Primrose ~ Blooming Doubts von BakaOtakuFish ================================================================================ Kapitel 7: Verbrannter Nudelauflauf ----------------------------------- „Hach, mir geht’s schon wieder viel besser“, brummte Hikari und streckte sich ausgiebig. Soeben hatten sie und Takeru sich von Ken und Daisuke verabschiedet und auf den Heimweg gemacht. Nach ihrem kurzen Abstecher bei der Eisdiele versuchten sie es noch mals mit einer Runde Hausaufgaben, die tatsächlich gar keine allzu großen Probleme mehr machten. Zumindest erschloss sich Daisuke auf einmal, wie man in Mathe auf das gewünschte Endergebnis kam. Die Belustigung der anderen war groß gewesen, da man sich förmlich vorstellte, wie aus der Rauchwolke über seinem Kopf plötzlich eine leuchtende Glühbirne wurde. Also Erfolg auf ganzer Linie. Zwar war ein Teil damit geschafft, aber durch ihre etwas längere Eispause blieb eben noch ein gutes Stückchen liegen, dem sie sich die nächsten Tage annehmen wollten. Bei der Hitze brauchte sich ja keiner wundern, dass das nichts wurde. Und mit etwas Glück fanden dann auch Miyako und Cody wieder Zeit, um ihnen Gesellschaft zu leisten. Geteiltes Leid war eben halbes Leid. Takeru lächelte bei ihrem vergnügten Anblick. „Das freut mich. Dann hat sich der kleine Spaziergang vorhin ja gelohnt.“ Gemütlich und mit den Händen in den Hosentaschen schlenderte er neben ihr her, beobachtete ein paar Vögel, die ihre Bahnen durch den strahlend blauen Himmel zogen. Der Tag heute verbreitete so etwas wie Frieden, löste eine innere Ruhe in dem Jungen aus. Ähnlich wie das, was er während des Aufenthalts in der Digiwelt empfand. Allein diese Unbeschwertheit machte ihn glücklich. Umso mehr tangierte es ihn allerdings, dass er sich mehr und mehr auf das Ende fixierte. Immer öfter daran dachte, wie sich die Dinge bald veränderten. Konnte er nicht einfach im Hier und Jetzt leben und der Zukunft noch eine Weile den Rücken kehren? „Was ist denn?“ Fragend schaute Gatomon zu seiner Partnerin auf, in dessen Armen es lag. Scheinbar hatte sich ihre Laune während Takerus kleinem Gedankenexkurs wieder verschlechtert, was dem feinen Gespür des Kätzchens natürlich nicht entging. Nach kurzem Überlegen gestand Kari leise: „Ich will eigentlich gar nicht nach Hause. Bestimmt werd ich wieder wütend, wenn ich Tai sehe, dabei hab ich keine Lust mehr zu streiten. Ich will mir nur nicht die schöne Stimmung vermiesen lassen.“ Gut nachvollziehbar. Selbst wenn man sich wieder vertragen wollte, konnten die Fronten dennoch so verhärtet sein, dass das eben nicht sofort möglich war. „Übernachte doch einfach bei mir und schlaf mal ne Nacht drüber“, schlug T.K. vor und blieb vor ihr stehen, „Mit ein bisschen Abstand voneinander kochen auch die Gemüter nicht mehr so hoch. Dann fällt es dir sicher leichter, mit ihm zu sprechen. Außerdem…“ Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. „Meine Mutter kommt erst spät nach Hause. Wir können also das Wohnzimmer in Beschlag nehmen und einen DVD-Abend veranstalten.“ Unmittelbar nach dieser unerwarteten Einladung seinerseits erhellten sich ihre Gesichtszüge und er entdeckte wieder dieses typische Glitzern in ihren Augen. „Echt? Und ich geh dir auch nicht auf die Nerven?“ Zur Antwort runzelte er nur vielsagend die Stirn und zog die Braunen hoch. „Mensch, Hika. Wie lange kennen wir uns jetzt schon?“ „Unser halbes Leben“, erwiderte sie postwendend. Der Blondschopf nickte bestätigend. „Hast du in dieser Zeit auch nur ein einziges Mal meine Nerven strapaziert?“ Sie legte den Kopf schief und blinzelte ihren Freund unschuldig an. „Gute Frage. Ich würde mal nein sagen.“ „Dann lassen wir es doch gern auf einen Versuch ankommen.