Albtraum oder Realität? von Satine2502 ================================================================================ Kapitel 18: Ran's Leid ---------------------- Shinichi und Shiho betraten das Krankenzimmer als Eri sich gerade von ihrer Tochter verabschiedete. Beim rausgehen nickte sie den anderen beiden nur freundlich zu und verschwand. "Wie geht's dir?" ,fragte Shinichi besorgt und setzte sich neben sie ans Bett. "Naja ... wie es einem eben geht nach so einer Situation." "Warum bist du überhaupt mit Vermouth mitgefahren? Wenn Shiho und ich dich nicht rechtzeitig gefunden hätten, könntest du tot sein." "Vermouth hat mir eine Nachricht geschickt dass sie meine Mutter wieder gefangen genommen hätten und ihr dasselbe passiert wie Paps wenn ich nicht zurück komme und meine gerechte Strafe erhalte. Ich glaubte ihr natürlich und fuhr sofort mit ihr mit." Shinichi schüttelte kurz den Kopf als er sie leicht verzweifelt ansah. "Wenn wir es ganz genau nehmen, hat Herr Mori dich ja gerettet." ,begann Shiho nun. "Was?" ,fragte Ran verwundert. "Er hat vor langer Zeit auf deinem Handy eine versteckte App installiert welche immer deinen genauen Standpunkt anzeigt wenn er sich auf dem PC einloggt. Er machte das aus Sicherheitsgründen da er Angst hatte du würdest mal entführt werden." "Ja das sieht Paps ähnlich. Wie gut dass ich diese App nie gelöscht habe." "Du wusstest davon?" ,fragte Shinichi verwundert. "Natürlich. Paps hat oft im Schlaf geredet wenn er betrunken war und einmal hat er von dieser App genuschelt und meinen Namen gesagt. Da hab ich mein Handy überprüft und wusste es. Aber es machte mir nichts aus. Ich war froh dass er sich so um mich sorgte. Umso schlimmer, dass ich an seinem Tod schuld bin." Die Stimmung wurde traurig und Shiho wollte noch etwas sagen als Ran sie nur bat zu gehen. Sie brauchte dringend Schlaf und musste sich auf die bevorstehende Beerdigung vorbereiten. Shinichi gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und flüsterte ihr ein leises 'Ich liebe dich' zu. Ran musste kurz lächeln und nickte als beide das Zimmer verließen. Als die Tür ins Schloss fiel, sank Ran in den Polster hinein und kämpfte gegen die Tränen. Ihr Vater war tot. Ebenso ihr Baby. Wie viel Leid musste sie noch ertragen? Ihr brach es auch das Herz Shinichi mit Shiho gehen zu lassen wo sie wusste welche Gefühle sie für ihn hegte. Und nach all dem was passiert war, wie lange würde Shinichi Ran wirklich noch lieben? Oder sagte er ihr das nur, dass sie nicht ganz zerbrach? Ran konnte nicht mehr denken. Ihre Müdigkeit siegte und ihre Augen schlossen sich als sie aber nicht ruhig schlafen sollte. Denn in ihren Träumen erlebte sie alles wieder. Der nächste Morgen war angebrochen als Shinichi die Augen öffnete. Es war schon eine Zeit her dass er in seinem alten Bett aufgewacht war. Aber es fühlte sich gut an, nicht mehr als Conan leben zu müssen. Er hoffte nur, dass irgendwann auch für Ran wieder Normalität einkehren würde und sie endlich glücklich werden könnten. Nachdem er sich geduscht und umgezogen hatte, machte er sich gleich auf den Weg zum Professor. Er und Shiho saßen bereits am Frühstückstisch und hatten auch für ihn gedeckt. Die Stimmung war gut und als der Professor fragte ob Shinichi wüsste wann Ran entlassen werden würde, antwortete er: "Keine Ahnung. Ich fahre aber nach dem Frühstück gleich rein und frage sie." "Zieht sie dann bei ihrer Mutter ein?" ,fragte Shiho nun. "Ich denke schon. Immerhin ist die alte Wohnung noch verwüstet