It's your Song von xManja (Sadie Mao x Mizuki) ================================================================================ Kapitel 5: Byouttaro ♥ ---------------------- 16.08.2015 Sadie ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ [Kapitel_5] „Okay danke!“ ertönte die Stimme eines Mitarbeiters, als sie den Soundcheck hinter sich gebracht hatten. Zum Erstaunen aller war Mao relativ fit – zumindest machte er den Eindruck, es zu sein und bekam genau aus jenen Grund einen Klaps auf den Hinterkopf seitens Aki, der daraufhin strafend angesehen wurde. „Was soll das denn jetzt?“ „Du machst mir Sorgen, Mao. Sorgen.“ „Eh?“ Er hatte doch alles richtig gemacht! „Du hast nichts falsch gemacht, bitte lass das kein schlechtes Omen für das Live nachher sein“, winkte er die verdutzte Miene des Sängers ab und ließ diesen mit eben jener einfach stehen, was die Kinnlade dessen nur noch weiter gen Erdboden fallen ließ. „Sag mal spinnst du? Du solltest mich loben!“, stampfte er bockig auf den Boden, bekam jedoch keinerlei Reaktion darauf geschenkt. Im Gegenteil. Aki rief Tsurugi zu sich, um etwas zu besprechen, als hätte es Maos Protest nie gegeben. Das war doch wohl unglaublich! „Pha! Wie unverschämt!“, schimpfte der Schwarzschopf von sich, schüttelte den Kopf und legte das Mikro auf den Bühnenboden, als sein Augenmerk beim Aufrichten direkt in das schmunzelnde Gesicht des jüngsten Gitarristen traf. Mizuki. Seine süße kleine Zahnlücke, die seit gestern Nacht wohl wieder schneller zum reifen Mann heranwuchs, als ihm lieb war. „Du warst echt gut“, meinte der Größere lächelnd und zwinkerte Mao entgegen, der zunächst verstummte, sich am Haar herum zuppelte und sich schließlich ein paar Male in Folge räusperte, weil er plötzlich nervös wurde. Seit Mizukis Abgang gestern haben sie kaum ein Wort gewechselt. Das Nötigste, von wegen „Guten Morgen“ und „dein Wasser steht noch hinten“ war bislang alles gewesen, was sie miteinander an Worten wechselten. Auch als sich Mizuki auf die Couch im Backstagebereich zu Mao gesellte, fiel dem ganz spontan ein, dass er doch eben nach draußen musste, weil: MUSSTE einfach! Er ertrug die Nähe des anderen kaum mehr, jetzt, wo er doch solche Filme von ihm und Naoko im Kopf hatte. Wie sie sich küssten, sich Liebesgesülze zu säuselten und gemeinsam im Bett lagen. Widerlich war das! Einfach widerlich! „Ich weiß“, scherzte der Sänger schließlich, in der Hoffnung so normal wie möglich zu wirken, wobei er feststellte, wie hübsch Mizuki heute wieder aussah. Dabei war der noch gar nicht in der Maske, außer Make-Up und Concealer. „Dir scheint es ja wieder besser zu gehen, hm?“, erkundigte sich die Zahnlücke beim zurückgehen in den Aufenthaltsraum, während er die Knöpfe an den Ärmeln des Outfits öffnete, um diese wiederum anschließend nach hinten umzuschlagen. Sie störten ihn wohl in jenem Moment, wie Mao beobachtete, der zum selben Augenblick nur daran denken konnte, wie weit die beiden jetzt schon gegangen waren. Mizuki und dieses Individuum mit zwei Brüsten – bah! Haben sie es getan? Vielleicht nicht nur gestern, auch schon viel früher? Waren sie schon so richtig zusammen? Je mehr sich der Sänger in seine einzig kreierten Szenarien hineindachte, umso wütender und verzweifelter wurde er auf Gott und die Welt, weswegen zunächst nur ein abwertendes Schnauben durch die Nase kam, um anschließend ein pampiges „Wenn du meinst“ von sich zu geben. „Na ja, schon“, stellte Mizuki schmunzelnd fest, der den Eindruck vermittelte ebenso gut gelaunt zu sein. Also gut GUT. Nicht einfach nur 'Mizuki-gut', es war wohl eher 'Naoko-gut', und das wiederum ging Mao grandios gegen den Strich, der von jetzt auf gleich schlagartig schlechte Laune bekam. 'Naoko-schlecht' verstand sich. „Ja“, gab er deswegen aus gegebenem Grund bissig von sich. „Dann wäre ja alles super, hn?“ „Eh … ja.“ „Sonst noch was? Ich finde nämlich du warst eher weniger gut. Außerdem hast du dich ganze zweimal verspielt. Du solltest mal besser mehr bei der Sache sein.“ War er jetzt eigentlich komplett verblödet? Seit wann tadelte er Mizuki Aki-like? Genau das fragte sich der Gitarrist eben auch, der stehen blieb und Mao nur verdutzt nachsah einige Schritte lang und nicht so recht wusste, ob er das gerade als Scherz oder Ernst einordnen sollte, ehe er seinen Gang fortsetzte und den anderen einholte, um wieder gleichauf mit diesem zu sein. „Hab ich … jetzt irgendwas Falsches gesagt? Ich meinte das Ernst, ich wollte dich nicht foppen“, gab er gleich eine Rechtfertigung ab, obwohl das absolut nicht von Nöten sein sollte. Doch verhielt sich Mao seltsam, weswegen sich Mizuki dazu berufen fühlte sich zu erklären. „Ja, ja“, winkte Angesprochener jedoch ab, als glaube er dem Jüngsten nicht eine Silbe und ließ diesen dann auch ziemlich betreten darüber zurück. Was war denn das jetzt? . . . Bis Mao außer Sicht war, blieb Mizuki stehen und glaubte bis zur letzten Sekunde noch daran, dass der andere scherzte, umdrehte und ihn auslachte. Aber das passierte einfach nicht, weswegen der Gitarrist zwanzig Minuten später alles andere als gut gelaunt nach seiner Jacke griff, eine Schachtel Zigaretten hervorholte und schließlich grübelnd – gar deprimiert - den Weg nach draußen antrat. Erst war Mao Tagelang, wenn nicht sogar Wochen, deprimiert, stand neben der Spur und baute einen Unfall nach den nächsten – was ihm nun gar nicht ähnlich sah – und jetzt motzte er den Gitarristen am laufenden Band an? Hatte Mizuki etwas getan, was Mao nicht passte? Hatte er etwas doofes gesagt? Und wenn ja, was sollte das gewesen sein, dass Mao derart abweisend auf ihn reagierte? Bis gestern war doch alles noch in Ordnung gewesen zwischen ihnen beiden. Was hatte er nur getan? Was hatte er Mao bloß getan, dass er ihn so derart blöd kam? Etwa seinen Stolz verletzt? War er zu frech gewesen in einem Punkt? Ging er ihn auf die Nerven, weil er sich um ihn kümmern wollte? Wobei kümmern das falsche Wort wäre, er wollte einfach für ihn da sein. Und er war auch in der Annahme es immer zu sein – auch jetzt – doch Mao wies ihn von sich. Die Gedanken des Gitarristen überschlugen sich, sodass er seine Umwelt schon gar nicht mehr für voll nahm und völlig in gedanklicher Verzweiflung versunken nicht darauf achtete, dass das Geländer, welches in jenem Club sonst immer am Hinterausgang am Treppenaufstieg befestigt war, diesmal durch Bauarbeiten nicht angebracht war. Ein Schild an der Tür, außen, sowie innen, wies auch wirklich ziemlich aufmerksam darauf hin, doch irgendwie übersah Mizuki das gekonnt, öffnete seine Schachtel Zigaretten und wollte sich in gewohnter Manier draußen am Geländer anlehnen, als ihn Maos Stimme aus den Gedankengängen riss – und die Schwerkraft wiederum zu Boden. „Mizuki pass auf!“ Das Gleichgewicht schwand. Der erwartete Rückhalt blieb aus und noch bevor der junge Mann diesen Schreck aus der Kehle entweichen ließ, landete der Körper schon längst auf den Boden zwischen den Müllcontainern. „Mizuki!