Somtimes we need to go backward ... von Kurai_Cheri (before we can move forward) ================================================================================ Kapitel 3: Moonligth -------------------- Es ist Mittag, als ich aus meinem traumlosen Schlaf erwache. Die Sonne steht hoch am Himmel. Scheint direkt in mein Schlafzimmer, kitzelt mich mit einzelnen Strahlen wach. Müde gähne ich, strecke meine Muskeln und Sehnen. Lasse meine Gelenk dabei knacken. Nios leises Krächzen dringt an meine Ohren, bittet um etwas zu Essen. Kleine, weiße Augen mustern mich vom Nachttisch aus. Mit schief gelegtem Kopf, öffnet erneut seinen weißen Schnabel, mit der schwarzen Spitze. Wiederholt seine Bitte. Lächelnd kraule ich ihn, bevor ich aufstehe. Gehe direkt in die Küche, um ihm sein Futter vorzubereiten. Aus einem der Schränke hole ich eine Schale. Befülle sie mit Nüssen, Obst und etwas Quark, immerhin soll er bei Kräften bleiben. Begeistert stürzt er sich darauf, als ich fertig bin. Erst jetzt gehe ich ins Bad, um mich oberflächlich zu waschen. Zähne putzen, Haare kämmen, Gesicht waschen und was sonst noch dazu gehört. Danach schlüpfen ich in die Klamotten von gestern und hänge die Wäsche auf, da ich gestern nicht dazu gekommen bin. Diese Arbeit erledigt, trete ich wieder in die Küche. Sehe grübelnd in die Schränke, ehe ich mir ein schnelles, einfaches Mittagessen zubereite. Ein simples Reisgericht, aber es reicht, um mich satt zu machen. Entspannt setze ich mich an den Tisch, beobachte das schwarze Tier auf der Anrichte beim essen. Schmunzelnd lange auch ich ordentlich zu und hänge meinen Gedanken nach. Zu erledigen habe ich heute nichts. Was also mit dem angebrochenem Tag anfangen? Ich könnte mir das Dorf genauer ansehen. Schauen, wo was zu finden ist. Vielleicht auch einen Trainingsplatz suchen, um in Form zu bleiben. Meinen Bruder ausfindig machen wäre auch eine Idee. Doch wie sollte ich ihn finden? Ich weiß ja nicht mal, wie er jetzt aussieht, geschweige denn wo er wohnt. Mein Blick fällt erneut auf Nio. Eine Option wäre es, ihm zu schreiben und einen Treffpunkt auszumachen. Wäre wohl die einfachste Lösung. Aber da kommt dann eine weitere Frage auf: Wo sollen wir uns treffen, wenn er denn überhaupt im Dorf ist? Schließlich könnte er auch gerade auf Mission sein. Seufzend schüttle ich den Kopf und erhebe mich. Das Geschirr ist schnell sauber und weggeräumt. Auch mein Vogel ist bereits fertig und ich habe eine Idee bezüglich des Treffens. Fluchs habe ich ein Stück Papier in der Hand und eine Nachricht verfasst. „Bist du in Konoha? Können wir uns in der Shushuya Bar  treffen?“ Wie als wüsste er, was jetzt kommt, landet Nio vor mir auf dem Tisch. Aus meiner Hosentasche fische ich einen kleinen Metallring, welchen ich dem kleinen Bein befestige. Vorsichtig schiebe ich die kurze, zusammen gerollte Nachricht zwischen Ring und Vogelbein. „Einmal Nachricht an Genma“, befehle ich dem kleinen Vogel und öffne das Fenster. Sofort macht er sich auf den Weg, um seine Aufgabe zu erfüllen. Wie er einzelne Personen findet ist mir bis heute nicht klar. Aber bisher hat er noch jeden gefunden, der sich nicht absichtlich versteckt. Einen Moment sehe ich ihm nach, bevor ich das Fenster wieder