesetzten den überhaupt aufgetrieben?! „Ich biete Fünftausend.“ schallte es dann plötzlich aus der Menge. Der Sklavenhändler suchte nach dem Ursprung des Gebots und schluckte, als er ihn fand. Dort, vor dem Podest, stand ein Pirat, wie er im Buche stand. Stämmig, mit Augenklappe, Holzbein und Papagei auf der Schulter. „Sind sie sicher, mein Herr?“ fragte der Sklavenhändler eingeschüchtert. „ Aye! Sehe ich aus, als würde ich scherrrzen?“ kam die patzige Antwort, gefolgt von einem Arrr zurück. „Und ich nehme auch gleich je eine deinerrr Peitschen mit dazu. Und jetzt steh da nicht so rum sondern brrring ihn herrr!“ blaffte der Käufer ungeduldig. „S... sofort, Herr!“ Der Händler lies die Peitsche einmal knallen, nahm die Ketten des jungen Mannes und führte ihn von der Tribüne, wo der Pirat ihn in Empfang nahm und kurz darauf auch die zwei Peitschen. „Da hast du dein Geld.“ Der Pirat drückte ihm ein paar Geldscheine in die Hand und machte sich mit seinem Sklaven auf den Weg. „Aber mein Herr! Das sind nur“ „Arrr!“ unterbrach der Pirat den Sklavenhändler direkt prompt und ging einfach weiter. Der Sklavenhändler blickte ihm irritiert nach und beschloss, besser wenig Geld als kein Geld und dass er den Krüppel endlich los war. Das Schiff des Piraten war groß und stattlich. „Aye. Das ist dein neues zu Hause!“ sagte der Pirat und führte seinen neuen, einbeinigen Sklaven wie einen Esel über die Rampe an Bord. Netterweise stellte die Mannschaft den Sklaven ein Holzbein zur Verfügung, dass er nun auch auf zweien laufen konnte, behandelte ihn aber sonst wie den Sklaven, der er war. Er musste das Deck putzen, das Essen zubereiten und die Launen der Mannschaft ertragen. Aus dem Ausguck, hoch auf dem Mast, beäugte ihn ein Drache, angekettet an die Takelage. Während er das Deck schrubbte, beobachtete der junge Mann, wie die Mannschaft geschäftigen Ameisen gleich über das Deck eilte um die Befehle des Kapitän auszuführen. Sie legten ab und der Sklave traute sich zu fragen. „Herr. Wohin segeln wir?“ „Arrr.“ gab der Kapitän zurück. „Auf die See, mein Frrreund. Plünderrrn und rrrauben.“ Dann wandte er sich ihm zu. „Aberrr du, mein Lieberrr, wirrrst hierrr bleiben und das Schiff in Schuss halten.“ „Jawohl, Herr!“ Der Sklave verbeugte sich tief. Kapitel 2: Reiter des Fluchs ---------------------------- Nein. Sie weigerte sich seinen Tod zu akzeptieren. Sie glaubte es nicht! Immerhin war es Hicks und sein Partner war ein Nachtschatten! Er konnte nicht tot sein! Und aus diesem Grunde beschloss sie, ihn noch einmal suchen zu gehen. Stramm lief sie, dicht gefolgt von Sturmpfeil, durch das Dorf und trommelte die kleine Truppe zusammen. Bei ein zwei musste sie zwar härter durchgreifen, aber ansonsten kamen alle mit. Die Führung übernehmend hoben Astrid und die Drachen ab. „Okay, Sturmpfeil.“ sagte sie. „Ich vertraue dir.“ Sie hielt ihrem Drachen einen Teil von Ohnezahns kaputter Schwanzspitze vor die Nase. „Such!“ Astrid beobachtete, sie der Nadder die Nüstern blähte und den Geruch aufnahm, daraufhin ein Geräusch ausstieß. Sie lies ihrem Drachen komplett die Kontrolle, verharrte auf ihrem Rücken und wartete. Sie musste sie zwar manchmal zügeln, damit sie ihr Gefolge nicht abhing, aber ansonsten schien Sturmpfeil genau zu wissen, wo sie hin musste. Lange flog die Nadderdame, sehr lange, bis eine kleine Insel am Horizont auftauchte. Eine Insel, die noch keiner von ihnen kannte und darauf hielt Sturmpfeil zu. Ob Hicks hier gestrandet war, nachdem sie Ohnezahns Schwanzsegel sowie Bein gefunden hatten? Möglich war es. Dennoch stellte sich die Frage, was ihm zugestoßen war. Der Sand wirbelte auf, als die vier Drachen mit ihren Reitern auf dem Rücken an den Strand, weit weg von der Stadt, landeten. Sturmpfeil drehte sich kurz zu ihren Drachenfreunden um, stieß einen Laut aus und führte dann, schnüffelnd. Sie blieb vor einem Haufen Seetang stehen, schnüffelte ausgiebig daran, hob dann den Kopf, schnüffelte erneut und folgte einer neuen Spur. Sie wand sich durch die Bäume des Waldes, während vor allem Fleischklops da eher einige Schwierigkeiten hatte. Astrids Spürdrache führte sie auf eine Art Wanderzirkus zu, um den einige an Tierkäfigen standen. Der Zirkus war ganz offenbar dabei, zu einem neuen Ort aufzubrechen, denn ein großes, buntes Schiff lag an der Küste und wurde eifrig beladen. Die Tierkäfige wurden mit einem Flaschenzug an Bord gehievt und verstaut. „Warum hast du uns hier her geführt?“ fragte Astrid ihren Drachen, aber Sturmpfeil brummte nur kurz und starrte weiterhin auf den Zirkus. Astrid seufzte und folgte ihrem Blick. Sturmpfeil musste ja wissen, warum sie hier gehalten hatte. „Und was machen wir jetzt? Warten?“ maulte Rotzbakke. Astrid antwortete nicht. Dann wurde ein weiterer Tierkäfig hochgezogen. Astrid klappte kurz der Mund auf. In dem Käfig saß ein tobender Nachtschatten. Da sein Schwanz nicht zu sehen war konnte sie nicht sagen, ob es sich dabei um Ohnezahn oder einen wilden Nachtschatten handelte. Obwohl niemand von ihnen je einen anderen, wilden Nachtschatten außer Ohnezahn gesehen hatte. „Hast du das auch gesehen?“ Raffnuss lehnte sich näher zu ihrem Bruder. „Whooo. Und wie. Was glaubst du. Ist das Ohnezahn?“ „Uh, ich hoffe ja, dass ist ein wilder Nachtschatten.“ quietschte Fischbein. „Seid still!“ fauchte Astrid. Wenn das wirklich Ohnezahn war, dann mussten sie ihn retten. Nur wie? Und war Hicks in der Nähe? Aber andererseits... was würde er bei einem Wanderzirkus wollen? Die nächsten Tage erlebte der Sklave den Alltag der Piraten. Immer, wenn sie anlegten, kamen sie mit Schätzen und anderer Beute zurück und er sollte helfen, sie zu verladen. Im Gegensatz zu anderen Sklaven, die er beobachtete, behandelten die Piraten ihn sehr gut. Er bekam zwar keine eigene Hängematte, aber immerhin ein Strohlager mit einer Decke und normales Essen. Die ersten Tage auf dem Schiff bestanden seine Aufgaben nur aus Putzen aber mit der Zeit wurde ihm mehr zugetraut. „Geh den Drrrachen füterrrn!“ befahl ihm der Kapitän dann. Der Sklave verneigte sich kurz, holte dann das Futter für den Drachen aus der Kammer und machte sich daran, die Takelage zu erklimmen, in der der Drache bereits wartete. Sein Kopf tauchte über dem Aussichtskorb auf und beäugte das, was da in seine Richtung kletterte. Er griff nicht an, beäugte ihn nur vorsichtig. „Hier ist dein Essen.“ rief der Sklave ihm entgegen und warf ihm das große Stück Fleisch zu. Der Drache schnappte es sich aus dem Flug und verschlang es. Dann sah er den jungen Mann wieder an. Und der junge Mann sah ihn an. Es war ein leuchtend blauer Drache. Er leuchtete richtig und hatte etwas geisterhaftes an sich. Seine Flügel wirkten leicht transparent und sein Schwanz war bis zu einem gewissen Teil gespalten. Der junge Mann kletterte wieder hernieder und wandte sich dem Kapitän zu. „Herr. Was für ein Drache ist er?“ fragte er. „Arr.“ gab der Pirat von sich. „Das, mein lieberrr Junge...“ fing er an, fasste ihn mit seinem einen Auge in den Blick und machte eine kurze Pause. „... ist ein leuchtenderrr Fluch.“ „Das sind sehr seltene Drachen.“ fügte einer der Crew hinzu. „Eigentlich unmöglich zu zähmen, aber unserem Käpt‘n ist es zum Teil gelungen. Zumindest hat er es geschafft ihn soweit zu trainieren, dass er nicht angreift.“ „Trainieren?“ wiederholte der junge Mann. „Man kann Drachen trainieren?“ „Es ist sehr schwer, aber nicht unmöglich. Außerdem haben wir gehört, die Wikinger von Berk haben das auch geschafft.“ antwortete der Matrose. „Also kann man Drachen zähmen...“ murmelte der junge Mann eher zu sich selbst. Vielleicht war das ja auch bei dem Leuchtenden Fluch dort oben möglich... Des Nachts schlich sich der junge Sklave hinaus und erklomm die Takelage. Das leuchten des Drachen war nicht zu übersehen, wie er wusste. Selbst für ein anderes Schiff nicht. Die Piraten hatten sich sozusagen einen eigenen Leuchtturm gefangen. Der Drache auf der Takelage starrte ihn sogleich alarmiert an. „Ruhig.“ sagte er der Mann und hielt in einem gebührenden Abstand an. „Ich habe dir etwas mitgebracht.“ Er bot ihm einen Fisch an und wartete. Der leuchtende Fluch schnüffelte zwar an dem Fisch, weigerte sich aber, ihn aus der Hand des Sklaven zu nehmen. Aber der junge Mann hatte Geduld. Er wartete, bis sich der Drache doch traute und vorsichtig und blitzschnell den Fisch aus der Hand des Mannes schnappte und verschlang. Daraufhin kletterte der junge Mann wieder hinunter und ging zu Bett. Das ganze wiederholte er mehrere Tage bis der Drache ihm die Fische direkt aus der Hand nahm und verschlang. Eines Nachts aber streckte der junge Mann dem Drachen daraufhin die Hand entgegen und wartete. Er hatte sich schon lange gefragt, wie sich Drachen anfühlten. Berührt hatte er noch nie einen. Daraufhin wand er den Blick ab und wartete. Es verging einige Zeit, bis er plötzlich weiche, warme Schuppen in seiner Hand spürte. Die Nase des Drachen, die er in die Hand des jungen Mannes gelegt hatte, vibrierte. Dann zog er seine Schnauze wieder zurück und wandte dem Mann den Rücken zu. Fast ein wenig wie paralysiert verharrte der Sklave an seiner Stelle, konnte kaum glauben, dass der Drache ihn tatsächlich berührt hatte. Dann kletterte er wieder hinunter und legte sich schlafen. Am Tage darauf beobachtete er, wie der Kapitän Befehle brüllte und seine Matrosen eilig und geschäftig über das Deck eilten. „Beeilt euch, ihrrr Leichtmatrrrosen!“ knurrte er. „Wirrr müssen die Teufelssee so schnell wie möglich umschiffen!“ Seine Matrosen führten die Befehle aus, während der Sklave es wagte, dem Kapitän eine Frage zu stellen. „Herr, was ist die Teufelssee?“ fragte er. „Arr.“ knurrte der Kapitän. „Es ist ein verrrfluchtes Gebiet, dass jederrr Seefahrrrerrr meidet. Dorrrt kommt alles schlechte derrr See zusammen. Stürrrme von unnatürrrlichem, dämonischem Ausmaß, Rrregen wie Wände, Strrrudel wie ein Porrrtal zurrr Unterrrwelt und dem Tod und Torrrnados, so grrroß, dass sie die ganze Welt verrrschlingen könnten, aye.“ Wieder knurrte er. „Manchmal sollen dorrrt zusätzlich sogarrr Blizzarrrds wüten. Wirrr Seefahrrrerrr nennen dieses Gebiet auch das Hades-Vierrreck.“ „Aber Herr.“ stellte der Sklave eine nächste Frage. „Woher wisst ihr das? Hat schon einmal jemand eine Reise durch dieses Gebiet überlebt?“ „Aye, in derrr Tat. Aberrr nurrr einerrr.“ „Und wer war das, wenn ich fragen darf?“ Der Piratenkapitän verfiel in kurzes Schweigen, dann sah er seinen Sklaven an. „Errr steht vorrr dirrr.“ Dem Sklaven fiel die Kinnlade herunter. „Ihr, Herr?“ fragte er ungläubig. Nach dem, was der Kapitän erzählt hatte, schien es ihm unmöglich, dass auch nur irgendjemand lebend aus diesem Hades-Viereck herausgekommen war. Daraufhin schwieg er und ging seiner Arbeit nach. Der leuchtende Fluch beobachtete ihn aus der Takelage heraus die ganze Zeit. In der Nacht erklomm er sie wieder um seinen neuen Freund zu füttern. Er war soweit, dass der leuchtende Fluch es ihm erlaubte, ihn zu berühren. Der Sklave kletterte zu ihm in den Ausguck und kraulte ihn unterm Kinn. Der Drache gab ein leises, anhaltendes Brummen von sich, das schon fast klang wie ein Schnurren. Der junge Mann wusste, dass es ihm gefiel. Gemeinsam beobachteten sie den Mond und die Sterne, wobei der leuchtende Körper des Drache selbst aussah wie ein Sternenhimmel. Ein erleuchteter Sternenhimmel. Immer wieder fragte sich der Sklave, warum der Drache so leuchtete. Aber er vermutete, dass es mit dem geheimnisvollen Futter zusammen hing, dass der eigentlich Matrose, der für die Pflege des Drachen zuständig war, ihm jeden Tag brachte. „Die Nacht ist schön.“ fing der Sklave an. Sein Drachenfreund gab ein zustimmendes Geräusch von sich und breitete sehnsüchtig die Flügel aus, als wolle er in die Nacht davon fliegen. „Du vermisst deine Freiheit. Richtig, Schwertstimme?“ Er hatte den Drachen getauft. Nach dem, was am besten zu dieser Kreatur passte. Der Drache gab ein deprimiertes Knurren von sich und der Sklave seufzte. „So gern ich dir helfen würde... aber meine Pflichten binden mich an meinen Herrn und da du meinem Herrn gehörst...“ Ein leises fauchen rollte in der Kehle des Drachen. Er sah sich nicht als der Besitz eines Menschen. Wieder seufzte der Sklave und tätschelte dem Drachen einmal die Schuppen. „Ich komme morgen wieder.“ Dann machte er sich daran, die Takelage wieder herunter zu klettern. Astrid und die anderen beobachteten den Wanderzirkus, bis in die Nacht hinein und die Lichter für die Nachtruhe ausgingen. Das Schiff würde wohl in der früh am nächsten Morgen ablegen. Das hieß, sie hatten nur diese Nacht Zeit, den Nachtschatten zu befreien. Während sie gewartet hatten, hatten sie sich einen Plan zurecht gelegt. Rotzbakke und die Zwillinge sollten die Mannschaft ablenken, während Astrid, Fischbein und ihre beiden Drachen sich an Bord schleichen würden. Leise stiegen die vier Drachen und ihre Reiter hinauf in die Luft. Kurz darauf drehten Fleischklops und Sturmpfeil ab und verschwanden in der Dunkelheit, während Einheit zwei ihre Stellungen bezog. „Alles klar, Hakenzahn. Zeig, was du kannst!