It's your Song von xManja (Sadie Mao x Mizuki) ================================================================================ Kapitel 2: Face to Face ----------------------- 25.06.2013 Sadie ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ [Kapitel_2] “Kaerenai kawarenai nigedasu doa ni tewo futta maybe I cry again Destroy the weakness and survive in your sigh I los-” “Stop, stop, stooop!”, hallte die Stimme des Managers durch den Osaka Castle Park und hielt die Hände zum Zeichen eines Cuts nach oben mit einem Kopfschütteln, sodass stufenweise alles verstummte und gestoppt wurde. „Mao, was ist denn los? Dreimal ‚maybe‘, nicht nur einmal“, schüttelte er erneut den Kopf und schien perplex darüber zu sein, dass der Sänger es zum vierten Male in Folge verpatzte und sie deswegen erneut anfangen mussten. „Du hast den Text doch geschrieben, hör mal. Schalt dein Hirn jetzt ein.“ Schwer seufzend fuhr sich Mao über den Nacken, war sein Gesicht schließlich komplett geschminkt und sein Haar gestylt, sodass er nicht einmal in aller Ruhe eine verzweifelte Geste von sich weisen konnte und selbst dabei nachgedacht werden musste, wie er den Frust am besten herausließ. Die Hände in die Hüfte gestemmt kam der Manager schließlich auf ihn zu, klopfte den Sänger auf die Schulter und schüttelte zum dritten Mal den Kopf mit einem schweren Seufzen und einem ebenso vielsagenden Laut, der Mao mitteilte, dass er doch ziemlich genervt war, weil sich das Ganze hier in die Länge zog. „Mach Pause“, wies er ihn bestimmend aber ruhig an, nickte dann dem Bassisten entgegen, der zusammen eine Szene mit Tsurugi haben wird im Video und holte diesen somit schweigend zu sich. „Hol deinen Zweitgitarristen, wir verschieben Maos Szene“, sah er sich bei der Erklärung mit tief ins Gesicht gezogenen Brauen um und rümpfte fragend die Nase. „Wo ist eigentlich Mizuki?“ „Noch nicht da“, meinte Aki dann locker und mit einem Schulternheben, dabei kochte er innerlich vor Wut. Er mochte es gar nicht wenn man zu spät kam. Schon gar nicht, wenn Videodrehs anstanden! „Wie, noch nicht da?“, kam es verblüfft von dem Älteren der Aki mit großen Augen ansah und die Hand schließlich erhob mit einem fordernden Daumenzeig über die Schulter hinweg. „Sieh zu dass der rankommt, ich glaub’s doch wohl nicht. Was ist nur los mit euch? Rosa Wattestäbchen im Arsch oder was?“ „Tz. Schön wär’s“, hob der Bassist arrogant die Brauen und zückte sein Smartphone, welches durch Keis Hand den Besitzer wechselte. „Lass mal, ich mach schon. Wenn er deine Nummer sieht wird er vielleicht eher rangehen“, gluckste der Drummer von sich und brachte den Bassisten erneut zum arroganten Brauenheben. Dennoch musste er dabei schmunzeln und nickte einfach auf Keis Vorschlag. Im nächsten Moment drehte sich dieser auch schon um und wählte schließlich die Rufnummer von Mizuki an, in der Hoffnung dieser verliebte Vollidiot würde abnehmen. Der saß nämlich mit seiner brünetten Flamme ganz romantisch im Mc Donalds und hat schlichtweg die Zeit vergessen. Noch immer waren die beiden in der Ausgehphase, weil der Gitarrist einfach nicht den Mut dazu fand, sie direkt zu fragen. Dabei schlug ihn das Herz bis zum Hals und er freute sich immer wieder sie zu sehen. Naoko. Eine bildhübsche junge Tourismusstudentin, die obendrein auch noch musikalisch begabt war und in ihrer Freizeit einer Musicalgruppe angehörte, welche zweimal im Monat sogar Auftritte vor Publikum hatte. Sie konnte sich also zu allem positivem Überfluss auch noch phantastisch bewegen – erst deswegen wurde der Brünette auf sie aufmerksam. „Du, Mizuki?“, lehnte sich die hübsche Frau galant auf die Tischplatte, um das Kinn auf der Handfläche abzustützen. „Was machst du heute Abend?“ Ein Schmunzeln stahl sich auf die Lippen des Gefragten, der kurz die Schultern hob und eine Antwort stillschweigend ausließ. „Hey“, kicherte sie ihn mit einem Beinanstoß entgegen und verzog die Mundwinkel. „Jetzt sag schon.“ „Kommt ganz drauf an, was du geplant hast“, schmunzelte der Großgewachsene von sich und sah die junge Frau erwartungsvoll an, als ein geräuschvoller Luftausstoß seine Kehle verließ und der Kopf geschüttelt wurde. „Sicher werden wir bis spät in die Nacht am Videodreh sitzen“, sagte er ihr wieder einmal ab und presste die Lippen aufeinander. Er hasste es so sehr. Immer wieder musste er ihr absagen, nur selten fanden sie Zeit füreinander. Eigentlich musste Naoko das wissen, immerhin war ein Musiker eben kein Geschäftsmann, der zu geregelten Zeiten nach Hause kam und morgens das Haus verließ. Es gab auch kein Wochenende und eigentlich auch kaum Freizeit. Vielleicht war das der Grund, weswegen sich Mizuki nicht traute sie zu fragen? Denn jetzt, wo er in ihr enttäuschtes aber verständlich nickendes Gesicht blickte, konnte er den Gedanken einfach nicht ertragen, dass er sie mehr alleine lassen würde, als für sie da zu sein. „Naoko, ich-“ „Ist schon okay“, unterbrach sie ihn lächelnd und presste die Lippen missmutig aufeinander. „So ist das eben. Dann ein anderes Mal, ja?“ Sie war zauberhaft. Es tat Mizuki leid, der gerade darauf antworten wollte, als sein Smartphone in der Hosentasche vibrierte und ihm die zurechtgelegten Worte einfach stumm schlucken ließ. Mit einem Fingerzeig, dass er kurz um einen Moment bat um zu telefonieren, ging er schließlich ran und wurde unüberhörbar von Kei und nicht wie erwartet von Aki in die Schranken gewiesen, was kurze Zeit zu offensichtlichen Irritationen führte. „Kei?