und ich will sie da auch gar nicht rein lassen. Sie hat schon genug durchgemacht." "Glaubst du sie schafft das?" "Was meinst du?" "Naja, vielleicht sollte sie zu einem Therapeuten gehen um das Geschehene aufarbeiten zu können." "Was? Sag mal geht's dir noch gut? Ich schicke Ran sicher nicht zu einem Therapeuten. Hast du je einen gebraucht nach dem ganzen Schicksalen die du erlebt hast?" "Nein, aber ich hatte ja auch dich zum reden." "Und ich werde nun für Ran da sein und ihr helfen. Sie kann mit mir reden." Kurze Stille trat auf als der Professor ein neues Thema anschnitt. Doch Shinichi reichte es. Er bedankte sich für das Frühstück und ging. Was fiel Shiho ein den Vorschlag überhaupt auszusprechen dass Ran zu einem Therapeuten gehen sollte? Leichte Wut stieg in ihm auf als er nicht bemerkte dass er auf dem Weg zum Krankenhaus genau in die Straße bog, in welcher vor einiger Zeit noch Kogoro's Büro war. Ein leichter Wind wehte als Shinichi's Blick nach oben zum Fenster wanderte. Die große Schrift an den Fenster war halb abgekratzt und abgeklebt. Langsam bog er zum Eingang und ging die Stufen hinauf. Als er vor der Bürotür stand und den Türknopf umfasste musste er tief durchatmen. Wie oft war er schon einfach durch diese Tür gegangen und hatte Kogoro am Schreibtisch sitzend vorgefunden. Öfter mal betrunken oder auch mit dem Kopf am Tisch liegend weil er eingeschlafen war. Vorsichtig drehte er den Türknopf und öffnete langsam die Türe. Seit die Polizei hier war, wurde nicht mehr abgeschlossen. Warum auch? Hier gab es bis auf den kleinen Fernseher auf dem Tisch nichts besonders wertvolles. Shinichi betrat den Raum und es wirkte alles so kalt. Der Staub hatte sich überall schon niedergelegt und einige Bilder waren von der Wand gefallen. Shinichi sah sich um und erinnerte sich wieder, wie oft Ran aus der kleinen Küche kam und ihm mit einem Lächeln begrüßte. Klar, damals war er noch Conan, aber ihr Lächeln lies sein Herz jedes Mal schneller schlagen. Sein Blick wanderte zum Schreibtisch. Langsam ging er darauf zu und sah ihn an. Es war so leer. So kalt und verlassen. Vor gar nicht so langer Zeit war dieser Raum so belebt und voller Freude. Und jetzt? Er ging um den Tisch herum und setzte sich langsam in den alten Bürostuhl. Vorsichtig rollte er sich zum Tisch hin und legte seine Hände darauf. Da bemerkte er, dass das Bild neben dem Fernseher umgeworfen war. Sofort griff er hin und stellte es wieder auf. Es war das Foto von Kogoro mit Eri und Ran als diese gerade mal sechs Jahre alt war. Ein kurzes Lächeln kam über Shinichi's Lippen als er sich zurück lehnte und seufzte. Es war alles so einfach gewesen und innerhalb ein paar Wochen, war alles vorbei gewesen und ein schrecklicher Alptraum hatte sich breit gemacht. Shinichi atmete noch einmal kurz durch als er im aufstehen leise sagte: "Man glaubt es zwar nicht, aber ich vermisse dich, Onkel Kogoro." Er schob den Stuhl wieder an den Tisch, steckte eine Hand in die Hosentasche und verließ den Raum. Als er die Tür von außen zugezogen hatte, sah er nach oben zur Wohnung. Er machte einen halben Schritt auf die nächste Stufe als er sich danach doch umdrehte, hinunter ging und sich wieder auf den Weg ins Krankenhaus machte. Er schüttelte kurz den Kopf und ging schnellen Schrittes. Natürlich hätte er hinein gehen können, aber dazu war er noch nicht bereit. Noch einmal den Ort zu sehen wo er noch vor kurzem Kogoro's Leiche entdeckt hatte, war selbst für ihn zu viel. Am Krankenhaus angekommen stand