“. Der Drache grunzte, holte Luft und stieß ein ohrenbetäubendes Gebrüll aus. Sofort gingen die Lichter auf dem Schiff an und die Mannschaft stürmte heraus, geweckt von dem Gebrüll. Dann waren die Zwillinge dran. Kotz und Würg spien ihr Gas und entzündeten es so, dass es das Schiff nicht traf, aber die Herausforderung deutlich machte. Sofort wurden Stimmen und Befehle laut, als die Mannschaft auf das Deck stürmte um ihr Schiff zu verteidigen. Den Aufruhr nutzten Astrid und Fischbein um durch die Ladeluke ins Innere des Schiffes zu schlüpfen. Sie fanden einen Raum voller Tierkäfige wieder. Einige in farbenfrohen Zirkuskäfigen, andere in normalen, kleinen Käfigen. Das Schiff fungierte offenbar auch als Verschiffungsort für die Beute von Wilderern. Astrid war angeekelt von der Art, wie man mit Tieren umging. „Fischbein.“ sagte sie. „Lass Fleischklops alle Käfige zerstören um die Tiere zu retten und sorge dann dafür, dass sie aus dem Schiff raus wieder in die Freiheit kommen.“ „Oh, verstanden.“ Fischbein machte sich an die Arbeit. Selbst ein paar Drachen waren unter der Beute der Wilderer und des Wanderzirkus. Derweil und während Rotzbakke und die Zwillinge die Mannschaft hinhielten, machte sie sich auf die Suche nach dem Käfig mit dem Nachtschatten. Sturmpfeil folgte ihr und half, den Käfig zu finden, da sie immer noch die Spur des Drachen aufgenommen hatte. Weit hinten im Schiff, hinter diversen Käfigen, in denen ängstlich quäkende Tiere und Drachen saßen, fand sie den großen Käfig mit dem schwarzen Berg darin. Der Drache lag, ihnen den Rücken zugewendet in seinem Käfig. An Schwanz, allen vieren und am Hals angekettet mit einer Maulsperre und Flügelbinde. Astrid hielt inne. Sie wusste immer noch nicht, ob es sich bei dem Drachen um Ohnezahn oder einen echten, wilden Nachtschatten handelte. Sturmpfeil quäkte und das eine Ohr des Nachtschatten zuckte. Dann kam er in Bewegung, richtete sich auf und drehte sich um. Große grüne Augen starrten Astrid und ihre Nadderdame an und kurz darauf sah man den freudigen Schein der Wiedererkennung in seinem Blick. Durch die Maulsperre stieß Ohnezahn ein freudiges glucksen aus, sprang einmal auf und ab, dass die Ketten rasselten und warf sich dann gegen das Gitter. Astrid hob die Hände. „Nicht, Ohnezahn. Wir holen dich da schon raus!“ Der Nachtschatten hörte auf sie. „Fischbein! Komm her, ich habe ihn gefunden!“ Es klapperte, als Fischbein in seiner Eile über einen leeren Käfig stolperte. „Komme!“ rief er, rappelte sich auf und kam mit Fleischklops im Schlepptau angeeilt. „Beiß seine Gitterstäbe durch!“ wies Astrid ihn an und mit einem „Fleischklops!“ und einem deuten auf den Käfig gab Fischbein den Befehl weiter. Seine Gronkeldame stapfte an ihnen vorbei, öffnete das Maul und verbiss sich in den Gitterstäben des Käfigs. Ohnezahn war vorsichtshalber etwas zurück gewichen und wartete brav, bis Fleischklops die Gitterstäbe verbogen, gefressen oder entfernt hatte. Dann grunzte er erneut durch seine Maulsperre und wollte aus dem Käfig hüpfen, aber da kamen ihm nun seine Fesseln in die Quere. Mit einer eindeutigen Geste bat er Fleischklops ihn auch von diesen zu befreien. Das stellte sich als etwas schwieriger heraus, aber Fleischklops schaffte es, die Fesseln durchzunagen. Sofort machte Astrid sich daran, ihm die Maulsperre zu entfernen, woraufhin sie umgeworfen und mit einer Leckattacke belohnt wurde. Die Wikingerin lachte und versuchte Ohnezahns Kopf weg zu schieben. „Nicht, Ohnezahn. Ist ja gut!“ Aber die Versuche, seinen Kopf wegzuschieben scheiterten und sie musste das ganze dann einige Minuten über sich ergehen lassen. Als der Drache dann von ihr abließ um Fischbein der selben Prozedur zu unterziehen, richtete sie sich auf und wischte sich über ihr nun triefnasses Gesicht. Ein Blick auf seine Schweifspitze verriet ihr, dass es sich wirklich um Ohnezahn handelte. „Ohnezahn. Wo ist Hicks?“ Der Drache lies von Fischbein ab, sah sie an und lies seine Ohren und den Kopf hängen, ein bedrücktes Glucksen ausstoßend. “Sag bloß nicht...“ Die Geste des Drachen reichte um zu übersetzen, dass er es nicht wusste. Auf Deck wurde es chaotischer. „Kommt, wir müssen hier raus!“ rief Astrid. Als sie loslaufen wollte, hielt Ohnezahn ihre Kleidung mit seinem Maul fest. „Was ist denn?“ fragte sie, als sie sich umdrehte. Ohnezahn zeigte ihr sein halbes Schweifsegel und es fiel ihr wieder ein. „Stimmt ja. Du kannst ohne Hilfsmittel nicht fliegen!“. „Sturmpfeil und Fleischklops können ihn nicht tragen.“ warf Fischbein ein. „Pass auf. Fleischklops und ich befreien weiterhin die Tiere und du suchst nach einem Tuch, dass Sturmpfeil und Fleischklops tragen können um Ohnezahn zu transportieren!“ „Gute Idee, Fischbein!“ lobte Astrid ihn und drehte sich um um etwas zu finden, in dem sie Ohnezahn transportieren konnten, während Fischbein sich wieder um die Käfige kümmerte. Es war schwierig in dem Lagerraum etwas geeignetes zu finden, weshalb Astrid einiges an Zeit brauchte, bis sie doch ein zusammengefaltetes Segeltuch fand. In der Zeit hatte Fischbein auch den letzten Käfig geknackt. „Ich hab was!“ rief Astrid und kam mit dem Tuch zurück. „Gut, auf zur Luke!“ Fischbein lief voraus. Unter der Luke breiteten sie das Tuch aus, sodass Ohnezahn sich hinein legen konnte. Dann schwangen sich die beiden Wikinger auf ihre Drachen, die das Tuch mit ihren Krallen nahmen, losflogen und das Tuch sich um Ohnezahn legte. So hievten sie den flugunfähigen Drachen aus der Luke. Rotzbakke und die Zwillinge hatten ganze Arbeit geleistet, die Mannschaft hinzuhalten. Astrid gab ihnen ein Zeichen, während die befreiten Tiere und Drachen aus der Luke kletterten, über den Schiffsrand sprangen und das Weite suchten. Sofort drehten alle vier Drachenreiter ab und kehrten dem Schiff den Rücken, Ohnezahn im Segeltuch mit forttragend. „Alle an Deck, scharrrf Backborrrd, ladet die Kanonen!“ bellte der Kapitän und das die Matrosen eilten auf Deck geschäftig umher wie Ameisen. Das feindliche Schiff war wie aus dem Nichts gekommen. Vielleicht waren sie dem Licht Schwertstimmes durch den Nebel gefolgt, in der Hoffnung, es sei ein Leuchtturm. Der Drache schrie die Mannschaft des anderen Schiff an, öffnete und schloss seine Flügel, die wie ein zweites, leuchtend blaues Segel wirkten. Kurz darauf brach das Schießen der Kanonen los, während die Piraten Enterhaken warfen um auf das andere Schiff zu gelangen. Der Kampfeslärm dröhnte über das Meer, während der Sklave brav den Mopp schwang, aber immer besorgt zu seinem leuchtenden Freund auf der Takelage blickte. Im Notfall könnte der Drache nicht fliegen, da er festgekettet war. Den Schlüssel für die Fesseln hatte der Co-Käpitän und der war es, der gegen die Feinde kämpfte, die sich Zutritt auf ihr Schiff verschafft hatten. Der junge Mann sah von dem feindlichen Schiff zum Drachen und zurück. Einer der Feinde zielte mit einer Kanone auf ihn. Ohne nachzudenken handelnd lies der junge Mann den Mopp fallen, schnappte sich den Schlüssel vom Co-Kapitän, der zu beschäftigt war um das zu merken und begann die Takelage hinauf zu klettern. „Komm da rrrunterrr!“ rief der Kapitän. Der Sklave hörte nicht. Er setzte sich tatsächlich über seinen Herren hinweg. In der Takelage angekommen machte er sich daran, die Fessel des Drachen irgendwie zu lösen. Da ertönte der Kanonenschuss und die Takelage zersplitterte. Zusammen mit dem Drachen fiel er und dankte bereits ab. Doch da spürte er, wie sich der Drache neben ihm bewegte, sich so legte, dass er über dem Rücken des Drachen war, dann veränderte er seine Lage und der junge Sklave fiel mit einem dumpfen Aufprall auf den Rücken des Drachen, der seine Flügel aufspannte, sie schlug und abdrehte. Er flog. Er flog wirklich auf dem Rücken eines Drachens. Schwertstimme warf ihm einen kurzen Blick über die Schulter hinweg zu, der wohl soviel bedeuten sollte, wie >Halt dich fest!<. Der junge Sklave griff nach den Stacheln und den leuchtenden Auswüchsen am Hals des Drachen und hielt sich fest. Der Drache drehte bei, stieß einen schrillen Schrei aus und feuerte einen leuchtend weißen Nebel auf die feindliche Mannschaft, die paralysiert stehen blieb, als sie getroffen wurden. Wieder drehte der Drache bei und wiederholte die Prozedur. So war es für die Piraten ein leichtes, den Angriff abzuwehren und das feindliche Schiff einzunehmen. Daraufhin wollte Schwertstimme dem Schiff den Rücken kehren, doch brachte der Sklave ihn dazu, abzudrehen und auf dem Deck ihres Schiffes zu landen. Schwertstimme gehorchte tatsächlich, drehte wieder ab und landete auf dem Deck, auf welchem die Mannschaft auseinander stob. Auf ein weiteres Signal hin legte er sich nieder, damit der Sklave absteigen konnte. „Bei Thorrr...“ entfloh es dem Kapitän. „Junge, du hast...“ „Tut mir Leid, Herr.“ Der Sklave verbeugte sich, händigte den Schlüssel wieder aus und lief zu seinem Mopp zurück, das rufen Schwertstimmes ignorierend. „Junge, komm soforrrt zurrrück!“ verlangte der Kapitän und der Sklave gehorchte. Der Blick des Kapitäns und er Mannschaft sagte alles. >Wie hast du das gemacht?!< „Ich... ich wollte nicht, dass Schwertstimme einfach abgeschossen wird...“ sagte er verlegen. „Du hast dem Biest einen Namen gegeben?“ fragte einer der Matrosen ungläubig. „Ja. Jeder verdient einen Namen. Nur Sklaven dürfen keinen tragen.“ Daraufhin brach der Kapitän in schallendes Gelächter aus. „Mein Lieberrr. Du bist mirrr vielleicht eine Nummerrr.“ Eine Nummer!“ wiederholte sein Papagei. „Du gibst einem Drrrachen einen Namen, dirrr selbst aberrr keinen?“ „Ich habe kein Recht, Herr.“ „Oooh, und wie du ein Rrrecht hast. Du hast unserrren leuchtenden Fluch gezähmt und denkst immerrr noch, du bist nurrr ein Sklave?“ Wieder lachte der Piratenkapitän. „Oh nein, mein Lieberrr. Du bist schon längst kein Sklave mehrrr.“ Irritiert sah der Sklave den Kapitän an. „Also dann, ihrrr Leichtmatrrrosen.“ wand sich der Kapitän an seine Mannschaft. „Welchen Namen soll unserrr Drrrachenrrreiterrr trrragen?“ Sofort wurden diverse Vorschläge in die Runde gerufen. Selbst banale wie Olaf der Schreckliche. Irgendwann stoppte der Kapitän die Ruferei. „Nun denn, mein Lieberrr. Ab soforrrt heißt du Tanin* der Reiter. Schwerrrtstimme wird ab soforrrt dein trrreuerrr Begleiterrr auf meinem Schiff. Du bist nun ein vollwerrrtiges Mitglied!“ Dem jungen Mann fiel die Kinnlade herunter. Er war wirklich...? Sie hatten ihm...? Die Crew brach in Gelächter aus. „Der Junge kann es nicht glauben!“ „Seht wie er da steht!“ „Jetzt ist er einer von uns!“ Und das waren nur ein paar der Rufe der Crew. „Wirrr werrrden bei derrr nächsten Plünderrrung einen Sattel für dich auftrrreiben, nicht, Jungs?“ rief der Kapitän und bekam ein zustimmendes Gröhlen. Der neu getaufte Tanin sah seinen neuen Partner an, der den Blick erwiederte. Und dann grinste er doch bis über beide Ohren und fiel dem Drachen um den Hals, der es zuließ. Kapitel 3: Die Insel der Nachtschatten -------------------------------------- Die nächste Plünderung mussten Tanin und Schwertstimme noch erdulden. Schwertstimme lief unruhig auf Deck auf und ab. Er wollte fliegen, wollte sich bewegen, aber ohne Tanin wollte er nicht verschwinden. Also musste er genauso wie Tanin warten. Als der Plünderungszug wiederkam, wurden ihm verschiedene Sättel dargeboten, allerdings alle für Pferde oder sonstige Tiere. Aber die würden Schwertstimme nicht passen, also nahm er die Sättel, nahm sie auseinander und knüpfte daraus eine Art Geschirr mit einem flachen Sattel. Schwertstimme hielt brav still, als Tanin ihm das neue Reitgeschirr anlegte, ob die Flügel oder den Kopf, wenn der junge Mann die Riemen dort befestigte. Dann trug er bald einen professionell gefertigten Sattel. Tanin hatte gar nicht gewusst, dass er derart geschickt mit den Händen war und sowas herstellen konnte. Aber dann legte sich Schwertstimme auffordernd nieder und starrte Tanin an. Der bat seinen Kapitän mit einem Blick, reiten zu dürfen. „Wirrr hoffen, du kehrrrst uns nun nicht den Rrrücken, Junge.“ drohte der Kapitän. „Wenn du uns trrreu bleibst, dürrrfen du und Schwerrrtstimme fliegen.“ „Ich käme nie auf die Idee, He... Käpitän.“ Es war schwer, sich den Begriff Herr abzugewöhnen. Aber dann stieg Tanin auf den Rücken des leuchtenden Fluchs, und schnallte sich ordentlich fest. Schwertstimme richtete sich auf, breitete die Flügel aus und flog auf ein Zeichen Tanins mit einem Ruck los. Es war immer noch ungewohnt, einen Drachen zu fliegen. Tanin musste sich wohl oder übel erst daran gewöhnen. Er spürte die Freude des Drachen, endlich wieder fliegen zu können, nachdem er so lange Zeit an das Schiff gekettet war. Er machte Salto, Überschläge und andere Kunststücke und Tanin hatte es schwer, ihm dies zu verbieten. Am das gemeinsame fliegen mussten sich beiden noch gewöhnen und lernen. Aber schon jetzt machte es Tanin einen ungeheuren Spaß. Er fühlte sich frei, nicht wie zuvor, als er ohne Sattel und Sicherung auf Schwertstimme geritten war, der ihm, jetzt wo es ihm klar wurde, das Leben gerettet hatte, nachdem die Takelage zersplittert war. Jene wurde nun von seinen Crewkollegen repariert, während er und Schwertstimme einfach die Freiheit genossen und im Umkreis von fünfzig Metern um das Schiff herum flogen und Kunststückchen vollführten. Doch aufgrund der langen Flugunfähigkeit schmerzten Schwertstimmes Flügel irgendwann und er musste wieder auf Deck landen. „Faszinierrrend.“ knurrte der Kapitän.“Verrrate mirrr, wie du ihn gezähmt hast!“ Dem Befehl Folge leistend erzählte Tanin, dass er sich mit dem Drachen angefreundet hatte und das alles nur davon abhing, dass der Drache einem vertrauen musste. „Der Drache muss sich sicher sein, dass man ihm nichts tut. Dann fasst er vertrauen und frisst sogar aus der Hand. Andererseits muss man ihm aber auch vertrauen, dass er einem nicht die Hand abbeißt. Angst ist dabei falsch am Platz. Alles basiert auf gegenseitigem Vertrauen und dem vorsichtigen herausfinden, was der Drache mag und was nicht.