“ Freudig schloss sie zu ihm auf und steuerte direkt das Wohngebiet an, in dem die Familie Takaishi ihre Zelte aufgeschlagen hatte. Hausnummer 25. Das Gebäude mit den grauen Mauern war ihr bald so vertraut wie ihr eigenes Zuhause. Ständig lungerte sie bei Takeru herum und vertrieb sich mit ihm die Zeit und Langeweile. Vor zwei Jahren war er mit seiner Mutter in die Doppelhaushälfte eingezogen, die im Westen des Bezirks Odaiba lag. Der Job seiner Mutter hatte genug Geld für dieses schmucke Heim abgeworfen, sodass sie schon bald wieder ihre Koffer packten und das Wohnhaus verließen, in dem auch Cody und Miyako wohnten. Hikari kam seitdem fast jeden Tag rüber, da die Entfernung zu ihrer eigenen Wohnung nur noch schlappe zehn Minuten betrug. Einziges Hindernis stellte ihr Bruder dar, der seinen Beschützerinstinkt nicht unterdrücken konnte. Eine Weile hatte er sich das mit angesehen, ein paar Übernachtungen geduldet, aber scheinbar ließ ihn das Gefühl nicht los, Takeru hätte seine Hormone nicht unter Kontrolle und würde seine Finger nicht bei sich behalten. Völliger Schwachsinn, aber so war Taichi nun mal. „So, da wären wir“, verkündete der Jüngling, nachdem er die Tür aufschloss und weit für seinen Übernachtungsgast öffnete. Wie selbstverständlich huschte Kari an ihm vorbei, schlüpfte aus ihren Schuhen, die sie fein säuberlich im dafür vorgesehenen Regal verstaute und nahm die Besucherpuschen zur Hand, die immer für sie bereitgestellt waren. „Macht’s euch schon mal bequem. Ich seh mal, wie ich das Essen im Backofen aufgewärmt kriege.“ „Ach, Keru?“, stoppte sie ihn, bevor er in der Küche verschwand. „Darf ich wohl kurz das Telefon benutzen? Ich möchte wenigstens noch kurz Bescheid sagen, dass ich heute nicht nach Hause komme.“ „Klar doch. Grüß mal nett von mir.“ Yuuko Yagami hatte zum Glück nichts gegen die Pläne ihrer Tochter einzuwenden. War ja nicht das erste Mal. Durch ihre enge Freundschaft zu Natsuko wusste sie, dass ihre Kleine bei den Takaishis gut aufgehoben war und es keinen Grund zur Besorgnis gab. Nach dem Gespräch zog es die Digiritterin vor Neugierde ebenfalls in die Küche. Takeru stand etwas unschlüssig vor dem Herd, einen Arm vor der Brust verschränkt, die andere Hand an seinem Kinn reibend. „Was gibt’s denn Feines?“, erkundigte sie sich und warf einen Blick über seine Schulter. Durch das kleine abgedunkelte Fenster des Backofens erkannte sie eine Auflaufform, in der etwas mit Käse überbackenes vor sich hin schmorte. Schon der Duft, der sich durch diesen Prozess in ihre Nase schlich, ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. „Wenn mich nicht alles täuscht, Nudelauflauf. Dauert bestimmt auch nicht lange. Ich hab das Ding auf volle Pulle gestellt“, erklärte er. Hoffentlich verbrannte ihm das Zeug nicht unter Protest vor Hitze, ähnlich wie es heute vielen Leuten draußen in der Sonne erging. „Sind wir mal gespannt. Deine Mutter kann zumindest viel besser kochen, dann musst du es nicht unbedingt zunichte machen, indem du es anbrennen lässt.“ Neckisch streckte sie T.K. die Zunge heraus und wich seiner Rache schnell aus. Wäre sie nur halb so flink gewesen, hätte er ihr erbarmungslos in die Rippen gepiekt, bis sie vor lachen auf dem gefliesten Boden gelegen hätte, jawohl! Aber ihr fortwährendes Tanztraining, das parallel zu seinen Basketballstunden verlief, tat da wohl sein übriges. Was körperliche Fitness und Ausdauer anging, stand ihm die brünette Schönheit in nichts nach. „So was aber auch… Sei froh, dass du überhaupt was abkriegst“, schmollte er und zog einen Flunsch. Was seine Kochkünste betraf, konnte er gegen seinen Bruder zwar nicht anstinken, glaubte er aber bis jetzt doch fest daran, dass sich das Ergebnis immer sehen ließ. So eine Frechheit, sein Talent infrage zu stellen! Verspielt lachte sie, tänzelte dann um ihn herum, hin zu einem der Hängeschränke und holte das Geschirr daraus hervor. „Nicht böse sein, Keru. Zur Entschuldigung decke ich auch den Tisch!“ Wie sollte er seiner bezaubernden Freundin auch nur eine Minute lang böse sein? Ihr Hundeblick erwischte ihn jedes verdammte Mal eiskalt und ohne etwas dagegen tun zu können, verzieh er ihr jeden noch so theatralisch gespielten Streit sofort. „Dann aber zackig. Ist gleich soweit!“ Mit einer ausladenden Bewegung deutete er auf die Uhr an der Wand, als blieben ihr keine drei Sekunden mehr. Ja… so ausgelassen mit ihr herumzualbern war das Größte für Takeru. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)