Ran mit ihrer Mutter gerade am Eingang und sprach noch kurz mit dem Arzt. Er eilte hin als sich der Arzt gerade verabschiedete und wieder hineinging. "Ran? Du kannst schon nach Hause?" "Hallo Shinichi." ,begann sie und umarmte ihn kurz. "Ja, ich habe mich sozusagen selbst entlassen. Aber ich kann das Krankenhaus nicht mehr sehen. Ich wollte nur noch kurz in die alte Wohnung ein paar Sachen holen und dann ziehe ich zu Mama." "Aber, die kann ich dir doch holen." "Was?" "Ja. Ran, geh da noch nicht zurück. Fahr mit deiner Mutter zu ihr und ich bringe dir die Sachen nach okay?" "Das würdest du wirklich machen? Immerhin ..." ,sie schwieg. Sie konnte doch nicht neben ihrer Mutter sagen dass er ihren Vater gefunden hatte, wenn es damals doch Conan war. Shinichi nickte noch einmal als sie ihn umarmte und ein sanftes Küsschen auf die Wange gab. "Danke." Er nickte lächelnd und sagte noch dass er ihr die Sachen so schnell wie möglich nachbringen würde. Da fuhr schon ein Taxi ran und die zwei Frauen stiegen ein. Shinichi winkte ihr noch hinterher als er sich auf den Weg zurück machte. Etwa fünf Minuten später stand er wieder vor der Bürotür von Kogoro. Er atmete tief durch und ging die restlichen zehn Stufen weiter hinauf und stand vor der Wohnungstüre. Seine Hände begannen leicht zu zittern. Noch vorhin wusste er, er könnte das nicht, doch bevor Ran diesem Raum betreten müsste, würde er es tun. Doch seine Hand konnte sich nicht mehr bewegen. Da ließ er den Türknopf wieder los und holte sein Handy hervor. Er wählte eine Nummer, wartete das Freizeichen ab und schon wurde abgehoben. Da sprach er gleich: "Hallo. Kannst du bitte zur Detektei Mori kommen? Ich schaff das nicht." Er nickte noch kurz als er wieder auflegte und das Handy einsteckte. Sein Kopf sank langsam hinunter als er ein paar kleine Schritte zurück machte und sich an die Wand lehnte. Ein Seufzer kam aus seinen Mund und er verstand nicht, warum es ihm so schwer fiel. Er hatte in seinem Leben schon so viele Tatorte gesehen, aber bei diesem hier war es so anders. Sein Herz raste und seine Hände zitterten. "Da bin ich." ,erklang eine bekannte Stimme und Shinichi sah hinunter. "Danke dass du hergekommen bist." "Keine Ursache. So etwas muss doch schrecklich sein und da will man lieber nicht allein hinein." Er nickte kurz als Shiho ihm nur kurz eine Hand auf die Schulter legte und anschließend die Tür öffnete. Ihr fiel das alles viel leichter. Klar, sie kannte Kogoro aber eben nicht so gut wie Shinichi ihn kannte. Beide betraten die Wohnung und alles sah noch immer so aus wie damals als Shinichi Kogoro fand. "Okay, was brauchst du?" "Ran's Sachen. Einige Klamotten und die Toiletsachen." "Gut. Geh du ins Badezimmer, ich gehe in ihr Zimmer." Shinichi nickte als er bewusst den Blick vom Wohnzimmer abwandte und gleich ins Badezimmer ging. Er fand gleich ihre ganzen Sachen als er auch sah, dass von Kogoro noch alles da stand als er es das letzte Mal benutzt hatte. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken als er Ran's Sachen in einen kleinen Koffer füllte und zu Shiho ins Zimmer kam. Diese hatte schon einen Reisekoffer am Bett und legte so gut wie alles von Ran hinein. Gewand, aber auch die Fotos von ihrem Schreibtisch. Ihre Karatesachen und einige Bücher. Anschließend verschwand sie kurz in Kogoro's Zimmer und kam mit einem weißen Hemd zurück. "Was willst du damit?" "Neben den Fotos will sie vielleicht noch eine kleine Erinnerung an ihren Vater." Er nickte nur kurz als Shiho den