“ Mao, der unten an der Treppe stand und ebenso eine rauchte, hatte alles aus nächster Nähe miterlebt und streckte sogar aus Reflex die Hände nach Mizuki aus, als könne er ihn von dort aus, wo er stand, davon abhalten zu fallen. Doch kaum ertönte das Geschepper von Tonnen und ein zerknautschter Laut seitens des Gitarristen, warf der Sänger die Kippe beiseite und eilte nach hinten zu seinem abgestürzten Küken. „Oh Mizuki, was machst du denn? Hast du das Schild nicht gesehen?“ Mao war wohl erschrockener darüber, als der Gitarrist selbst, der ganz benommen aufsah und noch gar nicht begriff was passierte, während die Augen des Sängers jede Regung scannten. „Kannst du aufstehen?“ Meine Güte hatte er sich erschrocken! Mizuki hingegen nickte nur Geistesabwesend, blickte nun direkt zu Mao auf, der näher kam und ihn seine Hand entgegenhielt, als es den Gitarristen plötzlich in den Nacken fuhr. Ein Stich. Ein Schmerz. Es tat unglaublich weh! „Mh! Oh … aua, aua, aua, aua.“ „Hm?“ Maos Augen wurden groß. „Was, was, was, was?“ „Mein Nacken! Oh mein Nacken, aua!“ „Dein Nacken? Verklemmt? Dann lass locker, nicht anspannen!“, weiserte Mao hastig an, als er begriff, dass Mizuki gerade wohl dank verzerrter Muskeln eine Nackenstarre ereilte, und nahm dessen Kopf ganz behutsam in die Hände, um ihn zu lenken. „Nicht bewegen jetzt. Wo tut‘s weh?“ „Hier … hier hinten …“, gab er fast schon weinerlich von sich und deutete auf die Stelle die am meisten schmerzte. „Oh, aua.“ „Was machst du denn auch wieder?“ Eine rein rhetorische Frage, weil: es war Mizuki. Darauf gab es keine plausible Antwort, außer: Mizuki. Punkt. Also begann Mao den Nacken ganz vorsichtig aber mit bestimmten Handgriffen etwas zu lockern, rieb vorher mit den Handballen ein paar Male über die Haut, um die Muskeln anzuwärmen und bekam immer wieder ein wimmerndes „Ah, au, au, au“ zu hören. „Ach, au, au, au‘“, mimte der Ältere das Schauspiel nach, tat so, als sei das Gejammer nicht angebracht, gar übertrieben – dabei wusste er am aller besten derzeit, dass solche Art Schmerzen wirklich sehr fieß waren und Mizuki weiß Gott allen Grund und jedes Recht hatte, dies zu bejammern. Und dennoch ... „Jetzt sei mal nicht so zimperlich.“ „Oah, was? … Mao … sei nicht so grob zu mir.“ „Ey, ich bin extrem liebevoll zu dir, ja?“ „Ach ja?“ „Selbstverständlich! Als sei das je anders gewesen, hör mal!“ „Ah! Aua, aua, aua! Aua! Wirklich … das tut echt wahnsinnig weh … Mao, bitte …“ „Aua, aua, aua“, äffte dieser ihn stattdessen erneut unverständlich nach, ehe er sich ganz zu ihn auf den Boden kniete und nun beide Hände links und rechts an den Hals legte, um diesen zu wärmen. „Jetzt komm mal her und halt still, Mäuschen. Ich wärme das böse Aua jetzt weg, okay?“ „Nh …“ ... „Liebes Tagebuch, ich scheine mich zu verändern, seit Naoko. Ja, Himmel, ich wusste doch schon immer dass ich mich zu Mizuki hingezogen fühle, aber ich dachte doch niemals, dass ich jemals zu einer Furie mutiere, wenn mein Zuki jemanden findet und sich verliebt. War doch sonst auch kein Problem für mich! Hielt ja auch nie lange. Boah, bin ich abartig, oder? Als missgönne ich ihm das! Aber ... Scheiße, ich zergehe vor Eifersucht, ich erkenne mich kaum wieder! Ob ich Byou anrufen soll? Soll ich ihm schreiben? Ich habe mich ewig nicht gemeldet. Hm … er aber auch nicht, aber er wurde ja auch letzten Monat operiert. Mal davon abgesehen hat er 'bin ich nun in Kazuki verliebt, ja, nein, bitte ankreuzen' Probleme. Keine Ahnung ob die beiden es endlich mal auf die Reihe gebracht haben zusammen zu sein. Nur weil der Herr 'Ich bin tue(!!!) Obercool, und tue Mackerhaft' sich selbst nicht traut, sich das selber zu sagen. Ne, warte mal ... also, Byou traut sich nicht, sich einzugstehen (BOAH, was denn los heute?!) einzugestehen, dass er sich halt in seinen Gitarristen verschossen hat. Weil der eben kein dummes, blondgefärbtes und falsche dreifach E Brüste habendes Weibsbild ist. Bah! Kotz, echt! Allein, wenn ich mir vorstelle, wie Mizuki bei Naoko OH GOTT NE, ICH MUSS MICH KURZ SAMMELN!!!! … Also: Kazuki liebt Byou nämlich auch, ist hat aber die gleichen Probleme, von wegen 'Byou ist keine Frau, außerdem mein Kollege', bla, bla, bla ... Meine Güte, es ist so offensichtlich, wieso bekommen die beiden das nicht gebacken? Irgendwie sind wir alle in der Szene ein bisschen schwul habe ich gerade das Gefühl. Ich glaube sogar Aki könnte schwul sein, wenn er wollen würde. o.o Aber ich denke Aki möchte nicht. Aber er könnte! Ich sollte ihn wenigstens schreiben. Byou, meine ich. Er fehlt mir. Traurig dass mir das erst jetzt bewusst wird, wo ich Mizuki verliere an diese … Ach, scheiße ist das alles! Muss mich zusammenreißen! Und mich bei Byouttaro ♥ melden!“ ... „Okay“, seufzte Mao leise auf. „Ich gebe dir dann meinen Schal, den wickelst du gut drum, dass das wärmt. Und nicht blöd bewegen in der Zeit, dann wird’s hoffentlich gehen bis zum Auftritt.“ Mizuki schwieg, während Mao ihn ein wenig reuevoll mit der Kuppe des Zeigefingers liebevoll gegen die Nase stupste, zur Aufmunterung. Vielleicht aber auch, um Kontakt herzustellen, er wusste es selbst nicht genau. „Sonst noch wo aua, aua, aua?“ Das angedeutete schmunzeln wirkte unecht, traurig, und Mizuki verneinte die Frage stumm, indem er kurz die Augen schloss und den Kopf nur wenige Millimeter schüttelte. Besser, er zwang Mao keine Fragen auf, was mit ihm los war oder ob er was falsch machte. Dieser schien allgemein gestresst zu sein und bekam gerade ein ganz furchtbar schlechtes Gewissen, als sich die Hand des Jüngeren auf dessen Brust legte, um geistesabwesend mit dem Zeigefinger auf das eigene Herz zu deuten. Um dem Anderen mitzuteilen, wo es noch weh tat, außer im Nacken, was dazu führte, dass auch Maos Herz verkrampfte und es ihm einen heftigen Stich versetzte. Es war absolut nicht fair, wie er Mizuki behandelte. Und das nur, weil er seine Hormone nicht unter Kontrolle hatte! Es war doch Mizuki verdammt nochmal. SEIN Mizuki! Wie konnte er ihn nur so von sich weisen, wegen einer Frau? Vielleicht waren die beiden noch gar nicht zusammen, und selbst wenn, dann- Nein. Nein, solange Mizuki ihm das nicht direkt sagte, waren sie noch nicht zusammen, das musste Mao sich jetzt einfach einreden, sonst kam er nicht damit klar. Er kam nicht damit klar, dass diese hübschen Kulleraugen eigentlich jemand ganz anderen lieber ansahen. Das durfte einfach nicht wahr sein! „Hör mal … ich …“ Mao suchte nach Worten, räusperte sich und blickte von den großen Kulleraugen beiseite. Konnte man sich unmöglich antun in dieser Situation. „Ich wollte dich nicht so anmotzen. Es ist nur … ach weißt du, ich …“ Er seufzte schwer. „Is' einfach nich so meine Zeit … zur … Zeit.“ Wie sollte er es anders sagen? „Ich liebe dich, das ist alles, und du machst mit dieser Tanztussi rum.“ „Es tut mir leid.“ Und wie sehr, das konnte Mizuki kaum erahnen, der erneut begann zu lächeln und den Kopf ganz seicht schüttelte. „Ist schon gut … ich weiß ja.