It's your Song von xManja (Sadie Mao x Mizuki) ================================================================================ Kapitel 4: Liebeskummer ----------------------- 21.04.2014 Sadie ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ [Kapitel_4] Strahlend blauer Himmel und schönster warmer Sonnenschein lockten die Menschen nach draußen. Nach draußen an die Badeseen, nach draußen auf die Märkte und in die großen begrünten Parkanlagen Osakas. Kinder lachten und tollten herum, Schmetterlinge flatterten unbekümmert über die bunten Blumen hinweg und Radfahrer breiteten ihre mit eingepackte Decke auf der Wiese aus, um eine Rast einzulegen. Nahe des Großstadttumults herrschte Dank des schönen Wetters Heiterkeit und Frohsinn, welche durch die schweren und schnellen Schritte eines jungen Mannes fast schon zerstört wurden. „Hey!“, rief eine junge Mutter hinter dem jungen Mann her, welcher die Tochter, die gerade erst seit wenigen Tagen laufen konnte, beinahe über den Haufen rannte. „Passen sie doch auf!“ „Entschuldigung!“ Es war Mao, der hastig und in Eile durch die Parkanlage stolperte, nicht darauf achtend ob er den Weg nutzte, oder über Stock und Stein sprang, um schnellstmöglich die Grünanlage zu durchqueren, als er beinahe eine ältere Dame mit Rollator umrannte - im letzten Moment jedoch auswich und stattdessen in eine junge Frau hineinrannte, die sich gerade mit Yogaübungen aufwärmte und schließlich mit ihr zu Boden fiel. Die Hand dabei auf der Brust der Brünetten liegend, ja fast schon festhaltend aus Reflex, traf Maos Blick auf den der wohl gleichaltrigen Frau, welche das Ganze mit einer sehr kräftigen Ohrfeige dementierte, während die ältere Dame ihren Zeigefinger hob und zu schimpfen begann. „Sie Flegel! Haben sie denn gar keine Augen im Kopf? Das ist ja eine Unverschämtheit ist das ja!“, wetterte die Alte mit drohendem Finger von sich, während sich der Sänger nach der eingesteckten Ohrfeige einfach aufrichtete, hastig entschuldigte und schließlich das Weite suchte. Es blieb keine Zeit dafür der Frau auf die Beine zu helfen oder sich gar zu entschuldigen. Er musste unbedingt noch rechtzeitig ankommen, weswegen wenige Momente später rote Ampeln überrannt und gar die Schranken der ein oder anderen Bahnstation missachtet wurden. Seine Ausdauer und seine Sprungkraft waren an jenem Tag top in Form, wofür er sehr dankbar war. Doch hielt sich die Freude und das Glück über die eigene Kondition in Grenzen, als er völlig außer Atem vor der Kirche stehen blieb, die sich plötzlich wie aus dem Nichts vor ihm auftürmte. In der Einfahrt geschmückt mit Blumen und Luftballons, ebenso die Autos der Gäste und Familien waren feierlich hergerichtet, sowie eine edle Limousine, die inmitten des Hofes stand. War es zu spät? Ein Blick nach links, ein Blick nach rechts und plötzlich befand sich der Sänger im hinteren Teil der Kirche. Vor ihm auf den Bänken all die geladenen Gäste - darunter auch Aki, Kei und Tsurugi, im feinsten Fummel. Der Blick wanderte an sich selbst herunter. Eine zerrissene Jeans - besudelt mit Sojasoße und irgendeiner Dipsoße für die Chips, sowie ein zu groß geratener und längst waschmaschinentauglicher Pullover von Adidas. Alte Turnschuhe, die Haare nicht gemacht und ein frischer Grasfleck vom Sturz gerade eben schlossen Maos Erscheinungsbild immer mehr vom Rest der Gesellschaft aus, als der Blick beim Erhören der Pfarrerstimme wieder nach vorn schnellte. Längst schon stand Naoko im Brautkleid neben Mizuki vor dem Pfarrer, ganz so, wie man es aus amerikanischen Filmen kannte. Die Braut, ganz in weiß, mit wunderschöner Haarpracht und tollem Make Up, hielt beide Hände des Bräutigams, der schöner nicht hätte aussehen können. Schlips und Kragen vom Feinsten, ein weißes Hemd unter dem schwarzen Anzug und das Haar ganz fein, aber dennoch etwas gewellt bis auf die Schultern hinabhängend, blickte Mizuki verliebt und aufgeregt in die Augen seines Gegenübers. Auch der Sänger war aufgeregt, glaubte in jenem Augenblick sogar zu ersticken, weil sich plötzlich ein unglaublicher Druck in der Brust ausbreitete, und den gesamten Körper lähmte. Mizuki. Mizuki, er würde- „Nun möchte ich die hier anwesende Miss Nagano Naoko fragen. Möchten Sie den hier anwesenden …“ Nein! Maos Augen weiteten sich, sahen sich um, ob nicht jemand anderes der Gäste auch so dachte wie er. Dass das nicht ging, dass Mizuki das nicht durfte und dass die beiden einfach abartig, abartig schön zusammen aussahen! Dass sie zusammenpassten, dass sie ein tolles Paar abgaben und dass- „Ja, ich will.“ Es waren die Worte Mizukis, die Mao nun den Boden unter den Füßen wegzerrten. Der Mund stand weit offen, die Augen ebenso, der Kopf schüttelte sich unverstanden über die Situation und das Gesagte, während der Sänger versuchte Luft zu holen. Luft zu holen, um Mizuki zu fragen warum er das tat! Warum er ihm das antat! Doch kein Ton kam über die bebenden Lippen. Warum sagte denn keiner etwas, warum ließen alle Anwesenden diese Sache durchgehen? Kannte Mizuki Naoko schon lange genug, um tatsächlich zu heiraten? War Naokos Vater damit einverstanden? Mizuki war doch absolut nicht Ehemännlich! Nein verdammt, das war er nicht! Er war sein Gitarrist! Er war Maos bessere Hälfte! Er- „Sollte es jemanden der hier Anwesenden geben, der gegen diese Eheschließung ist, so möge er jetzt sprechen, oder für imm-“ „ICH!