“ erklärte er und kraulte Schwertstimme unter dem Kinn, während der Kapitän ruhig zuhörte. „Vorsicht und Vertrauen ist das A und O. Vertrauen sich Drache und Mensch gegenseitig, hat man einen Partner fürs Leben. Man beschützt und unterstützt sich gegenseitig.“ „Interrressant.“ knurrte der Piratenkapitän. „Käpt‘n!“ rief eines der Crewmitglieder, die auf eine weitere Plünderung aufgebrochen waren. „Was gibt‘s?“ „Wir haben eine Karte gefunden!“ „Eine Schatzkarrrte?“ „Das wollen wir doch hoffen, Käpt‘n!“ Der Pirat gab dem Käpt'n die Karte, der sie sogleich entfaltete. Tanin und Schwertstimme warfen ebenfalls einen Blick auf die Karte. „Weg zurrr Nachtschatteninsel und zum Drrrachenparrradies.“ las der Kapitän vor. „Ist das eine Karte zu zwei Dracheninseln?“ fragte Tanin.“ Sieht ganz so aus.“ knurrte der Kapitän interessiert. „Nachtschatten sollen angeblich nicht existierrren...“ Er schien kurz nachzudenken. „Setzt die Segel!“ rief er seiner Mannschaft zu, als die letzten von ihrem Raubzug zurück kamen.“ „Rrrichtung Backborrrd, 180° norrrdwestlich!“ Sofort wurden die Befehle ausgeführt und das Piratenschiff setzte sich in Bewegung. „Hey, wartet!“ Ein Nachzügler war am Ufer zurück geblieben und angekommen, als das Schiff schon ein paar Meter zurück gelegt hatte. Augenblicklich schwang sich Tanin auf Schwertstimmes Rücken, gab das Zeichen und der Drache hob ab, drehte bei und steuerte auf das Ufer zu. Mit den Vorderklauen ergriff er den überraschten Piraten, der schreiend den Boden unter den Füßen verlor. „Keine Angst!“ rief Tanin ihm zu, während Schwertstimme beidrehte und zurück zum Schiff flog, wo er den Piraten auf das Deck plumpsen ließ. „Autsch.“ rieb sich der Nachzügler seinen Hintern. „Gut gemacht, Tanin.“ lobte der Kapitän seinen neuen Piraten, als dieser von Schwertstimmes Rücken rutschte. „Du bist schon jetzt ein Matrrrose, den ich nicht missen möchte.“ lobte der Kapitän. „Danke, He... Käpt‘n“ Tanin fühlte sich geehrt. Sogleich wurde er vom Vizekapitän in ein Geheimnis eingeführt. Sie fütterten Schwertstimme immer mit leuchtenden Algen, was sein Leuchten stärkte. Offenbar war es ein Teil der Nahrung des leuchtenden Fluch. Schwertstimme leerte den ihm gereichten Eimer sogleich und seine Leuchtkraft verdoppelte sich sogleich. „Das ist ab jetzt deine Aufgabe.“ sagte der Vize. „Da du nun sein Reiter bist.“ „Sehr wohl!“ antwortete Tanin, setzte sich und lehnte sich an Schwertstimmes Seite, der es sich ebenfalls auf Deck gemütlich gemacht hatte. „Ohnezahn ist also noch am Leben.“ seufzte Valka erleichtert. „Aber Hicks hab ihr nicht gefunden...?“ „Leider noch nicht...“ gab Astrid bedrückt von sich. Valka seufzte betrübt, während Wolkenspringer einen Flügel über den schwarzen Drachen legte. „Sieht so aus, als bräuchte er eine neue Schwanzspitze.“ lies Grobian verlauten. „Ich mache ihm eine.“ Damit bedeutete der Schmied Ohnezahn, ihm zu folgen und verschwand mit dem Drachen in der Schmiede. „Wenn Ohnezahn überlebt hat, dann lebt Hicks auch noch!“ kam es aus der sich versammelten Menge. „Wir wissen es nicht. Wir haben nur Ohnezahn gefunden.“ „Dann findet ihr auch Hicks!“ kam es erneut aus der Menge. „Wir hoffen es. Aber um ihn zu finden brauchen wir Ohnezahn.“ beantwortete Astrid brav alle Einwände. Damit lies sich die Menge dann aber auch befriedigen und verteilte sich. Nach ein paar Stunden kam Grobian mit Ohnezahn und einer neuen Schwanzspitze aus seiner Schmiede zurück. „Ich habe mich extra beeilt. Hier haben wir“ Er hob die Konstruktion hoch und entfaltete sie. „eine brandneue Schwanzspitze.“ Er händigte sie Astrid aus, die sie an Ohnezahns Schwanz anbrachte. „Dann brechen wir gleich wieder auf. Aber erst, wenn Ohnezahn sich gestärkt hat.“ Valka lies einen Korb voller Fische kommen, an dem sich der Nachtschatten satt fressen konnte. Tag und Nacht segelten die Piraten mit ihrem Drachenpartner an Bord. Sie trotzten Stürmen und angreifenden Schiffen, die sie mit Hilfe des Drachenreiters leicht besiegten. Ihr Weg führte sie sogar gefährlich nahe am Hades-Vierecks vorbei. Sie folgten der Karte zur Insel der Nachtschatten, aber selbst der Kapitän war sich nicht sicher, ob diese Insel wirklich existierte. Keiner der Mannschaft hatte je einen Nachtschatten gesehen und vielleicht war die Karte auch nur eine Fälschung und sie segelten für nichts. Aber genau das war der Reiz der Piraten neben dem plündern. Herauszufinden und zu erforschen. Und wenn es diese Inseln wirklich gab, dann würden sie es herausfinden. Während sie segelten unternahmen Tanin und Schwertstimme ausgedehnte Flüge über die See, entfernten sich aber nie weit vom Schiff. Nachdem sich der Drache wieder ans fliegen gewöhnt hatte, stellte Tanin fest, wie ausdauernd und vor allem schnell sein Partner war. Er war sogar so schnell, dass sie einen Kreis um das Schiff fliegen konnten und einen leuchtenden Ring hinterließen, der nach ein paar Sekunden aber wieder verblasste. Manchmal flogen sie so schnell, dass die Umgebung nur noch ein stark verschwommener Fleck war, während der Wind ihm durch die Haare pustete. Sie flogen tags und nachts, mitPausen dazwischen. Des nachts leuchteten sie heller als jegliche Sterne am Himmel, wenn sie wieder mit dem Schall flogen, wirkten sie wie ein lebender, leuchtend blauer Komet am Himmel. Schwertstimme sowie Tanin hatten einen Heidenspaß am gemeinsamen fliegen. Bei zu schlimmen Stürmen blieben sie aber an Bord und durften dann im Laderaum Schutz suchen. Die glänzenden Schätze, die die Piraten durch ihre Raubzüge dort angesammelt hatten, faszinierten Schwertstimme, hypnotisierten ihn fast. Die Piraten konnten sich glücklich schätzen. Zumindest teilweise, denn wenn er die Gelegenheit hatte, in den Laderaum zu kommen, lies Schwertstimme niemanden nahe an seinen Hort. Aber wenn sie wieder auf Deck und in der Luft waren, schien der Drache die Schätze schon wieder vergessen zu haben. „Land in Sicht!“ rief der Matrose in der Takelage eines Tages, was durch den schon seit Tagen andauernden Nebel mehr als kompliziert war. Der Kapitän eilte an Deck, prüfte Karte und Insel. „Aye, das muss sie sein!“ rief er aus. „Die Insel derrr Nachtschatten!“ „Erlaubt mir, das zu prüfen.“ bot sich Tanin an, die Hand auf Schwertstimmes Schuppen. „Aye.“ Das war des Kapitäns Zustimmung. Tanin schwang sich auf Schwertstimmes Rücken und der leuchtende Fluch hob ab, in Richtung der Insel fliegend. „In Ordnung, Schwertstimme. Wir müssen vorsichtig sein.“ warnte er seinen Drachen, eine Hand auf die warmen, leuchtenden Schuppen legend. Der Drache gab ein zustimmendes Grollen von sich, ging in einen Sinkflug und lies seinen Blick über die Insel gleiten. Tanin tat es ihm gleich. Nachtschatten, wie die Legende sagte, waren die Kinder von Blitz und Tod persönlich. Wenn, dann musste es sich dabei um nachtaktive Drachen handeln. Wenn dem so war, war die Hoffnung, am Tage auf sie zu treffen eher gering. Auf Schwertstimmes Rücken glitt er über die Insel. In ihrer Mitte lag eine Art Vulkankrater gespickt mit Höhlen, wie man deutlich erkennen konnte. Die Insel rund um den Krater war eine Mixtur aus weiten Feldern und Ebenen sowie dichten Wäldern. „Lande auf dem Felsvorsprung da.“ wies er Schwertstimme an. „Wir sehen nach, ob es hier Nachtschatten gibt. Wenn ja, verschwinden wir sofort wieder ohne sie zu stören.“ Schwertstimme knurrte kurz, gehorchte aber, legte die Flügel an, tauchte hinab in den Krater und landete auf dem Felsvorsprung, auf den Tanin gezeigt hatte. Der gab dem Drachen einen Wink, ihm mit ein wenig Abstand zu folgen. Das leuchten des Drachen würde in der dunklen Höhle gut als Fackelersatz fungieren. Vorsichtig trat Tanin ein, sah sich gründlich um. Währe sein Freund nicht gewesen, so hätte ihn die Dunkelheit in der großen Höhle verschluckt. Der junge Mann lief behutsam und vorsichtig, wollte nicht versehentlich einen Drachen wecken oder ihnen auf den Schwanz treten. Die Höhle war tiefer als er gedacht hatte. Wenn es hier Drachen gab, dann hatten sie sich wohl weit in die Höhlen zurück gezogen. Plötzlich hielt ihn Schwertstimme an, indem er seine Zähne in seinem Ärmel vergrub. Sogleich blieb Tanin stehen und sah sich um. Dass Schwertstimme ihn angehalten hatte, hatte ihn davor bewahrt, auf den Drachenschwanz vor sich zu treten. Den hatte er in der Dunkelheit kaum gesehen. Aber nun sah er es. Da vor ihm lag ein schwarzer Drache. Er schlief fest, eingerollt wie eine Katze, hatte sein Schwanzende eine Art Segel, was höchstwahrscheinlich für das manövrieren in der Luft da war. Er hatte noch nie einen Nachtschatten gesehen. Vielleicht war es einer, aber ein Drache war es auf jeden Fall. Er gab Schwertstimme mit einem streichen über die Schuppen das Zeichen, dass sie sich zurück zogen. Die ersten Schritte ging er rückwärts, bis er sich dann umdrehte und die Höhle mit Schwertstimme verließ. Mit Astrid als Reiter flog Ohnezahn vor den anderen vier drei Drachen über das Meer. Der Nachtschatten freute sich riesig, wieder fliegen zu können, weshalb Astrid ihn einige Male zügeln musste, dass er die anderen nicht abhing. „Gut, Ohnezahn.“ sagte Astrid dann nach einer Weile. „Du kennst Hicks Geruch. Wir müssen ihn finden. Nicht nur dir zuliebe.“ Während sie das sagte legte sie ihre Hand auf Ohnezahn Hals, der ein zustimmendes Geräusch von sich gab. Er würde seinen Freund suchen und finden. Egal, was es ihn kostete! Aber der Wind hatte jegliche Spur von Hicks Geruch bereits verweht. Also waren sie mehr als aufgeschmissen. Am Horizont zogen pechschwarze Sturmwolken auf und mit einem abrupten bremsen hielt Ohnezahn in der Luft an. Er kannte diese Wolken. Die hatten ihn und Hicks schneller eingeholt, als er erwartet hatte und dann war die Apokalypse losgebrochen. Der Wind wurde bereits jetzt stärker und das ganze wollte Ohnezahn nicht nochmal riskieren. Er drehte bei und flog in die entgegengesetzte Richtung davon. „Hey Ohnezahn! Wohin willst du?“ Der Nachtschatten ignorierte Astrids Befehle. Da war ein komplett neues Gefühl in seinem Körper. Angst. Angst davor, den Sturm erneut durchleben zu müssen. Tanin und Schwertstimme kehrten auf das Deck zurück, auf dem die Crew sie schon ungeduldig erwartete. „Was habt ihrrr gefunden?“ fragte der Kapitän. „Einen Vulkankrater.“ antwortete Tanin, als er von Schwertstimmes Rücken glitt. „Und darin waren dutzende an Höhlen. Wir haben eine erkundet und einen Drachen gefunden. Er war schwarz wie die Nacht, aber ich weiß nicht, ob es sich bei ihm um einen Nachtschatten handelt.“ „Arrr.“ gab der Kapitän von sich. „Das werrrden wirrr herrrausfinden. Männerrr!“ Die Mannschaft machte sogleich die Boote klar, während sich der Kapitän wieder an Tanin wandte. „Ich werrrde diesen Drrrachen zähmen. Sage du mirrr, was ich machen muss.“ „Sehr wohl.“ antwortete Tanin, stieg wieder auf und kreiste mit Schwertstimme zwischen dem Schiff und dem Ufer, während kleine Boote mit der Mannschaft auf die Insel zu ruderten. Der Nebel machte es ihnen schwer, aber das leuchten Schwertstimmes wies ihnen den Weg. Nur durch Schwertstimme fanden sie den Weg und gingen nicht verloren. Der leuchtende Fluch war das Irrlicht im Nebel, welches den Weg führte. Als die Mannschaft den Krater betrat, wies der Kapitän sie an, zu warten und nichts dummes anzustellen. Der Zorn eines Drachen konnte furchtbar sein. Währenddessen folgte der Kapitän seinem Drachenreiter in die Höhle, während dieser ihm leise erklärte, was er zu tun hatte. Sie hatten einen Fisch für den Drachen dabei und als sie den schlafenden Drachen letztendlich erreicht hatten. Schwertstimme setzte sich neben sie um die Höhle zu erleuchten, während Tanin und der Kapitän diskutierten, wie sie den Drachen wecken sollten. Tanin rutschte langsam näher an den schlafenden Drachen und schaffte es, dass er tatsächlich aufwachte. Das bedrohliche Knurren brachte ihn dazu, zurück zu weichen und dem Drachen seinen Freiraum zu lassen. Daraufhin lies der wilde Drache seine Zähne wieder verschwinden, starrte sie aber weiterhin bedrohlich an. Tanin gab seinem Kapitän mit einem Blick ein Zeichen. Dieser löste seinen Säbel, lies ihn mit ausgestrecktem Arm zu Boden Fallen und kickte ihn fort, um den Drachen zu versichern, dass er keine Gefahr darstellte. Dann bot er ihm den Fisch an. Der wilde Drache sah beide an, blickte dann auf den Säbel und dann auf den Fisch. Seine schlitzartigen Pupillen weiteten sich etwas, was ihn nicht mehr ganz so bedrohlich aussehen lies, richtete sich dann auf und schnüffelte. Geduldig bot ihm der Kapitän weiterhin den Fisch an. Der Drache blickte dann zu Tanin und Schwertstimme und wieder zurück zum Kapitän, der nun versuchte, beruhigend auf ihn einzureden. Tanin legte ihm eine Hand auf den Arm und schüttelte kurz den Kopf, woraufhin der Kapitän nichts mehr sagte und nur wartete, dass der Drache den Fisch annahm. Dieser fixierte seinen Blick wieder auf den Kapitän und machte dann einen ersten, vorsichtigen Schritt vorwärts. Kurz knurrte er, als wolle er den Kapitän warnen, ja nichts zu tun, aber der Kapitän blieb ruhig an seinem Platz und unternahm nichts. Der wilde Drache machte noch einen Schritt. Dann noch einen und einen Buckel, während er seinen Hals streckte, an dem dargebotenen Fisch schnupperte und ihn dann mit einer blitzschnellen Bewegung aus der Hand des