“ Wusste er also. Mao war vielleicht neben der Spur derzeit, aber dadurch nicht vollkommen verblödet. Natürlich bemerkte er Mizukis Bemühungen um ihn, als Freund. Aber eben genau das war Maos Problem, welches wiederum dazu führte, dem Menschen wehzutun, den er doch so unsagbar gerne hatte. Der ihm so unglaublich wichtig war und wahrlich so viel bedeutete, dass er allen Ernstes glaubte für Mizuki durchs Feuer zu gehen, sollte dies von Nöten sein. Und nun kniete er bei ihm am Boden zwischen – zum Glück leeren! - Müllcontainern und stetig leisen Wimmern, ohne eine große Hilfe für sein Küken sein zu können. „Hey ihr Pappnasen, wo bleibt ihr denn?“, zerstörte Akis Stimme das düstere Gedankenspiel des Sängers, welcher sich umdrehte und nach oben zu den Bassisten sah, welcher die Hände in die Hüfte stemmte und skeptisch zum „Restmüll“ hinab blickte - Der da aus zwei Membern bestehend, zwischen den Containern lag. Eine Braue zuckte bedenklich angespannt in Richtung Haaransatz, bevor ein mürrisches Seufzen über die Lippen glitt. Offensichtlich war es diesmal Mizuki der sich diesen Platz aussuchte. Anders als bei Mao irritierte diese Tatsache den Älteren jedoch nicht im Geringsten, denn das war nun einmal Mizuki. Ihr Tollpatsch vom Dienst. Der wollte sich auch gar nicht großartig etwas anmerken lassen, doch schon der Versuch richtig nach oben zu sehen, wo Aki anstelle des Geländers den Beton beschwerte, scheiterte kläglich, sodass sich die Lider zusammenkniffen und die Lippen schmerzlich verzogen mit einem Zischen. Dies löste unweigerlich Augenrollen beim Bassisten aus, der sich nun die Nasenwurzel mit Zeigefinger und Daumen drückte und dabei tief Luft holte. Erst dann räusperte er sich und sah erneut auf die beiden Kollegen hinab, die bislang keinen Ton verlauten ließen. „Okay“, fuhr er sich angespannt über die Lippen. „Ich will's gar nicht wissen. Bist du fähig zu spielen nachher oder soll ich nett darum bitten das Ding zu verschieben? Was ohnehin der Fall sein wird, wenn ihr euren Arsch nicht augenblicklich in die Maske bewegt? Wenn ihr für die Kosten des Ausfalls aufkommt, gut. Kein Ding, dann gebt Bescheid, ansonsten ...“ Eine künstlerische Pause schlich sich in die Atmosphäre, die augenblicklich düster und kühl wurde, weswegen Mizuki die Unterlippe einklemmte, um das Donnerwetter gleich ertragen zu könnne, welches sogleich folgte. „Ich weiß ja nicht, was die Herrschaften so denken, aber ihr habt hier verdammt nochmal KEINE ehelichen Sonderrechte! Also Bewegung, aber dalli! Wenn ich euch in zwei Minuten nicht hinten sitzen sehe, werde ich dafür sorgen, dass keiner von euch beiden in den nächsten Stunden auch nur annähernd sitzen KANN! Haben wir uns verstanden?! Und wie gesagt, ich will nichts hören, sieh zu dass du nachher fit bist, scheiß egal wie du das anstellst!“ Mao blinzelte verwundert, allerdings nicht über Akis Wortwahl, sondern deren Anzahl wegen und wusste nicht, ob er in Gelächter ausbrechen, oder der Worte stumm Folge leisten sollte, während Mizuki kleinlaut zu verstehen gab, dass es gehen würde und sich langsam erhob. Unter Akis Argusaugen gemustert, verkniff sich der Sänger nach wie vor das Lachen, während Mizuki entschuldigend zum Bassisten hinaufblickte, welcher abschließend nur argwöhnisch eine Braue spitz gen Haaransatz hob, und schließlich zurück in die Halle ging. „Oh man“, nuschelte der Gitarrist sich den Nacken reibend, als auch Mao aufstand und diesen musterte. „Irgendwie glaube ich, dass alles schief geht, sobald ich mir etwas vornehme.“ „Bei dir geht auch alles schief, wenn du dir nichts vornimmst, Zuki“, schmunzelte Mao ehrlich und strich seiner Zahnlücke über die Schulter. Zur Aufmunterung. Der Nähe wegen. „Mh“, gab dieser nur Stimmhaft betreten von sich mit einem erzwungenem Schmunzeln, ehe er abwinkte. „Schon. Aber gerade heute wollte ich einfach … na ja, weißt du, Naoko ist ja da heute. Ja, weißt du“, nahm er hastig vornweg, als sie die Treppen zur Hintertür hinaufstiegen. „Ich wollte einfach ganz besonders viel Talent heute abliefern. Stattdessen verhau ich die Probe und jetzt das“, deutete er auf seinen Nacken, ging weiter und brachte den Körper des Sängers zum Stillstand, welcher augenblicklich zu Eis gefror. Da war sie wieder. Naoko. Die Eifersucht. Der Hass! Natürlich war sie heute da, Mao wusste davon, hatte das aber gut verdrängt bisweilen. Zumindest den fortführenden Gedanken daran, dass sie seinen Mizuki anhimmeln würde und der Idiot allein für dieses Weibsbild seine Hüften schwang auf der Bühne! Dinge zu wissen und Dinge zu hören waren zwei unterschiedliche Welten. Etwas zu wissen bedeutete immer noch, dass man sich vieles schön-, und vor allem ausreden konnte. So lange, bis das Hirn glaubte was man sich selbst aus einer Story bastelte. Etwas zu hören wurde jedoch so fest verankert, dass andere Gedanken und Beschwichtigungen seiner selbst nicht mehr möglich waren und man den Tatsachen ins Auge sehen musste. So weh es auch tat. „Boah, es nervt!“, platzte es Mao im nächsten Augenblick unverfroren hervor, die Hände zur Faust geballt, fest an die Körperseiten gepresst, dass er nichts Blödes damit tun könnte. Mizuki zum Beispiel gleich noch einmal direkt zwischen den Containern landen lassen – am besten im Sondermüll, Deckel zu und- Wow! Wie konnten solche Gedanken und Vorstellungen nur wie aus dem Nichts aufkeimen? Wieso verspürte er nur solche Wut auf Mizuki – sollte er nicht lieber Naoko mit einem Anker im Meer versenken? Unerfüllte Liebe war so abgrundtief ekelhaft und öffnete dem Sänger in jenem Moment die Augen, weswegen er seit seinem damaligen Hündchen dasein schwor, sich nie wieder in jemanden zu verlieben. Was ohnehin genauso bescheuert war. Als hätte man diesbezüglich Mitspracherecht! Die Gefühle hörten einfach nicht auf den Verstand, der fein säuberliche Regelwerke mit jedem Lebensjahr erstellte, doch allesamt wurden missachtet. Jahr für Jahr, Stunde um Stunde! Entschwulen! Mao musste sich einfach entschwulen und enthormonisieren – wo zum Teufel konnte man dies machen lassen in den nächsten fünf Minuten? Er war doch kein biestiges 17jähriges Schulmädchen! Oder doch? Steckte er vielleicht im falschen Körper und war eigentlich- Krass, jetzt wurde es echt zu schräg im Hirn! Schluss damit! „Ich mache das doch nicht mit Absicht“, verteidigte sich Mizuki allerdings maulig, gar etwas gekränkt von Maos Ausbruch, der nur unverstanden darüber den Kopf schüttelte und ihn abwertend ansah, sobald er nach oben stieg und die Türklinke schon in die Hand nahm, bevor Mizuki nach dieser greifen konnte. „Ach, tust du nicht, hn?“ „…“ Was giftete Mao ihn denn jetzt schon wieder so an? Glaubte er allen Ernstes- „Pass mal auf, wenn du deine scheiß Teenie Hormone nicht im Griff hast, und nur noch ans vögeln mit deiner Theaterbraut denken kannst, dann passiert sowas nunmal! Soll ich sie schnell holen, dass du mal etwas Druck abbauen kannst, um Platz für Klardenken und –sehen zu schaffen?!“, pfefferte er dem Jüngsten scharf entgegen und war selbst schockiert darüber, wie er agierte und mit Mizuki sprach. Der war nicht minder geschockt über Maos Verhalten, hielt diesmal in seinem Gehen inne und starrte den Älteren aus großen Augen heraus an. „ … Was?