schließe. Dann werde ich mir mal Konoha ansehen, um mir die Wartezeit zu verschönern. Im Flur tausche ich meine Hausschuhe gegen meine Stiefel und schließe die Tür hinter mir ab. Genau wie gestern, herrscht reges Treiben auf den Straßen. Überall sieht man fröhlich Gesichter. Streitende Paare. Lachende Menschen. Spielende Kinder. Alles in dieser Stadt strotzt nur so vor Lebendigkeit. Lebensfreude. Und das, obwohl dieses Dorf und deren Bewohner schon einiges mitgemacht hat. Aber hier unter den Leuten bemerkt man kaum etwas davon. Alles wirkt ausgelassen. Das bin ich nicht gewohnt. In Kirigakure war das anders. Dort haben die Menschen auch gelacht, waren fröhlich. Aber meist nur die Zivilisten und auch davon nur wenige. Nicht aber die Shinobi. Sie waren allesamt ernste Gesellen. Finster beinahe. Die Jüngeren weniger als die Älteren. Das Dorf wird von Veränderungen erfasst, jedoch nur langsam. Sehr langsam. Aber die alten Shinobi können nicht mehr geändert werden. Sie werden für immer so bleiben. Sind zu sehr gebeutelt von der damaligen Politik, die erst vor zehn Jahren zu einem Umschwung kam. Nur die wenigsten werden es schaffen, all das hinter sich zu lassen. Ein fast normales Leben zu führen. Ich selbst bin froh, das ich nicht dort geboren wurde. Das ich den Anfang meiner Kindheit hier verbringen durfte. Trotz dessen wurde auch ich von meiner Zeit dort gezeichnet. Mehr als ich wissen will. Mehr als ich je zugeben würde. Mühsam dränge ich diese Gedanken bei Seite. Konzentriere mich wieder auf meine Umgebung. Überrascht stelle ich fest, das ich mich direkt vor der Akademie befinde. Pünktlich zum Schluss des Unterrichts. Um nicht von den Kindern, die freudig schreiend das Gebäude verlassen, überrannt zu werden, beschleunigen ich meine Schritte. Lasse diese Geräuschkulisse hinter mir. Komme an allerlei Geschäften und Gebäuden vorbei. Der Felswand mit den Abbildern der Hokage, wie ich jetzt wieder weiß. Dem Gedenkstein. Vielen Restaurants und Bar. Einige andere Geschäfte. Mehrere Trainingsplätze, leider alle besetzt. Erst der vierte, den ich entdecke, ist frei. Niemand ist zu sehen oder zu hören. Mein Blick schweift kurz in den Himmel. Sucht einen schwarzen Vogel. Vergebens. Genma scheint nicht in Konoha zu sein. Ein Rascheln im Gebüsch reißt mich aus meinen Gedanken. Gespannt lausche ich. Schritte. Kurz und schnell. Knisterndes Laub. Knackende Zweige. Leises unterdrücktes Keuchen. Ein Kind, das versucht sich vor mir zu verbergen. Lächelnd schüttle ich den Kopf. Ignoriere meinen Beobachter, der sich in einem kleinen Strauch verbirgt. Trete in die Mitte des Platze. Schließe die Augen. Ich lausche in die Stille, die keine ist. Höre das Rauschen der Bäume. Vogelgezwitscher. Der Atem des Kindes. Das Klopfen eines Spechtes. Noch ein tiefer Atemzug meinerseits. Mehr Chakra in die Ohren. Konzentration erhöhen. Weitere Geräusche werden deutlich. Gespräche. Das Treiben auf dem nahen Markt. Dumpfe Kampfgeräusche vom Trainingsplatz hundert Meter entfernt. „Wie langweilig. Und ich dachte sie macht was interessantes“. Ein genervtes Murren aus dem Gebüsch. Mein Zuschauer ist also ein Junge. Wieder tritt das schiefe Grinsen auf mein Gesicht. In einer fließenden Bewegung ziehe ich