Primrose ~ Blooming Doubts von BakaOtakuFish ================================================================================ Kapitel 3: Die Mutprobe ----------------------- „Hört mir jetzt gut zu, denn ich erkläre es nur ein einziges Mal, kapiert?“ Prüfend schaute Miyako in die Runde, ehe sie fortfuhr. „Da wir ja leider morgen schon wieder nach Hause gehen und das hier unsere letzte Nacht in der Digiwelt sein wird, hab ich mir noch ein kleines Spielchen für uns ausgedacht. Eine Mutprobe!“ Stolz klopfte sie sich auf die Brust und nickte bejahend, obwohl sich noch niemand dazu geäußert hatte. Allein schon der Einfall war brillant und würde bestimmt mit viel Applaus und positivem Zuspruch bejubelt werden. „Mutprobe?“, wiederholte Daisuke in einer schrägen Tonlage und hob zweifelnd die Augenbraue an. „Und was hattest du dir darunter vorgestellt?“ „Ganz einfach!“ Sie rückte ihre Brille zurecht, die im Schein des flackernden Lagerfeuers schaurig blinkte. „Nicht weit von hier ist ein Friedhof, der von einem Schwarm Bakemon bewohnt wird. Am hintersten Teil des Platzes befindet sich ein verlassener Schrein, der für Opfergaben errichtet wurde. Wir bilden Zweierteams und es ist die Aufgabe jedes Teams, einen Weg durch den Wald zu finden und etwas in den Schrein zu legen. Da wir noch ein wenig Süßkram übrig haben, sollten wir es damit versuchen. Hilfe von anderen Gruppen ist nicht erlaubt. Ihr dürft nur eure Digimon mitnehmen.“ Iori war der Erste, der nach kurzem Überlegen in die Hände klatschte. „Klingt gut. Das wird sicher ganz witzig.“ „Witzig? Bist du dir sicher, dass du nicht doch Angst bekommst? Ich meine… es geht schließlich durch den stockdüsteren Wald.“ Natürlich durchschaute der Brünette gleich die Provokation von Davis, die ihn eigentlich relativ kalt ließ, und konterte: „Quatsch, wieso sollte ich? Mit meinen Fähigkeiten im Kendo macht mir keiner so schnell was vor. Außerdem habe ich Armadillomon und einen von euch dabei.“ Der Themenwechsel brachte den vorlauten Jungen gleich zu seiner nächsten Schnapsidee. Die Gruppeneinteilung. Seine große Chance, vor Hikari als strahlender Held dazustehen. Wenn sie sich vor einem im Gebüsch raschelnden Digimon erschreckte und er schützend vor sie sprang, würde sie schon einsehen müssen, was für ein dufter Typ er doch war. „Hikariii!“, wandte er sich mit einem zuckersüßen Lächeln an sie, „Hab keine Angst! Wenn du willst, können wir gerne zusammen-…“ Als er nach ihrer Hand greifen wollte, war Miyako ihm schon zuvor gekommen und hakte sich bei ihrer Freundin ein. „Hättest du wohl gern. Kari kommt mit mir, nicht wahr?“ Freudig nickte besagte ihr zu. Mit herausgestreckter Zunge winkte Miyako noch, während sie mit dem Rest ihrer Gruppe an den Start ging und nicht unnötig viel Zeit mit dem trauernden Davis verschwendete. „Das darf doch nicht wahr sein…“ Geknickt ließ er sich auf seine vier Buchstaben fallen und schaute den Mädchen wehleidig hinterher. Da war sie hin, seine glorreiche Chance. Aufmunternd klopfte Veemon ihm auf die Schulter. „Mach dir nichts draus. Beim nächsten Mal klappt’s sicher besser.“ Takeru hingegen konnte sich beinahe das schadenfreudige Grinsen nicht verkneifen. Ihm war ja bewusst, dass Hikari die Flirtversuche noch nie besonders ernst genommen hatte. Dennoch gestand er sich eine gewisse Bewunderung für diese Hartnäckigkeit ein. So war der gute alte Davis eben und so würde er wahrscheinlich immer bleiben. Aufbrausend, direkt und etwas unbeholfen und tollpatschig. Gerade das machte ihn ja so sympathisch wie auch nervtötend. Eine Weile schaute der Blonde in die Richtung, in der nichts mehr von der ersten Gruppe zu sehen war und schnappte sich aus der am Boden liegenden Tüte ein paar Snacks – Darunter zwei Tafeln Schokolade, einige Lutscher und Bonbons. „Wollen wir auch langsam, Cody? Der Vorsprung sollte wohl genügen“, fragte er gerade heraus. Auch ohne vorherige Absprache stand für die beiden fest, dass sie zusammen gehen würden. „Klar, auf geht’s.