“, puffte es kaum Stimmhaft über die Lippen, fiel ihm darauf absolut nichts weiter ein, weil er nicht wusste wie er damit umgehen sollte und schüttelte kaum merklich den Kopf, als Mao nur die Hand hob, um das Gespräch abzuwürgen. „Mein Gott. Mach’s Maul auf, frag sie endlich und geh endlich mit ihr, dass ihr glücklich werdet! Von mir aus! Und dann sei endlich wieder bei Verstand, dass sowas nicht passiert! Ausgerechnet heute und jetzt! Ganz prima, herzlichen Glückwunsch Mizuki!“ „…“ Er konnte nichts darauf sagen, erkannte Mao einfach nicht wieder in jenem Moment. Noch nie hatte dieser seinen Gitarristen derart in die Schranken gewiesen, gar beleidigt, ihn angefaucht. Wirklich, noch nie … Hart schluckte das Küken die Worte hinab, fühlte eine bleierne Schwere in sich aufsteigen, welche plötzlich das Gefühl in ihm hervorrief Mutterseelen allein auf dem Planeten Erde umher zuwandeln. Mao war sein Anker. Schon immer gewesen – er brauchte ihn. Doch schien er diesen allmählich zu verlieren. … „Liebes Tagebuch, ich hasse mich! Und ich meine damit, dass ich mich HASSE! Ich hasse mich!“ … Gerade fertig bei der Visagistin, stieg der Sänger mürrisch gelaunt vom Hocker, zog das Handy hervor und setzte endlich einen Gedanken in die Tat um, welcher schon länger hätte passieren sollen. Byou eine Nachricht schreiben. Aber wie fing er denn an? Eigentlich dachte er über solche Dinge niemals nach, doch jetzt schien eine einfache Nachricht die schwerste Aufgabe des Tages darzustellen. Und das nur, weil seine bessere Hälfte von der Band Screw sich auch nicht meldete seit gut einem Monat. Was war denn eigentlich Bestandteil des letzten Gespräches? Seufzend fuhr er sich über die Stirn, klemmte eine Zigarette zwischen den Mundwinkel und scrollte den Verlauf ihrer Nachrichten hoch und runter. Letzter Stand war, wie zu erwarten, nur ein simples Daumenzeigen von Mao, auf die doch recht ausführliche Antwort des anderen Sängers, nach dessen Operation. Tja Mao. Da brauchen keine Wunder geschehen zu sein, um zu erahnen, wieso der Kontakt bisweilen stillstand. Er war so scheiße! Und verzweifelt. Fahrig kratzte er sich im Nacken, zündete das Laster an und scrollte erneut den Verlauf durch, als würden sich die Zeilen damit ändern, bis er schließlich auf das Textfeld tippte und blind geradeaus durch die Räumlichkeiten lief. Er sollte sich entschuldigen für den Anfang. Den Gedanken abnickend, tippten sich die ersten Worte sichtbar auf das Display. >Hey Byou, lange nichts gehört. Wie geht es dir inzwischen?< Mao blieb stehen, besah sich die Worte, verzog das Gesicht und schnaufte auf. Wie eine Entschuldigung klang das nicht. War er denn jetzt sogar zu blöd ein verfluchtes 'Sorry' zu tippen?! Löschen! >Hey Byou. Wie geht es dir inzwischen? Bist du wieder zu Hause?< Natürlich war er wieder zu Hause, er wusste es doch von Kei, der gut im Kontakt mit Jin, Screws Drummer, stand. Löschen! >Hey, hab mich lange nicht gemeldet. Geht es wieder Bergauf bei dir?< Hey? Bergauf? Lange nicht gemeldet? Was waren sie, nur Bekannte? Er liebte diesen Kerl, da konnte er doch unmöglich mit einem verschissenen 'Hey' um die Ecke kommen! Löschen! Handy wegstecken – so wurde das nichts. Er hatte alles verlernt und sollte sich auf der Stelle abtreiben lassen, um noch einmal neu gezeugt zu werden! Das hielt man doch im eigenen Kopf nicht aus! Ebenso, wie es Mizuki nicht aushielt, dass er augenscheinlich etwas getan hatte, was den Sänger wütend auf ihn sein ließ. Es nagte so sehr im Hinterstübchen, dass Mizuki die Chance nutzte, sobald Mao mit dem Handy fertig war, um diesen ohne Vorwarnung seine Gedanken mitzuteilen. „Mao?“ Überrascht hob der angesprochene den Kopf. Wo kam der denn jetzt her? „Mao, ich … also, du hast Recht. Zumindest damit, dass ich nicht ganz bei der Sache bin, wie ich es sein sollte. Ich verspreche dir das zu ändern. Dann bin ich wieder vollkommen da, wirklich. Es tut mir leid. Du hast wohl genug Probleme zur Zeit, ich weiß. Ich weiß zwar nicht was, weil du nicht mit mir redest, aber bitte glaube mir, du musst dir wegen der Band keine Sorgen machen. Es ist mir wichtig. Ehrlich, das musst du mir glauben, daran hat sich nichts geändert. Ich klemme mich gleich morgen wieder mehr dahinter, bitte denke also nicht, dass die Band jetzt irgendwie hinten angestellt ist bei mir. Das ist so nicht.“ Mizukis Worte fraßen sich unerwartet regelrecht in Maos Brustkorb, schienen ihn langsam und quälend auseinanderzureißen, während er sich ablenkend an der Verkabelung zu schaffen machte, nur um beschäftigt zu wirken. Nur, um nicht durchscheinen zu lassen, dass er derjenige war, der sich entschuldigen müsste. Und das nicht nur einmal. Er tat Mizuki Unrecht, ließ ihn glauben, dass er der Band wegen und Mizukis verliebt sein nicht mehr daran glaubte, dass es dem Küken nach wie vor ernst damit war. Dabei stellte er das absolut nicht in Frage – nahm jedoch seine eigenen verfangenen Gedanken und Emotionen, um sie gegen Mizuki einzusetzen. Er war ein scheußlicher Mensch geworden in den letzten Tagen! So, so abscheulich! Mizuki hatte keinen Grund sich so derart zu entschuldigen. Im Gegenteil – er hätte das Recht Mao in den Arsch zu treten, ihm sauer zu sein, nie wieder mit ihm zu reden. Stattdessen aber zerfraß diesen das schlechte Gewissen, weil er ein falsches Bild von Mao hervorgerufen bekam. Jener hasste sich in diesem Augenblick mehr und mehr. Würde am liebsten aus der Haut fahren, sich umdrehen, Mizuki packen und ihm sagen, dass er sich in ihn verliebt hat und die Eifersucht ihn komplett fernsteuerte. Er würde ihm sagen wollen, dass Mizuki keinerlei Fehler machte, und er das Arschloch von ihnen beiden war, aber er brachte zunächst nicht einen einzigen Ton hervor, während das Herz kräftig und schmerzvoll gegen die Brust schlug. Die Hände weiterhin beschäftigt am Outfit und an den Kabeln, die eigentlich gut saßen und nicht störten, während Mizukis Stimme gelauscht wurde. Er war ein Idiot. „Ich weiß, wie wichtig dir die Band ist Mao. Und glaube mir einfach bitte, dass es bei mir noch immer den selben Stellenwert hat, wie bei dir. Ich möchte auch in 30 Jahren noch Musik machen, am liebsten soll es Sadie geben, bis wir alt und grau sind. Ich wollte dich also wirklich nicht zusätzlich stressen, indem du glaubst, alles dreht sich nur noch um Naoko, oder meine Klamotten, oder was auch sonst derzeit im Fokus bei unseren Gesprächen stand. Sadie steht immer an erster Stelle. Ich will wirklich nicht, dass du es vielleicht bereust, mich in die Band geholt zu haben.“ „Mizuki …“, seufzte der Ältere schwer aus. „Du bist einfach so unglaublich naiv und sozial … das ist fast schon lächerlich.“ „Mehr wie entschuldigen kann ich mich nicht. Guck, ich kann auch den Kopf wieder bewegen und habe meinen Pullover drum gewickelt. Von mir aus finde das lächerlich, aber bitte … sei nicht … ich ertrag es nicht wenn du sauer auf mich bist.“ „Ich geh mich warm singen.“ Abgewürgt. „…“ Traurig blickte der Jüngste der Band ihren Sänger nach und konnte nicht begreifen, wo diese unüberwindbare Schlucht zwischen ihnen plötzlich herkam. „Vielleicht wird er jetzt ja doch tuntig“, schlich sich Akis Stimme nahe an Mizukis Gehörgang vorbei, schreckte ihn auf und zog die Stirn kraus. „Hn?