“, hallte Maos Stimme durch den Saal, sodass sich alle Blicke auf ihn richteten und das Herz bis zum Halse schlug. Auch Mizukis verwirrter Blick ruhte auf ihn, schien aber nicht wirklich überrascht über den plötzlichen Ausruf. Eher war der Gesichtsausdruck entnervt und das Augenrollen verriet, dass er fast schon damit gerechnet hatte, als er dem Priester etwas zusprach. „Mizuki! Mizuki tu‘s nicht, bitte, ich-“ Die Worte brachen, als zwei Hände nach ihm griffen, um ihn nach draußen zu bringen, da er kein geladener Gast war und demnach auch nichts zu melden hatte. Sein Einwand verpuffte wie ein geplatzter Luftballon. Man wusste dass er da war, war aber nicht traurig darüber, dass er im Müll landete. „Mizuki! Mizuki, nein! Mizuki!“ Panisch streckte sich die Hand nach den Gitarristen aus, der nur hämisch über Maos Verhalten lachen konnte. Auch Naoko amüsierte sich köstlich, sodass der Rest des Saals spöttisch anfing zu lachen. Sie bäumten sich über den Sänger auf, machten sich über ihn lustig, während dieser versuchte aus den Griff der beiden Männer zu entkommen. Voller Panik und Verzweiflung zog und zerrte er an allem was er zu packen bekam, gewann dann jedoch immer mehr Abstand zu Mizuki und Naoko, die ihre Liebe und Ehe nun mit einem Kuss besiegeln sollten. „NEIN! NEIN, MIZUKI! MIZUKI NEIN! TUS NICHT! MIZUKI TUS NICHT!“ Spott. Verzweiflung. Erniedrigung. Man lachte Mao aus. Auch Mizuki lachte Mao aus, der nichts auf dessen Worte gab und der wunderschönen Braut einen innigen Kuss stahl. Ein Meer voller Kirschblüten wurde freigelassen und setzte das Bild richtig in Szene, während man Mao in die dunkelste Ecke verbannte, von wo aus er dabei zusehen musste, wie er einen Großteils seines Lebens verlor. Wie er Mizuki verlor. Den Mann, den er liebte. So sehr, dass er glaubte nun mit dessen Lebenswandel langsam zugrunde zugehen. . . . „-o. Mao.“ „Mizuki … Mizuki, nein …“ „Mao, jetzt wach endlich auf. Mao!“, tätschelte Aki die Wangen des Sängers, welche vor Aufregung ganz hitzig waren und den Eindruck vermittelten, der Sänger hätte Fieber. Doch die Stirn gab Entwarnung, als die flache Hand des Bassisten darauf Platz fand, der daraufhin erneut versuchte den jämmerlich Schlafenden zu wecken, indem er ihn etwas fester am Oberkörper rüttelte. „MAO!“ Kräftig war die Stimme und holte den Kleineren nun ebenso kräftig schockiert aus dessen Schönheitsschlaf, wobei sich der Körper binnen Sekunden anspannte und er plötzlich in der Senkrechten saß mit bebender Brust. „WAS? Was, was, was, was …“, puffte es aus der Kehle, die klägliche Erstickungslaute von sich stieß und Aki dazu verleitete gedanklich den Notarzt zu rufen. „Hey, ganz ruhig, ganz ruhig“, hob er die Hände flach an, um sie langsam wieder zu senken, dass Mao sich beruhigte, der augenscheinlich den Schock seines Lebens erlitt. „Ruhig, ich wusste ja nicht dass du dich so ins Hemd zitterst.“ „W-was?“ Große erschrockene Kulleraugen blickten zu Aki auf, welcher sich nun neben dem Sänger platzierte und mit der Faust gegen dessen Schulter stieß. „Ey, ich wollte dir jetzt keinen Herzinfarkt schenken“, gluckste er doch recht belustigt auf, ehe er sich räusperte und einen Blick auf die Uhr an der Wand warf. „Ich dachte nur ich hol dich lieber mal aus deiner Traumwelt, bevor‘s peinlich wird.“ „Was?“ Mao stand vollkommen neben sich, weswegen der Bassist nun mit den Augen rollte und den Kopf schüttelte. „Alter … werd` wach“, brummte dieser und wuschelte durch Maos Haar, der sich panisch seiner Umgebung bewusst werden musste. Wo war Mizuki? In den Flitterwochen? Mussten sie ohne ihn weitermachen? Waren die beiden schon weggefahren? Aber wo waren die ganzen Menschen hin? Und Akis Anzug! Aki hatte seinen Anzug schon ausgezogen? Zittrig sah sich der Sänger um, stellte fest dass er sich auf der Couch im Proberaum befand und wurde sich darüber im Klaren, dass Aki ihn eben geweckt hatte. Dies wiederum ließ darauf schließen, dass er hier eingeschlafen sein musste und- „Ahhhh!“, ertönte plötzlich Keis in Lautwiedergabe gefasste Entdeckung, der so eben durch die Tür trat. „Aki, hier bist du. Ich hab noch mal nachgedacht, wegen der Tonspur und hab voll die gute Idee, und bevor du wieder nein sagst, hör`s dir wenigst-“ „Nein.“ „Aki!“ Kei war empört und nörgelte zugleich. „Jetzt komm schon, ich hab’s sogar so gemacht wie du gesagt hast.“ „…“ Das Augenpaar des Bassisten richtete sich nun interessiert zum Drummer, der seine Chance witterte sich endlich zu erklären, als Mizuki schon durch die Tür trat und den kompletten Wind aus den Segeln des Älteren nahm – wie so oft. „Jaaa!“, nickte der Großgewachsene ironisch auf. „Den Anfang hat er so gemacht, wie du‘s gesagt hast, aber den Rest hat er dann wieder komplett umgeschrieben, um dir zu zeigen, wie cool das ist.“ „OAH, MIZUKI! Du bist ein absoluter Mistkerl, weißt du das?!