“ „Ah, super, du kennst mich noch“, gab er ironisch von sich und wiederholte seinen Redefluss einfach, den er eben schon einmal losgeworden ist, es aber anscheinend nicht beim Gitarristen ankam. „Alter, wo bist du?“ „In Shiromi, warum?“ „WAS tust du da? Siehst du bitte mal auf den Shedule? Videodreh, neue Single und so?“ „Ich weiß dass das heute ist.“ „... Dann sieh auf die Uhr“, kam es schwer atmend von Kei der den Kopf schüttelte und Mizuki dazu brachte das Handy kurz vom Ohr zu nehmen, um sich sein Display zu besehen. 12:55 Uhr. 12:30 Uhr war Start. 11:30 Uhr sollten sie in die Maske. „Mizuki, Aki ist verdammt gelassen“, räusperte sich Kei und verzog dem Gitarristen damit das Gesicht. Wenn Aki verdammt gelassen war, dann brannte es ganz gewaltig! „Ich hab da grad spontan eine Idee!“ „...“ „Wie wär‘s, wenn du deinen Arsch einfach zum Castle Park schwingst und mit uns arbeitest?“ „Ja, ist ja gut, tut mir leid. Ich hab die Zeit vergessen.“ „Man, sag das bloß nicht wenn du hier auftauchst, der Manager ist auch schon angefressen weil Mao nichts gebacken bekommt.“ „Hm?“ Wieso bekam Mao schon wieder nichts gebacken? „Erst waren nur Soundaufnahmen und Spielereien mit der Kamera, aber weil er noch nicht ganz fit ist musste das schon gefühlte hundert Mal wiederholt werden und dann ...“ Kei machte eine Pause, sah sich am Set um, nicht dass er auch noch eins auf den Deckel bekam, beobachtete aber, wie Aki und Tsurugi eben ihren Part einspielten und die Aufnahmen begannen, sowie Mao, der sich mit einer Kippe einfach auf einen Stuhl des Staffs niederließ und sich den Nacken rieb. „Sag mal ... weißt du was mit ihm los ist?“, dämmte er seinen Redefluss schließlich ein, als der Sänger so niedergeschlagen und unweit von ihn Platz nahm. Mizuki hingegen gab ihn darauf keine Antwort, hatte er dazu ohnehin keine parat und gab nur ein „Gib mir 15 Minuten“, von sich, womit das Gespräch beendet wurde. „Mizuki?“ Verdutzt blickte Kei das Smartphone an. Das Gespräch wurde beendet und zwei wunderschön geformte Brüste wurden im Hintergrund des Bildschirmes erleuchtet und lösten sofortiges Entzücken beim Betrachter aus. Er konnte nicht anders als sie solange anzusehen, bis sich das Display abdunkelte und schüttelte erst dann gespielt entsetzt den Kopf darüber. ... „So, dann nochmal“, wurden die Worte schwer ausatmend hervorgepresst und der Sänger mit erhobenen Brauen angesehen. „Konzentrier dich, okay?“, bat der Manager direkt an Maos Verstand gerichtet und nickte zu seinen Worten und den Zweifinger-Zeig zwischen den Seinen und den Augen des Sängers. Ein lasches Nicken folgte um zu vermitteln, dass er verstanden hatte, dann umgriff er das Mikro, lockerte seine verspannten Nackenmuskeln die noch immer schmerzten und hob ein paar Male die Schultern. Okay. „Uuuund, Action!“ Konzentration! „Look back at past days. The days were gathered pain. Sadamerareta answer Bring me back another day I have a lot of the deepest lies. Hakidase nai emotion My god, save me again, please. I know the meaning of life, wants proof of existence. My god, save me again, please. I know the meaning of life, wants proof of existence.” *** „Liebes Tagebuch, ich bin schon wieder so unglaublich müde. Ich finde keine Freude mehr an der Arbeit. Ich stehe auf und zähle die Stunden, bis ich wieder ins Bett gehen kann. Was ist nur los mit mir? Es soll aufhören ...“ *** „Kanashimi no breath oto wo tatezu tsugunai no namida kakushita Hizumi yuku days sora miagete naki tsuduketa Kaerenai kawarenai nigedasu doa ni tewo futta maybe, maybe, maybe I cry again Destroy the weakness and survive in your sigh. I lost shine to find the way. Don't be left alone again. Nozomarenai order Take me away never end. I wanna forget the dirty life. Karami tsuku caution“ Fest schloss Mao die Augen, ließ die Atmosphäre auf sich Wirken und schaltete Kameras, Teams und auch alle Gedanken ab, die ihn daran hinderten richtig zu arbeiten. Vor seinem inneren Auge tauchte das Skript auf, mit welchem er damals begonnen hatte diesen Song zu schreiben. Es hat geregnet und er war angetrunken, als ihm genau diese Zeilen in den Sinn kamen. Dabei hatte er vorgehabt schlafen zu gehen. Doch dann hatte Mizuki ihn ein süßes „Schlaf gut mein kleiner Teddy “ geschrieben, weil er nicht minder angetrunken war und Mao an jenem Tag ein Lavendelfarbenes Oberteil mit Bärchen trug. Ganz bewusst kleidete sich Mao tagtäglich, ganz wie er Lust und Laune hatte. Manchmal leger, manchmal bunt, manchmal süß. An diesem Tag war es eben süß und fand ganz wunderbaren Anklang beim Gitarristen, der sich über die Bärchen auf seinem Oberteil lustig machte. Angeblich sahen sie aus wie Mao, wenn er noch nicht richtig wach war. „My god, save me again, please. I know the meaning of life, wants proof of existence. My god, save me again, please. I know the meaning of life, wants proof of existence. Sutesatta fake kaze wo ukete tsutae tai kotoba narabeta Hibi wareru lip itamu hodoni ai mamireta Modorenai todokanai toonoku subete ga kowa katta save me, save me, save me by yourself Destroy the weakness and survive in your sigh.” Seine Nachricht an den Sänger hatte im trunkenen Zustand ganz seltsame Gefühle ausgelöst. Gefühle, die dem Älteren nicht unbekannt waren, aber in diesem Augenblick nicht mehr gesteuert und unterbunden werden konnten. Schon länger berieselte ein merkwürdiges Gefühl das Gemüt, sobald der Brünette ihm auch nur mit dem Rücken