Kapitäns schnappte und hinunter schlang, ehe er sich wieder zurück zog. Tanin hatte dem Kapitän schon zuvor erklärt, dass er viel Geduld brauchte, denn jeder Drache war sicherlich anders zu zähmen als ein anderer. Der Kapitän stellte sich aber als außerordentlich geduldig heraus. Dann streckte er vorsichtig die Hand aus, wandte den Blick ab und wartete. Der wilde Drache knurrte erst, doch das versiegte kurz darauf. Eher beäugte er die ausgestreckte Hand misstrauisch. Es dauerte einige Zeit, bis der wilde Drache sich überwand und beschloss, dem Menschen da vor sich etwas zu vertrauen. Immerhin hatte er ihm nicht geschadet und etwas zu fressen gebracht. Vorsichtig, mit gelegentlichen zurück zucken, legte er seine Schnauze vertrauend in die ausgestreckte Hand des Kapitäns. Die nächsten drei Tage verbrachte die Mannschaft auf dem Schiff und der Insel, während der Kapitän den Drachen weiterhin besuchte und Nahrung brachte, um sein Vertrauen zu gewinnen. Aufgrund der Nachtaktivität wurde das allerdings schnell in die Nacht verlegt, damit sie den Drachen nicht immer wecken mussten. Während der Nächste flogen immer mehr Drachen durch den Himmel, die sich allesamt stark ähnelten. Körbeweise Fische wurden dem Drachen dargebracht, der immer mehr Zutrauen zu dem Kapitän fasste und sich nun sogar berühren lies. Weitere drei Tage vergingen, bis sich der Drache und der Kapitän soweit angefreundet hatten, dass der Drache beschlossen hatte, dem Kapitän und seiner Mannschaft zu folgen und sich ihnen anzuschließen. Schwarznacht hatte der Kapitän ihn getauft und schnell hatte Schwarznacht sich in der Takelage eingenistet. Im Tageslicht konnte man ihn letztendlich sogar einmal richtig sehen. Er war pechschwarz und kleiner als Schwertstimme. Dafür besaß er riesige Flügel, einen langen Schwanz mit zwei flossenartigen enden daran und riesige, gelbe Augen. Seine Schnauze war sehr kurz und sein Kopf war eingerahmt von sechs verschieden langen Ohrenflappen. Die Stimme des Drachen war tief und grollend und ob es sich um einen Nachtschatten handelte wusste nach wie vor niemand von ihnen. Aber mit ihm war die Mannschaft um einen weiteren Drachen gewachsen. Als Drache des Kapitäns genoss er von der Mannschaft tiefen Respekt, war bald mit allen gut befreundet, doch nicht so sehr wie mit dem Kapitän, der ihn, wenn er denn wollte, sogar in seiner persönlichen privaten Kajüte schlafen lies. Da der Drache nachtaktiv war brauchte es einige Zeit, bis sich das umgelegt hatte und er tagaktiv wurde. Die ersten Flugversuche von Schwarznacht und dem Kapitän gestalteten sich allerdings etwas kompliziert, da kein Sattel vorhanden war und beide sich zusammen noch nicht wirklich koordinieren konnten. Wollte der eine nacht links, wollte der andere nach rechts. Nach weiteren Raubzügen stellte Tanin seinem Kapitän und dem Drachen dann einen Sattel her, mit welchem die Flüge mit Schwarznacht deutlich besser wurden. Bald schon konkurrierten Schwertstimme und Schwarznacht darum, wer von ihnen nun der schnellere war. Das nächste Ziel der Crew war das Drachenparadies, das auf der selben Karte verzeichnet war. Tanin wunderte sich allerdings, warum offenbar noch nie jemand diese beiden Inseln entdeckt hatte. War ihre Karte eine der einzigen oder lag es an den Umständen um die Inseln? Wie etwa der Kilometer langen Nebelbank um die Nachtschatteninsel? Während er darüber nachdachte, spielte er mit dem Gedanken, ob da wohlmöglich sogar etwas unbekanntes im Hades-Viereck wartete, was durch die unmöglichen und heftigen Stürme und Naturkatastrophen geschützt wurde? „Arrr. Da hol‘ mich doch derrr Klabauterrrmann!“ knurrte der Kapitän. „Was ist, Käpt‘n?“ fragte der Vize. „Die verrrdammte Karrrte will uns gerrradewegs in das Hades-Vierrreck führrren!“ Der Crew fiel synchron die Kinnlade herunter. „Ins Hades-Viereck?“ gaben sie gleichzeitig zu verlauten. „Aye...“ knurrte der Kapitän. Tanin dachte kurz nach. Das war doch genau sein Gedanke gewesen... Diesen teilte er dem Kapitän auch mit. „Aye, da magst du garrrantiert Rrrecht haben.“ brummte der Pirat. „Aberrr wie sollen wirrr dem Hades-Vierrreck trrrotzen?“ Doch urplötzlich begannen Schwertstimme und Schwarznacht zu brüllen und zu fauchen. Fünf Drachen flogen in der Nähe des Schiffes herum. Kapitel 4: Durch den Sturm -------------------------- „Ohnezahn, stopp!“ Mit einem kräftigen Ruck schaffte es Astrid doch, den Nachtschatten zu stoppen. Damit riss sie ihn aus seiner Panikreaktion und er sah sie über die Schulter hinweg an. „Was ist denn los, Kleiner?“ fragte sie, wusste aber, dass sie seine Antworten nicht verstand. „Leute, ich unterbreche euch nur ungern.“ lies Taffnuss verlauten. „Aber seht mal da.“ fügte Raffnuss hinzu und dann merkte Astrid endlich das Schiff unter ihnen, von dem aus zwei Drachen ihnen zuriefen, was ihre Drachen erwiederten. Und einer dieser Rufe klang doch seltsamerweise seltsam vertraut. Einer der Drachen auf dem Schiff klang wie Ohnezahn, wie ein Nachtschatten! Aber das war ein Piratenschiff. Seit wann hatten Piraten...? Erschreckenderweise war Ohnezahn es, der hinabtauchte, auf das Schiff zuflog und auf dessen Deck landete. Die anderen Drachen folgten ihm, hörten nicht auf ihre Reiter. „Yarrr. Werrr seid ihrrr?“ knurrte der Piratenkapitän, während die Mannschaft mit ihren Säbeln auf die Drachen und Reiter deutete. „Seid ihrrr Wikingerrr von Berrrk?“ Ohnezahn kümmerte sich nicht um die Piraten. Er trabte auf den anderen Nachtschatten zu, schnüffelte und konnte offenbar nicht glauben, was er dort sah. „Ja, wir sind von Berk.“ antwortete Astrid. „Und was habt ihrrr auf dem Meerrr verrrlorrren?“ „Unseren Freund.“ antwortete Fischbein sogleich. „Yarrr. Dann hat ihn sicherrrlich Hades berrreits zu sich geholt!“ knurrte der Kapitän. „Aber wenn Ohnezahn überlebt hat, dann muss er auch überlebt haben!“ warf Fischbein sogleich ein. „Ohnezahn?“ warf einer der Piraten ein, den sie bisher nicht bemerkt hatten. Er stand neben einem waschechten leuchtenden Fluch, der einen Sattel trug!. „Ist das der kleine schwarze Drache da, der Schwarznacht begutachtet?“ fragte der Pirat. „Schwarznacht heißt der Nachtschatten also!“ Fischbein war begeistert. „Arrr, also handelt es sich bei meinem Frrreund tatsächlich um einen Nachtschatten!“ knurrte der Piratenkapitän leicht nachdenklich. „Oh, sicherlich! Laut dem Buch der Drachen“ „Fischbein, sei still! Du plauderst zu viel!“ warf Rotzbakke genervt ein. „Aber Rotzbakke. Das hier beweist doch, dass Ohnezahn nicht der letzte seiner Art ist!“ „Aye, selbstverrrständlich nicht. Es gibt eine ganze Insel voll von ihnen.“ mischte sich der Kapitän ein. „Was? Wirklich?!“ Fischbein freute sich fast wie ein kleines Kind. „Darf ich fragen... wohin ihr unterwegs seid?“ Der Kapitän lachte. „Männerrr, packt eurrre Säbel wiederrr ein.“ sagte er und tat dies als erster. „Wieder ein!“ wiederholte sein Papagei. Dann holte er eine Karte hervor und zeigte sie. „Wirrr sind auf dem Weg zum Drrrachenparrradies. Aberrr das liegt dummerrrweise verrrborrrgen im Hades-Vierrreck.“ „Was ist das Hades-Viereck?“ lehnte sich Raffnuss fragend zu seiner Schwester. „Man, keine Ahnung.“ antwortete die. „Arrr.“ knurrte der Kapitän. „Das Hades-Vierrreck ist ein verrrfluchterrr Berrreich derrr See, den niemand betrrreten darrrf. Dorrrt wütend unnatürrrlich starrrke Stürrrme und Naturrrkatastrrrophen.“ Für die Wikinger Berks war die Sprechweise des Kapitäns mit den geknurrten R nicht leicht zu verstehen. „Es kann dorrrt vorrrkommen, dass alle Stürrrme derrr Welt, sowie Naturrrkatastrrrophen wie rrriesige Torrrnados und Strrrudel auf einmal zusammenkommen. Manchesmal können sogarrr Rrregen und Blizzarrrds gleichzeitig wüten.“ „Brrr, das klingt unangenehm!“ erschauderte Fischbein. „Wooh, das würde ich gerne mal erleben!“ „Du sagst es, Schwester.“ „Aye, das würrrde ich euch nicht rrraten.“ knurrte der Kapitän. „Diese Stürrrme dorrrt spielen mit euch, ehe sie euch qualvoll umbrrringen.“ „Hören sie nicht auf die beiden.“ warf Astrid nun ein. Sie warf einen Blick auf den Reiter des leuchtenden Fluchs. Er ähnelte Hicks zwar irgendwie, war aber einerseits viel zu muskulös für ihn. Zwar nicht so muskulös wie die Wikinger Berks, aber immer noch muskulös. Und auch, wenn ihm ein Bein fehlte und durch ein Holzbein ersetzt worden war, war er es ganz offensichtlich nicht. Das wäre auch zu schön gewesen. „Käpt‘n!“ warf der dann aber ein. „Wieso nehmen wir diese fünf nicht einfach mit?“ „Aye? Wie kommst du auf diese Idee, Tanin?“ „Hören sie, Käpt‘n. Diese Wikinger scheinen einiges über Drachen zu wissen. Vor allem der Dicke da.“ Dann rückte er näher zu seinem Kapitän heran. „Außerdem könnten wir so doch durchaus ein Bündnis mit den Wikingern Berks schließen. Glauben sie mir, das würde uns doch nur zum Vorteil werden.“ flüsterte er dann. Der Kapitän brummte. „Das ist eine gute Idee, Tanin.“ Dann wandte er sich an die Drachenreiter Berks. „Hörrrt herrr. Was haltet ihrrr davon, uns zu derrr Insel zu begleiten? Vielleicht finden wirrr ja Spurrren von eurrrem Freund.“ Astrid verschränkte die Arme. „Na ich weiß nicht...“ „Ach komm schon, Astrid. Sie haben doch Recht!“ bat Fischbein. „Tun‘ wirs!“ sagte dann auch Raffnuss. „Ich wollte schon immer mal das Piratendasein ausprobieren!“ Nach dieser Aussage lachte die gesamte Crew. Astrid gab auf. „Okay... Vielleicht ist es wirklich das beste...“ Seit zwei Tagen segelten sie nun schon mit den Piraten. Der Kapitän grübelte durchgehend mit seinem Vize und dem Drachenreiter der leuchtenden Fluch über der Karte und wie sie das Hades-Viereck je heile durchsegeln sollten. Astrid erfragte nach zwei Tagen, ob sie sich die Karte auch einmal ansehen durfte und erkannte Wikingerschriftzeichen darauf, als der Kapitän sie mit an den Tisch lies. Und da die Piraten Wikingerschrift nicht lesen konnten, las sie vor. „Jene, die dem Segen eines Alphas würdig sind, sollen würdig sein, den Gefahren des Hades-Viereck zu trotzen.“ las sie vor. „Aye. Also müssen wirrr einen Alpha-Drrrachen finden.“ knurrte der Kapitän. „Ohnezahn wurde von den Drachen Berks zum Alpha gewählt!“ mischte sich Fischbein ein, der sich in die kleine Gruppe drängte. „Euerrr Nachtschatten?“ fragte der Kapitän. „Ja! Nachdem er einen feindlichen Leviathan in die Flucht geschlagen hat, haben die Drachen sich vor ihm verbeugt und zu ihrem Anführer erwählt! Und auch Hicks hat dann die Nachfolge seines Vaters angetreten und ist der Chef Berks.“ „Fischbein. Du redest zu viel!“ Astrid seufzte. „Aye. Dann haben wirrr ja unserrren Alpha-Drrrachen.“ „Ich weiß aber nicht, ob ein gewählter Alpha gemeint ist oder ein richtiger wie ein Leviathan.“ überlegte Astrid. „Am besten wäre es natürlich, wenn wir beide Alphas zur Hand hätten.“ sagte Fischbein. „Aye. Aberrr wir haben nurrr einen.“ „Hm...“ Astrid überlegte. Einen Alpha finden... Sie kannte bei bestem Willen nicht viele Alpha-Drachen und am besten wäre natürlich ein Leviathan geeignet. Aber wo fand man die? Das wusste niemand. Der Alpha, der Valka aufgenommen hatte wurde ja von dem feindlichen Alpha getötet. Vielleicht reichte Ohnezahn, aber vielleicht auch nicht... Obwohl... Ihr kam ein Gedanke. Wenn Ohnezahn mit Hicks durch den Sturm geflogen war und das Hades-Viereck sie dann verschluckt hatte... dann war er definitiv nicht gemeint, denn ansonsten hätte ihm das Hades-Viereck nichts anhaben können. Also war wohl oder übel ein richtiger Alpha-Drache gemeint. Aber wo lebten die? Das wusste sie bei bestem Willen nicht... Ihren Einwand teilte sie den anderen mit, woraufhin nachdenkliches Schweigen ausbrach. Ein richtiger Alpha also... Das machte die Sache natürlich komplizierter. Während drinnen gegrübelt wurde, hatten die Zwillinge ziemlichen Spaß zusammen mit den Piraten. Raffnuss lies sich von der Takelage hängen, während Taffnuss auf der Galionsfigur herum kletterte. Rotzbakke gab vor den Piraten mit seinen erfundenen Geschichten an, wobei diese ihm natürlich kein Wort glaubten. Ohnezahn war derweil weiterhin von Schwarznacht fasziniert. Es war so lange her, seit er das letzte mal einen anderen Nachtschatten gesehen hatte. Der fremde Nachtschatten mit der heilen Schwanzspitze schnüffelte an seiner künstlichen, raunte ihm eine Frage zu, die Ohnezahn ihm beantwortete. Danach legte sich der andere Nachtschatten neben den leuchtenden Tod an Deck, woraufhin sich auch Ohnezahn nieder ließ und sich die drei Drachen zu unterhalten begannen. Hakenzahn und die anderen Drachen hatten sich ebenfalls für ein Schläfchen zusammen gerollt. „Ich muss mich entschuldigen.“ sagte Tanin dann. Schwertstimme und die anderen Drachen warten auf ihr Futter. Damit verließ er die Kajüte und verschwand in der Kombüse. Astrid folgte ihm nach ein paar Minuten und sah, wie er mit einem Eimer und zwei Körben voller Fisch zu den Drachen ging. Den Eimer stellte er vor den leuchtenden Fluch, der es sogleich gierig verschlang und seine Leuchtkraft daraufhin verdoppelte. Selbst im Tageslicht war das gut zu sehen. Dann kippte der Pirat beide Körbe aus und die Drachen stürzten sich gierig auf die Fische. Er wartete, bis sie aufgefressen hatten, ehe er auf den Rücken des leuchtenden Fluch stieg und dieser abhob. Schwarznacht, der Nachtschatten, folgte dem Drachen und Ohnezahn sah ihnen sehnsüchtig nach. Astrid seufzte und stieg auf. „Na komm. Wir machen mit.