“ Bevor auch sie außer Sichtweite waren, drehte sich Takeru noch mal um und winkte, wie Miyako schon vor ihm. „Bis später, ihr zwei. Verlauft euch nicht, wenn ihr gleich dran seid“, verabschiedete er sich. Den Spaß wollte er sich dann doch nicht nehmen lassen und den ulkigen Gesichtsausdruck von Daisuke verpassen, der nur beleidigt die Wangen aufblies. Im Verlaufen stellte er so was wie den ungeschlagenen Meister dar, weshalb der Rat seines Kameraden vielleicht gar nicht mal so fehl am Platz war. In der Zwischenzeit hatten die Mädchen schon ein gutes Stück des Weges hinter sich gebracht und unterhielten sich angeregt über das Szenario von eben. „Du musst zugeben: Das war ja schon irgendwie ganz niedlich, was er da gesagt hat“, prustete Miyako los. Dass das hier eine Mutprobe war und daher für Belustigung eigentlich der falsche Augenblick, schien sie dabei völlig zu verdrängen. Daran störte sich Kari aber kein bisschen, im Gegenteil. Ablenkung konnte sie gut gebrauchen. Als ängstlich würde sie sich zwar nicht gerade beschreiben, doch bei einem solchen Event wie diesem rechnete man ja irgendwie schon mit etwas, das einen erschreckte. Ansonsten fühlte es sich nicht anders an als ein gemütlicher Abendspaziergang, wie man ihn im Sommer dann und wann mal machte. Kichernd fuhr sie sich durch ihr hellbraunes Haar, dessen Strähnen ihr leicht ins Gesicht fielen. „Niedlich ist es nur, solange er sich keine ernsten Hoffnungen macht. Nach all den Jahren, die wir uns jetzt schon kennen, wird er aber sicher Bescheid wissen. Mittlerweile glaube ich auch, dass er nicht wirklich in mich verknallt ist, sondern einfach ein wenig herumblödelt. Das ist so, als würde er versuchen, einen Teil unserer Kindheit zu bewahren.“ Schweigend marschierten die Digimon neben ihnen her und lauschten der Konversation. Eine Meinung dazu hätten sie zwar auch gehabt, aber ihr gesunder Verstand riet ihnen, sich aus diesem tiefgehenden Frauengespräch herauszuhalten. „Glaubst du wirklich?“, vergewisserte sich die Ältere und wechselte einen kurzen Seitenblick mit ihr, „Was wäre denn, wenn dem nicht so wäre?“ „Du meinst, wenn Daisuke echt in mich verliebt wäre?“ Nachdenklich musterte sie den unebenen Waldboden unter ihren Füßen, den sie fortwährend passierten. So als würde dort im Dreck eine Antwort auf sie warten, die sie einfach ablesen könnte. „Ich hab ihn sehr gern, aber nicht auf diese Weise. Er ist ein guter Freund, mehr nicht. Und das würde ich ihm wohl auch so sagen“, entschied Hikari schließlich und richtete ihren Blick wieder nach vorn. In der Ferne erkannte sie bereits die Umzäunung des Friedhofs. Waren sie wirklich schon so weit gelaufen? Wie es fast nicht anders zu erwarten war, begnügte sich die Brillenträgerin nicht mit so einer vagen Aussage. Da gab es etwas, was sie schon seit geraumer Zeit kitzelte. Nur fehlte bislang irgendwie der passende Moment, ihre Freundin darauf anzusprechen. „Gibt es denn jemanden, den du magst?“ Ihre Schritte wurden langsamer, bis die Wappenträgerin des Lichtes stehen blieb und etwas unbeholfen an einer Rüsche ihres Kleides zupfte. „Wenn ich ehrlich sein soll, bin ich mir da nicht ganz sicher“, gestand sie und spürte eine leichte Hitze in ihren Wangen aufsteigen, die sich wohl in Form einer zarten Rötung präsentierte. Nun wurde Miyako neugierig: „Willst du darüber reden? Vielleicht kann ich dir ja weiterhelfen.“ Als sie den verwirrten Blick Hikaris bemerkte, schlug sie sich nur gespielt mit der Faust an den Hinterkopf und zeigte frech ihre Zunge. „Ich glaub, ich hab nämlich so ein ähnliches Problem wie du.“ „Tatsächlich?“ Währenddessen… „Du, Davis?“ „Hm?“ „Bist du sicher, dass das der richtige Weg ist?“ Ertappt blieb der Rothaarige stehen und rang sichtlich nach Fassung. „N-Natürlich! Wir sind gleich da, wirst schon sehen!“, gab er nur energisch zurück und stapfte weiter – Genau in die falsche Richtung. Die vermeintliche Abkürzung, mit der er dem neunmalklugen Takeru zuvorkommen wollte, entpuppte sich natürlich als Niete. Da blieb Ken nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen und seinem besten Freund zu folgen. Irgendwo würden sie schon ankommen. War nur irgendwie fraglich, ob es sich dabei am Ende auch wirklich um den Friedhof der Bakemon handelte. Hauptsache, sie waren am nächsten Morgen noch pünktlich zur Abreise wieder zurück. Seine zweitgrößte Sorge neben der Sucherei galt Wormmon, das ohnehin schon einen recht schreckhaften Charakter besaß und bei jedem noch so kleinen Geräusch in sich zusammenzuckte. Im Normalfall wäre das ja kein Problem, würde es sich aus seiner Angst heraus nur nicht mit aller Kraft an Kens Hosenbein festkrallen, was ihm merklich das Gehen erschwerte. „Ganz sicher?“, hakte er bei diesem Anblick erneut nach und entlockte Daisuke ein lautes Grummeln mit anschließendem Haareraufen. „Wir haben uns total verlaufen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)