entgegenstand. Man war doch nicht blöd, versuchte aber jegliche komischen Anwandlungen abzuweisen, die einem plötzlich überkamen ohne dafür gegebenen Grund! Mizuki – er kannte ihn doch schon längere Zeit! Sie wohnten zusammen, haben vieles durchgemacht und eine harte Zeit hinter sich. Wieso keimten solche berauschend schönen Gefühle erst Jahre später in ihm auf? Das ergab doch keinen Sinn. „Why did you know well should believe your way? Because I did not bend the belief. Shoot at the enemy into your brain. Its have your face as you are. Why did you know well should believe your way? Because I did not bend the belief. Shoot at the enemy into your brain. Its have your face as you are.” Er habe da etwas am Laufen, mit dieser schönen Unbekannten der Musicalgruppe einer Universität für Tourismus ...bla. Mao merkte sich solch Fachwissen nicht. Nicht, wenn es ihn nicht betraf oder er irgendwie etwas damit zu tun haben sollte. Mizuki und Naoko saßen eine Woche nach dem Auftritt, an einem freien Nachmittag in einem Café der Innenstadt und hatten so etwas wie eine zufällige Verabredung. Wenn man sich eben per Zufall über den Weg lief. Per Zufall Zeit hatte und jeweiliges Interesse an dem anderen zeigte. Dann traf man sich eben für ein spontanes Zusammensein. Eigentlich wollte Mao auch ganz schnell wieder verschwinden als er Mizuki mit dieser Frau entdeckte und ebenfalls aus einem Zufall heraus in jenem Café landete. Na gut. Er hatte sie von der anderen Straßenseite beobachtet, nachdem er gerade aus einem Mediacenter herauskam, und kurzfristig beschloss, sich genau in diesem Café einen Café to Go zu holen. Nicht um zu spionieren! Er wollte einfach nur mal nachsehen, ob es wirklich Mizuki war und diese Musicaldarstellerin. Sie haben ihn zum Glück nicht gesehen, sodass er sich klangheimlich aus den Staub machen konnte und mit seinem Pappbecher irgendwo in den Straßen Osakas verschwand. Getrunken hat er ihn nicht. „Kaerenai kawarenai nigedasu doa ni tewo futta maybe, maybe, maybe I cry again Destroy the weakness and survive in your sigh. “ Da kamen erstmalig diese Gefühle in ihm auf, die sich nach und nach immer mehr festsetzten und auch an Häufigkeit zunahmen. Weil sich sein süßer kleiner Mizuki in eine wunderschöne Frau verliebte und ihr schöne Augen machte. Manchmal musste man etwas, was man noch gar nicht besaß, zunächst einmal verloren haben, um zu bemerken, wie wichtig es einem war. Lange hatte der Sänger damals überlegt, ob sich die Bandsache überhaupt lohnt. Lange hat er mit Aki zusammengesessen und überlegt wie es weitergehen soll, bis er schließlich auf Mizuki aufmerksam gemacht wurde, der wiederum von seinem damaligen Kumpanen einfach im Stich gelassen wurde. Es war der perfekte Zeitpunkt um ihn zu kontaktieren, nachdem seine Fähigkeiten geprüft waren und für Gut empfunden wurden. Doch so locker und lässig, wie der Gitarrist im ersten Augenblick auf ihn wirkte, als ihn aufnahmen gezeigt wurden, war er gar nicht. Mizuki war verdammt schüchtern und Mao musste eine gefühlte Ewigkeit auf ihn einreden, um ihn zu bekommen. Musste tausendmal nachfragen, ob er nun einsteigen wolle oder nicht und hat ihn nur noch mehr verschüchtert. Aber er wollte ihn unbedingt haben. Er wollte Mizuki einfach haben und hat ihn letzten Endes bekommen. Doch auch da war noch nicht klar wie lange diese Bandsache halten würde. Sicher war zunächst immer noch nichts, aber es bildete sich wieder eine Band, mit kleinem aber treuem Fankreis. Mizuki und Mao zogen zusammen, schliefen aber auch zwischenzeitlich in Waschhäusern, weil sie keinen einzigen Yen mehr besaßen und mussten oft überlegen, wie sie Woche für Woche über die Runden kamen. Der wohl emotionalste Moment war, als sie ihr vorerst letztes Konzert gaben damals. Sie hatten kein Geld, mussten zu ihren Auftritt trampen und waren im Glauben, dass es vorbei war. Es fand sich kein Manager, kein Label und der Fankreis wuchs auch nicht. Geld war nicht vorhanden und somit stand die Band vor dem Aus. Es war ein scheußliges, aber auch sehr intensiv emotionales Gefühl gewesen, welches Mao durchlebte. Er möchte diese Erfahrungen dennoch nicht missen. Er möchte es nicht missen, wie er den heulenden Mizuki an die Hand nahm, ihn zu sich auf das Podest an der Stirnseite der Bühne zog und einfach das sagte, was ihm durch den Kopf ging. Er ließ alles raus. Worte. Gefühle. Und auch Tränen. „Modorenai todokanai toonoku subete ga kowa katta save me, save me, save me by yourself Destroy the weakness and survive in your sigh.” „Okay, super!“, kam es von einem Filmproduzenten, als auch der Manager begeistert und zugleich erleichtert in die Hände klatschte. „Jawoll! DAS wollt ich haben Mao! Gefühl! Erzähl uns was in dir vorgeht, genau DAS!“ Die Hand zu einer Faust geformt und sie wie ein Sieger mimend sah er sich die bereits ersten überspielten Minuten dessen auf dem Laptop an, immer wieder nickend und die Lippen fest aufeinander pressend. Ohne es mitzubekommen hat Mao eben ein ganz wundervolles Schauspiel abgeliefert. Spielte mit der Kamera, gestikulierte und erzählte seine Geschichte. Es war fabelhaft. „Alter, was war’n das?