“ „Er ist ehrlich“, gab Aki schulterhebend zu verstehen, welcher Kei die Zettel aus der Hand nahm und Mao von alle dem schon wieder so überfordert war, dass er gerade nur eines feststellte: Mizuki! Er blinzelte, beobachtete aus schlaftrunkenen Augen den Gitarristen, wie er den Drummer aufzog und ihn nach seinem Trinkpäckchen hüpfen ließ, was Dank Mizuki einige Zentimeter über dessen Kopf umherschwirrte und stellte fest, dass der weder verheiratet war, noch mit Naoko auf irgendwelchen Liebesinseln herumgondelte, um kleine Mizukis zu machen. Kleine Mizukis … wie die wohl aussahen? Große Schmolllippe und bunte Blümchenwindeln? Eine Zahnlücke zwischen den Schneidezähnen und genauso frech, wie der Große hier? Bezaubernd. „Halloho!“, wedelte Aki vor Maos Gesicht herum, der nur noch kleine Mizukis herumhüpfen sah und die Vorstellung ganz herzallerliebst fand, nun aber das Augenmerk auf Keis Änderungen warf. „Kannst du das so singen in der Tonlage? Eigentlich find ich‘s nicht mal so scheiße was er da gemacht hat“, gab Aki zu und brachte Mao zum Nicken, der die Änderungen beim Überfliegen ebenso nicht schlecht fand, hob dann jedoch die Schultern. „Muss ich probieren.“ „Was denn?“, warf sich Mizuki dann auch schon im selbigen Moment neben Mao auf die Couch und legte einen Arm um diesen, während sich der Körper nach vorn beugte um neugierig zu erspähen, worum es ging. Doch war es nichts Neues, wie er schnell feststellte, und nur mit einem Seufzen nickte. „Achsoooo“, gähnte sich das Wort über die Lippen, als der Arm den Körper des Sängers mit sich zog, nachdem sich der Gitarrist nach hinten lehnte und ganz unverblümt mit den Fingerkuppen über die Brust des Schwarzhaarigen wanderte. Ungewöhnlich war die Situation nicht und keiner schenkte dem aus diesem Grund weitere Beachtung. Keiner bis auf Mao. Dem war die Sache keineswegs unangenehm, doch brannte die plötzlich aufkeimende Frage in ihm, ob seine süße Zahnlücke das auch bei dieser bescheuerten Theatertante tat. Zog er sie an sich und hielt sie fest? Schenkte ihr genau solche Berührungen? Hatten die beiden längst diese Ebene erreicht, wo er bereits mit Mao war? Oder waren die gar schon viel weiter? Oh, ihre funkelnden Augen sollte man ihr auskratzen! „Findest du‘s denn ok?“, wollte Mao nun von Mizuki wissen, meinte zwar die Änderungen von Kei, doch schwirrte auch nach wie vor der Gedanke in ihm umher, wie man Naoko die Augen mit einer Gabel aus den Augenhöhlen scharrte. Makaber. Eifersüchtig. Mao war eifersüchtig und er spürte es mit jedem verdammten Tag mehr! „Ja“, nickte der Gitarrist und drückte Mao noch etwas mehr an sich, weiterhin die Fingerkuppen über die Brust wandernd und taktisch beginnend darauf zu klopfen. Das tat er neuerdings oft und war neu. Ob das an den Hormonen lag? War es der Naoko-Rhythmus? Wenn ja, dann sollte Mizuki das bitte lassen, auch wenn Mao jede Berührung von seinem Gitarristen genoss, ebenso jede Minute, die er bei ihm war und seine Beachtung geschenkt bekam. „Ich mein, das ist mal was Neues, wir sollten das heute gleich noch austesten.“ Mao nickte im Strudel seiner Welten und reflektierte diesen Vorschlag einfach auf die Flamme seines Kükens, der dann wiederum damit einverstanden wäre, würde man Naokos Augäpfel im Ozean versenken. Natürlich würde Mao so etwas niemals tun, aber er brodelte vor Eifersucht und nahezu Verzweiflung, gar auch so etwas wie Angst. Angst vor dem Tag, wenn Mizuki ihm sagte, dass sie beide nun ein Paar waren. Wie sollte der Sänger damit umgehen? Konnte sich der andere nicht einfach wieder etwas für eine Nacht suchen? Damit konnte Mao wesentlich besser umgehen, denn diese Bespaßung dauerte gerade mal einige Stunden, wenn‘s gut lief, und keine Monate, vielleicht sogar Jahre! Mao war ein furchtbar schlechter Mensch. Er fühlte sich scheußlich, weil er sich nicht einfach freute und seinem Küken kein Glück bei der Sache wünschte – im Gegenteil. Mao hoffte dass die ganze Sache gegen die Wand lief. War das fair? War das etwas, was ein Freund sich wünschte? Ein Freund, ein erwachsener Mann? Zwölfjährige sollten solche Gedanken gewährleistet sein, da sie noch nicht wussten wie man mit Emotionen und ragen Gefühlen umgehen konnte - doch bei einem Erwachsenen? Es sollte verboten werden als Erwachsener Mensch überhaupt solche Gedanken zu haben. Sogleich müsste eine höhere Staatsgewalt kommen und ihn so dermaßen die Fresse polieren, dass er sich beim nächsten Mal gar nicht getraute auch nur im Entferntesten solche Gedanken zu haben. Eigentlich eine nette Idee, wie Mao fand, dann aber schwer seufzte und den Kopf an Mizukis Schulter bettete, dessen Kinn keine zwei Sekunden später auf dem Schopf lag, um anschließend einen Kuss darauf zu hauchen. Deutlich spürte er, dass sein Sänger nach wie vor mit einer Sache beschäftigt war, worüber er ihn noch nicht in Kenntnis setzte und setzte ganz in Gedanken darüber einen viel längeren Kuss auf dessen weichen Schopf. Was war denn nur los mit Mao? Was beschäftigte ihn so sehr, dass er Mizuki zum Lügen verleitete vor lauter Dummheit? Er log Aki an und sagte, dass Mao sich verquasselt hatte Vorgestern, als man nach ihm suchte und er sich auf der Mauer die Kante gab. Dabei bat der Sänger nicht einmal darum dass man für ihn log. Und trotzdem tat Mizuki es. Um Ärger aus dem Weg zu gehen? Gerede zu ersparen? Was auch immer es war, Mao war dem Jüngsten sehr dankbar dafür. „Ach neiiiin“, dehnte Tsurugis Stimme einen entzückten Laut durch den Raum, nachdem er diesen betrat. „Jetzt hab ich schon wieder die Patronen für den Drucker vergessen!