“ Freudig glucksend hob dann auch Ohnezahn ab und flog mit den beiden Drachen um die Wette. Recht schnell folgten ihnen auch die vier andere. Sturmpfeil, Hakenzahn, Fleischklops und Kotz und Würg hoben vom Schiff ab und flogen mit den drei anderen Drachen um die Wette. Schwertstimme sah sich angestachelt und wollte seine Geschwindigkeit beweisen. Er zischte los und nur Schwarznacht und Ohnezahn konnten mit ihm mithalten. Sturmpfeil, die schnellste der anderen Drachen, hatten sie schnell abgehängt. Alle drei, Leuchtender Fluch und beide Nachtschatten, flogen nun Kopf an Kopf, versuchten sich gegenseitig zu überholen. „Nicht schlecht! Ihr seid echt schnell!“ lobte Tanin Astrid und Ohnezahn. „Du bist auch nicht ohne.“ antwortete sie. Daraufhin gab Schwertstimme ein Geräusch von sich, erhöhte seine Geschwindigkeit nochmals und hing beide ab. Astrid war überrascht. Ohnezahn war eigentlich der schnellste Drache, den sie kannte. Schwertstimme trötete vergnügt, dass er sie abgehängt hatte. Aber beide Nachtschatten ließen sich das nicht gefallen. SIE waren die Kinder von Blitz und Tod. SIE sollten die schnellsten sein. Aber sie holten Schwertstimme nur bis zur Schwanzspitze ein. „Ich schätze, wir sind schneller!“ rief Tanin ihnen zu. Astrid stimmte ihm zu, aber Ohnezahn und Schwarznacht wollten es nicht akzeptieren. Synchron teilten beide Nachtschatten die Hautlappen auf ihrem Rücken und verminderten so den Luftwiderstand. Sogleich erhöhte sich ihre Geschwindigkeit noch einmal enorm und beide zogen an Schwertstimme vorbei. Astrid unterdrückte einen Schrei. Sie hatte fast das Gefühl, Ohnezahn war so schnell, dass er durch die Zeit zurück flog und Blitz und Lichtgeschwindigkeit abhing. Schwertstimme hielt abrupt an. Die Nachtschatten waren so schnell an ihm vorbei gezogen, dass sie für den Bruchteil einer Sekunde nur einen flüchtigen Schein verschwommenes Schwarz gesehen hatten. Der leuchtende Fluch musste sich widerwillig eingestehen, dass sie schneller waren. Er schnaubte ein wenig von seinem paralysierenden Nebel aus, drehte um und kehrte zum Schiff zurück, landete, und rollte sich schmollend zusammen. Astrid, der es nun gelungen war, die beiden Nachtschatten zu stoppen, fand sich auf offener See wieder. Sie waren so schnell geflogen, dass sie das Schiff verloren hatten. „Verdammt!“ Die Wikingerin schlug auf den Sattel ein, auf dem sie saß. Ohnezahn trötete ihr beruhigend zu und Schwarznacht meldete sich. Er drehte ab und flog fort. Ohnezahn folgte ihm sofort. Wusste Schwarznacht etwa, wohin sie mussten? Tatsache, nach einiger Zeit tauchte das Schiff wieder auf. Nachtschatten hatten einen unglaublichen Orientierungssinn. „Na? Wieder da?“ neckte Tanin gelehnt an Schwertstimme, als beide auf dem Deck landeten. Die fünf Drachen der Wikinger waren auch schon längst wieder gelandet. „Ich hätte nie gedacht, dass Nachtschatten so schnell werden können.“ Astrid wischte sich ihre Haare aus dem Gesicht. Schwertstimme sah die Nachtschatten kurz an und drehte ihnen dann demonstrativ den Rücken zu um weiter zu schmollen. Die Wikingerin setzte sich neben Tanin. Seine rostbraunen Haare erinnerten sie an Hicks. „Darf ich dich etwas fragen?“ „Hm?“ „Erzählst du mir etwas von deinem Leben? Wie bist du in diese Mannschaft gekommen?“ „Da gibt es nicht viel zu erzählen.“ antwortete Tanin. „Ich wachte eines Tages in einer Zelle auf. Meine Augen waren verbunden und ich wusste absolut nichts mehr. Selbst meinen Namen nicht. Ich wurde täglich von jemandem besucht, der mir eintrichterte, ich sei nichts wert und nur dazu da, ein Sklave zu sein. Er trainierte mich sozusagen durch unterschwellige Botschaften dazu, ein Sklave aus Fleisch und Blut zu sein.“ Ein Sklave?“ wiederholte Astrid erschrocken. „Ja. Lange Zeit habe ich das auch gelebt. Als ich versteigert werden sollte, wollte mich niemand haben. Aber dann hat der Käpt‘n mich gekauft. Warum weiß ich nicht. Aus Mitleid oder weil er einen Sklaven brauchte. Von da an war meine Aufgabe, das Deck zu putzen und das Schiff in Stand zu halten.“ Er legte eine Hand auf sein Bein. „Warum mir ein Bein fehlt weiß ich nicht, aber die Piraten stellten mir freundlicherweise dieses Holzbein zur Verfügung. Dank diesem konnte ich immerhin wieder richtig laufen.“ Astrid kam nicht drumherum an Hicks zu denken. Auch ihm fehlte ein Bein, das wusste sie. „Von da an lebte ich auf diesem Schiff.“ fuhr Tanin fort. „Schwertstimme war da noch ein namenloser Wachdrache, angekettet oben in der Takelage. Ich segelte lange mit meiner Mannschaft. Die behandelten mich zwar wie einen Sklaven, aber aushaltbar und stellten mir immerhin ein Schlaflager, Decke und zu Essen zur Verfügung. Als ich den Kapitän dann nach dem Drachen in der Takelage fragte, beschloss ich, ihn zu zähmen. Der Käpt'n‘ hatte ihn immerhin fangen und soweit erziehen können, dass er nicht angriff. Ich dachte, ich könne das also auch. Seitdem schlich ich mich jede Nacht raus um ihm einen Fisch anzubieten. Tja. Und dann freundeten wir uns an.“ Wieder musste Astrid an Hicks denken. „Als unser Schiff dann eines Tages von einem feindlichen Schiff angegriffen wurde, zielten sie mit ihren Kanonen auf Schwertstimme in der Takelage. Da habe ich ohne zu nachdenken gehandelt, habe den Schlüssel stibitzt, bin die Takelage hinaufgeklettert und habe seine Fesseln aufgeschlossen. Aber dann zersplitterte die Takelage unter uns und dann war es Schwertstimme, der mich rettete.“ Er strich seinem Freund einmal über die Schuppen. „Er legte sich so, dass ich auf seinem Rücken landete und sagte mir mit seinem Blick, ich solle mich festhalten. Dann flog er los, mit mir auf seinem Rücken und griff die Feinde an. Sein Atem paralysierte sie, was es meiner Mannschaft leicht machte, sie zu überwältigen. Schwertstimme wollte mit mir zwar fort fliegen, aber ich brachte ihn dazu, umzukehren und auf dem Schiff zu landen. Tja... Und seit dem bin ich sein Drachenreiter und fester Teil der Crew. Schwertstimme hat mir sozusagen geholfen, vom Sklaven zum Piraten aufzusteigen.“ „Ich verstehe.“ sagte Astrid, die sich alles still bis zum Ende angehört hatte. „Schwertstimme würde dich also nie verlassen, oder?“ fragte sie. „Davon gehe ich doch aus. Wir sind Freunde und würden alles für einander tun.“ sagte Tanin, während er über die Schuppen des ihm zugewendeten Drachenrücken strich. Astrid schwieg und dachte nach. Die Parallelen zu Hicks waren unumgänglich. Ihr Gehirn malte sich ein Szenario aus. Was, wenn Hicks und Ohnezahn wirklich in das Hades-Viereck geraten waren, aber überwältigt wurden? Was, wenn Hicks infolge dessen sein Gedächtnis verloren hatte und von irgendjemanden zum Sklaven erzogen worden wäre? „Du erinnerst dich nicht an dein Leben vor dem Sklaventum?“ Tanin schüttelte den Kopf. „Nicht an ein bisschen. Mein Kopf war völlig leer. Nicht mal ein Name war da.“ Damit stand es für Astrid fest! Dieser junge Mann war der verschollene Hicks! Berks Häuptling! Sein Händchen für Drachen kam ihr ja schon seltsam vor, aber nun war sie sich sicher! Er war es, zu einer anderen Person geworden infolge eines Gedächtnisverlustes. Aber dass er sich nicht an sie erinnerte, wenn er sie, die Drachen und seine Freunde ansah? Vielleicht war die Amnesie schlimmer, als sie vermutet hatte. „In Ordnung. Danke fürs erzählen.“ bedankte sie sich und stand auf. „Ohnezahn!“ verlangte sie und der Drache folgte ihr. „WAAAS?!?!“ riefen alle fünf Wikinger gleichzeitig aus. „Ssschhh, so laut!“ Astrid war zusammengezuckt. „Ich fasse noch einmal zusammen.“ meldete sich Fischbein. „Du glaubst, Hicks und Ohnezahn sind in das Hades-Viereck und einen Sturm darin geraten, dabei hat sich Hicks Bein gelöst und ihn am Kopf getroffen, was zu einer mehr als schweren Amnesie geführt hat.“ Fischbein holte Notizblock und Stift hervor. „Daraufhin erinnert er sich bis heute nicht an das, was vor seinem neuen Leben stattgefunden hat, wuchs als Sklave auf, bis die Piraten ihn aufnahmen und er derjenige war, der den leuchtenden Fluch zähmte und damit von einem Niemand zu einem Jemand wurde?“ Astrid nickte. „Genau das. Aber es wird schwer, sich zu erinnern, selbst mit unserer Hilfe.“ „Wurde nicht mal gesagt, man sollte den Patienten am besten zu einem Ort bringen, der mit vielen Erinnerungen verbunden ist?“ warf Taffnuss ein. Astrid nickte. „Ganz genau. Damit er anfängt sich zu erinnern, müssen wir ihn nach Berk bringen. Wir dürfen aber nicht versuchen, ihm einzutrichtern, dass er eigentlich Hicks ist, sonst lässt er sich von uns nie nach Berk bringen.“ „Du willst also damit sagen, wir spielen dieses Siel hier jetzt weiter, segeln mit ihnen zu dieser Insel im verfluchten Bereich und bringen ihn dann nach Berk?“ fragte Taffnuss erneut. „Ganz genau so machen wir es. „Aber Astrid. Wir brauchen einen Alpha-Drachen dafür. Am besten natürlich einen Leviathan.“ argumentierte Fischbein. „Das weiß ich, Fischbein.“ antwortete Astrid. „Das ist nun unsere nächste Priorität. Einen Alpha finden, damit wir zu dieser Insel kommen.“ Die nächsten Tage zermarterten sich Astrid und Fischbein die Köpfe, wie sie einen Alpha-Drachen finden konnten. Da war es bestimmt einfacher, eine Nadel im Heuhaufen zu finden. Fischbein kritzelte immer wieder Ideen in seinen Notizblock, schüttelte dann aber den Kopf und strich sie wieder durch. Rotzbakke, Raffnuss und Taffnuss beteiligten sich allerdings nicht an der Grübelei. Stattdessen stellten sie lieber Unsinn mit den Piraten zusammen an. Astrid musste ihre Grübelei allerdings immer kurzzeitig unterbrechen, wenn Ohnezahn fliegen wollte und sie war die einzige neben Hicks, die wusste, wie man ihn flog. Aber es machte ihr nichts aus. Sie flog gerne mit den Drachen, auch wenn Sturmpfeil langsam eifersüchtig auf Ohnezahn wurde, denn immerhin war Astrid ihr Reiter. Aber nun saß sie wieder an die Nadderdame gelehnt da und grübelte nach. Einen Alpha... Einen Alpha... Aber woher? Ein Leviathan konnte nicht fliegen, dass wussten sie. Und sie waren Wasserdrachen mit Eisatem. Das wussten sie auch. Vielleicht mussten sie in der Arktis oder dem Nordpol suchen? Waren die Gewässer hier zu warm? Obwohl das konnte nicht sein. Hicks und Valka waren die einzigen, die je gesehen hatten, wie und wo ein Leviathan lebte. Aber Hicks hatte Amnesie und Valka war nicht hier. „Vielleicht sollten wir Valka hohlen gehen...“ warf sie ein. „Aber wenn sie nicht mehr auf Berk ist, wer führt es dann?“ „Grobian? Er ist doch Haudraufs alter Freund gewesen. Ich denke, er weiß am besten, wie er ein Dorf vertretungsweise führen kann.“ schlug Fischbein vor. „Na, ich bin mir da nicht so sicher...“ warf Astrid ein. Aber Grobian war wohl doch die beste Wahl... „Gut.“ Astrid stand auf. „Aber wer und wie holt sie? Das Schiff ist dauerhaft unterwegs und wir können es so nicht wiederfinden.“ „Überlass das mir!“ Fischbein sprang auf und eilte in die Kajüte, gefolgt von Astrid. „... und deshalb muss das Schiff für einige Zeit an einer Insel warten.“ schloss Fischbein ab. „Aye, ihrrr habt also jemanden, derrr uns weiterrrhelfen kann?“ hakte der Kapitän nach. „Ja, und diese Person müssen wir von Berk holen.“ sagte Astrid. „Aye, wenn das wirrrklich weiterrrhilft, so warrrten wir an einerrr Insel.“ Der Kapitän gab sofort die Befehle und gab die Position der Insel, die er gewählt hatte bekannt. An dieser angekommen warfen sie den Anker. „Wirrr werrrden hierrr warrrten. Lasst euch aberrr nicht zu viel Zeit, Arrr.“ knurrte der Kapitän. „Vielen Dank! Ich werde mich beeilen!“ Damit schwang sich Astrid auf Sturmpfeil und flog davon. „Und wir bleiben hier?“ „Natürlich!“ „Wolltet ihr nicht das Piratenleben kennen lernen?“ fragte Tanin, der an Schwertstimmes Seite lehnte. „Stimmt auch wieder.“ Astrid trieb Sturmpfeil zur Eile an. Drei Tage und Nächte flogen sie durch, bis sie letztlich doch Berk erreichten und Astrid ohne zu klopfen in Valkas Haus stürmte. „Valka!“ rief sie und Hicks Mutter zuckte vor Schreck zusammen. „Astrid, was ist denn los?“ „Komm mit, wir brauchen dich!“ Damit packte sie sie an der Hand und zog sie mit sich nach draußen. „Jetzt mach mal halblang!“ rief Valka. „Was ist denn los?“ „Keine Zeit! Grobian soll während unserer Abwesenheit auf das Dorf aufpassen!“ Damit zog sie sie in die Schmiede, schilderte Grobian kurz, dass er für einige Tage oder Wochen der stellvertretende Chef sein sollte und zog Valka direkt weiter zu Sturmpfeil und Wolkenspringer. Während die Drachen abhoben und Sturmpfeil die Führung übernahm erzählte Astrid Valka alles und dass sie sie nun brauchten, um einen Alpha zu finden. „Ihr habt Hicks...?“ fragte sie. „Und braucht nun die Hilfe eines Leviathan?“ „Richtig.“ antwortete Astrid. „Aber außer dir weiß niemand, wie man einen finden kann.“ Valka schwieg kurz. „Natürlich helfen ich! Für Hicks tue ich alles!“ Sie wandte sich an Wolkenspringer. „Hilf uns, einen Alpha zu finden.