“, klopfte Tsurugi ihm auf die Schulter und zog ihn kurz seitlich an sich. „Wahnsinn. Da war er ja wieder“, kniff die Hand in die gepuderte Wange. Mao hatte zumindest seinen Zweitgitarristen eben sehr glücklich gemacht mit seinem Auftritt. Dabei sollte dieser sich bei Mizuki bedanken, der in der Zwischenzeit endlich aufkreuzte und eben in die aufgebaute Maske gescheucht wurde. Eine Braue hob sich nach dessen Erkenntnis skeptisch, als Kei seufzend zu ihnen trat - die Hände in die Hüfte gestemmt. „Aki wird ihm dann sicher in den Arsch treten“, nuschelte er zu Tsurugi und Mao, als der, über den gesprochen wurde, den Drummer von hinten die Hände auf die Schultern legte und ihn kräftig durchknetete mit einem ebenso kräftigem Körperschütteln. „Aaach“, stieß Aki von sich und zog eine Schnute. „Das macht er schon niiiicht.“ Und wie er das tun würde. „Mao, sehr schön!“, ertönte da auch schon wieder die Stimme des Managers mit einem Daumenzeigen, was den Sänger in jenem Moment bestärkte. Das hatte er gebraucht. Ein Lob. Nachdem er ständig so viel Mist verzapfte. „Ich würde deine positiven Schwingungen jetzt nutzen und mit dir weitermachen, ja?“, bekam er eher einen Befehl, als eine Frage an den Kopf geworfen von der Technikseite. „Nochmal die Einzelaufnahmen für den Schnitt. Bleib bitte bei der Sache. Und bis dahin ist Mizuki dann hoffentlich fertig, dass wir dessen Aufnahmen machen. Und dann schlag ich vor, alle zusa-“ Wieder fiel der Blick hinter in die Maske, als ein Assistent zu Mao kam, nochmals die Haarpracht zurechtrückte und an ihm herumzuppelte, während der Manager das Gespräch längst nicht mehr an den Sänger richtete, sondern an das Team. Eigentlich wollten sie nur heute im Castle Park sein. Die Sperrung für Besucher wurde auch nur für diesen Tag ausgeschrieben, doch dadurch dass Mao so viele Patzer hatte anfangs und Mizuki stolze zwei Stunden zu spät kam, mussten sie morgen entweder nochmal her oder sie schafften es mit der nötigen Beleuchtung bis spät in die Nacht hinein die Aufnahmen für den Teil im Kasten zu haben. Auf jedenfall stand fest, dass das nicht nur zwei, drei Stunden dauern würde. Doch das waren sie gewohnt. Zudem machten Videodrehs Spaß – eigentlich. Vielleicht würde Mao am nächsten Tag, wenn sie, wie geplant, am Hōkoku Shrine waren wieder mehr Freude an dem Ganzen finden. ... „Wo bleibst du denn?“, wollte Mao von Mizuki wissen, als dieser endlich fertig war und sie einen Augenblick hatten, um sich zu unterhalten. Verlegen wurde sich an der Wange gekratzt und die Schultern gehoben. „Ich war im Business Park in Shiromi“, klärte er Mao kleinlaut auf, der jedoch nur eine fragende Mimik aufwies und sich gerade einen Glimmstängel aus der Schachtel fischte. „Was willst’n da?“, nuschelte er mit eingeklemmter Kippe und dem zurückpacken der Schachtel in die große Hosentasche, aus welcher im Tausch gegen die Pappschachtel ein Feuerzeug hervorgezogen wurde. „Na ja ...“, druckste Mizuki beschämt von sich. „Naoko hatte heute Morgen Proben im Theater BRAVA“, holte er tief Luft und zog die Luft forsch durch die Nase ein. „Na ja und das liegt um die Ecke.“ Mao schüttelte unverstanden den Kopf, nahm den ersten tiefen Zug seines Lasters und ließ das Feuerzeug nach einer kurzen fragenden Geste wieder in der Hosentasche verschwinden. „Ja“, stieß der Sänger ironisch hervor und griff sich in den Nacken, welcher schmerzte. „Das erklärt natürlich was du im Business Park machst.“ Er war etwas stinkig. „Es war weniger im Center, als im ... MC Donalds“, flüsterte Mizuki, da er dem Team sowas natürlich nicht erzählen konnte, wie Kei ihn schon am Telefon riet. „Ahh“, dehnte sich die Erleuchtung aus den Lippen heraus. „Natürlich, wie kann ich da nicht selbst drauf kommen!“ Ein Klaps seiner selbst an die eigene Stirn folgte und der Kopf wurde enttäuscht darüber geschüttelt, nicht von allein auf diese Idee gekommen zu sein. Mizuki hingegen war wirklich enttäuscht. Nicht, dass der andere diese ironisch logisch betitelte Schlussfolgerung nicht allein erdachte, sondern weil dieser angefressen war. Zu recht. „Hör mal, ich weiß du bist sauer, aber ... es tut mir Leid.“ „Lass gut sein.“ „Ach komm jetzt“, maulte Mizuki mit einer Schnute und ging den anderen hinterher, der sich schon einige Schritte fortbewegte. „Mao, jetzt sei doch nicht so.“ „Halt die Schnauze.“ „Oh! Sei nicht so fieß, man.“ „Ja, dann lass mich doch in Ruhe und geh BigMÄC essen.“ Hoppla, das klang zickig. „Du hast mich angesprochen und wolltest wissen wo ich war“, rechtfertigte sich der Gitarrist, welcher sich nun direkt vor Mao stellte und rückwärts ging, da dieser nicht stehen blieb und angefressen zu ihm hinaufsah. „...“ „Hättest du denn Lust auf‘n BigMÄC?“ Der Frage wurde keine Antwort erteilt, weil sie augenscheinlich fehl am Platz war. Stattdessen wurde der Weg stur fortgesetzt, stets mit dem Anblick auf den Gitarristen vor der Nase. „Ich lad dich ein.“ Ein skeptischer Blick wurde ihm zuteil, doch wurde weiterhin geschwiegen. „Ja?“, nickte Mizuki voller Hoffnung und schob die Lippen schmal nach vorn. „Hast du sie auch eingeladen?“ Wieso sagte er nicht einfach ja? „Ja, schon ... aber ... wieso ...“ Doch dann unterbrach sich der Redefluss durch ein ertapptes Auflachen und den Fingerzeig auf den Sänger, der die eben hochgehaltene Hand, welche auf ihn zeigte, wieder wegstieß. Immer und immer wieder – weil Mizuki natürlich nicht locker ließ und nur noch mehr grinste. „Ahw, bist du eifersüchtig? Du bist eifersüchtig!“ „Halt den Rand, man!“ „Ohw“, dehnte Mizuki entzückt aus und kniff den geschminkten Sänger in die Wange. „Lass das!“ „Dann lass dich einladen. Und sei wieder lieb.“ „Ich bin lieb! Und nur weil du sie einlädst, musst du mich nicht auch einladen!“ „Mh?