“ „Mh“, brummte stattdessen Aki und warf einen weniger entzückten Blick auf den Gitarristen. „Hab ich‘s hier eigentlich nur mit Idioten zu tun? Der eine pennt die ganze Zeit, der andere macht mit den Texten was er will, der nächste zieht sowieso alles ins Lächerliche und wenn dir der Kopf nicht angewachsen wäre, müsste ich ihn dir wahrscheinlich unter den Arm binden!“ Aki war genervt. Tsurugi jedoch nach wie vor entzückt, weswegen dieser nur darüber aufgluckste, auf den Bassisten zuschritt und sich gar getraute diesen über den Kopf zu streicheln. „Och, och, Aki mein süßer kleiner Schatz, denk an den Blutdruck, hm? Wir sind auch keine jungen Hasen mehr, du zartes Blümchen.“ „Sag mal“, sah angesprochener nun skeptisch auf. „Seid ihr alle besoffen heute, oder was ist los?“ „Akiii“, belustigte sich Tsurugi und kraulte den Bassisten unterm Kinn. „Schau nicht so grummelig, das macht Falten.“ „…“ Die waren doch bescheuert alle miteinander! „Zarte Blume“, zitierte Mizuki dann belustigt, als auch seine Leitung den Satz endlich zum Hirn durchstellte und den Gitarristen zum Lachen brachte, was wiederum auch Keis Mundwinkel nach oben schob, je öfter Mizuki die beiden Worte wiederholte und sich herzhaft darüber amüsierte. Nur Mao brachte mal wieder nicht mehr als ein Schmunzeln zustande und ein Schnaufen durch die Nase, auch wenn er seine Band genau aus diesen Gründen so sehr liebte. „Pass auf, bevor du jetzt weiter vor dich hingrummelst“, informierte Tsurugi Aki schulterklopfend und zog dabei aus der Jackentasche die besorgten Patronen hervor, als von Mizuki ein gackerndes „Du zartes Blümchen“ als Ergänzung fiel, und die restlichen Münder zum Schmunzeln verzog. „Ich hab dich verarscht. Hier sind sie. Zweimal Schwarz, zweimal Bunt, und das Restgeld hab ich für ein Eis rausgeschmissen, weil du mich dazu eingeladen hast.“ „Eh?“ Aki fühlte sich wahrlich herzlich verarscht an jenem Tag. „Ja. Es sagte mit deiner Stimme: ‚Gönn dir was, Tsurugi, gönn dir was, du liebenswerter Freund und Kollege.‘“ „Du hast sie echt nicht mehr alle beisammen heute, kann das sein? Hattest du endlich mal wieder Sex oder was ist los mit dir?“, wollte der Bassist staubtrocken wissen, hob allerdings eine Braue dabei an. Jetzt musste Mao doch auflachen, wurde daraufhin allerdings mit einem bösen Blick seitens seines Bassisten gestraft und verstummte augenblicklich. Diese Jungs waren so unglaublich bescheuert! „Ihr habt alle so ein gestörtes Wesen.“ Aki erhob sich kopfschüttelnd und sah seinen Haufen Chaoten an, den er jedoch keineswegs eintauschen wollen würde, ehe er in die Hände klatschte. „Los jetzt. Du spuckst den Clown aus, sonst erschlag ich dich“, weiserte er Tsurugi an. „Und die Turteltäubchen hören jetzt auch mal auf zu schnurren. Lasst uns das von Kei mal proben, ein Versuch ist es wert.“ „Ohw, wirklich?“ Der konnte es kaum glauben, dass Aki das Ganze nicht gleich wieder in die Tonne trat und sich schlichtweg weigerte das wenigstens einmal zu versuchen. „Ja“, seufzte Aki aus. „Die zarte Blume hat grad bock drauf sozial zu sein.“ Kaum waren die Worte ausgesprochen, klammerte sich Tsurugi an das Blümchen mit einem breitem Grinsen. „Ist er nicht süüüß?“ „Tsurugi?“ „Ja?“ „Spuck ihn aus!“ Den Clown … . . . „Wollen wir noch in die Karaoke Bar gehen?“, fragte die Stimme des älteren Gitarristen an den jüngsten Gitarristen gewandt, welcher unweit von ihm seine Sachen zusammensuchte und die Lippen aufeinandergepresst vorschob ganz in Gedanken, bis sich die Frage im Großhirn entfaltete und leicht verzögert eine Reaktion hervorrief. „Ah, sehr coole Idee, aber … na ja, Naoko kommt doch heute wieder, und ich habe ihr versprochen sie vom Flughafen abzuholen.“ Die Hand strich durch das helle, brünette Haar, der Kopf nickte einmalig, als müsse die Aussage bestätigt werden und versetzte dem Herz des Sängers einen heftigen Stich, der das Gespräch natürlich, wie alle anderen auch, mitbekam. „Ohohoo. Verstehe, verstehe, das geht vor! Danke für die Abfuhr“, zwinkerte Tsurugi und auch Kei hob vielsagend die Brauen mehrmals, so nach dem Motto: Na, da geht doch was, da geht doch was. „Hey!“, beschwerte sich Mizuki einmalig mit einem frechen Schmunzeln. „Aber behalte den Vorschlag im Hinterkopf, ja? Dann gehen wir demnächst wieder hin“, freute sich der Gitarrist, zog den Reißverschluss seiner Tasche zu und gab noch einen Wink in den Raum, sowie ein „Bis Morgen dann!“, ehe er verschwand, ohne auch nur darauf zu warten, ob und was man ihm antwortete. Bei Mao hätte der Gitarrist lange warten können, kam dem Sänger nicht ein einziger Ton über die Lippen. Auch die Hand hob sich nicht, umklammerte stattdessen den dicken Hefter mit einigen Songs und Albumideen noch fester, während das Augenpaar lange Zeit auf die Tür starrte, durch welche der Jüngste verschwunden war. Naoko. Sie war jetzt präsent in Mizukis Welt, in welcher Mao gerade keinen Platz mehr fand. Allein dieses Lächeln auf seinen Lippen, und die Art und Weise wie er gerade nahezu fluchtartig das Gebäude verließ zeigten Mao, wie sehr sich der andere auf diese Frau freute. Wie sehr er sich freute sie endlich wieder zusehen und zeit mit ihr zu verbringen, dass er einige Momente brauchte, um aus seiner Schockstarre zu erwachen, nur um aus dem Fenster zu sehen - in der Hoffnung Mizuki