Yurushimasu von hayden ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Kapitel 3 3. April 2015 Sechs Tage war das Hanami her. Mehrmals hatte Sora am Sonntag versucht ihre Brünette Freundin zu erreichen, doch es war als wäre sie vom Erdboden verschluckt. Kein einziges Mal kam sie durch, jedes Mal meldete sich sofort der Anrufbeantworter. Doch Mimi war nach diesem Samstagabend einfach nicht nach Reden zu Mute. Tais Worte hatten sie doch mehr verletzt als sie zugeben wollte. Nachdem sie ihn hatte stehen lassen flüchtete sie so schnell wie möglich nach Hause. Sora hatte sie eine schnelle Nachricht geschrieben, in der sie erklärte das ihr unwohl war, ihr aber noch einen schönen Abend wünschte und warnte das Tai sie suchen würde. Offensichtlich ohne Erfolg, denn in einer späteren Nachricht berichtete Sora von einem Kuss mit Matt. Na Super. Der Rest der Woche zog sich hin wie Kaugummi. Jedenfalls kam es ihr so vor. Umso größer war die Erleichterung dass nun endlich Freitag war. Als sie sich an diesem Morgen aus dem Bett quälte hörte sie gerade noch wie die Türe unten ins Schloss knallte. Verwirrt runzelte sie die Stirn und wusste nicht ob nun jemand gekommen oder gegangen war. Ihr Vater würde erst morgen früh aus den Staate zurückkommen und ihre Mutter erst Sonntagabend von ihrer Oma. Eigentlich sollte sie also alleine sein. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihr Breit als sie die Füße aus dem Bett schwang. Leise schlich sie auf die Tür zu, das Handy in der einen Hand um schnell jemanden anrufen zu können. Als sie fast die Tür erreicht hatte fiel ihr auf das sie keinen Gegenstand hatte der im Notfall als Waffe dienen könnte. Sie blickte sich um und fand neben ihrer Zimmertür einen ihrer High-Heels. Nach einem letzten prüfenden Blick nach einer besseren Waffe, beschloss sie dass er besser als nichts wäre. Mit Handy und Nieten besetzten High-Heel bewaffnet öffnete sie leise die Tür und lauschte. Das Haus war still, wie schon die ganze restliche Woche. Zögerlich setzte sie einen Fuß nach draußen auf den kalten Boden. Wachsam spähte sie um die Ecke. Alle Türen waren geschlossen. Das Haus wirkte wie immer. Ein wenig erleichtert trat sie ganz auf den Flur hinaus. Doch ihr zweiter Fuß berührte nicht den Boden. Überrascht schaute sie nach unten. Da lag ein gefalteter Zettel. Die Stirn in Falten gelegt nahm sie ihn in die Hand, faltete ihn auf und las. Die Schrift war fein und geschwungen. Eindeutig eine Nachricht ihrer Mutter. Mimi, Ich wollte dich nicht wecken da du noch geschlafen hast. Ich werde noch eine Woche länger bei Oma bleiben und habe nur schnell ein paar frische Sachen geholt. Hab ein schönes Wochenende. Küsschen, Mama. Natürlich. Das war in letzter Zeit typisch für ihre Mutter. Mimi hatte das Gefühl sie seit dem Neuen Jahr kaum noch gesehen zu haben. Die Wochen die ihre Mutter zuhause verbrachte konnte sie wohl an zwei Händen abzählen. Und immer schob sie dabei ihre Oma vor. Ein bisschen spanisch kam Mimi das schon vor. Als sie zu Weihnachten selbst bei ihrer Oma war, war diese für ihre 60 Jahre doch wirklich sehr fit. Durch die viele Gartenarbeit und das Meer direkt vor der Terassentür, hatte ihre Oma einen gesunden braunen Teint und wirkte auch sonst sehr sportlich. Nicht direkt wie jemand der vom einen auf den anderen Tag Bettlägerig wurde. Irgendetwas war hier doch faul, dachte sie noch als sie zurück in ihr Zimmer ging. Ein prüfender Blick auf die Uhr verriet ihr dass es viertel nach sechs war. Genug Zeit sich fertig zu machen und zur Schule zu gehen. „Du kommst heute Abend doch mit oder?