“ Überfragt aber sofort ins Gelächter verfallend sah Mizuki zu den Kleineren hinab und hielt sich kurz den Bauch, was Mao endlich dazu brachte stehen zu bleiben und nur aufgebracht an seinem Glimmstängel zu ziehen. „Was denn?“ Doch mehr außer einem herzlichen Lachen bekam Mao nicht vom Brünetten, was ihn nur ebenfalls wütend werden ließ. „Ach, du hast sie doch nicht mehr alle“, fauchte er augenverdrehend und stieß Mizuki bestimmend beiseite. Als hätte er nicht einfach einen Schritt weiter zur Seite gehen können, um an ihn vorbeizugehen. Doch das drückte die Laune des Jüngeren in keinsterweise, der sich einfach die Freiheit heraus nahm und Mao mit einer Umarmung vom Gehen abhielt. „Mizuki!“ „Verstoß mich nicht, bitte verstoß mich nicht.“ „Mizuki, was ma-“ „Tu mir das nicht an, bitte, ich hab doch sonst niemanden!“ „Oh, Mizuki, jetzt la-“ „Niemand will mich haben, wenn du mich jetzt auch noch vor die Tür setzt ... wo soll ich denn hin?“ Mao versuchte grummelnd den Größeren von sich zu weisen, was sich als schwierig erwies und er nach wenigen Minuten des Schauspiels kapitulierte und ihn einfach auch umarmte. Erst dann gab Mizuki tatsächlich Ruhe und schien wieder zufrieden mit der Welt zu sein, als er den Sänger fest an sich drückte und dennoch so tat, als habe er ihn eben ernsthaft verstoßen wollen. Dieser Idiot! So ein Schauspieler! „Uuuund“, nuschelte der Jüngere, ließ etwas vom Älteren ab und blickte ihn treudoof an. „Lässt du dich jetzt einladen?“ Schwer seufzend und total genervt rollte Maos Augenpaar nach links und zog die Lippen gleich mit sich. „Von mir aus.“ Nur, wie kam er denn jetzt zu einer Einladung? „Na en-“ „Ah, ah“, schüttelte der Sänger den Kopf und hob den Zeigefinger. „Kein BigMÄC.“ „Kein BigMÄC?“ „Kein. Big. MÄC.“ „Curry?“ „Curry.“ *** „Liebes Tagebuch, ich bekomme neuerdings schlagartig schlechte Laune, wenn ich mal nicht müde bin. Danach werde ich aber wieder müde ... PS.: Gehe Curry essen mit Mizuki :3 … is cool.“ *** Die konzentrierte Führung der Kugelschreibermiene über das Blatt Papier wurde durch hektisches Ankommen im Proberaum vehement unterbrochen und lenkte das Augenmerk Maos auf Tsurugi, der klitschnass in den Raum hineinplatzte und unverständliche, aber hörbar missfallende Geräusche von sich stieß und angefressen einen Berg durchnässter Aktenordner in die nächstbeste Ecke katapultierte. „So eine Scheiße! SO. EINE. SCHEIßE!“, schimpfte der Gitarrist aufgebracht von sich und deutete auf die weggeworfenen Ordner, die nur stumm von Mao beäugt wurden mit einem Brauenheben, als auch schon wild gestikuliert wurde, als wolle Tsurugi damit bewirken, dass sie wieder trocken wurden. „Jetzt schau dir das doch mal an! Ich hab das extra noch kopiert alles, dass wir das vollständig hier haben und dann fängt das an zu pissen! Alter! Es war strahlend blauer Himmel als ich los bin! BLAU! BLAU! Verstehst du?“, zeigte er den Sänger den Vogel und sah ihn total entsetzt und euphorisch an, als habe Mao den Regen herbeigerufen, der nur mit selbigen Gesichtsausdruck wie eben zweimal nickte und sich auch kaum bewegte, aus Angst, das wildgewordenen Tier, würde wie eine Katze plötzlich in Angriff gehen und ihn erschlagen. „BLAHAU! Wo kommen da auf einmal Wolken her? WO? Is ja auch nicht so, dass gerade KEINE Bahn fuhr und ich auch zehn Schirme dabei hatte, weil ... Alter, die SONNE HAT GESCHEINT!“ Nur sehr langsam legte der Sänger den Kugelschreiber auf das Blatt, um keine aggressiven Schwingungen zum Anderen zu transportieren, der sich herzlich amüsant aufregte, als habe ihn jemand eine Delle ins Auto gefahren. Es war selten, dass sich Tsurugi so derart ausließ, aber wenn, dann musste auch schon vorher etwas schief gelaufen sein, dass er sich jetzt über ein paar durchnässte Ordner so aufregte. „Zum Glück war ich noch nicht beim Friseur, ey, aber dann, ich schwör dir! Dieser Tag ist so derart die Bitch, ehrlich!“, schimpfte Tsurugi weiter, bückte sich, um die Ordner doch wieder aufzuheben und schimpfte erneut über das Phänomen des Wetters, als Aki und Kei den Proberaum betraten und fragende Blicke auf den Gitarristen warfen. „Bitch?“, wollte Aki sogleich amüsiert als Begrüßung wissen und ließ Maos Hände heben, die den beiden flach auf und ab wedelnd mitteilten, den anderen wohl besser nicht zu provozieren. Doch Tsurugi sprang selbst darauf an, drehte sich grummelnd um und gab Aki ein angepisstest „Die hättest du wohl gerne, was?“, entgegen, der nur die Brauen hob samt Hände und kurz auflachte. „Liebling, ganz ruhig. Ich will nur dich.“ „Ha ha!“, entgegnete der Gitarrist nur grummelnd, hob den letzten Ordner auf und warf den Stapel anschließend auf den Tisch, direkt neben Maos Arbeit, der kurzerhand einen Schock bekam, weil er dachte Tsurugi zerstöre seine mühselige Arbeit, die bis eben in aller Ruhe gemacht wurde. Damit war’s jetzt wohl vorbei. „Zeig mal her“, nahm sich der Bassist die eben entdeckte Arbeit an und stemmte eine Hand in die Hüfte, während mit den Zähnen etwas an der Unterlippe herumgezupft und das Geschriebene durchgelesen wurde. „Ich war noch nicht ganz fertig, aber ich denke so müsste es harmonischer sein“, gab Mao seine Gedanken frei, lehnte sich nach vorn und nahm sich seine Kippenschachtel, aus welcher ein Glimmstängel gefischt wurde. Danach landete die Schachtel wieder auf dem Tisch und Maos Körper zurück im Polster der alten Couch, wo einige Zeit einfach nur mit der Zigarette zwischen Mittel- und Zeigefinger gespielt wurde, weil die Anspannung auf Akis