mein Kurzschwert. Reiße es nach vorne, als wollte ich die Luft vor mir durchbohren. Eine geschmeidige Drehung. Noch ein Hieb, diesmal von der Seite. Mein Gegner wieder nur der leere Platz vor mir. Meine Bewegungen werden flüssiger. Gehen ineinander über. Werden schneller. Es ist wie ein Tanz. Ein todbringender Tanz. Ein Tanz, schön anzusehen und doch gefährlich. Blitzschnell. Mit übergehenden Figuren. Drehungen. Alle dazu gedacht, zu schaden. Zu verletzen. Zu töten. Ich blende alles aus. Achte nicht auf meine Umgebung. Widme mich ganz diesem Spiel. Dem Blitzen der Klinge im Sonnenschein. Dem Zischen des Metalls, wie es die Luft zu durchtrennen versucht. Dem Gefühl der Erde unter meinen Füßen. Die Exaktheit meiner Schritte und Drehungen. Schweiß bildet sich auf meiner Haut. Meine Atmung wird abgehackter, wenn auch nur minimal. Meine Hiebe sind schnell, abrupt. Fügen sich trotz allem perfekt in diesen Tanz ein. Eine letzte Umdrehung. Ein letzter Stoß nach vorne. Strecke meinen rechten Arm nach vorn, die Klinge in der Hand, das linke Bein ebenfalls gestreckt. Rechtes Bein und linker Arm gebeugt. Atme tief durch. Einmal. Zweimal. Augen geschlossen. Dann wieder ein Geräusch. Ein überraschtes Staunen. Ruckartig drehe ich mich um, reiße die Augenlider auf. Gehe reflexartig in Verteidigungsstellung. Hebe die Waffe an. Die Spitze nach unten geneigt schwebt sie über meinem Kopf. Deutet an mir vorbei auf einen blonden Jungen. Seufzend lasse ich sie wieder sinken. Erkenne den jungen Shinobi von gestern. Ebenso seine Kameraden und ihren Lehrer. Fast lautlos verschwindet das Schwert wieder in der Scheide. Wie automatisch erscheint das typische schiefe Grinsen auf meinen Lippen. „Das war unglaublich. Es sah aus als würdest du fliegen. Nein, tanzen. Einfach nur beeindruckend“. Auch heute ist seine Stimme laut, doch war ich darauf vorbereitet. Hatte sein lautes Organ ja bereits gestern kennengelernt. Beinahe hüpfend kommt er auf mich zu. Umkreist mich einmal. Irritiert sehe ich zu dem einzigen Erwachsenen. Frage in stumm was das Ganze soll. Doch der zuckt nur gelassen mit den Schultern. „Kannst du mir das auch beibringen? Ich will auch so kämpfen können“. Pausenlos plappert er auf mich ein. Als würde er nicht mal Luft holen. Gibt mir nicht mal die Gelegenheit zu antworten. „Naruto, beruhig dich wieder und hör auf solche dämlichen Fragen zu stellen. Du bist noch nicht bereit, etwas neues zu lernen. Du musst erstmal deine Grundkenntnisse festigen“. Schmollen des Blondschopfes folgt auf diese Aussage. Ein Kopfschütteln des Mädchen auf seine Reaktion. „Ich muss mich wohl schon wieder entschuldigen. Wir wollten sie nicht beim Training stören“. Wendet sich der Silberhaarige jetzt an mich. Kratzt sich dabei am Hinterkopf und sieht mich entschuldigend an. „Schon gut, ich war sowieso gerade fertig. Ich bin übrigens Chiyeko Shiranui“. Lächelnd verbeuge ich mich knapp. Streiche mir die Haare aus dem Gesicht, mit wenig Erfolg. In dem Moment, wo sie meinen Fingern entgleiten, landen sie wieder über meinem Auge. „Kakashi Hatake und das sind meine Schüler. Sakura Haruno, Sasuke Uchiha und Naruto Uzumaki.