noch einmal zu Gesicht zu bekommen. Doch der war längst ein Stück weit näher an seinem Ziel. Und der Abstand wurde immer geringer und geringer pro Minute, sodass die Kehle hart schluckte und das Herz kräftig und schmerzlich gegen die Brust schlug. Morgen. Mao ging davon aus dass Naoko erst morgen wiederkäme und hatte sich darauf eingestellt, und nun teilte Mizuki ihn binnen Sekunden so ganz beiläufig mit, dass er sie heute schon wiedersah. Und in genau jenem Augenblick war er auf den Weg zu ihr. Bald würden sie sich wiedersehen, in den Armen liegen, sich küssen und … Nein. Nein, er durfte nicht daran denken, auch wenn er sich genau diese Gedanken für Morgen längst schon vorbereitet hatte – einfach, um besser damit umzugehen, doch zog sich ein Gefühl von Ironie, Kummer und Verzweiflung durch das Innere des Körpers, welche wiederum dem Bewusstsein sagten, dass das völliger Quatsch war! Er war so dumm! Wie konnte er nur glauben besser damit umgehen zu können wenn all das, was jetzt gleich passieren würde, erst morgen eintraf? War es denn nicht genauso schlimm, egal wann es passierte? Ganz gleich wann immer Mizuki ihn verlassen würde, der Sänger konnte und wollte das einfach nicht akzeptieren und zulassen. Dabei war kein Wunsch größer, als jener, dass es Mizuki gut ginge. Es sollte ihm gut gehen, er sollte glücklich sein, ganz gleich was auch immer dies für Mao bedeutete - und doch konnte er es einfach nicht ertragen. Er konnte es nicht ertragen dass er nicht der Mensch war, den Mizuki neben sich haben wollte sobald er einschlief und sobald er aufwachte. Wollte es nicht wahrhaben, dass er für eine schöne Frau schnell seine Sachen packte, und nicht einfach sagte, dass es unwichtig sei, wer auf ihn wartete, um bei Mao zu bleiben. So verliebt war er. So verliebt, dass es ihn in den Wahnsinn trieb! In den Wahnsinn, voller Selbstzweifel, Selbstmitleid und Selbstverachtung. Selbstverachtung dafür, dass er einfach nicht glücklich sein konnte. Nicht für sich selbst und nicht für Mizuki, dabei war kein Lächeln so schön, wie jenes, wenn sein Küken so unbekümmert und voller Glück strahlte wie er es eben getan hatte. Nur galt dieses Lächeln nicht Mao. Genau dieses Lächeln … es würde niemals Mao gelten. Dabei fand er genau das so unbeschreiblich schön. Es machte die Züge des Gitarristen ganz weich und sanft, sodass der Drang in ihn aufkam, mit den Händen über die Wangen streichen zu wollen, ihn festzuhalten und ihn zu sagen, wie unfassbar hübsch er war. Ja. Solche Gedanken und Sehnsüchte keimten in Mao auf, seitdem ihm klar wurde, was mit ihm los war. *** „Liebes Tagebuch, Ich hab gehofft, dass ich damit umgehen kann, wenn ich mich darauf einstelle. Ich kann`s nicht. Diese Mizukiklauerin kam schon heute zurück! Und er hat sich so gefreut! Es fühlt sich schrecklich an! Ich könnte heulen! Ich mein, hallo? ICH könnte heulen! Ich bin ein Mann und 30 Jahre alt, ich kann und darf wegen so einer Scheiße doch nicht heulen! Ist das normal? Hab ich Liebeskummer? Muss dringend was dagegen tun! *** Nach Hause gehen kam für den jungen Mann nicht in Frage. Kein Auge würde er zumachen, ständig nur daran denken, ob die beiden wohl schon zusammen waren oder nicht und was sie taten, sodass Mao beschloss im Proberaum zu bleiben. Er war ohnehin derjenige der wieder einmal abschließen sollte, doch ehe er das tat, suchte er sich einige Kerzen, plünderte den gemeinsamen Kühlschrank nach etwas Essbarem und zog sich dann schließlich gemütlich mit Stift und Zettel auf die Couch zurück. Eine gute Gelegenheit um sich an einen neuen Song zu setzen. Eine Ballade sollte es werden und ohne weiter darüber nachzudenken, setzte die Mine Wort für Wort auf das Papier, strich Fehler durch und korrigierte sie, ehe ganz konzentriert weitergearbeitet wurde. Schmerz und Trauer ließen sich mit Balladen nicht immer gut verarbeiten, doch diesmal machte es mehr Sinn, es in einer Solchen zu verarbeiten, um eventuell sobald wie möglich damit abzuschließen. Es sollte nichts kaputt gehen zwischen Mizuki und Mao, und auch nicht zwischen Mao und der Band. Wenn er sich jetzt nicht darum kümmerte endlich zu lernen damit umzugehen und sich vielleicht sogar zu entlieben, dann könnte das ein großes Durcheinander geben, was am ende der ganzen Band schaden würde. Das durfte nicht passieren. Doch kaum waren einige Zeilen ausgebessert, schnörkelte die Mine des Kugelschreibers alles mit blauer Tinte zu, ehe die Hände den Rest erledigten, das Papier schließlich zerknüllten und wegwarfen. Wie viele Versuche der Schwarzschopf schon brauchte um endlich einen klaren Kopf zu bekommen wusste er nicht, aber der Blick im Proberaum umherschweifend zeigte auf, dass nahezu längst ein ganzer Block verteilt auf dem Boden liegen musste. Das frustrierte jedoch nur noch mehr, sodass auch das eben neu herangenommene Blatt, welches völlig unbefleckt und unbeschrieben vor ihm lag, sinnfrei mit der Mine des Kugelschreibers zugeschnörkelt wurde, um anschließend im Meer der toten Songtexte zu landen. „Ach, scheiße! Scheiße, scheiße, scheiße!