Auswertung den Kleinsten ziemlich nervös machte. Doch viel konnte man aus der Mimik des Bassisten nicht herauslesen, außer dass er mehrmals stumm nickte, weiter an der Lippe kaute und eben konzentriert die Noten und Änderungen verglich. Tief atmete Mao ein, beobachtete Aki und klemmte sich den Filter zwischen die Lippen – es dauerte ihm dann doch zu lange, ehe der mal was von sich hören ließ. Dabei legte er sehr viel Wert auf dessen Aussagen, die er noch nie geduldig abwarten konnte. „Ja“, war das erste Wort was Akis Kehle schließlich verließ, als er aufblickte und sich seinen Trupp besah. „Mir fällt da ein, wir sollen nochmal ins Studio kommen heute Nachmittag, wegen dem Schnitt fürs PV. Sind wohl ziemlich zufrieden damit“, teilte er recht trocken, aber ebenso zufrieden mit, was reges Kopfnicken auslöste - bei Mao aber kurzzeitig die Lider schließen ließ und ein innerliches Seufzen die Fehlaussage hinnahm. Arsch. „Find ich gut. Ich würde sagen wir proben dass dann gleich mal“, sah sich der Bassist um, und ehe Mao es begriff, dass er seine Arbeit endlich lobte und die Songänderungen für Gut befand, kam Aki schon ein etwas zynisch gefragtes „Wo ist Mizuki schon wieder?“, über die Lippen. Ohne ihn waren die Proben nahezu sinnlos, doch im selben Moment öffnete sich schon die Tür und der, nach dem gefragt wurde, trat herein. „Nennt mich Mädchen, aber es hat plötzlich geregnet und dann hab ich einfach gewartet, bis es wieder aufgehört hat!“, rechtfertigte sich der Große gleich und brachte Mao tatsächlich zum Schmunzeln, der nun zu Tsurugi sah und seine Kippe endlich anzündete. „Gar nicht so doof. Wieso hast du dich nicht untergestellt?“, wollte Mao genuschelt wissen, nahm den ersten Zug und fing sich einen sehr bösen Blick von Tsurugi ein, der nun auch von Kei schief angesehen wurde. „Na eben. Du hättest dich ja unterstellen können, da kannst dir echt ein Beispiel an Mizuki nehmen“, nickte dieser amüsiert und entlockte Tsurugi einen grimmigen Laut, der sich setzte und ... Schmollte. Mizuki hingegen war nur leicht nass geworden, nahm seine Tasche ab und ließ sich neben Mao auf der Couch nieder. Ein tiefer Atemzug wurde genommen, als habe er drei Tage Weg hinter sich und wurde daraufhin ebenso fragend vom Sänger angesehen. „Was bist’n so fertig?“ „Ach!“, seufzte der Große wieder schwer und fuhr sich über das Gesicht. „Mein Bruder war heute Früh bei mir, plus Neffe, auf dem ich aufpassen musste, weil meine Nichte irgendwie krank ist und dann hat er ihn schnell bei mir zwischengeparkt“, klagte der Gitarrist sein Leid und lehnte sich gar gänzlich ins Polster. „Also“, ein Finger wurde gestikulierend für die Erklärung als Unterstützung gehoben und von Mao beobachtet. „Er ist mit meiner Nichte nur zum Arzt, nichts Schlimmes, aber ... boah ...“ Kei lachte auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Der hält dich auf Trapp, was?“ „Und wie“, jammerte Mizuki nur von sich und seufzte. „Außerdem wollte ich mal länger schlafen. Und dann frisst der mir mein Pudding weg, aber ... nein kann ich auch nicht sagen, dann nörgelt er nur rum und das nervt mich...“ „So wie du jetzt.“, gab Aki trocken dazu bei und legte den Zettel schließlich zurück auf den Tisch, ehe in die Hände geklatscht wurde. „Lasst uns mal anfangen. Aber vorher gehst du mal hoch und siehst nach, ob wir noch Klamotten da haben, so kannst du unmöglich proben“, gab er Tsurugi zu verstehen, der nickte und schon aufstand. Irgendwelche Klamotten fanden sich zum Glück immer bei ihnen. „Ach, Kei, dein neues Hi-Hat ist da, fällt mir gerade wieder ein, die haben mich vorhin angerufen.“ Während sich also alle sammelten und ihre Wege gingen, blieb Mao sitzen und warf einen Blick auf den Gitarristen, der trotz frühmorgendlichen Neffen gute Laune zu haben schien und ekelhaft zufrieden aussah. Sicher war er spät in der Nacht nochmal bei Naoko. Oder sie trafen sich gestern Morgen vorm Dreh wieder. Und heute würden sie sich bestimmt auch sehen. Jeden verfluchten Tag würden sie sich sehen! „Und?“, wollte der Sänger wissen, lehnte sich nach vorn, um abzuaschen, während Mizuki die Augen öffnete und den Kopf zu ihm drehte. „Hm?“ Doch Mao lehnte sich zunächst zurück, zog am Laster und vermied es dabei den anderen anzusehen. „Du und Naoko. Seid ihr schon ein ,Wir‘?“ Mizuki musste auflachen und fuhr sich mit dem Finger unter der Nase lang. „Eh? Ein ,Wir‘?“ „Du weißt was ich meine“, murmelte der Ältere vor sich her und zog abermals an der Kippe. „Ich wollte sie fragen gestern, aber ... ich hab mich nicht getraut, weil wir uns nur kurz gesehen haben und ich einfach zu müde war für Dinge die dann ... na ja, du weißt schon.“ Mit einem kessen Schmunzeln drehte sich Mizuki wieder nach vorn und setzte sich schließlich auf, während sich in Mao alles zusammenzog und er glaubte für einen Moment keine Luft zu bekommen. Da durchfuhr ihn ein heftiges Gefühl der Niederlage und des Verlustes, welches jetzt aber nicht beachtet werden durfte! Er musste es schnell verdrängen, sich die auftauchenden Bilder in seinem Kopf verbieten! Tief holte er Luft, drückte die Kippe aus, weil er gerade schlichtweg nicht weiterrauchen konnte und räusperte sich dann verhalten, mit sanftem Nicken. „So.