“ „Ach“, schmunzelte der Bassist, klopfte Mizuki mit Nachdruck auf die Schulter und löste eine Gänsehaut aus. Aki schien bereits mehr zu wissen. Unklar ob gewollt, oder nicht, aber Aki … war eben Aki. Ihre Band-Hellseher-Leuchte. Grußelig! „Du wirst von selbst drauf kommen. Genauso wie du jetzt von selbst drauf kommst, dir die Haare machen zu lassen, richtig?“ Oh! „Ehw … hija, ja, ja. Klar.“ Die Haare. . . . Drei Wochen ging das nun so. Dieses angestrengte Verhalten der Beiden, was sich zunehmend auf die komplette Band schlug. Der Pausenclown Mizuki riss weniger Witze und versuchte es allen Recht zu machen, wie zu ihren Anfängen und Mao, der selbsternannte Außenseiter bevor es Sadie gab, mutierte zu eben jenen zurück – trotz Sadie. Während Aki die beiden auf der Couch ruhig musterte, rauchend am Fenster des Proberaumes stehend, versuchte Tsurugi auf schön Wetter zu machen und die Jungs zu einem gemeinsamen Abend in einer Bar zu überreden. Doch selbst der sonst so gelassene Kei, welcher die Drummsticks unnötig hochpolierte bis kein Lack mehr zu sehen sein würde, blickte nur mürrisch mit einem tiefen Seufzen in die betretene Runde und hob mit skeptischer Mine die Brauen – sagte jedoch nichts. Dies wiederum löste ein resigniertes Seufzen beim Gitarristen aus, welcher mit Schwung zurück in die Couch sank und die Arme in die Luft riss. „Oh man!“, beschwerte er sich nun ebenso mürrisch und ließ die Hände geräuschvoll auf den Beinen sinken. „Was ist denn los, was habe ich schon wieder nicht mitbekommen? Wieso seid ihr alle so scheiße drauf seit zwei Wochen?“ „Drei“, korrigierte der rauchende Aki gelassen und erntete ein verächtliches Stöhnen, samt Augenrollen. „Dann eben drei! Wo ist der Unterschied?“ Noch bevor der Bassist eine passend zynische Antwort parat hatte, streckte sich ihm eine flache Hand entgegen und winkte ab. „Or, ne, lass es. Aber mal im Ernst, ihr beide macht voll schlechte Stimmung. Wieso?“, wollte Tsurugi von Mao und Mizuki wissen, die seither auf ziemlicher Distanz beieinander saßen. Es gab schon Wetten, wann sich der erste wohl auf einen Stuhl setzte, säße der andere bereits auf der Couch. Und dann stand auch schon die Antwort aller Fragen mit einem breitem Grinsen im Raum – in der einen Hand ein abgedecktes Kuchenblech, in der anderen eine große Thermoskanne. „Hallo Jungs! Ich dachte ihr könnt ein wenig Stärkung gebrauchen in den letzten Zügen vor der Tour?“ Naoko. Mao seufzte verhalten, verdrehte die Augen ungesehen und ließ den Kopf gen Handballen sinken, welcher Platz an der Stirn fand. Seit ihrem Konzert und Mizukis Containerabgang schien sie Teil ihres Equipments zu sein, ja, sogar zum Inventar zu gehören und verstand sich zudem auch noch blendend mit dem sonst so Wortkargen Aki! Mao hätte kotzen können, als er sie tagtäglich zu Gesicht bekam und fiel nahezu aus allen Wolken, als sie keine vier Tage später hier saß. Hier! In ihrem Proberaum, ihrem Heiligtum, ihrem Privat Areal! Hier. Auf Maos Platz auf der Couch. Neben Mizuki. „Oh, wie toll!“, sprang Tsurugi auf, drückte das Tanzweib freundschaftlich zur Begrüßung und bat sie gänzlich herein. „Ich dachte ihr seit heute am Proben?“, drehte sich Mizuki am andere Ende der Couch sitzend um, sah auf sein Handy, ob sie ihm eine Nachricht zukommen lassen hatte und bekam ein süßes Lachen geschenkt. „Hija, eigentlich schon, aber ich kann das alles schon perfekt meinte meine Mentorin, und dann durfte ich gehen. Weil ich ja sowieso nur Einzelszenen habe. Sie will jetzt lieber noch-“ Bla, bla, bla. Erneut verdrehte Mao seufzend die Augen, holte tief Luft und fing einen amüsierten Blick seitens Aki ein, dem er am liebsten seinen Mittelfinger präsentieren wollte. Frisch gewaschen, Nägel gekürzt – er hätte ihn sicher gerne angesehen, doch der Sänger ließ es bleiben, wartete lieber regelrecht darauf, bis sich Naoko auf seinen Platz setzte, nur um erneut Hass und Wut gegen die Frau zu schüren. Dabei war ihm durchaus bewusst, dass er sich einfach neben sein Küken setzen könnte. Es gab keine feste Platzordnung, lediglich bevorzugte Lieblingsplätze. Er war es doch selbst, der sich von Mizuki distanzierte, lud den Groll darüber gedanklich jetzt jedoch bei Naoko ab. Was natürlich besser war, als es an Mizuki herauszulassen, aber den ignorierte er ja Großteils. Was jetzt auch nicht die beste Lösung war. Um genau zu sein war es grauenvoll, das blödeste was er tun konnte, seit ihrem Konzert, aber eine Änderung blieb bislang aus. Das System lief weiterhin unter der Fehlermeldung 'Naoko'. Ein schlimmer Festplattenvirus, den sich der Sänger da eingefangen hatte. Und dieser dämliche Aki wusste das! Sie sprachen zwar nicht wieder über das Thema, aber Mao wusste einfach, dass Aki es wusste! Und Aki wusste, dass Mao es wusste! Sie wussten es also beide, spielten aber dieses 'Ich weiß nicht, dass du weißt, dass ich weiß' miteinander. Himmel Herr Gott, er drehte noch durch! „Mao?“ Naokos zärtliche Stimme riss den Sänger aus den Gedanken und lenkte den Blick direkt auf das vorgehaltene Kuchenblech, auf welchem fein säuberlich handliche Stückchen geschnitten lagen. Süßlicher Duft von gebackenem Teig, sowie Äpfeln erreichte die Nase, bis Mao gänzlich zu Naoko aufblicken wollte, allerdings dank deren gebeugter Haltung prima Einblick in den doch ungewollt großen V-Ausschnitt bekam. Urgh! Er kotzte ihr gleich auf's Blech! Und Mizuki versank darin wahrscheinlich liebend gerne, oder? Wieso? Wieso fuhren Typen auf sowas ab? „Mizuki-chan meinte du liebst Apfelkuchen“, lächelte die Frau freundlich, obwohl die Abneigung ihr gegenüber deutlich zu spüren war seit ihrer ersten, richtigen Begegnung. Doch es schien ihr nichts auszumachen, schien darüber hinwegzusehen und das bewunderte Mao tatsächlich. Er könnte so etwas nicht. Er konnte davon abgesehen, gar nichts mehr. Ein Wunder wie er alleine auf Klo gehen konnte – ehrlich! „Wir haben zwei Varianten gemacht. Hier vorn ist mit etwas Zimt, da hinten ohne. Greif zu, du kannst es vertragen.“ Der Blick huschte wie per Knopfdruck zu Mizuki, der ein zaghaftes Lächeln aufsetzte, als wollten sie Mao ein Friedensangebot machen. Aber dem ging nur durch den Kopf, wie die beiden zusammen Kuchen- „Ihr backt?“, nahm ihm Kei den Gedanken hinter der Stirn heraus, beugte sich ein wenig über das Blech und stibitzte sich ein Stück mit Zimt, als Naoko überrascht den Kopf schüttelte. „Oh, nein, nein. Mein Bruder und ich“, kicherte sie, warf Mizuki einen Blick zu, der so zauberhaft süß schmunzelte, dass Mao am liebsten erneut mit den Augen gerollt hätte. „Acho“, biss Kei ein Stück des Gebäcks ab. „Ich gachde chon ...“ Wieder kicherte Naoko hinter vorgehaltener Hand und stellte sich dabei zu Maos Glück aufrecht hin. „Ich weiß gar nicht ob Mizuki backen kann? Kannst du?