Koffer schloss und beide das Zimmer verließen. Nun standen sie wieder im Wohnzimmer und Shinichi sah auf den Boden wo damals noch Kogoro lag. "Alles okay?" ,fragte Shiho leise und legte eine Hand auf seine Schulter. "Ja. Es tut nur irgendwie weh." "Verständlich. Er war ja wie ein Vater für dich." "Irgendwie schon, auch wenn ich ihm manchmal erwürgen hätte können." Kurze Stille brach herein als Shinichi Shiho den Koffer abnahm und mit trauriger Stimme sagte: "Gehen wir." Sie nickte und beide verließen die Wohnung und riefen sich ein Taxi. Sie fuhr noch mit zu Ran und brachte ihr alle Sachen. Dort angekommen bedankte Ran sich und Eri bat ihnen einen Kaffee an als Shinichi plötzlich fragte: "Wisst ihr schon wann die Beerdigung sein wird?" "In zwei Tagen." ,antwortete Eri. "Schon?" "Ja. Wir wollen ihn so schnell wie möglich beisetzen. Somit können sich auch alle verabschieden. Ach, Shiho, könntest du bitte Professor Agasa Bescheid geben? Immerhin haben die beiden schon öfter zusammen gearbeitet." "Natürlich. Mach ich gerne. Falls ich sonst noch was tun kann, bin ich gern zur Stelle. Immerhin kenne ich so eine Situation sehr gut." "Hast du auch deinen Vater verloren?" "Ja, zusammen mit meiner Mutter. Sie kamen bei einem Brand ums Leben. Ein paar Jahre später wurde meine Schwester erschossen weil sie in der Bank arbeitete welche überfallen wurde." "Das tut mir sehr leid. Entschuldige dass ich so neugierig war." ,sagte Eri bestürzt. "Kein Problem." ,begann Shiho. "Umso mehr Zeit vergeht, umso leichter wurde es darüber zu reden. Auch wenn man es nicht glauben kann, aber es wird leichter." Sie sah kurz zu Ran als diese nur kurz nickte. Anschließend verabschiedete sich Shiho und Shinichi entschloss sich noch etwas zu bleiben. Als Shinichi noch kurz mit Eri redete, ging Ran schon mal in ihr Zimmer und packte den Koffer aus. Sie nahm ihre Fotos rauf und sah darunter das Hemd ihres Vaters. Sie nahm es in die Hände, setzte sich aufs Bett und drückte ihr Gesicht in das Hemd. Sofort rannen ihr wieder die Tränen hinunter und sie schluchzte. "Ich will dich zurück Papa." ,sagte sie weinend ins Hemd hinein. Wie konnte sie das alles nur verkraften? Ja Shiho meinte es würde leichter aber sie war auch nicht Schuld an dem Tod ihrer Eltern oder ihrer Schwester. Ran war schuld am Tod ihres Vaters weil sie Shinichi und Shiho damals noch als Conan und Ai nicht getötet hatte. Sie war schuld dass ihm das Gift verabreicht wurde und er sterben musste. Und jetzt? Jetzt hatte sie auch noch ihr Baby verloren weil sie nicht riskieren konnte am Tod ihrer Mutter auch noch Schuld zu sein. Obwohl die Organisation ihre Mutter gar nicht gefangen genommen hatten. Wie sollte sie diesen Schmerz je überwinden? Wie könnte sie je ein Foto ihres Vaters ansehen, ohne Schuldgefühle zu haben? Wann würde es ihr nicht mehr das Herz zerreißen wenn sie auch nur an ihn dachte? Ran sank vom Bett auf den Boden hinunter und weinte weiter. Da öffnete sich langsam die Tür und Shinichi kam herein. Er schloss die Tür hinter sich wieder und setzte sich sofort neben Ran auf den Boden und nahm sie in den Arm. "Ich bin bei dir." ,sagte er leise. "Ich will meinen Vater wieder zurück. Nur wegen mir ist er tot. Ich will ihn zurück Shinichi." "Ich weiß." Sie lehnte sich mit dem Kopf gegen seine Brust und weinte weiter. Immer wieder schluchzte sie laut auf und konnte nicht mehr aufhören. Der Schmerz saß so tief dass sie ihn einfach nicht unterdrücken konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)