“ Mehr brachte er nicht zustande. Sein Küken. Sein Küken ist pflücke und macht mit schönen Frauen rum! Das wäre auch alles ganz prima, wenn er sich nicht in Mizuki verliebt hätte! Ob sie schon miteinander geschlafen haben? Mao hoffte innständig, dass es noch nicht passiert ist und sie auf seine Frage mit ,nein‘ antworten würde - aber das war nicht fair! Er sollte sich für Mizuki freuen oder nicht? Er sollte doch glücklich sein, wenn er es auch war, warum nur missgönnte er ihm sein Glück? „Weißt du Mao“, durchbrach die Stimme des Kükens die Gedankengänge des Sängers, der auf der Kante der Couch saß – bereit aufzustehen, sich dann aber zum Gitarristen wendete. „Ich überlege schon lange hin und her, ob das überhaupt Sinn machen würde.“, sah er ihn schwer seufzend an. „Ich meine, sie ist im Musical, ist viel unterwegs, und ich bin Musiker. Du weißt selbst, was das heißt, viel Zeit hätten wir also nicht füreinander.“ „Aber ... du bist verliebt in sie, oder nicht?“, fragte der Schwarzschopf leise nach und bekam ein ehrliches Nicken geschenkt, was erneut diese starken Trennungsgefühle in der Brust auslöste. Trotzdem musste sich Mao beherrschen, konnte nicht nach seinen Gefühlen gehen, sondern musste sich den Gedanken der Gefühle seines Gitarristen anpassen. „Dann frag sie einfach.“ Schmal wurden die Lippen aufeinandergepresst und der Zeigefinger kurz gegen Mizukis Wange gedrückt, mit einem lieblichen Lächeln. „Meinst du?“ Stumm nickte der Sänger nur abermals, stand dann schließlich auf und wäre am liebsten heulen gegangen. Was dachte er sich auch? Dass sich Mizuki auch in ihn verlieben könnte? Wieso sollte er? Das wird wohl ein unerfüllter Traum bleiben und vielleicht war es auch besser so. Irgendwann, so hoffte Mao, würde er sich neu verlieben – nur fiel ihm das reichlich schwer. Wen lernte man als Musiker schon großartig kennen, den man ausgiebig daten konnte und der einem das Gefühl von Vertrauen und Wohlbefinden schenkte? Das war schwer! Kein Wunder dass es in vielen Bands Pärchen gab – einfach, weil man zusammen war den Großteil seines Alltags. „Guten Morgen da hinten!“, appellierte die Stimme des Bassisten an die beiden Trödler, welche sich auch sogleich auf den Weg machten. Dabei wollte Mao jetzt einfach nur nach Hause gehen, heiße Schokolade trinken und Frust schieben. ... Drei Stunden später war die Probe beendet für den Tag. Es lief alles glatt, jeder war zufrieden und da Aki und Kei noch ins Center mussten, konnten sie etwas früher Schluss machen. Mit verzogenem Gesicht ließ sich Mao auf die Couch sinken, griff sich in den Nacken und begann diesen leicht zu massieren. Noch immer hatte er Schmerzen, die sich zwar in Grenzen hielten, doch besonders nach den Proben, war es fast schon wieder unerträglich. Schuld war er selbst, kam er doch nach wenigen Tagen zurück um zu arbeiten, anstatt sich ordentlich auszuruhen. So hatte sein Körper kaum eine Chance sich richtig vom Unfall zu erholen und wurde, wie in jenem Moment auch, einfach mit Schmerzmitteln lahm gelegt. „Denkt ihr dann dran? In drei Stunden im Studio, ja? Ich fahr mit Kei ins Musiccenter“, ließ Aki verlauten und stieß auf Kopfnicken und Aufmerksamkeit, außer von Mao, der sich eben eine Tablette aus dem Silber drückte und diese mit seiner Wasserflasche hinunterspülte. Der Bassist schüttelte über diesen Anblick nur leicht den Kopf und Seufzte, als die Basstasche über die Schulter gehängt wurde. „Hör mal Mao, wenn das nicht besser wird bis zur Tour, trete ich dir in die Weichteile.“ Was wohl so viel heißen sollte, dass er sich gefälligst öfter ausruhen sollte, als ständig zu arbeiten. „Hör auf deinen Körper. Wenn der nicht will, dann will er nicht.“ „Ja“, nickte Kei dann nur verständlich, der ebenso seine sieben Sachen zusammenpackte und die Jacke überzog. „Ich hab dir doch den Flyer gegeben von meiner Cousine. Geh mal hin. Ist zwar pervers so von ihr zu schwärmen, aber sie machts echt geil“, lachte der Drummer, und brachte auch die anderen für einen Moment zum Auflachen – auch Mao, der die Flasche eben wieder zuschraubte und nur verhalten steif nickte. Physiotherapeutin. Vielleicht sollte er Keis Ratschlag annehmen und sich mal durchkneten lassen. So viel er weiß bietet sie sogar autogenes Training an, was Mao schon eher interessierte. Denn sich hinlegen und massieren lassen von einer Frau – na ja. Schon nette Vorstellung, aber es war Keis Cousine, die wiederum für den Sänger etwas Übrig hatte. Sich dann also gewillt, halbnackt vor ihr niederlassen? Das war Mao bislang etwas zu Unbehagen, wie er zugab, als er sich die verdiente Zigarette zwischen die Lippen klemmte, um die Wartezeit, bis die Tablette anschlug sinnvoll zu nutzen. „Am Ende vergewaltigt sie mich noch, und dann? Hab ich das nächste Trauma“, nuschelte der Kleinste von sich und brachte den Rest zum Lachen, als Kei auch schon beim Vorbeigehen auf dessen Schulter klopfte – beabsichtigt mit Nachdruck, dass es der Sänger auch spürte, und sich zu diesen nach vorn beugte. „Ach komm schon, tief in deinem Inneren wünscht du es dir, dass sie dich auspeitscht.“ „Oho, sicher nicht!“, winkte Mao schnell ab, während Kei sich an ihm vorbeischlängelte und zum wartenden Aki hinüberschritt, der ungeduldig an der Tür stand, um endlich zu gehen. „Na mal Ernsthaft, willst du deiner Cousine das da etwa antun? Nachher hat sie das Trauma und nicht er“, gab Aki nur gewohnt plump von sich, und brachte lediglich eine Braue des Sängers zum Heben, der nichts mehr darauf gab – die anderen jedoch mussten herzlich lachen, verabschiedeten sich untereinander, als auch Tsurugi nochmal zurück kam, dessen Klamotten halbwegs getrocknet waren in den drei Stunden, um seine Tasche samt Jacke einfach unter die Arme zu klemmen. Vom Tisch noch schnell einen Keks genommen, die Mizuki später noch hinstellte, als sie Pause machten, dann wurde die Hand gehoben und fragend zwischen Mizuki und Mao der Blick gewechselt. Es ging ums Zusperren. „Ja, mach ich schon“, gab Mao verraucht von sich, als sich schließlich verabschiedet wurde und nur noch er und Mizuki übrig blieben. „Soll ich noch auf dich warten?