“ „Keine Ahnung“, hob jener die Schultern schmunzelnd, beobachtet von den Argusaugen des Sängers, dem allerdings erneut Ausschnitt und Kuchen vor die Linse gehalten wurden. Das tat die doch extra, oder? „Na los jetzt, Mao. Wir beide müssen keine engen Freunde werden, aber ich würde mich wirklich freuen, wenn der Apfelkuchen Spezialist ein Stück nimmt. Mein Bruder ist Konditor und ich habe lediglich die Apfelscheiben geschnitten, hm?“ Skeptisch konzentrierte sich der Kleinste der Runde auf das Blech, versuchte den Ausschnitt zu missachten und fragte sich, seit wann sie eigentlich Frauen hier her ließen. Seit wann brachte jemand generell seine derzeitige Liebelei mit in den Proberaum, und seit wann tolerierte Aki soetwas nicht nur, sondern verstand sich auf abstruse Weise auch noch blendend damit? Konnte es sein, dass Mao schon wieder träumte? Vielleicht lag er im Koma und war gar nicht hier? Vielleicht war der Autounfall viel schlimmer und seither hatte er die Augen nicht geöffnet? War das möglich? Aber mal ehrlich, was für ein scheiß Koma hatte er da bloß bekommen? „Ist schon gut, wenn er nicht will, dann lass ihn. War ja nur ein Vorschlag, dass er … das eigentlich gerne mag“, lenkte Mizuki ein, der reichlich enttäuscht klang, als verschmähe Mao seinen Kuchen. Als habe Mizuki diesen Kuchen gebacken. Dabei hatte Mizuki nur erwähnt, dass er Apfelkuchen mochte. Er dachte also an ihn. Trotz Naoko, dachte er an ihn. Gerade wollte diese das Blech auf den Tisch stellen, da griff der Sänger hastig nach gleich zwei Stücken. Eines mit, das andere ohne Zimt und blickte bockig wirkend zu der Frau auf, die darüber unterhalten kicherte. „Ich hoffe es schmeckt dir.“ Murrend wandte der Sänger den Blick ab. Mizuki-Dieb, blieb Mizuki-Dieb! Auch mit Apfelkuchen! Er nahm ihn ja nur, wegen Mizuki, der beim nächsten Augenaufschlag erneut vorsichtig, aber lieb zu ihm hinüber lächelte. Und Mao hatte nichts besseres zu tun, als die Lippen zu spitzen und wegzusehen. Zicke! Er war eine alte, häßliche, bockige, Zicke! „Den Rest können wir morgen gleich einpacken und auf die Fahrt mitnehmen“, überlegte Tsurugi, bekam jedoch einen Klaps auf den Hinterkopf vom kauenden Drummer. „Füa“, wollte er verbessern, kräuselte damit aber nur Tsurugis Stirn. „Eh?“ Kei schluckte. „Für die Fahrt, nicht 'auf die Fahrt'.“ „Ach, und du bist jetzt unter die Grammatiker gegangen, huh?“ Würden sie Naoko wohl auch einpacken? Mao nahm keinen Bissen von den beiden Stücken, doch sie verweilten auf seinen linken und rechten Knie. Er würde sie später essen, wenn alle weg waren. Wenn Mizuki mit seinem tanzenden Ausschnitt die letzte Nacht verbrachte. Verflucht, es sollte endlich aufhören! . . . „Ich nehme an du bleibst noch?“ Eine rein rhetorische Frage von Aki, welcher drei Stunden später zu ihrem Sänger hinab sah, der im Schneidersitz neben dem Tisch verweilte und augenscheinlich schwer beschäftigt mit seinem Handy schien. Während alle anderen bereits ihre Sachen packten, schien es Mao nichts anzugehen es ihnen gleichzutun. Es war mittlerweile zur Normalität geworden seit dessen Autounfall. Immer blieb er zum Schluss zurück, ging sehr viel später erst in seine kleine Einzimmerwohnung, oder verbrachte die Nacht gänzlich im Proberaum, was die anderen jedoch nicht wussten. Irgendwie schien er nicht mehr zu wissen, wohin er gehörte, konnte weder richtig schlafen noch essen – vom logischen Denken wollte er gar nicht reden. Das schien beim Unfall irgendwo auf der Kreuzung überfahren worden zu sein. „Sei pünktlich morgen früh, sonst nehmen wir einen anderen Sänger mit“, gab der Bassist nur noch trocken zu verstehen, hob Maos Blick skeptisch, sowie genervt und die Hand zum Abschied. Auch Tsurugi und Kei sagten darauf nichts mehr, nachdem anfangs immer wieder Versuche starteten, Mao zum mitgehen zu bewegen. „Wir gehen noch in die neue Sushibar, möchtest du nicht mitkommen?“, fragte Naoko Mao entgegen gebeugt, als ihr Blick auf die beiden Kuchenstücke fiel, die unberührt auf dem Tisch lagen. „Ich hätte nichts dagegen Mao, du kannst gerne mitkommen, wenn du möchtest“, bot sie abermals an, ließ sich nicht anmerken, dass sie von dessen Ignoranz enttäuscht war. „Ich möchte nicht“, antwortete jener allerdings spitz, den Blick auf das Smartphone gerichtet und schwer am Grübeln. Byou. Eine Nachricht an Byou, es konnte doch nicht so schwer sein! Mizuki stand bereits in der Tür, die Tasche über die Schultern geworfen und die Szene ebenso enttäuscht beobachtend. „Lass uns gehen“, wandten sich die Worte an die Tänzerin, die milde lächelte und sich von Mao verabschiedete, indem sie ihm viel Glück und alles Gute für die Tour wünschte. So schaffte sie es wenigstens für einen Moment Blickkontakt herzustellen, bekam ein Nicken und ging anschließend zu Mizuki. Ihre Hände verschränkten sich miteinander und obwohl der Sänger wusste, dass das Küken auf einen kurzen Blickaustausch wartete, um ebenso auf Wiedersehen zu sagen, starrte Mao vehement auf sein Handy. Er wollte das nicht sehen. Er wollte nicht sehen, wie sie Hand in Hand an der Tür standen, um gemeinsam den Raum zu verlassen! So blieb ein Seufzer seitens des Gitarristen die Abschiedsgeste für jenem Abend. Erst als Stille einkehrte wechselte das Handy aus der Hand auf den Boden und der Blick davon zur Tür. „Ja … geh nur. Immer geh und nimm ihre statt meine Hand ...“ Flüsternd, traurig schlich sich die Stimme durch den Raum, bevor Stille und Einsamkeit alles in Schweigen hüllten. Minute für Minute. Stunde um Stunde. Wie lange es genau war konnte der Sänger nicht abschätzen, als das Öffnen der Tür die trübe Stille, sowie mittlerweile eingekehrte Dunkelheit durchbrachen. Wie in einer Art Trance saß Mao noch immer auf dem Boden neben dem Tisch, hatte absolut nichts getan, außer Löcher in die Luft zu starren. Vermutlich dachte er in all der Zeit nicht einmal über etwas nach. Zumindest riss ihn die plötzliche Realität zurück auf den Boden der Tatsache. Die Tatsache, dass der erschrocken hochgerissene Blick, direkt zu Mizuki führte, der in jenem Augenblick das verdammte Licht anknipste und eine bedruckte Tüte hochhielt. Was zum …? „Ich dachte, wenn du nicht mit in die Sushibar kommst, kommt wenigstens mein eigens gemachtes Curry zu dir. Diesmal noch warm und frisch.“ Die Tür fiel mit einem leisen Klick- Geräusch ins Schloss, während Maos Kinnlade sinnbildlich mit ordentlich Schwung auf den Boden aufschlug. „Hn?“ Eine wahnsinns schlaue Antwort. „Naoko musste nochmal ins Theater. Also bin ich nach Hause gegangen und habe Curry gemacht“, hob sich die Tüte in der Hand zur Verdeutlichung an, während Mao das Küken mit seinem Blick taxierte, jeden Schritt, jede Handlung die folgte, nicht außer Augen ließ, bis sie im Kerzenschein gemeinsam auf den Boden vor der Couch saßen. Ein Sixpack Bier unter dem Tisch gestellt, vor Maos Beinen eine abgedeckte Schale der Köstlichkeit, sowie ein in Folie verpacktes Himbeereis aus dem Supermarkt – und Mizuki nebenan. Allein. „Wie damals, oder?“ Lenkte die Stimme des Kochs ein. „Nur dass wir da billiges Dosenessen hatten und im Waschsaloon saßen.“ Den Blick hebend, begriff Mao noch immer nicht, dass Mizuki zurückgekommen war und blinzelte diesen nur überfahren an, bevor ein Nicken zustande kam. Wieso? Warum? Wirklich? „Ich hoffe es schmeckt.