Schwarzes Loch von CeBe13 (Was von einer Seele übrig bleibt) ================================================================================ Kapitel 1: Meine Seele ---------------------- Ich sehe in die Gesichter der Menschen um mich herum und ich kann ihre Blicke nicht ertragen. Ich sehe die Angst, dass das was mir passiert ist ansteckend ist. Ich sehe das Mitleid mit mir, dem Gebrochenen. Ich sehe die Ratlosigkeit, sie wissen nicht wie sie mit mir umgehen sollen. Ich sehe die Hilflosigkeit, sie wissen nicht ob, und wenn ja wie, sie mir helfen können. Ich sehe die Abscheu vor mir, dem Gebrochenen. Ich sehe das alles in ihren Augen. Manche Menschen glauben, dass die Augen eines Menschen die Fenster zu seiner Seele sind, doch ich denke, dass sich in den Augen der anderen nur spiegelt was ich darin sehen will. Ich ertrage die Blicke trotzdem nicht. Ich bereite den Menschen, die mich ansehen Kummer und Schmerz, auch das ertrage ich nicht. Ich wende meinen Blick nach innen. Dorthin wo einmal das Kaleidoskop meiner Seele war. Das Tuch meiner Seele hat in bunten Farben geleuchtet. Ja, es hatte auch dreckige Stellen, aber überwiegend war es bunt und schön. Jetzt ist an der Stelle ein schwarzes Loch. Ich stelle mich an den Rand und lasse mich hinein fallen. Ich falle in den Schmerz. Der Schmerz ist rein. Es ist keine Freude in ihm, es gibt nichts was ihn dämpft. Er ist allumfassend und ganz klar. Ich ergebe mich. Ich nehme den Schmerz an und er spült alles andere hinweg. Ich falle tiefer und ich werde zum Schmerz. Er und ich sind eins. Endlich weiß ich wo ich hin gehöre endlich bin ich wieder ganz. Da legt sich ein kleines blaues Stück Stoff auf meine Hand. Ich betrachte es, es ist ein Stück meiner Seele. Er ist die Erinnerung an den Urlaub am Meer. Ich schüttle es ab, es stört die Reinheit des Schmerzes. Doch hier unten sind noch mehr farbige Stofffetzen. Ich will sie nicht sehen ich will nicht daran erinnert werden wer oder was ich einmal war. Ich will nicht daran erinnert werden, was ich verloren habe. Ich will die Reinheit und Klarheit des Schwarzes. Dann flattert ein Stück Stoff an mir vorbei Gold. Ich greife danach. Es verbrennt mich. Ich halte es trotzdem fest, es ist die Erinnerung an dich. Ich will nicht, dass du mir in das Schwarz folgst. Ich versuche den Stofffetzen nach oben ans Licht zu pusten, doch er fällt wieder runter. Ich greife nach dem nächsten Stück, wieder Gold. Die Erinnerung an unsere erste Nacht. Ich nehme Nadel und Faden und nähe die beiden Stücke zusammen. Wieder versuche ich sie nach oben zu pusten, doch der Stoff fällt mir ins Gesicht. Ich nehme ihn in die Hand. Er ist nass von meinen eigenen Tränen. Ich will nicht dass du mit mir fällst. Ich will, dass du mich verlässt ich will dich im Licht wissen, damit ich mich dann im Schmerz verkriechen kann. Doch du bist hartnäckig. Ich nähe jedes Stück Stoff, jedes Stück meiner Seele, dass ich erreiche an die Erinnerung an die Zeit mit dir. Ohne, dass ich es gemerkt habe, habe ich die Richtung gewechselt. Ich lasse mich nicht mehr fallen, sondern ich suche nach den Teilen meiner Seele die ich erreiche. Ich flicke alles zusammen. Bei manchen Teilen ist so viel Dreck drauf, dass ich nicht mehr erkenne wo sie mal hingehörten. Ich nähe sie einfach mit ein. Ich sehe mich um und finde keine weiteren Stücke mehr. Einige Fäden sind zu klein um sie wieder einzufügen, andere wiederum umschwirren mich und sind weg wenn ich danach greife. Ich lege die Teile, die ich zusammen genäht habe über das schwarze Loch. Ich steh wieder am Rand. Ich betrachte es mir. Das Tuch meiner Seele ist ein Flickenteppich. Ich erkenne Teile wieder, die vorher wichtig waren und die jetzt an den Rand gerutscht sind. Ich sehe, dass du die Mitte bildest. Das Gold ist deine Farbe. Meine Seele ist wieder ein buntes Kaleidoskop, aber es sieht anders aus als vorher. Das Tuch ist nicht stabil und das Schwarz des Lochs, das darunter liegt atmet durch die Löcher und Ritzen.   Ich Blicke wieder nach draußen zu den Menschen. Einige sind gegangen, von denen ich dachte, dass sie bleiben. Andere sind dazu gekommen, von denen ich es nie erwartet hätte. Ich sehe in ihre Augen, sie sind der Spiegel in dem ich mich selbst sehe.   Verwundet, zerschunden, dreckig und blutig, mit dir an meiner Seite. Das Tuch meiner Seele voll von Löchern und noch nicht genähten Rissen. Ich lebe noch. Er hat mich gebrochen aber nicht zerstört.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)