“ Der Drache gab ein Grunzen von sich und setzte sich vor Sturmpfeil um die Führung zu übernehmen. Irgendwann musste Sturmpfeil aber auf seinem Rücken landen, da sie irgendwann keine Ausdauer mehr hatte nach den drei Tagen durchgehenden fliegen. Dem großen Drachen machte das nichts aus. Ihr Gewicht konnte er noch mit Leichtigkeit tragen, während er nach einem Alpha suchte, wie dem, zu dessen Nest er früher gehört hatte. Je nördlicher sie flogen, umso kälter wurde es. Eisschollen schwammen irgendwann über das Meer unter ihnen. Leviathane waren immerhin kälteliebende Wasserdrachen, also war es nur logisch, dass Wolkenspringer hier her flog. Er hielt genau Ausschau nach etwas, von dem Astrid und Valka nicht wussten, was es war. Aber Wolkenspringer schien genau zu wissen, was er tat. Er fand eine Insel, gesäumt von bläulich-grünen Eissäulen, ein deutlicher Hinweis auf die Anwesenheit eines Alphas. Sogleich spürten die Drachen den Einfluss eines mächtigen Drachen. Es kostete sie einiges an Überwindung auf der Insel zu landen und sich auf die Suche zu begeben. Der Alpha schlief tief versteckt im Inneren der Insel, die voller Drachen war. Valka und Wolkenspringer waren die ersten, die sich ihm näherten und der Alpha den Kopf hob. Astrid hielt sich zurück, als Valka ihnen ihr Anliegen vortrug. Der riesige Leviathan spie eine kleine Eiswolke aus, nicht um sie zu verletzen, mehr um sie zu grüßen und gab dann eine tiefe, schallend grollende Antwort, woraufhin Wolkenspringer etwas weiteres antwortete. Der Alpha stand auf, drehte sich um und verschwand in einem Wasserloch unter der Insel. Valka drehte sich lächelnd um. „Er hilft uns. Wir sollen ihm den Weg zeigen.“ Wolkenspringer und Sturmpfeil hoben wieder ab in die Lüfte und Sturmpfeil übernahm die Führung. Unter ihnen bewegte sich das Wasser blubbernd hinter ihnen her. Ein Zeichen dafür, dass der Alpha ihnen folgte. Astrid war immer noch begeistert. Valka, die Alphadrachenflüsterin... Urplötzlich hob Schwertstimme den Kopf. Und er war nicht der Einzige. Jeder der Drachen blickte in die selbe Richtung. Dort flogen zwei Drachen. Ein großer und ein kleiner und unter ihnen schäumte das Wasser unruhig. Die Drachen auf dem Schiff gaben nervöse Rufe von sich. Als Astrid und ein weiterer Drache auf dem Deck landeten, teilte sich hinter ihnen das Wasser, als ein großer, weißer Kopf mit massigen Stoßzähnen auftauchte. „Da sind wir wieder! Wolkenspringer hat uns geholfen, einen Alpha zu finden. Jetzt können wir hoffentlich zu dieser Insel!“ rief Astrid aus, als sie von Sturmpfeils Rücken sprang. Tanin sah den riesigen Leviathan ehrfürchtig und mit etwas Angst in seinem Blick an. Als der Kapitän an Deck stürmte, stieg er auf Schwertstimmes Rücken und flog mit dem leuchtenden Fluch auf den Alpha zu. Schwertstimme winselte leise, wich aber nicht zurück. Nun auf seinem Rücken stehend streckte Tanin eine Hand aus und wartete. Der Alpha stieß eine kleine Eiswolke aus, die das Wasser vor ihm gefrieren lies und legte dann, seine Stirn zumindest, angedeutet in Tanins Handfläche. Das war Signal genug. Tanin und der Alpha hatten sich gebunden, wie er sich auch schon mit Schwertstimme gebunden hatte. Astrid war sich nicht sicher, ob sich Hicks das je getraut hätte, oder ob er es je getan hätte. Aber der Beweis war unumgänglich. Wenn es Hicks war, dann hatte er sich nun mit einem waschechten Alpha angefreundet. Und er sprach mit ihm. Aber sie konnte kein Wort verstehen. Sie sah nur, wie sich seine Lippen bewegten. Der Alpha hörte ruhig zu und pustete ihm dann als Antwort eine winzige Eiswolke entgegen. Schwertstimme kreischte überrascht auf und wollte sich zurück ziehen, doch Tanin beruhigte ihn. Noch ein Beweis für sein Drachenhändchen, wie Astrid es nannte. Dann drehte Schwertstimme auf Tanins Zeichen wieder ab und landete auf dem Deck, wo er sich hinter ihm versteckte, als hoffte er, sein menschlicher Partner könne ihn vor dem Einfluss des Alphas beschützen. Astrid musste lachen. Wie der Drache sich verhielt war doch irgendwie süß, wobei sie ja seinen wahren Charakter kannte. „Ach Schwertstimme. Jetzt hab doch keine Angst.“ lachte Tanin. Dann wandte er sich an seinen Kapitän. „Käpt‘n. Eiszahn schwimmt voraus. Wir müssen ihm lediglich folgen, dann wird uns im Hades-Viereck nichts passieren.“ Valka und Astrid sahen sich an. Er hatte dem Alpha sogar schon einen Namen gegeben! Aber dem Käpt‘n schien das egal zu sein. Er gab die Befehle, der Anker wurde gelichtet und das Segel gesetzt, während der Alpha wieder abtauchte. „Während wir durch das Hades-Viereck segeln bleiben alle Drachen an Bord.“ wies Tanin an. „Keiner übernimmt waghalsige Flüge. Das ist lebensgefährlich!“ Die Mannschaft signalisierte mit einem >Jawohl!< ihr Einverständnis und selbst Schwarznacht und die anderen Drachen stimmten zu. Das Schiff setzte sich in Bewegung, immer dem blubbernden, wallenden Wasser hinterher, dass die Anwesenheit des Alphas verriet. Kurz bevor sie das Hades-Viereck erreichten, wurden die Drachen an Bord unruhig. Eine meterhohe Wand aus pechschwarzen Wolken bäumte sich innerhalb von Sekunden vor ihnen auf. Der Himmel unter den Wolken war nicht sichtbar, da die schwarzen Wolken alles einnahmen. Der Wind wurde stärker und stärker, der Sturm rückte näher. Da hob Eiszahn seinen Kopf aus dem Wasser und gab ein Brüllen von sich. Der Bereich um ihn und das Schiff herum begann hell zu leuchten, fast so, als hätte der Leviathan einen Schutzschild heraufbeschworen. Während um sie herum das Armageddon losbrach, blieb das Wasser um das Schiff ruhig und eine kontinuierliche Briese blies das Segel und trieb das Schiff vorwärts. Jeder konnte beobachten, wie das Meer um sie herum zu wilden Bergen anwuchs, der Regen in Wänden niederprasselte, es ohne Pause blitzte und donnerte, oder eher knallte und sich zusehends ein riesiger Tornado bildete. Aber durch den Segen des Alphas und seinen Schutzschild blieben sie unversehrt. Der Bereich um sie blieb so ruhig wie an einem Sommertag mit einem stetigen Wind. Ohne den Alpha wären sie wahrscheinlich schon bei der ersten großen Welle gekentert. Zum Regen gesellte sich nun ein tobender Blizzard mit riesigen Schneeflocken und Hagelkörnern so groß wie menschliche Köpfe. „Da hol‘ mich doch derrr Klabauterrrmann!“ fluchte der Kapitän. „Wirrr segeln tatsächlich durrrch das Hades-Vierrreck! Unverrrsehrrrt!“ „Es ist wahr, was auf der Karte stand. Nur mit dem Segen eines Alphas kann man das Hades-Viereck durchqueren!“ Selbst Astrid war baff und sah sich dieses unnatürliche Meer um sie herum an. Wenn Hicks wirklich in diesen Weltuntergang geraten war, dass war es nur den Göttern zu danken, dass er und Ohnezahn überlebt hatten! Aber selbst sie musste zugeben: Niemand von Berk hatte von dieser verfluchten See gewusst! Also war es durchaus nicht Hicks Schuld, dass er hier hinein geraten war. Nervös und ängstlich drückte sich Sturmpfeil an sie und selbst die anderen Drachen suchten Zuflucht bei ihren Reitern. Selbst Hakenzahn versteckte seinen Kopf unter Rotzbakkes Arm. Das sagte aus, wie sehr die Drachen diese See fürchteten. Aber durch die Leitung des Alphas hatten sie nichts zu befürchten. „Ich frage mich, wie der Alpha so etwas kann? Bekommen Alphadrachen diese Fähigkeit von den Göttern geschenkt oder wieso können sie es?“ Da stellte er eine berechtigte Frage. „Noch mehr frage ich mich, wie die See um diese Insel aussieht, die inmitten dieser See liegen soll.“ Noch eine berechtigte Frage Fischbeins. „Das werden wir schon noch sehen, Beinfisch.“ „ Ähm, ich heiße Fischbein...“ „ Verzeihung.“ lachte Tanin, der Schwertstimme den Halt gab, den der leuchtende Fluch brauchte. Ohnezahn und Schwarznacht drückten sich ängstlich aneinander und gaben sich gegenseitig Halt. Astrid fragte sich schon, warum Ohnezahn Hicks nicht wiedererkannte. Hatte er sich zu sehr verändert? Roch er inzwischen fremd? Sie wusste es nicht, denn sie war ja immerhin kein Drache. Kapitel 5: Zurück nach Berk --------------------------- Sie segelten mehrere Tage. Ein Indikator dafür, wie groß diese verfluchte Zone war. Aber durch die Führung des Alphas blieben sie nach wie vor sicher. Am siebten Tag auf See erblickten sie eine riesige Insel und um sie herum eine kreisrunde Abgrenzung, die die Umgebung der Insel von der verfluchten Zone trennte. „Beim Klabauterrrmann!“ fluchte der Kapitän. „Eine gesegnete in einerrr verrrfluchten Zone!“ Ohne Zweifel, das Areal um die Insel blieb von der Apokalypse der verfluchten Zone verschont. Das hier war wohl der sicherste Ort für Drachen auf der ganzen Welt. Mit dem Alpha in Führung trat das Schiff dann letztendlich in die stille Zone ein und der Alpha löste den Zauber. Ein Paradies im Auge des Sturmes, das sah man schon von weitem. Das hier war wirklich ein Drachenparadies. „Käpt'n! Erlaubt mir einen ersten Erkundungsflug während ihr anlegt!“ bat Tanin. „Errrlaubt.“ knurrte der Kapitän und Tanin schwang sich auf Schwertstimmes Rücken, der sogleich abhob. Der Alpha ruhte sich am Ufer der Küste aus und würde sie auch wieder zurück geleiten. Tanin war gespannt, was der Insel den Namen Drachenparadies gab. Von oben konnte er erkennen, dass die Insel, oder vielmehr der Kontinent, denn für eine Insel war er definitiv zu groß, in vier Bereiche geteilt zu sein schien. Vier Bereiche mit je einer Jahreszeit. Tanin ging davon aus, dass in dem einen Viertel immer nur Sommer, in dem anderen, nur Frühling, in dem Dritten nur Herbst und im Vierten immer nur Winter war. Aber zusätzlich schienen diese Viertel auch Merkmale von verschiedenen Klimazonen zu beinhalten. Er sah Gletscher, Eisberge und Eisschollen. Er sah weite Felder, Hügel und Wälder. Und in der Mitte des Kontinents, eingeschlossen von Gebirgszügen, lag ein riesiges Tal, gespickt von leuchtenden Kristallen und Seen. Das schien zusätzlich zu den Jahreszeiten die fünfte Region zu sein. Die leuchtende Kristallregion, wie er sie schnell taufte. Dieses Tal strahlte eine derartige Anmut aus, war edel und majestätisch. Überall sah er Drachen. Drachen, die er noch nie zuvor gesehen hatte und in Mengen, die er noch nie erahnt hatte. Dennoch schienen die Drachenmengen gerade mal einen kleinen Prozentsatz der Insel auszumachen. Schwertstimme drehte um, kehrte zum Schiff zurück und kreiste darüber. „Käpt'n‘! Schwingt euch auf Schwarznacht! Das müsst ihr sehen!“ „Aye!“ erwiederte der Kapitän, stieg in Schwarznachts Sattel und hob mit ihm ab. Astrid sprang sogleich auf Ohnezahns Rücken und hob mit ihm ab, gefolgt von den anderen Drachen. Noch nie hatte auch nur einer von ihnen ein derart riesiges Drachenparadies gesehen! Hier, geschützt von der verfluchten Zone, waren sie sicher. Niemand würde jemals ohne die Hilfe eines Alphas hierher gelangen um sie zu stören oder ihnen zu schaden. Tanin legte Schwertstimme eine Hand auf den Hals. „Runter!“ befahl er und der leuchtende Fluch legte die Flügel an und tauchte hinab in das Tal auf die leuchtenden Kristalle verschiedener Farbe und Größe und Seen zu. Als er aufsetzte lief er sogleich zu einem der Seen, tauchte seine Schnauze hinein und nahm große Schlucke zu sich. Zusätzlich kaute er auch an Algen herum und seine Leuchtkraft steigerte sich immens. Also gab es auch hier diese Leuchtalgen, die er ihm immer gefüttert hatte. Tanin rutschte von seinem Rücken und sah sich erstaunt um. Mit der Hand strich er über einen blau leuchtenden Kristall am Ufer des Sees. Er war warm unter seiner Berührung und pulsierte sogar leicht. Ein weiteres Leuchten zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Aus drei Höhlen traten drei leuchtende Drachen. Offensichtlich drei leuchtende Flüche, wie auch Schwertstimme einer war. Dieser hob seinen Kopf, sah seine Drei Artgenossen an und rief einen Gruß, der von den anderen drei Drachen erwiedert wurde. „Ich glaub‘, mich tritt ein Pferd!“ entfloh es Rotzbakke, der ebenfalls in dem Tal landete. Er rutschte von Hakenzahn und sah sich staunend die Kristalle an, ehe er plötzlich begann, an einem roten Rubin zu reißen. Die drei leuchtenden Flüche schrien auf, schwangen sich in die Lüfte und auf ihn zu. Rotzbakke, der mit dem gestohlenen Kristall zurück auf Hakenzahns Rücken wollte, wurde von dem paralysierenden Nebel erfasst, während sich Hakenzahn in Sicherheit brachte. Der Wikinger stand nun starr und unbeweglich da. „Ih han mi ni hehege...“ brachte er nur schwer heraus. Einer der leuchtenden Flüche nahm ihm den Kristall ab und steckte ihn wieder an seinen Platz. Tanin lächelte nur und stieg wieder auf Schwertstimmes Rücken. Hakenzahn derweil hob auch ab, packte Rotzbakke mit seinen Klauen am Bein, und schleppte ihn so kopfüber hinter sich her ziehend wieder mit. „Wow, was ist denn mit dir passiert?“ neckte Taffnuss. „Hah hi Hahhe!“ fluchte Rotzbakke ihn an. Hakenzahn hatte ihn einfach fallen gelassen, saß nun daneben und beachtete seinen Reiter nicht, welcher kopfüber gelandet war und nun feststeckte. „Das kommt davon, wenn man wilde leuchtende Flüche reizt.“ lächelte Tanin. „Who, gut gemacht!“ lachte Raffnuss und schlug mit Taffnuss ihre Köpfe aneinander. Die Zwillinge waren ein seltsames Gespann, wie Tanin fand. Fischbein dagegen schien hier auf dem Kontinent richtig aufzugehen. Er wollte jeden Drachen studieren und in sein Buch aufnehmen, während er unverständliche Informationen vor sich hin faselte und sein Gronckelweibchen in Ruhe ein paar Steine fraß. „Arrr, das ist wahrrrlich ein Parrradies fürrr Drrrachen!“ knurrte der Kapitän. „Soll ich euch das Kristalltal zeigen, Käpt'n?“ „Aye. Nach dirrr.“ Damit kehrte Tanin in Begleitung des Käptn‘s zurück in das Kristalltal. Die anderen Drachenreiter folgten ihm. Hakenzahn nahm Rotzbakke auch wieder in seinen Krallen mit. „Bei Hel...“ entfloh es Astrid, als sie sich umsah. Hier über dem Kristalltal schien es immer nur Nacht zu sein, als sei es das Habitat für die nachtaktiven Drachen hier im Drachenparadies. Die drei leuchtenden Flüche von vorhin beäugten Hakenzahn und Rotzbakke aus ihren Höhlen misstrauisch, aber da waren noch weitere Drachen. Bekannte Drachen. Klein, schwarz, mit großen Augen. „Nachtschatten!