“, fluchte der Sänger von sich, vergrub die Hände verzweifelt im Haar und ließ den Körper zurück ins Polster sinken. Nichts, wirklich gar nichts klappte, weil die ständigen Bilder im Kopf das logische und freie Denken ausschalteten! Immer und immer wieder sah er dabei zu, wie Mizuki die Tanztussi vom Flughafen abholte. Mit einem Lächeln, welches so unbeschreiblich schön war, dass Mao es am liebsten einfrieren wollte. Noch lieber würde er allerdings die Theatertante einfrieren, sobald sie sich in Mizukis Arme begab, sich an ihn schmiegte und glücklich darüber war ihn wieder bei sich zu haben. Dann würden sie sich verliebt ansehen, genauso vom Platz gehen, um wahrscheinlich gleich zu ihr oder gar zu ihm nach Hause gehen. Oder in ein Hotel? Es war im Grunde egal wohin sie gehen würden, denn sie würden gemeinsam an diesen Ort gehen wo sie ungestört waren. Sich küssten, in den Armen lagen und- „Verdammt, Mao!? Wie sieht‘s denn hier aus?“ Akis brummige und zugleich schockierte Stimme hallte durch den Gehörgang des Sängers, der augenblicklich den gesamten Körper vor Schreck herumriss, die Augen weitete und mit der rechten Hand eine Kerze zu Boden warf. „W-! Aki?!“ Wo kam der denn her zum Teufel?! „Mao!!“, deutete dieser jedoch hastig auf die herabgefallene Kerze, welche genau zwischen einen angesammelten Berg zerknüllter Ideen landete und nun schnell vom Sänger aufgehoben wurde, der nach einem Kontrollblick auf den Boden, den kräftigen Herzschlag in der Brust bemerkte vor Schreck. „Sag mal, was machst du hier? Ich dachte schon hier tummelt sich gerade sonst welches Gelumpe!“ „Gelumpe?“, wiederholte Mao noch immer erschrocken und schüttelte nun etwas wütend über den Schock des Abends den Kopf. „Könnt` ich dich auch fragen“, nuschelte er beleidigt und stellte die Kerze zurück auf den Tisch. „Hab Licht gesehen von draußen. Dachte schon du hast nicht zugesperrt“, kam der Bassist nun ganz rein und kickte einige Papierknöllchen beiseite, ehe er sich bückte, um eines davon aufzuheben und zu entfalten. „Nicht zugesperrt …“, brabbelte Mao noch immer beleidigt über den kräftigen Herzschlag von sich mit erneutem Kopfschütteln, ehe sich das Augenpaar auf die Züge des Bassisten legte im seichten Kerzenschein, um ihn zu mustern. Dieser schritt nur langsam ohne jegliche Mimik auf ihn zu, als nur ein simples „Das ist neu“ nachdenklich über die Lippen des Bassisten huschte, der versuchte unter dem Geschnörkel das eigentlich Geschriebene zu entschlüsseln, als er das Blatt sinken ließ und auf den Sänger sah. Der jedoch wandte den Blick nun ab, griff nach der Zigarettenschachtel und schob den Hintern seufzend mehr nach hinten ins Polster der Couch. „Willst du reden?“ Mit Aki?! „Du läufst nicht ganz rund seit einiger Zeit, glaub mal nicht dass uns das entgangen ist.“ Ach so. Wussten es die anderen also auch schon, oder wer war mit ‚uns‘ gemeint? „Und das was ich hier lese bekommst du nur zustande, wenn dir etwas ziemlich zusetzt.“ Ja. Mochte Aki streng sein und eher kühl wirken, so kannte er seine Pappenheimer und war durchaus ein wirklich guter Freund. Aber mit Aki darüber reden? Ging gar nicht! Mao konnte mit niemanden darüber reden! Noch nicht einmal mit Byou, der hatte nämlich selbst gut zu tun – privat und beruflich. Und trotzdem könnte Mao zu jederzeit bei ihm aufkreuzen, dessen war er sich bewusst, aber … „Stumm geworden?“, ließ sich der Bassist schließlich neben dem ebenfalls Schwarzhaarigen nieder und musterte dessen Züge, als Mao aus den Gedanken gerissen zu ihm sah, den Blick dann jedoch wieder teilnahmslos abwendete. War doch alles einfach nur scheiße! „Was willst du denn hören?“, starrte Mao vor sich her, während die Zigarette zwischen Zeige- und Mittelfinger vor sich hin qualmte und Aki dazu verleitete, sich nun ebenso eine anzustecken. „Na ja“, fischte er in der Hosentasche nach der Schachtel um diese herauszuziehen, während das entfaltete Papier auf den Tisch platz fand. „Das Problem hätte ich gerne gewusst, welches dich fernsteuert.“ „Das wüsste ich auch gern.“ Ein skeptischer Seitenblick traf den Sänger, der daraufhin schwer seufzte. „Ich weiß … ich weiß gerade mal wieder nicht was und wer ich bin und wohin ich gehöre“, gab Mao nachdenklich zu verstehen und zog eine Braue von Aki damit in Richtung Haaransatz, während der schwarze Glimmstängel an die Flamme des Feuerzeugs geführt wurde. „Ich weiß“, sprach Mao dann weiter als wüsste er genau was Aki sagen würde. „Ich gehöre genau hier hin, wo ich bin. Ja, so ist es, aber … ach ...“ Die Hand erhob sich zu einer abweisenden Geste und stellte das Reden damit ein. Zumindest von Maos Seite. „Wieso zerknüllst du das hier alles?“, setzte Aki das Gespräch fort, als sei diese Thematik der Kern des Ganzen. „Hm?“ „Das ganze Papier. Die armen Bäume, die wegen dir sterben und jetzt hier wegen drei Zeilen zerknüllt auf`m Boden landen. Schäm dich.“ „…“ Sehr witzig. Aki nahm Mao nicht für voll oder was sollte der Scheiß jetzt? „Weißt du Mao, als es damals darum ging die Band hier am Laufen zu halten warst du voller Tatendrang und Ehrgeiz. Allein wie du Mizuki Wochenlang hinterhergerannt bist, nur um ihn endlich bei uns in der Band zu wissen, und jetzt? Schau dich mal an. Seit Wochen hängst du durch und steckst den Kopf beim kleinsten Scheiß in den Sand, in der Hoffnung der Orkan übersieht dich, der auf dich zukommt. Das geht so nicht Mao. Wenn du morgen das Live vergeigst, zieh ich dir die Ohren lang, bis du drüber fällst. Du hast heute beim Proben schon wieder alles verkehrt gesungen.