“, fragte das Küken, nachdem er die letzte Saite bespannte, die beim Proben gerissen war, und gerade seine Gitarre verstaute, als auch schon ein „Brauchst du nicht“ von Mao als Antwort kam, der da einfach nur saß und vor sich hin qualmte. Er war immer der Letzte seit seinem Unfall. Fast immer dieselbe Szene - alle verkrümelten sich, und Mao wartete dass seine Tablette anschlug, um nach Hause gehen zu können. Nein. Nein, das konnte Mizuki heute nicht ertragen, weswegen er sich galant über die Couchlehne warf, um direkt neben den Älteren zu landen, der sichtlich überrascht über diese Aktion war und ihn irritiert darüber ansah. „Was?“, schmunzelte Mizuki. „Hast du kein Date oder so?“ „Naoko? Nein, sie ist mit ihrer Gruppe heute in Tokio. Aber wenn du vor hast wieder nach Shibuya, statt nach Shinjuku zu fahren, kannst du mich gerne mitnehmen“, neckte er den Sänger und ließ einen Finger gegen Maos Schulter tippen, der sich jedoch wieder wegdrehte und seinen Rauch aus den Lungen entließ. „Was ist los mit dir?“, wollte der Großgewachsene dann schließlich wissen, winkelte ein Bein an und schob die Hand in Maos Nacken, wo die Fingerkuppen sanft über die weiche Haut strichen und eine angenehme Gänsehaut über den Körper zogen. „Was soll denn sein?“, flüsterte die Sängerstimme, während das Augenpaar nun von den Lidern bedeckt wurde, um das angenehme Gefühl, samt dieser Berührung die von Mizuki kam, aufzunehmen und zu genießen. „Ich weiß auch nicht. Du wolltest mir letztens schon nicht sagen was los ist, aber irgendwas bedrückt dich doch. Und sag nicht wieder, dass da nichts ist, ich kenne dich langsam ziemlich gut Mao.“ Ein sanftes Lächeln war es, welches sich bildete, sowie ein verpuffter Laut, der aus der Nase entglitt, der einer Kapitulation glich - doch kam nur ein leises „Scheint so“, vom Sänger, der die Lippen des Gitarristen damit schmal nach vorne schob und seufzen ließ. Eine ganze Weile saßen die beiden einfach nur da und sagten nichts. Während Mao an seinem Glimmstängel zog, kraulte Mizuki den in Mitleidenschaft gezogenen Nacken und glaubte damit dem anderen etwas Gutes zu tun. Wenn er schon nicht reden wollte, blieben nicht viele Optionen offen, um für ihn da zu sein. Zumindest beschlich den Jüngeren das eigenartige Gefühl, dass Mao sowas brauchte. Der Seufzte nach einiger Zeit nur wieder schwer, rutschte nach vorn an die Kante um besser den Aschenbecher zu erreichen, drückte die Kippe darin aus und legte sich kurzerhand mit dem Kopf auf Mizukis Schoß. Das angewinkelte Knie wurde bewusst von der Sitzfläche gewiesen, um sich zu strecken, dass er sich endlich legen konnte. Er musste diese Naoko freie Zeit nutzen ... „Manchmal möchte ich einfach meine Koffer packen und auswandern“, flüsterte die Sängerstimme mit geschlossenen Augen von sich, als Mizuki seine Hand flach an dessen Stirn legte um anschließend durch das schwarze Haar zu streichen. Es war immer so schön weich, wenn er sie nur platt nach unten hängen ließ, was ein sanftes Lächeln auf die Lippen des Jüngeren zauberte. Gerade heute sah Mao wieder jünger aus, als Mizuki. Nicht geschminkt, platte Haare – einfach nur süß. „Und wohin?“, fragte die Gitarristenstimme ebenso leise nach, während die Hand durch die schönen weichen Haare strich. Immer und immer wieder. „Weiß auch nicht“, wurde gemurmelt. „Singapur. Oder Moskau.“ „Eh?“ Es wurde leise belacht. „Singapur geh ich mit, aber Moskau?“ „Zu den Russen. Warum nicht? Oder meinst du, die würden mich niedertrampeln?“ Wieder musste Mizuki leise auflachen und nickte diesmal. „Ich glaube tatsächlich, die würden dich nicht für voll nehmen ... Chibi.“ „...“ Mao lächelte endlich milde. „Ich würde gern mal nach Prag. Oder Norwegen.“ „Prag“, wiederholte Mao schläfrig. „Wo ist das? In Europa?“ „Ding, ding, ding, hundert Punkte.“ „Blödmann ...“ Wann genau hat er sich eigentlich verliebt? Mizuki. Wie lange treffen er und Naoko sich schon und wann wird er sie wohl fragen? Gleich Morgen? „Wie wärs heute mit Curry?“, flüsterte Mizuki schließlich unabhängig vom eigentlichen Thema und öffnete Maos Augen damit. Das hatte er fast schon wieder vergessen! „Ich mach’s sogar selber. Limited Edition.“, prahlte das Küken und Mao lachte endlich wieder mit erhobenen Brauen. „Oh, oh, ohh!“, gab er euphorisch von sich. „Na da kann ich nicht nein sagen.“ „Dann nehme ich dich aber gleich nach’n Studio mit zu mir, wer weiß wann wir da rauskommen“, beschloss der Gitarrist kurzerhand und sah das breite Lächeln auf Maos Lippen, was wohl eine stumme Zusage sein sollte. Der Plan ging also auf. Der Plan, für Mao da zu sein und ihn abzulenken – wovon auch immer. „Siehst du, jetzt hab ich’n Date.“ Nur hatte es nicht Ansatzweise die Bedeutung, die sich Mao wohl erträumte. *** „Liebes Tagebuch, ich habe mich gefragt, wieso ich so müde bin. Ich glaube, Mizuki macht mich so müde ... Er hat schöne Hände ... Er macht mich traurig ...“ *** Wo sollte das nur enden? ----------------------------------------- Next? C Lyrics, by Sadie Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)