“ Schon gefühlt hundertmal hatte Sora sie die ganze Woche über gefragt, ob sie auch wirklich mit auf Matts Konzert heute Abend kommen würde. Seine Band hatte einen Auftritt in einem kleinen Club in der Stadt und er hatte Sora zwei Plätze auf der Gästeliste versprochen. Diese war natürlich sofort Feuer und Flamme gewesen und hatte Mimi Montagmorgen direkt überfallen. Das sie sich das ganze Wochenende tot gestellt hatte war nach ihrer Zusage gleich vergessen. Auch wenn sie auf Matt wenig Lust hatte, wollte sie gern mal wieder mit Sora feiern gehen. Schon viel zu lange war der letzte Mädelsabend her. „Ja“, genervt rollte sie mit den Augen. „Ihr wollt da wirklich hin?“, fragte Tai von Soras anderer Seite abfällig. Um den Kommentar, der ihr auf der Zunge lag zu unterdrücken, stopfte sie sich einen Happen ihres Bentos in den Mund. Wieso musste Izzy heute auch krank sein. Normalerweise verbrachte sie die Pausen mit ihm anstatt mit Sora. Denn wo Sora war da war auch immer Tai und seit letztem Samstag hatte sie mit diesem kein Wort mehr gewechselt. Nicht dass es ihr was ausmachen würde. Stumm verspeiste sie auch den Rest ihres Mittagessens und blendete das Gespräch der anderen beiden gekonnt aus. Gedankenverloren ließ sie ihren Blick über den Schulhof wandern und blieb an einem brünetten Mädchen hängen das vergnügt Kicherte. Neben ihr, auf einer Bank unter einem Baum, saß ein Blonder Junge. Eindeutig Hikari und Takeru. Verliebt lächelten sie sich an und schienen sichtlich Spaß zu haben. Ein bisschen neidisch war Mimi schon. Es war schon eine Weile her dass sie einen Freund hatte. Eigentlich war es bis jetzt auch nur einer und es lag schon Jahre zurück. „Mimi?“ „Mh?“ Ruckartig drehte sie ihren Kopf wieder nach vorne und sah sich Sora gegenüber. „Es hat geklingelt.“ „Oh.“ Irgendwie hatte sie das gar nicht mitbekommen. Offensichtlich war sie doch mehr in Gedankenversunken als sie dachte. „Wahrscheinlich hat die Prinzessin schon überlegt wie sie sich als nächstes die Nägel lackieren soll“, mischte sich Tai abfällig ein. „Tai! Sei nicht immer so gemein!“, schallte Sora ihn. Gekonnt ignorierte sie seinen Kommentar und machte sich mit den beiden zusammen auf den Weg zu den Klassenräumen. Im zweiten Stock trennten sich ihre Wege und als Mimi in ihrem Klassenzimmer ankam, stellte sie fest dass der Platz neben ihr leer war. Irgendwie hatte sie gehofft Izzy würde plötzlich wie durch Zauberhand wieder genesen sein und sich mit ihr durch den restlichen Schultag quälen. Als sie sich auf dem Weg zu ihrem Platz am Fenster durch die Tische und Bänke schlängelte, schnappte sie hier und da Gesprächsfetzen auf. Das Hauptthema war natürlich das Wochenende. Alle freuten sich es mit ihren Freunden zu verbringen und einfach mal auszuspannen. Ein wenig von der Traurigkeit ergriffen ließ sie sich auf ihren Stuhl fallen. Niemand drehte sich zu ihr um und erzählte ihr von den Wochenendplanung. Sie fühlte sich unsichtbar und musste sofort an Tais Worte von letztem Samstag denken. Was wenn es stimmte? War sie wirklich eine so große Zicke das keiner was mit ihr zu tun haben wollte? Sicher, sie war sehr direkt und nahm selten ein Blatt vor den Mund. Doch Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, das waren einfach Dinge die ihr wichtig waren. Wieso sollte sie sich verstellen und jemand anderes sein? Nur damit einige Leute sie mehr mochten? Nein! Lieber bliebt sie sich treu und hatte wenig Freunde, als jemand anderes zu sein und viele zu haben. Würde sie sich verstellen, wären auch die Freundschaften nicht Aufrichtig, sondern bloß ein Schwindel. Unaufmerksam überstand sie auch die restlichen drei Stunden Unterricht, ehe sie sich allein auf den Weg nach Hause machte. „Er ist der Hammer!