“ Nacheinander deutet er auf die angesprochene Person. Zeigt mir, zu wem welcher Name gehört. Abrupt wende ich mich von ihnen ab, als ich das Flügelschlagen von Nio höre. Suche den westlichen Himmel nach ihm ab. Nur Sekunden später kann ich ihn sehen. Er hält direkt auf mich zu. Bremst erst ab, als er beinahe bei mir ist. Ich hebe die Linke, lasse ihn auf meinen Fingern landen. Freudig krächzt er. Berichtet mir von dem erfolgreichen  Verlauf seiner Aufgabe. Verlangt sein Lob, ohne danach zu bitten. „Ja mein Freund, das hast du gut gemacht. Ich bin stolz auf dich“. Kraulend brumme ich ihm diese Worte zu. Belohnen ihn für seine Arbeit. Erst danach löse ich den Zettel von seinem Fuß. Rolle ihn aus. „In zwei Tagen. Bei Sonnenuntergang im Shushuya.“ Enttäuschung macht sich in mir bemerkbar, als ich die wenigen Worte überfliege. Gedankenverloren streichle ich weiter Nios Gefieder. Die Nachricht verschwindet in meiner Hose. „Euch noch einen schönen Tag“. Zum Abschied hebe ich die Hand und verlasse den Trainingsplatz. Gehe in meine Wohnung, um etwas zu entspannen. Kaum haben wir die Wohnung betreten, macht sich Nio auf einem der Sofakissen breit. Den Kopf unterm Flügel vergraben, schläft er nach wenigen Sekunden ein. Ich selbst gehe in die Küche, um mir einen Tee zu machen. Stehe wartend vor dem Herd, bis der Kessel endlich pfeift. Das heiße Wasser landet in einer extra Kanne, ehe ich drei Teebeutel hinzugebe. Während das Gebräu durchzieht, krame ich nach einer Tasse und Zucker. Stelle beides bereit und befülle das Trinkgefäß schließlich. Zwei Löffel des Süßungsmittels folgen der Flüssigkeit. Aus einem weiteren Schrank hole ich eine Tüte Chips, die ich in eine kleine Schale fülle. Damit bewaffnet, trete ich auf meinen Balkon und mache es mir gemütlich. Im Schneidersitz lasse ich mich nieder. Beobachte die vorbeikommenden Leute. Genieße das Heißgetränk und das Salzgebäck. Lausche den Gesprächsfetzen gedankenverloren. Nur langsam neigt sich der Tag dem Ende zu und ich lasse ihn auf mich übergehen. Entspanne, während die Sonne dem Mond Platz macht. Fixieren den kalt leuchtenden Himmelskörper, der mich schon immer fasziniert. Eine helle weiße Scheibe. Und doch nicht so hell wie die Sonne. Nicht ganz so strahlend. Leuchtend. Trotz dessen hat er mich schon immer mehr beruhigt als es der Feuerball könnte. War mir schon immer lieber, weil er so eine kühle, angenehme Ruhe ausstrahlt. Lange sitze ich einfach so da. Sehe dem Mond dabei zu, wie er immer höher wandert. Hindere mein Gehirn daran, diesen Moment mit Grübeleien zu zerstören. Mit Gedanken an anderer solcher Nächte. Nächte die nicht so friedlich waren. Nicht so ruhig. Sondern getränkt von Blut. Begleitet von Leid. Angeführt von Trauer. All das will ich heute nicht wissen. Verdrängen es für den Augenblick. Genieße einfach nur die Ruhe. Die Strahlen des Mondes. Das Flüstern des Windes. Die Stille der Straße. Bin einfach nur zufrieden in dieser späten Stunde. Freue mich auf die kommenden Tage. Auf mein Treffen mit Genma. Auf das erkunden des Dorfes. Das Kennenlernen neuer Menschen. Den baldigen Beginn meines Dienstes für meine wieder gewonnene Heimat. Es ist weit nach Mitternacht, als ich endlich zu Bett gehe. Meinem Körper seinen wohlverdienten Schlaf gönne. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)