Wie die Wale zu ihrem Gesang kamen von Annie-Petit ================================================================================ Wie die Wale zu ihrem Gesang kamen ---------------------------------- In einem kleinen Fischerdorf lebte einst eine schöne Magd namens Lovisa. Abends saß sie auf einem Felsen, der ins Meer hinausragte und sang Lieder über die Sterne, den Mond und das Meer. Jeder der ihre Stimme vernahm, wurde davon verzaubert und so erging es auch einem jungen Fischer. Oft versteckte Jaarne sich hinter den Felsen und lauschte heimlich Lovisas Gesang. Eines Tages dann, fasste der Fischerjunge seinen ganzen Mut und wollte um Lovisas Hand anhalten. Doch als sie an jenem Abend wieder auf dem Felsen saß und sang, gab es einen weiteren Zuhörer. Der Meeresprinz kehrte gerade von einer Reise zurück, als Lovisas wunderschöne Stimme an sein Ohr drang. Er schwamm näher an die Küste und als er Lovisa sah, verliebte er sich sofort in sie. Der Meeresprinz sprang aus dem Wasser, ergriff Lovisas Bein und zog das verschreckte Mädchen unter Wasser. Jaarne sah dies und wollte seine Geliebte retten. Doch als er ihnen hinterher tauchte, spritzte der Meeresprinz Tinte in die Augen des Fischerjungen und so konnte er nichts mehr sehen. Jaarne war verzweifelt und wusste keinen anderen Ausweg als die Hexe des Dorfes um Hilfe zu bitten. Die Hexe kannte viele Geschichten auch über das Königreich des Meeres und gegen ein paar Silberlinge war sie bereit dem jungen Fischer zu helfen. Sie gab ihm einen Trank, der ihm Kiemen und Schwimmhäute zwischen Zehen und Fingern wachsen lies. Die Hexe warnte ihn, dass nur der Kuss seiner Liebsten ihn wieder in einen Menschen verwandeln würde. Jaarne ging also ans Meer an die Stelle, an der Lovisa ins Wasser gezogen wurde. Er nahm den Trank zu sich und sprang ins Wasser. Als er ein paar Meter getaucht war, kam ihm ein Thunfisch entgegen und sprach zu ihm: „Jaarne, Jaarne Fischerjung', warfst mich eins ins Meer zurück, So helf ' ich dir auf deiner Such' und zeige dir dein Glück. Des Meeresprinzen Königreich liegt von hier nicht allzu weit. Schwimm' hurtig zur Geliebten dein, Heut' noch soll die Hochzeit sein!“ Der Fisch führte ihn also zum Schloss des Meeresprinzen, doch kaum erspähten die Wachen Jaarne, nahmen sie ihn auch schon gefangen und sperrten ihn ein. Lovisa wurde ebenfalls eingesperrt, jedoch in ein hübsches Gemach. Sie weigerte sich den Prinzen zu heiraten, denn sie liebte nicht ihn, sondern Jaarne. Darauf wurde der Meeresprinz wütend und sprach erbost: „Dein Fischerjunge wird dich nicht retten. Meine Wachen haben ihn in das tiefste und sicherste Gefängnis geworfen, aus dem er nie wieder heraus kommen wird!“ Lovisa begann zu weinen und flehte den Prinzen an, Jaarne frei zu lassen, im Gegenzug würde sie dafür seine Frau werden. Der Meeresprinz versprach, Jaarne wieder an Land zu bringen, sobald die Hochzeit zu Ende sei. So wurde Lovisa mit dem Meeresprinzen vermählt und Jaarne wieder an Land gebracht. Doch weil der Fischerjunge nicht von seiner Liebsten geküsst wurde, konnte er sich nicht mehr in einen Menschen zurückverwandeln. Nur mit Kiemen und ohne Lungen konnte er an Land nicht atmen und starb. Dies sah der Thunfisch und berichtete der armen Lovisa, die an dem Fenster ihres verschlossenen Gemachs saß. Lovisa weinte bittere Tränen um Jaarne, hatte sie ihm doch nicht helfen können und stattdessen seinen Tod herbeigeführt. Seit jenem Tag saß sie nun an ihrem Fenster und sang ununterbrochen von den Sternen, dem Mond, dem Meer und ihrer verlorenen Liebe. Ihr Gesang zog den Prinzen genauso wie alle Meerestiere in ihren Bann und jeder lauschte ihr aufmerksam. Die größten Meeresbewohner, die Wale, fühlten Lovisas unendlichen Schmerz in ihrem riesigen Herzen und trugen ihr Lied durch die Welt, auf dass jeder von dieser traurigen Geschichte erfahre. Selbst heute kann man die Wale noch hören, wie sie Lovisas und Jaarnes Lied auf ihren Reisen singen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)