“ Schrill kreischte Sora ihr ins Ohr. Schon seit zwei Stunden waren sie in dem Club, lange bevor Matt seinen Auftritt hatte. Es spielten schon einige andere Bands, doch als die Teenage Wolves endlich die Bühne betraten, erreichten die Stimmung und das schrille Gekreische ganz andere Ausmaße. Fast hatte Mimi Angst dass ihr das Trommelfell platzen würde, als Sora erneut zu einer Kreischtirade ansetzte. Man merkte wirklich kaum, dass es ihr erstes Konzert war. Dennoch genoss Mimi die Zeit zu zweit. Am frühen Abend war Sora zu ihr gekommen. Gemeinsam hatten sie sich fertig gemacht und nebenbei Pizza gegessen. Während Sora in der kurzen schwarzen Hose und dem niedlichen weißen Top mit Lochmuster an den Säumen ehr unauffällig gekleidet war, war Mimi etwas mutiger. Das Kleid bestand aus einem luftigen, goldenen Top mit breiten Trägern und einem engen, kurzen Rock der aussah wie aus Schuppen gemacht. Am Rand waren sie schwarz und wurden zur mitten hin golden. Die Haare trug sie wild gelockt und in ihren Nieten High-Heels taten ihr die Füße schon mächtig weh. Doch gegen den Schmerz half der Alkohol mittlerweile ganz gut und so tanzte sie einfach zu der Musik der Bands, die nebenbei bemerkt alle recht gut waren. Matts Band war definitiv die beliebteste und die bekannteste. Der Club war überwiegend mit Mädchen in ihrem Alter gefüllt und der Großteil konnte fast alle Lieder mitsingen. Auch Sora versuchte sich hier und da, war jedoch deutlich weniger Textsicher als die meisten anderen. Mimi hingegen verspürte nicht die Lust den Mund zu öffnen. Rhythmisch bewegte sie sich zur Musik und animierte auch Sora dazu. Ausgelassen tanzten sie und Mimi verschwendete keinen Gedanken mehr an heute Mittag. Der Auftritt dauerte knapp eine Stunde. Danach bahnten sich die vier Jungs einen Weg durch die Partymeute zur Bar. Immer wieder wurden sie dabei aufgehalten, für Fotos, was in einem überfüllten Club ehr weniger gut ging, oder Autogramme. Als Sora den blonden Sänger endlich allein in einer Ecke neben der Bar ausmachte, packte sie Mimi wild entschlossen am Handgelenkt und manövrierte sie beide aus der Menge. Wozu Sora sie dabei brauchte war ihr nicht ganz klar, doch mehr oder weniger freiwillig ließ sie sich mit ziehen. Sollten sie in der Masse der Jugendlichen jedoch getrennt werden, wäre das für Mimi kein Problem. Leider war das Glück heute nicht auf ihrer Seite denn kurze Zeit später fand sie sich neben Sora und vor Matt wieder. Atemlos lächelte diese Matt an und brüllte ihm eine Begrüßung zu. Lässig nickte er den Mädchen zu, gab dem Barkeeper ein Zeichen und bestellte, nach neuerlichem, skeptischem, überlegendem Blick auf die zwei Freundinnen, zwei Tequila Sunrise. Die Drinks ließen nicht lange auf sich warten. Dankbar ergriff Mimi eines der Gläser und nahm einen ordentlichen Zug. Der süße Cocktail rann ihre ausgetrocknete Kehle entlang. Sofort fühlte sie sich ein wenig besser. Neben ihr fingen Sora und Matt an sich zu unterhalten. Erstaunt stellte Mimi fest das ihre sonst doch ehr schüchterne und zurückhaltende Freundin dem blonden Sänger dabei immer näher kam. Ob das der Alkohol war? Vermutlich. Gedankenverloren nippte sie ebenfalls immer wieder an ihrem Drink und ließ ihren Blick dabei durch den Club wandern. Überall rieben sich verschwitze Körper aneinander und in den Sitzecke konnte sie beobachten wie Jungen und Mädchen ordentlich Spucke austauschten. Angewidert wandte sie den Blick ab, nahm einen letzten Zug aus ihrem Glas und stellte es zurück auf den Tresen. Neben ihr waren Matt und Sora immer noch miteinander beschäftigt und merkten so nicht, wie Mimi sich wieder auf die Tanzfläche stürzte. Als sie irgendwann wieder an der Bar landete, die Wangen vom Tanzen gerötet, war von Sora und Matt keine Spur mehr. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Nach einigen Minuten hatte sie es endlich geschafft sich an den Bartresen vorzudrängeln und einen Barkeeper auf sich aufmerksam zu machen. Zufrieden bestellte sie sich einen Vodkalemon und ergatterte sogar einen Barhocker an einem weniger gefüllten enden der Bar. Suchend schaute sie sich nach ihrer Freundin um, während sie gierig an ihrem Strohhalm zog. Doch der Club war zu dunkel um wirklich jemanden ausmachen zu können. Vielleicht waren sie auch schon längst gegangen. Immerhin hatte sie keine Ahnung wie spät es bereits war. Doch Mimi war die Zeit egal. Auf der Tanzfläche hatte sie so viel Spaß gehabt. Immer wieder wurde sie angetanzt und sie müsste lügen wenn sie sagen würde, es hätte ihr nicht gefallen. Mit jedem neuen Lied stieg ihre Tanzlust mehr und mehr und ihre Umgebung blendete sie immer weiter aus. Im Takt hatte sie die Hüften kreisen lassen und die Arme geschwungen. Schon lange hatte sie sich nicht mehr so befreit gefühlt wie heute Abend. Während sie noch immer mit glühenden Wangen auf die Tanzfläche schaute, bemerkte sie nicht wie ihr Glas immer leerer wurde. Erst als der Strohhalm keine kühle Flüssigkeit mehr in ihren Mund schleuste wurde sie auf das nun mehr leere Glas in ihren Händen aufmerksam. Die Bar neben ihr war von einer Meute umgeben und hier am hinteren Ende der Bar standen die Chancen stets schlecht die Aufmerksamkeit eines Barkeepers zu erregen. Entweder sie würde also aufstehen und damit ihren Platz aufgeben oder sie müsste ihr Glück einfach so versuchen. Nach gründlichem Überlegen was ihr Momentan wichtiger war, versuchte Mimi mit Winken und unter Einsatz ihres laszivsten Blickes einen der Barkeeper für sich zu gewinnen. Der Erfolg war nur mäßig und sie müsste sich wohl oder übel an den vorderen Teil begeben um ihren Durst zu stillen. Sie war schon halb von ihrem Hocker gerutscht, als doch noch ein junger Mann hinter der Bar auftauchte. Den Getränkewunsch hatte sie schon auf den Lippen und das Geld in der Hand, als sie bemerkte dass er gar nicht wegen ihr hier war. Empört schaute sie auf ihre linke Seite um die Person, die sich hier eindeutig vorgedrängelt hatte, mit tödlichen Blicken zu strafen. Ein Junge, etwa in ihrem Alter, lehnte an der Bar. „Ich hätte gern ein Bier, zwei Tequila Gold… und das was sie will“, brüllte er dem Barkeeper zu und schenkte Mimi ein freches Lächeln als er seinen Satz beendet hatte. Ein bisschen verblüfft musste sie nun erstmal ihre Gedanken ordnen, immerhin wollte sie ihn doch gerade nieder machen weil er die Dreistigkeit besaß, sich einfach so vorzudrängeln. „Ähm einen Vodkalemon“, antwortete sie völlig aus dem Konzept gebracht. Ehe sie noch etwas sagen konnte hatte ihr der fremde Junge, der im schummerigen Licht des Clubs gar nicht so übel aussah, auch schon einen der kleinen Shots hingeschoben. Den Blick unverwandt auf sie gerichtet befeuchtete er seinen Handrücken, schüttete etwas Salz drauf und begann mit dem üblichen Tequila Ritual: lecken, trinken, beißen. Seine Haare waren dunkel braun, fast schwarz und standen leicht verwuschelt von seinem Kopf ab. Die Augen wirkten dunkel, doch eine genaue Farbe war nicht zu erkennen. Zwischen seinen Lippen entblößten sich zwei Reihen weißer Zähne als er ihr lächelnd zuprostete. Er war gut gebaut. An seinen Oberarmen spannte das weiße Shirt. Die Beine steckten in einer schwarzen Jeans und an den Füßen trug er weiße Sneaker. Die Überraschung ob dieser ungewöhnlichen Begegnung hatte sie gelegt als der Barkeeper ihr ein neues Glas hinstellte. Keck lächelte sie den Typen an und nahm dann ebenfalls den Tequila. „Ich bin Taro.“ „Mimi“, erwiderte sie. „Lust zu tanzen Mimi?“ In einer einzigen geschmeidigen Bewegung ließ sie sich von ihrem Hocker gleiten und bewegte sich mit schwingenden Hüften Richtung Tanzfläche. In ihrem Rücken spürte sie seinen Lüsternen Blick der an ihrem gesamt Körper entlang glitt. Die Drinks waren fürs erste vergessen, doch der Abend, das spürte Mimi, würde jetzt erst richtig interesant werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)