“ „…“ Ein Seufzen glitt über Maos Lippen, dann nickte er seicht. Ja. Ja, Aki hatte Recht mit allem was er sagte, aber wenn der den eigentlichen Grund dahinter wusste, dann würde er ihn nicht nur die Ohren langziehen - er würde ihn kastrieren! Wobei … Vielleicht entschwulte Mao das ja, und die Welt war wieder in Ordnung? Moment mal! Zog er damit gerade seine eigenen komplett verblödeten Gedanken etwa tatsächlich in Erwägung? Meine Güte, wie verzweifelt war er bitte? „Bei deiner Familie ist aber alles ok?“ „Ja, denk schon.“ Ups, er hatte gar nicht angerufen, obwohl er sich das vornahm. Nun gut, dann würde eben nicht Aki, sondern seine Mutter ihm die Ohren langziehen, also war es gleich was er tat und sagte, den Satz heißer Ohren bekam er ja doch. Unfair. „Gefrustet wegen deinen Nacken?“ „Nein.“ „Hm.“ Dann musste es auf anderen Ebenen zu finden sein. Das Problem. „Aber das wird doch langsam mal besser, oder?“ „Ja.“ „Hm.“ Schön, aber was war dann bitte das Problem? *** „Liebes Tagebuch Hab keinen Hunger und kann nicht schlafen. Muss dauernd daran * was er macht. Was SIE machen … ich will das nicht, er soll bei mir sein. Warum kann ich nicht Naoko sein? Warum fühle ich mich so fremd mir selbst gegenüber? Die ganze Zeit stehe ich unter Strom, dabei bin ich so müde! Einfach A L L E S ist so komisch, ich will das nicht mehr! Will die Zeit zurückdrehen … Es soll aufhören! *denken *** „Liebeskummer“, stieß Aki dann recht plausibel hervor, als das Augenpaar in aller Ruhe auf den Text sah, welcher auf den Tisch lag. Von leeren Blicken war die Rede. Von stummen Schmerz, der durch ein seidiges Tuch jemanden entgegenlächelt, um zu zeigen, das alles in Ordnung war, in einer Welt aus Schutt und Asche. Dass man sich bewusst war, dass Vieles wie gedacht und erhofft, niemals sein würde und auch, dass Welten von Emotionen so nahe beieinander und doch wiederum so weit auseinander lagen. Das man sich berühren konnte, ohne auch nur annähernd Nähe zu spüren. Wenn also bei Mao zu Hause alles in Ordnung und auch sonst im Freundeskreis nichts weiter Schlimmes passiert war – und das hätte man wohl mitbekommen – dann konnten solche Zeilen doch nur auf ein trauerndes Herz deuten. Ein Herz, welches um keinen Nachlass trauerte, sondern darum das es keinen Anklang fand. Die Haltung des Sängers und das verwirrte Auftreten wiesen ebenso darauf hin und wenn Aki zurückdachte, erkannte er den Schwarzschopf von vor einigen Jahren wieder, als er diesen älteren Typen wie ein kleines Hündchen hinterhergelaufen ist. Immer wieder warnte Aki Mao davor dass der nur mit ihm spielte, aber er war so blind vor lauter Schmetterlingen, dass er nur kurze Zeit später heftig enttäuscht wurde. Galt dieser Song vielleicht dem damaligen Erlebten, und nicht dem jetzt und hier? Warum aber erst fast 7 Jahre später? Das ergab kaum Sinn im Kopf des Bassisten, der sich nun etwas zur Seite drehte um Mao anzusehen, der auf dessen Aussage hin nichts sagte, sondern plötzlich wie von der Tarantel gestochen aufstand, um alle Zettel einzusammeln, die kurz und klein gerissen im Papierkorb landeten. Lag Aki also richtig? „Ein Mann oder zur Abwechslung mal eine Frau?“ Für Aki stand fest dass er Recht hatte mit seiner Theorie. Er kannte Mao viel zu gut nach all den Jahren. Und wann bitte saß er allein im Proberaum bei Kerzenschein und textete solche Zeilen? Saß verträumt auf der Couch? Schlief ständig ein, weil er wohl nachts nicht schlief? Wann schlief er nachts nicht? Wenn er Probleme hatte. Probleme die sehr Emotional waren. „Pf, ne Frau!“, tippte sich der Sänger energisch an die Stirn. „Frauen machen doch alles kaputt! Sie schminken sich, machen ihre Haare, kleben noch Wimpern ran und bunte Strähnchen, ziehen kurze Röcke an und- Bah! Ekelhaft! Frauen sind ekelhaft! Nicht zu vergessen die operierten Brüste, wo du teilweise Angst haben musst dass sie dir gleich ins Gesicht fallen – worauf ihr ja alle so abfahrt! Das ist ekelhaft! EKEL.HAFT!“, echauffierten sich die Worte genauso energisch mit reichlich Widerwillen durch den Proberaum, während sich der Körper sogar leicht schüttelte. Nein. Nein, Frauen waren so gar nicht Maos Ding. „Ok, also ein Mann.“ Der Bassist lehnte sich gelassen zurück, überging den Ausbruch, als fände er nicht statt und besah sich erneut rauchend die geschriebenen Zeilen. „Pf, ein Mann! Ist das nicht eigentlich egal? Jeder Schwanzträger der Hirn besitzt, will Brüste beglücken, die sowieso nicht echt sind! Ich mein, was soll das denn? Das ist doch alles nur Schein!“ „Wie unsere Szene auch“, blieb Aki ruhig und schmunzelte still in sich hinein. „Aber wir zeigen uns auch mal ungeschminkt vor der Kamera und keiner läuft weg!“ „Das weißt du doch gar nicht“, gluckste Aki leise auf, musterte den anderen nun erneut und dachte nach. „Ist mir auch scheiß egal! Frauen kannst du jedenfalls nicht mit unserer Szene vergleichen! Unsere Fans zum Beispiel finden’s total toll, wenn wir uns ungeschminkt in Jeans zeigen. Vielleicht finden die meisten uns als Künstlerfigur schöner, aber trotzdem rennt keiner Weg, wenn wir nicht in der Maske waren! Wenn das ne Frau macht und dann noch das nette Lächeln ablegt, dann ist aber die Hölle auf Eis gelegt mein Freund! Aber denkt MANN da vorher dran? Nein! Natürlich denkt MANN da nicht dran, und ehe MANN sich versieht vergeht ihm aber schneller als gedacht das süße Lächeln und dieses Gerede von: ‚Eh, ich weiß gar nicht wie ich‘s ihr sagen soll, ohne dass es doof rüberkommt‘! Was soll das denn? Immer dieses allen Rechtmachen wollen, um gut dazustehen, verstellt man sich da nicht? Kann man nicht einfach so sein wie immer? Und was soll bitte doof rüberkommen? GAR NICHT soll er`s sagen, verdammt nochmal!