“ Die Abdeckung landete im Plastikbeutel. „Ich habe mich extra beeilt, dass es nicht zu spät wird, aber eigentlich ist es ja ega-“ Huch? Verwundert sah Mizuki zu Mao, der sich unerwartet gänzlich heransetzte und eng an seiner Seite saß. So, wie früher. So, wie eigentlich immer. So, wie es sich normalerweise gehörte. Auch wenn er bisweilen kein Wort verlor, nahm er jedoch die Schale an sich und begann ohne Weiteres zu essen, worüber der Gitarrist zufrieden lächelte und erleichtert ausatmete. Er hatte große Bedenken, ob der Plan funktionieren würde und er wenigstens auf diese Weise wieder Nähe herstellen könnte. All die Sorgen schienen umsonst gewesen zu sein. . . . Seit langem war der Magen des Sängers nicht so gefüllt gewesen, wie zu jenem Zeitpunkt, als die leere Schale bei den Plastikabdeckungen im Beutel landete und ein lang gezogenes Seufzen den Raum erfüllte. Tatsächlich hatte Mao alles aufgegessen, sodass er felsenfest der Überzeugung war, jedem Moment zu explodieren. Jedoch vollbrachte er mit dieser Leistung keinerlei Wunder, hatte Mizuki vorgesorgt und Maos Portion auf dessen derzeitiges Maximum reduziert. Nur weil der Ältere also glaubte auf Distanz zu gehen und sich auch mit den anderen nicht großartig unterhielt, hieß das noch lange nicht, dass ihnen dessen Leben entging – im Gegenteil, so achteten sie nur mehr aufeinander. Im Grunde wusste Mao das. Im Grunde ahnte Mao das. Doch bewusst daran denken wollte er nicht. Ebenso, wie er nicht mehr bewusst daran denken wollte, Byou eine Nachricht zu tippen, oder sich endlich bei Mizuki für das Essen zu bedanken. Da wurden zunächst zwei Flaschen Bier bevorzugt, die es anscheinend in kürzester Zeit auszutrinken galt. Zumindest lag Mizukis Stirn in Falten, als Mao bereits nach nicht einmal einer halben Stunde zur dritten Flasche griff. Was auch immer es war, Mao hatte hart an Etwas zu knabbern und schaffte es bisweilen nicht einen einzigen Ton verlauten zu lassen. Dank allein, war die leere Plastikschale im Müllbeutel – dennoch hätte Mizuki sich über ein kleines, ehrliches 'Danke' gefreut. Doch musste er einsehen, dass sich etwas zwischen ihnen änderte und damit musste er wohl oder übel leben. So, wie auch Mao, der damit kämpfte, wie er zum Teufel noch Eins seinen Dank hierfür aussprechen sollte, wo er sich doch benahm, wie das letzte Stück Scheiße! Mal ganz davon abgesehen, war es außerdem von Nöten eine Entschuldigung auszusprechen, aber ausgerechnet jetzt waren seine Eier so klein, dass er behaupten wollte, sie im Leistenkanal erst einmal suchen zu müssen! Wie erbärmlich! „Ohhh Goooott, 'chkönnte … keine Ahnung ey“, stöhnte Mao langatmig von sich, ließ den Körper nach hinten gegen die Couch sinken und legte tief einatmend beide Hände mit festem Druck auf die Stirn. „Weißt du“, starrte das Augenpaar angestrengt, gläsern zur Decke. „Ich kapier einfach nich wie man so sein kann. Ich mein … du. Ich komm dir total blöde, und du entschuligst dich, verstehst du? S'doch falsch. 'Chmein … Ich. ICH muss mich doch entschuldigen, nich du. Oder dein Tanzweibchen. Wieso gibt sie mir Kuchen und sagt, ich kann mit Sushi essen kommen? Wieso? Mehr Anti-Auren kann ich ihr doch nich hinwerfen, ich hab nich mehr.“ Völlig verzweifelt darüber gluckste Mao auf, setzte sich wieder aufrecht hin und schaffte es nunmehr Mizuki direkt anzusehen. Sein Küken. Sein hübsches, süßes Küken, welches in jenem Moment milde lächelte und die Schultern andeutend hob. „Dir geht’s gerade eben nicht so gut“, antwortete jener leise und erntete ein verblüfftes Schnaufen. „Und das is ok? Ich mein … ich weiß, ich mein gerade viel, aber Zuki … Das is doch keine Freifahrt, um … na ja … so scheiße zu sein, wie ich eben bin! Und jetzt kommst du her und hast Essen gemacht, und ich hab dir vorhin … ich hab dir nichmal tschüß gesagt und du machst mir essen, verstehst du, dass ich das nicht verstehe? Es verkompliziert alles noch mehr in meinem Kopf, weil … ich … fuck!“ Überfordert mit Allem sank der Blick gen Boden, doch der Körper schloss die Distanz zwischen ihnen und rutschte auf. So nahe, dass Mao selbst ein Bein über Mizukis legte, welcher sie seinerseits ausgestreckt auf den Boden langmachte und mit so viel Nähe wiederum nicht rechnete – jedoch sehr glüclich darüber war. „Nh, Mao. Was, was soll ich denn machen? Dir geht’s, wie gesagt, nicht gut und du redest nicht mehr mit mir, und das muss ich irgendwie akzeptieren. Aber was ich nicht ertragen kann ist einfach, wenn ich dich enttäusche oder du böse bist auf mich, ich will das nicht. Und ich scheine vielleicht dazu beigetragen zu haben, dass du dich eben abwendest, und ich möchte das irgendwie … wieder … gut ...“ Eine sanfte Geste, welche eine warme Hand an Mizukis Kinn führte und wundervoll weiche Lippen, welche die seinigen küssten. Wundervoll weiche Lippen, die er schon so oft spürte, dass er zu jenem Zeitpunkt glaubte, es sei ihr erster Kuss, weil der letzte solange zurück lag. Wann ist das alles passiert? Und warum? Warum tat Mizukis Herz so weh, als er feststellte, dass nicht mehr passieren würde. Dass es dabei blieb und keine Vertiefung gab, und wieso glaubte er einen heftigen Stich zu verspüren, sobald Mao ihm anschließend ein dennoch liebevolles „Tut mir leid“ entgegen hauchte? „Seit wann … entschuldigst du dich dafür?“ Verblüfft blickte Mizuki zu Mao auf und begriff dessen Worte nicht. Noch nie entschuldigte sich jener für einen Kuss. Warum jetzt? Warum generell? „Man sollte kein liebendes Herz Fremdküssen, hn“, schmunzelte der Sänger trunken im Mondlicht und lehnte die Stirn an die seines Gegenübers, auf dessen Schoß er mittlerweile saß. „Wie meinst du das?“ „Ach Mizuki.“ Resigniert schmunzelte Mao abermals, tippte seinem Küken dabei mit dem Zeigefinger auf die Brust und schloss die Augen für einen Augenblick. „Dass da … ist sicherlich mehr damit einverstanden sind es die Lippen die dich küssen, jene der Person, die es selbst im kalten Winter warm werden lässt, richtig?“ Falsch. Totzdem widersprach er Mao nicht. „Wenn du angetüdelt bist… wirst du immer so Phinosofisch“, versuchte Mizuki stattdessen umzulenken, um eventuell dahin zu kommen, wo er hin wollte. Unweigerlich musste Mao allerdings hinter vorgehaltener Hand auflachen, bevor er dem Jüngeren diesmal mit dem Zeigefinger gegen die Stirn tippte. „Philosophisch, Zuki. Phi-lo-so-phisch. Wie oft muss ich dir das eigentlich noch erklären?“ Ohne sich wegen des Versprechers irritieren zu lassen, zog Mizuki die Brauen tiefer ins Gesicht. „Von mir aus so lange, bis du mich wieder lieb hast und auch nüchtern wieder mit mir redest? Ich frage mich nämlich die ganze Zeit … also ...“ lenkte er das Thema wieder auf das Wesentliche, während Mao sich langsam löste und aufstand. „Hab ich dir wirklich nichts getan, was dich vielleicht gekränkt hat? Oder bin ich dir einfach zur Zeit tatsächlich zu jung und zu Hormon gesteuert, dass du einfach, ja, genervt von mir bist? Das war jedenfalls ernst gemeint, dass ich's nicht ertrage, wenn du sauer auf mich bist. Außerdem … na ja, ich … ich mach mir Sorgen um dich. Wir haben sonst immer über alles geredet Mao … und irgendwie warst du immer da … und jetzt bist du so … weit weg. Verstehst du, was ich damit sagen will?