“ entfloh es Astrid. Also waren Ohnezahn und Schwarznacht nicht die einzigen. Die beiden Nachtschatten trabten nun auch vorsichtig auf ihre Artgenossen zu. Einer der wilden Nachtschatten löste sich aus der Gruppe und schritt auf Ohnezahn zu. Er war kleiner als er und schnüffelte an ihm um seinen Geruch zu überprüfen. Kurz darauf versanken die Drachen in ein Gespräch, wie es sich anhörte und irgendwann rieben beide ihre Köpfe aneinander. „Ach wie süß.“ lächelte Valka. „Ohnezahn hat eine Freundin gefunden.“ „Das ist ein Weibchen?“ fragte Astrid. „Natürlich doch. Oder glaubst du, Ohnezahn ist schwul?“ kam es ironisch von Taffnuss. „Höhö, geiles Argument!“ pflichtete ihm seine Schwester bei. „Du, Tanin?“ fing Astrid dann an und hatte die Aufmerksamkeit des Piraten. „Wie wäre es, wenn ihr zusammen mit uns nach Berk segelt, wenn wir hier fertig sind?“ „Wozu denn?“ kam die Gegenfrage. „Na um einen Friedens- und Allianzvertrag zu unterzeichnen natürlich.“ Sie lächelte. „Oder wollen Piraten und Wikinger keine Allianz bilden?“ Der Drachenreiter verschränkte die Arme. „Das entscheide nicht ich, das entscheidet der Käpt‘n. Obwohl ich eure Insel schon gerne sehen würde. Immerhin heißt es, dort wäre die Wiege des Drachentrainings.“ „In etwa.“ antwortete Astrid. „Unser Chef war der erste, der einen Drachen trainiert hat. Und das war Ohnezahn.“ „Ach, euer verschwundener Chef, richtig?“ „Genau der.“ „Den würde ich gerne mal treffen.“ Daraufhin konnte sich Astrid ein grinsen nicht verkneifen. Sturmpfeil sah sie mit schief gelegtem Kopf fragend an. „Ich werde den Käpt‘n fragen, was er davon hält.“ antwortete Tanin, blieb aber sitzen und genoss weiterhin die Umgebung. Man konnte ihn als Drachennarr bezeichnen. Genauso wie Hicks immer einer gewesen war. „Aye! Schließen wirrr eine Allianz mit Berrrk!“ Auf die Entscheidung des Kapitäns hin johlte die Mannschaft triumphierend. Berk war selbst bei den Piraten bekannt. Der Ruf der Berkianer hatte sich über Jahre hinweg über sehr viele Meilen verbreitet. Der Piratenkapitän tätschelte Schwarznachts Schnauze. „Soll ich Eiszahn sagen, er soll uns wieder durch das Hades-Viereck bringen?“ fragte Tanin. „Aye!“ war die Antwort. Tanin nickte, schwang sich auf Schwertstimme und flog los. Der große Alphadrache kam in Bewegung, glitt in und unter das Wasser und tauchte mit dem Kopf hinter dem Schiff wieder auf. Dann wartete er, bis das Schiff die Segel gesetzt hatte und ihm folgte. Die Drachen der Reiter landeten auf dem Deck, da sie wussten, dass das fliegen im Hades-Viereck tödlich war. Der Alphadrache erzeugte seinen Schutzschild und bald drangen sie in das Unwetter ein, das schon tobte. Überall um sie herum wüteten die Gezeiten, das Wetter und die Naturkatastrophen. Nur sie blieben sicher, dank des großen Alphas Schutzschild. Crew und berkische Drachenreiter mussten sich wieder auf mehrere Tage segeln einstellen. Das Hades-Viereck war groß und selbst mit Hilfe des Alpha würden sie bestimmt ein paar Tage durchweg segeln müssen. In der Dämmerung des fünften Tages erblickte der Matrose in der Takelage Sonne. „Käpt'n, da hinten endet das Hades-Viereck!“ rief er aus. Die Drachen streckten erwartungsvoll ihre Flügel. Tagelang zum Nichtstun verdammt wollten sie nun in den Himmel aufsteigen und fliegen. Aber noch war es nicht soweit. Noch tobte um sie herum Armageddon. Eiszahn schwamm stetig, bis er letztendlich aus dem Bereich des Hades-Viereck austrat. Noch schwamm er einige Meter weiter, ehe er den Schutzschild auflöste. Hinter ihnen, fast wie eine Abgrenzung zu einer anderen Welt, lag das Chaos im Hades-Viereck. Man konnte deutlich die pechschwarzen Wolken sehen, die einige Meter hinter ihnen wüteten. Zusammen mit Regen, Hagel, Schnee und fatalem Seegang. Man sah dort in eine andere Welt hinein, so schien es. „Aye. Wirrr haben es durrrch das verrrfluchte Hades-Vierrreck geschafft. Zwei mal! Da hol mich doch derrr Klabauterrrmann!“ Für den Kapitän war das alles immer noch kaum zu glauben. Etliche Seefahrer waren an dem Hades-Viereck gescheitert und ein Alphadrache konnte einfach so hindurch schwimmen. Aber dann wandte sich der Kapitän an seien Crew. Die Drachen flogen bereits in den leichten Böen einer ruhigen See, im Vergleich zu der See hinter ihnen. „Also dann, ihrrr Leichtmatrrrosen! Setzt Segel und folgt den Drrrachen! Wirrr setzen Segel nach Berrrk!“ „Aye! Aye!“ kam es im Chor zurück und schon eilten die Piraten auf Deck hin und her. „Also dann, die Damen.“ wandte sich der Kapitän nun an Valka und Astrid. „Wenn sie nun so frrreundlich wärrrt?“ Valka nickte, schwang sich auf Wolkenspringers Rücken und hob als erste ab. „Ich führe die erste Zeit!“ rief sie Astrid zu, drehte ab und flog los. Das Schiff folgte und Wolkenspringer musste seine Geschwindigkeit nach dem Schiff richten, um es nicht mit Leichtigkeit abzuhängen. Das Piratenschiff folgte dem vierflügeligen Drachen, während die anderen Drachen den Luftraum um das Schiff herum durchflogen. Astrid flog mit Ohnezahn, während Sturmpfeil neben ihr einiges an Kunststückchen vollführte. Die Nadderdame war zwar eifersüchtig auf Ohnezahn, verstand aber durchaus, dass es zur Zeit nicht anders ging. Einmal musste das Piratenschiff anlegen, um neue Vorräte zu besorgen. Das dauerte allerdings nicht lange und kurz darauf konnten sie wieder Segel setzen. Auch Valka schwang sich wieder in die Luft und führte das Schiff wieder. Nach ein paar Tagen übernahm Astrid die Führung um dem Schiff den Rest des Weges zu zeigen. „Ihr solltet eine Flagge hissen“ begann Valka, die mit Wolkenspringer auf dem Deck saß. „dass unser Dorf weiß, dass ihr nichts Böses wollt. Sonst greifen sie an.“ „Aye.“ antwortete der Kapitän ihr. „Kurrrz bevorrr wirrr eurrre Insel errreichen, werrrden wirrr eine entsprrrechende Flagge hissen.“ Valka nickte. „Danke.“ Sie warf kurz einen flüchtigen Blick zu Tanin. Das war ihr Sohn. Ihr Sohn und Chef von Berk, der unter einer starken Amnesie litt. Das konnte sie immer noch nicht glauben. Jetzt fragte sie sich, wie er reagieren würde, wenn er Berk betrat. Würden Erinnerungen auf ihn einströmen... oder war es hoffnungslos und ihr Sohn war auf ewig eine andere Person? Letztlich blieb ihr nichts anderes übrig als zu warten und zu hoffen. „Hisst die Flagge!“ bellte der Kapitän seine Befehle, als Astrid das Zeichen gab, dass am Horizont Berk aufgetaucht war. Die Crew führte den Befehl aus und hisste eine weiße Flagge, die unter ihrer Piratenflagge im Wind wehte. Damit gab sie den Berkianern ein Zeichen, dass sie nicht gekommen waren, um Schaden anzurichten. „Ich fliege voraus und sage Bescheid!“ rief Astrid, drehte ab und flog auf Berk zu. Dummerweise war das Dorf seit Grobians Leitung ein wenig aus dem Ruder gelaufen. Deshalb war er auch Astrids erste Anlaufstelle. Der Schmied ging zum Glück zur Zeit seiner eigentlich Arbeit nach und musste nicht Chef sein. „Grobian!“ rief sie. „Oh, Astrid! Willkommen zurück!“ Grobian lies seinen Hammer sinken. „Keine Zeit, mitkommen!“ Es war Sturmpfeil, die dem Schmied von hinten einen Schubs gab und ihn so zum mitkommen bewegte. Während des Weges erklärte sie ihm alles in der Kurzfassung. „Ich verstehe...“ antwortete Grobian und wartete mit ihr an den Docks auf die Ankunft des Schiffes, dass begleitet von Drachen immer näher kam. „Piraten. Wer hätte das gedacht.“ kommentierte Grobian dann, als das Schiff neben dem Steg den Anker warf und alles fürs anlegen und betreten des Landes vorbereitete. Währenddessen beobachtete Astrid Tanin, der an Deck stand, eine Hand auf Schwertstimmes Seite gelegt und nachdenklich das Dorf betrachtend. >Hoffentlich klappt es!< betete Astrid gedanklich. Sie hoffte wirklich, dass Hicks das Dorf wiedererkennen und sein altes Ich wiederholen würde. Sie wusste zwar, dass man ihn in der Zeit seiner Amnesie zu einem anderen Menschen gemacht hatte, aber hoffen war ja nicht verboten. Der Kapitän war der erste, der den Steg betrat und sich umsah. „Rrrustikal...“ knurrte er, als er sich die Gebäude ansah. Hinter ihm verließen sein Vize, Tanin und die Hälfte der Crew das Schiff. Es hatte sich bereits eine Menge an Wikingern versammelt um die Neuankömmlinge niederzustarren. Sicher fragten sie sich, was Piraten hier taten und warum sie die weiße Flagge gehisst hatten. Astrid setzte sich an die Spitze der Piraten und übernahm die Rolle als Fremdenführer, insgeheim hoffend, ihr Plan würde aufgehen. Kapitel 6: Drachenzähmen leicht gemacht --------------------------------------- Kurz bevor sie den Platz erreichten, blieb Tanin stehen. Sein Kopf schmerzte höllisch und irgendwie kam ihm dieser Ort unheimlich bekannt vor. Bilder strömten auf ihn ein. Bilder, von Wikingern, Bilder von Abenteuern. Und Bilder, von einem schmächtigen jungen Mann und einem Nachtschatten. „Uhrgh...“ knurrte er, die Hände in die Haare gekrallt. Besorgt glucksend stupste Schwertstimme ihn an. „Mir... gehts gut...“ beruhigte Tanin den leuchtenden Fluch erfolglos. Man sah, dass es ihn plagte. Auch Astrid sah es. Insgeheim freute sie sich, dass es funktionierte, aber andererseits tat es ihr auch weh, ihn so leiden zu sehen. Aber der Drachenreiter der Piraten riss sich zusammen und lief weiter, doch in der Mitte des Dorfes sackte er auf die Knie. Bilder, Geräusche, Stimmen und Emotionen brachen auf ihn ein wie eine Lawine. Es tat weh. So unglaublich weh! Schwertstimme gluckste besorgt und legte einen Flügel um ihn, während zusätzlich zu der Lawine an Erinnerungen aus dem Inneren seines Geistes ein anderes Ich hervorkroch, wie Lava, die sich ihren Weg an die Erdoberfläche bahnte. Ein Schrei verließ die Kehle Tanins. Schwertstimme brüllte und verjagte die sich nährenden Piraten und Wikinger, bevor er Tanin, der inzwischen zusammengerollt am Boden kauerte mit seinen Flügeln vor allen anderen verbarg. Tanin wusste inzwischen, dass all diese Erinnerungen aus seiner vorherigen Existenz stammten, als sein Kopf noch nicht so leer gewesen war und man ihn zu dem gemacht hatte, was er bis vor kurzem war. Während er litt, lies Schwertstimme niemanden an sich und den Mann in seinen Flügeln heran. Nicht einmal den Kapitän. Dann spreizte er irgendwann brüllend die Flügel, griff sich Tanin mit den Vorderbeinen und drückte ihn an sich, ehe er mit den Flügeln schlug, abhob und davon flog, um seinen Freund vor allem zu schützen. Er landete in einer kleinen Senke und legte sich dort auf den Boden, Tanin immer noch an sich gedrückt und den Flügel über ihn gedeckt, so dass er nichts mehr von der Welt sehen musste. Während also unzählige Erinnerungen auf ihn einbrachen und gleichzeitig sein altes ich immer mehr an Präsenz gewann, spürte Tanin die Wärme Schwertstimmes. Er war froh, das sein leuchtender Freund für ihn da war und ihn beschützte, während er versuchte, die Erinnerungen zu verarbeiten, die immer noch auf ihn einströmten. Er realisierte, dass er nicht Tanin, sondern Hicks war, der Sohn des verstorbenen Wikingerchefs von Berk und nun sein Jahren sein Nachfolger. Er wusste, dass er derjenige war, der den Krieg zwischen Wikingern und Drachen beendet hatte und den roten Tod gestürzt hatte. Er wusste, dass er der Inhaber der berkischen Drachenakademie war. All diese Erinnerungen drängten sich in seinen Geist. Es war fast so, als würden seine beiden Ichs miteinander kämpfen. Hicks gegen Tanin, welcher nun die Kontrolle übernahm. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er wusste nun zwar, wer er eigentlich war, aber auch, wer er nun war, aber nicht, welches Ich nun sein wahres war. Beide waren gleich stark in ihrer Präsenz. Schwertstimmes Knurren lenkte ihn von seinem inneren Dilemma ab und er bewegte sich, befreite sich aus Schwertstimmes eisernem Griff, der dann aufstand und verteidigend knurrend neben ihm stand. Er, der er nicht wusste, wer er nun wirklich war, stand auf. Dort waren all die anderen Drachenreiter gelandet. Inklusive des Kapitäns. Und er erkannte den Drachen, den Astrid ritt nun endlich wieder und Freude übermannte ihn. „Ohnezahn!“ Er stolperte und rannte auf den Drachen zu. Der Nachtschatten schien ihn nun auch endlich zu erkennen und rannte ebenfalls auf ihn zu. Er schloss den Drachen in die Arme, überhörte Schwertstimmes aggressives knurren. Er war nur froh, seinen alten Freund endlich wiederzusehen und überhörte sogar Astrids Frage. Allerdings kam er nicht weiter zum handeln. Schwertstimme fauchte und kreischte, zog ihn mit einem Flügel zurück um ihn hinter sich zu positionieren und Ohnezahn dann aggressiv anzufauchen. Er war sein Freund und nicht der dieses schwarzen Biestes. Ohnezahn erwiederte die Herausforderung. Beide Drachen schrien und knurrten sich an. Schwertstimme spie seinen Paralysenebel, Ohnezahn wich aus, während er einen Plasmastrahl auf Schwertstimme abfeuerte, der dem ebenfalls auswich. Dummerweise traf Schwertstimmes Paralysenebel Rotzbakke, der daraufhin paralysiert stehen blieb und von Raffnuss und Taffnuss geärgert wurde. „Hört auf zu kämpfen!“ rief der, der sich nicht einig war, wer er nun war, wurde von den Kämpfern aber ignoriert. Beide kämpften um ihn, doch wenn Schwertstimme flog, war Ohnezahn im Nachteil. Ohne Hilfe konnte er nicht alleine fliegen. Aus einem Impuls heraus sprang der junge Mann auf und rannte auf beide Drachen zu, als sie wieder aufeinander losgingen. Diese Handlung war lebensgefährlich, aber er kümmerte sich gerade nicht darum, ignorierte auch die Rufe der anderen. „SCHLUSS JETZT!