“ „…“ „Da schaut er sogar drauf was er anzieht und wie die Haare liegen, wenn er sie sieht! Ist das zu fassen? Man sollte sich in den Menschen verlieben, wie er ist, und nicht in den, den er stundenlang mit Haarspray und Make-Up modelliert, Herrgott nochmal! Wer hat die ganze Scheiße eigentlich erfunden? Der gehört erschlagen! Scheiß Fortpflanzungshormone! Familie gründen, Kinder kriegen! So ein SCHEIß!“ „…“ Amüsiert, aber mit ruhigen Zügen, besah sich Aki den Kleineren, um dessen Körper tausende Papierschnipsel herumflogen, während die Hände und Arme heftig gestikulierten. Nur von wem sprach er wohl? Es war also ein Mann, der sich eher für eine Frau interessierte, als für Mao. Nur musste er dem Sänger doch irgendwie Hoffnungen gemacht haben, oder wieso regte er sich so auf? War er einfach nur sauer auf sich selbst, weil er sich nach langer Zeit wieder verliebt hatte, oder weil man ihn Hoffnung machte und nun abblitzen ließ? „Hast du dich wieder in eine Hete verliebt?“, vermutete der Bassist trocken, als dass er es hinterfragte. Oder sollte er gleich plump mit der Tür ins Haus fallen und fragen, ob es um den Gitarristen ging, der seit einiger Zeit mit dieser Tourismusstudentin was startete? Interessant ... Aber eine Hete? Mao hatte keine Ahnung was Mizuki war. Er war … Mizuki eben! „Ach!“, stieß der Sänger gefrustet hervor. „Ich bin nicht verliebt! Ich bin nie wieder verliebt, das macht nur ärger und setzt Fett an Stellen an, die ich noch gar nicht kannte!“ „Fett?“, puffte es nun lachend aus Aki heraus, der gerade einen Zug seines Lasters nehmen wollte und belustigt zu Mao sah. „Ey, jetzt werd mal nicht tuckig.“ „Bin ich das?“ Mao war schockiert und wirbelte herum, um Aki mit großen Augen anzusehen. Die Frage war ernst gemeint, doch der Bassist lachte nur erneut auf, schüttelte dann aber zu Maos Erleichterung den Kopf. Oh, gut. Wenigstens eine Sache bekam er auf die Reihe – als Schwuler nicht schwul zu wirken. Aber selbst wenn, wäre es denn ein Verbrechen? „Dann triffst du dich jetzt auch nicht mehr mit ihn, dann gibt’s keinen Ärger und fett wirst du auch nicht“, meinte Aki kopfnickend und aschte gerade ab, als der Sänger sich bückte, um die daneben gefallenen Schnipsel aufzusammeln, die endlich den Weg in die Blechrolle fanden. Ihn nicht mehr sehen. Aki wusste ganz genau, dass das unmöglich war, sollte er mit seiner Vermutung richtig liegen und Mao sprach von keinem anderen als Mizuki. „Das …“ ging nicht. „Wird wohl das Beste sein, ja“, schlichen sich kleinlaute Worte aus der Kehle, als sich der Körper langsam erhob und der Blick traurig über Aki hinweg nach draußen fiel, der doch so langsam eins und eins zusammenzählte, sich jedoch bedeckt hielt. Doch hielt er es ebenso für besser Mao nicht weiter auszufragen und ihm Zeit zu geben damit klar zu kommen, der schon wieder ganz verträumt, wenn nicht sogar traurig aus dem Fenster sah. Ob sie wohl schon im Hotel oder bei einen der beiden zu Hause waren? Hielten sie Händchen oder saßen auf der Couch? Würde er sie genauso berühren, wie er es beim Sänger tat? Küssten sie sich gerade, lagen zusammen im Bett und hatten alles um sich herum vergessen? Hat Mizuki Mao gerade völlig aus seiner Welt gestrichen, weil er nur noch Augen für Naoko hatte? Weil nur sie gerade wichtig war? Und wichtig bleiben wird? Warum nur quälte sich Mao immer wieder selbst mit solchen Gedanken und Vorstellungen? Er sollte sich ablenken, nicht daran denken und- Huch? Der Sänger hob den Blick, als sich eine Hand auf die Schulter legte und ihn aufbauend, gar freundschaftlich stützend drückte. „Schreib weiter“, sprach Aki lächelnd zu ihm und nickte. „Aber tu mir einen Gefallen und setz die Bude nicht in Brand, ja?“ Das war Aki. Er fragte nicht viel nach, bohrte nicht und gab seinen Beistand und seine Fürsorge auf eine ganz andere Art und Weise zu verstehen, worüber Mao in jenem Moment sehr glücklich war. Und ohne zu hinterfragen oder den Bassisten zu bitten es niemanden zu sagen, ließ der Kleinere den anderen auch mit seiner Fluppe im Mundwinkel abziehen, der doch längst ahnte, was nun tatsächlich mit seinem Frontmann los war. Er war verliebt. In Mizuki. *** „Liebes Tagebuch Aki weiß einfach alles! A L L E S! Noch bin ich aber ein ganzer Mann, denn wüsste er auch noch dass ich von Mizuki gesprochen habe, würde ich jetzt bluten! Mizuki … was er wohl gerade macht … INTERESSIERT MICH NICHT!!! Jhcg vewiuk ihiwe ---- Nachtrag: DOCH, verdammt, es interessiert mich!!!! Ich vermisse ihn, wenn er nicht da ist … bin ich bescheuert? Warum Mizuki, warum ausgerechnet Mizuki? Nachtrag2: Hab jetzt 20 Minuten Löcher in die Luft gestartgestarrt und folgendes dabei festgestellt: Jetzt vermiss ich sogar Aki :,( “ *** -------------- Next? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)