“ Schwer seufzend sank der Sänger zum selbigen Zeitpunkt auf die Couch und starrte aus den Fenster. „Eigentlich bist du es, der so unendlich weit weg ist, Zuki“, gab er leise zu verstehen mit einem milden Lächeln auf den Lippen. „Du bist unendlich weit weg. Nicht ich…“, lächelte Mao weiterhin, doch eine Antwort des Gitarristen blieb aus. Er verstand nicht. Wie sollte er auch? Mao war doch derjenige mit verquerten Gedanken, weswegen er abermals tief Luft holte und seine Eier wieder an Ort und Stelle brachte. „Natürlich verstehe ich was du mir damit sagen willst Mizuki. Und um ehrlich zu sein … war ich nie sauer auf dich, sondern auf mich selbst. Verstehst du? Ich hasse mich zur zeit abgrundtief. Wirklich, das ist mein Ernst. Ich kann auch echt mit niemanden reden, oder einfach mal alles raus brüllen … also … lass ich's völlig bekloppter Weise an dir aus. Dabei trifft dich gar keine Schuld für meine Denkweisen und meine Probleme, die ich mir dadurch selbst erschaffe. Deswegen tut’s mir, schon wieder, wahnsinnig leid, was hier passiert ist. Dass ich dich behandle wie den letzten Idioten, dabei bin ich der Idiot. Und trotzdem kommst du zu mir … das ist … oh man, Mizuki … du bist so ein toller Junge, wirklich. Behalte das bitte. Behalte bitte diesen Charakter und deine ganz eigene Ausstrahlung, es ist … wundervoll. Ich bereue nicht einen Tag, dass ich dir ewig hinterher telefoniert habe damals, um dich fast schon zu nötigen zu Sadie zu kommen. Wirklich nicht … du bist das Beste was mir passieren konnte Zuki.“ „…“ Ja. Ja, Mizuki hatte auf einen Wortwechsel gehofft an diesem Abend, um nicht mit einem schlechten Gefühl in die Tour zu starten. Doch alles was er sich erhoffte, wurde just in diesen winzig kleinen Augenblick, durch so wundervoll gewählte und von Herzen ehrlich gemeinte Worte so dermaßen übertroffen, dass die bleierne Schwere in Mizukis Brustkorb mit einem heftigen Schlag auseinanderbrach und Platz zum Atmen schaffte. Er war nicht Schuld. Er war nicht Schuld, und Mao keineswegs sauer oder enttäuscht von ihm. Diese Gewissheit zu haben war ein unbeschreiblich schönes Gefühl, sodass Mizuki vollkommen überwältigt von einer Welle der Emotionen geleitet aufstand und seinen Schatten direkt auf den sitzenden Sänger fallen ließ. Jener starrte einen weiteren Moment sinngemäß durch den Gitarristen hindurch, bis er schließlich den Blick hob, direkt den des Kükens aufsuchte, der sich nun in die Hocke begab, die Hände auf Maos Oberschenkel legte und tief Luft holte. „Mao?“ Es war nur ein Hauch. „Hm?“ Es war kaum zu hören. „Lauf bitte langsamer, wenn du schon meinst in die andere Richtung zu laufen. Sonst hol ich dich ja nie ein um dich wieder abzuholen. Gibt’s nicht irgendwo 'ne Bank in der Nähe? Setz dich und mach Pause. Ich bin schon … ich bin unterwegs.“ Erneut gehauchte Worte, erneut brach ein Felsbrocken entzwei. Jener gehörte diesmal Mao, welcher nicht an sich halten konnte und schwer zu atmen begann. Weinen? Schon wieder weinen, wie ein verschissenes Schulkind? Nur weil er so ein abartiger Loser war und Mizuki mit keinem Wimpernschlag jemals verdiente? Er verdiente diesen wunderbaren Menschen nicht, der vor ihm kniete, näherkam, eine Hand an seine Wange legte, so zärtlich, als seien sie frisch vermählt und- „Scheiße, Mizuki“, schnieften sich die Worte verzweifelt und ergeben über die Lippen. „Ich hab keine Ahnung was mit mir passiert zur Zeit. Aber … hol mich bitte … hol mich bitte wieder ab, oder sag mir einfach … wo du gerade bist. Dann komm ich zu dir“, heiserte Mao verzweifelt von sich, bevor er die Aura seines Gitarristen so nahe spürte, wie schon lange nicht mehr und erwartend die Augen schloss. Erwartend, glückselige Gefühle. Erwartend, den zärtlichen Kuss, welcher mit dem Körpergewicht zusammen dafür sorgte, dass sie beide schließlich auf der Couch lagen. Diese wundervoll große Hand erwartend, wie sie die seine suchte um die Finger miteinander zu verschränken, während die andere Schutz und Geborgenheit vermittelte, indem sie ihn einfach nur festhielt. So viel Körpernähe herstellte, wie möglich war und dieses absolut berauschende Gefühl erwartend, sobald sich ihre Zungen umgarnten, sobald warmer Atem seine Wange streifte. Mehr. Oh Gott, Mao wollte so viel mehr! Und doch genoss er diesen Moment in vollen Zügen. Genoss dieses Privileg, welches ihm zuteil wurde und genoss ebenso die anschließende Kuschelstunde auf der Couch, bis Mizuki schlichtweg neben ihm eingeschlafen war und Mao bereits Wangenkrämpfe bekam von seiner Starrerei. Seiner, 'Über-beide-Ohren-grinsen-Starrerei'. … „Liebes Tagebuch, er ist so unglaublich süß! Er riecht so gut! Schmeckt so gut! Ich fasse ihn gerne an, fühle mich wohl und aufgehoben! Er ist hier! Er ist wirklich hier ich kann mein Glück kaum fassen! Weil er HIER ist! Einfach nur hier ... Ich drehe frei, ich möchte unendlich weit laufen, um diesen Drang in mir zu stillen, um ins Bett zu fallen und zu schlafen, aber ich kann nicht! Ich will nicht. Aber ich kann auch nicht. Ich kann einfach nicht. FUCK! Ich schreib jetzt meinen Byouttaro!“ … Fünf Flaschen Bier und dreiunzwanzig Versuche eine Nachricht zu tippen später, sollte endlich der Moment gekommen sein. Der Moment, eine saubere Nachricht an seinen besten Freund zu senden. Mit Alkohol und Autokorrektur schien diese Aufgabe zu bewältigen zu sein. Ohne Nachdenken, einfach den Finger tippen lassen, was die Gedanken mitteilen wollten und e voila! Eine Nachricht entstand! >Liebe Byou. Bitte entschuldige, dass ich igh mich so lange nicht gemeldet habe. Meine letzte Antwort war auch sau Magier, es tut mir leid! Aber mein Kopf ist so voller, morgen starten wir die Tour und sind übrigens auch in Tokio! Können wir uns segeln ,? y darf ich dich versuchen kommen wenn es geht? Und wie geht es dir jetzt? Heilt die Kunde gut, kannst du wieder laufen, hören, alles Ebene? Ich muss dich sehen, du fehlst mir und ich schlage mich ganz ehrlich wirklich dafür, dass ich mich ewig nicht gemeldet habe (;__;) Wirkluch! Ich meune das Ernst! Ich liebe dich. (^//x//^)/“) Und ich liebe Mizuki. Also in schwul O_O aber sag das nich nicht, weil ich komm auf die zwei Tanztitten niucht klar! Hoofenlich bin ich noch nich tuckig weil Aki das gesagt hat!< Zufrieden seufzend nickte der Sänger die Info auf dem Display ab, dass die Nachricht gesendet wurde und legte das Smartphone auf den Tisch. Na also, war doch gar nicht so schwer. Man müsste ihn doch nicht neu zeugen, welch gute Neuigkeiten für die Welt! Blieb nur zu hoffen, dass Byou ihm weder sauer war, noch- . . . Neue Nachricht von Byouttaro: >Ohne scheiß, bist du stoned oder nur besoffen?! Mao? Ich rufe dich jetzt an, ok? Du musst dann das rote Kreiselding auf dem Bildschirm nach rechts wischen! Schaffst du das?< > jaT.+;T Ich liebe- dich< Eingehender Anruf: Byouttaro ♥ ---------------------------------------- Next? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)