“ schrie er und stellte sich zwischen die beiden angreifenden Drachen, beide Arme ausgestreckt. Schwertstimme und Ohnezahn legten eine Vollbremsung ein, wirbelten Staub auf, der beide und den jungen Mann verschluckte und vor der Sicht der anderen verbarg. „Hicks!“ „Tanin!“ Die Drachenreiter und der Kapitän waren besorgt. Hatte er es geschafft? Denn urplötzlich war es totenstill geworden. Nur der Wind war zu hören, der den Staub weg wirbelte. Dort stand er, der Junge Mann mit dem Holzbein. Beide Drachen hatten abgebremst um ihn nicht zu treffen. Und nun lagen Schwertstimmes sowie Ohnezahn Schnauzen in seinen Händen. Beide Drachen hatten sich augenblicklich beruhigt. Die Zeit schien während dieser Szene fast stehen zu bleiben. Er wirkte in dem einfallenden Licht fast wie ein alter, erfahrener Drachenzähmer. Im Grunde war er das ja auch. Es verging eine gefühlte Ewigkeit, bis sich die drei Gestalten rührten. Er senkte die Arme und hob den Kopf. „Ihr müsst nicht kämpfen.“ sagte er dann und wandte sich als erstes an Schwertstimme, legte ihm die Hände an die Schnauze. „Schwertstimme. Nur, weil ich damals jemand anderes war und Ohnezahn mein Freund ist, heißt das nicht, dass ich ihn dir nun vorziehe. Ihr seid beide meine Freunde.“ Dann wandte er sich Ohnezahn zu und legte auch bei ihm seine Hände an die Schnauze. „Und du, Ohnezahn, musst akzeptieren, dass ich Hicks sowie Tanin bin. Ich ziehe Schwertstimme dir nicht vor. Bitte lerne, mit ihm auszukommen, Ohnezahn.“ Dann wandte er sich erneut an Schwertstimme. „Und du bitte auch. Ihr beide werdet ab sofort zusammen mit mir hier wohnen. Also bitte vertragt euch.“ Beide Drachen grummelten. Es war Ohnezahn, der als erster handelte, den Blick abwandte und dem leuchtenden Fluch den Schweif entgegen streckte, als wolle er ihm die Hand reichen. Schwertstimme grummelte, wandte ebenfalls den Blick ab und berührte Ohnezahns Schwanz mit seinem, als willige er widerwillig, aber seinem Freund zur Liebe ein. „Das war unglaublich!“ sagte Astrid, die zu ihm gekommen war. „Bist du denn jetzt wieder du?“ „Ich bin der, der ich bin.“ antwortete der junge Mann. „Ich bin Hicks, sowie Tanin. Beide sind ein Teil von mir und auch hier ziehe ich den einen nicht dem anderen vor.“ Er sah sie an. „Aber da ich hier geboren wurde und hier mein einer Teil gelebt hat, so bin ich für dich und alle anderen Berkianer Hicks“ Dann sah er den Kapitän an. „und für den Käpt‘n Tanin.“ Astrid lächelte. „Es war unglaublich, wie du die beiden beruhigt hast.“ sagte sie. „Drachen sollten nicht gegeneinander kämpfen, wenn es nicht sein muss.“ antwortete er. „Ich verstehe ja, dass sie befürchten, ich würde den einen dem anderen vorziehen, aber dem ist nicht so. Sie sind beide meine Freunde.“ „Aber wie willst du das mit dem fliegen machen?“ warf Fischbein dann ein. „Ohnezahn kann nicht ohne Hilfe fliegen.“ Hicks sah ihn an. „Das ist ganz einfach. Ich fliege den einen Tag Ohnezahn, den anderen Schwertstimme. Und während ich Schwertstimme fliege, mache ich Ohnezahn eine weitere Schweifspitze, mit der er auch alleine fliegen kann.“ antwortete er. „Das ist eine gute Idee.“ Daraufhin umarmte ihn Astrid urplötzlich und überrumpelte ihn. „Schön, dass du wieder da bist. Wir haben dich vermisst.“ flüsterte sie. Hicks war erst irritiert, doch dann nahm auch er sie in den Arm. „Tut mir Leid, dass ihr euch Sorgen machen musstet.“ antwortete er. „Erinnerst du dich denn nun wieder an alles?“ fragte Astrid, als sie sich von ihm gelöst hatte. „Nicht an alles, aber an das meiste. Da sind immer noch Lücken, die ich füllen muss. Aber ich weiß nun, dass ich zur Zeit, als ich mein Gedächtnis verlor tatsächlich durch das Hades-Viereck geflogen bin, ohne es zu wissen.“ Astrid verzog das Gesicht bei dem Gedanken an dieses verfluchte Meeresgebiet. „Kein Wunder. Niemand hier auf Berk wusste je davon.“ Hicks hielt sich eine Hand an den Kopf. „ich weiß sogar, wie ich schon mit meinem Leben abgeschlossen hatte, als dieser riesige Tornado Ohnezahn und mich erwischt hatte. Der Sog war so stark gewesen, dass ich mein Metallbein verloren hatte und es mir dann mit voller Wucht an den Kopf geflogen ist.“ „Daher auch die Amnesie!“ Jetzt war Astrid Hicks starke Amnesie endlich klar. Aber sie verurteilte ihn deswegen nicht. Immerhin hatte sie seine Erfahrung nicht gemacht. Sie hatte das wüten des Hades-Viereck ja nur aus dem sicheren Schutzschild gesehen. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, wie es war, selbst dort durch zu fliegen. „Ein Glück, dass du das überlebt hast.“ sagte sie dann nach kurzem nachdenken, indem sie versuchte, sich das Szenario auszumalen. „Ehrlich gesagt bin ich selbst überrascht, dass ich das überlebt habe. Das einzige, das mich wurmt ist, dass ich nicht weiß, was zwischen meiner Bewusstlosigkeit im Sturm und meinem Aufwachen in der Sklavenzelle passiert ist...“ murrte Hicks. Er wusste noch genau, wie hilflos er damals war, als er nichts wusste und gesehen hatte, da man ihm eine Augenbinde umgelegt hatte. Doch dann boxte ihn Astrid plötzlich. „He, was sollte das denn?“ „Das war dafür, dass du uns Sorgen gemacht hast!“ lächelte sie verschmitzt. Hicks seufzte. „Ich habe es ja auch verdient.“ seufzte er und legte Ohnezahn, der zu ihm trottete, eine Hand auf die Nase und im Nachhinein auch Schwertstimme, als dieser eifersüchtig fauchte. Er kraulte beide Drachen beruhigend. Bis die beiden miteinander klar kamen würde bestimmt viel Zeit vergehen. Dann wurde er allerdings wiederüberrumpelt, als seine Mutter ihn ebenfalls in die Arme schloss und er erwiederte. „Aye! Hätte nie gedacht, dass du eigentlich derrr Häuptling Berrrks bist.“ knurrte der Kapitän und lachte, während er ebenfalls die Schnauze seines Nachtschattens kraulte. „Eines ist klarrr. Ich werrrde den Allianzverrrtrrrag auf jeden Fall unterrrzeichnen.“ sagte der Kapitän. „Auf dass Berrrk und meine Mannschaft auf ewig Frrreunde sind.“ Hicks lächelte und nickte, dann wandte er sich Schwertstimme wieder zu und streichelte ihn. „Ich werde jetzt mit Ohnezahn fliegen, mein Lieber.Bitte sein nicht eifersüchtig, aber es ist zu lange her, dass ich mit ihm flog.“ Er tätschelte den Kopf des grummelnden Drachen und ging zu Ohnezahn. „Auf ein neues, mein Freund!“ Der Nachtschatten schleckte ihm einmal freudig über das Gesicht und lies seinen alten Freund dann aufsteigen, ehe er durch seine Hilfe aufsteigen konnte. Schwertstimme folgte ihnen in einigem Abstand. Der leuchtende Fluch ging diese Allianz mit dem Nachtschatten nur seines Freundes zur Liebe ein. Hicks derweil genoss es, wieder auf Ohnezahns Rücken zu sitzen und auch der Nachtschatten genoss den Flug mit seinem alten Freund. Die Meute, die sich schon bei ihrer Ankunft im Dorf gesammelt hatte, hatte sich währenddessen nicht aufgelöst. Als die Drachenreiter endlich wieder landeten wurden Stimmen laut, die Hicks zu schlichten wusste. „Ich weiß, ihr seid verwirrt. Aber ich werde euch alles zu seiner Zeit erklären!“ Dann wandte er sich an seine Mutter. „Kannst du bitte übernehmen und das Dorf leiten? Ich muss mich etwas hinlegen und Pläne machen.“ „Natürlich, mein Sohn.“ lächelte sie, während Hicks in Begleitung von Ohnezahn und Schwertstimme zu seinem Haus lief. Alles kam ihm jetzt wieder so bekannt vor, nachdem er sich erinnerte. Und er hatte nun Klarheit, dass er sowohl Hicks als auch Tanin war und das gab ihm, zumindest vorübergehend, Frieden. Sein altes zu Hause weckte ein nostalgisches Gefühl in ihm. Der Anblick all der Dinge beruhigte ihn und lies ihn eine Weile in Erinnerung schwelgen. Er vermisste seinen Vater, der damals durch Drago Bludvists Schuld von Ohnezahn getötet wurde. Gedanken verloren kraulte er den Nachtschatten daraufhin, ehe er den Kopf schüttelte und sich besann. „Kommt mit.“ sagte er dann und erklomm die Treppe nach oben in sein Zimmer. Ohnezahn folgte sogleich, nur Schwertstimme lies auf sich warten. Es war das erste mal für den leuchtenden Fluch, dass er Treppen stieg, weshalb er sich etwas unbeholfen anstellte, aber es letztlich doch schaffte. Ohnezahn hatte es sich inzwischen auf seinem steinernen Lager gemütlich gemacht. „Tut mir Leid, ihr beiden. Ihr müsst euch das Lager erst einmal teilen, bevor ich Schwertstimme sein eigenes besorgt habe. Schwertstimme schnaubte etwas Nebel aus, ehe, er Ohnezahn ansah, welcher widerwillig etwas zur Seite rückte und Platz machte. Schwertstimme legte sich neben ihn und wandte ihm den Rücken zu, was Ohnezahn ihm nachtat. Hicks betrachtete die beiden Drachen, die beide je einen Teil seines Lebens symbolisierten. Sie beide waren ein Teil von ihm. Er dachte nach, setzte sich dann an seinen Schreibtisch. Ohnezahn brauchte eine zweite Schwanzflosse. Eine, mit der er selbst fliegen konnte. Also begann Hicks zu tüfteln und einen Plan zu machen, doch mitten in der Arbeit schlief er dann erschöpft ein. Epilog: Auf zu neuen Ufern -------------------------- „Hicks?“ Astrid trat ein, bekam aber keine Antwort, weshalb sie die Treppe erklomm. Sie fand ihn schlafend an seinem Schreibtisch vor. Ganz offensichtlich war er mitten in der Arbeit auf einem Plan eingeschlafen. Sie warf einen Blick darauf. Es war ein Plan für eine automatische Schwanzspitze für Ohnezahn. Der Nachschatten lag neben Schwertstimme auf seinem Lager, beide einander den Rücken zugewandt. Astrid verließ Hicks Zimmer wieder. Er brauchte die Ruhe, das wusste sie. Sturmpfeil wartete draußen auf sie und flog Astrid zur großen Halle, in der Wikinger und Piraten zusammen ein Saufgelage veranstalten, während Grobian, der Kapitän und Valka über einem Vertrag tüftelten. „Wie geht es ihm?“ fragte Valka, die sich aufrichtete und sie ansah. „Er schläft noch.“ antwortete Astrid und trat an den Tisch. „Wie läuft es mit dem Vertrag?“ „Aye, so gut wie ferrrtig!“ knurrte der Kapitän. „Wir unterschreiben ihn, wenn Hicks wieder auf den Beinen ist.“ sagte Grobian. „Da bin ich!“ kam es von der Tür der Halle. Dort stand Hicks zusammen mit Ohnezahn und Schwertstimme. Er wirkte nicht so ausgeschlafen, wie er sein sollte, als er an den Tisch trat. „Ihr habt den Vertrag schon ausgehandelt?“ fragte er. „Ja.“ „Aye!“ „Dann fehlt nur noch meine Unterschrift.“ Hicks nahm sich einen Stift und unterzeichnete den Vertrag, nachdem der Kapitän seine Unterschrift gesetzt hatte. „Und damit ist die Allianz zwischen Wikingern und Piraten besiegelt!“ Grobian hielt den Vertrag hoch und alle Anwesenden in der großen Halle jubelten. Es folgte eine große Feier mit viel Essen und trinken. Wikinger und Piraten verstanden sich gut, tranken und aßen gemeinsam. Kapitän und Häuptling saßen nebeneinander mit dabei und unterhielten sich, bis irgendwann einer der Wikinger rief, Hicks solle von seinen Abenteuern bei den Piraten erzählen. Der lies sich das nicht zweimal sagen und erzählte alles, was er wusste. Von seinem Flug durch das Hades-Viereck bis hin zu diesem Moment. Er beschrieb das Hades-Viereck ganz genau und bläute seinen Leuten ein, niemals zu versuchen, ohne einen Alphadrachen hindurch zu wollen. Die Insel der Nachtschatten und das Drachenparadies aber verschwieg er. „Maat.“ sprach ihn der Kapitän dann an. „Lass mich dirrr als Zeichen unserrrerrr Frrreundschaft das hierrr schenken.“ Er drückte ihm die Karte ihn die Hand. Die Karte, die zur Insel der Nachtschatten und zum Drachenparadies führte. „Aber Käpt‘n, wollt ihr wirklich“ „Aye!“ unterbrach der Kapitän seinen Einwurf, was hieß, er war sich sicher. „Sie ist bei dirrr besserrr aufgehoben als bei uns. Also nimm du sie.“ Hicks entrollte die Karte und sah sie sich noch einmal genau an. „Ich danke euch, Käpt‘n.“ sagte er und verneigte sich leicht. „Arrr, nichts zu danken!“ Der Kapitän winkte ab. „Feierrrn wirrr lieberrr noch ein wenig!“ Daraufhin wurde gejohlt. Alkohol floss und irgendwann sangen Wikinger und Piraten je ihre Lieder. Lieder über die Seefahrt, das Piratenleben oder Wikingerlieder. Die Feier war ausgelassen und dauerte bis tief in die Nacht hinein, in der sich Hicks aber irgendwann zurück zog und sich mit seinem Plan in die Schmiede schlich. Ohnezahn und Schwertstimme verließen ihn nach wie vor nicht und saßen dabei, als ihr Freund anfing, die automatische Schwanzflosse für Ohnezahn zu bauen. Auch Astrid traf irgendwann dazu und unterhielt sich mit Hicks, während er arbeitete. in den frühen Morgenstunden legte Hicks sein Werkzeug hin und sah sich sein Werk an. Dort lag eine tiefschwarze, künstliche Schwanzflossenhälfte für Ohnezahn. Hicks wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Was sagst du, Ohnezahn? Sollen wir sie gleich mal ausprobieren?“ Freudig wedelte Ohnezahn mit dem Schwanz und willigte ein. Als Hicks neben ihn trat legte er schön brav den Schwanz auf den Boden und lies sich die Schwanzspitze anlegen. Ein metallischer Clip war an seiner anderen, intakten Schwanzhälfte angebracht und sorgte dafür, dass die künstliche Schweifhälfte das selbe tat wie die normale. „Passt. Probier sie mal aus, Ohnezahn!“ Erwartend sah Hicks den schwarzen Drachen an, der den Blick erwiederte und es dann versuchte. Er schlug die Flügel und hob tatsächlich ohne Mühe ab. Und ohne Hilfe. Hicks freute sich und lächelte, schwang sich dann sogleich auf Schwertstimmes Rücken und folgte Ohnezahn in die Lüfte. Der Nachtschatten machte freudige Kunststücke und flog neben Schwertstimme durch die Luft. Astrid war ihnen schon bald auf Sturmpfeil gefolgt und die drei Drachen flogen nun dem Sonnenaufgang entgegen, während das Piratenschiff unter ihnen wieder ablegte, um neuen Abenteuern entgegen zu segeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)